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Full text of "Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins"

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DD  ZEITSCHRIFT 

AACHENER  GESCHICHTSVEREINS 


IM    Al"FTI{AG  DER  WISSENSCHAFTLICHEN  K03IMISSI0N 


h:eraüsgeoeben 


VON 


Dr.  EMIL  FROMM, 

BIBLIOTHEKAR  DKR  STADT  .iACHEX. 


ACHTZEHNTER  BAND. 


^^2ILI0THEREADER 


The  paper  in  thig  volume  is  brittle  or  tk 
inner  margins  are  extremely  narrol. 

We  have  bound  or  rcbound  the  L\ 
utilizmg  the  best  means  possibl^  "°** 

PLEASE  HANDIjj^rnHcARE 

GENERAL   BOOKBINDINQ   Co..  ChEST 


IRLAND.  Ohio 


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AACHEN.  ^\ 


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ZEITSCHRIFT 


DD 

A54- 

AACHENER  GESCHICHTSVEREINS 


DES 


\yi  AT^FTRAG  DER  WISSENSCHAFTLICHEN  KO^LMISSION 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

Dr.  EailL  FROMM, 

BiniJOTHEKAR  l)KR  STAriT  .\ACUEN. 


ACHTZEHNTER  BAND. 


NOTE  TP  THE  READER 

The  paper  in  this  volume  is  brittle  or  the 
inner  margins  are  extremely  narrow. 

We  have  bound  or  rebound  the  volume 
utUizing  the  best  means  possible. 

PLEASE  HANDLE  WTTH  pawt? 


GENERAL   BOOKBINDINO   Co.,  CHESTERLANO.  OHIO 


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AACHEN. 


VKRLAG  DKR  C'HHMEKSl'UKX  HCcillI  V\M>rNG  i(\  (\\XI\:. 


18U«. 


1897 


MonatBversammlungeii 

des  Aachener  Geschichtsvereins. 

Zur  Abhaltung  der  Monats  Versammlungen  ist  für  das  nächste 
Vereinsjahr  der  zweite  Mittwoch  der  Monate  Dezember,  Februar, 
April  und  Mai,  Abends  8V4  Uhr  und  als  Lokal  der  Gasthof  zum 
Elephanten  hierselbst  festgesetzt  worden.  Die  monatlichen  Zu- 
sammenkünfte finden  also  statt: 

am    9.  Dezember  1896 
„    10.  Februar 
„    14.  April 
„    12.  Mai 

Da  eine  rege  Theilnahme  an  diesen  für  das  Vereinsleben 
ausserordentlich  forderlichen  Versammlungen  die  Vorbedingung 
ihrer  dauernden  Fortfühnmg  bildet,  so  werden  die  Vereins- 
mitglieder, einheimische  wie  auswärtige,  um  zahlreiche  Betheili- 
gung höflichst  gebeten  mit  dem  Bemerken,  dass  sachgemässe 
Mittheilungen  aus  dem  Schoosse  der  Versammlung  stets  erwünscht 
sind.    Die  Einführung  von  Nichtmitgliedern  ist  gestattet. 

Aachen,  im  November  1896. 

Der  Vorstand. 

Die  verehrlichen  Vereine,  Gesellschaften,  Anstalten  und 
Redaktionen,  mit  welchen  der  Aachener  Geschichtsverein  in 
Schriftenaustausch  steht,  bitten  wir,  alle  für  uns  bestimmten 
VerötFentlichungen  und  zwar  auch  die  direkt  durch  die  Post 
beförderten  an  die  Cremersche  Buchhandlung  (C.  Cazin)  in  Aachen, 
Kleinmarschierstrasse  Nr.  3,  senden  zu  w^oUen. 

Der  Vorstand. 


ZEITSCHRIFT 


/    AACHENER  GESCHICHTSVEREINS. 


ril  AÜFTRAC  DER  WISSEN  SCHAFT  LH  HEX  KOMMISSION 

HEBALSOEGEBEK 


Dp.  EMIL  FR03[M, 

JIBLIOTHEKAE  DER  STADT  AACHEN. 


ACHTZEHNTER  BAND. 


AACHEN, 

VEBLAO    I>KK  CREMERöCHEN  ßCCHllAXIH.l'Nn  (C.  TAZIN',. 

i89Ü. 


5.  Mittheilungen  aus  Handschriften  der  Klöster  Burtscheid  und 
Steinfeld.    Von  F.  W.  E.  Roth 358 

6.  Der  päpstliche  Nuntius  Bonomi,  Bischof  von  Vercelli,  in 
Aachen  im  J.  1585.    Von  Alphons  Bellesheim   ....    360 

7.  Aachen-Pilger  in  Köln.    Von  H.  Eeussen 363 

8.  Nachtrag  zu  Bd.  XVII,  S.  252  fF.,  der  Zeitschrift  des  Aachener 
Geschichtsvereins.    Von  Alphons  Beilesheim 363 

10.  Literatur. 

1.  Joh.  H.  C.  Scheibler,  Geschichte  und  Geschlechts-Register 

der  Familie  Scheibler.    Angezeigt  von  E.  Fromm  ....    36.5 

2.  R.  Pick,  Aus  Aachens  Vergangenheit.  —  K.  Rhoen,  Zur 
Vertheidigung  der  geschichtlichen  Wahrheit  und  zur  Abwehr 
der   Angriffe    des   Herrn   Archivars    Pick.     Angezeigt   von 

E.  Pauls 368 

U.  Literatur- üebersicht  für  die  Jahre  1895  und  1896.  Von  F.  Wissowa    379 
12.  Chronik  des  Aachener  Geschichtsvereins  1895/96 399 


QUAUTY  CONTROI.  MANK 


Die  LeiBtungen  des  Amtes  Wassenberg  zum  Jülicher 

Festmigsbau  im  Jahre  1576. 

E\n  Beitrag  zur  Sozial-  und  Wirthschaftsgeschichte 
des  Niederrheins  im  16.  Jahrhundert. 

Von  G.  von  Below. 

In  den  letzten  Jahrzehnten  ^  ist  unsere  Kenntniss  der  Zu- 
stände des  ausgehenden  Mittelalters  imd  der  beginnenden  Neuzeit 
wesentlich  durch  sozialstatistische  Untersuchungen  gefordert 
worden.  Diese  stützen  sich  überwiegend  auf  Steuerlisten  und 
Börgerverzeichnisse.  Die  folgenden  Zeilen,  welche  einige  Punkte 
aus  der  Sozial-  und  Wirthschaftsgeschichte  des  Niederrheins  im 
16.  Jahrhundert  aufhellen  wollen,  stützen  sich  auf  ein  anders 
geartetes  Material,  nämlich  auf  Aufzeichnungen  über  Ver- 
pflichtungen der  ünterthanen  der  Herzogthümer  Jülich  und 
Berg  zu  gewissen  Diensten. 

Ausser  den  ein  für  allemal  feststehenden  technisch  so- 
genannten „Diensten*,  zu  denen  die  ünterthanen  in  den  Herzog- 
thämem  Jülich  und  Berg  ihrem  Landesherrn  gegenüber  ver- 
pflichtet waren*,  leisteten  sie  von  Zeit  zu  Zeit  auch  ausser- 
ordentliche „Dienste*.  Von  einem  dieser  Fälle ^  sind  besonders 
reichliche  Nachrichten  vorhanden,  nämlich  von  den  Arbeiten  der 
rnterthanen  an  der  Festung  Jülich  im  Jahre  1576.  Und  zwar 
besteht  der  Werth  der  Nachrichten  hauptsächlich  in  Angaben 
über  soziale  und  wirthschaftliche  Verhältnisse.  Im  Folgenden 
thi-ilen  wir  die  Aufzeichnungen  über  die  dienstpflichtigen  Per- 
s<*nen  des  jtilicher  Amtes  Wassenberg  im  Auszug  mit. 

Der  vollständige  Abdruck  der  Aufzeichnungen  würde  sich 
deshalb  nicht  rechtfertigen,  weil  es  sich  zum  grössten  Theilum 

')  IHe  vorliegende  Arbeit  ist  ein  mit  einigen  Abänderungen  versehener 
AUniek  der  Beilage  znm  Index  lectionum,  Ostern  1896,  der  Akademie  Münster. 

*)  Vgl.  meine  Ausgabe  der  Landtagsakten  von  JttUch-Borg  Bd.  I 
iDteAcUorf  1895),  S.  152  ff.  und  628. 

•j  üebcr  einen  anderen  Fall  s.  a.  a.  0.  S.  253  und  274  f. 

1 


2  G.  von  Below 

blosse  Namen  handelt.  Wir  haben  die  Namen  Pflichtiger  Personen 
nur  da  angeführt,  wo  sie  etwas  für  die  sozialen  und  wirthschaftlichen 
Verhältnisse  ergaben;  ausnahmsweise  ist  ein  Name  auch  sonst 
noch  um  einer  bemerkenswerthen  Namenbildung  willen  mitgetheilt 
worden.  Die  Einrichtung  des  Auszuges  ist  folgende.  Vollständig 
sind  nur  die  Namen  derjenigen  Pflichtigen  Personen  abgedruckt, 
die  „vor  und  um  die  Stadt  Wassenberg  gesessen"  sind,  und 
später  ein  paar  Mal  die  sogenannter  Freien.  Bei  den  übrigen 
Orten  haben  wir  uns  darauf  beschränkt,  die  Zahl  der  Pflichtigen 
Personen  und  der  von  ihnen  besessenen  Pferde  anzugeben  und 
nur  besonders  charakteristische  Namen  herauszugreifen.  Die 
letzteren  sind  dann,  in  Klammern  eingeschlossen,  jenen  Zahlen 
nachgestellt.  Der  besseren  Uebersicht  wegen  und  zur  Erleichte- 
nmg  der  Citate  sind  die  Hauptabschnitte  der  Aufzeichnung  mit 
römischen,  die  auf  die  einzelnen  Kirchspiele  bezüglichen  Unter- 
abtheilungen mit  arabischen  Zififern  bezeichnet  worden. 

Die  Aufzeichnungen  sind  nun  zunächst  insofern  von  Werth, 
als  sie  uns  über  die  Verbreitung  der  Gewerbetreibenden  auf 
dem  platten  Lande  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts 
unterrichtend  Wir  wollen  damit  freilich  keineswegs  behaupten, 
dass  wir  in  dieser  Hinsicht  ganz  zuverlässige  Nachrichten  be- 
sitzen. Wir  erhalten  im  Gegentheil  nur  Beiträge  zu  jener  Frage. 
Denn  erstens  ist  es  keineswegs  ausgemacht,  dass  nur  diejenigen 
Personen  Gewerbetreibende  sind,  die  ausdrücklich  als  solche 
bezeichnet  werden.  Und  zweitens  ist  es  sehr  oft  fraglich,  ob 
eine  Bezeichnung  wirklich  als  Berufsbezeichnung  aufzufassen  ist 
oder  nicht  vielmehr  als  Eigenname.  Ich  habe  bei  den  mit- 
getheilten  Proben  die  Worte,  die  irgendwie  als  Berufsbezeichnung 
gelten  können,  mit  kleinen  Anfangsbuchstaben  geschrieben.  In 
manchen  Fällen  liegt  das  Verhältniss  ja  klar:  wenn  es  etwa 
heisst:  Wilhelm  der  mulner.  Aber  wenn  wir:  Lenhart 
wever^  lesen,  wird  es  ungewiss  bleiben,   ob  wir  hier  an  eine 

')  lieber  diese  Frage,  welcher  von  der  Gesetzgebung  und  Verwaltung 
in  allen  Territorien  die  grösste  Aufmerksamkeit  gewidmet  wurde,  s.  a.  a.  0. 
S.  145. 

*)  Vgl.  hierzu  Zeitschrift  der  Savigny-Stiftung  für  Rechtsgeschichte 
Bd.  16  (Germ.  Abth.),  S.  208:  ein  burger  in  demselbigen  tal,  genant  Hans 
Schumacher,  Heins  schuleppers  sun  ....  wie  der  Schumacher  den  alten 
scherer  sin  dochterman  vom  leben  zum  tott  bracht.  Das  Wort  „genant"  scheint 
anzudeuten,  dass  es  sich  um  den  Familiennamen  handelt.  Und  doch  ist,  wie 
aus  dem  Folgenden  hervorgeht,  Schumacher  hier  die  Berufsbezeichnung. 


Die  Leistungen  des  Amtes  Wassenberg  zum  Jttlicher  Festnngsbau  i.  J.  1576.    3 

Berufsbezeichnung  oder  einen  Eigennamen  zu  denken  haben. 
Jedenfalls  müssen  auch  solche  Fälle  im  Auge  behalten  werden. 
Und  wenn  wir  hier  und  in  anderer  Beziehung  nicht  zu  sicheren 
Resultaten  gelangen,  ergeben  doch  unsere  Nachrichten  wenigstens 
so  viel,  dass  die  Gewerbetreibenden  verhältnissmässig  zahlreich 
auf  dem  platten  Lande  vertreten  und  auch  verhältnissmässig 
viel  verschiedene  Berufsarten  vorhanden  waren.  Bemerkenswerth 
ist  femer,  dass  die  Gewerbetreibenden  sich  regelmässig  nur 
unter  den  zum  „Schüppendienst"  verpflichteten  Personen  finden^, 
nur  ganz  ausnahmsweise  unter  den  Pferdebesitzern.  Auch  die 
Müller  gehören  meistens  zu  den  ersteren.  Wie  erwähnt,  haben 
wir  in  dem  unten  mitgetheilten  Auszug  einige  Namen  mit  lehr- 
reichen Bezeichnungen  als  Proben  gegeben.  Speziell  für  die 
Verbreitung  der  Gewerbe  mögen  hier  noch  folgende  Beispiele 
angeführt  werden: 

Kirchspiel  Doveren  (unter  den  Schüppendiensten) : 
Geerken  kremer  an  der  kirchen. 
Der  kremer  uf  der  Baelen. 
Biel  wirtfraue. 
Peter  kuirwechter*. 


*)  Ucber  den  Besitz  der  Handwerker  vgl.  noch  aus  der  Aufzeichnung 
\ihvT  das  Amt  Brüggen  vom  Juni  1576:  von  „Johan  des  schomechcrs  erf"  und 
Ton  , Peter  des  oelichschlegers  erf"  ist  je  ein  Schüppendienst  zu  leisten. 

*)  Kuirwechter  ist  wohl  Amtsbezeichnung.  Mit  den  in  den  Landtags- 
tkten  a.  a.  ().  S.  834  erwähnten  „Kunneistem'*  hat  das  Wort  nichts  zu 
ikmi,  sondern  es  ist  —  ich  verdanke  diese  Belehrung  Herrn  Geh.  Rath  Locrsch 
-  aaf  Aachener  Sprachgebrauch  zurückzuführen.  Kurwachten  waren  in 
Avben  aaf  drei  hochgelegenen  Befestigungstheilen  eingerichtet.  Vgl.Noppius, 
\Athfr  Chronick  (1643),  Bd.  I,  S.  16:  „ünder  vorgesagten  Pfort-  und  Thürnen 
Ut*«  drei  Churwarten,  als  nemblich  auf  dem  langen  Thum,  auf  Sandkaul- 
ind  Bortschieder  Pfort,  welche  auch  ihre  auf  bestellte  Wächter  haben."  Nop- 
piai,  Bd.  n,  S.  255,  erwähnt  zum  Jahre  1624,  dass  die  „Churwacht"  des  langen 
Thamis  in  Folge  eines  Blitzschlages  abbrannte.  Der  Wächter  meldete  An- 
ftibening  verdächtiger  Leute,  beobachtete  Nachts  Feucrsbrtinste  und  gab  für 
illcs  da«,  sowie  als  Zeichen  fUr  das  Oeffnen  der.  Thore  am  Morgen  und  das 
Schliesflea  am  Abend  Homsignale.  Vgl.  Pick,  Ans  Aachens  Vergangenheit 
lAacben  1895),  S.  188,  nnd  Aachener  Volkszeitung  1885,  Nr.  118.  Der  Ausdruck 
.Korwlchter*  ist  wohl  folgenden  Ursprungs.  Kurordnung  ist  das  Fricdens- 
ff^setx,  das,  zuerst  1388  erlassen  (vgl.  Loersch,  Achener  Rechtsdenkmäler, 
4^.  j<>  1[X  Auflauf,  Oewaltthätigkeit,  Misshandlung  der  Bürger  unter  einander 
*tt«rhlie#st,  Kurgericht  das  neben  dem  Schöffengericht  für  diese  Zwecke  be- 
*4kderi  errichtete  Fricdcnsgcricht  (Kur  -  Keure,  autonomische  Satzung  städti- 
•^heo  Rechts).    Wahrscheinlich  hat  diese  Friedensorduung,  die  noch  im  Jahre 

1* 


4  Ö.  von  Below 

Kirchspiel  Herkenbosch  ^  (unter  den  Schüppendiensten) : 

Godhart  der  kremer. 
Kirchspiel  Melick*  (unter  den  Schüppendiensten): 
Elbert  der  schmit. 
Hinrich  der  schrueder. 
Im  Ganzen  werden  folgende  Berufe   genannt:   zimmer- 
man',  holtschnider,  klompenmecher,  koerfmecher,  wen- 
mecher,  hammecher,  ledderreider,  hexelschnider^,  glais- 
mecher,   ziegelbecker,    schmit,    metzmecher,    vischer, 
schrueder,  wever,  linenwever,  verver,  becker,  broet- 
becker,  weggenbecker,  fleischheuer,  decker  (z.  B.  Evert 
der  decker),  leiendecker,  wirt  (z.  B.  Goert  der  wirt; 
auch  unter  den  Schüppendiensten),  winwirt,  cuper,  kaufman 
(sehr   selten),   kremer   (sehr   häufig),   muller,   lantmesser, 
kuirwechter. 

Zum  Vergleich  mag  die  Aufzeichnung  über  ein  anderes 
Amt,  das  Amt  Brüggen  (aus  dem  Juni  1576),  herangezogen 
werden.  Hier  werden  z.  B.  unter  den  Schüppendienstpflichtigen 
der  Vorster  hontschaft  genannt: 

In  Kremers   (oder:  kremersP)  guetgen   der  scho- 

mecher. 
Thewis  der  kremer  in  Gruiters  haus. 
Unter  den  schüppendienstpflichtigen  imkirspelBruggen 
und  Born  und  erstlich  under  Haverslae  gehoerig: 
Johan  der  schmit. 
Der  wever  uf  dem  Paede. 
Aus  Oebel  und  Glaeckweg: 
Der  hamecher. 


1577  erneuert  worden  ist  (Noppius,  Bd.  in,  S.  85:  „reformirte  Churgerichts- 
ordnung"),  die  AnsteUung  von  Wächtern  zur  Folge  gehabt,  die  auf  den 
Strassen  eine  gewisse  Aufsicht  führten  (eine  Art  Polizei  oder  Nachtwächter), 
üebertretungen  der  Friedensordnung  zu  verhindern  oder  anzuzeigen  verpflichtet 
waren.  Eine  tiberwachende  Thätigkeit  hatten  auch  die  Leute  auf  den  Thorcn, 
und  so  werden  sie  auch  Kurwächter  genannt. 

*)  Jetzt  zum  Königreich  der  Niederlande  gehörig.  Vgl.  W.  Graf 
V.  Mirbach,  Programm  der  Rheinischen  Ritter -Akademie  zu  Bedburg, 
1880/81  S.  25. 

*)  Ebenfalls  jetzt  zu  den  Niederlanden  gehörig  (s.  Graf  v.  Mirbach 
a.  a.  0.),  nicht  zu  verwechseln  mit  dem  südöstlich  von  Wassenberg  gelegenen 
Mmich. 

^)  Ob  es  sich  hierbei  um  einen  selbständigen  Beruf  handelt,  ist  freilich 
sehr  zweifelhaft. 


Die  Leistungen  des  Amtes  Wassenberg  zum  Jttlicher  Festungsbau  i.  J.  1576.   5 

Erken  der  wever. 
Der  schwarte  wever. 

Ferner  werden  in  einer  Aufzeichnung  über  Dienste  der 
ber^ischen  Kellnerei  Lülsdorf  von  1548^  als  schueppendiener 
in  dem  Orte  Lülsdorf  unter  anderem  genannt:  arbeder,  win- 
garder,  schrueder,  knecht,  scheffer^ 

Lehrreich  sind  sodann  unsere  Nachrichten  betreffs  der  Ver- 
breitung des  Wortes  Kötter  oder,  wie  es  hier  heisst,  kaeter. 
Das  Wort  kommt,  im  Gegensatz  zum  sächsischen  Stammesgebiet  ^, 
in  den  rheinischen  Gegenden  selten  vor*.  Hier  haben  wir  nun 
recht  interessante  Erwähnungen.  Man  bezieht  das  Wort  Kötter 
auf  Besitzer,  die  ihr  Land  nicht  auf  der  Flur  (wie  die  regel- 
rechten Bauern)  liegen  haben,  deren  Land  vielmehr  in  Wurthen 
oder  auf  früherem  Gemeindeland,  jedenfalls  ausserhalb  des  flurlich 
benutzten  Bodens  liege;  nicht  entscheidend  sei  die  Spannhaltung ^. 
Unsere  Aufzeichnung  scheint  dieser  Erklärung  zu  widersprechen. 
Wo  sie  von  Köttern  spricht,  stellt  sie  sie  schlechthin  den  Pferde- 
besitzem  gegenüber;  sie  scheint  also  doch  den  Mangel  des  Ge- 
spanns als  das  entscheidende  Moment  anzusehen.  Danach  würde 
also  hier  unter  Kötter  der  kleinere  und  zwar  gespannlose  Besitzer 
zu  verstehen  sein.  Es  wird  jedoch  auch  am  Niederrhein  nicht 
bloss  dieser  Gebrauch  von  dem  Worte  Kötter  gemacht.  In  einer 
Aufzeichnung  über  das  bergische  Amt  Monheim  aus  dem  Jahre 
1540  heisst  es  nämlich:  die  kötter  lanx  den  broich  .  .  .  . 
haven  under  ziden  perd,  und  under  ziden  haven  si  gein 


<)  Vgl.  Jahrbücher  für  Nationalökonomie  und  Statistik  Bd.  64,  S.  855, 
AmiL  65  b. 

')  Bei  vielen  wird  hier  bemerkt,  dass  sie  pauper  seien,  so  z.  B.  bei 
»ittchen  wingarder  (es  sind  aber  nicht  alle  wingarder  pauper). 

')  Vgl.  darüber  neuerdings  Jos.  Hetzen,  die  ordentlichen  direkten 
^teAtJ»teiiem  des  Mittelalters  im  Fürstbisthum  Münster  (Münstersche  Doktor- 
«üwcrution  von  1895),  S.  54  ff. 

•)  Einige  Beispiele  s.  in  meiner  Geschichte  der  landständischen  Ver- 
fWnng  in  JttUch  und  Berg,  Tbl.  Ell,  Hft.  1  (Düsseldorf  1890),  S.  26  ff. 
VgL  femer  Aufzeichnung  über  das  Amt  Beyenburg  von  1547  (Landtags- 
kdauniMiongverhandlnngen,  Kaps.  56,  Nr.  3) :  8  kotterhaefe  in  demc  Barmen, 
i(rfen  Hcbaitz  und  denst  und  deinen  ein  idcr  mit  deme  lifo  (d.  h.:  nicht  mit 
Herdrn»  gelicbs  den  anderen,  sint  8  menne.  Bei  dem  Amte  Beyenburg  ist 
ni  beerbten,  dass  es  an  Westfalen  grenzt 

')  Vgl.  die  bei  Metzcn  a.  a.  0.  und  in  meiner  landständ.  Verf.  a.  a.  0. 
•ageftthrte  Literatur. 


6  G.  von  Below 

perd^    Hier  ist  mithin  die  Auffassung  vorhanden,  dass  auch 
Kötter  Pferde  haben  können. 

Noch  in  einer  anderen  Beziehung  enthält  unsere  Aufzeich- 
nung über  die  Kötter  Lehrreiches.  Auf  die  Aufzählung  der  schatz- 
pflichtigen Personen  folgt  die  der  schatzfreien  Besitzer.  Aus 
dem  Vergleich  beider  ergibt  sich,  dass  unter  den  ersteren  nicht 
etwa  bloss  absolut,  sondern  auch  relativ  die  Zahl  der  Kötter 
grösser  ist  als  unter  den  letzteren.  Offenbar  ist  ganz  überwiegend 
den  grösseren  Besitzungen  Schatzfreiheit  zuerkannt  worden. 

Der  Werth  unserer  Aufzeichnung  würde  sich  erhöhen, 
wenn  wir  sie  für  die  Bestimmung  der  Bevölkerungszahl  ver- 
wenden könnten.  Für  diesen  Zweck  würde  zunächst  zu  be- 
stimmen sein,  wer  als  pflichtig  anzusehen  ist.  In  einer  Instruktion 
über  die  Leistung  ausserordentlicher  Dienste  aus  dem  Jahre 
1539  lauten  die  entscheidenden  Sätze^:  Ider  underdain  .  .  . 
sal  .  .  .  einen  frien  dinst  dein,  nemlich  die  perd  und 
gespan  haven,  mit  so  vil  perden  und  wagen,  als  sie 
halden  und  gebruichen.  Aver  die  geine  gespan  haven, 
sonder  allein  laut,  das  si  usbouen  lassen,  sullen  der- 
selvigen  nagedrage  ires  lantz  so  vil  bi  einandern  ver- 
ordent  werden,  das  si  euch  ein  gespan  machen.  Und 
die  aiyderen  sullen  mit  schuppen  und  hacken  dienen. 
Wenn  hier  in  Aussicht  genommen  wird,  dass  diejenigen  Land- 
besitzer, welche  nicht  zugleich  Gespann  haben,  zur  Aufbringung 
von  Gespann  vereinigt  werden  sollen,  so  ist  in  unserer  Auf- 
zeichnung nicht  davon  die  Rede;  nach  dieser  sollen  auch  jene 
zweifellos  bloss  mit  Schuppen  dienen^.  Dabei  handelt  es  sich 
indessen  ja  auch  nur  um  etwas  nebensächliches.  Die  Hauptsache 
ist,  dass  die  Instruktion  von  1539  das  Prinzip  aufstellt:  ider 
underdain  soll  dienen.  Und  eben  dieses  begegnet  in  unserer 
Aufzeichnung:  die  undertaenen  leisten  die  Dienste.  Freilich 
unterliegt  das  Prinzip  einigen  Modifikationen.  Zunächst  sind 
einige  Klassen  ganz  freigelassen:  pastoir,  custer,  boden, 
kohehirten,  arme  witwen  und  andere  unvermogeue  huis- 


')  S.  meine  landatänd.  Verf.  III,  Hft.  2,  S.  261  (Nr.  45  a).  Vgl.  auch 
ebenda  8.  53,  Anm.  160. 

*)  S.  meine  Landtagsakten  Bd.  I,  S.  275. 

')  Vgl.  auch  unten  (bei  der  Aufzählung  der  sog.  Freien)  die  Bemerkung, 
dass  die,  „so  uf  frien  guederen  woncn  und  geinc  pfort  haben,  gleich  den 
sohuppendicnstcu  angeschlagen"  werden. 


8  G.  von  Below 

genannt  werden.  Allein  deren  Zahl  wird,  obwohl  die  Haus- 
theilmiethe  in  dieser  Zeit  schon  vorkommt^,  noch  sehr  gering 
gewesen  oder  sie  werden  wenigstens  vorzugsweise  unter  den 
kohehirten,  armen  witwen  und  anderen  unverinogenen 
huisarmen  zu  suchen  sein^  Es  kommt  sogar  vor,  dass  ein 
und  derselbe  Haushalt  gelegentlich  zweimal  herangezogen  und 
demgemäss  auch  zweimal  in  unserer  Aufzeichnung  erwähnt 
worden  ist.  Wir  führen  unten  ein  Beispiel  an:  Gerhart  im 
Ohof  wird  zuerst  für  sich  selbst,  d.  h.  offenbar  wegen  eines 
schätz-  und  dienstpflichtigen  Landes,  dann  als  halfen  eines  ver- 
schiedenen Edelleuten  gehörigen  freien  Hofes  herangezogen  *.  Und 
solche  Fälle  werden  nicht  so  ganz  selten  gewesen  sein*.  Diese 
doppelte  Erwähnung  einzelner  Haushalte  und  andererseits  die 
gewiss  häufigere  Verschweigung  vollständig  dienstfreier  Unter- 
thanen  machen  die  Verwerthung  unserer  Nachrichten  für  die 
Bestimmung  der  Bevölkerungszahl  schwierig,  jedoch  nicht  un- 
möglich. Wir  rechnen,  einem  neuerdings  gemachten  Vorschlage 
folgend*,  den  Haushalt  zu  4,7  Personen  und  vervollständigen 
für  die  Ermittelung  der  gesammten  Bevölkerung  diese  Zahl  auf 
5,  um  auch  die  völlig  dienstfreien  Unterthanen  mitzuzählen.  Auf 
diese  Weise  würden  wir  für  das  Amt  Wassenberg,  ohne  die 
Stadt,  eine  Bevölkerungszahl  von  6490  Personen  erhalten;  eine 
Zahl,  die  eher  zu  hoch  als  zu  niedrig  gegriffen  sein  dürfte. 


man  vermathen,  dass  sie  doch  ein  ganzes  Haus  gemiethet  haben.  Fraglich 
ist  es,  ob  bei  Bezeichnungen  wie:  Anna  in  Duerstgcns  gut  wittib  oder: 
Leuhart  wever  in  K.s  gut  an  Miethe  zu  denken  ist. 

»)  Vgl.  meine  landständ.  Verf.  HI,  Hft.  2,  S.  55,  Anm.  165. 

*)  Vgl.  auch  das  vorhin  über  die  wingarder  gesagte. 

')  Vgl.  femer  die  Notiz  über  Hinrich  halfen  uf  Verkens  hof  unter  den 
Freien  bei  Ophoven  und  Steinkirchen  (in  der  Anmerkung). 

*)  Die  Steuerinstruktionen  nehmen  darauf  Rücksicht.  S.  meine  landständ. 
Verf.  III,  Hft.  2,  S.  13  f.  Man  könnte  die  Frage  auf  werfen,  ob  jener  Ger- 
hard für  jede  Art  von  Besitz  einen  besonderen  Oekonomiehof  gehabt  hat. 
Sie  wird  zu  verneinen  sein,  da  Gerhard  beide  Male  als  im  Ohof  bezeichnet  wird. 

*)  Vgl.  Eulenburg  in  der  Zeitschrift  für  Sozial-  und  Wirthschafts- 
geschichte  III,  S.  424  flf.;  Banck,  die  Bevölkerung  der  Stadt  Köln  in  der 
zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts,  Beiträge  zur  Geschichte,  vornehmlich 
Kölns  und  der  Rheinlande  (1895),  S.  299  ff.  üeber  die  BevöD^erungszahl 
Jülichs  im  16.  Jahrhundert  vgl.  Ritter  in  der  Zeitschrift  des  bergischen 
Geschichtsvereius  Bd.  20,  S.  11  ff.;  meine  landständ.  Verf.  III,  Hft  2, 
S.  2  f.  und  S.  248  ff.;  Landtagsakten  Bd.  I,  S.  528  ff. 


Die  Leistungen  des  Amtes  Wassenberg  zum  Jülicher  Festungsbau  i.  J.  1576.   9 

Wie  oben  angedeutet,  fehlen  die  Angaben  über  die  Pferde- 
besitzer und  schüppendienstpflichtigen  Personen  aus  der  Stadt 
Wassenberg,  da  die  Bürgerschaft  die  von  ilir  verlangten  Dienst- 
leistungen verweigerte.  Es  mag  zum  Vergleich  erwähnt  werden, 
dass  aus  der  im  Amte  Brüggen  gelegenen  Stadt  Dülken  zwei 
Personen  mit  zwei  Pferden,  achtzehn  mit  einem,  ferner  192 
schuppendienstpflichtige  Personen  aufgeführt  werdend 

Lehrreich  ist  unsere  Aufzeichnung  weiter,  insofern  sie  über 
den  Pferdebestand  im  Amte  Wassenberg  und  namentlich  über 
den  auf  den  einzelnen  Höfen  unterrichtete  Bemerkenswerth  ist 
auch  die  Unterscheidung  zwischen  Stall-  und  Graspferden.  In 
der  Aufzeichnung  über  die  Dienste  des  Amtes  Brüggen  (vom 
Juni  1576)  ist  sie  nicht  durchgeführt  —  ein  Beweis  für  die 
Selbständigkeit,  die  den  Organen  der  lokalen  Verwaltung  zu- 
gestanden wurde. 

Aus  Aufzeichnungen  über  bergische  Aemter,  welche  jene 
Unterscheidung  ebenso  wie  die  über  Wassenberg  kennen,  mögen 
einige  Stellen  zur  Erläuterung  mitgetheilt  werden.  Amt  Beyen- 
burg  (1547):  Die  perde  (im  Kirchspiel  Lüttringhausen)  sint 
auch  geine  stalperde,  sonder  beweiden  si  dis  somers. 
Ebenda  (Kirchspiel  Remlingrade):  Dise  .  .  .  haefe  der  denst- 
guder  .  .  .  halden  die  perde  winters  zom  stalle,  somers 
im  grase '.  Amt  Löwenberg  (Küdinghoven) :  Der  her  van 
Stein  bait  einen  frien  hof,  bouet  der  halfman  und  helt 
3  ackerpert,  gant  weiden. 

Schliesslich  ist  noch  hervorzuheben,  dass  die  Dienste  dies- 
mal nicht  wirklich  geleistet,  sondern  durch  Geld  abgelöst  werden. 

Leider  sind  nicht  für  alle  jülicher  Aemter  Aufzeichnungen 
ober  die  Dienste  aus  dem  Jahre  1576  vorhanden.  Wenn  sie 
vorlägen,  würden  sich  für  das  ganze  Herzogthum  die  wichtigsten 
Schlüsse  ziehen  lassen.  Die  Unvollständigkeit  der  Ueberlieferung 
befitinunt  uns,  nur  eine  Probe  des  Vorhandenen  zu  geben. 


')  Nach  der  mehrmals  schon  citirten  Aufzeichnung  über  das  Amt 
^f^t^  vom  Juni  1576. 

')  Andere  Beispiele  s.  in  meiner  Abhandlung  zur  Entstehung  der 
Kittcrgfiter  a.  a.  0.  S.  855:  aus  dem  bergischen  Amt  Lülsdorf. 

*»  Vgl.  femer  (ebeofaUs  aus  der  Aufzeichnung  ttber  Bcycnburg)  Jähr- 
licher für  Nationalökonomie  Bd.  64,  S.  537,  Anm.  86:  2  aickerperdo,  .  .  . 
R«t  geiae  riesige  ader  stalperde. 


10  G.  von  Below 

1.  Verzoichnis  der  gemeiner  pfert  und  schuppendiensten  im 
ganzen  ampt  Wassenberg  van  desswegcn,  zu  ausreumung  der  erden 
an  .  .  .  meines  g.  h.  .  .  .  schlossgrabcn  zu  Guiiich  auf  irer  f.  g.  gnedigst 
ersuechen  durch  die  undertaencn  eine  sesstagige  dienstleistung  —  doch  die- 
selbe mit  gelde,  nemblich  jeder  stalpfert  van  wegen  sulches  sesstagigen 
dienstz  mit  66  alb.,  jeder  graispfert  1  tlr.  und  jederen  schuppendienst  mit 
15  alb.  zu  frien  und  das  gelt  davan  in  zweien  terminen  zu  erlegen  —  under- 
tcniglich  ver willigt  im  jaer  1576  im  monat  Septembri. 

1.  Und  folgen  irstlich  dero  pfert-  und  schuppendiensten  namen,  so  vur  und 
lunb  die  stadt  Wassenberg   gesessen  und  doch  under  die  burgerschaft  und 

ire  freiheit  daeselbst  gehuerich. 

Wilhelm  halfen  in  den  grossen  forst     4  pfert. 

Tilman  in  den  kleinen  vorst  1  pfert. 

Laem  an  dem  borg  bi  der  wintmuolen  1  pfert. 

Bernhart  wintmullener  1  pfert. 

Jacob  uf  der  werdermullen  1  pfert. 

Summa  8  pfert. 

2.  Kaetcr-  oder  schuppendiensten,  so  in  dem  bruel  nehest  für  der 

Stadt  Wassenberg  gesessen. 

Lenhart  Vischen.  Herman  zimmerman.  Herten  Iserenhart.  Theis  van  Megen 
huirling.  (-oen  Geven.  Johan  Lantmessers.  Johan  van  Karken.  Peter 
Reinkums.  Kirstgcn  schmietz  huirling.  Theis  Jungelgens.  Peter  Cupers. 
Johan  Fleischeuers.    Mewis  Cupers  huirling.    Peter  in  gen  Bongart.    Johan 

zu  Eilkhoven.    Biel  in  der  Ohe. 


Summa  16  kaeter. 

3.  Pfertzdiensten  zu  Orsbeck  uf  der  Ruiren. 

1  mit  3,  6  mit  2,  3  mit  1  Pfet-d, 

(Johan  an  der  beiden  2  stalpfert. 

Lambert  an  der  gmeinden    2  stalpfert.) 


Summa  18  pfert,  so  für  stalpfert  gerechent. 

Schuppendiensten  zu  Orsbeck. 
31  schuppendiensten. 

(Wilhelmgen  wever  an  der  beiden.  Rutger  der  wirt.  Peter  wever  am 
falderen  *.  Lenhart  holtschnider.  Berbgeu  die  witwe  an  der  gmeinden.  Johan 
schrueder  an  der  kirchen.  Johan  der  hammecher.  Nehelis  schommecher. 
Mevis  in  der  olischmullen.   Johan  glaismccher.   Johan  zimmerman  am  broich.) 


>)  d.  h.  Falltbor,  von  selbst  zufallendes  Zannthor.  In  den  Woisthtlmem  oft  er- 
wilhnt.  Vgl.  Lampreoht,  WirthschufUleben  Bd.  I,  8.  651,  Anm.  B.  Grimm,  Weis- 
tUmer  Bd.  VII,  S.  242. 


i 


1 


Die  Leistungen  des  Amtes  Wassenberg  zum  Jülicher  Festangsban  i.  J.  1576.  1 1 

4«  Pfertzdlensten  im  kirspel  Birgelen. 

4  mit  2,  11  mit  1  l^erd. 
Summa  au  graispfert:  19. 

Scliuppendicnsten  zu  Birgeien. 
42  Schuppendiensten. 

«Wilhelm  der  mulner.  Goerde  glaismecher.  Peter  schmit  uf  gen  broich. 
Pcfer  verfer  uf  dem  broich.  Dederich  deckcr  uf  dem  broich.  Anna  in 
Dierstgens  gut  wittib.     Lcnhart  wevcr  in  Kuveckclgeus  gut.) 

5.  Pfertzdiensten  zu  Wilderacde. 
2  mit  2,  10  mit  1  Pferd, 

Summa  14  graispfert. 

Schuppendiensten  zu  Wiideraede. 
20  schuppendiensten. 
iVcier  achruedcr.     Der  laug  Paueis.) 

6.  Pfertzdiensten  im  kirspel  Gierdraede. 

5  mit  2,  20  mit  1  Pferd, 

Summa  30  stalpfert. 

(Claes  halfen  zu  Vossum  2  stiilpfert. 

Sib  halfen  zu  Wisch  2  stalpfert. 

Uerman  schmit  1  stalpfert. 

Goetzen  wever  an  gen  ende  1  stalpfert. 

Johan  in  den  alden  garden  1  stalpfert. 

Peter  schmeder  gnant  Grommet  1  stalpfert.) 

Schuppendiensten  im  kirspel  Gierdraede. 
65  schuppendiensten. 

«Philips  schmit.  Peter  Arnold  Duivels  son.  Johan  mulner.  Gerhart 
L&afmaD.  Godbart  kremer '.  Jacob  schrueder.  Arnolt  Duivels.  Simon  schmit. 
P*ter  kremer.    Sib  becker.   Peter  schrueder.   Peter  wevcr.   Lenhart  kremer.) 

7.  Pfertzdiensten  in  der  Milen. 
4  mit  2,  18  mit  1  Pferd. 

Summa  26  graispfert 
(Driea  in  der  alder  Milen  1  graispfert. 

Herten  in  der  alder  Milen  2  graispfert. 

Hein  ilaesgens  in  der  neuer  Milen  1  graispfert.) 


r    i>i««er  wird  jsweimal  ^nannt.    Handelt  es  sich  am  einen  Schreib fi«hler  ?  oder 
gwn  Pervonen  mit  gleichem  Namen  yorhandon  gewesen? 


12  G.  von  Below 

Schuppeudienstcn  in  der  Mllcu. 

28  schnppendienstcn. 

(Johati  wovor  in  der  alder  Milen.  Daem  bccker.  Johan  wever  guant 
Arnoltz  Johan.  Thiel  am  fahleren.  Wilhelm  wirt.  Lern  wirt.  Lisgen  uf 
dein  gasthuisgut.    Johan  wever  in  der  neuer  Milen.    Hein  kremer.) 

8.  Pfertzdiensten  im  kirspel  Kaetheim. 

Schoucnberg. 
a  mit  'J  Pfenleit, 

Millick. 

S  mit  2,  4  mit  1  Pferd. 

(Hruist  muliier  im  Eschcnbroich  1  stalpfort.) 

Dorf  Ractheim. 

6'  mit  2y  4  mit  1  Pferd. 

(HaeU  in  der  mullon  2  ^Uvlpfert. 

(lorhart  im  Ohof  für  sich  selbst  2  sUlpfert.) 

Bosch. 

1  mit  2,  7  mit  1  Pferd. 

(.lohan  weggenhecker  1  stalpfert.) 

Summa  im  kirspel  van  Ractheim  49  stalpfort. 

Schuppendiensten  im  kirspel  van  Raetheim. 

Schouenberg:  G.    ^lillick:  U\.    Hagbroich:  5.    Bosch:  8.     Uf  dem  Venne:  10. 

Dorf  Raetheim:  46. 


Summa  im  kirspel  Ractheim  91  schuppendiensten. 

9.  Pfertzdiensten  in  den  kirspelen  Ophoven  und  Steinkirchen. 

11  mit  2y  IS  mit  1  Pferd. 
Summa  zu  Ophoven,  Steinkirchen  und  Eflfelt  (!)  35  stalpfert. 

Schuppendiensten  in  den  vurs.  kirspelen  Ophoven  und  Stoinkirchen. 

Ophovon:  U\.     Steinkirchen:  8.     Eflfelt:  89. 

Summa  in  den  vurs.  kirspelen  Ophoven  und  Steinkirchen  ($3  schuppendiensten. 

10.  Pfertzdiensten  im  kirspel  Ursbeck  bi  Dailheim. 
/  mit  2y  D  mit  1  Pferd. 


Summa  11  graispfert. 


G.  Tou  Below 

Grantecaede. 
5  mit  1  Pferd. 
ßael. 
oit  2,  4  mit  1  Pferd. 


Die  Leistungen  des  Amtes  Wassenberg  zum  Jülicher  Festungsbau  i.  J.  1576.  15 

hierin  pastoir,  custer,  boden,  kohehirten,  arme  witwen  und  andere  unver- 
mogene  hoisarmen,  die  zu  den  gwunlichen  diensten  nit  gebot  noch  gebruicht 
werden,  nsgelaissen.  Item  diejenigen,  so  uf  frien  guederen  gesessen  und 
za  gmeinen  diensten  nit  gebruicht  werden,  sint  auch  in  obg.  anzeicheniss 

nit,  sondern  folgen  hernahe. 

Sonunarum  aller  des  amptz  Wassenberg  gmeiner  pfert-  und  Schuppendiensten 
itnsserhalb  der  frien)   tun  sich   erdragen  uf  807  tlr.   12  alb.,  jederen  tlr. 

uf  52  alb.  gerechent. 

n.  Folgt  nn  die  anzeicheniss  der  geistlichen  und  yam  adel 
znsampt  der  frien  im  ganzen  ampt  Wassenberg  gesessenen  halb- 
leoten  and  pcchtercn,  auch  den  mulneren,  so ...  minem  g.  h.  herzogen 
m  Onilich  . .  .  uf  irer  f.  g.  gnedigst  gesinnen  zu  ausreumung  der  graben  an 
irer  f.  g.  schloss  Guilich  mit  iren  pferden  sess  tag  iank  zu  dienst  zu  kommen 
—  doch  solchen  sesstagigen  dienst  mit  gelde,  nemlich  jeder  stalpfert  mit 
6^  alb.  und  jeder  graispfert  mit  1  tlr.  zu  frien  und  solchs  gelt  in  zweien 
terminen  zu  bezalen  —  sich  undertenigKch  erbotten  und  ingelaissen,  mit 
farbehaltung  irer  und  irer  herschaften  habenden  friheiten  und  altem  her- 
kommen; dergleichen  derjenigen,  so  uf  frien  guederen  wonen  und 
eeine  pfert  haben  und  gleich  den  Schuppendiensten  angeschlagen.  —  Ver- 
bADdelt  und  ingelaissen  im  monat  Septembri  ao.  1576. 

1.  Ufzeicheniss  der  frier  pfert,  so  im  Kirspel  Birgelen  gesessen. 

1  mit  4,  1  mit  3,  4  mit  2y  2  mit  1  Pferd  (durchweg  graispfert). 

^5  daron  sind  halfen;  so  auch  der  Besitzer  det*  4  Pferde:  Johan  halfen 
la  Heiden.) 

Frie  kaeter  im  selben  kirspel  Birgelen. 


Kirstgen  schmit  im  bongart 
Ilinrich  der  abdissen  mulner  zu  Dailheim  für 
dem  cloester  daeselbst 


jeder  1  schuppend  ienst. 


2.  Wilderaede,  pfert. 

Reinhart  Fien  Wilderaetz  halfen  \  y 
Frana  Breuers  Fien  vurs.  eidumb  1  ) 

8.  Gierdraede. 

2  mit  2,  5  mit  1  stalpfert. 
(Johan  des  scholtissen  halfen  zu  Montfort:  2.) 

Kaeter  im  selben  kirspel. 
.7  mit  je  ]  Schuppendienst. 
(2  hio99€  Samen,  Der  dritte:  Johan  wenmecher  pechter  uf  dem  Endergut.) 


16  G.  von  Bclow 

4.  MU. 
1  mit  3,  1  mit  2  graispfertger. 

Eaeter  daeselbst. 
2  mit  je  1  Schuppendienst, 

5.  Raetheim. 

2  mit  4,  5  mit  2,  4  mit  1  stalpfert. 

(Oerhart  halfen  im  Ohof  den  erfgenamen  van  Paliant  zu  Breidenbent 
und  Harven  zu  Geilenkirchen  zngebuerich:  2.  Hinrich  halfen  in  gen  hof  zu 
Raetheim  Johan  van  Winkelhnisen  zugehuerich:  4.  Peter  in  der  Bonen  ein 
mitpechter  des  Palender  hofs:  1.  Thiel  am  Vuilendriesch  als  ein  mitpechter 
des  Palender  hofs:  1.  Thrin  zum  Bosch  als  auch  ein  mitpechtersche  des 
Palender  hofs:  1.  Hein  des  pastoirs  eidumb  uf  dem  widdemhof  zu  Raetheim:  2.) 

Kaeter  im  kirspel  Raetheim. 
6  mit  je  1  Schuppendienat. 

6.  Ophoven  und  Steinkirchen. 

2  mit  4,  3  mit  3,  2  mit  2,  1  mit  1  stalpfert. 

(Alle  ah  halfen  bezeichnet.  Von  den  betr,  Höfen  gehören  2  [einer  mit  4, 
einer  mit  2  Pferden]  der  Aebtissin  von  Dalheim,  3  Hocgkirchen  zur  Neuerborg, 
2  zwei  anderen  jiÜicher  Adeligen,  1  [mit  3  Pferden],  wie  es  scheint,  einem 
Aachener  Pfürget*:  Hinrich  halfen  *  uf  Verkens  hof  Duppengiesser  zu  Aechen 
zugchuerich.) 

7.  Ursbeck  oder  Arsbeick  bi  Dailheim. 

1  Hälfe  (eines  dem  Grafen  von  Neuenahr  gehörigen  Gutes)  mit  2  graispfert. 

8«  Beick. 

2  mit  2,  5  mit  1  stalpfert 

(Evert  zu  Ellenkhoven:  1.  Fit  zu  Ellenkhoven:  1.  Aelheit  zu  Ellenk- 
hoven:  2. 

Diese  nehest  vurs.  dri  personen  seint  Inhaber  und  erfpechter  des  obg. 
hofs  [d,  h,  Ellenkhoven]  etlichen  verscheiden  erfgenamen,  den  van  Palant, 
van  der  Lei  und  van  Nesselraedö,  zugehuerich.) 

Kaeter  im  vurs.  kirspel. 

4  mit  je  1  Schuppendienst, 

(Odilia  Johan  Güsters  nahegclaissene  wittib.  Reinhart  Stefkens  zu 
Ellenkhoven.) 


1)  Von  diesem  and  einem  anderen  Halfen  ist  bemerkt,  dass  er  weiten  anderer 
Güter  „in  den  gwunlichen  ombgaenden  diensten  angesoblagen"  wird. 


rfe  Leistungen  des  Amtes  Wassenberg  zum  Jülicher  Festungsbau  i.  J.  1576.  17 

9.  Kiemen  Gladbacher  klrspel. 

/  (Dries  halfen   des    priors  zu  Hochbusch  für  dem  cloester  daeselbst)  mit  7, 

1   mit  3,  4  mit  2,  2  mit  1  stalpfert. 

Kaeter  im  vurs.  klrspel. 
4  mit  je  1  Schuppendienst. 

10.  Doveren  und  Haickelhovcn. 

4  mit  3,  4  mit  2,  1  mit  1  stalpfert. 

tKiffttgen    mulner    zu   Huickelhoven   Mulstroes    zu   Huickelhoven   erf- 
snamen  zugehuericb:   1.) 

Kaeter. 

3  mit  je  1  Schuppendienst, 

{VüT  mulner  zu  Ophoven  dem  haus  Neherhovcn  zugehuerich.    Frenz  uf 
dfT  Hiit-hbuitcher  mullen  in  Doverener  hain  gelegen.) 

11.  Mehelich  und  Herkenbusch. 

'J  mit  4,  2  mit  5,  2  mit  2,  1  mit  1  graispfert. 

Kaeter  in  vurs.  beiden  kirspeln. 
3  mit  je  1  Schuppendienst. 


Summarum  an  stalpf erden  103 

an  graispferden  45 

an  Schuppendiensten    27. 

Jedes  Stailpfert  zu  66,  jedes  Graspfet'd  zu  /)2,  jede?'  Schuppendienst  zu 
1^  Alb.  gerechnet,  macht  (den  Tlr.  zu  52  Alb.  gerechnet J :  183  Tlr.  27  Albus. 

Ab  der  ?ogt  Johan  Zuirs  *  sincn  hof  zu  Mehelich  (welches  ein  Wassen- 
Wrgs  leben  i«t)  solbs  mit  drien  pfcrden  tut  bouen  und  man  befunden,  das 
♦•r  iiiej*«;r  dienstleistung  halber  vast  vil  muhe,  Icit,  arbeit  und  flis  bishcrzu 
fo/i^weDt  und  noch  weiters  tun  muss,  demnahe  ist  uf  wolgefallen  mines  g.  f. 
■•H  h.  ermelter  vogt  dismail  nit  ingcsatzt  noch  angeschlagen  worden. 

Snromarum  erdragt  sich  der  ganzer  anschlag  der  pfert-  und  schuppen- 
*ti**a«t«'a,  fricn  und  unfrien  in  dem  ampt  Wassenberg  (ausserthalb  der  stadt 
da«i*lb8t)  zu  gelde  in  al  uf  990  tlr.  39  alb.  .  .  .  Tut  an  roden,  uf  jeder 
f«de  10  thr.  gercchent,  99  roden.    Blibt  also  übrig  39  alb. 

III.  ßurgenneiftter,  scheffen  und  rat  der  Stadt  Wassenberg  haben  für  sich 
und  Ton  wegen  irer  burgerschaft  io  die  von  wßgen  meines  g.  h.  herzogen  .  .  . 
ABi^etoDaenc  scesstagige  dienstleistungen  uncrachtet  von  den  verordenten  inen 
•Wlfcdb  vielfeltlge  und  verscheidene  getöne  underrichtung  zu  bewilligen  sich 


V  Vfl.  Lui<ltri£ptakt6n  von  Jülich-Borg  B«L  I.  8.  772. 


18  G.  vonBelow,  Die  Leistungen  des  Amtes  Wassenberg  z.  Jttl.  Festungsbau. 

beschwert  und  demnahe  zu  irer  entschnldigung  ein  supplication  übergeben. 
Ob  nu  wol  ged.  burgermeister  und  ratzverwandten  der  vurs.  stadt  etzlicbe 
buissen  der  stadt  gesessene,  doch  in  die  burgerschaft  gehörige  undertonen 
glich  denen  binnen  der  muiren  wonhaftigen  fri  zu  halten  understanden,  die^ 
selbige  auch,  wie  sie  furgefordert  gewesen,  die  einwilligung  zu  tuen  sich 
beschwert,  so  seint  aber  nichstoweniger  vermug  habenden  bevelhs  dieselbige 
glich  anderen  des  ampts  undertonen  angeschlagen  worden  ^ 

Staatsarchiv  Düsseldorf, 
Laftdtagskommissiotisverhatidlungen,  Kaps,  56,  Nr.  4, 


»)  Vgl.  oben  S.  9. 


Der  Lousberg  bei  Aachen. 

Von  E.  Pauls. 

L  Geschichtliches. 

In  einer  bekannten  Skizze  ^  erklärt  der  ausgezeichnete  Natur- 
forscher   A.    Förster,    in   der   ganzen  Rheinprovinz   nie   einen 
Punkt  angetroffen  zu  haben,  der  ein  mannigfaltiger  gestaltetes 
Leihen  umschlösse,   als  es  auf  dem  Lousberg  bei   Aachen   dem 
Auge  des   Kenners   sich  biete.    Es  mag  vielleicht  bei  diesem 
Ausspruch  etwas  „Lokalpatriotismus"  mit  unterlaufen,  —  jeden- 
falls ist  der  Lousberg  weit  über  das  Weichbild  Aachens  hinaus 
als  Aussichtspunkt  ersten  Ranges  bekannt,  und  jedenfalls  gibt 
es    für    den    Geologen,    den   Botaniker   und   den  Entomologen 
nur  sehr  wenige  Hügel  in  Westdeutschland,  die  sich  dem  Lous- 
l>erg    ebenbürtig  zur  Seite  stellen  lassen.    Da  darf  es   nicht 
Wunder   nehmen,    dass    die   „Lousberg"    genannte    Hügelreihe 
\m  der  alten  Kaiserstadt  seit  jeher  die  Aufmerksamkeit  weiter 
Kreise  auf  sich  gezogen   hat,    und  dass  eine   ziemlich   reiche 
Literatur  über  die  Bodenbeschaflfenheit,  die  Pflanzen-  und  Thier- 
welt,   weniger    freilich   über   die    Geschichte    der   anmuthigen 
Höhe  Kunde  gibt^    Die  Hügelreihe  setzt  sich  aus  dem  Wein- 

'j  Förster,  Der  Lousberg  bei  Aachen;  eine  naturhistorische  Skizze. 
*f-<lnickt  im  Programm  der  Realschule  I.  Ordnung  zu  Aachen.  1870/71. 
Nirh  Fr>r!«ter  (S.  7)  sind  vom  Lousberg  18  Hektare  64  Are  städtisches  Eigen- 
tbam;  ein  breiter  Streifen  an  der  Nordostseite  ist  im  Privatbesitz.  Etwa  */<, 
djfaer  18  Hektare  64  Are  sind  mit  Holz  bestanden.  So  vor  26  Jahreni  Seit- 
d*  a  siod  bowohl  in  der  forsttechnischen  Bewirthschaftung  des  Lonsberger 
Waldparks  (vgL  unten  S.  37),  als  in  den  Eigenthumsverhältnissen  einzelner 
rta  Lousberg  gehöriger  Qrundstücke  Aenderungen  vor  sich  gegangen.  Vgl. 
da*  genaue  Verzeichniss  der  städtischen  Parzellen  des  Wcingarts-,  Salvator- 
otti  LouitbergB  im  Bericht  über  den  Stahd  der  Gemeinde- Angelegenheiten 
der  ^iMdi  Aachen  zum  Haushaltsetat  1894/95,  (Abtheilung)  Grundbuch  der 
>Udt  Aachen  S.  2. 

*)  Förster  a.  a.  0.;  J.  P.  J.  Mo n heim,  Die  Heilquellen  von  Aachen, 
BurtKhcM  etc.  Aachen  1829,  S.  101  flf.;  H.  v.  Dechen  m  H.  A.  Roinick, 
sutisük  de«  BegieroDgsbezirks  Aachen.    Zweite  Abtheilung  1866,  S.  197  ff. 

2* 


20  E.  Pauls 

garts-,  dem  Salvator-  und  dem  beide  überragenden  Lousberge 
zusammen^,  doch  findet  sich  in  gedruckten  und  handschrift- 
lichen Quellen  häufig  durch  „Lousberg"  die  ganze  Hügelreihe 
angedeutet.  Meist  wird  der  Salvatorberg  ^,  seit  länger  als  einem 
Jahrtausend  die  Stätte  eines  vielbesuchen  Gotteshauses,  gesondert 
genannt.  Im  Nachstehenden  bezeichne  ich,  entsprechend  dem 
heutigen  Sprachgebrauch,  mit  „Lousberg"  in  der  Regel  die 
ganze  Hügelreihe,  seltener  den  höchst  gelegeneu  Hügel.  Wo 
eine  Verwechselung  nahe  zu  liegen  scheint  oder  stören  könnte, 
gebe  ich  eine  nähere  Erläuterung.  Allbekanntes  und  Natur- 
wissenchaftliches  wird  nur  flüchtig  insofern  gebracht,  als  es  die 
Abrundung  der  Darstellung  erfordert.  Die  Geschichte  der  Salvator- 
kapelle  bleibt  fast  unberücksichtigt,  da  eine  Ergänzung  und  Um- 
arbeitung der  einschlägigen  Schrift  von  Chr.  Quix  nicht  hierher 
gehört.  Nach  Quix  entstand  die  St.  Salvatorkapelle  unter  Ludwig 
dem  Frommen  als  Friedhofskapelle.  Sie  kam  später  an  die  Abtei 
Prüm,  dann  an  das  Adalbertstift  in  Aachen  und  schliesslich 
schon  im  11.  Jahrhundert  an  die  Aachener  Münsterkirche,  der 
sie  bis  zur  Fremdherrschaft  (1802)  verblieb.  Im  Volksmunde 
hiess  die  Kapelle  St.  Zellester  oder  St.  Sellister. 

Wiederholt  haben  sich  gelehrte  Forscher  mit  der  Frage 
befasst,  ob  schon  in  der  ältesten  Zeit  der  Lousberg  als  Wohn- 
oder Kultusstätte  gedient  habe.  Ign.  Beissel  ^  schiieb  vor  etwa 
zwanzig  Jahren:    „Es  ist  bekannt,   dass  die   Volksstämme  der 


und  an  andern  SteUen;  H.  Wagner,  Beschreibnng  des  Bergreviers  Aachen. 
Bonn  1881;  Ign.  Beissel,  Der  Aachener  Sattel.  Aachen  1886,  S.  117  flf.  u.  a.; 
bei  H.  Wagner,  Literatur  des  Bergreviers  Aachen.  Aachen  1876  sind  zahl- 
reiche Schriften,  die  auf  den  Lousberg  Bezug  haben,  dem  Titel  nach  ge- 
nannt. —  Verschiedene  Miscellen  und  kleinere  Aufsätze,  namentlich  über 
die  im  Jahre  1807  errichtete  Pyramide.  —  Zur  Geschichte  der  Salvatorkapelle^ 
Chr.  Quix,  Die  königliche  Kapeüe  .  .  .  auf  dem  Salvators-Berge.  Aachen 
1829.  Mit  einer  lithographischen  Abbildung  der  KapeUe.  Ferner:  K.  Rhoen 
in  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  VI,  S.  65  ff. 

*)  Vgl.  Förster  a.  a.  0.  S.  4  f.;  Zeitschrift  des  Aachener  Geschiehts- 
vereins  Bd.  VIII,  S.  155,  Anm.  1. 

')  Quix  a.  a.  0.  S.  4  nennt  den  Salvatorberg  seit  „undenklichen  Zeiten 
überall  kultivirt  und  eine  sehr  gute  und  einträgliche  Viehweide";  Förster 
dagegen  (a.  a.  0.  S.  3)  bezeichnet  ihn  als  einen  „kahlen,  grasbewachsenen, 
alles  weiteren  Pflanzenschmuckes  beraubton  Hügel".  Auf  altern  Stadtplftnen 
finde  ich  nur  den  Salvatorberg  namhaft  gemacht 

^)  Ignaz  Beissel,  Bericht  über  die  in  der  Umgebung  Aachens  ge- 
fundenen Überreste  der  Jüngern  Steinzeit.     Aachen  1877. 


Der  Lousberg  bei  Aachen.  21 

iüngeni  Steinzeit  in  Belgien,  Frankreich  und  England  mit 
Vorliebe  wasserreiche  Hügel  bewohnten,  von  welchen  sich  eine 
fme  Rundsicht  über  die  Umgebung  eröffnete.  Als  auf  dem 
bms\)erge  bei  Aachen,  der  diesen  Bedingungen  in  jeder  Weise 
ei\ispricht,  Geweihe  des  Edel-  und  Dammhirsches  sehr  häufig 
iü  (leu  mit  Lehm  erfüllten  Klüften  des  feuersteinführenden 
Kreidemergels  gefunden  worden  waren,  vermuthete  ich,  dass 
«lort  vielleicht  eine  Wohnstätte  oder  ein  Arbeitsplatz  der  ürbe- 
wf»hner  unserer  Gegend  gelegen  habe.  Bei  Spiennes  in  Belgien, 
\>e\  Cissbury  in  England,  beide  vStationen  der  Jüngern  Steinzeit, 
waren  ebenfalls  Geweihe  des  Hirsches  in  zahlreichen  Bruch- 
stücken gefunden  worden,  und  nähere  Untersuchungen  hatten 
ereeljeu,  dass  sie  zum  Theil  als  Hacken  zur  bergmännischen 
F"*rderung  der  Feuersteine  benutzt  worden  waren.  Als  nun 
auch  n(>ch  am  Südabhange  des  Hügels,  zwischen  Ludwigs- 
AIIpc  und  Theresienstrasse,  einige  Schädel  in  den  diluvialen 
S:hichten  gefunden  wurden,  beschloss  ich,  den  Boden  an 
•len  betreffenden  Stellen  nochmals  zu  untersuchen.  Es  wurden 
<lie  Bruchstücke  der  Geweihe  nicht  nur  in  den  Klüften  des 
f'iireiitlichen  K'^eidegesteins,  sondern  auch  m  jeder  Höhe  der 
nl^rlairernden  Trümmerschichte  aus  Lehm  und  Feuerstein 
L'^fuTulen.  In  hunderten,  zuweilen  recht  grossen  Bruchstücken 
hahfu  ^ie  mir  vorgelegen.  Niemals  aber  konnte  an  denselben 
^in  auf  die  Thätigkeit  des  Menschen  hinweisender  Einschnitt, 
niemals  ein  Ausschleissen  an  der  Handhabe  oder  eine  Zurichtung 
irtrend  welcher  Art  bemerkt  werden,  und  ebenso  wenig  fanden 
Mch  Stellen,  wo  die  Kreideschichten  künstlich  durchörtert  waren, 
•der  Spuren  bearbeiteter  Feuersteine.  Meine  anfangliche  Ver- 
iLtithuug  erwies  sich  also  auch  hier  als  ein  Irrthum  und  ebenso 
'T^dh  >ich  bald,  dass  die  im  Südabhange  gefundenen  Knochen 
keiü  bos^jiiders  hohes  Alter  ^  hatten. ** 

Etwas  abweichend  hiervon  schrieb  derselbe  Forscher^  im 
.Tjihre  IHsfJ:  ^I)a  etliche  der  mif  dem  Lousberg  gefundenen 
Bruchstücke  der  Geweihe  von  Cervus  elaphus  zu  Griffen  und 
Handhal)en  von  Steingeräthen  hergerichtet  waren,  gewinnt  die 
V^rmuthung  an  Wahrscheinlichkeit,  dass  diese  Geweihe  durch 
•it*n  Menschen  hierher  gebracht  wurden,  und  zwar  zu  einer 
Zeit,   in    welcher    man   sich   der   Steine   zu    Werkzeugen    und 


*)  In  der  Foriaeiznug  bringt  Ign.  Bcisscl  hierfür  ausreichende  Beweise. 
•I  l^u.  BeitfHel,  Der  Aachener  Sattel.    1886,  S.  169. 


22  E.  Pauls 

Waffen  bediente,  obgleich  bis  jetzt  bearbeitete  Steine  hier  nicht 
gefunden  wurden."  Schon  vor  Beissel  hatte  A.  Seyberth^  auf 
Grund  von  Sagenforschungen  den  Lousberg  für  einen  Wodans- 
berg erklärt,  während  B.  M.  Lersch  ^  es  für  möglich  hält,  dass 
der  Lousberg  in  der  ältesten  Zeit  als  Signalhöhe  ^  gedient  habe. 
Alle  diese  Vermuthungen  sind  fesselnder  Art,  stehen  aber  mit 
der  vor  Jahrtausenden  vorhanden  gewesenen  Wirklichkeit 
schwerlich  im  Einklang.  Beissels  Angaben  schwanken;  der 
Wodansberg  baut  sich  sehr  wahrscheinlich  auf  einer  Erfindung  * 
Fleckens  auf,  und  eine  Signalstation  zu  keltisch-römischer 
Zeit  würde  wohl  irgend  welche  Spuren  ihres  Daseins  hinter- 
lassen haben.  Anscheinend  war  der  Lousberg  zur  Zeit  Ludwigs 
des  Frommen  und  seines  Sohnes  Ludwigs  des  Deutschen  noch 
unbenannt,  da  die  damals  dort  errichtete  Friedhofkapelle  einfach 
als  „bei  Aachen"  gelegen^  bezeichnet  wird.  Auch  dies  spricht 
nicht  dafür,  dass  in  der  vorkarolingischen  Zeit  der  Lousberg 
als  Wohn-  oder  Kulturplatz  gedient  habe ;  Namensbezeichnungen 
in  unmittelbarster  Nähe  menschlicher  Niederlassungen  gelegener 
bewohnt  gewesener  Plätze  überdauern  bekanntlich  in  der 
Regel  die  Jahrhunderte. 

Lässt  man  die  in  grossen  Umrissen  längst  bekannte  Ge- 
schichte der  St.  Salvatorkapelle  ausser  Betracht,  so  •  erübrigen 
für  die  Geschichte  des  Lousbergs  bis  zur  Zeit  der  Fremd- 
herrschaft verhältnissmässig  nur  wenige  Angaben.  Der  Berg 
spielte  dadurch,  dass  von  seinen  Höhen  aus  Aachen  aus  der 
Vogelschau  beherrscht  wurde,  zu  Kriegszeiten  eine  nichts 
weniger  als  unbedeutende  Rolle.  Unzweifelhaft  war  es  ein 
Nachtheil  für  Aachen,  dass  der  Lousberg  ausserhalb  der  Be- 
festigungswerke lag  und  dass  es  nach  seiner  gefahrlosen  Erstei- 


*)  A.  Seyberth,  Programm  des  Königl.  Gymnasiums  zu  Wiesbaden. 
1872.    Abhandlung  über  die  Loreleisage. 

')  Aus  Aachens  Vorzeit,  Jahrgang  V,  S.  13. 

*)  Als  solche  diente  der  Lousberg  zuweilen  in  späterer  Zeit.  So  z.  B. 
wechselte  man  noch  in  den  dreissiger  Jahren  dieses  Jahrhunderts  gelegent- 
lich eines  Besuchs  des  Kronprinzen  von  Preussen  in  Aachen  Signale  zwischen 
der  Höhe  bei  Brand  und  dem  Lousberg  zum  Zwecke  von  Meldungen  über 
das  Nahen  des  prinzlichen  Zuges.  (Vgl.  Blätter  der  Erinnerung  an  die  An- 
wesenheit des  Kronprinzen  von  Preussen  .  .  .  Aachen  und  Leipzig  1834,  S.  27.) 

*)  Vgl.  S.  49  und  S.  59. 

*)  Chr.  Quix,  Cod.  diplom.  aquens.  tom.  I,  p.  83,  Nr.  45;  Böhmer- 
MiUilbacher,  Regesten  Nr.  1440. 


Der  Loosberg  bei  Aachen.  28 

jung  den  Belagerern  ein  Leichtes  war,  die  Bewegungen  im  Innern 
der  Stadt  zu  überblicken.  Ein  solches  Einsichtnehmen,  das  sich 
bald  nach  der  Erfindung  des  Schiesspulvers  mit  dem  Aufpflanzen 
voD  Kanonen  verbunden  haben  mag,  dürfte  bei  Belagerungen 
kaum  jemals  unterblieben  sein ;  jedenfalls  findet  es  sich  mehrfach 
verzeichnet.  Es  war  wohl  die  Höhe  des  Salvatorbergs,  auf 
welcher  bei  der  Belagerung  Aachens  im  Jahre  1248  der  Kardinal- 
leffat  Petrus  seine  Wohnung  aufgeschlagen  hatte  ^;  Spinola  liess 
im  Jahre  1614  am  Fusse  des  Salvatorbergs  Kanonen  gegen 
Aachen  aufpflanzen  * ;  vom  Salvatorberge  aus  wurde  Aachen  24 
Jahre  später  mit  Kanonen  beschossen  ^,  und  an  dem  durch  den 
Kampf  zwischen  Oesterreichern  und  Franzosen  für  Aachen  so 
denkwürdigen  2.  März  1793  hielten  die  Oesterreicher  den 
L>us-,  Salvator-  und  Weingartsberg  besetzt*. 

Aus  Friedenszeiten  verzeichnen  die  Aachener  Geschichts- 
quellen verschiedene  theils  anziehende,  theils  ergreifende  Darstel- 
lungen zur  Geschichte  des  Lousbergs.  Der  Mönch  von  Heisterbach 
Itringt  im  13.  Jahrhundert  mehrere  Erzählungen,  die  sich  an  den 
J>alvatorberg  knüpfen*,  und  eine  Aachener  Schützengesellchaft 
bielt  mehrere  Jahrhunderte  hindurch  auf  dem  Lousberg  ihre 
S^hiessübungen  ab,  an  denen  sich  mitunter  fürstliche  Persön- 
lichkeiten (Friedrich  Wilhelm,  Herzog  in  Schlesien,  Teschen 
omi  Gmssglogau;  Ferdinand,  Herzog  zu  Braunschweig;  Peter 
der  Grosse;  Gustav  IIL,  König  von  Schweden;  Maria  Antonia 
Walburgis,  Tochter  Kaiser  Karls  VII.  und  Gemahlin  des  Kur- 
fürsten von  Sachsen)  betheiligten  ^ 

Zuweilen  war  schon  vor  der  Zeit  der  Fremdherrschaft 
der  Lousberg  der  Schauplatz   von   Illuminationen   und  Festen. 


*)  Nicht  ganz  bestimmt.  Vpjl.  Haagen,  Gesch.  Achens  Bd.  I,  S.  172. 
Ein*  baodgrhriftliche,  bis  jetzt  unedirte  Chronik  aus  dem  17.  Jahrhundert 
h**7'-irhnet  indes  auch  den  Salvatorberg  als  den  Aufenthaltsort  des  Kardinals 
»Ahr»*nd  dtr  Belagerung.  „Huius  cardinalis  Petri  exUmt  litterae,  in  quibus 
t'M^rü,  qotKl  in  monte  Salvatoris  tempore  obsidionis  fixerat;  mentio  habetur." 
<V?1.  Chron.  Ms.  Aquense  p.  147  im  Aachener  Stadtarchiv.) 

*)  Haagen,  Gesch.  Achens  Bd.  II,  S.  229,  Anm.  1. 

*»  R.  Pick,  Aus  Aachens  Vergangenheit.     Aachen  1895,  S.  189. 

*)  Rt^ichs-Stadt  Aachener  Zeitung  vom  6.  März  1793. 

1  A,  Kaufmann  in  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Nicdcr- 
rtuL     Heft  47,  S.  28  ff. 

*)  K.  F.  Meyer,  .  .  .  Abhandlung  über  die  Aachener  Bogen-Schütaeu , 
JUchtn  IM)2,  S.  37  ff.     Vgl.  S.  27,  Anm.  3. 


24  E.  Pauls 

So  findet  sich  zum  1.  September  1619  eine  glänzende  Be- 
leuchtung durch  angezündetes  Scheitholz  zur  Feier  der 
kurz  vorher  in  Frankfurt  erfolgten  Wahl  Ferdinands  II.  ver- 
merkt ^  Und  über  ein  viel  grossärtigeres  Fest  gelegentlich  des 
Aachener  Kongresses  im  Jahre  1748  weiss  eine  ältere  Chronik 
zu  berichten,  dass  die  Gesandten  zum  Lousberg  gefahren 
seien,  wo  man  10 — 12  errichtete  Zelte  so  mit  Laub  umkränzt 
hatte,  dass  der  Lousberg  mit  Bäumen  bewachsen  und  mit 
Häusern  bebaut  zu  sein  schien.  Es  sei,  so  fährt  die  Chronik 
fort,  offene  Tafel  gehalten  und  in  Erdgruben  gekocht  und  ge- 
braten worden;  Musik,  Böllerschüsse,  Vogelschuss  und  Feuer- 
werk (Raketen  und  Schwärmer)  hätten  das  Fest  verherrlicht: 
„solche  Ehre  habe  der  Berg  vielleicht  nie  gehabt"  ^  Noppius 
(1630)  nennt  den  Lousberg  einen  hohen  Sandberg  und  Kinder- 
spielplatz^, während  Schriftsteller*  des  18.  Jahrhunderts  die 
von  seiner  Höhe  aus  sich  bietende  Aussicht  nicht  genug  zu 
loben  wissen.  Wird  so  der  Berg  manchmal  als  Stätte  unschul- 
diger Fröhlichkeit  dem  geistigen  Auge  des  Lesers  vorgeführt, 
so  mangelt  es  doch  auch  nicht  an  Schilderungen  des  Gegen- 
satzes. Verzweiflung  im  Herzen  sahen  Hunderte  und  Tausende 
Aachener  Bürger  beim  Stadtbrande  anfangs  Mai  1656  vom 
Lousberg  herab  dem  Untergang  ihrer  Habe  zu.  Und  gar  oft 
in  den  letzten  Jahrhunderten  vor  der  grossen  französischen 
Staatsumwälzung  wallfahrteten  ganze  Schaaren,  in  denen  alle 
Stände  vertreten  waren,  aus  Aachen  zur  Salvatorkapelle,  um 
in  ernstester  Stimmung  vom  Himmel  das  Ende  schwerer,   die 


^)  Köiiigl.  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Burtscheid  102  c  S.  73.  Anno 
1619.  Freuden-Schuss  wegen  der  kayserl.  whal  binnen  Aach  geschehen.  Auf 
St.  Gilles  tagh  den  ersten  Septembris  hat  der  magistrat  von  Aach  ahm 
abendt  wegen  dess  newen  erwhelten  kaysers  rund  umb  die  statt  herumb 
mit  grobem  geschützt  freuden  schuss  thun  lassen,  daneben  die  geistlicheit 
in  den  kirchen  die  klocken  geleuth,  vort  die  burgereye  ein  jedtwiedere  vor 
seinem  haus»  licht  ausszuhenkcn  befohlen  wurden,  endtlich  ahm  abendt  aiif 
den  loessbergh  ein  feur  von  facken,  so  über  die  gantze  statt  geschienen, 
anzünden  lassen. 

*)  V.  Fürth,  Aachener  Patrizier-Familien  Bd.  HI,  S.  156. 

^)  Noppius,  Aacher  Chronick,  Buch  I,  Kap.  38,  S.  143. 

*)  Vgl.  Amusemens  des  eaux  d'Aix-la-ChapeUe  1736,  tora.  I,  p.  14,  wo 
wahrscheinlich  der  Lousberg  gemeint  ist;  ferner:  Lettres  sur  la  villc  et  los 
eaux  d'Aix-la-Chapelle  1786,  S.  llö:  unc  vuc  immense  sur  la  montagne  de 
Loosbergl 


Der  Lonsberg  bei  Aacheu.  25 

Stadt  Y)edrohender   Heimsuchungen   (Pest,  Hunger,  Krieg  und 

Erdbeben)  zu  erflehen  ^ 

In  den  ersten  Jahren  nach  der  zweiten  Besetzung  Aachens 

durch  die   Franzosen  im  September  1794  wird  des  Lousbergs 

in  den  Quellen  zur  Ortsgeschichte  nur  selten  gedacht.  Die 
Nuth  der  Zeit  und  zahlreiche  Verwaltungsarbeiten  auf  wichtigern 
Gebieten  liessen  die  Republikaner  nicht  daran  denken,  dem 
Lousberg  besondere  Aufmerksamkeit  zu  widmen,  obschon  sich 
an  seinem  Fuss  das  Grab  so  manchen  Sohnes  Frankreichs  be- 
fand. Wir  lesen  nicht,  dass  diese  Gräber  besonders  geehrt  und 
ires<:hmückt  worden  seien,  —  das  Wenige,  was  wir  über  ihre 
Anlage  wissen,  ist  geradezu  grausiger  Art.  Stadtrentmeister 
I>ebey  erzahlt  nämlich,  dass  bis  zum  Jahre  1797  am  Fusse 
«le:<  Lousbergs  in  kurzer  Frist  nach  Ausweis  der  Register  über 
7<>00  Franzosen  beerdigt  worden  seien.  Meist  sei  Syphilis 
die  Todesui-sache  gewesen  und  anfiinglich  hätten  die  mitunter  von 
Hunden  angenagten  Leichen  zu  etlichen  Hunderten  übereinander 
aufireschüttet  gelegen.  Endlich  habe  man  an  der  Vogelstange 
am  Lousberg  ganz  tiefe  Gruben  ausgeworfen  und  in  diese 
die  toiiten  Körper  Schicht  auf  Schicht  nach  Zugabe  einer 
Zwi>chenlage  ungelöschten  Kalks  gebettete 

Gelegentlich  seiner  Anwesenheit  in  Aachen  im  September 
l^M  besuchte'  Napoleon  L  auch  den  Lousberg.  Vermuthlich 
wollte  der  Meister  der  Kriegskunst  durch  den  Augenschein 
«ich  davon  tiberzeugen,  dass  Aachen  weder  zur  Festung  noch 


^}  Zahlreiche  Beispiele  in  den  von  v.  Fürth  in  seinen  Aachener  Patrizier- 
Fiinllien  Terdffentlichten  Chroniken. 

*)  T.  Fürth,  Aachener  Patrizier-Familien  Bd.  TU,  S.  548  f.  Pas  bis 
i^txi  nicht  Teröflfenthchte  handschriftliche  Tagebuch  des  Kaplans  Forst  in 
Koroelimüiister  meldet  zum  1.  März  1795:  „Die  Franzosen  sterben  in  grosser 
Ajiz&hl;  es  ist  unsäglich,  wie  viele  durch  Krankheiten  weggerafft  werden, 
ülein  ifl  Aachen  waren  seit  der  Eroberung  hiesiger  Länder  bis  ohngefelir 
tjB  I.  März  gestorben  4707  Mann,  welche  auf  dem  Louisberg  begraben 
Wiifden.*  Die  Republikaner  verboten  bekannthch  das  Beerdigen  innerhalb 
4er  Mftdtmauem  und  der  Kirchen.  Aachens  vor  etwa  100  Jahren  angelegter, 
j'txt  längst  eingegangener  Friedhof  lag  hinter  der  Pächterwohnung  des 
h^Vn  Wcingartsberg,  in  der  Nähe  des  Mariahilfspitals.  Des  feuchten  Bodens 
»•nmi  konnten  dort  Monumente  nicht  gesetzt  werden.  Dieser  Friedhof  war 
"triis  im  Jahre  IH47  (nach  Flecken,  Aachener  Volkssagen  Ö.  29)  eine  einge- 
tiMMXt  Wieae^  anf  der  hohes  Qras  wuchs. 

')  Journal  de  la  Roer  Nr.  147  vom  21.  Juni  1811.  Anscheinend  sonst 
■idit  Fcrzeicbiiet. 


26  E.  Pauls 

zum  Waffenplatz  sich  eignet  Damals  war  der  Lousberg,  wie 
Förster  ^  treffend  hervorhebt,  „eine  elende,  kahle  und  öde  Schaaf- 
trift,  ebenso  trostlos  und  langweilig  wie  ähnliche  Anhöhen  in 
der  nächsten  Nähe,  z.  B.  der  Schneeberg  bei  Vaals  oder  der 
ebenso  unfruchtbare  Hügel  bei  Seffent". 

Nachdem  der  Kaiser  im  Jahre  1804  der  Stadt  die  Wälle 
und  Gräben  nebst  dem  zu  den  Festungswerken  gehörigen  Grund 
und  Boden  geschenkt  hatte  ^,  lag  es  nahe,  das  Ganze  theilweise 
zu  Promenaden- Anlagen  umzuformen  und  gleichzeitig  den  Lous- 
berg, einen  der  schönsten  Punkte  in  Aachens  nächster  Umge- 
bung, nicht  länger  ganz  schmuklos  zu  lassen.  Es  war  Präfekt 
Lameth,  welcher  thatkräftig  die  Verschönerung  Aachens  sich 
angelegen  sein  liess.  Seinen  Bemühungen  ist  die  Errichtung 
der  bekannten  Pyramide*  auf  der  Höhe  des  Lousbergs  zu  ver- 
danken, und  er  veranlasste  den  Präfektur-General-Sekretair 
M.  Körfgen,  die  Frage  der  Bepflanzung  des  Lousbergs  in  die  Hand 
zu  nehmen.  Ausführlich  berichten  mehrere  Schriften*  über  die 
Grundsteinlegung  zur  Pyramide  im  Jahre  1807,  die  Inschriften 
und  dergl.;  hier  sei  nur  bemerkt,  dass  man  55  goldene  und 
silberne  Medaillen  und  Münzen  in  das  Fundament  einmauerte, 


*)  Ueber  die  Streichung  Aachens  aus  der  Reihe  der  Waflfenplätze  vgl. 
R.  Pick,  Aus  Aachens  Vergangenheit  S.  169. 

•)  Programm  a.  a.  0.  S.  4.  Die  Richtigkeit  dieser  Behauptung  Försters 
lässt  sich  durch  Schriften  aus  dem  ersten  Jahrzehnt  dieses  Jahrhunderts  viel- 
fach belegen.  Das  Journal  de  la  Roer  vom  21.  Juni  1811  sagt,  dass  der 
Lousberg  im  Jahre  1804  eine  sandige,  trockene  Einöde  gewesen  sei.  Für 
dieselbe  Zeit  nennt  ihn  Poissenot,  Coup  d'oeil .  .  .  d'Aix-la-ChapcUe  p.  280 
„une  päture  sterile  aux  raoutons",  während  de  Golbery  in  seinen  Con- 
sid^rations  p.  553  von  „montagne  de  la  plus  triste  nudit^*  spricht.  —  Ein 
guter  Aufsatz  über  die  Kultur  unfruchtbarer  Strecken  in  Dorsch,  Statistique 
du  d^partement  de  la  Roer  1804,  p.  267  ff. 

')  Präfektur-Akten  des  Roer-Departements,  Jahr  XIII,  S.  45  ff. 

*)  de  Golbery,  Consid6rations  sur  le  d^partement  de  la  Roer  1811 
p.  554  ff.;  Poissenot,  Coup  d'oeil  ...  sur  hi  viUe  d'Aix-la-Chapellc  1808 
p.  281  ff.;  Förster,  Programm  S.  49  f.  Der  dort  genannte  Pröcis  .  .  .  sur 
la  montagne  du  Loysberg  ist  mir  trotz  vieler  Bemühungen  nicht  zugänglich 
geworden.  Interessante  Angaben  über  den  wissenschaftlichen  Werth  der  auf 
der  Pyramide  verzeichneten  trigonometrischen  Bestimmungen  in  Zeitschrift 
des  Aachener  Gcschichtsvereius  Bd.  XIV,  S.  263  ff.  Kahle  hält  dort  die 
Pyramide  für  ein  in  seiner  Art  einziges  geographisclies  Wahrzeichen  in 
Deutschland  (S.  264).  Dies  ditrfte  unanfechtbar  sein;  eine  Meridiansäule,  die 
in  etwa  an  unsere  Lousbergpyramide  erinnert,  befindet  sich  in  Hammerfest, 
der  nördlichsten  Stadt  der  Erde. 


Der  Lousberg  bei  Aachen.  27 

und   dass     unter    den    nach    der    Fertigstellung    angebrachten 

Inschriften  zwei  auf  Napoleon  den  Grossen  sich  bezogen.  Ferner 

Wriel  Lameth    im   Sommer  des  Jahres   1808  den    Hofgärtner 

Weyhe    aus    Düsseldorf,    einen    ausgezeichneten    Sachkenner^, 

uach  Aachen,  um  mit  ihm  über  die  Umformung  der  ehemaligen 

Wälle  der  Stadt  und  Verschönerungs- Anlagen  in  der  nächsten 

Umgebung  Aachens  zu  berathen,  sowie  gleichzeitig  die  nöthigen 

Zeichnungen  in  Auftrag  zu  geben. 

Weyhe  reichte  die  gewünschten  Pläne  im  Herbste  1808 
ein,  worauf  nach  deren  Genehmigung  bereits  im  November  des- 
selben Jahres  mit  der  Aenderuiig  der  Wälle  am  Adalbertsthor 
der  Anfang  gemacht  wurde*.  Auch  M.  Körfgen  war  nicht 
massig  geblieben  und  hatte  der  Ausschmückung  des  Lousbergs 
eine  rastlose  Thätigkeit  gewidmet.  Aus  einer  bedeutenden, 
«lurch  freiwillige  Beiträge  und  Aktienzeichnungen  zusammenge- 
brachten Summe  legte  er  theils  Baumpflanzungen  auf  dem 
L^Hisberge  an,  theils  Hess  er  dort  den  Bau  eines  grossen 
Restaurations-Gebäudes  (Belvedere)  in  Angriff  nehmend  Seinem 
Berichte  nach  hat  er  seit  1807  bis  etwa  zum  Ende  der  Fremd- 
herrschaft angepflanzt:  Italienische  Pappeln,  Rothtannen,  Roth- 
buchen, Ahorn,  Vogelkirschen,  Goldregen,  wilde  Morellen,  Weimuth 
und  Buskette  von  gemischtem  Gehölz;  ausserdem  spricht  der 
Bericht  von  der  Ansaat  von  wilden  Kastanien,  Eicheln  und 
NadeDiolz  auf  der  Ost-   und  Nordseite   des  Lousbergs*.     Das 


M  Maxim.  Friedr.  Weyhe,  geb.  1775  zu  Poppeisdorf,  gest.  1846  zu 
I^'i-'Hfldürf;  Schüler  des  kurfürstlichen  Hofgärtners  F.  J.  LenntS  zu  Brühl, 
^»-bopfer  zahlreicher  Parkanlagen,  danmter  des  Hofgartens  in  Düsseldorf, 
wij^tlh^t  sein  Denkmal  steht.  Biographie  in  0.  R.  Redlich,  Fr.  Hille- 
b  recht,  Wesen  er,  der  Hofgarten  zu  Düsseldorf  und  der  Schlosspark  zu 
Benrath.  Düsseldorf  1893,  S.  12  f. 

')  Kdnigl.  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Roerdepartement,  Gouvcrnements- 
Ktmunissariat  Nr.  249. 

•)  Näheres  über  dieses,  Belvedere  genannte  Gebäude  in:  Körfgen, 
E^hnnngslafre  über  die  Konstrnktiouskosten  des  Hauses  vom  Lousberg  in 
.Uchen,  and  in:  Quix,  Wochenblatt  für  Aachen  und  Umgegend  1836  Nr.  20 
T*iii  7.  September  1886.  Eine  Zeichnung  des  Belvedere  in  Quix,  Aachen 
ftnd  de<«sen  Umgebung  1818.  Das  Belvedere  steht  (S.  69)  an  der  Stelle  eines 
FavUlonJi  der  ehemaligen  Bogen-Schützengesellschaft  und  ist  nicht  zu  ver- 
»ichjM»ln  mit  dem  in  den  Akten  häufig  ebenfalls  Belvedere  genannten  kleinen 
nniden  Tempel  in  der  Nähe  der  Lousberg-Pyramide. 

•)  König].  »Staatsarchiv  zu  Düsseldorf  a.  a.  0.  Nr.  250.  Bericht  Körfgens 
Tom  14.  MArz  1815. 


28  E.  Pauls 

neu  errichtete  Restaurations-Gebäude,  dessen  Bau  im  August 
1807  Präfekt  Lameth  und  der  Aachener  Stadtrath  genehmigt 
hatten,  wurde  im  Juli  1810  eröffnete 

Für  die  Vei'schönerungsanlagen  in  und  bei  Aachen  war  es 
ungünstig,  dass  um  die  Mitte  des  Jahres  1809  Lameth  den 
Präfekten  Ladoucette  zum  Nachfolger  erhielt.  Ladoucette, 
obschon  als  Schriftsteller  und  Alterthumsforscher  nicht  unbe- 
deutend^, scheint  sich  um  die  Verschönerung  Aachens  und  des 
Lousbergs  wenig  bemüht  zu  haben.  Brachte  auch  die  von  ihm 
amtlich  geleitete  Roerzeitung  (Journal  de  la  Roer)  mitunter 
längere  Artikel  über  Neuanlagen  von  Strassen,  Bauten,  Anpflan- 
zungen und  dergl.  bei  Aachen  oder  im  Roerdepartement  ^,  so 
stellte  sich  doch  nach  der  Vertreibung  der  Franzosen  im  Jahre 
1814  bald  heraus,  dass  der  Inhalt  solcher  geschickt  aufgebauschter 
Aufsätze  den  Thatsachen  nicht  recht  entsprochen  hatte.  Unter 
Ladoucettes  Verwaltung  sah  der  Lousberg  nur  ein  wirklich 
bedeutendes  Fest^:  Die  Feier  der  Geburt  des  Königs  von  Rom 
im  Juni  1811.  Graf  Marrois,  Adjutant  Napoleons  I.  gab  damals 
in  der  Restauration  auf  dem  Lousberg  ein  Mittagsmahl  von 
60  Gedecken.  Concerte  und  Volksspiele  verschönerten  das  Fest; 
Abends  war  der  Berg  nebst  den  umliegenden,  ziemlich  weit 
entfernten  Anhöhen  beleuchtet,  und  nach  Abbrennung  eines  für 
damalige  Anschauungen  grossartigen  Feuerwerks  beschloss  ein 
Ball  die  fröhliche  Feier. 

Vielerorts  ergab  sich  nach  der  Besetzung  der  Rheinlande 
durch  die  Verbündeten,  dass  die  nur  wenig  unterbrochene,  mehr 
als  zwanzigjährige  Kriegszeit  auf  breite  Schichten  der  Bevölke- 
rung verwildernd  eingewirkt  hatte.  Von  Aachen  aus  erklärte 
der  General-Gouverneur  des  Niederrheins,  Staatsrath  Sack  am 
14.  Juli  1814  in  einer  öffentlichen  Bekanntmachung*,  dass  das 
Napoleonische  System  versucht  habe,  die  gegenwärtige  Gene- 
ration zu  verderben  durch  den  Geist  der  Lüge,  durch  Erstickung 
alles  Gemeingeistes,  durch  Pflegung  aller  kleinlichen,  die  Men- 
schen   trennenden    Leidenschaften;    und    kaum    zwei    Wochen 


^)  Aachener  Fremdenliste,  Jahrgang  1810. 

^)  Vgl.  Zeitschrift  des  Aachener  Gcschichtsvercins  Bd.  IV,  S.  110  f. 
•■*)  Ein  Hauptartikel  in:  Journal  de  hx  Roer  Nr.  211  vom  4.  September  1813. 
*)  Beschreibung   in:  Journal  de  la  Roer  Nr.  144  vom   18.  Juni  1811; 
ungenau:  Haagen,  Gesch.  Achens  Bd.  II,  8.  468. 

*)  Journal  des  Nieder-  und  Mittelrheins.    Nr.  15  vom  19.  Juli  1814,  S.  97. 


Der  Lousberg  bei  Aachen.  29 

nach  dieser  Bekanntmachung  sah  Sack  sich  genöthigt,  eine 
scharfe  Verfügung  gegen  Schlägereien,  die  auf  dem  Lande 
überhand  genommen  hatten,  zu  erlassen  ^  Früher  schon  —  dies 
führt  uns  zum  Lousberg  zurück  —  konnte  Sack  nicht  mit 
Unrecht  über  die  „zügellose  Roheit  solcher  Menschen  klagen, 
welche  sich  an  öffentlichen  Denkmälern,  Pflanzungen,  Baum- 
ond  Verschönerungsanlagen  vergriffen"  ^.  Hatten  nämlich  in  der 
Nacht  vora  28.  Februar  1814  Uebelthäter  zwei  Mal  versucht, 
die  Pflanzungen  auf  dem  Lousberg  anzuzünden^,  so  folgten  diesem 
mis^slungenen  Unternehmen  nach  kurzer  Zeit  die  erfolgreichen 
Versuche,  die  Lousberg-Pyramide,  einen  kleinen  steinernen  Obelisk 
im  Paulinerwäldchen*  und  ein  Heiligenbild  zwischen  Sandkaul- 
and  Pont t hör  umzustürzend  Die  näheren  Einzelheiten  über  den 
Umsturz  der  Lousberg-Pyramide  werden  wohl  nie  mit  voller 
Bestimmtheit  sich  feststellen  lassen;  die  Ueberlieferung  schiebt, 
schwerlich  mit  Unrecht,  Kosaken  die  Schuld  zu.  „Man  sagt  in 
der  Stadt",  so  schreibt  eine  Tageszeitung  unter  dem  frischen 
Eindrucke  des  Ereignisses,  „fremde  Militairpersonen  und  Leute 
aus  dem  Volke,  die  keinen  Begriff  von  dem  Werthe  des  Obelisks 
in  wissenschaftHcher  Hinsicht  hatten  und  ihn  nur  als  ein  Denk- 
mal des  Ruhmes  für  Napoleon  betrachteten,  hätten  nach  und 
nach  die  untersten  Steine  locker  gemacht  und  das  Ganze  um- 
gestürzt. Jetzt  bedecken  die  Trümmer  der  Pyramide  den  süd- 
lichen Abhang  des  Berges,  auf  dessen  Spitze  sie  stand  ^'^  Haagen 
kennt   ebenfalls   die   Ueberlieferung  von   der   Umstürzung   der 


•>  .Tonnial   des  Nieder-  und  Mittelrbeins,  Nr.  22  vom  4.  August  1814. 

')  Suromlnug  der  Verordnungen  des  General-Oouverncments  vom  Niedcr- 
rbciiL     Nr.  53.     Aachen.  24.  Mai  1814. 

'»  Stadt- Aachener  Zeitung  vom  3.  März  1814. 

*)  Von  der  ::^tadt  Aachen  zu  Ehren  der  Prinzessin  Borghese  errichtet. 
iJrmmAl  de  1&  Eoer  1813,  Nr.  211  vom  4.  September.) 

*)  Sammlung  der  Verordnungen  a.  a.  0.  Der  Umsturz  der  Lousberg- 
PjTamide  erfolgte  in  der  Nacht  vom  1.  auf  den  2.  April  1814;  der  kleine 
<)b^lirik  und  (laB  Heiligenbild  wurden  im  Laufe  des  April  und  Mai  1814 
nmgv!*iiirzt.  Sack  setzte  auf  das  Entdecken  der  Thäter  eine  Belohnung  von 
KfO  Franken. 

•)  Beilage  des  Journals  des  Niederrheins  Nr.  11  vom  7.  April  1814. 
I*t  di«*  Angabe  des  Journals  des  Niederrheins,  woran  kaum  zu  zweifeln, 
richtig,  w)  war  es  wohl  den  Kosaken  um  das  Denkmal  Napoleons,  den  Leuten 
Mu  dem  Volke  aber  um  die  in  das  Fundament  der  Pyramide  ei  ngomauerten 
Medaillen  and  Münzen  zu  thun.  Diese  sollen  sich  nach  Förster  (Programm 
>,  50)  tor  25  Jahren  noch  in  Privatbesitz  befunden  haben. 


80  E.  Pauls 

Pyramide  durch  Kosaken;  Cl.  v.  Orsbach  behauptet  sogar,  die 
„nordischen  Vandalen"  hätten  sich  bei  ihrer  Arbeit  des  Pulvers 
bediente  Für  die  Richtigkeit  der  Ueberlieferung  sprechen  im 
vorliegenden  Falle  zwei  Umstände  mit  fast  zwingender  Beweis- 
kraft. Bei  gründlichen  Nachforschungen  wäre  es  der  Polizei 
ein  Leichtes  gewesen,  den  Thätern  auf  die  Spur  zu  kommen, 
da  bei  der  Umsturzarbeit  viele  Hände  beschäftigt  gewesen  sein 
müssen.  Solche  Nachforschungen  sind  augenscheinlich  trotz  der 
vom  Gouverneur  Sack  auf  die  Entdeckung  der  Thäter  aus- 
gesetzten Belohnung  von  200  Franken  unterblieben :  man  scheute 
eben  Verwicklungen  mit  den  militärischen  Behörden  eines  Staates, 
in  dem  man  den  Besieger  Frankreichs  und  den  Retter  Europas 
erblickte.  Das  Vorliegen  einös  Kosakenstreichs  wird  femer 
ungeföhr  zur  Gewissheit  erhoben  durch  einen  niemals  veröffent- 
lichten Erlass  Sacks  vom  24.  August  1814  an  den  Gouverne- 
ments-Kommissar BöUing^  Hier  bezieht  sich  Sack  auf  ein 
Schreiben  des  Generals  von  Müffling  über  die  Wiederaufrichtung 
der  zu  astronomischen  und  geometrischen  Zwecken  bestimmt 
gewesenen  Pyramide,  „welche  wahrscheinlich  von  den 
alliirten  Truppen  zerstört  worden  sei".  Bei  Berücksich- 
tigung der  Bestimmtheit  der  Ueberlieferung  und  der  unter  den 
damaligen  Umständen  besonders  nothwendigen  Schonung  mili- 
tärischer und  nationaler  Empfindlichkeit  darf  man  unbedenklich 
unter  den  „alliirten  Truppen"  eine  handvoll  Kosaken  verstehen. 

Jedenfalls  interessirten  sich  die  höchsten  Kreise  wenige 
Monate  nach  dem  Sturz  der  Lousberg-Pyramide  für  die  Her- 
stellung des  merkwürdigen  Denkmals.  Es  heisst  im  Erlasse 
Sacks  vom  24.  August  1814,  dass  der  Chef  des  Verwaltungs- 
Departements,  Staatsminister  vom  Stein  die  Kosten  auf  gemein- 
schaftliche Rechnung  der  hohen  Alliirten  pjissiren  lassen  wolle; 
Bölling  möge  den  beigefügten,  auf  2371  Frcs.  sich  belaufenden 
Kostenanschlag  durch  den  Wasserbau-Inspektor  Schauss  prüfen 
und  begutachten  lassen.    Der  Kostenanschlag  stammte  v6m  Geo- 


^)  Haagen,  Gesch.  Achens  Bd.  II,  S.  493;  Cl.  v.  Orsbach,  Skizzen 
ans  dem  Aachener  Badeleben  1852,  S.  26. 

*)  Königl.  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Gouvernements -Kommissariat, 
Roer-Departement  Nr.  259.  Die  folgenden  Angaben  über  die  Wiederaufrich- 
tung der  Pyramide  beruhen  auf  denselben  Akten.  Der  Erlass  vom  24.  August 
1814  ist  in  Abwesenheit  Sacks  vom  General -Gouvemtments-Rath  Jacobi 
unterzeichnet 


Der  Lonsberg  bei  Aachen.  31 

nieter  G.  Vonderbank  her;  später  glaubte  der  Ingenieur-Lieute- 
MntSebubertb  mit  1495  Frcs.  ausreichen  zu  können.  Schliesslich 
'i^»(;rnabm  Franz  Joseph  Nücker,  Unternehmer  der  öffentlichen 
ArWiten*,    im  September  1814  die  Herstellung  der  Pyramide 
ftr  1600   Frcs.,   welcher  Betrag  nachher  in   Folge  unvorher- 
:rsehener   Nebenarbeiten^  um  etwa  ein  Fünftel  sich  erhöhte. 
»Timverneur    Sack    stellte    bezüglich    der    Herstellungsarbeiten 
mehrere  Bedingungen.    Die  Seite  mit  der  Hauptaufschrift  der 
Pyramide   musste   ganz   in  die  alte  Lage  kommen,  damit  die 
Mittagslinie    richtig    bezeichnet   werde;    die    Inschrift,    welche 
NaiM)leon  erwähnte,  fiel  aus.   Statt  ihrer  sollte  eine  neue  Inschrift 
andeuten,  dass  das   einst  zu  Ehren  Napoleons  errichtete  Denk- 
mal gleichzeitig*  mit  Napoleons  Absetzung  gestürzt,  im  Interesse 
•1er  Wissenschaft  aber  wieder  aufgerichtet  worden  sei.    Endlich, 
?j»  befahl  Sack,  sei  vorzüglich  auf  die  Befestigung  der  Funda- 
mt- nte  der  Pyramide  zu  achten,  um  einem  nochmaligen  Umstürzen 
ihualichst  vorzubeugen.  Dieser  Befehl  Sacks  war  wohlbegründet. 
Am  Fasse  des  die  Pyramide  tragenden  Hügels  befand  sich  näm- 
r^h   damals  eine   in  den  Akten  oft  genannte  Sandgrube.    Es 
hie>?,  das  Einfallen  und  Nachweichen  des  Sandbodens  gefährde 
*la>  Fundament   des  Denkmals;   deshalb   wurde  die  Sandgrube 
verlegt.    Schon  am  10.  November  1814  konnte  Nücker  amtlich 
Kitlden,  dass  der  Bau  der  Pyramide  gänzlich   nach  dem  Bau- 
an^-rhlag  beendet  sei.    Das  Gerüst  musste  der  im  Frühjahr  1815 
anzubringenden    Inschrift   wegen    noch    einige    Monate    stehen 
bleiben,   was  die  Entwendung*  mehrerer  „Planken"  zur  Folge 
hatte.    Die  im  Mai  1815  fertiggestellte  neue  Inschrift  lautete^: 


')  So  unterzeichnet  er  ein  amtliches  Schriftstück  vom  29.  Aug:ust  1814. 

*»  Die  Ansätze  hierfür  prüfte  der  Dopartements-Baurath  Leydcl. 

')  Die  Lousberg-Pyramide  stürzte  am  2.  April  1814,  demselben  Tage, 
in  wekhem  in  Paris  der  Senat  endgültig  die  Absetzung  Napoleons  aussprach, 
la  Aarhen  hiess  es  damals,  die  Pyramide  habe  auf  Sand  gestanden,  ähnhch 
d^m  Throne  Napoleons. 

*}  Stehlen  war  damals  an  der  Tagesordnung.  So  geht  aus  einem  Briefe 
de?  JUirej»  v.  Goaita  In  Aachen  hervor,  dass  „in  den  unruhigen  Zeiten**  auch 
dat  Blei,  welches  zur  Lousberg-Pyramide  gehörte,  nach  deren  Sturz  allmäh- 
Urh  crruHMtentheib  entwendet  worden  war. 

■»  ('hr.  Qoix,  Aachen  und  dessen  Umgebung.  Frankfurt  1818,  S.  71 
itirt  bei  der  Inschrift:  11.  April  1814.  Das  richtige  Datum  (2.  April  1814)  in 
iovBAl  des  Nieder-  und  Mittelrheins  Nr.  64  vom  80.  Mai  1815  und  in  andern 
Drveksehhften  aofl  dem  Jahre  1815. 


32  E.  Pauls 

„Denkmal.  Gallischem  üebermuthe  einst  geweiht,  mit  dem  Tyrannen 
zugleich  gestürzt  am  2.  April  1814;  wieder  errichtet  der  Wissenschaft 
und  deutscher  Kraft  am  Tage  der  feierlichen  Huldigung  der  preussischen 

Rheinländer  am  15.  Mai  1815/ 

Sicher  hat  die  jetzt  längst  beseitigte,  unglücklich  gewählte 
Inschrift  ihrer  Zeit  auch  in  Aachen  berechtigtes  Aufsehen  hervor- 
gerufen, doch  durften  bei  der  in  Preussen  bald  nach  der  Fremd- 
herrschaft herrschenden  strengen  Zeitungscensur  tadelnde  Stim- 
men nicht  laut  werden.  Eine  geradezu  vernichtende  Kritik 
sprach  in  einer  baierischen  Zeitschrift^  im  Jahre  1818  ein 
ungenannter  „Reisender  zum  Aachener  Kongresse"  aus. 

Im  Gegensatz  zur  Pyramide  ist  vom  Lousberger  Restau- 
rationsgebäude, dem  Belvedere,  als  einem  Privatgebäude,  in 
amtlichen  Schriftstücken  der  neueren  Zeit  nur  ganz  neben- 
säclilich  die  Rede.  Wie  bereits  erwähnt,  beruhte  die  Erbauung 
auf  einem  vom  Präfektur-Generalsekretär  M.  Körfgen  geleiteten 
Aktienunternehmen  ^  Bis  zum  1.  Januar  1812  waren  verausgabt: 

Erbauungskosten  (Schluss  1.  Februar  1810)    80000  Frcs. 

Möbel,  Spiele  u.  s.  w 10879     „ 

Zinsen 6269     , 


Summa  .     .     .     97148  Frcs.^ 

Bei  einem  so  bedeutenden  Anlagekapital  konnte  an  einen 
ausreichenden  Ertrag  des  Unternehmens  kaum  gedacht  werden. 

*)  Eos,  Jahrgang  1818,  S.  350  ff.  „Worin  der  Uebermuth  bei  Errich- 
tung einer  Säule  zur  Bezeichnung  eines  vorzüglichen  Höhepunktes  bestanden 
habe,  begreifen  wir  nicht;  wir  müssten  denn  annehmen,  dass  der  Uebermuth 
in  der  Angabe  der  Regierung,  unter  welcher  die  Säule  errichtet  wurde,  bestehe. 
Wir  linden  aber  die  Namen  der  Herrscher  an  weit  unbedeutenderen  Punkten: 
Stadtthoren,  Bastionen  und  Brücken,  welche  sich  durch  nichts  Ausserordent- 
liches auszeichnen.  Da  die  Franzosen  die  astronomischen  und  anderen  Bemer- 
kungen an  der  bezeichneten  Stelle  gemacht  haben,  scheint  es  uns,  dass  die 
Deutschen  keinen  Anspruch  auf  die  Behauptung  haben,  diese  Säule  für  die 
Wissenschaft  errichtet  zu  haben.  Endlich  finden  wir  es  sonderbar,  deutsche 
Kraft  bei  der  Wiederherstellung  einer  Säule  zu  erwähnen,  welche  so  nach- 
lässig zusammengesetzt  worden  ist,  dass  man  überall  durch  die  Fugen  der 
Vereinigung  sieht,  so  dass  man  dieselben  schon  jetzt,  drei  Jahre  nach  der 
gerühmten  Restauration  ergänzt*  (Eine  matte  Entgegnung  in  Eos,  S.  359 
desselben  .Tahrgangs). 

'')  Vgl.  oben  S.  27. 

^)  Etwas  abweichend  die  Zahlen  bei  Förster  a.  a.  0.  S.  49.  Der 
Unterschied  erklärt  sich  dadurch,  dass  Förster  aus  der  benutzten  Aufstellung 
des  Jahres  1818  nur  die  Schulden  anführt.    In   seinem   amtlichen   Bericht 


Der  Lonsberj]^  bei  Aachen.  33 

Oegfeü  das  TSnde  der  Fremdherrschaft  war  es  so  weit  gekommen, 
•iiss  man  allen  Ernstes  das  Haus  ausspielen  (!)  lassen  wollte,  um 
\urr\\  den  Ertrag    der  Lotterie  die  vorhandenen  Schulden   zu 
\ie§e\ügen.     Obschon   nach  1813  General-Gouverneur  Sack  und 
Gnavemements-Kommissar  BöUing   des  dem  Untergang  nahen 
Aktienunternehmens   sich  warm  annahmen  und  dahin  wirkten, 
ia>s  das   Belvedere   auch  als  Spielbank-Lokal  benutzt  wurde, 
Witb  die  Lage  des  Unternehmens  eine  gedrückte  ^    Malereien 
erhielt  das  Belvedere  nach  einem  Vertrag  vom  14.  Februar  1828 
•iarch   den   Zimmer-  und  Dekorationsmaler  J.  H.  S.  Thormann 
AUS  Berlin.     Bald   nach  Bemalung  der  Kuppel  im  Kuppelsaal 
^tarb  Thormann,   worauf  in   dessen  Vertrag  nach  einigen  Ver-' 
handlangen   mit   einem  andern  Maler  (Posa?)  der  Dekorations- 
maler Hausmann  eintrat.     Hausmann  wird  in  einem  Briefe  des 
Ruiraths  Leydel   ein   tüchtiger  Künstler  genannt;  Skizzen  von 
ihm  und  Thormann  befinden  sich  im  Aachener  Stadtarchiv.    Das 
Btflvedere  brannte  am  28.  August  1836  ab^,  erstand  aber  bald 
wieder   in   neuem    grossartigeren   Stile   auf  Kosten   der   Stadt 
Aachen,  welche  die  Trümmer  des  abgebrannten  Gebäudes  ange- 
kauft hatte. 

Ziemlich  gleichzeitig  mit  der  Pyramide  war  unter  dem 
I*räfekten  Lameth  ein  kleiner  Tempel  in  der  Nähe  des  Denkmals 
i-rrichtet  worden.    Dieser    befand    sich    bereits    nach  wenigen 


rr^  14.  März  1815  sagt  Körfgen,  dass  man  die  seit  8  Jahren  auf  das 
lVlTe<l**re,  dessen  Umgebong  und  die  Remise  verwendeten  Summen  auf 
l*«nNX)  Frcs.,  die  Auslagen  für  die  Wege  und  Pflanzungen  dagegen  auf 
i^MKM)  Frc8.  anschlagen  könne.  Wie  Herr  Stadtarchivar  Pick  mir  gütigst 
•chr^ibt,  ergibt  der  von  Förster  angedeutete  Status  vom  4.  August  1818 
sieht  weniger  als  135442,50  Frcs.;  davon  gedeckt  47055,61  Frcs.,  noch  zu 
«i'^ken,  wie  auch  Förster  angibt,  88  886,89  Frcs. 

')  Es  lohnt  sich  nicht,  auf  die  zwischen  den  Aktionären  entstandenen 
Ihfferenzen,  deren  auch  Haagen,  Gesch.  Achens  Bd.  II,  S.  494  gedenkt, 
Bib-T  einzugehen.  Hier  sei  nur  noch  erwähnt,  dass  nach  Förster  a.  a.  0. 
^  4'J  in  den  Jahren  1818—1830  die  Baukosten  für  das  Belvedere  nicht 
w-niifer  als  7300  Thaler  (21 900  Mark)  betrugen.  Die  folgenden  Mittheilungen 
fii*»r  die  für  315  Thaler  (945  Mark)  hergestellten  Malereien  im  Belvedere 
r^rdanke  ich  Herrn  Stadtarchivar  Pick  in  Aachen.  Dass  die  Stadt  die 
TrftmiB'T  des  im  August  1886  abgebrannten  Gebäudes  kaufte,  deutet  das 
^^tijMrhe  Wochenblatt  an.    Vgl.  die  folgende  Anmerkung. 

')  Da  das  Belvedere  eine  volksthümlichc  Bezeichnung  nicht  hatte,  sprach 
«u  narb   dem  Brande   in  Aachen   vom  ^abgebrannten   Lousberg''.    Quix 
V\  ucbfiiblaU  für  Aachen  and  Umgegend  1837  Nr.  91  vom  26.  August,  S.  363. 

8 


34  E.  Pauls 

• 

Jahren  in  sehr  baufälligem  Zustande.  In  mehreren  Erlassen  * 
Sacks  aus  dem  Jahre  1814  und  1815  ist  von  dem  widrigen 
Tempelfragment  die  Rede,  dem  Gerippe  eines  Belvederes*,  das 
einem  Rabenstein  ähnlich  sehe.  Es  wäre,  so  bemerkt  Sack  im 
Mai  1815,  endlich  an  der  Zeit,  entweder  für  eine  gründliche 
Wiederherstellung  zu  sorgen,  oder  aber  dies  Denkmal  einer 
nachlässigen  Vergangenheit  zu  beseitigen,  welches  lange  schon 
ein  Gegenstand  des  Aergers  für  das  einheimische  und  fremde 
Publikum  gewesen  sei.  Hofgärtner  Weyhe,  dessen  Gutachten 
man  einholte,  entschied  sich  für  die  Beibehaltung  des  kleinen 
Tempels.  Er  empfahl,  ihn  mit  einer  Kuppel  zu  versehen  und 
in  den  untern  Lagen  mit  einer  recht  starken  Pflanzung  zu  um- 
geben. Stets  werde  es,  so  etwa  schliesst  Weyhes  kurzer  Be- 
richt, den  Besuchern  des  Lousbergs  erwünscht  sein,  bei  Regen- 
lällen  oder  Gewittern  einen  bedeckten  Ruhepunkt  zu  haben.  Nicht 
genug  mit  dem  Ausbau  des  Tempels  —  die  Behörde  beschloss 
sogar  noch,  auf  der  Nordwestspitze  des  Lousbergs  einen  chine- 
sischen Pavillon  zu  errichten,  dessen  Plan  der  Departements- 
Baurath  Leydel  entworfen  hatte  ^. 

Zu  Ende  1814  forderte  Gouverneur  Sack  von  der  Forst- 
direktion des  General-Gouvernements  vom  Nieder-  und  Mittel- 
rhein einen  vollständigen  Bericht  und  Plan  über  die  Bepflanzung 
des  Lousbergs.  Das  hierauf  am  1.  März  1815  eingegangene 
umfangreiche  Gutachten  bezeichnet  die  unter  Körfgens  Leitung 
bis  dahin  vorgenommenen  Arbeiten  als  durchgehends  unzweck- 
mässig und   verfehlt.     Körfgen  antwortete  in   ruhig-sachlicher 


*)  KOnipjl.  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Roer- Departement,  Gouverne- 
ments-Kommissariat Nr.  250.  Auf  diesen  Akten  beruhen  die  nachfolgenden 
Anp:aben  über  den  Tempel  und  chinesischen  Pavillon,  sowie  über  die  Bepflan- 
zung des  Lousbergs. 

*)  Vgl.  S.  27,  Anm.  3.    Geraeint  ist  also  hier  der  kleine  runde  Tempel. 

')  Der  Bau  des  Tempels  nebst  den  Grundarbeiten  war  auf  2552  Frcs., 
der  des  Pavillons  auf  7824  Frcs.  veranschlagt.  Bei  der  öfifentlichen  Verding- 
gabe —  im  goldenen  Zeitalter  des  Submissionswesens  —  wurde  der  kleine 
Tempel  zu  2542  Frcs.,  der  PaviUon  zu  7800  Frcs.  (also  nur  10  bezw.  24  Frcs. 
unter  dem  Anschlag)  zugeschlagen.  Ueber  den  sogen,  chinesischen  Pavillon 
fehlen  mir  nähere  Nachrichten.  Vielleicht  handelt  es  sich  hierbei  um  das 
von  Förster  (a.  a.  0.  S.  8)  angeführte,  jetzt  verschwundene  Schweizerhäus- 
chen. Der  Tempel  steht,  wie  aus  den  Akten  hervorgeht,  auf  einer  künstlich 
hergesteUten  Anhöhe.  Der  Bau  chinesischer  Pavillons  in  Parkanlagen  und 
sogen,  englischen  Gärten  war  ehemals  beliebt.  Vgl.  Kedlich-Hillebrecht- 
Wesener  a.  a.  0.  S.  7. 


Der  Lousbcrg  bei  Aachen.  85 

Weise.    Man  gei^rinnt  bei  der  Durchsicht  der  Akten  die  Ansicht, 
dass  Y>ezü^lich   der  Hauptfrage  die  Meinungen  weit  auseinander 
zinsrou.     Während  nämlich  die  Forstdirektion  bei  der  Bepflan- 
zung  des  Lousbergs  mehr  einen  Nutzholz   tragenden  Wald  als 
Ziel  ins  Auge  fasste,  erstrebte  Körfgen  überwiegend  eine  zur  Ver- 
^honerung  dienende  Kunstanlage.    In  einer  unter  Sacks  Vorsitz 
iiu  23.  März    1815   abgehaltenen   Sitzung  wurde   beschlossen, 
(Dfstmässige  Pflanzungen  und  Aussaaten  ^  durch  das  städtische 
Ft>rstrevier,  Verschönerungs-Anlagen  aber  durch  den  Aachener 
Sudtgärtner  Hoffraann  nach  den  Plänen  des  Hofgärtner^  Weyhe 
in  Düsseldorf  ausfuhren  zu  lassen.    Wenige  Tage  später  über- 
>andte  Weyhe  seine  Vorschläge  in  Betreff  der  Bepflanzung  des 
L-»usbergs  und  der  Aussaat  von  Nadelholz,  wobei  er  mit  Rück- 
sicht  auf  die   vielen   vorhandenen  Kiefern   die  Wahl   anderer 
S*)rten   von   Nadelholz  empfahl.     Im  Juli   1815  berichtete  die 
Forst<lirektion,  dass  die  Kultivirungs-Arbeiten  am  Lousberg  in 
«iiesem   Jahre  einen  Charakter  angenommen  hätten,  der  nicht 
im  entferntesten  in  forstmässige  Anlagen  hineinschlage;  es  handle 
^irh  am  Lousberg  jetzt  nur  um  englische  Gartenanlagen  und 
Weirearbeiten,  auf  welche   der  Forstdirektion  eine  Einwirkung 
rieht  zustehen  könne;  die  Forstdirektion  wünsche  daher,  jeder 
fernereu  Einwirkung  auf  die  Kultur  des  Lousbergs  enthoben  zu 
werden.    Längere  Zeit  später  entschied  hierauf  Sack,  dass  nur 
Aas  Aussäen  oder  Bepflanzen  mit  Nadelholz  auf  dem  Lousberg 
der  Forstdirektion  verbleiben  solle;  die  Direktion  habe  für  das 
Frühjahr  1816  ein  Fünftel  der  bestimmten  Fläche  in  diesem 
Sinne  zu  bearbeiten  und  vor  allem  mit  der  West-Nordseite  auf 
dem  Abhänge  des  Berges  nach  der  sogenannten  Rutsch  zu  den 
Anfang  zu  machen.    In   den  vier  folgenden  Jahren  wären  die 
spitze    und   der   Rücken   des   Berges   zu   besäen,    indem    die 
übrigen  Abhänge  kultivirt  seien,  oder  vorhandene  Lücken  durch 
den  Stadtgärtner  ausgefüllt  werden  könnten.    Es  sei  der  Forst- 
direktion  überlassen,  die  von  ihr  zu  besorgenden  Stellen  des 
Iy>usbergs  mit  den  ihr  geeignet  scheinenden  Gattungen  zu  be- 
Meu  oder  zu  bepflanzen. 


')  In  der  Sitzung  wurde  beschlossen,   binnen   fünf  Jaliren  die  Anla«;on 

wf  dem    LoQsberg   fertig  zu   stellen.    So    erkltlrt    si«'h    die   im    folf^i'udon 

JiJia'  dt^r  Fomtdirektion  geg^ebene  Anweisung,  zuniichst  ein  Fünftel  der  be- 

*timpiten  Htellon  mit  Nadelbolz  zu  besäen  oder  zu  bepflanzen,  den  Rest  aber 

m/  vier  f*>lgeade  Jahre  zu  vertheilen. 

3* 


8«  E.  Pauls 

Im  Frühjahr  1816  wurden  unter  Leitung  Weyhes  auf  dem  Lous- 
berg  24 — 25000  kräftige  Pflänzlinge  verschiedener  Baum-  und 
Holzarten  angepflanzt  ^  Zu  den  Vorarbeiten  hierfür  waren  vom 
1.  bis  zum  15.  März  54  männliche  und  40  weibliche  Arbeiter  thätig^ 

Sieht  man  von  der  Pyramide  und  dem  Restaurationsgebäude 
(Belvedere)  ab,  so  sind  die  bald  nach  der  Fremdherrschaft  für 
die  Lousberg- Anlagen  verausgabten  nicht  unbeträchtlichen  Summen 
aus  Bankspiel-Geldern,  d.  i.  aus  dem  Gewirinantheil  der  Stadt 
Aachen  an  der  damals  dort  bestehenden  Spielbank  gedeckt  wor- 
den. Der  Lousberg  und  die  Promenaden  erforderten  für  den 
Zeitraum  von  1814—1816  nicht  weniger  als  56813  Frcs.  *;  von 
1807 — 1814  hatte  die  vom  Präfektur-General-Sekretär  Körfgen 
ins  Leben  gerufene  Aktiengesellschaft  für  Pflanzungen  und  Wege- 
arbeiten am  Lousberg  etwa  20  000  Frcs.  verausgabt  ^.  Zur  Ge- 
schichte des  Lousbergs  im  Frühjahr  1816  enthalten  die  Akten 
des  Düsseldorfer  Staatsarchivs  noch  einige  ziemlich  unwesent- 
liche Verhandlungen  über  den  Ankauf  eines  Grundstückes,  eine 
Grenzregulirung  und  eine  Baumschule. 

Vielfach  in  Deutschland  regte  man  im  Jahre  1814  den  Vor- 
schlag an,  alljährlich  an  den  Jahrestag  der  Leipziger  Völker- 
schlacht durch  lodernde  Feuer  auf  Bergeshöhen  die  Vaterlands- 
freunde zu  erinnern.  Es  war  Arndt,  der  zuerst  hierauf  aufmerksam 
machte,  während  Hofi*mann  in  Frankfurt  Arndts  Wunsch  in  weite- 
ren Kreisen  entwickelte  und  verbreitete^.  Der  Vorschlag  fand 
in  Aachen  ebenfalls  Anklang,  und  wirklich  haben  ein  paar  Mal 
am  Abend  des  18.  Oktober  Freudenfeuer  auf  der  Spitze  des 
Lous-  oder  Salvatorberges  gelodert;  zuweilen  auch  vereinigte 
ein  Festessen  am  Jahrestage  des  Entscheidungskampfes  in  den 
Ebenen  von  Leipzig  eine  gewählte  Gesellschaft  in  den  Räumen 


0  Verzeichniss  vgl.  unten  S.  53. 

■)  Die  Männer  erhielten  für  das  Umarbeiten  des  Erdreichs  pro  Kubik- 
meter 35  Centimes;  die  Frauen  für  das  Trag^  eines  Kubikmeters  Sand  auf 
65  Meter  Entfernung  40  Centimes;  der  Tages-Fuhrlohn  für  einen  zwei- 
spännigen  Karren  betrug  5  Frcs.  50  Centimes,  für  einen  einspännigen  3  Frcs. 
50  Centimes. 

*)  Förster  a.  a.  0.  S.  50.  Unter  Promenaden  sind  wohl  die  Promenaden 
in  Aachen  und  vor  den  Thoren  zu  verstehen.  Nähere  Ermittelungen  lohnen 
sich  nicht. 

*)  Amtlicher  Bericht  Körfgens  vom  14.  März  1815.  Vgl.  S.  32,  Anm.  3. 

°)  Schreiben  Sacks  an  BöUing  vom  11.  Oktober  1814.  Königl.  SUatsarchiv 
zu  Düsseldorf:  Roer- Departement,  Gouvernements-Kommissariat  Nr.  254. 


Der  Loasberg  bei  Aachen.  37 

der  Lousberg-Restauration  (Belvedere)^    Lange  aber  hielt  die 
Begeisterung  nicht  stand.   In  Württemberg  durfte  der  Siegestag 
von  Leipzig  überhaupt  nicht  gefeiert  werden,  Baiern  feierte  das 
Andenken    an    Hanau  ^    Die  Hügel   in  der  Aachener  Gegend, 
darunter  die  Liousberghöhen,  scheinen  nicht  einmal  während  des 
Monarchenkongresses  am  18.  Oktober  1818  beleuchtet  gewesen 
zu  sein;  die  Oktoberfeier,  so  hiess  es,  ist  in  Deutschland  auf 
Widerstand  gestossen.   Im  Jahre  1818,  als  Europas  mächtigste 
Herrscher   und    bedeutendste  Staatsmänner  in  Aachen  weilten, 
galt  der  Lousberg  als  der  Lieblingsspaziergang  der  Fürsten^. 
Wiederholt  besuchten  ihn  die  Kaiser  von  Russland  und  Oester- 
reich,  der  König  von  Preussen  und  Prinz  Karl.    Dort  sah  damals 
am  14.  Oktober  König  Friedrich  Wilhelm  III.  einer  seltsamen 
LuftschiflFfahrt  zu,  und  dort  gab  wenige  Tage  später  der  Staats- 
kanzler Fürst  von  Hardenberg  ein  grosses  Mittagsmahl  mit  80 
Gedecken  *.     Aus  der  neuesten  Zeit  sei  hier  nur  hervorgehoben, 
dass  gelegentlich   der  Jubel-Huldigungsfeier  am  15.  Mai    1865 
auf  dem  Lousberg  grosse  Volksbelustigungen  stattfanden^,  und 
dass  seit    einigen  Jahren   die  forsttechnische  Bewirthschaftung 
des  LousT)erger  Waldparks   nach  den  Grundsätzen  erfolgt,  die 
der  städtische  Oberförster,  Herr  Oster,  in  einem  augenscheinlich 
mit  ausgezeichneter  Sachkenntniss  ausgearbeiteten  Gutachten^ 
vom  26.  März  1891  entwickelt  hat. 

n.  Der  Lousberg  in  Sage  und  Dichtung. 

a)  Der  Lousberg,  der  Wolf  und  die  Pinie  am  Aachener 
Münster,    Der  Münsterbau  in  Aachen. 

Die  Sage  vom  Teufel  und  dem  Mtinsterbau  in  Aachen  ist 

*  in  ganz  Deutschland  bekannt.     Urian,  welcher  sich  als  Lohn 

far  die  FertigstelluDg  des  Baus  die  Seele  des  ersten  Besuchers 

')  Oktober  -  Nummern  verschiedener  Tageszeitungen  aus  den  Jahren 
1914— I81H. 

*)  Joamal  des  Nieder-  und  Mittelrheins  Nr.  73  vom  1 .  Dezember  1 8 1 4,  S.  bCA). 

•)  Ilaagen,  Gesch.  Aachens  Bd.  II,  S.  526. 

*)  K.  F.  Meyer,  Aachen  .  . .  Monarchen-Kongrcss  im  Jahr  1818,  S.  24, 
28,  40  und  48. 

*)  R.  Schüren,  Die  Jnbel-Huldigungsfeier  vom  15.  Mai  18G5,  S.  59  ff. 
Aoch  50  Jahre  früher,  gelegentlich  der  Huldigungsfeier  am  15.  Mai  1815,  blieb 
d»*r  Louüberg  ira  Festprogramm  nicht  unbcriUksiohtigt.  Vgl.  Die  Huldigungs- 
fticr  io  Aachen  am  15.  Mai  1815.  Aachen,  gedruckt  bei  M.  Weiss;  ferner: 
W.  Harh'ÄM  in  Zeitschrift  des  bergischen  Geschichtsvereins  Hd.  II,  S.  28«»  ft*. 

•)  Aachener  Zeitung  Nr.  7  vom  6.  Januar  1892, 


88  E.  Pauls 

des  Doms  ausbedimgen  hatte,  wurde  geprellt,  indem  er  die  Seele 
eines  in  das  menschenleere  Gotteshaus  hineingetriebenen  Wolfs 
erhielt.  Bis  zur  Neuzeit  stand  das  Erzbild  dieses  Wolfs  \  auf 
dessen  Brust  eine  breite  Oeffnung  von  der  Tödtung  durch  den 
Teufel  Kunde  gab,  am  Haupteingang  des  Münsters  in  Aachen, 
der  sogenannten  Wolfsthür;  daneben  das  Erzbild  einer  Pinie*, 
der  Seele  des  vom  Satan  zerrissenen  Thieres.  Ergrimmt  über 
die  Täuschung  wollte  der  Teufel  Aachen  unter  einer  vom  Meeres- 
strand herbeigeholten  Ungeheuern  Sandmasse  begraben.  Weiber- 
list täuschte  indes  den  Bösen  kurz  vor  Aachen  über  die  Ent- 
fernung der  Stadt.  Er  warf  die  Sandlast  zur  Erde,  wodurch  der 
Lousberg  und  der  Salvatorberg  entstanden^. 

Sieht  man  von  einer  wenig  bekannten,  an  Ludwig  den 
Frommen  geknüpften  Erzählung  ab  (vgl.  unten  S.  48),  so  liegt 
hier  die  einzige  Sage  vor,  in  welcher  dem  Lousberg  eine  nennens- 
werthe  Rolle  beschieden  ist.  Bei  der  nachstehenden  Erörterung  * 
des  Mythus  kommen  der  Wolf,  die  Pinie  und  der  Münsterbau 
deshalb  zuerst  in  Betracht,  weil  auch  in  der  Fabel  der  Lous- 
berg an  letzter  Stelle  erscheint. 

E.  aus'm  Weerth  und  F.  Bock^  bezeichnen  den  Wolf  am 
Aachener  Münster,  der  wohl  richtiger  als  eine  Bärin  aufge- 
fasst  werden  muss,  als  einen  Bronceguss  aus  der  Blüthezeit 
des  klassischen  Römerthums;  die  Pinie  dagegen  als  ein  Guss- 
werk des  10.  oder  11.  Jahrhunderts.  Wann  beide  Kunstwerke 
nach  Aachen  gekommen  sind,  wird  sich  schwerlich  jemals 
feststellen  lassen.  Darf  man,  wie  es  wiederholt  versucht 
worden  ist,  eine  Stelle  der  Edda,  nach  welcher  über  dem 
Odinschen  Saale  ein  Aar  droht  und  vor  ihm  ein  Wolf  hängt, 
auf  die  Kaiserpfalz  in  Aachen  beziehen^,  so  könnte  der  Wolf 
sclion  zur  Zeit  Karls  des  Grossen  sich  in  Aachen  befunden 
haben.    Hierfür  spricht  vielleicht  auch  der  Umstand,  dass  Karl 


*)  Richtiger  „Bärin".  Ich  behalte  die  volksthttmlichc  Bezeichnung  „Wolf" 
durchgeheuds  bei. 

*)  In  geschichtlichen  und  Kunstwerken  bezeichnet  als:  Pinie,  Pinicn- 
apfel,  Artischocke. 

')  Ausführliches  bei  J.  Müller,  Aachens  Sagen  und  Legenden.  (1858), 
S.  6  ff.,  8.  13  ff.  und  S.  27  ft'.;  ferner  in  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichts- 
vereins Bd.  VIII,  S.  148  f. 

*)  Bekanntes  streife  ich  nur  flüchtigst. 

*)  F.  Bock,  Karls  des  Grossen  PfalzkapeUe  S.  1  ff. 

*)  K.  Simrock,  Handbuch  der  deutschen  Mythologie*,  S.  33. 


Der  Loosborg  bei  Aachen.  39 

der  Grosse  ein  einzelnes,  zum  Aachener  Palaste  gehöriges  Ge- 
lÄude  Lateran    nannte^  und  dass  sehr  wohl  das  Erzbild  des 
Wolfs   als   des  Wahrzeichens  Roms  in  der  Nähe  des  Aachener 
LÄterans  aufgestellt  gewesen  sein  kann^    In  späterer  Zeit  (vor 
1400)   sollen   sowohl  der  Wolf  als   der  Pinienapfel  bei  einem 
Wasserwerk  inmitten  des  Vorhofs  des  Aachener  Doms  auf  dem 
Fischmarkt   oder   dem  sogen.   Pervisch   Verwendung   gefunden 
haben.   Petrus  ä  Beeck  ^  und  nach  ihm  Quix  *  und  Debey  ^  können 
zwar  diese  von  ihnen  als  sagenhaft  bezeichnete  Ueberlieferung 
urkundlich  nicht  belegen,  aber  es  ist  Thatsache,  dass  sich  ein 
Brunnen   auf  dem  Fischmarkt  für  das  14.  Jahrhundert  nach- 
weisen   lässt^  dass  Wasserwerke  vor  berühmten  Kirchen  ehe- 
mals nicht  selten  waren  und  dass  ausser  der  breiten  Oeffnung 
auf  der  Brust  des  Wolfs  nicht  weniger  als  129  Anbohrungen  ^ 
auf  den  zugespitzten  Blättern  der  im  Innern  ausgehöhlten  Pinie 
auf  den  Zweck  der  Durchleitung  von  Wassermassen,  namentlicli 
\*e\  der  Pinie  hindeutend    Urkundlich  erscheinen  der  Wolf  und 
die  nach  ihm  benannte  Wolfsthür  schon  zum  Jahre  1414^,  und 
etwa  100  bis  200  Jahre  später  ist  in  chronikalischen  Nachrichten^^ 
wiederliolt  die  Rede  von  den  beiden  Standbildern  an  der  Wolfs- 
tbür.   Den  Wolf  bezeichnete  man  bald  als  Wölfin,  bald  als  Bärin; 
die  Pinie  theils  als  Tannenfrucht  oder  Tannenzapfen,  theils  als 


»)  (\  P.  Bock,  Das  Ratbbaus  zu  Aachen.     1843,  S.  183  ff. 

')  St.  Beiöscl,  in  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  Xll, 
-*.  31d  hält  es  für  möglich,  dass  damals  und  in  etwas  späterer  Zeit  das  Erz- 
Kiid  »les  Wolfs  an  der  Aachener  Gerichtsstätte  stand. 

'»  Petr.  ä  Beeck,  Aquisgranum  1620  p.  47  nur  für  den  Pinienapfel. 

*}  <'hr.  Quix,  3Iünsterkirche  S.  24  für  den  Pinienapfel  und  den  Wolf. 

*)  V.  Fürth,  Aachener  Patrizier-Familien  Bd.  III,  S.  529  für  den  Pinien- 
Apfel  und  den  Wolf. 

«»  J.  Laurent,  Aachener  Stadtrechnungen  des  14.  Jahrhunderts,  S.  426, 
Zf-ilf  10  und  II. 

^>  F.  Bock,  Karls  des  Grossen  Pfalzkapelle  S.  5. 

»)  Vgl.  die  Ausfilhningen  bei:  E.  ans'm  Wecrth,  Kunstdenkmäler 
de?  chriHtlichen  Mittehilters.  Leipzig  1857,  Bd.  I,  S.  76  f.  Aus'm  Wecrth 
•-rhreibt  ebenfaUs  den  Wolf  der  ROmerzeit  zu,  die  Pinie  dagegen  dem  10. 
Jabrhandert. 

•>  Deutsche  Reichst agsakten  Bd.  VII,  8.  246;  ferner:  l'hr.  Quix, 
M&OAtcrkircfae  S.  24  und  ä.  148  zum  Jahre  1424. 

'")  Ausj*er  den  in  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  XII, 
\  320,  Aum.  1  angegebenen  Quellen  noch:  Annalen  des  historischeu  Voreins 
m  den  Xicdcrrhcin  Heft  17,  S.  21. 


40  E.  Pauls 

Klee,  theils  als  „Sträuchlein  ^,  so  imgleichen  nicht  wohl  zu  wissen**. 
Und  da  die  römischen  Könige  gelegentlich  der  Krönungen  durch 
die  Wolfsthür,  also  durch  die  beiden  in  Aachen  lioch  angesehenen 
Wahrzeichen  hindurch  zur  Stätte  der  Krönung  schritten,  ist  es 
begreiflich,  dass  der  Volksmund  die  beiden  Erzbilder  im  Sprich- 
Worte  mit  der  allerhöchsten  Person  in  Verbindung  brachte  ^.  Der 
Wolf  und  die  Pmie  wanderten  zu  Ende  1794^  mit  andern  Kunst- 
schätzen nach  Paris  und  wurden  am  7.  Dezember  1815  feierlichst 
an  ihrem  alten  Platze,  der  Wolfsthür  des  Aachener  Münsters, 
wieder  aufgestellt*. 

Ueber  die  Wolfs-  und  Lousbergsage  findet  sich  bis  zum 
Ende  der  reichsstädtischen  Zeit  anscheinend  nicht  das  Geringste 
verzeichnet.  Chr.  Quix,  der  vom  Beginn  des  19.  Jahrhunderts 
ab  bis  zu  seinem  Tode  mehrere  Jahrzehnte  in  Aachen  verlebte 
und  seiner  Zeit  der  beste  Kenner  der  Geschichte  seiner  zweiten 
Heimath  war,  fiihrt  als  Quelle  zur  Wolfssage  nur  ein  im  Jahre 
1815  erschienenes  Gedicht  von  Jansen  an^  Doch  schon  15 
Jalire  frülier  hatte  A.  F.  E.  Langbein  durch  sein  bekanntes 
Gediclit  „Der  Kirchenbau  in  Aachen"  die  Aachener  Wolfssage 


0  So  Noppius,  Aacher  Chronick  1632,  TheU  I,  S.  20.  Ein  einer  Pinie 
oder  Artischocke  ähnliches  Gebilde  deutete  man  auch  in  Kleve  an  einer  Statue 
verschieden.  Vgl.  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein 
Heft  48,  S.  153. 

2)  Der  Kaiser  müsse  so  um  seine  Unterthanen  besorgt  sein,  wie  die 
Bärin  um  ihre  Jungen;  der  pyramidenförmige  und  spitze  Tannenzapfen  bedeute» 
dass  der  Kaiser  alle  Völker  beherrschen  solle.  Diese  und  andere  Auslegungen 
an  verschiedenen  Stellen.  Ein  anderes  auf  den  Wolf  bezügliches  Aachener 
Sprichwort  lautet:  So  alt  wie  der  Wolf  am  Münster.  Vgl.  M.  Schollen  in 
Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  VIII,  S.  205,  Nr.  1003. 

^)  Das  Datum  steht  nicht  fest;  die  Akten  des  Düsseldorfer  Staatsarchivs 
geben  über  die  Wegfuhrung  der  Kunstschätze  Aachens  nach  Paris  keinen 
Aufschluss.  Der  Wolf  sei  21  Jahre  fort  gewesen,  so  heisst  es  in  einem  zu 
Ende  1815  erschienenen  Gedichte. 

*)  Ausführliche  Beschreibung  der  Feierlichkeiten  in  Nr.  1 47  des  Journal 
des  Nieder-  und  Mittelrheins  vom  9.  Dezember  1815.  Peinlich  befremdete 
es  damals,  dass  bei  der  Aufstellung  des  Wolfs  „kein  natürlicher  Ausbruch 
jubelnder  Volksstimme  zu  vernehmen  war". 

^)  Chr.  Quix,  Münsterkirche  S.  24,  Anm.  25.  Jansen  hat  zwei  Gedichte 
über  das  Erzbild  des  Wolfs  veröflfeutlicht:  eins  zum  7.  Dezember  1815  „Ob 
de  Wiehrkömmst  van  osen  auen  leife  Wauf",  das  andere  zu  etwas  früherer 
Zeit  unter  dem  Titel  „Der  Wauf  an  de  Wolfsdöhr**.  Das  erstcre  dieser 
Gedichte  entstand  auf  Veranlassung  des  Generalgouverneurs  Sack  in  Aachen« 
(H.  Froimuth,  Aachens  Dichter  und  Prosaisten  Bd.  I,  S.  184.) 


Der  Lonsberg  bei  Aachen.  4  t 

rar  Kenutniss  Deutschlands  gebrachte    Die  Darstellungen  bei 
Jansen    und    Langbein    weichen    im    Wesentlichen    darin    von 
einander    ab,    dass    nach  Jansen   Kaiser   Karl,  nach   Langbein 
aJier  die   Aachener  Stadträthe  den  Vertrag  mit  dem  nachher 
äberlistetea  Teufel  abschlössen  *.    Jedenfall§  fehlt  in  beiden  p]r- 
zählungen  jeder  Anklang  an  die  zweite  Ueberlistung  des  Teufels 
and  die  Entstehung  des  Lousbergs.    Ein  sehr  hohes  Alter  hat 
'lie  Münsterbausage  schwerlich.    Hätte  der  Mönch  von  St.  Gallen 
zu  Ende  des  9.  Jahrhunderts  sie  gekannt,  so  würden  wir  sie 
vielleicht    neben    seinen    andern   Aachener   Dombausagen   ver- 
zeichnet finden.     Kaum  eine  Wahrscheinlichkeit  spricht  ferner 
dafür,   dass   bis  zum  zweiten  Drittel  des  17.  Jahrhunderts  die 
Wolfssage    in    Aachen   einer    allgemeinen   Verbreitung   oder 
Loir  Beliebtheit  sich  erfreute.    Die  ziemlich  zahlreich  über  die 
Erzbilder   vorhandenen  Notizen  würden  sonst  wohl  mindestens 
irirend   eine  Andeutung  des  Mythus  geben   und   nicht  rathlos 
zwischen  Wolf,  Wölfin  oder  Bärin,  Tannenzapfen,   Klee   oder 
,Sträuchlein   unbekannter  Art**   hin  und  herschwanken.    Dazu 
der  Vertrag  mit  dem  Teufel!    Sieht  man  von  vereinzelten  Aus- 
nahmen ab,  so  kommen  Verträge  mit  dem  Teufel  erst  in  spät 
mittelalterlicher  Zeit  und  ganz  besonders  während   der  Hexen- 
verfolgungen  in  Sagen  und  Hexenprozessen  vor'.  Auch  Aachens 
(lesrhichte  hat  derartige  Prozesse  aufzuweisen,  auch  bei  uns 
-tprach  man  bis  fast  zur  Fremdherrschaft  den  Namen  des  Satans 
nur  mit  Entsetzen  aus.    Als  der  grosse  Stadtbrand  vom  2.  Mai 
1C56  Aachen  in  Asche  legte,  hatte  man  dies  der  Sage  nach 


')  Nach  gütiger  Mittheilong  der  Königl.  Bibliothek  in  Berlin  fehlt 
Laagbt'iiu  Gedicht  über  den  Kirchenban  zu  Aachen  in  der  Aasgabe  seiner 
'»•Richte  Ton  1788,  findet  «ich  dagegen  in  der  Ausgabe  „Leipzig,  Dyck  1800, 
Tüvil  II,  S.  135  fF."  Woher  der  Dichter  den  Stoff  nahm,  ist  unbekannt;  in 
Aachen  tscheint  Langbein  nie  gewesen  zu  sein. 

*)  Der  Aachener  Volksdichter  und  Maler  Johann  Ferdinand  Jansen 
war  in  Aachen  von  etwa  1770  ab  bis  zu  seinem  Tode  (1834)  ansässig.  Wenn 
•T  dPD  Kaiser  Karl  in  die  Sage  hereinzieht,  so  liegt  für  uns  kein  Grund 
lur,  an  treuer  Wiedergabe  einer  im  Volksmunde  umlaufenden  Erzählung  zu 
zweifeln.  Vielleicht  hat  Langbein  statt  vom  Kaiser  von  Stadträtben  sprechen 
fTcbürt;  viel  wahrscheinlicher  bleibt,  dass  er  mit  dichterischer  Freiheit  statt 
eittea  Ftinnen  dessen  Räthe  als  lustige  Figuren  erscheinen  lassen  wollte. 

')  In  der  bekannten  BnUe  Innocenzs  VIII.  „Hummis  desiderantes  affec- 
iflrn**  Tom  Jahre  H84  ist  vom  Umgang  mit  dem  Teufel  an  erster  Stelle 
4ie  fiede,  and  später  bUdete  die  Anklage  wegen  Teufels-Bündnisse  die  Grund- 
ligt  fMt  aller  Hexcnprozessc. 


42  E.  Pauls 

einem  Bäcker  zu  verdanken,  der  missmuthig  über  den  schlecht 
brennenden  Backofen  in  diesen  das  höllische  Feuer  wünschte^; 
und  noch  130  Jahre  später  war  es  in  Aachen  vielfach  üblich, 
die  Kinder  zur  Zeit  der  Quatember  von  einem  Geistlichen  über- 
lesen, d.  h.  durch  Gebet  und  Segen  gegen  Hexen  und  Teufels- 
spuk schützen  zu  lassen  2.  Da  bedarf  es  keines  weitern  Beweises, 
dass  in  Aachen  eine  Sage,  nach  welcher  Kaiser  Karl  oder  seine 
Räthe  mit  dem  Teufel  einen  Vertrag  schlössen,  nicht  recht  Raum 
finden  konnte.  Den  Verbreitern  eines  solchen  Mythus  hätte  bis 
tief  ins  17.  Jahrhundert  hinein  der  Feuertod  gedroht^  und  selbst 
im  18.  Jahrhundert  wären  ihnen  peinliche  Untersuchungen  und 
Belästigungen  schwerlich  erspart  geblieben. 

Aus  dem  leicht  erklärlichen  Fehlen  jeder  altern  schrift- 
lichen Aufzeichnung  folgt  aber  durchaus  nicht,  dass  die 
Wolfs-  und  Lousbergsage  zur  Zeit  der  Chronikschreiber  Beeck 
und  Noppius  in  Aachen  ganz  unbekannt  war.  Unzweifelhaft 
sind  die  Erzählungen  über  den  Münsterbau,  den  Wolf  und  den 
Lousberg,  wie  es  bei  so  manchen  Mythen  der  Fall  ist,  zu  ver- 
schiedenen Zeiten  ineinander  geflossen.  Dem  Wolf  kam  schon 
in  der  germanischen  Mythologie  eine  hervorragende  Bedeutung 
zu*,  und  für  viele  Orte  lassen  sich  Sagen  von  Kirchen  bauenden 
Teufeln  nachweisend  Wahrscheinlich  hatte  man  ursprünglich 
in  Aachen  das  Erzbild  des  Wolfs  mit  jetzt  längst  vergessenen 
Mythen  umwoben,  die  in  der  germanisclien  Götterlehre  wurzelten. 
Als  später  der  Wolf  und  die  Pinie  am  Münster  oder  in  dessen 
nächster  Nähe  auf  Jahrhunderte  hindurch  Aufstellung  fanden, 
lag  eine  neue  Sagenbildung,  bei   welcher  die  beiden  Erzbilder 


»)  V.  Fürth,  Aachener  Patrizier-Familien  Bd.  III,  S.  10  und  Bd.  I,  S.  129. 

*)  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  XVI,  S.  188. 

■)  Die  Verbreiter  von  Teufelssagen  liefen  ja  grosse  Gefahr,  selbst  als 
niagi  et  malefici  unter  Anklage  gesteUt  zu  werden I 

*)  So  soll  bei  dem  Untergang  dieser  Welt  (Götterdämmerung!)  der  Fenrirs- 
wolf  seine  Baude  zerreissen  und  Himmel  und  Erde  in  seinen  Rachen  fassen. 

*)  Solchen  Sagen  dürfte  häufig  eine  Erzählung  der  Jüngern  Edda  zu 
Grunde  gelegen  haben.  Vgl.  A.  Kaufmann,  QneUenangaben  zu  K.  Simrocks 
Rheinsagen.  1862,  S.  46.  In  Aachen  geben  die  wohl  schon  im  15.  Jahr- 
hundert vorkommenden  Benennungen  „grosses  und  kleines  Drachenloch**  für 
zwei  Eingänge  des  Münsters  zu  denken.  Allerdings  kann,  wie  F.  Bock 
andeutet,  diese  Bezeichnung  von  einer  entsprechenden  markirten  Thierfigur 
herstammen;  möglicherweise  liegt  aber  auch  hier  eine  Tenfelssage  zu 
Grunde. 


(  Der  Lousberg  bei  Aachen.  43 

I 

m  dem  Münsterbaii    in  Beziehung  traten,  ungemein  nahe^    Es 

entzieht  s'icli  der  Forschung,  ob  diese  Sagenbildung  das  Märchen 

vom  Riesen  oder  Teufel,  der  den  Aachener  Dom  fertig  stellen 

s>Ule,  in  irgend  einer  Form  in  Aachen  schon  vorfand,  oder  ob 

^ie  es  andersAvoher  entlehnte,  um  durch  den  Wolf  und  dessen 

Seele  die  Fabel  passend  abzurunden.    Da  der  Glaube  an  all- 

Uglicb    vorkommende   Bündnisse   zwischen  Mensch  und   Satan 

uebst   Tausenden    damit   zusammenhängenden    Spukgeschichten 

zwischen  1580    und  1640  in  höchster  Blüthe  stand,   darf  man 

der  Vermuthung  Raum  geben,  dass  in  Aachen  in  diese  Periode 

die  Jugendzeit   der   Verbindung   zwischen   Münsterbau-   und 

Wi»lfssage  fällt.    Des  Hexenwahns  und  der  Hexenfurcht  wegen 

war  der  Mythus   weder  allgemein  verbreitet  noch  beliebt;  er 

,       wurde  ebenso  wenig  aufgezeichnet  als  ähnliche  Teufelssagen  ^ 

Erst  ^nachdem   die  Franzosen  die  Hexen  vertrieben  hatten"  ^, 


M  Der  seiner  Zeit  auf  politischem  Gebiete  sehr  bekannte  Professor 
w.  Kinkel  hält  die  Aachener  Wolfssagc  für  eine  etwas  gezwungene,  späte 
•^tire.  Treffend  bemerkt  er  in  seiner  Abhandlung  „Sagen  aus  Kunstwerken 
^^i^tanden*,  dass  häufig  ein  späteres  Zeitalter,  welches  eine  ganz  neue  Rich- 
te nir  dfs  Geisteslebens  eingeschlagen  hat,  ein  Denkmal  der  bildenden  Kunst 
z:^r  nicht  mehr  versteht,  unter  Umständen  auch  nicht  mehr  verstehen  will, 
md  ihm  daher  einen  völlig  andern  Sinn  unterlegt.  „Es  gibt  Fälle",  sagt 
Kinkel,  ,in  denen  um  ein  vorhandenes  Bildwerk  zu  erklären,  nicht  bloss  eine 
"»Jirt  im  Sinne  der  spätem  Volksanschauung  umgedeutet,  sondern  wo  zu 
di*--*m  Zwecke  eine  ganz  neue  Sage  gedichtet  wird,  die  mit  dem  ursprüng- 
ü-arn  Sinne  des  Bildwerks  gar  keine  Verwandtschaft  mehr  hat."  (Bonner 
.T  dtirbu.-her  Heft  XII,  S.  108,  S.  94  und  S.  96).  Die  breite  Ocffnung  auf  der 
l;ru>t  de»  Wolfs,  in  dessen  Nähe  die  räthselhafte  Pinie  den  Blick  auf  sich  zog, 
f'  r'irrt4*  freilich  vor  Jahrhunderten  in  gewissem  Sinne  die  Anschauung  geradezu 
L'-rani,  das  hier  etwas  Unerklärliches  vorliege.  So  mag  die  Pinie  zu  der 
•i-_-ni  Wolf  durch  Übermenschliche  Gewalt  entrissenen  „Thierseele"  geworden 
'  in-  Eine  andere  Darstellung  (A.  J.  Flecken,  Einige  Aachener  Volkssageu, 
S.  7l  nach  welcher  der  Teufel  durch  die  als  Tannenwedel  bezeichnete  Pinie 
*  ■  m  Bif<chof  Adolf  in  die  Flucht  geschlagen  wurde,  beruht  wohl  auf  freier 
^az**nerfindnng  von  Seiten  Fleckens,  beweist  aber,  dass  zuweilen  Sagen 
«-rfonden  wurden,  um  ein  vorhandenes  Bildwerk  zu  erklären. 

*»  Aachen  ist  reich  an  Teufelssagen.  (R.  Pick,  Aus  Aachens  Vcr- 
LTAnirenfaeit.  1895.  S.  604,  Anm.  1.)  Aus  älterer  Zeit  finde  ich  nur  die  Sage 
Tom  Teafel  im  Ponellenthurm  zum  Jahre  1537  in  einer  zu  Hagenau  erschienenen 
"^  hfift  von  A^fricola  verzeichnet.  (Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins 
Bd.  VIII,  S.  207,  Anm.  4.) 

*)  Die  ijänzliche  Beseitignng  der  Hexenfurcht  schreibt  man  in  der 
XMcbcner  (»egcnd  der  Zeit  der  Fremdherrschaft  zu.  Vgl.  Zeitschrift  des 
,{Acheai:r  Oe»cliicht 5 verein«  Bd.  V,  S.  301. 


44  E.  Pauls 

machte  auch  die  Presse  die  Wolfssage  zum  Gemeingut  weiterer 
Kreise. 

Während  jedenfalls  schon  lange  vor  der  Fremdherrschaft 
die  Verbindung  zwischen  Münsterbau-  und  Wolfssage  bestand, 
deuten  manche  Umstände  darauf  hin,  dass  die  Erzählung  von 
der  in  Folge  der  zweiten  Ueberlistung  des  Teufels  erfolgten  Ent- 
stehung des  Lousbergs  erst  in  diesem  Jahrhundert  dem  Mythus 
vom  Bau  des  Münsters  und  der  Wolfsseele  angehängt  worden 
ist.  Täuscht  nicht  Alles,  so  fehlt  vor  1825  jede  Aufzeichnung 
der  Lousbergsage ;  ferner  musste  es  doch  bei  einem  vom  Teufel 
zur  Erde  geworfenen  Berge  angezeigt  erscheinen,  denselben  zur 
Stätte  von  Spukgeschichten  oder  zum  Hexentanzplatz  und  dergl. 
zu  machen.  An  alles  dies  nicht  der  leiseste  Anklang!  Wohl 
erzählt  uns  Cäsarius  von  Heisterbach  im  12.  oder  13.  Jahr- 
hundert einige  Legenden,  deren  Schauplatz  der  Salvatorberg 
war^;  aber  kein  „Spukgeist"  ^  hat,  soweit  sagenhafte  Nachrichten 
reichen,  auf  dem  Lousberg  sein  Wesen  getrieben,  und  der  Aachener 
Hexentanzplatz  befand  sich  bekanntlich  auf  dem  Fischmarkt ',  in 
unmittelbarer  Nähe  des  Münsters  und  des  Erzbildes  des  Wolfs. 
A.  Curtius  *  hält  die  Lousbergsage  für  älter  als  die  Münsterbau- 
sage und  meint,  ursprünglich  sei  vielleicht  nicht  der  Teufel, 
sondern  etwa  ein  Riese  als  der  Urheber  jener  Bergmasse  angesehen 
worden.  „Ueberall",  sagt  Curtius  unter  Anführung  mehrerer 
Beispiele,  „ist  es  das  Auflällige,  Unvermittelte,  das  Abweichen 
dieser  Massen  von  der  nächsten  Umgebung,  was  die  Veranlassung 
zu  den  Sagen  bot.  Die  Einzelheiten  in  der  Ausschmückung  der 
Sagen  sind  nach  den  verschiedenen  Oertlichkeiten  verschieden." 
Es  mag  dahin  gestellt  bleiben,  ob  dem  Kern  nach  die  Lousberg- 
sage vor  der  Fabel  vom  Münsterbau  bei  uns  in  Umlauf  war. 


*)  Vgl.  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niedorrhein  Heft  47, 
S.  29  ff: 

')  Ludwig  den  Frommen  im  Lousberg  kann  man  nicht  als  Spukgeist 
bezeichnen;  es  liegt  hierbei  eine  in  aUcnieucster  Zeit  entstandene  Nach- 
bildung der  Kyffhäuser-Sage  vor.    Vgl.  S.  48. 

')  J.  Müller,  Aachens  Sagen  und  Legenden,  S.  123.  In  den  Hexen- 
prozessen werden  in  der  Regel  mehrere  Tanzplätze  genannt;  für  Aachen 
fehlen  solche  Prozessakten.  Dass  der  Fischmarkt  oder  Perfisch,  also  der  Vor- 
platz des  Münsters,  in  den  vier  Quatember-Nächten  nach  dem  Volksglauben 
der  Schauplatz  der  Hexen  tanze  war,  bestätigen  auch  MüUer-Wcitz  in 
Aachener  Mundart,  Aachen  und  Leipzig  1836,  S.  179. 

*)  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  VIII,  S.  154—156. 


Der  Lousberg  bei  Aachen.  45 

Xls  wahrscheinlich    wird   auf  Gnind   von  Vergleichungen   mit 
vielen  ähnliclien   Fällen  zugegeben   werden  müssen,  dass  eben 
«\ie  'auffällige    Gestaltung  des  Lousbergs  der  Sagenbildung  im 
ilUtelaUer  oder  in  neuerer  Zeit  mindestens  in  engem  Kreise  An- 
Iass  zu  dichterischem  Schaffen  geboten  hat.    Ob  aber  in  früheren 
Tahrhunderten     die    auf  den  Lousberg   bezüglichen  Phantasie- 
irebilde  von  Berge  versetzenden  Riesen  oder  Teufeln  in  Aachen 
i»*ma\s    aus    kleinen    Grenzen    heraustraten    und    volksthümlich 
wurden,  dies  wird,  falls  nicht  ältere  schriftliche  Aufzeichnungen 
eiil«leckt  werden,   niemals  sich   ermitteln  lassen  und   mehr  als 
fra:rl\ch   bleiben.     Die   anscheinend   erste  Veröffentlichung   der 
bmsbergsage  findet  sich  in  der  rheinischen  Flora  vom  10.  April 
1^25.     Hierbei   steht  harmloser  Scherz  im  Vordergrund.    Die 
t^ran,   welche    den   Bösen   überlistete,   hatte    „Schlubben"  ^  an, 
nnd   der  Berg   heisst  Loosberg,   weil  die  Alte   dem  Teufel   zu 
.l<MfS*  (klug)  war;  der  Verfasser  nennt  sich,  wohl  um  zu  zeigen, 
iJa^   es    ihm   mit  seiner  Deutung   des  Namens  Loosberg  ernst 
i5t,  ^Emst"  und  datirt,  um  den  Eindruck  eines  „sachkundigen" 
«irenznachlmrs  zu  erwecken:  „Sörsch  bei  Aachen."  Beim  Lesen 
j^^winnt  man  den  Eindruck,  dass  der  Erzähler  an  die  längst 
4lleeraein    verbreitete   Münsterbau-    und   Wolfssage   die  wenig 
^»ekannte   oder  vielleicht  gar  von   ihm   erfundene  Lousbergsage 
-mknäpfen  will.  Wäre  dies  nicht  der  Zweck,  so  konnte  „Ernst", 
tier  die    Münsterbau-   und   Wolfssage   in   drei  Zeilen   erledigt, 
^\Hfn9tt  die  Lousbergsage  als  bekannt  voraussetzen  und  sich  auf 
den  Scherz   der  Ableitung  des  Namens  von  loos  beschränken. 
Nach  einer  andern,  von  J.  Müller*  im  Jahre  1858  veröffent- 
li«*hten   Fassung  der  Lousbergsage  wurde  der  Teufel  von   der 
alten  Frau  weniger  überlistet,  als  vielmehr  durch  Rosenkranz 
und  Kreuz  zum  Niederwerfen  des  Sandsacks  gezwungen.    Hier 
liegt  eine  anscheinend  weniger  beachtenswerthe  Darstellung  vor, 
Weil  das  Märchen  von   den  zerissenen  Schuhen  auch  in  einer 
altem,  der  Lousbergsage  ähnlichen  Montjoier  Erzählung  wieder- 
kehrt K 

Ich   schliesse    mit   folgender   üebersicht    und   Zusammen- 
(ajw^ang: 

*)  Sciilabben  sind  abgetragene  Schuhe,  alte  Pantoffel  oder  Schlappschuhe. 
')  J.  Mfillcr,  Aachens  Sagen  und  Legenden,  S.  29. 
')  A,  Oartins  in  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  VIII, 
^  IM.  AauL  2. 


46  E.  Pauls 

1.  Lousbergsage. 

Kern:  Entstehung  eines  Bergs  (in  Aachen  Lousberg)  durch 
eine  vom  Teufel  zu  Boden  geworfene  Erdmasse. 

Nachweisbar:  Für  Aachen  in  Verbindung  mit  der  Münster- 
bau- und  Wolfssage  zum  Jahre  1825;  anderwärts  vielfach  in 
der  Form  von  Sagen  über  Berge  versetzende  Riesen  oder  Teufel, 
sowohl  für  die  älteste  als  für  mittelalterliche  Zeit. 

2.  Münsterbausage. 

Kern:  Vollendung  eines  bedeutenden  Bauwerks  (in  Aachen 
Münsterbau)  mit  Hülfe  des  Teufels. 

Nachweisbar:  Für  Aachen  in  Verbindung  mit  der  Wolfs- 
sage zum  Jahre  1800;  anderwärts  in  zahlreichen  ähnlichen 
Fassungen  für  mittelalterliche  Zeit. 

3.  Wolfssage. 

Kern:  Ueberlistung  des  Teufels,  der  statt  einer  oder  mehre- 
rer ihm  als  Belohnung  für  die  Ausführung  grosser  Arbeiten  ver- 
sprochenen Menschenseelen  ein  für  ihn  werthloses  Geschenk  (in 
Aachen  Wolf  und  Wolfsseele)  erhält. 

Nachweisbar:  Für  Aachen  in  Verbindung  mit  der  Münster- 
bausage zum  Jahre  1800;  anderwärts  häufiger  in  ähnlichen  Er- 
zählungen für  mittelalterliche  Zeit^ 

Als  gewiss  ist  anzunehmen,  obschon  urkundlich  nicht  zu 
beweisen,  dass  man  in  dem  vielbesuchten  Krönungs-,  Wallfahrts- 
und Badeort  Aachen  im  Mittelalter  die  Sagen  von  Berge  ver- 
setzenden Riesen,  bei  Bauten  thätigen,  schliesslich  um  ihren 
Lohn  geprellten  Teufeln  und  dergl.  kannte.  Soweit  es  sich  über- 
sehen lässt,  hat  sich  damals  um  den  Lousberg  ein  volksthüm- 
lich  gewordener  Sagenkreis  in  Aachen  nicht  gewoben;  näher 
standen  dort  dem  Volksbewusstsein  das  Münster  und  die  Erz- 
bilder des  Wolfs  und  der  Pinie.  Es  lässt  sich  nicht  feststellen 
und  bleibt  ziemlich  belanglos,  ob  die  Münsterbausage  jemals  für 
sich  allein,  ohne  die  Wolfssage,  bestand;  sie  hätte  vor  dieser 
dann  ein  höheres  Alter  voraus.     Da  in  der  Wolfsfabel  Wolf 


*)  Erwähnt  sei  noch,  dass  in  Simrocks  Mythologie*  S.  56  manche 
Sciteustticke  zur  Aachener  Mttnsterbau-  und  Wolfssage  verzeichnet  sind. 
Nach  Kinkel  (Bonner  Jahrbücher  Heft  XII,  S.  108,  Anm.  1)  hat  auch 
Grimm  Sagen  ähnlicher  Art  zusammengestellt 


Der  Lousberg  bei  Aachen.  47 

iii«l  Pinie    eng    verbunden  sind,   die  Pinie  aber  bestimmt  dem 

!'>.  »Hier   11.   Jahrhundert  angehört,  könnte  frühestens  zur  Zeit 

'.or  Oltoneii    die    Sage    vom  Wolf  und   seiner   ihm   durch   den 

Teufel  entrissenen  Seele  entstanden  sein.    Hierfür  spricht  nicht 

Ue   geringste    Wahrscheinlichkeit.     Selbst   nachdem,   etwa   zu 

Beirinn  des  15.  Jahrhunderts,  der  Wolf  und  die  Pinie  am  Haupt- 

elnirang  des  Münsters  Platz  gefunden  hatten,  lag  eine  an  diese 

Exzbilder  geknüpfte  Erweiterung  älterer  Sagen  oder  eine  Sagen- 

N*.*Qbildung  ganz  besonders  erst  nahe,  als  nach  einigen  Menschen- 

üliem    «ier    ursprüngliche    Zweck    der    seltsamen    Kunstwerke 

Bninnen-Figuren)  der  Mehrheit  des  Volks  völlig  unverständlich 

L^^^wonlen  war  ^    Und  dass  dann,  im  Zeitalter  des  Hexenwahns 

'»:id  der  Gespensterfurcht,  beim  Anschauen  der  schwer  erklär- 

Uiren   Bilder   das   Volk   auf  Teufelssagen   verfiel,   darf  ebenso 

w^niiT  befremden  als  der  Umstand,  dass  Sagen  mit  dämonischem 

*jnin<lzuge    nicht   aufgezeichnet   wurden.     Dies    namentlich   in 

AAihen,  wo  nicht  nur  eine  der  berühmtesten  Kirchen  des  christ- 

'.  oben  Abendlandes  durch  die  Wolfssage  berührt  wurde,  sondern 

wm  ausserdem  der  Volksmund  im  Sprichwort  den  Wolf  und  die 

Pinie  zur  Person  des  römischen  Kaisers  in  Beziehungen  gesetzt 

lutte.     Wenn  nicht  alles  täuscht,  so  darf  die  heutige  Fassung 

der  Wolfssage,  bezw.  ihre  Verbindung  mit  der  in  etwas  anderer 

Form  vielleicht  altern  Münsterbausage,  nicht  in  die  Zeit  vor 

r»M) — 1640  gesetzt  werden. 

Während  der  Fremdherrschaft  hat  in  Aachen  von  einem 
Rirsen  oder  Teufel,  dem  man  die  Versetzung  des  Lousbergs  in 
•ii*»  Nähe  der  Stadt  verdankte,  kaum  irgend  Jemand  etwas  ge- 
»'Wnt.  Wäre  dort  damals  eine  derartige  Sage  auch  nur  einigcr- 
n.  i>sen  verbreitet  gewesen,  so  würden  die  Verfasser  der  ziem- 
Vxh  zahlreichen  Aufsätze  über  den  Lousberg  und  die  Lousberg- 
Pyramide  eine  so  anziehende  Erzählung  mindestens  angedeutet 
h.il.en.  Lassen  sich  doch  sonst  alle  hervorragenderen  Sagen 
d*'r  Aachener  Gegend  für  die  vor  1814  liegende  Zeit  nachweisen! 
l>a&  Schweigen    über  die  Lousbergsage  spricht  dafür,  dass  sie 

*l  So  Un^c  der  Wolf  und  die  Pinie  bei  einem  Wasscrbrunnon  Ver- 
■  odanf^  fanden,  lag  kein  Anlass  zu  einer  Verbindun«?  mit  der  Münstcrbau- 
•1;^'  ond  der  Annahme  vor,  dann  die  Pinie  eine  Wolfsseele  sei.  Sollten  über 
la  Wolf  ond  die  Pinie  vor  ihrer  Anfnlellun^  am  Münster  Sa^^en  bestanden 
küra,  mt  wtanden  diese  dem  Teufel,  wie  ihn  die  christliche  Auflassung;  dar- 
»N'IIt,  wobJ  jedenfalls  femer,  als  clie  spätere  nougebildete  Sage. 


48  E.  Pauls 

als  Gemeingut  weiterer  Kreise  vor  80  Jahren  nicht  bestand  ^. 
Die  in  Aachen  wie  allenthalben  bekannten  phantastischen  Fabeln 
von  Giganten-  und  Titanenkämpfen  mit  den  Göttern,  von  Berg^e 
versetzenden  Riesen  oder  Teufeln  u.  s.  w.  hatten  bei  uns  in 
Bezug  auf  Sagenbildungen  einen  fruchtbaren  Boden  nicht  ge- 
funden. Mag  auch  ehemals  im  engsten  Kreise  bald  der  Lons- 
berg,  bald  eine  andere  bei  Aachen  gelegene  Höhe  zuweilen  zu 
einem  Hinweise^  auf  titanische  oder  dämonische  Kräfte  Anlass 
geboten  haben :  eine  volksthümliche  Lousbergsage  entstand  erst, 
als  ein  glücklicher  Erfinder  nicht  lange  nach  der  Fremdherr- 
schaft es  verstand,  mythische  Züge  aus  dem  Alterthum  und  der 
neuern  Zeit  auf  den  Lousberg  zu  übertragen,  sie  auszuschmücken 
mit  einigen  theils  erfundenen  theils  dem  Volksmunde  abgelausch- 
ten ansprechenden  Einzelheiten,  und  dann  das  Ganze  als  passen- 
den Schlussstein  einer  der  beliebtesten  Volkssagen  wohl  für 
immer  anzufügen. 

b)  Ludwig  der  Fromme  im  Lousberg;  Gedichte  über 

den  Lousberg. 

Sage  über  Ludwig  don  Frommen. 

A.  J.  Flecken^  veröflfentlichte  im  Jahre  1842  einige  Aachener 
Volkssagen,  unter  denen  eine  Sage  über  Ludwig  den  Fronmien 
obenan  steht.  Nach  Flecken  rulit  der  Kaiser  ähnlich  so  im  Lous- 
berg, wie  Friedrich  L  im  Kyfiliäuser;  nur  schickt  er  seiuen 
Knappen  zu  anderm  Zwecke  aus  als  der  Rothbart: 

„Besteige  flugs  den  Rappeu  Von  ihrem  Uebermuth, 

Und  reite  durch  die  Welt.  Die  Krieger  in  der  Runde 

Bring'  von  don  Söhnen  Kunde,  Entbiete  auf  zur  Hut." 

Vom  Lousberg  heisst  es  in  dem  mehr  als  drei  Druckseiten 
langen  Gedicht: 


*)  Nicht  das  Schweigen  der  QueUen  aus  der  Zeit  vor  1800  ist  be- 
zeichnend; CS  handelt  sich  vielmehr  um  die  Jahre  1800—1814.  In  diesen 
Jahren  hatten  eben  in  Aachen  literarische  Bestrebungen  einen  nicht  unbe- 
deutenden Aufschwung  genommen,  wobei  die  Sagenwelt  (Münsterban,  Fastrada, 
Emma  und  Eginhard  u.  s.  w.)  durchaus  nicht  unberücksichtigt  blieb. 

')  Derartige,  schon  als  etwas  abgedroschen  zu  bezeichnende  Hinweise 
finden  sich  häufig  in  altem  und  neuem  Reisebescbreibungen  bei  der  Erwäh- 
nung auffälliger  Bergeshöhen. 

')  A.  J.  Flecken,  Einige  Aachener  Volkssagen.  Aachen  bei  J.  Hansen 
und  Comp.     1842.     8«,  56  S. 


50  E.  Pauls 

Gedichte  über  den  Lonsberg. 

Mehr  als  die  Sage  hat  sich  die  Dichtung  des  Lousbergs  und 
des  Salvatorbergs  bemächtigt.  In  den  nachstehenden,  thunlichst 
der  Zeitfolge  nach  geordneten  Hinweisen  beschränkt  sich  die 
Stilprobe  auf  wenige  Verse;  Dichtungen  jetzt  noch  lebender 
Schriftsteller  bleiben  unberücksichtigt. 

1.  Altes  Volksliedchen  über  den  St.  Salvatorber^. 

„Op  Zent-Zellester  Berg, 
Do  schingt  de  Sonn  esn  wärm, 
Do  steht  e  gölde  Böumche. 
Onger  dat  gölde  Böumche, 
Deh  steht  e  gölde  Stöalche. 
Wee  setzt  dorop?  Maria.** 

(Gedruckt:  H.  Freimuth,  Aachens  Dichter  und  Prosaisten 
Bd.  I,  S.  187;  vollständiger  in  Zeitschrift  des  Aachener 
Geschichtsvereins  Bd.  IX,  S.  184  f.) 

2.  F.  Cossmann. 

Sonettenkranz;  2.  Lonsberg. 

„Wer  kennt  nicht  den  grün  umwogten  Hügel, 
Den  Kunst  und  Fleiss  dem  Sande  abgewann? 
Die  schönste  Pappelpflanzung  führt  hinan. 


Denn  Ton  der  Plattung  windigem  Altan 
Erblickt  man  gleich  in  einem  Zauberspiegel 
Die  weite  Stadt  mit  ihren  Thürmon  prangen.*^ 

(Gedruckt:  Stadt- Aachener  Anzeiger  Nr.  72  vom  15.  Juni  1824, 
und:  Wochenblatt  fttr  Aachen  und  die  Umgegend  Nr.  4 
vom  9.  Januar  1838.) 

8.  Jean  Baptist  Rousseau. 

Auf  dem  Lonsberg  bei  Aachen  am  6.  Januar  1824. 

Mit  trauten  Licbesgrüssen  Die  Kaiserstadt,  die  holde 

Send'  ich  den  Blick  ins  Thal,  Steigt  wunderbar  empor, 

Das  sich  zu  meinen  FtLssen  Und  glänzt  im  Abendgolde 

Verklärt  im  Sonnenstrahl.  Im  alten  Roichesflor. 

Wie  eine  schlanke  Ceder  Zu  einem  Frtihlingsbilde 

Beherrscht  des  Domes  Macht  Gestaltet  Alles  sich, 

Die  Stadt  der  heissen  Bäder  Obgleich  der  Stnrm,  der  wilde, 

Und  mahnt  an  vor'ge  Pracht.  Mich  schüttelt  winterUch. 


Der  Lousberg  bei  Aachen.  51 

•«^Tedruckt:  Rheinische  Flora  Nr.  10  vom  16.  Januar  1825  und: 
Aachener  Liiederchronik,  Aachen  1873,  S.  157  f.) 

Die  Salvatorkapelle. 

Freufedlich  Kirchlein  auf  der  Höhe,  Balsam  spriesst  bei  dir  für  Wunden, 

Tnttte  Stätte  des  Gebets,  Und  zur  Stärkung  wird  das  Weh; 

Wo  ich  stehe,  "wo  ich  gehe,  Kirchlein,  wo  ich  Trost  gefunden, 

VmkÄ  und  lächelst  du  mir  stets.  Freundlich  Kirchlein  auf  der  Höh'. 

\Gedruckt:  Aachener  Liederchronik,  Aachen  1873,  S.  159.) 

4.  Joseph  Müller. 

Der  Düvel  en  der  Lousberg. 

Der  Dichter  erzählt  in  Aachener  Mundart  die  Sage  ent- 
sprechend seinen  Angaben  in  „Aachens  Sagen  und  Legenden". 
Hier  nur  die  Stelle  vom  überlisteten  (geköllten)  Teufel,  den 
>eine  Genossen  verhöhnten  (uskawauten) ,  sowie  der  Schluss, 
nach  welchem  die  alte  Frau  ein  Kreuz  über  den  Sandsack  warf, 
worauf  der  Böse  das  Weite  suchte,  indem  er  ingrimmig  (Geft 
en  Schwel)  den  Aachenern  empfahl,  sich  vor  der  Hölle  zu  hüten 
<heut'  üch!). 

Der  DüTcl,  dorn  se  haue  geköUt,  Worp  sei  ä  Krtttzche,  wat  sei  hau 
Wod  e^n  Hell  noch  usgebröUt.  Op  der  Berg,  de  gliech  blev  steh. 
En  aUe  DüTel'  jong'  en  aue.  Der  Düvel  muht  nu  laufe  geh, 
I>»»ge  nüs,  eis  höm  nskawaue.  En  reif  en  änge  Geft  en  Schwel : 
„UehrOecher  heut  üch  vor  de  Hell!" 

(Gedruckt:  J.  Müller,  Prosa  und  Gedichte  in  Aachener  Mund- 
art *,  1869.    Theil  H,  S.  42  f.) 

Der  Lousberg. 

Der  Verfasser  witzelt  über  die  Ableitung  des  Wortes  Lous- 
berg aus  dem  Griechischen  und  gibt  eine  Scherzerklärung  zur 
iH-utang  des  Wortes  Lousberg.  (Vgl.  S.  58  dieses  Aufsatzes.) 
Hier  die  p]inleitung  des  Gedichtes;  bau  hei  geloht  heisst:  bald 
hätte  geglaubt. 

r*c  jetzige  Welt  es  zan  geliehrti  En  dat  esu  verdüvelt  nett. 

Denk  Frao,  wat  me  net  usstudiert,  Dat  ich  der  Jong  bau  hei  geloht: 

>*d  mi  Beiutevadder  ens  leis  „Lousberg  es  ä  griechisch  Wod, 

<>p  'oen  Ovvend  a  ming  Beis;  Dat  es  nu  sonneklor  bewesc 

lh)h  könt  mich  ose  Fritz  en  sed,  En  steht  gedrückt  nun  ouch  ze  lese." 

(ii^\mckt:  Wochenblatt  für  Aachen  und  Umgegend.  1837  Nr.  88, 
S.  353;  femer  bei  J.  Müller,  Prosa  und  Gedichte  in 
Aachener  Mundart  ^  1869.   Theil  II,  S.  44  f.) 


52  E.  Pauls 

5.  A.  R.;  wahrscheinlich  Alfred  von  Renmont. 

Der  Lousberg. 

Da  hinkt  ein  altes  Weib  heran,  Nach  Aachen?  Ei,  da  macht  linksum! 

Die  roch  gar  bald  Herrn  ürian,  Wahrhaftig,  euer  Weg  ist  krumm; 

Denn  trat  er  gleich  im  Schafspelz  auf,  Schaut  meine  Schuh'  an,  lieber  Mann, 

Die  Alte  kannt'  der  Dinge  Lauf.  Neu  zog  ich  sie  in  Aachen  an. 

Halt  Mütterchen,  verkündet  mir,  Und  jetzt,  ihr  seht's,  falls  ihr  nicht 
Wie  weit  nach  Aachen  ist's  von  hier?  blind. 

Wie  sie  vom  Weg  zerrissen  sind. 

(Gedruckt:  Aachener  Liederchronik.  1873.  Aachen,  S.  37  ff.) 

6.  J.  Minetti. 

Dichterische  Zurückführung  des  Namens  Lousberg  auf 
Karl  den  Grossen. 

Der  Lousberg. 

Kaiser  Karl  erklärt  im  Kreise  seiner  Getreuen,  dass  der 
aus  Euinen  neu  erstandenen  guten  Stadt  Aachen  eine  starke 
Befestigung  noch  fehle.  Dabei  bedauert  der  Kaiser  die  Nähe 
eines  die  Stadt  überragenden  kahlen  (lausigen)  Berges,  den  er 
Lus-Berg  nennt. 

„Und  dieser  Veste  starken  Bau 

Sah  ich  in  seiner  Schwere 

Bald  ragen  in  des  Aethers  Blau 

Zu  Aachens  Schirm  und  Ehre, 

Wenn  dort  nur  nicht,  so  nah  der  Stadt, 

Wie  es  mich  stets  gewurmet  hat. 

Der  Lus-Berg  sichtbar  wäre. 


Und  seit  der  Zeit  hiess  man  alldort 
Die  Höh'  nach  Kaiser  Karols  Wort 
„Lus-Berg**,  wie  noch  zur  Stunde." 

(Echo  der  Gegenwart.    Jahrg.  1857  Nr.  296.) 

Anscheinend  fehlen  in  den  Aachener  Sprichwörtern  und 
Redensarten  sowohl  der  Lousberg  als  der  Salvatorberg.  Eine 
wenig  bekannte,  wohl  auf  Wahrheit  beruhende  Anekdote  \  wobei 

')  Im  Winter  1815/16  revidirten  der  Oberst  der  Aachener  Bürgermiliz 
und  sein  „Gencralstab"  die  Wache  am  Pontthor.  Der  dortige  Einzelposten 
vermochte  dem  Befehl  des  Obersten,  die  Wache  herauszurufen,  nicht  zu  ent- 
sprechen, da  die  Wache  sich  zum  Lousberg  begeben  hatte,  um  dort  „Kaffee 
zu  trinken^.  (Bericht  eines  Augenzeugen;  Wochenblatt  fdr  Aachen  und 
Umgegend  Jahrg.  1837  Nr.  108  vom  5.  Oktober.) 


Der  Lousberg  bei  Aachen.  53 

fer  Lousberg    eine    Hauptrolle  spielt,   erinnert  lebhaft  an  die 
latriarchalischen  Zeiten  vor  der  Fremdherrschaft,  in  denen  fast 
illentlialben   die  Stadtgardisten  durch  Nachlässigkeit  im  Wacht- 
lienst  sich  auszeichneten. 

nL  Zur  Gepfi&nzun^  des  Lousbergrs  und  der  Aachener 
Promenaden- Anlagren  im  Jahre  1816  ^ 

Ato  14.  Dezember  1815  reichte  der  Hofgärtner  Weyhe  in 
l»äs6eldorf   dem   General -Gouvernements -Kommissar  Bölling  in 
Aachen   vier  Verzeichnisse  von  Bäumen,  Sträuchern  und  Zier- 
pflanzen   ein,    deren    Anpflanzung   Weyhe  für   die   Anlagen   in 
Aachen   und    auf  dem  Lousberg  in   Vorschlag  brachte.     Ganz 
kurz   ist    das    vierte  Verzeichniss :   eine  Liste   „starker  Allee- 
Baume'*  für  das  Innere  Aachens  und  die  Lücken  in  den  Baum- 
liuien  auf  den  Wällen.    Weyhe  empfahl  hier  den  Ankauf  von 
2<)0  kraftigen  holländischen  Linden  (Tilia  hoUandica),  200  kräf- 
tigen versetzten  Eschen  (Fraxinus  excelsior)  und  50  Ross-  oder 
bilden  Kastanien  (Aesculus  hippocastanum)  ^. 

Das  zweite  und  dritte  Verzeichniss  nennen  Bäume  u.  s.  w. 
z'ir  Anpflanzung  in  den  Anlagen  zwischen  Köln-,  Sandkaul-  und 
P*>ütthor  und  in  andern,  im  Frühjahr  1815  bei  Aachen  fertig 
£:e<tellten  Promenaden.  Diese  3 — 4  Tolioseiten  langen  Ver- 
zeichnii<8e  haben  durchgehends  nur  für  den  Botaniker  Werth. 
'vhwerlich  sind  alle  vorgeschlagenen  Arten  zur  Anpflanzung 
fft-langt,  und  wahrscheinlich  ist  ein  Theil  der  angepflanzten 
Arten  schon  nach  wenigen  Jahren  eingegangen.  Ich  beschränke 
mich  deshalb  auf  die  Anführung  einiger  allgemein  bekannten 
Namen  aus  der  Pflanzenwelt.  Vorgeschlagen  wurden  u.  a.: 
Linde,  Llme,  Silberpappel,  Weimuths- Kiefer,  Ahorn,  Birke, 
-»össe  Kastanie  für  die  Ostseite  in  der  Gegend  der  alten  Sand- 
kaule, veredelte  Kirschbäume,  Thuja,  Flieder,  Syringe,  gefüllter 
S<hneeballen,  Blutbuche,  wilder  Jasmin,  Geissblatt  und  Goldregen. 
Weitaus  interessanter  ist  das  erste  Verzeichniss  „der  ein- 
lieimischen  wilden  Holzarten,  welche  aus  den  eigenen  städtischen 
•^ler  .sonstigen  Waldungen  von  der  Forstdirektion  zur  Pflanzung 
liDg»  den  Wegen  und  für  die  Partien  auf  dem  Lousberg  anzu- 


M  KOfiigl.  Staatsarchiv  zn  Düsseldorf;  (Jouverncments- Kommissariat 
Xr  £50.     Koer-Departement. 

»»  AU  Preis  für  daa  Stück  wird  angegeben:  Linde  2  Frcs.,  Esche  1  Frc, 
feUnUoie  l'/t  Vrcn. 


54  E.  Pauls 

weisen  wären".  Dieses  Verzeichniss  hat  für  die  Geschichte  des 
Lousbergs  Werth,  denn  unzweifelhaft  sind  die  in  ihm  angegebenen 
Arten  damals  auf  dem  Lousberg  angepflanzt  worden  ^  Hof- 
gärtner Weyhe  forderte  und  erhielt,  wenn  man  von  gering- 
fügigen, jetzt  kaum  mehr  zu  ermittelnden  Differenzen  absieht, 
zur  Bepflanzung  des  Lousbergs  im  Frühjahr  1816:  Je  3000 
Stück  Buche  (Fagus  silvatica)  ^,  Birke  (Betula  alba),  Hain-  oder 
Weissbuche  (Carpinus  betulus),  Haselnuss  (Corylus  avellana);  je 
1000  Stück  Zitterpappel  (Populus  tremula),  Feldahorn  (Acer 
carapestre),  Esche  (Fraxinus  excelsior),  Linde  (Tilia  europaea), 
Waldkirsche  (Prunus  avium),  Hartriegel  (Cornus  sanguinea), 
Liguster  (Ligustrum  vulgare),  Lärche  (Pinus  larix) ;  je  500  Stück 
Ulme^  (Ulmus  campestris,  suberosa  und  effusa),  Wachholder 
(Juniperus  communis),  Schneeballen  (Viburnum  Opulus),  Eber- 
esche (Sorbus  aucuparia),  HoUunder  (Sambucus  nigra),  Stech- 
palme (Hex  aquifolium),  Hagedorn  (Crataegus  oxyacantha);  je 
200  Stück  Spindelnbaum  (Evonymus  europaeus),  Sauerdorn  (Berbe- 
ris  vulgaris),  Erle  (Alnus  incana),  Deutsche  Mispel  (Mespilus 
germanica),  Schlehdorn  (Prunus  spinosa),  Traubenhollunder  (Sam- 
bucus racemosa),  ferner  300  Stück  Saalweide  (Salix  capraea). 

IV.  Zur  Deutimer  des  Namens  Lousberg. 

Treffend  bemerkt  B.  M.  Lersch*,  dass  es  bezüglich  des 
Namens  Lousberg  nicht  an  Erklärungen,  sondern  vielmehr  an 
Klarheit  fehle.  Thatsächlich  liegt  hier  ein  Problem  vor,  das 
sich  wahrscheinlich  nur  einengen,  schwerlich  aber  jemals  voll- 
ständig lösen  lassen  wird.  Da  eine  Uebersicht  über  die  bis- 
herigen Lösungsversuche  bis  jetzt  fehlt,  dürfte  die  folgende 
Zusammenstellung  um  so  eher  berechtigt  sein,  als  ich  nicht  nur 
zur  Feststellung  der  ältesten  Schreibweisen  des  Namens  mehrere 
Original-Urkunden  des  Düsseldorfer  Staatsarchivs  durchgesehen 
habe,  sondern  ausserdem  ein  mir  gütigst  übermitteltes  Gutachten 


*)  Vgl.  oben  S.  35  f.,  wo  auch  Näheres  über  die  damals  auf  dem  Lousberg 
erfolgte  Aussaat  von  Nadelholz  sich  findet. 

*)  Der  Text  bringt  die  deutschen  Namen  ausftlhrlicher.  Ich  gebe  die 
lateinische  Bezeichnung  nach  dem  Wortlaute,  da  dieselbe  die  Pflanze  besser 
kennzeichnet,  als  die  schwankenden  deutschen  Namen. 

')  Es  heisst  hier  im  Text:  Von  den  Lärchen  und  Ulmen  auch  mehrere, 
wenn  sie  zu  erhalten  wären,  wofUr  andere  Gattungen  fehlen  könnten. 

*)  Aus  Aachens  Vorzeit,  Jahrg.  V,  S.  13. 


Der  Lousberg  bei  Aachen.  55 

döes  der  besten  Kenner  auf  dem  schwierigen  Gebiete  der  Deu- 
triüg  von  Ortsnamen  anschliessen  kann. 

Der    Zeitfolge    nach  geordnet  ergeben  sich  als  besonders 

^'cachtenswerth '  für  Lousberg  folgende  Namensforraen.  Luoues- 

^»t-rc    (997)2;     Luuesberg    (1005)«;    Luouesberch    (1059)*; 

Luvesbercb  (1226)^;  Luiesberch  (1275)«;  Luiesberg(1308)%- 

Lousberg    (1340    oder  wohl  richtiger  1540)®;  mons  lupi  — 

Lueffsbercb  (16.  Jahrhundert)^;  Loyssberg,  Lössberg  (17. 

Uhrhundert)  ^® ;  Ludwigsberg  (18.  Jahrhundert)^^;  Louisberg, 

L-josberg,    Lousberg,  Lausberg,  Lustberg,  Lusberg  im 


'>  Käntzeler  in  Förster,  Programm  S.  3,  Anm.  1  kennt  noch  die 
Firm  Lenesber^.  Ich  vermag  diese  Form  nicht  zu  belegen.  Käntzeler 
spricht  hierbei  von  einem  Kartular  des  St.  Adalbertstiftes,  wobei  aber  zu 
b-.Athten,  dass  dieses  Kartular  jedenfaUs  aus  viel  jüngerer  Zeit  ist  als  die 
^m  mir  durchgesehene,  hier  in  Betracht  kommende  Original-Urkunde  des 
Jahren  1005,  welche  nur  Luuesberg  anführt.  Aehnlich  ist  der  Sachverhalt 
Ui  einer  von  Käntzeler  gegebenen  Schreibweise  zum  Jahre  1059.  (Vgl. 
Harn  gen,  Gesch.  Achens  Bd.  I,  S.  103,  Anm.  1.) 

»»  Lacomblet,  ürkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  130,  S.  81.  Original  im 
I>ai-*^ldorfer  Staatsarchiv:  an  erster  Stelle  Luouesberc,  an  zweiter  Stelle 
Laouesber;  kein  auf  den  Namen  bezüglicher  Aussenvermerk. 

•>  Lacomblet,  ürkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  143,  S.  89.  Original  im 
Pü-^^eldorfer  Staatsarchiv;  Luuesberg;  kein  auf  den  Namen  bezüglicher 
AnsHenvermerk. 

*)  Lacomblet,  ürkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  193,  S.  124.  Original  im 
pix-iÄ^ldorft^r  Staatsarchiv:  Luouesberch.  Zwei  Aussenvermerke;  davon  der 
iltifre  aus  dem  12.— 13.  Jahrhumlert  „Luouesberch'*,  der  jüngere  aus  dem 
u;.  Jahrhondert  „Luoesbergh**. 

*)  Lacomblet  benutzte  zu  der  Urkunde  Nr.  135,  S.  73  im  zweiten 
K&ode  seines  ürkundenbuch«  nach  eigener,  in  der  Anmerkung  niedergelegter 
Antrabe  ein  Transsnmpt  aus  dem  Jahre  1275,  welches  allerdings  (vgl.  die 
f"l;:^nde  Anmerkung)  Luiesberch  hat.  Die  von  Lacomblet  nicht  benutzte 
"riginal- Urkunde  von  1226  (Düsseldorfer  Stadtsarchiv)  hat  dagegen  deut- 
lühst:  Luvesberch.     Kein  auf  den  Namen  bezüglicher  Aussenvermerk. 

•>  Vgl.  die  vorige  Anmerkung.  Auf  dem  Transsumpt  von  1275  (Düssel- 
d  >rfer  StaaUmrcbiv)  findet  sich  kein  auf  den  Namen  bezüglicher  Aussen- 
»irmerk. 

')  Qu  ix,  KOnigl.  KapeUe  S.  88.  Das  keinen  auf  den  Namen  bezüg- 
Uiheo  AotfBeii vermerk  aufweisende  Original  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv  hat 
eWnfali«  Laiesberg. 

't  Karl  Franz  Meyer,  Aachner  Bogenschützen,  S.  20;  Zeitschrift  des 
AadK-ner  Ge.schichtsvcrcins  Bd.  VIII,  S.  156.  Anm. 
*}  Föriiter,  Programm  S.  4,  Anm. 
"*)  Soppi^^i  Aacher  Chronick  1632,  S.  47  und  S.  143. 
"l  Meyer,   Aachensche  (ieschichtcn  1781  Bd.  I,  S.  215. 


56  E.  Pauls 

19.  Jahrhundert  ^  in  dessen  zweiter  Hälfte  Lousberg  fast  aus- 
schliesslich sich  einbürgerte. 

Für  die  Erklärung  brauchen  nur  die  älteren  Formen  in  Be- 
tracht zu  kommen  *;  ausserdem  höchstens  noch  Louisberg  wegen 
der  in  Louis  liegenden  Erinnerung  an  Ludwig  den  Frommen, 
dessen  Name  schon  im  9.  Jahrhundert  als  der  des  Erbauers 
einer  Kirche  auf  dem  zum  Lousberg  gehörigen  Salvatorberge 
genannt  wird. 

Mit  besonderm  Eifer  bestrebte  man  sich  zuerst  vor  etwa 
70  Jahren,  den  Namen  Lousberg  zu  erklären,  wobei  die  damals 
iu  Aachen  erscheinende  Eheinische  Flora  ^  die  verschiedenen, 
meist  ausführlich  begründeten  Erklärungsversuche  veröffentlichte. 
Verzeichnet  finden  sich  folgende  Deutungen. 

Anonym.  (J.  Th — n.) 

Louisberg,  d.  h.  Ludwigsberg,  nach  Ludwig  dem  Frommen. 
Die  Ableitung  von  louen,  lugen  (schauen),  sowie  die  Schreib- 
weise Loosberg  sind  minder  gut. 

(Rheinische  Flora,  Nr.  16  vom  27.  Januar  1825.) 
Demnach  war  die  Herleitung  von  „louen,  lugen**  schon  vor 
1825  bekannt.     Ueber  diese  Ableitung  und  die  Deutung  „Lud- 
wigsberg**  vgl.  R.  Pick,  Aus  Aachens  Vergangenheit.     1895, 
S.  184,  Anm.  2,  und  R.  Pick,  Monatsschrift  Bd.  I,  S.  199. 

J.  J.  Lenzen. 

Lousberg  ist  wohl  seinem  Namen  nach  ein  Fremdling  in 
hiesiger  Gegend,  ein  Grieche,  der  aber  in  Aachen  viele  Lands- 
leute hat:  Kompos,  Kolbert,  Heppion,  Pont,  Kokkerell,  Katsch- 
hof,  Krem  und  Marschierstrasse*.     Dies  vorausgesetzt,  stammt 


*)  So  zahlreich  in  amtlichen  und  nicht  amtlichen  Schriftstücken,  dasis 
genauere  Nachweise  unnöthig  sind. 

•)  VerhältnissmÄssig  wenige  ältere  ürjcunden  sprechen  vom  Lousberg. 
Dies  deshalb,  weil  der  zum  Lousberg  gehörige  Salvatorberg  in  der  Ge- 
schichte der  HUgelreihe  den  ersten  Platz  einnimmt. 

')  Vgl.  über  diese  Zeitschrift:  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichts- 
vereins Bd.  III,  S.  179  ff. 

•*)  In  Nr.  62  der  Rheinischen  Flora  vom  19.  April  1825  gibt  Lenzen 
unter  Vorbehalt  folgende  „überraschende"  Begründung.  Im  Griechischen 
heisst  kompos  Pracht,  kolpos  (Kolbcrt)  Höhlung  oder  Wölbung,  heppion 
Heilanstalt,  pontos  See,  kokkinos  eine  rothc  Farbe,  kakos  (Kax-  oder 
Prangorliof)  schlecht,  krcman  schweben  lassen,  mache  Schlachtfeld.    Wohl 


Der  Lonsberg  bei  Aachen.  57 

bittsberg    vom     griechischen   lousis  (Bad):    Berg,  an  dem  die 
BäJer  liegen. 

(lUieimsche   Flora,  Nr.  40  vom  10.  März  1825.) 

W.  Smets. 

Ws    minderwerthig   werden    erklärt:     „Die   hochtrabende 
Pnrislerei   „Liouisberg**,  die  Veredelung   „Lust-  oder  Ludwigs- 
Wrg*",  die   Etymologisirung  „Losungsberg".    Es  folgen  Unter- 
suchungen  über  die  Bedeutung  von  Lous  oder  Lus  im  Anfang 
^tm  Städte-,    Flttsse-   und    Ortsnamen.     Zahlreiche   Beispiele; 
^^mets   vermeidet    eine   bestimmte   Erklärung,   weist   aber   auf 
Lenzens  Ableitung  vom  griechischen  lousis  (Bad)  hin. 

(Rheinische  Flora,  Nr.  46  vom  20.  März  1825.) 

Chr.  Quix. 

Nur  Wortklauberei,  die  zu  keinem  Resultat  führt  und  an 
die  Abstammung  unserer  Städte  von  trojanischen  Helden  eriimert, 
It-itet  Limsberg  aus  dem  Griechischen  her.  Die  Quellen  unserer 
Bader  liegen  nicht  im  Lousberg,  sondern  im  Markthügel,  und 
zwiiichen  dem  Markt  und  dem  Lousberg  ist  noch  ein  vom 
Johannisbach  durchflossenes  Thal.  Wohl  nicht  mit  Unrecht  gilt 
Lausberg  und  Lousberg  für  gleichbedeutend;  Laus  heisst  in 
niiserm  Volksdialekte  Lous,  und  ein  lousiges  Land  ist  dort,  wo 
man  schlecht  lebt.  Der  Lousberg  nützte  ehemals  nur  als  Schaf- 
Wf  ide.  war  also  im  wahren  Sinne  des  Volksdialekts  ein  lousiger 
Berg:  Lousberg. 

(Rheinische  Flora,  Nr.  52  vom  31.  März  1825.) 

Vier  Jahre  später  entschied  sich  Quix  anders.  Er  verwarf 
die  Ableitung  von  „Ludwig^  und  jedenfalls  auch  von  „lousig 
(lauÄig)",  indem  er  sich  für  die  Abstanmiung  von  lousen,  luesen 
d.  L  schauen,  um  sich  sehen  und  dergl.  aussprach. 

(Quix,  Die  Königliche  Kapelle  auf  dem  Salvatorsberge. 
Ift29,  S.  2  ff.) 

hienra  bcnierkt  J.  MUller  (Pro8a  aud  Gedichte  in  Aachener  Mundart^  Theil  II 
IW9,  S.  44,  Anm.  2)  einige  Jahrzehnte  später:  „Vor  etwa  30  Jahren 
qaftiten  ^ich  einige  Leute  ab,  eine  Anzahl  Aachener  Wörter  aus  dem  Grie- 
ckiscben  abzuleiten.**  Derartige  Ableitungen  noch  im  Jahre  18()3:  Bonner 
iihrbü-hcr,  XXXIII,  S.  56  ff. 


58  E.  Pauls 

Ernst.  (Pseudonym?);  J.  Müller;  J.  Minetti. 

Loosberg  ist  die  richtige  Schreibweise.  Das  Weib,  welches 
nach  der  Sage  in  der  Nähe  Aachens  den  Teufel  überlistete,  war 
diesem  zu  gescheidt,  zu  loos.  Daher  erhielt  der  vom  Satan 
niedergeworfene  Berg  den  Namen  Loosberg. 

(Rheinische  Flora,  Nr.  57  vom  10.  April  1825.) 

„Klug"  scheint  demnach  vor  70  Jahren  im  Aachener  Volks- 
dialekt theils  „lous",  theils  „loos"  gelautet  zu  haben.  Hier  handelt 
es  sich  augenscheinlich  um  einen  Scherz,  doch  ist  thatsächlich 
damals  auch  ernstlich  (vgl.  unten  unter  W.  Körten)  auf  die 
Ableitung  von  „lous"  (schlau)  hingedeutet  worden. 

Scherzweise  leitet  ferner  ein  anscheinend  im  Jahre  1837 
entstandenes  Gedicht  von  Joseph  Müller  (Wochenblatt  für 
Aachen  und  Umgegend,  Jahrg.  1837  Nr.  88,  S.  353)  das  Wort 
Lousberg  von  lous  ab.  Der  Dichter  erzählt,  dass  es  Karl  den 
Grossen  bald  nach  der  Gründung  Aachens  gereut  habe,  den 
„losen  (schelmischen)  Berg"  nicht  mitten  in  die  Stadt  versetzt 
zu  haben.  Der  Volksmund  habe  aus  dem  Kaiserwort  „loser 
Berg"  die  Bezeichnung  Lousberg  gemacht.  Es  heisst  im  Ge- 
dichte vom  Kaiser: 

„He  sproch  dröm  zemlicli  arg 
Op  sich  selTs  en  op  der  Berg: 
Hätr  ich  das  zuvor  bedacht, 
«  Dann  hält'  ich  dich,  loser  Berg,  in  die  Stadt  gebracht.** 

Aehnlich  das  Scherzgedicht  von  J.  Minetti.  (Vgl.  oben 
Nr.  6  der  Gedichte  über  den  Lousberg.) 

W.  Körten;  Mone. 

Den  Schluss  der  Erklärungsversuche  in  der  Rheinischen 
Flora  bildet  ein  Aufsatz  von  W.  Körten.  (Jahrg.  1825,  Nr.  67 
vom  28.  April.)  Der  Verfasser  verwirft  die  früheren  Ableitungen 
und  geht  auf  die  älteste  Schreibweise  luouesberc  aus  dem  Ende 
des  10.  Jahrhunderts  zurück.  Unter  Hinweis  auf  eine  Stelle 
des  Nibelungenliedes  wird  losen  mit  lustrare,  lauern  gedeutet. 
„Ein  Lousberg",  so  heisst  es,  „ist  daher  ein  um  sich  schauender, 
hervorragender  Berg,  ein  Berg,  auf  welchem  man  die  Gegend 
überschaut  ....  Im  Munde  der  Aachener  kommt  ferner  das 
Eigenschaftswort  lous  in  der  Bedeutung  schlau  vor,  d.  h.  einer, 
welcher  sich  wohl  umsieht,  vorsieht,  providens,  prudens.** 


Der  Louäberg  bei  Aachen.  59 

Sieht  man  von  einem  Erklärungsversuch  Mones*  ab,  wo- 
nach \u8,  lüs  im  Keltischen  „kleiner  Hügel^  bedeutet,  so  dauerte 
t^  nach  1825  mehr  als  30  Jahre,  ehe  neue  Deutungen  versucht 
wurden. 

P.  St.  Käntzeler, 

^^tadtarchivar  in  Aachen,  veröffentlichte  zuerst  in  zwei  Aachener 
Zeitungen*  in  den  Jahren  1857 — 1870  ein  paar  Deutungsversuche, 
die   er    in    verbesserter  Form   dem   Aufsatze   von   A.   Förster 
über   den    Lousberg  im  Programm  der  Realschule  zu   Aachen 
l!^T0/71  (S.  3)   einverleibte.  Käntzeler  hält  die  Ableitung  von 
,1ouäen,  umherschauen"  für  eine  ganz  verfehlte,  und  findet  in 
Laovesberg   keine   Spur  vom  deutschen  Namen  Ludwig;    „bei 
mir*,   so  sagt  er,    „ist  es  feste  Ueberzeugung,   dass  Lousberg 
nichts  anders  bedeutet  als  Löwenbepg.**    Dies  stützt  Käntzeler 
hauptsächlich  darauf,  dass  in  der  Aachener  Gegend  bis  ins  späte 
Mittelalter   hinein  die  niederdeutsche  Mundart  gebräuchlich 
irewesen  sei,  nach  welcher  louve  gleichbedeutend  mit  Löwe  ist. 
I>mve  heisst  auch  Wölfin;   doch  kommt  die  Verwechslung  des 
orientalischen  Löwen  mit  dem  europäisch-nordischen  Löwen,  dem 
Wolfe,  häufig  vor.   Vereinzelt  findet  sich  für  Lousberg  die  Be- 
zeichnung mons  lupi  —  Loeffsberg;  Vaals  und  Walhorn  lagen 
in  pago  Leuva,   der  sich  bis  Lüttich  (Leodium)   erstreckte; 
in   Aachen   gab   es   eine   sehr   einflussreiche   Gesellschaft  zum 
Lewenberg. 

Adolf  Seyberth;  Mestorf;  Virchow. 

Lora  tritt  in  Mythen  oft  als  Wolkengöttin  auf.  In  manchen 
Sagen  ist  von  einem  Thier  in  Gestalt  einer  Laus  die  Rede, 
wobei  dem  Zusammenhang  nach  zu  schliessen,  eine  Erinnerung 
an  die  Wolkengöttin  Lora  zu  Grunde  liegt.  Der  Losberg  bei 
Aachen  ist  ohne  Zweifel  ein  Wodansberg.  Genau  wie  Barbarossa 
im  Kyffhäuser,  schläft  im  Losberge  Ludwig  der  Fromme.  Zu- 
weilen schickt  dieser  einen  Knappen  nach  Kunde  von  der  Ober- 
welt aus,  und  schliesslich  kommt  alle  Mal  ein  Gewitter,  welches 
den  Berg  mit  Donner  und  Blitz  umbraust. 

*)  Hier  citirt  nach  „Aus  Aachens  Vorzeit**  Jahrg.  V,  S.  11;  zwischen 
hu  (Hflgel)  und  loasen  (umherschauen)  dürfte  wohl  ein  gewisser  Zusammen- 
h^wa;  besteben. 

»)  VgL  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  XVII,  S.  299, 
.Nra.  390,  892  und  893. 


60  E.  Pauls 

Seyberth,  der  nur  nebensächlich  vom  Aachener  Lousberg 
unter  vielen  andern  auf  eine  Wolkengöttin  bezüglichen  Bei- 
spielen spricht,  hält  also  anscheinend  dafür,  dass  man  an  einen 
Naturmythus  denken  könne,  d.  h.  dass  der  Anfang  Los  (Laus) 
in  Losberg  vielleicht  auf  die  Wolkengöttin  Lora  sich  zurück- 
führen lasse.  (Programm  des  Königl.  Gymnasiums  zu  Wiesbaden 
1872;  Abhandlung  über  die  Loreleisage  S.  1,  S.  13  und  S.  14.) 

Hingewiesen  sei  hier  noch  auf  zwei  sehr  interessante,  wenn 
auch  für  die  Namendeutung  des  Aachener  Lousbergs  wenig 
belangreiche  Ausführungen  aus  dem  Jahre  1887  von  Fräulein 
Mestorf  in  Kiel  und  dem  berühmten  Anthropologen  Virchow. 
Beide  sprechen  gelegentlich  der  Deutung  des  auch  anderweitig 
häufig  vorkommenden  Wortes  Lusberg  unter  anderm  vom  Lous- 
berg  bei  Aachen.  Frln.  Mestorf  leitet  Lusberg  von  „Lug  ins 
Land  (lousen)*  ab,  währerfd  nach  Virchow  zahlreiche  im  Harz 
vorkommende  Hügel  des  Namens  Lausehügel  stets  alterthüm- 
liche  Dinge,  meist  Gräber  in  sich  schliessen.  Virchow  nimmt 
deshalb  für  Lausehügel  eine  gemeinsame  Grundanschauung, 
nicht  „Lug  ins  Land"  an,  wobei  er  sagt:  Nur  der  Lusberg 
bei  Aachen  ist  ein  wirklicher  Berg,  aber  ein  natürlicher;  daher 
hier  vielleicht  ganz  auszuschliessen  ^ 

H.  Marjan. 

Auffalliger  Weise  war  bisher  die  Ableitung  von  louve  Wölfin 
gar  nicht  in  Erwägung  gezogen  worden.  Käntzeler,  dem  wir 
die  Kenntuiss  der  Bezeichnung  mons  lupi  verdanken,  hebt  zwar 
hervor,  dass  in  louve  die  französische  Bezeichnung  für  Wölfin 
stecke,  nimmt  aber  eine  Verwechselung  des  nordisch-europäischen 
Löwen,  des  Wolfs,  mit  dem  orientalischen  Löwen  an  und  deutet 
demgemäss  louvesberg  mit  Löwenberg.  Für  die  Namenserklärung 
ist  mit  der,  soweit  es  sich  übersehen  lässt,  nur  an  einer  einzigen 
Stelle  vorkommenden  Schreibweise  mons  lupi  wenig  zu  machen. 
Die  Möglichkeit  lässt  sich  nicht  abweisen,  dass  die  Bezeichnung 
mons  lupi  aus  uns  unbekannten  Gründen  zu  Ende  des  Mittel- 
alters vorübergehend*^  in  kleinen  Kreisen  Platz  griff,   um  bald 


*)  Vgl.  B.  M.  Lersch,  Lousberge  und  Lonsbüchel  in  Jahrg.  V,  Nr.  1, 
S.  10  (f.  der  Zeitschrift  „Aus  Aachens  Vorzeit". 

•)  Vgl.  in  Quix,  Königliche  Kapelle  8.  85  die  für  den  Salvatorberg (?) 
ebenso  vereinzelt  vorkommenden  Bezeichnungen  mons  latronum  und  mons 
cardinalis. 


Der  Lousberg  bei  Aachen.  61 

nachher  sparlos  zu  verschwinden.  Anderseits  ist  es  ebensowohl 
möglich,  dass  in  älteren,  uns  nicht  überkommenen  Urkunden 
leben  dem  eingebürgerten  Namen  Louvesberg  die  Form  raons 
hjpi  zuweilen  vorkam,  dass  es  sich  hierbei  also  um  eine  Bezeich- 
üung  aus  früh-mittelalterlicher  Zeit  handelt.  Die  Untersuchung 
hat  sich  somit,  ohne  dem  mons  lupi  entscheidendes  Gewicht 
beizulegen,  der  Frage  zuzuwenden,  ob  die  Ableitung  von  louve 
Wölfin '  aus  sprachlichen  und  geschichtlichen  Gründen  als  zu- 
li?^g,  d.  h.  wahrscheinlich  hingestellt  werden  kann.  Hierüber, 
>owie  überhaupt  über  die  Deutung  des  Namens  Lousberg  hatte 
Herr  Professor  Marjan  in  Aachen  die  Güte,  folgendes  brieflich 
sitzutheilen. 

^Es  hält  schwer.  Zuverlässiges  über  die  Etymologie  des 
Loibergs  mitzuteilen.    Hier  deshalb  nur  Hypothesen. 

1.  Von  lusen  =  lauschen  kann  das  Wort  nicht  herkommen, 
luov  in  der  ältesten  Form  ist  entschieden  dagegen;  das  kann 
kein  Schreibfehler  sein. 

2.  Altfrz.  lovesse  =  Wölfin  passt  sprachlich  schon  eher 
und  würde  meinen  Beifall  finden,  wenn  sich  d^r  sachliche  Punkt 
•iarait  in  Einklang  bringen  Hesse.  Man  hat  im  10.  und  11.  Jahr- 
haüdert  hier  noch  die  Lokalitäten  französisch  benannt,  wie 
ith  in  meinem  neuen  Buche  ^  nachgewiesen  habe. 

3.  Wäre  ein  Lovis  d.  i.  Ludwigsberg  nicht  unmöglich;  er 
njii>ste  zu  Ehren  Ludwigs  des  Frommen  so  benannt  sein,  der 
den  Salvatorberg  mit  der  Kapelle  versehen  hat. 

4.  Der  Lütticher  Gau  heisst,  bevor  Aachen  häufiger  Aufent- 
haltÄ^irt  des  Königs  wurde  und  nebst  seiner  nächsten  Umgebung 
einen  besondem  Distriktsnamen  (Aachener  Reich,  regnum  Aquense) 


')  Die  ftltesten  Lokalnamen  in  der  Aachener  Gegend  waren  meist  lateinisch. 
'Marjan,  Progranun  des  Aachener  Realgymnasiums  1880/81  S.  12,  Anm.) 
B*'i<piele:  Septem  fontes,  Sepulia,  Altus  campus  und  dergl.  Aachens  nnmittel- 
Wr»te  Umgebung  war  schon  zur  Karolingerzeit  reich  an  Wölfen,  ebenso  noch 
n  Zeiten  des  Cäsarius  von  Heisterbach.  (Annalen  des  historischen  Vereins 
Iftr  «len  Niederrhein  Heft  47,  S.  32.)  Mit  Wolf  zusammenhängende  Orts- 
Wzeichnangen  finden  sich  hänfig  eben  in  der  Nähe  des  Lousbergs. 
f^i^piele:  Der  obere  und  der  untere  Wolf  vor  Sandkanlthor;  Wolfsfuhrt, 
b»rdlich  dem  Paalinerwäldchen ;  Wolfsmühle  am  Paulinerwäldcheu,  schon 
XUS  Jahro  1235  urkundlich  erwähnt. 

*)  Nach  Angabe  des  Herrn  Verfassers  wird  dieses  Werk,  dem  bei  den 
''«^bicbufreunden  eine  willkommene  Aufnahme  gesichert  sein  dürfte,  auf 
^  Erklimng  der  Ortsnamen  in  der  Aachener  Qegend  ein  besonderes  Ge- 
stellt legen. 


62  E.  Pauls 

erhielt,  pagus  Luwiensis;  Vaals  hat  noch  dazu  gehört  und  auch 
wohl  Aachen;  dieses  Luw  bringen  die  Etymologen  mit  dem 
deutschen  Laube  =  Wald  in  Verbindung  und  ebenso  übersetzen 
es  die  Wallonen  mit  gau  des  forfets. 

5.  Möchte  ich  auf  holländich  luw,  adject.  =  gegen  den 
Wind  schützend  oder  geschützt,  aufmerksam  machen.  Im 
Nederdutsch  letterkundig  wordenbock  von  Weyland,  Antwerpen 
1843  heisst  es:  Luw  =  war  man  tegen  den  wind  gedekt  is; 
de  luwe  zijde  van  het  bosch;  et  luwe  bosch. 

Ich  sehe  in  2  oder  5  das  Richtige.  Der  hl.  Lupus  ^  wird 
wohl  nicht  in  Betracht  kommen.  Also  lovesse,  oder  luw  = 
deckender,  schützender  Berg. 

An  eine  direkte  Herkunft  des  Wortes  aus  lat.  lupus  *,  also 
lupes,  luvesberg  möchte  ich  nicht  denken,  da  man  doch  die 
französische  Form  loup  besass.  Könnte  man  dagegen  den  Zu- 
sammenhang der  Wölfin  mit  dem  Berge,  wenn  auch  nur  in 
der  Sage,  herstellen,  so  wäre  die  Sache  in  Ordnung. 

Den  Berg  als  einen  Löwenberg  zu  bezeichnen,  dafür  liegt 
meiner  Ansicht  nach  nichts  vor,  als  die  Möglichkeit  einer  Ver- 
wechslung mit  dem  in  etwa  gleichlautenden  luv;  die  nieder- 
deutsche Form  für  Löwe  ist  leuv,  im  hochdeutschen  (süddeutschen) 


M  Es  gibt  mindestens  18  Heilige  des  Namens  Lupus.  (Potthast,  Ver- 
zeichniss  der  Heiligen.)  Nähere  Beziehungen  eines  derselben  zu  Aachen  sind 
nicht  bekannt.  Ein  Abt  Lupus  kommt  im  Zeitalter  Ludwigs  des  Frommen  (vgl. 
Simson,  Jahrbücher  des  Fränkischen  Reichs  unter  Ludwig  dem  Frommen) 
vor,  doch  liegt,  wie  Herr  Professor  Marjan  hier  bestätigt,  nicht  der  geringste 
Anlass  vor,  den  Lousberg  mit  diesem  Abt  in  Verbindung  zu  bringen. 

*)  Dies  bemerkt  Herr  Professor  Marjan  besonders  wohl  deshalb,  weil 
ich  darauf  hingewiesen  hatte,  dass  die  Aachener  Mundart  überaus  häufig  bei 
Eigennamen  das  lateinische  us  in  es,  und  sonst  sehr  oft  p  und  b  in  v  oder  w 
ändert.  Beispiele:  Hubertus  =  Bertes;  Theodorus  =  Dores;  Hendricus  = 
Drikes.  Ferner:  Cuprum  =  Koffer;  Taube  =  Duv;  halb  =  hälv;  geben  = 
gSven;  Haber  =  häver.  Dies  auf  mons  lupi  (versuchsweise!)  bezogen,  schien 
die  Acnderung  lupus,  lupes,  luves  um  so  näher  zu  liegen,  als  Capre  mons 
(Ziegenberg),  eine  Besitzung  der  Aachener  Marienkirche,  bald  nach  karolin- 
gischer  Zeit  den  Namen  in  Kevermunt  änderte.  (Lacomblet,  ürkundenbuch 
Bd.  I,  Nr.  1,  82,  98  und  118.)  Sollte  in  Lousberg  das  französische  „louve** 
der  Stamm  sein,  so  hat  der  deutsche  Anhang  „Berg*^  nichts  Befremdendes. 
Eben  bei  Eigennamen  sind  solche  sogen,  hybride  Formen  in  der  Aachener 
Gegend  häufig.  So  enden  in  Aachen  alle  Thornamen  auf  „Portz**.  Aber 
während  es  Kölnportz  hiess,  nannte  man  anderseits  die  Köln- Aachener  Gegend 
Grippichen  (Agrippina)  Land;  Sandkaul  =  Sand  und  kuU  (Grube)  n.  s.  w. 


Der  Lousberg  bei  Aachen.  63 

kummt  allerdings   auch  daneben  luovs  vor,  doch  dies  kann  hier 
nicht  in  Betracht  kommen." 

Soweit    Herr     Professor  Marjan,   zu   dessen   Ausführungen 
'b  mir    nur    bezüglich    eines   nebensächlichen   Punktes   einen 
üßraen   Zusatz    gestatten  möchte.   Das  Gutachten  erklärt  die 
Ableitung     von     Levis    (Ludwigsberg)    für    nicht    unmöglich, 
ribt  aY)er    schliesslich  einer  der  beiden  Erklärungen  „lovesse" 
»ler  »luw**   den  Vorzug.    Es  sind  weniger  Gründe  sprachlicher, 
aU  vielmehr    Gründe  geschichtlicher  Art,   die  gegen  die  Ab- 
leitung Ludwigsberg  sprechen  dürften.    Die  in  der  Ortskunde 
Aachens    zu    Ende   des   14.  Jahrhunderts  vorkommenden  Be- 
zeichnungen zählen  nach  vielen  Dutzenden^,  während  für  die 
Zeit    vor     1200    Lacomblets    Urkundenbuch    viele    Hunderte 
niederrheinischer  Orts-  und  Flurnamen  zu  unserer  Kenntniss 
Itringt.     Bei  einer  genauen  Durchsicht  all  dieser  Namen  ergibt 
sich  bald,    dass   man  in  früh   mittelalterlicher  Zeit  wohl  nach 
'ien  Namen  von  Heiligen  Kirchen  und  Klöster,  sowie  einzelne 
in  Kirchen  angrenzende  Plätze  benannte,  dass  aber  kaum  jemals 
Berge,  Wälder  und  Fluren  nach   dem  Namen  von  Fürsten  be- 
uannt   wurden^.     Stammte  Lousberg  von  Ludwigsberg  ab,  so 
käme  somit  für  den  Namen  Ludwig  nicht  Ludwig  der  Fromme 
'•«ler  Ludwig  der  Deutsche  hauptsächlich  in  Erwägung,  sondern 
ein  Heiliger  des  Namens  Ludwig.    Wahrscheinlich   war   aber 
im  9.  und  10.  Jahrhundert  ein  Heiliger  dieses  Namens  nicht 
t^kannt'j  und  jedenfalls  schweigen  über  ein  vor  dem  Jahre 


M  In  Laurents  Aachener  Stadtrechnungen  mehr  als  sieben  Druck- 
*^itiii!     (H.  420—427.) 

»)  Für  Aachen  selbst  finde  ich  aus  der  Zeit  vor  1400  kein  Beispiel; 
i.orh  in  dem  grossen  Ortsregister  zum  ersten  Bande  von  Lacomblets  Urkunden- 
bodi  sind  Ffirstennamen  anscheinend  fast  gar  nicht  vertreten.  Aus  der  Nähe 
AaHicns  sind  hier  die  Ortsbezeichnungen  Laurenzberg  und  Bernsberg  er- 
wihnenswerth.  Laurenzberg,  mons  scti  Laurentii,  verdankt  seinen  Nameir 
i*-m  Kirchenpatron  St.  Laurentius;  Bemsberg  heisst  an  einer  Stelle  des 
V^x>rhen  Nekrologiums  des  Aachener  Marienstifts  (S.  7  *)  mons  Bernardi. 
Hier  liegt  ein  Name  aus  späterer  mittelalterlicher  Zeit  vor.  Die  Familie 
vf»a  Bemsberg  besass  Bemsberg  seit  etwa  1200.  Um  1240  und  1241  schwankte 
4*f  Name  zwischen  Bernolzbergh  und  Bernartzbergh ;  in  einer  wichtigen 
Urkunde  von  1381  heisst  es  dagegen:  Bemsbergh.  (Qu ix,  Schloss  Berns- 
Wrg,  8.  75,  S.  76  und  S.  104  flf.) 

')  Ein  bl.  Ludwig  fehlt  im  bekannten  Kalendarium  Karls  des  Grossen 
ifd.  Piper);  sochs  von  Potthast  angeführte  Heilige  des  Namens  Ludwig 
iUinmen  alle  ans  dem  zweiten  Jahrtausend  der  christlichen  Zeitrechnung. 


64  E.  Pauls,  Der  Lousberg  bei  Aachen. 

1000  in  Aachen  zu  Ehren  eines  hl.  Ludwig  errichtetes  Gottes- 
haus alle  ortsgeschichtlichen  Nachrichten. 

Kürzest  das  Wesentliche  nochmals  zusammengefasst,  so  ist 
uns  die  älteste,  vermuthlich  lateinische  Bezeichnung  des  Lous- 
bergs  nicht  überliefert.  Von  997  ab  bis  zum  zweiten  Viertel 
des  13.  Jahrhunderts  heisst  der  Berg  urkundlich  Luoves-  oder 
Luvesberg,  später  bürgerte  sich  mehrfach  ein  i  im  Namen  ein, 
welches  in  den  Bezeichnungen  Luiesberg,  Loyssberg  und  Louis- 
berg zu  Tage  tritt.  Seit  etwa  1850  hat  „Lousberg**  die  andern 
Schreibweisen  fast  gänzlich  verdrängt.  Für  die  Richtigkeit 
der  Ableitung  des  Namens  von  lovesse  Wölfin^,  oder  von  luw, 
deckender,  schätzender  Berg  spricht  eine  hohe  Wahrschein- 
lichkeit. 


')  Die  Frage  liegt  nahe,  ob  andere  Berge  in  der  Nähe  Aachens  nach 
Thieren  benannt  waren.  Dies  liesse  sich  nur  auf  Grund  eingehendster  Unter- 
suchungen einigermassen  klarsteUen.  Man  wird  leicht  versucht,  bei  Louvenberg 
in  der  Nähe  Burtscheids,  auch  bei  LouTenbcrg  bei  Simpelfeld  (Aus  Aachens 
Vorzeit,  Jahrg.  V,  S.  11,  Anm.)  ebenfalls  an  „Wölfin**  zu  denken;  ferner  bei 
Krichellenberg  und  SchoTemnnt  vor  Marschierthor  an  „Heimchen  (Grille)** 
bezw.  „Schaben**,  oder  „Ziegen**  (Caprae  mons  =  Schaver  munt),  ferner  bei 
Orlosberg  (Quix,  Bemsberg  S.  77)  an  „Bären**,  die  noch  zur  Zeit  Ludwigs 
des  Frommen  in  den  Wäldern  bei  Aachen  vorkamen.  Aber  in  jedem  Einzel- 
faUe  handelt  es  sich  um  ein  dunkles  Gebiet.  So  bedeutet  „Krechel**  in  der 
Aachener  Mundart  ebensowohl  Heimchen  (Grille)  als  Holzkohle  (Krechelkohle), 
und  bei  der  andern  angeführten  Bezeichnung  kann  ein  Eigenname  dem  Stamme 
zu  Grunde  liegen.  Bei  Orlosberg,  welches  in  einer  andern  Urkunde  Orloves- 
berg  heisst,  wäre  zudem  vielleicht  wiederum  die  Form  lovcs  zu  berücksich- 
tigen, dagegen  das  Or  ausreichend  zu  erklären  und  dergL  Indem  ich  mich 
auf  diese  Andeutungen  beschränke,  steUe  ich  zur  Deutung  dieser  fünf  Orts- 
namen bestimmte  Behauptungen  nicht  auf. 


Zur  Pabel  von  der  Bestattung  Karls  des  Grrossen. 

Sine  Entgegnung  von  Theodor  Lindner. 

Als  ich   1892  im  14.  Bande  dieser  Zeitschrift  S.  131—208 
tue\ne  Abhandlung:    „Die  Fabel  von  der  Bestattung  Karls  des 
^Tnissen**   veröflFentlichte  ^,  hegte  ich  die  Hoffnung,  die  so  viel 
erörterte  Streitfrage  endgültig  aus  der  Welt  zu  schaffen.  Leider 
i<t  sie  nicht  in  Erfüllung  gegangen.    Bald  darauf  brachte  das 
.Hist4)rische  Jahrbuch**  (Jahrgang  1893,  XIV,  S.  302—319)  einen 
Aaf>atz  von  Hermann  Grauert  in  München:  „Zu  den  Nachrichten 
xlWt  die   Bestattung  Karls   des  Grossen",   der  die  Sicherheit 
m*^iner    Ergebnisse   bestritt.     Nicht,   dass   Grauert  meine   ein- 
eebende   Beweisführung  irgend  widerlegte  oder  überhaupt  zu 
widerlegen  suchte  —  denn  er  berührte  sie  nur  flüchtig  und  in 
wenigen  Punkten  — ,  sondern  er  glaubte,  von  ganz  neuen  Ge- 
<irhtspunkten  aus  die  Frage  beleuchten  zu  können.  Mir  erschien 
*Trauerts  Sache  von  Anfang  an  so  wenig  haltbar,  dass  ich  eine 
tiefere  Begründung  abwarten  wollte,  ehe  ich  dagegen  das  Wort 
trgriff.  Sie  ist  bisher  nicht  erfolgt.   Wiederholt  habe  ich  Grauert 
irel;eten,  er  möge,  um  die  Verhandlung  abzukürzen,  seine  Ansicht 
aiusfuhrlicher  erhärten,   doch  er  lehnte  ab  mit  dem  Bemerken, 
♦*r>t  nach  einer  Aeusserung  von  mir  weiteres  bringen  zu  wollen. 
S>  bleibt  mir  nichts  übrig,  als  lediglich  den  Inhalt  jenes  Auf- 
satzes  zu   besprechen,   obgleich  ich  denke,  schon  dadurch  die 
zesammte  Sachlage  ausreichend  klar  zu  stellen.    Ich  würde  auf 
>de  Erörterung  verzichten,  wenn  ich  nicht  hätte  sehen  müssen, 
*lavi?  Grauerts  Aufstellungen  trotz  ihrer  Seltsamkeit  einige  Gläubige 
gefunden  haben. 

«Trauert  erinnert  an  die  Bemerkung  Eankes:  „es  war  ja 
*Tebrauch,  zuweilen  auch  bei  Priestern,  den  Verstorbenen  eine 
Mtzende  Stellung  bei  ihrer  Beerdigung  zu  geben  ***.    Hatte  ich 

*)  Aach  im  Einzeldruck:  Aachen  1893,  Creraersche  Buchhandlung,  aus- 
cqpeben. 

»)  Vgl.  meinen  Aufsatz  S.  183  (Einzeldruck  S.  3)  und  S.  189  (59). 

6 


66  Theodor  Lindner 

als  einzige  bekannte  Belagstelle,  die  wahrscheinlich  Ranke  vor- 
schwebte, den  Bericht  Thietmars  von  Merseburg  über  die  Be- 
stattung der  üeberreste  des  Bischofs  Sigmund  I.  von  Halberstadt 
angenommen,  so  verweist  Grauert  auf  eine  Schrift  aus  dem 
Anfange  des  15.  Jahrhunderts.  Ein  baierischer  Knappe,  Hans 
Schiltberger,  der  1394  in  die  Gefangenschaft  der  Türken  fiel 
und  in  ihr  fast  30  Jahre  zubrachte,  berichtet,  die  verstorbenen 
griechischen  Priester  würden  bekleidet  mit  ihrem  Messgewand 
in  das  Grab  auf  einen  Sessel  gesetzt  und  mit  Erde  zugedeckt. 
Ein  englischer  Gelehrter  Telfer,  der  1879  eine  Uebersetzung 
Schiltbergers  herausgab,  macht  dazu  die  Bemerkung:  „Jedes 
Glied  des  griechischen  Klerus  wird  in  vollständiger  kirchlicher 
Gewandung  bestattet,  doch  der  alte  Gebrauch,  sie  in  sitzender 
Stellung  zu  beerdigen,  wird  nur  noch  bei  einem  Bischöfe  be- 
obachtet". Telfer  fügt  hinzu  den  Bericht  eines  Zeitungs- 
Korrespondenten  der  Times  vom  August  1878,  welcher  dem 
Leichenbegängnisse  des  eben  gestorbenen  Patriarchen  von  Kon- 
stantinopel beiwohnte.  Der  Todte  war  in  der  Kirche  der  Ver- 
ehrung des  Volkes  ausgestellt,  sitzend  auf  einem  Throne  mit 
air  dem  Glänze  seiner  hohen  Würde  ausgestattet,  und  wurde 
auch  so  zu  Grabe  getragen.  Ein  ungenannter  griechischer  Be- 
gleiter vertraute  dem  Korrespondenten  an,  der  Patriarch  trage 
eine  aus  alter  byzantinischer  Zeit  stammende  Kleidung,  die  durch 
den  kaiserlichen  Adler  an  der  Mitra  kenntlich  sei,  und  setzte 
belehrend  hinzu:  auch  die  byzantinischen  Kaiser  wären  in  sitzen- 
der Haltung  beigesetzt  worden.  Die  Grablegung  des  Patriarchen 
hat  der  Berichterstatter  nicht  mit  angesehen. 

Grauert  gedenkt  dann  einer  muhamedanischen  Sage,  die  er 
freilich  selber  nicht  glaubt,  nach  der  die  Leiche  des  persischen 
Grosskönigs  Chosru  I.  (f  579)  auf  dem  Throne  in  ihrem  Grab- 
male gesessen  habe,  ferner  des  alten  Volksglaubens  in  München, 
Kaiser  Ludwig  der  Baier  sitze  in  der  Gruft  der  Frauenkirche 
auf  einem  Sessel,  darauf  des  Gebrauches  der  russischen  Tartaren, 
die  Todten  sitzend  zu  beerdigen,  endlich  erzählt  er,  dass  die 
Leiche  der  1463  gestorbenen  Aebtissin  Katharina  von  Bologna 
längere  Zeit  nach  ihrem  Tode  auf  einen  Sessel  gesetzt  worden 
und  noch  jetzt  wohl  erhalten  sei  K 


')  Nach  der  Schilderung,  die  Grauert  gibt,  ist  auf  den  nicht  seltenen 
Fall  einer  Leichenvertalknug  zu  schliessen. 


Zur  Fabel  von  der  Bestattung  Karls  des  Grossen.  67 

Das  sind  alle  und  säramtliche  Gründe,  durch  welche  Grauert 
-ifh  bewogen  findet,  die  Frage  nach  der  Bestattung  Karls  des 
*irobsen  ^neuerdings  als  eine  offene  anzusehen".  Fassen  wir 
dit»  Kernpunkte   zusammen. 

Karl  der  Grosse  wurde  am  28.  Januar  814  begraben,  erst 
*e<  bs  Jahrhunderte  später  wird  der  Gebrauch  der  Griechen,  die 
*iei>tlichen    sitzend    zu   beerdigen,   erwähnt,   über   1000  Jalire 
nachher  erzählt  ein  unbekannter  Konstantinopolitanischer  Ehren- 
mann dem    Times-Korrespondenten,   alle  byzantinischen  Kaiser 
>eien  sitzend  bestattet  worden. 

Doch  machen  wir  Ernst  mit  dem  luftigen  Spiele.  Grauert 
hat  zwar  durchaus  nichts  auf  Karl  den  Grossen  bezügliches, 
i^K-r  doch  etwas  thatsächliches  gefunden.  Wirklich  werden  bei 
»ien  Griechen  unter  gewissen  Umständen  die  Leichen  geistlicher 
Personen  sitzend  in  das  Grab  gesenkt. 

Durch   gütige  Vermittlung  habe  ich  Auskunft  von  hohen 
Wünlenträgern  der  griechischen  Kirche  erhalten. 

Patriarchen  und  Bischöfe  sind  in  ihrem  vollen  Amts-Ornat 
zu  bestatten,  wenn  sie  innerhalb  ihrer  Diözese  sterben,  sonst 
nur  im  priesterlichen  Ornate,  wie  die  übrige  Geistlichkeit.  Um- 
hüllt damit  wird  die  Leiche  möglichst  rasch  in  der  Kirche  auf- 
-r*'^>ahrt.  Ueber  die  dem  Leichnam  dabei  zu  gebende  Stellung 
N.->tehen  keine  besonderen  Vorschriften,  doch  der  gewöhnliche 
(▼•'brauch  ist,  ihn  in  mehr  oder  weniger  sitzender  Haltung  aus- 
zustellen, wenn  die  seit  dem  Tode  verflossene  Zeit  so  kurz  ist, 
•las^  die  langstreckende  Todtenstane  noch  nicht  eingetreten  ist. 
I»ie  Beerdigung  erfolgt  bald,  wie  es  die  in  dem  heissen  Klima 
M'hnell  eintretende  Verwesung  erfordert.  Da  dann  meistens  die 
T«Klteustarre  noch  nicht  gewichen  ist,  und  daher  die  Glieder, 
'»hne  trebrochen  zu  werden,  sich  nicht  in  grade  Lage  bringen 
I.iNM-n,  muss  die  Beisetzung  so  bewerkstelligt  werden,  dass  das 
Grab  mit  einer  sitzartigen  Erhöhung  aus  Erde  oder  Steinen 
vt-r-sehen  und  der  Leichnam  mit  starker  Neigung  nach  hinten 
'larauf  gesetzt  wird.  Sonst  würden  die  Beine  höher  als  der 
Kopf  zu  liegen  kommen.  Die  Leiche  wird  mit  langen  flachen 
Steinen  öl)erdeckt  und  Erde  darauf  geworfen.  Doch  kann  auch, 
wenn  eine  gemauerte  oder  in  den  Fels  gehauene  Grabkammer 
vorliereitet  ist,  sie  einfach  zugemauert  werden,  das  sind  aber 
Mfhr  seltene  Fälle.  Wenn  dann  die  Gliederstarre  sich  löst, 
wird  die   Leiche   bei   dem   Uebergewicht  des   Kopfes   und   des 

6* 


68  Theodor  Lindner 

Oberleibes  gewiss  nicht  sitzen  bleiben,  sondern  seitwärts  oder 
längshin  gleiten. 

Diese  Ausstellung  in  der  Kirche  in  sitzender  Haltung  kommt 
in  Jerusalem  auch  bei  den  römisch-katholischen  Patriarchen  vor; 
von  den  Maroniten  im  Libanon  wird  sie  gleichfalls  berichtet. 
Dagegen  ist  gewiss,  dass  der  letztverstorbene  armenische  Patri- 
arch in  Jerusalem  liegend  aufgebahrt  wurde. 

Wir  haben  es  hier  nicht  mit  einer  bindenden  Vorschrift  zu 
tlmu;  sondern  mit  einem  Brauche,  der  von  Zeit  und  Umständen, 
von  der  Art  der  Todeskrankheit  und  vor  allem  von  dem  Ein- 
tritt und  der  Dauer  der  Todtenstarre  abhängig  ist.  Diese 
wechselt  nach  den  verschiedenen  Todesursachen;  in  der  Regel  be- 
ginnt sie  etwa  sechs  Stunden  nach  dem  Sterben  und  hält  bis  zu 
sechsunddreissig  Stunden  an.  Aus  Allem  ergibt  sich,  dass  die 
Bestattung  in  sitzender  Stellung  nicht  die  eigentliche  Absicht, 
sondern  lediglich  eine  meist  unvermeidliche  Folge  ist.  Die  Auf- 
bahrung in  sitzender  Haltung  in  der  Kirche  zum  Zwecke  der 
letzten  Ehrung  ist  der  alleinige  Zweck.  Daraus  erklärt  sich, 
warum  die  schliessliche  Form  der  Beerdigung  noch  niemals 
irgend  welche  Aufmerksamkeit  erregt  hat,  weil  sie  ganz  neben- 
sächlich und  nur  zufällig  ist.  Ist  der  Körper  weich  und  bieg- 
sam, so  wird  er  flach  gelegt. 

Dass  früher  die  Leichen  der  gewöhnlichen  Priester  ähnlich 
behandelt  worden  sind,  will  ich  nicht  bestreiten.  Doch  alles, 
was  wir  wissen,  bezieht  sich  nur  auf  Geistliche,  bei  denen  die 
Sitte  als  Ausfluss  ihrer  kirchlichen  Würde  leicht  erklärlich  ist. 
Wie  alt  sie  ist,  wissen  wir  nicht;  das  früheste  bekannte  Zeugniss, 
eben  das  Schiltbergers,  gehört  erst  dem  15.  Jahrhundert  an, 
und  da  sich  auch  kirchliche  Gebräuche  mit  der  Zeit  einstellen 
und  wieder  verschwinden,  wird  Niemand  behaupten  wollen,  dass 
sie  schon  im  8.  Jahrhundert  geübt  worden  sein  müsse. 

Die  Gewänder  werden  mit  ins  Grab  gegeben,  weil  sie  dem 
Verstorbenen  persönlich  gehören.  War  jedoch  der  Anzug,  den 
der  1878  abgeschiedene  Patriarch  von  Konstantinopel  trug  (vgl. 
oben  S.  66),  wirklich  ein  altbyzantinisches  Gewand,  so  muss 
es  natürlich  jedes  Mal  bei  der  Grablegung  abgenommen  worden 
sein.  Auch  der  Sessel,  auf  dem  der  Leichnam  geruht  hat,  wird 
nicht  in  das  Grab  mitgegeben.  Der  Körper  soll  gar  nicht  in 
seiner  irdischen  Herrlichkeit  erhalten  werden. 

Demnach  besteht  zwischen  diesem  Gebrauch  und  der  angeb- 


Zur  Fabel  von  der  Bestattung  Karls  des  Grossen.  69 

Jehen  BestÄttungs^v^eise  Karls  des  Grossen  nicht  die  mindeste 
Aehnlicbkeit. 

Doch  nun   zu  unserem  Gewährsmann  in  Stambul,  der  genau 
wüsste,  dass  die  byzantinischen  Kaiser  ebenfalls  sitzend  bestattet 
werden  seien.      Orauert  hat  sich  alle  Mühe  gegeben,  die  dürf- 
neen  Nachrichten  über  die  Bestattung  der  oströmischen  Kaiser 
and  ihre  Gräber   zusammenzusuchen,  wofür  ich  ihm  sehr  dank- 
bar bin.     Eine    Beschreibung  der  alten  Kaisersarkophage  aus 
dem  10.  Jahrhundert  besagt  ausdrücklich,   dass  die  Leiche  in 
.l.nen  „liegt**  (dcT^oxetxai).   Grauert  meint  freilich,  „damit  ist  eine 
ritzende  Haltung  der  Leiche  nicht  ausgeschlossen''.  Im  Uebrigen 
mus:^  er  zugeben,   dass  eine  erhaltene  ausführliche  Schilderung, 
vie  man   eine  kaiserliche  Leiche  aufbahrte  und  welche  Worte 
*la\>ei  an  sie  gerichtet  wurden,  sowie  sämmtliche  andere  Nach- 
rirhten,   die   irgend  bekannt   sind,   „nicht  zur  Annahme   einer 
Bestattung  in  liegender  Haltung  nöthigen.    Ebensowenig  ist  die 
ritzende  Position  der  Leiche  für  ihre  definitive  Ruhestätte  aus- 
drücklich bezeugt*'. 

Aber  ein  erhaltener  Kaiser-Sarkophag  ist  5V2  Fuss,  also 
etwa  1,80  Meter,  ohne  Deckel  hoch.  Daher  wäre,  meint  Grauert, 
eine  sitzende  Haltung  der  darin  geborgenen  Leiche  wohl  mög- 
lich. Uas  ist  an  sich  richtig,  denn  ein  hochgewachsener  Mann 
iKisst  auf  einem  Stuhle  sitzend  gegen  1,44  Meter,  ein  mittel- 
irn^ser  1,33  Meter.  Aber  soll  denn  überhaupt  aus  der  Höhe 
d«^r  Sarkophage  folgen,  dass  der  Körper  darin  sass?  Wir  kennen 
;ii^  der  römischen  Zeit  zahlreiche  Steinsärge  von  ungewöhnlicher 
Grosse.  So  befindet  sich  einer,  der  Musensarkophag,  im  Campo- 
santo  zu  Pisa,  der  2,08  Meter,  ohne  Deckel  1,46  Meter  misst^ 
Der  bekannte  sogenannte  Sarg  der  Helena  im  Vatikan  ist  ohne 
I>fM'kel  1,34  Meter  hoch.  Der  angebliche  Sarg  der  Galla  Placidia 
in  Ravenna  ist  jedoch  nur  2,02  Meter  hoch,  ohne  Deckel  1,25 
Meter,  so  dass  eine  aufrecht  sitzende  Leiche  den  Rand  über- 
ni2t  haben  müsste,  umsomehr,  da  die  vorhandenen  Gebeine 
Ton  ungewöhnlicher  Grösse  und  Stärke  sind^  Doch  es  wäre 
*Mne  sonderbare  Idee,  vermuthen  zu  wollen,  dass  die  Särge  des- 
halb so  hoch  gemacht  worden  sind,  um  die  Leiche  darin  zu 
Mrtzen.  Gibt  es  doch  antike  Sarkophage,  in  denen  nur  die 
.\>che  des   verbrannten  Körpers   sich  befindet.    Oefters  waren 

'»  Dötscbke,  Antike  Bauwerke  in  Oberitalicn  I,  Nr.  61,  8.  54. 
')  Vgl.  meinen  Aufsatz  S.  184  f.  (54  f.) 


70  Theodor  Lindner 

auch  die  hohen  Sarkophage  dazu  bestimmt,  zwei  Leichen,  etwa 
die  des  Gatten  und  der  Ehefrau,  aufzunehmen  K  Lediglich  Mode 
und  herrschende  Kunstform  entschieden  darüber,  und  noch  heute 
werden  Sarkophage  für  todte  Herrscher  von  gewaltiger  Grösse 
gemeisselt.  Selbst  in  dem  grössten  könnte  die  Leiche  nur 
auf  niedrigem  Sessel,  nie  auf  einem  Throne  untergebracht 
werden.  Wozu  sollte  sie  auch  thronen,  wenn  sie  Niemand  sieht? 
Solche  Prunk-Leichengehäuse  werden  zudem  immer  erst  nach 
dem  Tode  angefertigt  und  der  Leib  wird  nachträglich  in  ihnen 
geborgen;  meistens  liegt  er  darin  in  seinem  ursprünglichen 
kleineren  Behältnisse  eingeschlossen,  manchmal  auch  von  mehre- 
ren Hüllen  umgeben.  So  ist  es  der  Fall  bei  den  ägyptischen 
Mumien,  die  auch  häufig  in  riesigen  Stein-Sarkophagen  gebettet 
sind.  Die  merovingischen  und  karolingi sehen  Steinsärge,  die 
uns  erhalten  sind,  haben  alle  flache  Formen  und  sind  meist  sehr 
schlicht  gearbeitet;  erst  das  spätere  Mittelalter  schuf  reichere 
und  grössere  Sarkophage. 

Dass  Sagen  über  in  Hügeln  oder  verschlossenen  Räumen 
sitzende  todte  Herrscher  vorkommen,  beweist  noch  nicht,  dass 
solche  wirklich  vorhanden  waren  und  am  wenigsten,  dass  Karl 
der  Grosse  auf  dem  Throne  beigesetzt  wurde.  Wohin  würden  wir 
auf  solchem  Wege  mit  der  Sagenforschung  gerathen!  Dennoch 
glaubt  Grauert  in  der  muhamedanischen  Fabel  über  Chosru  eine 
Tradition  im  persisch-asiatischen  Gebiete  erblicken  zu  dürfen, 
welche  auf  die  Form  der  Bestattung  Karls  des  Grossen  ein- 
wirken konnte!  Erst  ist  der  Beweis  zu  fuhren,  dass  eine 
solche  Tradition  über  thronend  beigesetzte  Könige  wirklich 
vorhanden  war,  dann  dass  sie  bereits  vor  Karl  dem  Grossen 
bestand,  ferner  dass  sie  im  Frankenreiche  bekannt  war,  endlich, 
dass  man  dort  die  Neigung  hatte,  den  Ungläubigen  etwas  nach- 
zumachen. Dass  sich  die  Münchener  schon  im  16.  Jahrhundert 
erzählten,  Ludwig  der  Baier  sitze  in  der  Gruft  der  Frauen- 
kirche, ist  ganz  glaublich.  Unzweifelhaft  gab  es  unter  den- 
selben Abergläubischen  auch  manche,  die  ganz  genau  wussten, 
dass  Schätze  von  schwarzen  Hunden  mit  glühenden  Augen  be- 
wacht werden. 

Muss  denn  jedem  Volksgeschwätz  ein  historischer  oder 
mythologischer  Grund  unterliegen  P    Hätte  in  Aachen  eine  solche 


')  Die  obigen  Mittheiluugen  verdanke  ich  meinem  Kollegen  Carl  Robert. 


I 


Zur  "Fabel  von  der  Bestattung  Karls  des  Grossen.  71 

HeberVieferung  von  Karl  bestanden,  so  Hesse  sich  eher  ernsthaft 
darüber  redea,  aber  gerade  dort  fehlte  sie  vollkommen  bis  in  die 
oeuesle  Zeit. 

Die  heilige  Katharina  von  Bologna  kann  hier  gar  nicht  in 

Betracbt  kommen,  da  sie  anfänglich  liegend  beerdigt  worden  ist. 

Was  iiaben  die  halbheidnischen  Tartaren  mit  Karl  zu  thun? 

Wir  können    doch   nicht  jede  Sitte,   die  zu  irgend   einer  Zeit 

>>ei  irgend  welchem  Volke  nachweisbar  ist,  ohne  weiteres  auf 

Wliebige  andere  Zeiten  und  Völker  beziehen!    Da  empfiehlt  es 

^ieh  jedenfalls  mehr,  an  die  von  mir  geschilderten  neolithischen 

,Hi>cker''  zu  denken,  von  denen  sich  auch  in  Frankreich  Spuren 

riuden  sollen  K    Da  wäre  doch  ein  historischer  Faden  vorhanden. 

Grauert  hat  ausserdem  vollständig  meinen  Beweis  übersehen, 
«las«  die  Kenntniss  von  der  angeblichen  Kaisergruft  in  Aachen 
h\^  in  die  neueste  Zeit  nicht  ins  Volk  gedrungen  und  ebenso 
die  Saj?e  nicht  von  dort  ausgegangen  ist. 

Grauert  will  mit  seinen  wunderlichen  Ausführungen  offenbar 
l^eweisen,  dass  im  Orient  eine  Ueberlieferung  über  Beisetzung 
von  Königen  in  ihrem  Herrscherprunk  vorhanden  gewesen  sei, 
und  sucht  in  ihr  eine  Unterstützung  für  seinen  Satz:  „Es  wäre 
doch  möglich,  dass  die  Bestattung  vornehmer  Leichen  in  sitzen- 
der Stellung  auch  im  8.  oder  9.  Jahrhundert,  namentlich  im 
weiteren  oder  näheren  Orient,  vornehmlich  in  Byzanz  üblich 
:rewpsen  wäre**.  Byzanz  habe  das  abendländische  Kulturleben 
>tark  beeinflusst;  selbst  das  Ceremoniell  des  erneuerten  Kaiser- 
thunis  sei  dem  orientalischen  nachgebildet  worden  und  der  von 
Karl  erbaute  Kaiserpalast  in  Aachen  stehe  in  aussergewöhnlich 
htarker  Abhängigkeit  von  der  byzantinischen  Kunstübung.  Das 
.r^-he  ich  alles  geni  zu,  aber  beweist  es,  dass  man  sich  in  Aachen 
plötzlich  auch  zur  Nachäfferei  byzantinischer  Begräbnissformen 
—  wenn  sie  überhaupt  vorhanden  waren  —  entschlossen  hätte? 
Alle:»  hat  seine  Grenzen.  Mühlbacher  ^  hat  bereits  ebenfalls  die 
Frage  aufgeworfen:  „Wie  sollte  man  in  jeuer  Zeit  und  bei  den 
häufig  sich  reibenden  Gegensätzen  zwischen  lateinischer  und 
jrriechischer  Kirche  in  Aachen  dazu  gekommen  sein,  entgegen 
dem   abendländischen  Begräbnissbrauche   die   Bestattungsweise 


')  Vgl  meinen  Aufsatz  8.  181  (51). 

*)  Mittbeilungen    des   Instituts    für   Ocstr.    Geschichtsforschung    lh04, 
Bl  IV ,  S.   182. 


72  Theodor  Lindner 

griechischer  Geistlicher  oder  überhaupt  eine  orientalische  oder 
griechische  Ausnahmeart  bei  der  Beisetzung  des  gi-ossen  Kaisers 
zum  Muster  zu  nehmen?"  Grauert  sagt  selber,  dass  die  Kaiser- 
krönung von  800  eine  scharfe  Lossage  von  Byzanz  bedeutete, 
dass  die  griechischen  Kunstformen  nicht  unmittelbar,  sondern 
aus  Ravenna  übernommen  wurden.  Ravenna  aber  war  selbst 
unter  byzantinischer  Herrschaft  eine  der  Bevölkerung  nach 
lateinische  Stadt.  Was  ich  über  den  dortigen  angeblichen  Sarko- 
phag der  Galla  Placidia  gesagt  habe,  brauche  ich  nicht  noch- 
mals zu  wiederholen,  da  Grauert  keinerlei  Gegenbeweis  geführt 
hat.  Dass  Karl  der  griechischen  Kirche  auch  sonst,  wie  in 
Bezug  auf  die  Bilderverehrung  feindlich  gegenüber  stand,  ist 
bekannt. 

Endlich  denke  man  sich  in  die  Lage  des  Hofes  bei  dem 
unerwarteten  Hinscheiden  des  Kaisers!  Der  Thronfolger  ist 
nicht  da,  nicht  einmal  über  den  Ort,  wo  Karl  seine  letzte  Ruhe- 
stätte finden  soll,  liegt  eine  Bestimmung  vor.  Die  Frage  nach 
Art  und  Weise  der  Beerdigung  ist  also  vorher  nie  erwogen 
worden.  In  diesem  Wirrwarr  soll  plötzlich  Jemand  auf  den 
Gedanken  gekommen  sein:  „In  Byzanz  werden  die  Geistlichen 
in  sitzender  Stellung  zu  Grabe  getragen"  und  sofort  ist  der 
ganze  Hof  bereit,  diese  bisher  ganz  unbekannte  Art  auf  eigene 
Hand  bei  der  Leiche  des  grossen  Herrschers  in  Anwendung  zu 
bringen ! 

Grauert  hat  in  keiner  Weise  erklärt,  wie  er  sich  eigentlich 
die  Beisetzung  Karls  denkt,  und  dennoch  kann  man  über  ein 
solches  Geschehniss  nur  dann  klar  werden,  wenn  man  sich  alle 
Einzelheiten  lebendig  vor  Augen  stellt.  Will  er  die  Fabeleien 
des  Grafen  von  Lomello  aufrecht  erhalten?  Selbst  wenn  man 
zugeben  wollte,  dass  bereits  in  Griechenland  die  Sitte  bestand, 
Todte  in  sitzender  Stellung  aufzubahren  und  dass  dieser  Gebrauch 
in  Aachen  damals  nachgeahmt  worden  ist,  föllt  zur  Bestätigung 
jenes  Berichtes  nichts  ab.  Oder  glaubt  Grauert,  dass  Karl  in 
einem  Sarkophage  auf  dem  Throne  sass,  also  auf  einem  Solium 
innerhalb  eines  Solium?  Oder  dass  die  Leiche  auf  dem  Throne 
sitzend  mit  Erde  überschüttet  wurde?  Eine  Aeusserung  von  ihm 
in  dieser  Hinsicht  ist  unerlässlich  und  lässt  sich  nicht  mit  leeren 
Worten  umgehen.  Höchstens  bliebe  die  Möglichkeit,  wenn  man 
Thietmars  Solium  durchaus  als  Sitz  auslegen  wollte,  anzunehmen, 
dass  die  noch  von  der  TodtenstaiTe  gefesselte  Leiche  in   nicht 


Zur  Fabel  von  der  BestÄttung  Karls  des  Grossen.  73 

2inz  ftacher  Lage  ohne  Sarg  in  den  unter  dem  Paviment  der 

Kirche  befindlichen   gewachsenen  Erdboden  eingesenkt  wurde, 

and  somit  das  Solium  zwar  nicht  einen  Kaiserthron,  aber  eine 

älzartige  Stütze  unter  dem  Körper,  etwa  ein  Bänkchen,  bedeutete. 

Merkwürdigerweise   ist   in   neuester  Zeit   eine   Stelle    im 

Lohengrin  so  ausgelegt  worden,  als  ob  sie  auf  eine  solche  Bei- 

i*tzungsweise  in  nicht  ganz  gestreckter  Körperhaltung  bezogen 

werden  könnte. 

Die  in  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  in  Baiern 
entstandene  Dichtung  „Lohengrin"  enthält  über  Otto  III.  folgende 
Verse: 

7470  zAche  — 

Unt  liiez  den  keiser  Karl  uz  graben. 

swie  er  würde  sam  ein  beilege  niht  erhaben, 

so  vant  er  doch  manc  wunder  bi  im  starke 

in  dem  grabe,  daz  im  wa^  so  kurz, 

daz  er  toter  muost  darinne  nemen  stürz; 

nu  ligt  er  in  eins  schoenen  grabes  sarke, 

bi  der  naht  er  im  erschein  unt  sagt  im  disiu  maere, 

daz  er  solt  nimmer  werden  alt^ 

Nahm  man  bisher  an,  dass  der  Dichter  hier  lediglich  die 
-ächsische  Weltchronik  benutzte,  so  sprach  John  Meier  die 
t><-harfsinnige  Vermuthung  aus,  dass  ihm  eine  spätere,  vielleicht 
liaierische,  Bearbeitung  vorlag,  der  er  einige  Zusätze,  die  sich  in 
der  sächsischen  Weltchronik  nicht  finden,  entnahmt  Zu  ihnen 
rechnet  J.  Meier  die  oben  gesperrt  gedruckten  Verse.  Er  legt  sie 
dahin  aus:  „dass  das  Grab  so  kurz  war,  dass  die  Leiche  des 
Kaisers  darin  nur  in  krummer,  umgebogener  Stellung  Platz  fand". 

Ich  glaube  jedoch  nicht,  dass  diese  Uebertragung  der  Verse 
richtig  ist.  Ich  denke  eher,  hier  ist  überhaupt  nicht  von  Karls 
Leiche,  sondern  von  Otto  selbst  die  Rede.  Die  Undeutlichkeit 
der  Satzbildung  gestattet  nicht,  sicher  zu  erkennen,  wen  der 
Dirbter  jedesmal  mit  dem  „er"  meint.  Bald  ist  es  Karl,  bald 
Otto.  Deshalb  fasse  ich  die  Verse  7470  f.  anders  auf,  als  Meier. 
Der  Verfaf»ser  wollte  nur  ausführlich  sagen  und  schildern,  Otto 
»ei  »ein  Unternehmen  schlecht  bekommen,  so  dass  er  bald  selbst 


*l  Ausgabe  von  H.  Rückert  in  der  Bibliothek  der  gesamten  deutschen 
XAtioiuJ-Literatnr  XXXVI,  S.  198,  Vers  7470—7478. 

*)  Beiträge  zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache  XVIII,  8.  402  ff. 


74  Theodor  Lindner 

sterben  und  ins  Grab  musste  ^  „Es  wird  eines  zu  kurz"  bedeutet 
nach  Grimms  Wörterbuch  V,  2831:  „er  stirbt  bald",  das  „stürz 
nemen"  erklärt  Lexer  mit  ausdrücklicher  Bezugnahme  auf  diese 
Stelle  als:  „fallen,  stürzen".  Es  mag  zweifelhaft  sein,  wie  weit 
man  in  diesem  Phrasenschwall  sich  an  einzelne  Worte  halten 
darf,  aber  das  „toter"  in  Vers  7475  kann  doch  nicht  gut  auf 
Karls  Leiche,  sondern  nur  auf  den  noch  lebenden  Otto  gehen. 
So  bleibt  sogar  ungewiss,  ob  nicht  der  Vers:  „nun  liegt  er  in 
eines  schönen  Grabes  Sarge"  statt  auf  Karl,  ebenfalls  auf  Otto 
geht,  dessen  Bestattung  eben  dort  zu  Aachen  der  Dichter  später- 
hin erzählt:  sie  brachten  daz  gebeine  dar  nach  eren,  da  ez  noch 
hiut  begraben  lit  (Verse  7518  f.). 

Denn  als  Lohengrin  gedichtet  wurde,  befanden  sich  die 
lieber  res  te  Karls  bereits  seit  langer  Zeit  in  dem  von  Friedrich  II. 
gestifteten  Reliquar.  Doch  wie  dem  auch  sein  mag,  jedenfalls 
wusste  der  Urheber  Lohengrins  nichts  von  einer  Bestattung 
Karls  auf  dem  Thron  und  „eine  krumme,  umgebogene  Haltung" 
würde  mit  einer  sitzenden  wenig  übereinstimmen. 

Karls  Leiche  hätte  unmöglich  in  einen  der  üblichen  Sarko- 
phage gebettet  werden  können,  wenn  sie  noch  in  der  Todten- 
starre  von  dem  Tragsessel  oder  dem  Throne  herabgenommen 
wurde.  Nur  eine  Bedeckung  des  Körpers  mit  flachen  Stein- 
platten und  dann  mit  Erde  hätte  sich  ausführen  lassen.  Dem 
widersprechen  alle  Berichte  über  sein  Grab,  wie  sie  auch  lauten 
mögen. 

Grauerts  Ansicht  ist  demnach  ein  leicht  zerstörbares  Spinnen- 
gewebe, eine  geistreiche  aber  bei  näherer  Betrachtung  platzende 
Luftblase.  Eine  Beisetzung  der  Leiche,  mit  der  Absicht,  den 
Schein  des  Lebens  zu  erhalten,  ist  auch  im  Orient  nie  üblich 
gewesen;  Grauert  hat  den  Zweck  des  dort  üblichen  Gebrauches 
nicht  verstanden  und  unberechtigte  Folgerungen  aus  ihm  gezogen. 
Aber  auch  das  Ueberschlagen  der  Sitte,  einen  Todten  in  schein- 
barem Leben  zur  Schau  zu  stellen,  nach  dem  Occidente  ist  nicht 
nachweisbar.  Keinerlei  Spur  ist  irgendwo  zu  entdecken,  und 
da  sollen  die  Höflinge  Karls  das  in  der  ganzen  abendländischen 
Welt  vorher  und  nachher  einzig  und  allein  bestehende  Beispiel 
gegeben  haben? 


*)  Auch  der  Herausgeber  bemerkt  S.  227,  dass  der  Dichter  seine  Vor- 
lagen wUULttrIlch  änderte  und  gelegentlich  Eigene»  hinzufügte. 


ZxLT  'Fabel  Ton  der  Bestattung  Karls  des  Grossen.  75 

Selbst  >wenn  es  Grauert  gelänge,  nachzuweisen,  dass  der 
uwvAiiscbe  Gebrauch  bei  der  Beisetzung  hoher  Geistlicher  schon 
•ra  B.  Jahrli lindert  üblich  war,  oder  dass  hin  und  wieder  auch 
«rinmal  <Vie  Leiche  eines  vornehmen  Laien  sitzend  aufgebahrt 
Worden  ist  —  für  Karls  des  Grossen  Bestattung  wäre  das  ohne 
JHlen  Belang. 

Ich  füge  noch  einige  Notizen  hinzu.  —  Ein  merkwürdiges 
Märehen  von  der  Beisetzung  des  Königs  Cadwallan  bringt  der 
1174  gesU»rbene  normannische  Dichter  Trovere  Wace^  Aegi- 
'iius  von  Orval  im  Luxemburgischen,  der  um  1250  eine  Chronik 
»l»'r  Lütticher  Bischöfe  schrieb,  erzählt :' (Carolus)  sepultus  est 
A<iui>gTani  ante  introitum  chori  sub  magno  lapide  de  marmore 
Pario  in  ecclesia  regali^.  Die  angebliche  Grabstätte  war  also 
•Umals  schon  ähnlich  wie  heute  durch  eine  besondere  Steinplatte 
Wzeichnet.  Oder  sollte  Aegidius  mit  dem  ^marmor  Parium" 
'!**n  in  die  Wand  eingemauerten  Proserpina-Sarkophag  meinen? 
I>a>s  das  Wort  Solium  im  Mittelalter  nicht  ausschliesslich  in 
dem  en^en  Sinne  von  Königsthron  gesagt  wurde,  bezeugt  die 
«ontinuatio  Fredegari:  (Karl  Martell)  remeavit  in  regionem  suam, 
in  terra  Francorum,  solium  principatus  sui  ^  Grauert  theilt  mit, 
d;i>8  noch  im  16.  Jahrhundert  der  französische  Gelehrte  Petrus 
*nllius  das  Wort  Solium  unbedenklich  in  der  Bedeutung  Sarko- 
fihaiT  gebraucht. 

Zu  den  Nachrichten  über  Einbalsamirung  und  Behandlung 
»1*T  Leichen  im  früheren  Mittelalter,  die  ich  in  meinem  ersten 
Aufsätze  gesammelt  habe,  bringe  ich  noch  einige  Ergänzungen. 
Thietmar  erzählt  IV,  c.  51  von  den  Eingeweiden  Ottos  III.: 
I>ux  (Heinricus)  Augustanam  attingens  urbem  —  intestina  duabus 
l:i:.Mniculis  prius  diligenter  reposita  in  oratorio  —  Othelrici  — 
MjMiIturae  honorabili  tradidit.  Der  Körper  wurde  weiter  nach 
Aarhen  gebracht.  Wipo  c.  37  erzählt,  wie  die  Königin  (liunehild. 
»lie  (4emahlin  Heinrichs  III.  und  der  Herzog  Hermann  von 
S<hwabon  in  Italien  der  Pest  erlagen.  „Corpus  res^inae  tenorum 
♦-t  deli<*atum  aromatibus  cimditum  —  ductum  ad  Germaniaiu,  in 
praeix»situra  Lintburg  sepultum  est.  De  duce  statutum  fuorat, 
ut  iu  Constantiara   civitatem  Alemanniae  duceretur,  scd  calore 


M  Vgl.  Alwin  Schultz,  Höfisches  Leben,  2.  Aiiria<re,  II,  S.  47t>. 

»)  Mon.  Ocrm.  Scr.  XXV,  S.  47. 

*)  Mon.  (»orm.  Scr.  rer.  Merov.  IT,  S.  178. 


78    Theodor  Lindnor,  Zur  Fabel  von  der  Bestattung  Karls  des  Otosaen. 

nimis  obstante  in  Trideüto  sepelitiir".  Die  inneren  Tbeile  Hein- 
riclis  III.,  der  zu  Bodfeld  im  Harz  starb,  wurden  in  Goslar  bei- 
gesetzt, der  Körper  nach  Speier  überfiilirt '.  Von  Kaiser  Hein- 
rich V.  heisst  es  in  Änselini  continuatio  Sigeberti:  corpus  eius 
eiectis  iutestinis  sale  respersum  Spirae  relatum  est'. 

')  Steindorff,  Jahrbücher  des  deutschen  Reichs  unter  Heinrich  1H. 
Bd.  II,  S.  356. 

')  Mon.  Genn.  Ser.  VII,  S.  380. 


Aachener  Prozesse  am  Eeichskammergericht. 

II.  Abtheilang. 

Prozeese  ans  A^aclien  und  dem  Regierungrsbezirk  Aachen  mit 
Ausnahme   cLer    eile   Aachener  Behörden  und  Korporationen 

betreffenden. 

Von  Hermann  Yeltman. 

Einleitung. 

Im    10.    Bande   der  Zeitschrift   des  Aachener  Geschieh t-s- 

Tereins  ist  eine  Arbeit  des  am  23.  Juni  lvS86  verstorbenen  Königl. 

Siaatsarchivars  Dr.  R.  Goecke,  unter  dem  Titel:  Aachener  Pro- 

zf'N?e  am  Reichskammergericht,  veröffentlicht  worden.    Goecke 

hat  ilarin  nur  diejenigen  am  vormaligen  Reichskammergerichte 

Anhängig   gewesenen  Prozesse  berücksichtigt,  welche  Behörden 

der  Stadt  Aachen  als:  Bürgermeister  und  Rath,  Schöffenmeister, 

S*  hoffen,  Syndici,  Baumeister,  den  Vogt-Meyer  u.  s.  w.  betreffen, 

^»wie  die   der  Aachener  Stifter,  Klöster,  Kirchen,  Zünfte  und 

Aemter,   also  ausschliesslich  Rechtsstreitigkeiten   der  Aachener 

Behörden  und  Korporationen.  Es  fehlen  bei  ihm  alle  von  Aachener 

Bürgern  und  in  Aachen  domizilirten  Personen  an  dem  höchsten 

Gerichtshöfe  Deutschlands  geführten  Prozesse,  insoweit  sie  eben 

nifht  gegen  Aachener  Behörden  und  Korporationen  gerichtet  sind. 

Die   nachstehende  Arbeit  bringt  die  Regesten   von   allen 

Kammergerichts-Prozessen  aus  dem  Bereiche  des  Regierungs- 

l^ezirkes  Aachen  mit  Ausschluss  der  von  Goecke  für  die  Stadt 

Aarhen   zum  Theil  veröffentlichten  ^  nach  den  Klägern  alpha- 

iK-tisch  geordnet*. 

'»  Es  ist  leicht  mögUch,  dass  einige  dem  Rejcierungsbezirke  Aachen 
nirht  an^ebörige  Prozesse  in  dies  Verzeichniss  mit  auf^ononimen  sind. 
B**!  dtr  jcros.sen  Menge  gleichnamiger,  in  den  verschiedenst on  Gcfjonden 
[»••aUrblands  belegenen  Ortschaften  wftre  absolute  Richtigkeit  in  dieser  Be- 
zWfaang  <*ben  nnr  durch  die  Prüfung  der  Akten  seihst  zu  erreichen  gewesen, 
wa«  bi'i  dem  Frafange  der  Regesten  nicht  beabsichtigt  werden  konnte. 

*)  Ofwcke«  Ordnung  der  Regesten  nach  dem  Jahre  der  Einführung  des 
ProieMea  beim  Beichskammergericht  ist  als  eine  verfehlte  zu  bezeichnen. 


78  Hermann  Voltman 

Während  Goecke  sich  darauf  beschränken  konnte,  aus  den 
alphabetischen  Registern  zu  zwei  Repertorien  die  Nummern  der 
dort  unter  Aachen  verzeichneten  Prozesse  auszuziehen  und  die 
ausgezogenen  Nummern  nach  einem  bestimmten  Formular  aus 
den  Repertorien  abzuschreiben,  waren  behufs  Excerpirung  der 
hier  veröffentlichten  Regesten  39  grosse,  zum  Theil  recht  dick- 
leibige Folianten  Blatt  für  Blatt  und  Nummer  um  Nummer  unter 
häufiger  Befragung  von  geographischen  Hülfsmitteln  und  oft- 
maliger Vergleichung  der  Goeckeschen  Regesten  ^  sorgfaltig 
durchzusehen. 

Diese  Regesten  sind,  wie  die  Goeckeschen,  aus  dem  iin 
Königl.  Staatsarchive  zu  Wetzlar  aufbewahrten  General-Reper- 
torium  über  die  am  Kaiserlichen  Kammergerichte  geführten 
Prozesse  wörtlich  entnommen.  Nur  die  in  dem  Repertorium  zur 
Anwendung  gebrachte,  sehr  tibersichtliche,  tabellarische  Anord- 
nung hat  für  den  Druck- aufgegeben  werden  müssen,  weil  durch 
das  Format  der  Vereinszeitschrift  für  die  Drucklegung  in  dieser 
Form  Schwierigkeiten  entstanden  wären*. 

Mit  Rücksicht  auf  die  von  Goecke  über  die  Entstehungs- 
geschichte des  General-Repertoriums  gebrachten,  mehrfach  nicht 
zutreffenden  Angaben,  mögen  einige  berichtigende  und  ergänzende 
Mittheilungen  hier  Platz  finden. 

Das  General-Repertorium  ist  von  der  durch  die  deutsche 
Bundesversammlung  eingesetzten  Reichskammergerichts-Archiv- 
Kommission  in  den  Jahren  1846 — 1852  angefertigt.  Der  Kommis- 
sion gehörten  an  zwei  im  Range  gleichstehende  Kommissare,  der 
Königl.  Preussische  Landgerich tsrath  Joseph  Larenz  und  der 
Königl.  Würtembergische  Justizreferendar  Freiherr  Eduard  von 
Seckendorff-Gutend,  sodann  noch  fünf  Hülfsarbeiter,  die  Königl. 
Preussischen  Gerichtsassessoren  Holzapfel,  Bachmann,  Kinder- 
mann, Fuisting  und  Bachofen  von  Echt.  Von  dem  ungeheuren 
Materiale,   rund   80000  Prozessakten  ^,   hat  Larenz   ein   gutes 

*)  Ooecke  hat,  weil  die  Ilegist(»r  zu  den  beiden  Repertorien  eine  genaue 
alpliabetische  Folge  nicht  immer  einhalten,  nicht  aHe  Prozesse  bringen  können, 
welche  plangemäss  von  ihm  ftlr  die  Stadt  Aachen  hätten  aufgenommen  wer- 
den müssen. 

')  Die  Aptirung  der  in  tabellarischer  Form  vom  Verfasser  gelieferten 
Regesten  und  die  Richtigstellung  der  alphabetischen  Folge  ist  durch  die 
Redaktion  besorgt  worden. 

*)  Goecke  a.  a.  0.  S.  23  gibt  für  das  General-Repertorium  34634 
Prozesse  an.     In   Wirklichkeit  enthält  dasselbe   die  Begesten  von   79  786 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammerge rieht.  79 

Drittel  allein  bewältigt  und  zwar  dadurch,  dass  er  immer  einen 
ProtokoUisten  zur  Hand  hatte,  dem  er  während  der  Durchsicht 
ier  Akten    die  Eegesten  fix  und  fertig  in  die  Feder  diktirte, 
>«)  dass  sie  gar  nicht  mehr  abgeschrieben  zu  werden  brauchten. 
Die   übrig-en    zwei   Drittel   der   gewaltigen   Aktenmasse   haben 
Larenz'  Aratsgenossen,  der  Justizreferendar  von  Seckendorfi^,  die 
fünf  Gerichtsassessoren  und  der  Grossherzoglich  Mecklenburgische 
Hofrath    Dr.  Dietz   regestirt.    Letzterer  hatte  den  bei  weitem 
grussten  Theil  der  unter  dem  sehr  umfangreichen  Buchstaben  B 
verzeichneten  Prozesse,  deren  Regesten   vier  starke  Folianten 
fallen,  bereits  vor  1846  repertorisirt.  Das  sonst  noch  der  Archiv- 
Kommission    beigegebene   Hülfspersonal :    der  Archivregistrator 
Hartwig    und   der  Kanzlist  Preising,  haben  die  Eegesten  bloss 
mundirt  oder  das  Diktat  des  Landgerich tsraths  Larenz  nieder- 
geschrieben. 

Ausserdem  bedarf  noch  ein  anderer  von  Goecke  *  bloss  leicht 
iH-rührter  Umstand  einer  etwas  ausführlicheren  Besprechung.  Das 
lieneral-Repertorium  der  Archiv-Kommission  ist  nur  eine  revi- 
•lirte  Erweiterung  des  auf  Befehl  des  Fürstprimas  von  Dalberg 
•lurch  brotlos  gewordene  Subalternbeamte  des  Reichskammer- 
irerichts*  von  1806/7  ab  gemachten  Verzeichnisses  aller  damals 

Prti/.tf stakten.  Goecke  hat  für  seine  Angabe  eine  von  dem  Archivregistrator 
Ffartwig  am  19.  Mai  1855  gemachte  Zusammenstellung  benutzt.  Es  bezieht 
*'>fa  aU-r  fliese  Cehersicht  Hartwigs  nicht  auf  das  General-Repertorium, 
**»n<h*rn  auf  die  Prozessakten,  welche  der  Krone  Preussen  zustanden  und 
lVu>M*n  &l>erwiesen  sind,  sowie  auf  die  Prozessakten  und  auf  die  Protokoll-, 
l  rth*?ils-,  Geschäfts-  und  Kontrollbücher,  Supplikationsregister  u.  s.  w.,  die, 
«r-ii  unvertheilbar,  als  untrennbarer  Theil  des  Archives  der  Obhut  Preussens 
iii^^rtraat  wurden.  Beide  Gruppen  haben  zusammen  nach  Hartwigs  Beroch- 
I.  lüg  84  634  Nummern  und  bilden  den  Bestand  des  Königl.  Staatsarchives 
zu  Wetzlar.  —  Ueber  den  untrennbaren  Theil  mögen  noch  ein  paar  Worte 
*a*  W.  Endemann,  Von  dem  Alten  Reichskammergericht,  Berlin  1893, 
^.  «3  (Sonderabdruck  aus  der  Zeitschrift  für  Deutschen  Civilprozess)  hier 
iil{:»*n;  ,Nach  Gründung  des  Norddeutschen  Bundes  und  des  Deutschen 
Rrirb*v4  nahm  man  an,  dass  der  untrennbar  erachtete  Theil  des  Archives  in 
4»%  Elgentham  des  Reiches  übergegangen  sei.  Aber  die  Verwaltung  des 
'rinztfo  wurde  Preussen  zusammen  mit  seinem  Sonderantheile,  unter  L'eber- 
uthme  der  Remuneration  für  die  preussischen  Beamten  auf  den  Reichsetat 

'1  A.  a,  O.  S.  26. 

'>  P.  Wigand,  Denkwürdigkeiten  für  deutsche  Staats-  und  Rechts- 
wi-M-nHchaft  .  .  ^  gesammelt  aus  dem  Archiv  des  Reichskammergeriehts  zu 
Wetzlar  nebst  einer  Denkschrift  über  Geschichte,  Schicksale  und  Bedeutung 
Jeae»  ArchiTS.    Leipzig  1854,  S.  XIV. 


80  Hermann  Veltman 

noch  vorhandenen  Prozesse  dieses  Gerichtshofes.  Es  enthält 
in  22  Folianten  von  massiger  Grösse  3000  engbeschriebene 
Blätter.  Der  Abschluss  des  Verzeichnisses  soll  nach  Goecko 
im  J.  1810  erfolgt  sein.  Damit  steht  jedoch  u.  a.  eine  Notiz 
am  Schlüsse  des  letzten.  22.  Bandes  dieses  Verzeichnisses  im 
Widerspruch,  die  folgenden  Wortlaut  hat: 

„Finis  coronat  opus.  Novissimum  hoc  Repertorium,  continens 
ter  mille  folia,  perfectum  per  syngrapham  solumodum  (!)  Ant. 
Mich.  Wallreuther,  Judicii  Imperialis  praeteriti  *  Secretarii.  1817." 

Dass  der  Abschluss  dieses  Repertoriums  im  J.  1817,  also 
erst  unter  preussischer  Herrscliaft  erfolgt  sei,  darf  man  Wall- 
reuther immerhin  glauben,  dass  Wallreuther  aber  das  Verzeich- 
niss  ganz  allein  gemacht  habe,  ist  bei  dem  ausserordentlichen 
Umfange  der  Arbeit:  alphabetische  Ordnung  und  Regestirung 
von  76  908  Prozessen  nicht  wohl  anzuehmen,  zumal  Wigand, 
der  eine  ganze  Reihe  von  Beamten  des  Reichskammergerichtes, 
darunter  auch  den  A.  M.  Wallreuther,  persönlich  gekannt  hat  **, 
ausdrücklich  sagt,  das  Verzeichniss  sei  angefertigt  von  „dem 
Subalternpersonal  des  aufgelösten  Gerichtes" ^ 

Dieses  Dalbergsche  General -Verzeichniss  hat  im  grossen 
Ganzen  dieselbe  Einrichtung,  wie  das  General-Repertorium  der 
Archiv-Kommission,  und  hat  auch,  in  nuce  freilich  nur,  fast 
ganz  denselben  Inhalt.  Beide  Repertorien  nennen  Kläger  und 
Beklagte,  beide  haben  ein  kürzeres  oder  ausführlicheres  Regest 
über  den  Gegenstand  des  Streites,  und  das  Jahr  der  Einführung 


0  üeber  die  Auflösung  des  Reiehskammergerichts  hat  ein  Manuskript 
des  Königl.  Staatsarcliivs  zu  Wetzlar,  das  Verzeichniss  der  beim  Reichs- 
kaminergcricht  verstorbenen  Personen,  eine  durch  Fassung  und  Ort  der  Ein- 
tragung merkwürdige  Notiz.  Darin  steht  zwischen  dem  Vermerke  über  den 
Tod  des  Kammerboten  Kremer  (1805,  Nov.  1.)  und  über  den  des  Kanzlei- 
dieners Kirchner  (1811,  Febr.  2.)  folgende  Bemerkung:  „Nota.  Kaiser  Franz  II. 
hat  die  teutscbe  Kaiserkrone  den  6.  August  1806  abgelegt;  den  9.  August 
wurde  es  am  Reichstage  zur  Dictatur  gebracht,  und  den  18ten  nemlichen 
Monats  ist  das  Kammergericht  nicht  mehr  aufgegangen."  Das  Kammer- 
gericht ist  somit  gleichsam  als  gestorben  registrirt. 

*)  Der  Reichskammergerichts-Sekretär  A.  M.  Wallreuther  ist  gestorben 
nach  dem  Verzeichniss  der  beim  Reichskammergericht  gestorbenen  Personen 
am  17.  Mai  1831  (dort  wird  er  als  Notar  bezeichnet),  nach  einer  anderen 
Notiz  hinter  seiner  Silhouette,  die  zufällig  in  des  Verfassers  Besitz  gelangte, 
am  7.  Mai  desselben  Jahres,  Wigand  arbeitete  bereits  seit  I83Ö  an  der 
Ordnung  des  Reichskammergerichts- Archivs  in  Wetzlar. 

»)  P.  Wigand  a.  a.  0. 


Aachener  Prozesse  am  Reichskamraergericht.  81 

des  Prozesses  beim  Karamergericht.    Auch  ist  der  StoflF  in  beiden 
Repertorien  nach  den  Klägern  alphabetisch  geordnete 

Auf  einer  so  guten  und  so  tüchtigen  Grundlage  konnte  die 
Archiv-Kommission  verhältnissmässig  leicht  und  sicher  weiter- 
arbeiten und  die  Regesten  ausführlicher  abfassen,  oder,  wo  es 
Dothwendig  war,  sie  berichtigen,  die  Anzahl  der  Volumina  und 
das  Gericht  beifügen,  vor  welchem  sehr  viele  Prozesse  in  I.  Instanz 
anhängig  waren,  fernerhin  vermerken,  an  welchen  Staat  die 
Akten  abgegeben  worden  sind  und  endlich  die  rund  3000  Pro- 
zesse *,  die  sich  noch  in  Aschaffenburg,  Frankfurt  oder  Wetzlar 
erefunden  haben  mögen,  einordnen  und  regestiren  ^ 

Was  den  geschichtlichen  Werth  der  Prozessakten  des  Reichs- 
kammergerichts-Archivs  anbelangt,  so  wird  derselbe  in  der  Regel 
weniger  durch  die  Parteien  und  den  Gegenstand  des  Streites 
l*edingt,  als  durch  Schriftstücke,  welche  den  Akten  als  Beweis- 
mittel beigegeben  sind.  Welche  Fülle  von  Nachrichten  ein  ganz 
anscbeinbarer  Aktenband  enthalten  kann,  möge  ein  Beispiel 
erläutern. 

Der  Gegenstand  des  Prozesses,  den  ein  Hofrath  von  Metter- 
nich  zu  Müllenark  im  J.  1726  beim  Reichskammergericht  gegen 
die  Kurtriersche  Regierung  zu  Koblenz  anhängig  machte,  betrifft 
nach  dem  General -Repertorium:  „Beiträge  des  Verklagten 
von  seinen  Gütern  zu  Rheinbroel  zu  den  Militär-  und  anderen 
LAudeslasten/  Das  klingt  nicht  gerade  vielversprechend.  Und 
do<!h  enthalten  die  Akten  umfangreiche  chronikalische  Nach- 
richten über  das  von  Pippin  von  Landen  gestiftete  Kloster  Ni  volles, 
dem  einst  Rheinbrohl  gehörte,  zwei  Päpstliche  und  zwei  Kaiser- 
urkunden saec.  9  bis  13,  sonstige  Urkunden  aus  den  Jahren  1528, 
1652,  1706  und  Briefe  aus  dem  Anfang  des  18.  Jahrhunderts, 
erstrecken   sich  also  über  einen  Zeitraum  von  tausend  Jahren. 

')  Aach  das  Dalbergschc  General- Verzeichniss  hatte  bereits  Vorläufer. 
.N»  das  7  Foliobände  umfassende  Verzeichniss  der  Ton  Aschaflfenburp;  und 
Frankfurt  nach  Wetzlar  gebrachten  Akten  u.  a.  m.  Ein  Referat  darüber 
wurde  hier  zu  weit  ftüiren. 

')  3000  Prozesse  nämUeh  enthält  das  Geueral-Repertorium  der  Archiv- 
KommiH.Hion  in  runder  Summe  mehr,  als  das  Dalberprsche  General-Verzeichniss. 

•»  Die  Notizen  über  das  General-Repertorium  der  Archiv-Kommission 
•ind  BUff  den  im  Königl.  Staatsarchiv  zu  Wetzlar  aufbewahrten  Akten  der 
It4-irh»kamnierK<Tichts-Archiv-Kommission  entnommen.  Was  Goecke  a.  a.  O. 
'^.  28  f.  von  Larenz  sagt,  als  habe  dieser  das  General-Repertorium  ganz 
Aileto  Angefertigt,  ist  hiemach  zu  berichtigen. 

6 


82  Hennanu  Veltman 

Wohl  nur  wenige  von  den  Prozessakten  gewähren  für  ein 
und  dasselbe  Territorium  einen  meist  urkundlich  belegten  Eund- 
blick  über  zehn  Jahrhunderte.  Aber  mit  Fug  und  Recht  darf 
man  behaupten,  dass  sich  in  sehr  vielen  von  ihnen  mehr  oder 
minder  interessante  Nachrichten  finden.  Für  alle  deutschen 
Volksstämme  zwischen  der  Ostsee  und  dem  Mittelmeer,  von  der 
Düna  bis  zur  Rhone  und  für  deren  so  verschiedene  Sprachidiome, 
Rechtsanschauungen,  Sitten  und  Gebräuche,  Gewerbe  und  Handel 
bietet  sich  darin  entweder  noch  unbekanntes  oder  das  bekannte 
ergänzendes  Material  dar.  Speziell  für  Topographie,  Genealogie 
und  Siegelkunde  sind  die  Anlagen  der  Prozessakten  eine  noch 
kaum  erschlossene  Fundgrube  von  ganz  ausserordentlichem 
Reichthum. 

Von  diesem  grossen  Reichthum  an  werthvollen  Bausteinen 
auch  für  die  allgemeine  Geschichte,  zumeist  jedoch  für  Special-, 
Kultur-  und  Rechtsgeschichte,  sowie  für  Sprachkunde,  geben  die 
Regesten  der  Akten  in  der  Regel,  wie  das  oben  angefülirte 
Beispiel  zeigt,  keine  oder  doch  nur  eine  äusserst  schwache 
Andeutung.  Sie  sind  eben  nicht  von  Historikern  und  Sprach- 
forschern, sondern  von  Juristen  mit  Berücksichtigung  fast  nur 
der  Parteien  und  des  Gegenstandes  des  Streites  im  juristischen 
Sinne  zu  dem  Zwecke  gemacht,  um  die  Aktenmassen  des  Reichs- 
kammergerichts-Archives  an  die  zuständigen  Staaten  vertheilen 
zu  können.  Wer  daher  die  in  diesen  Prozessakten  verborgenen 
Schätze  heben  will,  muss  alle  diejenigen  Aktenstücke  sorg- 
fältig durcharbeiten,  welche  ihm  für  seine  Studien  Material  zu 
versprechen  scheinen.  Sicher  wird  oftmals  reicher  Erfolg  die 
aufgewandte  Mühe  lohnen. 

Zusatz  der  Redaktion. 

Der  Umfang  des  von  Herrn  Archivrath  Dr.  Veltman  be- 
arbeiteten Materiales  hat  es  räthlich  erscheinen  lassen,  dasselbe 
auf  zwei  Bände  unserer  Zeitschrift  zu  vertheilen:  w^ährend  der 
vorliegende  Band  die  Regesten  innerhalb  der  Buchstaben  A  bis 
K  bringt,  werden  die  Buchstaben  L  bis  Z  im  nächsten,  19.  Bande 
zum  Abdruck  gelangen. 

Was  die  äussere  Gestaltung  des  Druckes  angeht,  so  ist 
zunächst  zu  bemerken,  dass  die  alphabetische  Anordnung  nach 
Klägern  der  chronologischen  Ordnung  der  Prozesse  nach  dem 


Aachener  Prozesse  am  Reicbskammergericbt.  88 

Jahre  ihrer  Einführung  beim  Reichskammergericht  (vgl.  oben 
S.  77,  Anna.  2)  vorzuziehen  war.  Der  Inhalt  der  Akten-Anlagen 
reicht  in  den  meisten  Fällen  weiter  zurück,  als  das  Jahr  der 
Einführung,  oft  manche  Decennien,  nicht  selten  mehrere  Jahr- 
hunderte, und  wo  es  sich  nicht  um  einen  dem  Einführungsjahre 
nach  bekannten  Prozess  handelt,  muss  man  bei  der  chronologischen 
Ordnung  der  Regesten,  um  in  irgendeiner  Richtung  über  die- 
selben orientirt  zu  werden,  sie  alle  von  Anfang  bis  zu  Ende  durch- 
sehen. Durch  ein  alphabetisches  Verzeichniss  der  Beklagten, 
welches  unter  Hinzufügung  der  entsprechenden  Nummern  dem 
Schlüsse  der  Arbeit  im  19.  Bande  augereiht  werden  soll,  wird 
die  Benutzung  noch  weiter  erleichtert  werden. 

Alle  Akten,  bei  denen  der  Staat,  an  welchen  sie  abgegeben 
sind,  nicht  vermerkt  steht,  also  die  weit  überwiegende  Mehrzahl, 
sind  an  Preussen  abgegeben  worden  und  beruhen,  falls  nicht 
, fehlt**  dabei  vermerkt  ist,  im  Königl.  Staatsarchiv  zu  Wetzlar. 

Die  Schreibart  der  Ortsnamen  ist  in  der  Regel  ganz  so  bei- 
behalten, wie  die  Repertorien  sie  auf  Grundlage  der  Akten 
j!:eben,  da  für  die  Ortsnamenkunde  die  Namenformen  der  ver- 
schiedenen Jahrhunderte  nicht  ohne  Interesse  sind.  Nur  bei 
offenbaren  Schreibfehlern  oder  wo  Zweifel  über  die  Identität 
entstehen  konnten,  ist  die  fehlerhafte  Form  berichtigt  oder  in 
den  von  der  Redaktion  herrührenden  Anmerkungen  die  moderne 
Form  hinzugefügt  worden. 

In  den  Regesten  folgen  aufeinander:  1.  Der  Name  des  Klägers 
—  wobei  zu  beachten  ist,  dass  unter  der  als  Kläger  bezeichneten 
Partei  die  Appellanten  und  die  den  Rechtsstreit  in  die  dritte 
Instanz  bringende  Partei  mit  einbegriffen  sind  —  mit  Hinzu- 
fügung des  Wohnortes  in  Klammem;  2.  der  Name  des  Verklagten 
mit  dem  gleichen  Zusätze;  3.  der  Gegenstand  des  Streites;  4. 
das  Gericht,  bei  welchem  der  Prozess  in  I.  Instanz  anhängig 
war;  5.  das  Jahr  der  Einführung  beim  Reichskammergericht; 
«.  die  Signatur  der  Akte  in  Klammem,  wobei  jedes  Mal  ent- 
sprechend dem  Anfangsbuchstaben  des  Namens  des  Klägers  die 
Littera  A,  B,  C  u.  s.  w.  in  der  Folge  des  Alphabetes  zu  ergänzen 
lÄt,  —  In  allen  Fällen,  in  welchen  bei  Kläger  oder  Verklagten 
ein  Wohnort  nicht  genannt  ist,  ist  Aachen  als  solcher  zu  er- 
gänzen; unbekannte  Wohnorte  sind  durch:  (?)  bezeichnet. 

Für  einige  stets  wiederkehrende  Worte  sind  folgende  Ab- 
kürzungen angewandt:  A.  =  Aachen;  g.  =  gegen;   Goldg.  = 

6* 


84  Hermann  Veltman 

Goldgulden;  Ger.  =  Gericht;  K.  =  Kläger,  Klägerin;  Rkg.  = 
Reichskammergericht;  Seh.  =  Schöffen,  Schöffengericht,  Schöffen- 
stuhl; V.  =  Verklagter,  Verklagte;  Wwe.  =  Wittwe. 

Der  lokalen  Geschichtsforschung  des  Vereinsgebietes  ist  durch 
die  mühe-  und  entsagungsvolle  Zusammenstellung  der  Reichs- 
kammergerichtsprozesse  jedenfalls  eine  überaus  reich  fliessende, 
neue  Quelle  erschlossen  worden.  Die  aufmerksame  Durchsicht 
der  Regesten  allein  ergibt  eine  Fülle  von  Einzelheiten  zur 
Familiengeschichte,  zur  Rechtsgeschichte  und  zur  Geschichte 
der  Rechtsanschauungen,  zur  Wirthschaftsgeschichte,  zur  Topo- 
graphie und  zur  allgemeinen  Kulturgeschichte.  Um  einen  Begriff 
von  der  Bedeutung  des  erschlossenen  Materials  zu  geben,  mögen 
hier  nur  einige  wenige  Regesten,  welche  auf  ganz  besonders 
interessante  Prozesse  hinweisen,  herausgehoben  werden. 

Für  die  allgemeine  Kulturgeschichte  beachtenswerth  sind 
mehrere  Prozesse  aus  dem  Gebiete  des  Hexenwesens:  die  Sache 
TAnge  gegen  Balth.  Thomas  vom  J.  1699,  wo  der  Verklagte 
die  Gattin  des  Klägers  der  Hexerei  und  Zauberei  beschuldigt 
und  deren  Kinder  als  vom  Teufel  besessen  öffentlich  bezeichnet 
hat;  die  Sache  Wilh.  v.  Bongart  gegen  Cath.  Fetmenger  aus 
dem  J.  1631,  in  welcher  es  sich  um  Jurisdiktions-Differenzen 
in  einem  Prozess  wegen  Zauberei  handelt;  ferner  Daniels  v. 
Hatzfeld  Kuratoren  gegen  Joh.  Adr.  v.  Hatzfeld  wegen  Eingriffe 
in  die  Jurisdiktion  zu  Schönstein  durch  Verhinderung  der  Justi- 
fikation  einiger  Hexen  bei  dem  klägerischen  Gerichte  zu  Wissen 
(1651)  und  die  Injurienklage  Joh.  Huet  gegen  Heinr.  Goffinet 
wegen  Beschuldigung  der  Giftmischerei  und  Hexerei  vom  J.  1749. 

Dem  wirthschaftlich  interessanten  Gebiete  des  Marken- 
rechtes gehören  zwei  Prozesse  des  Cornelius  Chorus  und  Ge- 
nossen aus  dem  J.  1727  gegen  Peter  Merken,  Gottfr.  Strauch 
und  Johann  Graf,  an,  welche  das  Nadelzeichen  des  Klägers  auf 
den  von  ihm  fabrizirten  Nadeln,  „ein  wildes  Männlein**,  auf  ihren 
Fabrikaten  nachgemacht  und  andere  Nadelzeichen,  „ein  Bub 
oder  Männlein"  und  ein  bedecktes  Herz,  „welche  sie  nicht  in  dem 
Ambach ts-Buche  hatten  einschlagen  lassen  **,  geführt  hatten  K 

Kirchenrechtlich  interessant  dürfte  die  Klage  Commendeur 
gegen  Statthalter  und  Räthe  zu  Kleve  betr.  Kassation  eines  Er- 


')  Vgl.  hierzu :  Meyer,  Historische  Gedanken  über  die  Stadt  Aachenschen 
Fabriken  S.  52  ft. 


Aachener  Prozesse  am  Beichskammergericbt.  85 

kenntnisses  der  Fürstlichen  Regierung  zu  Kleve  in  Ehesachen 
seiu. 

Für  die  wirthschaftlichen  Verhältnisse  werden  sich  mancherlei 
Ausblicke  aus  den  Prozessen  der  Eingesessenen  der  Jülichschen 
Unterherrschaft  Drove  gegen  v.  Vlatten  uijd  v.  Rohe  vom  J. 
1689  und  vom  J.  1729  wegen  unleidlicher  Bedrückung  mit 
Hand-  und  Spanndiensten,  mit  Strafen  und  Einkerkerung  und 
wegen  unbefugter  Heranziehung  zu  unentgeltlicher  Bewachung 
der  Gefangenen  u.  s.  w.  auf  Haus  Drove  gewinnen  lassen. 

Die  sanitären  Verhältnisse  werden  in  etwa  durch  die  Sache 
der  Marg.  Gräff  gegen  am  Zaun  vom  J.  1676  betr.  eine  Servitut, 
,zura  Zwecke  der  Zurichtung  einer  Pfeife  in  dem  heimlichen 
Gemach  ein  Loch  in  des  Beklagten  Mauer  zu  brechen  und  den 
Koth  in  des  Beklagten  Keller  zu  führen",  beleuchtet,  und  einen 
Beitrag  zur  Geschichte  des  Aachener  Tumultes  vom  J.  1611 
endlich  liefert  die  Appellationssache  von  Hettern  und  de  la  Place 
gegen  Carsilius  Fischer  ^» 

Es  leuchtet  ein,  dass  die  Behandlung  dieser  und  ähnlicher 
Gegenstände  auf  Grund  des  nunmehr  leicht  zugänglichen  Akten- 
materiales  für  die  lokale  Geschichte  nach  den  verschiedensten 
Richtungen  bemerkenswerthe  Aufschlüsse  ergeben  wird,  und  es 
gebuhi-t  Herrn  Dr.  Veltman  daher  besonderer  Dank  für  die 
von  ihm  zum  Nutzen  der  Aachener  Geschichtsforschung  durch- 
geführte Arbeit. 

1.  Abels  Wwe.  n.  Erbgenahmen  (Düren),  g.  Wwe.  Rüdger  Boymann  geb. 
Lorbach,  nanmehr  Procnrator  Brttninghausen  n.  cons.  (Nideggen):  Forderung 
▼on  335  rthlr.  aas  einer  Obligation  von  1682  resp.  Immission  in  die  im  Bezirke 
Ton  Xideggen  belegenen  Hypotheken.  Ger.  I.  Inst,  nicht  ersichtlich,  Ger. 
11.  Inst.:  Kurfürstl.  Hofrath  zu  Düsseldorf.     1722.     (169/206.) 

2.  Adam,  Mathis,  .Tohann  Kelss  u.  Peter  Elges  (Düren),  g.  Walraff  Fram- 
li*ch  u.  Weirich  v.  Thtiren  genannt  die  Pryraen,  Gebrüder  (Düren):  Streit 
über  den  Nachlass  des  Wilhelm  Vogel,  mit  welchem  angeblich  K.  im  3., 
V.  im  5.  Grade  verwandt  gewesen.  Schul theiss  u.  Seh.  zu  Merzenich  auf 
UDUTweisung  des  Hauptger.  zu  Jülich.     1542.    (180/266.) 

3.  Aems,  Hnprecht,  g.  Johann  Deuermann,  Pfannenschläger,  u.  seine 
(ie^chwltfter:  Streit  über  die  elterliche  Erbschaft  u.  über  die  Gültigkeit 
eines  darüber  abgeschlossenen  Vertrages.     Seh.  A.     1516.    (197/388.) 

|.  Aems,  Hnprecht,  g.  Lambrecht  Hagen,  Vogtmeier:  Niederschlagung 
TOD  60  Fi.  Strafe,  welche  der  V.  g.  den  K.  deshalb  festgesetzt  hatte,  weil 


')  VgL  Ilaagen,  Geschichte  Achens  Bd.  11,  S.  232. 


86  Hermann  Veltman 

einer  seiner  Schiedsrichter  in  Sachen  g.--Dcuermann  zum  Termine  nicht  er- 
schienen war.    Seh.  A.     1516.     (198/384.) 

5.  V.  Agris,  Werners  hinterlassener  Kinder  Vormundschaft  (Kipshoven), 
g.  Schöffen  u.  Geschworene  zu  Bceck:  Restitution  g.  Erkenntnisse  des  Stadt- 
u.  Hauptger.  Wassenberg  u.  des  Jüiich-Bergschen  Hofger.  zu  Dttsseldorf  in 
Betreff  der  von  K.  prätendirten,  von  den  V.  aber  bestrittenen  Freiheit  des 
Guts  Kipshoven  von  der  Landsteuer.    Rkg.     1588.    (205/418.) 

6.  V.  Ahr,  Ottos  Kinder  Kuratel,  (Goldsheim  *)  g.  Bertrams  v.  Ahr  Erb- 
gcnahmen  (Buer*):  Rechnungslage  über  die  Revenuen  der  Güter  zu  Golds- 
heim nebst  Zubehör,  dem  Busche  zu  Wimpelforst,  dem  halben  Hause  u.  Hofe 
zu  Roenkirchen  u.  s.  w.  und  Herausgabe  des  klag.  Antheils  an  dem  Wimpel- 
forst.  Seh.  des  Hauptger.  zu  Jülich.     1617.    (219/443.) 

7.  Alard,  Johannes  Petrus,  (Malmundarium)  g.  Leo  de  Theux  (Leodium): 
Solutio  12  florenorum  pretii  ratione  unius  dolii  vini  reo  venditi,  et  incompe- 
tentia  officialis  Leodiensis.    Camera  imperialis.     1688.    (228/478.) 

8.  Alard,  Reinerus  Josephus,  (Malmundarium)  g.  Godefredus  Potesta, 
Josephus  Delborn,  Franziskus  Bodesson  u.  cons.  (Malmundarium):  Successio 
in  bona  mobilia  Johannis  Alard  ex  testamento,  et  praestatio  cautionis  pro 
4000  imperialibuspercltatum,  patrem  defuncti.  Consilium  provinciale  Stabulense. 
1774.     (229/479.) 

9.  Alarts,  Godofredi  vidua,  (Malmundarium)  g.  Renerus  Serves  u.  cons. 
(Malmundarium) :  Vindicatio  medietatis  cujusdam  domns  per  citatam  possessae 
et  actoribus  adjudicatae.    Consilium  Stabulense.     1634.    (227/477.) 

10.  V.  Aldenburg,  Werner,  (Aistorf  im  Fürstenthnm  Jülich)  g.  Anna 
von  den  Ellenband*,  Wwe.  Adams  v.  Merode  (Frankenburg  u.  A.):  Forderung 
von  266  A.  Gulden  für  eine  dem  V.  cedirte  Forderung  ad  500  Fl.  an  den 
Herrn  von  der  Heiden,  u.  deshalb  in  A.  angelegter  Arrest.  Seh.  A.  1551. 
(305/681.) 

11.  Aldenhoven,  Heinrich,  g.  Xaver  Blees  u.  Helene  Stiefs:  Räumung 
eines  am  Markte  zu  A.  belegenen  Hauses  wegen  Mangels  an  Zahlung  der 
Miethe.    Seh.  A.     1766.     (309/692.) 

12.  Alert,  Heinrichs  Wwe.  Treutchen,  (Brück*)  g.  Johann  Schnitzlcr 
(Brück):  Zahlung  rückständiger  Landpacht.  Seh.  zu  Brück  resp.  Hauptger. 
zu  Jülich.     1535.     (232/506.) 

13.  Altenberg,  Abt  und  Konvent  des  Gotteshauses  Cisterciensor-Ordens 
(Altenberg  bei  Köln)  g.  sämmtliche  Ritterschaften  des  Fürstenthums  Jülich: 
Störung  des  K.  im  Besitze  der  kleinen  Jagd  bei  dem  Klosterhofe  zu  Iscnhrath* 
durch  ein  conclusum  der  Ritterschaft,  dass  Niemand,  welcher  nicht  zum  Land- 


*^  Golttheim,  Kr.  Dilreu,  Bürgermeisterei  Merzenich. 

*)  ?  Buir,  Kr.  Borg^heim,  Rgbz.  Köln ;  vgl.  Zeitschrift  des  Aaohouer  Gescliicht«- 
vereins  Bd.  Xin,  S.  151. 

■)  Vgl.  ZeitAchrifl  des  Aachener  Geschichtavereins  Bd.  X,  S.  3H,  Nr.  68. 

«)  Kr.  Erkelenz. 

*)  Isenkrahe  (Amt  Jttlioh) :  vgL  Bintorim  und  Mooren,  Ensdiösese  Köln.  Neu 
bcarheitet  von  Alb.  Mooren,  Bd.  II,  S.  507. 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  87 

tage  qoaliiizirt  sei,  bei  50  Fl.  Strafe  die  Jagd  ausüben  solle  u.  durch  Fest- 
petznng  dieser  Strafe  g.  den  Pächter  des  Klosters  von  Seiten  des  Landtags 
zu  Dormagen.  Landtag  zu  Dormagen  resp.  Pfalzgraf  bei  Rhein  zu  Düssel- 
dorf.    1665.     (274/627.) 

14-  Amia,  Gilis,  g.  Hermanns  van  den  Weyer  Kinder  u.  Erben:  Nega- 
torten-Klage  wegen  einer  servitus  tigni  immittendi,  welche  der  V.  gegen 
K*i<.  HauA,  genannt  Levenberg  auf  dem  Büchel  ^  in  Anspruch  nimmt.  Seh.  A. 
1548.     1S88/859.) 

15.  Amla,  Emil  u.  Margaretha,  g.  Peter  Stepler  oder  Teper  u.  cons.: 
5^t«ning^  im  Besitze  von  7  Morgen  Wiesen  durch  Pfändung  eines  Pferdes 
Munmt  Füllens.     Seh.  A.     1552.     (389/860.) 

16.  Amia,  Nikolaus,  u.  Johann  Lers,  als  Vormünder  Samuels  v.  Cöln 
nuDderjähriger  Tochter  g.  Wilhelm  Koch:  Ungültigkeit  des  Testaments  der 
Sdiwiegermutter  des  V.    Seh.  A.     1629.    (890/861.) 

17.  V.  Ammelen,  Nikolaus,  g.  Johann  u.  Peter  Speckheuer:  Injurien- 
Klage  wegen  Vorwurfs  der  unehelichen  Geburt.  Bürgermeister  u.  Rath  zu 
A     1631.    (Vorakten  u.  Rotuli  1730.) 

18.  Andreae,  Leonhard,  Kanonikus,  (Heinsberg)  g.  Wwe.  des  Hubert 
Andreae:  Rückforderung  eines  Kapitals  von  542  rthlr.  u.  Arrest  auf  der  V. 
Haas  zu  A.    Seh.  A.     1716.    (399/900.) 

19.  TAnge,  Laurentius,  (Malmundarium)  g.  Balthasarus  Thomas  (Mal- 
mondarium):  Actio  injuriarum,  quod  reus  actoris  uzorem  sagam  et  divina- 
tricem  ejusdemque  liberos  a  diabolo  possessos  publice  vociferatus  sit.  Justitia 
Malmundariensis.     1699.    (400/914.) 

26.  Angelmacher,  Bruno,  (Cöln)  g.  Carsilius  Wolfs  Wwe.  Maria  (Randc- 
radt):  Zahlung  eines  Darlehns-Restes  von  607 V«  Ooldg.  Hauptger.  zu 
Jülich.     1549.     (401/926.) 

21.  Angelmacher,  Gerhards  Wwe.  Agnes  u.  Bruno,  (Cöln)  g.  Wwe  u. 
Kinder  des  Johann  Schoeger  oder  Schoiken  (Bergheira):  Rückgewähr  des 
Rammels-Guts  zu  Ae'  im  Amte  Bergheim,  welches  die  V.  von  den  K.  pacht- 
weise besessen.  Ger.  in  der  Lon'  im  Amte  Bergheim  auf  Unterweisung  des 
üb«rger.  zu  A.     1551.    (402/927.) 

22.  Antoni,  Mathäus,  g.  Mathis  Simons  u.  seine  Geschwister:  Zahlung 
mehrjähriger  Zinsen  von  einem  Kapitale  ad  1100  rthlr.  als  Abfindung  von 
der  Mühle  vor  dem  Cölncr  Thore.    Seh.  A.     1652.    (429/990.) 

23.  Antoni,  Mathis,  (?)  g.  Gerhard  v.  Ottegrafen  (?):  Erbschaft  betr. 
Stadtger.  zu  A.     1650.    (989  b.) 

24.  Antoni,  Erbgcnahmen,  in  specie  Johann  Mathias  Dricsen  g.  Peter 
Schneider  ( Aldenhofen) :  Streit  ttber  die  Gültigkeit  des  von  den  Eheleuten 
HHuririi  Adolph  Driesen  u.  Anna  Elisabeth  Ramecke  errichteten  Testaments 


»/  JHzt  Bttchel  Nr.  15. 

*,  Xh»j  Kr.  B«rffheim,  Bürgermeisterei  Heppendorf. 

*)  Oc*ricbt  in  der  Lobe;  vgl.  Fttbrloias,  Die  Territorien  der  RbeinproviiiK  von 
IflUD— 1794  ^ Eriauiertmgen  som  gevcbicbtlicben  Atlas  der  Bbeinprovinz  Bd.  II >  S.  2'>s. 


88  Hermann  Veltman 

in  reconventione,  u.  in  conventione  Erstattung  der  Auslagen'Hn  dem  Prozesse 
Antoni  c/a  Sabelsberg.    Seh.  A.     1739.    (430/991.) 

25.  Antwcilor,  Vorsteher  u.  Gemeinde  (Antweiier  im  Erzstifte  Köln  *) 
g.  Graf  V.  Hatzfeld  (Wildenburg  u.  Weissweiler):  Freiheit  des  halben  Hofs 
des  K.  zu  Antweiier  als  Dependenz  der  Jülichschen  Herrlichkeit  Wachendorf 
von  den  Gemeindeiasten,  Einrede,  dass  der  Hof  kein  Zubehör  von  Wachen- 
dorf, sondern  von  dem  adeligen  Stifte  Dietkirchen  angekauft  sei.  KurpfäU 
zische  Kommissarien  zu  Münstereifel.     1712.    (431/996.) 

26.  Arnold,  Johann,  modo  dessen  Wwe.  (Cornelimüuster)  g.  Wilhelm 
Meutz  u.  den  Prälaten  zu  Cornelimttnster:  Erstattung  von  454  rthlr.  für  dem 
Meutz  unter  dem  Verwände  rückständiger  Bier-  u.  Malz-Accise  gepföndete 
Früchte  u.  Justiz-Administration  durch  den  Prälaten.   Rkg.   1711.   (466/1138.) 

27.  V.  Arnsperg,  Johann,  (Cöln)  g.  Heinrich  Bevertz:  Schuldforderung 
u.  Arrest- Anlage;  K.  ist  abgewiesen  u.  in  die  Kosten  verurtheilt.  Bürger- 
meister u.  Ger.  zu  Cöln.     1599.    (467/1148.) 

28.  V.  Arnsperg,  Johann,  (Cöln)  g.  Heinrich  Bevertz:  Nicht  ersichtlich. 
Bürgermeister  zu  Cöln.     1599.    (468/1149.) 

29.  V.  S.  Arntzweiler,  für  sich  u.  Peter  v.  Gymnich,  n.  Johann  v. 
Möller,  (bei  Düren)  g.  Heinrich  v.  Kerpen  (Kerpen)  u.  Johann  uT  Heinrich 
V.  Harchge  (Harchge):  Streit  über  die  Intestaterbfolge  in  den  Nachlass  der 
Drude  Luysch  u.  über  die  Frage,  ob  im  Lande  Jülich  die  Geschwisterkinder 
ihre  Eltern  repräseutiren  u.  mit  den  Geschwistern  des  Erblassers  erben.  Schult- 
heiss  u.  Seh.  zu  Hochkirchen  bei  Düren  auf  Unterweisung  des  Hauptger.  zu 
Jülich.     1535.     (482/1209.) 

30.  Arret,  Johann,  g.  Gebrüder  Fibus:  Erfüllung  eines  Kaufkontrakts 
über  ein  Brauhaus  in  der  Peters-Strasse  zu  A.    Seh.  A.     1680.    (484/1212.) 

31.  V.  Arschot  oder  Aschot,  Martin,  g.  Johann  Vetter  (Frankfurt):  Kück- 
gabe  mehrerer  zur  Messzeit  bei  dem  V.  niedergelegter  Stücke  Tuchs.  Schul t- 
heiss  u.  Seh.  des  Stadtger.  Frankfurt.  1532.  -—  Abgeg.  an  die  Stadt  Frank- 
furt, Stadtarchiv  daselbst  am  27.  September  1847.    (1214.) 

32.  V.  Arschot  oder  Arsteidt,  Maria,  Martins  hinterlassene  Wwe.  g. 
Johann  v.  Berge  genannt  v.  Bylsen:  Immission  der  K.  in  ein  Haus  auf  der 
Scharp-Strasse  zu  A.,  herrührend  von  Peter  Becker.  Seh.  A.   1548.  (486/1215.) 

33.  V.  Aspern,  Florenz  Harthard,  Freiherr,  Erb-Burggraf  des  Erzstifts 
('öln  (Dahlen)  g.  Petrus  Simonius,  Fürstl.  Neuburgischer  Rath  (Düsseldorf): 
Klage  aus  einer  Gülten- Verschreibung  des  Grafen  Floris  zu  Culenberg  ex 
1568,  wodurch  derselbe  für  ein  Kapital  von  8000  Fl.  dem  Christen  Heinrich 
V.  Stobitz  zu  Peutz  jährlich  400  Fl.  Gülten  u.  zur  Sicherheit  die  Gefölle  zu 
Dalen  im  Fttrstenthum  Jülich  verschrieben  hat  resp.  auf  Immission  in  die 
Hypothek.    Ger.  zu  Dahlen  resp.  Hauptger.  Jülich.     1617.    (564/1318.) 

34.  Assack,  Nikolaus,  g.  Martin  Kreuwer:  Vindication  von  zwei  Morgen 
Landes,   welche  von  V.,  Stiefvater  des  K^s.,  während  der  Ehe  desselben  mit 


«^  Vgl.  Fabrioius  a.  a.  O.  S.  64. 


Aachener  Prozesse  am  Beichskammergericht.  89 

der  Kutter  des  letztern  auf  den  Namen  des  K*s.  gekauft  sind.   Seh.  A.    1536. 

(5^(1323.) 

35.  V.  Asten,  Arnold,  Kaufmann  (Stolberg)  g.  Werner  Becker:    Zahlung 

Too  450  rthlr.  Forderung  des  K*8.  an  Abraham  Hex  durch  den  V.  als  Besitzer 
eines  Hauses  des  letztern.    Seh.  A.     1668.    (^4/1857.) 

36.  V.  Asten,  Arnold,  (Stolberg)  als  Cossionar  des  Heinrich  Hex  (A.),  g. 
Arnold  Scholthes  Wwe.,  (Cölrf)  u.  die  bevormundeten  Kinder  des  Hans 
N-hmalthansen  (Schmalter-Hof  bei  Mettmann):  Zahlung  von  950  rthlr.  For- 
derung des  Lucas  Schmalthausen  aus  dem  Schmalthauser  Hofe,  welche \letz- 
tntii  dem  Hex  cedirt  hat.  Pfalz-Neuburgische  Kanzlei  zu  Düsseldorf.  1678. 
1 595, 1358.) 

37.  ▼.  Asten,  Johann,  (Stolberg)  g.  Arnold  v.  Asten  (Stolberg):  Abfin- 
dung des  K's.  von  den  elterlichen  Gütern  u.  bis  dahin  Schutz  im  Mitbesitze 
derselben.  Schultheiss  zu  Stolberg  u.  Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.  1686.  (824/740.) 

38.  V.  Asten,  Johann,  u.  cons.,  als  Erben  des  Arnold  v.  Asten,  g.  Cor- 
iH'lias  Fellingers  Wwe.:  Entschädigung  aus  einem  nicht  erfüllten  SocietÄts- 
Konfrakt  u.  dieserhalb  Arrestanlage  auf  das  Vermögen  des  V.  in  der  Herr- 
lichkeit Stolberg.  Jttlich-Bergisehe  Hofkanzlei  zu  DüsscldoH".  1687.  (596/1359.) 

39.  Bach,  Johann,  (Xideck;  Nideggeu)  g.  Heinrich  Schmidt  (Nldock): 
r.üterthcilung.     Hauptger.  Jülich.     1526.    (8/37.) 

40.  V.  der  Bach,  Wwe.  des  Godert,  (Aldenhofen  unweit  Jülich)  g.  Arnold 
V.  Schleiden  (Düren  unweit  Jülich):  Erbrenten.  Hauptger.  zu  Jülich.  1533. 
(9  39.) 

II.  Backes,  Hubert,  libcrorum  et  tutorio  nomine,  g.  Wilhelm  Pifnay 
M'ltrrmont):     Forderung  von  283  Pattacons^     Seh.  A.     1753.     (29/76.) 

42.  Backhaus,  Johann,  (Holzweiler)  g.  Johann  Lorsenmacher  u.  Wilhelm 
T.  Werde  (Lynnich  im  Jülichschen):  Kauf  einiger  Weiden.  8ch.  Holzweiler. 
i:»50.     (31,78.) 

43.  Badenhauer,  Peter,  u.  cons.,  (?)  g.  Anna  v.  Vlatten,  nachgelassene 
Wwe.  v.  üartzen  (Gartzen):  Forderungen  aus  einem  Pachtvertrag.  Herzugl. 
Jaiich^rhes  Hauptger.  Jülich.     1559.    (244.) 

44-  Bätz,  Johann,  g.  Peter  Schmitz  (Jülich):  Misshandlung  des  Appcl- 
Unten.     Hauptger.  Jülich.     1540.    (42/272.) 

45.  Bailly,  Leonardus,  (Leodiura)  g.  Mathias  Peltzer  (Stolberg):  Actio 
ad  consequendam  solutionem  307  imperialium,  ex  causa  merciura  venditarum 
et  traditarum.  Curia  de  Lierneux  in  1"',  consilium  provinciale  Stjibuleti  in 
altiori  insUntia.     1721.     (50a/307.) 

46.  T.  der  Banck,  Michael,  g.  Jakob  Peilmann:  Erbschaft.  Magistrat 
in  A.     1539.     (64/668.) 

47.  V.  der  Banck,  Michael,  g.  Johann  v.  der  Banck:  Nicht  ersichtlich. 
Magistrat  zu  A.     1549.    (65/669.) 


*f  PattmouD,  PatagoD,  Imperialis  FlandricoB,  eine  spanische  in  Flandern  gebrauch' 
ücb«  8Ub«nnttiuc6. 


92  Hennann  Veltman 

83.  Becker,  Erbgenahmen,  (Leun)  g.  Jakob  Brttl  u.  eons. :  Der  Strawens- 
hof  u.  verschiedene  Kapitalien.   Seh.  A.    1771.    (396/2149.) 

84.  Becker,  Joannes  Josephus,  (Malmnudarium)  g.  Franciscus  Remacly, 
(Praga  in  Bohemia):  Citatio  ad  videndum  venditionem  'bonomm  immobilinro, 
in  principatu  Stabuiensi  Maimundarii  sitorum,  snppiicanti  per  testamentom 
Catharinae  de  Winbomont  relictorum,  per  supplicantem  reo  Pragae  factam 
esse  nullam.    Oonsilium  provinciale  Stabuieti.     1783.    (396b/2155.) 

85.  Beckers,  Joanna,  vidua  quondam  mercatoria  Waltheri  Gouverneur, 
(Leodium)  g.  Arnoldus  Gerard  (Malmundarium) :  Actio  ad  tradendum  Septem 
dolia  vini  Moseilani  per  opponentem  in  caveis  Maimundarii  reposita  sed  ad 
Jacubum  de  Rechain  spectantia  et  ratione  debiti  dicti  Jacobi  arrestata.  Curia 
Malmundariensis.     1683.    (369/2153.) 

86.  BeeP,  Johann,  (Speier)  g.  Franz  Scheiek:  Aufnahme  zum  Raths- 
mitglied.    Seh.  A.     1629.    (411/2189.) 

87.  Beel,  Johann,  (Speier)  g.  Dietrich  Speckhauer':  Herausgabe  einer 
Mahlmühle.     Seh.  A.     1638.     (414/2192.) 

88.  Beelen,  Doktor  Philipp  Lambert,  g.  Doktor  Rössel  (Dftren):  Ver- 
letzung der  dem  Magistrat  u.  der  Bürgerschaft  zu  A.  ertheilteu  Kaiserlichen 
Privilegien  de  non  evocando  nee  arrestando.  Regierung  zu  Düsseldorf. 
1700.     (416/2194.) 

89.  Beer,  Matthias,  (Düren)  g.  Peter  Zorns  Erben  (Eschweiler;  Nothberg): 
Erbschaft.    Hauptger.  Jülich.     1528.     (417/2195.) 

90.  Beisel,  Jobst,  u.  cons.,  g.  Roland  Beck:  Ein  Kapital  von  500  FL 
Seh.  A.     1512.     (460/2338.) 

91.  Beisel  v.  Gymnich,  Wilhelm  Friedrich,  (Schloss  Schmidtheim)  g. 
Gebrüder  v.  Bourscheid  (Jülich):  Grossväterliche  Verlassenschaft.  Hofger. 
Düsseldorf.     1694.     (465/2343.) 

92.  Beismann,  Christian,  g.  Andreas  Damen:  Schuldforderung  von  2400 
A.  Gulden.     Seh.  A.     1645.     (474/2352.) 

93.  V.  Belderbusch,  (Terworm')  g.  Dr.  med.  Emo:  Rückforderung  eines 
deponirten  Kabinets.     Seh.  A.     1746.     (485/2365.) 

94.  V.  Bell,  Damian  Fischenich,  (('öln)  g.  Wilhelm  v.  Harf  (Hurt  u. 
Aistorf):  Injurien.    Hauptger.  Jülich.     1581.    (495/2380.) 

95.  Bellart,  Lamprechts  Erben,  g.  Theodor  Moll:  Erbschaft.  Seh.  A. 
1651.     (496/2381.) 

96.  de  Bellevaux,  Arnoldus  Pontianus,  (Civitas  Malmundariensis  et  Leo- 
dium) g.  Monasterium  Malmundariense  (Malmundarium):  Generalis  granorum 
decima  in  terris  de  Reinhardsteiu.   Consilium  Stabulense.    1696.    (500/2413.) 

97.  de  Bellevaux,  Arnoldus  Pontianus,  nomine  Francisci  Fcrdinandi  et 
Philipp!  Caroli  comitis  de  Metteruich,  (Civitas  Malmundariensis  et  Eyra  in 


»)  Vgl.  Zeitechrift  des  Aachener  GescUichtsvereins  Bd.  X,  S.  55  ff. 
«)  Vgl.  ebenda  Bd.  XV,  S.  906. 
*)  bei  Heerlen,  holl.  Limb. 


Aachener  Prozesse  am  Reichskaramergericht.  93 

regno  Bohemiae)  g.  Catharina  Reusslin  (Malmundarium) :  Perceptio  mortuarii 
ab  Omnibus  mansionariis  in  Opifax.  Consilium  Stabulense.  1703.  (501/2414.) 
98-  de  Bellevaux,  Anna  vidua,  modo  ejus  haeredes,  (Malmundarium)  g. 
M.  J.  Coels,  G.  de  Limbourg  et  cons.,  (Malmundarium):  Editio  et  inspectio 
onmium  registrorum  a  Qiison  ob  bona  conjugis  defunctae  conscriptorum. 
Consilium  Stabulense.     1711.    (502/2415.) 

99.  de  Bellevaux,  Maria  Catharina,  (Malmundarium)  g.  Vidua  Leon- 
bardi  Michaeli  de  Chaude  (Stabuletum) :  Jus  percipiendi  decimas  in  districtu 
Dun^mm.    Consilium  Stabulense.    1712.    (503/2416.) 

100.  Beliier,  Ludwig,  g.  Johann  Dessmann,  Vikar  des  St.  Andreas-Stifts 
in  Cola  (Cöln):  Verkauf  eines  Hauses  in  A.    Seh.  A.     1590.    (504/2419.) 

101.  Belmauns,  Katharina,  (auf  der  Schmier-Maass  nächst  Mastriebt)  g. 
Wwe.  Heintjens:  Die  Hälfte  der  Erbschaft  des  Mathias  Belmauns.  Seh.  A. 
1776.     (511/2433.) 

102.  Beltz,  Heinrich,  g.  Johann  Meut  (Norvenich):  Landfriedensbrüchiger 
Teberfall.     Bkg.     1549.     (530/2459.) 

103.  Beltzer,  Peter,  g.  Wilhelm  Herzog  zu  Jülich  (Düsseldorf):  Schuld- 
fordening  Ton  6000  rthlr.    Rkg.     1591.     (531/2461.) 

104.  V.  Belven,  Simon,  g.  Johann  Hauwe,  Kapitain,  (?):  Jurisdiktion. 
.Seh.  A.     1678.     (532/2466.) 

105.  Bemberg,  Friedrich  Wilhelm  u.  Smits,  g.  Johann  Wilhelm  Engels, 
Johann  Biberbach  u.  cons.  (Burg  Muotzenbach):  Wechselschuld  von  710  rthlr. 
S;L  A.     1761.    (539/2473.) 

106.  V.  Bensenrod,  Johann,  g.  Stephan  v.  Raid,  (Raid  *  bei  A.):  Erb- 
ichaft^theilung.    Magistrat  zu  A.     1535.    (556/2562.) 

107.  V.  Bensenrod,  Johann,  g.  Hans  Schuster,  (?):  Eine  Korngülte. 
<1eve!krhe  Regierung.     1537.     (557/2563.) 

108.  V.  Bentink,  A.  C,  (Limbricht)  g.  Graf  v.  Schaesbcrg  (Düsseldorf) : 
Die  Lehnberrschaften  Hemmersbach  n.  Sinndorf.  Hofrath  zu  Düsseldorf. 
1731.     (711/2724.) 

109.  V.  Bentink,  A.C.,  (Limbricht)  g.  J.  B.  v.  Trips:  Erbfolge  in  die 
Lfhngfiter  Hemmersbach  u.  Sinndorf.  Hofrath  zu  Düsseldorf.   1737.  (712/2725.) 

110.  V.  Bentink,  A.  C,  (Limbricht)  g.  Graf  v.  Leerodt  (Born):  Jagd- 
gerechtigkeit  in  dem  Freibusch,  wie  auch  um  Süstern  u.  Hadert.  Gcheimcr- 
TAih  zu  Dtiaseldorf.     1740.     (714/2727.) 

111.  Beren,  Heinrich,  g.  Dietrich  Braits  (Mastricht):  Erbschaft.  Seh.  A. 
1528.     (732/2779.) 

112.  T.  Berenkessel,  Franz,  g.  Barbara  im  Spiegel:  Das  Haus  zum 
Spiegel«.     Seh.  A.     1572.     (736/2791.) 

113.  V.  Berfelrad,  Seih,  (Jülich)  g.  Heinrich  Franken  (Keienberg):  In- 
jurien.    Hauptger.  Jülich.     1551.     (738/2797.) 

>,  Bait,  Ratb,  Kr.  Schleidon. 

',  Wirtbaluuu  in  der  Scherpstrasae ;  vgl.  Zeitachriil  des   Aachener   GescliichU- 
Bd.  X,  ^.  84  and  Bd.  Xu,  S.  882. 


94  Hermann  Veltman 

114.  V.  Berg,  genannt  Dürfenthai,  Baldnin,  (Dürfenthal)  g.  Gerhard  v. 
Berg  genannt  Dürfenthai  (Neideck  —  Niedeggen):  Forderung  von  etlichen 
tausend  Gulden  aus  geführter  Vormundschaft.  Jülichsche  Koramissarien  zu 
Düsseldoi-f.     1614.     (743/2807.) 

115.  V.  Berg,  Daniel,  u.  cons.,  (Düren)  g.  Agnes  Clarwasser  (Düren): 
Ehepakten.    Regierung  zu  Düsseldorf.     1639.     (764/2840.) 

116.  V.  Berg,  Anna  Maria,  [Berghe,  genannt  Trips],  (Cortenhach)  g. 
Heinrich  v.  Campo:  Konkurrenz  zur  Tilgung  der  Schulden  des  Mannes. 
Seh.  A.     1656.     (765/2842.) 

117.  Bergheim,  Stadt,  g.  Dechant  li.  Kapitularen,  sodann  Seh.-  u.  Schüler- 
Provisoren  zu  Jülich,  (Jülich):  Eine  Armenstiftuug.    Rkg.    1597.  (778/2884.) 

118.  Bergheim,  Eingesessene  zu,  g.  die  Gemeinden  u.  Aemter  Randen- 
rad u.  Geilenkirchen:  Forderung  von  10499  rthlr.  Regierung  zu  Düssel- 
dorf.    1684.     (779/2885.) 

119.  Bergheim,  Kötter  u.  Halbmeier  zu,  g.  die  12  Meier  zu  Bergheim: 
Beholzigungsrecht  in  dem  Strang  n.  Budenbrucker  Gehölze.  Regierung  zu 
Paderborn.     1777.    (780/2886.) 

120.  de  Berlo,  Dionisius,  dominus  temporalis  de  Brus  et  archipraotor 
Leodiensis,  (Leodium)  g.  Leonardus  sive  Laurentius  Grotloen,  Robertus  de 
Hamont  et  cons.:  Petitio  impositionis  arrestus  super  granis  per  citatos 
navigio  in  forum  oppidi  Leodiensis  invectis,  sed  ex  foro  retractis  et  vendcre 
recusatis  ut  auona  rarior  et  carior  liat   Scabini  Leodieuses.  1587.  (795a/3087.) 

121.  Berner,  Franz  Wwe.,  geb.  v.  Reiferscheid,  (Guttenrod)  g.  die 
Äbtissin  zu  Dalheim  (Dalheim):  Schuld  forde  rang  von  1020  rthlr.  Herzog  zu 
Jülich.     1575.     (806/8133.) 

122.  Bernus,  Jakob,  (Frankfurt)  g.  Johann  Christ.  Fischer  u.  cons.:  Ver- 
schiedene Forderangen   für  zubereitete  Tücher.    Seh.  A.     1730.    (846/3232.) 

123.  Bertram,  Heinrich,  u.  cons.,  (Frankfurt)  g.  Adam  Remacher:  For- 
derung von  4586  Fl.     Seh.  A.     1644.     (862/3257.) 

124.  Bertram,  Nicolaus,  g.  Rosine  u.  Ottilie  Bertram:  Streit  über  den 
Nachlass  des  Bertram  Bertram,  namentlich  über  ein  Haus,  Hof  u.  Erbe  zu  A. 
zwischen  seinen  Kindern  erster  u.  zweiter  Ehe.    Seh.  A.    1548.   (862a/3259.) 

125.  Bertram,  Johann  Winands  Wwe.,  g.  Jakob  v.  der  Gracht:  Schuld- 
forderung von  896  rthlr.    Seh.  A.     1743.    (864/3262.) 

126.  Bessel,  Gerhard,  (Amsterdam)  g.  Wwe.  Werdens  u.  cons.:  Der 
Nachlass  des  Franz  Bonn.    Seh.  A.     1677.    (867/3296.) 

127.  Bestoltz,  Peter,  g.  Johann  Simonis:  Forderang  von  106  oberländischen 
rheinischen  Goldg.  Frankfurter  Währang.  Meier  u.  Seh.  zu  A.  1517.  (873/3326.) 

128.  Beuken,  Winand,  auch  Markmeister  u.  Geschworene  der  Wollen- 
Ambacht  zu  A.,  g.  Winand  Winands:  Forderung  wegen  gelieferter  Wolle. 
Seh.  A.     1697.     (883/8383.) 

129.  Beulart,  Johann,  g.  Werner  v.  Schönraidt  [Schönrod],  Herr  zur 
Heiden  (wahrscheinlich  A.):  Behaupteter  Lehns-Nexus  der  Güter  des  Impe- 
tranten  im  Reiche  von  A.    Rkg.     1527.    (892/3398.) 


Aachener  Prozesse  am  Beichskammergcricht.  95 

130.  Bealart,  JobaDn,  g.  Agnes  Elrebom,  Klosterjnngfrau  zu  Duisburg 
(Dnißburg):    Schuld f orderung  von  140  Fl.    Seh.  A.     1531.    (895/3401.) 

131.  Beulart,  Johann,  g.  die  Klosterjungfrau  Agnes  Eilerborn  (Duisburg): 
Nicht  ersichtlich.     Seh.  A.     1540.     (895a/3402.) 

132.  Beulart,  Johann,  g.  Peter  Elreborn,  (wahrscheinlich  A.):  Jährliche 
Erbpacht  von  10  Mass  Hafer.    Seh.  A.     1532.     (896/3403.) 

133.  Beuter,  Paul,  g.  Lambrecht  Kremer  (Jülich):  Forderung  eines 
Srhadenersatzes.    Seh.  A.     1618.     (901/3423.) 

134.  Bex,  Hermanns  nachgelassener  Kinder  Kurator  Qeorg  Westrem, 
(iTiln)  g.  Hermann  Bex,  creditores  in  actis  benannt,  Johann  Euland  u.  cons.: 
Forderung  von  4833  Fl.    Rkg.     1635.     (933/3471.)  ^ 

135.  Bick,  Peter  (wahrscheinlich  A.)  g.  Peter  v.  luden:  Jurisdiktions- 
Kompetenz.    Seh.  A.     1521.     (1122/4088.) 

136.  Biel,  Johann,  uxorio  nomine,  g.  Geschwister  Heinrich  u.  Petro- 
Bella  a  Campo:    Schuldforderung  von  200  rthlr.    8ch.  A.    1662.    (1137/4126.) 

137.  Biermann,  Matthis,  (Düren)  g.  Jacob  Esser  u.  Anton  v.  Utrecht 
Namen»  ihrer  Ehefrauen  geb.  v.  Erkelenz  (Erkelenz):  Vindikation  der  elter- 
lichen Güter  in  der  Herrschaft  Wickerath  g.  den  Ehemann  der  Konkubine 
des  Vaters  des  K's.  Johann  v.  Erkelenz.    Seh.  Wickrath.    1640.    (2354/7096.) 

138.  Biläus',  Vormünder  der  Kinder  des  Karl,  g.  Matthäus  Duppen- 
Kie^ser:  Der  dritte  Theil  der  Kalkhovenschen  Güter  u.  ein  Kapital  von 
2000  rthlr.    Seh.  A.     1607.     (1160/4177.) 

130.  V.  Biland,  Gertrude,  (Blyenbeck.)  g.  Heinrich  v.  dem  Pütt  (Veulo): 
Eme  jährliche  Rente  von  50  Goldg.    Seh.  A.     1609.    (1182/4200.) 

140.  Bildschneider,  ürban,  g.  Johann  Probst:  Erbzins.  Seh.  A.  1532. 
U204/4230.) 

111.  Billcus,  Franz,  g.  Caspar  Becker:  Schuldforderung  von  800  rthlr. 
Seh.  A.     1640.     (1210/4248.) 

142.  Bindel,  Peter,  g.  Mattheis  Greve:  Erbschaft.  Seh.  A.  1642. 
«1217/4264.) 

143.  V.  ßinsfeld,  Heinrich,  (Mertzenich)  g.  Colin  Bock  (Hepschcid): 
Güter  zu  Kottingen.   Lehnger.  der  Abtei  Cornelimünster.    1556.   (1222/4288.) 

144.  V.  Binsfeld,  Heinrich,  (Mertzenich)  g.  Colin  Bock  (Hepscheid): 
GOtiT  zu  Kottingen.    Lehnger.  der  Abtei  Cornelimünster.    1565.   (1223/4289.) 

145.  V.  Binsfeld,  Heinrich,  (Mertzenich)  g.  Wilhelm  v.  Vlatten  (Vlatten): 
Uns  adelige  Hans  Velkerad.    Hofger.  Düsseldorf.     1563.    (1224/4290.) 

146.  V.  Binsfeld  (Nideggen),  Werners  Sohnes  Vormund  v.  Hompesch  zu 
DöÄÄcldorf,  g.  das  Franziskaner-Kloster  zu  Düsseldorf  (Düsseldorf):  Eine 
Ftirdemng  von  2500  rthlr.    Jülich-Bergsches  Hofger.     1657.     (1225/4291.) 

147.  V.  Binsfeld,  Werner,  (Weiler)  g.  Kuno  v.  Binsfeld  (Binsfeld  u. 
Nideggcn):     Erbschaft.    Rkg.     1565.     (1226/4292.) 


>>  ?  Bül«a«;  vgl-  Zeitoohrifl  dm  Aachener  Geschieht« Vereins  Bd.  XI,  S.  22,  Anin.  5. 


96  Hermann  Veltman 

148.  V.  Binsfeld,  Arnold,  (Binsfeld)  g.  Kuuo  v.  Binsfeld  (Nideggen):  Der 
Nachlass  der  Eltern  des  Arnold  v.  Binsfeld  n.  dessen  Theilung  nach  dem 
vÄtcrliclien  Testament,  sowie  eine  Forderung  von  14000  Goldg.  für  Wieder- 
erbanung  der  Schlösser  l^insfeld  u.  Schönforst.  Jtilich-Bergsches  Hofger. 
1562.     (1227/4293.) 

149.  V.  Binsfeld,  Kuno,  nachher  .Johann,  (Weiler  u.  Binsfeld)  g.  (traf 
.Tohann  zu  Bronkhorst-Rimburg:  Erbschaft  Schultheiss  u.  Seh.  zu  Isshem 
(wohl  gleich  Issum,  Kgbz.  Düsseldorf).     1563.     (1228/4294.) 

150.  V.  Binsfeld,  Thomas  u.  Hans,  (Dheuren;  Düren)  g.  Arnold  v.  Gunters- 
dorf (Cöln):  Erbschaft.  Vogt  u.  Seh.  des  Unterger.  zu  Goitzheün.  1575. 
(1229/4295.) 

151.  V.  Binsfeld,  Kuno,  (Binsfeld)  g.  Johann  u.  Wilhelm  v.  Vlatten 
(Vlatten):  Räumung  des  Hofes  zum  Sand.  Kurkölnisches  Hofger.  1574. 
(1230/4296.) 

152.  V.  Binsfeld,  Kuno,  (Binsfeld)  g.  Paul  Hüne  u.  cons.:  Nullitäten  in 
einem  Prozess.    Rkg.     1589.     (1231/4297.) 

153.  V.  Binsfeld,  Kuno,  (Binsfeld)  g.  Marie,  verwittwete  Gräfin  v. 
Waldeck  u.  Agnes  v.  Gogräf,  Geschwister  (Beyenburg):  Erbschaft.  Fürstl. 
Jülichsche  Kommissarien.     1591.     (1232/4298.) 

154.  V.  Binsfeld,  Johann  u.  Catharine,  (Binsfeld)  g.  ßarthold  Plate 
(Münster):  Besoldunga-Rückstand.  Kurkölnischer  Offizial.  1605.  (1238/4299 
u.  4300.) 

155.  V.  Binsfeld,  Johann,  (Binsfeld)  g.  Heinrich  v.  Hoen  (Cartheils); 
Jurisdiktion  in  der  Herrschaft  Weiler  (Wylre)  u.  darin  liegenden  Gütern. 
Seh.  A.     1618.     (1234/4301.) 

156.  V.  Binsfeld,  Johann,  (Binsfeld)  g.  Heinrich  v.  Hoen  (Cartheils): 
Jurisdiktion  in  der  Herrschaft  Weiler  u.  darin  liegenden  Gütern.  Rkg, 
1621,  1632  u.  1633.     (1235/4302;  1236/4363;  1237/4304.) 

157.  V.  Binsfeld,  Johanns  Wwe.  Anna,  (Binsfeld)  g.  Johann  v.  Harf 
(Drimboru):  Schuld forderung  von  resp.  6000  u.  2000  Goldg.  Regierung  zu 
Düssoldorf.     1641.     (1238/4305.) 

158.  V.  Binsfeld,  Johanns  Wwe.  Anna,  (Binsfeld)  g.  Bernhards  v.  Bour- 
scheid  Vormundschaft  (Bnrgbröhl):  Immission  in  die  Zehnten  zn  Frauen- 
Wüllesheim  u.  den  Hof  zu  Enzen.    Hofger.  Düsseldorf.     1633.    (1239/4.S06.) 

159.  V.  Binsfeld  (Nideck),  Wilhelm  Werners  Vormund  Freiherr  v.  Hora- 
pesch,  (Düsseldorf)  g.  Agnes  v.  Binsfeld,  Wwe.  v.  Liraburg  (Eix):  Heiraths- 
gut  V.  2000  rthlr.    Jttlich-Bergsche  Hofkanzlei.     1664.     (1243/4310.) 

160.  V.  Binsfeld,  Heinrich,  g.  Lambrccht  Gerlach:  33  rthlr.  aus  einer 
Handschrift.     Seh.  A.     1517.     (2357/7102.) 

161.  V.  der  Birgde,  Peter,  g.  Jakob  u.  Adam  Pastor  u.  cons.:  Erbschaft 
der  Anna  v.  der  Heyden.    Seh.  A.     1581.    (1247/4316.) 

162.  Bischof,  Nellis,  g.  Hans  Dietrich  v.  der  Bank  u.  cons.:  Injurien. 
Soh.  A.     1666.     (1804/4895.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericbt.  97 

163.  Bischofsstab,  Catharine,  g.  Koland  Bocke:  Arrest  auf  die  Güter 
der  Appellantin.    Seh.  A.    1512.    (1305/4408.) 

164.  Bischofsstab,  Egid,  g.  Roland  Bocke:  Injurien.  Seh.  A.  1512. 
(1306/4409.) 

165.  Biskopink  [richtig  Bispink?],  Johann,  (Cöln)  g.  Paul  v.  dem  Broich 
u.  Lampreeht  Milarz :  Forderung  aus  einem  gemeinschaftlichen  Wollegeschäft. 
Magistrat  zu  Cöln.     1585  u.  1.586.     (1274/4356;  1275/4357;  1276/4358.) 

166.  Biskopink  [richtig  Bispink?],  Johann,  (Cöb)  g.  Paul  v.  dem  Broich  u. 
Lamprecht  Milarz:  Forderung  von  5038  rthlr.  aus  einem  gemeinschaftlichen 
Wollehandel.    Kurkölnische  Kommissarien.     1590.    1277/4359.) 

167.  Bismann,  Adam,  g.  Peter  Kugclmann :  Tausch  eines  Hauses  gegen 
Güter.     Seh.  A.     1542.     (1308/4413.) 

168.  Bismann,  Adam,  g.  Peter  Kugelmann :  Tausch  eines  Hauses  gegen 
Güter.     Seh.  A.     1555.     (1309/4414.) 

169.  Bismann,  Adam,  g.  Damian  von  Saueren  (St.  Laurentii  Berg):  Nicht 
tmchtlich.     Seh.  A.     1565.    (1309a/4415.) 

170.  Bismann,  Adam,  g.  Peter  Kugelmann  u.  Gerhard  Eilerborn :  Tausch 
eines  Hauses  gegen  Güter.    Seh.  A.     1566.    (1310/4416.) 

.  171.  V.  Blanche,  Gebrüder,  u.  v.  Broich,  g.  Kurfürst  v.  der  Pfalz  als 
Herzog  zu  Jülich,  u.  dessen  Regierung  zu  Düsseldorf  (Düsseldorf):  Heraus- 
gibe  der  Herrschaft  u.  des  Schlosses  Schönau.    Rkg.    1760.    (166/1168.) 

172.  Blanche  teste,  Jaques,  g.  Arnold  Clignet:  Schuldforderung.  Seh.  A. 
1670.    (167/1169.) 

173.  Blanchetcste,  Jacques,  g.  Wilhelm  Klöckcr:  Schuldforderung  aus 
einem  gemeinschaftlich  geführten  Geschäft.    Seh.  A.     1675.    (168/1171.) 

174.  Blanke nheim,  Heinrich,  g.  Johann  Bernhard  u.  Caspar  Theodor 
Schlebosch:  Forderung  von  1000  rthlr.    Seh.  A.     1727.    (203/1223.) 

175.  V.  Blaspiel,  J.  A.  M.,  nun  Wwe.  Dorothea  Henriette  v.  Blaspiel, 
gfb.  T.  Hof,  (Cleve)  g.  Graf  v.  Schellard  zu  Gttrzenich  (A.):  Eine  aus  Ehe- 
pakten herrührende  Forderung  von  18  500  rthlr.  Hofger.  zu  Düsseldorf. 
1723.     (208/1258.) 

176.  Bleienhanpt  [Bleyenheufft],  Hilchin,  (Düren)  g.  Dionis  Bleienhaupt: 
EHncbaft  des  Gottfried  Bleyeuhaupt.  Amtmann  u.  Vogt  zu  Myllen.  1538. 
(941/3507.) 

177.  Bleienhaupt,  Gerlach,  g.  Peter  Kipps  Kinder  Vormünder:  Schuld- 
forderung von  150  Fl.    Seh.  A.     1550.     (942/3508.) 

178.  Bleienhaupt,  Matthias,  g.  Johann  Schandcrnell  (Speier,  nach  der 
Vollmacht):     Wiedereinlösung  eines  Hauses.    Seh.  A.     1552.    (943/3509.) 

179.  Bieienhaupt,  Matthias,  g.  Roland  Sieb:  Schuldforderung  von  1400 
Joachimsthalern.    Seh.  A.     1550.    (3510.) 

1^.  Bleienhanpt,  Matthias,  Testaments-Exekntoren,  g.  Matthias  Bleien- 
hanpt den  Jüngeren:     Erbschaft.     Seh.  A.     1560.     (946/3512.) 


98  Hermann  Veltmau 

181.  Bleienhaupt,  Matthias,  g.  Dietrich  Speckheuer:  Verleihung  von 
28  Morgen  Gut  in  der  Aachener  Heide  g.  einen  Erhzins.  Seh.  A.  1683. 
(947/3513.) 

182.  Bleimann,  Adam,  (Hambach;  .Jülich)  g.  Hildebrand  Schneehagen 
(Münster):  Heirathsgut  u.  Alimente.  Regierung  zu  Düsseldorf.  1674. 
(950/3517.) 

183.  Block,  Franz  der  Jüngere,  g.  Huprecht  von  Münster:  Erbtheilung. 
Seh.  A.     1570.     (1930/5769.) 

184.  V.  Blomenthal,  Wilhelm,  (Burtscheid)  g.  Paul  Oesslinger  (Bnrt- 
scheid):   Injurien.     Seh.  A.     1564.     (1936/5795.) 

185.  Bochholt  [Bockholtz],  Anna,  g.  Lambert  Fluck  u.  cons.  (wahr- 
scheinlich A.):  Forderung  von  352  rthlr.  für  Ochsenhäute.  Bürgermeistergor.  A. 
1581.     (1372/4632.) 

186.  V.  Bochholz,  Bernhard,  g.  N.  Weissenburg:  Ein  Hauskaufschilling. 
Seh.  A.     1721.     (1386/4649.) 

187.  Bocholt,  Johann,  g.  Johann  v.  Kettenis:  Ein  Zins  von  jährlich 
6  Fl.     Seh.  A.     1522.     (1370/4630.) 

188.  Bock,  Roland,  g.  Egid  in  dem  Bischofsstab:  Erbschaft.  Seh.  A. 
1512.     (1391/4655.) 

189.  Bock,  Roland,  g.  Egid  in  dem  Bischofsstab :  Zeugen-Perhorreszenz. 
Kaisserliche  Kommissarien.     1513.    (1392/4656.) 

190.  Bock,  Roland,  g.  Johann  v.  Lunzen:  Ein  jährlicher  Erbzins  von 
2'/,  Fl.  rheinisch.    Seh.  A.     1524.     (1398/4657.) 

191.  Bock,  Colin,  (Hepschaid)  g.  Johann  Mewe  den  Jüngeren  (St.  Röster): 
Ein  Haus  u.  Erbe  zu  A.     Seh.  A.     1566.     (1394/4663.) 

192.  Bock,  Mathis  Wwe.  Maria  u.  cons.,  g.  Jüdin  Schön:  Ein  Kapital 
von  500  rthlr.    Seh.  A.     1600.    (1896/4676.) 

193.  Bock,  Johann,  g.  Jakob  Noppeney:  Injurien.  Seh.  A.  1650. 
(1401/4693.) 

194.  Bock.  Johann,  g.  Johann  Bonn  den  Jüngeren  u.  cons.:  Injurien. 
Rkg.     1657.     (1402/4694.) 

195.  Bock,  Pretzgen  Erben,  g.  Johann  Schmidt  (Cöln):  Schuldforderung. 
Seh.  A.     1660.     1404/4697.) 

196.  Bodden,  Conrad,  u.  cons.,  (Münz)  g.  Marie  u.  Else  Severins  (Linnich) : 
Erbschafts-Prätensionen  auf  Grund  eines  angefochteneu  Testaments.  Jülich- 
Bergsche  Kommissarieu.     1592.    (1425/4766.) 

197.  Bodden,  Peter  Ludwig,  u.  cons.,  g.  Lorenz  Kohl :  Der  Nachlass  der 
Magarethe  Bodden.    Seh.  A.     1693.    (1426/4768.) 

198.  V.  Bodden,  Wwe.  Anna  Elisabeth,  g.  Nicolaus  Brand :  Verschiedene 
Schuldforderungen:    Seh.  A.    1712.    (1427/4770.) 

199.  V.  Bodden,  Theodor,  (Hülsdonk  u.  A.)  g.  Wwe.  v.  Hallberg  u. 
cons.  (Bonn  n.  Cöln):  Forderung  von  2000  rthlr.  Kurkölnische  Regierung  zu 
Bonn.     1720.     (1428/4771.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  99 

200.  Bodden,  Erben,  g.  Kanonikus  Speckheuer  (Cranenburg) :  Forderung 
für  Hauszins   u.  Meliorationen  von  1306  rthlr.     Seh.  A.     1748.     (1431/4774.) 

201.  Bodenbender,  Johann, -(Randerath)  g.  Gtertrude  v.  Ertzelbach  geb. 
?.  Leerodt  u.  ihre  beiden  Schwestern,  (Randerath) :  Erbschaft.  Bürgermeister 
0.  Rath  zu  Randerath.     1528.    (1453/4812.) 

202.  Bodeson,  Henricus  Reinerus,  (Malmundariensis)  g.  Egidius  Dormael 
et  cons.  (Leodiensis):  Attentata  contra  litispendentiam  camerae  imperialis. 
Camera  imperialis.     1625.    (1459b/4832.) 

203.  Bodeson,  Martinus,  pro  uxore  Maria  Joannis  Jacquemotte,  (Mal- 
mandariensis)  g.  Renardus  Petrus  Jacquemotte  (Malmundariensis):  Debita 
Dongentorum  florenomm  Brabantiae  necnon  ducentorum  vigenti  octo  dalerorum 
imperialiam  cum  decem  ducatis  et  quingeutorum  octo  flor.  Brab.  Consilinm 
^«abinorum  Malmundariensium.     1634.    (1459c/4833.) 

204.  de  Bodesson,  Martinus  Christophorus,  Cnnibertus  et  Guilelmus,  (Mal- 
mandarienses)  g.  Reinardns  Huart  (Vermensis):  Petitio  haereditatis  notabilium 
bonorum  tarn  mobilium  quam  immobüium  Huberti  Cuniberti.  Consilium  provin- 
ciale  SUbulense.     1626.     (1459a/4831.) 

2fö.  de  Bodesson,  Aegidii  Francisci  vidua  et  cons.,  (Stabulenses)  g. 
Vkina  Potestat  et  cons.,  (Malmundarienses) :  Haereditas  Joannis  Gilson  proventa 
ex  conventione  cum  matertera  ejus  Anna  Jacquemotte,  quam  praetendunt 
prioris  uxoris  ejus  propinqui  contra  secundae  uxoris  haeredes.  Consilium  pro- 
Tinciale  Stabnlense.     1721.     (1459d/4834.) 

206.  Böde,  Paul,  (Hohenkirchen)  g.  Peter  Zilk  (Jülich):  Erbschaft. 
Haoptger.  Jülich.     1542.  (1466/4863.) 

207.  Böler,  Tillmann,  (Jülich)  g.  Simon  Bischhüter  (Randerode):  Wicder- 
einlöünng  Terschiedener  Güter.    Hauptger.  Jülich.     1530.    (1469/4870.) 

208.  Bölmann,  Ignatius,  g.  Nicolaus  Ruland :  Alimentation  eines  Kindes. 
Soh.  A.      1662.     (1472/4876.) 

2M.  Bogenmacher,  Thomas,  g.  Gottschalk  Segrod :  Ein  Erbzins  von  7  Fl. 
IL  3  Mark.     Seh.  A.     1523.     (1526/4979.) 

210.  Bogenmacher,  Thomas,  g.  Colin  Neut:  Bau-Differenzen  wegen  einer 
JN-rritut.     Seh.  A.     1529.     (1527/4980.) 

211.  Bogenmacher,  Thomas,  g.  Johann  Pryck:  Wirthschafts-  u.  Brauerei- 
Gerechtigkeit.     Seh.  A.     1534.     (1529/4982.) 

212.  Boheler,  Nicolaus,  g.  Philipp  Moss:  Schadenersatz.  Seh.  A.  1544. 
n534>/4988.) 

21^  V.  Bolen,  Marie,  g.  Peter  v.  der  Heyden  (?):  Einige  Morgen  Land. 
Bkg.     1541.     (1558/5091.) 

211.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (zur  Heyden)  g.  Stephau  Richtergen,  (Schönau):  J 

Orricbtskompetenz.   Vog^t,  Seh.  u.  Ger.  zur  Bank  im  Land  zur  Heyden.   1569. 

n:i:2,5i42.) 

215.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (zur  Heyden)  g.  den  Pürstl.  Jülichschen  General- 
Aowalt  ( Düren):  Fabches  Münzen.    Schultheiss  u.  Seh.  des  Hauptger.  Jülich.  ^ 

V^9.    U&73y5U3). 

7*. 


100  Herraanii  Veltman 

216.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (zar  Heyden)  g.  Dietrich  v.  Mjlendonk 
(Mylendonk):    Das  Haus  zur  Heiden.    Seh.  A.     1572.    (1574/5144.) 

217.  V.  Bongart,  Agnes,  (Herstall)  g.  Cornelius  Corves  (Immendorf): 
Der  Imraendorfer  Zehnten.    Regierung  zu  Düsseldorf.     1576.    (1575/5145). 

218.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (zur  Heyden)  g.  Gemeinde  zu  Heyden:  Juris- 
diktion zu  Heyden.    Hofger.  Düsseldoif.     1581.    (1576/5146.) 

219.  V.  Bon  gart,  Wilhelm,  (zur  Heyden)  g.  v.  Bongartsche  ünter- 
thanen  der  Herrschaft  Heyden  (Heyden):  Jurisdiktion  zu  Heyden.  Jülichsche 
Kommissarien.     1582.    (1577/5147.) 

220.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (Heyden)  g.  Herzog  Wilhelm  zu  Jülich 
(Dnsseidorf):  Arrest  auf  die  v.  Bongartschen  Güter  u.  Gefälle  im  JtUichschen 
wegen  einer  Schuld  von  1000  Goldg.    Rkg.     1584.    (1579/5149.) 

221.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (Heyden)  g.  Herzog  Wilhelm  zu  Jülich 
(Düsseldorf):  Störung  der  Jurisdiktion  in  der  Herrschaft  Heyden.  Ekg.  1584. 
(1580/5150.) 

222.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (Heyden)  g.  Wilhelm  v.  Brockhausen  (Egelten) : 
Schuldforderung.    Hauptger.  Jülich.     1591.    (1582/5152.) 

223.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (Heyden)  g.  den  Abt  zu  Klosterrode  (Kloster- 
rode; Klosterrath):   Eine  Hufe  Landes.  Hauptger.  Jülich.   1594.  (1588/5153.) 

224.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (Heyden)  g.  Anna  Schürmann,  Wwe.  Bitter 
(Emmerich):  Schuldforderung  von  324  rthlr.  12  Sttiber.  Ger.  Nieder-Mormpter '. 
1610.     (1584/5154.) 

225.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (Heyden)  u.  Dietrich  u.  Heinrich  Hartard 
V.  Mettemich,  (Zievel)  g.  Conrad  u.  Georg  v.  Bohnen  (Bohnen):  Heirathsgut 
Hofger.  Düsseldorf.     1614.    (1585/5155.) 

226.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (Heyden)  g.  Gisbert  v.  Bözzelar,  (wahr- 
scheinlich Bözzelar):  Schuldforderung  von  1563  Fl.  Hofger.  Cleve.  1625. 
(1587/5157.) 

227.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (Heyden)  g.  Cathariue  Fetmengcr  u.  Anna 
Hanf:  Jurisdiktions-Differenzen  in  einer  Prozesssache  wegen  Zauberei. 
Regierung  zu  Düsseldorf.     1631.    (1588/5158.) 

228.  V.  Bongart,  Wilhelm,  (Heyden)  g.  Hermann  v.  Hinz  genannt 
Landskron  (?):    Kriegs-Kontribution.   Jülichsches  Hofgcr.    1633.   (1589/5159.) 

229.  V.  Bongart,  Werner,  (Pfaflfendorf)  g.  Otto  Sehenk's  zu  Nideggen 
Kinder  Vormünder  (Horst):  Forderung  von  3000  Goldg.  Jülichsches  Hofger. 
1609.     (1595/5165.) 

230.  V.  Bongart,  Werner,  (Pfaffendorf)  g.  Geschwister  v.  Schenk  zu 
Nideggen  (Horst):  Forderung  von  4000  Goldg.  .Jülichsches  Hofger.  1610. 
(1596/5166.) 

231.  V.  Bongart  Otto,  (Bergerhausen)  g.  Erben  Knibbens:  Immission 
in  das  Gut  Heyden.    Seh.  Blytt.    1620.    (1597/5167.) 


^)  Niederxntfrmter,  Rgbz.  Diiaaeldorf,  Kr.  Kleve. 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  101 

V.  Bongart,  Ferdinand,  (Nieder-Mormter)  g.  Gebrüder  Hermann  u. 
Gerhard  Wilhelm  v.  Hochstetten  u.  v.  Wylich  (Cöln  u.  Düren):  Jährliche 
3(>  Malter  Roggen  ans  den  Nothhaasenschcn  Erbgefällen.  Herzogl.  Jülichschc 
Eejrierung.     1661.     (1600/5171.) 

233.  ▼.  Bongart,  Marie  verwittwete  v.  der  Heyden  (Heyden)  g.  Adolf 
T.  Imsterrad  (Meer):  Heirathsgut  von  7000  Goldg.  Regiernng  zu  Düsseldorf. 
1«67.    (1602/5173.) 

234-  ▼.  Bongart,  Marie  yerwittwete  v.  der  Heyden,  (Heyden)  g.  Mar- 
f^arethe  v.  Boarscheidt  zu  Schweppenberg  (Andernach):  Forderung  von  1000 
Goldg.    Regierung  zu  Düsseldorf.     1672.    (1603/5174.) 

235.  V.  Bongart,  Marie  verwittwete,  geb.  v.  Nesselrodc,  (Heyden)  g. 
Gebrüder  Gerhard,  Wilhelm  u.  Hermann  v.  Hochstetten  (Düsseldorf):  Ehe- 
pakten u.  Lcibgeding.  Hauptger.  Jülich.     1673.    (1604/5175.) 

236.  V.  Bongart,  Karl  Lothar,  (Heyden)  g.  Johann  zum  Pütz  (Cöln): 
Scholdforderung  von  800  Goldg.  Regierung  zu  Düsseldorf.  1688.  (1605/5176.) 

237.  v.  Bongart,  Karl  Lothar,  (Heyden)  g.  Wwe.  v.  Imsterrad  (Meer): 
Eine  jährliche  Rente  von  300  Goldg.  Regierung  zu  Düsseldorf.  1693. 
(Iß08;5179.) 

238.  T.  Bongart,  Karl  Lothar,  (Heyden)  g.  das  Kurkölnische  Hofger. 
0.  die  Kuratoren  der  minderjährigen  v.  Reuschenberg,  v.  Frenz  u.  v.  Mettcr- 
iiich  (Bonn,  Setterich,  Cöln) :  Die  Verlassenschaft  des  Teutschordens-Kommen- 
thurs  V.  Hanxler.     Rkg.     1694.     (1609/5180.) 

230.  V.  Bongart,  Anna  Maria,  (Pfaffendorf)  g.  Anna  Clara  v.  Blaiikart, 
verwittwete  v.  Bongart  (Heyden)  u.  den  Schultheiss  (Platzheim):  Erbschaft. 
Korkölnitk^her  Gffizial.     1696.    (1612/5183.) 

240.  V.  Bongart,  Anna  Maria,  (Pfaifendorf)  g.  Anna  Clara  v.  Blaukart, 
Tcrwittwete  v.  Bongart,  (Heyden):  Besitznahme  des  Hauses  Bergerhausen 
Hebst  anliegenden  Höfen  u.  einer  MtÜile.  Kanzlei  zu  Düsseldorf.  1696. 
M613  5184.) 

241.  Bontz,  Dr.  Johanns  Kinder  Vormundschaft,  (Speier)  g.  Johann 
\^'ilhelm  Herzog  zu  Jülich  u.  cons.  (Jülich):  Verschiedene  Deserviten-For- 
derungen  in  mehreren  von  dem  Vater  der  K.  bei  dem  Rkg.  geführten  Ge- 
fdiAften.     Rkg.     1594.    (1661a/5263.) 

242.  V.  Born,  Qnirin,  g.  Pastasius  v.  Stavel  (Lüttich):  Haltung  eines 
Kaufn  von  20  Setzei  Weizen.    Werkmeisterger.  Aachen.    1526.    (1801/5478.) 

243.  V.  Bomheim,  Philipp,  (Cöln)  g.  Anton  v.  Luisdorf  u.  cons.  (Heins- 
bfrir):  Verschiedene  Ländereien  u.  Zehnten  zu  Buchel.  Herzogl.  Jülichschc 
Kommiiisarien.     1555.    (1807/5498.) 

244.  Botterloch,  Hans,  g.  Jude  Vibelmann:  Schuldforderung.  Seh.  A. 
IM),     «1833/5597.) 

245.  Bouget,  Jakobs  Kinder,  g.  Johann  Meckels  Erben  (Speier,  Worms, 
Wiesbaden):  Eine  von  dem  Ilittraeistcr  Meckel  v.  Hembsbach  dem  Jakob 
BoQgct  zu  \.  gemachte  Schenkung  von  1000  Fl.  in  Bezug  auf  das  ihm  ver- 
•chafft«  SchloiM  Ncn-Hembsbach  im  Kauton  Winnweiler.    Rkg.    1721.  (:)G48.) 


102  Hermann  Veltman 

246.  Bouget,  Geschwister,  g.  Dionis  Hesselle:  Abtriebsrecht  wegen  des 
Hauses  „zum  Löwen"  in  A.    Seh.  A.     1725.     (1848/5649.) 

247.  Bouget,  Wwe.,  g.  Erben  Michels:  Abhalten  der  Enten  von  einem 
Weiher.    Seh.  A.     1764.     (1849/5650.) 

248.  V.  Bouler,  Philipp  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Gebrüder  v.  Hoch- 
stetten  (Jülich  u.  Düsseldorf):  Das  Mannlehngut  Vrechem.  Hofger.  Düssel- 
dorf.    1699.     (1851/5656.) 

249.  Boumahl,  Johann  Wilhelm,  g.  Heinrich  Boumahls  Kinder:  Gross- 
elterliche Erbschaft,  Güter  u.  s.  w.    Magistrat  zu  A.     1720.    (1853/5659.) 

250.  de  Bounann,  toparcha  in  Ryckholt,  (Byckholt)  g.  Joannes  Gant- 
hoye  (pagus  de  Agneux):  Incarceratio  Joannis  Gauthoye  et  mulcta  1000  florc- 
norum  auri.    Scabini  Aquenses.     1728.    (1854/5666.) 

251.  Bount,  Johann,  (St.  Cornelimünster)  g.  Helene  Move  u.  cous.  (V) 
Verschiedene  Schuld f orderungen,  wovon  behauptet  wird,  dass  180  Goldg.  ab- 
bezahlt seien.    Bittermannen  zu  St.  Cornelimünster.     1534.    (1855a/5672.) 

252.  de  Bourneville,  Ursula,  vidua  de  Remonchamps  et  cons.,  (Stabuleti) 
g.  Tossanus  Geron  (Malmundariensis) :  Solutio  debiti  700  imperialium  cessi 
ab  Aegidio  Agume,  cujus  quittantiam  rei  praetendunt  accepisse,  sed  insidiis 
administratoris  consiliarii  de  Remonchamps  socri  actoris,  dum  Joan.  de  Remon- 
champs maritus  Autis  morbo  diuturno  succumbens  mentis  non  fuerit  compos, 
perdidisse.    Consilium  provinciale  Stabulense.     1730.    (1856a/5675.) 

253.  Bourscheidt,  richtig  Engel,  weiland  Gerhard  Glockers  Wwe.,  g. 
Reinhard  Gerbott  u.  Elisabeth  Burtscheid,  genannt  Burgerhaus:  Schuld- 
forderung von  1500  Goldg.    Seh.  A.     1528.    (1912/5735.) 

254.  Boursteubley,  Wwe.,  g.  Leonhard  Malmedier:  Sperrung  eines  Vor- 
platzes.   Seh.  A.     1770.    (1913/5736.) 

255.  V.  Brachel  zu  Tetz,  Peters  Kinder  Vormund,  (Tetz)  g.  Wilhelm 
v.  Brachel  u.  cons.  (Angelstorf):  Einige  Erbgüter.  Hofger.  Düsseldorf. 
1605.     (218/1303.) 

256.  V.  Brachel  zu  Tetz,  Philipp  u.  cons.,  (Tetz  u.  Cöln)  g.  Reinhard 
Brölmann  (Cöln):  Heirathsgut  von  1000  rthlr.  Kurkölnischer  Offizial.  1681. 
(219/1304.) 

257.  V.  Brachel,  Franz  Wilhelm,  uxorio  nomine,  (Tetz)  g.  S.  M.  v.  Leers 
zu  Lcersfeld  u.  Moritz  Bruet  (Cöln  u.  Leersfeld):  Abtragung  eines  Kapitals 
von  5000  rthlr.    Regierung  zu  Düsseldorf.     1731.    (221/1306.) 

258.  V.  Brachel,  Constantine  geb.  v.  Leers,  proprio  et  mariti  noraine, 
(Tetz)  g.  die  Karthause  zum  Vogelgesang  u.  cons.  (Vogelgesang  0 '  Vcr- 
äusserung  verschiedener  Tetzscher  Pertinentien  zur  Abtragung  einer  Schuld 
an  die  Karthause.    Regierung  zu  Düsseldorf.     1733.    (222/1307.) 

259.  V.  Brachel,  N.,  (Tetz)  g.  das  Lehnger.  zu  Cornelimünster  u.  die 
ßrandener  Gemeinde  daselbst  (CornelimUnßter):  Freier  Schaf-  u.  Schweine- 
trieb.    Rkg.     1756.     (223/1308.) 

*)  Vogelsang,  Königskamp,  bei  Stettemich-Jülirh ;  vgl.  Biiiterim-Mooren, 
ErzdiOceso  Köln,  Xt)u  Bearb.  Bd.  U,  S.  430. 


Aachener  Prozesse  am  Reichskanunergericht.  103 

26(^  V.  Brächet,  Karl,  (Tetz)  g.  Bertram  v.  Weinbergen  (Düsseldorf): 
Forderung  von  5000  rthlr.    Regierung  zu  Düsseldorf.     1760.    (224/1309.) 

261.  V.  Brachel,  Konrad,  (Tetz)  g.  die  Eingesessenen  zu  Tetz  u.  cons. 
«Tetz):  Abtretung  eines  Morgen  Landes  für  die  Küstcrstelle.  Regierung 
zu  Düsseldorf.     1766.    (225/1310.) 

262.  V.  Brachel,  Reinhard,  u.  cons.,  (Jülich)  g.  Mathias  Lopgen  u.  cons. 
(JiiUch):    Erbschaft.    Hofger.  Jülich.     1534.    (230/1325.) 

263.  Bragard,  Mathaens,  (Malmundarium)  g.  Ogerus  Franciscus  Dnm<^ 
qoa  ävndicus  principis  Stabulensis  et  Malmundariensis  (Stabuletum) :  Delictum 
m  et  violentiae  publicae  per  accusatum  eo  commissum,  quod  sepem  a  vidua 
Uoes  noviter  prope  hör  tum  e  regione  plateae  nominatae  St.  Trond  plan  ta  tarn 
via  facti  avulserit.    Oonsilium  provinciale  Stabulense.     1748.    (23b/ 1338.) 

264.  Brammertz,  Wwe.  Maria  Katharine,  g.  v.  Ehreuheim:  Aufhebung 
tme«  auf  1000  rthlr.  gelegten  Arrestes.    Seh.  A.     1773.    (249/1365.) 

265.  Brammerz,  Wwe.  Anna  Maria,  g.  Erben  Bauermann:  Forderung 
TOD  845  rthlr.     Seh.  A.     1754.    (247/1363.) 

266.  Brandt,  Eingesessene  der  Hunschaft,  (Brandt)  g.  den  Abt  des 
Ootleshauses  St.  Comelimünster  (Comelimtlnster) :  Gestattung  einer  Revision 
in  caaBis  non  appellabilibus.    Rkg.     1696.     (256/1395.) 

267.  Brass,  Peter,  (Monheim)  g.  Dietrich  u.  Wolter  Jhew  u.  cons.  (Esch- 
weiler):   Verschiedene  Forderungen.    Hofger.  Düsseldorf.    1602.    (277/1712.) 

268.  Bratz,  Dietrich,  g.  Johann  Meyss  (St  Trond):  Gütertheilung.  Seh. 
A.    1525.     (281/1725.) 

269.  Bratz,  Dietrich,  g.  Elise  Zevel  (St.  Trond):  Schwesterliche  Güter. 
^h.  A.     1537.     (282/1726.) 

276.  Bratz,  Dietrich,  u.  Johann  Meiss,  (St.  Trond)  g.  Johann  Freitag, 
«i'öhi):    Der  Hillesberger  Hof.  "jülich-Bergsches  Hofger.     1536.    (283/1727.) 

271.  Branenstein,  Peter,  g.  Johann  Hubgens:  Rechnungs- Ablage  über 
daj»  8p4>ichermeister-Amt  u.  Ersatz.    Seh.  A.     1614.    (308/1799.) 

272.  Braun,  Wilhelm,  g.  Erbgenahmen  Buirette:-  Erbschaft.  Seh.  A. 
1621.    4294/1753.) 

273.  Brannleder,  Wwe.  Anna  Maria,  g.  Philipp  Zentis:  Räumung  des 
Hto^teii,  Hofes  u.  Erbgutes  der  sogenannten  Aachener  Heide.  Seh.  A.  1736. 
«309. 1801.) 

271.  V.  Braunaberg,  Alexander,  (St.  Comelimünster)  g.  den  Abt  zu  St. 
Comelimünster  (Comelimünster):  Wiedereinsetzung  in  vorher  verwaltete 
.\«*niter  mit  Halar  u-  übrigen  Emolumenten.    Rkg.     1763.    (321/1814.) 

275.  Brauweiler,  der  Abt  des  Klosters,  (Brauweiler)  u.  dessen  Propst 
(Zaipicb)  g.  Wwe.  u.  Kinder  des  Heinrich  Gross  (Pier)  u.  Freiherrn  v.  Mettcr- 
Bicb  (Mflllenark):  Streit  darüber,  ob  ein  klösterlicher  Lchnmann  zu  Pier  u. 
Merken  seine  Lchugüter  an  seinen  Sohn  oder  einen  andern  ohne  Entrichtung 
«ler  Kannndde  (ein  silberner  Pflug  u.  s.  w.)  u.  ohne  Ableistung  des  Lchns- 
eido  übertragen  darf.   Kurpfölzischer  Hofrath  zu  Düsseldorf.    1738.    (1968.) 


104  Hermann  Veltman 

276.  V.  Bredenich,  P.  Wwe.,  g.  Jakob  v.  Bree:  50  Centner  Kupfer. 
Magistrat  zu  A.     1543.     (965/3565.) 

277.  V.  Bredenich,  Matthias,  u.  Hennann  v.  Kannach,  Vormund  Huprecht 
Wiudenbcrg,  g.  Bernhard  Engel  n.  Johann  Buyre :  Schuldforderung  von  300 
Ooldg.     Seh.  A.     1543.     (966/3566.) 

278.  V.  Bree,  Heinrichs  Wwe.,  g.  Göbel  v.  Piern:  Erbschaft.  Seh.  A. 
1556.     (972/3577.) 

279.  V.  Bregel,  Maria,  g.  Peter  Brick:  Erbschaft.  Seh.  A.  1532. 
(975/3582.) 

280.  V.  Brempt,  Johann,  (üede)  g.  Matthis  v.  Cöln:  Ein  Hausverkauf 
für  2000  Goldg.  Lehnherren  zu  A.    1573  u.  1576.   (1008/3680  u.  1009/3681.) 

281.  V.  Brempt,  Friedrich,  (Rheinbach)  g.  Johann  v.  Brempt  (Ocde): 
Erbschaft.    Ekg.     1596.    (1024/3697.) 

282.  Breuer,  Heinrichs  Erben,  (Geuenich)  g.  Gotthard  Steufmehl  u.  cons. 
(Jülich):    Erbschafts-Theilung.    Hofger.  Düsseldorf.     1632.    (1101/3962.) 

283.  Breuer,  Wwe.,  g.  Wwe.  u.  Erben  Mostard,  Philipp  Gentis:  Haus- 
verkauf, Evictionsleistung  u.  s.  w.     Rkg.     1719.     (1104/8966.) 

284.  Breuer,  Wilhelm,  g.  die  Sehrschen  Kreditoren:  Hausverkauf, 
Evictionsleistung  u.  s.  w.     Seh.  A.     1722.    (1105/3967.) 

285.  Breuer,  Albert,  u.  dessen  Ehefrau,  g.  Wwe.  Mennes  u.  cons.: 
Schuldforderung  von  145  rthlr.     Seh.  A.     1730.     (1108/3970.) 

286.  Breuer,  Wwe.  Dorothee  Lambertine  geb.  v.  Cotzhauscn,  g.  die  ver- 
wittwete  Gräfin  v.  Plettenberg  u.  cons.  (Wittern):  Jagd-  u.  Fischerei-Gerechtig- 
keit, sowie  Einquartirungs-Freiheit.    Rkg.     1743.    (1109/3971.) 

287.  Breunlin,  Moriz,  Kammergerichts-Prokurator,  (Speier)  g.  Franz 
Layendecker  (Fettweiss  bei  A.):  Deserviten-  u.  Auslagen -Forderung.  Rkg. 
1539.     (1115a/3992a.) 

288.  Breunlin,  Moriz,  Kammergerichts-Prokurator,  (Speier)  g.  Gerhard 
Rost  (Haren  bei  A.):    Deserviten-Forderung.    Rkg.     1544.    (I115b/3993.) 

289.  Breunlein,  Licentiat  Moritz  Erben,  (Speier)  g.  die  v.  Randenroth, 
in  actis  benannt  (Horrich):  Salar-Rückstand  von  48  Goldg.  Rkg.  1572. 
(1116/4000.) 

290.  Brie,  Heinrich,  g.  Gebrüder  Reinhard  u.  Engel  v.  Eupen:  Rest 
einer  Schuldforderung.    Seh.  A.     1540.     (1342/4537.) 

291.  v.  dem  Broch,  Werner,  (Niederhausen)  g.  die  Kirche  zu  Niedeggen, 
später  Dechant,  Senior  u.  Kapitel  der  Kollegiatkirche  zu  Jülich  (Jülich): 
Zehnten-Pachtung.    Ger.  (Grevenbroich.     1570.    (1939/5820.) 

292.  V.  dem  Broch,  Leonhnrd,  (Heinsberg)  g.  Dietrich  de  Pütt  u.  Nicolaus 
Eiserich   (Heinsberg):     Erbsehaft.     Hofger.    Düsseldorf.     1617.    (1940/5821.) 

293.  Brecher,  Johann,  (Cornelimünster)  g.  Johann  Meess(Cornelimünster): 
Schuldforderuug.    Seh.  Cornelimünster.     1565.    (1941/f)822.) 

294.  V.  dem  Brock,  Jobst,  g.  Johann  Koll:  Ein  Depositum  von  1600 
Philippstbalern.    Seh.  A.     1618.    (1948/5833.) 


Aachener  Prozesse  am  Heichskammergericht.  105 

2^.  Brock  n.  Setterich,  sSmmtliche  Beerbte  u.  Benachbarte  der  Dörfer, 
«Brock  n.  Setterich)  g.  Bürgermeister,  Seh.  u.  Rath  der  Stadt  Jülich  (Jülich): 
Konkurrenz  zu  den  von  der  Stadt  Jülich  zu  tragenden  Steuern  mit  '/s  u. 
deshalbige  Forderung  mit  1500  rthlr.   Hofger.  Düsseldorf.    1648.   (1949/5834.) 

296.  Brockhausen,  Johann,  (Gladbach)  g.  Wilhelm  Hübe  (zur  Linden): 
Erbschaft.    Hauptger.  Jülich.     1535.    (1952/5865.) 

297.  T.  Broich,  der  Gebrüder  Vormund  Johann  v.  Hochstedtcn,  (?)  g. 
Gerhard  t.  Hön  (wahrscheinlich  Cartheils):  Schuldforderung  von  1000  Fl. 
Hanptger.  Jülich.     1533.    (1972/5901.) 

2i8.  T.  Broich,  Wilhelm,  (Broich)  g.  St.  Georgen  am  Busch,  Gotteshaus 
im  Land  zu  Güls  (St.  Georg):  Nicht  ersichtlich.  Seh.  Nothberg.  1543. 
il972a/5902.) 

299.  V.  Broich,  Peter  u.  cons.,  als  Erben  des  Thomas  v.  Hön,  (wahr- 
^cbeinllch  Cöln)  g.  Johann  v.  Mcrode  (Buer):  Erbschaft  des  Anid  v.  Hoch- 
htedten.    Hauptger.  Jülich.    1549.    (1973/5903.) 

390.  V.  Broich,  Erben,  g.  Obristlieutenant  v.  Broich:  Mobiliar-  u.  Immo- 
biliar-Erbschaft     Seh.  A.     1751.     (1990/5923.) 

301.  V.  Broich,  Johann  Caspar  Joseph,  (Eschweiler  u.  Posch)  g.  Freiherr 
T.  Wolfskeel  (Düsseldorf):  Abtretung  des  Ritterguts  Pesch.  Geheimcrrath 
zu  Dttsi*eldorf.     1754.     (1991/5924.) 

302.  V.  Broich,  Franz,  (Maasoyk)  g.  Johann  Leuth  (Kesteruich):  Erb- 
»irhaft.     (Jcr.  Kesteruich  auf  Weisung  des  Seh.  A.     1557.     (1992/5925.) 

303.  V.  dem  Broich,  Leonhard,  als  Erbe  des  Johann  v.  Luipen,  (Heins- 
ben?) g.  Diedrich  de  Pütt  u.  Nicolaus  Elsswyck  (Heinsberg):  Streit  aus 
einem  Kauf-Kontrakte  über  ein  Haus  zu  Heinsberg.  Amt  zu  Heinsberg  resp. 
Kanzlei  zu  Düsseldorf.     1617.     (2396/7203.) 

304.  Broncard,  Joannes  Arnoldus,  et  cons.,  (Leodium)  g.  Egidius  Joannes 
Egidy:   Annnns  reditus  quinque  modiorum  speltae.   Scabini  Aquenses.    1687. 

mskj:>.59«9.) 

305.  V.  Bronkhorst,  Johann,  (Gronsfeld)  g.  Wilhelm  v.  Esslau's  Wwe. 
(Lottich):  Eine  jährliche  Erbpacht  von  35  Hütten  Roggen.  Magistrat  zu 
A.     I5y7.     (1996a/ö974.) 

306.  V.  Bronkhorst  zur  Battenburg,  Dietrich,  (Auholt)  g.  Wilhelm  v.  Flo- 
dorf  (Odenkirchen):  Der  Erbfall  der  v.  Harfschen  Güter.  Seh.  Jülich.  I5:J8. 
(2W)0/598ü.) 

307.  V.  Bronkhorst,  Graf  Hermann  Dietrich,  (Auholt)  g.  Gerhard  v.  Lutzel- 
bnrg  (Hollonia):  Forderung  an  AUodialgtiter  u.  Immission  in  die  Herrschaft 
Mein.     Seh.  A.     1600.     (2005/5985.) 

308.  Brotz,  Dietrich,  (Mastricht)  g.  Heinrich  Heer  ((iangelt):  Besitz 
4ea  Hofe«  Laer.    Jtllichsche  Richter  zu  Wassenberg.    1548.    (2023/6032.) 

309.  Bnmx,  (iottfried  Lambert,  g.  Peter  (jambart  n.  Johann  Peter 
o-  Jakob  Adolph  Schlögel:  Versatz  eines  Hauses  u.  einer  Färberei  für 
tüOO  Fl.     Seh.  A.     1770.     (2025/6087.) 


106  HermaDD  YeltmsQ 

310.  V.  der  Brflggen,  Philipp,  Handclamann,  (Burtscheiii)  g.  BUrger- 
meiatcr  u.  Rath  der  Rcicbastadt  A.  n.  Wnge-AdministiatioD  zn  A.:  Weg- 
nahme mehrerer  Ballcu  Katfoebobuen,  welche  der  K.  i)oi  einem  Aachener 
KanfiuanDe  deponirt  hatte,  seitens  der  rerklngten  Wagc-Admioistration 
wegen  angehlicher  Umgehung  dci  Acuise-Entriciituug.  Seh.  A.  1792.  (Extra- 
jndiciulia  60.) 

311.  Bruer,  Johann,  u.  con».,  (Haüselt)  g.  Johann  Bude  (EeydingeD): 
Eine  jilhrlichc  Gülte  von  5  Malter  Boggen  an  die  Kirche  zn  Uasaolt  Hauptger. 
Jülich.      ISS9.     (3303/6914.) 

•il'i.  Briiser,  Peter,  g.  Gcihaid  Kost;  Erbschaft.  Suh.  A.  1525. 
(23Ü3/6915.) 

313.  Brnnner,  Heinrich  Wilhelm,  g.  NioolauB  u.  Johann  Nntten:  Retrakt 
eine»  Hauses,    fttagistrat  zu  Aachen.     1750.    (2319/6975.) 

3H.  Uruwor,  Johann,  (Ottweiler)  g.  Reinliard  v.  Binsfeld  (Bruggcn): 
Ein  alljährlich  in  den  Uyrbachsbof  zu  bezahlender  Simmer  Boggen.  Schalt- 
heisa  u.  Seh.  des  Qer.  zu  ßastweiler  im  Sprengel  des  Hanptger.  Jauch.  1528. 
(2331/7011.) 

315.  Back,  Roland,  g.  Ottilie  v.  der  Kanne:  Forderung  von  lUOO  Fl. 
Seh.  A.     15IS.     (2050/618S.) 

316.  Bück,  Culin,  g.  Qcrhard  v.  Kattenlach:  Schuldfordcrang  von  500  Fl. 
Seh.  A.     1530.     (2051/6184.) 

317.  Bück,  Colin,  g.  Peter  Bncks  Wwe.:  Nicht  ersichtlich.  Seh,  A. 
1573.     (2052/8185.) 

31t).  Bnck,  Oatbarinas  Vormund,  Johann  v.  Merode,  (A.  u.  Buir)  g. 
das  Kloster  Reiehenstein  (Reichen^lcin) :  RIkkständigc  ErbpSchte  des  Hofes 
zn  Etzendorf.    Hauptger.  Jülich.     I55Ü.    (2053/6186.) 

319.  v.  Bück,  Reinhards  Wwc,  Anna  geb.  v.  Uocbkircbcn,  g.  Wilhelm 
V.  Wilre:  Jfihrliclie  Renten  o.  Zehnten  von  einem  Hofe.  Hauptger.  Jülich. 
1567.     (3054/6187.) 

'SÜß.  Back,  Lueie,  g.  Bernhard  Koumanu:  Erbtheilung.  Scb.  A.  1585. 
(2055/61 B9.) 

321.  Bück  V.  Lichtenberg,  Frarabach,  n.  Anna  v.  Hochkircben  (Sicratorf) 
g.  die  Gläubiger  Johanns  v.  Hochkircben  (?):  Die  Verlasse nschaft  des  Johann 
T.  Hochkircben.    Rkg.     1587.    (3056/6190.) 

:ta-  Bück  V.  Licbtenberg,  Frambach,  (Sierstorf)  g.  Dr.  Peter  Blank- 
hards  Wwe.:  Pachtung  dca  Hauses  Hocbkirchcn.  Seh.  A.    1593.    (2057/6191.) 

3'23.  Bück,  Johann,  g.  Franz  Boon  u.  Uoddert  v.  Freinsheim:  Real-  u. 
Verbal- liOuricn.    Siadtrath  zn  A.     1665.    (2059/6193.) 

321.  Bueket,  genannt  Walpot,  Johann,  g.  Arnold  Fnnk:  Schuldfordcrang. 
Seh.  A.     1534.     (2064/6200.) 

325.    Buci|uo.v,   Jakul),   (Cüln)    g.    laaak   Loth:      Schuld fordcrung   von 

iild- 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  107 

327.  Budde,  Johann,  g.  Heinrich  Bannct^s  Wwe. :  Forderung  von  61 1  rthlr. 
iyrh.  A.     1622.     (2071/6209.) 

328.  Budde,  Johann,  g.  Nicolans  Kluter  oder  Kleuter:  200  rthlr.  Dar- 
lehen laut  Haudschein.     Seh.  A.     1628.    (2400/7221.) 

329.  Budtcr,  Johann,  g.  Johann  Untzer:  Erbschaft  u.  ein  Weg  zu  dem 
Erbe  des  Appellanten.    Seh.  A.     1534.    (2079/6237.) 

330.  Buel,  Johann,  g.  Dionius  Proen  (Lttttich):  Jährliche  Pacht  von 
2(»  Mödde  Roggen  von  dem  Hof  zum  rothen  Schild.  Schul theiss  u.  Seh.  der 
Bank  u.  des  Ger.  von  Heer.  1530.  (6241.)  Abgcg.  an  Limburg;  Grcfläer 
dns  Provinz ial-(ilerichtshof es  zu  Mastricht,  am  27.  April  1852. 

.131.  V.  Euer,  Werner,  (Cöln)  g.  Dionis  v.  Hohenkirchen  (Düren):  Schuld- 
ftjHerung.   Vogt  u.  Schultheiss  des  der.  zu  Hohenkirchen.    1521.   (2080/6242.) 

332.  V.  Buer,  Adam  n.  Hermann,  (Zülpich)  g.  Johann  v.  Merodc  dlloffalizc 
•  Frankenberg):  Das  Lehen  Frankenberg  mit  Zugehör.  Mannkammer  des 
Föratenthums  Jülich.     1587.    (2083/6245.) 

333.  Buirette,  Johann,  u.  cons.,  g.  Hans  u.  Agnes  Stuppartz:  Arrest 
Mf  die  Güter  des  Johann  Manbach.    Seh.  A.     1641.    (2098/6280.) 

.134.  Bairette,  Johann,  u.  cons.,  g.  Arnold  Schmidt:  Schul dford er ung. 
Nrb.  A.     1644.     (2099/6281.) 

^t3I>.  Buirette,  Johann  u.  Daniel,  g.  Cornelius  Barchmann  u.  cons.  (Amster- 
dtni):  Vorzug  im  Konkurs  des  Johann  Blanche.    Seh.  A.    1676.    (2100/6284.) 

336.  Buirette,  Johann  u.  Daniel,  g.  Cornelius  Barchmann  u.  cons.  (Amster- 
dAflit:    Eine  Realkaution  fttr  4307  rthlr.    Seh.  A.     1680.    (2101/6285.) 

337.  Buirette,  Daniel,  g.  Mathis  Leycndeckcr:  Baudifferenzen  wegen 
FfDirterrecht.    Seh.  A.     1681.    (2102/6286.) 

338.  V.  Buisbach,  Walther,  g.  Wilhelm  Alberts:  8  Morgen  Land  am  Vieh- 
wt'g  ober  dem  Hastenberg.    Lehnger.  Cornelimttnster.    1556.    (2103/6288.) 

339.  Bundt,  Johann,  (Jülich)  g.  Peter  Schmidt  (Kloster  Brandenberg  bei 
<'*'melimünflter):  Elinige  verpfändete  Güter.  Seh.  des  ünterger.  St.  Comeli- 
mnnster.     1534.     (2126/6372.) 

310.  Bundt,  Johann,  (Jülich)  g.  den  Abt  zu  St.  Cornelimünster  (Corneli-. 
ttünster):    Entsetzung  aus  einem  Hof  u.  Gütern.    Rkg.     1535.    (2127/6373.) 

311.  Bundt,  Johann,  (JiUi<'.h)  g.  Bastian  in  der  Weiden:  Nach  der 
iW-hauptung  des  Abtes  von  Cornelimttnster  eine  Forderung  von  nicht  einmal 
13  Fl.,  weshalb  derselbe  die  Appellabilität  der  Sache  bestreitet.  Seh.  ('orneli- 
manster.     1534.     (2128/6374.) 

342.  Bundt,  Johann,  (Jülich)  g.  Johann  Weicnhofen  (Cornelimünster): 
Vholdforderung.     Rkg.     1537.    (2129/6375.) 

313.  Bundt,  Johann,  (Jülich)  g.  Johann  Weicnhofen  (Cornelimttnster): 
bjorien.     Rkg.     1549.     (2130/6376.) 

344.  V.  Bungart,  Agnes,  Wwe.  des  Franz  v.  Hanxelcr,  Frau  zu  Hi-r- 
^tAÜ*,  (?)  g.  Johann  Crispin  u.  Johann  v.  Isleben  (Jülich):    Schuldforderung; 


'    Vgl.  ZwiUcbriA  de«  Aachener  Geschichteverülns  Bd.  X,  ä.  44. 


108  Hennann  Yeltman 

näheres  ist  nicht  ersichtlich.     FürstL  Kanzler   a.  Bath  zu  Jülich.     1568. 
(138a/1028.) 

345*  auf  der  Burg,  Simon,  (Cornclimünster)  g.  Jakob  Ungleich  u.  cons. 
(Gressenich):  Versperrung  eines  offenen  Weges.  Lehnger.  Cornelimünster. 
1534.     (2185/6452.) 

346.  Burkhart,  Georg,  g.  Anton  v.  Clairmont:  Injurien.  Magistrat  zu 
A.     1548.     (2205/6529.) 

347.  Burkhart,  Georg,  g.  Johann  Naber  u.  cons.  (Haren):  Das  Gut 
Hammelmannshof.     Seh.  A.     1548.     (2206/6530.) 

348.  Burkhart,  Georg,  g.  Gerhard  Boss  (Haren):  18  Malter  u.  4  Fass 
Koggen  u.  eine  Geldprästation  von  21  Aachener  Gulden.  Seh.  A.  1554. 
(2207/6531.) 

349.  Burkhart,  Georg,  g.  Peter  Morenfeld:  Injurien.  Seh.  A.  1555. 
(2208/6533.) 

350.  de  Burneville,  Gereon,  (Malmundarium),  g.  Quirinus  Wilhelm!  (Mal- 
mnndarium):    Retractus  domus.    Consilium  Stabulense.     1650.    (2212/6566.) 

351.  de  Bourneville,  Joannes,  (Malmundarium)  g.  Thomas  Paschasius  et 
cons.  (Malmundarium):  Injuriae  verbales.  Alta  justitia  Malmundariensis. 
1652.     (2213/6567.) 

352.  V.  Burscheid,  Caspar  Friedrich,  (Merotgen)  g.  N.  Linz  (Eschweiler): 
Ein  Kirchenstuhl  in  der  Pfarrkirche  zu  Eschweiler.  Geheimraths-Kolieg  zu 
Düsseldorf.     1735.     (1907/5730.) 

353.  Bursgen,  Johann  Wilhelm,  g.  Johann  Conrad  Thile:  Injurien. 
Seh.  A.     1659.     (2214/6571.) 

354-  Bourscheid  [richtig  Burtscheid],  adeliges  Damenstift,  g.  v.  Merodc, 
(Frankenberg):  Feindlicher  Einfall  in  den  Burtscheider  Forst.  Rkg.  1515. 
(1857/5677.) 

355.  Burtscheid,  Äbtissin  des  Kaiserlichen  freien  Stifts,  g.  Franz  Iguaz 
Graf  V.  Merode  d'Hoffalize :  In  der  Herrlichkeit  Burtscheid  gelegene  Güter, 
Mühlen,  Weiher  u.  s.  w.  Ger.  Burtscheid.  1705  u.  1725.  (1858/5678  u. 
1859/5679.) 

356.  Burtscheid,  Damenstift,  g.  den  Vogt  zu  Burtscheid:  Das  Bier- 
zapfen.   Ger.  Burtscheid.     1557.    (1860/5680  u.  81.) 

357.  Burtscheid,  Gemeinde,  g.  die  Äbtissin  zu  Burtscheid  u.  Adam 
V.  Merode  (Frankenberg):  Der  Gemeindewald,  Oberbusch  genannt.  Herzogt 
Brabantsche  Käthe  als  arbitri.     1584.    (1872/5691.) 

358.  Burtscheid,  Gemeinde,  g.  die  Äbtissin  zu  Burtscheid  u.  cons.: 
Herausgabe  entzogener  Ländereien,  Widerruf  von  Edikten  wegen  Bier,  Wein 
u.  s.  w.     Rkg.     1724.     (1873/5692.) 

359.  Burtscheid,  Gemeinde,  g.  Johann  Jakob  Meyer  (Burtscheid):  Jähr- 
liche Entrichtung  des  6.  Pfennigs  von  Hauszinsen.   Seh.  A.    1727.   (1874/5693.) 

360.  Burtscheid,  Geracinde-Verordnete  zu,  g.  Jakob  Moll  (Burtscheid): 
Holzfällen  u.  dessen  Verkauf.    Seh.  A.     1731.    (1875/5694.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  109 

961.  Burtscheid,  Schöffenmeister  u.  Seh.  des  Ger.,  Dorfs  u.  Herrlichkeit, 
g.  Arnold  Verken  (Burtscheid):    Jurisdiktion.    Seh.  A.     1671.    (1881/5700.) 

362.  Burtscheid,  Major,  Statthalter  u.  Seh.  zu,  g.  Johann  Wilhelm  Probst 
0.  cons.  (Burtscheid):  Besteuerungsrecht  zur  Tilgung  der  Kriegsschulden. 
Seh.  Ä.     1682.     (1882/5701.) 

363.  Burtscheid,  Gemeinde- Verordnete  der  Herrlichkeit,  g.  den  Kur- 
kölnischen  Oflizial  u.  cons.  (Cöln):  Einmischung  in  die  weltliche  Gerichts- 
barkeit.   Rkg.     1744.     (1883/5702.) 

364.  Burtscheid,  Johann  Engel,  als  Nachbar-Forstmeister  der  Herrlich- 
keil, g.  V.  Brachel  zu  Tetz:  Demolirung  eines  neuen  Grabens  in  dem  Burt- 
sAeider  Oberbusch.     Seh.' A.     1748.     (1884/5703.) 

365.  V.  Burtscheid,  Johann,  genannt  Bürgerhaus,  g.  Peter  v.  Treuen: 
Einige  Erbgüter.     Kaiserliche  Kommissarien.     1526.    (1885/5704.) 

366.  Burtscheid,  Peter  Treue  aus  Burtscheid,  (?)  g.  Wilhelm  Klocker  (?): 
Schnldforderung  von  1000  Goldg.    Seh.  A.     1528.    (5705.) 

367.  V.  Burtscheid,  Karl,  genannt  Burgerhaus,  g.  Simon  Engelbrechts 
Wwe.:    Schuldforderung.    Seh.  A.     1553.    (1886/5706.) 

368.  T.  Burtscheid,  Johann,  genannt  Burgerhaus,  g.  Leonhard  Würth: 
Ihr  zehnte  Theil  am  Leinemanns  Haus  in  der  Pontstrasse.  Seh.  A.  1596. 
(18S7,5707.) 

369.  Buschmann,  Arnold,  (Landwyck)  g.  Dietrich  Pölfnann  (?):  Ent- 
i^tzung  aus  Erbgütern.  Die  Bank  von  Donk;  II.  Inst.  Seh.  A.  1539. 
<i230/66S4.) 

376.  Buschmann,  Rochus  u.  Anna,  Vater  u.  Tochter,  g.  Claus  Busch: 
Personal-Arrest  wegen  Schulden.     Seh.  A.     1588.    (2232/6686.) 

371.  Buschmann,  Johann,  (Cornelimünster)  g.  Karl  Schön:  Schuld- 
f"rderung  für  geliefertes  Eisen.  Schultheiss  u.  Seh.  des  Gotteshauses  Corneli- 
mOnster.     1592.     (2283/6637.) 

372.  Bussbach,  Gemeinde  u.  Nachbarschaft  zu,  (Bussbach)  g.  Leonhard 
Momma:    Weidgangs-Gerechtsame.    Ger.  Cornelimünster.    1663.   (2238/6683.) 

373-  Bowinghausen  [richtig  Buwinghausen],  genannt  v.  Walmcrode, 
Hermann,  (Hachburg)  g.  Gebrüder  Hoen  v.  Cartheils  (Lintem):  Erbsehaft. 
Rkg.     1575.     (1916/5745a.) 

374.  Buwinghausen,  genannt  v.  Walmerode,  Hermann,  (Hachbruch)  g. 
Oebrilder  Hoen  v.  Cartheils  (Lintem):  Güterbesitz.  Die  Lebnherreu  des 
Königl.  Stuhls  der  Stadt  A.     1575.    (1917/5745b.) 

375«  Buwinghausen,  genannt  v.  Walmerode,  Hermann,  (Hachburg)  g. 
Adolph  V.  Paland  u.  cons.  (Honingen):  Injurien.  Hauptger.  Jülich.  1589. 
(1918,5746.) 

376.  Buwinghausen,  genannt  v.  Walmcrode,  Hermann,  (Hachburg)  g. 
di*  Gemeinde  Cosslar  (Cosslar):  Gerichtsbarkeit  über  das  Schloss  u.  Dorf 
Eiufulsdorf.     Hauptger.  Jülich.     1597.     (1919/5747.) 

377.  V.  Calckum,  genannt  Lohausen,  Freiherr,  (Hueckelhofen  u.  Kttnckel, 
^tt  Erkelenx)  g.  Franz  Dorzt,  Freiherr  v.  Dehlen  u.  cons.  (Eothheim,  Haus 


110  Hermann  Veltman 

Kunkel):   Zahlung  der  Schulden  des  Nachlasses  des  Generals  v.  Zobel  auf 
KUnkel.   Kurfttrstl.  Ptälzischer  Hofrath  zu  Düsseldorf.     1742.  (46/63.) 

378.  V.  ('alckum,  genannt  Lohausen,  uxorio  nomine,  (Diirwiss,  Kreis 
Jülich)  g.  Wwe.,  modo  Erben  Huyssen  (Essen),  Wwe.  v.  Sehirp,  modo  v.  Leithen 
(Baldeney):  Forderung  von  650  rthlr.  auf  den  v.  Drimbornschen  Gütern. 
Kanzlei  der  Abtei  zu  Werden  (Kreis  Essen).     1750.    (49/66.) 

379.  Calix,  Caspar,  g.  Hermann  Braun:  novi  operis  nuntiatio.  Seh.  A. 
1623.     (44/60.) 

380.  V.  der  Camen,  Bernhard,  Kaufmann,  g.  Adolf  Wiler  oder  v.  Weyler: 
200  Goldg.  aus  einer  Erbschaft.    Richter  u.  Seh  A.     1639.    (56/85.) 

381.  a  Campo,  Mathias,  als  Nachbarsmann  der  Gemeinde  Burtscheid, 
n.  Arnold  Verken  u.  cons.,  (Burtscheid)  g.  Heinrich  Schorn  (Burtscheid):  Ver- 
legung eines  Wasser-Abflusses  (Adoths)  neben  seinem  Hause.  Ger.  des  Dorfs 
u.  der  Herrlichkeit  Burtscheid,  femer  Seh.  A.     1747.    73/146. 

382.  Canto,  Erbgenahmeu,  u.  Heinsberg  u.  Clapp,  als  Adjudikatarc  des 
Hauses  Engelsdorf  bei  Aldenhofen,  (Engelsdorf  bei  Aldenhofen  im  Herzog- 
thum  Jülich)  g.  die  Erben  des  Generals  v.  Dopf,  das  Kapitel  ad  St.  Andream, 
Nicolaus  de  Groote  (Oöln):  In  der  Konkurs-Sache  Holz  über  Haus  Engelsdorf, 
Renten  u.  s.  w.  Kurpfälzischer  Jülich-Bergischer  Hofrath  zu  Düsseldorf.  1718. 
(88/175.) 

383.  Capler  (irrig,  vielmehr  v.  Bautze),  Geschwister  Marie  Agnes, 
Jacobe  u.  Lambertine,  (A.,  Brüssel  u.  Clermout)  g.  Paul  oder  Franz  Frentz: 
Räumung  des  gepachteten  Hauses,  Hofes  u.  der  Bäder  zu  A.  Seh.  A.  1 655. 
(95/201.) 

384.  Carlier,  Peter,  Namens  seiner  Frau,  g.  Peter  Weisweilers  minorenne 
Kinder:  Statutarischer  Niessbrauch  vom  Vermögen  der  Kinder.  Seh.  A. 
1626.     (133/266a.) 

385.  Carlier,  Peter,  g.  Jakob  Steinfunder:  Possessorium:  jährliche  Rente 
von  6  rthlr.  u.  Erbschaften.    Seh.  A.     1637.    (114/266b.) 

♦J86.  Carlis,  Servatz,  g.  Jude  Simon:  Tubefugte  Arrest-Anlegung  auf 
die  Fahrniss  des  K^s.;  gefängliche  Einziehung  u.  Durchprügelung  seiner 
Person,  Forderung  von  150  Goldg.    Seh.  A.     1636.    (115/267.) 

387.  Carlis,  Johann,  g.  Gillis  v.  Schell:  Räumung  eines  verkauften 
Hauses.     Seh.  A.     1624.     (116/268.) 

388.  V.  Cartheils,  Ivo  Hoen,  auch  Ivo  Hoen  van  Cartyls  genannt,  g. 
Hermann  Buwinghausen  (Wallerode):  Störung  im  Besitze  eines  Hauses  zum 
Candel  genannt.    Seh.  A.     1572.     (121/290.) 

389.  V.  Cartheils,  Ivo  Hoen,  (A.,  auf  dem  Kandel  auf  Carteils)  g.  Ge- 
brüder Hundt  V.  Neuenhoven  (Huntemühle) :  Besitz  der  Cortenbacher  Benden. 
Seh.  der  Herrlichkeit  Wilre  u.  Seh.  A.     1576.    (123/292.) 

390.  Hoen  v.  Carthjls,  Isabella  u.  Salome,  sowie  die  übrigen  Bluts- 
freunde des  zu  Lüttich  ermordeten  Florissen  Hoen  v.  Carthyls,  (Rummen,  uf 
der  Lesch,  zu  Bietz,  Binkom  u.  s.  w.)  g.  Maria  v.  Blitterwikh  (Mastricht) 
u.  Kanzler  u.  Räthe  des  Hohen  Raths  im  Herzogthum  Brabant  (Brüssel): 


112  Hermann  Veltman 

Heide  längs  dem  Bache  abgehauener  Bäume  u.  eines  dort  hin  weggenommeneu 
Steins.     Seh.  A.     1717.     (899/2027.) 

400.  Chorus,  Cornelius,  g.  Michael  de  Broe :  Streitigkeiten  über  Gerecht- 
same des  Gutes  Diepenbeudt,  welches  K.  vom  Freiherrn  v.  Wylre  gekauft, 
namentlich  über  die  Zubehörigkcit  des  Faulenbroichs  Weihers,  über  die  Be- 
nutzung des  Wurm-Flüssleins  u.  s.  w.    Seh.  A.     1722.    (900/2028.) 

401.  Chorus,  Cornelius,  u.  Greve  u.  6  Meister  der  Nähnadel- Ambacht, 
g.  Peter  Merken  et  cous.:  Verpflichtung  des  V.,  das  Merkzeichen  des  K*s. 
auf  den  von  ihm  fabrizirten  Nadeln,  ein  wildes  Männlein,  auf  seinem  Fabri- 
kate nicht  nachzumachen.    Seh.  A.     1727.    (901/2029.) 

402.  Chorus,  Cornelius,  n.  seine  beiden  Söhne,  g.  Gottfried  Strauch, 
Peter  Merken  u.  Johann  Graf:  Verurtheilung  der  V.,  sich  des  Braumannschen 
Nadelzeichens,  eines  Bubs  oder  Männleins,  sowie  des  Strauchschen  Zeichens, 
eines  bedeckten  Herzens,  als  welche  sie  nicht  in  dem  Ambachts-Buche  haben 
einschlagen  lassen,  zu  enthalten,  bei  Gefahr  der  Strafe,  nach  dem  Grashause 
zu  gehen.    Seh.  A.     1727.    (902/2030.) 

403.  Chorus,  Wwe.  des  Bürgermeisters,  g.  die  Erben  des  Johannes  Knops : 
Forderung  von  1458  rthlr.  Saldo  für  geliefertes  Bier.  Seh.  A.  1725.  (903/2031.) 

404.  Chorus,  sämmtliche  Erbgenahmen  in  der  Stadt  A.,  g.  den  Abt  des 
Gotteshauses  zu  Comelimünster,  Priester  Gottfried  Chorus  zu  Burtscheid 
u.  Landdechant  u.  Assessoren  der  Christianität  zu  Jülich :  Johann  Kessel  aus 
A.  hatte  in  der  Pfarrkirche  zu  Forst  eine  wöchentliche  Sing-Messe  gestiftet 
u.  zu  diesem  Beneficium  seinen  Vetter  Gottfried  Chorus  präsentirt.  Nach 
dem  Tode  des  Kessel  wurde  vor  dem  adeligen  Seh.  zu  A.  wegen  Anlegung 
der  Kapitalien  der  Fundation  prozessirt,  Gottfried  Chorus  appellirte  aber 
von  dem  Erkenntnisse  des  Seh.  an  die  Christianität  zu  Jülich  u.  den  Prälaten 
zu  Comelimünster.  K.  beantragen  Kassation  des  Verfahrens  wegen  Inkompe- 
tenz des  geistlichen  u.  Prävention  des  weltlichen  Gerichts.  Bkg.  1725. 
(904/2032.) 

40f).  Chorus,  Quirins  Wwe.  Adelheid  geb.  Schreiber,  g.  Kaufmann  Stephan 
Beissel:  Herausgabe  des  von  der  Wwe.  Potgens,  einer  Schwester  des  Quirin 
Chorus,  hinterlassenen  Vermögens;  Rekonvention  wegen  23jähriger  Verpflegung 
der  Erblasserin  u.  s.  w.  Kleiner  Rath  resp.  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt  A. 
1753.     (905/2033.) 

406.  Chorus,  Cornelius,  g.  Johann  Wilhelm  v.  Imber:  Admission  des 
K's.  zum  Retrakte  des  halben  Hauses  zum  Ferken.  Seh.  A.   1735.  (906/2034.) 

407.  Chorus,  Cornelius,  der  Jüngere,  g.  Licentiat  Franz  Rudolf  Collen- 
bach  u.  dessen  Ehefrau,  Tochter  zweiter  Ehe  des  Cornelius  Chorus  des  Aeltem; 
Herausgabe  eines  7.  Theils  des  elterlichen  Vermögens  an  den  K.  Seh.  A. 
1758.     (908/2036.) 

408.  Christ,  Christian,  Schneider,  u.  die  Schneiderzunft,  g.  den  General- 
Wachtmeister  Andreas  v.  Waidenburg:  Aufhebung  eines  durch  den  Greven 
der  Schneiderzunft  auf  Antrag  des  V.  wegen  178  Gulden  Schneiderlohn  an- 


Aachener  Proiesse  am  Reichskammorge rieht.  113 

gelegten  Arrestes  auf  ein  neues  Kleid  des  E's.;  Jurisdiktion  der  Zunft  in 
Hand  Werkssachen.    Seh.  A.     1689.    (284/934.) 

409.  ClÄrmont,  Nicolaus,  g.  Peter  v.  Hasfeld  oder  Hesfeld:  94  rthlr. 
aus  einem  Kauf-Kontrakte  resp.  Handscheine.  Der  Stadt  A.  Werkmeister  in 
L,  Bftrgermeister  u.  Rath  in  II.  Inst.     1549.    (165/494.) 

410.  Clarwassers,  Wwe.  Agnes,  (Düren)  g.  Wwe.  des  Doktors  Sehern, 
Tatharine  geh.  Holtzenci,  (Düren)  resp.  deren  Kinder,  vertreten  durch  Jakob 
Weierstras  (Cöln):  Schaden-Ersatz  u.  Arrest-Anlegung.  Schultheiss  u.  Seh. 
des  Stadt-  u.  Hauptger.  in  Düren  in  1°*',  Jülich  u.  Bergischer  Hofrath  zu 
Düsseldorf  in  II***  Inst     1656.    (175/507.) 

411.  V.  Claw,  Wilhelm  Everhard,  Obrist,  g.  Johann  Roiss  (Jülich):  600 
rthlr.  für  dem  V.  im  Winterquartiere  zu  Jülich  geleistete  Vorschüsse.  Die 
Äbtissin  u.  Prinzessin  im  Zustande  zweier  Kanonissen  u.  der  Mannen  des 
Lehnhofs  zu  Thoren  im  Bisthum  Lüttich.     1663.    (182/523.) 

412.  Clemens,  Peter,  (Cöln)  g.  Catharine  zur  Kannen,  Philipp  Daniels 
nachgelassene  Wwe.:  Rechnungslegung  u.  Zahlung  aus  einem  Liefcrungs- 
Vertrage  in  Betreff  von  Kesseln,  unter  Personal-Arrestation  der  V.  Seh.  A. 
1531.     (231/822.) 

413.  Clemens,  Peters  Erben,  (Cöln)  g.  Catharine  zur  Kannen,  Philipp 
Ihiniels  nachgelassene  Wwe.:  Erfüllung  eines  mit  dem  verstorbenen  Kupfer- 
'*chlÄger  n.  Drahtzieher  Philipp  Daniel  abgeschlossenen  Vertrags  durch 
Lieferung  von  27,738  Pftind  Draht  oder  Entschädigung  mit  3000  Goldg. 
Sc\l  A.     1545.     (232/823.) 

414.  Clemens,  Peter,  (Cöln)  g.  Gobbel  Bücking:  Forderung  für  geliefertes 
Kupfer,  Blei  u.  Draht  ad  97  Gulden  u.  Personal-Arrestation  des  V.  zu  A. 
S-b.  A.     1534.     (233/824.) 

415.  Clermont,  Johanns  Wwe.  Johanna,  g.  Reinhard  Minicus:  Theilung 
des  Nachlasses  des  Johann  Clermont  zwischen  seiner  Tochter  erster  Ehe  —  der 
Ehefrau  des  K's.  —  u.  seiner  Wwe.,  der  V.    Seh.  A.     1558.    (240/843.) 

416.  Clermont,  Wwe.,  g.  Wwe.  de  Broe:  Anlage  eines  neuen  Werks 
an  der  Mühle  der  V.  in  der  Aachener  Heide  belegen,  u.  Wasserlauf  an  dem 
.faulen  Bruche".     Seh.  A.     1743.     (241/844.) 

417.  le  Clerque,  Leonhard  u.  Theodor,  g.  Friedrich  Wilhelm  Bemberg 
(C^^ln),  Wwe.  Gracht  u.  Schmidts  (A.):  Verurtheilung  der  V.  (Kinder  erster  Ehe 
des  Johannes  le  Clerque)  zur  Zahlung  der  von  diesem  nachgelassenen  Schulden, 
Genuch  der  V.  um  Restitution  wider  die  Erbschafts-Antretung.  Seh.  A. 
1754.     (242/848.) 

418.  Closteijan,  Mathis,  (Burtscheid)  g.  Martin  Küper:  Injurien  durch 
d^n  Vorwurf  einer  Mordthat.  Vogt,  Meier  u.  Seh.  des  Ger.  der  Herrlichkeit 
bartscheid  in  I.,  u.  Seh.  A.  in  IL  Inst.     1619.    (914/2006.) 

419.  Closterrode,  Abt  des  Gotteshauses,  (Closterrode  im  Lande  Her- 
zogenrode  im  Herzogthum  Limburg)  g.  Johann  v.  Holz,  dessen  Schwester 
Sibille  o.  Peter  Horpusch,  nachher  deren  Erben :  Johann  v.  Horpusch  u.  Johann 
V,  Weiter  (Kucknm):    Der  Zehnten  zu  Schleibaeh,  welchen  K.  als  Pertinenz 

8 


114  Hermann  Veltman 

des  Gutes  Knckum  g.  den  verklagten  Abt  resp.  den  Pastor  zu  Kirchrode  in 
Anspruch  nehmen.  Seh.  Linden  im  Amte  Wilhelmstein  in  I.,  Hauptgor.  Jülich 
in  II.  u.  Hofger.  Düsseldorf  in  III.  Inst.     1587.    (915/2067.) 

420.  Cloet,  Johann  Wilhelm,  für  sich  u.  die  übrigen  Cloetschen  Mit- 
erben, (Düsseldorf)  g.  Obrist-Lieutenant  Kucki  (Bücken  im  Lande  Jülich): 
Schuld forderung  von  2000  rthlr.  u.  Streit  über  den  Werth  des  Geldes.  Jülich- 
Bergscher  Hofrath  zu  Düsseldorf.     1699.    (925/2079.) 

421.  Clotz,  Mathias  Gerhard,  g.  Winand  Koch  u.  Mathias  Brüll:  Zahlung 
von  566  rthlr.  aus  einem  Wechsel.    Seh.  u.  Rath  A.     1729.    (930/2087.) 

422.  V.  Clouth,  Freiherr,  (Lauersfort)  g.  Freiherr  v.  Arcen  (Arcen  in 
Brabant  u.  Bachem  im  Lande  Jülich):  Rückgabe  des  versetzten  Palander 
Hofs  im  Lande  Jülich  g.  Deposition  von  4000  rthlr.  Jülich-Bergsches  Hofger. 
Düsseldorf.     1703.     (935/2092.) 

423.  V.  Cluth,  Johann,  Namens  seiner  mit  Elisabeth  v.  Holzem  er- 
zielten Kinder,  (Ruhr  bei  Heinsberg)  g.  Adelheid  v.  Hobsem,  Wwe.  v.  Nievel- 
stein  (Cöln):  Zahlung  der  der  Agnes  v.  Holzem  gebührenden  Abfindung  von 
3000  rthlr.  an  die  K.  als  deren  nächste  Erbin.  Kanzlei  zu  Düsseldorf. 
1658.     (931/2088.) 

424.  V.  Cluth,  Johann  Caspar,  (Ruhr  bei  Heinsberg)  g.  v.  Holzem,  Wwe. 
V.  Nievelstein  (?):  Redintegration  der  1688  bei  dem  Brande  von  Speier  aus 
dem  Kammerger.-Archive  entkommenen  u.  nach  Strassburg  geführten  Akten, 
wahrscheinlich  der  sub  2088  verzeichneten.    Rkg.     1696.    (932/2089.) 

425.  de  Coewareme  seu  Corswarem,  comes  de  Nyel,  (Leodium)  g.  Abbas 
et  conventus  Mallongiensis  (Malmundarium) :  Jus  venandi  in  bonis  abbatis  a 
reo  nomine  principis  qua  regale  praetensum,  exceptio  incompetentiae  judicis 
ecclesiastici  et  exceptio,  venationem  monachis  non  esse  permissam.  Officialis 
Leodiensis.     1670.     (344a/ 1068.) 

426.  Coirmann,  Reiner,  für  sich  u.  als  Vormund  der  Minorennen  Bennet 
u.  Pelzer,  g.  Johann  Hütten  u.  Gottfried  v.  Wachtendong:  Verpflichtung 
der  V.,  ihres  fallirten  Vaters  resp.  Schwiegervaters  Johann  Hütten  zu  Schön- 
forst Schulden  zu  bezahlen,  namentlich  eine  Forderung  der  K.  aus  geführter 
Vormundschaft.  Jülich-Bergsches  Hofger.  Düsseldorf  in  IL  Inst.;  I.  Inst, 
constirt  nicht.     1672.    (862/1961.) 

427.  Colin,  Melchior,  g.  Johann  Stoed,  Priesttr,  (Kinsweiler) :  Wieder- 
einlösung der  vom  Hofe  zu  Merz  verpfändeten  jährlichen  12  Malter  Roggen. 
Seh.  Merz  u.  Hauptger.  Jülich.     1540.    (381/1117.) 

428.  Colin,  Rütger,  (Wierd)  g.  Franz  Emondi,  Mathias  Koppers  u.  Johann 
Stock  (Wierd):  Nicht  ersichtlich.  Seh.  Werth  nach  eingeholtem  Rath  des 
Seh.  A.     1548.     (382/1118.) 

429.  Colin,  Johann,  g.  Catharine  Wimmar:  Zahlung  einer  Rente  von 
500  Gulden  für  die  dem  V.  überlassenen  erblichen  unbeweglichen  Güter  in 
der  Herrlichkeit  Schönforst,  an  welchen  der  Klägerin  die  Leibzucht  zustand. 
Seh.  A.     1569.    (S8S/1U9.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergerieht.  115 

430.  Colin,  Johann,  Bonifaz  u.  Simon,  Gebrüder,  g.  Apolonia  Colin: 
Heransgabe  des  5.  Theils  des  gesammteu  Nachlasses  der  Eheleute  Bonifaz 
('olin  n.  Catharine  Wimmer.    Seh.  A.     1572.    (384/1120.) 

431.  Colins,  Nellis,  (?)  g.  Arnold  Coetgen  et  cons.  (?);  Nicht  ersichtlich. 
Meier  u.  Seh.  A.     1539.    (380/1116.) 

432.  CoUa  de  Saarbrot,  Johannis  uxor,  (Robeyille)  g.  vidua  Johannis 
Marqnet  (prope  Malmnndarium):  lUegalis  executio  in  bona  actricis  et  in  bona 
prolibus  suis  prioris  thori  proprietaria  ob  summam  300  dalerorum  viduae 
Johannis  Marcquet  (per  nudam  alapam  occisi)  a  marito  actricis  in  banno 
decennalli  absente  debitam.  Deputati  consiliarii  et  judices  Stabale ti  resp.  alta 
mria  Malmundariensis.    1656.    (385a/1124.) 

433.  Collard,  Scbastiani  vidna,  Maria  Theresia,  uata  Falize,  (Malmun- 
darium)  g.  Habertas  Collard  (Malmandariam) :  Validitas  testamenti  a  defancto 
marito  appellautis  relicti,  per  quod  appellans  haeres  institata  est  omnium 
bonomm  defuncti.    Consilium  provinciale  Stabulense.     1790.    (385b/1129.) 

434.  V.  Collenbach,  Franz  Rudolph,  Geheimer  Rath,  g.  Cornelias  Chorus 
den  Jungem:  Herausgabe  des  7.  Theils  aller  Ton  Cornelius  Chorus  dem  Aeltcrn 
nachgelassenen  eingebrachten  Mobilien  u.  während  der  zweiten  Ehe  gewonnenen 
MobUien  u.  Immobilien.    Seh.  A.    1757.    (388/1133.) 

435  CoUcy,  Balduinus,  g.  Maria  de  Vcve,  Emestus  et  Guilelmus  de 
Micha  et  Anna  Gerhardina,  ejusdem  proles  (Leodlum):  Solutio  100000  flore- 
norum  a  reo  qua  berede  quondam  Balduini  Coley ;  exceptio  ihri  incompetentis. 
Officiale«  Leodiensis  et  Coloniensis.     1618.    (890/1139.) 

436.  T.  Collen,  Johanns  Wwe.  Maria  geb.  de  Menth,  g.  Agnes  v.  Collen, 
R<*gentin  des  Gasthauses  S.  Jacobi  [Hospitals],  (Tongern):  Zahlung  von  100 
rthlr.  Miethe,  welche  Wilhelma  Wolff  für  ein  Haus  in  A.  schuldete,  die  aber 
TOD  der  V.  eingezogen  war.    Seh.  A. .  1646.    (395/1151.) 

437.  V.  Collen,  Servatz,  g.  Nicolaus  v.  Münster:  Injurien  durch  den 
Vorwurf  der  Ausstellung  eines  falschen  Scheins.  Bürgermeister,  Seh.  u.  Rath 
A.     1627.     (401/1165.) 

438.  V.  Collen,  Johann,  Heinrich  Schaale  u.  Conrad  Hoifmann,  als  Erben 
de«  Melchior  de  Menth,  g.  die  Vormundschaft  über  Wilhelms  de  Menth  nach- 
geUuMcne  Tochter:  Zahlung  von  2356  rthlr.  15  gr.,  welche  Melchior  de  Menth 
für  seine  unmündige  Bruders-Tochter  bei  verschiedenen  Schuldnern  desselben 
erhoben  hatte.    Seh.  A.     1635.    (402/1166.) 

439.  V.  Collen,  Adolf,  u.  cons.,  g.  Regier  Rulandt  (Brüssel):  Heraus- 
f^ibe  eine«  Dritttheils  von  18  Morgen  Land  bei  A.  hinter  dem  Laussberge 
gelegen,  der  Wierdel  genannt,  nebst  Nutzung  an  den  K.  als  Miterben;  resp. 
Schau  im  Besitze  der  Erbschaft.    Seh.  A.     1647.    (403/1168.) 

440.  v.  Collen,  Johann,  g.  Peter  Horpisch :  Befreiung  des  K's.  von  einer 
Bürgschaft  des  V.  bei  Diedrich  v.  luden  für  111  Fl.  Bürgermeister  u.  Seh  A. 
ieS4.     (1124/2858.) 

441.  Collen,  Tillmann,  g.  Johann  Caspar  Deltour:  Legung  eines  In- 
tcnUn  über  das  von  den  Eheleuten  Niclaus  Möhren  u.  Barbara  Collen  nach- 

8* 


116  Hermann  Veltmah 

gelassene  Vermögen  u.   Abführung  eines  Kapitals  aus  dem  der  Wwe.  zur 
Nutzung  verbliebenen  Antheile.    Seh.  A.     1717.    (404/1169.) 

442.  V.  Colin,  Georg,  g.  Johann  Monnich:  100  Gulden  Legat  aus  dem 
Testamente  der  Gretchen  in  dem  Vaterraart^    Seh.  A.    1554.    (400/1156.) 

443.  V.  Cöln,  Georg,  g.  Palm  v.  der  Weiden,  (?):  constirt  nicht.  Seh.  A. 
1548.     (393/1147.) 

444.  Cöln,  Domkapitel,  g.  Peter  Platzbecker,  (Aldenhoven):  Zehntreeht 
auf  mehrere  Grundstücke  bei  Aldenhoven.  Ger.  Aldenhoven  unter  Belehrung 
des  Hauptger.  Jülich.     1554.    (510/1316.) 

445.  Cöln,  Dechant  u.  Kapitel  des  Domstifts,  g.  Johann  Herrmann 
(Aldenhoven):  Abtretung  von  drei  u.  ein  halb  Viertel  Churmuts-Land,  zu 
Aldenhoven  an  der  Bergisehen  Mühle  gelegen,  an  die  Kläger,  auf  welche  nach 
deren  Meinung  der  V.  ungesetzlich  die  Beschuddung,  d.  i.  das  jus  retractus 
gentilitii,  ausgeübt  hatte.  Seh.  Siersdorf  in  I.,  Hanptger.  Jülich  in  11.  Inst. 
1575.     (512/1318.) 

446.  Cöln,  Dechant  u.  Kapitel  des  Domstifts,  g.  Licentiat  Peter  Iven 
u.  cons.  (Düsseldorf)  u.  unter-  u.  Ober-Ger.  in  den  Ländern  Jtilich-Berg  u. 
Wassenburg,  auch  zu  Cöln  u.  s.  w.  (Jülich,  Loewenich,  Cöln  u.  s.  w.):  Zuwider- 
handlung gegen  das  den  Klägern  von  Kaiser  Friedrich  III.  dahin  ertheilte 
Privilegium,  dass  K.  mit  ihren  Personen  u.  Gütern,  wo  solche  auch  gelegen, 
vor  keine  fremde  weltliche  Gerichte  gezogen  u.  widrigenfalls  solche  Gerichts- 
handlungen nichtig  werden.    Bkg.     1595.    (513/1319.) 

447.  Cöln,  Dechant  u.  Kapitel  des  Domstifts,  g.  Franz  Freiherr  v. 
Spiringh  (Haus  Tüschenbruch  bei  Grevenbroich.):  Anmassung  einer  erblichen 
Vogtei  von  Seiten  des  V.  als  Inhaber  des  Hauses  Tüschenbruch  über  K's.  Frohn- 
hof  zu  Klein-Gladbach  u.  St.  Petersholz.  Frohnhof-Ger.  zu  Klein-Gladbach 
in  L,  Hauptger.  Wassenberg  in  II.  u.  Hofger.  Düsseldorf  in  III.  Inst.  1636. 
(522/1329.) 

448.  Cöln,  Dechant  u.  Kapitel  des  Erzstifts,  g.  die  verwittwete  Frei- 
frau V.  Spiringh  (Tüschenbruch):  Entrichtung  von  P/»  Malter  Boggen,  4  Sumb 
Waizen,  3  Malter  Hafer  u.  1  Ohm  Wein,  so  blank  sein  u.  Farbe  halten  soll, 
an  den  Besitzer  des  Hauses  Tüschenbruch  als  Erbvogt  des  Frohnger.  zu  Klein- 
Gladbach  für  jeden  dort  abgehaltenen  Gerichtstag.  Hofger.  Düsseldorf.  1 662. 
(523/1330.) 

449.  Cöln,  Dechant  u.  Kapitel  des  Domstifts  u.  Stift  St.  Gereon,  g. 
die  Gemeinde  Loevenich:  Pflicht  der  V.,  von  ihren  beiden  Höfen,  ihren  Zehnten 
u.  Beuten  zu  Loevenich  dem  Herzoge  von  Jülich  Kriegsdienste  zu  leisten, 
namentlich  ebenfalls  Pferde  zu  liefern.    Hauptger.  Jülich.   1548.   (525/1383.) 

450.  Cöln,  Dechant  u.  Kapitel  des  St.  Gereons-Stifts,  g.  Amd  der  DouflFen 
u.  Heinrich  v.  Gressenich  (Gereonsweiler  im  Kreise  Jülich) :  Ansprüche  wegen 
eines  von  den  V.  den  K.  verkauften  Zehntens  zu  St.  Gereousweiler,  Einrede 
der  Inkompetenz  des  weltlichen  Ger.  u.  der  Ungültigkeit  der  Alicnation  eines 


>;  ?  Badermart. 


Aachener  Prozesse  am  Eeichskammergericht.  117 

geistlichen   Zehntens.    Seh.  St.   Gereonsweiler  u.  Hauptger.   Jülich.     1531. 
«629/14.'>5.) 

451.  Cöln,  Dechant  u.  Kapitel  des  Stifts  St.  Georgii,  g.  Peter  Lammen 
(Polhem,  Pol!  bei  Düren) :  Nicht  ersichtlich.  Seh.  Polhem  u.  Hauptger.  Jülich. 
1531.     (638/1464.) 

452.  Cöln,  Aebtissiu  des  freiadeligen  Stifts  B.  Mariae  in  Capitolio,  g.  Johann 
V.  Brembden  u.  Werner  Freiherr  v.  Harff,  beide  von  Landskron  (Landskron 
( oln,  Geilenkirchen  u.  s.  w.),  u.  den  Jülich-Bergschen  Amtmann  u.  Vogt  zu 
Berchem:  Attentat  in  der  rechtshängigen  Sache  wegen  des  Fuder  Weins, 
welches  aus  der  He^chaft  Landskron  an  die  K.  jährlich  zu  entrichten. 
FürstL  Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.     1649.    (678/1505.) 

453.  Cöln,  regens  Gymnasii  Montanii,  g.  Schutheiss,  Lehnmannen  u.  Seh. 
des  Landes  zu  S.  Comelimünster  auf  der  luden  (Cornelimünster) :  Zahlung 
TüQ  88  rthlr.  jährlicher  Beuten  von  einem  Darlehen  von  2200  rthlr.  Rkg. 
1676.     (688/1520.) 

454.  Cöln,  regens  Gymnasii  Laurentianii  als  Provisor  fundationis  Bini- 
anae,  g.  Geschwister  v.  Mirbach  (Immendorf):  Darlehens-Forderungen  von 
1500  rthlr.,  wofür  Renten  am  Hause  Lutzen  u.  andern  Gütern  zur  Hypothek 
genetzt  sind.    Ftirstl.  Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.     1675.    (693/1525.) 

455.  V.  Cöln,  Nicolaus,  g.  die  Wwe.  des  Anton  le  Grand:  1292  rthlr. 
Saldo  aus  einer  Abrechnung  über  Handelsgeschäfte.  Seh.  A.  1634.  (1028/2356.) 

456.  Colpin,  Johann  Baptista,  als  Vormund  der  Minorennen  Nicolaus 
Heldewyr,  u.  Susanne  geb.  Colpin  (Cöln)  g.  Johann  Rupper  (Cöln)  u.  Gebrüder 
Boirt  (A.^:  Bezahlung  der  Schulden  des  in  Konkurs  gerathenen  Nicolaus  Helde- 
wyr aus  den  in  der  Herrlichkeit  Weissweiler  belegenen  Erbgütern,  welche 
der  Gemeinschuldner  seiner  Ehefrau  zum  Ersätze  ihrer  dos  verkauft  hatte. 
Scbulthelss  u.  Seh.  der  Freiherrlichkeit  Weissweiler.     1626.    (742/1594.) 

457.  Coels,  Karl  Anton,  Herzogl.  Arenbergscher  Geheimer  Rath,  (Stahl- 
hütte bei  Adenau,  Kr.  Coblenz)  g.  die  Gemeinde  Ripsdorf  (Ripsdorf,  Kr. 
(femOnd,  Rgbz.  A.) :  Steuer-Freiheit  des  Vellen-Hofes  in  der  Gemeinde  Ripsdorf, 
Srbutz  im  Besitze  desselben.  Gräfl.  Manderscheid-Blankenheim-Gerolsteinische 
Kanzlei.     1755.     (328/1043.) 

458.  Coels,  Karl  Anton,  (Stahlhütte)  g.  Johann  Wilhelm,  Graf  zu  Mander- 
seheid,  Blankenheim  u.  Gerolstein  (Blankenheim,  Kr.  Gemünd):  Erfüllung 
Moe«  Kontrakts  durch  Lieferung  der  für  6000  rthlr.  verkauften  10  000  Wagen 
Kohlen  aus  dem  Walde  von  Gerolstein  zu  den  Herzogl.  Ahrembergschen 
Hüttenwerken  zu  Stahlhütte  u.  Arhtttte.    Rkg.     1757.    (329/1044.) 

459.  Coels,  Geheimer  Rath,  u.  Frau  v.  Nickel,  (Stahlhütte)  g.  Wwe. 
Dorothea  de  L'cau  (Aarhütte,  Kr.  Gemünd):  Legung  eines  Inventars  über 
dm  Nachlass  des  Gerhard  de  L^eau,  Ehemanns  der  V.,  Streitigkeit  über  das 
T<M5tament  desselben,  Bestellung  einer  usufructuarischen  Kaution  u.  s.  w. 
Herzogl.  Arembergsches  Landschnltheiss-Amt  zu  Aremberg,  Kr.  Adenau.  1759. 
(390/1045.) 


118  Hermann  Veltraan 

460.  Commendeur,  Johanna,  (Heinsberg)  g.  Statthalter  u.  Räthe  zu  Cleve 
u.  Johann  Haberich  (Jülich):  Kassation  eines  in  Sachen  Haberich  g.  Commen- 
deur von  der  Fttrstl.  Regierung  zu  CleYe  erlasseneu  Erkenntnisses,  weil  die 
Ehesachen  vor  ein  geistliches  Ger.  gehören,  u.  bisher  vor  dem  Erzbischof  zu 
Cöln  oder  dem  Bischöfe  zu  Lüttich  verhandelt  seien,  der  evangelische  Landes- 
fürst auch  kein  besonderes  evangelisches  Konsistorium  errichtet  habe.  Rkg. 
1620.     (745/1686.) 

461.  Conrads,  Johann,  g.  Theis  Silberborn  u.  Bertram  Kronenburg: 
Herausgabe  der  Hälfte  des  Nachlasses  des  Johann  Silberbörner  an  den  K.  im 
Namen  seiner  Ehefrau  als  Seiten  verwandte  des  Erblassers.  Seh.  A.  1538  u.  1548. 
(748/1651  u.  749/1652.) 

462.  Conrads  Conrad,  g.  Leonhard  Graeher  (Dalen  bei  Limburg):  Be- 
zahlung für  5  Limburgsche  wollene  Tücher,  welche  K.  au  den  V.  verkauft 
hatte.     Bürgermeister,  Seh.  u.  Rath  A.     1548.    (750/1653.) 

463.  Conrad ts,  Johann,  g.  Cathariue  Suyster  (Süchteln):  Aufhebung 
eines  von  der  V.  ausgebrachten  Arrestes  auf  eine  hypothekarische  Forderung 
des  K*8.  ad  7  Fl.    Seh.  A.     1549.     (751/1654.) 

464.  Conrats,  Conrads  Hausfrau,  g.  Martins  v.  der  Hagen  Hausfrau 
Elisabeth:  Forderung  von  664  rthlr.  für  verkauftes  Leinentuch  u.  andere 
Gegenstände.    Seh.  A.     1549.    (752/1655.) 

465.  Contareni  oder  Cantarino,  Jacob,  (Cöln)  g.  Leonhard  Hesse,  Accis- 
Pächter:  Konfiskation  eines  Päckchens  in  die  Stadt  A.  eingeschmuggelter 
Spitzen.    Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt  A.    1699.    (756/1673.) 

466.  Cornelimünster  bei  A.,  Stift,  g.  Adrian  v.  Nesselrode  (Comeli- 
müuster) :  Behauptung,  dass  der  Herzog  v.  Jülich  Schutz-  u.  Schirmherr  des 
Stifts  Cornelimünster  sei,  wofür  er  eine  jährliche  Abgabe  erhalte,  dass  aber 
der  Herzog  das  Amt  u.  den  Schirm  über  S.  Corneli-Stift  dem  V.  übertragen, 
dieser  aber  den  Schutz  nicht  nur  nicht  ausgeübt,  sondern  die  Unterthanen  des 
Stifts  gefänglich  eingezogen  u.  g.  das  Stift  rebellisch  gemacht  habe.  Rkg. 
1498.     (774/1739.) 

467.  Cornelimünster,  Stift,  g.  Bernard  Engels:  Forderung  von  2  Gulden 
Erbzins  von  dem  Abtei-Hofe  zu  A.,  welchen  K.  von  dem  Konvente  zur 
hl.  Clara  an  sich  gebracht  haben  will.     Seh.  A.     1535.     (775/1740.) 

468.  Cornelimünster,  Stift,  g.  Hieronymus  v.  Effem  jStolberg):  Behaup- 
tung, dass  die  Abtei  Cornelimünster  ein  unmittelbares  Reichslehen  sei,  u. 
namentlich,  dass  Dollartshammer,  Schnorrenfeld,  der  Bach  luden  mit  der 
Fischerei,  Kohlen-  u.  Bergwerk,  Jagdgerechtigkeit  u.  s.  w.  dazu  gehören, 
u.  Störung  im  Besitze  durch  den  V.    Rkg.     1539.     (776/1741.) 

469.  Cornelimünster,  Stift,  g.  Hieronymus  v.  Effem  (Stolberg):  Constirt 
nicht.     1548.     (777/1742.) 

470.  Cornelimünster,  Stift,  g.  Johann  Dietrich  v.  Effern  (Stolberg): 
Zuwiderhandlung  g.  das  Judikat,  wonach  der  V.  das  Stift  in  der  Fischerei 
zwischen  Dollartshammer  u.  Schnorrenfeld  auf  der  Vicht,  in  der  Bergwerks- 


N 


Aachener  Prozesse  am  Beichskammergericht.  119 

frerechtigkeit  zwischen  der  Vicht  u.  luden  n.  in  der  Jurisdiktion  über  des 
Stift«  ünterthanen  daselbst  nicht  stören  sollte.    Rkg.     1639.    (778/1743.) 

471.  Comelimünster,  Stift,  g.  Johann  Dietrich  v.  Effern  (Stolberg): 
Unbefugte  Steuer-Erhebung  von  Seiten  des  V.  auf  der  in  der  abteilichen 
Hoheit  gelegenen  Kupfer-Mühle  bei  Dollartshammer  u.  in  dem  Dorfe  Btisbach. 
Rkg.     1635.     (779/1744.) 

472.  Comelimünster,  Stift,  g.  Johann  Dietrich  v.  Eflfern  (Stolberg): 
Inrechtmässige  Pföndung  der  klag.  Ünterthanen  auf  den  Mühlen  zwischen 
Ik>llartöhammer  n.  Schuorrenfeld  an  der  Vicht  u.  luden,  in  Anmassung  eines 
ja«  contributionam.    Bkg.     1639.    (780/1745.) 

473.  Comelimünster,  Stift,  g.  Johann  Dietrich  v.  Eflfern  (Stolbcrg): 
L  ubtifagte  Nöthigung  des  klag.  Pächters  auf  dem  Landgute  Schnorronfeld 
o.  der  Bewohner  der  klag,  ünterthanen  auf  den  Kupfer-Mühleu  zwischen 
der  Inde  u.  Vicht,  ihre  verstorbenen  ünterthanen  im  Stolbergschen  territorio 
begraben  zu  lassen,  u.  Eingriff  hierdurch  in  die  Jurisdiktion  des  Stifts.  Bkg. 
1«39.     (781/1746.) 

474.  Comelimtinster,  Stift,  g.  Johann  Dietrich  v.  Effern  (Stolbcrg): 
Einfall  des  V.  in  K's.  Gebiet  zwischen  Dollartshammer  u.  Schnorrenfeld,  weil 
die  dortigen  Einsassen  nicht  den  V.,  sondern  das  Stift  als  ihren  Herrn  aner- 
kennen wollen,  Abreissung  des  Stiftischen  Wappens  u.  Oeffnung  ihrer  Kupfer- 
kammem  daselbst.     Rkg.     1639.     (782/1747.) 

475.  Comelimünster,  Stift,  g.  Johann  Meutten  (Nothberg):  Bezahlung 
Ton  200  Gulden  für  dem  K.  durch  die  Jäger  u.  Diener  des  Abtes  bei  einer 
Jagd  zugefQgten  Schaden  u.  Pfändung  v.  Ochsen  hierftlr.  Vogt  u.  Seh.  des 
(ter.  zu  Nothberg  im  Herzogthum  Jülich.     1541.    (783/1749.) 

476.  Comelimünster,  Stift,  g.  Werner  v.  Paland,  Amtmann  zu  Willen- 
stein (Wilhelmstein),  Goder  v.  Neuenstein,  Vogt  zu  Willenstein  u.  Johann 
Meuten  (Nothberg):  Injurien  von  Seiten  des  Meuten  u.  des  Ger.  zu  Noth- 
berg, sowie  von  Seiten  der  beiden  anderen  V.  bei  Insinuation  eines  Mandats 
de»  Kammerger.,  auch  Verstrickung  eines  ünterthanen  des  K's.  u.  Geleitsbruch. 
Bkg.     1541.     (784/1750.) 

477.  Cornelimänster,  Stift,  g.  Wilhelm,  Herzog  v.  Jülich-Cleve-Berg 
(Düsseldorf),  Werner  v.  Bintzfeld,  Landdrost  u.  Amtmann  zu  Niedeggen  u. 
Schdnforst,  Werner  v.  Plettenberg,  Amtmann  zu  Bergheim:  Eingriffe  in  die 
Güter,  Renten  u.  Einkünfte  des  Stifts  unter  dem  unbegründeten  Verwände 
de^  Jtehinn-  u.  Vogt-Amtes  über  das  Stift.    Bkg.     1541.    (785/1751.) 

478.  Comelimünster,  Stift,  g.  ünterthanen  des  Stifts  Comelimünster: 
Verpflichtung  der  V.,  zur  Administration  im  Gebiete,  zu  der  bewilligten 
Tnrkenbälfe,  zur  Abführung  der  Kammerzieler  u.  zu  den  bei  der  Belagerung 
von  Münster  aufgelaufenen  Unkosten  Steuern  zu  entrichten.  Bkg.  1542. 
(786,1752.) 

479.  Comelimünster,  Stift,  g.  Lehnmauncn,  Seh.  u.  sämmtliche  üntcr- 
UuLoen   de«  8tiftü  Comelimünster:    Verpflichtung  der  V.   zur   Zahlung  von 


120  Ecrmana  Vcitman 

LondesBteuern,  insbesondere  auch  zu  Beitrügen  zu  dem  vom  Reiche  bewilligten 
Zieler  zur  Erhaltung  des  Ukg's.     Hkg.     1675.    (787/1758.) 

480'  üoraelimUnster,  Stift,  g.  Hnnnen  vom  Lehen,  Suh.  u.  Uiitertliancn 
des  LAiidcs  CornclimüD^ter:  Verpflichtung  der  V.,  dem  Stifte  den  Hiildiguugs- 
Eid  zu  leisten.    Ktig.     ISSe.    (788/1754.) 

481.  Comelimdnatcr,  Stift,  g.  Mannen  vom  Lehen,  Seh.  u.  Unterthanon 
des  Stifts  CoTuclymÜnster;  Zuwiderhandlung  gegen  Judikate,  iudem  die  V. 
statt  die  Huldigung  zu  leisten,  (Iravamina  übergeben,  sich  bei  dem  Pfal;!- 
grafen  zu  Düsseldorf  l>e»chwcreii,  die  Juriädiktiun  in  forstgerichtlichen  Sachen 
nicht  aoerkeopeii  u.  4000  rthir,  Steuern  nicht  zahlen  wollen.  Bkg.  1679. 
(789/1755.) 

482.  Cornolimiinster,  Abtei,  g.  Johann  Witte  (Liltticb),  Johann  Sulz 
(Liittieh),  Arnold  V.  Hochatetten  (Uyrel;  Zier)  u.  l'eter  Uömcr  (Jülich):  Ver- 
pfliehtutig  der  V.  in  Sachen  des  Stifts  wider  den  Jfllichsuhun  Landdrosteu 
V.  Bintsfeld  dem  augennmmenen  Kompromisse  gemäss  den  Richtursprach  zu 
füllen.    Rkg.     1542.    (790/17.%.) 

483.  ComelimUnster,  Stift,  n.  Wolfgang  Wilhelm,  Pfalzgraf  bei  Rhein 
(Ddsseldurf)  u.  Johann  Diedriuh  v.  Efferen  (Stolberg):  Bcrithmnug  des  v. 
Efferen  als  Besitzers  der  von  Jülich  lehnrährigeu  Unterherrlichkoit  Stolbcrg, 
dass  er  an  den  angeblich  dem  Stifte  gehörigen,  zwischen  Indc  u.  Vicht  bei 
Dollnrtehammer  u.  Schnorrenfcld  hciegenon  Kiipfermübicn  das  St«aer-ErhGbungB- 
Uccbl  habe,  u,  Behauptung  des  Pfalzgrafen,  dass  ibm  da?«  Hoheits-Recht  über 
die  Abtei  zustehe;  deshalb  Diffamatious-Klage.     Rkg.     1648.    (791/17ü7.) 

484.  Comelimnnstcr,  Abtei,  g.  Johann  Wilhelm,  Pfalzgraf  bei  Rhein 
(Düsseldorf)  u.  dessen  Regierung  zu  Düsseldorf,  D.  J.  Speckheuer  zu  Kütte- 
uich,  ferner  die  Vägtc  zu  Scbünforst,  Wilhelmstein  u.  Eschweiler:  K.  hatte 
g.  den  Besitzer  des  Lehnguts  Kottenich  wegen  seines  Beitrags  zu  der  fran- 
zösischen Brandschatzung  ad  4000  rthlr.  dig  Exekution  verhängt;  in  Folge 
dessen  waren  die  kurfürsti.  Vögte  von  Wilbelrastein  u.  Schünforst  in  das 
Gebiet  eingefallen  n.  hatten  dort  gepfündet.  Die  kurfürsti.  Regierung  hatte 
K.  vor  sich  geladen  u.  dieser  verlangt  nunmehr  Rückgabe  der  Pfandstücke, 
Entschädigung  u.  Schutz  im  Besitze  des  Rechts  der  Steuer-Erhebung.  Rkg. 
1695.^(792/1758.) 

485.  Cornelimünster,  Stift,  g.  Philipp  Wilhelm,  Pfalzgraf  bei  Rhein 
(Düsseldorf),  Mannen  vom  Lehn  u.  Seh.  des  Stifts  Cornelimünster:  Die 
Mannen  vom  Lehn  u.  Seh.  hatten  das  Stift  wegen  Verweigerung  der  Justiz 
Ireim  Pfalzgrafen  verklagt  u.  dieser  die  Klage  angenoninien,  weshalb  K.,  als 
angeblich  blos  dem  Keichsger.  unterworfen,  anf  Kassation  des  Verfahrens  u. 
Bestrafung  der  V.  anträgt.     Rkg-     1667.    (793/1759.) 

486.  Cornelimünster,  Stift,  g.  Johann  Wilhelm,  Pfalzgraf  bei  Rhein  u. 
dessen  Regierung  zu  Düsseldorf,  sowie  Lcbninannen,  Seh.  u.  I'ntertliancn  des 
Stifts  Cornelimünster:    Unbefugtes  fällen  u.  Verkaufen  von  Bau-  u.  anderem 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  121 

spenstigkeit   derselben  u.  unrechtmässiger  Vorschub  hierzu  durch  den  Kur- 
fürsten u.  seine  Regierung.    Rkg.     1693.    (794/1760.) 

487.  Comelimnnster,  Abtei,  g.  Johann  Wilhelm,  Pfalzgraf  bei  Rhein 
u.  dessen  Regierung  zu  Düsseldorf,  dessen  Vogt  zu  Eschweiler  u.  Corneli- 
mnnster  u.  Wilhelm  Creitz  (Brand):  Behauptung,  dass  die  Schutz-  u.  Schirra- 
(lerechtigkeit  des  Herzogs  von  Jülich  über  die  Abtei  vom  Kaiser  Karl  V. 
aufgehoben  sei,  dass  aber  dennoch  die  V.  unter  dem  Vorwande  derselben  die 
Gerechtsame  der  Abtei  verletzen,  u.  namentlich  von  dem  wegen  Injurien 
beulraften  Wilhelm  Creitz  inkompetenter  Weise  eine  Injurien-Klagc  resp. 
B^^sch werde  angenommen,  gewaltsam  Exekution  vollzogen  u.  einige  Dienst- 
EntsetzuDgen  vorgenommen  hätten.    Rkg.     1693.    (795/1761.) 

488.  Cornelimünster,  Abtei,  g.  Johann  Wilhelm,  Pfalzgraf  bei  Rhein 
u-  desiM'n  Regierung  zu  Düsseldorf,  seine  beiden  Vögte  zu  Schönforst  u. 
»ämmtliche  Cnterthanen  des  Landes  Cornelimünster:  Weigerung  der  vcrkl. 
Intorthanen,  von  Erbschaften,  in  welchen  sich  keine  quickende  (lebende) 
Thiere  befinden,  den  Kurmuth  zu  entrichten  u.  Frohnfuhren  zu  leisten,  u. 
Verhinderung  der  Vollstreckung  der  von  der  Abtei  dieserhalb  ausgesprochenen 
Strafen  durch  die  Regierung  zu  Düsseldorf,  Verletzung  des  territorii  u.  An- 
trag auf  Entschädigung.     Rkg.     1693.     (796/1762.) 

489.  Cornelimünster,  Abtei,  g.  Johann  Wilhelm,  Pfalzgraf  bei  Rhein 
tDn!t8*;ldorf),  Mannkammer  u.  Ritter-Lehnleute  der  Abtei  Cornelimünster, 
r>.  J,  tSpeckheuer,  Vasall  zu  Köttenich,  Jülichsche  Vögte  zu  Schönforst  u. 
Wilhelmstein:  Verpflichtung  der  ritterlichen  Lehnleute  zu  der  französischen 
ßrandschatzung  beizutragen,  das  Stift  in  seinem  Besteuerungsrecht  nicht 
ferner  zu  stören,  keinen  Rekars  au  den  Herzog  von  Jülich  u.  dessen  Beamte 
zu  nehmen  u.  Kassation  der  von  letztern  dieserhalb  gepflogenen  Verhand- 
lungen.    Rkg.     1693.     (797/1763.) 

490.  Cornelimünster,  Abtei,  g.  Schultheiss,  Seh.  u.  ganze  Gemeinden 
zu  Bredenich  (Bi^einig),  Walheim,  Hahn,  Frohnhof,  Büsbach,  Gressenich  u. 
Eileodorf:  Die  Abtei  hatte  zur  Unterstützung  des  Grafen  v.  der  Lippe  u. 
Bischofs  zu  Münster  g.  den  Grafen  v.  Rietberg  u.  Erich,  Herzog  v.  Braun- 
wrhweig,  nach  dem  Ausschreiben  des  niedern  Westfälischen  Kreises  ver- 
»chiedoue  Summen  erlegen  müssen,  weshalb  das  Stift  unter  seinen  Unterthanen 
Meuem  ausschrieb,  deren  Entrichtung  aber  die  V.  weigerten.  Rkg.  1564. 
(798/1764.) 

491.  Cornelimünster  Abtei  u.  Gemeinde  Eilendorf,  g.  die  Gemeinden 
WOrselen,  Haaren  u.  Weiden:  Behauptung,  dass  die  landesfnrstl.  Obrigkeit 
»D  d«*m  bei  Eilendorf  gelegenen  Walde,  Ets  genannt,  dem  Herzoge  v.  Jülich 
zontche,  die  Weide-  u.  Mastgerechtigkeit  in  demselben  aber  nur  den  drei 
i^ettannten  Gemeinden  zu  gleichen  Thcilen  competire,  die  Stif tische  Gemeinde 
Eileodorf  sich  unbefugt  Gerechtsame  in  diesem  Walde  anmassc  u.  die  g. 
deren  Eingesessene  in  der  Stadt  A.  vollzogene  Pfändung  rechtmässig  sei. 
Seh.  A.     1701.     (799/1765.) 


122  Hennann  Veltman 

492.  Cornelii,  abbas  iS.  ad  Indam,  qua  dominus  de  Hollonia,  in 
patria  Leodicnsi,  (Cornelii  mouasterium  prope  Aquisgranum)  g.  proles  et 
repraesentantes  quondam  Molchiorera  ülrici  (Leodium):  Actio  hypothecaria 
ob  defectum  solutionis  166  flor.  annui  reditus,  parti  actorum  per  öerhardum 
a  Luxemburg,  pridem  domini  loci  de  Hollonia  transportatorum.  Praetor  et 
Scabini  supremae  justitiae  Leodiensis.     1618.    (800/1766.) 

493.  Cornelii,  Abbas  S.,  atque  conventus  (Cornelii  monasterium 
prope  Aquisgranum),  g.  principissa  de  Barbanzon  (Leodium):  Possessio 
dominii  de  Hollonia  ad  lapidcs  ultra  Mosam  sub  dioecesi  Leodiensi  a  monas- 
terio  familiae  Reinen  de  Hollonia  in  feudum  dati,  per  feloniam  vasalli  vero 
in  manu  domini  directi  consolidati;  praetensio  principis,  sibi  respectu  hujus 
dominii  homagium  esse  pracstandum;  arrestus  impositio  in  bonis  et  fructibus. 
Consilium  ordinarium  principis  Leodiensis.     1620.    (801/1767.) 

494.  Cornelimtinster,  Abtei,  g.  Äbtissin  u.  Kapitel  ad  S.  Mariam  in 
(-apitolio  (Cöln):  Arrestanlegung  auf  des  Stiftes  Cornelii  Bergheimer  Hof, 
den  Zehnten  zu  Quadrath  u.  Iggendorf,  als  welche  K.  früher  besessen,  nach 
der  Behauptung  der  V.  aber  nur  antichretisch  für  ein  jetzt  getilgtes  Kapital. 
Fürstl.  .Jülichscher  Vogt  zu  Bergheim  resp.  Kanzlei  zu  Düsseldorf.  1635. 
(802/1768.) 

495.  Cornelimünster,  Abtei,  g.  Erncstine,  verwittwete  Gräfin  v.  Nassau 
(Siegen):  Verletzung  des  jus  de  non  evocando,  indem  die  V.  wegen  4176  Fl. 
rückständiger  Kriegs-Kontributionen  die  der  Abtei  in  der  Stadt  Brüssel  zu- 
ständigen Gefälle  durch  den  hohen  Kath  in  Brabant  hatte  arrestiren  u.  K. 
citireu  lassen.    Rkg.     1656.     (802  a/ 1769.) 

496.  Cornelimünster,  Abtei,  g.  die  Seh.  zu  Gorsum  (Gorsum  bei  S.  Truyen 
in  der  Grafschaft  Hasbain):  Verweigerte  Anerkennung  des  klag.  Lehen-  u. 
Hofger.  zu  Cornelimünster  als  IL  Inst,  über  das  Seh.  zu  Gorsum,  welches  K. 
durch  einen  Tausch  mit  dem  Bischöfe  von  Tüll  früher  erworben,  später  aber 
als  Lehen  ausgethan  hatte.     Rkg.     1665.     (804/1771.) 

497.  Cornelimünster,  Abt,  g.  Petronella  Gilgens:  Bestrafung  der  V.  mit 
knieendem  Wiederruf,  Gefängniss  u.  Pranger,  weil  sie  sich  gertlhmt,  von 
dem  Abte  ein  Kind  zu  haben.    Synodal-Ger.  A.     1692.    (805/1772.) 

498.  Cornelimünster,  Abt,  g.  den  Kurfürstl.  Offizial  (Cöln)  u.  Wilhelm 
Creitz  (Brandt):  Unbefugte  Anmassung  der  Jurisdiktion  von  Seiten  des 
Offizials  zu  Cöln  über  den  reichsunmittelbaren  Abt  in  der  Injurien-Sache 
Creitz  g.  ihn.     Rkg.     1693.     (806/1773.) 

499.  Cornelimünster,  Abt,  g.  Hauptleute,  Gemeinde  u.  Gemeinde-Ver- 
ordnetc  zu  Cornelimünster:  Verpflichtung  der  V.  zu  den  Baukosten  der 
Residenz  des  Abtes  4000  rthlr.  beizutragen  u.  Zuwiderhandlung  wider  ein 
Judicat  in  Sachen  der  V.  wider  den  K.  p***  mandati  de  cogendis  computibus. 
Rkg.     1724.     (807/1774.) 

500.  Cornelimünster,  Abt  des  Gotteshauses,  g.  Joseph  Clemons,  Kur- 
tHrst  (Cöln),  dessen  Oflizial  (Cöln)  u.  dessen  Obrist  u.  Kommandant  (Bonn): 
Auf  Befehl  ded  Kurfürsten  u.  Erzbischofs  hatte  dessen  Christ  den  klag.  Abt 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  123 

am  Fest«  des  hl.  Cornelius  in  der  Kirche  zu  Comelimünster  arretirt,  seines 
Abbatial-Habit«  entkleidet  u.  nach  Bonn  gefänglich  abgeführt.  K.  klagte 
deshalb  als  Reichsunmittelbarer  auf  die  Strafe  des  Landfriedensbruchs,  2000 
Mark  löthigen  Goldes.  Einrede,  dass  der  Kurfürst  als  Ordinarius  über  den 
Abt  gehandelt  habe,  er  die  weltliche  Gerichtsbarkeit  in  dieser  Sache  nicht 
anerkenne,  die  Verhaftung  gerechtfertigt,  die  Art  u.  Weise  aber  wider  seinen 
Willen  geschehen  sei.    Rkg.     1695.    (808/1775.) 

501.  Comelimünster,  Abt,  g.  Martin  Leers  u.  sämmtliche  übrige  üuter- 
tbauen  zu  Comelimünster:  Verpflichtung  zur  Zahlung  der  rechtmässig  auf- 
erlegten Steuern,  zur  Herausgabe  der  Steuerliste,  Enthaltung  von  Widerstand 
n.  Aufruhr  u.  ünterwerfuug  unter  die  Gerichte  des  K*s.  in  den  üntersuchungs- 
«achen  wegen  Injurien  u.  Aufruhr.    Rkg.     1733.    (809/1776.) 

502.  (^rneliraünster,  Abt,  g.  Seh.,  Hauptleute  u.  Eingesessene  des  Länd- 
leins Comelimünster:  Vergleich  zwischen  den  Parteien  über  die  Steuer- 
Zahlungen,  Kammer-Zieler,  Schätzungen,  Waldungen,  Zehnten,  Sterbefälle 
u.  8.  w.,  bestätigt  vom  Rkg.     19.  Juli  1751.     (810/1777.) 

503.  Comelimünster,  Mannen  u.  Seh.  des  ganzen  Landes,  g.  den  Abt 
des  (fotteshauses  Comelimünster  u.  dessen  Beamte  u.  Ritter-Lehnleutc  da- 
i^elbst:  Einmischung  des  V.  in  die  Kompetenz  der  K.  zur  Kognition  über 
Vergehen  g.  die  Wald-  u.  Hütten-Ordnung,  Kabinets-Justiz  desselben,  An- 
massuDg  der  Jurisdiktion  über  die  K.  von  Seiten  der  Ritter-Lehnleute  u.  s.  w. 
RkfiT.     1652.     (811/1778.) 

504.  Comelimünster,  Mannen  vom  Lehn  u.  Seh.,  g.  den  Abt  des  Gottes- 
haujies  u.  dessen  ritterliche  Mannen  (Comelimünster) :  Unbefugte  Appellation 
von  den  K.  an  die  Ritter-Lehnmänner  in  Sachen  Jacob  Ostländer.  Rkg. 
1671.     (812/1779.) 

505.  Comelimünster,  Mannen  vom  Lehn,  Seh.  u.  Gemeinde-Verordnetc 
de«  Landes,  g.  den  Administrator  des  Reichsstifts  (Comelimünster):  Ver- 
pflichtung des  V.  bei  Erlassung  u.  Deklaration  von  Gesetzen  die  K.  zuzu- 
ziehen, das  Landger.  in  Ausübung  der  Jurisdiktion  auf  der  abteilichen  Mahl- 
Möhle  nicht  zu  stören,  die  Kosten  zu  den  Rekursen  an  die  Reichsgerichte 
xn»  den  Landeskassen  vorzuschiessen.    Rkg.     1793.    (813/1780.) 

506.  Comelimünster,  Seh.  u.  Mannen  vom  Lehn  des  Ger.  u.  Ländleins 
S.  Comelimünster,  g.  Wilhelm  Brammort  (Brand),  Wilhelm  Esser  (Corueli- 
mUDHier)  n.  Stephan  Jacob  (daselbst):  Rechnungslage  über  erhobene  Schätzungen 
o.  Kontributionen.     Abt  zu  Comelimünster.     1668.    (814/1781.) 

507.  Comelimünster,  Mannen  vom  Lehn  u.  Seh.,  g.  Wilhelm  Ostländcrs 
Erben;  Jacob  Ostlftnder  u.  cons.:  Verpflichtung  der  V.,  den  K.  in  einer 
Pnfzenftsacbe  wider  Paul  v.  Thieren  zu  A.  p'**  eines  Darlehns  von  400  rthlr. 
\Mittenz  zu  leisten.    Rkg.     1676.    (815/1782.) 

508.  Comelimünster,  Mannen  vom  Lehn  u.  Seh.,  g.  Wilhelm  Ostländer^> 
Erben  (Comelimünster):  Vemrtheilung  der  V.  zur  Schadloshaltung  in  Betreflf 
eine«  Darlehns  von  400  rthlr.,  welches  Wilhelm  Ostländer  bei  Paul  v.  Thieren 
for  die  V.  aufgenommen  hatte.  Abt  von  S.  Comelimünster.    1676.  (816/1783.) 


124  Hermann  Veltman 

509.  Cornelimünster,  Mannen  vom  Lehn,  Seh.  u.  gemeine  Leute,  g» 
Johann  Philipp  v.  Münster  (Cornelimünster  resp.  Cöln):  Das  Land  Corneli- 
münster verschuldete  dem  Rittmeister  Kerr  verschiedene  Kapitalien,  u.  es 
stritten  sich  um  dessen  Nachlass  der  K.  u.  der  General  Beeck,  die  Kapitalien 
waren  arrestirt  u.  K.  klagte  demnach  auf  Zahlung  der  Zinsen.  Aht  zu 
S.  Cornelimünster.     1694.     (817/1784.) 

510.  Cornelimünster,  Mannen  vom  Lehn,  Seh.  u.  gemeine  Landleute,  g. 
Wilhelm  Gisbert  v.  Zweifel  u.  dessen  Nachbaren  (Krauthausen  u.  Zwcifall): 
Weigerung  der  V.,  in  Betreff  mehrerer  in  der  Breiniger  Hundtschaft  belegener, 
dem  Gisbert  von  dessen  Nachbaren  verkauften  Grundstücke  die  Erbung  zu 
ertheilen,  weil  der  Vertrag  nicht  unter  Zuziehung  der  V.  abgeschlossen  war. 
Abt  zu  Cornelimünster.     1695.    (818/1785.) 

511.  Cornelimünster,  Hauptleute  u.  Gemeinde,  g.  Abt,  Prior,  Oeconom 
u.  Kapitular  des  Gotteshauses  (Cornelimünster):  Verletzung  dadurch,  dass 
die  V.  ohne  Consens  der  K.  Darlehen  aufnahmen  u.  verwendeten,  u.  dieselben, 
resp.  deren  Zinsen  auf  die  Abgaben  ausschrieben,  Antrag  auf  Rechnungslage 
mit  Belegen.    Rkg.     1669.    (819/1786.) 

512.  Cornelimünster,  Gemeinde- Verordnete,  g.  Abt,  Lehnmannen  u.  Seh. 
(Cornelimünster),  Adam  Brammertz  Erben  (daselbst),  Bartholomäus  Esser 
(daselbst):  Verpflichtung,  dem  Judikate  des  Kammer-Ger.  gemäss,  die  Rech- 
nungen der  8teuer-Empfönger  nebst  Belegen  nicht  allein  dem  Abte,  sondern 
auch  den  Hauptleuten  u.  der  Gemeinde  vorzulegen,  damit  sie  den  statum 
patriae  erforschen  könnten.     Rkg.     1721.     (820/1787.) 

513.  Cornelimünster,  Schultheiss,  Wehrmeister,  Land-Empfänger,  Schatz- 
heber, Föi-ster,  Wachtmeister  u.  Hauptleute,  g.  Abt  u.  Kapitularen  zu  ('orneli- 
münster:  Untersuchung  g.  die  appellirenden  Beamten  wegen  Bedrückung 
u.  s.  w.  in  Folge  der  im  Lande  entstandenen  Unruhen,  Recusation  des  Abts 
u.  der  Kapitularen  als  Richter.  Abt  u.  Kapitel  zu  Cornelimünster.  1748. 
(821/1788.) 

514.  Cornelimünster,  Landschul theiss.  Lehnmannen,  Seh.  u.  Gemeiude- 
Verordnete,  sowie  Wachtmeister  Schroufif  u.  Hauptmann  Creitz  daselbst,  g. 
den  Abt  des  Gotteshauses  zu  Cornelimünster:  Entfernung  der  K.  aus  ihren 
Aemtern  u.  Diensten  u.  Bedrückung  durch  den  V.,  weil  die  K.  verlangen, 
bei  Dekretiruug  der  Landes- Ausgaben  über  ihre  Einwilligung  dazu  gehört 
zu  werden.     Rkg.     1768.     (822/1789.) 

515.  Cornelimünster,  Gemeinde-Verordnete  u.  Deputirte  der  Hundt- 
schaften, (Brand  u.  Walheim)  g.  den  Administrator  der  Reichs-Abtei  Corneli- 
münster: Einhauung  u.  Verkauf  der  den  Gemeinden  u.  Privaten  zustehenden 
Waldungen,  Beschädigung  ihrer  Weide-  u.  Beholzigungs-Gerechtigkeiten,  auch 
Bestellung  einer  Kaution  dieserhalb.     Rkg.     1786.     (823/1790.) 

516.  Cornelimünster,  Galmei -Wäsche -Interessenten,  g.  den  Abt  u. 
dessen  Arbeiter  an  der  Galniei-Grube  (Cornelimünster):  Wiedereinsetzung 
der  K.  in  den  Besitz  ihrer  Galmei- Berge  zu  Schlangenberg,  Wolfsgrub  u. 
Lintert,  Restitution  des  ihnen  genommenen  Galmei-  u.  Blei-Erzes,  Abstellung 


Aachener  Prozesse  am  Reichskaramergericht.  125 

der  Stömngen  in  ihrer  Verarbeitung,  dem  Verkaufe  u.  der  Versilberung  dieser 
Erze.    Rkg.     1730.     (824/1791.) 

517.  Comelimtinster,  Mannen  vom  Lehn,  Seh.  u.  Gemeinde- Verordnete, 
j?.  den  Administrator  der  Abtei  (Comelimtinster) :  Bestrittenes  Recht  der 
K.  zur  eigenen  Wahl  ihrer  Mitglieder  u.  Konkurrenz  bei  der  Landes-Gesetz- 
gebung.     Rkg.     1793.    (Extrajudicialia  27.) 

518.  Coslar,  Gemeinde,  (Koslar  bei  Jülich),  g.  Wilhelm  v.  Rüschenberg 
iJüllch),  Johann  Myrbach,  Johann  v.  Nierstein  u.  dessen  Burggraf  zu  Engels- 
dorf: Besitz  des  Coslarer  Busches.  Seh.  u.  Rath  des  Hauptger.  Jülich. 
1549.     (845/1863.) 

519.  Cosson,  Poncinus,  praetor  seu  villicus  et  actuarius,  (Malmundarium) 
jr.  «(cabini  Stabulenses  et  Egidius  Dormael,  procurator  generalis  (Stabuletum) : 
Injuiita  accosatio  sortilegii  criminis  atque  iucarceratio  actoris  et  appellatio 
a  :^ententia  absolutoria  justitiae  Malmundariensis  ad  consilium  Stabnlensc  in 
causa  criminali  interdicta.  Justitia  Malmundariensis  resp.  consilium  Stabulenne. 
1627.     (850/1868.) 

520.  Cosson,  Poncinus,  consiliarius  Stabulensis,  (Malmundarium)  g.  Egidius 
Dormael,  procurator  generalis  et  scabini  Stabulenses  (Malmundarium  et  Stabu- 
letum): Condemnatio  citatorum  ad  poenam  syndicatus  propter  accusationera 
*»t  capturam  contra  impetrantem  decretam.  Camera  imperialis.  1626.  (851/1869.) 

521.  Cosson,  Poncinus,  consiliarius  principis  Leodiensis  et  praetor  Mal- 
mundariensis, (Malmundarium)  g.  Egidius  Dormael,  procurator  generalis, 
deputati  commissarii  Malmundariensis  (Malmundarium)  et  consilium  Stabulense 
(Stabuletum):  Cassatio  appellationis  in  causa  criminali  c.  actorem  a  justitia 
Malmuiidaricnsi  ad  consilium  Stabulense  per  procuratorem  interpositae,  et 
executio  sententiae  primae  instantiae:  restitutio  honoris  et  officii.  Camera 
imperialis.     1626.     (852/1870.) 

522.  V.  Cotzhausen,  Kapitain  (Epen)  u.  Reiner  Lambert  Pelzer,  g.  Mühlen- 
p2cbter  Peter  Ernst  (Epen  in  der  unmittelbaren  Herrschaft  Wittern  bei  A., 
Kgr.  der  Niederlande):  Räumung  der  dem  V.  vom  K.  verpachteten,  später 
aber  an  den  Intcrvenienten  vertauschten  Oelmühle  zu  Epen  wegen  Doteriorationen 
tt.  Verwandlung  derselben  in  eine  Lohmühle.  Ger.  Wittem  in  I.,  Seh.  A.  in 
IL  Inst.     1780.     (858/1944.) 

523.  de  Coudenhove,  Domherr,  als  Vormund  der  minderjährigen  Kinder 
4eiD«8  Bruders,  (Fraiteur  u.  Lüttich)  g.  die  Gemeinde  Setterich  (Setterich  bei 
Jülich):  Störung  der  K.  als  Erben  der  v.  Reuschenberg  im  Besitze  des 
RechtiS  in  der  Herrschaft  Setternich  allein  Bier  brauen  u.  verkaufen  zu 
dürfen.    Jülich-Bergscher  Geheimrath  zu  Düsseldorf.     1759.    (859/1945.) 

524.  (/oone,  Johannes,  baro  in  Baihaus,  praefectus  militiac,  g.  Maxi- 
milianuri  Landroux  et  religiosae  conventus  Bulloniensis  (Leodium  et  oppiduni 
ßulloniense):  Praetensio  praelationis  in  bonis  jacentis  hereditatis  principis 
t^tabulensis  Gnilelmi  a  Bauhana  propter  summan  1348  dalerorum  appellanti 
a4JiidieaUm.    Justitia  Stabulensis.     1660.    (861/1954.) 


126  Hermann  Veltman 

525.  V.  Courtenbach,  Johann,  Vitzthu  mb  der  Probstei,  g.  Pallm  (?)  Schein 
u.  Johann  Giesskannens  Sohn  (Lontzen  u.  Busch):  Streitigkeiten  über  die 
Zubehörungen  der  Besitzungen  der  V.,  namentlich  über  das  Beholzigungsrccht 
im  Busch.     Meier  u.  Seh  zu  Lontzen  u.  Königl.  Stuhl  A.    1539.    (864/1973.) 

520.  V.  Cortenbach,  Wilhelm,  u.  Heinrich  Hoen  v.  Cartyls  (Courten- 
bach) g.  Edmund  v.  Blitterswyck,  genannt  Passart  (Bilsen),  Dietrich  u.  Carl 
V.  Linden  (Ltittich  u.  Carlemont),  Schultheiss  zu  Lüttich,  Assistenten  des 
Passart  zu  Cöln,  Lüttich  u.  A. :  Unbefugte  Störung  u.  Einwirkung  auf  den 
von  den  K.  wider  den  Passart  beim  Seh.  zu  A.  erhobenen  Kriminal-Prozess, 
indem  der  Passart  sich  bald  für  einen  Brabantschen,  bald  für  einen  Cölnischen, 
bald  für  einen  Lüttichschen  Unterthancn  ausgibt  n.  nebst  seinen  Angehörigen 
bald  bei  dem  Brabantschen  Hofe,  bald  zu  Cöln,  bald  zu  Lüttich,  bald  beim 
Reichshofrathe  Mandate  g.  K.  u.  ihre  Verwandte  auswirkt  u.  so  die  Sache 
in  die  Länge  zieht,  um   der  Strafe  zu  entgehen.    Rkg.     1603.    (872/1982.) 

527.  V.  Courtenbach,  Freiherr,  u.  dessen  Gemahlin,  Wwe.  des  Freiherrn 
Franz  Arnold  v.  Frenz  zu  Frenz,  Eheleute,  (Lauvenburg)  g.  die  Erbgenahmen 
des  V.  Frenz  zu  Frenz,  namentlich  Freiherru  Beissel  v.  Gimnich  (Schmieden), 
V.  Droste-Vischering  (Darfeld),  Freiherrn  v.  Kesselstadt  (Föhren):  Heraus- 
gabe der  Lehngüter  Malberger-Hof  u.  Zieveler  Hof  zu  Dernan  in  der  Herr- 
schaft Saffenburg  nach  Erlöschung  des  v.  Frenzschen  Manncss tamm es.  Mark- 
Saffenburgsche  Lehnkammer  zu  Schieiden.     1746.     (884/1994.) 

528.  V.  Cortenbach,  Freiherr,  (Lauveuburg)  g.  die  Erbgenahmen  v.  Frenz 
zu  Frenz,  Beissel  v.  Gymnich  (Schmieden),  v.  Dorste-Vischering  (Darfeld)  u. 
Freiherrn  v.  Kesselstadt  (Föhren):  Immission  der  K.  als  Lehnserben  in  das 
früher  vom  Freiherrn  v.  Hövelich  besessene,  vom  Stifte  Cornelimünster  lehn- 
rtthrige,  auf  der  Ruhr  im  Jülichschen  Amte  Niedeck  belegene  Rittergut 
Blenz  (Blens,  Kr.  Schleideu);  Einrede  des  V.,  dass  der  ex  nova  gratia  beliehene 
V.  Hövelich  den  Franz  Karl  v.  Frenz,  antecessor  in  thoro  des  V.,  zum  Erben 
dieses  Gutes  eingesetzt  habe.  Jülich-Bergscher  Geheimer  Rath  zu  Düsseldorf. 
1755.     (885/1995.) 

529.  V.  Cortenbach,  Freiherr,  u.  dessen  Gemahlin,  Wwe.  des  Freiherrn 
Franz  Arnold  v.  Frenz  zu  Frenz,  Eheleute,  (Lauvenburg)  g.  die  Erbgenahmen 
V.  Frenz  zu  Frenz  (Schmieden,  Darfeld  u.  Föhren):  Immission  in  die  mit 
dem  Tode  des  Franz  Karl  v.  Frenz  an  die  Lehns-Erben  aus  der  alten  Be- 
lehnung angefallenen  Güter  Malberger-  oder  Harffer  Hof  u.  Zieveler  Hof  zu 
Dernau  in  der  Herrschaft  Saffenburg.  Mark  Saffenbergsche  Lehnkammer  zu 
Schieiden.     1757.     (886/1996.) 

530.  V.  Courtenbach,  Freiherr,  (Nyes;  Neuss)  g.  Erbgenahmen  v.  Frenz 
zu  Frenz,  namentlich  v.  Beissel-Gimnich,  v.  Droste  u.  v.  KesseLstadt:  Dar- 
lehnsfordcrung  von  6265  rthlr.  nebst  Zinsen.  Kurfürstl.  Offizial  zu  Cöln. 
1758.     (887/1997.) 

531.  V.  Cortenbach,  Freiherr,  u.  dessen  Ehefrau,  früher  Wwe.  des  Franz 
Karl  V.  Frenz  u.  Hövelich  zu  Lauvenburg  (Düsseldorf  u.  Neuss),  g.  Erb- 
genahmen V.  Frenz  zu  Frenz :    Störung  im  Besitze  des  in  der  Karkölnischen 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammerge rieht.  127 

Unterbemchaft  Kentenich  belegenen  Breuers-  oder  Orsbecker  Hofs  u.  Behaup- 
tung, dass  derselbe  nicht  zu  den  t.  Frenzschen  Lebngütern,  sondern  zu  dessen 
Allodial-Gütcm  gehört  habe.  Kurkölnische  Regierung  zu  Bonn.  1758. 
(888;  1998.) 

532.  Courtis,  Anna  Maria  Charlotte,  für  sich  u.  ihre  Geschwister,  (Burt- 
scheid)  g.  die  Kreditoren  ihres  Stiefvaters  Theodor  Ancion,  namentlich  Johann 
Voss,  Peter  Beier,  Franz  Clausen  (Burtscheid) :  Arrestaulegnng  auf  das  von 
dem  Oemeinschuldner  Anzion  besessene  Haus  nebst  Zubehör,  u.  Vorzugsrecht 
de.8  elterlichen  Erbtheils  der  K.  vor  den  Forderungen  der  übrigen  Gläubiger. 
Unterger.  Burtscheid.  u.  Seh.  A.     1763.     (893/2003.) 

5^J3.  Oratz,  Diedrich,  u.  cons.,  (Düren)  g.  Heinrich  v.  Hüppeln,  Wund- 
arzt (Dflren):  Injurien  durch  die  Behauptung,  K.  hätten  an  der  französischen 
Krankheit  gelitten.  Seh.  Düren  in  I.,  Jülich -Bergschc  Kanzlei  zu  Düsseldorf 
in  II.  Inst.     1625.     (224/774.) 

JKM.  Creitz,  Wilhelm,  als  Vormund  über  die  Minorennen  Gerhard  Crcitz, 
g.  Wwe.  Johann  Klotz,  Johanna  geb.  Stellenberg  et  cons.,  als  Erben  des 
Peter  Lutt  (A.  u.  Mossbach):  Widerrechtliche  Distraction  der  Güter  des  K's., 
Herausgabe  derselben  u.  Entschädigung.  Lehnmannen,  Seh.  u.  Rittersloute 
des  Gotteshaufies  St.  Comeli-Münster.     1693.    (265/882.) 

^^.  la  Croix,  Johann,  g.  die  Wwe.  des  Johann  Wilden:  Nachbarliche 
Streitigkeiten  über  den  Fall  der  Dachtraufe.    Seh.  A.     1716.    (956/2177.) 

!>36.  V.  Cronenberg,  Nicolaus,  Obrist-Lieutnant,  (Reiflf*  resp.  A.)  g.  Leon- 
hard  Fibns:  Behauptung  des  K.,  dass  der  V.  an  dem  Hause  seines  Vaters 
anter  der  Cölner  Pforte  zu  A.  wegen  der  angeblich  darauf  verwendeten 
1 229  rthlr.  Baukosten  kein  Vorzugsrecht  vor  der  Hypothek  des  K*s.  habe,  in- 
dem die  Baukosten  nicht  nothwendig  gewesen.    Seh.  A.     1645.     (952/2161.) 

537.  v.  Cronenberg,  Nicolaus,  (Reif  resp.  A.)  g.  Leonhard  Fybus :  Vorzugs- 
recht des  K's.  mit  seiner  Hypotheken-Forderung  von  3000  Tthlr.  an  Volquin 
Fybos  zu  A.  vor  der  Hypothek  des  V.  ad  2505  rthlr.  für  auf  den  Königstein 
rerwendete  Baukosten.    Seh.  A.     1648.     (953/2162.) 

538.  V.  Cruchten,  Mathis,  genannt  Sondergeld,  gewesener  Gerichtsbote 
der  Herrschaft  Kheidt,  (Rheidt)  g.  Johann  Wilhelm,  Herzog  von  Jülich 
(DttMeldorf))  das  Hauptgericht  zu  Jülich  u.  Amtmann,  Vogt  u.  andere  herzogl. 
Beamte  n.  Unterthanen  zu  Rheidt  u.  Gladbach:  K.  hatte  sich  angeblich  bei 
einer  Rebellion  der  Unterthanen  g.  den  Reichsfreiherrn  v.  Rheidt  von  diesem 
als  dedtfcn  Profoss  zur  Unterdrückung  des  Aufruhrs  gebrauchen  lassen.  Die 
V.  erkannten  aber  die  Herrschaft  Rheidt  nicht  für  unmittelbar  an,  fingen 
den  K.  ein  n.  marterten  ihn,  weshalb  er  einen  Schadenersatz  von  6000  Fl. 
a.  j&hrlicb  300  Fl.  Alimente  fordert    Rkg.     1602.    (1001/2294.) 

530.  C'nbso,  Gotthard,  g.  Anton  Herpers:  Streit  über  das  Testament 
der  Eheleute  Caspar  Siegers,  wodurch  den  Kindern  des  K\s.  "/j  des  Hauses 
in  der  Scheer  vermacht  ist  u.  Antrag,  dass  der  V.  als  Besitzer  des  andern 


';  ?  B«i/;  Kr.  Mttlh«lm  a.  Rh. 


128  Hermann  Veltman 

Drittels  entweder  dieses  verkaufen  oder  die  */,  kaufen  soll.    Seh.  A.    1725. 
(987/2237.) 

540.  V.  Culenburg^  Graf  Floris,  Freiherr  v.  Paland-Wildenburg  n.  s.  w. 
(Haus  Paland  bei  Düren)  u.  Marsilius  v.  Paland,  (Wachendorf  u.  Frechen) 
^.  Diedrich,  Graf  v.  Manderscheid-Blankenheira-Virneburg  u.  Wertheim 
(Manderscheid  u.  Kronenburg):  Rückgewähr  eines  angeblich  dem  V.  blos 
verpachteten  Zehntens  zu  Frechen  u.  Schadensforderung  von  20000  Gulden. 
Jülich-Cleve-Bergsche  Kommissarien  zu  Düsseldorf.     1563.    (965/2202.) 

541.  V.  Culenburg,  Graf  Floris,  (Haus  Paland)  g.  Bernhard  v.  Merode, 
Herr  zu  Ehumen  (Cöln):  Forderung  einer  jährlichen  Rente  von  300  Gulden 
IL  dieserhalb  Distraktion  der  dem  V.  zugehörigen  Güter  im  Fürstenthum 
Jülich  aus  einer  Cession  des  ursprünglichen  Gläubigers,  Grafen  Wilhelm 
V.Berg.  Jülich-Cleve-Bergsche  Kommissarien  zu  Düsseldorf.  1589.  (966/2203.) 

542.  V.  Culenburgsche  Graft.  Erbpächter,  (Kuckum  im  Amte  Kastcr) 
g.  Gebrüder  Jacob  u.  Heinrich  de  Groote  (Cöln):  Verpflichtung  der  V.,  die 
ErbpachtageföUe  ohne  Abzug  der  adeligen  Steuern  vollständig  zu  entrichten. 
Amt  Pfaflfendorf  in  I.,  Kurfürstl.  Hofkanzlei  zu  Düsseldorf  in  II.  Inst.  1 693. 
(967/2204.) 

543.  V.  Culenburg,  Gräfin  Philippe  Sidonie,  u.  des  jüngeren  Grafen 
v.  Culenburg  Vormundschaft,  (Kinzweiler)  g.  den  Herzogl.  .Tülichschen  General- 
Anwalt  zu  Jülich:  Zahlung  von  3000  Goldg.  Strafe,  weil  V.  dem  Befehle 
des  Herzogs,  den  Franz  v.  Lövenich  binnen  24  Stunden  vom  Arreste  zu  be- 
freien, nicht  gehorsamt  hatte.    Hauptger.  Jülich.     1598.    (968/2205.) 

544.  V.  Culenburg,  Gräfin  Philippe  Sidonie,  geb.  Gräfin  v.  Manderscheid, 
(Kinzweiler)  g.  Franz  v.  Lövenich  für  sich  u.  die  Männer  vom  Lehn  der 
Mannkammer  des  Propstei-Waldes  in  den  Aemtern  Wilhelmstein  u.  Esch- 
weiler (Aldenhoven):  Streit  über  den  im  Lande  Jülich  unter  Eschweilcr 
belegenen,  vom  Dompropst  u.  Kapitel  zu  Cöln  lehnrtihrigen  Wald,  gewalt- 
thätiger  üeberfall  des  Franz  Lövenich  auf  offener  Landstrasse  u.  Gefangon- 
haltung  desselben.    Hauptger.  Jülich.     1598.    (969/2206.) 

545.  V.  Culenburg,  Gräfin  Philippe  Sidonie,  (Kinzweiler)  g.  Franz 
Lövenich  (Aldenhoven):  Rückforderung  von  60  rthlr.,  welche  V.  dem  Bürgen 
des  K*s.  abgezwungen  u.  deshalb  Arrest  auf  ihre  Renten  in  Linnich.  Schult- 
heiss  u.  Seh.  zu  Linnich.     1599.    (970/2207.) 

546.  V.  Culenburg,  Gräfin  Philippe  Sidonie  (Kinzweiler)  g.  Franz 
Lövenich  n.  cons.  die  Lehnmänner  des  Dompropstei- Waldes  bei  Kinzweiler 
(Aldenhoven):  Holzungs-  u.  Weidegerechtigkeit  im  Dompropstei-Walde  bei 
Kinzweiler.    Hauptger.  Jülich.     1601.    (971/2208.) 

547.  V.  Culenburg,  Gräfin  Philippe  Sidonie,  geb.  v.  Manderscheid,  (Kinz- 
weiler) g.  Adam  Schellard  v.  Oppendorf,  Herr  zu  Gürzenich  u.  s.  w.  (Gürzeuich) : 
Forderung  von  25  Fl.  jährlicher  Gülten,  Streit  über  den  Werth  des  gegebenen 
Darlehns  ad  4066  Fl.  u.  über  die  Rechtmässigkeit  des  Zinssatzes.  Seh.  Weiss- 
weiler auf  Bath  des  Hauptger.  Lechenich.     1598.    (972/2209.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  129 

548.  V.  Culenburg,  Gräfin  Philippe  Sidonie,  geb.  v.  Manderscheid,  (Kinz- 
wpiler)  g.  Jacob,  Markgraf  v.  Baden  u.  Hochberg  (Schloss  Hochberg):  Diffa- 
mittions-Klage,  weil  V.  sich  Ansprüche  an  die  mit  ihrem  Gemahl,  dem  blöd- 
sinnigen Grafen  Florenz  v.  Culenberg  erheiratheten  Güter  zu  Kinzweiler, 
Paland,  Engelsdorf,  Frechen  a.  Bachem  (im  Bgbz.  A.)  berühmt  hatte.  Einrede 
ded  y.,  das8  sein  Schwiegervater  bei  seiner  Abreise  nach  der  Grafschaft  Galen- 
borg  in  Holland  ihm  die  Administration  aller  seiner  Herrschaften  übertragen 
habe.     Bkg.    1587.    (2210.) 

549.  V.  Culenburg,  Graf  Florenz's  Ehegcmahlin  Philippe  Sidonie,  geb. 
Gräfin  y.  Manderscheid,  zugleich  als  Yormünderin  ihres  minorennen  Sohnes, 
des  Grafen  Floris  y.  Culenburg,  (Kinzweiler)  g.  Heinrich  Broichhausen  (Wehr): 
Behauptung,  dass  das  Hauptger.  zu  Jülich  über  das  Haus  u.  die  Freiherr- 
•^haft  Paland  mit  der  Herrschaft  Weissweiler  keine  Jurisdiktion  habe,  dass 
damelbe  aber  dennoch  auf  Antrag  des  Brockhausen  in  dessen  Sache  wider 
die  K.  deren  Rentmeister  auf  Haus  Paland  als  Zeuge  vorgeladen  u.  wegen 
Reines  Nichterscheinens  in  eine  Strafe  von  25  Goldg.  verurtheilt  habe.  Hauptger. 
Jülich.     1599.     (973/2211.) 

K>0.  y.  Culenburg,  Gräfin  Philippe  Sidonie,  geb.  y.  Manderscheid,  Wwe. 
des  Grafen  Floris,  (Kinzweiler)  g.  Graf  Karl  v.  HohenzoUem-Sigmaringen 
o.  seine  Gemahlin  Elisabeth  geb.  Gräfin  v.  Culenburg  (Sigmar ingen) :  Heraus- 
gabe der  vom  Grafen  Floris  v.  Culenburg  im  Herzogthum  Jülich  besessenen 
Güter  Paland,  Witten,  Werth,  Kinzweiler,  Laede  u.  Linden  an  dessen  einzige 
Tochter  erster  Ehe,  Elisabeth,  Ehefrau  des  K.  Jülich-Cleve-Bergsche  Kommis- 
sarien  zu  Düsseldorf.     1599.    (974/2212.) 

551.  v.  Culenburg,  Graf  Floris,  (Paland)  g.  Wilhelm  v.  Hatzfeld  (Paland): 
Unbefugte  Ableitung  des  Flusses  Inde  in  der  gemeinschaftlichen  Herrschaft 
Weissweiler  u.  Paland  zum  Nachtheile  der  allgemeinen  Passage.  Rkg.  1612. 
(975/2213.) 

552.  y.  Culenburg,  Graf  Floris,  u.  Wilhelm  v.  Hatzfeld,  Gesammtherren 
zu  Paland  u.  Wcissweiler,  g.  Ferdinand,  Erzbischof  zu  Cöln,  u.  Schultheiss 
0.  Seh.  des  Hauptger.  zu  Lechenich:  Unbefugte  Erlassung  eines  Straf befehls 
in  Sachen  des  Jacob  Passet  zu  Cöln  g.  die  Unterthanen  der  Herrschaft  Weiss- 
weiler von  Seiten  des  Hauptger.  zu  Lechenich  wider  Schultheiss  u.  Seh.  zu 
WetMweiler,  da  doch  crsteres  nicht  vorgesetzt,  sondern  die  Herrlichkeit 
Weissweiler  eine  unmittelbare  sei.  Hauptger.  (Cölnischos)  Lechenich.  1613. 
<  976/22 14.) 

555.  y.  Culenburg,  Graf  Floris,  Freiherr  zu  Paland  u.  Wilhelm  v.  Hatz- 
feld, Herr  zu  Weiss weiler,  Wildenburg  u.  Schönstein,  (Haus  Culenburg  u. 
Paland)  g.  Ferdinand,  Erzbischof  zu  Cöln  u.  Cöluisches  Hauptger.  zu  Leche- 
mch:  Unbefugte  Beschwerde  resp.  Appellation  des  Jacob  Passet  von  Cöln 
▼un  denn  Gor.  Weissweiler  an  das  Cölnische  Hauptger.  Lechenich.  Hauptger. 
Leebenich.     1614.    (977/2215.) 

554.  ('Ummer,  Johann  Christoph,  Benefiziat,  g.  Jungfer  Maria  Catharina 
Meesea:    B&nmiing  der  Wohnung  im  Hause  der  K.,  Einrede  eines  Vertrags 

9 


130  Hermann  Veltman 

massigen  Rechts  auf  lebenslängliche  Wohnung  u.  Beköstigung.   Seh.  A.    1748. 
(979/2221.) 

555.  Onniberti,  Quirinus  et  Benardns,  (Malmundarium)  g.  Thomas 
Jacquemotte  (Malmundarium):  Cassatio  et  revocatio  cessionis  factae  per 
Quiriuum  Cuniberti  in  favorem  Kenardi  Petri  Jacquemotte,  et  amotio  cujus- 
dam  arrestus  contra  pefsonam  Thomae  Jacquemotte  in  civitate  Sedaneusi 
impositi.    Deputat!  ad  causas  in  principatu  Stabulensi.     1637.    (980/2223.) 

556.  Cüper,  Erbgenahmen,  in  specie  Arnold  Tau,  g.  die  Erben  des 
Martin  Lambert  Loneux,  Namens  Mathias  Loneux,  Mathias  Simons  u.  Wwe. 
Vinkclberg:  Streit  über  das  Testament  u.  den  Nachlass  der  Eheleute  Johann 
Vinkelberg  u.  Magdalena  Kuhnräuber.    Seh.  A.     1718.    (986/2236.) 

557.  Cüpers,  Erbgenahmen,  in  specie  Arnold  Tauw,  g.  Stephan  CJeyssen; 
Nichtigkeit  einer  vom  V.  extrahirten  Subhastation  des  zur  Vinkenbergschen 
Erbschaft  gehörigen  zu  A.  am  Colbert  gelegenen  Hauses.  Seh.  A.  1718. 
(985/2235.) 

558.  Cupper,  Johann  Peter,  Gerichtsschreiber  des  Amtes  Caster,  (Holz- 
weiler) g.  Johann  Adam  v.  Kesselstadt  u.  Gerhard  Cupper  (Lützerath): 
Bestrafung  des  V.  wegen  Injurien  mit  Widerruf,  50  rthlr.  für  jeden  K.  u.  25 
rthlr.  pro  fisco.  Fürstl.  Jülich-Bergsches  Hofger.  Düsseldorf.  1666.  (984/2234.) 

559.  V.  Curtenbach,  Gerhard,  (Schombeck)  g.  Hans  Wilhelm  v.  Hersei 
(Blens):  Auseinandersetzung  in  Betreff  des  Hauses  Blens  u.  eines  Hofes  zu 
Leuth  zwischen  den  Ehefrauen  der  Parteien,  geb.  v.  Durfenthai.  Hauptger. 
Jülich.     1638.     (1027/2365.) 

560.  Curtius  oder  Gurten,  Gerhard,  (Cöln)  g.  Erbgenahmen  Schieuters 
(Kallrath  im  Kreise  Jülich):  Wiedereinlösung  u.  Konsolidation  von  20  Morgen 
Land,  welche  der  V.  besitzt  u.  die  angeblich  ein  Abspliss  des  adeligen  Guts 
Kallrath  sein  sollen.  Jülieh-Bergscher  Hofrath  zu  Düsseldorf.  1719.  (991/2260.) 

561.  Daem,  Clemens,  g.  Heinrich  Franke :  Streit  über  den  Besitz  eines 
Guts  zn  Hahl  bei  Würselen  aus  dem  Nachlasse  des  Heinrich  Volker.  Meier 
u.  Seh.  A.     1520.     (5/16.) 

562.  Daem,  Johann,  u.  cons.,  (Jülich)  g.  Dietrich  Haer  u.  cons.  (Jülich): 
Herausgabe  des  Nachlasses  der  Eheleute  Bernard  Haer  an  die  K.  als  deren 
nächste  Blutsverwandte.    Seh.  des  Hauptger.  Jülich.     1520.     (ö/17.) 

563.  Daem,  Martin,  u.  Dietrich  v.  Gore,  (Hemmerden  u.  Elsum)  g.  Irm- 
gard V.  EjU  (Hemmerden):  Vindikation  einiger  Stücke  Landes  in  der  Nähe 
der  Gemarkung  des  Dorfes  Hemmerden.  Vogt,  Schul theiss  u.  Ger.  Dyck  in 
L,  Seh.  A.  in  II.  Inst.     1532.     (8/19.) 

564.  Daemen,  Johann,  (Thorn  im  Bisthum  Lüttich),  g.  Leonhard  Boss- 
müller (Wessem):  Entrichtung  einer  jährlichen  Pacht  von  8  Malter  Roggen 
aus  einem  Pfand-Lehen  des  V.,  welches  zu  PoU  belegen  ist.  Seh.  Poll,  Wessem 
u.  A.     1530.     (10/21.) 

.565.  Dahmen,  Peter,  g.  Andreas  Ludwigs  u.  Wwe.  v.  Thenen:  Heran- 
ziehung des  Hauses  u.  der  Mobilien,  welche  der  V.  von  seinem  Bruder  Johann 
Dahmen  gekauft  hat,  zur  Konkursmasse  des  letztern.   Seh.  A.    1713.   (21/43.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  131 

566.  Dahmen,  Peter,  Bürgermeister,  g.  Wwe.  u.  Erben  des  Jacob  v.  Tholr: 
Zahlung  von  3048  rthlr.  Guthaben  des  K^s.,  aas  seiner  Kompagnie-Handlung 
mit  Paul  V.  Thoir  zu  Amsterdam,  wofür  dessen  Vater  Jacob  sich  verbürgt 
hat.     Seh.  A.     1721.     (22/44.) 

567.  Dahmen,  Peter,  Bürgermeister,  g.  Nicolaus  Barme  u.  Paulus  Lorsch 
(Loick,  Lüttich;  A.):  Rechnungslage  aus  einem  Societäts- Kontrakte,  wo- 
durch die  Parteien  die  Zahlung  der  französischen  Kontribution  für  das 
Herzo^hnm  Jülich  übernommen,  u.  worauf  das  Land  Jülich  allmählich  Rück- 
zahlungen geleistet  hat.  Rkg.  wegen  Verschiedenheit  des  Gerichtsstandes.  1722. 
(23/45.) 

568.  Dahmen,  Franz  Caspar,  (A.  resp.  Nothberg)  g.  Theodor  Nyssen: 
Klage  aus  einem  Reverse,  wodurch  der  V.  der  Ehefrau  des  K's.  diejenigen  350 
Species  nachgelassen  hat,  welche  letztere  der  Wwe.  Kuckelkorn  schuldig  war, 
auf  Befreiung  der  klag.  Güter  von  der  desfallsigen  Hypothek  u.  dieserhalb 
Arrestanlag^e  auf  die  Güter  des  V.  im  Reiche  von  A.  Seh.  A.   1751.  (24/46.) 

569-  V.  Dalberg,  Hans  Georg  (Ruppertsberg)  u.  Philibert  v.  Hoheneck, 
(Landeck)  g.  die  Gebrüder  v.  der  Horst  (Düsseldorf  u.  Jülich),  Gebrüder 
T.  der  Lejen  (Coblenz  u.  Saflig),  Hans  Friedrich  Quad  v.  Landskron  (Pfalzel 
bei  Trier):  Rückzahlung  eines  Kapitals  von  1000  FL,  welche  die  Eltern  der 
V.  gemeinschaftlich  angeliehen.    Rkg.     1603.    (35/72.) 

570.  Dalenbroick,  Wilhelm,  Pastor,  (Burtscheid  bei  A.)  g.  Agnes  Peuber 
IL  ihren  Sohn  Johann,  genannt  Kreuz  (Burtscheid):  Forderung  einer  jährlichen 
Erbpacht  von  Vi  Mtiddß  Roggen  u.  13  Schilling.  Seh.  Burtscheid  auf  Unter- 
weisung des  Hauptger.  A.    1528.    (45/127.) 

571.  Dambleve,  Benedictus  Josephus,  (Malmundarium)  g.  Maria  Anna 
Bacon,  vidua  procnratoris  de  Walque  (Malmundarium):  Invaliditas  testa- 
Dieati  procnratoris  de  Walque,  in  quo  testator  üliam  suam,  supplicantis 
Qxorem,  praeteriit  et  nxorem  suam  secundam  heredem  ex  asse  instituit. 
Connilinm  provinciale  Stabuleti.     1767.    (63/180.) 

572.  Dammerschied,  Johann,  g.  Rütgcr  Freund  u.  cons.:  Erstattung 
Ton  673  Fl.  aus  einer  Bürgschaft  des  V.  für  Johann  Colens  im  Forst.  Bürger- 
ineisterei-(ter.  A.     1583.    (83/210.) 

573.  Daut^,  Banquier,  (Lüttich)  g.  Matthias  Bemard  Schlösser:  Streit 
wegen   einer  Wechselschuld  ad   55  000  Fl.  betr.     1794.    (Extrajudicialia  8.) 

574.  Debitz,  Peter,  u.  cons.,  g.  Michael  Kirchhoff  u.  Jacob  v.  Euchcu: 
Streit  über  das  früher  von  Heinz  Brocheler  oder  v.  Delf  besessene  Haus  auf 
der  Cölner  Strasse  zu  A.  in  Folge  des  Personal-Arrestes  des  Vaters  der  V. 
Scb.  A.     1530.     (138/379.) 

575.  Decken,  Jacob,  u.  Hermann  Bccx,  g.  Reinhard  Becx  Wwe.  Anna 
geb.  V.  Kdingen:  Rechnungslage  über  von  Reinhard  Beex  über  die  mino- 
rennen Kinder  des  Peter  Beex  geführte  Vormundschaft,  namentlich  Vorlegung 
defl  InvenUrs.     Scb.  A.     1602.     (151/402.) 

576.  Decker,  Leonhard,  g.  Johann  Wispien:  Zahlung  von  1000  Kronen 
am  einem  Wechsel,  welchen  Nicolaus  v.  Münster  auf  seinen  Bruder  Jacob 

9* 


182  Hermann  Veltman 

y.  Münster  zu  Eouen  ausgestellt  u.  der  V.  auf  den  K.  indossirt  hat.    Seh. 
A.     1665.     (156/434.) 

577.  Dederich,  Abraham,  g.  Maximilian  v.  Kleuter:  Vindikation  des 
im  Reiche  von  A.  in  der  Aachener  Heide  belegenen  Gutes  Höfchen,  welches 
vom  Stiefvater  des  K's.,  Barou  v.  Schiflfart,  dem  V.  verkauft  ist.  Seh.  A. 
1717.    (159/441.) 

578.  Degraa,  Matthias  Theodors  Wwe.,  g.  die  Geschwister  Strauch :  Streit 
um  den  Besitz  der  Mobiliar-Erbschaft  des  verstorbenen  Kanonikus  Johann 
Heinrich  Cornli.    Seh.  A.     1795.    (Extrajudicialia  12.) 

579.  Delborne,  Thomas  Josephus,  u.  Franziscus  Hubertus  Bodesson  (Mal- 
mundarium)  g.  Barthelemy,  Vater  u.  Sohn  (Stabuletum  et  Malmundarium): 
Actio  ad  emigrationem  ex  domu  in  civitate  Malmundariensi  sita  a  domina 
de  Potestat  reis  locata,  sed  fideicommisso  obnoxia.  Curia  Malmundariensis. 
1782.     (179/521.) 

580.  Delborne,  Thomae  Josephi  liberi,  (Malmundarium)  g.  Quirinus 
Josephus  Steinbach,  proprio  et  liberorum  nomine  (Malmundarium) :  Controversia 
ex  subhastatione  bonorum  communium  in  civitate  Malmundariensi  sitorum 
orta.  Judex  Malmundariensis  resp.  consilium  provinciale  Stabulense.  1785. 
(188/522.) 

581.  Deltour,  die  Erben  des  Bürgermeisters,  g.  die  Kreditoren  des  ver- 
storbenen Pastors  Aretz,  Notar  Couven  u.  cons.:  Präferenz  der  K.  auf  die 
Nachlassenschaft  des  Aretz,  weil  sie  zuerst  einen  Arrest  auf  dieselbe  aus- 
gebracht haben.    Seh.  A.     1735.    (199/567.) 

582.  Deltour,  Maria  Theresia,  u.  die  übrigen  Erben  des  Bürgermeisters 
Deltour,  g.  Peter  Deltour  als  Miterben:  Anerkennung  des  Erbtheilungs- 
Bezesses  über  den  Nachlass  des  Bürgermeisters  Deltour.  Seh.  A.  1746. 
(200/568.) 

583.  Deltour,  die  Erben  des  Bürgermeisters,  g.  Jüüch-Bergsches  Geheimes 
Raths-Dikasterium  (Düsseldorf):  Unbefugte  Weigerung  der  V.,  in  Sachen 
der  K.  g.  Dr.  Plum  zu  A.  p**»  25,85  rthlr.  auf  Requisition  des  Seh.  A.  im 
Wege  der  Exekution  das  Plumsche  Lehngut  zu  Schleybach  zu  subhastiren. 
Rkg.     1757.     (201/569.) 

584.  Deltour,  J.  C,  Bürgermeister,  g.  Friedrich  Wilhelm  Graf  zu  Solms- 
Braunfels  (Braunfels):  Schuldforderung  von  2000  rthlr.  in  Brandenburgschen 
u.  Lüneburgschen  '/,  rthlr.-Stücken  u.  deshalb  Immission  in  mehrere  im  Amte 
Hungen  belegene  Ortschaften.    Rkg.     1727.    (Extrajudicialia  16.) 

585.  Denne,  Margaretha,  Wwe.  des  Paul  v.  Wyrdt,  (Aldenhoven  im 
Lande  Jülich)  g.  Paul  v.  Wyrdt,  (Pfaffendorf):  Ablösung  einer  jährlichen 
Rente  von  34  Malter  Roggen,  welche  der  V.  an  dem  Hofe  des  K's.  zu  Puffen- 
dorf (Kr.  Geilenkirchen)  zusteht.  Schul theiss  u.  Seh.  zu  Puffendorf  auf  Belehrung 
des  Oberhofs  zu  Jülich.     1525.    (227/612.) 

586.  Dcny,  Jacob,  g.  die  übrigen  Kreditoren  des  Peter  Beock:  Vorzugs- 
recht des  K's.  mit  Wechselforderungen  ad  600  Fl.  u.  500  Fl.  aus  dem  Erlöse 
für  Faustpfänder  vor  den  übrigen  Kreditoren.    Seh.  A.     1732.    (226/608.) 


Aachener  Prozesse  am  Eeichskammergericht.  188 

587.  Deutgen,  Wilhelm,  Namens  seiner  Ehefrau  Lieschen,  geb.  Iflfen, 
(Büren)  g.  Arnold  Hex,  Priester,  für  sich  u.  seine  Geschwister  (Dalheim): 
Herausgabc  der  Nachlassenschaft  des  Heinrich  Hex  an  den  K.  als  den 
n&chsten  Verwandten.  Vogt  u.  Seh.  zu  Dalheim  auf  Unterweisung  des  Hauptger. 
Jftlich.     1538.     (261/727.) 

588.  Deutgen,  Wilhelms  hinterlassener  Kinder  Vormundschaft,  u.  Ge- 
schwister Panz,  (Düren)  g.  Bernard  Deutgen,  Johann  Heinrich  Schöler  u. 
Eberhard  Möwis  (Düren):  Erbschaftsstreitigkeit  zwischen  den  Abkömmlingen 
erster  u.  zweiter  Ehe  des  Wilhelm  Deutz.  Schultheiss  u.  Seh.  des  Stadt-  u. 
Hauptger.  Düren.    1668.    (262/728.) 

589.  Deutz,  Wilhelm,  (Wylre)  g.  Peter  Bock  (Hasselt):  Arrest-Anlage 
auf  den  vom  V.  in  der  Herrlichkeit  Wylre  besessenen  Bucheishof  wegen 
einer  Bürgschaft  des  K*8.  für  den  V.,  u.  Rekonvention  wegen  700  rthlr.  Seh. 
Wylre  auf  Unterweisung  des  Seh.  A.  1620.  —  Abgeg.  au  Limburg,  Greffier 
des  Provinzial-Gerichtshofes  zu  Mastricht  am  27.  April  1852.    (737.) 

590.  die  Dicken,  Weinand  u.  Martin  zum  Holtz,  (zum  Holtz)  g.  Bartho- 
lomftuä  Leouhard  v.  Gladbach,  modo  dessen  Kinder  (Gladbach):  Streit  aus 
der  Theilun^  des  Nachlasses  des  Weinand  u.  der  Klosterjungfrau  vom  Holtz, 
u.  aber  den  Besitz  mehrerer  Aecker  daselbst.  Hofgcr.  Jülich.    1548.  (342/892.) 

591.  V.  Diedenhoven,  Balthasar,  (S.  Vith)  g.  Jacob  Sander  u.  Katha- 
rina Kranz  (S.  Vith):  Injurien  durch  den  Vorwurf  der  Defraude  der  Wein- 
sehank-Gefälle.    Seh.  Malmedy.    1564.    (350/919.) 

592.  Diedrich,  Werner,  Hansen  u.  comp.,  g.  Isaac  Kaiser  (Burtscheid): 
Zahlung  von  411  rthlr.  für  empfangene  Wolle.    Seh.  A.     1736.    (351/921). 

.59^).  V.  Diepenbroek,  Mathias  u.  Adam,  genannt  Eaufftesch,  u.  Dietrich 
T.  Barscheid,  modo  v.  Ketzgen,  Wilhelm  u.  Eberhard,  (Gerhard tshofen  oder 
<>eretzhoven)  g,  Dietrich  v.  Orsbeck  (Olbrück  u.  Wensberg),  Namens  seiner 
Ehefrau  Irmgard,  u.  die  Äbtissin  Sophie  zu  Bürvenich,  Töchter  des  Johann 
Diepenbroek  u.  der  Kathariue  geb.  Deutz:  Herausgabe  der  von  Johann  v. 
Diepenbroek  u.  Katharine  Deutz  im  Fürstenthum  Jülich  zu  Effem,  Kuseu 
n.  Brenten  besessenen  Güter,  da  dieselben  in  Folge  des  gültigen  Verfangen- 
Khafts-Bechtd  durch  den  Tod  der  Mutter  den  Kindern  erster  Ehe  eigen- 
thflmlich  zugefallen  u.  dem  mit  der  v.  Lieskirchen  zur  zweiten  Ehe  gc- 
Kbrittenen  Vater  nur  niessbräuchlich  überwiesen  sind.  Lehnger.  zu  S.  Maria 
hl  Bürvenich  resp.  Jülichsche  u.  Cölnische  Kommissarien.    1535.    (363/1036.) 

594.  V.  Diepholdt,  Maria,  Wwe.  des  Gerhard  Ellerborn,  g.  Melchior  u. 
Gerhard  Eilerborn:  Schadloshaltung  der  K.  in  Betreff  einer  von  Anna  v.  Gohr 
evincirten  Beuten -Verschreibung  über  6  Müdde  Boggen.  Seh.  A.  1610. 
(894/1095.) 

595.  Dieterich,  Werner,  u.  comp.,  g.  Peter  Jonas:  Bechnungs-Prozess 
vu  Handelsgeschäften,  nunmehr  Antrag  auf  Gestattung  des  RcchtsmitU^ls 
der  Berbion  n.  Versendung  der  Akten  an  eine  Juristen-Fakultät.  Magistrat 
derSUdtA.     1734.    (427/1195.) 


134  Hermann  Veltman 

596.  Dieterich,  Dietrich  u.  Hansen,  Handlang  zu  A.,  g.  Karl  Wilhelm 
Cummer:  Beschlagnahme  mehrerer  Waaren,  weiche  der  K.  unter  CoUusion 
mit  dem  Falliten  Beck  aus  A.  in  der  Stadt  Cöln  verkaufen  wollte,  zu  Gunsten 
der  V.  als  Gläubiger  des  Beck,  jetzt  aber  Klage  des  Cummer  auf  Auszahlung 
des  Erlöses  ad  197  rthlr.  u.  500  rthlr.  Schaden-Ersatz.  Weltliches  Ger. 
Cöb.     1739.     (429/1197.) 

597.  Dolhart,  Egidius,  g.  Klaus  v.  Thenen  Wwe.:  Zahlung  von  200  Fl. 
als  Abfindung  einer  Tochter  erster  Ehe  von  dem  väterlichen  Vermögen.  Seh. 
A.     1522.     (512/1417.) 

598.  Dolhart,  Heinrich,  (A.  auf  dem  Hammer)  g.  Johann  v.  Bocket, 
genannt  Wailpot:  Zahlung  von  300  Fl.  als  Miethe  für  einen  Hammer  zu 
Stolberg.    Seh.  A.     1528.    (513/1418.) 

599.  Delhart,  Heinrich,  (Stolbcrg)  g.  Johann  Meuthe  (Nothbcrg) :  Zahlung 
einer  jährlichen  Rente  von  einem  Hammer- Antheilo  zu  Stolbcrg.  Ger.  Stacl- 
burg  (Stolberg)  in  L,  Hauptger.  Jülich  in  II.  Inst.    1539.     (514/1419.) 

600.  Dollart,  Kaspar,  g.  Johann  Verken:  Entrichtung  zweier  Müdde 
Roggen  u.  5  Fl.  Zins  für  29  Jahre  aus  mehreren  bei  A.  gelegenen  Grund- 
stücken u.  Arrest-Anlage.    Seh.  A.     1603.    (515/1420.) 

601.  DoUarz,  Heinrichs  Kinder,  g.  Catharine  v.  Gelehn,  Wwe.  des  Claus 
Reuter:  324  rthlr.  aus  einer  Bürgschaft  für  v.  Vlatten,  für  welche  auch 
Güter  zu  Eynatten  verhypothecirt  sind.    Seh.  A.     1625.    (854/2159.) 

602.  V.  Dommermont,  Maria  u.  Goswiu,  (Rölsdorf)  g.  Gottschalk  v. 
Wandle  (Düren):  Vindikation  mehrerer  Grundstücke,  welche  dje  Mutter  des 
K*s.,  Anna  geb.  v.  Roelsdorf,  in  die  Ehe  mit  Abel  v.  Wandle  eingebracht 
hat,  die  sich  aber  jetzt  im  Besitze  der  V.  befinden.  JtÜich-Cleve-Bergsche 
Räthc  zu  Düsseldorf.     1591.     (516/1441.) 

603.  Doom,  Melchiors  Wwe.  Helene,  jetzt  Ehefrau  Heinrichs  Düster- 
wald, g.  Carl  Billaeus  hinterlassener  Kinder  Vormundschaft:  Zahlung  einer 
Forderung  von  10000  FL,  wofür  mehrere  Häuser  nebst  Zubchörungen  in  A. 
verpmndet  sind.     Seh.  A.     1620.    (526/1502.) 

604.  Dorf,  die  Eingessenen  der  Hundtschaft,  (Dorf)  g.  den  Abt  des 
Gotteshauses  Cornelimünster:  Vollstreckung  des  rechtskräftigen  Erkennt- 
nisses in  Sachen  der  K.  g.  Korr  u.  Esser  zu  Cornelimünster  wegen  Besitzes 
von  iVa  Morgen  Land  zu  Dorf.     Rkg.     1731.    (528/1516.) 

605.  Dreesen,  Dionis,  u.  Heinrich  Krauthausen,  Accis-Pächter,  g.  Heinrich 
Pelzer  (Stolberg):  Konfiskation  eines  von  Nimwegen  kommenden,  zu  A. 
wegen  Steuer-Defraude  in  Besehlag  genommenen  Fässchens  mit  Cochenille. 
Seh.  A.     1757.     (827/843.) 

606.  Dresen,  Johanns  Erben,  (Jülich)  g.  die  Erben  des  Krato  Kraft 
(Jülich):  Abrechnung  über  gemeinschaftliche  Geschäfte,  Lieferungen  von 
Fourage  an  die  Spanier  u.  s.  w.    Stadt-  u.  Hauptger.  Jülich.    1693.    (325/841.) 

607.  V.  Driesch,  Anna  Maria,  g.  Wwe.  Charlemont,  nun  deren  Kinder 
Anna  u.  Franz  (Schönau) :  Charlemont  hatte  als  Bürge  des  Grafen  v.  Styrum 
600  rthlr.  an  A.  Hcldewyr  zu  Mastricht  bezahlt,  nahm  die  v.  Driesch  als 


Aachener  Prozesse  am  Beichskammergericht.  135 

Rückbürgin  in  Ansprach  u.  arreatirte  den  Kaufpreis  eines  von  der  Letztem 
zn  A.  verkauften  Hauses.    Seh.  A.     1694.    (478/1356.) 

64>8.  Driessen,  Heinrich  Adolph,  u.  Theodor  Claudius  Tornaco,  g.  Major 
de  Graan,  Namens  seiner  Ehefrau :  Zahlung  eines  bedingt  gewesenen  Legats 
von  500  rthlr.  aus  dem  wechelseitigen  Testamente  der  Eheleute  H.  A.  Driessen 
0,  Anna  Mechtiide  geb.  de  Graan  zu  A.,  u.  dieserhalb  Arrest- Anlage  auf  den 
Homhof  zu  Schleckheim.  Abteiliche  Kanzlei  zu  St.  Cornelimtinster.  1713. 
(480/1358.) 

60Q.  Driessen  d'Opheiden,  Chevalier,  g.  Graf  Anton  ülderich  v.  Frezin, 
Herr  v.  Horst  (Horst  im  Ober-Quartier  von  Gelderland):  Zahlung  eines 
Wechsels  ad  1000  FL,  vom  V.  ausgestellt  zu  Gunsten  des  Grafen  de  Mayan, 
von  diesem  auf  den  v.  Beauchamp,  von  diesem  auf  den  Grafen  v.  Arberg 
u.  von  letzterem  auf  den  K.  indossirt,  u.  Arrest- Anlage  auf  das  Vermögen 
de«  V.     Seh.  A.     1723.     (481/1359.) 

610.  V.  Drimbom,  Johann,  modo  dessen  Wwe.  u.  Erben  Johann  Hansler, 
(Kempen  u.  Heinsberg)  g.  Abt  Albrecht  (St.  Cornelimtinster):  Tradition 
eines  dem  K.  verkauften  Hauses  zu  Cöln.  Greve  u.  Seh.  des  hohen  welt- 
lichen Ger.  zu  Cöln.     1552.    (483/1361.) 

611.  Droge,  Maria,  (Burtscheid)  g.  Abraham  Garzweiler  (Burtscheid) : 
Herausg:abe  des  von  der  Schwester  der  K.,  verstorbenen  Ehefrau  des  V., 
nachgelassenen  Vermögens;  Einrede  des  observanzmässigen  lebenslänglichen 
Niessbrauchs.    ünterger.  Burtscheid  u.  Seh.  A.    1656.    (645/1742.) 

612.  V.  Drove,  Adams  Wwe.  Catharine  geb.  Hase,  (Drove)  g.  Gerhard 
Foessgen  (Düren):  Entrichtung  von  22  Malter  Roggen  jährliche  Rente, 
welche  vormals  die  Eheleute  Johann  v.  Home  dem  Conrad  v.  Kirberg  ver- 
kauft haben.  Ger.  in  der  Loe,  u.  dann  die  Ger.  Düren  u.  A.  1515. 
(717/1823.) 

613.  Drove,  sämmtliche  Eingesessenen  der  Jtilichschen  Unterherrschaft, 
g.  Johann  Heinrich  v.  Vlatten,  Inhaber  der  ünterherrlichkeit  Drove :  Unleid- 
liche Bedrückung  der  K.  mit  Hand-  u.  Spanndiensten,  durch  Strafen  u.  Ein- 
kerkerung, Pföndung  der  Pferde  u.  s.  w.  Kurprinzliche  Hofkanzlei  zu 
Dlisseldorf.     1689.     (718/1824.) 

614.  Drove,  Vorsteher  u.  Eingesessene  der  Jülichschen  Unterherrschaft, 
g.  W.  C.  V.  Rohe,  als  Mitbesitzer  der  Unterherrschaft  Drove:  Unbefugte 
Heranziehung  der  K.  zu  unentgeltlicher  Bewachung  der  Gefangenen  auf  dem 
Haupte  Drove,  zur  Zahlung  von  Inquisitionskosten  u.  Ueberschrcituug  der 
JurL$diktionsbefugnisse.  Kurpfälzischer  Geh.  Rath.  zu  Düsseldorf.  1724. 
1719/1825.) 

615.  le  Duck,  Franz  Joseph,  u.  Carl  le  Paux,  g.  Bruley,  Paschal  u. 
Junot  (Frankreich):  Ansprüche  aus  einem  Gesellschafts- Vertrage  zum  An- 
kaufe verrufener  Kupfermünze;  Arrest-Anlage  auf  Forderungen  u.  Waaren. 
Seh.  A.     1770.     (720/1826.) 

616.  V.  Dülken,  Anton  Simon,  (Gladbach)  g.  Cäcilic  Heringen  (Heringen 
im  Lande  Straeien):    Herausgabe  der  Hälfte  des  Nachlasses  der  zu  Dülken 


136  Hermann  Veltman 

verstorbenen  Maria  Biepo  in  Folge  des  Dülkischen  Güterrechts  der  Eheleute. 
Seh.  Süchteln  resp.  Hauptger.  Jülich.    1548.    (739/1869.) 

617.  Dum6e  et  cons.  praetendentos  ad  hereditatem  et  legata  defunctae 
Annac  Jacqmotte,  (Malmundarium)  g.  Scabinus  Gilson  (Malmundarium): 
Invalidltas  testamenti  per  Franciscum  Dclvaux  et  Annam  Jacqmotte  conjuges 
conditi  propter  pactum  a  testantibus  cum  actore  initum,  quo  conjuges  Del- 
vaux  pro  hereditate  Petronülae  Jacqmotte  defunctae  ab  actore  solo  berede 
ipsis  cessa  promiserunt,  quod  injuriam  nullam  actori  facerent  in  bonis,  quac 
ad  eum  spectare  et  in  quae  ab  intestato  succodere  posset,  casu  quo  eos  con- 
juges praemori  contingeret.    Consilium  Stabuleuse.     1697.    (755/1887.) 

618.  Duppengiesser,  Wilhelm,  g.  Martin  Arschot:  Forderung  von 
25  Pfd.  Flämisch.     Seh.  A.     1512.     (777/1992.) 

619.  Duppengiesser,  Georg,  (Comelimünster)  g.  Heinrich  Bart^cheerer 
(Ooruelimttnster,  zum  rothen  Hahn):  Streit  über  den  Besitz  eines  Hofes  u. 
Hauses  „zum  rothen  Hahn**  bei  Comelimünster.  Schultheiss  u.  Seh.  der 
Landschaft  des  Gotteshauses  Comelimünster.     1522.    (778/1993.) 

620.  Duppengiesser,  Wilhelm,  g.  Jobst  v.  Berge:  Bückgabe  eines 
Päckchens  Geldes,  welches  K.  dem  V.  auf  der  Strasse  zwischen  Cöln  u.  A. 
in  Verwahrung  gegeben  hat.    Seh.  A.     1529.    (779/1994.) 

621.  Duppengiesscr,  Mathis,  g.  Johann  Stempel  (Antwerpen):  Entschädi- 
gung des  K's.  aus  einer  bei  Mathis  Hülsbosch  zu  Antwerpen  für  den  V. 
wegen  versprochener  Lieferung  von  Kupferdraht  übernommenen  Bürgschaft. 
Seh.  A.     1538.     (781/1996.) 

622.  Duppengiesscr,  Mathis,  g.  Sebastian  Flemming,  als  Faktor  des 
Erasmus  Scherz  u.  comp.:  Cons tirt  nicht;  durch  Vergleich  beendigt.  Seh.  A. 
1540.     (782/1997.) 

623.  Duppengiesscr,  Beraard,  (Antwerpen)  g.  Simon  Geldorf  oder  Gel- 
douflf:  Arrest-Anlage  auf  Forderungen  des  Johann  Geldorf  an  den  V.  zur 
Höhe  von  2  800  Fl.  wegen  40000  Pfd.  Kessel,  welche  Johann  Geldorf  dem 
K.  verkauft,  aber  nicht  geliefert  hat    Seh.  A.    1548.     (783/1998). 

624.  Duppengiesscr,  Leonhard,  (Antwerpen)  g.  Wwe.  Nicolaus  Bnland: 
Arrest-Anlage  auf  25  Brittanische  Giessscheine,  welche  Johann  Geldorf  bei 
der  V.  stehen  hat,  wegen  einer  Forderung  des  K's.  an  den  Geldorf  ad 
2  700  Karolusgulden.     Seh.  A.     1549.     (785/1999.) 

625.  Duppengiesscr,  Mathis,  (?)  g.  Peter  Duppengiesscr  (?):  Constirt 
nicht.     Seh.  A.     1556.    (2000.)    Fehlt. 

626.  Duppengiesscr,  Elisabeth,  g.  Cornelius  Duppengiesscr  u.  Wwe. 
Jacob  Duppengiesscr:  Widermf  eines  Vertrags,  wodurch  die  K.  den  V. 
jedem  800  rthlr.  unter  der  Bedingung  geschenkt  hat,  dass  die  V.  davon  der 
K.  jährlich  5  ^Jq  Zinsen  bezahlen,  nach  deren  Tode  aber  das  Kapital  be- 
halten sollen,  weil  die  Schenkung  unter  der  Bedingung  des  Widerrufs  gemacht 
sei.    Seh.  A.     1719.    (787/2003.) 

627.  Deuren  oder  Düren,  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt,  g.  den 
Herzogl.  Jülichschen  Schultheiss  Adam  Bömer  (Düren):     Ausdehnung  der 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  137 

Jarisdiktion  von  Seiten  des  Herzogl.  Schaltheisseu  zum  Nachtheile  der  städ- 
tischen Jurisdiktion.  Herzogl.  Jülichsche  Kommissarien  zu  Düsseldorf.  1582. 
(248/709.) 

628.  Deuren,  id  est  Düren,  Bürgermeister  u.  Eath  der  Stadt,  g.  Bischof, 
Stände  o.  Bäthe  u.  Bürgermeister  u.  Eath  der  Stadt  Lüttich:  Verletzung 
des  Privilegii  der  Stadt  Düren,  wonach  die  Bürger  derselben  mit  ihren 
Gntern  u.  Waaren  im  Stifte  u.  in  der  Stadt  Lüttich  zollfrei  sind,  durch 
Erhebung  eines  Licents  von  eingeführten  Schafen,  Wolle  u.  dergl.  Rkg. 
1599.     (249/710.) 

629.  Düren,  Bürgermeister  u.  Seh.  der  Stadt,  g.  Johann  Greve,  genannt 
Färber  (C^ln):  Nichtigkeits-Erklärung  einer  vom  V.  g.  die  K.  ausgebrachten 
Ladung  vor  das  Westfälische  heimliche  Ger.  u.  vor  den  Freigrafon  Gerhard 
Struchelmann  zu  Arnsberg.    Rkg.     1513.    (788/2009.) 

61)0.  Düren,  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt,  g.  die  Wwe.  des  Melchior 
Colin,  Taecilie  geb.  Weimar  (Cöln):  60  Fl.  jährlicher  Gülten,  welche  Alef  v. 
Hembach  zu  Düren  von  den  Herzogen  Gerhard  u.  Wilhelm  v.  Jülich-Bcrg 
unter  Mitvcrpilichtung  der  Stadt  Düren  u.  Verpfandung  ihrer  Gefälle  gekauft 
hat  u.  die  auf  K.  vererbt  sind;  auch  Streit  über  die  Münzsorten.  Seh.  A. 
1564.    (789/2010.) 

6.'JI.  Düren,  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt,  u.  Adam  Birgel  (Arnolds- 
weüer)  g.  Johann  v.  Hoengen,  genannt  Wassenbcrg,  früher  Jülichscher  Land- 
Rentmeister  zu  Düren:  Rückzahlung  eines  Darlehns  von  520  Kronen;  Einrede 
des  V.,  dass  er  dieselben  auf  Befehl  des  Herzogs  Wilhelm  für  die  Stadt 
Düren  zur  Bezahlung  der  in  der  Burgundischen  u.  Jülichschen  Fehde  in 
I>üren  eingerückten  Besatzung  unter  dem  Hauptmann  Franz  v.  Hatzfeld 
empfangen  habe.    Seh.  Merzenich.    1577.    (790/2011.) 

632.  Düren,  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt,  g.  den  Fürstl.  Jülichschen 
Scbahbeiss  Adam  Römer  zu  Düren:  Eingriffe  des  V.  in  die  Jurisdiktion  u. 
Freiheiten  der  Stadt,  indem  dem  Herzoge  von  Jülich  in  derselben  nur  die 
•Straf-Gerichtsbarkeit  in  Kapital-Fällen  zustehe.  Herzogl.  Jülichsche  Räthe 
«I  Düsseldorf.     1582.    (791/2012.) 

610.  Düren,  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt,  u.  Gerhard  Schütz,  Accisc- 
meister,  (Düren)  g.  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt  Niedeck  (Niodeggen)  u. 
Heinrich  Kleine  daselbst:  Behauptung,  dass  die  Stadt  Düren  eine  vom  Kaiser 
Friedrich  1241  dem  Grafen  zu  Jülich  wiederlöslich  verpfändete  Reichsstadt  sei, 
0.  daas  sie  das  Recht  zur  Accise-Hebung  auch  von  dem  Vieh  der  Ein- 
wohner der  Stadt  Niedeck,  welches  zu  Düren  verkauft  werde,  besitze.  FürstL 
Jtüich-Bergsche  Räthe  zu  Dttsselborf.     1598.    (792/2013.) 

634.  Düren,  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt,  g.  Christoph  v.  Boccop 
lu  Birgel  (Düren):  Freiheit  des  adeligen  K.  von  der  städtischen  Mehl-Accisc. 
FftrrtL  Kanzlei  zu  Düsseldorf.     1675.    (793/2014.) 

635.  Düren,  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt,  g.  die  Gebrüder  v.  Courten- 
bach  (Alt«nhagen  u.  Golzheim):  Erstattung  der  den  K.  bei  der  französischen 
lAvisiou  in  Düren  durch  (Jarlier  abgenommenen  Früchte,  welche  sie  dort 


138  Hermann  Yeltman 

aufgespeichert    hatten.     Kurpfälzischor   Geh.   Rath    zu    Düsseldorf.      1693. 
(794/2015.) 

630.  Düren,  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt,  g.  Freiherr  Johann  Adolph 
V.  Wolf-Metternich  (Gracht):  Erstattung  der  dem  Rentmeister  des  K's.  zu 
Düren  hei  der  französischen  Invasion  ahgcnommcnen  Früchte.  Kurpfölzische 
Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.     1697.    (796/2017.) 

637.  Düren,  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt,  g.  die  Weinhändler 
Herkenroth  u.  Weschede  (Düren):  Steuervergütung  von  den  eingehenden 
Weinen  in  Ansehung  des  eigenen  Bedarfs,  welcher  für  alle  Einwohner  steuer- 
frei ist.    Jülich-Bergscher  Geh.  Rath  zu  Düsseldorf.     1736.    (797/2018.) 

638.  Düren,  Prior  u.  Konvent  des  Klosters  zum  Paradies,  Wilhelmiter- 
Ordens,  g.  Johann  v.  Merode  (Buir):  Nicht  ersichtlich.  Ger.  Hochkirchen 
in  I.,  Hauptger.  Jülich  in  II.  Inst.     1555.    (798/2019.) 

639.  Dusing,  Simon,  (Cöln)  g.  Johann  Jeappe  u.  Johann  Thiers :  Forderung 
aus  einer  Bürgschaft  des  V.  für  Abraham  Hampf  zu  A.  Bürgermeisterei- 
Ger.  Cöln.     1649.     (825/2085.) 

640.  Dussel,  Arnold,  Pfalz-Neuburgscher  Vogt  zu  Jülich,  Thomas  Dussel 
u.  Dr.  Quentel  (Cöln)  g.  Frau  v.  Croy,  geb.  v.  Rolingen,  Frau  zu  Milburg 
u.  Wolmeringen  (Düsseldorf):  Abtrieb  des  vom  Grafen  v.  Schwarzenburg 
den  V.  verkauften  Hauses  u.  Gutes  Linzenich  wegen  näherer  Verwandt- 
schaft mit  dem  Verkäufer.  Pfalz -Neuburgsche  Kanzlei  zu  Düsseldorf.  1648. 
(812/2072.) 

641.  V.  Dtissel,  Erbgenahmen,  (Düsseldorf  u.  A.)  g.  Fräulein  v.  Schön- 
hain, jetzt  Ehefrau  v.  Hcrtmanni  zu  KoUenburg  (Cöln)  u.  Kanzler  v.  Siers- 
torf  (Hildesheim) :  Herausgabe  der  von  der  Wwe.  v.  Schönhain,  geb.  v.  Heuflft 
zu  Cöln,  nachgelassenen  Düsselschen  Stock-  u.  Stammgüter,  namentlich  des 
Streusser  Hofs  im  Amte  Aldenhoven,  von  welchem  die  Erblasserin  die  allo- 
diale  Hälfte  an  den  v.  Siorstorf  verkauft  hat,  ferner  der  Güter  zu  Kettenich 
u.  Münstereifel  an  die  Ehefrau  Hertmanni  als  Testamentserbin.  Jülieh- 
Bergscher  Hofrath  zu  Düsseldorf.     1737.    (815/2075.) 

642.  Düsterwald,  Heinrich,  g.  die  Vormundschaft  über  die  Kinder  des  Carl 
Billey  (Lüttich):  Rückzahlung  eines  Darlehns  von  10000  Fl.  oder  Immission 
in  die  dafür  von  dem  Schuldner  Melchior  Dooms  verpfändeten  Höfe  Tittart 
u.  zur  Linde  an  der  Berger  Heide,  welche  jetzt  V.  besitzt.  Seh.  A.  1616. 
(829/2092.) 

643.  Düst^rwald,  Heinrich,  g.  die  Gläubiger  des  Melchior  Doom  (A.), 
namentlich  Carl  Billey  u.  cons.  (Lüttich):  Behauptung,  dass  K.  als  zweiter 
Ehemann  der  Wwe.  Doom  wegen  Ausschliessung  der  Güter-Gemeinschaft  nicht 
für  die  Schulden  des  Doom  verhaftet  sei.    Rkg.     1615.     (830/2093.) 

644.  Echomoutanus,  Guilelmus,  (Malmundarium)  g.  Leonhardus  del  Borne 
et  Catharina  ejus  soror  (Malmundarium):  Retractus  cujusdam  domus  per 
fratrcs  Thomae  et  Hubertuin  le  Massen  reo  venditae.  Pares  curiae  feudalis 
Malmundariensis.    1619.    (86/290.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  139 

645.  V.  Echtz,  Wilhelm,  (Birkesdorf)  g.  Johann  Meghart  (Zierh ;  Nieder- 
zier, Kr.  Düren)  n.  Peter  v.  Kochheym  (Düren) :  Herausgabe  alier  von  Orlof 
T.  Hembach  nachgelassenen  Güter  an  die  K.  als  dessen  nächste  Intestaterben. 
8cL  Düren  in  I.,  Seh.  A.  in  H.  Inst.     1518.    (88/293.) 

616.  V.  Echtz,  Wilhelm,  (Birkesdorf)  g.  Adam  Vorst  (Düren):  Nicht 
ersichtlich.  Schnltheiss  n.  Seh.  zu  Birkesdorf  auf  Unterweisung  des  Hauptger. 
Jülich.     1543.     (89/294.) 

617.  V.  Echtz,  Franz,  u.  cons.,  als  Erben  des  Wilhelm  v.  Echtz,  (Birkes- 
dorf) g.  Catharine  Clocker,  Wwe.  des  Johann  J.  Clocker:  Zahlung  der 
Gülten  aus  cinepi  auf  den  Schatz  zu  Pier  sprechenden  Bent-Brief  mit  jährlich 
33  Fl.  auf  Grund  des  Testaments  ihres  Ehemannes.  Seh.  Düren.  1550.  (90/295.) 

648.  V.  Echtz,  Walter  u.  Johann,  u.  cons.,  als  Erben  des  Peter  Scholtiss, 
ibei  Düren)  g.  Bemard  v.  Meirode,  genannt  Wahraus  (Schloss  Stockem):  Erb- 
streitigkeiten über  im  Lande  Jülich  belegene  Nachlassstücke;  näheres  ist 
nicht  ersichtlich.  Seh.  A.  in  II.  Inst.;  I.  Inst,  nicht  ersichtlich.   1563.  (91/296.) 

649.  V.  Efferen,  Hieronymus,  Herr  zu  Stolberg,  (Stolberg)  g.  Peter 
Pronghc  oder  Proningen,  genannt  Loewerich  (Baesweiler):  Herausgabe 
mehrerer  Morgen  Landes,  im  Banne  von  Baesweiler  gelegen;  Einrede  eines 
erblichen  Besitzrechts.  Seh.  Baesweiler  auf  Unterweisung  des  Hauptger. 
JttUch.     1540.     (122/434.) 

650.  V.  Eiferen,  Johann,  genannt  Hall,  (Gocssdorf)  g.  Walter  Weidenfelds 
Kinder  (Düren):     Nicht  ersichtlich.    Hauptger.  Jülich.     1548.     (123/435.) 

651.  V.  Efferen,  Johann,  für  sich,  seine  Geschwister  und  Mutter,  (Stol- 
herg)  g.  Abt  u.  Konvent  des  Gotteshauses,  auch  Lchnmannen,  Schultheiss 
u.  Seh.  zu  Comelimünster:  Störung  der  K.  als  Besitzer  des  Schlosses  u. 
der  Herrschaft  Stolberg  in  einigen  Zubehörungen  desselben,  namentlich  des 
Kohlbergs  u.  eines  Hofs,  „Hilmar-Mohrenhof"  genannt,  ßkg.  1555.  (124/436.) 

652.  V.  Efferen,  Johann,  (Stolberg)  g.  den  Abt  des  Gotteshauses  zu 
Comelimünster:  Unbefugte  Inhibition  eines  vom  K.  auf  dem  Schnoren  Felde 
angefangenen  Mühlen-  u.  Wasserbaues.    Rkg.     1583.    (125/437.) 

65^}.  V.  Efferen,  Gebrüder,  (Stolberg  u.  Sechtem)  g.  Prior  u.  Konvent 
des  Karthäuser-Klosters  zum  Vogelsang*:  Herausgabe  von  60  Morgen  Land 
im  Banne  von  Juchem,  welche  durch  einen  Karthäusermönch  v.  Efferen'  in 
den  Besitz  des  Klosters  gekommen  sind,  nach  dessen  Tode  aber  an  den  K. 
zurückfallen  müssen.    Hauptger.  Jülich.     1571.    (127/439.) 

654.  V.  Efferen,  Johann,  (Stolberg)  g.  Thomas  Bork,  Vogt  zu  Eschwcilcr: 
Eingriff  in  die  Jurisdiktion  des  K's.  in  der  Herrschaft  Stolberg,  welche  er 
Tom  Herzoge  v.  Jülich  zu  Lehn  trägt,  u.  Justiz- Verweigerung  durch  das 
Hftoptger.  Jülich.    Rkg.    J586.     (128/440.) 

655.  V.  Efferen,  Johann,  (Stolberg)  g.  den  Abt  des  Gotteshauses  zu 
('omelimüm^ter:     Störung  des   K's.   in  seiner  Jurisdiktion  u.  Gerechtigkeit 

h  Im*!  Jülich. 

»;  Vgl.  ZeiUchrilt  dos  Aachener  (lescluchtHvereiiiB  Bd.  XV,  8.  U. 


140  Hermann  Veltman 

der  Herrschaft  Stolberg  durch  Entziehung  der  dazu  gehörigen  Kurmuten  in 
dem  Dorfe  Buschberg,  von  der  Eller-Mühle  u.  zu  Cornelimünster.  Rkg. 
1586.     (129/441.) 

656.  V.  Efferen,  Johann,  (Stolberg)  g.  Kuno  v.  Binsfeld  (Binsfeld  u. 
Wylro),  Statthalter  u.  Seh.  zu  Weyler  u.  Seh.  u.  Schreiber  des  Königl.  Stuhls 
zu  A.:  Landfriedensbrüchiger  Einfall  der  V.  in  die  Herrlichkeit  Weylre 
(Wylre)  u.  Gefangennahme  des  K's.  daselbst  in  Folge  der  Immission  des 
letztem  in  diese  Herrschaft  wegen  rückständiger  Gülten  von  jährlich  150 
Goldg.,  die  ihm  der  v.  Binsfeld  verschuldet.  Rkg.  1589.  —  Abgeg.  an  das 
Hcrzogthum  Limburg,  Greffier  des  Provinzial-Gerichtshofes  zu  Mastricht  am 
27.  April  1852.     (443.) 

657.  Y.  Eflferen,  Wilhelms  Wwe.  u.  Erben,  (Nerssen)  g.  Peter  Beek: 
Zahlung  von  1132  rthlr.  rückständigen  Salairs  u.  dieserhalb  Arrest- Anlage 
auf  die  Zinsen  des  Kapitals  ad  9000  rthlr.,  welche  V.  von  dem  Herzoge  v. 
Jülich  als  Inhaber  der  Herrschaft  Monschau  zu  beziehen  hat.  Seh.  Monschau 
in  I.,  Hofger.  Düsseldorf  in  H.  Inst.    1614.    (131/444.) 

658.  V.  Efferen,  Hans  Wilhelm,  genannt  Hall,  (Disternich  u.  Glehn)  g. 
Rüdger  Bertram  v.  Schöller  (Haus  Schöller):  Zahlung  von  2000  rthlr.  Ab- 
findung der  Mutter  des  K's.,  Agnes  geb.  v.  Efferen,  u.  von  4000  rthlr.  aus 
eiycr  Schenkung  der  Altmutter  des  K's.,  Margaretha  v.  Bernsau.  Fürstl. 
Jülichsche  Kommissarien  zu  Angermünde,  Mettmann  u.  s.  w.   1622.   (132/445.) 

659.  V.  Efferen,  Adolph  Diederich,  genannt  Hall,  (Disternich)  g.  Rüdger 
Bertram  v.  Schöller  (Haus  Schöller):  Immission  des  K's.  durch  den  Amt- 
mann zu  Nörvcnich  in  das  von  dem  V.  bei  seiner  Verheirathung  eingeräumte, 
vom  Stifte  S.  Maria  in  Capitolio  zu  Cöln  relevirende  Gut  Disternich  wegen 
der  dem  K.  versprochenen  dos.  Amt  zu  Nörvenich  resp.  Hofger.  Düsseldorf. 
1623.     (183/446.) 

660.  V.  Efferen,  Johann,  als  Ehemann  der  Maria  Elisabeth  v.  Gotters- 
wyck,  (Maubach)  g.  Dechant  u.  Kapitel  der  Kollegiatkirche  zu  Rees:  Streit 
über  den  Besitz  des  Erbsitzes  Wurm-Götterswyck.  Hofger.  Düsseldorf  1623. 
(134/447.) 

661.  V.  Eflferen,  Wilhelm  Ferdinand,  (Maubach)  g.  Lothar  v.  Mette  mich, 
als  Ehemann  der  einzigen  von  Hubert  v.  der  Heyden  hinterlasscnen  Tochter 
(Trier  u.  Niederlahnstein):  Gewährleistung  für  das  von  Lothar  v.  der  Heyden 
dem  K.  verkaufte  Gut  Maubach  im  Herzogthume  Jülich  sowohl  g.  die  An- 
sprüche des  Werner  v.  Paland  u.  wegen  fehlender  Pertinenzien,  als  auch, 
weil  das  Gut  als  heimgefallenes  Pfölzisches  Lehn  in  Anspruch  genommen 
wird.     Rkg.     1625.     (135/448.) 

662.  V.  Eflferen,  Wilhelm  Ferdinand,  (Maubach)  g.  Lothar  v.  Metternich 
Namens  seiner  Ehefrau,  geb.  v.  der  Heyden  (Burg  Stolzenfels):  Reassumtion 
des  vorstehenden  Prozesses  über  Haus  u.  Herrschaft  Maubach.  Rkg.  1626. 
(136/449.) 

663.  V.  Efferen,  Johann  Heinrich,  (Maubach)  g.  die  Wwe.  v.  Eflferen 
nun  die  Gebrüder  v.  Hinnonthal  (zum  Ende.):    Aufhebung  eines  Vergleichs 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  141 

zwischen  dem  E.  u.  seinen  Geschwistern  als  Kindern  erster  Ehe  des  Johann 
V.  Eiferen  u.  dessen  Wwe.  zweiter  Ehe  geb.  v.  Götterswyck,  später  Wwe. 
V.  Hinnenthal,  über  die  Theilung  des  elterlichen  Vermögens,  insbesondere 
des  Gutes  zum  Ende.     Der  Justizrath  zu  Cieve.    1661.    (138/457.) 

664.  V.  Eflferen,  des  Grafen  Christian  Adolph  Ehegemahlin,  früher  Wwe. 
des  Gottschalk  Clausing,  (Distemich  im  Herzogthum  Jülich  u.  Festung  Tils- 
**crg)  g.  James  Knttel  (Hamburg),  Johann  Breyer  (Dockonhuden)  u.  Johann 
Christian  Eifler  (Altena):  Vindikation  des  Gutes  Wedel  im  Amte  Ratzcbnrg 
bei  Aitona,  vormals  dem  Clausing  gehörig  u.  im  Wege  des  Konkurses  dem 
Eifler  adjudizirt,  von  diesem  an  Breyer  u.  weiter  an  Kuttel  verkauft.  Oberger. 
Glürki^tadt.  1697.  —  Abgeg.  au  Holstcin-Lauenburg,  Ministerium  für  die 
Herzogtbümcr  Holstein  u.  Lauenburg  zu  Kopenhagen  am  27.  April  1852.  (458.) 

665.  V.  Eflferen,  Graf  Franz,  Kurpfälzischer  General,  (Distemich)  g. 
den  Knr-Cölnischen  Kameral- Anwalt  (Cöln):  Zahlung  von  zwei  Jahres renten, 
jede  zu  200  FL,  zu  Gunsten  des  K^s.  auf  dem  Zolle  zu  Bonn  u.  auf  dem 
Ländchen  Linn  haftend,  u.  Justiz-Verweigerung  durch  den  Hofrath  zu  Bonn. 
Rkg.     1727.     (189/459.) 

666.  V.  Ehrenhein,  Anton  Bartholomäus,  (Mosbach)  g.  Gerhard  Hcusch, 
modo  dessen  Erben:  Herausgabe  des  Erbtheils  der  Ehefrau  des  K*s.  vom 
Nachlasse  ihrer  Mutter  Maria   Sibilla  Bramerts.    Seh.  A.     1787.    (158/630.) 

667.  V.  der  Eich,  Johann,  g.  die  Wwe.  des  Wilhelm  Vreins  (Haal): 
Rctract  eines  Stück  Landes,  welches  Lambert  Thormans  dem  V.  verkauft 
bat     Seh.  A.     1581.     (159/674.) 

668.  V.  Eick,  Friedrich,  für  sich  u.  seine  Stiefsöhne  v.  Ahr,  (Golzheim) 
jr.  JüUchschc  Ritterschaft  u.  Adel  (Jülich):  Nichtbercchtigung  des  V.  zur 
Ausübung  der  Jagd,  weil  das  Gut  Golzheim  nicht  landtagsfähig  sei.  Hofgcr. 
Düsseldorf.     1669.    (187/813.) 

669.  Eickholz,  Johann  Wilhelm,  g.  die  Handlung  le  Pas  (Verviers): 
Vorzugsrecht  des  K*8.  in  Betreff  einer  Forderung  von  1138  rthl.  vor  den  V. 
bei  dem  Konkurse  des  Heinrich  de  Roisette.     Seh.  A.     1718.     (169/693.) 

670.  Eiskirchen,  Engel,  u.  seine  Ehefrau,  Anna  geb.  Guldenhans,  (Zül- 
pich)  g.  Heinrich  Zielmanns  Kinder  (Düren):  Streit  über  die  Theilung  des 
Nachlasses  der  Eheleute  Johann  Gundelmann  in  Folge  von  Heiraths-Verträgcn 
u.  Vergleichen.   Schultheiss  n.  Seh.  des  hohen  Ger.  Zülpich.   1604.   (229/944.) 

671.  V.  Eyss,  genannt  Beussdahl,  Wilhelm  Adolph,  g.  Dionis  König: 
Widerspruch  des  K's.  g.  die  Adjudikation  des  subhastirtcn  Eulandschen 
Hauses  zu  A.  an  den  V.  u.  Streit  über  die  Förmlichkeiten  der  Subhastation. 
Seh.  A.     1693.     (221/897.) 

672.  V.  Ejss,  genannt  Beussdahl,  geheimer  Rath  zu  Zweybrüekcn 
(Zwpjbröckcn)  u.  Fräulein  v.  Schellart  zu  Schinn  g.  den  Seh.  v.  Eyss  zu  A.  u. 
Freiherm  v.  Quad,  Namens  seiner  Ehefrau  (Broichhausen):  Streit  über  die 
Nachfolge  in  das  vom  Freiherm  v.  Schellard  zu  Schinn  nachgelassene  Gut 
Broch  im  Herzogthum  Jülich,  Amt  Wilhelmstein.  Kurpfälzischer  Geheime 
Rath  zu  Düweldorf.     1749.    (222/898.) 


142  Hermann  Veltman 

673.  van  Eyss,  Gebrüder,  (Amsterdam)  g.  Peter  Joseph  Heubgen,  jetzt 
dessen  Wwe.  u.  Erben:  Eechnungslage  in  Betreff  gelieferter  Wolle  u.  dergl. 
Baumger.  A.     1768.    (223/899.) 

674.  V.  den  Ellenband,  Anna,  Wwe.  v.  Frankenberg,  (Frankenberg)  g. 
Adolph  u.  Balthasar  v.  Linzenich  (A.)  u.  Maria  Lupolds  (Burtscheid):  Klage 
aus  einer  Verschreibung  von  14  Fl.  jährlicher  Gülten  aus  dem  Einkommen 
der  Vogtei  zu  Burtscheid.  Meier,  Vogt  u.  Seh.  des  Ger.  u.  Herrlichkeit 
Burtscheid.     1553.     (263/1031.) 

675.  V.  den  Ellenband,  Leonhard,  g.  Johann  Meess,  genannt  Walpot: 
Streit  über  zwei  Müdde  Roggen  jährlicher  Erbpacht  aus  der  Eedels-Mühle 
vor  dem  Cölner  Thore  bei  A.    Seh.  A.     1552.    (264/1032.) 

676.  Ellendorf,  die  Gerichtsschöffen  der  Herrschaft  (Eilendorf  im  Land- 
kreis A.),  Namens  Rheinard  u.  cons.,  g.  Seh.  Heimich  u.  Gemeinds-Deputirte 
(Eilendorf):  Oeffnung  der  Gerichtskiste  behufs  Vorlegung  einer  Rechnung 
u.  Bestrafung  der  V.  wegen  Weigerung  u.  Schwätzens  in  der  Kirche.  Seh. 
A.     1730.     (265/1033.) 

677.  Ellerbom,  Gerhards  Wwe.,  g.  Leonhard  Engelbrecht:  Rückzahlung 
eines  Darlehns  von  100  Goldg.  u.  56  Kronen.  Bürgermeister-Ger.  A.  1593. 
(276/1053.) 

678.  V.  Eilerborn,  Johann,  g.  Leonhard  Schilling  (P):  Streit  über  den 
Besitz  der  von  der  ehrwürdigen  Frau  zu  Siniüch  relevirenden  Morsbacher 
Güter  im  Reiche  von  A.    Seh.  A.     1634.    (277/1054.) 

679.  V.  Elmpt,  Barthold,  g.  die  Wwe.  des  Carl  v.  Elmpt:  Herausgabe 
der  Hälfte  einer  Behausung  u.  der  Erbschaft  des  Cornelius  v.  Elmpt  zu  A. 
Seh.  A.     1525.     (284/1113.) 

680.  Elmpt,  Johann  Barthold  v.  Geloest,  Herr  zu  Elmpt  u.  Lobriss, 
(Elmpt)  g.  Wwe.  v.  Elmpt,  Margaretha  Mechtildc,  geb.  v.  Spiess:  200  rthlr. 
jährliches  Leib-Deputat  aus  den  jetzt  vom  V.,  früher  vom  Ehemanne  der 
K.  Stephan  de  Geloes,  Herrn  zu  Lobriss  u.  Elmpt  besessenen,  im  Amte 
Bosslar  belegenen  Gütern  zu  Hottorf  u.  Ralshoven.  Fürstl.  Jülichsche  Räthe 
zu  Düsseldorf.     1666.     (285/1115.) 

681.  v.  Elmpt,  Maria  Henrica,  Wwe.  des  v.  Beck,  später  Ehefrau  des 
Lieutenants  Sommerfeld,  (Weidauen)  g.  die  Wwe.  des  Daniel  v.  Elmpt,  geb. 
V.  Wolf-Mettern  ich  (Burgau):  Schutz  der  K.  im  Besitze  der  Halbschied 
des  von  ihrem  Bruder  Adam  Bertram  v.  Elmpt  nachgelassenen  Gutes  zu 
Stockheim.    Hofger.  Düsseldorf.     1695.    (286/1116.) 

682.  V.  Elmpt,  Gerhard,  (Elmpt)  g.  Johann  Conrads  u.  Johann  Küster 
(Elmpt):  Retrakt  in  Betreff  eines  Hauses  in  der  Stadt  Brügge,  welches  V. 
von  Götze  zu  Mülrath  gekauft  hat.  Schultheiss  u.  Seh.  des  Hauptger. 
Jülich  resp.  Unterger.  Brügge.     1594.    (287/1117.) 

683.  V.  Elmpt,  Wilhelm,  (Roermond)  g.  Christian  Saure  (Wurm)  u. 
Gebrüder  Bäurmann  (Kreuzrath):  Streit  über  die  Theilung  des  elterlichen 
Vermögens,  soweit  es   im  Lande  Jülich  liegt,  zwischen  den  Kindern  ver- 


Aachener  Prozesse  am  Reichskainraergericht.  143 

schiedener  Ehe.  Stadt-  u.  Hauptger.  Gangelt  in  I.,  Hofger.  Düsseldorf  in 
IL  Inst.     1602.     (288/1118.) 

684.  V.  Ebnpt,  Daniel,  (Burgau)  g.  Degenhart  Bertram  v.  Loe  Namens 
seiner  Ehefrau  geb.  y.  Nesselrode  (Wissem):  Belehnung  des  K*s.  mit  den 
in  der  Herrschaft  Burgau  belegenen  heimgefallenen  Höfen  Stepperath  u.  Stock- 
heim.   Hofger.  Düsseldorf.    1676.    (289/1119.) 

6K^>.  V.  Elmpt,  Daniel,  (Burgau)  g.  Greve  u.  Seh.  des  hohen  weltlichen 
Ger.  zu  Cöln  u.  Wilhelm  v.  Nesselrode  (Ereshofen):  Vollstreckung  eines 
Erkenntnisses,  wodurch  dem  K.  die  v.  Nesselrodische  Behausung  auf  dem 
Neumarkte  zu  Cöln  adjudicirt  ist;  Einrede  der  Appellation  an  den  Reichs- 
Hofrath.     Rkg.     1680.    (290/1120.) 

686.  V.  Elmpt,  Daniel,  (Burgau)  g.  die  Erben  des  Dietrich  u.  Martin 
(irein,  namentlich  Doctor  Scheifhardt  (Düsseldorf),  Wwe.  v.  Schaessberg 
(Ötreithageo),  Obrist  Rouelli  (Müllenark),  Obrist  v.  Brcmpt  (Grasbroich), 
Wwe.  V.  Anstell  (Buir)  u.  Christine  v.  Grein  (Gevenich):  Wiedereinlösung 
des  Hurte r-Hofs  zu  Dürwiss  im  Amte  Wilhelmstein.  Hofger.  Düsseldorf. 
1676.    (291/1121.) 

687.  V.  Elmpt,  Freifrau,  geb.  Wolf-Mette  mich  zu  Gracht,  (Burgau)  g. 
Freiherr  Carl  Caspar  v.  Hompesch  (Büllesheim):  Schutz  des  K's.  im  Besitze 
Ton  fünf  Sechstheilen  des  Domhofs,  der  Mühlen  u.  der  Baumeisterei  zu  Esch- 
weiler g.  die  nur  zu  V«  berechtigte  V.  Kurfürstl.  Geh.  Rath  zu  Düssel- 
dorf,    1695.     (292/1122.) 

688.  V.  Elmpt,  Wwe.,  geb.  v.  Wolf-Metternich,  (Burgau)  g.  den  Frei- 
herm  r.  Schmidtberg  (Stommelen):  Streit  über  den  Besitz  des  Donselcr 
Hofs,  herrührend  aus  dem  Nachlasse  der  Eheleute  v.  Schacsberg.  Kurfürstl. 
Geh.  Rath  zu  Düsseldorf.     1704.     (293/1123.) 

689.  V.  Elssla,  Mathias  Wwe.  u.  Kinder,  auch  v.  Triebt  genannt, 
(Triebt)  g.  die  Erben  des  Johann  Mathis  Keussmann  u.  des  Goddert  Keuss- 
manD  (Wylre,  Schephardt,  Riemersdal,  Eikenrode):  Streit  über  den  Nach- 
!*«•*  der  Eheleute  Michael  v.  Elkenroth,  genannt  Keussmann.  Schultheiss 
u.  Seh.  des  weltlichen  Ger.  Wylre  auf  Unterweisung  des  Königl.  Stuhls  zu 
A.  1554.  —  Abgeg.  an  das  Herzogthum  Limburg,  GreflSer  des  Provinzial- 
Ooriehtflhofes  zu  Mastricht  am  27.  April  1852.    (1155.) 

690.  Emmerich,  Johann,  (auf  der  Linden)  g.  Meiss  Hönerkops  Wwe. 
(in  den  Höfen  im  Ftirstenthum  Jülich):  Nicht  ersichtlich.  Seh.  Merzenich. 
1530.     (865/1274.) 

091.  Emont,  Peters  Erben,  g.  den  Freiherrn  v.  Blanche  u.  dessen  Ger. 
M  Schönan:  Caducitäts-Klagc  in  Betreff  mehrerer  den  V.  gehöriger,  in  der 
ReicbBherrsehaft  Schönau  belegener,  angeblich  dem  K.  lehnbarer  Güterstücke, 
Q.  onbcfugte  Appellation  des  K*s.  an  sein  Kommissariats-Ger.  zu  Schönau. 
<>r.  Schönau  bei  A.    1754.    (872/1294.) 

692.  V.  Enatten,  oder  Einatten,  Adelheid,  u.  deren  Sohn  Johann  v.  Hoch- 
kirrhen,  g.  die  Geschwister  Heinrich  u.  Catharine  Klockers*:  Forderung  von 

*/  V|^L  ZeiUchrift  des  Aachener  GescbiohU Vereins  Bd.  XV,  S.  72,  Nr.  10  u.  13. 


144  Hermann  Veltman 

1000  Goldg.  aus  einer  Obligation,  u.  dieserhalb  Arrest-Anlage  auf  das  Haus 
der  V.  „zum  Kaiser"*  in  A.    Seh.  A.     1559.    (376/1807.) 

693.  Engel,  Gotthard,  g.  Johann  Steinfuss:  Auseinandersetzung  in 
Betreflf  der  väterlichen  u.  mütterlichen  Erbschaft.    Seh.  A.    1526.    (380/1342.) 

694.  Engel,  Bernard,  g.  Heinrich  u.  Johann  Weissenberger:  Rück- 
erstattung der  von  streitigen  Grundstücken  gewaltsam  weggeführten  Früchte. 
Seh.  A.     1549.     (881/1344.) 

695.  Engelbert,  Wilhelm,  u.  Goddert  Duppengiesser,  g.  Frank  Block 
u.  Johann  Euland,  als  Exekutoren  des  Testaments  des  Goddert  Baloff: 
Auszahlung  mehrerer  den  V.  als  Testaments-Erben  des  Raloff  auferlegter 
Legate.     Seh.  A.     1554.    (389/1359.) 

696.  Engelbrecht,  Wilhelm,  u.  Gotthard  Duppengiesser,  g.  Catharine 
^ddu:  Zahlung  einer  jährlichen  Leibrente  von  Gotthard  Raloff  herrührend. 
Seh.  A.     1555.     (398/1866.) 

697.  Engelhardt,  Simon,  Dr.  u.  Kammergerichts-Prokurator,  (Speyer) 
g.  Johann  Cortenbach:  Deserviten  von  3  resp.  9  FL  aus  den  Sachen  des 
V.  g.  Palm  Schein  u.  Colin  v.  Misch.    Rkg.     1543.    (401/1380.) 

698.  Engelhardt,  Simon,  Kammergerichts-Prokurator,  (Speyer)  g.  die 
gemeinen  Bauern  im  Reiche  von  A.  (Würselen  u.  Haaren):  Zahlung  von 
jährlich  20  Fl.  versprochener  Prokurator-Gebühren.   Rkg.    1550.  (402/1382.) 

699.  d'Erchain,  Jacobus,  olim  consuL,  (Malmund arium)  g.  concilium 
principatus  Stabulensis  (Stabuletum),  nee  non  oppidum  Malmundariense  (Mal- 
mundarium) :  Executio  sententiae  in  causa  actoris  contra  oppidum  Malmun- 
dariense ratione  expensarum,  damnorum  et  Interesse  nomine  dlctae  commn- 
nitatis  passorum  pendente  hibernio  copiarum  Turomensium.  Camera  imperialis. 
1668.     (433/1591.) 

700.  d^Erchain,  Jacobus,  olim  consul,  (Malmundarium)  g.  concilium 
principatus  Stabulensis  (Stabuletum)  et  consules  et  incolae  oppidi  Malmun- 
dariensis  (Malmundarium):  Executio  sententiae  concilii  Stabulensis  in  causa 
actoris  contra  oppidum  Malmundariense  ratione  et  ad  causam  expensarum, 
damnorum  et  Interesse  ad  1000  imperiales  nomine  dictae  communitatis  passo- 
rum pendentibus  hospitationibus  turmarum  Turomensium.  Camera  imperialis. 
1668.     (434/1592.) 

701.  d'Erchain,  Jacobus,  sive  de  Rechain,  (Malmundarium)  g.  Arnoldus 
Gerhard  et  Joannes  Walrand  (Malmundarium):  Solutio  427  imperialium 
ratione  cinerum  clavilatorum  vulgo  Pottasche  citato  sub  credito  delibera- 
torum.    Justitia  Malmundariensis.     1670.    (485/1598.) 

702.  Erken,  Wilhelm,  u.  cons.,  (Aldenhoven)  g.  Wilhelm  Kocke  u.  cons., 
als  Erben  des  Johann  Gailenkirchen  (Aldenhoven):  Verschiedene  erbliche 
Zinse  aus  Immobilien  zu  Aldenhoven.  Seh.  Aldenhoven  resp.  Hauptger. 
Jülich.     1628.     (724/2200.) 

703.  Erkelenz,  Nicolaus,  Namens  seiner  Ehefrau,  auch  Verchen  genannt, 
g.  Barbara  Langoer,  genannt  v.  Schurzelt  (Schurzelt):    Streit  über  den  Besitz 

I)  VgL  Zeitechrift  des  Aachener  Oeschicbtsverelns  Bd.  X,  S.  128. 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  145 

eines  Hauses  u.  Erbes  nebst  6  Morgen  Land  zu  Illartshofen  auf  dem  Knopf. 
Seh.  A.     1548.     (507/1708.) 

704.  V.  Erkelenz,  Peter,  (Cöln)  g.  Christian  v.  der  Hegge  (Jülich): 
Zahlung  von  135  FL  jährlicher  Gülten  aus  einer  Schuld-Verschreibung.  Ger. 
Freyenald«nhoyen  in  L,  Seh.  u.  Räthe  der  Stadt  Jülich  in  IE.  Inst.  1522. 
(508/1704.) 

705.  Erlewein,  Theobald  u.  Ferdinand,  (üerdingen)  g.  die  Geschwister 
Sombom,  nunmehr  deren  Cessionarien,  die  Jesuiten  zu  Jülich:  Abtretung 
des  Ton  Hermann  Sombom  herrührenden  Sombom-Hofes  zu  Sevenich.  Ger. 
Titz  resp.  Hauptger.  Jülich.     1673.    (520/1725.) 

706.  van  Erpeckum,  Wilhelm,  g.  Hans  van  Behringen:  Zahlung  von 
437  FL  aus  einer  Anweisung  des  Claudius  üiphofen.  Seh.  A.  1592.  (534/1773.) 

707.  Tan  Erpeckum,  Wilhelm,  g.  Paul  Meess:  Zahlung  eines  jährlichen 
Zmses  von  15  rthb.  aus  dem  Hause  „zum  güldenen  Berg**  in  A.  Seh.  A. 
1596.     (535/1774.) 

708.  V.  Erpreidt,  Johann,  u.  die  übrigen  Kinder  erster  Ehe  des  Till- 
mann  Becker,  (Niedeggen  u.  Vettweiss)  g.  Maria  v.  Boich  u.  die  übrigen 
Kinder  des  Tilmann  Becker  anderer  Ehe  (Niedeggen  u.  Vettweiss):  Streit 
über  den  Nachlass  des  Tilmann  Becker,  u.  Behauptung  der  Unföhigkeit  der 
K.  als   aus   einem  Incest  geboren.    Hofger.  Düsseldorf.     1626.    (537/1778.) 

709.  T.  Ertzelbach,  Gertrud,  Wwe.  des  Wilhelm  v.  Hosteden,  (Wurm) 
(^.  Johann  y.  Hoynkirchen,  Drossart  zu  Randerath,  Namens  seiner  Ehefrau 
Elisabeth,  geb.  v.  Hosteden  u.  ihrer  Vorkinder  Wilhelms  Hans  v.  Adelsheim: 
Erssati  der  Bestellungskosten  des  Weissenhofs  zu  Germen  u.  dessen  Inventars 
beim  Tode  des  ersten  Ehemannes  der  K.;  Streitigkeiten  über  den  Nach- 
lus  des  Johann  y.  Hosteden  zu  Gladbach,  über  den  Besitz  einiger  Güter 
n  Sierstorpf  u.  s.  w.    Hauptger.  Jülich.     1524.    (539/1801.) 

710.  y.  Ertzelbach,  Goddert,  Priester,  (Bracht)  g.  Wwe.  Irmgard  v. 
Ertzelbach  a.  deren  Kinder  (Ertzelbach):  Abfindung  des  K*s.  von  dem  elter- 
Uehen  Hofe  zu  Ertzelbach.  Ger.  Bosslar  resp.  Hauptger.  Jülich.  1532.  (540/1802.) 

711.  EBchermtiller,  Martin,  (Eschermühle)  g.  Johann  Winner  (Heppen- 
dorf,  Kr.  Bergheim):  Streit  über  die  Succession  in  den  Nachlass  eines  Leib- 
xüchters.  Ger.  in  der  Loe  *  zu  Bärendorf  auf  Unterweisung  des  Oberhofs  zu 
Düren.     1538.     (560/1857.) 

712.  Eachweiler,  Gemeinde,  (Landkr.  A.)  g.  die  Gemeinde  Schaufenberg: 
Verpflichtung  der  V.  zur  Zahlung  der  dem  Bergyogt  Koinhard  y.  Eeekling- 
haoden  geschuldeten  2636  rthlr.  pro  rata  beizutragen.  Amt  zu  Eschweiler  resp. 
Borger.  Düsseldorf.     1671.    (562/1869.) 

713.  y.  Eschweiler,  Jacob,  u.  cons.,  g.  Franz  y.  Hertach  u.  eons.:  Streit 
ober  die  Succession  in  den  Nachlass  der  Eheleute  Mathias  Trichtermann  u. 
■amentlich  über  ein  Haus  u.  dessen  Mobiliar  zu  A.  Seh.  A.    1586.  (563/1870.) 


*i  Vgl.  oben  S.  87,  Anm.  8. 

10 


146  Hermann  Veltman 

714.  V.  Eschweiler,  Jacob,  g.  Hilweg  Gutjahr's  Wwe.  u.  Erben:  Gewalt- 
same Besitznahme  der  auf  den  Acckern  der  K.  gewachsenen  Früchte.  Die 
Kammer  genannt  Brüssel  zu  A.     1544.     (564/1871.) 

715.  in  dem  Esel  v.  der  Weiden,  (zur  Weiden  in  der  Pfarrei  Würselen) 
g.  Wwe.  V.  Mark,  Apolonia  geb.  v.  Arnsberg  (Weidt):  Streit  über  den 
Besitz  einiger  Wiesen.     Seh.  A.     1516.    (569/1883.) 

716.  Esser,  Johann,  (Stockheim  im  Kreise  Düren)  g.  Paulus  Schmidt 
(Stockheim):  Injurien-Klage  u.  deshalb  Zahlung  einer  Strafe  an  die  Besitzerin 
des  Hauses  Burgau.  Ger.  Stockheim  in  I.  u.  Hauptger.  Jülich  in  II.  Inst. 
1566.     (664/1992.) 

717.  Esser,  Giels  Erben,  namentlich  Gebrüder  Becker  u.  cons.,  (Vors- 
bach)  g.  Leonhard  Nuths  Erljen  (Coruelimünster):  Hypotheken-Klage 
wegen  einer  Forderung  von  300  rthlr.  Lehnger.  Cornelimünstcr.  1603. 
(665/1994.) 

718.  Esser,  Leonhard,  (Düren)  g.  Ottilie  Goldschmidt  (Düren):  Erstattung 
verschiedener  zu  dem  Nachlasse  der  Stette  Müller  gehörigen  Gelder  u.  Sachen. 
Schultheiss  u.  Seh.  der  Stadt  Düren.     1604.     (666/1995.) 

719.  Esser,  Johann,  g.  Kammerrath  Dahmen:  Rückzahlung  eines  Dar- 
lohns ad  50  rthlr.  von  der  Ehefrau  des  V.  geb.  de  Voets,  Wwe.  des  Sekre- 
tärs Koch  zu  Düsseldorf.     Seh.  A.     1718.     (667/1996.) 

*  720.  Esser,  Johann,  g.  Christian  Baggen :  Zahlung  einer  Schuldforderung 
ad  100  rthlr.  an  den  ersten  Ehemann  der  Ehefrau  des  V.  Namens  Koch. 
Seh.  A.     1719.     (668/1997.) 

721.  Esser,  Bartholomäus,  Förster  u.  Sehatzerheber  zu  Cornelimünster, 
g.  den  Abt  zu  Cornelimünster  u.  Amtmann  Kramer  (daselbst):  Bedrückung 
der  Einwohner  des  Landes  Cornelimünster  durch  willkürliche  Bestrafung  u. 
Malversation  bei  der  Einnahme  u.  Ausgabe.  Abt  u.  Regierung  zu  Corneli- 
münster.    1730.     (669/1998.) 

722.  Esser,  Martin,  u.  cons.  (Eilendorf  bei  Cornelimünster)  g.  Jacob 
Hoymich,  Girard  u.  Kramer  (Eilendorf):  Rechnungslegung  über  die  Ein- 
künfte der  Herrschaft  Eilendorf  u.  Remotion  der  Angeklagten  von  ihren 
Aemtern  als  Erheber  u.  Seh.  Abt  u.  Regierung  zu  Cornelimünster.  1732. 
(670/1999.) 

723.  Esser,  Mathias,  g.  Drossart,  Seh.  u.  Beerbte  der  Freiherrlichkeit 
Brüst  (bei  Maastricht):  Zahlung  von  1059  Laubthaler  aus  einem  Kontrakte, 
gemäss  welchem  K.  die  auf  die  V.  ausgeschriebene  Lieferung  für  die  fran- 
zösische Kavallerie  zu  Cornelimünster  übernommen  hat.  Rkg.  1764.  (671/2000.) 

724.  Esser,  Martin,  Bürgermeister,  (Zülpich)  g.  das  Land  Cornelimünster 
u.  die  Herrschaft  Eileudorf:  Mehrere  durch  Cession  auf  den  K.  überge- 
gangene Darlehnsforderungen  im  Gesammtbetrage  von  1079  rthlr.  13  Albus. 
Kanzlei  zu  Cornelimünster.     1784.     (Extrajudicialia  35.) 

725.  Eulenau,  Dietrich,  Dietrich  v.  der  Lippe  u.  cons.,  als  Kreditoren 
Tilhnanns  Reissholz,  (Asperschlag,  Frechen)  g.  Peter  Jaspers  u.  cons.,  u. 
Tillmanu  Rcissholz  (Frechen):    Präferenz  der  K.  wegen  ihrer  Forderungen  an 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  147 

Salair  u.  s.  w.  vor  dem  V.  im  Vermögen  des  Tiilmann  Reissholz.    Seh.  Düren 
resp.  Frechen.     1656.    (684/2107.) 

726.  V.  Eupen,  Reinard  u.  Engel,  g.  Georg,  Graf  zu  Sayn- Wittgenstein, 
Propst  zu  Soest  u.  Domdechant  zu  Cöln  (Cöln)  u.  Wilhelm  (?)  (Wittgen- 
stein): Schaldfordernng  u.  dieserhalb  Arrest-Anlage,  exceptio  de  non  evocando. 
Weltliches  hohe»  Ger.  zu  Cöln.     1544.    (685/2112.) 

727.  Everling,  Anna,  Wwe.  des  Jost  Trierscheid  u.  des  Eberhard 
Kliogklauscl,  (Blankenheim,  Kreis  Schieiden)  g.  Nicolaus  Eschermann  (Blanken- 
beim):  Zahlung  von  1000  rthlr.,  welche  der  Rentmeister  Crotius  dem  Heinrieh 
Trierscheid  anvertraut  hat.  Gräfl.  Manderscheidsches  Amt  zu  Blankenheim. 
1651.     (691/2127.) 

728.  Fabricius,  des  Schultheissen  zu  A.,  u.  Johann  Adam  Eschweilers 
Erbgenahmen,  g.  sämmtliche  Inhaber  der  von  Fabricius  u.  Eschweilor  ausge- 
stellten Obligationen  (A.,  Cöln  u.  Düsseldorf):  Ediktal-Citation  zur  Liqui- 
dation aller  Ansprüche  aus  der  Kautions-Leistung  der  Erblasser  für  mehrere 
Rentverschrcibungen  des  Christian  v.  Plettenberg  zu  Schwarzenburg.  Rkg. 
1776.     (13/57.) 

729.  V.  Fabricius,  Hofrath  zu  Cöln,  g.  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt 
A.:  Rückzahlung  mehrerer  Darlehen  im  Gesammtbetrage  von  6300  rthlr. 
an  den  K.  als  Erben  seines  Bruders,  des  Hofraths  Fabricius  zu  Düsseldorf. 
Rkg.     1792.     (14/58.) 

730.  Falk,  Eisgen,  g.  Servatz  v.  Horbach:  Injurien-Klage  in  Folge 
Streits  über  Marktplätze  zu  Ahrweiler.    Seh.  A.     1564.    (24/79.) 

731.  Fasbender,  Wilhelm,  (Jülich)  g.  Robert  Mewisch  v.  Esch  (?): 
Nicht  ersichtlich.    Jülich-Cleve-Bergsches  Ger.  Düsseldorf.    1560.    (74/207.) 

732.  Fasbender,  Frambart,  (Bergheim)  g.  Johann  Gerhard  Heinrich 
Öfbröder  u.  cons.  (Ovren  oder  Guren  bei  Jülich):  Nicht  ersichtlich.  Ger. 
Overen  im  Lande  Jülich.     1536.    (82/215.) 

733.  Fauk,  Paul  u.  Peter  Putz,  sowie  Bürgermeister  u.  Rath  zu  A., 
g.  Balduin  v.  Weissweiler  u.  Ignatz  Baur,  Pfalzneuburgschcr  Meier  resp. 
Anwalt  zu  A.:  Abgebet  der  V.  von  ihrer  Arbeit  in  den  Steinkohlen-Gruben 
zwischen  dem  Diethofe  u.  Scherpenburg,  womit  dieselben  von  der  Stadt  A. 
durch  das  Kohlen-Gericht  belehnt  worden  sind.    Seh.  A.     1673.     (86/224.) 

734.  Faymonville,  Leonhardus,  (Malmundarium),  g.  Praetor  Malraun- 
dariensb  (Malmundarium):  Accusatio  de  furto  trium  equorura  in  pago  de 
Berg  ducatus.  Luxemburgensis,  ad  regem  Hispaniarum  spectantis.  Curia 
Malmundariensis.     1652.    (88/257.) 

735.  Faymonville,  Johannes  Petrus,  qua   curator  hereditatis    jacentis 

Kororum   Pleunus,   (Malmundarium)   g.  Gerhardus    Elias  (Leodium):     Laosio 

arrcsti   in   hercditatem  Bartholomaei  Pleunus   croditoribus   cossam   impositi, 

pnr  sabstractionem  102  coriorum  ex  fossis.    Curia  Malmundariensis.     1744. 

(89/288.) 

73Ä.  Faymonville,  Maria  Barbara,  vidua  Rcineri  Josophi  Potesta,  (Mal- 

aniidariam)   g.  Johannes  Petrus  Faymonville  (Malmundarium):    Cautio  pro 

10* 


148  HermaDn  Veltman 

securitate  reyersionis  sammae  cujasdam,  et  possessio  horti  olearii  in  loco 
Beyeresse,  ex  testamento  defuncti  Potesta.  Consilium  proyinciale  Stabulense. 
1746.     (90/259.) 

737.  de  Fays,  Cornelius,  (A.  resp.  Leodiura)  g.  Canonicus  Soons,  et 
commissarins  ad  hanc  causam  deputatus  (Leodium):  Mandatnm  de  annuU 
landa  sententia  contra  actorem  ratione  summae  20000  florenorum,  Beinero 
de  Fays  propter  nuptias  appromissae  in  prima  instantia  per  commissarium 
extra  fines  jurisdictionis  lata.  Camera  imperialis.  1726.  (264.)  —  Abgeg. 
an  Belgien,  Reichs- Archiv  zu  Brüssel  am  19.  September  1856. 

738.  de  Fays,  Cornelius,  als  regierender  Bürgermeister,  u.  cons.,  g. 
Leonhard  Lambert  u.  cons.  als  Sch.-Btirgermeister:  Üngültigkeits-Erklärung 
einer  Bürgermeister-,  Seh.-  u.  Werkmeister- Wahl,  welche  der  V.  abgehalten, 
nachdem  E.  bereits  die  Sitzung  aufjgehoben.    Bkg.     1720.    (92/265.) 

739.  Fellinger,  Cornelius  Wwe.  Susanne  geb.  Saul,  modo  deren  Erben, 
g.  Johann  Werner  Grass,  gewesener  Schultheiss  zu  Aldenhoven:  Rück- 
zahlung eines  Darlehns  von  1800  rthlr.  u.  Berechnung  über  die  Nutzungen 
des  sog.  Pützdorfer  Zehntens  im  Amte  Aldenhoven,  in  welche  E.  immittirt 
worden  sind.    Eurfürstl.  Pfälzische  Eanzlei  zu .  Düsseldorf.    1708.    (167/715.) 

740.  Ferber  oder  Vemer,  Lambrecht,  Adam  v.  Bacharach  u.  cons. 
(Antwerpen)  g.  Paul  Puel:  Theilung  der  von  dem  Schwiegervater  resp. 
Vater  der  Partheien  nachgelassenen  Besitzungen,  namentlich  des  Puelen-Euhls 
u.  s.  w.    Seh.  A.     1548.    (172/739.) 

741.  Ferber,  Lambrecht,  Adam  v.  Bacharach  u.  cons.,  Namens  ihrer 
Ehefrauen,  (Antwerpen)  g.  Paul  Puel:  Theilung  des  elterlichen  Nachlasses. 
Seh.  A.     1643.     (173/740.) 

742.  Feustgen,  Sophie,  (Düren)  g.  Lorenz  Meiss  (Mastricht):  Zahlung 
von  40  Goldg.  jährlicher  Gülten.  Bischöfl.  Lüttichscher  Schultheiss  u.  Seh. 
zu  Mastrieht  resp.  Hauptger.  A.  1535.  (823.)  —  Abgeg.  an  das  Herzog- 
thum  Limburg  am  27.  April  1852  u.  zwar  an  den  Greffier  des  Provinzial- 
Gerichtshofes  zu  Mastrieht. 

743.  Fibus,  Gerhard,  g.  Johann  v.  Buchholt,  genannt  Johann  in  den 
Leopart:  Herausgabe  der  Hälfte  von  12  Fl.  jährlicher  ablöslicher  Gülten 
an  den  E.  als  Eind  erster  Ehe  der  Ehefrau  des  V.    Seh.  A.    1538.    (372/1258.) 

744.  Fibus,  Nicolaus,  g.  Johann  Pyre :  Störung  des  E's.  in  der  Anlage 
einer  neuen  Eupfermtlhle  andem  Flusse  Born  (?  Wurm)  unter  der  Wolfsfurth. 
Magistrat  zu  A.     1650.    (378/1259.) 

745.  Fibus,  Balthasar,  u.  dessen  Erben:  de  Fays  u.  cons.,  g.  Erbgenahmen 
Abraham  u.  Johann  Jappien:  Ansprüche  aus  einem  gemeinschaftlich  geführten 
Eupferhandel  auf  5757  Fl.    Seh.  A.     1716.    (375/1261.) 

746.  Fibus,  Balthasars  Erben,  g.  Graf  y.  Leerode  (Born):  Zahlung 
von  1500  rthl.  durch  den  V.  als  Besitzer  eines  zu  A.  belegenen,  dafür  ver- 
pOlndeten  Hauses  u.  Einkünfte  über  Einkünfte  aus  den  Gütern  Sehirtzel  o. 
Merz.    Seh.  A.     1716.    (376/1262.) 


150  HermauD  Yeltman 

756.  Fiscalis  generalis  camerae  imperialis  (Wetzlaria)  et  Status  patriae 
Leodiensis,  (Lcodium)  g.  Carolus  de  Drack,  decanus  ccelesiae  Aquisgranensis 
(Aquisgranum),  uti  conservator  cleri  secundarii  Leodiensis  ejusdemque  exem- 
tioiium,  et  ab  illo  deputati  judices  (Leodium),  decanus  et  capitulum  ecclesiae 
B.  M.  V.  (Huum):  Violatio  jurisdictionis  imperii  per  appellationem  coloni 
ecclesiae  Huyensis  in  pago  Gutskoven  in  causa  pagi  magistrorum  de  Gutz- 
koven  contra  eum  ratione  solutionis  talliarum  impositarum  a  consilio  privato 
Lcodiensi  ad  decanum  Aquisgranensem  uti  conservatorom  cleri  Leodiensis 
auctoritate  pontificali  delegatum.    Camera  imperialis.     1693.    (684/2768.) 

757.  Fiscal,  Kaiserlicher,  (Wetzlar)  g.  Schuhmacher  Schuster  u.  Wirth 
Keller:  Bestrafung  der  V.  wegen  Abreissens  von  Patenten,  welche  das 
Bkg.  zur  Stillung  des  Aufstandes  in  A.  hatte  anschlagen  lassen.  Bkg.  1787. 
(696/2809.) 

758.  Fiscal,  Kaiserlicher,  (Wetzlar)  g.  die  Unterthanen  u.  Einwohner 
der  Fürstcnthümcr  Stablo  u.  Malmedy:  Mandat  g.  den  in  den  Fürsten- 
thümern  ausgebrochenen  Aufstand,  u.  Requisition  an  die  niederrheinischen 
kreisausschreibenden  Fürsten  um  Unterdrückung  des  Aufruhrs.  Rkg.  1789. 
(699/2814.) 

759.  Fischer,  Barbara,  Wwe.  des  Mathias  Fischer,  g.  Peter  u.  Lam- 
brccht  Fischer  u.  cons.:  Streit  über  die  Theilung  des  Nachlasses  des  Mathias 
Fischer  des  Aeltern  u.  über  den  Niessbrauch  der  K.  am  Nachlasse  ihres 
Ehemannes.     Seh.  A.     1548.     (394/1366.) 

760.  Fischer,  Mathias,  modo  dessen  Wwe.,  g.  Johann  v.  der  Kalder- 
herberg:  Zahlung  eines  Darlehns  von  200  rthlr.  aus  einem  Handscheine 
des  Philipp  Möhre,  früheren  Ehemanns  der  verklagten  Wwe.  Seh.  A.  1609. 
(401/1392.) 

761.  Fischer,  Mathias*  Wwe.,  jetzt  Ehefrau  Kreu,  g.  Stephan  u.  Johann 
Moysc  u.  cons.:  Streit  über  12  Fl.  jährlichen  Zinses  aus  5  Morgen  Land, 
gelegen  zu  Iliatshofen  (?),  gehörig  zu  der  Herrschaft  die  Kuex  genannt.  Seh. 
A.     r623.     (405/1398.) 

762.  Fleischhauer,  Bartholomäus,  (Aldenhoven)  g.  Claus  Schudenbeckers 
Erben  (Aldenhoven):  Klage  aus  einem  Hauskaufs- Vertrage.  Ger.  Alden- 
hoven u.  Hauptger.  Jülich.     1528.     (194/882.) 

763.  Flemingk,  Caspar,  Münzmeister,  (Nimwegen)  g.  Crispin  v.  Sol- 
brügge:   Forderungen  aus  Handschriften.    Seh.  A.     1555.    (198/895.) 

764.  Elender,  Johann  Heinrich,  Kammergerichts-Prokurator,  (Wetzlar) 
g.  Freiherr  v.  Wachtendonk  (Haus  Binsfeld) :  Zahlung  von  65  Fl.  u.  80  FL 
rückständiger  Deserviten.    Rkg.     1720.    (235/933.) 

765.  Flocken,  Gerhard  u.  Noel,  (Gcvelsdorf)  g.  Rütger  Schreys  Kinder 
Vormundschaft  (Tetz?):  Herausgabe  von  23  Morgen  Land  nebst  Haus  u. 
Hof  zu  Gevelsdorf,  u.  ferner  dos  neuen  Hofs  u.  des  Holzes  im  Grusdorfer 
Busche  in  den  Aeratem  Caster,  Jülich  u.  Boslar  gelegen,  an  die  K.  als 
Erben  ihrer  Grossmutter  Mergen  geb.  Beltzhofen.  Hauptger.  Jülich.  1598. 
(447/1684.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  151 

766.  V.  Flodorf,  Wilhelm,  (Odenkirchen,  Dalenbruch)  g.  Wilhelm  v. 
Harf  (Alsdorf),  Johann  v.  Hatzfeld  (Weissweiler),  Namens  seiner  Ehefrau 
geb.  V.  Harf:  Abfindung  des  K*s.  als  Miterben  von  dem  Nachlasse  der  Ehe- 
leute Gottschalk  y.  Harf,  u.  Rechts-Verweigerung  bei  dem  Fürsten  von 
Jülirh  resp.  dessen  Kommissarien  daselbst.    Rkg.    1531.    (448/1688.) 

767.  V.  Flodorf  oder  Flodrop,  Wilhelm,  Freiherr  zu  Ryckholt,  Lcuth 
n.  8.  w.,  Erbkammerherr  des  Herzogthums  Luxemburg,  (Leuth  im  Stifte 
Luttich)  g.  Ottilie  v.  Flodorf  (Odenkirchen),  Karl  v.  Battenberg  u.  Bronk- 
horst  (Lüttich),  Albert  v.  Flodorf  (Obbicht),  Hartart  v.  Paland  (Dalenbroich) 
u.  Anna  v.  Flodorf  (Leinenborg  bei  Jülich):  K.  Balthasars  Sohn,  verlangt 
von  den  V.  als  Erben  Wilhelms  v.  Flodorf  zu  Odenkirchen  zufolge  Ver- 
gleichs ebensoviel  Renten,  als  Letzterer  aus  dem  elterlichen  Nachlasse  erhalten 
hat.     Rkg.     1578.     (451/1691. 

768.  Florentin,  Wilhelm,  g.  die  Geschwister  Beuget^:  Streit  über  den 
Zuschlag  des  auf  Andringen  der  Gläubiger  des  W.  J.  Haupt  subhastirten 
Hauses  auf  dem  Komphaus-Badc  zu  A.    Seh.  A.     1717.    (460/1712.) 

769.  Florentin,  Wilhelm,  g.  Freiherr  v.  Blanche,  Besitzer  der  zum 
Westphälischen  Kreise  gehörigen,  bei  A.  belegenen  unmittelbaren  freien 
Reichsherrschaft  u.  Sonnenlehens  Schönau*:  Zahlung  von  1399  rthlr.  für  Kost, 
Logis,  Wein  u.  Vorlagen.    Rkg.    1717.    (462/1714.) 

770.  Florentin,  Wilhelm  Joseph  der  Jüngere,  g.  Wilhelm  v.  Florentin, 
den  Aelteren:  Zahlung  von  100  Pistolen  aus  einer  vom  V.  zu  Gunsten  des 
Christoph  Peusen  auf  den  K.  ausgestellten  Tratte.   Seh.  A.    1750.   (463/1715.) 

771.  Florentin  de  Cravatte^  Wilhelm  Joseph,  Weinhändler,  g.  Hubert 
de  Grandchamp  (Lüttich):  Zahlung  von  2138  Fl.  für  gelieferte  Bouteillen. 
Seh.  A.     1753.     (464/1716.) 

772.  Florentin,  Wilhelm,  der  Aeltere,  Weinhändler,  g.  Tuch-Fabrikant 
Stephan  Turpet  (Düsseldorf):  Zahlung  von  503  rthlr.  für  gelieferten  Cham- 
pagner TL  für  Verzehr.    Geheimer  Rath  zu  Düsseldorf.    1755.    (465/1717.) 

773.  Florentin,  Joseph,  g.  die  Kaufleute  Breitenbach  u.  Gerock  (Frank- 
furt): Zahlung  der  zu  Gunsten  der  K.  vom  V.  auf  de  Ham  zu  Amsterdam 
im  Betrage  von  4000  Fl.  ausgestellten  Wechsel  u.  Arrest-Anlage  auf  die 
bei  K.  lagernden  Weine  des  V.  Seh.  Frankfurt.  1757.  (1718.)  —  Abgeg. 
M  das  Stadt- Archiv  zu  Frankfurt  am  23.  Oktober  1849. 

774.  Florentin,  Joseph,  g.  den  Executor  des  Testaments  der  Wwe. 
Wilhelm  Florentin  geb.  Schmetz,  u.  die  Testaments-Erben  Franz  v.  P'ürth 
0,  Jacob  Ignaz  de  Witte:  Gültigkeit  des  Testaments  des  Vaters  des  V.; 
Uniriderruflichkeit  desselben  in  Ansehung  der  Hälfte  des  Vermögens  beider 
Eheleute  u.  s.  w.    Seh.  A.     1767.    (467/1720.) 

775.  Florentin,  Joseph,  Kammerrath  u.  Kaufmann,  g.  Geheime  Rath 
Trogler  u.   dessen   Ehefrau   geb.  v.  Brion  (Cöl»  u.  Bonn):     Zahlung  von 

»)  Vgl.  Z('it«ohriil  de«  Aachener  Oescbichtsvereins  Bd.  XII I,  S.  215. 

»   Ehoodn  B4I.  VI,  S.  si  ff. 

'i  EUndft  Bd.  X,  S.  H6,  Nr.  855. 


152  Hermann  Vcltman 

12  237  rthlr.  aus  einem  Gesellschafts-Vertrago  über  ein  gemeinschaftliches 
Weinlager  zu  Bonn  u.  Arrest  auf  dieses  Weinlager.  Weltliches  Hofjger. 
Cöln.     1771.     (468/1721.) 

776.  Florenz,  genannt  Schultheiss,  Wwe.  Barbara,  (flolzweiler)  g.  Wil- 
helm Voissangel,  genannt  Beck,  u.  Wilhelm  Krudener  (Holzweiler,  Pfaffen- 
dorf): Herausgabe  des  vom  Stifte  Essen  lehnrtlhrigen  Schultheissen-Amts- 
u.  Frohnhofs  zu  Holzweiler  an  K.  als  rechte  Lehnserben  des  Wilhelm  Beck. 
Ger.  Holzweiler  im  Fürstenthum  Jülich.     1553.    (469/1722.) 

777.  Forst,  Johann,  (Düren)  g.  Christian  Schultheiss  (Lendersdorf) : 
Streit  über  den  Nachlass  des  Priesters  Nicolaus  Grave,  eines  Neffen  des  V. 
Seh.  Düren.     1516.    (488/1822.) 

778.  Forst,  Johann,  (Comelimünster)  g.  den  Abt  Hyacinth  Alfons  zu 
Cornelimünster:  Unrechtmässige  Suspension  des  K's.  von  seinem  Amte  als 
Seh.  des  Haupt-  u.  Landger.  Cornelimünster.    Rkg.     1724.    (489/1824.) 

779.  Forst,  Johanns  des  Seh.  Wwe.  u.  Erben,  (Comelmiünster)  g. 
Johannes  Weins  u.  cons.  (Burtscheid) :  Streit  über  das  Testament  u.  den 
Nachlass  des  Christoph  Weins.  Kanzlei  zu  Comelimünster.  1759.  (490/1825.) 

780.  Foucken,  Hubertus,  g.  Petrus  Gaillard,  (Parisiis),  modo  Franziscus 
le  Doux  (Beims):  Solutlo  7642  florenorum  ex  sententia  judicii  oppidi  Cort- 
ryck.    Scabini  Aquenses.     1719.    (501/1906.) 

781.  de  Foumier,  Heinrich,  g.  Mathias  Morreau:  Zahlung  des  Kauf- 
preises für  die  Waaren,  welche  K.  zur  Montirung  des  unter  dem  Komman- 
danten Eaison  1779  gebildeten  Freikorps  geliefert  hat,  in  Folge  der  Bürg- 
schaften des  V.    Seh.  A.     1788.    (503/1914.) 

782.  Franchecamp,  majores  et  scabini  villae,  (Franchecamp  sive  Fran- 
conchamp)  g.  Henricus  Jores  (Malmundarium) :  Non  constat  ex  actis.  Villicus 
et  scabini  Malmundarienses.     1512.    (114/340.) 

783.  Francorkamp,  Johann,  (Malmedy)  g.  Michael  Clos  (Stromberg): 
Streit  über  das  Testament  u.  den  Nachlass  der  Wwe.  Thomas  Kölsch  zu 
Stromberg.    Amt  zu  Stromberg  u.  Hofger.  Creuznach.     1652.    (116/345.) 

784.  Francots,  Mechtildis,  Wwe.,  g.  Egmond  Schrick:  Retrakt  eines 
halben  Hauses  in  der  Hardewein-Strasse  *  zu  A.    Seh.  A.     1570.    (117/846.) 

785.  V.  Frangenheim,  Johann  u.  Gotthardts  Erben  (Frangenheim  u. 
Düren)  g.  Paulus  v.  Frangenheim  (Jülich):  Störung  der  K.  im  Besitze  der 
von  ihrem  Vater  nachgelassenen  zu  Frangenheim,  Froitzheim,  Soller  u.  in 
der  Thum  belegenen  Güter  durch  ihren  verklagten  Oheim.  Hauptger.  Jülich. 
1623.    (119/350.) 

786.  Frank,  Heinrich,  (Weiden)  g.  Clemens  Daem  (Würselen):  Streit 
über  den  Besitz  u.  Niessbrauch  der  von  Heine  Fouck  hinterlassenen  Güter- 
stücke.    Seh.  A.     1529.     (120/354.) 

787.  Frantzen,  Franzi  (Cöln)  g.  die  Kinder  des  Nicolaus  Robe:  Nicht 
ersichtlich.    Seh.  A.     1619.    (139/584.) 


>)  Hartmannstrasse. 


Aachener  Prozesse  am  Beichskammergericht.  153 

788.  V.  Freialdenhofen,  Gebrüder,  (A.  u.  Cöln)  u.  Weingärtner  Jacob 
Jankersdorf  (Cöln)  g.  die  Vormünder  der  Minderjährigen  Hesshacker  (Cöln): 
Sequestration  der  Weincrescenz  von  Weingärten  auf  der  „Kriegmark"  bei 
Cöln  in  Folge  Streits  über  das  Eigcnthnm  der  Weingärten,  welche  der  V. 
abtreten  soll.    Bürgermeister-Ger.  Cöln.    1729.    (279/1018.) 

789.  Freienberg,  Gotthard,  g.  Augustin  Deterich,  genannt  Güde:  In- 
jurien-Klage wegen  Vorwurf  des  Diebstahls  mit  dem  Antrage  auf  Widerruf. 
Seh.  A.     1570.     (805/1143.) 

790.  Freienberg,  Margaretha,  Wwe.  des  Claus  Sjmon,  g.  Gillis  Schanter- 
neUs  Wwe.:  Zahlung  von  75  rthlr.  als  Kaufpreis  für  V»  Tausend  Eisleben- 
Kbes  Kupfer.    Btlrgermeister  u.  Bath  zu  A.    1579.    (306/1144.) 

791.  Freienberg,  Margaretha,  u.  ihr  Ehemann  Anton  Wimmars,  g.  Johann 
u.  Simon  Simons:  Diffamations-Klage,  weil  die  V.  Ansprüche  an  die  K. 
als  Wwe.  ihres  Bruders  Nicolans  Simon  behaupten.  Seh.  A.   1584.   (307/1145.) 

792.  Freienberg,  Margaretha,  g.  Cäcilia  Schores  u.  Gundolph  Strang, 
ah)  Erben  Engels:  Zahlung  von  600  rthlr.  aus  dem  Nachlasse  des  Goddert 
Frelenbcrg  u.  dieserhalb  Arrest  auf  dessen  Nachlass.  Seh.  A.  1584.  (308/1146.) 

793.  Freienberg,  Goddert,  g.  Mathias  Silbe rbomer:  Lieferung  von  100 
Tonnen  abgekauften  Hopfens  für  den  Preis  von  8  Mark  per  Tonne.  Bürger- 
Bieister,  ScL  u.  Bath  zu  A.     1564.    (309/1147.) 

794.  Freienberg,  Margarethe,  Wwe.  des  Claus  Simon,  g.  Peter  Verken: 
251  rthlr.  aus  einer  Handschrift  u.  Arrest-Anlage.  Seh.  A.   1596.  (711/2577.) 

795.  V.  Frenz,  Adolph  Beitz,  Herr  zu  Kendenich,  (Kendenich  u.  Frenz) 
sr.  Gerhard  v.  der  Beck  (Nette  bei  Andernach)  u.  Diedrich  v.  der  Baien, 
irenannt  Fleck  (Glehn):  Sequestration  der  von  der  Margaretha  v.  Frenz  dem 
V.  in  den  Aemtem  Jülich,  Bergheim,  Wilhelmstein  u.  in  der  Herrlichkeit 
Heimersbach  testamentarisch  hinterlassenen  Güter.  Hofger.  Jülich.  1564. 
(314/1155.) 

796.  V.  Frenz,  Margaretha,  Wwe.  des  Diedrich  v.  der  Baien,  genannt 
Flerk,  (Glehn)  g.  Guidtgen  v.  Holzhausen  (Cöln):  Zahlung  eines  Darlehns 
Ton  700  rthlr.,  welches  Diedrich  v.  der  Baien,  genannt  Fleck,  unter  Vcr- 
pfiindung  des  von  der  V.  in  ihre  erste  Ehe  mit  Hermann  Quad  v.  Lands- 
kron  zu  Bheindorf  inferirten  adeligen  Lehnguts  Broch  im  Amte  Jülich 
empanfgen  hat.    Fürstl.  Jülichsches  Hofger.  Düsseldorf.     1588.    (315/1156.) 

797.  V.  Frenz,  Eberhard  u.  Heinrich,  (Merödchen)  ^  g.  Abt  u.  Konvent 
dea  Klosters  S.  Nicolai  zu  Brauweiler:  Unbefugte  Verpfändung  von  85  Art 
Landes  des  klftg.  Hofs  Biedersdorf  Seitens  der  V.  an  Heinrich  Imrath  Bbeidt 
zu  Cöln,  weil  die  V.  dieses  Land  nur  versatzweise  von  den  K.  besitzen. 
OfBzial  zu  (3öln.     1594.    (819/1160.) 

798.  V.  Frenz,  Eberhard  u.  Heinrich,  (Merödchen)  g.  Abt  u.  Konvent 
de*  Klosters  Brauweiler:  Vindikation  eines  Hauses  u.  Hofes  nebst  85  Morgen 
Landes  zu  Widdersdorf.    Gfficial  zu  Cöln.     1594.    (320/1161.) 


*;  Merödgen,  Kr.  Dtlren. 


154  Hermann  Veltman 

799.  V.  Frenz,  Ferdinand,  (Stolberg)  u.  Gerhard  Koch  (Freialdenhoven) 
g.  Johann  Diedrich  Kotzhausen  (Freialdenhoven):  Unbefugte  neue  Verpachtung- 
des  Guts  des  Intervenienten  zu  Freialdenhoven  an  den  V.  Hauptger.  Jülich. 
1660.     (328/1172.) 

800.  V.  Frenz,  Carl,  (Frenz  u.  Stolberg)  g.  Wilhelm  Bursgen  (Dollart^- 
hammer  bei  A.):  Anerkennung  der  Lohns pflichtigkeit  des  Gutes  u.  Kupfer- 
hofes auf  dem  Dollartshammer  u.  Caduzitäts-Erklärung;  Einrede,  dass  das 
Gut  ein  vom  Herzoge  zu  Jülich  relcvirendes  Erbpachtsgut  sei.  Ger.  Stolberg 
in  L,  Hauptger.  Jülich  in  IL  Inst.     1696.    (331/1178.) 

801.  V.  Frenz,  Franz  Carl,  (Stolberg)  g.  einige  Eingesessene  der  Herr- 
schaft (Stolberg):  Verpflichtung  der  Bewohner  der  zu  Stolberg  neu  erbauten 
Häuser  zur  Entrichtung  der  Gewinn-  u.  Gewerbesteuer.  Hofkanzlei  zu 
Düsseldorf.     1703.     (336/1183.) 

802.  Friederich,  Adam,  (Heinsberg)  g.  Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  bei 
Bhein  u.  dessen  Regierung  zu  Düsseldorf,  den  Vogt  zu  Heinsberg  u.  den 
Gerichtschreiber  zu  Geilenkirchen:  Vollstreckung  rechtskräftiger  Erkennt- 
nisse g.  den  adeligen  Konvent  zu  Heinsberg  betreffend  den  von  K's.  Tochter 
u.  ihrem  Ehemanne  Winand  gepachteten  Hammersheimer  Hof.  Rkg.  1655. 
(415/1573.) 

803.  V.  Friesheim  oder  Freissheim*,  Gottfried,  Obrist,  g.  Arnold  Butt- 
bach u.  Emond  v.  Paland  (Lüttich):  Rückgabe  der  von  dem  Picolomischen 
Hofmeister  Franz  Hamm  v.  Leuchtingen  bei  den  V.  deponirten  2723  rthlr. 
Seh.  A.     1653.     (290/1093.) 

804.  V.  Friesheim,  Gottfried,  Obrist,  g.  Gottfried  v.  Wachtendonks 
Wwe.  u.  Erben:  Zahlung  von  2013  Fl.  aus  einer  Obligation.  Seh.  A.  1669. 
(433/1632.) 

805.  V.  Friesheim,  Gottfried,  g.  Gottfried  v.  Wachtendonks  Wwe.  u. 
Erben:  Hypotheken-Forderung  g.  den  V.  als  Besitzer  des  Hauses  Oberfrohn- 
rath  im  Lande  Heyden.    Seh.  A.  1674.    (434/1633.) 

806.  V.  Friesheim,  Gottfried,  g.  den  Abt  Johann  Dieterich  (Comeli- 
münster:  Zahlung  von  930  rthlr.  für  verkaufte  Pferde,  Wein  u.  dergl., 
u.  Nichtigkeits-ErklÄrung  eines  schiedsrichterlichen  Spruchs.  Rkg.  1680. 
(435/1684.) 

807.  V.  Friesheim,  Alberts  Erben,  g.  Abt  u.  Konvent  zu  Comellmünster: 
Zahlung  von  38  337  rthlr.  für  gelieferte  Waaren  u.  Vorschüsse.  Rkg.  1696. 
(486/1635.) 

808.  V.  Friesheim  oder  Freisheim,  Alberts  Erben,  g.  Schultheiss,  Mannen 
vom  Lehn,  Seh.  u.  die  ganze  Gemeinde  des  Ländleins  Cornelimünster:  Auf- 
hebung eines  Vergleichs,  wodurch  die  von  den  V.  für  das  Land  geleisteten 
Vorschüsse  auf  22  000  rthlr.  festgesetzt  sind  u.  Verpflichtung  der  V.  über 
diese  Forderung  erst  Rechnung  zu  legen.  Der  Abt  zu  Cornelimünster.  1687. 
(437/1636.) 

>)  Vgl.  für  808—811  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtavoreins  Bd.  X,  S.  60  nnd 
Mittheilungeu  des  Vereixis  fUr  Kunde  der  Aachener  Vorzeit  Jahrg.  Vill,  S.  1  ff.  und  97  ff. 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammerge rieht.  155 

809.  V.  Friesheim  oder  Freisheim,  Johann  Alhert,  u.  seine  Schwester, 
Wwe.  Buirette,  g.  Licentiat  Bessel  u.  cons.  (?):  Wechsel-Forderungen  an 
dcD  Nachlass  des  Johann  Peter  v.  Friesheim.    Seh.  A.    1698.    (438/1637.) 

810.  V.  Friesheim,  Anna  Marie,  Wwe.  Buiret  u.  der  Kurator  des  Nach- 
lasses ihrer  Brüder,  g.  Mannen  vom  Lehn,  Seh.  u.  Unterthanen  des  Landes 
Coroelimünsftr:  Vergleich  über  verschiedene  Forderungen  des  alten  Hauses 
y.  Friesheim  an  das  Land  Comelimünster,  konfirmirt  durch  das  Bkg.  1712. 
(439/1638.) 

811.  Frosch,  Leonhard,  g.  Peter  Lötgen:  70  rthlr.  Heirathssteuer  u. 
Abfindung  von  6  Morgen  Land  hinter  dem  Laufsberge,  welche  die  Eheleute 
MlllLit  besessen  haben.    Seh.  A.     1649.    (719b/2597.) 

812.  Frosch,  Leonhards  Wwe.,  g.  die  Vormünder  der  Minorennen  Pelzer: 
Streitigkeiten  über  eine  Mauer  u.  Dachrinne  zwischen  den  Häusern  der 
Partheien.    Seh.  A.     1737.    (514/1965.) 

813.  Fmndt,  Nico  laus,  g.  Johann  Kern,  Halfen  zu  Alsdorf:  Zahlung 
des  EflCUfpreises  für  26  Stück  Schafe.    Seh.  A.     1623.    (523/1991.) 

814.  Fnissgen,  Michael,  (?),  g.  Johann  v.  Meyrat,  genannt  Schlossberg 
«Jülich):    Nicht  ersichtlich.     1560.    (543/2279.) 

815.  V.  Fürstenberg,  Theodor,  Reichsfreiherr,  (Fürstenberg)  g.  die  ver- 
wittwete  Beichsgräfin  v.  Hochsteden  u.  ihre  Kinder  (im  Jülichschen) :  Manute- 
ncnz  im  Besitze  mehrerer  vom  V.  eigenmächtig  in  Besitz  genommener,  im 
Jülichschen  belegenen  Güter  der  K.  Jülich-Cleve-Bergische  Regierung  zu 
Düsseldorf.     1794.    (Extrajudicialia  29.) 

816.  V.  Fürth,  Wilhelm,  u.  seine  Ehefrau,  früher  Wwe.  des  Johann 
Gottfried  V.  Nickel,  g.  Meisterin  u.  Konvent  des  Klosters  St.  Agatha  in 
Cöln:  Rückzahlung  eines  Kapitals  von  1000  rthlr.,  wofür  der  v.  Nickel 
sein  adeliges  Gut  zu  Cosslar  bei  Jülich  zur  Hypothek  gesetzt  hat.  Seh.  A. 
1673.     (600/2520.) 

817.  V.  Fürth,  Johann  Wilhelm,  g.  die  Erben  des  Johann  Goswin 
Nickel  (Cosslar):  Zahlung  von  5000  rthlr.  aus  der  Ehevcrschreibung  der 
kUg.  Hausfrau  Adelheid  v.  Stucker,  genannt  Hochstedder,  früher  Wwe.  des 
T.  NickeL    Bkg.     1681.    (601/2522.) 

818.  V.  Fürth,  Johann  Wilhelm,  g.  die  Erben  des  Johann  Goswin  Nickel 
(Cosslar):  Forderung  von  5000  rthlr.  für  die  Ehefrau  des  K's.  Adelheid 
V.  Sturker,  genannt  Hochstedder,  Wwe.  des  Nickel,  in  Folge  des  Hciraths- 
Kontraktä.    Rkg.     1681.    (602/2523.) 

819.  V.  Fürth,  Johann  Wilhelm,  g.  die  Wwe.  des  Thilemann  v.  Nickel 
(A.)  u.  Schultheiss  Johann  Philipp  Kall  (Zülpich):  Manutcncnz  der  K.  im 
Besitze  eines  Hofes  zu  Zülpich.    Offizial  zu  Cöln.     1691.    (603/2524.) 

820.  V.  Fürth,  Johann  Wilhelm,  g.  die  Wwe.  des  Tilmann  v.  Nickel: 
Streit  über  den  Besitz  des  sechsten  Theils  eines  Kohlenbergwerks  zu  Esch- 
wpiler  zwischen  dem  K.  u.  der  Wwe.  seines  Stiefvaters,  u.  Exekution  der 
dieserhalb  in  Düsseldorf  erlassenen  Erkenntnisse.    Rkg.    1694.    (604/2525.) 


158  Hermann  Veltman 

850.  Gereon,  Tossanas  Franciscus,  et  Joannes  Henricus  Talbot  (Malmedy) 
g.  Joannes  Godefridus  Gilet  (Malmedy):  Injuriae  reales  et  propter  illas 
raulcta  duorum  imperialium.    Oonsilium  Stabulense.     1730.    (835/1101.) 

851.  Gereon,  Joannes,  (Malmundarium)  g.  Lambertus  de  Monte  (Mal- 
mundarium):  Turbata  possessio  doraus  in  platea  de  Valle.  Alta  curia 
Malmundariensis.     1630.    (978/3230.) 

852.  Gerhardt  in  dem  Dornkül,  N.,  g.  Matthias  v.  Erkelen  u.  cons. : 
Schuldforderung  von  740  Fl.  resp.  42  Fl.  jährliche  Zinsen.  Seh.  A.  1528. 
(338/1105.) 

853.  Germeaux,  Johann  Peter  Joseph,  u.  Ludwig  Imhaus,  g.  de  l'Horme, 
Salet  u.  Compagnie,  Handlungshäuser  zu  Lyon:  Wechselschuld  von  2000  Fl. 
holländisch;  Einrede,  dass  Beklagte  durch  betrügerische  Vorspiegelung  einer 
Sendung  spanischer  Wolle  zur  Acceptation  des  Wechsels  verleitet  worden 
seien.    Seh.  A.     1778.    (356/1171.) 

854.  Germeaux,  Johann  Peter  Joseph,  u.  Ludwig  Imhaus,  g.  Wwe.  Jurant 
u.  Compagnie  (Amsterdam),  im  Namen  von  la  Place  zu  Madrid:  Wechsel- 
schuld von  1700  Fl.  holländisch  Bankogeld;  Einrede,  dass  Beklagte  durch 
betrügerische  Vorspiegelung  eines  Madrider  Kaufmanns  wegen  einer  Sendung 
spanischer  Wolle  zur  Acceptation  verleitet  worden  seien.  Seh.  A.  1778. 
(357/1172.) 

855.  V.  Gersthoven  (Emden),  Johann  u.  Nicolaus  Bannet  jun.  (A.),  g. 
Albrecht  Merkelbach  u.  cons.:  Rückforderung  eines  zu  A.  besessenen,  wegen 
angeblicher  Schuldforderungen  in  Beschlag  genommenen  Hauses.  Seh.  A. 
1599.     (366/1220.) 

856.  V.  Gertzel,  Margarethe,  u.  Johann  v.  Merodo  (Stossberg)  g.  Rütger 
Rutzmulg,  genannt  Schuhmacher  (Jülich):  Beschwerde  über  gewaltsame  Pfän- 
dung eines  Pferdekarrens  mit  Hafersäcken.  Seh.  des  Hauptger.  Jülich.  1535. 
(380/1232.) 

857.  V.  Gevertshan,  Anne  Elisabeth  geb.  v.  Anstell,  (Birgel)  g.  Eberhard 
Kett,  Glaser,  Salentin  (Cöln) :  Ansprüche  auf  einen  Erbpacht  von  1 1  Siramer 
Hafer  u.  2  Hühnern,  jährlich  zu  beziehen,  aus  dem  Gut  Oesisten.  Landger. 
Lendersdorf.     1681.     (384/1284.) 

858.  V.  Gevertshan,  Anne  Elisabeth  geb.  v.  Anstell,  (Birgel)  g.  Tilmaun 
V.  Nickel:  Schuldforderung  von  1133Va  T^thh,  Offizialatger.  Köln.  1688. 
(385/1285.) 

859.  V.  Gevertshan,  Anne  Elisabeth  geb.  v.  Anstell,  (Birgel)  g.  Adolph 
Alexander  v.  Hatzfeld  ( Weisweilcr) :  Anspruch  auf  den  dritten  Theil  einer 
Forderung  von  2800  Goldg.  nebst  aufgelaufenen  Zinsen  von  1636  an,  für 
die  verkauften  v.  Merodschen  u.  Schlossbergschen  *  Güter.  Pfalzneuburgsche 
Regierung  zu  Düsseldorf.     1695.    (386/1286.) 

860.  V.  Gevertshan,  Anne  Elisabeth  geb.  v.  Anstell,  (Birgel)  g.  Tilmann 
V.  Nickel:    Schuldforderung  von  1800  rthlr.,  welche  1628  auf  das  Haus  Drove 


>)  Vgl.  Zeitachrift  des  Aachener  GJescbichtsvereins  Bd.  3Cin,  S.  150  ff. 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  159 

hergeliehen  worden,  nebst  aufgelaufenen  Zinsen.    Pfalzneuburgsche  Regierung 
zu  Düsseldorf.     1693.    (387/1287.) 

861.  V.  Gerertshan,  Anne  Elisabeth  geb.  v.  Anstell,  (Birgel)  g.  Älarsils 
V.  Palant  Erben  Vormünder  (Eix):  Auswirkung  eines  Mandats,  die  v.  Merode- 
Schlossbergschen  Güter  als  beanspruchtes  Fideicommiss  nicht  zu  veräussern. 
Regierung  zu  Düsseldorf.     1694.    (388/1288.) 

862.  V.  Gevertshan,  Anne  Elisabeth  geb.  v.  Anstell,  (Birgel)  g.  Marsils 
T.  Palant  Erben  (Eix):  Antheil  an  der  Erbschaft  der  Isabelle  v.  Merode  n. 
deshalb  verlangte  Immission  in  die  Herrschaft  Schlossberg.  Regierung  zu 
Düsseldorf.     1697.     (389/1289.) 

863.  V.  Gevertshan,  Heinrich  Alexander,  für  seine  Gattin  Anne  Elisa- 
beth geb.  V.  Anstell,  (Birgel)  g.  Johann  Heinrich  v.  Vlatten  u.  die  Freifrau 
V.  Rossum  geb.  v.  Vlatten  (Drove):  Rückforderung  eines  Heirathsguts  von 
5300  rthlr.,  verhypothecirt  auf  die  Schlossberg-Birgelschen  Güter.  Hofger. 
Dfisjieldorf.     1713.     (391/1291.) 

864.  V.  Gevertshan,  Heinrich  Alexander,  (Birgel)  g.  Johann  Holters 
Erben  (Cöln):  Forderung  von  1650  rthlr.  aus  der  Verlassenschaft  des  Wil- 
helm Heinrich  v.  Anstell  u.  deshalb  erlangte  Immission  in  das  Gut  Kendenich. 
Offizialatger.  Cöln.     1714.     (392/1292.) 

865.  V.  Gevertshan,  Heinrich  Alexander,  (Birgel)  g.  Johann  Holters 
Erben  (Cöln) :  K,,  als  Testamentserbe  des  Wilhelm  Heinrich  v.  Anstell,  ver- 
langt die  Auszahlung  einer  demselben  gemachten  Schenkung  unter  Lebenden 
von  1706  Goldg.  19  Albus,  oder  Immission  in  die  v.  Merode-Schlossbergschen 
Güter.     Regierung  zu  Düsseldorf.     1714.    (393/1293.) 

866-  V.  G^eyer,  Ferdinand,  g.  Anne  Margarethe  du  Moulin  (Lüttich): 
Schutz  im  Besitze  der  Erbvogtei  über  die  Markgrafschaft  Franchemont.  Rkg. 
1746.     (402/1329.) 

867.  V.  Geyer,  Ferdinand,  g.  Gräfin  Bernhardine  v.  Plettenberg  geb. 
Orilfin  V.  Westerhold  (Nordkirchen):  Forderungen  auf  die  zum  Lehnhof  der 
Herrschaft  Schlenackcn  gehörige,  vom  Appellanten  erkaufte  Herrschaft  Huze 
0.  streitige  Lehnseigenschaft  dieses  Guts.  Landger.  der  Reichsgrafschaft 
Wittern.     1747.     (403/1330.) 

868.  V.  Geyer  zu  Schweppenburg,  Ferdinand,  g.  den  Grafen  Franz  Joseph 
T.  Plettenberg  (Neuenburg):  Aufrechthaltung  eines  Vergleichs  betreffend 
die  Beitreibung  der  Steuern  u.  Schätzungen  in  der  Herrschaf  Eys  hinsicht- 
lich der  dazu  gehörigen  Güter  des  K's.  Goudenrath  u.  Vogelsang.  Rkg.  1754. 
(AOijlSZl.) 

869'  V.  Geyer  zu  Schweppenburg,  Ferdinand,  (A.  u.  Cöln)  g.  Lehn-  u. 
Landger.  der  Grafschaft  Wittem  u.  Johann  Friedrich  v.  Pelzer:  Entschädigungs- 
forderung von  19  167  Mastrichter  Gulden  wegen  erfolgter  Nichtigkeits- 
«rklftrung  der  Snbhastation  der  Herrschaft  Huze,  welche  vom  K.  um  obige 
Hamme  erkauft  worden  war.    Rkg.     1760.     (405/1332.) 

876.  V.  Geyer  zu  Schweppenburg,  Cornelius  Joseph  Aegid,  (Cöln)  g. 
Rudolph  Constanz  v.  Geyer  (A.),  Kanonikus  v.  Sierstorf  (Bonn)  u.  dio  Wwe. 


160  Hermann  Veltraan 

V.  Eempis  (Bonn):  Ausfolge  der  Dokumente  über  die  Verlassenschaft  des 
Domkapitulars  Max  Heinrich  v.  Geyer,  u.  Auflage,  den  Streit  über  dessen  in 
verschiedenen  Bezirken  gelegene  Güter  nicht  an  verschiedene  Gerichte  zu 
zersplittern.    Rkg.     1790.     (406/1833.) 

871.  V.  Geyer  zu  Schweppenburg,  Cornelius  Joseph,  (Cöln)  g.  v.  Geyer, 
Vogtmajor:  Succession  in  die  Erbschaft  des  Lüttichschen  Domkapitalars 
V.  Geyer.    Rkg.     1790.    (roth  123.) 

872.  V.  Geyer  zu  Schweppenburg,  Ferdinand,  g.  Thomas  Wilhelm  Joseph 
V.  Grassier  u.  dessen  Gattin,  Wwe.  Ludwig  Lamberts  v.  Flaveaux  (Lüttich): 
Ausfolge  der  Verlassenschaft  Ludwigs  de  la  Gerarderie  auf  den  Grund  einer 
unter  Lebenden  gemachten  Schenkung  von  Seiten  des  Nicolaus  Rochus  de 
Flaveaux.    Seh.  Lüttich.     1750.    (407/1334.) 

873.  Geyer,  Wilhelm  u.  Werner,  (Düren)  g.  Edmund  Schreiber  (Düren): 
Entschädigungs-Klage  von  50Ö  Goldg.  wegen  schwerer  Körperverletzung. 
Magistrat  zu  Düren.     1615.    (414/1347.) 

874.  Geyssel,  Johann,  für  seine  Ehefrau  Gerd  geb.  Fustgen,  (Düren)  g. 
Bernhard  Fustgen,  genannt  Kämmerling  (Düren):  Anspruch  auf  den  Besitz 
von  11  Morgen  l'/a  Viertel  Ackerland  aus  einer  Erbschaf tstheilung.  Schult- 
heiss  u.  Seh.  zu  Düren.     1539.     (419/1364.) 

875.  Ghysen,  Laurentius,  später  Jacob  Boper,  (Mastricht)  g.  Theodor 
V.  Boddens  Erben:  Schuldforderung  von  2000  rthlr.,  oder  Einräumung  des 
dafür  verpfändeten  Dorphofs  in  der  Herrschaft  Wylre  bei  A.  Rkg.  1737. 
(534/1651.) 

876.  Ghysen,  Laurentius,  (Mastricht)  g.  Johann  Gottfried  de  Blanche 
(Schönau  bei  A.):  Wiedereinlösung  von  23  Morgen  22 Vg  Ruthen  Land  zu 
Schönau,  welche  für  907  rthlr.  verpfändet  waren.  Ger.  Schönau.  1752. 
(535/1652.) 

877.  Giebel,  Gisbert,  g.  Theis  Geuler  (Boorsen):  Ii\jurienklage  wegen 
Ehrenkränkungen  in  einer  Prozessschrift.    Seh.  A.     1539.    (536/1653.) 

878.  Giel,  Peter,  (Düren)  g.  Johann  Henxsch  u.  dessen  Sohn  Hildebrand 
(Düren):  Erbschaftsansprüche  auf  eine  Behausung  zu  Düren.  Seh.  Düren. 
1534.     (538/1699.) 

879.  Giel,  Arnold,  g.  Anton  Thonnet  (Köln):  Schuldforderung  von  242 
rthlr.     Seh.  A.     1619.     (589/1700.) 

880.  Giess  v.  Boissler,  Johann,  (Boslar  bei  Jülich)  g.  Werner  v.  Holtz- 
weiler  (Holtz weiler) :  Ansprüche  auf  die  Verlassenschaft  des  Wilhelm  Heuft 
zu  einem  Drittheil.    Vogt  u.  Seh.  zu  Bosslar.     1540.    (540/1716.) 

881.  Gilles,  Leonhard,  g.  Gottfried  Roddenheim:  Schadenersatz  für 
bestellte  u.  beim  Transport  verdorbene  Spezereiwaaren.  Seh.  A.  1757. 
(568/1773.) 

8S2.  Gilles,  Johannes,  Erben,  (Burtscheid)  g.  die  Äbtissin  zu  Bnrtscheid: 
Grundpachtforderung  von  jährlichen  6  Müdden  Roggen  wegen  der  Kückerts- 
mühle,  wie  auch  Erbzinsforderung  von  IV«  Müdden  Hafer  wegen  des  sog. 
Eichenbenks  u.  andere  Rückstände  von  292  Fl.;  femer  Rekonventionsklage 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  161 

wegen  de«  Wasserlaufs.   Richter  u.  Seh.  des  Ger.  Burtscheid.    1746  u.  1747. 
(570/1778  u.  571/1779.) 

883.  Gilles  v.  Imber,  Wwe.  Anna  [richtiger  v.  Imber-Gillies],  g.  Wil- 
helm Schfltges  Erben:  Räumung  eines  Hauses  zu  A.,  zum  goldnen  Ferken 
genannt,  wegen  daran  haftender  Schuldforderung.   Seh.  A.    1736.   (573/1781.) 

884.  GiUeson,  Aegidius  Joannes,  (Malmedy)  g.  Joannes  Gereon  de  Malades 
(Malmedy):  Vindicatio  prati  et  silvae  ex  bonis  actoris  a  tutoribus  ejnsdem 
venditL    Curia  scabinorum  Stabulensium.     1609.    (574/1782.) 

885.  Giliis,  Franz,  u.  dessen  Töchter  Catharine  u.  Agnes,  (Burtscheid) 
g.  Catharine  Manlach,  Wwe.  Lersch  u.  cons.:  Ausfolge  eines  Legats  von 
1500  rthlr.     Seh.  A.     1650.    (576/1788.) 

886-  V.  Gimnich,  Werner,  (Vlatten)  g.  Johann  v.  Gräffs  Erben  (Hasselt): 
Anfechtung  des  Testaments  der  Marie  Scheifard  v.  Merode.  Kurkölnische 
Regienmg  zu  Bonn.     1677.    (588/1818.) 

887.  V.  Gimnich,  Beisel,  Wilhelm  Friedrich  u.  Franz  Dietrich,  (Schmidt- 
heim)  g.  Antonette  Elisabethe  v.  Bourscheidt  geb.  Beisel  y.  Gimnich  (Lahr): 
HeraoBgabe  der  aus  den  väterlichen  Gütern  yersprochenen  Mitgift  von  2000 
rthlr.  nebst  den  Zinsen.  Jülich -Bergsche  Regierung  zu  Düsseldorf  1682. 
(589/1814.) 

888.  V.  Gimnich,  Beisel,  Wilhelm  Friedrich  u.  Franz  Dietrich,  (Schmidt- 
heim) g.  die  Pfalz-Neuburgsche  Regierung  zu  Düsseldorf:  Vollziehung  eines 
richterlichen  Spruchs,  die  Wiederlosung  des  freiadeligen  Hofguts  zu  Nieder- 
eudel  betreffend.    Rkg.     1686.    (590/1815.) 

880.  V.  Gimnich,  Beisel,  Wilhelm  Friedrich  u.  Franz  Dietrich,  (Schmidt- 
heim) g.  Marie  Antonette  v.  Bourscheidts  Erben  (Laach):  Wiederlosung  des 
<i«r  Beklagten  zur  Befriedigung  ihrer  Mitgiftforderung  eingeräumten  u.  von 
dieser  veräosserten  Hofs  zu  NiederkasseL    Rkg.     1688.    (591/1816.) 

890.  V.  Gimnich,  Beisel,  Franz  Dietrich  u.  Wilhelm  Friedrich  *,  (Schmidt- 
heim) g.  Antonette  Elisabeth  y.  Bourscheid,  geb.  Beisel  y.  Gimnich,  Erben 
(Laacb):  Vollziehung  eines  Vertrags  über  Abfindung  der  Beklagten  yon  der 
elterlichen  u.  grosselterlichen  Erbschaft  durch  Abtretung  des  Hauses  Laach 
IL  Bezahlung  yon  1500  rthlr.     Rkg.     1693.    (593/1818.) 

801.  T.  Gimnich,  Franz  Egon,  (Vlatten)  g.  Johann  Andreas  Ehrenreich 
▼.Pohlheim  (Augsburg):  Zinsen  yon  3000  rthlr.  Dotalgeldem,  deren  Rückfall 
uch  dem  Tode  der  Gemahlin  des  Appellaten  yon  appellantischer  Seite  be- 
hauptet wird.    Jülich  Bergsches  Hofger.  Düsseldorf.     1723.    (597/1822.) 

802.  y.  Gimnich,  Franz  Egon,  (Vlatten)  g.  Graf  Johann  Andreas  Ehren- 
reich V.  Polheim  (Augsburg)  u.  Geheimerrath  y.  Hettermann  (Düsseldorf) :  Schutz 
de»K*8.  im  Bezug  der  jährlichen  Renten  des  Gutes  Vlatten  yon  81  rthlr.  80 
AlboB  für  eine  Forderung  yon  3000  rthl.  Dotalgelder,  deren  Heimfall  nach 
dem  Tode  der  Ehefrau  des  K*8.  von  Seiten  des  V.  behauptet  wird.  Jülich 
Bergscher  Hofrath  zu  Düsseldorf.    1726.    (598/1823.) 


')  Vgl.  auch  oben  S.  92,  Nr.  91. 

11 


162  Hermann  Veltman 

893.  T.  Gimuich,  Beisel,  Franz  Hugo  Edmund,  (Schmidtheim)  g.  Graf 
Johann  Wilhelm  Mandcrscheid-Blankenheim-Gerolstein  (Cöln):  Schatz  im 
Besitze  der  hohen  u.  niedern  Jagd  auf  dem  zur  Herrschaft  Schmidtheim 
gehörigen  Giesenbroich.    Rkg.     1758.    (601/1827.) 

894.  V.  Gimnich,  Beisel,  Franz  Hugo  Edmund,  (Schmidtheim)  g.  Graf 
Johann  Wilhelm  Manderscheid-Blankenheim- Gerolstein  (Cöln):  Schutz  im 
Besitze  der  Territorialhoheit  u.  der  Gerichtsbarkeit  in  der  Herrschaft  Schmidt- 
heim.    Rkg.     1761.     (602/1828.) 

895.  Goddart,  Johanns  Wwe.  Marie  geb.  Thiele,  g.  Adam  Balduin 
V.  Weissweiler:  Schuldforderung  von  400  rthlr.    Seh.  A.    1677.     (632/1990.) 

896.  Goddart,  Johanns  Wwe.  Marie  geb.  Thiele,  g.  Philipp  Pierm 
(Hamburg):  Rückforderung  eines  Heirathsguts  von  2000  rthlr.  aus  der  Ehe 
des  Johann  Pierm  mit  Elisabeth  Bastard  u.  deshalb  erlangte  Arrestation 
eines  Piermschen  Erbguts  zu  A.    Seh.  A.     1675.    (633/1991.) 

897.  Goddin,  Johann,  u.  cons.  (Cöln)  g.  Jude  Alexander  u.  dessen  Frau 
Schöne:  Schadenersatz  von  100  Goldg.  wegen  Vorenthaltung  eines  Pferdes. 
Seh.  A.     1599.     (634/1997.) 

898.  Godefroy,  Helena,  (Malmedy)  g.  Franciscus  Godefroy  (Malmedy): 
Divisio  haereditatis  communium  parentum.  Consilium  prov.  Stabulense.  1730. 
(636/2002.) 

899.  Gödenrod,  Johann,  (Horbach)  g.  Johann  vom  Holtz  (Linden) :  Nicht 
ersichtlich.    Vogt  u.  Seh.  zu  Horbach.     1548.    (646/2041.) 

900.  V.  Goer,  Heinrich,  (Andrimont)  g.  ^tthard  u.  Franz  Schomartz 
(Wassenberg  bei  A.):  Ansprüche  auf  den  Hof  Kreckelberg.  Ger.  Wassen- 
berg.     1560.     (649/2083.) 

901.  V.  Goer,  Marie,  fttr  Winand  Hartmann,  g.  Rütger  Rulands  Wwe. 
Brigitte:  Schuldforderung  von  2419  Aachener  Thalem.  Btlrgermeisterger.  A. 
1592.  (650/2084.) 

902.  V.  Goer,  Lambert,  (Hamoire)  g.  Heinrich  Franz  Bonquer  (Malmedy) : 
Ansprüche  auf  Antheil  an  einem  Eisenhammer  zu  Hamoire.  Fürstl.  Regie- 
rung zu  Stablo.     1609.     (651/2091.) 

903.  van  Goer,  Maria,  Wwe.  des  Jacob  v.  Oyenbrugge,  (Donnstein)  g. 
Arnold  Krämer  (Dülken):  2100  rthlr.  ex  judicato  u.  Arrest-Anlage.  Seh.  A. 
1594.     (993/3264.) 

904.  Görtz,  Gottfried,  g.  den  Magistrat  zu  A. :  Herabsetzung  des  Pacht- 
geldes für  die  Bieraccise.    Seh.  A.     1763.    (655/2106.) 

905.  Gohimont,  Joannes  Josephus,  et  cons.,  (Malmedy)  g.  Bartheiemi, 
Deodatus,  Henricus  Robert  et  Anna  Maria  Matthaea  Servals  (Stablo): 
Protestatio  contra  servitutem  arrogatatn,  viam  quandam  prope  Malmedy 
cum  vaccis  transeundi.    Curia  justitiac  Malmundariensis.     1757.    (662/2150.) 

906.  Goir,  Barthelmes,  u.  dessen  Ehefrau  Catharine  geb.  v.  Distelrod, 
(Düren)  g.  Franz  Herper  (Düren):  Rückforderung  von  500  Goldg.  Heiraths- 
gut.    Hauptger.  Düren.     1563.    (668/2159.) 


Aachener  Prosesse  am  Reichskaramergericht.  163 

W7.  Goldschmidt,  Johann,  (Jülich)  g.  Heinrich  v.  Lynner  (Cöln):  Vin- 
dikation einiger  Grundstücke  im  Werthe  von  300  Fl.  Schultheiss  u.  Seh.  des 
Haoptger.  Jülich.     1528.  (673/2185.) 

908^  Goldschmidt,  Matthias,  (Düren)  g.  Matthias  v.  der  Schieiden  u. 
Jacob,  Johann  n.  Heinrich  Schüsselberg  (Düren):  Nicht  ersichtlich.  Seh.  Düren. 
1542.    (675/2187.) 

909.  Goris,  Leonhard,  (Udelhoyen,  Kr.  Schieiden)  g.  Leonhard  Molk 
(Troix):  Lehnbarkeit  eines  Hauses  u.  Hofes  zu  Udigkhoven.  Ger.  Udigkhoven. 
1538.    (687/2257.) 

910.  Gotte,  Christian,  (Stolberg)  g.  die  Grafen  Hans  Albrecht  u.  Hans 
Hoyer  t.  Mansfeld  (Amstein):  Entsetzung  von  der  Stelle  eines  Mttnzmeisters 
o.  verschiedene  Schuldforderungen.    Rkg.    1584.    (691/2274.) 

91 1.  Gottons,  Johann,  (Wissen)  g.  Barbara  v.  Horion  (Horion) :  Forderung 
eines  jährlichen  Canons  von  2  Simmer  Korn  und  2  Kapaunen.  Seh.  A.  1561. 
(692/2277.) 

912.  V.  der  Gracht,  Jacob,  g.  Beinerus  Branmierts :  Einsprache  g.  einen 
Bau  u.  Abtheilung  eines  gemeinschaftlichen  Gartens.  Seh.  A.  1723.  (186/414.) 

913.  V.  der  Gracht,  Matthias,  Christine,  Peter  u.  Wilhelm,  g.  Johann 
Knopf:  Ansprüche  an  ein  Haus  in  A.  u.  Verbot  des  Verkaufs  desselben. 
ScL  A.     1729.     (187/415.) 

914.  V.  der  Gracht,  Heinrichs  Wwe.  Marie  Catharine,  u.  cons.,  g.  Karl 
Siegmund  v.  Domberg:  Erfüllung  eines  Vertrags,  nach  welchem  V.  für  das 
HaoB  der  K.  zu  A.  einen  Kaufschilling  von  10,000  rthlr.  u.  30  Louisdor 
L«ihkauf  zu  entrichten  hat;  Einrede,  dass  das  Haus  mit  einer  im  Vertrag 
licht  erw&hnten  Servitut  belastet  sei,  indem  der  Magistrat  dort  einen  Brunnen 
kabe,  dessen  Wasser  durch  den  Keller  laufe.    Seh.  A.    1758.    (188/416.) 

915.  V.  der  Gracht,  Heinrichs  Wwe.  Marie  Catharine,  u.  cons.,  g. 
Johann  Wilhelm  v.  Imber  u.  cons.:  Ableitung  des  von  den  Dächern  fliessen- 
^ei  Regenwassers.    Seh.  A.    1768.    (189/417.) 

91§.  GrÄff,  Margarethe,  Wwe.  des  Gabriel  Schreiber,  g.  Christian  am 
Zaom:  Behauptete  Servitut,  zum  Zwecke  der  Zurichtung  einer  Pfeife  in  dem 
beimlicben  Gemach  ein  Loch  in  des  Beklagten  Mauer  zu  brechen  u.  den  Koth 
in  des  Beklagten  Keller  zu  führen.    Seh.  A.    1676.    (191/429.) 

917.  Graf,  Michael  u.  Johann,  u.  Leonhard  Frosch,  g.  Quirin  Chorus: 
Forderung  von  1400  rthlr.  aus  mit  der  Schwester  des  Michael  u.  Johann  Graf 
ftbgeschlossenen  Ehepakten.    Seh.  A.     1679.    (206/457.) 

918.  Graf,  Cornelius,  u.  die  übrigen  Vormünder  der  Minorennen  Hans 
KoUin,  g.  Bartholomäus  Kockelkorn:  Consens  zur  Verhypothecirung  des  von 
Johann  KoUin,  antecessor  des  K*s.  in  thoro,  nachgelassenen  Hauses  Behufs 
Zahlung  der  Schulden  des  Nachlasses.    Seh.  A.     1647.    (3275.) 

919.  Granau,  Hans  u.  Claus,  u.  Thiele  Beck,  (Würselen),  g.  Theis 
Lpn  (WOrselen):  Antheil  an  einem  Kohlen  werk.  Kohlenmeister  zu  A.  1557. 
(227/530.) 

II* 


164  Hermann  Veltman 

920.  le  Grand,  Caspar,  g.  Stephan  Kauenbcrg:  Schadlosbaltnng  von 
einigen  hundert  Thalern  aus  einer  in  Gesellschaft  ausgeführten  unglücklichen 
Weinspekulation.    Seh.  A.     1625.    (229/533.) 

921.  Grass,  Johann  Peter,  n.  cons.,  (Nothberg)  g.  Johann  Wilhelm  v. 
Meuthen :  Errichtung  eines  Inventars,  Herausgabe  von  2000  Fl.  Dotalgeldern 
oder  Stellung  einer  Kaution  g.  Verschleuderung  des  Vermögens  der  Stief- 
kinder.   Kurpfälzische  Regierung  zu  Düsseldorf.     1699.    (242/577.) 

922.  V.  Gressenich,  Wilhelm,  (Cölu)  g.  Johann  Laussberg,  Johann  Joachim 
Hauser  u.  cons.:  Testament  des  Bernhard  Klinkberg  zu  A.  Seh.  A.  1660. 
(503/1579.) 

923.  Greve,  Johanns  Kinder  Vormünder,  (Güsten)  g.  Johann  Greves 
Wwe.  Bile  Widenfeld  (Pier) :  Streit  ob  in  der  Eheberedung  der  K.  mit  dem 
Stiefvater  der  Beklagten,  Johann  Greve,  die  Einkindschaft  bedungen  worden 
sei.    Hofger.  Jülich.     1563.    (1608.) 

924.  V.  dem  Griendc,  Johann,  g.  Heinrich  Fibis  u.  dessen  Mutter  Louise 
geb.  Kettner:  Rückforderung  eines  Heirathsguts  von  30  Goldg.  jährlicher 
Gült  nach  dem  Tode  der  Eheleute  Johann  Bucholt  u.  Benigna  Kettner.  Seh. 
A.     1556.     (615/1872.) 

925.  Griesgin,  Caspar,  u.  cons.,  ( Jacob wüllesheim)  g.  Wilhelm  Eiser 
(Düren):  Ansprüche  auf  einige  Erbgüter  aus  der  Verlassenschaft  des  Johann 
Putz.    Seh.  Soller.     1540.    (617/1877.) 

926.  Grimmeisen,  Dr.  Anastasius,  Reichskammergerichts -Prokurator, 
(Speier)  g.  Johann  Heimtsch's  Erben  (Cöln-Düren) :  Deserviten-Forderung  von 
15.  Fl.     Rkg.     1541.     (621/1896.) 

927.  V.  Gröl,  Dietrich  u.  Jobst,  (Clostem)  g.  Heinrich  v.  Wenner  u. 
Heinrich  Heimlich  (Düren) :  Schuldforderungen  u.  deshalb  erlangte  Arrestation 
einiger  Zinsen  u.  Gülten  der  Beklagten  zu  Dortmund;  Einrede  der  Inkompe- 
tenz des  Ger.  L  Inst.    Magistrat  zu  Dortmund.     1567.    (699/2344.) 

928.  Grön,  Maximilian,  g.  Heinrich  Mouton:  Rückständige  Forderung 
von  1794  Livres  für  gelieferten  Tabak.    Seh.  A.     1765.    (701/2352.) 

929.  Grönenthal,  Karl,  u.  cons.,  g.  Johann  u.  Noris  Neuth  u.  cons.: 
Ungültigkeit  des  Testaments  der  Catharine  Hag,  Albrecht  Sonnenbergs  Wwe., 
wegen  mangelnder  Erbeinsetzung.    Seh.  A.     1567.    (703/2357.) 

930.  Grönenthal,  Karl,  u.  cons.,  g.  Huprecht  Münster  u.  cons.:  Ver- 
lassenschaft der  Catharine  Hag,  Albrecht  Sonnenbergs  Wwe.  Seh.  A.  1572. 
(704/2358.) 

931.  Grönenthal,  Karls  Kinder  Vormünder,  g.  Albrecht,  Stephan,  Nico- 
laus u.  Arnold  Wolf:  Anfechtung  des  Testaments  der  Catharine  Hag, 
Albrecht  Sonnenbergs  Wwe.    Seh.  A.     1574.    (705/2359.) 

932.  V.  Gronsfeld-Nievelstein,  Johann  Gottfried,  uxorio  nomine,  g. 
Claudius  v.  Tournaus  [de  Tornaco]  Wwe.,  Marie  Catharine:  Verschiedene 
Abrechnungen  wegen  de«  Hornhofs  bei  Comelimünster.  Seh.  A.  1720. 
(724/2429.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammerore rieht.  165 


o' 


933.  V.  Gronsfeld-Nievelstein,  Johann  Gottfried,  uxorio  nomine,  g.  Claudius 
T.  Toomaus  [de  Tomaco]  Wwe.,  Marie  Catharine:  Abrechnung  u.  Schuld- 
forderung  von  2000  rthlr.    Seh.  A.    1721.    (725/2430.) 

934.  ▼.  Gronsfeld-Nievelstein,  Karl,  (Kellersberg)  g.  Arnold  Franz  v. 
Toarnans  [de  Tomaco],  Kaiserl.  General-Feldzeugmeister  (insinuirt  an  dessen 
Mandatar  zu  Düsseldorf):  Anspruch  von  1216  rthlr.  29  Mark  Aachenscher 
Währung  an  dem  vom  V.  ererbten  Rittersitz  Kellersberg.  Jülich-Bergscher 
Hofrath  zu  Düsseldorf.     1761.    (726/2431.) 

935.  V.  Groote,  Cornelius,  g.  Jülich-Bergsche  Regierung  u.  Landstände 
(Düsseldorf)  u.  Lorenz  Colon  (A.):  Rechnungs-Ablegung  über  2955  rthlr. 
eingezogener  Gelder  zur  Bezahlung  französischer  Kontributionen.  Hofkanzlei 
xn  Düsseldorf.     1679.    (738/2531.) 

936.  Groote,  Marie  Anne,  g.  Dr.  Jacob  Lambert  Dahm:  Anfechtung 
des  Testaments  der  Appellantin  auf  Grund  einer  Schenkung  unter  Lebenden. 
Seh.  A.     175ß.     (752/2554.) 

937.  Groote,  Ferdinand  Dietrich,  g.  das  Kloster  Maricnfeld:  Erbmeier- 
stättischer  Besitz  der  Zehntgerechtigkeit  u.  der  Marienfelder  Güter  in  u. 
bei  Lemgo.  Lippe-Detmoldsche  Regierungs-Kanzlei.  1781.  —  Abgeg.  an 
Lippe-Detmold,  Regierungs-Kanzlei  zu  Detmold,  am  25.  Mai  1821.  (roth  280a.) 

938.  Groote,  Jacobs  Wwe.  Waldburge  geb.  Schott,  g.  die  Wwe.  Hans 
Konuum:  Yerlassenschaft  des  Johann  Alert,  Vaters  der  Appellantin,  u.  der 
Metzge  Quirin,  dessen  Seitenverwandte.    Seh.  A.     1532.    (753/2556.) 

939.  Grotlon,  Arnold,  (Ruth»)  g.  Lambert  Grotlon  (Ruth):  Nicht  ersicht- 
lich.   Unterger.  Ruth  bei  A.     1542.    (760/2580.) 

940.  Groyen,  Maximilian,  g.  Peter  Krauthausen  (Cöln):  Zahlung  von 
479  rthlr.  8  Mark  für  erhaltene  Weine.    Seh.  A.    1786.    (Extrajudicialia  29.) 

941.  V.  Gruithausen  [Grothaus],  Elisabeth,  Johann  v.  Blumenthals  Wwe., 
(Waasenberg)  g.  Leonhard  Gruither  (Roermond):  Erbschaftsansprüche  auf 
mehrere  Lehen  im  Stift  Thom.  Lehnhof  des  weltlichen  Stifts  zu  Thorn. 
1558.     (773/2616.) 

M2.  Guilen,  Paul,  g.  Johann  v.  Gäbem  [v.  Gavern],  für  Areth  Wyn 
fDiepenbeck):  Ansprüche  auf  ein  Pachtgut  zu  Stein.  Schultheiss  u.  Seh. 
de«  Ger.  Stein.     1556.    (821/2814.) 

943.  V.  Gülch,  Jacob,  (Jüchen)  g.  Heinrich  Seidenpfennigs  Wwe.  Marie 
»Weiden  bei  A.):  Verlassenschaft  des  Heinrich  Seidenpfennig.  Schultheiss  u. 
8ch.  Jüchen.     1537.     (899/2905.) 

944.  V.  Gülch,  Wilhelm,  u.  Wilhelm  v.  Paland,  uxor.  nom.,  (Jülich)  g. 
Jobann  v.  Reidts  Erben  (Düsseldorf,  Düren):  Erbschaftsansprüche  auf  den 
Meistheo nerhof  bei  Düren  u.  andere  Erb-  u.  Stockgüter  von  Arnold  Esel 
herrührend.    Herzogl.  Jülichsche  Kommission.     1571.    (902/2908.) 

945.  V.  Gülch,  Wilhelm,  (Jülich)  g.  Wilhelm  Schmidt  (Barchenradt) : 
Verbalinjurien.     Seh.  Jülich.     1582.    (903/2909.) 


*}  Wohl  Bütten:  vgl.  Loersch  boi  ttaagen,  Geuchiobte  Achons  Bd.  I,  S.  3fiO. 


166  Hermann  Veltman 

946.  V.  Gülch,  Johann,  (Cöln)  g.  Gillis  v.  der  Kahmen  (A.):  Nicht 
ersichtlich.    Seh.  A.     1589.    (904/2910.) 

947.  V.  Gülch,  Gottfried,  Peter  Cuper  u.  Adolph  Harper,  (Jülich)  g. 
Hilding  Matenklad,  Johann  Schop,  Gottfried  Schnell  u.  cons.  (Cöln,  Elsdorf) : 
Theilung  des  von  Catharine  Harper  ererhten  Harpershofs  zu  Cosslar.  Seh. 
Jülich.     1624.     (906/2915.) 

948.  Güldemann,  Goddert,  (Düren)  g.  die  Stadt  Düren:  Geldstrafe  von 
100  Fl.  wegen  Anschuldigung  schlechten  Gewichts.  Seh.  Düren.  1530. 
(938/2976.) 

949.  Güldemann,  Johann,  u.  cons.,  (Zülpich)  g.  Dreiss  Halfwinn  (Langen- 
dorf): Testament  des  Kunz  v.  Langendorf.  Schultheiss  u.  Seh.  Langendorf. 
1543.     (934/2977.) 

950.  Güldemann,  Johann,  uxorio  nomine,  (Zülpich)  g.  Franz  v.  der  Mohr, 
genannt  Lossheim  (Düren):  Jährliche  Rente  von  29  Malter  Korn;  auch  Injurien 
in  Prozessschriften.    Hofger.  Düsseldorf.     1573.    (935/2978.) 

951.  des  Guols,  Johann,  n.  Jacob  v.  Holsit,  g.  Jacob  v.  Eschweiler: 
Kompensation  der  Kaufsumme  von  108  Ringdrähten  mit  einer  Schuld  von 
2390  rthlr.  20  Mark,  deren  Rückforderung  aus  dem  Konkurs  des  Robert 
Duppengiesser.    Magistrat  zu  A.    1601.    (949/3099.) 

952.  Gutjar,  Tillmann,  g.  Stephan  v.  Rhode  [v.  Raide]:  Erbzins  von 
1  Goldg.  7  Schilling.     Seh.  A.     1531.    (961/3133.) 

953.  Gutjar,  Heinrich  u.  Nicolaus,  u.  cons.,  g.  Tillmann  Gutjars  Wwe. 
Hille:  Wegen  einiger  Erbgüter,  in  specie  9  Morgen  Acker  u.  Wiesen,  von 
Gerhard  Tillmann,  Vater  der  K.  herrührend.    Seh.  A.     1545.    (962/3134.) 

954.  Haane,  Martha,  Wwe.  des  Johann  v.  Vierschen,  (Plossdorf)  g. 
Wilhelm  Spiekemagel,  Namens  seiner  Ehefrau  Lambertine  Christine  v.  Vier- 
schen (Jülich):  Herausgabe  eines  Gutes,  welches  Johann  v.  Vierschen  in 
erster  Ehe  erworben  hat,,  auf  die  K.  vererbt  ist,  von  der  V.  aber  niessbräuch- 
lich  besessen  wird.    Hofger.  Düsseldorf.     1693.    (5/12.) 

955.  Haas,  Palmatius,  (Cöln)  g.  Bartholomäus  Harper  (Düren):  Störung 
des  K*8.  im  Besitze  des  Nachlasses  seiner  Ehefrau  durch  seinen  verklagton 
Stiefsohn.    Schultheiss  u.  Seh.  Düren.     1616.    (18/64.)  - 

956.  de  Haase,  Ignaz  Franz,  (Cöln)  g.  die  Pürstl.  Neuburgsche  Kanzlei 
zu  Düsseldorf  u.  den  Vogt  zu  Jülich:  Vollstreckung  eines  in  I.  Inst,  zu 
Jülich  erlassenen  Erkenntnisses,  wonach  Christoph  Schenk  zu  Hillenrath  u. 
Michael  Niess  dem  K.  als  Erben  des  Dietrich  v.  Althofen  280  Malter  Roggen 
als  rückständige  Erbpacht  entrichten  sollen.    Rkg.     1684.    (23/71.) 

957.  Habich,  Wilhelm,  Gebrüder  Saulländer,  u.  cons.,  (Eick  u.  Heinsberg) 
g.  Wilhelm  v.  Wirdt  u.  Erben  des  Gerhard  v.  Wirdt  (Sinnich):  Streitigkeit 
aus  einem  Erbpachts- Vertrage  über  zu  Heinsberg  belegene  Grundstücke. 
Statthalter  u.  Mannen  zu  Heinsberg  in  L,  Kanzlei  zu  Jülich  in  IL  Inst. 
1553.     (32/105.) 

958.  Hack,  Thewus,  u.  Gottschalk  Lorer  (Aldenhoven)  g.  Leonhard 
Zio£celbe<:ker  u.  Britta  Hack  (Aldenhoven):  Streit  über   die  Theilung    des 


Aachener  Prozesse  am  Beichskammerge rieht.  167 

BdltterlicheD,  resp.  schwlegermütterlichen  Vennögens.    Amt  zu  AldenhoTen 
resp.  Hauptger.  Jülich.     1571  u.  1578.  (39/145  u.  40/146.) 

9M.  V.  Hack,  Pfalz-Neuburgscher  Oberjägermeister,  (Düsseldorf),  Namens 
aeiiier  Ehefrau  geb.  y.  Neuland,  g.  Wwe.  u.  Erben  des  Johann  Friedrich 
T.  Goldstein  (Brill  u.  Jülich):  Zahlung  von  5000  rthr.  Abfindung  der  K.  vom 
Nachlasse  ihres  Bruders  u.  insbesondere  von  dem  Hause  Winterburg.  Hofger. 
Düsseldorf.     1693.    (45/157.) 

960.  V.  Hackforth,  Wilhelm  Allard,  (Dtlren)  g.  Johann  Heinrich 
▼.  Holtrop  (Imich  u.  Sinzenich  oder  Sinzig):  Streit  über  den  Besitz  des 
Sshiosses  u.  der  Herrlichkeit  Sinzig  oder  Sinzenich,  welches  früher  die 
T.  Gertzen,  u.  später  Robilliart  de  Dumaine  vom  Herzoge  von  Jülich  zu 
Lehen  getragen.    Hofger.  Düssoldorf.    1684.    (52/174.) 

961.  V.  Hael,  Adolph,  u.  cons.  (Burtscheid)  g.  Johann  Danz  (Burtscheid): 
Saceession  in  den  Nachläse  der  Catharine  v.  Hael,  Ehefrau  des  Heinrich 
Danz,  n.  Immission  in  die  Häuser  u.  Bäder  „auf  dem  Drische*^.  Ger.  des 
Dorfs  u.  der  Herrlichkeit  Burtscheid.    1619.    (2037/6582.) 

962.  Hagen,  Stephan,  g.  Johann  Hoen  v.  Carthyls:  Zahlung  eines  jähr- 
lichen Zinses  von  54  FL  aus  dem  Gute  Enarbom^   Seh.  A.    1531.    (74/247.) 

963.  Hagen,  Stephan,  g.  Mathias  v.  Falenzyn:  Streit  über  den  Besitz 
Terschledener  Grundstücke  bei  A.    Seh.  A.    1529.    (98/300.) 

964.  Hagen,  Stephan,  g.  Kreuz  Eesselbüysser:  Nicht  ersichtlich.  Seh.  A. 
1531.     (99/301.) 

965.  Hagen,  (Cornelius,  g.  Wwe.  Fraickin:  Zahlung  von  598  rthlr.  für 
Wtaren.  Seh.  A.     1733.    (100/302.) 

966-  Hagen,  Catharine,  g.  Wienand  u.  Johann  v.  der  Laick:  Zahlung 
Ton  2  Goldg.  jährlichen  Zinses  aus  3  Häusern  in  A.  Seh.  A.  1560. 
U 11/329.) 

967.  V.  der  Haiden,  genannt  Belderbusch,  Diedrich,  (Hcrzogthnm  Lim- 
burg) g.  Johann  Bück:  Personal- Arrestation  der  Ehefrau  des  V.,  weil  dieselbe 
du  Haus  des  E's.  spoliirt  haben  soll.    Seh.  A.  1550.    (128/388.) 

968.  V.  Halle,  Degenhart,  (Ophoven)  g.  Heinrich  Flandrian*s  Erben 
<S<*hlebusch):  Forderung  von  2400  rthlr.  aus  Darlehen.  Amt  Mysenlohe,  resp. 
Hofirer.  Düsseldorf.     1672.    (204/656.) 

969.  V.  Hallberg,  Bemard,  Justiz-Schultheiss  (Aldenhoven)  g.  Amtmann 
T.  Ei««,  genannt  v.  Beussdahl  (Aldenhoven  modo  Zweybrüggen) :  Gej^cusoitigc 
«hriftUche  Injurien.     Kanzlei  zu  Düsseldorf.     1757.     (207/663.) 

970.  V.  Hambach,  Johann,  Rentmeister  des  Freiherrn  v.  Paland,  (Düren) 
g.  Otto  V.  Byland,  Herr  zu  Bheydt  (Walbeck):  Nicht  ersichtlich.  Seh.  Alden- 
boveo  auf  Unterweisung  des  Hauptger.  Jülich.     1556.    (219/726.) 

971.  Hambloch,  Arnold,  (Barenstcin  im  Fürstcuthume  Jülich ')  g.  Maria 
Krebs,  Wwe.  des  Wilhelm  Hochsteden  (Cöln):  Retrakt  des  von  der  K.  zu  Baren- 
itein  angekauften  Erbes  nebst  Hauses.   Hofger.  Ditsseldorf.   1616.  (224/733.) 


'y  ?  Krahbom 

'/  BarrexuteiD,  Kr.  Orevenbroioh. 


168  Hermann  Veltman 

972.  V.  Hamboch  oder  Harabeg,  Bernard,  (Bohl)  g.  Catharina  Kerne 
(Bohl):  Nicht  ersichtlich.  Seh.  Nothberg  resp.  Hauptger.  Jülich.  1541.  (226/7SS.) 

973.  Hamdach,  Wilhelm,  (Düren)  g.  flans  u.  Franz  Bach  (Düren) :  Rück- 
gabe des  von  Marsilius  Bach  seiner  Ehefrau  Cäcilie  zugebrachten  Heiraths- 
guts.    Seh.  Düren  in  L,  Seh.  A.  in  II.  Inst.     1522.    (228/864.) 

974.  Hammer,  Johanns  Wwe.,  g.  Ulrich  u.  Wilhelm  Weisen:  Abfindung- 
der  K.  von  einem  Hause  u.  Hofe  zu  Limmers  (Lemiers)  im  Beiche  A.  Scb.  A. 
1636.     (252/908.) 

975.  Hanf,  Heinrich,  Apotheker,  g.  Carl  Braumann  u.  cons.:  Klagte 
darüber,  dass  der  V.  als  Apotheker  auch  mit  Waareu  u.  Wein  handelt. 
Seh.  A.     1622.     (267/1277.) 

976.  Hanf,  Heinrich,  g.  Wwe  Hove:  Zahlung  von  280  rthlr.  aus  dem 
Hause  „zum  Hirtz**,  welches  der  V.  im  Wege  der  Subhastation  erstanden 
hat.    Seh.  A.     1624.    (1278.) 

977.  Hanf  Heinrich,  g.  Wwe.  des  Paul  Lcerseh:  Zahlung  von  2500  rthlr. 
aus  dem  Vermögen  des  fallirten  Johann  Maubaeh,  eines  Bruders  der  Y.  Seh. 
A.     1648.     (268/1279.) 

978.  Hanrod,  Johanns  Wwe.  u.  Kinder,  g.  Johann  Blome  u.  cons.: 
Abtretung  zweier  Häuser  u.  Streit  über  die  Theilung  des  elterlichen  Ver- 
mögens zwischen  Kindern  verschiedener  Ehen.    Seh.  A.  1636.    (281/1311.) 

979.  Hansen,  Andreas,  g.  Franz  Bolye  (Hamburg):  Zahlung  des  Kauf- 
preises für  einen  Sack  bombaseidenen  Garns.    Seh.  A.     1643.    (292/1334.) 

980.  V.  Hanxleden,  Franz  Anton,  u.  sein  Bruder  Graf  v.  Hanxleden, 
(Bestwig,  Cornelimünster)  g.  Freiherrn  v.  Mesehede  (Almen):  Rückgabe  des 
auf  Antrag  des  v.  Geyer  subhastirten  u.  dem  V.  adjudizirten  Gutes  Brabeck 
nebst  den  Gefällen  aus  den  Dörfern  Brabeckc,  Western,  Bödenfeld,  Hering- 
hausen, Freilinghausen  u.  s.  w.  im  Herzogthume  Westfalen.  Kurkölnisches 
Offizialat-Ger.     1753.    (309/1371.) 

981.  V.  Hanxler,  Franz,  (Herstal)  g.  Jacob  v.  Brockhofens  Erben  (Gangelt) : 
Rückzahlung  eines  Darlehns  von  300  Goldg.  Ger.  Gangelt,  resp.  Hofger.  Jülich. 
1558.     (287/1324.) 

982.  V.  Haren,  Eberhard,  (Haaren)  g.  Maria  v.  Haren  (Haaren):  Nichtig- 
keits-Erklärung eines  Kontrakts,  wodurch  die  K.  während  ihrer  Minder- 
jährigkeit ihren  Hof,  Margarethenhof  genannt,  übertragen  hat.  Seh.  A. 
1524.     (346/1453.) 

983.  V.  Harf,  Wilhelm,  (Alsdorf)  g.  Wwe.  des  Anton  Kolhart,  Maria 
geb.  V.  Empel  (Kessenich ') :  Wieder-Einlösung  eines  von  den  Verwaltern  des 
K's.  versetzten  Hofes  zu  Kessenich.  Seh.  Kessenich,  resp.  Seh.  A.  1527.  (350/1466.) 

984.  V.  Harf,  Wwe.,  als  Mitherrin,  (Dreyborn)  u.  Seh.  u.  Vorsteher  der 
Herrschaft  Laurensberg,  g.  Fürstl.  Schwarzenbergsche  Vormundschaft  u. 
die  Pächter  der  Höfe  Berg  u.  Volkertshofeu :  Leistung  von  Hand-  u.  Spann- 
diensten Seitens  der  Sehwarzenberg'achen  Halbwinner  der  Höfe  in  der  Herr- 
schaft Laurensberg.    Hofger.  Düsseldorf.     1738.    (850/1467.) 

'«  VgL  Loersch  bei  Huagen,  GoBohiohte  AoheDfl  Bd.  I,  S.  854. 


Aachener  Prozesse  am  Beichskammergericht.  169 

985.  V.  Harf,  Wilhelm,  Erbhofmeister  des  Fürstenthums  Jülich,  (Alsdorf) 
g.  Johann  Emmerich  Müllner  (Heiden) :  Präteusion  des  Y.,  dass  die  Bewohner 
der  dem  K.  gehörigen  im  Lande  Heyden  belegeneu  kölnischen  Lehngüter 
Bemaberg,  Vomsberg  u.  Domknie  auf  der  Mühle  des  V.  mahlen  sollen.  Seh. 
A     1548.     (352/1468.) 

986.  V.  Harf,  Wilhelm,  Namens  seiner  Ehefrau  geb.  v.  Horst  (Alsdorf) 
g.  die  Äbtissin  des  Klosters  zum  hl.  Geist  in  Luxemburg,  Anna  geb.  v. 
Engeisdorf:  Streit  über  den  Besitz  der  von  Carsilius  v.  Engelsdorf  hinter- 
lassenen,  im  Lande  Jülich  belegenen  Güter.  Hofger.  Düsseldorf.  1516. 
(353/ 1469  a.) 

987.  V.  Harf,  Wilhelm,  u.  seine  Ehefrau  Elisabeth  geb.  v.  Horst,  (Als- 
dorf) g.  die  Äbtissin  Anna  zum  hl.  Geist  bei  Luxemburg:  Herausgabe  der 
von  Carsilius  v.  Engelsdorf  hinterlasseneu  Lehn-  u.  AUodialgüter,  insbesondere 
des  Hofes  zu  Erberg  oder  Erberich.    Hofger.  Düsseldorf.    1560.    (354/1 469  b.) 

988.  V.  Harf,  Johann,  u.  seine  Ehefrau  Irmgard  geb.  v.  Plettenberg, 
(Born)  g.  Johann  Stolz  (Müddersheim  bei  Düren):  Vindikation  von  11  Morgen, 
angeblich  zum  Hofe  Müddersheim  gehörigen  Landes.  Eurfürstl.  weltliches 
Ger.  Cöb.     1561.     (355/1470.) 

989.  v.  Harf,  Wilhelm,  (Alsdorf)  g.  Peter  Hürtgen  (Prauenrath) :  Störung 
des  K*s.  im  Besitze  des  Hofes,  genannt  der  unterste  Prauenrath.  Seh.  zu  Bank 
0.  Hauptger.  Jülich.     1574.    (856/1472.) 

990.  V.  Harf,  Wilhelm,  (Alsdorf)  u.  dessen  Halfen  Boy  mann  u.  Keiner, 
(Berenaberg  u.  Domkaule)  g.  Wilhelm  v.  dem  Bongart  (Heiden):  Forderung 
TOD  Frohnden.    Seh.  zu  Bank  u.  Hauptger.  Jülich.    1574.    (357/1473.) 

991.  V.  Harf,  Anton,  (Alsdorf)  g.  Wilhelm  v.  dem  Bongart  (Heiden): 
Itehauptung  des  Besteuerungs-Rechts  g.  die  klag.  Hintersassen  zu  Berens- 
bcrg.    Hauptger.  Jülich.     1602.    (358/1474.) 

992.  V.  Harf,  Wilhelm,  (Alsdorf)  u.  sein  Hälfe  Adam  Hambloch  g. 
Johann  Hardenrath  (Cöln):  Arrest- Anlage  auf  die  vom  V.  an  den  Inter- 
TenJenten  zu  zahlende  Pacht  wegen  einer  vom  K.  gekauften  jährlichen  Rente 
TOD  15  rthlr.    Der  Oflizial  zu  Cöln.     1602.     (359/1475.) 

993.  V.  Harf,  Anton,  (Alsdorf)  u.  Johann  v.  Eifern  (Stolberg)  g.  die 
Wwe.  des  Thomas  Borke  (Eschweiler) :  Störung  der  K.  im  Besitze  eines 
Höhlen  Werks  am  Flüsschen  Inde.    Hofger.  Düsseldorf.     1597.    (361/1477.) 

994.  v.  Harf,  Anton,  (Alsdorf)  g.  Anton  Reeses  Erben:  Rückzahlung 
Tun  Darlehen  im  Betrage  von  8000  rthlr.    Seh.  A.     1603.    (362/1478.) 

995.  V.  Harf,  Anton,  u.  seine  Ehefrau  Ludgardc  geb.  v.  Nesselrode, 
lAMorf)  g.  Wilhelm  u.  Bertram  v.  Nesselrode  (Stein  u.  Herten):  Streit  über 
die  Soccession  in  die  von  Bertram  v.  Nesselrode  nachgelassenen,  im  Erzstift 
Tob  u.  Herzogthum  Jülich-Cleve-Berg  belegenen  Güter,  namentlich  die  Herr- 
iduift  Stein  im  Fürstenthum  Berg,  Raedt  im  Fürstenthume  Jülich,  Herten 
im  Stifte  Becklinghausen,  Leiten  in  der  Grafschaft  Mark  u.  s.  w.  Rkg. 
\m.    (863/1479.) 


170  Hermann  Veltman 

996.  V.  Harf,  Anton,  (Alsdorf)  g.  die  Wwe.  des  Johann  Kyff  oder  Kiffig- 
(Cöln):  Vindikation  eines  Hauses,  genannt  Bachheim,  in  der  Langgasse  zu 
Cöln,  als  zur  klag.  Herrschaft  Hürth  gehörig.  Hohes  weltliches  Qer.  Cöln. 
1605.     (364/1480.) 

997.  V.  Harf,  Anton,  (Alsdorf)  g.  Johann  Nevelstein  (Kellenherg) :  Unbe- 
fugtes Fangen  der  vom  Hause  Alsdorf  weggelaufenen  Kaninchen.  Amt  zii 
Wilhelmstein  resp.  Hofger.  Düsseldorf.     1609.    (365/1481.) 

998.  V.  Harf,  Wilhelm,  (Alsdorf)  g.  Arnold  Hoen  v.  Amsteradt  (Glehn): 
Streit  über  die  Wiedereinlösung  der  Herrschaft  Schönforst.  Hofger.  Düssel- 
dorf.    1613.     (366/1482.) 

999.  V.  Harf,  Anton,  (Alsdorf  u.  Hürth)  g.  Hubert  Richart  (Cöln): 
Zahlung  von  400  rthlr.  aus  den  vom  K.  für  den  V.  geführten  Renten-Rech- 
nungen des  Hauses  Hürth,  nun  unbefugte  Appellation  des  K's.  an  den  Dekan 
St.  Georgii  zu  Cöln  als  apostolischen  Nuntius.  Der  Offizial  zu  Cöln.  1614. 
(367/1484.) 

1900.  V.  Harf,  Anton,  (Alsdorf  u.  Hürth)  g.  Emmerich  u.  Johann  Georg 
Hurth  V.  Schoneck  (Ringsheim):  Störung  der  K.  im  Bezüge  von  jährlich  16 
Müdde  Roggen  aus  dem  Hofe  des  V.  zu  Fronrath.  Kurkölnisches  Lehnger. 
1614.     (368/1485.) 

1001.  V.  Harf,  Robert  u.  Johann,  (Geilenkirchen  u.  Landskron)  g.  Reinard 
u.  Hans  Heinrich  Waldpott  v.  Bassenheim  (Königsfeld)  u.  ihre  ünterthancn 
zu  Schalkenbach  bei  Ahrweiler:  Streit  der  Landskronschen  Unterthanen  des 
Kirchspiels  Vinxt  mit  den  Königsfeldschen  Unterthanen  zu  Schalk  über  die 
gemeinschaftliche  Weide  im  Brühel,  u.  Eingriffe  in  die  gemeinschaftliche 
Jurisdiktion  der  Herrschaft  Landskron  im  Kirchspiele  Vinxt.  Rkg.  1615. 
(370/1487.) 

1002.  V.  Harf,  Anton,  (Alsdorf)  g.  Bemard  v.  Romberg  (Massen  u.  Wetter): 
Zahlung  rückständigen  Heirathsgeldes  der  Mutter  des  K^s.,  einer  Schwester 
des  Vaters  des  V.,  u.  von  6000  Goldg.  aus  der  von  Franz  v.  Holtmühle  her- 
rührenden Erbschaft.    Hofger.  Düsseldorf.     1619.    (371/1489.) 

1003.  V.  Harf,  Wilhelm,  (Alsdorf)  g.  Fürstl.  Cleve-Märkische  Räthe 
(Cleve):  Bestrafung  des  Denunziaten  mit  2000  Goldg.,  weil  er  einen  auf 
dem  Kirchhofe  zn  Nothberg  begrabenen  akatholischen  Christen  wieder  hat 
ausgraben  lassen.    Fürstl.  Clevesche  Regierung  zu  Cleve.    1621.    (372/1490.) 

1004.  V.  Harf,  Gotthard,  (Harf)  g.  Wilhelm  v.  Blittersdorf  (Birgein): 
Zahlung  von  1800  rthlr.  aus  einer  Abrechnung,  u.  dieserhalb  Immission  in 
die  Mühle  u.  Ländereien  zu  Wassenberg.  Lehnkammer  zu  Wassenberg.  1 625. 
(373/1493.) 

1005.  V.  Harf,  Wilhelm,  (Alsdorf)  g.  Hermann  v.  Hanxler,  Herr  von 
Herstal  (Lüttich):  Rückzahlung  eines  Darlchns;  Einrede  des  Zinswuchers. 
Seh.  des  Landes  Heyden  resp.  Hauptger.  Jülich.    1627.    (374/1494.) 

1006.  V.  Harf,  Damian,  (Dreibom  u.  Grimburg)  g.  Diedrich  Günther 
(Gmünd):    Bestrafung  des  V.,  weil  er  mit  Erlaubniss  des  Burggrafen  von 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  171 

Heimbach  in  dem  Gewässer  bei  Gmünd  gefischt  hat.    Amt  zu  Heimbach  im 
Kr.  Schieiden.     1627.    (376/1495.) 

1007.  V.  Harf,  Wilhelm,  (Alsdorf)  g.  Wwe.  Agnes  Lehn  geb.  v.  Inden: 
Klage  auf  Bezahlung  von  Waaren  u.  Darlehns-Forderungen.  Hofger.  Düssel- 
dorf.    1641.     (379/1497.) 

1008.  V.  Harf,  Wilhelm,  (Alsdorf)  g.  die  Erben  v.  Paland,  Graf  v. 
Schwarzenberg  u.  Otto  v.  Bongart  (Nothberg):  Rechnungslage  über  die 
ReTennen  des  Hauses  Nothberg.    Kanzlei  zu  Düsseldorf.    1641.    (380/1498.) 

1009.  V.  Harf,  Johann,  (Dreiborn)  g.  Johann  u.  Hubert  Kirch  (Dreiborn): 
Bestrafung  der  Angeklagten  wegen  Todtschlags  an  Johann  Haesgen  zu  Drei- 
bom.   Ger.  Dreiborn  in  I.,  Hauptger.  Jülich  in  11.  Inst.    1650.    (381/1499.) 

1010.  V.  Harf.  Balduin,  (Alsdorf)  g.  Bertram  Beissel  v,  Gymnichs  Erben 
(Schmied theim  bei  Gemünd):  Aufrechthaltung  der  Familien- Verträge  u.  An- 
erkennung des  K's.  als  rechtmässigen  Besitzers  aller  Harfschen  Lehngüter. 
Rkg.     1661.     (383/1502a.) 

1011.  V.  Harf,  Balduin,  (Alsdorf)  g.  Gebrüder  Friedrich  u.  Franz  Wil- 
helm Beissel  V.  Gymnich  (Schmiedtheira  bei  Gemünd):  Gewaltthätigkeiten 
1.  Besitzstörungon.    Hofger.  Düsseldorf.     1662.*   (384/1502b.) 

1012.  V.  Harf,  Johann,  (Dreibom)  g.  Johann  v.  Wachtendonk  (Biusfeld 
u.  DüflseldorO-'  Mit-Erbrocht  des  K's.  in  die  v.  Binsfeldschen  Güter  nach 
dem  Tode  des  Wierich  v.  Binsfeld.    Rkg.    1661.    (385/1503.) 

1013.  V.  Harf,  Balduin,  (Alsdorf  u.  Junkersdorf)  g.  Bertram  v.  Ncssel- 
rode  (Stein  u.  Herten):  Zahlung  von  500  rthlr.  aus  einem  Handschoine  des 
Wilhelm  v.  Harf,  Vaters  des  V.    Hofger.  Düsseldorf.     1664.    (386/1504.) 

1014.  V.  Harf,  Johann,  (Dreiborn)  g.  Johann  v.  Brembt  (Xanten  u.  Cleve): 
Erstattung  von  384  rthlr.,  welche  K.  für  eine  von  seiner  Schwiegermutter 
gekaufte  goldene  Kette  an  einen  Goldschmidt  zu  Cöln  gezahlt  hat.  Hofgcr. 
Düsfteldorf.     1664.     (387/1505.) 

1015.  V.  Harf,  Werner  Friedrich,  (Dreiboru)  g.  die  Wwe.  u.  die  minder- 
jährigen Kinder  des  Grafen  v.  der  Mark  u.  Schieiden  (SafPenburg  bei  Ahrweiler): 
Cadncität^-Erklärung  des  Lehnguts  Dernau  in  der  Herrschaft  Saffenburg 
wetren  unterlassener  Lehns-Erneueruug  bei  Veränderungen  in  der  dominirenden 
Hand.    Gräfl.  v.  der  Marksche  Lehnkammer  zu  Saflfenburg.    1684.    (388/1506.) 

1016.  V.  Harf,  Balduin,  (Junkersdorf)  g.  Johann  Heinrich  v.  Spiess  (Bobcn- 
heim):  Abfindung  der  klag.  Ehefrau  vom  Nachlasse  ihres  Vaters,  des  v. 
Hwf  zu  Alsdorf.    Kanzlei  zu  Düsseldorf.     1662.    (389/1507.) 

1017.  V.  Harf,  Philipp  Wilhelm,  (Dreiboru)  g.  Kanzler  v.  Hochkirchen 
(Düsseldorf):  Streit  über  den  Besitz  des  Erbmarschall -Amts  u.  Lchns  im 
FOntenthume  Jülich,  welches  von  Ewald  v.  Metternich  zu  Vettelhofen  als 
fendum  promlscuum  an  den  V.  gediehen  ist,  resp.  Abfindung  des  K's.  davon 
mit  3000  Goldg.    Kanzlei  zu  Düsseldorf.     1688.    (390/1508.) 

1018.  V.  Harf,  Philipp  Wilhelm,  (Dreiborn)  g.  den  Freiherrn  v.  Hoch- 
kirchen (Düsseldorf),  modo  Freiherr  v.  Vehlen,  modo  Freiherr  v.  Landsberg 


172  Hennann  Veltman 

(Vehlen):    Streit  über  den  ßesitz  des  Erbmarschall- Amts  im  Färstenthonie 
Jülich  u.  Sequestration  desselben.    Kanzlei  za  Düsseldorf.    1694.    (391/1509.) 

1019.  V.  Harf,  Balduin,  (Alsdorf)  g.  die  Erben  des  Johann  Heinricli 
V.  Spiess  (Bobenheim):  Zahlung  von  jährlich  800  rthlr.  Dotalgelder  für  die 
Ehefrau  des  K*s.    Kanzlei  zu  Düsseldorf.     1688.    (392/1510.) 

1020.  V.  Harf,  Anton,  (Alsdorf)  g.  Carsilius  Hürtgen  (Kupfermühle): 
Unbefugte  Entsetzung  des  K's.  aus  dem  halben  Hofe  zu  Frohnrath,  u.  Ab- 
findung desselben  davon  mit  jährlich  27  Fl.  u.  5  Müdden  Roggen.  Seh.  zu 
Bank  resp.  Kanzlei  zu  Düsseldorf.     1598.    (393/1511.) 

1021.  V.  Harf,  Gebrüder,  (Dreibom)  g.  Eleonore  u.  Marie  Catharino 
V.  Harf  (Dreibom):  Erfüllung  der  väterlichen  Disposition  durch  Abfindung: 
jeder  K.  mit  6000  rthlr.    Hofrath  zu  Düsseldorf.     1713.    (399/1517.) 

1022.  V.  Harf,  Bertram,  Wallrara  u.  Johann  Wilhelm,  (Dreiborn)  g. 
Bischof  Peter  Joseph  v.  Sierstorf  (Antwerpen),  vormals  ßegens  des  Lauren- 
tianer-Gymnasiums  zu  Cöln:  Rechnungs-Ablage  über  die  vom  K.  verwaltete 
Einnahme  der  v.  Harf-Landskronschen  Fundation.  Hofrath  zu  Düsseldorf. 
1715.     (400/1518.) 

1023.  V.  Harf,  Werner  Friedrich,  (Dreiborn)  g.  Christoph  Ernst  Franz 
V.  Roishausen  (Fürnich  ?):  Zahlung  von  5500  rthlr.  Abfindung  der  Ehefrau 
des  K's.,  Eleonore  v.  Harf,  vom  elterlichen  Nachlasse.  Hofrath  zu  Düssel- 
dorf.    1718.     (401/1519.) 

1024.  V.  Harf,  Erbgenahmen,  (Dreibom)  g.  Graf  Johann  Wilhelm  v.Mander- 
scheid  (Blankenheim)  u.  General-Major  v.  Martial  (Veynau  oder  Wenau):  Streit 
über  den  Besitz  der  Herrlichkeit  u.  des  Ger.  St.  Antoni  Garzen  sammt  Zu- 
behör, namentlich  einer  Mühle  u.  10  Morgen  Land  in  der  Grafschaft  Blanken- 
heim, womit  der  v.  Martial  nach  dem  Tode  des  Arnold  v.  Wachtendonk  von 
Binsfeld  von  Kurpfalz  beliehen  worden  ist.    Rkg.     1734.    (402/1520.) 

1025.  V.  Harf,  Franz  Ferdinand,  (Dreiborn)  g.  die  Regenten  der  Montaner- 
u.  Laurentianer-Gymnasien,  als  Inspektoren  der  v.  Harfschen  Fundation  zu 
Cöln,  sowie  die  Vögte  zu  Geilenkirchen,  Nideggen,  Hülchrath  u.  Lechenich: 
Aufhebung  der  zum  Nachtheile  der  v.  Harf-Geilenkirchschen  testamen- 
tarischen Disposition  angelegten  Arreste  auf  die  Einnahmen  im  Erzstifte 
Cöln,  Herzogthum  Jülich,  Land  Cornelimünster  u.  Herrschaft  Crefeld,  sowie 
Anerkennung  des  vom  K.  neu  angestellten  Rentmeisters.  Rkg.  1737.  (403/1521.) 

1026.  V.  Harf,  Freiherr  Johann  Wilhelm,  (Dreiborn)  g.  die  Cistercienser- 
Abtci  Himmerod  im  Kr.  Wittlich:  K.,  als  Besitzer  des  sog.  Gellersheimer 
Hof-  u.  Lehnger.  zu  Gelsdorf  trägt  g.  die  V.  auf  Caducitäts-Erklärung  der 
im  Amte  Neuenahr  belegenen  Brück-  u.  Klein- Aldendorfer  Höfe  wegen  unter- 
lassener Entrichtung  der  Churmüden  an.  Gellersheimer  Hof-  u.  Lehnger.  in 
L,  Hofger.  Düsseldorf  in  IL  Inst.     1739.    (404/1522.) 

1027.  V.  Harf,  Damian  Hyacinth,  zu  Dreiborn  u.  Domherr  zu  Trier,  g. 
Graf  August  Julius  v.  der  Mark  u.  Schieiden  (Schlciden  u.  Mannheim):  Klage 
wegen  einer  an  dem  klag.  Förster  in  der  Herrlichkeit  Schieiden  begangenen 
Misähandlung.    Geheimer  Rath  zu  Düsseldorf.    1739.    (405/1523.) 


174  Hennann  Veltman 

1038.  V.  Hatzfeld,  Franz,  (Wildenburg  u.  Loewenburg)  g.  Paul  Garz- 
weiler:  Vindikation  des  Gutes  u.  Hauses  genannt  „der  wilde  Mann**  mit 
Zubehör,  als  angeblich  klag.  Erbgut.  Schultheiss  u.  Seh.  Düren.  1550. 
(488/1887.) 

1039.  V.  Hatzfeld,  Werner,  ( Weiss weiler  u.  Wildenburg)  g.  Heinrich 
V.  Hatzfeld  u.  seine  Ehefrau  Anna  geb.  v.  Hanxler  (Wildenburg),  Gerhard 
V.  Hanxler  u.  Jost  v.  Schorrenberg  (Wildenburg):  Störung  des  klÄg.  Sohns 
Adolph  im  Besitze  des  obern  Hauses  u.  der  Mitherrschaft  zu  Wildenburg, 
Einfall  der  V.  erst  auf  den  Hof  zu  Eemem  u.  dann  in  des  K's.  Wohnung 
zu  Wildenburg.    Rkg.     1577.    (496/1895.) 

1040.  V.  Hatzfeld,  Heinrich,  (Wildenburg),  g.  Werner,  Adolph  u.  Georg 
V.  Hatzfeld  (Weissweiler  u.  Wildenburg)  u.  Friedrich  v.  Reiffenberg  (Crottdorf): 
Landfriedensbrüchige  Entsetzung  der  K.  aus  dem  Hause  Wildenburg  u. 
Plünderung  derselben.    Rkg.     1577.    (499/1898.) 

1041.  V.  Hatzfeld,  Hermann,  Werner  u.  Heinrich,  (Wildenburg,  Weiss- 
weiler u.  Balve)  g.  Georg  v.  Hatzfeld  (Wildenburg):  Novi  operis  nuntiatio 
wegen  Erbauung  zweier  Mühlen  zum  Nachtheile  der  Mühlen  des  K*s.  im 
Thale  zu  Wildenburg  u.  unter  der  Schwalenbaeh.  Graf  Heinrich  v.  Sayn 
als  Lehnsherr.     1582.     (500/1899.) 

1042.  V.  Hatzfeld,  Johann,  (Wildenburg)  g.  Wilhelm  v.  Hatzfeld  (Wilden- 
burg u.  Weiss  weiler) :  Erfüllung  des  Vertrags,  wonach  der  V.  seinem  Bruder 
jährlich  400  Fl.  als  Abfindung  vom  elterlichen  Vermögen  entrichten  soll.  Rkg. 
1589.     (501/1900.) 

1043.  V.  Hatzfeld,  Wilhelm,  u.  cons.  (Wildenburg  u.  Weiss  weiler)  g. 
die  Wwe.  des  Heinrich  v.  Hatzfeld,  geb.  v.  Hanxler  (Wildenburg):  Streit 
über  die  Herrschaft  Wildenburg  nebst  Zubehörungen,  soweit  solche  Cölnische 
u.  angeblich  auch  Weiberlehen  sind.  Kurkölnischc  Kanzlei  zu  Bonn.  1613. 
(511/1910.) 

1044.  V.  Hatzfeld,  Daniels  Kuratoren,  (Schönstein  u.  Wildenburg)  g. 
Johann  Adrian  v.  Hatzfeld  (Wildenburg)  u.  Wilhelm  Heinrich  v.  Hatzfeld 
(Weissweiler),  auch  die  Grafen  Melchior  u.  Herrmann  v.  Gleichen  (Hatzfeld 
u.  Wildenburg):  Störung  des  blödsinnigen  K^s.  im  Besitze  des  Fideikommisses 
Schönstein  u.  Eingriffe  in  die  Jurisdiktion  daselbst  durch  Verhinderung  der 
Justifikation  einiger  Hexen  bei  dem  klag.  Ger.  zu  Wissen.  Rkg.  1651.  (512/191 1.) 

1045.  V.  Hatzfeld,  Adolph  Alexander,  (Wildenburg,  Weiss  weiler  u. 
Schöustein)  g.  Wwe.  v.  Hatzfeld,  Maria  geb.  v.  Vellbrück,  Mutter  des  K*s. 
(Wildenburg,  Weissweiler  u.  Schönstein):  Rechnungs-Ablage  über  geführte 
Vormundschaft,  Rückgabe  einer  bei  dem  Ger.  Friesenhagen  deponirt  gewesenen 
Geldsumme,  Herausgabe  der  unmittelbaren  Reichsherrschaft  Wildenburg  als 
eines  reinen  Mannlehns.    Rkg.    1684.    (517/1917.) 

1046.  V.  Hatzfeld,  Adolph  Alexander,  (Wildenburg,  Weiss  weiler  n. 
Schönstein)  g.  seine  Mutter,  Wwe.  v.  Hatzfeld,  geb.  v.  Vellbrück,  (Wildenburg, 
Weissweiler  u.  Schönstein) :  Rechnungs-Ablage  über  die  Vermögens- Administra- 
tion während  der  Minderjährigkeit  des  K's.    Rkg.    1682.    (518/1918.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  175 

1017.  V.  Hatzfeld,  Heinrich,  (Wildenburg  u.  Weissweiler)  g.  Adolph  v. 
Gjmnieh  (Gymnich),  Arnold  v.  Binsfeld  (Binsfeld)  u.  Bemard  Quad  v. 
Landskron,  f&r  sich  n.  ihre  Ehefrauen  (Landskron):  Zahlung  von  1700 
rthlr  ans  einer  Gülten -Verschreibung  der  Wwe.  des  Damian  v.  Hatzfeld, 
Regina  geb.  Quad.    Bkg.     1588.    (562/1964.) 

1048.  V.  Hatzfeld,  Wilhelm,  (Weissweiler)  u.  Jacob  Pesch  (Friesheim)  g. 
Jacob  V.  Harfs  Wwe.  Catharine  geb.  Zweifel  (Friesheim):  Streit  über  den 
Besitz  einiger  Weiden  im  Bezirke  von  Friesheim,  lehnrührig  vom  Domkapitel 
zu  Cöln.    Der  Offizial  zu  Cöln.     1593.    (565/1968.) 

1049.  V.  Hatzfeld,  Wilhelm,  (Weissweiler)  g.  Floris  v.  Culenburg  u. 
Verwalter  Friedrich  Manderscheid  (Paland):  Störung  des  K*s.  im  Baue  einer 
neuen  Kupfermühle  durch  novi  operis  nuntiatio.    Bkg.     1612.    (578/1994.) 

1050.  V.  Hatzfeld,  Wilhelm  Heinrich,  (Weissweiler  u.  Wildenburg)  g. 
Franz  v.  Spiring  (Tüschenbruch)  u.  Adrian  v.  Neuland  (Düsseldorf)  Namens 
ihrer  Ehefrauen  geb.  v.  Hatzfeld:  Unbefugte  Prätensionen  der  V.  an  K's. 
Güter  Weissweiler  u.  Münz,  obgleich  sie  jeder  mit  4500  rthlr.  davon  abgefunden 
sind.    Rkg.     1646.     (580/1999.) 

1051.  V.  Hatzfeld,  Wwe.  geb.  v.  Vellbrück,  (Wildenburg  u.  Weissweiler) 
g.  die  Töchter  des  Landschreibers  Adolph  Heumars  (Steinbach,  Cöln) :  Zahlung 
von  60  FL  jährlicher  wiederlöslicher  Gülten  aus  dem  dafür  verpfändeten 
Antbeile  der  V.  an  der  Herrschaft  Wildenburg.  Einrede  der  Inkompetenz 
wegen  der  Reichsunmittelbarkeit.    Kanzlei  zu  Düsseldorf.    1662.   (581/2003.) 

1052.  V.  Hatzfeld,  Adolph  Alexander,  (Wildenburg  u.  Weissweiler)  g, 
Peter  Thoir  (Cöln):  Forderung  von  250  rthlr.  g.  den  V.  als  Erben  seiner 
GroMmotter  geb.  v.   Brempt.     Kanzlei  zu  Düsseldorf.     1682.     (587/2010.) 

1053.  V.  Hatzfeld,  Adolph  Alexander,  (Weissweiler)  g.  Eberhard  Graudt 
n.  andere  Unterthanen  (Weissweiler):  Klage  wegen  Ueberlastung  mit  an- 
gemessenen Frohnden,  willkührliche  Gefangensetzung  der  Seh.  u.  s.  w.  Hof- 
kanzlei zu  Düsseldorf.     1685.    (587/2011.) 

1054.  V.  Hatzfeld,  Adolph  Alexander,  (Weissweiler)  g.  die  Unterthanen 
der  Herrschaft  Weissweiler:  Erhölvung  der  Abgabe  vom  Bierbranen,  Ueber- 
bQrdnng  mit  Frohnden.    Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.     1686.    (588/2012.) 

1055.  V.  Hatzfeld,  Adolph  Alexander,  (Weissweiler)  g.  die  Unterthanen 
IL  besonders  Florenz  Müller  zu  Weissweiler:  Ungesetzmässige  Justiz-Ver- 
waltung in  der  Herrschaft  Weissweiler.  Hofkanzlei  za  Düsseldorf.  1687. 
(589/2013.) 

1056.  V.  Hatzfeld-Gleichen  (AVildenburg),  vcrwittwete  Gräfin,  u.  Graf 
T.  Hatzfeld,  (Weissweiler)  g.  die  mittelrheinische  Reichsritterschaft  in  der 
Wetteran  (Friedberg):  Behauptung  der  K.,  dass  sie  u.  ihre  Unterthanen 
der  sonst  zum  Westfälischen  Kreise  gehörigen  Herrschaft  Wildenburg  der 
V.  bloss  zu  den  freiwilligen  Ritter -Charitativ- Geldern  verpflichtet  seien, 
den'D  hergebrachter  Fuss  bei  der  Ausschreibung  nicht  verändert  werden  dürfe. 
Rkg.  1714.  —  Abgeg.  an  G.  H.  Hessen,  Geheimes  Staats-Archiv  zu  Darm- 
itftdt  am  25.  Juli  1849.    (2020.) 


176  Hermann  Veltman 

1057.  V.  Hatzfeld,  Adolph  Alexander,  (Weissweiler)  g.  Hof-  u.  Justiz- 
Rath  zu  Düsseldorf,  Vogt  zu  Wilhelmsteiu  u.  Erben  Müller  (Weissweiler): 
Attentate  in  der  vom  Ger.  zu  Weissweiler  an  den  Hof-  u.  Justiz-Bath  za 
Düsseldorf  yia  appellationis  gediehenen  Sache  Clarwasser  g.  Müller.  Bkg. 
1674.     (596/2023.) 

1(^.  V.  Hatzfeld,  Graf,  (A.)  g.  Graf  v.  Vellbrtick  (Düsseldorf):  Zahlung 
von  4000  rthlr.  Dotal-Gelder.  Geheimer  Rath  zu  Düsse)dorf.  1 748.  (598/2028.) 

1059'  V.  Haugsburg  oder  Augsburg  oder  Hacksburg,  Kornelius,  u.  Heinrich 
Beulart,  g.  Gerhard  van  Schyn,  genannt  Pannen  Gerhard:  Zahlung  von  10  FL 
jährlichen  Zinses  aus  dem  Erbe  Beulartstein  vor  dem  Pont-Thore  bei  A. 
Seh.  A.     1536.     (609/2109.) 

1060.  Haupt,  Wilhelm,  (Düren)  g.  Gilg  Kremers  (Düren):  Nicht  ersichtlich. 
Seh.  Düren.     1540.    (611/2123.) 

1061.  Haupt,  Wilhelm,  (Düren)  g.  Michael  v.  der  Wehe,  Namens  des 
Priesters  Jacob  im  Winkel  (Düren):  Nicht  ersichtlich.  Seh.  Düren.  1541. 
(612/2124.) 

1062.  Haupt,  Michael,  g.  Bartholomäus  Schörers  Erben:  Snccession  in 
den  Nachlass  des  Soldaten  B.  Schörer;  Gegenforderung  u.  Betention  wegen 
der  Alimente,  welche  die  Grossmutter  des  V.,  Wwe.  Wüsterath,  dem  Soldaten 
B.  Schörer  verabreicht  hat.    Seh.  A.     1673.    (615/2129.) 

1063.  Haupt,  Michael,  g.  Bartholomäus  Schörers  Erben:  Zahlung  von 
2264  rthlr.  für  den  Nachlass  des  B.  Schörer,  welchen  V.  sich  angemasst  hat; 
Gegenforderung  für  Kostgeld.    Seh.  A.     1699.    (616/2130.) 

1064.  Hauptmann,  Herrmann,  Peter  de  Beils  u.  cons.,  g.  Schöffe  Gerhard 
Ellerbom*  u.  Amtmann  Job.  Fischer:  Unbefugte  Arrest- Anlage  auf  die  Pen- 
sionen u.  Güter  der  K.  durch  den  Jülichschen  Amtmann  Fischer  in  A.  auf 
Antrag  des  vormals  Niederländischen  Bittmeisters  Eilerborn  wegen  bedeutender 
Forderungen  desselben.     Bkg.     1589.     (618/2133.) 

1065.  Hausmann,  Mathäus,  g.  Roland  Bock:  Iigurien,  bei  Gelegenheit 
der  Vertreibung  des  alten  Baths  aus  A.  begangen.    Seh.  A.    1513.    (627/2164.) 

1066.  Hausmann,  Bemard,  g.  Carl  Heuchler  u.  Johann  v.  Esch weiter: 
Recht  des  K^s.  zur  Anlage  von  3  Weihern  im  faulen  Broch  in  der  Aachener 
Heide  u.  Widerspruch  dagegen  von  Seiten  der  V.  als  Besitzer  der  unterhalb 
liegenden  Kupfermühle.    Seh.  A.     1658.    (2056/6633.) 

1067.  Hausmann,  Bernard,  g.  die  Alexianer  zu  A.:  Wasserlauf  in  zwei 
Lohehäuser.     1719.    (634a/2179b.) 

1068.  Hecket,  Wilhelm,  (Lobberich  bei  Jülich)  g.  Amd  Delis  (Amern 
St.  Anton):  Streit  über  den  Besitz  der  von  Catharine  Delis  zu  Amern  St. 
Anton  nachgelassenen  Grundstücke.  Ger.  Niel  resp.  Hauptger.  Jülich.  1534. 
(686/2315.) 

1069.  Hegen,  Peter,  u.  cons.  (Poulheim)  g.  Anton  Schlamme  u.  cons. 
(Poulheim  im  Lande  Jülich):  Herausgabe  des  Nachlasses  der  Gertrud  Koppe. 
Schultheiss  u.  Seh.  Jülich.    1528.    (726/2421.) 

*)  Vgl.  Zeitsohrift  des  Aachener  Oesobichts-Vereina  Bd.  XV,  S.  96  ff. 


Aachener  Prozesse  am  Eeichskammergericht.  179 

Kirchspiels   mit   neuen  Abgaben,  insbesondere  mit  Landvermessungs-Kosten. 
Rkg-     1714.      (847/2634.) 

1096.  Heimbach,  Isaac,  oder  Hembacb,  g.  Catharine  Hcmbach,  Wwe.  Salme : 
Vorenlhaltung  der  der  K.  gehörigen  Kleider,  Möbel  u.  anderer  Effekten. 
Sek  A     1648.     (2036/6579.) 

1097.  Heine,  Johann,  (Erberig,  Landkr.  Jülich)  g.  Johann  Sartorius, 
gewesener  Pfarrer  zu  Lohn,  Landkr.  Jülich:  Anklage  wegen  falscher  An- 
scbaldignng  der  Verfertigung  eines  Fehdebriefs.  Hofger.  Düsseldorf.  1585. 
tS59/2677.) 

1098.  Heinrich,  Johann,  (Comelimünster)  g.  Wienold  Steven  (Corneli- 
münster):  Schutz  des  K's.  im  Besitze  einiger  Grundstücke.  Seh.  Comeli- 
münster.    1664.     (867/2706.) 

1099.  Heinsberg,  Dechant  u.  Kapitel  der  Kollegiat-Kirche  zu  Heins- 
berg, g.  die  Erben  des  Paulus  Dussel,  namentlich  Arnold  Dussel  (Linzenich) 
ü.  Heinrich  Herweg  (Herwegen):  Schutz  der  K.  im  Besitze  des  bewegLchen 
Naehlasses  ihres  verstorbenen  Konfraters,  des  Kanonikus  Paul  Dussel  zu 
Eeinaberg.     Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.     1676.    (871/2717.) 

1 100.  Heinsberg,  Stadt,  g.  die  vier  Untergerichte  u.  Gemeinden  des  Amts 
Heinsberg  zu  Brachelen  u.  s.  w.  *:  Verpflichtung  der  verkl.  Stadt,  zu  den 
gemeinen  Landsteuern  u.  anderen  Kontributionen  den  6.  Theil  beizutragen. 
Kanzlei  zu  Düsseldorf.     1648.    (2061/6646.) 

1101.  V.  Heinsberg,  Hugo,  (Burtscheid)  g.  Johann  Steffartz  (A.):  Streit 
ober  die  Höhe  von  Zinsen.  Seh.  A.  resp.  Vogt  u.  Seh.  Burtscheid.  1554. 
<872/2718.) 

1102.  V.  Heinsberg,  Johann  Herrmann,  Pfenningmeister,  (Jülich)  g.  die 
Erbgenahmen  Beiweg,  namentlich  Geschwister  Therlacn,  Kinder  des  Doktors 
Heinrich  Andreas  Gail  u.  cons.  (Cöln):  Streit  über  den  Nachlass  des  Kanonikus 
t'hristi&n  Ludwig  v.  Gail  zu  Heinsberg  u.  namentlich  über  dessen  Vis  Antheil 
w  dem  Nachlasse  seines  Vetters  Johann  Marx  v.  Beibeg,  wozu  das  Haus 
Wichterich  u.  s.  w.  gehören.    Rkg.     1658.     (875/2721.) 

1103.  Heinsberg,  ('omelius,  Ehefrau  Heinrich  Siebert  u.  Johann  Schmidt, 
«Jülich  u.  Cöln)  g.  die  Wwe.  des  Johann  Wilhelm  Walbot  v.  Bassenheim 
(Olbrüek  im  Kr.  Ahrweiler):  Abtretung  der  Unterpfänder,  namentlich  der. 
^hmöhle  u.  der  Zehnten  in  der  Herrlichkeit  Olbrüek,  u.  des  Hofes  nebst 
'Zubehör  zu  Olehn  in  der  Reichsherrschaft  Burgbrohl  wegen  unterbliebener 
Röckzahlung  verschiedener  Darlehen.    Rkg.     1684.    (876/2722.) 

1104.  Heiusberg,  Cornelius,  Ehefrau  Heinrich  Sichert  u.  Johann  Schmiedts, 
(Jölirh  n.  Cöln)  g.  die  Wwe.  Walbot  v.  Bassenheim  (Olbrüek):  Darlehu 
^on  20OO  rthlr.,  wofür  Besitzungen  in  den  Herrlichkeiten  Olbrüek  u.  Burg- 
brohl verpfändet  sind.    Rkg.     1698.    (877/2723.) 

1 105.  Heinsberg,  der  Minorennen  Vormund,  Kanonikus  Sieberts,  (.Tülich, 
Cöln)  g.   Franz  Ferdinand  Daniels   (Jülich):     Konsolidation   von  29  Morgen 

',  Vgl.  Fabriciu«,  Die  Torritorion  der  Rbeinprovinz  von  16lK>— 1794  (Erliluterungt'U 
*"tti  g«»chiohtlich«*n  Atlas  i^er  Rbeinprovinz  B«l.  Uj  S.  2(>». 

12* 


180  Hermann  Veltman 

Land,  welche  V.  bei  ihrem  adeligen  „Bahrengute'^  zu  Münz  besitzen,  mit 
dem  „Gritter- oder  Nesselrods-Gnte**  des  K's.  in  Münz.  Kurpfälzischer  Geheimer 
Rath  zu  Düsseldorf.     1713.     (878/2724.) 

1106.  V.  Heinsberg,  Cornelius  Hermanns  Erben,  (Jülich  u.  Cöln)  g. 
Gräfin*  Marie  Gertrud  v.  Berlepsch  u.  ihre  Gläubiger  (Mylendonk):  Zahlung 
von  Schulden,  welche  die  V.  beim  Ankaufe  der  Herrschaft  Mylendonk  von 
den  Herzogen  v.  Croy  übernommen  haben  u.  wofür  die  Gefälle  dieser  Herr- 
schaft verpfändet  sind.    Rkg.     I7I3.    (879/2725.) 

1107.  Heistersche  Familien-Fundation,  der  dazu  berufene  Dr.  juris  Johann 
Peter  Brand,  (Jüchen)  g.  Johann  u.  Christoph  Lennart  (A.):  Streit  über  das 
Vorzugsrecht  zu  der  Gerkrath-Heisterschen  Studien-Rente.  Bürgermeister 
u.  Rath.  zu  A.     1775.     (890/2756.) 

1108.  Hellebrand,  Heinrich,  g.  Lorenz  Sadelmachers  Wwe.:  Aufhebung 
eines  auf  Antrag  des  V.  wegen  Zahlung  des  Kaufpreises  für  1000  Pfund 
Kupfer  auf  das  Vermögen  des  K's.  angelegten  Arrestes.  Seh.  A.  1553. 
(910/2822.) 

1 109.  V.  Hellentbal,  Johann  Peitzens  Ehefrau,  (Hellenthal)  g.  Graf  Werner 
V.  Salm-Reifferscheid  (Reifferscheid) :  Unbefugte  Verhaftung  des  Ehemanns 
der  E.  zu  Reifferscheid  wegen  angeblicher  Misshandlung.  Rkg.  1595. 
(920/2896.) 

1110.  V.  Hellerberg,  Dietrich,  Zöllner  zu  Jülich,  g.  Johann  v.  Marken 
(Herl  im  Lande  Falkenburg):  Zahlung  des  Kaufpreises  für  Haus  u.  Hof, 
welche  die  Eltern  des  K*s.  zu  Jülich  besessen  haben.  Schultheiss  u.  Seh. 
Jülich.     1536.     (924/2912.) 

1111.  Helling,  Johanns  Wwe.,  u.  cons.  (Heinsberg)  g.  Catharine  Heramers- 
heim  u.  Bernard  u.  Hube  Helling  (Heinsberg):  Streit  über  die  Theilung  des 
elterlichen  Vermögens  zwischen  Kindern  verschiedener  Ehen.  Hofger.  Düssel- 
dorf.    1583.     (925/2916.) 

1112.  V.  Hennet,  Adrian,  Pfalz-Neuburgscher  General- Wachtmeister, 
(Beck)  g.  Jülich-Clevesche  Beamte,  Adolph  Wienand  v.  Hochkirchen  u.  Johann 
V.  luden  (Randerath):  Bestrafung  des  V.  wegen  verbotener  Ausübung  der 
Jagd.  Fürstl.  Jülichsche  Beamte  zu  Randerath  resp.  Düsseldorf.  1664. 
(974/3166.) 

1113.  Henrich,  Gerhard,  g.  Leonhard  Hees  u.  den  fiskalischen  Anwalt: 
Konfiskation  von  zwei  Fässern  unter  fremden  Namen  u.  unter  Umgehung  der 
Accise  eingeführten  Gels.    Bürgermeister  u.  Rath  zu  A.    1699.    (987/3200.) 

1114.  Henrich,  Peter,  (im  Lande  Cornelimünster)  g.  den  Cornelimünster- 
schen  Fiskal  zu  Cornelimünster:  Nullität  eines  g.  den  K.  wegen  Kirchen-  u. 
Strasseuraubs  eingeleiteten  Untersuchungs- Verfahrens.  Rkg.  1791.  (Extra- 
judicialia  31.) 

1115.  Hentsch,  Johann,  (Düren)  g.  Schultheiss  u.  Seh.  des  Ger.  zu 
Düren:  Syndikats-Klage  wegen  Nichtigkeiten  im  Prozesse  der  Agatha  v. 
Lohne  g.  den  K.  wegen  Herausgabe  einer  Kiste.    Rkg.     1523.    (1001/3225.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  181 

1116.  Hentsch,  Johann,  (Düren)  g.  Schul theiss  u.  Seh.  za  Düren:  ürtheils- 
Vollstreckung  in  Sachen  des  K's.  g.  Wilhelm  v.  Lohe.  Rkg.  1528.  (1002/3226.) 

1117.  Hentsch,  Johann,  (Düren)  g.  Gerhard  v.  Flodorf  (Burgau) :  Heraus- 
gabe Yon  IVi  Morgen  Wiesen  am  Mühlenteiche  zu  Niederau  belegen.  Schult- 
beiss  u.  Scb.  zu  Kreutzau  resp.  Hauptger.  Jülich.     1527.    (1008/3227.) 

1118.  Hentsch,  Hillebrand,  (Düren)  g.  Schultheiss  Diederich  (Kreutzau): 
Ertbeilnng  eines  Kaiser!.  Geleits-  u.  besondem  Schutz-Briefs.  Rkg.  1532. 
(1004/3228.) 

1119.  Hentsch,  Hillebrand,  (Düren)  g.  Herzog  Johann  v.  Jülich-Cleve- 
Berg  (Cleve):  Missachtung  des  Kaiserl.  Geleits-Briefs  durch  Verhaftung 
des  K's.  seitens  des  Schultheissen  zu  Kreutzau.    Rkg.     1583.    (1005/3229.) 

1120.  Hentsch,  Johann  u.  Hillebrand,  (Düren)  g.  Johann  Nickel  (Pier) 
u.  Schultheiss  Diederich  (Kreutzau):  Anklage  wegen  nächtlichen  Einbruchs 
in  ein  Haus.    Schultheiss  u.  Seh.  Düren.     1532.    (1006/3230.) 

1121.  Hentsch,  Johann,  (Düren  u.  Niederau)  g.  Heinrich  Leineweber 
(Bühl):  Streit  über  den  Verkauf  einer  Erbschaft  zu  Niederau.  Schultheiss 
u.  8ch.  Niederau  im  Kr.  Düren.     1533.    (1007/3231.) 

1 122.  Hentsch,  Johann,  (Düren)  g.  Johann  Kerken  (Düren) :  Streit  über 
den  Besitz  eines  von  dem  Herrn  zu  Bnrgau  ausgethanen  Guts.  Hauptger. 
Jülich.     1534.     (1008/3232.) 

1123.  Hentsch,  Johann,  (Düren)  g.  Kuno  v.  Vlatten  (Froitzheim)  u.  die 
Schultheissen  zu  Düren,  Kreutzau,  Jülich  u.  s.  w.:  Bruch  des  dem  K.  er- 
theilten  Kaiserl.  Geleits  durch  seine  Verhaftung  auf  dem  Wege  nach  Winden 
wegen  Verbrechen.    Rkg.     1536.    (1009/3233.) 

1124.  Hentsch,  Johann,  (Düren)  g.  Wilhelm  Deutgen  u.  cous.  (Düren): 
Herausgabe  der  vom  K.  bei  dem  V.  hinterlegten  400  Goldg.  Schultheiss  u. 
8cL  Düren.     1537.    (1010/3234.) 

1125.  Heppen,  Theis,  (Sievernich)  g.  Bcla  oder  Beyl  im  Hof  (Sievernich): 
Streit  über  den  Besitz  eines  Halfenhofs  zu  Sievernich.  0er.  Distemich  resp. 
Haapt^er.  Jülich.     1539.    (1012/3256.) 

1126.  Herbrand,  Johannes  u.  Dominikus,  (Burtscheid)  g.  die  Wwe.  des 
Xicolaus  Gade,  Barbara  geb.  Maubach  (Burtscheid):  Wechselseitiges  u.  reci- 
prokes  Testament  der  Eheleute  Nicolaus  Gade  u.  Leibzuchts-Besitz  eines 
Hausee  zu  Burtscheid.  Ger.  der  Herrlichkeit  Burtscheid  u.  Seh.  A.  1667. 
(1018/3276.) 

1127.  V.  Herl,  Wilhelms  Kinder  Vormundschaft,  g.  des  Hufschmieds 
Wilhelm  v.  Herl  Wwe.:  Der  Nachlass  des  Wilhelm  v.  Herl.  Seh.  A.  1558. 
0033/3345.) 

1128.  v.  Herle,  Eva,  Wwe.  des  Heinrich  Becker,  g.  Heinrieh  Meers, 
^nannt  Vouken:  Streit  über  die  Snccession  in  den  Nachlass  der  Eheleute 
Heinrich  Vouken.    Seh.  A.     1537.     (1032/3344.) 

1129.  V.  Hermansbom,  Diedrich,  (Cornelimünster)  g.  Carsilius  auf  der 
Bnichfltrasse  (Cornelimünster):  Streit  über  den  Besitz  von  zwei  Morgen 
Land.    Abteiliebes  Lehnger.  Comelimtüister.    1534.    (1089/3884.) 


182  Hermann  Veltman 

1130.  Herper,  Lambreeht,  g.  Agnes  Schyns,  Wwe.  des  Lambrecht  Zillis: 
120  Fl.  aus  einem  Schuldscheine.    Seh.  A.    1528.    (1047/3406.) 

1131.  Herper,  Johann  u.  Cäcilie,  (Kreuzau)  g.  Gerhard  Herpcr  (Düren) : 
Theilung  des  elterlichen  Nachlasses,  insbesondere  eines  Erbes  zu  Steprode. 
Seh.  Niederau  u.  Hauptger.  Jülich.     1528.    (1048/3407.) 

1 132.  Herpers,  Maria  Ida,  g.  Theodor  Kanzler :  Inhibition  der  Repara- 
turen an  einem  Hause  der  K.  am  Markte  zu  A.   Seh.  A.    1766.   (1049/8408.) 

1133.  V.  Hersei,  Johann,  (im  Gerichte  Hochkirchen)  g.  Heinrich  v.  Marken 
(Düren) :  Eine  jährliche  Kornrente  von  1 7  Malter  Korn  aus  dem  Hofe  Gerbst^n, 
welche  das  Kloster  des  Ordens  St.  Wilhelmi  zum  Paradiese  bei  Düren  dem 
V.  cedirt  hat  u.  welche  der  K.  jetzt  ablösen  will.  Seh.  Hochkirchen  u.  Haupt- 
ger. Jülich.     1535.     (1066/3442.) 

1134.  Hersei,  Gerhard,  (Birgein)  g.  Martin  Bleie  (Margraten):  Differenzen 
wegen  rückständiger  Pacht  u.  Meliorationen  zwischem  dem  K.  als  gewesenen 
Halfen  des  Engelbrecht  v.  Birgel,  antecessor  des  V.  in  thoro.  Seh.  A.  1561. 
(1068/3444.) 

1135.  V.  Hersei,  Gerhard,  (Gevenich  im  Kr.  Erkelenz)  g.  Werner  Busch 
u.  Heinrich  Esser  (luden):  Vindikation  von  47  Morgen  Ackerland,  welche 
dem  K.  zu  seinem  Hofe  Gevenich  wegen  Alienation  derselben  Seitens  der 
V.  heimgefallen  sind.  Lehnkammer  zu  Wilhelmstein  resp.  Hofger.  Düssel- 
dorf.    1567.     (1069/3445.) 

1136.  V.  Herscl,  Gerhards  Wwe.  u.  Kinder,  (Jülich)  g.  Gotthard  v.  Metter- 
nich  (Zievel) :  Vindikation  eines  Hofes  zu  Golzheim,  welchen  V.  von  Reinard 
Bück  geerbt  hat.    Ger.  Golzheim  resp.  Hauptger.  Jülich.    1566.    (1070/3446.) 

1137.  V.  Hersei,  Gerhards  minderjährigen  Sohnes  Vormundschaft,  g.  Rein- 
hard V.  Bocholz,  Abt  des  Kaiserl.  Stifts  Corvey:  500  rthlr.  u.  150  Goldg., 
welche  der  Abt  Caspar  zu  Corvey  seinem  Vetter  Gerhard  v.  Hersei  bei  seinem 
Feldzuge  nach  Russland  im  J.  1553  vorgeschossen  hat.  Hofger.  Düsseldorf. 
1575.     (1071/3447.) 

1138.  V.  Hersei,  Johann,  Fürstl.  Brüstenmeister  (?),  (Jülich)  g.  Wilhelm 
u.  Werner  v.  dem  Bungart  (Heiden  u.  Pfaffendorf):  Einlösung  der  sog.  Schon- 
rader  (iüter  in  u.  bei  Pfaffendorf,  kurmüthig  der  Acbtissin  zu  Essen  u.  von 
Damian  v.  Haren  an  Johann  v.  Schonrader  versetzt.  Hofg^r.  Düsseldorf  resp. 
Ger.  Düren.     1583.     (1072/3448.) 

1139.  Hertay,  Nicolaus  Joseph,  Dr.  juris  (Wetzlar),  als  Cessionar  des 
Kanonikus  v.  Harcking  (Worms)  g.  den  Pfalzgrafen  bei  Rhein  als  Herzog 
zu  Jülich  u.  Berg  (Mannheim  u.  Jülich):  Promo torialien  in  Sachen  der  K. 
g.  den  Obristen  Ludwig  du  Jarry  de  Laroche  zu  Jülich  wegen  Herausgabe 
des  Antheils  an  dem  Nachlasse  des  Heinrich  Emonts  zu  Mastricht.  Rkg. 
1758.     (1087/3474.) 

1 140.  Herten,  Adam,  früher  Peter  Fassbender,  (Düren)  g.  Otto  Heinrich 
V.  Kolf  (Hausen  u.  Vettelhofen) :  4567  Fl.  für  Waaren  laut  Abrechnung 
u.  dieserhalb  Immission  in  die  Güter  des  V.  zu  Kanweilen  im  Amte  Nörvenich 
u.  Xeurath  im  Amte  Caster.    Kanzlei  zu  Düsseldorf.    1666.    (1082/3458 b.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  188 

1141.  V.  Herten,  Walburgis,  Wwe.  des  Wennemar  Elöckner,  genannt 
Koch,  g.  Mathäus  Althabig:  600  rthlr.  aus  einer  Handschrift  u.  Arrest 
auf  das  Vermögen  des  V.    Seh.  A.     1616.    (1090/3481.) 

1112.  Herzog,  Johanna,  g.  Johann  Buch  u.  seine  Ehefrau  geb.  Herzog 
(Eschweiler) :  Theilung  des  Nachlasses  des  Nicolaus  Herzog,  namentlich 
zweier  Häuser  unter  einem  Dache  zu  A.  belegen.    Seh.  A.    1550.    (1160/3589.) 

1143.  de  Hessele,  Dionisius,  g.  Wwe.  u.  Kinder  Beuget:  Hypotheken- 
Forderung  an  das  vom  V.  gekaufte  Kloppcrsche  Haus.  Seh.  A.  1712. 
(1176/3667.) 

1144.  V.  Hettern,  Rütger,  u.  Anton  de  la  Plass  [de  la  Place  *],  g.  Carsilius 
FiMiher:  Entschädigungs-Forderang  von  1000  rthlr.,  weil  die  V.  als  Anführer 
der  Rebellen  beim  Tumulte  zu  A.  den  K.  auf  den  Markt  geholt  u.  dort  miss- 
handelt haben  unter  dem  Verwände,  er  habe  ein  Schmähgedicht  g.  sie  ver- 
breitet    Seh.  A.     1617.     (1198/3908.) 

1145.  Hetting,  Lorenz,  (?)  g.  Johann  Rübe  (Merzenich):  Schöffen- 
zeugniss,  wonach  die  Eheleute  Niess  von  St.  Amoldsweiler  ihrer  Enkelin 
Catharine,  Tochter  des  Johann  Rübe,  verschiedene  Grundstücke  als  Heiraths- 
gut  versprochen  haben,  wahrscheinlich  Bruchstück  eines  Prozesses.  1570. 
(1200/3918.) 

1146.  V.  Hetzingen,  Damian,  (Hetzingen  im  Amte  Nideggen)  g.  die 
Wwe.  des  Wilhelm  vom  Berge,  genannt  Blense,  Eva  geb.  v.  Hetzingen 
(Blens):  Besitz  von  Gütern  in  der  Herrlichkeit  Monjoie.  Der  Landdrost  zu 
Nideggen  resp.  Kanzlei  zu  Jülich.     1540.    (1201/3983.) 

1 147.  V.  Hetzingen,  Eva,  Wwe.  vom  Berge,  (Blens)  g.  die  Wwe.  des  Anno 
?.  Salm  (Zülpich):  Spolicn-Klage  in  Betreff  von  40  Morgen  Land  im  Dingmale 
von  Pyme '^  gelegen.  Seh.  zu  Pyrno  resp.  Hauptger.  Jülich.   1541.  (1202/3934.) 

1148.  V.  Hetzingen,  Adolph  u.  Emmerich,  u.  cons.,  (Eschweiler)  g. 
Gebrüder  v.  Nesselrode  (Cöln) :  Immission  in  den  halben  Domhof  zu  Eschweiler. 
Hofger.  Düsseldorf.     1584.    (1203/3935.) 

1149.  V.  Hetzingen,  Adolph,  u.  Emmerichs  Wwe.,  (Eschweiler)  g. 
Emmerich  Htirdt  v.  Schöneck  (Posch)  u.  die  Wwe.  des  Johann  Hürdt  v.  Schöneck 
(Keinsheim):  Streit  über  die  von  den  Eheleuten  Rheinard  Hürth  v.  Schöneck 
nachgelassenen,  im  Stifte  Trier,  der  Stadt  u.  im  Stifte  Cöln  u.  im  Fürsten- 
thume  Jülich  liegenden  Güter.    Rkg.     1603.    (1204/3936.) 

1150.  V.  Hetzingen,  Adolph,  u.  Emmerichs  Wwe.,  (Eschweiler)  g. 
Emmerich  Hürdt  v.  Schöneck  (Pesch  im  Amte  Linn):  Nicht  ersichtlich.  Hofger. 
Düsseldorf.     1605.     (1205/3937.) 

1151.  V.  Hetzingen,  Adolph,  u.  Emmerichs  Wwe.  u.  Ehefrau  des  Johann 
(irein,  Barbara  geb.  v.  Hetzingen,  (Eschweiler)  g.  Emmerich  Hürdt  v.  Schöneck 
(Iteinsbeim):     Immission  in  das  Haus  u.  den  Lohnhof  zu  Eschweiler  wegen 

«;  Vgl.  Hang  OD,  Geschichte  Achens  Bd.  II,  S.  232. 

';  Oi'inoint  ist  der  Dingstuhl  vou  Pier  und  Merken  (Kr.  Düren);  vgl.  Fahrioini 
•.  ft.  O.  S.  271. 


184  Hermann  Veltman 

Nichtzaiüiing  einer  jährlichen  Rente  von  36  Goldg.    Kölnisches  Lehnger.  zu 
Aldenhoven.     1606.    (1206/3938.) 

1152.  V.  Hetziugen,  Adolph,  (Eschweiler)  g.  Abraham  Kalkbrenner, 
(Eschweiler) :  Versagte  Einwilligung  zur  Erbauung  einer  Knpfermülile  auf 
dem  Eschweiler  Busche  im  Hasselt  bei  der  Pumpe.  Pfalz-Neuburgsche 
Rechnen-Kammer  zu  Düsseldorf.    1617.    (1207/8939.) 

1153.  V.  Hetzingen,  Johann  Werner  u.  Adolph,  (Eschweiler)  g.  Abraham 
Kalkbrenner  (Eschweiler)  u.  die  Seh.  u.  Vorstände  der  Freiheit  Esch weilen 
Unberechtigte  Erbauung  einer  Kupfermühle  an  der  Inde  auf  einem  Stücke 
der  Gemeinde  gehörigen  Landes,  welches  die  Vorstände  der  Freiheit  dem 
Kalkbrenner  zum  Nachtheile  des  vom  Domkapitel  zu  Cöln  lehnrührigen 
Hauses  Eschweiler  verkauft  haben.  Kanzlei  zu  Düsseldorf.   1631.  (1209/8941.) 

1154.  V.  Hetzingen,  Johann  Werner,  (Eschweiler)  g.  Bonifacius  u.  Johann 
Wilhelm  v.  Siegen  (Sechtem):  5000  Goldg.  Heiraths-  u.  Abfindungssumme  der 
Wwe.  des  Werner  v.  Kindsweiler,  Cäcilic  geb.  v.  Hetzingen.  Kanzlei  zu 
Düsseldorf.     1664.    (1208/3940.) 

1155.  V.  Hetzingen,  Adolph,  u.  sein  Schwager  Adolph  v.  Elmt,  (Eschwciler 
n.  Burgau)  g.  Emmerich  Hurdt  v.  Schöneck  (Hurten),  modo  Wwe.  v.  Metter- 
nich,  (Udelhoven) :  Inmiission  der  K.  in  den  Hof  der  V.  zu  Dürwiss  wegen 
Darlehnsforderungen.  Lehnger.  Wilhelmstein  resp.  Hofger.  Düsseldorf.  1621. 
(1210/3942.) 

1156.  V.  Hetzingen,  Johann  Werner,  (Eschweiler):  g.  Wwe.  v.  Helm, 
geb.  V.  Nesselrode  (Burgau):  3500  rthlr.  aus  einem  Vergleiche  über  Forderungen, 
herrührend  vom  Nachlasse  der  Wwe.  v.  Hetzingen,  Margaretha  geb.  v.  der 
p:hren.    Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.     1665.     (1211/3943.) 

1157.  Heuer,  Thomas,  u.  cons.  (Call)  g.  Franz  Wilhelm  Staadfeld 
(Schieiden):  Wiederlösung  der  sog.  Schurzgüter  von  den  gegenwärtigen  In- 
habern auf  Grund  eines  Vertrags  von  1480.  Kanzlei  des  Grafen  v.  der 
Mark  zu  Schieiden.     1689.    (1211/3953.) 

1158.  Heupken,  Johann  Heinrich,  Isabelle,  Gottfried  v.  Strauch,  uxor. 
nom.,  g.  Bell-Lalier  u.  Compagnie:  Wechselschuld  von  490  neuen  Louisd'or, 
u.  dagegen  geforderte  Aufrechthaltung  eines  mit  den  Gläubigern  des  Vaters 
der  Appellanten  geschlossenen  Vergleichs,  welchem  zufolge  die  Nutzniessung 
der  Fideikommissgelder  den  Appellanten  ungeschmälert  verbleiben  soll.  Seh.  A. 
1785.     (1219/3967.) 

1159.  Heuschreiber,  Wilhelm,  (Jülich)  g.  Johann  v.  Hatzfeld  (Weiss- 
weiler): Herausgabe  einiger  Erbgüter  bei  Kesseler.  Schultheiss  u.  Seh. 
Kesseler.     1529.     (1224/3987.) 

1160.  Heuscl,  Georg,  gf.  Johann  van  Vaels:  Herausgabe  eines  Hauses 
u.  anderer  elterlicher  Erbgüter  (Carsten  vom  Vaels  u.  Giertraud  Randolffs) 
zu  A.     Seh.  A.  1626.     (1226/3992.) 

1161.  Hex,  Heinrich,  g.  Jacob  Maubach:  100  S  Flämisch  aus  einer 
von  Franz  Henrich  ausgestellten  vom  V.  acceptirten  Assignation.  Seh.  A. 
1650.     (2078/6687.) 


Aachener  Prozesse  am  Beichskammergericht.  185 

1162*  Hex,  HermaDn,  Johann,  Elisabeth  n.  Agatha,  (Mastricht),  g. 
Johann  Dnlsing,  Johann  Frombach,  Johann  Schmidt,  oxor.  nom.  (A.,  Berg 
tt.  s.  w.):  Nicht  ersichtlich.    Schultheiss  u.  Seh.  Wyler.    1555.    (1232/4081.) 

1163.  Hilberich,  Emimd,  g.  Jacob  v.  dem  Weyer:  Operis  novi  nuntiatio 
wegen  Erbauung  eines  Bankhauses.    Magistrat  zu  A.    1652.    (1235/4051  a.) 

1164.  Hill,  Michael,  g.  Johann  Wunderlich:  Operis  novi  nuntiatio  g. 
Aufführung  einer  Mauer  von  Seiten  des  Haus-Nachbars.  Seh.  A.  1685.  (1252/4088.) 

1165*  V.  Hillenberg,  Dr.  Dieterich,  u.  cons.,  (A.  u.  Jülich),  g.  Dr.  Martin 
Schnell  (Cöln) :  Injurien  in  Prozessschriften.  Jülich-Bergsches  Hofger.  Düssel- 
dorf.    1585.    (1254/4097.) 

1 166.  T.  HiUensberg,  Anna  Maria,  Wwe.  geb.  v.  Muehlendonk  [Mylendonk], 
nachher  Wilh.  y.  Blanche  Wwe.,  u.  cons.,  (A.  u.  Schoenau)  g.  Maximilian 
Amand  y.  Muehlendonk  (Fronenbruch):  Schutz  im  Besitze  der  Herrschaft 
Schoenau'  bei  A.    Ekg.     1693.    (1255/4098.) 

1167.  y.  HiUensberg,  Andreas,  als  y.  Buechelscher  Erbe,  (A.)  g.  Heinrich 
Johann  y.  Elyerfeld  u.  cons.,  vorher  Heinrich  Schall  y.  Bell  (Herbede): 
Suecession  in  einige  von  Catharine  y.  Hackenbrock  herrührende  Erbgüter  im 
Herzogthume  Jülich.    Jttlich-Bergsches  Hauptger.  Jülich.    1699.    (1256/4099.) 

1168.  y.  Hillesheim,  Conrad,  u.  cons.  (Kaltenbom)  g.  Hans  y.  Hillesheim 
iNOhn,  Nön  bei  A.):  Succession  in  das  Haus  Nöhn  u.  andere  vom  Daniel  y. 
Hilieeheim  hinterlassene  Erbgüter  u.  dagegen  behauptete  Schenkung  unter 
Lebenden.    Rkg.  1595.    (1260/4107.) 

1160.  HiUing,  Marie,  u.  ihre  beiden  Söhne,  g.  Jude  Simon:  Schuld forderung 
Ton  318  u.  64  Fl.    Seh.  A.     1567.     (1266/4119.) 

1170.  y.  Hinsberg,  Leonhard,  g.  Maria  Gebel:  Wiederlösung  eines  um 
9  Fl.  jährlichen  Zins  oder  135  Fl.  verkauft  gewesenen  Hauses  zu  A.  Seh. 
A.    1522.     (1283/4175.) 

1171.  y.  Hinsberg,  Qerhard,  g.  Hermann  Kremer:  Nicht  ersichtlich. 
ScL  A.     1584.     (1284/4176.) 

1172.  y.  Hinsberg,  Adam,  (Burtscheid)  g.  Gerhard  v,  Eilerbronn  (Burt- 
»cheid):  Injurien-Klage  wegen  ehrenrühriger  Weigerung  des  Beklagten  neben 
dem  K.  zu  Qer.  zu  sitzen.  Ger.  Burtscheid.     1538.    (1285/4177.) 

1173.  Hirtz,  Jacob  zum,  u.  Ingermann  v.  der  Wehr,  g.  Ingermann  y. 
Aldenhoven  (Jülich):  Nicht  ersichtlich.  Schultheiss  u.  Seh.  Pier.  1548.  (1298/4309.) 

1174.  Hoch,  Johann,  (Eschweiler),  g.  Gillis  Barth  (Norvenich):  Nicht 
enichtlich.    Fürstl.  Jülichsches  Hofger.  Düsseldorf.     1566.    (1307/4343.) 

1 175.  Hoch,  Johann  Gerhard  Kunibert,  g.  v.  Hauzer,  Schöffenrathsprätor 
0.  cons.:  Verzögerte  Bechtshülfe  in  einer  Streitsache  mit  den  Baumeistern 
ZQ  A.  u.  den  Nachbarn  des  K's.,  betreffend  die  Benutzung  eines  im  Hofe 
desselben  belegenen  Weiherchens,  auch  freien  Zugang  zu  demselben.  Rkg. 
1757.     (1808/4344.) 

1176.  Hoch,  J.  G.  Kunibert,  g.  Wilhelm  Mainz:  Streit  über  ein  am 
Haofle  dcfl  K*8.  angebrachtes  Begendach.    Seh.  A.    1766.    (1809/4345.) 

*;  VgL  ZeiUchrift  des  Aachener  Qesohiohtsvereins  Bd.  VI,  S.  81  ff. 


186  Hermann  Veltraan 

1177.  V.  Hochkirchen,  Jobst,  (?)  g.  Engelbrecht  Metzger:  Nicht  ersicht- 
lich.  Seh.  A.     1515.    (1316/4359.) 

1178.  V.  Hochkirchen,  Roland,  u.  cons.  (Jülich)  g.  Franz  v.  Reuschen- 
berg, Deutsch-Ordens-Kommenthur  (Siersdorf):  Wiederlösung  einiger  Stücke 
Ackerland  zu  Friedenaltenhofen  (Freialdenhoven),  welche  ohne  Consens  des 
Land kommenthurs  verkauft  worden.  Seh.  Friedenaltenhofen.  1541.  (1511/4875.) 

1179.  Hochstein,  Peter,  u.  cons.  (Gevenieh)  g.  Stephan  Hechseischneider 
u.  cons.,  fdr  Dietrich  Merk  (Arnoldsweiler  bei  Düren):  Rückgabe  zweier  vom 
Beklagten  als  Leibzucht  innegehabter  Häuser  zu  Gevenieh  an  den  eigent- 
lichen Erben,  weil  Beklagter  dieselben  verfallen  lasse.  Vogt  u.  Seh.  des  Ger. 
Boseler,  (Boslar).     1590.    (1320/4366.) 

1180.  V.  Hochstetten,  Philipp  Karls  Wwe.,  Marie  Anna  Clara  geb.  v. 
Blanckart  (Heyden)  g.  Freiherr  Wolfgang  Werner  Joseph  v.  Leerodt  (Leerodt) : 
Herausgabe  von  einem  Drittel  der  v.  Heydenschen  Güter  mit  bezogenen 
Interessen  u.  der  Zinsen  der  im  Ehevertrag  Ferdinands  v.  Bongart  mit  Marie 
V.  Nesselrode  bedungenen  Mitgift.  Churpfälzischer  Geheimer  Rath  zu  Düssel- 
dorf.    1700.    (4370.) 

1181.  V.  Hochstetten,  Philipp  Carls  Wwe.,  Marie  Anna  Clara  geb.  v. 
Blankart  (Heyden)  g.  Johann  Adolph  v.  Hochstettens  Wwe.,  Marie  Franziska 
geb.  V.  Spett  (Cöln):  Anfechtung  des  Testaments  u.  der  Fideikommissstiftung 
Philipp  Carls  v.  Hochsteden,  Edition  des  Inventars  von  dessen  Verlassen- 
schaft, Allodialeigenschaft  des  Guts  Velde.     Rkg.     1702.    (1324/4371.) 

1182.  V.  Hochsteden,  Marie  Anna  Clara,  geb.  v.  Blankart  (Heyden)  g. 
Maria  Franziska  v.  Hochsteden  geb.  v.  Speth  (Cöln):  Succession  in  den 
lehnbaren  Rittersitz  Velde.  Churkölnische  Lehnkammer  zu  Bonn.  1702. 
(1326/4374.) 

1183.  V.  Hoedingeu,  Arnold  Garz,  (Hoengen)  g.  Simon  Schmidt  u.  dessen 
Ehefrau  Nüllin  Garz  (Hoengen):  Elterliche  Erbtheilung.  Schultheiss  u.  Seh. 
Siersdorf.     1532.     (1338/4437.) 

1184.  V.  Hoen,  Ide,  Wwe.  Rogers  v.  Kauerberg,  nachher  vermählte  v. 
Sachsen  (Düsseldorf)  g.  Goddert  u.  Rudolph  v.  Kauerberg,  genannt  Meve, 
als  Testamentserben  Rogers  v.  Keuerbcrg  (A.):  Immission  in  die  Erbsehaft 
des  Hauses  Kalkobcnd  (Kalkofen  b.  A.)  u.  davon  kommende  Zinsen  ad  2800 
rthlr.    Seh.  A.     ll$49.     (1355/4474.) 

1185.  V.  Hoen,  Marie  Amalie  Christine,  Franz  Arnolds  Wwe.,  u.  cons. 
(Dürbosslar)  g.  Carl  Hngo  v.  Metternich  (Müllcnark) :  Abtretung  des  Reuschen- 
dörfer  Hofes.     Kurfürstl.  llofrath  zu  Düsseldorf.     1099.     (1359/4478.) 

1 186.  V.  Hoen,  Marie  Amalie  Christine,  Franz  Arnolds  Wwe.,  (Dürbosslar) 
g.  Carl  Hugo  v.  Metternich  (Müllcnark):  Forderung  einer  angeblich  von  dem 
verstorbenen  Ehegatten  der  Beklagten  versprochenen  Schenkung  von  1000  rthlr. 
Kurfürstl.  Hofrath  zu  Düsseldorf.     1702.    (1360/4479.) 

1187.  V.  Hoen,  Marie  Amalie  Christine  geb.  v.  Metternich,  (Dürbosslar)  g. 
Theodore  Olympia  v.  Salmien  u.  Hosdan  (A.):  Hcirathsgut  u.  Abstandspfennig 
von  5500  rthlr.   Kurpfälzischo  Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.    1698.   (1361/4480.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  187 

1188.  T.  Hoen,  Maximilian  Heinrich,  später  N.  Graf  y.  Horion,  dann  dessen 
Erben,  (Cartils)  g.  A.  W.  Bertram  v.  Wachtendonk,  dessen  Offizialen  u.  Untcr- 
thanen,  später  Theodor  v.  Bodden  u.  cons.,  dann  deren  Erben  (Binsfeld): 
Öchntz  der  hergebrachten  Immunität  der  Herrschaft  Wyler,  insbesondere 
hinsichtlich  der  Jurisdiktion  u.  Besteuerung  g.  Eingriffe  der  Besitzer  der 
Herrschaft  Wyler.  Das  Streitobjekt  stieg  bis  1785  zu  einer  Entschädigungs- 
Forderung  von  159806  rthlr.    Rkg.     1717.    (1364/4491.) 

1189.  Hoen  v.  Carthyls*,  Heinrich,  Isabelle  u.  Salome,  (Rummen)  g. 
Emund  v.  Blitterswick,  genannt  Passart  (Mehr):  Beschwerde  der  K.  wegen 
Anfhebung  des  Arrestes  des  V.,  welcher  wegen  Todtschlags  an  Floris  Hoen  v. 
Carthyls  zu  Bnmmen  g.  denselben  verhängt  ist.  Seh.  A.   1605.  (2088/6706.) 

1190.  Hoen,  Johann  Lambert,  g.  Franz  Franquinet:  Schuldforderung 
von  300  rthlr.     Seh.  A.     1726.     (1365/4495.) 

1191.  V.  Hoene  v.  Frentz,  Johann,  g.  Gilliess  v.  Reimerstock  (Capell 
im  Limburgischen):  Forderung  eines  jährlichen  Erbpachts  von  12  Muddeii 
Roggen  von  der  Halsmühle  bei  Haaren,  von  Wilhelm  v.  Linsenich  herrührend. 
ScL  A.     1548.     (1368/4499.) 

1 192.  Hoene  v.  Frentz,  Johann  u.  Wilhelm,  g.  Wilhelm  Peltzer  u.  dessen 
Ehefrau  (Freienburg):  Erbschaftsansprüche  an  das  Morengut,  binnen  der 
Bank  Wyler  gelegen,  u.  einen  Baumgarten,  angeblich  aus  der  Verlassen" 
Schaft  der  Catharine  Müsse,  zweiten  Frau  des  Johann  v.  Hoene.  Schultheiss 
u.  Seh.  Wyler.     1549.    (1870/4501.) 

1193.  V.  Hoengen,  genannt  Wassenberg,  Johann,  u.  cons.  (Jülich)  g. 
Jacob  Krone  u.  dessen  Ehefrau  (Embken):  Erbgütertheilung.  I.  Inst,  nicht 
ersichtlich,  II.  Inst.  Hauptger.  Jülich.     1561.    (1871/4504.) 

1194.  V.  Hoenkirch  [Hohenkirchen],  Johann,  (Randerath)  g.  Bartholo- 
mäns  Mutzhagen,  Provisor  des  Spitals  zu  A.:  Bezahlung  eines  Erbzinses 
von  achthalb  Simri  Korn  von  dem  Weyenbergs-Hofe  bei  A.  Seh.  A.  1524. 
(1373/4509.) 

1195.  V.  Hoenstadt  [Hoensteden],  Arnold,  g.  Anton  v.  Hoess  (Kaster): 
Erbschafts-Ansprüche  auf  den  Kloster  Reichensteinschen  Pachthof  Etgendorff. 
Hauptger.  Jülich.     1540.    (1377/4514.) 

1190.  ▼•  Hoensteden  [Hoenstatt],  Arnold,  g.  Conrad  v.  Pfaffendorffs 
Erben  u.  cons.  (A.  u.  Loverich):  Abmeierung  von  einem  Erbpacht  wegen 
rückständiger  Pachtzinse.    Seh.  Loverich.     1540.    (1378/4515.) 

1197.  V.  Hoensteden,  Arnold,  g.  Anton  v.  Hoess  (Kastcr):  Anspruch 
auf  einen  Antheil  an  der  Vorlassenschaft  des  Conrad  v.  Lach  auf  Grund  des 
klag.  Ehevertrags,  u.  auf  4  Malter  Roggen  jährlich  in  Folge  des  Testaments 
der  Margaretha  v.  Hoenstetten.    Seh.  Kaster.     1540.    (1379/4516.) 

1198.  V.  Hoensteden,  Arnold,  g.  Anton  v.  Hoess  (Kaster):  Forderung 
von  1000  Goidg.  an  die  Verlassenschaft  Lungens  (V)  v.  Lach,  beziehungsweise 
Theiinng  ererbter  Häuser  zu  Kaster.  Vogt  u.  Seh.  des  Ger.  Kaster.  1540. 
U  380/451 7.) 

«;  VgL  obeu  8.  110,  Nr.  390. 


188  Hermann  Veltman 

]  199.  de  Hoes  [Hoeze],  Catharina,  (Trajecti)  g.  Wilhelmus  Metzmacher 
(A.):  Successio  haereditaria  in  silvam  quandam  prope  Hecheln  sitam  ab 
Arnoldo  et  Servatio  Ottonis  fratribns  derivata.  Curia  scabinorum  in  Hecheln. 
1524.     (1408/4566.) 

1200.  ▼.  Hoevelich,  Johann,  (Bonn)  g.  Wwe.  Haria  Kaulifs  (Blens): 
Primogenitor-Erbfolge  in  das  Hans  Blens.  Kurfürstl.  Regierung  zu  Düssel- 
dorf.    1629.     (1436/4600.) 

1201.  im  Hofe,  Andreas  zu  Karlsfeld,  (A.)  g.  Wilhelm  v.  Franckenberg 
(Ltittich):  Abtreibung  von  dem  Erbpacht  des  Broichhofs  im  Ger.  Schlenackeu, 
von  Gerhard  v.  Gronsfeld  herrührend.  Seh.  Schlenackeu.  1527.  —  Abgeg. 
an  Limburg,  Greffier  des  Provinzial-Gerichtshofes  zu  Hastricht,  am  27.  April 
1852.    (4615.) 

1202.  vom  Hofe,  Andreas,  uxor.  nom.,  Hargarctha  Hasenweiss,  (A.)  g. 
Lauren tius  Tschrot  u.  cons.  (St.  Gertruden):  Gleiche  Vertheilung  streitiger 
Erbgüter.    Seh.  A.     1537.    (1448/4618.) 

1203.  V.  dem  Hofe,  Ruprecht,  (A.)  g.  Johann  v.  Baexen  als  Vormund 
von  Hans  Kolps  Kindern  (Baexen):  Vindikation  des  Hofes  u.  Erbguts 
Cuapeckhausen  im  Bezirke  Kessenich.  Schultheiss  u.  Seh.  Kessenich.  1548. 
(1445/4626.) 

1204.  V.  dem  Hofe  [Hove],  Bernhard,  (A.)  g.  Jude  Feiflfelmann  [NiveU 
mann]  (A.,  vorher  Deutz):  Immission  in  die  Güter  des  Beklagten  wegen 
verschiedener  von  dessen  Vater  herrührenden  Schuldposten.  Seh.  A.  1603. 
(1458/4637.) 

1205.  Hofschläger,  Harlans  der  verstorbenen  Ehefrau  des  Johann  Stoppart 
nachgelassene  Erben,  (Cöln)  g.  Johann  Stoppart  (A.):  Testament,  donatio 
mortis  causa,  u.  Nachlass  der  verstorbenen  Ehefrau  Stoppart,  Harie  geb.  Hof- 
schläger.   Bürgermeister  u.  Rath  zu  Cöln.     1643.    (2094/6719.) 

1206.  Hohenbusch  bei  Dalen,  Prior  u.  Konvent  des  Klosters,  g.  Lambert 
Han's  Erben,  Johann  Spiegel  u.  cons.  (Erkelenz):  Pacht  einiger  Güter  u. 
Ländereien  zu  Heitzenrad  [Hetzerath].  Jülich-Bergscher  Hofrath  zu  Düssel- 
dorf.    1570.     (1498/4795.) 

1207.  V.  Hohenkirchen,  Johanns  Wwe.  Catharine  geb.  v.  Wildberg,  g. 
Anna  v.  Hohenkirchen,  Wwe.  Reinhard  Bock  v.  Lichtenberg  u.  cons.:  Ver- 
pflichtung der  Appellantin,  als  Leibzüchterin  des  Vermögens  ihres  Hannes, 
dessen  Schulden  zu  bezahlen.    Seh.  A.     1580.    (1512/4876.) 

1208.  V.  Hohenkirchen,  Johanns  Wwe.  Catharine,  g.  die  Gläubiger  des 
Johann  v.  Hohenkirchen:  Ansprach  auf  den  ehevertragsmässig  zugesicherten 
Niessbrauch  des  Vermögens  des  verstorbenen  Ehegatten;  Protestation  g.  die 
Beschlagnahme  der  der  K.  zugesicherten  Hobilien.   Seh.  A.    1583.    (1514/4878.) 

1209.  V.  Hohenzollem,  Graf  Jost  Nicolans,  (HohenzoUern)  g.  Barbara 
Hinterskirchen  (A.):  Forderung  von  1200  Fl.  rückständiger  Alimente.  Hofger. 
München.  1853.  —  Abgeg.  an  Hohenzollem-Hechingen  am  27.  April  1852. 
(5084.) 


Aachener  Prozesse  am  Eeichskammergericht.  189 

1210.  de  Holonia,  Gerhard,  (Holon)  g.  Albrecht  v.  Wachtendonk,  Abt  zu 
Comelimünster:  Heimfall  in  Erbpacht  gegebener  Güter  zu  Holon.  Lehn- 
mannen-Ger.  des  Abtes  zu  Comelimünster.     1561.    (1562/5283.) 

1211.  de  Holonia,  Gerhard,  (Holon)  g.  Albrecht  v.  Wachtendonk,  Abt  zu 
Coinelimünster:  Heimfall  des  Erbpachts  der  dem  Kloster  eigenthümlich 
zugehdrigen  Güter  zu  Holon  u.  Jurisdiktion  daselbst.  Lehnmannen- Ger. 
ConieUmünster.     1561.    (1563/5284.) 

1212.  de  Holonia,  Gerhard,  (Holou)  g.  Nicolaus  v.  Vorsehen,  Abt  zu 
Conielimünster:  Heimfall  des  Lehens  Holon.  Lehnmannen-Ger.  des  Abtes 
za  Comelimünster.     1567.    (1564/5285.) 

1213'  V.  Hoiset  [v.  Holsitz],  Goddart,  u.  cons.,  g.  Jacob  Quinkart  u. 
coofi.  (A.  u.  Nürnberg):  Antheil  an  der  Verlassenschaft  der  Myssge  Kost, 
beansprucht  von  den  Schwesterkindern  gegenüber  den  Geschwistern.  Seh.  A. 
1587.     (1565/5290.) 

1214.  Holtorf  [Holtrup],  Johann  Gerhard,  uxorio  nomine,  g.  Melchior 
V.  C^rtenbach  (Düren):  Streit  um  den  Besitz  des  Forst-  oder  Bockhofs  von 
dem  Dcutsch-Ordens-Kommenthur  Frambach  Bock  y.  Lichtenberg  herrührend, 
▼on  K*8.  Seite  auf  Grund  der  Erbschaft  ab  intestato,  u.  von  Seiten  der 
Beklagten  auf  Grund  einer  Schenkung.  Pfalz-Neuburgsche  Regierung  zu 
Düsseldorf.     1682.     (1601/5366.) 

1215.  V.  Holtorf  [Holtrup],  Reinhard,  Johann  Gerhard,  Wwe.  u.  Kinder 
Vormünder  u.  cons.,  (Brüggen,  A.,  Bolendorf)  g.  Reinhard  v.  Wachtendonk 
(Brüggen):  Forderung  von  2500  Goldg.  Heirathsgut  u.  700  Goldg.  Sterbfall- 
gelder ans  der  Verlassonschaft  des  Arnold  y.  Wachtendonk,  Oheims  der  K., 
»nf  Grund  des  Ehevertrags  der  Anna  y.  Holtrup  mit  Gerhard  y.  Wachten- 
donk.    Pfalz-Neuburgsche  Regierung  zu  Düsseldorf.     1640.    (1602/5867.) 

1216.  V.  Holtrup  [Holtorf]  Johann  Gerhard,  (A.)  g.  Wilhelm  Ortmann, 
dann  dessen  Wwe.  Maria  v.  Schalosen  (Schuertzlich,  Schizzel):  Abtreibung 
TOD  dem  Pachte  des  klag.  Guts  zu  Bergerhochkirchen  bei  A.  in  der  Haupt- 
klage u.  Restitution  vorenthaltener  Früchte  in  der  Gegenklage.  Seh.  A. 
1609.     (1603/5369.) 

1217.  V.  Holtrup,  Johann  Balduin  zu  Sinzenich,  Domherr  zu  Trier 
g.  Edmund  Franz  v.  Rohe  (Elmpt):  Anfechtung  eines  Vergleichs  hinsichtlich 
der  Wiedendorfer  Hofgüter  nebst  verschiedenen  Gegenforderungen.  Jülich- 
Bergscher  Hofrath  zu  Düsseldorf.     1715.    (1605/5371.) 

1218.  y.  Holtrup,  Johann  Balduin,  (Sinzenich)  g.  Johann  Balduin  v.  Holtrup 
d.  ä.  (Trier),  nachher  Gebrüder  v.  Merode  (Frenz):  Ausscheidung  der  Lehen 
Ton  den  Allodien  in  den  Erbgütern  Sinzenich,  Drove  u.  Nideggen.  Rkg. 
1746.     (1608/5874.) 

1219.  ▼.  Holtz,  Johann,  dann  dessen  Erben,  (Cöln,  später  Jülich)  g. 
Johann  v.  Goetherath,  später  dessen  Erben  (Bardenberg):  Forderung  von 
500  Goldg.  für  einen  bei  einem  früheren  Erbstreit  als  Kaution  deponirten 
(jültbrief.    Vogt  u.  Seh.  von  Heiden  zur  Bank*.     1553.    (1614/5381.) 

>;  VgL  Fabrioiai  a.  a.  O.  &  286. 


190  Hermann  Veltman 

1220.  Holtz,  Dietrich,  d.  ä.,  g.  die  Kinder  des  Cornelias  y.  Groote  als 
Erben  der  Marie  Elisabeth  Banr:  Zurttckforderung  einer  fftr  ein  Darlclm 
von  60  rthlr.  verpfändet  gewesenen  Obligation  von  400  rthlr.  Seh.  A.  1 693. 
(1617/5385.) 

1221.  Holtz,  Lambert,  Conrad,  für  Wwe.  Cornel.  Dappengiesser,  u.  cons., 
g.  Franz  Wilhelm  Hoeg:  üebergabe  eines  verkauften  Hauses.  Magistrat 
zu  A.     1734.     (1619/5387.) 

1222.  Holtzapfel,  Simon,  (A.)  g.  Ferdinand  Hermann,  uxor.  nom.,  Sophie 
Putz  ( Würselen) :  Antheil  an  dem  zu  Würselen  gelegenen  elterlichen  Bauern- 
haus, die  Prick  genannt,  nebst  dazu  gehörigen  Gütern  u.  Einsprache  g.  den 
Verkauf  desselben.    Seh.  A.    1694.    (1691/5396.) 

1223.  Holtzmacher,  Johann,  g.  Bemard  Heinrich  Vogt:  Restitution 
wegen  Auffindung  neuer  Beweismittel  in  einer  Streitsache  wegen  Beein- 
trächtigung der  dem  Hause  des  K's.  zustehenden  Gerechtigkeit  des  Ein-  n. 
Ausgangs  in  die  Cöllenstrasse  durch  den  Ueberbau  des  Seilgrabens.  Seh.  A. 
1757.     (1633/5429.) 

1224.  V.  Homburg,  Wilhelm,  u.  cons.,  (A.)  g.  Philipp  v.  Vucht  [Feucht] 
(Silbach  bei  Brilon):  Ersatz  von  Auslagen,  betragend  710  rthlr.,  für  unter- 
nommenen Betrieb  eines  Bergwerks  im  Interesse  des  V.  Seh.  A.  1574. 
(1643/5465.) 

1225-  Hommel,  Gottfried,  u.  dessen  Ehefrau,  (Schmidheim)  g.  Jacob 
Schueler  (Schneppenhof) :  Erbschafts- Ansprüche  auf  den  Schneppener  Hof, 
welcher  dem  K.  vom  Beklagten  unter  dem  Vorwande  eines  Einkindschafts- 
Vertrages  vorenthalten  worden  sein  soll.  Landschultheissen-Amt  zu  Blanken- 
heim.     1770.     (1647/5475.) 

1226.  V.  Honmierich,  Nicolaus,  g.  Laurenz  Wenseler's  [Wanzeier]  Wwe. 
Catharina:  Erfüllung  eines  Vertrags  über  Bezahlung  oder  Verzinsung  eines 
Kapitals  von  140  rthlr.     Seh.  A.     1569.    (1648/5479.) 

1227.  V.  Hompesch,  Franz,  (Boelheim,  Bollheim  bei  Nemmenich)  g. 
Johann  v.  Hompesch  (Tetz):  Eigenmächtige  Entziehung  von  Gülten,  Pacht- 
geldern u.  Renten  zu  Bollheim.  JtQich-Bergsche  Regierung  zu  Düsseldorf. 
1565.     (1651/5482.) 

1228.  V.  Hompesch,  J.  Dietrich,  (Rurich)  g.  Wilhelm  Degenhard  v.  Hom- 
pesch (Düsseldorf):  Einsprache  g.  den  Verkauf  des  Ritterguts  Rurich  um 
30  000  rthlr.  an  den  jungem  Sohn  des  V.  erhoben  durch  dessen  altern  Sohn. 
Pfalz-Neuburgsche  Regierung  zu  Düsseldorf.      1697.    (1652/5483.) 

1229.  V.  Hompesch,  Franz,  (Bollheim)  g.  die  Testaments-Exekutoren 
der  Margarethe  v.  Bongart  (Wachendorff  u.  Aldenhoven  im  Jülichschen) :  Legat 
von  500  Goldg.  aus  dem  Testamente  der  Margarethe  v.  Pallandt.  Rkg.  1569. 
(1654/5485.) 

1230.  V.  Hompesch,  Franz,  (Bollheim)  g.  den  Herzog  Wilhelm  v.  Jülich 
(Cleve)  u.  dessen  Beamte  zu  Münstereifel,  Euskirchen,  Nideggen  u.  Tombcrp: 
Schutz  im  Besitze  der  Gerichtsbarkeit,  des  Besteuerungs-Rechts  u.  anderer 
grundherrlicher  Rechte  zu  Frauenberg.    Rkg.    1571.    (1656/5487.) 


Aachener  Prozesse  am  Beichskaininergericht.  191 

1231.  V.  Hompesch,  Johanu  Wilhelm,  Hermine  Alexandrine  geb.  v.  Calcum, 
(Rarich)  g.  den  Kurfürs tl.  Offizial  zu  Cöln,  N.  v.  Moers,  genannt  Lohausen, 
Gebrüder,  u.  cons.  (Schlickum):  Theilnahme  an  der  Erbfolge  in  die  elter- 
lichen Gäter,  insbesondere  das  Gut  Schlickum.    Rkg.     1722.    (1659/5490.) 

1232.  V.  Horbach,  Johanns  Kinder  Vormünder,  u.  cons.,  g.  Harst  Wwe. 
Clara  Nett:  Schuldforderung  von  800  Aachener  Thaler.  Seh.  A.  1643. 
(1692/5579.) 

1233.  Hormaim,  Elisabeth,  (Notberg),  g.  das  Gericht  zu  Eschweiler: 
Genugthuung  wegen  Beschuldigung  einer  Fälschung.   Seh.  u.  Hauptger.  Jülich. 

1535.  (1694/5592.) 

1234.  V.  Hörn,  Graf  Johann,  (Cöln)  g.  das  Schöffengericht  zu  Meyle, 
Johann  Strick  u.  cons.:  Beschuldigung  des  Missbrauchs  des  Amtssiegels. 
ScL  A.     1541.     (1696/5609.) 

1235.  Hom,  Jost  zum,  (Speyer)  g.  Nicolaus  v.  Harff,  Drost  zu  Geilen- 
kirchen: Besitz  von  90  Morgen  Acker  zu  Kirberg.  Vogt  u.  Seh.  des  Ger. 
Kirberg.     1534.    (1701/5618.) 

1236.  Hom,  Theiss,  (?)  g.  Anna  Gratmeyer  (Jülich):    Nicht  ersichtlich. 

1536.  (1701/5619.) 

1237.  V.  dem  Horrich,  Winand,  (Gangelt)  g.  Heinrich  Putte  (Cöln): 
Schuldfordemng  von  807  rthlr.  38  Albus  in  der  Hauptklage  u.  Gegenforderung 
von  200  rthlr.     IJnterger.  Gangelt.     1590.    (1721/5739.) 

1238.  V.  dem  Horrich,  Wienand,  (Gangelt)  g.  Heinrich  Putte  (Cöln): 
Scholdforderung  von  900  rthlr.  u.  Gegenforderung  von  1365  rthlr.  ünterger. 
News.     1592.     (1722/5740.) 

1239.  V.  Horrich,  Philipp  Werner,  nachher  Adam,  (Lossheim)  g.  Wilhelm 
T.  ßäxen  (Korrenzich):  Forderung  von  1900  Goldg.  Rückstand  an  dem  be- 
dungenen mütterlichen  Heirathsgute  nebst  aufgelaufenen  mehrjilhrigen  Zinsen. 
Jülich-Bergsche  Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.     1668.    (1724/5742,  5743.) 

1240.  V.  Horrich,  Philipp  Werner,  nachher  Adam,  (Lossheim)  g.  Wilhelm 
Adolph  V.  Berg,  genannt  Dürfendahl  (Dürfendahl) :  Miterbrecht  an  den  elter- 
lichen Gütern  (Adams  v.  Horrich  u.  der  Gertrud  v.  der  Mähe,  genannt  Los- 
heim).   Jülich-Bergsche  Regierung  zu  Düsseldorf.     1672.    (1725/5744.) 

1241.  V.  Horrich,  Philipp  Werner,  (Losheim)  g.  Philipp  Degenhard 
V.  Hompesch  (Cöln),  Hubert  Berickhofen  u.  die  Gemeinden  Oberelvenich  u. 
Vehrten):  Freiheit  von  Kontributionen  u.  Einquartierungen.  Jülich-Bergsche 
Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.     1674.     (1726/5745.) 

1242.  V.  Horrich,  Wienand,  (Gangelt)  g.  Johann  Thölo  v.  Bocket  (Bocket) 
a.  den  Herzog  v.  Jülich-Cleve-Berg  (Düsseldorf):  Entschftdigungs-Forderung 
wcj^n  Betrugs  in  Folge  eines  Komhandels.  Hauptger.  Jülich.  1575.  (3000/6748.) 

1243.  V.  der  Horst,  Wilhelm,  u.  cons.,  (Efferen)  g.  Hürt  v.  Schoeneck 
tEachweiler):  Erbschafts-Ansprttche  auf  zwei  Höfe,  Bergerhof  u.  Gyll,  aus 
der  VerUssenscbaft  des  Engelbrccht  Hurt  v.  Schoeneck.  Seh.  des  Hauptger. 
Jülich.     1520.     (1780/5768.) 


192  Hermann  Veltman 

1244.  V.  der  Horst,  Wilhelm,  (Lechenich)  g.  den  Herzog  Wilhelm  v. 
Jülich  (Jülich),  Johann,  Werner,  Adolph  u.  Hermann  v.  Quad  (Bueschfeld) : 
Forderung  von  480  Goldg.  jährlicher  Zinsen,  zu  erheben  von  den  Kellereien 
Jülich,  Wassenberg  u.  Wilhelmstein.    Rkg.    1579.    (1740/5779.) 

1245-  V.  der  Horst,  Adolph,  uxor.  nom.  Marie  v.  Merode,  (Hemmersbach) 
g.  Werner,  Graf  zu  Salm  (ReifPerscheid),  für  Caspar  Scheffard:  Erbfolg^e 
in  die  Lehen  Hemmersbach  u.  Sindorf.  Jülich-Bergsches  Hofger.  zu  Düssel- 
dorf als  Kammerger.-Kommission.    1593.    (1744/5784.) 

1246.  V.  der  Horst,  Christian  Arnold,  (Milsen)  g.  Anton  Lorenz  de 
Quintana  u.  cons.  (Düren):  Schuld f orderung  von  3269  rthlr.  62  Albus;  E2in- 
rede  der  Verjährung.  Jülich-Bergsche  Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.  1696. 
(1770/5813.) 

1247.  Hosen,  Diedrich,  (Loevenich)  g.  Conrad  Pill  oder  Peil  (Loevenich) : 
Abfindung  der  Ehefrau  des  K^s.  geb.  Peil  vom  Nachlasse  ihrer  Eltern  o. 
Geschwister.    Ger.  Loevenich  u.  Hauptger.  Jülich.    1536.    (3002/6752.) 

1248.  du  Hotay,  Josephus  Hubertus,  et  cons.,  (Malmedj,  Longfaye)  g. 
Stabnlensis  abbas  princeps  (Stabuleti):  Verbot  des  Jagd-  u.  Fischereirechts 
im  Gebiete  der  Abtei  Malmedy.  Provinzial-Kegierung  der  Abtei  Stablo. 
1786.     (1795/5871.) 

1249.  Hoube,  Cornelius,  g.  Peter  Dahm:  Forderung  von  1335  rthlr.  u. 
von  4181  rthlr.  43  Albus  nebst  Zinsen  für  gelieferte  Waaren  u.  Gegen- 
forderung von  1500  rthlr.    Seh.  A.     1723.    (1796/5875.) 

1250.  Hoube,  Cornelius,  g.  Freifrau  W.  v.  Leerod  (Leerodt) :  Pachtzins- 
Forderung  von  1200  rthlr.    Seh.  A.     1730.    (1797/5876.) 

1251.  Houby,  Joannis  Francisci  liberorum  mandatarius  Joannes  Jac. 
Duplerey,  (Stablo)  g.  Joannis  Franzisci  Houby  creditores,  Egidius  de  la 
Haut  et  cons.  (Malmedy ) :  Umstossung  eines  von  der  Mehrzahl  der  Gläubiger 
eingegangenen  Vergleichs,  nach  welchem  20  Prozent  der  Forderungen  aus  der 
Versteigerung  der  Mobilien  gedeckt,  das  sonstige  Vermögen  der  Erben  des 
Falliten  aber  nur  in  soweit  in  Anspruch  genommen  werden  soll,  als  der  Erlös 
nicht  zureichen  würde.  Provinzial-Begiernng  des  Fürstenthums  Stablo. 
1783.     (1798/5877.) 

1252.  V.  Houltzen,  Endress,  (Düren)  g.  Wilhelm  v.  Sintzig  (Münstereifel): 
Erledigung  aus  dem  Personal-Arreste  g.  angebotene  Bürgschaft.  Vogt  a. 
Seh.  Münstereifel.     1536.    (1800/5880.) 

1253.  Houp,  Peter,  Wilhelm  Neuer,  u.  cons.,  (auf  der  Eichen)  g.  Mathias 
Hentz  u.  dessen  Söhne  Wilhelm  u.  Mattbeiss  (Dickerscheidt) :  Wiedereinlösuug 
des  um  52  rthlr.  versetzten  im  Reifferscheidschen  u.  Wildenburgschen  Gebiete 
belegenenen  Nellesen-Hofs  mit  allen  dazu  gehörigen  Gütern  g.  Rückgabe 
dieser  Summe.    Salmsches  Unterger.  Reifferschcid.     1771.    (1801/5881.) 

1254.  Hovelmann,  Wilhelm,  (Breil)  g.  Heinrich  Bels  Kinder  (Jülich): 
Einräumung  von  5  Morgen  Ackers  zu  Breil,  welche  K.  von  dem  Vater  des 
V.  gekauft  haben  wiU.    Seh.  BreU.    1533.    (1820/5918.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskamraergericht.  193 

1255.  Huert  v.  Schoeneck,  Emmerich  der  Jüngere,  u.  cous.,  (Pesch)  g. 
Johann  Grein  u.  cons.  (Eschweiler) :  Verschiedene  Schuldposten  u.  Immission 
hl  die  dafür  verpföndeten  Güter.    Rkg.     1594.    (1977/6399.) 

1^6.  Huert  v.  Schoeneck,  Johann  Georg,  (Reinsheim)  g.  Emmerich  Huert 
V.  Schoeneck  (Pesch):  Gerichtliche  Bestätigung  eines  hrttderlichen  Erbtheilungs- 
Vertraf^s,  betreffend  die  Familien-Güter  im  Jülichschen  u.  auf  dem  Hundsrück. 
Rkff.      1595.     (6400.) 

1257.  Huet,  Joannes,  proprio  et  uxorio  nomine,  (Lasnenville  bei  Malmcdy) 
g.  Henricus  Goffinet  proprio  et  uxor.  nomine  (Lasneuville);  Injurien-Klage 
wegen  Beschuldigung  der  Giftmischerei  u.  Hexerei.  Hofger.  Malmedy.  1749. 
(1861/6075.) 

1258.  V.  der  Hütten,  Christian  Johann,  Rütger  u.  Johann,  (Cöln)  g. 
Heinrich  Zeienheim  u.  cons.  (Gressenich):  Erbfolge  in  einige  Lehengüter  zu 
Gressenich,  von  Johann  Kremer  herrührend.  Lehnger.  Gressenich.  1539. 
(1985/6446.) 

1259.  Hütten,  Johann,  der  Jüngere,  u.  Gottfried  v.  Wachtendonk,  (Düssel- 
dorf! g.  Marsilius  Thiers:  Einräumung  eines  Kupferofens,  der  Drimborn 
genannt.    Churpfälzische  Regierung  zu  Düsseldorf.     1674.    (1988/6492.) 

1260.  Huisch,  Abraham,  g.  die  Ehefrau  des  Gerhard  Wilhelms :  Nachbar- 
liche Banstreitigkeiten  wegen  Behinderung  des  Wasserabflusses  vom  Hause 
der  K.   in  der  Fundstrasse  21  [Pontstrasse?].     Seh.  A.     1640.    (3007/6765.) 

1261.  Huisgen,  Gotthard,  (Venloo  nachher  Jülich)  g.  Johann  Marx  uxor. 
nom.  (Venloo):  Theilung  elterlicher  Güter  Heinrichs  v.  Laer  u.  der  Anna 
Haistgcn,  insbesondere  Erbschafts-Ansprüche  an  einen  Hof  zu  Kaldenkirchen. 
Unterger.  Bracht.     1561.    (1889/6140.) 

1262.  Hurobold  [soll  heissen  Hunolt*],  Johann,  g.  H.  Georg  Burg:  Schuld- 
forderung von  532  rthlr.     Seh.  A.     1681.     (1919/6183.) 

1263.  V.  Hund  zum  Busch,  Werner,  (Busch)  g.  Dietrich  v.  Lipperheid, 
dann  dessen  Wwe.  Elisabeth  Hund  (Essen):  Schudlforderung  von  593  rthlr. 
nebst  aufgelaufenen  Zinsen.  Graf  Ernst  Friedrich  zu  Salm-Reifferschcid- 
Oyck.     1637.     (1923/6203.) 

1264.  V.  Hund  zu  Neuenhofen,  Werner,  Gerhard  u.  Adam,  (Neuenhofen) 
g.  Wwe.  Jacob  v.  Hörmann  (Wedenau),  Catarine  v.  Zweifel  (Dürffenthal), 
ßaldnin  v.  Bergen,  Werner  v.  Bocholz  u.  cons.  (Freisseu  u.  Bosch):  Heraus- 
gabe des  4.  Theils  der  grosselterlichen  Vcrlasscnschaft  (Gerhards  v.  Hör- 
mann 0.  seiner  Ehefrau  Anna)  namentlich  des  Hofes  Kraweuwinkcn  in  der 
Herrschaft  Dj'ck  n.  einer  jährlichen  Rente  von  1000  Goldg.  Rkg.  1570. 
(1924/6204.) 

1265.  V.  Hund,  Werner,  Gerhard  u.  Adam,  (Busch)  g.  Jacob  v.  Hoon, 
Erben  u.  cons.  ((iürzenich,  Wedenau  u.  s.  w.):  Lohcnscrbfolge.  Rkg.  1702. 
«I  »27/6241.) 

1286-  V.  Httnerbein  (Hunderben),  Wilhelm  .Johann,  u.  cons.,  g.  Bartholomäus 
Styff:    Wiederlösung   von  7  Morgen   Landes   auf  dem  Schwaugart  gelegen, 

*)  Vgl.  unUn  Nr.  1287. 

18 


194  HermADn  Yeltman 

welche  Ton  Andreas  t.  Berge  am  175  Aachener  Gnlden  auf  Wiederkanf  ver- 
«etzt  worden  waren.    Seh.  A.     1554.    (1931/6270.) 

1267.  Hnnold  \  Johann,  dann  dessen  Erben,  g.  die  Erben  Hans  George 
Barg  (?):    Verzicht  auf  eine  Erbschaft.    Seh.  A.     1694.    (1939/6308.) 

1268.  Huprecht,  Serratius,  (Titz  bei  Jülich)  g.  Peter  Knerr  (?):  An- 
sprüche an  die  von  Johann  y.  der  Bnyssen  hiuterlassenen  Güter.  Hauptger. 
Jülich.     1539.     (1970/6385.) 

1269.  Httrz,  Wilhelms  Vormünder,  (Cornelimünster)  g.  Wilhelm  Schrauf 
u.  cons.  (Cornelimünster,  Inden):  Kassation  der  ohne  Beiziehung  gesetzlicher 
Vormünder  vorgenommenen  Theilung  der  Verlassenschaft  des  Gross vaters  dea 
K*H.  Wilhelm  Brammerts.    Seh.  Cornelimünster.     1747.    (1979/6407.) 

1270.  Jacobi,  g.  Gräfinnen  Marie  u.  Arnolde  v.  Merode  d'Hoflfalitze  a. 
cons.  (Ligny  u.  A.):  Arrest  auf  die  im  Gerichtsbezirk  Burtscheid  belegenen 
Merodeschen  Güter  wegen  verschiedener  Schuldposten  von  mehreren  Tausend 
Thalern.    Ger.  Burtscheid.     1783.    (13/48.) 

1271.  Jacquemotte,  Renardus  Petrus,  (Malmedj)  g.  Aegidius  Dormael 
(Stablo):  Beschwerde  über  fälschliche  Anschuldigung  der  Falschmünzerei  u- 
deshalb  verfügte  Vermögens-Beschlagnahme.    Rkg.     1627.    (14/54.) 

1272.  Jacquemotte,  Thomas,  (Malmedy)  g.  Abt  zu  Stablo:  Rechtshilfe- 
Verzögerung  in  Exekution  des  eigenen  ürtheils  in  der  Rechtssache  g.  Quirin 
Cunibert,  2668  Brabanter  Gulden  5»/,  Stüber  betreffend.   Rkg.   1653.  (15/55.) 

1273.  Jac<juemotte,  Joannis  vidua,  (Malmundarium)  g.  Renardus  Petrus 
Jacquemotte  (Malmundarium):  Debitum  900  florenorum,  228  imperialium,  10 
duc^t;prum,  600  imperialium,  78  florenorum  et  pretii  pro  butiro  et  siligine. 
(.'uria  Malmundariensis.     1634.     (443/2154.) 

1274.  Jaeger,  Martin  u.  Johann,  (Jülich)  g.  Wilhelm  v.  Harff  (Alsdorf): 
Bezahlung  des  Erbpachtkanons  aus  24  Morgen  Ackers  zu  Loverich.  Ger. 
Geilenkirchen.     1571.    (16/63.) 

1275.  Jaeger,  Martin,  (Geilenkirchen)  g.  Robert  Tillmann  als  Kurator 
von  Hilger  Busses  Erben  (Heinsberg):  Verlassenschaft  Daem  Weitgens,  streitig 
zwischen  der  Enkelin  aus  erster  u.  den  Kindern  aus  zweiter  Ehe.  Seh. 
Bracheion  bei  Geilenkirchen.     1571.    (17/64.) 

1276.  Jansen,  Matthias  Wwe.,  g.  Dietrich  Hunkelbauer:  Forderung  von 
201  U  Flämisch.     Magistrat  A.     1624.     (25/125.) 

1277.  Jardon,  Sebastian  Franz,  (Wien)  g.  Franz  Wilhelm  Merteus  (A.): 
Präferenz  zweier  Schuldposten  von  1500  u.  weiteren  500  Speziesthalern  in  der 
Michael  Schmidtschen  Debitsache.    Seh.  A.     1724.    (32/151.) 

1278.  Jennichs,  Nicolaus,  (Reifferscheid)  g.  Joseph  Kremer  (Reifferscheid): 
Wegeservitut  an  dem  Grundstück  dos  Gegners.  Gräfl.  Salmsches  Ger.  Reiffer- 
scheid.    1775.     (55/227.) 

1279.  Jeuning,  Margaretho,  Conrads  Wwe.,  g.  Heinrich  v.  Dalheim 
(Cöln):  SchuUlforderung  von  547  rthlr.  Werkmeiaterger.  der  Stadt  A.  1594. 
(26/230.) 

»)  Vgl.  oben  Nr.  126« 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  195 

1280.  Jcntis,  Philipp,  g.  Abt  zu  Cornelimllnster:  Forderung  von  1889 
Spezies-Thalern  für  gelieferte  Waaren.    Rkg.    1696.    (57/231.) 

1281.  Ifan  [Ifgen],  als  Küchenmeister  (?)  der  Kirche  zu  Aldenhoven,  g. 
Jacob  u.  Peter  Nicols  (Aldenhoven):  Jährliche  Erbrente  von  6  Malter  Korn. 
5>cL  Aldenhoven.     1533.     (63/260.) 

1282.  Ilendorff,  Gemeinde,  (Eilendorf)  g.  Pastor  Wilhelm  Fink  (Eilendorf): 
Streit  über  die  Art  u.  Weise  des  Einsammelns  des  Heuzehntens  zu  Eilendorf 
durch  die  Mitte  oder  am  Rande  der  Grundstücke.  Abt  zu  Coruclimünster. 
1668.     (66/297.) 

1283.  Ilendorf,  Gemeinde,  (Eilendorf)  g.  Stift  Comelimünster:  Allzuhohe 
Schätzung  bei  Anrechnung  der  Reichs-,  Kreis-  u.  Türkenstener.  Rkg.  1669. 
(67/298.) 

1284.  Ilendorf,  Gemeinde,  (Eilendorf)  g.  Johann  Böst,  Küster  (Eilendorf): 
Steuerfreiheit  u.  Beschwerde  über  Beschlagnahme  des  Gehalts  wegen  deren 
Verweigerung.    Abt  zu  Comelimünster.     1676.    (68/299.) 

1285.  Ilendorf,  Gemeinde,  (Eilendorf)  g.  Wilhelm  Fink  (Eilendorf): 
Behauptete  Freiheit  von  Türken-,  Reichs-,  Kreis-  u.  anderen  Steuern.  Abt 
za  Comelimünster.     1677.    (69/300.) 

1286.  Incker,  Johann,  (Jülich)  g.  Albrecht  Meissgen  (Prüm):  Jährliche 
Rente  von  10  Mark  von  dem  Hause   zum  Rosenkranz.    Hauptger.  Jülich. 

1532.  (223/1085.) 

1287.  V.  luden,  Peter,  g.  Peter  v.  Erkelenz  (Aldenhoven):  Schuld- 
forderang.    Unterger.  Aldenhoven.    1533.    (226/1091.) 

1288.  V.  Inden,  v.  der  Wehe,  Reinhard,  (Pier  u.  Langerwehe)  g.  Nach- 
baron u.  Gemeinde  des  Dorfs  Luchen  (Loechen):  Schutz  im  hergebrachten 
Besitze  des  ausschliesslichen  Weiderechts  in  dem  Kirchspiel  von  der  Wehe 
auf  dem  Bach,  u.  in  dem  sog.  obersten  Benden.    Schultheiss  u.  Seh.   Pier. 

1533.  (227/1092.) 

1289.  v.  Inden,  Johann,  (Jülich)  g.  Peter  v.  Erkeläus  [Erkelenz],  (Alden- 
hoven): Rente  von  jährlich  25  Fl.    Hauptger.  Jülich.     1541.    (228/1093.) 

1290.  V.  Inden,  Huprecht,  (Jülich)  g.  Walther  Weidenfeit  (Cöln):  Nicht 
ersichtlich.     Hauptger.  Jülich.     1549.     (229/1094.) 

1291.  v.  Inden,  Johann,  (Dalen)  g.  v.  Durssdal  (Dalen):  Besitz  des 
Lehngut«  Nierhofen  in  der  Wiedgang.     Ger.  Wickerath.    1630.    (232/1097.) 

1292.  V.  Inden,  Johann  Wilhelms  Kinder  Vormünder,  (Düsseldorf)  u. 
Johann  Wilhelm  v.  Inden  (Rheindorf)  g.  Wilhelm  Bertram  v.  Quad  (Wickerath): 
ß«*»wiptete  Caduzität  u.  Einsprache  g.  die  Veräusserung  eines  Lchnguts,  das 
Knorren-  oder  Bönningsgut  genannt,  am  Wickerather  Berge.  Lehnger.  Wicke- 
'»th,     1685.     (234/1099.) 

1293.  V.  Inden  [v.  Enden],  Franz  Wwe.  Agnes  Anna,  g.  Georg  WorfTs 
Krhcn  (Strassbnrg):   Schuldforderung  von  269  Fl.    Seh.  A.     1570.    (83/344.) 

1294.  V.  Inden,  Anton,  (Inden)  g.  Eva  v.  Broich  (Broich):    Erbschafts- 

Ansprüche  auf  ein  Gut  zu  Inden,  Fluckenzeit  genannt.    Seh.  Inden.     1524. 
IW/34Ö.) 

IS* 


196  Hermann  Veltman 

1295.  Jode  [Jud],  Anton,  (Cöln)  g.  Eberhard  v.  Frenz  u.  cons.  (Co In 
u.  A.):  Kompromiss  wegen  der  von  Johann  Joeden  zu  Gejen  hinterlassenen 
Güter.     Rkg.  1536.     (114/455.) 

1296.  Johann,  Lorenz,  g.  Heinrich  Melle:  Besitz  eines  halben  Morgen 
Landes  an  dem  Weidener  Vilbach  gelegen.    Seh.  A*.     1536.    (161/673.) 

1297.  St.  Johanniter-Ordens-Kommenthur,  Wilhelm  v.  Loeben,  (Hcrrn- 
strundheim)  g.  Gerhard  Fabri  (Jülich):  Räumung  des  Kommenthurei-Hauses 
Velden,  Liquidation  u.  Justifikation  der  Rechnung.  Seh.  Düren.  1589. 
(142/579.) 

1298.  St.  Johanniter-Ordens-Kommende  g.  Graf  zu  Erbach  (Erbach) 
u.  dessen  Drossart  Johann  Dietrich  Cotzhausen  (Wittem):  Beschwerde  über 
die  Eingriffe  in  die  von  den  K.  behauptete  Jurisdiktion  in  deren  zur  Kommende 
Mecheln  gehörigen  Gütern.  Rkg.  1716.  —  Abgeg.  nach  Limburg,  Provinzial- 
Gerichtshof  zu  Mastricht  am  27.  April  1852.    (646.) 

1299.  St.  Johanniter-Ordens-Kommende  (A.  u.  Mecheln)  g.  Graf  N.  v. 
Hoensbruch  (Mecheln),  dann  Wwe.  Cleusnor  u.  v.  Veucht,  genannt  v.  Benn, 
B.  J.  M.  (Wittem):  Forderung  von  Churmoden  an  einige  zum  Verkauf  aus- 
geschriebene sog.  Grünwegs-Güter  in  der  Herrschaft  Wittem.  Ger.  der 
Herrschaft  Wittem.  1757.  —  Abgeg.  nach  Limburg,  Provinzial-Gerichtshof 
zu  Mastricht  am  27.  April  1852.     (654.) 

1300.  Joist,  Heinrich,  g.  Matthis  Blauenheust:  Schuld- Ansprüche  von 
circa  1400  rthlr.  an  die  Erbgüter  des  V.  zu  Burtscheid,  u.  s.  w.  von  Roland 
Sybens  Kindern  herrührend;  Einrede  der  Verjährung.  Seh.  A.  1572. 
(164/690.) 

1301.  Jonas,  Johann,  uxor.  nom.,  (Holzweiler)  g.  Heinrich  Kremer 
(Erkelenz) :  Erbschafts-Ansprüche  auf  2 1  Morgen  Landes.  Schultheiss  u.  Seh. 
Holz  Weiler.     1540.    (165/695.) 

1302.  Jost,  Heinrich,  g.  Catharine  Thiele,  Goddart  Eggeis  Ehefrau, 
(Roermoud):  Schuld f orderung  von  492  Fl.  Brab.  u.  eingewendete  Kompensation. 
Seh.  A.     1568.     (175/755.) 

1303.  Jourdan,  Franz,  Wwe.,  (Burtscheid)  g.  N.  Fisenne,  Wwe.  geb.  v. 
Thineu  (A.)  u.  das  Ger.  zu  Burtscheid:  Aufhebung  eines  auf  bestimmte 
Zeit  eingegangenen  Pachtvertrags  hinsichtlich  des  Gutes  Kückhoven  u.  Ab- 
treibung der  Pächtorin.    ünterger.  Burtscheid.     1763.    (176/758.) 

1304.  V.  Iselstein,  Vinzenz  Schott,  (Lcnnep)  g.  die  Erben  Adolph  u. 
Heinrich  Gohr  (Jülich  u.  Cleve):  Schuld  forder  ung  von  4000  Fl.  aus  einer 
Bürgschaft.    Churpfälzisches  Hofger.  Düsseldorf.    1696.    (791.) 

1305.  Jude  Mardochai,  (Düren)  g.  Juden  Alexander  Schön  u.  cons.  (A.): 
Eigenmächtige  Beschlagnahme  eines  Theils  der  Verlassenschaft  des  Juden 
Simon,  Vaters  der  K.  u.  Schwiegervaters  der  V.  Amtmann  u.  Schultheiss 
zu  Düren  u.  Nörvenich.     1585.    (276/1335.) 

1306.  Juden  Simons  Wwe.  u.  Sohn,  Schöne  u.  Alexander,  g.  Wilhelm  v. 
Beutwolff  u.  Peter  v.  Dobbelsteins  Wwe.  (Laer) :  Immission  in  die  Güter  der 
V.  zu  Goltzheim  wegen  mehrerer  Schuldforderungeu  im  Betrage  von   1400 


Aachener  Prozesse  am  Reiehskammergericht.  197 

Reichs-  u.  26  schlechten  Thalern.   Jülich-Bergsche  Regierung  zu  Düsseldorf. 
1594.     (280/1347.) 

1307.  Juden  Simons  Wwe.  Schöne  u.  deren  Sohn  Alexander,  g.  Wilhelm 
Stickelmann  uxor.  nom.:  Vindikation  eines  Hauses  auf  dem  Hühnermarkte 
ani  A-,  als  Erhe  von  Severin  Syb  u.  Johanne  Quandt,  Eheleuten;  Einrede: 
erhaltene  gerichtliche  Immission  wegen  Schuld forderung  an  Severin  Syb. 
Meier  u.  Seh.  A.     1595.    (282/1349.) 

1308.  Juden  Schöne  u.  Alexander  u.  deren  Sohn,  g.  Wilhelm  v.  Olmuss, 
f?en&nnt  Mulstroe:  Schuld  forderung  von  420  rthlr.  u.  20  Mark  Aachener 
Währung  nebst  aufgelaufenen  Zinsen.    Seh.  A.     1598.    (283/1359.) 

1309.  Jude  Alexander,  g.  Johann  Nicolaus  Ruland  u.  cons.:  Kassation 
einer  wegen  angeblicher  Schuldforderung  von  495  rthlr.  aussergerichtlieh 
erhaltenen  Immission  in  die  Güter  der  K.    Seh.  A.     1609.    (288/1386.) 

1310.  Jude  Alexander,  g.  Franz  Bartheis:  Schuldforderung  von  140  rthlr. 
ScL  A.     1620.     (296/1416.) 

1311.  Jude  Jacob  Benedikt,  (Jülich)  g.  Wwe.  Elisabeth  v.  Randerath 
(Bossweiler):  Schuldforderung  von  2000  rthlr.  von  Werner  v.  Randerath  zu 
BosÄweiler  herrührend.  Jülich-Bergscher  Hofrath  zu  Düsseldorf.  1671. 
(319/1517.) 

1312.  Jude  Benedikt  Levi  Isaac  u.  Levi  Philipp  Joel,  (JtÜich  u. 
Amsterdam)  g.  Joseph  Orsbach  (A.):  Benachtheiligung  durch  Ausgabe  falscher 
Münze  beim  Wechseln.    Seh.  A.     1759.    (413/1965.) 

1313.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Johann  v.  Gavern 
(Diepenbeck) :  Besitz  von  Schloss  u.  Herrschaft  Monsenau.  Regierung  zu 
Brabant.    1508  u.  1531.    (822/2819  u.  823/2820.)» 

1314.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  David  v.  Zwciffcl 
u.  cons.  (Oldendorp):  Beschwerde  über  Landfriedensbruch  u.  Verwüstung 
der  Gebiete  des  K's.  durch  Mord  u.  Brand.     Rkg.     1530.     (824/2821.) 

1315.  Jülich,  Ftirstl.  Jülichscher  Anwalt,  (Düsseldorf)  g.  Johann  v.  Thenen 
(A.):  Herausgabe  der  vom  Vater  des  V.,  dem  Vogt  Johann  v.  Thenen,  vom 
Jttlichschen  Hofe  vor  u.  nach  empfangenen  u.  gesammelten  Urkunden  betr. 
die  Vogtei  u.  Meierei  des  Herzogs  v.  Jülich  in  der  Stadt  A.  Seh.  A.  1635. 
(450/2190.) 

1316.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Johann  Bastard  v. 
Rietberg  n.  cons.  (Rittberg):  Landfriedensbruch  u.  Befehdung.  Rkg.  1533. 
(825/2822.) 

1317.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  den  Magistrat  zu 
Mteseyck  u.  cons.:  Landfriedeusbruch,  Verwüstung  des  Jülichschen  Landes, 
insbesondere  der  Herrschaften  Heinsberg,  Süstern  u.  des  Schlosses  u.  der 
Sudt  Herzogenrath.    Rkg.     1543.     (829/2827.) 

1318.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  N.  Prinz  v.  Oranien 
(die  Ladung  wurde  angeschlagen  zu  Lüttich,  Nimwegen,  Cöln  u.  s.  w.),  Rein- 
hard V.  Schalen   u.   cons.:    Beschwerde    über   Landfriedensbruch   u.   Straf- 


';  Die  JtlUch  1>etr.  Nummern  atebon  im  RDpertorium  unter  Littera  G. 


198  Hermann  Veltman 

androbnng  wegen  thätlicher  Misshandlang  der  Kammergerichtsboten.     Kkg*. 
1543.     (830/2828  u,  831/2829.) 

1319.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  den  Abt  zu  Comeli- 
münster:    Schirm-  u.  Erbvogtei  über  das  Kloster.    Rkg.    1550.    (832/2831.) 

1320.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Goswin  v.  Eaesfeld 
(Raesfeld):  Jurisdiktion  zu  Eaesfeld.  Kürfürstl.  Hofger.  Cobleuz  als  Kaiser!. 
Kommission.     1570.     (833/2882.) 

1321.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Goswin  v.  Raesfeld 
(Raesfeld):  Beholzigungs-  u.  Weidegerechtigkeit  in  der  Erler  Mark.  Welt- 
liches Hofger.  Münster.     1575.    (834/2833.) 

1322.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Goswin  v.  Raesfeld 
(Raesfeld):  Beholzigungsrecht,  Schaf-  u.  Schweinetrieb  in  der  Erler  Mark. 
Weltliches  Hofger.  Münster.     1577.    (835/2834.) 

1323.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Kurfürst  Salentin 
zu  Cöln  (Brühl):  Oberherrlichkeit  u.  Gerichtsbarkeit  in  der  Herrschaft  Bol- 
heim  u.  Beschwerde  über  Gefangensetzung  eines  herzoglichen  Unterthanen 
daselbst*.     Rkg.     1571.    (836/2835.) 

1324.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Kurfürst  Salentin 
zu  Cöln  (Brühl):  Gerichtsbarkeit  in  dem  Amt  Iserlohn  in  der  Grafschaft 
Mark  u.  Gefangensetzung  mehrerer  Jülichschen  Unterthanen  daselbst.  Rkg. 
1573.     (837/2836.) 

132.^).  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Kürfürst  Gebhard  zu 
Cöln  (Brühl)  u.  Herrmann  v.  Gimnich  (Nürberg):  Landeshoheit  u.  Gerichts- 
barkeit im  Dorfe  Kaltenborn.    Rkg.     1578.     (838/2837.) 

1326.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Kurfürst  Gebhard 
zu  Cöln  (Brühl)  u.  Johann  v.  Meckenheim  (zur  Farth) :  Jurisdiktion  im  Dorfe 
Antweiler.     Rkg.     1579.     (839/2838.) 

1327.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Kurfürst  Gebhard 
zu  Cöln  u.  cons.  (Brühl):  Landeshoheit  n.  Gerichtsbarkeit  über  Schloss  u. 
Herrschaft  Bedburg  u.  Gefangensetzung  Jülichscher  Unterthanen  daselbst. 
Rkg.     1579.     (840/2839.) 

1328.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Kurfürst  Gebhard 
zu  Cöln  u.  cons.  (Brühl):  Schutz  im  Besitze  der  Vogtei  u.  niedem  Gerichts- 
barkeit im  Dorfe  Mühlheim  u.  Pfändung  der  Forderungen  Jülichscher  Unter- 
thanen daselbst,  weil  sie  ihr  Recht  nicht  bei  den  Cölnischen  Richtern  gesucht 
Rkg.     1580.     (841/2840.) 

1329.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Erzbischof  Ernst 
zu  Cöln  (Bonn)  u.  Pfalzgraf  Philipp  Ludwig  (Heidelberg):  Wiederlosung  der 
Stadt  u.  des  Schlosses  Kaiserswerth,  auch  des  Zolles  daselbst  Rkg.  1596. 
(842/2841.) 

1330.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Erzbischof 
Ernst  zu  Cöln  (Bonn)  u.  Johann  v.  Wrede  (Limburg):  Jurisdiktion  auf  dem 
Hofe  Gerlinghausen.     Rkg.     1590.     (843/2842.) 

'}  V^l.  Zeitochriil  des  Aachener  Qesohiohts Vereins  Bd.  VI,  S.  idd  ff. 


Aachener  Prozesse  am  Beichskaqimergericht.  199 

1331.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Erzhischof 
Ernst  zu  Cöln  u.  cons.  (Bonn):  Landfriedensbruch  u.  Terfitorialverletzung 
in  deu  Aemtem  Neuenahr,  Nideggen,  Euskirchen  u.  s.  w.  Ekg.  1592. 
(844/2843.) 

1332.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Erzbischof 
Ernst  zu  Cöln  (Cöln),  Anton  v.  Kanzau  (Bonn)  u.  Hermann  v.  Linden  (Borgels- 
dorO:  Landeshoheit,  Jurisdiktion,  Lehn-  u.  Schirmherrlichkeit,  auch  Steuer- 
einzug in  der  Herrschaft  Winterburg  u.  deren  Pertinenzien.  Rkg.  1595. 
l845/2844a.) 

1333.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Erzbischof 
Ernst  u.  cons.  (Cöln):  Landeshoheit  über  die  Herrschaften  Grotenbrögcl  u. 
Erpicken.    Rkg.     1596.     (846/2844  b.) 

1334.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Erzbischof 
Ernst  (Cöln):  Schirmvogtei  über  das  Kloster  Gerresheim,  Konfirmation  der 
Wahl  der  Aebtissin  daselbst  u.  Beschwerde  über  Beschlagnahme  von  Gefällen 
des  Klosters.     Rkg.     1596.     (847/2845.) 

1335.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Erzbischof 
Ernst  (Cöln)  u.  Pfalzgraf  Friedrich  (Simmern):  Wiederlosung  der  Stadt  u. 
des  Schlosses  Kaiserswerth,  auch  des  Zolles  daselbst.   Rkg.    1596.   (848/2846.) 

1336.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  des  Stifts  Cöln  (Bonn) :  Schutz  im  hergebrachten  Besitze  der  Landes- 
hoheit n.  Jurisdiktion  in  der  Herrschaft  Schwitt  u.  dazu  gehörigen  Orten. 
Rkg.     1603.     (849/2847.) 

1337.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  zu  Cöln  (Bonn)  u.  den  Magistrat  zu  Neuss:  Beschwerde  über 
Anlegung  neuer  Zollstätten  zu  Rindorf  (?),  HerscU  u.  andern  Orten.  Rkg. 
1603.     (850/2848.) 

1338.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  zu  Cöln  (Bonn)  u.  Reinhard  Beisel  v.  Giranich  (Nürberg):  Schutz 
im  Besitze  der  Landeshoheit  u.  Lehns-Oberherrlichkeit  im  Dorfe  Kaltenborn 
vu  Burgbrohl  n.  Beschwerde  über  den  Versuch,  daselbst  die  Türkensteuer  zu 
erbeben,  u.  Gefangensetzung  von  Unterthanen.    Rkg.     1604.    (851/2»49.) 

1339.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  zu  Cöln  u.  cons.  (Bonn):  Beschwerde  über  Anlegung  neuer  Zoll- 
«tÄtten  zu  Wichterich.    Rkg.     1604.     (852/2850.) 

1340.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  zu  Cöln  (Bonn):  Laudeshoheit  u.  andere  Obrigkeit,  auch  Steuer- 
einzug in  den  zur  Herrschaft  Winterburg  gehörigen  Höfen  Ganshauseu  u. 
Hovenstein,  dann  Gefangensetzung  von  Unterthanen.   Rkg.    1605.   (853/2851.) 

1341.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  des  Stifts  Cöln  (Bonn):  Lehen  zu  Höven,  Fleert  u.  Gustorp.  Rkg. 
1605.     (854/2852.) 

1342.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  des  Stifts  Cöln  (Bonn):    Landesherrliche  Obrigkeit,  insbesondere 


200  ,  Hermann  Ycltman 

Steuerbezug  zu  Harstellen  u.  deshalb  vom  V.  verübte  Auspfändung  Jülich- 
scher  ünterthanen.    Rkg.     1605.    (855/2853.) 

1343.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  des  Stifts  Cöln  (Bonn):  Steuereinzug  von  dem  Jülichschen  Lehn 
zu  Hören  (?)  *  u.  deshalb  verfügte  Auspfändung  Jülichscher  ünterthanen. 
Rkg.     1606.     (856/2854.) 

1344.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  des  Stifts  Cöln  (Bonn):  Jurisdiktion  in  der  Herrschaft  Winter- 
burg u.  Hof  Horenstein.    Rkg.     1606.     (857/2855.) 

1345.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  des  Erzstifts  Cöln  (Bonn):  Zehnten  zu  Linss  (Linz?)  u.  Eppink- 
hofen.    Rkg.     1606.    Fehlt.    (2856.) 

1346.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  des  Stifts  Cöln  (Bonn):  Schutz  im  hergebrachten  Besitze  der  in 
den  im  Amte  Grevenbroich  gelegenen  Dörfer  Host  u.  Goden  hergebrachten 
Hoheits-,  insbesondere  Besteuerungsrechte.    Rkg.     1607.    (858/2857.) 

1347.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  des  Stifts  Cöln  (Bonn)  u.  Eberhard  v.  Vianden  (Hardt):  Landes- 
hoheit in  den  Dörfern  Kucbenheim  u.  Stotzheim.    Rkg.    1607.    (859/2858.) 

1348.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  des  Stifts  Cöln  (Bonn):  Schutz  im  hergebrachten  Besitze  der 
Jurisdiktion  u.  Hoheitsrechte  zu  Kuchenheim,  Stotzheim,  Arlof  u.  Holzheim. 
Rkg.     1608.     (860/2859.) 

1349.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Ferdinand, 
Koadjutor  des  Stifts  Cöln  (Bonn):  Beschwerde  über  unberechtigte  gewalt- 
same Steuererhebung  von  dem  Jülichschen  freien  Lehnhof  zu  Gustorf.  Rkg. 
1608.     (861/2860.) 

1350.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  die  Grafen 
Sebastian  u.  Ludwig  zu  Sayn  (Hachenburg,  Homburg):  Schutz  im  Besitze 
der  Jurisdiktion  u.  anderer  Rechte  an  der  Herrschaft  Windeck,  deren  Dörfern, 
Gerichten,  Gütern  u.  Leuten;  auch  Gefangensetzung  u.  gewaltthätige  Aus- 
pfändung eines  ünterthanen.    Rkg.     1578.    (862/2861.) 

1351.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Dtlsseldorf)  g.  die  Grafen 
Herrmann  u.  Heinrich  zu  Sayn  (Hachenburg,  Fraissberg):  Gemeinschaftliche 
Centgerichtsbarkeit  in  den  Vogteien  Au,  Opperzau  u.  Bellingen  u.  in  den 
Kirchspielen  Hamme  u.  Leuscheid t.    Rkg.     1585.    (863/2862.) 

1352.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  AVilhelm,  (Düsseldorf)  g.  die  Grafen 
Ludwig,  Heinrich  u.  Hermann  zu  Sayn  (Homburg,  Wittgenstein):  Auf  rech  t- 
haltung  der  dem  K.  zustehenden  Oberherrlicbkeit  u.  aller  Regalien  über  die 
Jülichschen  ünterthanen  in  der  Herrschaft  Homburg  u.  in  den  Vogteien 
Wiel,  Au,  Opperzau  u.  BelliUgen.    Rkg.     1587.    (864/2863.) 


»;  Vgl.  Nr.  15H4. 


Aachener  Prozesse  am  Beichskammcrge rieht.  201 

1353.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Graf  Wilhelm 
zo  Sajn  (Altenkirchen):  Cadncität  der  Lehen  Leuscheldt,  Schönenherg  ii. 
Waideroth.     Rkg.     1606.     (865/2864.) 

1354.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Fürstl.  Münsterschc 
Regierang  (Münster):  Jurisdiktion  in  der  Herrschaft  Merfeld.  Rkg.  1579. 
(866a/2865c.) 

1355-  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Bischof  Hermann  zu 
Minden  u.  cons.  (Minden):  Landesherrliche  Rechte  im  Amte  Vlotho  u.  dazu 
gehörigem  Walde  Dorimberg.    Rkg.     1580.    (866/2866.) 

1356.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Bischof  Hermann  zu 
Minden  u.  dessen  Kapitel  (Minden):  Jurisdiktion  zu  Huffen  in  der  Grafschaft 
BaTensberg.     Rkg.     1581.     (867/2867.) 

1357.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Bischof  Hermann 
zu  Minden  (Petershagen) :  Jurisdiktion  zu  Huffen  in  der  Grafschaft  Ravens- 
berg  u.  in  der  Herdemer  Mark.    Rkg.     1586.    (868/2868.) 

1358.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Bischof  Anton 
zu  Minden  (Haussberg):    Absperrung  der  Weser.    Rkg.     1597.    (869/2869.) 

1359.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Bischof  Christian 
zu  Minden  (Petershagen)  u.  Hermann  Vogler  (Steinberg):  Jurisdiktion  zu 
Hoffen  in  der  Grafschaft  Ravensberg  u.  dessen  Pertincnzien,  Beschwerde  über 
»nmassliche  Ansprüche  eines  Obereigenthums  von  gegnerischer  Seite  u.  des- 
halb verfügte  Auspfändung  Jülichsnher  ünterthanen.    Rkg.    1601.    (870/2870.) 

1360.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken):  Insinuation  eines  Privi- 
legiums g.  das  Vorladen  von  ünterthanen  an  fremde  Gerichte  u.  g.  Repres- 
8*lien.    Rkg.     1581.    (2871.) 

1361.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  u.  Johann  v.  Merode, 
i(.  Johann  Adam  u.  Hermann  v.  Buir  (Bücken  u.  Gerresheim):  Succcssion 
in  da«  Mannlehn  Frankenberg.  Jülichsches  Lehnger.  Düsseldorf.  1586. 
(871/2872.) 

1362.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Kanzler  u.  Räthe 
20  Brabant  (wurde  zu  A.,  Lüttich  u.  Tongern  angeschlagen),  Karl  v.  Ber- 
laiinont  a.  cons.:  Jurisdiktion  auf  Schloss  u.  Herrlichkeit  Montjoie.  Rkg. 
1591.    (872/2873.) 

1363.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  für  Quirin  v.  Mon- 
heim  (Rees)  g.  Wwe.  Hermann  Hüls  (Cöln):  Schnldforderung  von  1000  Fl., 
von  der  Stadt  Rees  herrührend.   Weltliches  Hofger.  Cöln.    1597.   (873/2876.) 

1364.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Stephan  Geloss 
<Has8elt):  Obereigonthum  über  den  zu  den  Herrschaften  Grotenbrögcl  u. 
Efpieken  gehörigen  Hof  zu  Warden,  sammt  den  Marelshöfen  u.  dem  grossen 
^'ierenswald,  u.  Ansprüche  auf  Pachtgelder  von  demselben.  Gor.  Groteu- 
trögeL     1597.     (874/2877.) 

1365.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  für  das  Stift 
^rre«heim,  g.  Landgraf  Ludwig  zu  Hessen  (Marburg):  Beschwerde  über 
^hlagnabme  von  Gütern  zu  Keldenich.    Rkg.     1598.    (2878.) 


202  Hennann  Veltman 

1366.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf):  Konfirmatioa 
eines  Edikts  de  uon  appellando  in  Immissious-  u.  Lehnssachen.  Rkg.  1598. 
(2879.) 

1367.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Heinrich 
V.  Högel  u.  cons.  (Peer):  Unterwerfung  unter  die  Jurisdiktion  des  K's. 
u.  Abmahnung  vor  dem  Belangen  Jülichscher  Unterthanen  bei  geistlichen 
Ger.    Schultheiss  u.  Ger.  Grotenbrögel.     1598.    (875/2880.) 

1368.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Bischof  Ernst 
zu  Lüttich:  Lehnsgerechtigkeit  über  das  Amt  Born  u.  Inkompetenz.  Lehnger. 
Curingen.     1598.    (876/2881  u.  877/2882.) 

1369.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Bischof  Ernst 
zu  Lüttich:  Einmischung  der  geistlichen  Ger.  in  die  Jurisdiktionsrechte  des 
K's.  zu  Grotenbrögel  u.  Erpicken.    Rkg.     1598.    (878/2883.) 

1370.  zu  Jülich,  Herzog  .Tohann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Johann  v.  Quadt 
(Wickerath):  Landesherrliche  Rechte  über  mehrere  Grundstücke  in  den  Aemtem 
Brüggen,  Wanlo  u.  Caster  u.  Beschwerde  über  Pfändung  von  Früchten.  Rkg. 
1606.     (879/2884.) 

1371.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Johann  v.  Quadt 
(Wickerath):  Beschlagnahme  von  Gütern  in  der  Herrschaft  Wickerath  u. 
Jurisdiktions-Differenzen.     Rkg.     1606.     (880/2885.) 

1372.  zu  Jülich,  Herzog  Wolfgang  Wilhelm,  Pfalzgraf  bei  Rhein, 
(Düsseldorf)  g.  Conrad  Scheiffart  v.  Merode,  Johanniterordens-Ritter-Komthur 
zu  VeMen  (Willerswies):  Belangen  Jülichscher  Unterthanen  vor  unzuständigen 
geistlichen  Ger.     Rkg.     1628.    (881/2886.) 

1373.  zu  Jülich,  Herzog  Wolfgang  Wilhelm,  Pfalzgraf  bei  Rhein, 
(Düsseldorf)  g.  den  Magistrat  zu  Cöln  u.  die  Wwe.  Melchior  Coblenz:  Privi- 
legium, nach  welchem  Güter  der  im  Jülichschen  eingesessenen  Edelleute  nicht 
wegen  Schulden  mit  Beschlag  belegt  werden  können.    Rkg.    1629.    (882/2887.) 

1374.  Jülich-Bergscho  Herzogthümer:  Insinuation  eines  Kaiserl.  Privi- 
legii  de  non  appellando  bis  auf  die  Summe  von  2500  Goldg.  Rkg.  1724. 
(2888.) 

1375.  Jülich-Bergsche  Ritterschaft  g.  Jülich-Bergsche  konstituireudc 
Landstände:  Forderung  von  25  000  rtblr.,  welche  zur  Führung  eines  Prozesses 
für  Aufrechthaltung  ritterschaftlicher  Privilegien  aufgenommen  worden.  Rkg. 
1678.     (888/2889.) 

1376.  Jülich-Bergsche  Ritterschafts -Doputirto  g.  N.  de  Rougemont, 
Königl.  Spanischer  General-Auditor  (angeschlagen  zu  A.  u.  Burtseheid): 
Forderung  von  1000  rthlr.  Pfalz-Neuburgsche  Hofkanzlei  zu  Düsseldorf. 
1687.     (884/2890.) 

1377.  Jülich,  Landstände  von,  Ritterschaft  u.  Städte  des  Herzogthums 
g.  Jülich-Bergsche  Regierung,  (Düsseldorf)  für  die  Erben  des  Landpfenuing- 
meisters  Heirsberg  (Düsseldorf):  Ersatz  von  7012  rthlr.  zu  viel  empfangener 
Gelder  u.  Kompetenzstreit  über  diesen  Rechtshandel.  Regierung  zu  Düssel- 
dorf.    1721.     (885/2891.) 


Aachener  Prozesse  am  Beichskamniergericht.  203 

1378.  Jülich-Bergsche  Synode  der  evangelischen  Geistlichkeit  g.  Kur- 
pfalz u.  Begiernng  zu  Dtlsseldorf :  Jurisdiktion  über  die  evangelischen  Geist- 
lichen u.  Restitution  des  Pfarrers  Bernhard  Heinrich  Vogt  zu  Burscheidl. 
Bkg.     1751.     (886/2892.)  ' 

1379.  Jülich,  Statthalter,  Kanzler  u.  Bäthe  des  Fürstenthums,  (Düssel- 
durO  g.  Erzbischof  Ferdinand  zu  Cöln  (Bonn):  Jurisdiktion  im  Kirchspiel 
Herschede.    Bkg.     1626.    (887/2893.) 

1380.  Jülich,  vier  Städte  des  Fürstenthums,  (Düsseldorf)  g.  Jülich-Berg- 
sche Ritterschaft  (Bonn):  Befreiung  von  Kriegssteuer.  Hofger.  Düsseldorf. 
1587.     (888/2894.) 

1381.  Jülich,  die  vier  Hauptstädte  des  Herzogthums,  (Düsseldorf)  g. 
Jülich-Bergsche  Bitterschaft  (Bonn):  Befreiung  von  Reichs-  u.  Kreissteuern. 
Hofger.  Düsseldorf.     1599.     (889/2895.) 

1382.  Jülich-Bergsche  acht  Hauptstädte,  (Düsseldorf)  g.  Jülich-Bergsche 
Ritterschaft  u.  landesherrliche  Beamte  (Bonn):  Aufrcchthaltnng  verschiedener 
Gerechtsame  in  Justizsachen^    Der  Landesfürst.     1669.    (890/2896.) 

1383.  Jülich,  vier  Hauptstädte  des  Herzogthums,  (Düsseldorf)  g.  Jülich- 
schen  Kanzler  u.  adelige  Deputirte  (Bonn) :  Diäten  von  4  rthlr.  Der  Landes- 
fürst.    1678.     (891/2897.) 

1384.  Jülich  [Gülich],  Dr.  juris  Heinrich,  (Jülich)  g.  Gebrüder  v.  Hompesch 
(ßollheim,  Frauenberg  u.  Burich):  AViedereinlösung  eines  an  den  Schwieger- 
vater des  V.  Johann  Sengel  versetzten,  auf  das  Vogtamt  Jülich  lautenden 
Erbrenten-Briefs  ad  100  Goldfl.   Stadt  u.  Hauptger.  Jülich.  1674.   (1015/3310.) 

1385.  Jülich,  Magistrat  der  Stadt,  g.  Elisabethe  de  Thier,  Wwe.  Johanns 
V.  Noe  (Brüssel):  Schuld forderung  von  4000  Speciesthalern.  Regierung  zu 
Düsseldorf.     1654.     (892/2898.) 

1386.  Jülich,  Magistrat,  g.  Johann  Driesens  Erben  (Jülich) :  Rechnungs- 
revisiou  u.  Forderung  von  7673  Fl.  12  Alb.  an  Auslagen  während  geführten 
Stadtrentmeiflter-Amtes.    Hofkanzlei  zu  Düsseldorf.    1687.    (893/2899.) 

1387.  Jülich,  SUdt,  g.  Johann  Pastor:  Schuldforderung  von  1200  Fl. 
rheinisch  Hauptgut  oder  jährlich  davon  zu  entrichtender  Erbzins  von  60  Fl., 
wofür  Gerhard  v.  Loen,  Herr  zu  Jülich,  1445  alle  Einkünfte  dieser  Stadt 
verpfändete.    Seh.  A.     1549.    (894/2900.) 

1388.  Jülich,  Landdechanten  des  Herzogthums,  g.  Landstände  des  Herzog- 
thoms  (Jülich):  Beschwerde  über  ein  der  Jülichschen  Geistlichkeit  aufgelegtes 
Kopfgeld.    Regierung  zu  Düsseldorf.     1679.    (895/2901.) 

1389.  Jülich,  Dechant  u.  Kapitel  des  Kollegiatstifts  unserer  lieben  Frau, 
g.  Eingesessene  zu  Jüchen  u.  Conrad  Probst  Vogt  zu  Oastcr:  Zehntbezug 
0.  darauf  gegründete  Last  des  Kirchenbaus  zu  Jüchen.  Regierung  zu 
Dasseldorf.     1639.    (896/2902.) 

1390.  Jülich,  Dechant  u.  Kapitel  der  Kollegiatkirche,  g.  Kaspar  Job.st 
V.  Tork  (Nordheringe^):  Ansprüche  an  das  als  heimgcfallenes  Lehn  ein- 
gezogene Schloss  Creutzau.  Knrpfölzischer  Hofrath  zu  Düsseldorf.  170L 
(897/2903.) 


204  Hermann  Veltman 

1391.  Jülich-  u.  Münstersche  Kupfermeister  (Jülich,  Münster)  g.  Jade 
Herschel  (Cornelimünster) :  Beschlagnahme  von  Gütern,  Schadenersatz  u.  In- 
jurien.    Abt  zu  Cornelimünster.     1686.     (898/2904.) 

1392.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken) :  Gerichtliche  Bestätigan^ 
der  Gerichtsordnung  u.  der  Extension  der  Kaiserl.  Privilegien  für  das  Herzog- 
thum  Jülich.    Rkg.     1560.    (1701/2830.) 

1393.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Düsseldorf) :  Insinuation  eines  Kaiserl. 
Privilegii  forj  et  de  non  evocando  bei  dem  Rkg.     1575.    (1702/2865.) 

1394.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  die  Münstersche  Fürstl. 
Regierung  (Münster) :  Jurisdiktion  in  der  Herrschaft  Merfeld.  Rkg.  1579.  (2865b.) 

1395.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  (Dinslaken)  g.  Johann  v.  Merfeld 
u.  cons.  (wurde  zu  A.,  Lüttich  u.  Tongern  angeschlagen):  Jurisdiktion  in 
der  Herrlichkeit  Merfeld.    Nicht  angeg.     1595.     (2873  b.) 

1396.  zu  Jülich,  Herzog  Wilhelm,  u.  Adolph  v.  Merfeld,  (Dinslaken): 
g.  Johann  v.  Merfeld  (wurde  zu  A.,  Lüttich  u.  Tongern  angeschlagen) 
Jurisdiktion  in  der  Herrlichkeit  Merfeld.    Rkg.     1596.    (2873  c.) 

1397.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  g.  Philipp  Sieg- 
raund,  Administrator  des  Stifts  Osnabrück,  Caspar  v.  Ohr,  Rudolph  v. 
Falkenberg  u.  cons.  (Iburg):  Hohe  u.  niedere  Gerichtsbarkeit,  Steuereinzug 
u.  andere  Hoheitsrechte  in  den  Dörfern  Diesen,  HinterlÄn,  Gleen,  Baur, 
Eickum,  Glandorf  u.  ßergfeld  u.  Auspfändung  Jülichscher  Unterthanen  da- 
selbst.    Rkg.     1597.     (2874.) 

l;}98.  zu  Jülich,  Herzog  Johann  Wilhelm,  (Düsseldorf)  für  Caspar  Degen, 
g.  Johann  Sander  (Melle):  Jährliche  Rente  von  3  alten  Reichsthalern  u.  19 
Osnabrückschen  Schillingen,  oder  62  rthlr.  8  gr.  Hauptsumme  auf  Caspar 
Degens  Erbe  zu  Eicken  im  Kirchspiel  Bur,  resp.  Jurisdiktion  im  Amte  Wetter. 
Fürstl.  Goger.  zu  Osnabrück.     1597.     (2875.) 

1399.  V.  Kaden,  Michael,  Rkg.-Prokurator,  (Speyer)  g.  Carl  Finke 
(Burtscheid):  9  Fl.  Prokurator-Gebühren  in  Sachen  des  V.  g.  Johann  Wallpott. 
Rkg.     1548.     (3/7.) 

1400.  Kaffaert,  Johann,  g.  die  Gläubiger  der  Maria  v.  Mas  triebt,  Nonne 
zu  St.  Ursula  in  A.,  namentlich  die  canonici  S.  Crucis  u.  Dionis  Dresden: 
Verpflichtung  des  V.,  die  Schulden  seiner  Schwägerin  Maria  v.  Mastricht  als 
deren  Erbe  zu  entrichten.    Seh.  A.     1759.    (5/21.) 

1401.  V.  Kaisersberg,  Georg,  Kanonikus,  g.  Franz  Theodor  v.  Sierstorpf, 
Kanonikus  (Cöln):  Beschlagnahme  von  14,  dem  Vogtmajor  zu  A.,  v.  Geyr, 
gehörigen  Fässer  Weins,  wegen  einer  Forderung  des  K's.  an  denselben  von 
3176  rthlr.    Rathsger.  Cöln.     1791.     (12/74.) 

1402.  Kaien,  Carl,  (Cöln)  g.  Tillmann  Schröder,  genannt  Eberhards, 
(A.):  Streit  über  den  Besitz  der  Ruschenmtthle  an  der  Schworbach  bei  A. 
Lehnger.  Schieiden.     1534.    (22/141.) 

1403.  Kalkbcmer,  Johann,  u.  cons.,  u.  Hans  Gerhard  Nüthon,  (Nürnberg) 
g.  Hans  Gresser,  Scharfrichter  (Cöln  u.  A.):  40  rthlr.  Kaufpreis  für  ein  Pferd 
u.  Arrest-Anlage.    Seh.  A.     1599.    (24/146.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergcricht.  205 

1401.  Kalkberner,  Johann,  Statthalter  des  Kaiserl.  freien  Hoflehens, 
(A.  Q.  Heidelberg)  g.  Hans  Nüthen,  genannt  Braomann  n.  cons.  (A.):  Streit 
über  den  Besitz  zweier  Lehenmühlen  bei  A.    Seh.  A.     1613.    (25/147.) 

1105.  Kalt,  Johanns  Wwe.,  g.  Georg  Burkhart:  Vindikation  eines 
Hauses  u.  Erbes  an  der  Burtscheider  Strasse  zu  A.   Seh.  A.    1534.   (31/158.) 

1406.  y.  Kamphaus,  Lucas*  Erben,  (Heinsberg)  g.  die  Erben  des  Heinrich 
Y.  Hallhofen  (Hüllhofen):  Rechnnngslage  über  geführte  Vormundschaft.  Seh. 
Heinsberg  resp.  Hofger.  Düsseldorf.     1658.    (46/219.) 

1407.  Kamphausensche  Erben,  (Heinsberg)  g.  Hüllhofensche  Erben 
< Hüllhofen):  Reassumtiou  der  unter  Nr.  1406  aufgeführten  Prozesssache. 
Rkg.     1693.     (47/220.) 

1408.  V.  Kamphauäen,  Maria,  Wwe.  v.  Harff,  (Heinsberg)  g.  Werner  v. 
Bock  (Pattem):  Zahlung  des  Kaufpreises  für  ein  Gut  zu  Kaulen.  Hofger. 
Düsseldorf.     1673.    (48/221.) 

1409.  V.  der  Kannen,  Ruland,  g.  Claus  Ruland:  Arrest-Anlage  auf  11 
englische  Giesssteine,  angeblich  dem  Johann  Gclduff  zu  Antwerpen  gehörig, 
wegen  einer  Forderung  an  denselben  für  4648  U  Kupferdraht.  Seh.  A. 
1548.     (84/278.) 

1410.  Kehrriss,  Hermann  u.  Gerhard,  (Düren)  g.  Johann  Kehrriss  (Düren): 
Erstattung  von  500  rthlr.,  welche  der  K.  für  seine  verkl.  Söhne  zur  Befreiung 
de«  von  diesen  geerbten  Nachlasses  des  Hilger  Sturm  bezahlt  hat.  Amt 
Düren.     1636.     (206/639.) 

1411.  Keil,  Johanns  Kinder  Vormundschaft,  (Düren)  g.  Peter  Godenau, 
Schatzmeister  (Cöln):  450  rthlr.  Königsthaler  aus  einer  Anweisung  des  Erz- 
herzogs u.  Bischofs  Leopold  zu  Strassburg.  Bürgermeister  u.  Rath  Cöln. 
1616.     (208a/648.) 

1412.  Keimer,  Schwede,  (Dansweiler)  g.  Cftcilie  Kistenraacher  (Freimers- 
dorf):  5  Malter  Roggen  jährliche  Erbrente.  Unterger.  Brauweiler  resp.  Seh. 
A.     1608.     (211/655.) 

1413.  Kemmerling,  Michael,  g.  Reinhard  Schorberg:  Entrichtung  von 
100  Müdden  halb  Weizen,  halb  Roggen,  welche  der  V.  dem  K.  verkauft  hat. 
Seh.  A.     1528.     (249/757.) 

1414.  Kemmerling,  Peter, (Euskirchen)  g.  Johann Hardernach (Euskirchen): 
Injurien-Klage.     Stadt-  u.  Hauptger.  Düren.     1628.     (250/760.) 

1415.  Kemper,  Thomas  Wwe.,  g.  Abt  u.  Schulthciss  zu  Cornclimünster: 
Cnbefugte  Verhaftung  der  K.  wegen  Schulden  ihres  verstorbenen  Mannes. 
Bkg.     1626.     (249/775.) 

1416.  Keris,  Anton,  (Düren)  g.  Hermann  Ingermann  (Düren),  Friedrich 
Kaiser  n.  cons.  (Marken):  Herausgabe  der  Hälfte  eines  Hauses  neben  dem 
Komthareihanse  in  Düren  an  die  Erben  der  verstorbenen  Ehefrau  dos  V. 
Anna  geb.  Kaiser.    Hauptger.  Düren.     1606.    (1116/3170.) 

1417.  Kerkering,  Gerhard,  Präeeptor  des  Gotteshauses  St.  Antonii  zu 
Cflln,   g.  Hermann  Haase,  Herr  zu   Türnich   u.   Frechen:    Vindikation  eines 


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206  Hermann  Veltman 

grossen  Stückes  Land  im  Frechener  Felde,  als  zum  Gotteshause  St.  Antonii 
gehörig.     Seh.  A.     1549.     (283/905.) 

1418.  Kern,  Simon,  Sekretär  der  Abtei,  (Burtscheid)  g.  Peter  Duppen- 
giesser  (A.):  Nicht  ersichtlich.    Seh.  A.     1542.     (307/947.) 

1419.  Kerriss,  Johann,  Rittmeister,  (Comelimünster)  g.  Johann  Jakob 
Reckers  (Comelimünster):  Theilung  des  Nachlasses  der  Wwe.  von  Wilhelm 
Kerris,  späteren  Ehefrau  des  Franz  Recker.  Seh.  Comelimünster.  1665. 
(319/971.) 

1420.  Kerriss,  Mathias,  Erben,  (Aldenhoven)  g.  Johann  v.  Düsseldorf 
genannt  Steraenberg,  Propst  zu  Xanten:  Streit  über  den  Besitz  des  Hofes 
Lohrewarth.    Hofger.  Clevet     1648.    (321/973.) 

1421.  Kerriss,  Johann  Andreas,  (Comelimünster)  u.  Abraham  Pelzer, 
(A.)  g.  Abt  Isaac  Hirz,  genannt  v.  Landscron  (Comelimünster):  Stömng  der 
K.  im  Besitze  des  ihnen  verliehenen  Kelmis-Bergwerks  zu  Eilendorf.  Rkg. 
1665.     (322/974.) 

1422.  Kerssgen,  Jacob,  (Frenz)  g.  Nikolaus  Duetsch  (A.):  Darlehns- 
forderung  u.  Arrest-Anlage.    Seh.  A.     1565.    (337/1002.) 

1423.  Kesselbüsser,  Dietrichs  Kinder,  (Kirchhoven)  g.  Gangolf  u.  Martin 
Peye  (Kirchhoven) :  Erbstreitigkeiten  zwischen  Abkömmlingen  aus  verschiedenen 
Ehen.  Stadt-  u.  flauptger.  Heinsberg  resp.  Vogt  u.  Seh.  zu  vor  dem  Hagen  *. 
1592.     (372/1059.) 

1424.  Kettenbreuer,  Wilhelm,  (Kelz):  g.  Wilhelm  v.  Bessenich,  als 
Vogt  der  Pfarrkirche  zu  Kelz :  Rechnungslage  über  erhobene  Kirchen-Gefälle. 
Hauptger.  Jülich  resp.  Amtmann  zu  Nideggen.     1530.    (403/1123.) 

1425.  V.  Kettenis,  Balthasars  Wwe.  u.  Kinder,  g.  Wilhelm  u.  Balthasar 
V.  Kettenis,  Kinder:  Streit  über  das  von  Balthasar  v.  Kettenis  nachgelassene 
Vermögen.    Seh.  A.     1557.     (405/1135.) 

1426.  Kettenis,  Johann,  g.  Mathis  Nutt  u.  Mathis  Holzmacher:  Streit 
über  eine  Schenkung  von  500  rthlr.  von  Seiten  der  Barbara  Sehern.  Seh.  A. 
1638.     (406/1186.) 

1427.  Kettenis,  Christian,  g.  Winand  Frühauf  modo  Adolph  Heidtgen: 
Nachbarliche  Baustreitigkeiten.    Seh.  A.     1716.    (407/1138.) 

1428.  Ketzgen,  Eberhard,  (Geretshofen)  g.  Anton  AVeidenfeld  oder  Wyden- 
feldt  (Gross-Mönchhoff):  Streit  über  das  zum  Nachlasse  der  Eheleute  Adam 
V.  Loewenich  gehörige  Gut  Klein-Geretshofen.  Seh.  Bedburg  u.  A.  1602. 
(473/1216.) 

1429.  Keuper,  Johann,  g.  Mathias  Schauf:  Nicht  ersichtlich.  Seh.  A. 
1624.     (489/1241.) 

1430.  V.  Keverberg,  (^arl  Emanuel,  genannt  Meven,  (Altengohr  u.  Linze- 
nich)  g.  Erben  v.  Broich  (A.):  Herausgabe  des  Nachlasses  des  Bürgermeisters 
Caspar  v.  Schwarzenberg.    Seh.  A.     1701.    (491/1244.) 

1431.  Kifl%,  Wwe.,  ( Weiss weilcr)  g.  Heinrich  Wunderlich  u.  cons. 
(Weissweiler):   Streit  über  den  Besitz  eines  Hauses  nebst  Zubehör,  herrührend 

1)  Vgl.  Fabricias  o.  o.  O.  S.  269. 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  207 

ans  dem  Konkurse  des  Wolff  zu  Welssweiler.   Hofrath  zu  Düsseldorf.    1712. 
(625/1612.) 

1432.  de  Kinsky,  Franziscus  Friedericus,  (Holonia)  g.  Mauritius  Guilel- 
mns  de  Klnsky  (Holonia*):  Possessio  toparchiae  de  Holonia  ad  lapides  in 
fendum'  a  curia  Corneliimonasteriensis  moventis.  Curia  feudalis  abbatiac 
S.  Corneliimonasteriensis.  1725.  —  Abgeg.  nach  Belgien,  Reichsarchiv  zu 
Brüflsel,  am  19.  September  1856.    (1641.) 

1433.  V.  Kinsky,  als  Herr  der  unmittelbaren  Reichsherrlichkeit  Stein, 
(Stein)  g.  die  Seh.  des  Königl.  Stuhls  zu  A.  u.  Lenz  Meuris  (Stein):  Mandat 
an  die  V.,  sich  aller  Kognition  u.  Avokation  in  den  zum  Ger.  Stein  gehörigen 
Sachen  zu  enthalten,  sowie  an  dem  Mitverkl.  Meuris  nur  bei  dem  Ger. 
Stein  Recht  zu  suchen  u.  zu  nehmen.  Rkg.  1746.  —  Abgeg.  nach  Limburg, 
Provinzial-Gerichtahof  zu  Mastricht,  am  27.  April  1852.    (1646.) 

1434.  V.  Kinzweilcr,  Wilhelm,  Herr  zu  Mtiddersheim,  g.  Michael  v.  Kinz- 
weiler's  Wwe.  (Mtiddersheim)  u.  Erben  (Bedbur):  Erbtheilung  zwischen 
Kindern  verschiedener  Ehen,  namentlich  in  Betreff  des  Stammhauses  Müdders- 
heim  im  Erzstifte  Cöln,  Amt  Lechenich.  Kaiserl.  Kommissarien.  1598. 
(636/1651  a.) 

1435.  V.  Kinzweiler,  Wilhelm,  (Müddersheim)  g.  Ftirstl.  Jülichsche  Statt- 
halter u.  Räthe  (Düsseldorf):  Vollstreckung  des  Erkenntnisses  in  Sachen  des 
K's.  g.  seinen  Halfmann  auf  dem  Vinkenberger  Hofe  wegen  Besitzstörung 
o.  8.  w.,  welches  von  den  Seh.  zu  Neukirchen  im  Amte  Grevenbroich  erlassen 
i»t.    Rkg.     1620.     (637/1651  b.) 

1436.  3Cipp,  Lambert,  g.  Simon  Schere:  Streit  über  den  Nachlass  der 
Eheleute  Mathiaa  Schardinell.    Seh.  A.     1535.     (638/1654.) 

1437.  Kipp,  Lambrecht,  g.  Johann  Stein:  Nicht  ersichtlich.  Seh.  A.  1543. 
(639/1655.) 

1438.  Kipp»  Lambrecht,  g.  Jacob  Winrich,  genannt  Krach:  Nicht  ersicht- 
lich.   Bürgermeister  u.  Rath  zu  A.     1548.    (640/1656.) 

1439.  Kipp,  Lambrecht,  g.  Martin  Nueth:  Eviktionsleistung  wegen  ge- 
wi8«;r  auf  den  dem  K.  verkauften  Aeckern  ruhenden  Zinsen  u.  Lasten. 
8ch.  A.     1542.     (1126/3187.) 

1440.  v.  Kirchberg,  Johann,  Vikar  (A.)  u.  Peter  v.  Kirchberg  (Jülich), 
g.  Gertrud  Bnngart  n.  Georg  Stallknecht  (Hambach):  125  Goldg.  aus  einer 
Schnld-Verschreibung  des  Vogts  Werner  v.  Kirchberg  zu  Jülich.  Hauptger. 
Jülich.     1530.     (643/1670.) 

1441.  an  dem  Kirchhofe,  Maria,  Wwe.  des  Reinhard  v.  Lehen,  (Düren) 
g.  die  Kinder  des  Reinhard  v.  Lehen  (Düren):  Streit  über  die  Gültigkeit  des 
Testaments  des  Reinhard  v.  Lehen  u.  Herausgabe  des  väterlichen  Nachlasses. 
8ch.  Düren.     1536.    (666/1718.) 

1442.  Kirschsiepen*,  Gemeinde,  g.  die  Gemeinden  Höningen  u.  Busch: 

*,  ?  Hollo^e  »ur  Oeer.  Vgl.  deCcjrswarom,  Memoire  historique  aur  U's  uncionaos 
limit««  de  1a  province  de  Limbourg.    1H57,  8.  108. 
■)  KinohfeUfeD,  Kr.  Sohleiden. 


208  Hermann  Veltman 

Streit  über  die  Wegegerechtigkeit  der  verkl.  Gemeinde  behufs  ihrer  Vieh- 
trift „zum  Eicharz**  zwischen  dem  „Zeutersberg"  n.  dem  „Hongersiepen*. 
Kanzlei  zu  Reifferscheid.     1737.     (680/1748.) 

1443.  Kirsgen,  Johann,  u.  die  Töchter  des  Dionis  Kessler,  (A.)  g.  N. 
Wernsler  (Breslau):  4000  Goldg.  Entschädigung  für  weggenommene  Waaren. 
Seh.  A.     1543.     (682/1753.) 

1444.  Kirsken,  Jacob,  (Frenz)  g.  Andreas  Emonts  u.  Jacob  SchafFrath: 
Klage  wegen  Betrugs,  wodurch  der  V.  den  Gottschalk  Ross  aus  Haaren  um 
sein  Vermögen  gebracht  hat.    Seh.  A.     1655.    (684/1756.) 

1445.  Kitzgen,  Goddart,  g.  Wwe.  Bleienheuf,  Gertrud  geb.  Erven: 
717  rthlr.  aus  gegenseitigen  Rechnungen.  Richter  u.  Seh.  A.  1566.  (692/1790.) 

•  1446.  Klarwasser,  Johann,  (Weissweiler)  g.  Mathis  u.  Florenz  Müller 
(Weissweiler):  Störung  der  Kinder  des  K.  im  Besitze  des  von  ihrem  Gross- 
vater Werner  Müller  geerbten  Hauses  nebst  Ländereien  in  der  Herrlichkeit 
Weiss  Weiler.    Schultheiss  u.  Seh.  Weissweiler     1678.    (121/411.) 

1447.  Klinker,  Wilhelm,  (Jülich)  g.  den  Priester  Nicolaus  Fabry  (Jülich): 
Jährliche  4  Malter  Roggen  als  Zinsen  eines  Darlehns.  Seh.  Rungen  (?)  im  Lande 
Jülich.     1527.     (701/1833.) 

1448.  Klockart,  Frambach,  g.  Geschwister  v.  der  Kannen:  Eine  Erb- 
theilung;  näheres  nicht  ersichtlich.     Seh.  A.     1562.     (947/2529.) 

1449.  Klocker,  Michael,  g.  Christine  Klocker:  Theilung  des  elterlichen 
Vermögens.     Seh.  A.     1610.     (946/2528.) 

1450.  Klocker,  Hermann,  g.  Idgin  Debolts:  Zahlung  eines  jährlichen 
Zinses  von  2  Fl.  von  einem  Stücke  Land  in  der  Feldmark  von  A.  Meier  u. 
Ger.  A.     1514.     (949/2532.) 

1451.  Klocker,  Maria,  Erben,  (A.)  g.  Johann  u.  Anton  v.  Werd  (Linnich): 
Entrichtung  von  Zinsen  u.  Renten.  Ger.  Merzenich  resp.  Hauptger.  Jülich. 
1520.     (950/2533.) 

1452.  Klocker,  Jakob,  g.  die  Gläubiger  des  Balthasar  Moll:  Herausgabe 
des  zum  Konkurse  gehörigen  Hauses  „zum  Lämmchen"  in  A.  Seh.  A.  1637. 
(952/2535.) 

1453.  Klocker,  Hermann,  g.  Lambrecht  v.  Teil:  8  Fl.  u.  5  Fl.  Zinsen. 
Seh.  A.     1536.     (951/2534.) 

1454.  Klotz,  Johann,  g.  Johann  Pflaum :  Herausgabe  des  Nachlasses  des 
Petrus  Starz,  welcher  dem  K.  von  des  letztern  Halbbruder  Christian  am  Zaun 
cedirt  worden  ist.     Richter  u.  Seh.  A.     1643.     (959/2555.) 

1455.  Kloubert,  Mathis,  u.  Johann  Brammert  (Cornelimünster)  g.  Bernard 
Schreiber  u.  Peter  Schmidt,  als  Kransche  Erbgenahmeu  (Cornelimünster): 
Herausgabe  des  Nachlasses  des  Mathias  Ganser  u.  Streit  über  die  Folgen  der 
Gütergemeinschaft.     Lehngericht  Cornelimünster.     1655.     (960/2570.) 

1456.  Kloubert,  Johann  Caspar,  g.  Gerhard  Finke:  Streit  aus  einem 
gemeinschaftlich  betriebenen  Weinhandel,  insbesondere  Rechnungslage.  Scb. 
A.     1785.     (961/2571.) 


Aachener  Prozesse  am  Reichskamraergericht.  209 

1457.  Knapp,  Quirin,  (Düren)  g.  Peter  Strom  (Brandenburg):  Nicht 
ersichtlich.  Seh.  Lendersdorf,  auf  Unterweisung  des  Hauptger.  Jülich.  1538. 
(122/419.) 

1458.  Kncit,  Nicolaus,  (Sienacken  in  comitatu  Gronsfeld)  g.  Domina  et 
conventuales  coenobii  (Zymmut?):  4  floreni  annui  reditus.  Scabini  in  Sienacken  \ 
resp.  scabini  Aquenses.  1527.  —  Abgeg.  nach  Limburg,  Provinzial-Gerichts- 
hof  zu  Mastricht,  am  27.  April  1852.    (1390.) 

R59.  Knip,  Anton,  (Poll)  g.  Theiss  v.  Poll  (Hof  Poll  im  Fürstenthum 
Jülich):  Besitz  des  Poller  Hofs,  zugehörig  den  Eheleuten  Stockum.  Vogt 
u.  Scb.  des  Ger.  Hoenkirchen  u.  Hauptger.  Jülich.     1548.    (708/1862.) 

1460.  V.  In-  u.  Kniphausen,  Iko,  Freiherr  zu  Eltern  u.  Vogelsang,  Erb- 
meier zu  Bastenach,  (Kniphausen)  g.  Bürgermeister  Dietrich  Verko,  als  Ehe- 
mann der  Wwe.  v.  Bronkhorst  geb.  Catharine  v.  Eiteren  (A.):  Verpflichtung 
des  V.,  die  während  der  Besitzzeit  der  Ehefrau  des  K's.  aus  der  Herrschaft 
Vogclsang  (in  Belgien  bei  Sonhofen)  gezahlten  Pensionen  dem  K.  zu  erstatten. 
Offizial  zu  Lttttich.     1595.    (1867.) 

1461.  Koch,  Mathis'  Wwe.,  Hans  Dechant  u.  cons.,  g.  Hans  Fischer, 
Lambrecht  Lodderbcin  u.  cons.,  Fuhrleute:  Erstattung  des  Werthes  für  weg- 
genommene Wagen  mit  darauf  befindlich  gewesenen  Wein,  welche  K.  von 
CTdn  nach  Lüttich  fahren  sollten,  ihnen  aber  von  Geldrischen  Kriogsleuten 
weggenommen  sind.    Seh.  A.     1588.    (746/1968.) 

1462.  Koch,  Heinrich,  g.  Christian  Bogenmeier:  Injurien-Klage.  Seh. 
A.     1548.     (756/1995.) 

1463.  Kockart,  Wilhelm,  (Burtscheid)  g.  die  Wwe.  des  Heinrich  v.  Husen, 
Gertrud  geb.  zum  Raben  (Burtscheid):  12  Fl.  jährlicher  Zinsen  laut  Obligation. 
Ger.  Burtscheid.     1530.    (768/2039.) 

1464.  Kockart,  Wilhelm,  (Burtscheid)  g.  Peter  v.  luden  (A.):  11  Müdden 
Roggen  jährlichen  Erbpachtzinses.  Ger.  der  Herrlichkeit  Burtscheid.  1532. 
(769/2040.) 

1465.  Kockart,  Frambach,  (Burtscheid)  u.  cons.  (A.)  g.  Mathias  Silber- 
bomer  (A.):  Theilung  eines  Hauses  u.  Erbes  in  der  Stadt  A.,  von  Albrecht 
Y.  Münster  herrührend.     Seh.  A.     1533.     (770/2041.) 

1466.  Kockart,  Jacob,  (Burtscheid),  g.  die  Aebtissin  zu  Burtscheid: 
Streit  aus  dem  Pachtkontrakte  über  eine  Mühle  bei  Burtscheid  u.  Klage  auf 
Räomung  derselben.    Ger.  Burtscheid  resp.  Seh.  A.    1542.    (771/2042.) 

1467.  Kockart,  Heinrich,  (Burtscheid),  g.  die  sechs  Wald  verordneten  zu 
Bartscheid:  Aufnahme  des  K's.  in  das  Amt  der  AValdverordneten  in  Folge 
der  Ernennung  der  Äbtissin  zu  Burtscheid.  Ger.  Burtscheid.  1559.  (772/2043.) 

1468.  Kockelkorn,  Andreas,  Erben,  (A.)  g.  Johann  Ortmann  u.  cons. 
(Hüfbach):  Vindikation  von  7  Morgen  elterlichen  Landes,  belegen  auf  dem 
Haucnlialle.  v.  Bongartsches  Ger.  zu  Heyden  bei  A.  resp.  Kanzlei  zu  Düssel- 
dorf.    1643.     (778/2045.) 


')  Vgl.  Loertoh  boi  Haagcn,  Gösch ichte  Achcnß  Bd.  I,  S.  859. 

14 


210  Hermann  Veltman 

1469.  Kockelkorn,  Bartholomäus,  g.  Tönges  Debej:  Streit  über  den 
Besitz  eines  Hauses  in  A.    Seh.  A.     1646.    (919/2433.) 

1470.  Koemann  [oder  Eoumann],  Mathis,  g.  Adolph  Glocker  u.  Johann 
Prtine:     105  Fl.  für  Ablösung  einer  Komrente.    Seh.  A.     1549.    (840/2230.) 

1471.  Koen,  Johann,  g.  Catharine  Süchtelen,  genannt  Süsteren :  Arrest^ 
Anlage;  weiteres  nicht  ersichtlich.    Seh.  A.     1548.    (782/2058.) 

1472.  Konen,  Johann,  u.  die  Wwe.  des  Franz  Nicolaus  Kannengiesser, 
(Düren)  g.  die  Schneider-  u.  Tuchscheerer-Zunft  zu  Düren:  Einziehung  der 
von  den  V.  errichteten  Scheerwinkel.  Hofrath  zu  Düsseldorf.  1733.  (801/2144.) 

1473.  König,  Jacob,  (Düren)  g.  Emmerich  Kempten  u.  Melchior  v.  Vianden 
(Merzenich):  Abfindung  der  K.  vom  elterlichen  Vermögen,  nachdem  der  V. 
die  Mutter  der  K.  wieder  geheirathet  hat.   Seh.  Merzenich.    1540.   (841/2233.) 

1474.  König,  Mathäus,  u.  Servatz  Karlis,  g.  Johann  u.  Cornelius  Vellinger : 
Unbefugte  Arrest-Anlage  auf  den  Nachlass  des  Philipp  König  zu  A.  wegen 
rückständigen  Kostgeldes  u.  s.  w.    Seh.  A.    1641.    (846/2249.) 

1475.  Körschgen,  Theodor,  g.  Marie  Elisabeth  van  Pier,  Joseph  Schiffe 
u.  cons. :  Ungültigkeit  der  von  Mathias  Rochus  van  Pier  dem  V.  vermachten 
Legate  ad  400  rthlr.    Seh.  A.     1756.     (924/2464.) 

1476.  Körstgen  [oder  Kersgen],  Bartholomäus,  g.  Laurenz  Groote  (A.) 
Namens  seiner  Schwiegermutter,  Wwe.  Schreiber  (Düsseldorf):  Streit  aus 
einem  Mieth-Kontrakte  über  ein  Haus  am  Büchel  zu  A-  Seh.  A.  1733. 
(923/2463.) 

1477.  Kolff  V.  Vettelhofen,  Franz,  (Hausen)  g.  Dietrich  v.  Zwecnbrüggen 
(Broich):  Abfindung  der  Ehefrau  des  K's.  von  den  Reuschenbergschen  Gütern. 
Hofger.  Düsseldorf.     1636.     (809/2186.) 

1478.  Kolff  V.  Vettelhofen,  Otto  Heinrich,  (Hausen)  g.  Johann  v.  Harff 
(Nörvenich):  Zahlung  von  1000  rthlr.  aus  dem  Hofe  zu  Kauweiler,  laut 
Vergleich.    Hofger.  Düsseldorf.     1685.    (810/2187.) 

1479.  Kolf  V.  Vettelhofen,  Johann,  (Hausen)  g.  Johann  v.  Harff  (Nörve- 
nich): 1000  rthlr.  aus  dem  Erbgute  Kauweiler  im  Kirchspiele  Nörvenich. 
Hofger.  Düsseldorf.     1695.    (811/2188.) 

1480.  Kolf  V.  Vettelhofen,  Otto  Heinrich,  (Hausen),  g.  den  Domsänger 
Freiherm  v.  Harff  (Dreiborn):  Caducitätserklärung  verschiedener  kurmüdigen 
Güter,  relevirend  vom  Arffter-  u.  Kesselers-Hofe  zu  Gilstorf  (Gielsdorf  bei 
Bonn?).  V.  Harffsches  Hofger.  auf  dem  Gellers-Hofc  zu  Vettelhofen,  resp. 
Hofger.  Düsseldorf.     1695.    (812/2189.) 

1481.  Kolff  V.  Vettelhofen,  Otto  Heinrich,  (Hausen)  g.  Freiherr  Hanxler 
V.  Reuschenberg  (Setterich):  Theilung  der  Reuschenbergschen  Erbgüter, 
namentlich  des  Hofs  Reuschenberg.    Hofger.  Düsseldorf.     1693.    (813/2190.) 

1482.  Kolff  V.  Vettelhofen,  Otto  Heinrich,  (Hausen)  g.  Dechant  u.  Kapitel 
zu  Jülich:  Erbpachtzins  von  jährlich  2  Malter  Roggen  aus  dem  Hofe  des 
V.  zu  Kauweiler.    Hofrath  zu  Düsseldorf.    1699.    (814/2191.) 

1483.  V.  Kolff,  Johann  Wilhelm  Damian,  (Hausen),  g.  die  Erbgenahmen 
Linden,  namentlich  Engelbert  Stössberg  u.  Peter  Dovelich  (Remagen):  Ver- 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  211 

«chiedene  Forderungen,  wofür  K.  den  Hof  des  V.  zu  Gilstorff  antlchretisch 
benutzen.    Hofrath  zu  Düsseldorf.     1719.     (815/2192.) 

1484.  V.  Kolff,  Wilhelm  u.  Damian,  (Hausen)  g.  Ernst  Bertram  v.  Hall 
(Landscheid):  Rittermässige  Aussteuer  der  Mutter  des  E^s.  geb.  y.  Kolff. 
Hofrath  zu  Düsseldorf.     1730.    (816/2193.) 

1485.  Kompstaff  [oder  Kumstaflf]»  Cäcilie,  g.  Peter  Kock:  Herausgabe 
eines  Hauses  u.  Erbes  in  der  St.  Albrechtsstrasse,  weil  es  väterliches  Stock- 
gut ist.-    Seh.  A.     1566.    (839/2227.) 

1486.  V.  Kothausen,  Gotthard,  (Dalem)  g.  Heinrich  u.  Martin  v.  Kot- 
baoscn  (Dalem):  Streit  über  das  Gut  Kothausen;  näheres  nicht  ersichtlich. 
Schnltheiss  u.  Seh.  Jülich.     1548.    (793/2092.) 

1487.  Kox,  Erbgenahmen,  (Düren)  g.  Bürgermeister  u.  Rath  der  Stadt 
Düren:  Streit  aus  der  Anstellung  des  Kox  als  Steuer-Empfänger  zu  Düren 
u.  Suspension  des  V.  vom  Dienste.  Geheimer  Rath  zu  Düsseldorf.  1745. 
(943/2518.) 

1488.  V.  derKoyffen,  Wwe.,  (Heze)  g.  Seh.  Pelzer:  1000  rthlr.,  welche 
Diedrich  v.  der  KoyflFen  zur  Betreibung  seines  Prozesses  g.  die  Gemeinde 
Slenaken  vom  K.  geliehen  hat.  Gräfl.  Plettenbergsches  Ger.  Wittem.  1748. 
—  Abgeg.  nach  Limburg,  Provinzial-Gerichtshof  zu  Mastricht,  am  27.  April 
1852.    (2520.) 

1489.  Krafft,  Krato,  (Jülich)  g.  die  Exekutoren  des  Testaments  der 
Adelheid  v.  Nettessen  (nicht  ersichtlich):  Forderungen  an  den  Nachlass  der 
V.  0.  Arrest-Anlagen;  näheres  nicht  ersichtlich..  Kurfürstl.  Kommissarien 
zu  Cöln.     1629.     (147/465.) 

1490.  Kramp,  Leonard,  Kellner  des  Domkapitels,  g.  Paulus  v.  Herl: 
Ablieferung  des  Geldes,  welches  der  V.  als  Kellncr-Gehülfe  für  den  K.  ein- 
{Cenommen  hat    Seh.  A.     1570.    (161/497.) 

1491.  Kramp,  Hans,  (Linden)  g.  Maria  v.  Forschum  («A.):  Erfüllung 
eines  Kanfkontrakts  über  Lehengüter,  relevirend  vom  Hause  Wilhelmstein. 
Seh.  Linden  resp.  Hauptger.  Jülich.     1560.    (162/498.) 

1492.  Kramp,  Kaspar,  (Hegger-Hof  im  Amte  Angermünde)  g.  Gertrud 
Doronbusch  (Erkelenz):  Streit  über  den  Besitz  des  Hofes  „zur  Hegge**  im 
Amte  Angermünde.  Das  Amt  zu  Angermünde  resp.  Kanzlei  zu  Düsseldorf. 
1584.     (163/499.) 

1493.  Kraus,  Gillis,  g.  Gerhard  Merx:  Herausgabe  des  Testaments  der 
Eheleute  Cristian  Merx,  sowie  des  Nachlasses  derselben.  Seh.  A.  1684. 
(185/560.) 

1494.  Krauthausen,  Peter,  (A.)  g.  Amtmann  Bomemann  (Hellinghausen): 
K&nfkontrakt  über  9  Stück  Wein  u.  Arrest- Anlage  auf  dieselben  zu  Münster. 
Kanzlei  zu  Detmold.     1753.    (577.) 

1495.  Kreitz,  Wilhelm,   (Cornelimünster)  g.  Dr.  Siegmund  Mese  (A.): 

Rückgabe  von  100  Dukaten,  welche  K.  dem  V.  vorgeschossen  hat  zu  seiner 

ßefreiang  aus  den  Händen  des  Obrist-Lioutnants  Piccolomini  im  Regimente 

Harranta.    Seh  A.     1680.    (589/1487.) 

14* 


212  Hermann  Veltman 

1496.  Kremer,  Johann,  (Warden)  g.  Heinrich  Carls  (Warden):  Xach- 
lass  der  Schwester  der  Mutter  des  K.  Seh.  Warden  rcsp.  Hauptger.  Jülich. 
1537.     (595/1505.) 

1497.  Kremer,  Andreas,  (Geilenkirchen)  g.  Johann  Pitzwege  (Geilen- 
kirchen): Vorkaufsrecht  in  Betreff  eines  Lehnguts  im  Amte  Heinsherg. 
Lehnger.  Heinsherg.     1556.    (597/1507.) 

1498.  Kremer,  Peter,  (Düren)  g.  Wilhelm  Möckel  (Düren):  Das  Haas 
„zur  Lilie"  am  Markt  zu  Düren.  Stadt-  u.  Hauptger.  Düren.  1614.  (602/1517.) 

1499.  Kremer,  Peters  Erhen,  (Geilenkirchen)  g.  Peter  u.  Heinrich  Krämer 
(Geilenkirchen) :  Testament  u.  Nachlass  des  Peter  Krämer  d.  Ä.  Amt  Geilen- 
kirchen resp.  Hofger.  Düsseldorf.     1628.    (1149/3249.) 

1500.  Krenke,  Wwe.  Sophie,  (Mascyk)  g.  Jacoh  Haeh  u.  cons.  (Ophoven): 
Streit  über  den  Besitz  der  von  Wendel  Schommachcr  nachgelassenen  Güter 
zu  Ophoven.  ünterger.  Ophoven  in  L,  Ger.  Wessem  *  in  IL,  Hauptger.  A.  in 
in.  Inst.     1630.     (608/1531.) 

1501.  Krichel,  .lohann,  g.  die  Wwe.  des  Martin  Kredel:  Herausgabe 
des  Beutels  mit  Geld,  welchen  der  V.  von  dem  zu  Metz  an  der  Pest  ge- 
storbeneu Ehemann  der  K.  empfangen  hat.    Seh.  A.     1555.    (728/1901.) 

1502.  Krichel,  Johann,  g.  Wwe.  Fusche:  25  Fl.  Zins  von  einem  Hause 
in  der  Cölner  Strasse.    Seh.  A.     1554.    (729/1902.) 

1503.  Krickel,  Johann,  g.  Melchior  Ohnesorg:  Injurien-Klage,  weil  der 
V.  den  Ehebruch  seiner  Tochter,  der  Ehefrau  des  K's.,  mit  Simon  Kettlcr 
aus  Berlin  begünstigt  habe  u.  Rückgabe  des  von  seiner  Ehefrau  weggeschafften 
Vermögens.     Seh.  A.     1570.     (730/1903.) 

1504.  V.  Kriekenbeck  u.  v.  Blanche  als  Horpuschesche  Erben,  (Schönau) 
g.  La  Marche  (Schönau)  u.  Dr.  Völliger  u.  Theodor  Boss  (A.):  Der  La 
Marchoschc  Hof  bei  Nierstein  nebst  Zubehör.  Ger.  der  Herrschaft  Schönau 
resp.  Seh.  A.  »1757.     (731/1905.) 

1505.  v.  Kriekenbeck,  Gotthard,  genannt  Ophoven,  (Kriekenbeck)  g.  Wwe. 
Scheidtgen  oder  Scheiken  (Kipshoven):  Grenzstreitigkeiten  in  Betreff  von 
Grundstücken.   Ger.  Wassenberg  resp.  Hofger.  Düsseldorf.    1566.   (732/1906.) 

1506.  Krieger,  Martin,  (Düren)  g.  Emund  Lechenich  (Düren):  Injurien- 
Klage,  weil  der  V.  den  K.  einen  Schelm  gescholten.  Hauptger.  Düren. 
1585.     (733/1915.) 

1507.  Krohe,  Johann,  oder  Krehe,  (Weyhe)  g.  Franz  Leyendecker  (Merode) : 
Injurien-Klage  wegen  Vorwurf  des  Mordes.  Schultheiss  u.  Seh.  in  der  Weihe 
resp.  Hauptger.  Jülich.     1534.    (990/2696.) 

1508.  Kropp,  Johann  Heribert,  g.  die  Erbgenahmen  Duppengiesser : 
Theilung  des  Nachlasses  der  Wwe.  des  Conrad  Duppengiesser  resp.  Heraus- 
gabe desselben.     Seh.  A.  1779.     (1000/2723.) 

1509.  Kroppenberg,  Stephans  Wwe.  (in  der  Wehe)  g.  Eentmeister  Johann 
Bockhorst,  (Paland)  u.  Johann  Dücher,  (in  der  Wehe):  26  Dukaten  u.  10  rthlr. 
laut  Abrechnung.  Seh.  in  der  Wehe  resp.  Hauptgor.  Jülich.  1605.  (1001/2725.) 

<)  Vgl.  Loorsch  bei  Haagen  a.  a.  O.  Bd.  I,  S.  860  ff. 


Aachener  Prozesse  am  Reichskammergericht.  213 

1510.  Krosch,  Eobert,  (Aldenhoven)  g.  Franz  v.  Pfaflfendorf,  genannt 
Frambach  (Bergheim):  450  rthlr.  Darlehn.  Amt  Bergheim  resp.  Hofger. 
Düsseldorf.     1617.    (1002/2726.) 

1511.  Krüger,  Hans,  genannt  Thujr,  (Düren)  g.  Peter  u.  Franz  v. 
Haren  (Haren):  Ein  von  Scheiflfard  v.  Merode,  Herrn  zu  Bornheim,  herrührendes 
Crüi  genannt  Hoern,  im  Ger.  Lendersdorf.  Richter  u.  Seh.  Lendersdorf  resp. 
Haoptger.  Düren.     1531.    (1077/3088.) 

1512.  Krümmel,  Johanns  Wwe.,  g.  Bernard  Koumann:  5  Fl.  jährlicher 
Zinsen.    Seh.  A.     1599.     (1098/3119.) 

1513.  Krune,  Leonhard,  g.  Christian  Pryme:  Mitgebrauch  eines  Wasser- 
»prangs  auf  dem  Hofe  des  K's.  an  der  Cölner  Strasse.  Seh.  A.  1571.  (1 104/3127.) 

1514.  Kuck,  Carl,  (?)  g.  Adam  Bysmann:  Nicht  ersichtlich.  Seh.  A. 
1548.     (1013/2769.) 

1515.  Kuck,  Gebrüder,  (Frankfurt)  g.  Gottfried  u.  Christoph  Ruland 
(A.  u.  DüsseldorO:  Arrest-Anlage  auf  das  Haus  der  V.  nebst  Zubehör  in 
dem  Hasshol ter  Holz  belegen,  wegen  1800  rthlr.  aus  einer  Obligation.  Seh.  A. 
1643.     (1015/2772.) 

1516.  Kugelmann,  Peter,  g.  Adam  Beissmann :  Streit  über  einen  Tauch- 
Kontrakt  in  Betreff  von  Grundstücken.    Seh.  A.    1550.    (1024/2795.) 

1517.  Kuik,  Johann,  (Kalkofen  bei  A.)  g.  Jacob  Quarte  u.  Johann 
Kockelhofen  (Kalkofen):  Herausgabe  des  Nachlasses  des  Peter  Quarte  von 
Seiten  des  verkl.  Stiefvaters.    Seh.  A.     1636.    (1029/2864.) 

1518.  Kupper,  Felix,  g.  Sebastian  Kracht,  Namens  seines  Bruders  Jacob 
T.  Antorf,  auch  Wynrich  genannt:  Streit  über  das  von  Kerstchen  Bosse  nach- 
gelassene Vermögen.     Seh.  A.     1543.     (1045/2989.) 

1519.  Kupper,  Felix,  g.  Wilhelm  v.  Lutten  u.  Wwe.  des  Kerstchen 
Bosae:  Ansprüche  aus  einem  Gesellschafts-Kontrakte.  Seh.  A.  1548.  (1046/2990.) 

1520.  Kusebusch,  Johann,  g.  Arnold  Frenz  (Schönau):  Schadensklage 
TOD  200  rthlr.  ans  einem  Pferdehandel.  Bürgermeister-Ger.  A.  1590.  (1058/3020.) 

1521.  Küster  oder  Kustor,  Dietrich,  (Düren)  g.  Adolph  v.  Heimbach 
(Düren):  Jährliche  Zinsen  u.  Renten  aus  dem  Bezirke  Merzenich.  Seh. 
Merzenich  u.  Hauptger.  Jülich.    1531.    (1060/3023.) 


Die  Entwickelung  der  Dürener  Stadtverfassung  vom 
Verbundbriefe  1457  bis  zum  Finalreglement  1692. 

Vortrag, 

gehalten  in  Düren  beim  Sommerausflug  des  Aachener  Geschichtsvereins 

am  22.  Juli  1896  von  August  Schoop. 

lieber  die  Verfassung  der  Stadt  Düren  schrieb  vor  mehr 
denn  250  Jahren  der  Franziskaner  Jakob  Polius,  der,  bekannt- 
lich ein  geborener  Dürener,  sich  1634  als  Guardian  im  Franzis- 
kanerkloster Bethanien  in  Düren  nachweisen  lässt  ^  Seine 
Vindiciae  antiquitatum  Marcoduri,  welche  bis  zum  J.  1640  reichen, 
sind  nur  in  einem  handschriftlichen  Exemplar  im  Stadtarchiv  von 
Düren  vorhanden.  Sie  haben  den  Herausgebern  der  Materialien  ^ 
vielfach  als  Quelle  gedient,  enthalten  eine  Reihe  werth voller  Mit- 
theilungen und  verdienten  gedruckt  zu  werden^. 

Polius  verbreitet  sich  in  seinem  Buche  ausführlich  über 
die  gesammten  Einrichtungen  und  Zustände  seiner  Vaterstadt 
und  sucht  dieselben  auf  ihren  Ursprung  zurück  zu  führen.  Nach 
Art  der  älteren  Annalisten  verlegt  er  diesen  in  möglichst  ferne 
Zeiten,  wodurch  er  naturgemäss  in  manche  Irrthümer  verfällt. 
So  berichtet  er,  Düren  sei  von  Marcus  Agrippa  gegründet  (S.  6  f.). 


')  Brief  des  Pohus  vom  6.  Dezember  1634,  dessen  Manuskript-Samm- 
lung einverleibt,  lieber  diese,  sowie  über  die  Glaubwürdigkeit  des  Polius 
und  der  Materiahen  s.  Schoop,  Geschichte  der  Ewaldus-Schützcngilde  in 
Düren  (Düren  1896),  S.  11  Anm.,  S.  13  Anm.,  S.  28  Anm.  —  Vindiciae  S.  19 
nennt  Pohus  den  Reiner  Hartefeld  seinen  venerabilis  praeceptor.  Dieser  war 
1600  Rektor  der  Dürener  Stadtschule  (Stadt-Archiv,  Stadtrechnung  dieses 
Jahres  S.  43). 

•)  Bonn,  Rumpel  und  Fischbach,  Sammlung  von  Materiahen  zur 
Geschichte  Dürens  und  seiner  nächsten  Umgebung,  Düren  1835—1854. 

•)  Das  Werk  brauchte  nur  auszugsweise  gedruckt  zu  werden,  da  es  mit  einer 
Reihe  geschichthcher,  antiquarischer  und  etymologischer  Exkurse  durchsetzt 
ist,  welche  mit  der  Geschichte  der  Stadt  nichts  gemein  haben  und  auch  an 
und  für  sich  werthlos  sind. 


Die  Entwickelung  der  Dttrener  Stadtverfassung  von  1457—1692.    215 

Otto  I.  habe  Düren  zur  Reichsstadt  erhoben  und  Otto  III.  sie 
als  solche  bestätigt  (S.  77  und  78  0.  Düren  habe  schon  vor 
der  Verpfändung  das  Recht  gehabt,  selbstständig  Münzen  zu 
schlagen  (S.  85^)  u.  s.  w.  Nach  der  Chronik  der  Anuntiaten 
in  Düren  von  Jakob  ßürvenich  starb  der  unermüdliche  Mann, 
dem  als  Lokalgeschichtsforscher  besonders  seiner  Zeit  das  höchste 
Lob  gebührt,  am  6.  Juni  1656  ^  In  neuerer  Zeit  haben  einige 
Mittheilungen  über  Dürens  Verfassungsgeschichte  gebracht  die 
Materialien*,  sowie  Brüll  an  einigen  Stellen  seiner  Chronik  der 
Stadt  Düren.  Eine  kritische  Verfassungsgeschichte  von  Düren 
war  bisher  bei  der  Unzugänglichkeit  des  städtischen  Archivs 
noch  nicht  möglich.  Diese  Abhandlung  soll,  auch  für  den  behan- 
delten Zeitraum,  nur  eine  Vorarbeit  sein,  wir  veröffentlichen 
sie,  da  bis  zur  Vollendung  des  geplanten  grösseren  Werkes 
noch  geraume  Zeit  vergehen  dürfte,  über  Dürens  Verfassung 
noch  wenig  bekannt  und  das  Bekannte  nicht  frei  von  Irr- 
thüraern  ist. 

Düren  wurde  1241   oder  vielmehr  1242^  bekanntlich  dem 


*)  Die  Materialien  lassen  bereits  Karl  den  Grossen  Düren  zur  Reichs- 
stadt erheben  (S.  54),  ofiPenbar,  weil  sie  des  Polius  Erzählung  von  der  Rolands- 
statuc,  welche  Karl  Düren  geschenkt  haben  soll  (a.  a.  0.  S.  79),  in  diesem 
Sinne  gedeutet  haben. 

•)  Vgl.  hierzu  Werminghof  f.  Die  Verpfändungen  der  niederrheinischen 
Städte  S.  133.  Als  einen  ferneren  Beweis  dafür,  dass  Düren  nie  eine  selb- 
ständige Münze  besessen,  erachten  wir  die  Thatsache,  dass  derselben  weder 
in  den  Verpfandungsurkunden,  noch  in  einer  der  städtischen  Ordnungen  Er- 
wähnung geschieht. 

')  Die  Chronik  befindet  sich  als  Manuskript  im  städtischen  Archiv  in 
Düren.  Wir  lesen  S.  113:  „den  6.  Juni  ist  zu  Coeln  bei  unsern  Brüdern  im 
Kloster  zu  den  Oliven  nach  langjähriger  Krankheit  gottselig  im  Herrn  ent- 
schlafen unser  ehrwürdiger,  vielgeliebter  Vater  P.  Jacob  Polius,  welcher 
dieses  unsers  Kloster  zu  Düren  getreuer  Beichtvater,  und  unsers  h.  Ordens 
grosser  Liebhaber  gewesen.  Sonst  hat  er  das  Amt  eines  Guardian  in  vielen 
Klöstern  mit  grossem  Lob  und  Eifer  versehen,  als  Bilefeld,  Brühl,  Niedberg, 
Düren,  Dorsten,  Beurich,  Hamm,  Koblenz,  Oppenheim.  Ingleiehen  achtmal 
das  Amt  eines  Definitor  vertreten.  Von  anno  1619  bis  zu  seinem  Tode  war 
rr  Tag  und  Nacht  beschäftigt  die  Chroniken  aller  Klöster  dieser  Kölnischen 
und  anderer  Provinzen  zu  schreiben." 

*)  S.  54  f.  und  S.  81  f. 

*)  Die  Urkunde  ist  ihrem  Worlaut  nach  von  Friedrich  II.  im  Oktober 

1241  zu  Cremona,  in  Wahrheit  aber  im  Namen  des  Kaisers  und  im  März 

1242  von  König  Konrads  Kanzler  ausgestellt.  (Vgl.  Loersch  in  den  Publik, 
der  Gesellschaft  für  rhein.  Geschichtskunde  Bd.  VII,  S.  211  und  Zeitschrift 
deä  Aachener  Geschichtsvcrcins  Bd.  XV,  S.  87,  42,  49  ff.) 


216  Angast  Schoop 

Grafen  von  Jülich  durch  Friedrich  II.  verpßlndet^   Der  Kaiser 
nennt  die  Stadt  „oppidum  nostrum",  sie  war  also  damals  Reiclis- 
stadt.  Die  Pfandsumme  wurde  niemals  zurückgezahlt,  die  Stadt 
aber  auch  den  Herren  von  Jülich  nicht  zu  eigen  übertragen  und 
so   nahm  Düren   bis   zur  Auflösung   der   alten  Verfassung    in 
seinem  Verhältniss  zum  Reich  eine  Doppelstellung  ein.     Dem 
Namen  nach  blieb  es  Reichsstadt,  den  thatsächlichen  Verhält- 
nissen nach  aber  entwickelte  es  sich  zu  einer  Jülich-Bergischen 
Landstadt,  gewann   Sitz  und  Stimme  auf  dem  Landtage  und 
war  eine  der  vier  Hauptstädte  des  Herzogthums  Jülich.   Diese 
Doppelstellung  Dürens  findet  ihren  symbolischen  Ausdruck  in 
dem  Schöffensiegel,  welches  links  den  Reichsadler,  rechts  den 
Jülichschen  Löwen  zeigte 

An  Dürens  Charakter  als  Reichsstadt  gemahnen  uns  die 
beiden  Stadtsiegel.  Das  grössere,  das  Königliche,  in  den  älteren 
Urkunden  auch  das  „meiste  Siegel''  der  Stadt  genannt,  trägt 
das  Bildniss  eines  deutschen  Königs  ^  Es  hat  die  Um- 
schrift: Hoc  est  sigillum  regale  oppidi  Durensis.  Im  städti- 
schen Archiv  ist  es  nur  an  wenigen  Urkunden  erhalten*.  Das 
kleinere,  Sekret-Siegel  genannt,  zeigt  den  deutschen  Reichsadler. 
Es  trägt  die  Umschrift:  Sigillum  consulis  et  senatus  civitatis 
Durensis.  An  zahlreichen  Urkunden  unseres  Archivs  ist  das- 
selbe erhalten. 

Der  reichsstädtische  Charakter  Dürens  ist  ferner  gewahrt 
in  den  Eingangsworten  der  Eide,  welche  die  städtischen  Beamten 
Bürgermeister,  Schöffen,  Räthe  schworen.  Die  Formeln  enthalten 
sämmtlich  den  Satz,  dass  die  Schwörenden  der  Kirche  und  den 
Herzögen  von  Jülich  treu  und  hold  sein  wollen  „als  von  wegen 
des  Reiches".    Die  älteste  erhaltene  Fassung  dieser  Formeln 


*)  Zwei  Kopien  im  Dürener  St.-A.  D.  Nr.  1,  ohne  Monatsdatum,  in  der 
Handschrift  des  ausgehenden  16.  Jahrhunderts.  Eine  derselben  stammt  aus 
einem  Kopienbuche  der  Stadt  Aachen  und  ist  von  dem  Stadtschreiber  Mathias 
Duppengiesser  ausgefertigt.  Gedruckt:  Materialien  S.  171  mit  dem  allge- 
meinen Monatsdatum  Oktober.  Dasselbe  Datum  bei  Huillard-Breholles 
Bd.  VI,  S.  824. 

•)  Zahlreiche  Urkunden  mit  diesem  Siegel  im  städtischen  Archiv,  die 
älteste  1441,  Mai  11.    Gedruckt  bei  Schoop  a.  a.  0.  S.  95. 

")  Des  zo  Urkunde  .  .  .  hain  wir  burgemeister  .  .  .  onser  stcdo  meyste 
siegil  an  diesen  brief  gehancgen.  Urk.  1376,  April  6.  St.-A.  D.  Nr.  7, 
Kopie;  Original  im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf. 

^)  ü.  a   P   Nr.  276  und  277. 


Die  Entwickelung  der  Dttrener  Stadtverfassung  von  1457 — 1692.    217 

stammt  aus  .dem  J.  1591  ^  Endlich  ist  Düren  mehrfach  zum 
Reichstage  beschieden  worden,  in  unserra  Arohiv  nachweisbar 
157G,  1594,  1602,  1640'^.  Die  Stadt  schickte  die  Originale 
der  kaiserlichen  Einladung  an  die  Hofkanzlei  nach  Düsseldorf, 
und  der  Herzog  erklärte  dann,  dass  er  dieselbe  vertreten  wolle  ^ 
Im  Jahre  1653  aber  war  Düren  durch  den  Li centiaten  Hermann  von 
Berg  auf  dem  Keichstage  zu  Regensburg  vertreten*;  1722  wird 
es  durch  ein  kaiserliches  Reskript  aufgefordert,  als  Reichsstadt 
5000  Gulden  zur  Türkensteuer  beizutragen,  Düren  wehrt  sich 
energisch  und  der  Herzog  resp.  Kurfürst  verspricht  seine  Sache 
zu  vertretend  Von  da  ab  hören  wir  nicht  mehr,  dass  Düren 
als  Reichsstadt  zu  irgend   einer  Leistung  aufgefordert  wurde. 

Wir  verfolgen  nunmehr  den  Wandel  seiner  Verfassung  unter 
der  Regierung  der  Herren  von  Jülich  von  dem  vorgesteckten 
Zeitpunkte  an. 

Der  Verbundbrief,  datirt  vom  25.  April  1457^,  ist  ausgestellt 
von  den  beiden  damaligen  Herren  von  Jülich,  Herzog  Gerhard 
von  Jülich-Berg  und  Gerhard  von  Loen  „ein  Herr  zu  Jülich"  und 
Graf  zu  Blankenheim.  Die  Einleitung  besagt,  dass  in  den  letzten 
Jahren  allerlei  Zwistigkeiten  entstanden  zwischen  Bürgermeister, 
SchöflFen  und  Rath  einerseits,  sowie  gemeinen  Bürgern  anderseits. 
Das  Klagelied  von  dem  Streite  dieser  beiden  Parteien  durch  tönt 
wie  die  Städtegeschichte  überhaupt,  so  auch  die  Geschichte 
Dürens  bis  zur  Auflösung  der  alten  Verfassung. 

Der  Verbundbrief  bringt  zunächst  Bestimmungen  über  die 
Wahl  und  die  Kompetenzen  der  städtischen  Beamten.  Jedes  Jahr 
wird  ein  neuer  Bürgermeister  gewählte  Der  Wahltag  ist  nicht 
angegeben,  indessen   dürfte  damals  bereits,   wie  später,   diese 

*)  So  lautet  der  Eitigang  zum  Schöffeneid:  Ich  N.  schweren  ind  ge- 
loeven  der  heiliger  kirchcn,  vort  meinem  gnedigen  landesfürsten  ind  herrn, 
hcrtzougcn  zu  Guilge  als  von  wegen  des  reiches  ind  der  stat  Deurcn 
treu  int  holt  zu  sein.    St.-A.  Vg.  E. 

•)  St.-A.  Vg.  R.  Düren  zum  Reichstage. 

»)  a.  a.  0. 

*)  Schreiben  desselben  vom  7.  und  15.  September  1653  a.  a.  0. 

*)  Mehrere  diesbezügliche  Aktenstücke  a.  a.  0. 

«)  St.-A.  f).  Nr.  19.  Or.  Pm.,  abgedruckt  in  den  Materialien  S.  96  ff. 
IUt  bischst  mangelhafte  Abdruck  weicht  von  der  Sprache  des  Originals  der 
Art  ab,  dasd  man  kaum  annehmen  kann,  dieses  habe  ihm  zu  Grunde  gelegen. 
Auch  eine  Kopie  aus  dem  Ende  des  16.  Jahrhunderts  (St.-A.  Vg.  0.)  hat 
dnen  weit  bessern  Text  als  der  Abdruck. 

0  VgL  unten  S.  238,  §1. 


218  August  Schoop 

Wahl  am  letzten  Tage  des  Jahres  stattgefunden  haben.     Sie 
wird  vollzogen  1.  vom  abtretenden  Bürgermeister,  2.  von  den 
sieben  Schöffen,  3.  von  den  acht  Eathsherren,  4.  von  sieben 
Bürgern,   welche   die   Gemeinde   zu   diesem   Akte   entsendet  ^. 
Es  waren  dies  im  ganzen  23  Personen;  da  aber  die  Urkunde 
beständig  von  22  Personen  redet,  welche  die  Wahl  zu  vollziehen 
hatten  ^,80  erhellt,  dass  der  abtretende  Bürgermeister  nicht  mit 
wählte,  sondern  nur  die  Wahl  leitete.    Sie  fiel  entweder  auf  eine 
dieser  22  Personen,  oder  auf  einen  andern  Bürger  aus  der  Gemeinde. 
Im  letzteren  Falle  entsandte  die  Bürgerschaft  nur  6  Vertreter  zur 
WahH.    Offenbar  fand  unter  den  Klassen  der  zu  erwählenden 
Personen  ein  regelmässiger  Turnus  statt,  da  ja  die  Gemeinde 
sonst  vorher  nicht  wissen  konnte,  ob  sie  sechs  oder  sieben  Ver- 
treter zu  der  Wahl  zu  entsenden  habe.    Die  Wähler  aus  der 
Gemeinde  leisteten  vor  der  Wahl  einen  besonderen  Eid*.   Bezüg- 
lich ihres  Charakters  heisst  es  ganz  allgemein,  dass  sie  sein  sollen 
„eirber,  nutze,  unbesprochen  man  ind  darzo  die  bequemsten  syu", 
während  später  der  Kreis  derselben  genauer  festgelegt  wird. 

Der  Amtskreis  des  Bürgermeisters  war  damals  ausgedehnter 
wie  heute,  indem  er  im  Verein  mit  dem  städtischen  Rath  nicht 
bloss  die  laufenden  Ausgaben  festsetzte  und  sonstige  die  Stadt 
betreffende  Verfügungen  traf,  sondern  auch  die  städtischen  Ein- 
nahmen selbst  einkassirte,  also  gleichzeitig  das  Amt  eines  städ- 
tischen Eentmeisters  versah.  In  dieser  seiner  Verwaltungsthätig- 
keit  stand  ihm  ein  engerer  Ausschuss  aus  dem  Rath  zur  Seite, 
dessen  Mitglieder  in  den  Stadtrechnungen  seine  Beisitzer  genannt 
werden.  Es  waren  dies  damals  fünf  Personen:  der  abtretende 
Bürgermeister,  auch  „alte"  Bürgermeister  genannt,  ein  Schöffe 
und  drei  Rathsherren^ 

Am  Schlüsse  des  Amtsjahres  musste  der  Bürgermeister  über 
seine  Verwaltung  Rechenschaft  ablegen.    Es  geschah  dies  zu 


»)  Vgl.  unten  S.  239  f.,  §  7. 

•)  Vgl.  ebenda. 

')  Vgl.  ebenda. 

*)  ...  de  mit  den  andern  vunftzien  by  . . .  der  kur  des  burgermeisters 
vurs.  syn  suUen  ind  yre  eydc  darup  doin  as  gewoenlich  is. 

*)  Sunder  as  unser  stat  vurs.  gulde  rente  ind  gcvelle  up  zo  hcyen  ind 
uys  zo  geven  geburent,  dat  sali  der  nuwe  burgermeister  doin.  Dae  sali 
mit  by  syn  der  aide  burgermeister,  eyn  schefifen  ind  eyn  van  den  ocrersten 
gekoeren  raitzluden  yurs.  ind  zwene  van  den  gekoercn  raitzluden  van  unser 
gemeyner  burger  weigen. 


220  August  Schoop 

Die  Schöffen  blieben  offenbar  damals  schon  wie  später  zeit- 
lebens im  Amte,  ergänzten  sich  durch  Kooptation  und  bedurften 
der  landesherrlichen  Bestätigung. 

Die  Rathsleute  werden  in  zwei  Klassen  eingetheilt,  in   die 
vier  von  den  „obersten  Bürgern",  und  die  vier  „von  der  Gre- 
meinde  wegen **.     Vier  von  diesen  Rathsleuten,  nämlich  z-wei 
von  den  obersten,  später  Alträthe  genannt,  und  zwei  von  denen 
aus  der  Gemeinde,  die  späteren  Jungräthe,  traten  alljährlich  ab. 
An  deren  Stelle  wählten  die  Schöffen  und   die  vier  im  Amte 
verbleibenden  Rathsleute  zwei  zu  den  Räthen,  die  aus  den  Reihen 
der  „obersten"   Bürger  hervorgingen.     Die  Geschworenen  des 
Wollenamtes  aber  und  sämmtliche  Ambachtsmeister  wählten  zwei 
zu  den  Räthen  „von  der  Gemeinde  wegen"  und  zwar  aus  ihren 
Reihen  ^  Diese  Bestimmungen  über  die  Rathsleute  gewähren  uns 
einen  interessanten  Einblick  in  die  soziale  Gruppirung  der  Bürger- 
schaft.   Wir  sehen  die  Bürger  in  zwei  Klassen  eingetheilt.   In 
die  der  obersten,  welche  man  auch  Patrizier  oder  Gesclilechter 
nennen  kann,  und  die  der  gemeinen  Bürger,  welche  zweifellos 
den  zünftisch  gegliederten  Theil  der  Bürgerschaft  ausmachten. 
Da  die  Schöffen  an  Rang  stets  über  den  Alträthen  standen,  so 
darf  man  unbedenklich  behaupten,  dass  auch  sie  ausschliesslich 
aus  den  Geschlechtern  hervorgingen. 

Bekanntlich  beginnt  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters 
in  den  meisten  deutschen  Städten  der  grosse  Kampf  der  Zünfte 
gegen  die  Geschlechter,  ein  Kampf,  der  häufig  mit  blutiger  Er- 
bitterung geführt  wurde  und  theils  mit  dem  Siege  der  einen 
oder  anderen  Partei,  theils  auch  mit  einem  Kompromiss  beider 
endete.  Ob  in  Düren  Zunftkämpfe  stattgefunden  haben,  lässt 
sich  nicht  nachweisen;  zur  Zeit  des  Verbundbriefes  aber  lagen 
die  Verhältnisse  so,  dass  zwar  die  Geschlechter  den  bedeutendsten 
Antheil  am  Stadtregiment  hatten,  aber  auch  die  Zünfte  stark 
darin  vertreten  sind.  Von  den  fünfzehn  Rathspersonen  gehörten 
elf  den  Geschlechtern,  vier  den  Zünften  an.  Diese  hatten  ferner 
Antheil  an  der  Wahl  des  Bürgermeisters,  theils  indem  die  von 
ihnen  erwählten  Rathsleute  mitwählten,  theils  und  besonders 
indem  sie  •  noch  sieben  weitere  Vertreter  zu  dieser  Wahl  ent- 
sandten. Auch  konnte  der  Bürgermeister  aus  ihren  Reihen 
gewählt  werden  (s.  oben)  und  sie  waren  stark  vertreten  bei  der 


»)  Vgl  unten  S.  238,  §  2. 


222  August  Schoop 

Philippstrasse  und  Kämergasse  vom  Brande  verschont  blieben 
(S.  466).  Düren  hatte  1558  wieder  655  Bürger,  welche  zur 
Türkensteuer  herangezogen  wurden^,  eine  Thatsache,  die  sich 
schlecht  in  Einklang  bringen  lässt  zu  dem  Berichte  der  Mate- 
rialien, dass  1543  mehr  als  2500  seiner  Bewohner  bei  der  Ver- 
theidigung  umgekommen  seien.    (S.  467). 

Die  „neue  Ordnung**,  1545  von  Herzog  Wilhelm  von  Jülich 
erlassen  *,  hebt  eingangs  wieder  hervor,  dass  unter  den  Bürgern 
Streitigkeiten  entstanden  über  die  Wahl  des  Bürgermeisters, 
Rathsleute,  Siebenter  und  Ambachtsmeister. 

Bezüglich  der  Wahl  des  Bürgermeisters  heisst  es  jetzt 
ausdrücklich,  dass  dieselbe  auf  Neujahrsabend  stattfinden  solle  ^. 
Sie  wird  vollzogen  vom  städtischen  Rath  und  einer  Person  aus 
jedem  Ambacht*.  Der  Kreis  der  Wähler  aus  der  Bürgerschaft 
ist  somit  schon  etwas  enger  begrenzt  wie  zur  Zeit  des  Ver- 
bundbriefes. 

Die  Zahl  der  Beisitzer  in  der  Verwaltung  der  städtischen 
Einkünfte  ist  auf  sechs  erhöht,  es  sind  der  alte  Bürgermeister, 
ein  Schöffe  und  je  zwei  aus  den  beiden  Klassen  der  Rathsleute  ^ 

Wie  früher,  so  musste  der  Bürgermeister  auch  jetzt  über 
seine  Verwaltung  Rechenschaft  ablegen '^,  doch  jetzt  nur  vor 
seinen  Wählern':  die  sieben  Geschworenen  des  WoUenamtes^ 


*)  Steuerlistc  dieses  Jahres  im  St.-A.  zu  Düren. 

*)  Abgedruckt:  Materialien  S.  132  ff.  in  einem  Exemplar  im  St.-A.  zu 
Düren.  Der  Text  enthält  zwar  auch  Fehler,  ist  jedoch  besser  wie  der  vom 
Verbundbriefe. 

')  Ouch  sal  man  alle  jaer  einen  neuwen  burgermeister  kiesen  up  neuwe 
jairs  avent. 

*)  Wanne  sulcher  burgermeister  gekoren  wirt,  dae  sullen  bei  sein  die 
kiesen  helfen  die  seven  seheffen,  die  vier  van  dem  aldcn  rait  und  vier  von 
dem  gemeinen  rait  und  van  ederem  ambacht  ein  person,  und  oevermitz  die- 
selve  Personen  suU  der  burgermeister  usgancks  seins  jairs  vur  denselvgen 
seine  rechentschaft  thun. 

*)  Vemer  soe  sullen  deme  burgermeister  zu  gedain  sein,  die  dat  jair 
uis  bei  ime  sitzen  und  der  stat  sachcn  tracteren  helfen  zeven  personen, 
nemlich  der  neue  burgermeister,  der  alt  burgermeister,  ein  schefFen,  zwien 
van  deme  alden  rait,  zwien  van  deme  neuwen  rait. 

•)  Eingangs  der  Stadtrechnungen  aus  dieser  Zeit  findet  sich  die  Formel: 
Dit  is  die  rechenschaft  und  bewisunch  mein  .  .  .  zerzeit  burgermeister  der 
stat  Düren  van  allem  innemen  und  usgeven  ich  van  wegen  der  stat  cnt- 
phangen  und  bynnen  diesen  jaire  widerumb  usgegcven. 

^  S.  Anm.  4,  Schluss. 


224  August  Schoop 

das  Rentmeisteramt  versehe.  Zur  Rechenschaftsablage  wird  jetzt 
auch  der  herzogliche  Beamte  in  Düren,  der  Schultheiss,  hinzu- 
gezogen (§  13).  Sodann  ist  hier  zuerst  die  richterliche  Kom- 
petenz des  Bürgermeisters  erwähnt.  Er  darf  nicht  über  Kriminal- 
sachen urtheilen  —  diese  gehören  zur  Kompetenz  des  Schult- 
heissen  — ,  sondern  nur  über  bürgerliche  Sachen,  wie  Vergehen 
gegen  Maass,  Gewicht  und  dergl.  Die  Vollziehungsgewalt  aber 
steht  dem  Schultheissen  zu  (§  4). 

Die  Zahl  der  alten  Räthe  ist  auf  sechs  gestiegen  und  zu- 
gleich bestimmt,  dass  sie  gleich  den  Schöffen  zeitlebens  im  Amte 
bleiben  sollen  (§  6  und  §  9).  Bezüglich  der  Wahl  der  alten 
Räthe  ist  ein  Widerspruch  festzustellen :  §  8  heisst  es,  sie  sollen 
zeitlebens  im  Amte  bleiben  „falls  sie  es  nicht  verwirken",  §11, 
es  solle  mit  der  Wahl  des  alten  und  gemeinen  Rathes  gehalten 
werden  wie  vor  alters,  und  §  12  ausdrücklich,  dass  alle  Jahre 
zwei  Alträthe  abtreten  sollen.  Demnach  verbleiben  wenigstens 
nicht  alle  zeitlebens  im  Amte.  Vielleicht  regelte  sich  die  Sache 
so,  dass  die  vier  ältesten  Räthe  zeitlebens  im  Amte  blieben, 
während  die  zwei  jüngsten  jährlich  wechselten.  Die  zahlreichen 
Akten  über  die  Alträthe  (Vg.  Ar.)  werden  uns  über  diesen  Punkt 
hoffentlich  Aufklärung  bringen. 

Als  neue  Bestimmung  tritt  hinzu,  dass  alle  Bürger  Dürens 
dem  Fürsten  und  der  Stadt  einen  Eid  ablegen  müssen,  sowie 
dass  zwei  Bürgerbücher  anzulegen  sind,  in  denen  die  Namen 
sämmtlicher  Bürger  eingetragen  sein  sollen  (§  18).  Bücher  mit 
dem  Namen  Bürgerbücher  schlechthin  sind  im  Archiv  nicht  mehr 
erhalten,  wohl  aber  Steuerbücher,  welche  theilweise  mit  dem 
Namen  Bürgerbuch  betitelt  sind. 

Die  eben  besprochene  Ordnung  wurde  1596  von  Herzog 
Wilhelm  bestätigt  (Or.  St. -A.  Vg.  0.).  Eine  Ergänzung  zu  dieser 
Ordnung  bringt  die  Polizeiordnung  der  sieben  Ambachte  vom 
J.  1558,  „mit  Vorwissen  unseres  lieben  Herrn  und  S.  F.  G. 
hohen  Befehlshabers"  von  Bürgermeister,  Schöffen  und  Rath 
der  Stadt  Düren  gesetzt  ^  Die  Einleitung  weist  auf  die  vorige 

^)  Gedruckt:  MateriaUen  S.  135  f.  Leider  ist  uns  diese  wichtige  Ord- 
nung nur  erhalten  in  einer  Kopie  „ex  authentica  copia  descriptum''  und 
einer  jungem  Abschrift  derselben.  Jene  stammt  der  Schrift  nach  aus  dem 
Ende  des  16.  Jahrhunderts,  diese  aus  dem  J.  1674.  Der  Abdruck  in  den 
Materialien  ist  ein  höchst  fehlerhafter,  theilweise  sinnentstellender,  es  sind 
ganze  SteUen  ausgelassen,  daher  citiren  wir  nach  dem  älteste\i  handschrift- 
lichen Text,  der  freilich  an  einigen  Stellen  zweifeUos  auch  nicht  ganz  genau  ist. 


_j 


226  August  Schoop 

sie  noch  3  s.  Einschreibegebühren  zu  erlegen.  Es  konnten 
die  Gebühren  bei  Armen  je  nach  den  Verhältnissen  gemindert 
werden  ^ 

Auswärtige,  welche  eine  Dürener  Bürgerstochter  heiratheten, 
erwarben  das  Bürgerrecht  gegen  einen  V2  Goldgulden.  Sie 
mussten  acht  Tage  nach  der  Hochzeit  vor  dem  Eathe  erscheinen, 
sich  über  ihre  früheren  Verhältnisse  ausweisen,  und  ebenfalls  3  s. 
Einschreibegebühren  erlegen. 

Niemand  durfte  Häuser  oder  Stuben  vermiethen,  bevor  der 
Rath  für  die  betreffende  Person  die  Erlaubniss  ertheilt  hatte*. 

Die  gesammte  Bürgerschaft  ist  eingetheilt  in  sieben  Am- 
bachte  oder  Aemter:    1.  Wollenamt,  2.  Schmiede,   3.  Brauer, 

4.  Bäcker,  5.  Schneider,  6.  Schuhmacher,  7.  Holzamt.  Zu  jedem 
Amte  gehören  eine  Anzahl  von  Zünften  oder  Bruderschaften. 
So  gehörten  zum  Schneideramt:  die  Tuchscheerer,  Buntwirker, 
Pelzer,  Wundärzte  (!),  Hutmacher,  Wappensticker  und  Glas- 
macher (Materialien  S.  137,  21).  Zum  Holzamte  gehörte  die 
Katharinenbruderschaft,  d.  h.  die  Zimmerleute,  Leiendecker, 
Maurer,  dann  die  Bernhardsbruderschaft,  als  Pliesterer  (a.  a.  0. 

5.  137,  23).  Die  einem  Amte  zugetheilten  Handwerker  hiessen 
die  Beigekorenen,  man  kann  im  Gegensatz  hierzu  wohl  die 
Zunft,  welche  dem  Amte  den  Namen  gab,  die  führende  Zunft 
nennen.  Jede  zu  einem  Amte  gehörige  Zunft  hatte  ihre  eigenen 
Satzungen;  damit  die  führende  Zunft  diese  ihre  Stellung  nicht 
missbrauche,  wird  ausdrücklich  bestimmt,  die  Beigekorenen  in 
ihrem  Leuffenrecht  „unbeschwert"  zu  lassend 

Die  politischen  Vertreter  des  Ambachts  sind  die  „Siebenter", 
nach  ihrer  Zahl  benannt.     Sie  konnten  sowohl  aus  der  führen- 


')  §  10.  ...  und  die  burgerschaft  mit  einem  goldg.  zu  ledderen  cmbern 
und  rustungh,  und  drei  s.  inzuschreiben,  .  .  .  erlegen.  Sonen  jedoch  hier- 
inne die  armen  nach  gelegenheit  der  Sachen  verschont  werden. 

*)  §  1 1.  ...  wenn  auswendige  an  bürgersdoechter  inwendig  verheiratet 
werden,  die  sollen  die  burgerschaft  zu  erwerben  nemlich  einen  halben 
goldg.  erlegen,  und  nach  umbganck  acht  dagen,  so  sei  samen  bevolhen  weren 
vor  einem  ersamen  raith  erscheinen,  ihren  schein  wie  vurs.  vurbrengen  und 
sich  mit  dreien  Schillingen  in  daz  burgerboich  inschrie ben  laissen.  —  §  12. 
...  die  ghene,  so  heuscr,  chameren  zo  verhueren  haben,  sollen  kheinen  ohne 
solchen  bewies  underhalten  noch  anncmen,  so  lange  bis  das  sei  van  einem 
ersamen  raith  zugelaissen.  .  .  . 

')  §  22.  Item  es  sollen  alle  die  ambachter  soviel  ir  leuffenrecht  be- 
langt vor  sich,  wie  von  alters  her,  gepruchen,  davon  ire  bei  verordneten 
unbeschweret  laissen. 


228  August  Schoop 

der  sehr  grossen  Bedeutung  der  Ambachts-  und  Zunftmeister 
für  das  ganze  städtische  Leben,  behalten  wir  uns  füi'  später  vor. 
Jedem  Amte  war  ein  Schöffe  und  ein  alter  Rath  zugetheilt, 
damit  dieses,  wie  es  heisst,  „in  zufallenden  Sachen  desto  besser 
zu  berathschlagen  habe".  Da  aber  nur  sechs  Alträthe  waren, 
so  vertrat  der  alte  Bürgermeister  die  Stelle  des  siebenten,  und 
zwar  soll  er  mit  dem  ältesten  Schöffen  dem  Wollenamt  zuge- 
theilt sein.  Dieses  galt  demnach  immer  noch  für  das  ange- 
sehenste. Gehörte  der  alte  Bürgermeister  aber  zu  den  Schöffen 
oder  zu  den  Alträthen,  so  soll  er  zwei  Aemtern  zugewiesen  sein, 
also :  ist  er  ein  Schöffe,  so  vertritt  er  noch  die  Stelle  eines  Alt- 
rathes,  ist  er  ein  Altrath,  so  vertritt  er  zwei  Alträthe  ^  Wir 
ersehen  aus  diesen  Bestimmungen,  dass  der  Bürgermeister  aus 
drei  verschiedenen  Klassen  wählbar  war. 

Ueber  die  Bedeutung  der  Ausdrücke  Amt,  Gaffel,  Zunft,  Bruder- , 
Schaft  stellen  wir  vorläufig  Folgendes  fest:  „Ambacht"  bezeichnet 
für  Düren  in  erster  Linie  die  politische  Seite  der  Vereinigung. 
Jedes  Ambacht  entsandte  einen  Vertreter  zur  Wahl  des  Bürger- 
meisters, zur  Rechnungsablage,  die  Siebenter  werden  bei  wich- 
tigen die  ganze  Stadt  betreffenden  Angelegenheiten  mit  zu  Rathe 
gezogen,  die  21  Ambachtsmeister  wählten  die  gemeinen  Räthe 
(s.  oben).  Gaffel  wird  mit  Ambacht  vielfach  identisch  gebraucht. ' 
In  der  „neuen  Ordimng"  heisst  es:  suUen  ouch  in  unser  stat 
Duiren  niet  nie  als  seven  ambachter  oder  gaffeln  sein;  bei  dem 
vorhin  genannten  Proteste  werden  Verordnete  aus  den  sieben 
Gaffeln  entsandt  u.  m.  Indessen  lässt  sich  doch  auch  ein  Unter- 
schied feststellen.  In  der  neuen  Ordnung  lesen  wir:  Wanne  die 
ambachten  up  iren  gaffeln  des  jairs  meister  kiesen.  Hier  könnte 
unter  Gaffel  der  Ort  gemeint  sein,  wo  die  Wahl  stattfand,  man 
nannte  diesen  auch  die  Gaffelleuffe  oder  kurz  Leufe.  Ferner 
wird  Gaffel  gebraucht  zur  Bezeichnung  des  geselligen  Zusammen- 
seins.   So  lesen  wir  in  der  Bogenschützen-Ordnung  von  1551 


^)  §  14.  Damit  nun  ein  jedes  ambacht  mit  besonderen  personen  aus  dem 
raith  versehen,  sich  in  zufallenden  Sachen  desto  besser  zu  beraitschlagcn 
haben,  ist  demnach  einem  jedorem  ambacht  einer  aus  den  scheffen  und  aus 
dem  alten  raith  einer  .  .  .  zugethain  worden.  Und  so  denn  der  von  dem 
alten  raith  sees  sein,  soll  derhalben  der  alte  burgermeister  zu  jeder  zeit  die 
siebende  stat  des  alten  raiths  vertreten,  das  er  nemlich  mit  dem  ehesten 
scheffen  bei  das  wullenambacht  das  jair  gehen  sali.  ...  Im  pfall  der  alte 
burgermcister  ein  scheffen  oder  von  dem  alten  raith  werc,  sali  er  auf  zwien 
orteren  der  gebur  halten. 


Die  Entwickelung  der  Dtirener  Stadtverfassung  von  1457—1692.    229 

(Schoop  a.  a.  0.  S.  96):  Und  uf  pinxstaich,  wer  dan  den  graven 
halt,  der  sali  der  gesellschaft  die  gaffel  dein. 

Der  Ausdruck  Zunft  wird  in  den  Ordnungen  gar  nicht  ange- 
wandt, in  den  Zunftakten  bezeichnet  er  meistens  ein  einzelnes 
Handwerk,  diese  aber  werden  auch  häufig  Amt  genannt. 

Bruderschaft  bezeichnet  für  Düren,  soweit  wir  feststellen 
konnten,  nur  die  religiöse  Seite  der  Vereinigung.  Vgl.  Bogen- 
schützen-Ordnung: Zom  vonften  sali  alle  jairs  up  senct  Sebastlanus 
daich  die  broderschaff begangen  werden.  Diese  Verhält- 
nisse bedürfen  indessen  noch  einer  genaueren  Untersuchung. 

Nach   diesen  Bestimmungen  wurde  Düren  mehr  denn  100 
Jahre  lang  verwaltet  und  regiert,  eine  Zeit,  in  der  die  grössten 
Missbräuche  einrissen,    indem  die    führenden  Geschlechter  die 
gemeine  Bürgerschaft  mehr  und  mehr  in  ihrem  Interesse  aus- 
zubeuten suchten.   Zahlreich  sind  die  Akten,  in  denen  Siebenter 
und  Einundzwanziger  beschwerdeführend  gegen  Bürgermeister 
und  Rath  auftreten,  zuweilen  finden  wir  auch  die  Jungräthe  auf 
der  Seite    der  Beschwerdeführenden.    Aber   besonders   in   der 
letzten  Hälfte  dieses  Zeitraumes  wäre  eine  sparsame  Haushal- 
tung, eine  gerechte  Vertheilung  der  Lasten  mehr  denn  je  erforder- 
lich gewesen,  denn  wie  ganz  Deutschland,  so  hat  auch  Düren 
unter  den  Lasten  des  30jährigen  Krieges  und  der  nachfolgenden 
französischen  Kriege  furchtbar  gelitten.    (Vgl.  Schoop  a.  a.  0. 
S.  36.).     Die  Beschwerden  richten  sich  besonders  gegen  unge- 
rechte Vertheilung  der  Einquartirung,  Steuern,  besonders  Kriegs- 
steuern,   ungenaue  Rechnungsablage,   Umtriebe  bei   Besetzung 
der  Aemter  („Schmiddereien**),   unmässige  Höhe  der  Rathsge- 
hälter.   Wir  können  auf  diese  Verhältnisse,  zu  deren  Klarlegung 
reiches  Material  im  städtischen  Archiv  ruht,  im  Rahmen  dieses 
Vortrages  nicht   näher   eingehen,   geben   nur   zu   dem   letzten 
Punkte  einige  Erläuterungen  aus  den  Stadtrechnungen. 

Bekanntlich  bezogen  in  jenen  Zeiten  die  Beamten  kein 
festes  Jahrgehalt  als  Entgelt  für  ihre  gesammten  Leistungen, 
J^ndern  wurden  neben  dem  Bezug  gewisser  fester  Sätze  für 
einzelne  Amtshandlungen  bezahlt,  theils  in  Naturalien,  thcils  in 
Geld.  Die  Stadtrechnungen  erweisen,  dass  diese  Bezüge  für  den 
Börgermeister,  seine  Beisitzer  und  Rathsleute  in  verhältniss- 
mässig  kurzer  Zeit  ganz  enorm  gestiegen  sind.  Wir  können  hier 
»ur  einige  Rechnungen  zum  Vergleich  heranziehen  und  wählen 
^ittuächst  die  von  1546  und  1600. 


230  Angust  Schoop 

Bürgermeister  und  Rathsleute  erhielten  1546  k  Person  als 
festes  Einkoramen  ein  Monatsgeld  von  IOV2  alb.  und  sonst 
keine  festen  Geldbeztige  für  allgemeine  Leistungen*. 

Dieses  Monatsgeld  ist  1600  auf  1  rthlr.  =  52  alb.  gestiegen*. 

Dazu  aber  bezog  der  Bürgermeister  jetzt  noch  ein  extra 
Jahrgeld  von  50  gld.,  er  und  seine  Beisitzer  für  „Abstand" 
d.  h.  für  ihr  Abtreten  am  Ende  des  Jahres  je  12  rthlr.,  und 
für  Wochengeld  je  6  rthlr.,  zusammen  410  gld.  an  festen  Geld- 
bezügen, die  1546  fehlten  ^ 

Im  J.  1546  erhielten  Bürgermeister  wie  Rathsleute  zur 
Gottestracht  je  11  m.  9  sh.  für  Hosentuch,  ferner  bezog  jeder  der 
Genannten  jährlich  10  q.  Wein  als  Rathswein,  dazu  der  Bürger- 
meister und  seine  Beisitzer  jeden  Samstag  ein  Hälfehen  (=  V«  <!•) 
Wein,  das  „Samstagshälfchen""*. 

Das  Geschenk  für  Hosen tuch  ist  1600  auf  2  rthlr.  (=  4  gld. 
20  alb.)  gestiegen,  dazu  sind  eine  Reihe  anderer  Geschenke 
angeführt,  die  1546  nicht  erwähnt  werden,  so  ein  Salmgeld, 
Geschenke,  die  am  Himm elf ahrts tage  den  Frauen  von  Bürger- 
meister und  Beisitzern  ausgetheilt  wurden  u.  s.  f.  Ferner  be- 
zogen Bürgermeister  und  Beisitzer  damals  je  5  rthlr.  für  Raths- 
zeichen,  Papier  und  dergl.,  jeder  derselben  6  gld.  6  alb.  für 
einen  neuen  Hut  und  für  ein  Paar  Handschuhe  ^ 


^)  Stadtrechnung,  1546  S.  35.  Gegcven  dem  burgermcist<;r,  scbefifen 
und  gemeinem  raide,  nemlich  vunfzien  personen  dat  sy  neun  macndt  lanck 
gedient  als  vur  ire  maendtgelt  jederem  des  maendts  IOV2  ^-Ib.  wie  gewone- 
Uch  facit  263  m.  3  sh.  (1  m.  =  6  alb.  =  12  sh.) 

*)  a.  a.  0.  1600  S.  26.  Geben  burgermeistcr,  scheflfen  und  raith  ir 
irstes  monatgelt,  von  den  vier  monaten,  so  sie  der  Stadt  gedienet,  neraücli 
19  personen  jedem  monatlichs  1  rthlr.  .  .  . 

')  a.  a.  0.  S.  41.  Geben  dem  burgcrmeister  Kerris  vor  sein  jairgelt 
wie  von  alters  50  gld.  S.  42.  Geben  burgcrmeister  und  bcisitzern  jedem 
wie  von  alters  vor  seinen  abstand  zwelf  thaler,  und  vor  wochengelt  6  thlr. 
ad  10  m.  f.  =  360  gld. 

*)  a.  a.  0.  1546  S.  27.  Geven  burgcrmeister,  scheffen  und  gemeinen 
raidc,  nemlich  15  personen  vur  ire  hoiscudoiche  zor  gotzdraicht  wie  von 
alders  gewonlich  cderem  11  m.  9  sh.  macht  146  m.  3  sh.  S.  46.  Qegcven 
dem  burgcrmeister  vort  .  .  .  nemlich  15  personen  jederem  10  qt.  vur  ircn 
raitzwein  die  q.  ad  8  sh.  f.  ==  100  m.  Gcgeven  dem  burgcrmeister  und  seinen 
bcisitzern  nemlich  8  personen  van  52  saterstachshelfgen  wie  gewonUch  cdcs 
helfgen  ad  4  sh.  f .  =  138  m.  8  sh. 

*)  a.  a.  0.  1 600  S.  26.  Geben  burgcrmeister  ...  vor  hosendoich  2  tblr. 
S.  26.  Geben  den  raitz verwandten  wie  von  alters  vor  salragelt  34 ^'j  gld. 
Gegulden  vur  burgerm.  und  bcisitzer  hausfrauwen   schlcweren   so  in  festo 


282  An^n^t  Schoop 

Bei  der  Neuwahl  1600  dagegen  wurde  auf  dem  Rathhause  „ver- 
zecht« für  198  gld.  18  alb.M 

Nun  führen  einfache  Zahlen  bei  solchen  Berechnungen  an 
und  für  sich  leicht  irre,  da  der  Geldwerth  in  jenen  Zeiten  ausser- 
ordentlich schwankte.  Alleiu  selbst  wenn  man  annimmt,  dass 
der  albus  von  1546  den  doppelten  Werth  hatte  wie  der  von 
1600,  so  ist  die  Steigerung  der  besprochenen  Bezüge  noch  eine 
ganz  ausserordentliche.  Und  so  betrugen  denn  nach  einer  unge- 
fähren Berechnung  die  Ausgaben  zu  genanntem  Zwecke  1546 
ein  Achtel,  1600  aber  ein  Viertel  der  gesammten  städtischen 
Ausgaben,  hatten  sich  also  verhältnissmässig  verdoppelt. 

Die  Stadtrechnung  von  1627,  also  aus  dem  ersten  Drittel 
des  dreissigjährigen  Krieges,  bietet  in  den  einzelnen  Posten  ein 
nicht  wesentlich  verändertes  Bild.  Bei  der  Neuwahl  des  Bürger- 
meisters aber  tritt  uns  bezüglich  des  Zechens  ein  etwas  ver- 
änderter Modus  entgegen.  Es  heisst  nämlich  (S.  16),  auf  „Neu- 
jahrsabend"  1626  sei  „zu  Mittag"  mit  der  Zehrung  in  der  Raths- 
kammer,  zum  Besten  der  Stadt,  wie  in  etlichen  vorigen  Jahren 
auch  geschehen,  eingehalten  worden,  jedem  Rathsmanne  aber 
und  Siebenter  sollen  3q.  Wein  „zugelegt"  werden.  Diese  wurden 
im  Wirthshause  „zum  wilden  Manne"  verzecht,  wo  auch  ein 
solennes  Mittagsmahl  stattfand,  das  den  Stadtsäckel  im  Ganzen 
mit  121  gld.  4  alb.  belastetet  In  der  Rathskammer  selbst 
waren  an  „spanischen  Wein"  und  Wecken  nur  „verthan"  7  gld. 
18  alb.  (a.  a.  0.  S.  16).  Nun  heisst  es  am  Schlüsse  der  Rech- 
nung von  1627  (S.  43):  Als  vuriges  jair  in  gemeinem  raith 
verglichen,  das  die  zechen  in  der  raitskammern  abzustellen,  so 
haben  burgermeister  und  beisitzer  aus  dem  ihrigen  notturftige 

*)  a.  a.  0.  1600  S.  20.  Auf  des  neuen  jairs  abend  anno  1599  ist  durch 
burgerm.,  schefifen,  raith  und  andere  so  dazu  geladen  verzecht,  so  dem  alden 
burgermeister  Mockel  bezalt  198  gld.  18  alb. 

')  a.  a.  0.  1627  S.  16.  Auf  des  neuwen  jairs  abend  zu  mittag  ist 
durch  den  herren  obersten  von  Merode,  unsern  grosgepietcnden  hcrrn  ambt- 
mann  erpettene  fürstliche  diener,  burgermeister  scheffen  raith  und  dicncr 
laut  des  wirdts  im  wilden  mann  Godart  Maiss  special  einkommencr  rechnong 
verzecht  121  gld.  4  alb.  Die  Rechnung  des  Wirthes  ist  uns  erhalten  (Vcr- 
waltungs-Akten,  Privatrechnungen  für  die  Stadt).  Es  nahmen  an  dem  Mahle 
theil  22  Personen.  Die  Mahlzeit  kostete  pro  Kopf  18  alb.  Vertrunken 
wurden  96  (I)  Quart  Wein,  die  Quart  ebenfalls  zu  18  alb.  Dazu  Hessen 
Bürgermeister  und  Rath  sich  am  1.  Januar  in  die  Rathskammer  holen  88 
Quart  Wein.  Bis  zum  18.  Januar  waren  bei  genanntem  Wirth  im  Ganzen 
204  gld.  und  18  alb.  auf  Rechnung  der  Stadt  vorzecht  worden. 


Die  Entwickelung  der  Dürencr  Stadtverfassung  von  1457—1692.    233 

speis  in  den  letzten  tagen  beigeschafft,  derwegen  jedem  geben 
2  goldg.  und  Heinrich  Geilradt,  das  er  den  beisitzern  speis  zu- 
gericht  fünf  gld.  So  war  das  Verzehren  in  den  Rathskaramern 
auf  Kosten  der  Stadt  doch  auf  Umwegen  wieder  eingeführt; 
rechnet  man  das  Mahl  im  wilden  Manne  dazu,  so  ergibt  sich, 
dass  die  alte  Unsitte  noch  in  vollem  Maasse  bestand. 

Die  Rechnungen,  welche  aus  der  Zeit  nach  dem  dreissig- 
jährigen  Kriege  stammen,  enthalten  nicht  mehr  den  Posten  für 
das  Festmahl  bei  der  Bürgermeisterwahl,  in  der  Rathskammer 
wird  nur  in  bescheidenem  Maasse  spanischer  Wein  und  „Bis- 
quit"  verabreicht,  dagegen  erhält  jeder  von  den  Wählern  jetzt 
4  q.  Wein^ 

Die  regelmässigen  Geldbezüge  für  Bürgermeister,  Schöffen 
und  Rath  sind  geblieben.  Bürgermeister  und  Beisitzer  erhielten 
pro  Tertial  je  12,  die  übrigen  Rathsleute  je  8  rthlr.,  es  waren 
also  diese  Bezüge  gegen  die  von  1600  noch  gestiegen  ^  Die 
früheren  Weinbezüge  sind  meist  in  Geld  umgesetzt.  So  erhalten 
Bürgermeister  und  Beisitzer  anstatt  der  4  q.  Wein  an  10  hohen 
Festtagen  je  1  rthlr.  ^ 

Für  Hut,  Handschuhe,  Zeichen  u.  s.  w.  erhielt  jeder  der 
Genannten  7  rthlr.  ^ 

Geblieben  sind  ferner  das  Jahrgeld  des  Bürgermeisters  mit 
50  gld.,  geblieben  endlich  die  Bezüge  für  Wochengeld,  Abstand, 
sowie  die  Entschädigung  des  Burgermeisters  und  der  Beisitzer 
für  die  in  den  letzten  Tagen  des  Jahres  auf  ihre  Kosten  in  die 
Rathskammer  besorgten  Speisen.  (Vgl.  oben  und  Rechnung  1656 
S.  63  und  65,  1676  S.  65  und  67.) 

Von  den  trostlosen  wirthschaftlichen  Zuständen  der  Stadt 
dagegen  melden  uns  die  ausserordentlich  zahlreichen  Posten 
von  Zinsen  für  aufgenommene  Kapitalien  (vgl.  Schoop  a.  a.  0. 

*)  a.  a.  0.  1656  S.  25.  Auf  des*  neuen  jahrs  abendt  anno  1655  vor 
^panischen  wein  und  bisquit  vor  der  wähl  durch  ihre  gnaden  den  hcrm  ambt- 
manu  und  sambtliche  rats verwandten  genossen  worden  bezalet  12  gld.  a.  a.  0. 
Auf  de»  neuen  jahr8  abendt  anno  1655  ist  ...  jeden  ratsverwandten  .  .  .  zu- 
ceb'gt  vier  q.  wcins  die  q.  ad  1  gld.     Ebenso  1676  S.  23  u.  24. 

•)  a.  a.  ().  1656  S.  30.  Geben  bürgerm.  schefifen  und  rat  ihr  erstes 
monatgeld  nemlich  sieben  personen  jedem  zwoelf,  und  den  übrigen  eilf  ratz- 
verwandten acht  reichsthaler.    Ebenso  S.  35  und  63.    1676  S.  27,  32  und  64. 

')  a.  a.  O.  1656  S.  47.  ...  von  zehen  hochzeitlichen  fest  und  ehren- 
tAgen  jedem  jedesmals  ein  rthlr.     Ebenso  1676  Ö.  39. 

*)  a.  a.  O.  1656  S.  47.  Geben  bürgerm.  und  beisitzern,  sieben  personen 
vor  einen  hudt,  handschuh  .  .  .  jedem  sieben  rthlr.    Ebenso  1676  S.  89. 


Die  Entwickelung  der  Dürener  Stadtverfassung  von  1457—1692.    235 

Auch  der  Eentmeister  bezieht  an  Gehalt  80  rthlr.  (S.  91).  Es 
soll  niemand  zum  Bürgermeister  öder  Rentmeister  erwählt  wer- 
den,   „der   nicht  für  den  Ertrag  des  repartierten  Steuerquanti 

gesessen,    oder genugsam  possesionieret  sei**   (S.  94, 

Abs.  6),  d.  h.  der  nicht  mit  seinem  Vermögen  dafür  Bürgschaft 
leisten  kann.  Spätestens  zwei  Monate  nach  dem  Ausscheiden 
aus  dem  Amte  müssen  beide  über  ihre  Verwaltung  Rechenschaft 
abgelegt  haben  (S.  91). 

Alle  Schmausereien  auf  Kosten  der  Stadt  sind  verboten: 
„hinfüro  auch  im  rathaus  und  sonsten  aus  mittel  der  gemeiner 
bürgerschaft  vorgelaufene  schwelgerei,  fress-  und  saufereien  son- 
derlich auch  der  erstigter  bürgerschaft  fast  zum  verderben  ge- 
reichenden gastmalen Verschwendung  der  halben  massen 

weins  wöchentlich  und  andere  dero  gleichen  wein  consumptiones 
hierdurch  ganz  und  zumahlen  ufgehoben,  abgestellt  und  ver- 
boten seind**  (S.  92).  Ursprünglich  musste  der  Bürgermeister 
seinen  Amtseid  in  der  Hofkanzlei  zu  Düsseldorf  ablegen,  von 
1692  an  wird  dieser  Eid  zur  Ersparung  der  Reisekosten  vor 
dem  kurfürstlichen  Schultheiss  in  Düren  abgelegt.  Nach  wie 
vor  aber  sind  die  üblichen  Kanzleigebühren  mit  6  goldg.  zu 
entrichten  (S.  94,  Abs.  5). 

Eine  wesentliche  Veränderung  erfahrt  die  Verfassung  des 
Eathes.  Die  Schöffen  müssen  aus  den  Alträthen  ergänzt  werden, 
die  Zahl  der  Alträthe  wird  wieder  auf  vier  eingeschränkt.  Die 
sechs  zur  Zeit  amtirenden  sollen  im  Amte  verbleiben,  es  wird 
aber  nicht  eher  ein  neuer  gewählt,  bis  die  Zahl  unter  vier  ge- 
sunken ist.  Sie  müssen  aus  den  Jungräthen  ergänzt  werden 
und  bleiben  lebenslänglich  im  Amte  (S.  91). 

Die  Jungräthe,  vier  an  der  Zahl,  bleiben  gleichfalls  zeit- 
lebens im  Amte,  die  Neuwahl  derselben  wird  aber  nicht  mehr 
von  den  Vertretern  der  Zünfte  vorgenommen,  sondern  für  eine 
neu  zu  besetzende  Stelle  werden  von  Schöffen  und  Alträthen 
«drei  dazu  bequeme  Subjekte**  aus  der  Bürgerschaft  dem  Kur- 
fürsten vorgeschlagen,  welcher  die  Auswahl  trifft.  Die  zur 
Zeit  amtirenden  Jungräthe  waren  dem  Kurfürsten  nicht  genehm, 
sie  sind  mit  dem  31.  Dezember  des  laufenden  Jahres  (1685) 
ihres  Amtes  entlioben  (S.  91  und  S.  94,  Abs.  1). 

Eine  wichtige  Bestimmung  ist  die,  dass  die  Jungräthe  von 
rten  in  der  Rathsversammlung  behandelten  Gegenständen  den 
Zünften  Bericht  erstatten  sollen  (S.  93:  von  denen  in  magistratu 


236  August  Schoop 

vorfallenden,  das  geraeine  wesen  beti'effenden  sachen  denen 
zunften  hinfuro  die  nötigen  relationes  erstatten  sollen).  Sie 
bildeten  somit  das  vermittelnde  Uebergangsglied  vom  Rath  zu 
den  Zünften. 

Das  Institut  der  Siebenter  wird  aufgehoben  ^  Die  Einund- 
zwanziger aber  bleiben  bestehen,  und  diese  treten  in  den  Akten 
von  jetzt  ab  hauptsächlich  als  Vertreter  der  Bürgerschaft  gegen 
die  Anmassungen  des  Rathes  auf.  (St.-A.,  Beschwerdeakten  der 
Siebenter  und  Einundzwanziger.) 

Auch  dessen  Uebergriffen  soll  in  der  neuen  Ordnung  ge- 
steuert werden.  Jedes  Rathsmitglied  erhält  als  festes  Jahr- 
gehalt 6  rthli*.  und  für  jede  Sitzung,  an  der  es  bis  zu  Ende 
theilgenoraraen,  12  alb.  Köln.  Verlässt  der  Rathsherr  die  Ver- 
handlungen vor  Ende  der  Sitzung,  so  erhält  er  nichts  für  dieselbe ; 
wenn  er  das  ganze  Jahr  hindurch  nicht  an  den  Sitzungen  theil- 
genommen,  wird  ihm  sein  Gehalt  nicht  ausbezahlt. 

Ferner  wird  bestimmt,  dass  der  Rath  sich  wöchentlich 
zweimal  versammeln  müsse,  und  der  Stadtschreiber  die  An- 
wesenden jedesmal  zu  notiren  habe  (S.  92). 

Zur  Vermeidung  von  Umtrieben  bei  Besetzung  der  Schöflfen- 
und  Rathsstellen  wird  die  wichtige  Bestimmung  erlassen,  dass 
niemand  zu  diesen  Stellen  zugelassen  werden  dürfe,  welcher 
einem  der  zur  Zeit  im  Amte  befindlichen  Mitglieder  bis  zum 
vierten  Grade  verwandt  sei  (S.  92).  Allein  diese  Bestimmung 
wurde  in  der  Folge  umgangen  durch  das  Institut  der  sogen,  „über- 
zähligen Jungräthe"  sowie  durch  die  Resignationen  auf  Raths- 
stellen, woraus  sich  geradezu  ein  Kauf  dieser  Stellen  entwickelte. 
Ueber  diese  Punkte  gedenken  wir  uns  ein  andermal  ausführlich 
zu  verbreiten,  wie  wir  ja  auch,  um  dies  noch  einmal  hervor- 
zuheben, innerhalb  des  behandelten  Zeitraumes  manche  Frage 
unerledigt  lassen  mussten. 

Aus  den  Stadt-  und  Steuerrechnungen  gewinnen  wir  das 
Bild,  dass  Düren  sich  von  der  Katastrophe  von  1543  sehr  rasch 
erholte  und  bald  einen  mächtigen  Aufschwung  nahm,  der  bis  zur  Zeit 
des  30jährigen  Krieges  anhielt.  Aus  den  umliegenden  Ortschaften 
scheint  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrliunderts  eine  starke 
Einwanderung  stattgefunden  zu  haben,   da  Namen  wie  Johann 


*)  die  sieben  siebender  aber  hiermit  vors  künftig  gar  abgeschafft.  .*  .  . 
Die  Materialien  drucken  fälschlich:  und  vors  künftig  jahrl 


Die  Entwickelung  der  Dürener  Stadtverfassung  von  1457—1692.    237 

Wever  von  Peir,  Wilhelm  Keisser  v.  Boiseler,  Peter  Zimmer- 
raaan  v.  Binsfeld  u.  s.  w.  in  den  Steuerlisten  dieser  Zeit  ausser- 
ordentlich häufig  vorkommen.    (Vgl.  auch  Schoop  a.  a.  0.  S.  88, 
Anra.)     Mit  dem  letzten  Drittel   des   30jährigen   Krieges   aber 
trat   ein   rascher  und   starker  Verfall   ein,  der  bis  tief  ins  18. 
Jahrhundert  hinein  andauerte.     Wir  wollen  diese  Zustände  zum 
Schlüsse  noch  durch  einige  Zahlen  erläutern.    Nach  einer  Auf- 
zeichnung des   Stadtsekretärs   aus  dem  J.  1696  (St.-A.,  Topo- 
graphisches) befanden  sich  in  Düren   1629   in  den  Vorstädten 
insgesammt  245  Häuser,  darunter  113  im  Altwerk,  d.  h.  Ober- 
strasse  südlich  der  Bonnerstrasse,  und  44  in  der  Eschstrasse. 
(Vgl.  Schoop  a.  a.  0.  S.  88,  Anm.)    Innerhalb  der  Stadtmauern 
zählte  man  693  Häuser,   also  hatte  Düren  insgesammt  damals 
938  Häuser.    Rechnet  man  nun   für  jedes  Haus  6—7   Köpfe, 
was  sicher  nicht  zu  hoch  ist,  so  hatte  Düren  damals  etwa  6000 
Einwohner.    Im  J.  1643  wurden  fast  sämmtliche  Häuser  in  den 
Vorstädten  zusammengeschossen,  so  dass  nach  derselben  Aufzeich- 
nung sich  1677    die  Gesammtzahl  der  Häuser  auf  nur  634  be- 
lief, also  um  304  gesunken  war;   1696  hatte  Düren  nur  528 
und  1804  nicht  mehr  als  545  Häuser,  also  noch  393  weniger 
als   1629.     Eine  Illustration  zu  diesen  trockenen  Zahlen  gibt 
eine  an  den  kurfürstlichen  Kommissar  gerichtete  Beschwerde- 
schrift  von  Bürgermeister  und  Rath  aus  dem  J.  1719  (St.-A., 
Beschwerdeakten).    In  derselben  wird  Klage  geführt  über  die 
Höhe  des  auf  der  Stadt  lastenden  Steueransatzes.    Es  heisst 
u.  A.,  in  Düren  habe  man  früher  3000  Bürger  gezählt,  die  Stadt 
sei  ein  Stapelplatz  von  Gütern   aller  Art  für  das   ganze  um- 
liegende Land  gewesen  und  habe  50  000  Gulden  an  Accise  auf- 
bringen können,   so  dass  die  Zahlung  der  Steuern  ein  Leichtes 
gewesen.      Nun    seien    im    30jährigen    Kriege    die   Vorstädte 
durch  die  Hessen  bis  auf  den  Grund  abgebrannt  worden.  Hier- 
durch  und  durch  die   folgenden  Kriegsunruhen,  besonders  die 
französischen  Kriege,  habe  die  Stadt  dermassen  angefangen  ab- 
zunehmen, „dass  die  Häuser  verfallen,  zu  Gärten  aptieret,  das 
Commercium  zu  Grund   gegangen,   die  Bürger  also  verlaufen, 
dass  die  Anzahl  derselben   erstlich  auf  1700,   von  1700  bis  an 
1200,  von  1200  bis  an  409  abgestiegen  sei".   Trotzdem  sei  die 
Matrikel  dieselbe  geblieben.    Sie  bitten  um  entsprechende  Herab- 
setzung derselben.    Wenn  nun  auch  das,  was  über  die  ehemalige 
Blöthe  der  Stadt  gesagt  ist,  den  Stempel  der  Uebertreibung  an 


238  August  Schoop 

sich  trägt,  da  es  in  Düren  sicher  nie  mehr  denn  höchstens  lOOO 
steuerzahlende  Bürger  gegeben  hat,  so  ist  die  Zahl  409  zweifellos 
richtig  und  zeigt  in  erschreckender  Weise,  wie  der  Verfall  im 
18.  Jahrhundert  noch  fortgedauert  hat. 


Beilage. 

Verbundbrief  des  Herzogs  Gerhard  von  Jülich  für  die  Stadt  Düren. 
1457  April  7.  Original  auf  Pergament  im  Stadtarchiv  zu  Düren,  (D.  Nr.  19.) 
Siegel  fehlen.     Höchst  mangelhaft  abgedruckt:  Materialien  S.  96  ff. 

Die  Ziffern  der  einzelnen  Absätze  sifid  für  den  Druck  beigefügt. 

Wir  Gerhart  van  Götz  gnaden  herzonge  zo  Guyige,  zo  dem  Berge  etc. 
ind  grave  zo  Eavensberge,  ind  Gerhard  van  Loen,  ein  herre  zo  Guyige  ind 
grave  zo  Blanekenheym,  doin  kunt.  Also  as  nu  in  desem  neistleden  jaire 
in  unser  stat  Duyren  tusschen  bürge rmeister,  schefifen,  raede  ind  raitz- 
geswoeren  an  eyne,  ind  vort  unsen  geraeynen  burgern  an  de  ander  syde 
vaste  alreleye  gebreche,  tzweyonge  ind  uneyndrechticheit  van  worden  ind 
wercken  uperstanden  ind  noch  bis  hertzo  geweist  synt,  de  wir  nu  mit  unsen 
trefflichen  reeden  ind  vrunden  vurder  eygentlicher  ind  clare  dan  vur  geschiet 
is  verhoirt,  doin  verheeren  ind  dae  ynne  bevunden  hain,  wie  sy  euch  in 
vurtzyden  by  unse  lieve  oemen  ind  herren,  herren  Reynalde,  wilne  hertzonge 
zo  Guyige,  zo  Gelre,  graven  zu  Sutphen  seliger  gedechtnissen  van  etzlichen 
yren  gebrechen,  sy  do  under  eynandern  hadden,  gesaist  ind  gesät  synt  na 
ordinancie  ind  luyde  synre  lieffden  brieve,  sy  davan  haint. 

[1.]  Dae  dat  eirste  punte  van  is  und  steit,  dat  man  in  der  vurs.  unser 
stat  alle  jaire  e3men  nuwen  burgcrmeister  setzen  sali  mit  synen,  synre  erven 
ind  nakoemelingen  willen  ind  raide.  Dat  wir  euch  vort  uns,  unsen  erven 
ind  nakoemeUngen  vestlich  behalden  also  zo  geschien. 

[2.]  Ind  halden  dama  de  vurs.  brieve  euch  inne  van  raitzluden,  ind 
wie  man  dat  dae  mit  halden  soulde  na  luyde  der  selver  brieve  an  dem  ind 
andern  punten,  die  burgermeister,  schefifen,  geswoeren  raitzlude  und  unse 
gemeyne  burger  vurs.  under  eyn  andern  stoissich  worden  ind  in  irronge 
komen  synt,  dat  wir  yn  nu  vercleirt  ind  underscheiden  hain,  vercleren  ind 
underscheiden  oevermitz  desen  brieff  vur  uns,  unse  erven  ind  nakoemelinge. 
Also  asdan  echt  gekoeren  raitzlude  zo  den  schefiTen  zo  Duyren  geweist  synt 
und  syn  sullent,  as  viere  van  den  oeversten,  ind  viere  van  unser  gemeynden 
weygen.  Der  selver  echt  raitzlude  vurs.  alle  jaire  viere  aflf  gain  sullen, 
as  zwene  van  den  oeversten  ind  zwene  van  unser  gemeynden  vurs.  Ind  in 
der  selver  afiTgaender  stat  sullen  de  schefifen  mit  den  andern  viere  blyvcn- 
den  raitzluden  zwene  weder  in  der  zweyer  uysgegangener  stat  van  den 
oeversten  vurs.  kyesen,  dat  eirber,  nutze,  unbesprochen  persoenen  dar  zo 
syn.     Ind   de   geswoeren   des   wullen   amptz   mit   allen   andern   ambechtz- 


Die  Entwickelnng  der  Üürener  Stadtverfassung  von  1457—1692.    241 

de  jairs  20  den  zwen  Franckfurder  missen  zo  Vranckfurt  wandelent,  umb 
g^eleide  werven  ind  darane  liegen  ind  uyssgeven,  vur  de  geleitzbrieve  in  der 
berren  cancelaryen  as  jairs  gemeyniich  zo  den  zwen  missen  gewoenlich  ind 
zo  doin  kundich  is.  Dan  off  in  dat  geleyde  mit  wrevel  ind  vurdrem  laste 
boeven  der  vurs.  gewoenlicheit  wederstoende,  darumb  suUen  burgermeister, 
s^cbefifen  ind  rait  von  unser  stat  vurs.  weigen  vurder  unbedadinckt  ind  unbe- 
la»t.    syn  ind  blyven. 

In  dit  vurs.  allet  sunder  argelist.     Ind   wir  Gerhart,  hertzonge  zo 

Guy  Ige  zo  dem  Berge  etc.,  ind  grave  zo  Ravensberge,  ind  Gerhart  van  Loen, 

eyn     herre  zo  Guylge  ind  grave  zo  Blanckenheym  vurs.,  setzen  ind  stellen 

-vxkT  uns,  unse  crven  ind  naekocmelinge,  dat  alle  ind  igliche  sachen  ind  punten 

&s   yrars,  is,  vast,  stede  ind   unverbrüchlich  gehaiden  werden  ind  gehalden 

b&^en  willen,  sunder  eynicher  hande  indracht,  argelist  off  geverde.     Ind 

bA^en  dis  zo   Urkunde  unse  ingesiegele  van  unser  reichter  wissenheit  vur 

uns,  unse  erven  ind  nakoemelinge  doin  hangen  an  desen  brieff.   Der  gegeven 

is   zo  Nydecken   in    den  jaeren  uns»  herren  Duysent  vierhundert  seven   ind 

irunftzich  up  sent  Marcus  dach  des  heiligen  evangelisten. 


16 


Eine  Briefsammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld 

aus  dem  12.  Jahrhundert. 

Herausgegeben  von  F.  W.  E.  Roth. 

Die  bischöfliche  Seminarbibliothek  zu  Mainz  besitzt  einen 
handschriftlichen  Pergamentband  des  13.  Jahrhunderts,  welcher 
180  neugezählte  Blätter  umfasst  und  der  Bibliothek  der  Prämon- 
stratenser-Abtei  Arnstein  a.  d.  Lahn  entstammt.    Das  Format  ist 
Oktav.   Auf  dem  Papiervorsatzblatt  steht:  „Der  Bibliothek  des 
Bischöflichen  Priester-Seminars  zu  Mainz   gewidmet   von  dem 
Darmstadter   Kirchenvorstand.     Darmstadt,   25.   August    1894. 
Dr.  Elz,  Pfarrer. **  Die  Handschrift  kam  durch  den  ersten  Pfarrer 
der  am  20.  Oktober  1790  wieder  errichteten  katholischen  Pfarrei 
Darmstadt  den  Pater  Sicard  Hasslacher,  ehedem  Prämonstratenser- 
mönch  zu  Arnstein,  nach  Darmstadt.    Jedenfalls  sollte  die  Hand- 
schrift für  Hasslacher  ein  Andenken  an  die  frühere  Wirkungs- 
stätte Arnstein  bei  seiner  üebersiedelung  nach  Darmstadt  sein. 
Ist  dieser  Schritt  der  Aneignung,  wenn  wir  nicht  annehmen 
müssen,  dass  Hasslacher  die  Handschrift  geschenkt  erhielt,  auch 
nicht  völlig  zu  billigen,  deren   Erhaltung  in   einer  deutschen 
Bibliothek  verdanken   wir  jedenfalls  dem  Genannten,   während 
die  meisten  Arnsteiner  Codices  in  England   sich  befinden  oder 
zerstreut  sind.    Der  Codex  ist  ein  Sammelband  und  seine  Anlage 
ist  auf  mehrere  Schreiber  zurückzuführen.    Blatt  2  Vorderseite 
steht   von    einer   Hand   des   15.  Jahrhunderts:    Liber   ecciesie 
sancte  (!)  Nicolai  in  Arnstein  und  nochmals  von  einer  Hand  des 
13.  Jahrhunderts:  Liber  ecciesie  sancte  Marie  virginisin  Arnstein. 
Der  Inhalt  des  Sammelbandes  ist,  ohne  darauf  einzugehen,  dass 
einzelne  Stücke  gedruckt  sind,  kurz  folgender: 

1.  Blatt  2  Rückseite:  Incipit  vita  sancti  AugustinL  Am- 
ministrante  rem  pubplicam  (!)  .  .  .  Schliesst  Blatt  5G  Vorderseite: 
cum  eodem  perfruar,  Amen. 


!Eine  Briefsammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jabrh.  248 

2.  Blatt  56   Rückseite:    Incipiunt  epistole  magistri  Ulrid. 
Die  Briefsamralung,  welche  nachstehend   abgedruckt  und 

erläutert  ist. 

3.  Blatt  83  Vorderseite:  de  Theophilo,  Factum  est,  prius- 
q%Mtm  confusio  ßeret  .  . .  Schliesst  Blatt  91  Rückseite:  et  semper 
et  omnia  secuta  seculorum  Amen, 

4.  Blatt  92  Vorderseite:  Dominica  secunda  in  quadragesima 
lectio  sancti  evangelii  secundum  Matheum, 

5.  Blatt  102  Rückseite  stehen  die  Verse: 
Dives  ait,  si  nobilüas  mea  magna,  quid  inde? 
Si  mihi  farma  decens  et  si  gener osa,  quid  inde? 
Si  supplex  hominum  mihi  serviat  ordo,  quid  inde? 
Si  tota  fortune  me  tollat  ad  astra,  quid  inde? 

Si  felix  annis  regnavero  mille,  quid  inde? 
Tam  cito  pretereunt  hec  omnia,  quid  nichil  inde? 
Mundus  abit,  res  nota  quidem  res  usque  natanda, 
Nota  tibi  mundus  erit,  nota  mundus  abit. 
Mundus  abit,  non  mundus,  id  est  hec  machina  mundi, 
Dico,  sed  mundi  gloria,  mundus  abit. 

6.  Blatt  103  Vorderseite:  Cum  sederem  aliquando  in  conventu 
fratrum . . .  Schliesst  Blatt  127  Rückseite:  punctionemdenominandam. 
Explicit. 

7.  Blatt  128  Vorderseite:  Dispone  domui  tue  .  ,  . 

8.  Blatt  1 64  Vorderseite :  Prefacio  epistole  beati . . .  (Rasur 
von  einem  Wort)  ad  frates  de  monte  dei. 

Von  diesem  Inhalt  des  Codex  kommt  hier  nur  die  Abtheilung 
2,  welche  die  Briefe  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  enthält, 
eingehend  zur  Sprache. 

I.   Die  Handschrift  der  Briefsammlung. 

Eine,  möglicherweise  auch  zwei  Hände  des  13.  Jahr- 
hunderts besorgten  die  Niederschrift  der  Briefsammlung  in 
gedrängter  und  stark  abgekürzter  Schrift.  Ein  Korrektor  und 
ein  Rubrikator  arbeiteten  den  Text  durch,  besserten  manche 
Stelle,  Hessen  aber  auch  häufige  Rasuren  unbeschrieben.  Im 
Allgemeinen  kommen  stehengebliebene  Schreibversehen  wenig 
vor  und  entdecken  sich  leicht.  Die  Sammlung  scheint  wie  der  Codex 
selbst  nicht  zu  Amstein  entstanden  zu  sein,  möglicherweise 
gelangte  er  als  Geschenk  oder  in  Tausch  aus  Steinfeld  nach 

16* 


244  F.  W.  E.  Roth 

Arnstein.    Das  älteste  Bücherverzeichniss  der  Abtei  Arnstein 
aus  dem  13.  Jahrhundert  enthält  den  Codex  nichts    Entweder 
ward  er  nicht  in  dasselbe  aufgenommen  oder  kam  später  nach 
Arnstein,  war  möglicherweise  damals,  als  man  die  Arnsteiner 
Bücher  verzeichnete,  noch  nicht  gefertigt.    Ein  Beispiel,  dass 
Arnstein  und  Steinfeld  Bücher  austauschten,  liegt  in  einer  Hand- 
schrift der  Darmstadter  Hofbibliothek  vor*.    So  könnte  auch 
dieser  Codex  aus  Steinfeld  nach  Arnstein  gelangt  sein.    Dieses 
Kloster  befolgte  nicht  allein  die  gleiche  Ordensregel  wie  Stein- 
feld, stand  in  Bruderschaftsverhältniss  zu  demselben,  tauschte 
seine  Novizen  und  Konversen  zur  Ausbildung  gegenseitig  gerne 
aus,  der  Abt  Eustachius  von  Arnstein  wechselte  auch  Briefe  mit 
Propst  Ulrich  von  Steinfeld,  welche  sich  in  der  Sammlung  er- 
hielten. Dies  Alles  konnte  den  Wunsch  Arnsteins,  eine  Abschrift  der 
Briefe  Ulrichs  zu  besitzen,  vollständig  rechtfertigen.    Möglicher- 
weise ist  unsere  Annahme  auch  hinfällig,  und  Arnstein  erhielt 
den  Codex  ohne  diese  Nebenabsicht.     Steinfeld   besass   selbst- 
verständlich ebenfalls  eine  Abschrift,   von  der  sich  aber  nichts 
erhalten  zu  haben  scheint.     Ob  die  Sammlung  auch  sonst  noch 
erhalten,  ist  ebenfalls  unbekannt.   Sie  anzulegen  war  eine  müh- 
same  Arbeit   und   geschah  jedenfalls   nach    den    zu   Steinfeld 
gebliebenen  Concepten  Ulrichs,  als  man  die  geistige  Verlassen- 
schaft des  dem  Kloster  theuern   und  unvergesslichen  Mannes 
ordnete  und  buchte.   An  eine  Sammlung  aus  den  abgegangenen 
Originalien   ist  keineswegs  zu  denken.    Fürs  Erste  waren  die 
Empfönger  doch  zu  zerstreut,  solche  Schreiben  allzu  vergänglich, 
als   dass    man    im    13.   Jahrhundert   noch   Vieles   davon   hätte 
erhalten  und  buchen  können.    Die  Originalien  der  Briefe  können 
wohl  Alle  als  verloren  gelten.    Sie  dienten  dem  Augenblick  und 
vergingen  mit  den  Verhältnissen,   unter  denen  sie  entstanden, 
denn  ein  urkundlicher  Werth  ist  nur  einer  kleineren  Anzahl  der 
Briefe  beizulegen.     Wer  die  Sammlung  anlegte,  ist  so  wenig 
bekannt,  als  sich  die  ungefähre  Zeit  der  Niederschrift  feststellen 
Hesse,   da  wir  es  nur  mit  einer  Abschrift  zu  thun  haben,   die 

*)  Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  AlterthumskuDde  und  Geschieh ts- 
forschunjr.    Bd.  XVIII,  S.  28—30. 

*)  Nr.  868  der  Handschriften.  Kleinfolio,  Pergament,  12.— 13.  Jahr- 
•  hundert.  Graduale  und  Hymnarium  mit  Neumen.  Karo  aus  der  Abtei  Arn- 
stein nach  Steinfeld,  vgl.  Romanische  Forschungen  ed.  Voll mö Her,  Bd.  VI, 
S.  25.  —  Monatshefte  für  Musikgeschichte  ed.  Eitner,  XX.  Jahrgang  (1888) 
Nr.  5,  S.  68. 


246  F.  W.  E.  Roth 

SO  dass  eine  Nachprüfung  schwerlich  weitere  Resultate  als  die 
meinigen  ergeben  dürfte.     Die  Vollständigkeit  der  Sammlung: 
schliesse  ich  aus  mehreren  Verweisungen  auf  andere  Schreiben, 
die   die  Sammlung  wirklich   enthält   und   eine  Vollständigkeit 
auch  in  andern  Fällen  voraussetzen  lässt.  —  Der  Werth  der 
Briefsammlung  besteht  vor  Allem  darin,  den  geistigen  Verkehr 
eines  hervorragenden  Mannes,  den  die  Literaturgeschichte  bis- 
lang nicht  einmal  dem  Namen  nach  als  Briefsteller  bezeichnete, 
kennen  zu  lehren  und  dessen  reiche  und  mannigfaltige  Beziehungen 
zu  hervorragenden  Zeitgenossen  ins  richtige  Licht  zu  setzen. 
Es  ist  ein  gewählter  Kreis  von  Personen,  die  Ulrich  mit  Briefen 
bedachte,  Päpste,  Kardinäle,  Erzbischöfe,  Bischöfe,  Aebte,  Prioren 
und  Lehrer,  darunter  Männer  von  weltgeschichtlicher  Bedeutung 
wie  die  Päpste  Eugen  in.  und  Hadrian  IV.,  die  Bischöfe  Daniel, 
Johann  und  Wiker  von  Prag,  Mähren  und  Brandenburg,   die 
Aebte  Hugo  und  Gotschalk  von  Pr6montr6  und  Selau  und  Andere. 
Bei  der  Lesung  der  Briefe  be  schleicht  uns  nur  das  Gefühl 
der  Wehmuth,  dass  sich  nirgends  die  Antworten  auf  Ulrichs 
Schreiben  erhalten  zu  haben  scheinen.    Viele  Beziehungen  und 
Verhältnisse  würden  dadurch  ungeahnte  Aufschlüsse  erhalten. 
Es  muss  ein  unseliger  Stern  über  Ulrichs  Korrespondenz  gewaltet 
und  dieser  Antworten  uns  beraubt  haben.  Ulrichs  Briefe  erscheinen 
deshalb  werthvoU,  weil  sie  für  eine  ganze  Reihe  von  Verhält- 
nissen eine  reiche  Ernte  von  historischen   Angaben  enthalten, 
über  welche  sonst  die  Quellen  schweigen.    In  dieser  Beziehung 
sind  die  Briefe  zuweilen  sehr  redeselig.    Wir  erhalten  Angaben 
über  die  Beziehungen  der  Aebte  im  Rheinlande  zu  einander, 
den  vielseitigen  Zusammenhang  Ulrichs  als  Propst  Steinfelds 
mit   den  von   dort   gegründeten   Prämonstratenser-Klöstern   in 
Böhmen    und   Mähren,    dem   Domkapitel   zu   Magdeburg,    dem 
Mutterkloster  und  Haupt  des  Ordens  zu  Pr6montr6,  die  Freuden 
und  Leiden  eines  Prämonstratenser-Propsts,  die  Flucht  und  Un- 
beständigkeit mancher  Mönche,  die  oft  erschwerte  Heranbildung 
jüngerer  für  das  Kloster  bestimmter  Elemente,  deren  Erziehungs- 
gang selbst,  Bestrafung  von  Vergehen  des  Personals,  Reisen, 
Handel  und  Wandel  zu  Ulrichs  Zeit.    Nur  Theologisches  und 
Politisches  fehlt  gänzlich.    Die  Sammlung  bietet  mithin  einen 
mannigfaltigen  Stoff,  eine  frisch  aus  dem  Leben  gegriffene,  unver- 
blümt wiedergegebene  und  deshalb  wahrheitsgetreue  Schilderung 
damaliger    Verhältnisse,    eine    ungetrübte    historische    Quelle, 


ine  Briefsammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steiufeld  aus  dem  12.  Jahrh.  247 

Während  wir  in  gar  vielen  Briefen  dieser  Zeit  nur  von  Besprechung 
theologischer  Fragen  in  breitester  und  dunkler  Erörterung  bei 
vielen  Worten  und  wenig  Inhalt  hören,  bietet  sich  hier  in  wenig 
Worten  gediegener  historischer  Inhalt,   der  sich  an   der  Hand 
anderer  Quellen  überall  als  richtig  nachprüfen  lässt.  Dass  bei  der 
Allgemeinheit  der  historischen  Angaben  auch  die  Lokalgeschichte 
des  Rheinlandes  an  manchem  Datum  sich  bereichert  und  Quellen, 
deren  Fäden  zu  weiterer  Nachforschung  anregen,  sich  erschliessen, 
ist  gewiss  dankenswerth.     Leider  bietet  sich  über  Steinfelds 
innere  Geschichte  wenig.    Möglicherweise  war  der  Briefsteller 
zu  bescheiden,  um  seine  Adressaten  mit  den  eigenen  Verhält- 
nissen zu  unterhalten.    Nur  hier  und  da  blickt  der  erkrankte 
und  unter  der  Last  des  Amtes  seufzende  Klostervorstand  in 
Ulrich  durch,  in  diesem  Fall  dient  diese  Angabe  jedoch  nur 
zur  Entschuldigung,  nicht  auf  das  Ordenskapitel,  zu  den  Ordens- 
besprechungen oder  zum  Besuch   anderer   Aebte   kommen   zu 
können,  und  erscheint  daher  berechtigt.  Steinfeld  selbst  erscheint, 
wenn  man  die  Briefsammlung  im  Ganzen  überblickt,   trotz  des 
bescheidenen   Gewandes  des   Briefstils  um  so   leuchtender  im 
Glänze  seiner  Blüthe   und  seines  Einflusses  in  Nah  und  Fern, 
gleichsam  als  geistiger  Mittelpunkt,  dessen  Gründungen  weithin 
ihre  kolonisirenden  Kreise  zogen  und  in  schönem  Verhältniss 
auf  die  Mutter  ihren  Abglanz  warfen.   Ich  habe  hier  namentlich 
Sion  und  Selau  im  Auge.    Steinfeld  erscheint  wie  ein  deutsches 
Pr6raontr6  in  den  weitesten  Kreisen  des  Ordens  bahnbrechend, 
hochgeachtet   durch   seine  Zucht,   begehrt   für  Neuaulage  von 
Tochterklöstem,  innig  in  der  Verbindung  mit  seinen  Stiftungen 
und  dem  Mutterkloster  zu  Pr6montr6,   duldsam  gegen  andere 
Orden,    denen  eine  ganze   Reihe  von  Empfängern   der   Briefe 
ai^gehört.  Eberwin  hatte  diese  Blüthe  als  erster  Propst  Steinfelds 
angebahnt,  Ulrichs  Verdienst  war  solche  ausgebildet  zu  haben. 
Auf  ihn  fallen  daher  die  Strahlen  des  Lichtes  Steinfelds  zurück. 
Auch  die  Mitbeamten  und  der  musterhaft  verbliebene  Theil  des 
Konventes  kommen  als  Helfer  und  Förderer  Ulrichs  in  Betracht. 
Dass  auch  Schatten  zu  Steinfeld  vorhanden  waren,  ergibt  die 
Briefsammlung  selbst. 

Ulrichs  Briefstil  ist  einfach,  klar,  kurz  mit  wenig  Worten 
den  Gedanken  erledigend,  fern  von  aller  Zweideutigkeit,  er 
verweist  auf  andere  Schreiben  und  hat  den  Vorzug,  dass  er  in 
den  meisten  Fällen  die  Empfönger  mit  Namen  nennt  oder  an 


248  F.  W.  E.  Roth 

den  Anfangsbuchstaben  ihren  Namen  erkennen  lässt.  Nur  wonige 
Briefe  entbehren  diese  Angaben  und  lassen  eine  Deutung-   auf 
mehrere  Personen  zu.   Von  sehr  wenigen  wird  überhaupt  schwer- 
lich klar  werden,  wer  sie  empfing.   Der  Ton  der  Briefe  ^'ichtet 
sich  nach  dem  Stand  der  Empfänger.    Er  ist  bei  den  Päpsten 
zurückhaltend,  selbst  unterthänig,  ohne  gerade  servil  zu  erscheinen, 
vertraulich   bei   den   Gleichgestellten,    z.   B.    Aebten,   strengte 
tadelnd  bei  Verstössen  gegen  die  Ordensregel,  milde  gegen  An- 
gehörige anderer  Orden,  ohne  sich  etwas  zu  vergeben,  mahnend, 
wenn  noch  Aussicht  auf  Besserung  zu  hoffen,  geradezu  energisch 
bei  fortgesetzter  Hartnäckigkeit,   bestimmt  im  Festhalten  an 
dem  einmal  festgesetzten  Plan,  oft  auch  scharf  und  zwischen 
den  Zeilen  viel  sagend  selbst  gegen  Höhergestellte,  wie  den 
Erzbischof  Friedrich  von  Köln.    Darin  spricht  sich   der  viel- 
seitige Mann  aus,  der  als  Menschenkenner  geradezu  etwas  Welt- 
männisches und  Diplomatisches  an  sich  hatte.    Ulrich  nennt  sich 
in  den  Schreiben  und  Urkunden  stets  nur  Propst  Steinfelds. 
Einzelne  Pröpste   des  Prämonstratenser-Ordens  strebten   nach 
Rang  und  Bezeichnung  als  Abt.     So  nannte  sich  Eustachius 
der  zweite  Vorsteher  des  viel  jüngeren  Arnstein  a.  d,  Lahn 
bereits  Abt.    Ulrich  hielt  hierin  strenger  an  den  Satzungen  und 
der  älteren  Gepflogenheit  des  Ordens  fest  und  trug  deren  Geist 
gewissenhafter  als  nöthig  Rechnung,  was  ihm  nur  als  Bescheiden- 
heit ausgelegt  werden  kanu^ 

*)  Für  die  Erläuterungen  der  Briefe  ist  die  folgende  Literatur  benutzt: 
Das  Necrologium  der  vormaligen  Prämonstratenser-Abtei  Arnstein  an  der 
Lahn.  Mitgetheilt  von  Dr.  Becker,  Wiesbaden  1881,  in  den  Annalen  des 
Vereins  für  Nassauische  Alterthumskunde  und  Geschichtsforschung  Bd.  XVL 
—  G.  Barsch,  Das  Praemonstratenser-Mönchskloster  Steinfeld  in  der  EifeL 
Schieiden  1857.  —  Caesarius  Heisterbacensis  monachi  ordinis  Cisterciensium 
dialogus  miraculorum.  BrCcognovit  Jos.  Strange.  Köln  1851 — 1857.  — 
Ennen,  Die  ältere  Geschichte  des  Klosters  Steinfeld,  in  den  Annalen  des 
historischen  Vereins  für  den  Niederrhein,  Heft  23  (1871),  S.  144—152.  Mit 
38  Urkunden  (1121—1297).  —  C.  L.  Hugo,  Annales  ordinis  Praemonstra- 
tensis.  Nancy  1734.  —  Lacomblet,  ürkundenbuch  für  die  Geschichte  des 
Niederrheins.  Düsseldorf  1840—1858.  —  Niederrheinisches  Jahrbuch  für 
Geschichte,  Kunst  und  Poesie.  Herausgegeben  von  Lersch.  Bonn  1843.  — 
A.  Miraeus,  Chronicon  ordinis  Praemonstratensis.  Coloniae  Agrippinae 
1613.  —  J.  LePaige,  Bibliotheca  Praemonstratensis  ordinis.  Paris  1638.  — 
J,  F.  Schannat,  Eiflia  illustrata.  Geographische  und  historische  Beschrei- 
bung der  Eifel.  üebersetzt  von  G.  Barsch,  fortgesetzt  von  Schom.  Trier, 
Köln,  Aachen  und  Leipzig  1825  f.  —  A.  J.  Weidenbach,  Die  Grafen  von 
Are,  Hochstaden,  Nurburg  und  Neuenare.    Bonn  1845. 


£me  BriefsammluDg  de»  Proi)8tes  Ulrich  vou  Steinfcld  aus  dem  12.  Jahrb.  249 

IL  Die  Abtei  Steinfeld. 

Jedem  Benutzer  der  hier  veröffentlichten  Briefe  ist  es  jeden- 
falls von  Werth,  den  Grund  und  Boden,  auf  dem  deren  Urheber 
lÄTirkte,  historisch  eingehender  kennen  zu  lernen.  Dazu  diene 
die  nachstehende  kurze  Skizze  der  Geschichte  Steinfelds  bis  zu 
Ulrichs  Tod. 

Graf  Sibodo  des  Ahrgaues  hatte  an  der  Nordostseite  des 
Eifelgaues,  wo  sich  ein  Höhenzug  zwischen  Erft,  Ahr  und  Kill 
erhebt,  im  J.  920  ein  Doppelkloster  des  Benediktinerordens 
gegründet,  das  etwa  925  eingeweiht  ward.  Steinfeld  nannte 
sich  die  neue  Stiftung,  auf  die  Beschaffenheit  des  Bodens 
anspielend.  Aus  Garden  a.  d.  Mosel  waren  die  Gebeine  des 
hl.  Potentinus  nach  Steinfeld  gelangt.  Stiftungsgut  waren  der 
Zehnten  zu  Ellenz  bei  Garden,  Besitz  von  Marmagen  bis  zum 
Kaiserstrauch  nebst  Gerichtsbarkeit,  Güter  zu  Wehr,  Nettes- 
heim  und  Willerscheid.  Das  Kloster  gerieth  aus  unbekannten 
Gründen  unter  den  Benediktinern  in  Verfall.  Nachdem  fast  200 
Jahre  dort  St.  Benedikts  Regel  befolgt  worden  war,  versetzte 
Graf  Dietrich  von  Ahr  im  J.  1094  die  Nonnen  nach  Dünwald 
und  beliess  nur  die  Mönche  zu  Steinfeld.  Auch  diese  Verände- 
rung half  nicht  auf  die  Dauer.  Erzbischof  Friedrich  I.  von 
Köln  verwandelte  daher  Steinfeld  im  J.  1121  in  eine  Abtei  des 
Augustinerordens  und  besetzte  sie  mit  regulirten  Chorherren 
aus  Springiersbach.  Der  Konvent  bestand  aus  Eberwin  von 
Helfenstein,  Konrad  von  Wittgenstein  und  Walter  von  Ulmen. 
Friedrich  ordnete  auch  in  dem  ihm  vom  Grafen  Theodorich  von 
Alir  abgetretenen  Steinfeld  dessen  künftige  kirchlich -soziale 
Stellung.  Die  Chorherren  sollten  frei  von  jedem  Einfluss  des 
Kölner  Chorbischofs,  Propsts  und  Dekans  sein  und  nur  dem 
Kölner  Erzbischof  unterstehen.  Alle  Dienste  an  den  Chorbischof 
und  Dekan  wurden  aufgehoben.  Die  Vogtei  behielten  Graf 
Theodorich  von  Ahr  und  dessen  Nachkommen.  Steinfeld  leistete 
hierfür  drei  Dienste  im  Jahr  auf  des  Vogts  drei  Dingen  ^  Diese  An- 
ordnungen des  Erzbischofs  Friedrich  bestätigte  Papst  Honorius  U. 
im  J.  1124*. 

Steinfeld  trat  später  dem  Prämonstratenserorden  bei.  Wann 
dieser  Wechsel  der  Ordensregel  erfolgte,  ist  nicht  festzustellen. 

»)  Lacomblet,  ürkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  292,  S.  191  —  192.  Annalen  des 
biRtonschen  Vereins  fürten  Niederrhein  Heft  23,  S.  152.  (Berichtigung:  hierzu.) 
•)  Annalen  Heft  23,  S.  145—146. 


250  F.  W.  E.  Roth 

Am  20.  Juni  11 26  nahm  Papst  Honorius  ü.  Steinfeld  in  seinen 
Schutz  und  bestimmte,  dass  daselbst  die  Regel  des  hl.  Augustinus 
beobachtet  werdet    Die  Bezeichnung:  Regel  des  hl.  Augustinus 
gibt  leider  keinerlei  Anhaltspunkt,  welchem  Orden  Steinfeld  1126 
angehörte,  da  die  regulirten  Chorherren   diese  Regel  befolg-ten 
und  dieselbe  auch  Grundlage  der  Regel  von  Pr6montr^  war: 
1130  heisst  Steinfeld  „cenobium  sub  regulari  disciplina*',  besass 
demnach   mit  Wahrscheinlichkeit   noch  regulirte   Chorherren  *. 
Rund  berechnet  erfolgte  die  Annahme  der  Prämonstratenser- 
Regel  zu  Steinfeld  im  J.  1135.    Dasselbe  ward  dadurch  eiaes 
der  ältesten  Prämonstra tenser-Klöster  Deutschlands  und  blühte 
rasch  auf.    Es  begründete  Hamborn  im  Kleveschen,  Weiher  bei 
Köln,  Meer  bei  Krefeld,  Dünwald  bei  Mühlheim,  Tuam  in  Irland, 
St.  Vincenz  bei  Breslau,  Mariengarten  bei  Leuwaarden,  St.  Bonifaz 
zu  Dokkum,  St.  Nikolaus  zu  Merna  in  Holland,  Strahov  oder 
Mons  Sion  bei  Prag,  Reichenstein  Priorat  bei  Montjoie,  Antonius- 
Garzen  bei  Euskirchen  und  Niederehe  in  der  Herrschaft  Kerpen  ^. 
Erzbischof  Friedrich  I.  von  Köln  schenkte  im  J.  1130  an 
Steinfeld  den  bis  an   die  Klosterpforte  reichenden  Limburger 
Herrenhof  mit  dem  Wald  Jungenforst  und  einer  Mühle,  wie  er 
dieses  von  Herzog  Walram  von  Limburg  eingetauscht  hatte. 
Herzog  Walram   selbst   gab  dem  Kloster  das  Recht,   in   dem 
Reiflferscheider  Wald  Holz  zu  fallen*.    Im  J.  1135  schlichtete 
Erzbischof  Adelbero  von  Trier  den   Streit  zwischen  Steinfeld 
und  dem  Stift  Carden   wegen  des  Zehnten  von  einigen  Wein- 
bergen zu  Ellenz  a.  d.  Mosel.    Zeugen  der  Handlung  waren 
der  Abt  Richard  (I.)   von  Springiersbach,  Propst  Eberwin  von 
Steinfeld  und  Graf  Ludwig  von  Arnstein*.    Im  J.  1136  nahm 
Papst  Innocenz  11.  Steinfeld  in  seinen  Schutz  und  zählte  dessen 
Besitzungen  auf.    Es  war  am  12.  Dezember  ^ 

»)  Annalen  Heft  23,  S.  162—163. 

*)  Lacomblet,  ürkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  308,  S.  204. 

*)  Annalen  Heft  23,  S.  148.  Bei  Gründung  eines  Tochter-Klosters  wurden 
nach  der  Ordensregel  von  Pr6montr6  gewöhnlieh  zwölf  Priester  und  ebenso- 
viele  Laienbrüder  entsendet.  Deshalb  mussten  die  Mutterklöster  einen 
starken  Konvent  haben,  da  sie  anders  dieser  Abgabe  von  Personen  nicht 
entsprechen  konnten.  Dieses  wirft  auf  Steinfelds  Blüthe  das  beste  Licht. 
Die  Mutterklöster  übten  grossen  Einfluss  auf  die  Entwickelung  der  Tochter- 
klöst^r  aus  und  behielten  sich  meistens  die  Aufsicht  vor. 

*)  Annalen  Heft  23,  S.  149. 

»)  Annalen  Heft  23,  S.  152-153. 

•)  Annalen  Heft  23,  S.  153. 


Eine  Briefsammlung  des  Propste»  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrb.  251 

Im  J.  1163  schloss  Steinfeld  mit  dem  St.  Castorstift  zu 
Garden  einen  Vergleich  wegen  des  Zehntens  zu  EUenz  a.  d. 
Mosel.  Zeugen  waren  als  Abgeordnete  Stejnfelds  Gervasius 
Kanonikus,  Everwinus  Kustos,  Arnoldus  Konverse,  Warner  Prior 
und  Alger  Subprior^ 

ni.  Ulrich,  Propst  von  Steinfeld. 

Ulrich  war  von  Geburt  ein  Franzose^.  Näheres  über  Zeit 
und  Ort  seiner  Geburt  ist  unbekannt.  Er  scheint  mit  seiner 
Familie  frühe  nach  Deutschland  gekommen  zu  sein.  Seine 
Brüder  Godefrid  und  Eppo  kommen  1155  mit  dem  „magister" 
Uh-ich,  dem  Propst  Steinfelds,  als  Zeugen  vor^  Sie  waren 
Laien.  Eine  Nichte  Ulrichs  war  Novizin  oder  Konversin  eines 
Nonnenklosters  und  weilte  zeitweise  bei  Ulrich  *.  Ulrich  besass 
jedenfalls  gelehrte  Bildung  und  hatte  möglicherweise  zu  Paris 
studiert.  Er  ward  Scholaster  zu  Münstereifel  und  galt  als  ein 
Mann  von  grossem  Verstand  und  Wissend  Da  die  Einkünfte 
der  Scholasterei  zu  Münstereifel  für  seinen  Unterhalt  nicht  hin- 
reichten, machte  er  Schulden.  Ein  Steinfelder  Mönch  kannte 
die  geistigen  Vorzüge  Ulrichs  und  ersuchte  ihn  öfter,  sich  nach 
Steinfeld  zu  wenden.  Dieses  Kloster  gehörte  damals  bereits 
dem  Prämonstratenser-Orden  an.  Es  war  demnach  frühestens 
um  1 135.  Der  Name  des  Steinfelders,  der  den  Ulrich  zum  Ein- 
tritt in  Steinfeld  bereden  wollte,  ist  unbekannt.  Ulrich  ant' 
wortete  auf  dessen  Zureden,  er  schulde  etwas  Geld,  wolle  man 
dieses  bezahlen,  dann  sei  er  bereit,  nach  Steinfeld  zu  kommen. 
Als  dieses  der  Propst  von  Steinfeld  vernahm,  zahlte  er  das 
Geld  bereitwilligst,  Ulrich  empfing  alsbald  das  Gewand  des 
Ordens  zu  Steinfeld.  Dieser  Propst  Steinfelds  kann  nur  Eber- 
win  gewesen  sein,  welcher  auf  diese  Weise  in  Ulrichs  Lebens- 
geschicke eingrifft.  Dass  Ulrich  zu  Steinfeld  Profess  ablegte, 
sagt  er  selbst  ^    Wann  jedoch  der  Eintritt  erfolgte,  steht  nicht 


>)  Annalen  Heft  9—10,  (1861)  S.  255—256. 

*)  Caesarias  vod  Heisterbach,  Dialogus  miraculomm,  ed.  Strange  Bd.*I, 
S.  228. 

•)  Mittelrheinisches  ürkundenbuch  Bd.  II,  S.  30. 

*)  Brief  13. 

*)  Caesarias  von  Heisterbach  a.  a.  0.  Bd.  I,  S.  228. 

•)  Ebenda  Bd.  I,  S.  228. 

')  Brief  61. 


252  F.  W.  E.  Roth 

fest.    Seiner  früheren  Stellung  zu  Müustereifel  nach  dürfte  ma,n 
verrauthen,  dass  man  auch  zu  Steinfeld  dem  Ulrich  den  ünterriclit 
der  jüngeren  Mönche  anvertraut  habe.    Sein  Leben  ist  bis  zum 
Empfang  der  Steinfelder  Propstwürde  ein  unbeschriebenes  Blatt. 
Keine  Urkunde  nennt  ihn  als  Zeugen,  und  so  bleibt  es  zweifel- 
haft, ob  er  eine  Stellung  im  Kloster,  etwa  als  Prior,  bekleidet  habe 
oder  nicht.    Er  ward  Eberwins  Nachfolger  in  der  Propstwürde 
um  1152  bis  1153.    Als  solcher  wirkte  er  mit  grossem  Eifer 
für  des  Klosters  Wohl  namentlich  für  die  Seelsorge*,  hielt  auf 
strenge  Zucht  und   hasste  namentlich  die  Habsucht.    Ein  Fall 
dieser  Art  bei  einem  Konversen  Steinfelds,  einem  in  der  Bewirth- 
schaftung  der  Klostergüter   sehr  erfahrenen   und   umsichtigen 
Mann,  den  aber  Ulrich  wegen  seiner  Habsucht  tadelte,  ist  von 
Caesarius  von  Heisterbach  überliefert*.    Ulrich  ermahnte  den 
Konversen,  fleissiger  im  Kloster  zu  bleiben  und  dem  Gebete 
beizuwohnen.    Auf  den  Einwand  älterer  Brüder  zu  Steinfeld 
wegen  Entfernung  des  Konversen  von  seiner  wirthschaftlichen 
Thätigkeit  antwortete  Ulrich,  besser  gehe  das  Haus  zu  Grunde 
als  die  Seelsorge.    Als  späterhin  Erzbischof  Rainald  von  Köln 
den  Konversen  wegen  dessen  Verwendbarkeit  als  Bewirthschafter 
der  erzbischöflichen  Höfe  sich   ausbat,  weigerte  dieses  Ulrich, 
da  er  für  jenen  vor  Gott  Rechenschaft  am  Tage  des  Gerichts 
schuldig  sei^    Es  war  das  ein  hochherziger  Zug  bei  Ulrich, 
Tadel  und  Strenge  bei  Selbsterkenntniss  der  Verantwortung  mit 
Hintansetzung  des  Einflusses  eines  mächtigen  kirchlichen  Würden- 
trägers. Der  Konverse  verlor  trotzdem  das  Amt  als  Wirthschafter. 
Ehe  dies  erfolgte,  kam  Ulrich  auf  einen  Hof  des  Klosters  und 
fand  ein  sehr  schönes  Füllen.    Dasselbe  war  nach  Angabe  des 
Konversen   von    einem   Freund    des   Klosters   vor   dessen   Tod 
gestiftet, .  in  Wahrheit  jedoch  durch   das  Recht  der  Kurmede 
erworben   und  der  Gattin   des  Verstorbenen  entzogen  worden. 
Ulrich  tadelte  dieses  Verfahren  und  verlangte  die  Zurückgabe 
des  Füllens  an  die  Wittwe*.    Die  jungen  Leute  im  Kloster 
nahm  Ulrich  nicht  gerne  mit,  wenn  er  in  auswärtigen  Geschäften 
des   Klosters    ausritt.    Einen  Vorfall    geübter    Strenge    gegen 
einen   solchen  jungen   Mann   erwähnt  Caesarius  ^     Der  junge 

')  Caesarius  a.  a.  0.  Bd.  I,  S.  228—229. 

•)  Ebenda  Bd.  I,  S.  229. 

«)  Ebenda  Bd.  I,  S.  230. 

*)  Ebenda  Bd.  I,  S.  231. 

^)  Ebenda  Bd.  I,  S.  281. 


Eine  Briefsammlnng  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  ans  dem  12.  Jahrh.   253 

Mann  sah  nach  einer  Frauensperson,  Ulrich  strafte  ihn  für  seine 
Neugierde  und  rechtfertigte  sich  wegen  seiner  Strenge  vor  den 
älteren  Mönchen. 

Einst  reiste  er  in  Geschäften  des  Ordens  nach  Cisterz^ 
and  hielt  im  Generalkapitel  eine  Rede,  wie  dem  Caesarius  ein 
Senior  jenes  Hauses  mittheilte*.  Caesarius  kann  den  Ulrich 
unmöglich  persönlich  gekannt  haben,  aber  Ulrichs  Ruf  als  Ordens- 
mann und  Gelehrter  erhielt  sich  bis  zu  des  Caesarius  Zeiten 
und  es  fanden  Züge  aus  seinem  Leben  als  leuchtende  Vorbilder 
Aufnahme  in  den  dialogus  miraculorum.  Ulrich  war  nicht  allein 
Gelehrter  und  Erzieher  der  Jugend,  sondern  auch  gewandter 
Redner,  durch  die  Briefsammlung  führt  er  sich  nun  auch  in  die 
Reihe  der  eleganten  Briefsteller  des  12.  Jahrhunderts  ein. 

Ulrich  starb  nach  etwa  18  jähriger  Amtszeit  am  5.  Januar 
wahrscheinlich  im  J.  1170^  Dieses  Jahr  hat  aus  zweifachen 
Gründen  vieles  gegen  1169  für  sich.  Warner  war  als  Ulrichs 
Nachfolger  im  Amt  bereits  1170  Propst,  sodann  zahlte  das 
Kloster  Dtinwald,  worüber  Steinfeld  die  Aufsicht  besass,  im  J.  1170 
nach  dem  Vertrag  mit  Köln  auf  den  Tod  des  Propstes  zwölf 
Münzen  an  den  Kölner  Dompropst*.  Dieses  setzt  Ulrichs  Tod 
ins  Jahr  1170. 

In  Ulrich  begegnet  uns  ein  Mann,  der  Gelehrsamkeit,  Rede- 
gewandtheit, glänzenden  Briefstil,  strenge  Handhabung  der 
Ordenszucht,  Gerechtigkeitsliebe,  Sinn  für  hingebende  Freund- 
schaft, Hülfe  gegen  Bedrängte  und  Nothleidende  ohne  Rück- 
sicht auf  Beeinflussung  höher  Stehender,  herben  Tadel  und 
gerechten  Zornesausbruch  bei  entdeckten  Fehlern  der  Unter- 
gebenen und  Nächsten,  Bescheidenheit  und  Selbstzurtickgezogen- 
heit  in  sich  vereinigte.  Seine  Amtszeit  bildet  trotz  ihrer  ver- 
hältnissmässig  kurzen  Dauer  eine  glänzende  Periode  in  Steinfelds 
Geschichte,  sein  Streben  und  Wirken  in  der  Vergangenheit  des 
Prämonstratenser-Ordens  das  erhabene  Vorbild  eines  ächten  und 
pflichtbewussten  Klostermannes.  Krankheit  und  Leiden  mögen 
ihm  in  letzter  Lebenszeit  vielfach  das  Dasein  verbittert  haben, 
herbe  Erfahrungen  blieben  keineswegs  erspart,  dieses  hinderte 
aber  nicht  das  Gefühl  der  Pflicht. 


*)  Möglicherweise  ist  statt  Cisterz  Prömontr^  zu  lesen. 

*)  Caesarius  a.  a.  0.  Bd.  I,  S.  231—282. 

')  Amsteiner  Necrolog  ä.  72. 

*)  Lacomblet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  187. 


254  F.  W.  E.  Roth 

Incipiunt  epistole  magistri  ülrici. 

1.   Ulrich  an  Papst  Etigenitis  HL  (1145 — 1153). 

Eugenio  sancto  ac  venerabili  catholice  ecclesie  suramo  pon- 
tiflci  frater  Udelricus  Stenveldensium  fratrura  inutilis  servus  ad 
pauperum  Christi   consolationem   in  omnibus  prosperari.     Quia 
fldelis  filius  vester  sancte  memorie  predecessor  meus^,   cuius 
religio  dignationi  vestre  nota  fuit,  pro  diversis  ad  vestram  Pater- 
nitäten! confugientibus,  quandoque  sanctitati  vestre,  quod  iustum 
videbatur,  suggerere  solebat  ^  nunc  idem  a  mea  parvitate  requi- 
ritur,  cum  persona  mea  et  vita  vestre  maiestati  non  adeo  sit 
cognita.  Temeritatis  autera  est,  eum  aliorum  causam  suscipere, 
quem  vidi,  ei  nulla  causa  commendat.    Unde  cum  pro  presentium 
latore  vestre  subliraitati  scribere  formidarem,  tandem  importuni- 
tate  eius  victus  et  quorundara  religiosorura  instancia,  qui  eius 
oppressionem  plurimura  dolent,  quod  de  eo  in  veritate  cognovi, 
vestre  benivolencie  simpliciter  insinuare  presumpsi.     Est  euim 
vir  nobilis^  inter   suos,   quantum  secularis  vita   patitur,   satis 
laudabiliter  conversatus,  non  raptor,  non  malificus,  non  oppressor 
pauperum,  sed  suis  contentus,  fovens  suos,  alienos  non  impugnans. 
Contigit  autem,  quod  homines  sui  iussu  et  bortatu  eius  quendam, 
qui  eum  diversis  iniuriis  affecerat,  infra  dies  pacis*  persecuti 
sunt  et  occiderunt.     Pro  quo  cum  dominus  Coloniensis  clamore 
populi  victus  eum  morte  plectendum  censeret,  pro  morte  evitanda 
compulsus  est  patriam  suam  abiurare  sine  spe  recuperationis  ^ 
Habet  uxorem  autem  iuvenculam  nobilis  prosapie  cum  liberis,  quos 
de  ea  suscepit,  quorum  adtendens  periculum  et  desolationem  incon- 
solabiliter  dolens  ad  sinum  vestre  pietatis  confugit  sperans  vestra 
auctoritate  posse  dispensari,  ut  saltem  post  peractam  penitentiam 
suis  restituatur.    Quod  multi  religiosi  desiderant  et  tota  vicinia 
cum  lacrimis  exoptat.    Conservet  deus  sanctitatem  vestram  diu 
incolumem  venerande  pater  ad  solatium  pauperum  suorum. 

*)  Dieser  Vorgänger  Ulrichs  ist  der  erste  Propst  des  Präinonstratenser- 
Klosters  Steinfeld  Namens  Eberwin.  Er  war  ein  Graf  von  Helfenstein  und 
kam  aus  Springiersbach  als  regulirter  Chorherr  nach  Steinfeld,  stand  dem- 
nach jedenfalls  auch  diesem  Gotteshaus  vor,  als  dasselbe  1121  zum  Orden 
der  regulirten  Chorherren  übertrat,  und  wurde  bei  Annahme  der  Regel  von 
Pr6montr6  dessen  Propst.  Er  that  für  Hebung  Stcinfelds  als  Prämonstra- 
tenser-Kloster  sehr  viel  und  war  bei  Gründung  mehrerer  Tochterklöster, 
darunter  Mons  Sion  bei  Prag,  thätig.  Eberwin  erschien  in  Sachen  seines 
Klosters  persönlich  vor  Papst  Innocenz  n.  auf  dem  Konzil  zu  Pisa,  ward 


Eine  Briefsammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  ans  dem  12.  Jahrh.   255 

Ton  demselben  freundlich  empfangen  und  erwirkte  dort  am  12.  Dezember 
(IV  idus  Decembris)  1136  vom  Papst,  dass  derselbe  das  Kloster  Steinfeld 
bestätigte  und  dessen  Besitzungen  in  seinen  Schutz  nahm.    (Lacomblet, 
Urkundenbuch  Bd.  I,  S.  192;  Auszug:  Annalen  des  historischen  Vereins  für 
den  Niederrhein,  Heft  23,  S.  153.)  —  Eberwin  war  Anhänger  der  orthodoxen 
kirchlichen  Richtung  seiner  Zeit.    Er  richtete  in  diesem  Sinne  im  J.  1146 
ein  Schreiben  an  den  hl.  Bemard  von  Clairvaux  gegen  die  am  Niederrhein 
auftretenden  Irrlehren  der  sogen.  Katharer  und  beschrieb  deren  Ansichten 
über  Kirchen  lehren.    Dieses  Schreiben  ist  in  Mabillon,  Analecta  Bd.  m, 
S.  452,  in  Opera  St.  Bemardi,  ed.  Mabillon  Bd.  I,   1487  und  in  Opera 
St,  Bemardi,   ed.  Paris,   1836,  Bd.  III,  S.  359—362  ganz,  im  Auszug  in 
Fleurii,  Historia  ecclesiastica  (Wien  1762)  Bd.  XVII,  S.  90  gedruckt;  vgl. 
Roth,  Die  Visionen  der  hl.  Elisabeth  von  Schönau,  Brunn  1884,  S.  205—206. 
—  Der  mit  Eberwin  bekannt  gewesene  Abt  Ekbert  von  Schönau  verfasste 
ebenfalls   eine  Anzahl  Reden  gegen  die  Katharer.    Dieselben  wurden  als: 
Adversus  pestiferos  foedissimosque  Catharorum  damnatos  errores  etc.  zu 
Köln  1530  in  Sedez  gedruckt  und   sind  auch  in  den  Ausgaben  der  magna 
bibliotheca  veterum  patrum,  Lyon  1686,  Bd.  XIV,  und  Köln  1618,  Bd.  XII,* 
sowie  in  Gallandii,  Veterum  patrum  bibliotheca  Bd.  XIV  und  in  Mignc, 
Patrologia  latina  Bd.  195  abgedruckt.    Ekberts  Angaben   decken   sich   mit 
denen  Eberwins  und  lassen  solche  mithin  glaubwürdig  erscheinen;  vgl.  Roth, 
Die  Visionen  etc.  S.  220  u.  206.  —  Eberwin  erscheint  1139  in  einer  Urkunde 
des  Erzbischofs  Arnold  I.  von  Köln  als  Eberwinus  Stainveldensis  prepositus 
in  der  Eigenschaft  eines  Zeugen.    Arnold  bestätigte  in  dieser  Urkunde  der 
Abtei  Altenburg  den  ihr  von  seinem  Vorgänger  Bruno  11.  von  Köln  geschenkten 
Wcin^rg   zu  Bacherach  sowie  andern  Besitz.    (0.  J.  1139.    Lacomblet, 
Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  330,  S.  220.)    In  der  genannten  Urkunde  von  1135 
(siehe  oben  S.  250)  wegen  Garden  kommt  Eberwin  ebenfalls  neben  Abt  Richard 
von  Springiersbach  und  Oraf  Ludwig  von  Arnstein  vor.    (Annalen  des  histo- 
rischen Vereins  für  den  Niederrhein  Heft  23,  S.  152—153.)  —  Ueber  die 
Anwesenheit  Eberwins  in  Böhmen  und  seine  Beziehungen  zu  Abt  Godschalk 
und  dem  Arzt  Heinrich  vgl.  Mon.  bist.  Germ.  Scriptores  Bd.  XVII,  S.  695.  Die 
dort   abgedruckte  Fortsetzung  der  Chronik  des  Vincentius  von  Prag  durch 
Abt  Gerlach  von  Mühlhausen  in  Böhmen,  Prämoustratenser-Ordens,  nennt  den 
Eberwin  „vir  consummatae  religionis**,  —  Eberwin  starb  nach  allgemeiner 
Annahme  1160.    Man  könnte  glauben,  dass  der  1160  vom  Dompropst  Adel- 
helm von  Köln  mit  dem  Kloster  Dünwald  abgeschlossene  Vertrag,  nach  dem 
dt«   Kloster  beim  Tode  eines   Steinfelder  Propstes   zwölf  Münzen   an  den 
Dompropst  zahle,  sich  auf  Eberwins  Tod  beziehe  und  diese  Annahme  wahr- 
scheinlich mache.   (Lacomblet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  403.)    Allein  diese 
Verbriefung  hängt  mit  dem  Tode  Eberwins  keineswegs  zusammen  und  sollte 
nur  die  beiderseitigen  Rechte  und  Verpflichtungen  für  künftige  Fälle  regeln. 
Das   Todesjahr  Eberwins   ist  nicht   1160.     Propst   Ulrich,  Eberwins   Nach- 
folger, nennt  in  Brief  1  den  Eberwin  seinen  Vorgänger  als  bereits  verstorben 
(hone  memorie)   und   zwar  dem  Papst  Eugen  111.  gegenüber.    Dieser  starb 
*ber  bereits  1153.     Von  einem  Abdanken  Eberwins  vor  1153  und  dem  doch 
1160  erfolgten  Tod  nach  Entsagung  der  Propstwürde   zu  Gunsten  Ulrichs, 
ItAnn  keine  Rede  sein,  dieses  hindert  der  Ausdruck  -sancte  memorie**.    Eber- 


256  F.  W.  E.  Roth 

win  war  demnach  spätestens  1153  nicht  mehr  unter  den  Lebenden,  und  Ulrich 
konnte  ihn  um  diese  Zeit  als  verstorben  bezeichnen.    Femer  erscheint  Ulrich 
in  einer  Anzahl  von  Briefen  gegenwärtiger  Sammlung  als  Vorsteher  Stein- 
felds  um  1154  thätig,  so  dass   sein  Amtsantritt  aus  diesen  Angaben  froher 
aLs  1160  erfolgt  sein  muss.    Die  Rechnung,   dass  Eberwin  1160  starb   und 
39  Jahre  als  Propst  wirkte,  ist  weit  verbreitet.    (Barsch,  Kloster  Steinfeld 
S.  4 — 6.)    Dieselbe  ist  aber  falsch.    Im  J.  1121  wurde  Steinfeld  den  Chor- 
herren aus  Springiersbach,  unter  diesen  auch  dem  Eberwin,  überwiesen.    Die 
Annahme  der  Regel  von  Prömontr^  mag  nun  alsbald  nach  1121  erfolgt  sein 
oder  erst  später,  auch  die  Zeit  der  Regierung  des  Klosters  Steinfeld  als 
Chorherren   und  Prämonstratenser  zusammen   berechnet  werden,  unmöglich 
ergibt  dieses  für  Eberwin  39  Regierungsjahre,  da  die  Zahl  1160  als  Todes- 
jahr falsch  ist   und   der  eine  Fehler  den  andern  erzeugte.     Das  wirkliche 
Todesjahr  Eberwins  liegt  vor  oder  um  1153.    Näheres  ist  aber  ebensowenig 
als  über  die  Zahl  seiner  Regierungsjahre  festzustellen. 

*)  Die  Angelegenheit  des  Briefes  geht  demnach  vor  Ulrichs  Propstzeit 
zurück.  Schon  Propst  Eberwin  hatte  sich  beim  Papst  Eugen  III.,  mithin 
frühestens  1145,  verwendet  und  Ulrich  folgte  dessen  Beispiel,  indem  er  auf 
Eberwins  Verwendung  als  eines  Mannes,  dessen  Rechtlichkeit  (religio)  dem 
Papst  bekannt  sei,  hinwies  und  dem  Gelingen  der  Bitte  vorarbeiten  wollte, 
obgleich  er  dem  Papst  persönlich  nicht  bekannt  sei.  Letzterer  Ausdruck 
zeigt  den  Neuling  im  Verkehr  mit  dem  Papst  und  macht  fast  den  Eindruck, 
als  habe  Ulrich  die  Sache  kurz  nach  Annahme  der  Propstwürde  betrieben 
und  diesen  Brief  geschrieben,  weshalb  derselbe  möglicherweise  nicht  ohne 
Absicht  an  der  Spitze  der  Briefsammlung  Stellung  fand.  Der  Annahme 
wenigstens,  dass  man  diesen  Brief  an  einen  Papst  der  Rangordnung  des 
12.  Jahrhunderts  bei  Briefsammlungen  gemäss,  voranstellte,  widerstreitet 
der  Umstand,  dass  sich  in  der  Briefsammlung  noch  weitere  Briefe  an  Päpste 
mitten  unter  anderen  finden.  Chronologisch  gehört  der  Brief  an  diese  Stelle 
und  dürfte  um  1152  bis  1153  abgefasst  sein. 

')  Die  Person  dieses  vir  nobilis  ist  unbekannt  und  auch  aus  Urkunden 
der  Zeit  nicht  feststellbar.  Er  war  jedenfalls  ein  Angehöriger  des  Kloster- 
gebietes Steinfelds  oder  die  Sache  geschah  auf  dessen  Grund  und  Boden, 
der  ja  zur  Kölner  Erzdiözese  und  deshalb  zur  geistlichen  Gerichtsbarkeit 
Kölns  gehörte,  denn  sonst  hätte  Steinfeld  sich  der  Angelegenheit  nicht 
angenommen. 

*)  Die  dies  pacis  sind  der  sogenannte  Gottesfrieden,  die  treuga  dei, 
welcher  ursprünglich  von  Donnerstag  bis  Montag  währte,  (Concilia  XII, 
S.  1292)  sich  dann  vom  Advent  bis  Epiphanie  und  vom  Sonntag  Quinqua- 
gesima  bis  Pfingsten,  die  vier  Quatembertage,  die  Marien-  und  wichtigsten 
Heiligenfeste,  die  "Wochentage  vom  Mittwoch  Abend  bis  Montag  in  der  Frühe 
ausdehnte.  Während  dieser  Zeiträume  waren  Fehden  und  gewaltthätige 
Handlungen  gegen  den  Nächsten  verboten.  Kaiser  Friedrich  I.  erliess  über 
den  Landfrieden  verschärfte  Gesetze.  Gerade  diese  Zeit,  welche  der  Miss- 
stände wegen  eine  Verschärfung  der  Landfriedensgesetze  anbahnte,  dürfte 
die  Zeit  des  Vorfalls,  welcher  den  Brief  Ulrichs  anregte,  gewesen  sein. 

*)  Die  Stelle  bietet  ein  Bild  kirchlich-sozialer  Rechtspflege.  Der  Erz- 
bischof von  Köln  hatte  den  Ritter  für  dessen  Leute  verantwortlich  gemacht 


Eine  Briefsaramlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.    257 

nnd  den  Vorfall  als  Bisthuras-Angelegenheit  mit  dem  Tode  bestraft,  aus 
Bäcksieht  auf  den  Bitter  und  seine  Familie  jedoch  die  Todesstrafe  in  Ver- 
bannung aasser  Landes  gemildert,  die  Berufung  an  den  apostolischen  Stuhl 
zur  Milderung  dieser  Strafe  zur  Bückkehr  zu  den  Seinigen  gutgeheissen. 
Eberwin  und  Ulrich  als  Betheiligte  spielten  sogar  eine  Vermittelungsrolle 
hierbei,  da  sie  die  Berufung  für  passend  erachteten  und  der  Stimme  bethei- 
ligter  Kreise  hierin  entsprachen. 

2.   Ulrich  an  Abt  Eustachim  von  Arnstein  (1151 — 1180), 

E.  ^  venerabili  abbati  frater  U.  devotas  orationes  in  Christo. 
Quidam  fratruin  vestrorum  ex  parte  vestra  et  fratris  Luode- 
wici*  ad  nos  veniens  rogavit,  ut  quendam  Eberhardura  ^,  quem 
suis  culpis  exigentibus  a  nostra  societate  removimus,  vestre 
obediencie  traderemus.  Quod  quia  vestre  dilectioni  negare  nolu- 
mas,  has  dimissorias  litteras  vobis  transmittimus,  quibus  eum 
ab  obediencia  nostra  et  loco  nostro  penitus  absolvimus  ea  con- 
dicione,  ut  statira  in  vestrara  regulariter  transeat  obedienciam. 
Quod  si  facere  noluerit,  vel  vos  eum  recipere  nolueritis,  tanquam 
excoraraunicatura  et  inobedientera  eum  vitate*.    Vale. 

')  Abt  Eustachius  der  Prämonstratenser-Abtei  Arnstein  a,  d.  Lahn  ward 
Abt  1151  und  starb  1180  als  deren  zweiter  Abt.  Sein  Gedächtniss  feierte 
Arnstein  am  25.  Februar;  vgl.  Arnsteiner  Nekrolog  in  Annalen  des  Vereins 
für  Nassauische  Altcrthumskunde  und  Geschichtsforschung  Bd.  XVI  (1881), 
S.  71.  Metropolis  ecclesiae  Trevericae  ed.  v.  Stramberg  Bd.  n,  S.  4  u.  9. 
üeber  Eustachius  vgl.  noch  Arnsteiner  Nekrolog  a.  a.  0.  S.  258  u.  259; 
de  Oudenus,  Codex  n,  S.  15  zu  1156;  Kremer,  Origines  Nassoicae  Bd.  II, 
8.  179,  195,  874  u.  377  (1156—1163);  Mittelrheinisches  ürkundenbuch  Bd.  I, 
Nr.  597  Q.  638  (1156—1163).  Die  Angabe  der  Metropolis,  Eustachius  sei  am 
25.  Februar  1179  (nicht  1180)  gestorben,  beruht  auf  Trierer  Stil  und  wider- 
legt sich  durch  die  beigefügte  Angabe  einer  Amtszeit  von  29  Jahren,  was 
1180  ergibt.    Der  Brief  dürfte  1152  bis  1153  geschrieben  sein. 

*)  Bruder  Ludwig  ist  Graf  Ludwig  von  Arnstein,  der  bekannte  Stifter 
der  Prämonstratenser-Abtei  Arnstein  a.  d.  Lahn.  Ludwig  (mit  dem  Zusatz 
in)  war  der  letzte  Graf  Ton  Arnstein  und  an  Jutta  yerheirathet,  die  dem 
Hause  der  Grafen  von  Boyneburg  entstammte.  Er  verwandelte  1189  seine 
Stammburg  Arnstein  in  ein  Kloster  zu  Ehren  der  Jungfrau  Maria  und  des 
hL  Nicol&us  und  wies  demselben  seine  weitverzweigten  Besitzungen  an  der 
Lahn,  am  Rhein  und  an  der  Mosel  als  Stiftungsgut  an.  Er  starb  1185. 
Seinen  Todestag  feierte  Arnstein  am  8.  Februar,  obgleich  der  Herausgeber 
des  Arnsteiner  Nekrologs  dieses  nicht  erkannte  (vgl.  Arnsteiner  Nekrolog 
S.  61  zum  8.  Februar).  Ludwigs  Lebensboschreibung  ist  in  lateinischer 
Sprache  und  hieraus  in  deutscher  Uebersctzung  vorhanden,  erstere  mehrfach 
gedruckt;  vgl.  Wattenbach,  Geschichtsquellen,  ed.  V,  Bd.  II,  S.  287.  ~ 
de  Back,  Vita  b.  Lndovici  comitis  de  Arnstein  et  conversi  Praemontra- 
tensis  (Brüssel  1864).  —  Schliephake,  Geschichte  von  Nassau  etc.  Bd.  I, 

17 


258  P.  W.  E.  Roth 

S.  156,  Anm.  —  Vogel,  Beschreibung  von  Nassau  (Wiesbaden  1843),    S.  199 
bis  203.  —  Arnsteiner  Nekrolog  a.  a.  0.  S.  220—221. 

')  Die  Person  dieses  Eberhard  liess  sich  nicht  feststellen. 

*)  Die  Angelegenheit  des  Briefes  ist  ein  Beweis  früher  Verbindung-  der 
ihrer  Ordensregel  nach  verwandten  Klöster  Steinfeld  und  Arnstein  und  der 
von  Propst  Ulrich  geübten  strengen  Klosterzucht,  die  sich  jedoch  wiederum 
mit  Milde  vereinigte  und  dem  gefallenen  Mönch  Gelegenheit  gab,  sich  zu 
Arnstein  unter  andern  Verhältnissen  zu  bessern,  aber  doch  auf  Einhaltnngr 
der  Ordensvorschriften  bei  diesem  Wohnortswechscl  strenge  geachtet  sehen 
wollte. 

3.   Ulrich  an  W, 

W.  dilecto  amico  et  fratri  ^  U.  devotas  orationes  in  Christo. 
Gratias  agimus  dilectioni  vestre,  quod  semper  circa  nos  et  am! cos 
nostros  benivolos  fuistis,  et  fratrem  presentium  latorera  in  proximo 
causa  nostri  benigne  suscepistis.  Nunc  autera  pro  eo  caritatera 
vestram  rogamus,  ut  aliquibus  per  vos  transeuntibus  eum  adiun- 
gatis,  cum  quibus  secure  redire  possit.  Preterea  omnibus  amicis 
nostris,  per  quos  transierit,  eum  presentibus  litteris  commen- 
damus,  et  iure  fraternitatis  rogamus,  ut  per  se  vel  per  amicos 
suos  conductum  prestent,  si  forte  opus  liabuerit^    Vale. 

*)  Der  Empfänger  dieses  Schreibens  ist  nicht  festzustellen,  da  ihn 
Ulrich  nur  als  Freund  und  Bruder  (Mönch)  bezeichnet.  Möglicherweise  war 
er  ein  Abt  oder  Propst  und  blieb  der  Amtstitel  aus  intimer  Freundschaft 
weg.  Der  Empfanger  muss  von  einigem  Einfluss  gewesen  sein,  da  sich 
Ulrich  für  ihm  und  seinen  Freunden  erwiesene  Wohlthaten  bedankte  und  den 
Ueberbringer  des  Schreibens  empfahl. 

*)  Der  Brief  spiegelt  die  kulturhistorisch  wichtige  Art  und  Weise 
wieder,  wie  man  in  Kreisen  der  Ordenspersonen  zu  Ulrichs  Zeiten  zu  reisen 
pflegte.  Man  fand  gastliche  Aufnahme  in  den  auf  dem  Eeiseweg  gelegenen 
Klöstern  und  verband  damit  eine  Art  Weiterempfehlung  von  einer  klöster- 
lichen Niederlassung  zur  andern.  Auf  die  Ordensregel  der  Klöster  scheint 
man  hierbei  keinerlei  Rücksicht  geübt  zu  haben.  Diese  Art  zu  reisen,  bot 
hinlänglich  Sicherheit  verbunden  mit  der  Gelegenheit,  die  klösterlichen  Ge- 
wohnheiten und  Vorschriften  einzuhalten.  Dem  Ausdruck  fraternitas  nach 
zu  schliessen,  ist  in  dem  Empfänger  des  Briefes  ein  Mitglied  des  Prämon- 
stratenser-Ordens  vorauszusetzen,  möglicherweise  hat  aber  das  Wort  auch 
einen  weitergehenden  Begriff  und  lässt  auch  eine  andere  Ordensregel  zu. 

4.    Ulrich  an  Äbt  Richard  L  von  Springiersbach  (1120 — 1158), 

Eichardo  dilecto  domino  ac  venerando  patri^  frater  Udel- 
ricus  filialem  in  Christo  subiectionem.  Scitis  de  Adalberto  quondam 
fratre  nostro  ^  quam  destabiliter  vixerit,  postquam  suadente  dia- 
bolo  ad  seculum  reversus  est.    Nunc  autera  dicit,  nullam  spem 


Eine  Briefsanmilung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jabrh.   269 

resurgendi  sibi  reservatam,  nisi  ut  in  transmarina  ecclesia  cum 
militibus  templi  in  ea  arte  serviat  deo,  in  qua  sathane  militavit  ^ 
Hoc  autem  dominus  noster  sancte  memorie  predecessor  mens* 
ei  concesserat,  sed  iste  tunc,  quod  proraiserat,  non  inplevit. 
Quo  exemplo  ego  commonitus  et  multorum  precibus  victus  hoc 
tandem  ei  concessi,  ut  quidquid  dominus  papa  de  eo  dispen- 
saverit,  faciat.  Quia  ergo  vestra  persona  domino  pape  magis 
nota  est  quam  mea,  rogat  tarn  ipse  quam  ego,  ut  litteris  vestris 
domino  pape  commendetis,  et  si  naturam  eins  et  conversationem 
diUgenter  exponatis,  ut  ex  verbis  vestris,  quantum  fleri  potest, 
intelligat,  nuUam  viam  serviendi  deo  moribus  eins  magis  con- 
gruere,  quam  illam,  quam  elegit,  quod  omnes,  qui  eum  noverint, 
concorditer  clamant^  Preterea  filius  eins  cum  eo  Jherusalem 
iturus  est  pro  homicidio,  quod  perpetravit.  Pro  quo  similiter 
dilectionem  vestram  suppliciter  rogamus,  ut  eum  domino  pape 
commendetis,  et  cum  eum  audieritis,  quod  vobis  visum  fuerit, 
de  eo  suggeratis^.    Vale. 

*)  Empfänger  ist  ein  Abt  Richard  von  Springiersbach.  Es  gab  zwei 
Achte  dieses  Namens,  Richard  I.  und  Richard  11.  lieber  ersteren  vgl.  Mittel- 
rheinisches  ürkundenbuch  Bd.  I,  S.  502,  510,  511,  525,  550,  551,  558,  560, 
562,  564,  569,  571,  572,  588,  586,  589,  590,  596,  598,  680,  682,  683,  636^ 
657,  663,  665,  667,  669,  672.  Richard  II.  folgte  dem  Richard  I.  unmittelbar 
in  der  Würde  nach  und  regierte  von  1158—1169.  (Mittelrheinisches  ürkunden- 
buch Bd.  I,  S.  681,  698,  698.  Herquet,  Amsteiner  ürkundenbuch  S.  9, 
Nr.  4,  woselbst  Richard  I.  S.  7,  Nr.  3  vorkommt.)  An  Richard  IL  ist  nicht 
zu  denken,  der  Empfänger  ist  im  Hinblick  auf  Brief  5  und  die  dort  genannten 
Personen  nur  in  Richard  I.  zu  suchen.  Ein  Abt  Richard  von  Springiersbach 
hatte  eine  Memorie  zu  Romersdorf  am  28.  Juli.  (Romersdorfer  Nekrolog 
in  der  Wiesbadener  LandesbibUothek.) 

*)  Ob  dieser  Adalbertus  mit  dem  flüchtigen  Mönch  Albertus,  welcher 
nut  einem  Pferd  des  Klosters  Steinfeld  sich  nach  dem  Kloster  Harthausen 
bei  Warburg  im  Paderbomer  Bisthum  entfernte,  identisch  ist,  lässt  sich 
nicht  feststellen.  Setzt  man  eine  einigermassen  chronologische  Anordnung 
der  Briefe  Ulrichs  in  gegenwärtiger  Sammlung  voraus,  dann  wären  Beide 
verschiedene  Personen,  wenn  auch  die  umstände  eine  Annahme  der  Identität 
wahrscheinlich  machen;  vgl.  Brief  69. 

')  Möglicherweise  kehrte  der  entflohene  Adalbert  zurück,  ergab  sich 
Aber  nach  Brief  4  einem  ausschweifenden  Leben  und  wollte  alsdann  in  den 
Templerorden  eintreten. 

*)  Dieser  Vorgänger  ist  Propst  Eberwin  von  Steinfeld.  Die  Angelegen- 
heit des  Schreibens  ist  mit  derjenigen  des  Briefes  1  verwandt,  und  war  wie 
auch  dort  Propst  Eberwin  in  der  Sache  thätig  gewesen.  Ulrich  folgte  auch 
in  diesem  Fall  dem  Beispiel  seines  Vorgängers  und  betrieb  die  Ordnung  der 
^^^e  auf  dem  von  Eberwin  eingeschlagenen  Wege  der  Vermittelung. 

17* 


260  F.  W.  E.  Roth 

*)  Der  Unbeständigkeit  des  Adalbert  gegenüber  kannte  Ulrich    kein 
besseres  Mittel  als  die  Entscheidung  des  Papstes.    Wer  dieser  Papst  -w^ar 
ist  zwar  nicht  bemerkt,  der  Zeit  nach  kann  aber  nur  Eugen  III.  (1145   bis 
1153)  gemeint  sein.    Mit  dessen  Eegierungszeit  stimmt  die  Abtszeit    Abt 
Richards  I.  Ton  Springiersbach,  das  erwähnte  Ableben  Propsts  Eberwins,   die 
Amtszeit  Propsts  Ulrichs,  auch  die  Erwähnung,  dass  Ulrich  dem  Papst  nicbt 
bekannt  sei,  wie  in  Brief  1.    Auch  hier  blickt  eine  annähernd  chronologisch 
eingehaltene  Anordnung  der  Briefe  durch  und  dürfte  dieses  Schreiben    zu 
den  ersten  Briefen   Ulrichs  der  Zeit   nach  gehören  und   1152—1153   etwa 
abgefasst  sein,  als  Ulrich  die  Würde  als  Propst  kaum  angetreten  und  noch 
mit   der  Ordnung  der  von  Eberwin  hintorlassenen  Verhältnisse  beschäftig 
war.    Ulrich  wollte   sich  nicht   sofort  an   den  Papst  wenden,   sondern   die 
Vermittelung  des  Abts  Richard  I.  von  Springiersbach  benutzen,   da  er  den 
Papst  nicht  so  gut  kannte,  als  dieses  bei  Richard  der  Fall  war,  wenigstens 
von  Ulrich  vorausgesetzt  ward.   Darin  dürfte  er  auch  richtig  erkannt  haben, 
denn  Richard  war  älter  als  Ulrich,   länger  im  Amt,   und  es  war  nicht  aus- 
geschlossen, dass  er  mit  Eugen  III.  nähere  Verbindungen  hatte.    Dem  Richard 
war  die  Angelegenheit  des  Briefes  jedenfalls  schon  bekannt,  wie  Ulrich  im 
Eingang  andeutete.    Diese  Vermittelung  wählte  Ulrich  deshalb,  weil  er  den 
kirchlichen  Instanzenweg  an  den   apostolischen  Stuhl  kannte  und  einhalten 
wollte.   Eigentlich  hätte  die  Sache  an  den  Erzbischof  von  Köln  als  Diözesanen 
wie  in  Brief  1   gehört,  Ulrich  zog  aber  die  Vermittelung  eines  dem  Papst 
jedenfalls  genehmen  Mannes  in  Abt  Richards  Persönlichkeit  vor. 

•)  Diese  Angaben :  Flucht  eines  Mönches  aus  Steinfeld,  der  Todtschlag 
Seitens  des  Sohnes  desselben,  kennzeichnen  die  vielfach  ungestüme,  rück- 
sichtslose und  gewaltthätige  Zeit  Ulrichs  zur  Genüge,  selbst  wenn  man  den 
schuldigen  Sohn  nicht  als  Frucht  einer  verbotenen  Ehe  oder  eines  unehe- 
lichen Umgangs  des  Mönchs,  sondern  aus  einer  Ehe  hervorgegangen  sein 
lässt,  die  sich  löste,  ehe  der  Mönch  Adalbert  zu  Steinfeld  eintrat.  Auch 
diesem  Sohn  gegenüber  zeigte  Ulrich  eine  versöhnliche  Richtung  und  empfahl 
dessen  Sache. 

5.  Arnold  L,  Erzbischof  von  Köln,  an  Papst  Eugen  IIL 

(1145—1151). 

Eugenio  reverendo  patri  suo  catholice  ecclesie  sumino  pon- 
tiflci  Arnoldus  dei  paciencia  Coloniensis  archiepiscopus  tarn  devo- 
tara  quam  debitain  in  orauibus  obedienciam  ^  Miles  presencium 
lator  post  multa  mala,  que  iu  seculari  vita  commiserat,  ad  reli- 
gionera  conversus,  postmodum  suadente  diabolo  ad  seculum  rever- 
sus  est,  ubi  ita  se  totum  sathane  tradidit,  ut  omnes,  qui  eum 
Dovarunt,  de  salute  eius  desperarent.  Nunc  autem  deo,  ut  credi- 
mus,  miserante,  hanc  viam  penitendi  elegit,  ut  in  transmarina 
ecclesia  cum  militibus  templi  deo  serviat.  Quod  quia  sine  vestra 
dispensatione  fieri  non  debuit,  ad  vestram  eum  paternitatem 
mittentes  supplicando  rogaraus  et  rogando  suggerimus,  ut,  si 


Eine  Briefsainmlung  des  Propstes  Ulrich  von  JSteinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.    261 

fieri  potest,  hoc  ei  vestra  auctoritate  concedatur,  quia  nos,  qui 
eins  naturam  novimus,  hoc  precipue  moribus  eins  congruere  credi- 
mus,  non  alias  eura  in  sancto  proposito  perseveratunim  speramus. 
Preterea  fliium  eius,  qui  pro  horaicidio,  quod  perpetravit,  cum 
eo  Jherosolimanf  ire  disposuit,  vestre  pietati  commendamus,  ut 
de  introitu  ecclesie  et  actione  penitentie,  quod  vestre  discretioni 
Visum  fuerit,  vestra  circa  eum  dispenset  autoritas.    Vale. 

*)  Mit  Ulrich  hat  der  Brief  nichts  zu  thun,  er  fand  nur  wegen  Brief  4 
zar  Aufklärung  der  Angelegenheit  Aufnahme  in  die  Sammlung.  Der  Brief 
därfte  1150  bis  spätestens  1151  gesehrieben  sein  als  der  Regierungszeit 
Arnolds  I.  von  Köln  (1188—1151)  entsprechend,  aber  in  der  Angelegenheit 
doch  noch  so  neu,  dass  die  Ordnung  auf  Propst  Ulrich  tiberging  und  auch 
diesen  beschäftigte.  Die  Angelegenheit  deckt  sich,  wie  bemerkt,  mit  der 
des  Briefes  4.  Abt  Richard  I.  von  Springiersbach  hatte  den  kirchlichen 
Satzungen  gemäss  es  vorgezogen,  sich  an  den  DiOzesanen,  in  dessen  Sprengel 
die  Angelegenheit  geschehen,  an  Erzbischof  Arnold  von  Köln  und  nicht  direkt 
an  den  Papst  zu  wenden.  Das  negative  Resultat  der  Vcrmittelung  Arnolds 
oder  die  verspätete  Entscheidung  machte  Ulrichs  Brief  an  Abt  Richard  I. 
[^  ür,  4)  nöthig,  ohne  einen  nochmaligen  Eingriff  des  Kölner  Erzbischofs 
abzuwarten. 

6.  Ulrich  an  Papst  Eugen  IlL  (1145—1153). 

Eugenio  sancto  ac  reverendo  catholice  ecclesie  summo  pon- 
tifici '  U.  Stein veldensium  fratrura  inutilis  servus  ad  consolationem 
pauperum  Christi  in  omnibus  prosperari.  Miles  presentium  lator, 
cum  in  seculari  vita  plura  in  variis  viciis  ac  facinoribus  commi- 
sisset,  tandem  divina,  ut  credebatur,  miseratione  ad  nos  con- 
versus  est*.  Ubi  cum  per  aliquot  annos  in  magna  afflictione 
camis  sue  satis  laudabiliter,  quantum  ad  humaoum  spectat  visum, 
conversatus  esset,  demum  suadente  diabolo  ad  seculum  reversus 
est.  Ubi  novissima  eius  facta  sunt  tanto  deteriora  prioribus, 
ut  omnes,  qui  eum  noverant,  de  salute  eius  desperarent.  Nunc 
autem  ipse  nuUam  spem  resurgendi  sibi  dicit  reservatam,  nisi 
ut  longe  positus  a  suis  in  transmarina  ecclesia  cum  inilitibus 
templi  in  ea  arte  serviat  deo,  in  qua  diu  satane  militavit. 
Fuit  enim  strennuus  in  armis  super  omnes  vicinos  suos,  in 
quo  nimium  conflsus  factus  est  non  solum  oppressor  pauperum, 
sed  et  potentum  acerrimus  impugnator.  Unde  tam  potentes 
quam  pauperes  tam  religiosi  quam  seculares,  qui  eius  naturam 
noverant,  concorditer  clamant,  nullam  viam  redeundi  ad  deum 
moribus  eius  magis  congruere,  quam  istam,  quam  elegit. 
Quod  et  fldelis  filius  mens  sancte  memorie  predecessor  meus^ 


262  F.  W.  E.  Roth 

ei  concesserat,  sed  iste  tunc,  quod  promisit,  non  implevit.  Quo 
exemplo  ego  commonitus  et  multorum  consiliis  ac  precibus 
acquiescens  hoc  ei  tandera  ea  conditione  concessi,  si  hoc  vestra 
dispensaret  autoritas. 

')  Die  Angelegenheit  des  Schreibens  ist  die  der  Nummern  4  und  5. 

*)  Möglicherweise  sollte  der  Ritter,  welcher  Konverse  zu  Stein feld 
gewesen,  dann  entwichen  war  und  böse  Handlungen  sich  zu  Schulden  konmien 
Hess,  auf  Ersuchen  des  Papstes  sich  persönlich  stellen.  Propst  Ulrich  g-ab 
deshalb  dem  Ritter  einen  Brief  an  den  Papst  mit  und  empfahl  dessen  Sache. 
Hier  heisst  der  schuldige  Konverse  in  Brief  4  frater,  ein  Beweis  wie  ver- 
schiedenartig man  die  aus  dem  Leben  ins  Kloster  Getretenen  zu  Ulrichs 
Zeit  benannte. 

')  Dieser  Vorgänger  ist  wiederum  Eberwin.  Ulrich  betont  dem  Papst 
gegenüber,  derselbe  habe  dem  Ritter  erlaubt,  wieder  in  den  Ritterstand  als 
Tempelherr  einzutreten,  was  jedoch  der  Ermächtigung  des  Papstes  bedürfe. 
Die  Abfassungszeit  des  Briefes  dürfte  1152,  spätestens  1153  sein  und  der 
Brief  chronologisch  nach  4  und  5  gehören,  nachdem  der  Papst  auf  die  Sache 
eingegangen  und  den  Entscheid  vorbereitet. 

7.   Ulrich  an  Abt  und  Mönche  von  Justus  Mons, 

S.  venerabili  abbati  et  dilectis  fratribus  de  Justo  Monte* 
frater  U.  Steinveldensium  fratrum  inutilis  servus  in  Justo  Monte 
iusticie  fructibus  habundare.  Quidam  fratres  vestri  ex  vestra 
parte  ad  nos  venientes  rogaverunt,  ut  pro  quibusdam  vobis 
necessariis,  que  Colonie  empturi  erant  *,  fratres  nostros  fideiusso- 
res  poneremus.  Quod  licet  nobis  difficile  esset,  tarnen  pro 
vestra  dilectione  recusare  noluimus.  Ipsi  autem  quod  multura 
miraraur,  ad  diem,  qua  argentum  persolvere  promiserant,  nee 
venerunt,  nee  miserunt.  Unde  urgente  necessitate  compulsi 
sumus,  fratres  nostros  cum  presentibus  litteris  ad  vos  mittere, 
qui  vobis  dicent,  quid  de  debito  fratrum  sit^  et  qua^die  sine 
Ulla  dilatione  reddendum^  sit.    Valete. 

*)  Empfänger  sind  der  Abt  Stefan  und  der  Konvent  des  Klosters  Justus 
Mons  in  den  Rheinlanden.  Dieses  Kloster  kommt  in  dem  Testamente  des 
Erzbischofs  Johann  von  Trier  ohne  Zeitangabe  als  mit  einem  Vermächtniss 
begabt  vor.  (Mittelrheinisches  ürkundenbuch  Bd.  II,  S.  331.)  Die  Empfönger 
erscheinen  nochmals  in  den  Briefen  23  und  57.  Bis  jetzt  ist  die  Lage  des 
Klosters  nicht  ermittelt. 

*)  Die  Erwähnung  der  Stadt  Köln,  wo  die  Mönche  von  Justus  Mons 
Einiges  einkauften,  zeigt  Köln  als  Handelsstadt. 

•)  Die  Geldverlegenheit  und  die  Art  der  Entleihung  einer  Geldsumme 
bei  Propst  Ulrich  ist  für  Beurthoilung  der  Finanzlage  in  den  rheinischen 
Klöstern  interessant,  auch  der   Umstand,  dass   Ulrich  das  Darlehen  ohne 


Eine  Bricfsaminluug  des  Propstes  Ulrich  vou  Steinfeld  aus  deiu  12.  Jahrb.  263 

Verzinsang  zurückverlangte,  ein  weiterer  Beweis,  dass  man  Zinsnehmen  bei 
Darlehen  auf  kürzere  Zeit  damals  nicht  kannte  und  Seitens  des  Klerus 
nicht  billigte. 

*)  Statt  rendendum  der  Hs.  ist  zu  lesen  reddendum. 

8.  Clrich  an  Bischof  Friedrich  von  Münster  (1152 — il68). 

Friderico  dilecto  domino  suo  ac  venerabili  Monasteriensi 
'  episcopo  frater  U.  devotas  orationes  in  Christo  cum  debito  ser- 
vicio.  Licet  parvitatem  raeam  negotio,  super  quo  vestras  accepi 
litteras,  imparem  esse  cognoveram,  tarnen  pro  vestra  reverencia 
et  dilectione  paratus  sum  tarn  in  hoc  quam  in  omnibus  vestre 
sublimitati,  quam  semper  specialiter  dilexi,  pro  viribus  obedire, 
etsi  rae  ad  hoc  apostolicum  non  urgeret  preceptum.  Rogamus 
tarnen  dilectionem  vestram,  ut,  quantum  fieri  potest,  secundum 
coraraodum  vestrum  talis  ad  hoc  constituatur  locus,  ad  quem 
mea  imbecilitas,  que  multa  est,  possit  occurrere^    Vale. 

')  Möglicherweise  hängt  die  Angelegenheit  des  Schreibens  mit  Brief  68 
zusammen.  Auch  dort  wird  ein  angesetzter  Schiedstag  genannt,  auf  dem 
Ulrich  zur  Vermittelung  erscheinen  sollte  und  die  Angelegenheit  betrifft  in 
beiden  Briefen  Kleriker  zu  Münster,  für  die  sich  jedenfalls  deren  Bischof 
als  BisthumsYorstand  verwendete.  Sonst  ist  der  Inhalt  beider  Schreiben 
dunkel  und  wenigsagend.  Brief  8  ging  dem  Brief  68  der  Zeit  nach  vor 
und  steht  deshalb  auch  mit  Recht  in  der  Briefsammlung  voran. 

9.   Ulrich  an  Abt  Oezo  von  Sion  (Strahov)  in  Böhmen, 

Gezoni  venerando  patri  et  domino*  frater  U.  filialem  in 
Christo  dilectionem.  Ex  quo  a  nobis  recessistis  et  onus  importabile 
super  dolorem  vulnerum  meorum  addidistis,  semper  speravi  vestra 
consolatione  refovere.  Sed  iam  secundo  ex  litteris  vestris  intellexi 
nee  facile  posse  fleri,  quod  speraveram.  Mea  enim  infirmitas 
tanta  est,  ut  vobis  non  sufliciat  occurrere,  vos  autem  tam  debilitas 
corporis  quam  varie  cause  hinc  inde  concurrentes  impediunt,  ne 
ad  no8  facile  transire  valeatis.  Sed  quia  licet  caro  infirma  sit, 
spiritum  tamen  vestrum  ad  omnia  bona  promptum  esse  cügnos<o, 
quantum  paternitatem  vestram  solicitare  audeo,  suppliciter  et 
instanter  rogo,  ut  si  ante  non  potestis,  saltem  circa  tempus  proximi 
coUoquii  nos  visitare  nuUatenus  omittatis.  Quia  enim  tam  vestra 
quam  mea  infirmitas  tempus  resolutionis  nostre  proximum  esse 
certissime  clamat,  consolatorium  mihi  videtur  et  utile,  ut  si  usque 
ad  predictum  tempus  vita  nobis  comes  fuerit,  tam  patres  ordinis 
quam  nos  invicem  hac  una  saltem  vice  visitemus.   Poterit  enim 


264  F.  W.  E.  Koth 

fortasse  ex  mutua  collatione  tarn  nobis  quam  vobis  gratia    dei 
aspirante  aliquid  spiritualis   consolationis  accrescere.    Ceterum 
de  fratre  Ruodolfo,   super  quo  placuit  vobis  meam  parvitÄtem 
consulere,  scio  vos  melius  scire,  quod  loquitur,  ineptum  esse   ac 
frivolum.    Priorem  enira  habitura,  quem   per  m.iaus  patris    sui 
sua  voluntate  suscepit,  postea  eodera  patre  suadente  et  iniungence 
sua  sponte  mutavit.  Premonstratensem  ordinem  cum  habitu  eiusdem 
ordinis  suscepit  et  per  plures  annos  iam   tenuit.     A  quo  velle 
recedere,  nichil  est  aliud,  quam  proprium  votum  et  obedientiam 
invinctam  deserere.    Cuius  vesanie  particeps  essetis,  si  in  hoc 
ei  assensum  preberetis. 

0  Empfänger  ist  Gezo  oder  Geizo,  Abt  des  Klosters  Sion  oder  Strahov 
bei  Prag  Prämonstratenser-Ordens.    Dasselbe  war  von  Steinfeld  aus  unter 
Propst  Eberwin  von  dem  Böhmenkönig  Ladisiaus  11.  und  dessen  Gemahlin 
Gertrud  auf  dem  Berge  Ztragow  oder  Strahov  im  J.  1140  begründet  und  mit 
Mönchen  besetzt  worden.    Steinfeld  lieferte   die  Kolonie.    Es  war  die  Zeit 
der  ersten  Bltithe  des  Prämonstratenser-Ordens,  dessen  Ruf  auch  nach  Böhmen 
gedrungen  war.   Nicht  minder  bekannt  war  dort  die  Blüthe  Steinfelds,  dessen 
strenge  Klosterzucht  weithin  ihres  Gleichen  nicht  hatte.   Eine  erste  Besetzung 
mit  Mönchen  unter  Leitung  eines  gewissen  Blasius  war  misslungen,  worauf 
der  Prämonstratenser-Orden  gleichsam  von  neuem  das  Kloster  begründete. 
Anreger  war  Bischof  Heinrich   von   Olmütz.    Die  Stifter  Ladisiaus  IT.  und 
Gertrud  wandten  sich  nach  Pr^montr^   ans  Ordenskapitel   und  hierauf  nach 
Steinfeld.  Der  Steinfelder  Propst  Eberwin  erhielt  den  Auftrag,  dem  Ansuchen 
der  Stifter  zu  genügen   und   den  Konvent  für  Strahov  zu  liefern.     Eberwin 
reiste  mit  Godschalk,  einem  Manne,  den  wir  noch  näher  kennen  lernen  werden, 
nach   Böhmen,   ward   zu  Prag  aufs   Beste   aufgenommen    und   sandte,   nach 
Besichtigung  des  Ortes,  wo  das  neue  Kloster  errichtet'  werden  sollte,  heim- 
gekehrt,  den    genannten    Godschalk   mit    Brüdern,    um    vorläufig    hölzerne 
Wohnungen  auf  Strahov  zu  erbauen.    Eberwin  kam  nach  Jahresfrist  zurück 
und  brachte  den  Konvent  unter  Leitung  Gezos,  der  zum  Abt  erwählt  worden, 
nach  Strahov,  das  nun  den  Namen  Mons  Sion  erhielt,  mit.    Gezo  hätte  den 
Godschalk   gerne   bei   sich   behalten,   aber  Eberwin   befahl   demselben,   nach 
Steinfeld  zurückzukehren   und   abzuwarten,    was   die   Zukunft   ihm    bringe. 
(Continuatio   Gerlaci   abbatis   Miloviccnsis    zu   Vincentii   Pragensis    annales 
in  Mon.  bist.  Germ.  Scriptores  Bd.  XVII,  S.  695—696.)  Gezo,  der  Empfönger 
des   Briefes   und   Abt  von   Sion,  war  Kanonikus   und  Domkustos   zu   Köln 
gewesen,   ein  reicher  und  verwöhnter  Mann,   ehe   er  zu  Steinfeld  durch  ein 
Traumgesicht  veranlasst  Mönch  ward.    Fälle  von  Uebertritten  aus  dem  Stand 
der  Kanoniker  in  den  der  Mönche  waren  damals  ja  keine  Seltenheit  und  aus 
manchem   üppigen  Kanoniker  wurde   gar  häufig   ein   strenger   Ordensmann. 
So  auch  hier  aus  Gezo.  Er  soll  ein  rechtlicher,  fleissiger,  auf  das  GeistUcbe 
und  Weltliche  gleich  bedachter  Ordensmann  und  ein  eifriger  Verfechter  der 
Klosterdiszipliu,  dein  Sion  Vieles  verdankte,  gewesen  sein.    (Ebenda  S.  696.) 
Der  Brief  macht  den  Eindruck,  als  sei  er  nicht  lange  nach  G^zos  Weggang 


Eine  Brief  Sammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steiufcld  aus  dem  12.  Jahrb.  265 

aus  Steinfeld  geschrieben.  Beide  Männer  kannten  und  liebten  sich  von 
Steinfeld  her  und  diese  Freundschaft  dauerte  auch  trotz  der  Entfernung  fort. 
Ein  Jahr  der  Abfassung  des  Schreibens  steht  nicht  fest,  annähernd  dürfte 
1 153  in  Frage  kommen.  Ulrich  klagt  über  die  Last  seines  Berufes  mit 
Oezos  Weggang.  Solche  Klagen  kommen  aber  meist  von  neu  auferlegten 
Toasten,  wenn  das  Früher  und  Jetzt  noch  frisch  seinen  Unterschied  bemerkbar 
macht.  Aus  diesen  Worten  redet  der  Mann,  der  erst  vor  Kurzem  Propst 
Steinfelds  ward.  Auch  zur  chronologischen  Stellung  des  Briefes  dürfte 
dieses  passen. 

10.   Ulrich  an  Äbt  Godeschalk  von  Selau. 

Godescalcho  dilecto  amico  ac  venerabili  abbati*  frater  U. 
fraternam  in  Christo  dilectionem.  Jam  secundo  in  litteris  vestris 
mihi  mandastis,  meam  vos  desiderare  presentiam.  Quam  si  vere 
desiderans  facite,  ut  in  hoc  tarn  raeum  quam  vestrum  desiderium 
irapleatur.  In  vobis  enim  non  in  me  est  facultas  huius  rei.  Mea  ^ 
enim  infirmitas  tanta  est,  ut  ad  vos  transire  non  valeam,  vestre 
autem  iuventuti  facile  est,  ad  nos  venire.  Qua  propter  dilectionem 
vestram  instanter  moneo  ac  rogo,  ut  si  ante  non  potestis,  saltem 
circa  tempus  proximi  colloquii  nos  visitare  nullatenus  omittatis, 
ut  de  pluribus  tarn  vobis  quam  nobis  necessariis  secretius  conferre 
valeamus  ^. 

*)  Abt  Qodeschalk  oder  Godschalk  des  Prämonstratenser-Klosters  Siloe 
oder  Selau  in  Böhmen  ist  der  in  den  Anmerkungen  zu  Brief  9  Genannte 
dieses  Namens.  Er  war  als  Mönch  Steinfelds  nach  Strahov  beordert  worden, 
Wohnungen  einzurichten,  später  aber  nach  Steinfeld  zurückgekehrt.  Er  stand 
zu  Bisehof  Daniel  Ton  Prag  (vgl.  Brief  9)  in  vielfachen  Beziehungen  und 
war  dem  Abt  Gerlach  von  Mühlhausen,  dem  Fortsetzer  der  Jahrbücher  des 
Vineentins  von  Prag,  jedenfalls  persönlich  bekannt.  Derselbe  berichtet  einen 
Vorgang  nach  Godschalk s  Erzählung  und  dieser  hatte  die  Sache  von  Bischof 
Daniel  gehört.  (Mon.  bist.  Germ.  Scriptores  Bd.  XVIII,  S.  684.)  Godschalk 
war  es  auch,  der  den  jungen  Gerlach,  den  verdienten  Abt  und  Chronisten 
am  1.  November  1174  als  Abt  von  Selau  auf  der  Rückreise  vom  General- 
kapitel in  das  Prämonstratenser-Kloster  Oberzeil  unterhalb  Würzburg  sandte. 
(Ebenda  S.  687.)  Godschalk  reiste  USl  wiederum  zum  Generalkapitel  des 
Ordens  und  half  dann  das  Kloster  Kanitz  (Cunitz)  in  Mähren  begründen. 
(Ebenda  S.  691.)  Im  Frühjahr  1182  weilte  Godschalk  zu  Sion  und  predigte 
dort  vor  dem  Erzbischof  Adalbert  von  Salzburg  (Ebenda  S.  692),  ebenso 
bei  Einweihung  der  Kirche  zu  Sion  am  26.  April  1182  (Ebenda  S.  693). 
Godschalk  starb  am  18.  Februar  1184  als  erster  und  hochverdienter  Abt 
von  Selau.  (Ebenda  S.  694.)  Sein  Vater  biess  hemer,  seine  Mutter  Herea, 
beide  ans  Ministerialengeschlechtem  von  St.  Peter  zu  Köln  entsprossen. 
Godschalk  ward  zu  Köln  erzogen  und  studirte  zu  Paris.  (Ebenda  S.  694  695.) 
Er  war  mit  Propst  Eberwin,  der  ihn  nach  Steinfeld  brachte,  und  auch  mit 
Ulrich  p<^rsönlich  bekannt. 


Eine  Briefsammluiig  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.   267 

abbates  de  monte  Sion  et  Siloe  ad  persolvendum  ordinis  institutum 
hoc  anno  venire  vestra  consentiat  paternitas.  Desiderant  enim 
eos  patres  ordinis  vldere  et  nos  tarn  de  suis  quam  nostris  negotiis 
plura  habemus  cum  eis  conferre.  Poterit  enim  vobis  fortasse 
ex  nostra  mutua  visitatione  aliquid  spiritualis  consolationis  accedere. 
Conservet  deus  sanctitatera  vestram  diuincolumempater  venerande  ^. 

^)  Bischof  Daniel  starb  am  9.  Augast  1167  (Mon.  hist.  Germ.  Scriptores 

Bd.  XVn,  S.  684).   Er  hatte  zu  Paris   studirt  und  stand  zu  Abt  Godschalk 

von  Selaa  in  Beziehungen.    (Ebenda  S.  684  und  Wattenbach,  Geschichts- 

quellen,  Bd.  II,  S.  10.)  Erschloss  sich  an  die  kaiserliche  Partei  und  Friedrich  I. 

an,  zog  1158  mit  Ladislans,  König  von  Böhmen,  welcher  von  Friedrich  I. 

zum  König  gekrönt  worden  und  eine  treffliche  Stütze  der  kaiserlichen  Macht 

bildete,  gegen  Mailand,  verweilte  auch  nach  Friedrichs  I.  Bückkehr  dort 

und  war  ein  thätiger  Anhänger  des  Papstes  Victor.    Im  Jahre  1160  ging 

er  im  Auftrag  des  Kaisers  nach  Ungarn,   folgte  demselben  nochmals  nach 

Italien,  wo  er  mit  Bischof  Hermann  von  Verden  kaiserlicher  Hofrichter  war. 

Im  J.  1167  raffte  ihn  die  Pest  weg.    Sein  Begleiter  nach  Italien  war  der 

Notar  und  Domherr  der  Prager  Kirche  Vincentius  der  bekannte  Chronist. 

( Watten  bach  a.  a.O.  Bd.  n,  S.  288— 289.)  Der  Brief  gehört  jedenfalls  vor  1158, 

als  Daniel  nach  Mailand  zog,  was  auch  zur  chronologischen  Einreihung  in 

die  Briefsammlung  passt.   Daniel  hatte  an  der  Gründung  des  Klosters  Selau 

hervorragenden  Antheil  und  erwies  sich  auch  als  Gönner  des  Prämonstratenscr- 

Ordens.    Er  war  jedenfalls  mit  Ulrich  bekannt,  wo  beide  sich  aber  kennen 

lernten,  steht  nicht  fest. 

*)  Gemeint  ist  Bischof  Johann  von  Mähren  (1150—1172),  an  welchen 
auch  Brief  20  gerichtet  ist. 

')  Ulrich  klagt  über  die  Last  seines  Amtes  und  seine  körperliche 
Schwäche.  Das  macht  auch  hier  den  Eindruck,  als  sei  der  Brief  nicht 
allzulange  nach  Uebemahme  der  Propstwürde  in  Steinfeld  geschrieben  worden, 
zu  einer  Zeit,  da  die  Eindrücke  der  Verantwortlichkeit  des  Amtes  als  neu 
und  ungewohnt  grösser  erschienen  als  bei  längerer  Gewöhnung.  Ulrich  bat 
den  Bischof  Daniel,  den  Aebten  von  Sion  und  Selau  zu  gestatten,  dieses 
Jahr  zu  einer  Besprechung  zu  kommen.  Denn  also  dürfte  die  Stelle:  „ad 
persolvendum  ordinis  institutum**  zu  verstehen  sein.  Es  war  dies  auch  der 
Wunsch  der  genannten  beiden  Aebte,  dessen  Erfüllung  jedoch  der  bischöflichen 
Erlaubniss  bedurfte.  Dieser  wollte  Ulrich  den  Weg  bahnen,  indem  er  Daniel 
die  Sache  ebenfalls  angelegen  sein  liess.  Der  Zeit  nach  gehört  Brief  11  in 
die  Abfassungszeit  von  10,  da  auch  dort  von  einer  Besprechung  die  Bede 
ist,  dürfte  aber  auf  10  gefolgt  sein,  nachdem  beide  Aebte  den  Ulrich  darauf 
hingewiesen,  dass  die  Erlaubniss  Daniels  massgebend  sei. 
*)  Es.  regat  (I). 

»)  Abdruck  im  neuen  Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichts- 
knnde  Bd.  XXI,  S.  560. 

12.   Ulrich  an  Abt  Reiner. 

Reinere  dilecto  amico  et  venerabili  abbati  *  frator  U.  frater- 
oam  dilectionem  in  Christo.    Plurimum  doleo,  quod  tarn  reuioti 


270  F.  W.  E.  Roth 

*)  Ulrich  hatte  in  des  Empfängers  Kloster  einen  Mönch  aus  Stein feld 
gesandt.    Derselbe  litt  an  einer  geheimen  Krankheit,  die  möglicherweise    ein 
Geschlechts  leiden  war,  und  suchte  bei  dem  Abt  Heilung.    Das  Kloster,  dem 
der   Empfönger   vorstand,   besass   einen   der  Heilkunde  beflissenen   Mönch, 
dem  der  Kranke   aus   Steinfeld   empfohlen  ward.    Seinen  Unterhalt  sollte 
der  Mönch   selbst  bestreiten   und   aus   Steinfeld   beziehen,   um   dem   andern 
Kloster  durch  die  Angelegenheit  nicht  zur  Last  zu  fallen.    Jedenfalls  haben 
wir  hier  ein  weiteres  Zeugniss  von  Ausübung  der  Heilkunde  in  den  Klöstern 
des  12.  Jahrhunderts,  welches  den  Mangel  an  Laienärzten  zu  dieser  Zeit 
beleuchtet,  aber  auch  zeigt,  dass  damals  kein  Heilkundiger   zu  St^infeld 
weilte,   während  unter  Propst  Eberwin  ein  Kanoniker  Heinrich  sich  dort 
aufhielt,  der  medizinische  Kenntnisse  hatte,  jedoch  nach  Böhmen  mit  dem 
spätem  Abt  Godschalk  von  Selau  zog  und  Stifter  des  Kiosters  Lounjewitz 
in  Böhmen  ward.    (Mon.  bist.  Germ.  Bd.  XVII,  S.  695.) 

15.  Bescheinigung  des  Propstes  Ulrich. 

Ego  U.  dei  gratia  Steinveldensis  prepositus  licet  indignus 
notum  esse  volo  oranibus,  ad  quos  littere  iste  perveniunt  ^,  quod 
frater^  earundem  lator  noster  professus  est  et  a  nobis  missus, 
unde  si  quis  eum  in  bis,  que  iiista  sunt  et  religioni  congrua 
exaudierit,  nos  in  eo  et  cum  eo  exaudiet. 

*)  Dieser  Begleitschein  des  ungenannten  Mönchs  aus  Steinfeld  gehört 
offenbar  zu  Brief  14.  Er  ist  interessant  ftlr  die  damalige  Art,  Personen 
zu  empfehlen  und  fand  als  zur  Sache  gehörig  in  den  Augen  des  Veranstalters 
der  Briefsammlung  deshalb  Aufnahme.  Der  Begleitschein  diente  als  Nach- 
weis, dass  der  Inhaber  Mitglied  Steinfelds  sei  und  als  Reisepass  zum  üeber- 
nachten  in  den  Klöstern,  die  er  auf  seiner  Reise  berührte. 

')  Frater  ist  der  Ausdruck  für  sämmtliche  Mönche.  Brinckmeicr, 
Glossarium  Bd.  I,  S.  847;  Du  Gange,  Glossarium  Bd.  III,  S.  398. 

16.   Ulrich  an  seine  Brüder  Godefrid  und  Eppo. 

G.  et  E.  dilectis  suis  *  frater  U.  salutem  et  omne  bonum. 
Puerum,  quem  ad  nos  misistis,  commisi  viro  bono  et  honesto 
magistro  videlicet  Beringero  de  sancta  Maria  ad  gradus.  Cui 
pro  victu  unius  anni  promisimus  dare  duas  marcas,  unam  in 
diebus  Pentecostes,  alteram  post  annum  dimidium.  Cuidam  etiam 
burgensi  fideli  amico  nostro  commisi,  ut  que  necessaria  habuerit 
in  vestibus,  ei  provideat  non  secundum  voluntatem  pueri,  sed 
secundum  consilium  raagistri  sui.  Hie  ad  presens  empturus  erat 
ei  cappam  et  camisiam  et  bracas.  Que  quia  nondum  emerat, 
de  precio  nichil  certi  vobis  raandare  potui.  Reliqua,  que  in 
litteris  non  continentur,  per  puerum  Petrum  verbis  vobis  raan- 
davi.    Vale. 


Eioe  Briefsatnmlnng  des  Propstes  Ulrich  von  Stcinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.    271 

')  Ulrichs  leibliche  Brüder  Godefrid  und  Eppo  kommen  als  Laien  neben 
dem  Abt  Richard  I.  von  Springiersbach  1155  vor.    In  dieser  Urkunde  heisst 
Ulrich  „magister",  was  nebenbei  bemerkt  sei.    (Mittelrheinisches  Urkunden- 
buch  Bd.  n,  S.  30.)  Der  von  den  Empfängern  gesandte  puer  ist  nicht  etwa  ein 
Knabe,  sondern  ein  Mönch  oder  Religiöse,  welcher  bereits  die  niederen  geist- 
liehen Weihen  besass,  meist  ein  jüngerer  Mann.  Der  Ausdruck  „puer"  hatte 
im  Mittellatein  einen  weit  gedehnteren  Begriff  als  im  klassischen  Latein 
und  bezeichnet  einen,  der  noch  nicht  die  Ausbildung  für  einen  Beruf  hatte, 
hier  den  Ordensberuf.    Der  hier  Gemeinte  ward  der  Erziehung  des  Magisters 
Beringer  am  Stift  Maria  ad  gradus  zu  Köln  anvertraut,  ein  Beweis,  dass 
Köln  für  Steinfeld  eine  gerne  benutzte  Stätte  der  Ausbildung  war.   Beringer 
bezog  als  Entschädigung  für  Unterricht  und  Lebensunterhalt  jährlich  aus 
Steinfeld  zwei  Mark,  eine  zu  Pfingsten,  die  andere  nach  Ablauf  des  halben 
Jahres.    Ein  Kölner  Bürger  sollte  Kleider,  bestehend  in  Kappe,  Rock  und 
Hosen  (bracae)  beschaffen.    Die  camisia  ist  hier  nicht  Hemd  nach  sonstigem 
Sprachgebrauch,  sondern  Leibgewand,  Rock.   Beispiele  solcher  für  das  Kloster 
aasgebildeten  jungen  Leute  bieten  noch  die  Briefe  28  und  29.    Der   Weg 
hierzu  führte  für  Steinfeld  nach  Köln,  der  rheinischen  Metropole  des  Handels 
aber  auch  der  Wissenschaft  zu  damaliger  Zeit.  Auf  die  Blüthe  der  Wissen- 
schaft und  Pflege  des  Unterrichts  wirft  das  Schreiben  für  Steinfeld  das  beste 
Licht.    Man  opferte  gerne  etwas  für  bessere  Ausbildung  der  Mönche  und 
verschickte  fähige  Köpfe  nach  auswärts.    Die  Abfassungszeit  des  Briefes 
dürfte  zwischen  1154  und  1155  liegen.    Obgleich  der  Brief  hierfür  keinerlei 
Anhalt   bietet,   dürfte    das    urkundliche    Auftreten    der  Empfänger    dieses 
nahe  legen. 

17.   Ulrich  an  Oezo,  Äbt  von  Sion. 

Gezoni  dilecto  domino  et  venerabili  patri  ^  frater  U.  debite 
dilectionis  devotum  obsequium.  Quantum  dicitis  nostrum  vos 
desiderare  adventum,  tantum  ego  vestram  sepe  opto  presentiam, 
sed  nostra  desideria  inpedit  commuDis  debilitas,  que  dos  ad 
mutuam  visitationem  insufficientes  reddit.  Super  hiis  autem, 
que  in  dominum  ßeinerum  abbatem  ^  acta  esse,  ex  litteris  vestris 
intellexi;  plurimum  doleo  tum  pro  scandalo  ordinis  tum  quia 
personam  eius  semper  specialiter  dilexi.  Fateor  tarnen  prudentie 
vestre,  quod,  quanto  plus  eum  diligo,  tanto  amplius  dolui,  quando 
cum  assumptum  esse  cognovi  ad  sarcinam  viribus  suis  imparem. 
Inperitus  nauta  sepe  naufragium  sibi  facit  et  navi,  quam  inter 
pericula  regere  nescit.  Nee  hoc  ideo  dico,  quod  in  homine  sit, 
ecclesiam  dei  regere,  sed  quia  unusquisque  proprium  donuni 
habet  a  deo,  alius  sie,  alius  autem  sie.  De  multitudine  autem 
conspiratorum  illorura,  super  quibus  placuit  vobis  raeani  impru- 
dentiam  consulere,  non  aliud  respondere  audeo  vel  debeo,  nisi 
ut,  qui   contra  ordinem   peccare  non   timuerunt,   per  ordinera 


272  F.  W.  E.  Roth 

puniantur.     Quid   autem   de   hiis,   qui   per   conspirationem     vel 
maliciosam  concordiam  adversus  abbatem  suum  se  erexerunt,    in 
ordine  scriptum  sit,  melius  nostis.    Quam  penitentiam  quoniodo 
in   loco,   ubi  hec'  acta  sunt,   inplere  possint,  non  video,  cum 
omnes  in  hoc  malo  consensisse  dicatis  preter  unum.    Unde  conse- 
quens  videtur,  ut  vel  ad  matricem  revocati  vel  per  alias  eccle- 
sias  divisi,  si  in  ordine  salvari  cupiunt,  secundum  instituta  ordinis 
penitentiam   agere  non   recusent.     Abbati   autem,  qui   cum    eis 
nullo  compositionis  modo  convenire  potest,  ut  dicitis,  nichil  tutius 
aut  honestius  consulendum  video,  nisi   ut  lubens*  et  gaudens 
tanto  oneri  sua  sponte  se  subtrahatur,  ad  quietem   subiectionis 
redire  festinet.     Hoc  consulo,  quia  hoc  ego  facerem,  si  sirailis 
causa  michi  occurreret.    Quod  si  desolationem  loci  opponitiS;  ad 
hoc  vobis  respondeo,  ut  non  vobis  parcatis,  sed  honori  ordinis 
consulendo  et  privatis  communia  preponendo  in   locum  illorum 
prevaricatorum  conventum  aliorum  fratrum  mittere  non  dubitetis, 
cum  abbatem,  quem  ipsi  sibi  sua  sponte  elegerint.    Hec  est  raea 
sententia,   nisi  prudentie  vestre  aliud  melius  visum  fuerit,  ciii 
res  magis  nota  est,  quam  michi.    Valete  et  sorores  nostras  ^  ex 
parte  nostra  salutate  et  oracionibus   earum  meam  parvitatem 
commendate. 

*)  An  Gezo  (vgl.  oben,  S.  264)  sind  auch  die  Briefe  9,  32,  46  und  70 
gerichtet.  Auch  hier  wiederholt  sich  wie  in  Brief  9  der  Wunsch  Gezos, 
dass  Ulrich  nach  Sion  komme  und  die  Erwähnung  von  Ulrichs  Krankheit  als 
Hinderniss.  Deshalb  dürften  beide  Briefe  (9  und  17)  nicht  allzuweit  in  ihrer 
Abfassungszeit  aus  einander  liegen. 

*)  Abt  Reiner  ist  der  Empfänger  von  Brief  12.  Ulrich  bedauerte,  dass 
dessen  Auftreten  dem  Orden  gerade  nicht  zur  Ehre  gereiche.  An  Vergehen 
Heiners  zu  denken,  ist  kein  zwingender  Grund,  jedenfalls  handelte  es  sich 
nur  darum,  dass  er  als  Abt  seinem  Amt  nicht  gewachsen  war.  Daher  Ulrichs 
trefflicher  und  zugleich  zarter  Vergleich  mit  dem  unerfahrenen  dem  Schiff- 
bruch ausgesetzten  Schiffer,  der  Ulrich  als  versöhnlichen  Mann  zeigt,  der 
mit  den  Verhältnissen  rechnete.  Aus  der  Angelegenheit  war  eine  Ver- 
schwörung der  Untergebenen  Reiners  herausgewachsen.  Diesem  Vorgehen 
gegenüber  kannte  Ulrichs  Strenge  keine  Mässigung,  er  wollte  die  Schuldigen 
nach  der  Ordensregel  strenge  bestraft  wissen.  Er  hielt  den  Ort,  wo  die 
Verschwörer  sich  vergangen,  nicht  für  deren  Busse  und  Besserung  geeignet. 
Man  solle  dieselben  entweder  in  das  Mutterkloster  zurückrufen  oder  in 
andere  Klöster  vertheilen.  Für  den  Abt  (Reiner)  sei  der  Rücktritt  von  der 
Würde  das  Zweckmässigste.  Der  Ort  selbst  werde  am  Besten  mit  einem 
andern  Konvent  besetzt. 

')  Hs.  hoc,  das  ich  in  hec  verbessere. 

*)  Jedenfalls  ist  lubens  zu  lesen.    Hs.  libens. 


274  F.  W.  E.  Roth 

19.   Ulrich  an  Abt  Reiner. 

Reinero  dilecto  amico  et  venerabili  abbati  ^  frater  U.  spiritu 
consilii  et  fortitudinis  habundare.    Fateor  caritati  vestre,  quod 
vestra  dileccio  et  adversitas  vestra  ex  parte  cognita  pene  me 
compulerant  contra  vires  meas  sumere  laborem  veniendi  ad  vos, 
sed  inflrmitas  corporis  succrescens  tandem  me  ab  hac  Intention  e 
dolentem   revocavit.    Quia  ergo  corporali  presentia  vos  visitare 
non  possum,  litteris  vestram  dilectionem  intuitu  caritatis  amoneo, 
ut  propria  voluntate  omnino  postposita  consilio  domini  Moraviensis 
et  domini  abbatis  de  Monte  Syon   aliorumque  abbatum  nostri 
ordinis   vos  in   omnibus   committere   non    dubitetis.     Sic   enim 
vestre    saluti    consuletis    et   fame,    si    ipsi    vobis    testimonium 
prohibuerint,  quod   in   nullo  a  consilio  eorum  recesseritis.    De 
fratre  autem  ß.*,  quem    necessarium    vobis   esse  dicitis,  volo 
vos  scire,  quod,  cum  ad  nos  venisset,  invenit  matrem  suam  et 
quosdam  propinquos*  suos  in  tanta  desolatione,  ut  a  lacrimis  non 
posset  continere.    Unde  me  obnixe   rogavit,  ut  eum  aput  nos 
aliquanto  tempore  mauere  permitterem  sperans  eorum  desolationem 
sua  presentia  posse  relevari,  quod  ei  negare  nullatenus  potui. 
Valete. 

*)  An  Reiner  sind  auch  die  Briefe  12  und  17  gerichtet.  Ulrich  bedauerte, 
dass  Reiner  das  Opfer  einer  klösterlichen  Verschwörung  geworden  sei.  Der 
Zeit  nach  gehört  der  Brief  nach  17  und  steht  daher  auch  demselben  in  der 
Briefsammlung  nach,  da  Ulrich  die  Sachlage  bereits  von  anderer  Seite  her 
kannte.  Ulrich  verweist  den  Reiner,  da  er  nicht  persönlich  wegen  Krank- 
heit kommen  könne,  auf  die  Hülfe  des  Bischofs  Johann  von  Mähren  (1 150— 11 72) 
und  des  Abts  Gezo  von  Sion  sowie  anderer  Aebte  des  Prämonstratenser- 
Ordens. 

*)  Die  Angelegenheit  mit  dem  jungen  Mönch  R.,  der  seine  Mutter  und 
etliche  Verwandten  in  grosser  Trauer  fand,  ist  die  gleiche  wie  die  in  Brief  18, 
dem  Abt  Godschalk  von  Selau  gegenüber  bereits  erwähnte.  Der  Mönch  kann 
daher  dem  Reiner  bekannt  gewesen  sein  und  auch  in  Beziehungen  zu  dessen 
Kloster  gestanden  haben.  Dieser  in  beiden  Briefen  (18  und  19)  erwähnte 
Umstand  setzt  deren  Abfassung  in  die  nämliche  Zeit. 

20.   Ulrich  an  Bischof  Johann  von  Mähren  (1150—1172). 

Johanni  dilecto  domiuo  et  venerando  Moraviensis  ecclesie 
presuli  *  frater  U.  Stein veldensium  fratrura  inutilis  servus  promereri 
enge  servi  boni.  Gratias  agiraus  deo,  qui  procellas  ad  versus 
vos  exortas  sua  gratia  ex  parte  corapressit,  unde  iani  liber- 
[alitate]^  aliorum  necessitatibus  securius  aniraum  intendere  potestis 


276  F.  W.  E.  Roth 

deficiat  in  adversis.  Cai'itas  autem,  qua  pauperes  Christi  dementer 
respicitis  et  inter  procellas  presentis  vite  vos  tuebitur  et  ad 
portura  quietis  optate  perducet.  Conservet  deus  sanctitatem 
vestram  diu  incolumera  ad  consolationem  pauperura  suorum. 

*)  Vgl.  Brief  11.  Das  Schreiben  enthält  eine  erneuerte  Einladung 
Daniels,  zn  ihm  zu  kommen.  Ulrich  konnte  derselben  wegen  Körperschwäche 
auch  in  diesem  Fall  keine  Folge  leisten.  Jedenfalls  gehört  der  Brief  vor 
oder  ins  Jahr  1158,  ehe  Daniel  gegen  Mailand  zog. 

')  Statt  proponueram  ist  zu  lesen  proposueram. 

22.  Ulrich  an  Abt  Bether  von  FHim  (1157—1174), 

Rethero  dilecto  domino  ac  venerando  Pinimiensis  ecclesie 
abbati  ^  frater  U.  devotas  orationes  cum  debito  servicio.  J>ater, 
qui  per  inobedienciam  a  vobis  recessit,  ad  sinum  paternitatis 
vestre,  sicut  dicit,  redire  festinat.  Quia  vero  sine  mediatore 
ad  vos  accedere  von  audet,  cum  amicis  suis  ad  nos  veniens 
multis  precibus  a  me  extorsit,  ut  pro  eo  vobis  supplicatorias 
litteras  mittelem.  Quia  vero  causa  eius  mihi  incerta  fuit, 
indiscretis  precibus  vestram  benivolentiam  vexare  non  audeo, 
voluntatem  tamen  eius,  sicut  ab  eo  audivi,  presentibus  litteris 
vobis  inslnuo,  quoniam  ad  omnem  satisfactionem  se  paratum  esse 
dicit,  et  quod  deinceps,  sicut  debet,  vobis  obediens  et  subditus 
esse  velit.  Valete  et  quicquid  vobis  super  hac  re  placuerit, 
per  presentium  nuntium  vobis  remandare  dignemini. 

*)  Rether  von  Prüm  0.  S.  B.  kommt  seit  1157  in  Urkunden  vor.  (Mittel- 
rheinisches ürkundenbuch  Bd.  I,  S.  656,  673).  Die  Veranlassung  des  Schreibens 
bot  das  Entweichen  eines  Mönches  aus  Prüm,  mithin  eines  Benediktiners,  nach 
Steinfeld.  Dieser  Mönch  soUte  nach  Prüm  zurückkehren  und  bediente  sich 
hierfür  der  Vermittelung  Ulrichs.  Hieraus  geht  hervor,  dass  man  in  Stein- 
feld auch  Mönche  anderer  Orden  aufnahm  und  selbst  behielt,  wenn  ihnen 
der  Aufenthalt  bchagte  und  dem  Propst  die  Ankömmlinge  gefielen.  Die 
Aenderuug  der  Ordensregel  war  demnach  leicht  gemacht.  Der  Mönch  erbot 
sich,  dem  Abt  von  Prüm  jede  von  diesem  geforderte  Genugthuung  für  sein 
Entweichen  zu  leisten.  Um  sicher  zu  gehen,  wie  er  sich  in  der  Angelegen- 
heit zu  verhalten  habe,  bat  Ulrich  den  Abt  Rether  durch  den  Ueberbringer 
des  Schreibens  um  Antwort.  Vorfälle  dieser  Art  waren  demnach  damals  so 
an  der  Tagesordnung,  dass  man  den  Ucberbringern  von  Briefen  gegenüber 
daraus  kein  Hehl  zu  machen  für  nöthig  fand.  Der  Brief  selbst  dürfte  etwa 
115S  geschrieben  sein. 

23.   Ulrich  an  Abt  Stefan  von  Justus  Mom, 

Stephano  dilecto  domino  ac  venerabili  abbati  sanctoque 
conventui  ecclesie  Justi  Montis*  frater  U.  Steinveldensium  fra- 


£ine  Hrie&aiümlaug  de»  Propstes  Ulrich  vou  Steinfeld  aus  dum  12.  Jahrb.    277 

trum  lumilis  conventus  promptuin  fraterne  dilectionis  obsequium. 

De  vestra  benivolentia  et  discretione  pluriraum  confidentes,  quan- 

tum    auderaus,  sanctitatem  vestram  obnixe  rogaraus,  ut  fratrem 

An.,  qui  ad  nos  confugit,  et  per  nostram  intercessionem  ad  vos 

redire  noluit,  intuitu  pietatis  et  nostre  dilectionis  gratia  benigne 

suscipiatis  et  penam,  quam   meruit,  quantum  fieri  potest,  pro 

nostra  ei  intercessione  temperetis.    Rigor  enim  ordinis  nequa- 

(luam  minuitur,  si  pro  fraterna  dilectione  aliquando  teinperetur. 

Vale  ^ 

*)  Empfänger  sind  Abt  Stephan  und  der  Konvent  des  Klosters  Justus 
Mons,  an  die  auch  Brief  4  gerichtet  war.  Gegenstand  des  Schreibens  ist 
auch  hier  ein  aus  Justus  Mons  nach  Steinfeld  geflohener  Mönch.  Steinfeld 
mvLss  demnach  eine  gewisse  Berühmtheit  als  Znfluchtstätte  genossen  haben. 
Ulrich  sandte  den  Entflohenen  zurück  und  empfahl  ihn  aus  brüderlicher  Liebe 
einer  gelinden  Bestrafung.  Warum  hier  Ulrich  anders  als  in  Brief  22  gegen 
den  Entflohenen  handelte,  geht  daraus  hervor,  dass  der  Prümer  Mönch  zurück- 
kehren wollte,  der  Andere  möglicherweise  nicht,  oder  dass  Ulrich  dem  Kloster 
Prüm  als  Benediktinerordens  gegenüber  anders  zu  handeln  für  gut  fand. 

')  Dieses  Vale  wie  auch  am  Ende  von  Brief  16  ist  eine  Eigenthüm- 
lichkeit  des  Briefstils  Ulrichs.  Obgleich  die  Empfänger  mehrere  Personen 
waren,  steht  doch  die  Einzahl,  in  Brief  7  dagegen  richtig:  valete. 

24.   Ulrich  an  Bischof  Hugo  von*  Ostia. 

Dilecto  domino  ac  venerando  N.  dei  gratia  Ostiensi  epis- 
copo^  frater  ü.  Steinveldensium  fratrum  inutilis  servus.  Inter 
prospera  et  adversa  huius  mundi  consueto  niore  constanter  ince- 
dere.  Licet  persona  mea  et  vita  sanctitati  vestre  peuitus  sit 
ignota,  tarnen  fama  religionis  vestre,  que  usque  ad  nos  pervenit, 
parvitati  mee  ausum  tribuit  scribendi  vobis.  Post  mortem  enim 
sancte  ac  venerande  memorie  pape  Eugenii  vos  pene  solum  in 
Romana  curia  relictum  audivimus,  ad  quem  pauperes  Christi 
tutum  habeant  refugium.  De  vestra  itaque  benivolentia  plurimum 
confisus  presentes  fratres  sanctitati  vestre  audeo  conunendare 
testimonium  eis  perhibens,  quod  hactenus  caste  et  religiöse 
vixerint,  vestigiis  religiosorum  pro  posse  inherentes  et  licet  in 
propriis  doraibus  conversati  sint,  virtutis  tarnen  eorum,  qui  in 
claustris  conversantur,  quantum  in  tali  vita  possibile  fuit,  imitati 
sunt.  Si  qua  erga  iusta  vel  religioni  congi'ua  vobis  suggerere 
vel  a  vobis  postulare  voluerint,  audiendi  sunt  tanquam  amatores 
iusticie  et  querentes,  que  dei  sunt.  Valeat  sanctitas  vestra  diu 
incolumis  ad  consolationem  pauperum  Christi  pater  veneran<lo. 


278  F.  W.  E.  Both 

^)  Hugo  Ostiensis  episcopns  kommt  urkundlich  am  S.Januar  1151  vor. 
(Lacomblet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  372,  S.  255.)  Der  Brief  ist  nach 
1153  nach  dem  Tode  des  Papstes  Eugen  III.  geschrieben,  da  er  diesen  als 
verstorben  nennt.  Möglicherweise  gehört  er  einer  etwas  späteren  Zeit  an, 
was  besser  der  chronologischen  Ordnung  in  der  Briefsammlung  entspräche. 

25.   Ulrich  an  Bemard,  Kardinal  und  episcopus  Portuensis. 

Bernardo  dilecto  domino  ac  venerando  patri  ^  frater  U.  Stein- 
veldensium  fratrum  inutilis  servus,  si  quid  potest  peccatoris 
oratio.  De  benivolentia  vestre  sanctitatis  plus  quam  de  meis 
meritis  confidens  presentes  fratres  discretioni  vestre  audeo  com- 
mendare  testimonium  eis  perhibens,  quod  hactenus  caste  et  reli- 
giöse vixerint  et  reliqua  sicut  in  priori  ^ 

')  Bemardus  Lucensis,  Eardinalpriester  und  episcopus  Portuensis 
kommt  1159—1176  vor  und  ist  auch  in  Brief  26  genannt.  Er  ist  die  näm- 
liche Persönlichkeit,  an  welche  die  hl.  Hildegardis,  Meisterin  des  Klosters 
Bupertsberg  0.  S.  B.  bei  Bingen,  ein  Schreiben  richtete.  (Pitra,  Analecta 
sanctae  Hildegardis,  Monte-Cassino.  1882,  S.  520.)  —  Ulrich  bedankte  sich 
in  dem  Schreiben  für  eine  von  Bernard  ihm  erwiesene  Gefälligkeit,  die  un- 
bekannt ist.  Er  empfahl  die  üeberbringer  des  Schreibens,  zwei  Mönche,  als 
solche,  welche  bisher  nach  der  Ordensregel  gelebt  hätten.  Es  sind  hier  ofifen- 
bar  die  auf  einer  Romfahrt  begriffenen  auch  in  Brief  24  genannten  Mönche 
verstanden.    Jedenfalls  entstammten  sie  dem  Kloster  Steinfeld. 

*)  Der  Schluss  des  Briefes  25  stimmt  mit  dem  von  24  überein,  da  die 
Angelegenheit  die  nämliche  ist.    Äbfassungszelt:  zwischen  1155  und  1158. 

26.   Ulrich  an  Otto  L,  Abt  von  Cappenberg  (1126—1156). 

Ottoni  dilecto  domino  ac  venerando  patri  ^  frater  U.  tarn 
devotura  quam  debitura  servicium.  Duo  amici  nostri  canonici 
Bunnensis  ecclesie  ^,  quos  aliquando  presens  vidistis,  Romam  ituri 
sunt.  Quia  autem  Romane  curie*  ignoti  sunt,  vellent,  si  fieri 
posset,  litteris  vestris  domino  pape  commendari.  Quid  autem 
ego  ad  commendationem  eorum  domino  B.  cardinali*  scripserim, 
ex  rescripto  ad  vos  misso  cognoscere  potestis.  Nichil  autem 
pro  eis  scribo,  nisi  quod  ex  conversatione  eorum  familiariter 
mihi  cognita  veraciter  perpendi. 

*)  Abt  Otto  I.  von  Cappenberg,  Prämonstratenser-Ordens  in  Westfalen, 
stand  als  zweiter  Abt  dieser  Abtei  vor  von  1126—1156  und  starb  am 
30.  März  1156.  (Hugo,  Annales  Bd.  I,  Spalte  417  f..  Barsch,  Kloster  Steinfeld 
S.  151).  Urkundlich  kommt  Otto  I.  als  Abt  Cappenbergs  1137—1155  vor. 
(Erhard,  Westphälisches  Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  1579,  1606,  1635,  1985; 
Bd.  n,  S.  224,  225,  246,  275,  286,  287,  297,  299.)  Die  Abtei  Arnstein  a.  d. 
Lahn  feierte  Ottos  Memorie  am  30.  März  (Arnsteiner  Nekrolog  S.  87),  Rom- 


Eine  Briefsammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steiufeld  aus  dem  12.  Jahrh.    279 

mersdorf,  Prftmonstratenser-Ordens  bei  Coblenz  a.  Rh.  am  29.  März.  (Rommers- 
dorfer  Nekrolog.  Hs.  der  Königl.  Landes-Bibliothek  zu  Wiesbaden.)  Cappen- 
berg  war  eine  Stiftung  des  Grafen  Hermann  von  Cappenberg. 

*)  Die  Namen  der  beiden  mit  Ulrich  befreundeten  Bonner  Kanoniker 
waren  nicht  festzustellen.  Möglicherweise  war  einer  der  spätere  Abt  Ekbert 
▼on  Schönau,  welcher  mit  Ulrich  in  Briefwechsel  stand  und  1155  eine  Rom- 
fahrt unternahm.  Dass  die  beiden  Bonner  Kanoniker  über  Steinfeld  nach 
Italien  zogen,  ist,  wenn  man  von  einem  beabsichtigten  Umweg,  der  dem  Be- 
suche Ulrichs  galt,  absieht,  für  die  damalige  Richtung  der  Reisestrasse  von 
Bonn  durch  die  Eifel  nach  der  Schweiz  von  Wichtigkeit. 

')  Welcher  Papst  hier  gemeint,  bleibt  unsicher.  Der  Zeit  nach  kann 
aber  nur  Hadrian  IV.,  gewählt  1154,  in  Betracht  kommen. 

*)  Kardinal  B.  ist  Bemardus  Luceusis  episcopus  Portuensis,  der  Empfänger 
von  Brief  25.  Wie  hier  von  der  Romfahrt  zweier  Bonner  Kanoniker,  ist 
dort  von  einer  solchen  mehrerer  Mönche  die  Rede.  Möglicherweise  gehört 
das  Schreiben  zu  1155. 

27.   Ulrich  an  Erpo,  Äbt  von  Klosterrath. 

Erponi  dilecto  ac  venerabili  patri  ^  frater  ü.  sincere  dilec- 
tionis  obsequium.  Dominus  Leo  frater  vester*  ad  nos  veuiens 
retulit  Dobis,  quod  clericus  ille,  pro  quo  litteras  nostras  alia  die 
herle  miseramus,  vester  subditus  aliquando  fuerit,  et  quod  ante- 
cessor  meus*  cum  litteris  suis  eum  vobis  remiserit.  Quod  si 
ita  est,  vel  etiam  si  ita  non  est,  et  vos  eum  sub  vestro  regimine 
habere  vultis,  in  pace  eum  vobis  dimittimus.  Hoc  autem  vos 
Bcire  volumus,  quod  si  amodo  a  religione  exorbitaverit,  non  nostrum 
sed  vestrum  erit  iudicare  de  eo,  sicut  de  subdito  nostro. 

*)  Erpo  von  Rode  oder  Klosterrath  bei  Aachen  erscheint  urkundlich 
1166—1171.    (Lacomblet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  422,  436,  439.) 

»)  Leo  ist  Abt  Erpos  leiblicher  Bruder.  Das  dominus  deutet  die  edle 
Abkunft,  aber  auch  den  weltlichen  Stand  desselben  an. 

■)  Der  Vorgänger  Ulrichs,  welcher  den  Kleriker  nach  Klosterrath  zurück- 
sandte, ist  Propst  Eberwin  von  Steinfeld.  Die  Angelegenheit  schwebte  dem- 
nach schon  länger.  Der  Zeit  nach  und  im  Anschluss  an  die  erwähnte  Abts- 
zeit de«  Erpo  kann  der  Brief  nicht  vor  1166  geschrieben  sein.  Möglicher- 
weise war  aber  Erpo  bereits  vor  1166  Abt  Klosterraths. 

28.   Ulrich  an  Meister  Peter. 

Petro  dilecto  amico  et  magistro  ^  frater  U.  salutem  in  domino. 
Magnas  vobis  gratias  refero,  quod  nullis  meritis  meis  exigentibus 
paratum  vos  inveni  et  devotum  circa  puerum,  quem  non  per  me, 
sed  per  nuntios  meos  tantum  vobis  comraiseram.  Scire  autem 
vü8  volo,  quod  eundem  puerum  amodo   in   terra    ista  retinere 


280  ¥,  W.  E.  Koth 

volo,  et  ipse  desiderio  öxplende  levitatis  sue  ad  matrem  suam 
redire  festinat.  Roganius  itaque  vos,  ut  pallium  suum  redemptuiii 
per  presentium  nuntium  nobis  remittatis  cum  ceteris  reculis 
suis,  que  apud  vos  sunt.  Redemptionera  autem  pallii,  et  quad 
vobis  adhuc  pro  eo  debetur,  a  nobis  securius  exspectate.   Vale. 

0  Der  Empfänger  war  nicht  näher  festzustellen.  Jedenfalls  war  er 
Lehrer  einer  Kloster-  oder  Stiftsschule  und  mit  Wahrscheinlichkeit  zu  Köln 
oder  Bonn.  Ulrich  hatte  ihm  einen  jungen  Mönch  (puer)  durch  Boten  ge- 
sandt, wollte  diesen  aber  nicht  länger  bei  Petrus  lassen.  Der  Mönch  sollte 
zu  seiner  Mutter  zurückkehren,  wie  dessen  Wunsch  war.  Es  geht  daraus 
hervor,  dass  solche,  die  bereits  die  niederen  geistlichen  Weihen  besassen,  ins 
weltliche  Leben  zurückkehrten,  auch  in  manchen  Fällen  die  Klöster  die  Er- 
ziehung ftlr  den  Eintritt  ins  Kloster  nicht  durchsetzten  und  die  aufgewandten 
Mühen  und  Kosten  umsonst  hatten.  Der  Empfänger  Petrus  sollte  im  vor- 
liegenden Fall  des  Mönchs  Mantel  durch  den  Ueberbringer  des  Schreibens 
wie  auch  dessen  übrige  Sachen,  die  sich  noch  bei  ihm  befanden,  zurücksenden. 
Steiufeld  hatte  den  Mantel  durch  Petrus  beschaffen  lassen  und  sah  sich  nun 
gezwungen,  das  Kleidungsstück  nebst  übrigen  Auslagen  ftlr  den  Mönch  dem 
Kloster  oder  Stift,  wo  derselbe  zur  Ausbildung  geweilt,  zu  ersetzen.  Diese 
Erziehungsmethode  ist  für  die  Geschichte  der  Klosterorden  interessant,  man 
behandelte  solche  jungen  Mönche  als  noch  nicht  zur  Klausur  und  Ordens- 
disziplin Verpflichtete,  da  die  Ablegung  des  Professes  fehlte. 

29.   Ulrich  an  ? 

H.  dilecto  ac  venerabili  domino  suo  ^  frater  U.  devotas  orationes 
cum  debito  servicio.  Putaveram  in  puero  Simone  aliquatenus 
respondere  vestre  benivolentie,  quam  semper  a  pueritia  circa  me 
expertus  sum,  sed  diu  inolita  consuetudo  tarn  raeam  quam  vestram 
frustravit  intentionem.  Amici  enim  nostri,  cum  quibus  eura 
inprimis  locaveram,  et  qui  eum  sub  arta  custodia  tenuerunt, 
Romam  iverunt  ^.  Consilio  autem  eorum  et  sua  petitione  commisimus 
eum  illi,  qui  prius  eins  magister  fuerat  in  doctrina,  qui  satis 
diligens  circa  eum  fuit  tarn  in  doctrina  quam  in  ceteris,  que 
ei  necessaria  fuerunt.  Sed  quia  eum  indulgentius  habuit,  post 
modicum  tempus  relapsus  est  ad  consuetudinem  ludendi.  Et 
cum  iam  quarto  vestes  suas  amisisset  et  totiens  redempte  vel 
gratis  reddite,  nescio,  utrum  erubescentia  an  desiderio  redeundi 
ad  patriam  a  magistro  suo  latenter  discedens  ad  nos  venit, 
dicens,  se  nullo  modo  velle  amplius  cum  eo  manere.  Hac  itaque 
necessitatecompulsuseum  remisi,ne  vos  vestrafrustraexpenderetis, 
cum  ipse  nichil  aut  parum  inde  proficeret^.     Vale. 

*)  Der  Empfänger  war  nicht  festzustellen.  Möglicherweise  war  es  Abt 
Hugo  I.  von  Pr^moutr^  oder  Heinrich,  Abt  von  Bomersdorf,  Prämoustratenser- 


Eine  Bri^fsammlang  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrb.    281 

Ordens,  welcher  1156  urkundlich  erscheiut.  (Mittelrheinisches  Urkundenbuch 
Bd.  I,  S.  654.) 

»)  Auch  hier  erfuhr  Ulrich  das  Unbeständige  bei  der  Erziehung  eines 
jungen  Mönchs  Simon.  Derselbe  war  strenge  gehalten  worden,  da  sein  Hang 
zu  müssigem  Zeitvertreib  dies  jedenfalls  erheischte.  Seine  Aufseher  und 
Lehrer  waren  nun  nach  Rom  gereist.  Möglicherweise  sind  dieselben  die  in  den 
Briefen  24  und  25  genannten  Mönche  oder  die  beiden  in  Brief  27  erwähnten 
Bonner  Kanoniker,  die  nun  die  Erziehung  Simons  nicht  weiter  fördern  konnten. 

*)  Der  genannte  Mönch  war  zu  seinem  frtlheren  Lehrer  gekommen,  der 
ihn  lässiger  hielt.  Der  Mönch  zeigte  in  Folge  davon  alsbald  seinen  früheren 
Hang  zu  müssigem  Zeitvertreib  (ludendi),  büsste  dabei  mehrmals  seine  Klei- 
der ein,  welche  ihm  entweder  neu  beschaflft  oder  wiedergegeben  wurden, 
s^odann  entfernte  er  sich  von  seinem  Lehrer  und  kam  nach  Steinfeld.  Ulrich 
schickte  ihn  jedoch  zurück,  obgleich  er  an  seinem  FortkDmmen  zweifelte. 

30.   Ulrich  an  Abt  Gezo  von  Sion. 

Gezoni  dilecto  domino  ac  patri  frater  U.  valere  in  domino 

spiritu    ac    corpore.     Ex   quo    litteras   vestras    accepi,   magno 

desiderio  proposueram  contra  valitudinem  corporis  mei  vestrum 

implere  raandatum  non  solura  vobis  occurrendo,  sed  etiam  usque 

ad  vos  perveniendo,  sed  quadam  oculta  negotia  Interim  nobis 

oceurrerunt,  que  sine  magno  dispendio  ecclesie  nostre  relinquere 

non  potni.    ünde,  quantum  audeo,  paternitatem  vestram  magno 

affectu    supplicando,  rogo,   ut   quia  Wirziburh  nobis   occurrere 

proposueratis,  reliquum  iter  usque  ad  nos  perficiendo  veniatis^ 

De  cetero  dilectionem  vestram  rogamus,  ut  fratri,  qui  in  Boemia 

temere  remansit,  ex  nostra  parte  in  virtute  obedientie  precipiatis, 

ut  reraota  omni  dilatione  ad   nos  redire   festinet,   si   non  vult 

anathemati  subiacere  ^    Rogamus  etiam  vos,  ut  domino  episcopo 

dicatis,  quod  ordo  non  patitur,  quod  fratres  nostri  alibi  maneant 

nisi  in  abbatiis  ordinis  nostri  aut  in  possessionibus  ad  abbatias 

pertinfeDtibus  ^    De  cetero  quidam  Coloniensis,  qui  flliam  suam 

ad  vos  duxit,  me  rogavit,   ut  vobis  scriberem,  quod  pro  ea  V. 

marcas  dedit,  quas,  quia  secum  ferro  ausus  non  fnit,  nobis  eas 

servandas  commisit,  donec  talis  nuntius   vester  ad  nos  veniat, 

per  quem  vobis  eas  tute  mittere  possimus*.     Vale. 

*)  Auch  hier  spielt  das  Zusammentrefifen  Ulrichs  mit  Gezo  eine  weitere 
Holle;  auch  in  diesem  FaU  schlug  es  durch  Ulrichs  Gesundheitszustand  fehl. 
Xudem  konnte  Ulrich  wichtiger  Geschäfte  halber  Steinfeld  nicht  verlassen. 
Qezü  hatte  angeboten,  dem  Ulrich  bis  Würzburg  entgegenzukommen,  was 
Ulrich  ebenfalls  nicht  ausführen  konnte. 

*)  Ulrich  ersuchte  um  Rücksendung  eines  nach  Böhmen  cntwlehenen 
i^t4?iafelder  Mönches  und  drohte  bei  dessen  Ungehorsam  mit  dem  Bann.    Gezo 


282  F.  W.  E.  Roth 

möge  dem  Bischof  sagen,  die  Ordensregel  lasse  nicht  zu,  dass  Mönche  des 
Prämonstratenser-Ordens  in  andern  als  Klöstern  dieses  Ordens  oder  deren 
Besitzungen  sich  aufhielten.  Der  Bischof  ist  Daniel  von  Prag,  wie  ans  Brief 
81  hervorgeht. 

')  Ulrich  hielt  in  vorliegendem  Fall  sehr  strenge  anf  Handhabong  der 
Ordensregel.  Fortgesetzte  derartige  Entfremdungen  an  Personen  schwächten 
nicht  allein  den  Bestand  des  Klosters,  brachten  Unordnungen  in  die  einzelnen 
Klosterämter  sowie  die  Arbeiten,  sie  konnten  auch  der  Handhabung  der 
Ordenszucht  nicht  zum  Segen  gereichen  und  fanden  deshalb  in  Ulrichs  Äugten 
eine  strenge  Verurtheilung,  die  sich  bis  zur  Androhung  des  Bannes  steigerte. 

*)  Für  eine  Tochter  eines  Kölners,  welche  nach  Sion  reiste,  waren  in 
Steinfeld  von  Ulrich  fünf  Mark  als  deren  Eigenthum  vorsichtigerweise  zurück- 
gehalten worden,  die  er  nicht  den  Gefahren  des  Verlustes  auf  der  Reise  aus- 
setzen wollte  und  daher  durch  einen  Boten  aus  Sion  abzuholen  ersuchte.  Es 
ist  das  ein  sprechender  Beweis,  dass  den  Reisenden  damals  manche  Gefahr 
der  Beraubung  drohte.  Nimmt  man  au,  dass  diese  Kölnerin  Nonne  zu  Sion 
werden  wollte,  so  wäre  das  eine  wichtige  Angabe  für  die  Beliebtheit,  deren 
sich  dieses  Kloster  selbst  am  Rhein  erfreute,  und  es  würde  auch  hier  Sion 
als  Doppelkloster  erscheinen.  —  Der  Brief  setzt  den  Bischof  Daniel  als  in 
Prag  anwesend  voraus,  ein  Umstand,  der  die  Abfassungszeit  zwischen  1160 
und  1166  verlegen  würde,  denn  1160  zog  Daniel  nach  Ungarn  im  Auftrag 
des  Kaisers  und  1166  wiederum  nach  Italien.  Der  Brief  gehört  mithin  nach 
der  Rückkehr  aus  Ungarn  und  vor  der  Abreise  nach  Italien. 

31.   Ulrich  an  Bischof  Daniel  van  Prag. 

Dilecto  domino  ac  digne  venerando  Daniheli  Pragensis 
ecclesie  episcopo^  frater  ü.  Steinveldensium  fratrum  inutilis 
servus  promereri  enge  servi  boni.  Lectis  litteris  caritatis  vestre 
vehementer  dolui,  me  accepisse  aliquam  peticionera  subliraitatis 
vestre,  quam  implere  non  audeo.  Proposueram  enira,  non  solum 
peticionibus  vestris  obsequi,  sed  et  mandatis  vestris  in  omnibus 
fideliter  obedire.  Quod  autem  per  litteras  vestras  a  me  querit 
vestra  dignatio,  notum  vobis  facimus,  esse  contra  instituta  ordinis 
nostri,  que  omnino  proibent  fratres  nostros  alibi  manere  quam 
in  abbatiis  ordinis  nostri  aut  in  possessionibus  ad  abbatias 
pertinentibus.  Quod  autem  fratrem  R.  ad  tempus  vobiscum 
manere  sustinui,  scire  vos  volo,  quod  ad  hanc  transgressionem  me 
compulit  vestre  persone  magna  dilectio,  quam  singulariter  veneran- 
dam  esse  intelligo.    Conservet  deus  et  cetera. 

*)  Die  Angelegenheit  des  Briefes  ist  die  gleiche  wie  in  Brief  30.  Auch 
hier  stützte  sich  Ulrich  auf  die  Anordnungen  des  Ordens  dem  Bischof  gegen- 
über, der  vielleicht  gerne  sah,  dass  der  fragliche  Mönch  in  dem  unbekannten 
böhmischen  Kloster  verblieb,  aber  an  Ulrich  einen  Gegner  seines  Wunsches 
fand.  —  Aus  den  angegebenen  Gründen  und  da  mit  Brief  30  der  Sache  nach 
verwandt,  gehört  der  Brief  in  die  gleiche  Zeit  wie  dieser. 


Eine  ßriefsammluBg  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.    283 

32.   Ulrich  an  Abt  Gezo  von  Sion. 

(Jezoni  dilecto  ac  venerabili  patri  frater  ü.  salutera  mentis 
et  corporis.  Scitis,  quod  dominus  R.  ^  ab  abbatia  sua  reraotus 
quendam  puerum,  qui  ei  causa  conversionis  commissus  fuerat, 
secmn  reduxit.  Pecuuia  autera,  que  ei  cum  puero  data  fuit,  in 
usus  fratrum  cessit.  Mater  vero  et  amici  pueri  continuo,  ut 
dominus  R.  rediit,  eandem  pecuniam  satis  inpatienter  repeti- 
erunt.  Consilio  autem  fratrum  et  quorundani  amicorum  nostro- 
nun,  qui  inter  matrem  pueri  et  dominum  R.  mediatores  fuerunt, 
marcam  argenti  de  nostra  ecclesia  ei  dari  feci  hac  spe,  ut  vos 
nobis  eam  reddi  faciatis,  sicut  dominus  R.  vos  promisisse  testatur  *. 

')  Der  hier  genannte  Abt  E.  ist  der  in  den  Briefen  17,  20  and  21  ge- 
nannte Abt  Beiner.  Derselbe  war  nun  seiner  Abtei  entledigt,  war  aas  seinem 
Kloster  abgereist  und  hielt  sich  anderwärts  auf. 

*)  Auch  hier  bot  die  Erziehung  eines  jungen  Mönches  durch  Reiner  dem 
Ulrich  nur  Yerdriesslichkeiten  wegen  der  Forderung  der  Verwandten  an 
Reiner.  Ulrich  beseitigte  dieselben,  indem  er  das  Geld  auszuzahlen  anwies, 
aber  von  Reiner  zurückverlangte.  Es  geht  aus  dem  Wortlaut  des  Briefes 
hervor,  dass  Anverwandte  von  Konversen  ebenfalls  etwas  an  Geld  für  deren 
Ausbildung  opferten,  beim  Misslingen  der  Sache  aber  mit  Recht  zurück- 
fordern konnten. 

33.   Ulrich  an  Abt  Rether  von  Prüm. 

Rethero  dilecto  domino  ac  venerabili  Prumiensis  ecclesie 
abbati  *  frater  ü.  devotas  oraciones  cum  debito  servicio.  Justum 
est  ac  religioni  congruum,  ut  quotiens  inter  religiosas  personas 
aliqua  controversia  agitur,  lege  celi  potius  quam  lege  fori  sopiatur. 
Lex  celi  Caritas  est,  lex  fori  caritatem  sepius  conturbat.  Ea 
propter  dominus  abbas  de  Springirsbach  amator  pacis  et  omnium, 
que  ad  religionem  spectant,  mecum  nuper  conferens  de  causa, 
que  inter  vos  et  Premonstratensem  ecclesiam  vertatur,  consuluit, 
ut  tarn  ipse  quam  ego  vestram  discretionem  moveremus,  ut  de 
hac  re  amicabilem  diem  inter  vos  statui  patiamini,  ad  quam 
prudentes  ac  religiöse  persone  hinc  inde  convenientes  talem  inter 
vos  forment  concordiam,  ut  neutiu  ecclesia  gravetur  et  de  cetero 
sincera  amicicia  inter  vos  permaneat.  Si  ergo  nostrum  con- 
silium  vestre  prudentie  placuerit  mandare  nobis  diem  et  locum, 
qui  ad  hoc  vobis  congruus  videbitur,  nos  autem  per  nuntium 
nostrum  domino  Premonstratensi  mandabimus,  quod  iam  nuntios 
vestros  Romam  misistis,  nisi  peticionibus  nostris  inclinatus  causa 


Eine  Briefsammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Stcinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.    285 

35.   Ulrich  an  W. 

W.  dilecto  ^  frater  ü.  salutem  in  domino.  Fratrem  H.  absolvi- 
mus  ab  excommunicatione,  qua  tenebatur  ligatus  et  permittiraus 
eum  manere  vobiscum  usque  ad  festum  sancti  Michahelis  hac  con- 
ditione,  ut  usque  ad  professionem  suam  redeat.  Quod  si  facere 
neglexerit,  ab  illa  die  nullam  communionem  cum  eo  habeatis. 
Vale. 

')  Der  nnbestimmbare  Empfänger  W.  ist  möglicherweise  derselbe,  an 
den  Brief  3  gerichtet  ist.  Ein  Mönch  H.  war  von  Ulrich  von  der  Strafe  der 
kirchlichen  Aasschliessung  befreit  worden  und  hatte  die  Erlaubniss  erhalten, 
in  dem  Kloster  oder  Stift  des  W.  bis  zum  Fest  des  Erzengels  Michael  zu 
verbleiben,  soUte  aber  bis  zur  Ablegung  seines  Gelübdes  wieder  nach  Stein- 
feld zurückkehren.  Geschehe  das  nicht,  dann  soUe  der  Empfänger  W.  mit 
dem  Mönch  von  dieser  Zeit  an  (29.  September)  keinerlei  Verkehr  mehr  pflegen. 

36.  Ulrich  an  Äbt  Rether  von  Prüm, 

Rethero  dilecto  domino  ac  venerando  Prumiensis  ecclesie 
abbati  *  frater  ü.  devotum  in  omnibus  serviciura.  Quod  nostre 
petitiuni  vestra  prudentia  consensit,  non  ex  nostris  meritis,  sed 
ex  nostra  discretione  et  benivolentia  descendit.  Nos  autem  secun- 
dum  teuorem  litterarum  vestrarum  domino  Premonstratensi  diem 
et  locum  raandabimus,  et  quicquid  nobis  remandaverit,  sine  dila- 
tione  vobis  denuntiabiraus.    Vale. 

^)  Der  Inhalt  bezieht  sich  auf  die  Streitsache  zwischen  der  Abtei  Prüm 
und  der  Abtei  Pr6montr6;  vgl.  Brief  33.  Ulrich  spielte  eine  Vermittlerrolle 
in  der  Angelegenheit  und  setzte  dem  Abt  Hugo  I.  von  Pr6montr6  einen  Tag 
und  Ort  zur  Vermittclung  an.  Gewiss  ein  seltenes  Beispiel,  dass  ein  Kloster- 
propst dem  Abt  des  Hauptklosters  eines  ganzen  Ordens  Bestimmungen  zur 
Einhaltung  des  Friedens  machte  und  seine  Anordnungen  auch  aufrecht  er- 
hält, und  ein  Zeugniss  für  das  Ansehen  und  Vertrauen,  welches  Ulrich  be- 
Bass.     Die  Sache  kommt  nochmals  in  den  Briefen  37,  38  und  39  zur  Sprache. 

37.  Ulrich  an  Abt  Rether  von  Prüm. 

Rethero  dilecto  domino  et  venerabili  sancte  Prumiensis  eccle- 
sie abbati*  frater  ü.  si  quid  potest  peccatoris  oratio.  Diem  et 
locum,  quem  Premonstratensi  abbati  vestra  benivolentia  statuit, 
per  litteras  ei  notificavimus.  Ipse  autem  nobis  remandavit,  quod 
consilium  et  concordiam  multum  desideret,  et  quod  diem  et  locum 
a  vobis  prefixum  vestre  sublimitati  occurret.    Vale. 

>)  Auf  das  Schreiben  Ulrichs  an  den  Abt  Hugo  I.  von  Pr^roontr6,  wei- 
chet» in  Brief  36  erwähnt  ist,  sag^  Hugo  zu,  auf  den  festgesetzten  Tag  und 


286  P.  W.  E.  Roth 

an  dem  bestimmten  Ort  mit  dem  Abt  Eether  zur  Schlichtung  der  Streit-saehe 
zusammenzukommen,  was  Ulrich  dem  Abt  Rether  in  diesem  Brief  mittheilte. 

38.   Ulf-ich  an  OUo,  Äbt  von  Cappenberg  (1126—1156). 

Ottoni  dilecto  domino  ac  venerando  patri  suo  ^  frater  ü.  quic- 
quid  domino  servus  quicquid  patri  fllius.  Abbas  Prumiensis  nostra 
peticione  et  consilio  abbatis  R.  *  statuit  domino  Premonstratensi 
amicabilem  diem  Aquisgrani  III.  idus  Julii  pro  causa,  que  inter 
eos  versatur,  si  forte  per  prudentes  et  religiosos  personas  hinc 
inde  convenientes  talis  inter  eos  possit  formari  concordia,  per 
quam  neutra  ecclesia  gravetur,  et  de  cetero  inter  eos  sincera 
amicicia  permaneat.    Ad  hoc  uterque  vestram  expetit  presentiam 
sperantes,  quod   vestra  prudentia   convenienti   consilio   eos   ad 
concordiam  reducet. 

^)  Ulrich  hatte  es  für  gut  gefunden,  Otto  als  Schiedsrichter  zwischen 
Abt  Rether  von  Prüm  und  Abt  Hugo  I.  von  Pr6montr6  in  der  erwähnten 
Streitsache  heranzuziehen  und  lud  denselben  zu  einer  schiedsrichterlichen 
Verhandlung  nach  Aachen  auf  den  18.  Juli  ein. 

*)  Abt  R.  ist  jedenfalls  Abt  Richard  von  Springiersbach. 

39.   Ulrich  an  Abt  Hugo  L  von  B-imoniri  (1128—1161  [1164]). 

Hugoni  dilecto  domino  ac  venerando  patri  ^  frater  ü.  filialem 
in  Christo  dilectionem.  Fratres  vestri  ad  nos  venientes  locuti 
sunt  mecum  de  die,  que  inter  vos  et  abbatem  Prumiensem  statuta 
est.  Post  plura  vero,  que  inde  contulimus,  fuit  hoc  meum  et 
ipsorum  consilium,  ut  omni  dubietate  remota  ad  diem  statutam 
veniatis.  Ipsi  autem  nostro  consilio  ad  magistrum  Ottonem 
transierunt,  ut  certiores  eflSciantur  de  adventu  eins. 

*)  Am  14.  April  feierte  die  Abtei  Amstein  eine  Memorie  für  einen 
Abt  Hugo  von  Pr6montr6.  (Arnsteiner  Nekrolog  S.  94.)  Ob  damit  Abt 
Hugo  I.  gemeint  ist,  bleibt  fraglich.  Das  Gedächtniss  eines  Abtes  Hugo  von 
Pr6montr6  beging  auch  Romersdorf  am  17.  April.  (Romersdorfer  Nekrolog. 
Hs.  der  Landes-Bibliothek  zu  Wiesbaden.)  Beide  Einträge  gelten  jedenfalls 
der  gleichen  Persönlichkeit,  obgleich  die  Tage  nur  annähernd  stimmen. 
Hugo  I.  starb  den  10.  Februar  1161  oder  1164.  (Le  Paige,  Bibliotheca, 
Bd.  I,  S.  416,  418,  435,  Bd.  II,  S.  891  f.  —  Hugo,  Annales  Bd.  I,  Spalte  5—11.) 
Eine  vita  b.  Hugonis  s.  patris  nostri  Norberti  primi  discipuli,  Premonstratensis 
ecclesiae  primi  abbatis  ist  noch  vorhanden.  (Le  Paige,  a.  a.  0.  Bd.  I, 
S.  416—435.)  Hugo  I.  schrieb  unt«r  Anderem:  Signorum  seu  ceremonianun 
ordinis  insignem  et  utiiissimum  librum,  qui  Ordinarius  Praemonstratensis 
ecclesiae  nunoupatur.  (Le  Paige,  Bd.  I,  S.  304.)  Auch  dieses  Schreiben  be- 
trifft die  berührte  Streitsache  zwischen  der  Abtei  Prüm  und  Pr6montr6.  Bei 


288  F.  W.  E.  Roth 

Graf  Heinrich  von  Limburg  liess  diese  Besetzung  der  Pfarrei  nicht  gelten  und 
vergab  ebenfalls  die  Stelle,  nämlich  an  seinen  Sohn  Heinrich.    Dieser    kam 
dem  von  Villich  bestellten  Pfarrer  zuvor  und  empfing  das  Gotteslehen    von 
dem  Propst  zu  Bonn  als  Archidiakon.    Dieser  Propst  war  Gerhard,  um  1154 
vorkommend.    (Lacomblet,  ürkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  381   und  264.)      Anf 
Klage  der  Aebtissin  von  Villich  und  im  Bewusstsein  seines  Unrechtes  setzte 
der  Propst  von  Bonn  in  Gegenwart  der  Prioren   aus   Köln  den   Parteien 
einen  Schiedstag  an.    Die  Prioren  erklärten,  der  Altar  hätte  nicht  eher  ver- 
geben werden  dürfen,  bis  die  Besitzer  des  Patronatsrechts  über  die  Investitur 
unter  sich  einig  gewesen.    Das  ürtheil  war  schon  bekannt  gemacht  und  von 
einigen  gebilligt,  von  anderen  verworfen,  als  Heinrich,  der  Sohn  des  Grafen 
Heinrich  von  Limburg,  sich  äusserte,  die  Aebtissin  habe  mehr  Begünstigter 
als  er.    Arnold  von  Blankenheim  rief  nun  den  Erzbischof  Arnold  als  Diöze- 
sanen  zum  Entscheid  an.    Dem  Brief  war  eine  Verhandlung  vorhergegangen, 
an  der  die  Prioren  der  Kölner  Kirche  theilnahmen.    Die  Pröpste,  denn  hier 
ist  jedenfalls  der  Ausdruck  Prior  das  nämliche,  Godefrid  von  St.  Gereon, 
Herimann  von  St.  Severiu,  Johann  von  St.  Cunibert,  Galterus  von  den  Aposteln 
waren  aber  am  25.  März  1154  Zeugen  einer  Beurkundung  Erzbischof  Arnolds  IL 
von  Köln  (Lacomblet,  ürdundenbuch  Bd.  I,  Nr.  384,  S.  264)  und  könnte 
bei  dieser  Gelegenheit  die  Sache  verhandelt  worden  sein,  zudem,  wie  erwähnt, 
damals  auch  Arnold  von  Blankenheim  und  Heinrich,  Graf  von  Limburg,  an- 
wesend waren.    Demnach  gehört  das  Schreiben  frühestens  ins  Jahr   1154. 
Steinfeld   war  durch   seine   Zinsen   aus  Zingsheim   an  der  Sache   betheiligt. 
Auf  diese  Weise  gelangte  der  Brief  in  die  Briefsammlung.    Hat  derselbe 
strenge  genommen  mit  Ulrich  nichts  zu  schaffen,  so  ist  nicht  ausgeschlossen, 
dass  dieser  bei  der  Sache  betheiligt  war  und  zur  Schlichtung  der  Streitig- 
keiten beitrug. 

*)  Hs.  sibi  iniuriam  sibi  (!). 

*)  Hs.  quibus,  das  ich  in  quibusdam  verbessere. 

*)  Hs.  domino  (I). 

41.   Ubich  an  Peter. 

Petro  dilecto  araico  et  raagistro  ^  frater  ü.  semper  bene  in 
domino.  Qiii  alium  diligit,  sicut  optat,  ei  prospera  ita  timet,  ne 
occurrant  ei  adversa.  Quia  ergo  vos  in  Christo  sincere  diligo, 
quid  de  hiis  sentiara,  que  in  litteris  vestris  mihi  nota  feceritis. 
abscondere  nolui.  Scitis,  dilectissime  magister,  Bunnensem  ecclesiam 
et  ceteras  ecclesias  inordinatis  petitionibus  et  mandatis  Romane 
ecclesie  plurimum  gravari  ^.  Cuius  rei  testis  esse  polest  clericus, 
qui  nuper  a  Romana  sede  veniens  nondum  in  Bunnensi  ecclesia 
obtinuit,  quod  dominus  papa  tarn  preposito  quam  canonicis  pro 
eo  tantopere  scripsit,  unde  valde  timeo,  ne  forte,  dum  preraature 
appetitis  maiora,  perdatis  minora.  Bunnensis  canonici  hactenus 
vos  utcunque  benigne  collegerunt  hoc,  unde  forsitan  insipientur, 
sed  tamen  quantum  ad  intentionera  meam  fideliter  vobis  consulo, 


Eine  Briefsammhing  des  Propstes  Ulrich  voa  Steinfcld  aus  dem  12.  Jahrh.    289 

ut  hurailitate  et  servicio  vestro  per  araicos  vestros  potius  apud 
eos  agatis,  quam  per  superiorem  potestatem.  Melius  est  enim 
vos  contentis  paucis  pacem  habere,  quam  cum  discordia  plura 
possidere.     Vale. 

*)  üeber  den  schon  in  Brief  28  vorkommenden  Meister  (Magister)  Peter 
vgl.  oben  S.  280.  Nach  dem  Inhalt  des  Schreibens  zu  schlics'Sen,  war  der- 
selbe Stiftsscholaster  zu  Bonn. 

*)  Nach  dem  Inhalt  des  Briefes  betreffen  die  Klagen  über  das  Bonner 
Stift  das  dortige  St.  Kassiusstift.  Ungeordnete  und  rechtswidrige  Fordc- 
roDgen  der  römischen  Kurie  gegen  dasselbe  werden  gerügt.  Ein  Stiftsherr 
sei  neulich  aus  Born  nach  Steinfeld  gekommen  und  habe  geklagt,  es  sei  ihm 
nicht  gelungen,  eine  Pfründe  zu  Bonn  zu  erlangen,  obgleich  der  Papst  dem 
Propst  und  den  Bonner  Stiftsherren  deshalb  geschrieben.  Ulrich  tadelte  diese 
Misswirthschaft  zu  Bonn  und  rieth  zum  Frieden.  Möglicherweise  ist  der 
unzufrieden  sich  Äussernde  aus  Rom  über  Steinfeld  gereiste  Bonner  Stiftsherr 
einer  der  Bonner  Kanoniker,  welche  nach  Brief  26  als  auf  der  Eomfahrt 
Begriffene  zu  Steinfeld  weilten.  Dann  gehört  Brief  41  nach  Brief  26.  Auch 
hier  ist  Steinfeld  als  an  der  Reisestrasse  nach  Italien  gelegen  erwähnt, 
wenn  man  nicht  annehmen  will,  dass  ein  Umweg  beabsichtigt  war  und  über 
Steinfeld  führte. 

42.   Ulrich  an  Bischof  Wiger  von  Brandenburg. 

Vigero  dilecto  domino  ac  venerando  dei  gratia  Branden- 
burgeosi  episcopo*  frater  U.  Stein veldensium  fratrum  inutilis 
serviis  devotum  in  omnibus  servicium.  Audivimus,  quod  quidam 
Duper  a  Roma  venfentes  apud  vos  disseminaverunt,  quod  domi- 
nus abbas  Premonstratensis  a  domino  papa  sine  gratia  eins 
recesserit,  et  quod  dominus  papa  de  portandis  superpelliciis  eum 
admonuerit  Quod  omnino  falsum  esse  sciatis*.  Dominus  enim 
abbas  Premonstratensis  nuper  Aquisgrani  mihi  retulit^,  quod 
dominus  papa  eum  benigne  ßuscepit  et  benigne  a  se  dimisit,  et 
quod  ei  dixerit,  ordinem  nostrum  se  velle  venerart  et  fovere. 
Dedit  etiara  ei  Privilegium  ad  flrmamentum  ordinis  nostri.  Cuius 
rescriptura  vobis  misi,  ut  in  eo  cognatis,  quantum,  qui  hec 
retulerunt,  a  veritate  discordent.  Vehementer  autem  omnes 
patres  ordinis  nostri,  qui  apud  vos  et  in  Saxonia  morantur, 
desiderant,  ut,  si  fieri  potest,  ad  proximum  colloquium  veniatis 
sperantes,  quod  eonsilio  et  auxilio  vestro  plura  ad  honorem 
dei  et  communem  utilitatem  pertinentia  ibi  tractari  et  ordinari 
possint.     Vale  *. 

*)  Bischof  Wiker  oder  Wigger  von  Brandenburg  (1188—1160)  war 
PrÄmonstratcnser-Mönch  zu  Cappenberg  in  Westfalen  gewesen.   (Vita  Gode- 

19 


290  F.  W.  E.  Roth 

fridi  Cappenbergensis  in  Mon.  hist.  Germ.  Bd.  XIV,  S.  519.)    Er  wurde  aus 
Cappenberg  im  J.  1129  zur  Leitung  des  Magdeburger  Stifts  berufen    and 
wurde  der  erste  Propst  des  Marienklosters  zu  Magdeburg.     Am  16.  Aagn^st 
1138   wurde  er  zum  Bisehof  von  Magdeburg  ernannt.    Er  genoss  das  Ver- 
trauen des  Königs  Konrad  und   weilte  öfter  auf  dessen  Hoftagen  und  unter 
dessen  Gefolge.    Er  starb  am   1.  Januar   1160.    Wiker  war  eifrig  darauf 
bedacht,  dem  Prämonstratenser-Orden  im  Norden  Deutschlands  die  Wege  zu 
bahnen,  hob  namentlich  das  Marienkloster  zu  Magdeburg  und  begründete  das 
Prämonstratenser-Domkapitel   zu  Brandenburg.    (F.  Winter,  Die  Prämon- 
stratenser  des  12.  Jahrhunderts  und  ihre  Bedeutsamkeit  für  das  nordöstliche 
Deutschland,  Berlin  1865,  8.  67  und  Excurs  S.  7.) 

*)  Die  Romreise  des  Ungenannten  gehört  entweder  ins  Jahr  1153  bei 
Wahl  und  Krönung  des  Papstes  Anastasius  IL  oder  mit  grösserer  Wahr- 
scheinlichkeit des  Papstes  Hadrian  IV.  1154.  Bomreisen  junger  Geistlicher 
bei  solchen  Gelegenheiten  waren  sehr  beliebt.  Wer  der  Papst  gewesen, 
welcher  sich  gegen  den  Abt  von  Pr6montr6  unfreundlich  beim  Empfang  er- 
wiesen haben  soll,  ist  leider  nicht  festzustellen.  Mit  Wahrscheinlichkeit  war 
es  aber  Hadrian  IV.    Der  Abt  von  Pr6montr6  kann  nur  Hugo  I.  sein. 

')  Die  Zusammenkunft  Abt  Hugos  mit  Ulrich  zu  Aachen  hängt  keines- 
wegs mit  dem  für  Schlichtung  der  Streitigkeiten  zwischen  Prüm  und  Prömontr^ 
festgesetzten  Schiedstag  zusammen.  Jedenfalls  liegt  dieser  Zusammenkunft 
eine  andere,  mehr  Ordensangelegenheiten  betreffende  Veranlassung  zu  Grunde. 
Von  einem  Erscheinen  Ulrichs  auf  dem  festgesetzten  Schiedstag  zwischen 
Prüm  und  Pr6montr6  ist  in  dem  Briefe  wie  auch  den  früheren  diese  Ange- 
legenheit betreffenden  Schreiben  keinerlei  Rede,  sonst  hätte  Ulrich  nicht 
Schiedsleute  ernannt. 

*)  Abdruck  im  Neuen  Archiv  Bd.  XXI,  S.  561. 

43.  Theoderich,  Graf  von  Are,  an  Heinrich,  Herzog  von  Burgund. 

Henrico  dilecto  doraino  nobili  ac  venerando  duci  Burgundie 
The.  comes  de  Ära  ^  cum  sincera  dilectione  promptum  servicium. 
Gratias  ago  nobilitati  vestre  pro  eo,  quod  fratrem  meum  benigne 
suscepistis  ac  liberali  largitate  circa  vos  eum  teuetis  ac  fovetis  K 
Audivimus  autem  vos  adversus  quosdam  hostes  vestros  werram 
habere.  Ad  quod,  si  meum  vobis  placuerit  servicium,  paratus 
sura,  ad  vos  venire,  quandocunque  mihi  mandaveritis  cum  tot 
militibus,  quot  me  volueritis  aducere.  Nee  putetis,  me  hoc  facere 
pro  aliqua  retributione,  sicut  solidarii  facere  solent,  sed  pro  eo, 
ut  aliquatenus  respondeam  beneficiis  vestris,  que  fratri  meo  tanta 
liberalitate  impendistis '.     Vale. 

')  Graf  Theoderich  von  Are  und  Theoderich  I.  von  Hochstaden-Arc 
waren  einflussreiche  Männer  und  treue  Anhänger  der  Uohenstauferpartei. 
Theoderich  erscheint  1154  bis  1197  in  Urkunden  (Lacomblet,  Urkunden- 
buch  Bd.  I,  Nr.  381,  415,  498,  531  und  555.)    Der  Inhalt  des  Schreibens  ist 


Eine  Briefsamralung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  ans  dem  12.  Jahrb.    291 

dem  der  übrigen  Briefsammlnng  ganz  fremd,  gehört  nicht  Ulrich  au  und 
trägt  einen  rein  weltlichen  Charakter.  Der  Brief  fand  möglicherweise  nur 
wegen  des  Briefes  44  Aufnahme  in  die  Sammlung. 

*)  Graf  Theoderich  dankt  dem  Herzog  Heinrich  für  freundliche  Auf- 
nahme seines  ungenannten  Bruders.  Dieser  kann  nur  Otto  I.  von  Wickerode 
gewesen  sein,  denn  der  zweite  Bruder  Theoderichs  I.  war  Lothar  von  Hoch- 
staden,  Propst  zu  Bonn.  Otto  von  Wickerode  kommt  1183  bis  1197  in  Ur- 
kunden vor.     (Lacomblet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  S.  498  zu  1185.) 

*)  Die  Veranlassung  des  Schreibens  ist  ein  von  Herzog  Heinrich  von 
Burgund  veranstalteter  Kriegszug.  Theoderich  von  Hochstaden-Are  stellte 
auf  dessen  Verlangen  sich  und  seine  Streitkräfte  zur  Verftlgung  und  ver- 
zichtete im  Voraus  auf  jegliche  Entschädigung  gewissermassen  als  Söldner 
und  zwar  aus  Dankbarkeit  für  die  seinem  Bruder  (Otto)  von  Heinrich  erwiesenen 
Wohlthaten.    Ein  grossartiger  Zug  der  dankbaren  Opferwilligkeit! 

44.  Bescheinigung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld, 

Ego  frater  U.  Steinveldensis  prepositus  notum  esse  volo 
Omnibus,  ad  quos  littere  iste  pervenerint,  qiiod  presentes  milites, 
qui  penitentie  habitum  induerunt,  de  parrogchia  nostra  sint  ^ 
et  a  nobis  iniunctam  carinam  sumpserunt,  unde  fraterna  caritate 
ammonitos  esse  volumus  oranes  fideles,  ad  quos  venerint,  ut  tarn 
in  temporalibus  quam  in  spiritualibus  intuitu  divine  reraune- 
rationis  Christianam  eis  corapassionem  exibeant.    Vale. 

>)  Ein   Empfehlungsschreiben  für  mehrere  Ritter,  die  jedenfalls  dem 
Zage  Theoderichs  I.  von  Are  für  Herzog  Heinrich  von  Burgund   zuzogen, 
Weshalb  Brief  43  zur  näheren  Erklärung  Aufnahme  fand.    Ausgestellt  ist 
dasselbe  von  Propst  Ulrich.    Die  Nummern  43  und  44  fanden  dicht  zusammen 
Aufnahme,  da  die  Sache  die  nämliche  ist.  Die  Bitter,  welche  Ulrich  empfahl, 
waren   aus  des  Klosters  Steinfeld  Pfarrei.    Diese  umfasste  nebst  der  Pfarr- 
kirche zum  heiligen  Andreas  zu  Steinfeld,  deren  Patronatsrecht  dem  Kloster 
seihst  zastand,  eine  Reihe  von  Orten,  über  die  Barsch,  Kloster  Steinfeld 
8.  81—32  eingehend  berichtet.    Die  Stcinfelder  Pfarrkirche  war  bereits  1121 
itn  Besitze  des  Klosters.  (Lacomblet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  292,  S.  192.) 
Sie  bestand  damals  nur  in  einer  vom  Volk  der  Umgegend  stark  besuchten 
^pelle,   welche  nach  Sitte  der  Zeit  am  Eingang  des  Klosters  lag.    Jetzt 
^  die  Steinfelder  St.  Andreaskirche  Sitz  eines  Dekanates.  Die  Kirche  konnte 
ueh  solchen  Empfehlungen  für  Kriegszüge  nicht  verschllessen,  sie  hielt  nach 
Ansicht  der  Zeit  den  Krieg   für  nöthig  zur  Erledigung  von  Streitigkeiten, 
nnd  förderte  die  an  den  Kriegszügen  Theilnehmenden,  wenn  der  Zweck  der 
KhegfQbmng  kein  ungerechter  und  unchristlicher  war,  so  viel  in  ihren  Kräften 
>t4od.   Deshalb  dürfen  wir  hier  voraussetzen,  dass  Herzog  Heinrichs  Kriegs- 
^H  in  den  Augen   Ulrichs  Billigung  fand,   wenn  wir  auch   über  Ursache 
Und  Verlauf  desselben  keinerlei  Aufklärung  besitzen.    Die  empfohlenen  Ritter 
sind  den  Namen  und  Geschlechtern  nach  unbekannt. 

19* 


Eiüe  Brlefäammluug  des  Propstes  Ulrich  von  Steiufeld  aus  dem  12.  Jahrh.    293 

Niederrhein,  Heft  19,  S.  199).  Ulrich  scheint  dem  Gerhard  nicht  besonders 
hold  gewesen  zu  sein.  Die  Grafen  von  Are  trugen  die  Vogtei  über  Steinfeld, 
und  dieses  Kloster  hing  wegen  des  Klosters  Dünwald  und  der  Abgabe  der 
Kunnede  beim  Tod  eines  Propstes  zu  Steinfeld  an  den  Archidiakon  und  Stifts- 
propst zu  Bonn  mit  dem  dortigen  Stifte  enge  zusammen.  Möglicherweise  waren 
Reibungen  beider  Theile  deshalb  die  Ursachen  der  beiderseitigen  Abgeneigtheit. 
*)  Hs.  populum(!),  das  ich  in  predictum  verbessere. 

46.   Ulrich  an  Gezo,  Abt  von  Sion. 

Gezoni  dilecto  domino  ac  venerabili  patri  ^  frater  ü.  divina 
consolatione  refoveri.  Pro  vestra  utilitate  et  nostra  necessitate 
eonsulimus  et  rogamus,  ut  omni  occasione  posthabita  ad  partes 
venire  non  differatis.  Quod  si  presentia  parvitatis  mee  vobis 
videbitur  fratribus  vel  sororibus,  qui  in  terra  illa  sunt,  in  aliquo 
expedire,  paratus  ero,  si  vita  comes  fuerit,  et  valitudo  corporis 
affuerit,  vobiscum  ad  vestra  commeare. 

*)  Gezo  muss  damals  in  Schwierigkeiten  sich  befunden  haben,  da  er 
den  Besuch  Ulrichs  wünschte.  Dieser  lud  Gezo  nach  Steinfeld  ein  und  er- 
klärte seine  Bereitwilligkeit,  im  Fall  es  den  Mönchen  und  Nonnen  zu  Sion 
Tortheilhaft  sei  und  wenn  seine  Gesundheit  es  zulasse,  dann  mit  nach  Sion 
zu  reisen. 

47.  Bescheinigung  des  Propstes  Ulrich. 

Fratrem  presentium  latorem*  quicunque  recipere  voluerit, 
sciat,  eum  professum  fuisse  in  Stenvelt  et  habere  licentiam, 
ubicunque  recipi  meruerit,  manendi. 

*)  Der  Begleitschein  eines  Mönches  aus  Steinfeld  dürfte  zu  dem  Schreiben 
46  gehören  und  dieser  der  Ueberbringer  von  46  sein.  Die  Reise  ging  jeden- 
falls nach  Sion  in  Böhmen.  Ulrich  trug  der  Ordensregel  Rechnung,  indem 
er  in  dem  Begleitschein  die  Erlaubniss  gab,  überall,  wo  der  Ueberbringer 
gastliche  Aufoahroe  fand,  zu  übernachten. 

48.   Ulrich  an  N. 

Dilecto  domino  ac  venerando  pontifici  ^  frater  U.  Steinvelden- 
sium  fratrum  inutilis  servus  de  bonis  ad  raeliora  proficere. 
Fidelis  amicus  noster,  qui  presentes  litteras  ad  vos  detulit, 
retulit  nobis,  quod  devotio  vestra  desideravit  habere  fratres 
Dostri  ordinis,  per  quos  in  terra  vestra  religio  canonici  ordinis 
plantetur  et  raultiplicetur.  Ut  ergo  sanctum  desiderium  vestrum 
convenientera  effectum  inveniat,  eonsulimus,  ut  litteras  vestras 
ad  colloquinm  patrum,  quod  annuatim  in  Premonstratensi  ecclesia 
tenetur,  roittatis,  in  quibus  eis  sancta  voluntas  vestra  plenarie 


294  F.  W.  E.  Roth 

innotescat.  Interim  autem  presentium  portitorera  virum  lionestum 
ac  religiosura,  quem  nuUa  Decessitas  sed  sola  dei  Caritas  ad 
partes  vestras  ire  compulit,  rogamus  et  obsecramus  in  domino, 
ut  paterne  suscipiatis  et  benigne  foveatis,  et  eum  tanquara  dei 
faraulura  domino  regi  et  principibus  terre  commendetis. 

^)  Empfänger  ist  jedenfalls   ein  Bischof,   der  die  Niederlassung   Ton 
Prämonstratensem  in  seinem  Sprengel  wünschte.    Die  Person  desselben  war 
nicht  festzustellen,  sie  dürfte  entweder  in  Böhmen-Mähren  oder  im  Norden 
zu  suchen  sein.    Ulrich  war  in  der  Sache  nicht  massgebend  und  verwies 
den  AntragsteUer  an  das  jährliche  Ordenskapitel  zu  Pr6montr6.    Er  bat  um 
gastliche  Aufnahme  und  Wciterempfehlung  an  den  König  und  die  Fürsten 
des  Landes,  da  der  Mann,  welcher  das  Schreiben  überbringe,  die  Reise  nur 
aus  Liebe  zu  Gott  unternommen  habe.    Der  Brief  ist  ein  Beweis,  dass  die 
Kolonisation  östlich  oder  nördlich  gelegener  Landest  heile  durch  Steinfelder 
Mönche  nach  dem  Vorgang  Sions  und  Seiaus  um  diese  Zeit  ihren  Abschluss 
noch  keineswegs  gefunden  hatte  und  Steinfeld  noch  immer  Gelegenheit  be- 
sass,  Tochterklöster  in  entfernten  Gebieten  zu  gründen.    Was  aus  der  Sache 
ward,  dafür  fehlen  in  Steinfelds  Geschichte  alle  Anhaltspunkte. 

49.   Ulrich  an  Theobald,  Propst  von  Xanten, 

Tehobaldo  dilecto  domino  ac  venerando  Sanctensis  ecclesie 
preposito*  frater  U.  Steinvel.  fratrum  inutilis  servus  cum  debito 
servicio  devotas  orationes  in  domino.  Presentes  milites,  quos  cum 
presentibus  litteris  ad  vos  misimus,  de  parrochia  nostra  sunt 
et  ad  consilium  nostrum  pro  excessibus  suis  penitentiam  sibi 
iniunctam  devote  peregerunt.  Quia  igitur  de  vestra  benivolentia 
plurimura  confidimus,  dilectionem  vestram  obnixe  rogamus,  ut 
eos  vice  nostra  domino  archiepiscopo  representetis,  ut  per  manum 
eins  ecclesie  reconcilientur,  a  qua  iam  diu  eliminati  sunt. 

*)  Theobald  von  Xanten  kommt  urkundlich  1102—1158  vor.  (Lacom- 
blet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  873,  375,  376,  879,  885,  388,  392  und  393.) 
Inhaltlich  bildet  das  Schreiben  eine  Empfehlung  der  Ueberbringer,  mehrere 
Ritter  aus  der  Pfarrei  Steinfeld,  welche  für  ihre  Ausschreitungen  Busse  thaten 
und  von  Theobald  dem  Erzbischof  von  Köln  (Arnold  II.?)  weiterempfohlen 
werden  sollten,  auf  dass  sie  wieder  mit  der  Kirche  vereinigt  würden.  Wahr- 
scheinlich bestand  die  Busse  in  einer  Wallfahrt  zu  Gnadenorton,  für  die 
allerdings  eine  derartige  Empfehlung  ganz  am  Platze  war. 

50.   Virich  an  Papst  Hadrian  IV.  (1154—1159). 

Adriano  dilecto  domino  ac  venerando  catholice  ecclesie 
summo  pontifici^  frater  U.  Steinveldensium  fratrum  inutilis 
servns,  quod  valet  peccatoris  oratio.  Presentium  lator  in  puericia 


£ine  Briefsammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.   295 

8ua  tonsuram  derlei  accepit,  et  iu  acolitum  ordinatus  est.  Postea 
vero  ad  ordinem  ScistercieDsium  se  contulit,  sed  infra  annum 
probationis  desiderio  solitarie  vite,  ut  dielt,  Inde  reeessit.  Sed 
cmn  ad  suos  redlsset,  utroque  desiderio  paulatim  defieiente  uxorem 
legitime  duxit  et  ex  ea  pueros  genuit.  Nune  vero  de  salute 
anime  sue  solieitus  ad  eonsilium  paternitatis  vestre  reeurrit,  utrum 
vitali  eoniugio  salvarl  possit  vel  forte  relieta  lila  alii  nubere  posslt. 

*)  Der  Inhalt  bildet  einen  Beitrag  zur  Uebung  des  Kircbenrecbts  im 
Volke  zu  Ulrichs  Zeit  und  beleuchtet  die  yerwirrten  Ansichten,  die  damals 
über  Recht  and  Unzulässigkeit  im  Schwange  waren.  Ein  junger  Mann  hatte 
die  Tonsur  empfangen  und  war  Akoluth  geworden,  beendete  sein  Probejahr 
als  Ciaterciensemovize  jedoch  nicht,  wurde  Einsiedler,  kehrte  zu  den  Seinigen 
mnrflck,  verheirathete  sich,  erzeugte  in  dieser  Ehe  mehrere  Knaben,  bis  ihn 
Zweifel  befielen,  ob  die  Ehe  lebenslänglich  gültig  sei  oder  ob  er  mit  Hint- 
ansetzung der  Gattin  eine  Andere  heirathen  solle.  Ulrich  gab  dem  Unglück- 
lichen, der  eine  solche  Menge  verwirrter  Begriffe  hatte  und  mit  seltener  Un- 
beständigkeit im  Einzelnen  yerband,  ein  Schreiben  an  den  Papst  zur  Ent- 
scheidung der  Angelegenheit  mit. 

51.   Ulrich  an  Papst  Hadrian  IV. 

Adriano  dlleeto ',  ut  supra,  frater  U.  et  cetera.  Seitis  pater 
veneraüde,  quam  sancto  ac  aiaei  studio  reverende  memorie  papa 
Eugenius  eanouieos  Preinonstratensis  ordinis  in  Sebleeenseni 
induxit  ecclesiam.  Nune  autem  pravis  emulorum  suggestionibus, 
quod  tarn  sanetus  vir  ordinaverat,  Imperator  sua  potestate  mutarl 
fecit.  Sed  qula  eos,  per  quos  ad  hoc  maxiine  inductus  est, 
divina  ultio  manifeste  percussit,  dieit,  quod  libenter  eos  restitui 
faciat,  si  super  hoc  aliquid  ei  seribat  vestra  autorltas.  Qula  ergo 
vestram  decet  sanetltatem  et  officium  predeeessorum  vestrorum 
bene  acta  conservare,  et  slquid  contra  actum  fuerlt,  re  nova, 
quantum  audemus,  inaiestatem  vestram  subplleiter  exoramus, 
ut  fratrem,  qui  pro  hac  causa  ad  vestram  misericordiam  missus 
est,  in  hils,  que  vestre  diseretioni  suggesserit,  clementer  audlatis. 

*)  Der  Inhalt  betrifft  den  gleichen  Gegenstand  wie  Brief  34.  Die  dort 
aasgesprochene  Bitte  wegen  Sefligheim  scheint  keinerlei  Erfolg  gehabt  zu 
haben,  weshalb  sich  Ulrich  nochmals  iu  der  Sache  an  den  Papst  wandte. 
Papst  Engen  III.  hatte  Mönche  des  Prämonstrateuser-Ordens  in  Sefligheim 
eingeführt.  Der  Kaiser  mischte  sich  in  die  Sache;  der  Bathgeber,  welcher 
ihn  hierzu  veranlasste,  wurde  zwar  vom  göttlichen  Zorn  bestraft  und  hätte 
gerne  die  Sache  wieder  rückgängig  gemacht,  wenn  der  Papst  seine  Ermäch- 
tigung gebe.  Ulrich  bat  den  Papst  um  Wahrung  der  Anordnung  Eugens  III. 
Die  Sache  ist  dunkel  und  das  Ende  derselben  unbekannt. 


296  F.  W.  E.  Roth 

52.  Richard,  Abt  von  Sprhigiersbach,  und  Ulrich,  Propst  von  Stein/eld, 

an  Papst  Hadrian  IV. 

Adriano  dilecto  domino  ac  venerando  doraino  ecclesie  catholice 
summo  pontifici^  E.  SpriDgirsbacensis  ecclesie  dictus  abbas     et 
U.  Steinveldensium  qualiscunque  prepositus  cum  debita  obedieatia 
devotas  orationes  in  Christo.    Mandatura  sanctitatis  vestre  super 
correctione  sanctimonialium,  que  sunt  in  Bunna,  ingenti  gaudio 
suscepiraus,  quia  sanctura  nobis  et  necessarium,  sed  impediente 
perversitate  illarum  effectui  mancipare  non  potuimus.    Venimus 
siquidem  domine  ad  monasterium  earundem  semel  et  iterum  et 
tertio  eas  benigne  commonentes,  quatinus  iuxta  raandatum  vestruni 
vitam  suara  corrigerent  in  melius.    Abbatissa  vero  earum,  que 
semper  magis  suis  voluptatibus  quam  monasticis  ritibus  deser- 
vire    consuevit,    cum    iam    tertio    inducias    respondendi    litteris 
vestris  postulasset,  et  accepisset,  tandem  videns  se  instantiam 
nostram  nullis  dolis  posse  declinare,  transtulit  causam  ad  audientiam 
vestram.     Letare  Jherusalem!  aliud  quidera  non  intendens,  nisi 
ut  hoc  modo  a  nobis  liberaretur,  quatinus  in  errore  suo  liberius 
permaneret  et  Interim  ecclesie  sue  bona,  sicut  semper  consuevit, 
dilapidaret,  et  stipendia  sororibus  debita  in  usus  suos  redigeret, 
qualia  quidem  de  ipsa  fama  semper  proposuit,  et  nos  in   ipso 
monasterio  honestarum  relatione  personarum  vera  esse  cognovimus. 
Hoc  vobis  domine  iuxta  preceptum  litterarum  vestrarum  scribimus, 
ut  nunc  discretio  vestra  inveniat,  qualiter  mulieres  ille  male 
viventes  ad  reguläre  propositum  cogi  debeant.  Suggerimus  autem 
sanctitati  vestre,  quod  predicta  ecclesia  in   melius  mutari   non 
potest,  nisi  ea,  que  nunc  ibi  est  abbatissa,  penitus  removeatur. 
Est  enim  persona  omni  prudentia  et  omnibus  virtutibus  mutilata, 
que  cum  esset  canonica  in  albo  habitu,  per  intrusionem  magis 
quam  per   electionem   facta   est  abbatissa  monacharum   contra 
canones,  qui  dicunt,   canonicum  non  debere  fieri  monachum,  ut 
abbas  fiat. 

*)  Der  Inhalt  betrifft  das  Benediktinerinnen-Kloster  Dietkirchen  zu  Bonn. 
Die  Aebtisin  und  der  Konvent  desselben  führten  eine  unordentliche  Lebensweise. 
Papst  Hadrian  IV.  hatte  den  Abt  von  Springiersbach  und  den  Propst  Ulrich 
zum  Einschreiten  beauftragt.  Dieser  Abt  Richard  ist  jedenfalls  Richard  I. 
von  Springiersbach.  Dann  läge  die  Sache  vor  oder  in  1158.  Beide  kamen 
nach  Dietkirchen  und  ersuchten  Kraft  dos  päpstlichen  Auftrags  dreimal  ver- 
geblich die  Aebtiasin  nebst  Nonnen  um  Aendcrung  ihrer  Lebensweise.  Als 
die  ihren  Liebhabereien  mehr  als  der  Klosterzucht  hinneigende  Aebtissin  zum 
dritten  Male  Bedenkzeit  auf  des  Papstes  Brief  sich  ausgebeten  und  erhalten 


£line  ßriefsammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Stcinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.   297 

hatte,  beschloss  sie,  sich  an  den  Papst  selbst  zu  wenden,  in  dem  Glauben, 
nun  ihre  Lebensweise  ungestört  fortsetzen  zu  können  und  die  beiden  Aebte 
los  zu  werden.  Beide,  Eichard  und  Ulrich,  riethen  dem  Papst,  die  Aebtissin, 
eine  Person  ohne  jegliche  Klugheit  und  Vorzüge,  zu  entfernen.  Das  hier 
geschilderte  anstössige  Leben  der  Nonnen  zu  Dietkirchen  ist  ferner  bezeugt 
durch  des  Caesarius  von  Heisterbach  dialogus  miraculorum  (ed.  Strange 
Bd.  1,  S.  288;  Bd.  II,  S.  124)  und  einen  Brief  der  hl.  Elisabeth  von 
Schönan  (vgl.  Roth,    Die  Visionen  der  hl.  Elisabeth  von  Schönau  S.  145). 

53.   Ulrich  an  Beiner. 

Reinero  dilecto  amico  ^  frater  ü.  salutem  in  domino.  Fratres 
Monasterienses  instanter  me  rogavenint,  ut  vobis  scriberem  et 
monerem,  ut  onus,  ad  quod  vos  deus  per  communem  electionem 
vocat,  suscipere  non  recusetis.  Ego  autem  hinc  inde  plura  con- 
siderans  in  neutram  partem  adhuc  precipito  sententiam  scilicet, 
ut  vos  ad  suscipiendum  vel  horter  vel  dehorter  omnibus  tarnen 
modis  vobis  consulendo  suggero  'et  suggerendo  consulo,  ut 
Monasterium  venire  non  differatis.  Presens  enim  cum  araicis 
vestris  conferendo  poteritis  aliquod  sanum  et  honestum  consilium 
reperire,  ut  si  aliud  fieri  non  potest,  saltira  cum  amicicia  fratruni 
vestrorum  huic  oneri  vos  subtrahatis.  Scitis  enim  hoc  non 
solum  ipsis,  sed  et  vobis  raaxime  expedire. 

*)  Beiners  Person  war  nicht  näher  festzustellen.  Er  war  zu  Münster 
in  einem  ungenannten  Mönchskloster  zum  Vorsteher  gewählt  worden  und 
hatte  Ulrich  um  Rath  gefragt,  ob  er  die  Wahl  annehmen  sollte.  Die  Mönche 
in  Münster  müssen  von  dem  grossen  Einfluss,  den  Ulrich  auf  Reiner  hatte, 
^ewusst  haben,  denn  auch  sie  wandten  sich  an  Ulrich  und  bestürmten  ihn 
mit  Bitten,  Reiner  die  Annahme  der  Wahl  anzurathen.  Ulrich  erwog  die 
Umstände  und  rioth  Reiner,  nach  Münster  zu  gehen  und  mit  seinen  Freunden 
die  Sache  zu  berathen.  Werde  dieselbe  vereitelt,  dann  solle  er  wenigstens 
von  den  Mönchen  in  Frieden  scheiden. 

54.   Virich  an  Abt  Godeschalk  von  Selau. 

Godescalco  dilecto  amico  ac  venerabili  abbati^  frater  U. 
salutem  in  domino.  Miramur  super  prudentia  vestra,  quod 
hominem  delirum  et  lingosum  ad  infamiam  domus  vestre  et 
totius  ordinis  de  domo  vestra  emisistis  tanquam  deesset  vobis 
penitentia,  quam  apud  vos  pro  peceato  suo  agere  posset.  Ea 
enim,  que  mihi  scribsistis,  etiam  ego  quam  prior  noster  et  ceteri 
fratres  nostri  penitus  ignorabamiis.  Nunc  autem  nobis  nota 
facta  sunt  sicut  multis  aliis  tam  episcopis  quam  abbatibus  et 
prepositis,  quibus  seeundum  preceptum  vestrum  rescriptum  litte- 


298  F.  W.  E.  Both 

rarum  vestrarum  ostendit.  Quorum  quidain  michi  scripserunt, 
ut  in  viscera  pietatis  exiberem  mirantes  super  duricia  vestra, 
qui  hominem  debilem  et  senem  in  tam  aspero  tempore  de  domo 
vestra  eiecistis  quasi  seviendo  in  eum  et  mortem  eius  siciendo 
magis  quam  emendationem.  üude  vos  attente  rogamus,  ut  malis 
eius  mala  non  reddatis  nee  pro  ter  .  .  .  *  eius  attendatis,  sed 
magis  misericordiam  eius,  qui  pluit  super  iustos  et  iniustos,  ut 
eum  apud  vos  finem  suum  exspectare  permittatis. 

*)  In  diesem  Schreiben  zeigte  Ulrich  seinem  Mitbruder  gegenüber  seine 
ganze  Strenge  als  Mensch  und  Ordensmann.  Abt  Godschalk  hatte  einen  Un- 
glücklichen zur  Schande  seines  Gotteshauses  und  des  ganzen  Prämonstratenser- 
Ordens  aus  dem  Kloster  getrieben,  als  ob  es  zu  Sion  keine  Gelegenheit  zur 
Busse  gebe.  Was  sich  der  Betreffende  hatte  zu  Schulden  kommen  lassen, 
ist  wie  dessen  Person  unbekannt.  Ulrich  wie  auch  dessen  Prior  und  die 
anderen  Mönche  zu  Steinfeld  hatten  von  den  Vorgängen  zu  Sion,  worüber 
nun  Godschalk  Mittheilungen  nach  Steinfeld  machte,  keinerlei  Ahnung.  Dieser 
Prior  ist  Ulrichs  Nachfolger  im  Amt  als  Propst,  mit  Namen  Warner.  Eine 
Anzahl  Bischöfe,  Aebte  und  Pröpste  wüssten  durch  Godschalks  Vorgehen 
nud  von  der  Sache,  einige  derselben  hätten  ihm  geschrieben,  bedauerten  God- 
schalks Hartherzigkeit,  nachdem  derselbe  einen  schwachen  und  alten  Mann 
in  der  rauhen  Jahreszeit  aus  dem  Hause  gejagt,  als  oly  dessen  Tod  ihm  mehr 
als  dessen  Besserung  am  Herzen  gelegen  habe.  Ulrich  ersuchte  den  God- 
schalk um  Uebung  christlicher  Milde  und  Barmherzigkeit,  da  die  Sonne  über 
Gerechte  und  Ungerechte  scheine.  Gerechte  Entrüstung  geht  aus  dem  Schreiben 
hervor  und  zwar  dem  Freunde  gegenüber,  den  er  sonst  hochschätzte  und  ver- 
ehrte. Möglicherweise  fehlt  das  übliche  Vale  am  Ende  des  Briefes  mit  Ab- 
sicht, da  Ulrich  den  Empfänger  keiner  freundschaftlichen  Artigkeit  werth 
erachtete.  —  Die  Abfassungszeit  des  Briefes  ist  nicht  feststellbar. 

■)  Easur  von  mehreren  Buchstaben  eines  Wortes,  das  nicht  vollständig 
festzustellen  war. 

55.   Ulrich  an  Otto,  Abt  von  Cappenberg. 

Ottoni  dilecto  ac  veiierando  domino^  frater  U.  humile  ser- 
vicium  et  sinceram  in  Christo  dilectionem.  Gratias  agimus  vobis 
super  benivolentia  vestra,  qua  puerum  nostrum,  qui  apud  vos 
manet,  benigne  hactenus  tenuistis  ac  fovistis  sine  ullis  nostris 
meritis.  Quid  autem  de  cetero  vobis  de  eo  placeat,  per  presentem 
nuntium  nobis  remandabitis  seeundum  ea,  que  per  eum  vobis 
mandavimus.  Sciatis,  me  ad  omne  servicium  vestrum  semper 
esse  paratum.    Valeat  sanctitas  vestra. 

*)  An  Otto  1.  von  Cappenberg  sind  auch  die  Briefe  26  und  38  gerichtet. 
Der  Inhalt  betrifft  wiederum  einen  jungen  Mönch,  der  aus  Steinfeld  jedenfalls 
nach  Cappenberg  zur  Aui^bildung  gesandt  worden.   Hierfür  dankte  Ulrich  und 


Eine  BriefsammlaDg  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrb.   299 

erkl&rte  sich  zu  Gegendiensten  bereit.  Des  Inhalts  von  Brief  38  sowie  den 
Vergleichstag  zwischen  Abt  Rether  von  Prüm  und  Abt  Hugo  I.  von  Pr6montr6 
erwähnt  Ulrich  in  dem  Schreiben  mit  keinem  Worte,  weshalb  anzunehmen 
ist,  dass  die  Angelegenheit  gütlich  geschlichtet  worden  war.  Einen  Anhalts- 
punkt für  Zeitbestimmung  bietet  das  Schreiben  nicht,  dasselbe  dürfte  jedoch 
ins  Jahr  1158  oder  1159  gehören. 

56.  Empfehlungsschreiben  des  Propstes  Ulrich. 

Ego  U.  Stein veldensium  fratrura  qualiscunque  prepositus  notura 
esse  volo  omnibus  ^  ad  quos  littere  iste  pervenerint,  quod  lator 
earum,  cum  professus  noster  esset,  sua  petitione  et  comrauni 
fratrura  assensu  ab  obedientia  nostra  et  loci  nostri  absolutus 
est  ea  conditione,  ut  quanto  cicius  convenienter  potuerit,  eligat 
locum  religionis  sue  professioni  congruum,  in  quo  stabilis  maneat 
et  religiöse  vivendo  deo  serviat. 

*)  Den  Inhalt  des  Begleitscheines  bildet  die  Freilassung  eines  Stein- 
felder Professen  von  der  Obedienz  dieses  Klosters.  Der  Antrag  hierzu  ging 
von  dem  Professen  aus,  ward  von  dem  Propst  und  den  Mönchen  geprüft,  in 
vorliegendem  Fall  gebilligt,  worauf  die  Lossprechung  erfolgte  und  verbrieft 
ward.  Dabei  wurde  zur  Bedingung  gemacht,  dnss  der  Losgesprochene  sobald 
als  möglich  einen  Ort,  der  seinem  Profess,  mithin  dem  des  Prämonstratenser- 
( Ordens,  entspreche,  wähle  und  dort  ständig  verbleibe.  Dadurch  blieb  der 
Mönch  dem  Orden  erhalten.  Auch  dies  wirft  auf  Ulrichs  Strenge  bei  Hand- 
habung der  Ordensregel,  aber  auch  auf  seine  Milde  das  beste  Licht.  Es 
konnten  Umstände  vorwalten,  die  dem  Mönch  den  Aufenthalt  zu  Steinfeld 
unmöglich  machten.  Ulrich  berücksichtigte  solche  nach  eingehender  Prüfung, 
bilUgte  die  persönlichen  Wünsche  des  Antragstellenden,  hielt  aber  hierbei 
auf  strenge  Anfrechterhaltung  der  Satzungen  des  Ordens. 

57.   Ulrich  an  S. 

S.  dilecto  amico^  frater  U.  salutem  in  domino.  Frater  G. 
prius  apud  nos  sumpsit  habitum  religionis,  sed  postea  pro  levi- 
tate  sua  a  nobis  recessit.  Nunc  auteni  ad  me  veniens  consilio 
meo  se  omnino  subposuit.  Ego  autem  ei  consului,  ut  interim  apud 
vüs  maneat,  donec  videamus,  quid  deus  de  loco  nostro  velit 
ordinäre.  Sed  quia  mihi  retulit,  quod  pro  sua  stultitia  multum 
V08  offendit,  unde  se  dicit  modo  multum  dolere,  rogavit  me,  ut 
pro  eo  Vobis  scriberem.  Suggero  itaque  vobis,  et  rogo,  ut  eum 
benigne  suscipiatis  et  eum  apud  vos  fraterne  mauere  permittatis, 
donec  ego  et  vos  simul  loquamur. 

*)  Empfänger  ist  möglicherweise  Abt  Stephan  von  Mons  Justus  wie 
in  den  Briefen  7  und  28,  obgleich  die  Bezeichnung?  als  Abt  f«*hlt.  Auch 
hier  bandelt   es  sich   um   einen   mit  dem  Leben  zu  Stcinfeld  unzufriedenen 


300  F.  W.  E.  Roth 

und  deshalb  entlaufenen  Mönch,  welcher  jedoch  reuig  zurückkehrte  und  sich, 
fügte.  Ulrich  mochte  einsehen,  dass  die  Besserung  nicht  von  Bestand  sein 
werde  und  rieth  dem  Mönch,  sieh  in  das  Kloster  des  Empfängers  S.  zu  be- 
geben, um  abzuwarten,  was  Gott  mit  Steinfeld  beschlossen  habe.  Darin  liegt 
eine  dunkle  Andeutung,  dass  Steinfeld  damals  in  bedrängter  Lage  war, 
dass  Ulrich  lieber  den  Mönch  anderwärts  untergebracht,  als  den  Stürmen  zu 
Steinfeld  ausgesetzt  sehen  wollte.  Die  Ursachen  wie  auch  der  Verlauf  dieser 
Bedrängnisse  sind  unbekannt  und  waren  jedenfalls  nur  vorübergehender  Art. 
Der  Strenge  in  der  Handhabung  der  Ordensregel  bei  Ulrich  nach  zu  schliessen, 
ist  vorauszusetzen,  dass  das  Kloster  des  Empföngers  S.  dem  Prämonstratenser- 
Orden.  angehörte. 

58.   Ulrich  an  Abt  Gerhard. 

Gerhardo  dilecto  amico  ac  venerabili  abbati  ^  frater  U.  sin- 
ceram  in  Christo  dilectionem.  Frater  W.  ad  nos  venieDS  obnixe 
rogavity  iit  eura  absolutum  a  nostra  obedientia  vestre  ^  obedientie 
committerem.  Dixit  etiam,  tarn  vos  quam  fratres  vestros  idem 
velle  et  petere.  Quod  si  ita  est,  per  presentes  litteras  a  nostra 
obedientia  sie  eum  absolvo,  ut  continuo  vobis  et  successoribus 
vestris  promittat  obedientiam,  et  vos  de  cetero  eura  eins  agatis, 
sicut  fratres  et  subtiti  vestri.    Vale. 

*)  Abt  Gerard  war  nicht  näher  festzustellen.  Möglicherweise  ist  es 
Abt  Gerard  von  Echternach  0.  S.  B.  Derselbe  kommt  als  Abt  1157  urkund- 
lich vor.  (Mittelrheinisches  Urkundenbuch  S.  656,  683,  698,  705.)  Den  Inhalt 
des  Schreibens  bildet  auch  hier  die  Lossprechung  für  den  Mönch  W.  von 
der  Obedienz  des  Klosters  Steinfeld  und  dessen  üebergang  in  Gerards  Kloster. 
Auch  hier  beruhte  die  Lossprechung  auf  dem  Antrag  des  Mönchs  und  ward 
von  dem  Abt  Gerard  und  dessen  Konvent  unterstützt.  Ulrich  ging  auf  die 
Sache  ein,  übte  eine  gewisse  Konfraternität  gegen  den  Abt  und  dessen  Kloster, 
verlangte  aber,  dass  der  Losgesprochene  dem  Abt  und  dessen  Nachfolgern 
unverzüglich  Gehorsam  leiste,  auch  das  Kloster  künftig  für  seinen  Unter- 
halt Sorge  trage.  Ist  das  Kloster,  welches  den  Mönch  W.  aufnehmen  sollte, 
wirklich  Echternach,  dann  hätte  Ulrich  hier  gegen  den  Brief  Ö7  eine  Aus- 
nahme gemacht,  da  Echternach  keineswegs  dem  Prämonstratenser-  sondern 
dem  Benediktiner-Orden  angehörte. 

*)  Hs.  nostre,  was  ich  in  vestre  verbessere. 

59.   Ulrich  an  Papst  Hadrian  IV. 

Reverentissimo  domino  ac  patri  Adriano  summo  catliolice 
ecclesie  pontifici^  U.  Steinveldensis  ecclesie  minister  debitara 
subiectionem  et  devotas  orationes  in  domino.  Quia  fideli  ac 
misoricordi  medico  non  est  difficile,  vulnerati  plagam  sepius 
attendere  et  varios  circa  eam  eventns  diligentius  considerare, 
ut  competens  remedinm  iuxta  hoc  possit  adhibere,  idcirco  fratres 


Eine  Briefsammlnng  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.   301 

de  Seulechen  nimis  crudeliter  lacerati  ad  nostrani  non  trebidant 
sepias  recurrere  misericordiam.  Elemosina  enira  serael  benigne 
exibita  iterum  petendi  fiduciam  äuget.  Vos  siquidem  pater 
sancte  dolores  eoruiu  patemo  suffragio  mitigare  cepistis,  quando 
et  inperatori  de  protectione  et  archiepiscopo  Coloniensi  de  resti- 
tutione  ipsorum  litteras  plenitudinera  caritatis  ostendentes  direxe- 
ristis.  Unde  non  solum  corda  eorum,  sed  et  omnium  terre  nostre 
religiosorum  ad  ampliorem  erga  vos  dilectionem  et  obsequii 
devotionem  dilatata  sunt.  Quoniam  autem  secundum  voluntatem 
et  mandatura  vestrum  nichil  illis  est  collatum,  imperatore  siqui- 
dem ad  litteras  non  respondente,  archiepiscopo  vero  iuxta  man- 
datum  non  incedente,  idcirco  nunc  cum  ipsis  et  pro  ipsis  ab 
apostolica  patemitate  consilium  et  auxilium  iuxta  rei  eventum 
petimus,  ne  gloriosum  domus  dei  edificium,  quod  antecessores 
vestri  incohaverunt,  sub  manu  vestre  protectionis  pereat.  Nam 
si  negotium  hoc  in  diebus  vestris  infectum  relinquitur,  simili 
exemplo  plurimorum  audatia  adversus  religiosos  temptabit  similia 
et  presumptuoso  nimis  contemptu  *  apostolica  inandata  parvipen- 
dentur.  Quod  si  imperator  vel  per  litteras  vel  quocunque  alio 
modo  de  impedimento  predictorum  fratrum  aliqua  vobis  suggesseriü 
vos,  sicut  decet  sanctitatem  vestram,  expensas  et  labores,  quos 
pro  ordinanda  ecclesia  illa  sustinuerunt,  animadvertite,  ne  flaut 
omnino  in  obprobrium  et  derisionem  hiis,  qui  in  circuitu  ambulant. 
Notum  etiam  caritati  vestre  facimus,  quod  ecclesia  illa  in  nullo 
ad  ius  regium  spectare  dinoscitur. 

M  Die  Angelegenheit  des  Briefes  ist  die  gleiche  wie  in  dem  Schreiben 
84  und  51.  Brief  51  scheint  soviel  Erfolg  gehabt  zu  haben,  dass  Papst 
Hadrian  IV.  an  den  Kaiser  sowie  den  Erzbischof  Friedrich  von  Köln  schrieb. 
Allerdings  veränderte  diese  briefliche  Verwendung  die  Lage  der  Mönche  zu 
Sefligheim  keineswegs,  weshalb  sich  dieselben  nochmals  an  Ulrich  um  Hülfe 
wandten.  Der  Kaiser  hatte  auf  die  Bitte  um  Schutz  gar  nicht  geantwortet, 
der  Kölner  Erzbischof  schritt  als  Diözcsane  trotz  des  päpstlichen  Auftrages 
nicht  ein.  Die  Vorgänge  sind  dunkel.  Ulrich  betont,  durch  solche  Verhält- 
nisse würden  leicht  die  päpstlichen  Befehle  für  die  Zukunft  geringschätzend 
hintangesetzt.  Die  Kirche  zu  Sefligheim  gehöre  keineswegs  zum  Recht  des 
Königs.    Der  Brief  dtlrfte  1158  geschrieben  sein. 

*)  Hs.  conptemptu  (!). 

60.   Ulrich  an  Erzbischof  Friedrich  von  Köln  (1156—1158). 

Friderico  dilecto  domino  reverendo  sancte  Coloniensis  ecclesie 
archiepiscopo  *  frater  ü.  de  Steinveld  cum  debita  subiectione 
devotas  orationes  in  domino.    Nuntius  vester  in  lecto  magne 


302  F.  W.  E.  Roth 

egritudinis  me  invenit  et  ideo  minus  potui  deliberare,  de  re, 
pro  qua  mihi  scripsit  dilectio  vestra.  Abbas  etiam  de  Berge* 
dixerat  mihi,  quod  vos  hanc  petitionem  oranino  distulissetis  usque 
ad  festum  sancti  Remigii.  Sed  quia  vestra  intentio  sententia 
in  eodem  perseverat,  breviter  vobis  respondeo,  quod  propositum 
meum  est  tarn  in  hoc  quam  in  omnibus,  que  secundum  deum 
possum  vestre  obedire  voluntati.    Vale. 

*)  Erzbischof  Friedrich  hatte  an  Ulrich  geschrieben;  der  Brief  traf  den- 
selben in  krankem  Zustande.  Die  Angelegenheit  ist  unklar.  Ob  sie  Seflig- 
heim  betraf,  lässt  sich  nicht  feststellen,  unmöglich  ist  es  jedoch  nicht.  Der 
Abt  von  Berg  hatte  dem  Ulrich  ebenfalls  gesagt,  dass  Erzbischof  Friedrich 
von  Köln  eine  gewisse  Bitte  bis  zum  Fest  des  hl.  Bemigius  (4.  Oktober) 
verschoben  habe.  Ulrich  gab  die  Sache  dem  Gutdünken  des  Erzbischofs 
völlig  anheim  und  erklärte  sich  bereit,  seinem  Willen  Bechnung  zu  tragen. 
Daraus  geht  hervor,  dass  Ulrich  auf  die  Sache  keinen  grossen  Werth  mehr 
legte,  ihr  vielmehr  freien  Lauf  liess.  Das  würde  auf  Sefligheim  passen, 
allerdings  könnte  auch  die  in  Brief  62  erwähnte  Sache  mit  Zülpich  Gegen- 
stand, des  Schreibens  sein.  Der  Brief  ist  auffallend  kurz  gehalten,  kühl  im 
Ton  bei  entsprechender  Unterordnung  unter  den  Empfänger  als  hohen  kirch- 
lichen Würdenträger.  Eine  gewisse  Hoffnungslosigkeit  und  eine  Art  Appel- 
lation au  das  Rechtlichkeitsgefühl  des  Empfängers  geht  durch  das  Ganze, 
dem  übrigens  am  Ende  das  verbindliche  Vale  keineswegs  fehlt,  das  nähere 
Bekanntschaft  beider  Männer  voraussetzen  lässt. 

*)  Möglicherweise  ist  dieser  Abt  von  Berg  der  im  J.  1170  als  Zeuge  vor- 
kommende Hermann.    (Lacomblet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  436.) 

61.  Ulrich  an  Hugo  L,  Abt  van  Primontri. 

Hugoni  venerando  patii  omnibusque  patribus  in  Premonstra- 
tensi  capitulo  congregatis  *  frater  U.  de  Steinveld  debitam  in 
Christo  dilectionem.  Quod  ad  capitulum  vestrum  solito  more 
non  veni,  non  voluntas  impetivit,  sed  gravis  infirmitas*.  Quod 
autem  priorem  nostrum^  pro  me  non  misi,  deum  testor,  quod 
sie  infirmatur,  quod  ad  tantum  iter  suflficere  nuUatenus  possit. 
Volo  autem  vos  scire,  quod  domus  nostra,  ex  quo  ordinem  sus- 
cepi*.  semper  institutiones  vestras  venerata  est.  Quidquid  vestra 
autoritas  statuit  vel  mutavit,  sine  omni  contradictione  suscepit 
et  tenet,  et  quicquid  de  reliquo  vobis  placuerit  statuere,  vel 
aliqua  dispensatione  variare,  eadem  devotione  parata  est  venerari 
et  teuere*.    Vale. 

*)  Vgl.  die  Anmerkungen  von  Brief  39. 

')  Ulrich  konnte  wegen  Krankheit  nicht  auf  dem  Generalkapitel  des 
Ordens  erscheinen  und  sandte  dem  Abt  Hugo  und  den  dort  versammelten 
Vätern  des  Ordens  gewissermassen  als  Entschuldigung  dieses  Schreiben. 


Eine  Briefsammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.   308 

')  Der  hier  genannte  auch  damals  erkrankte  und  deshalb  Tom  Besuch 
des  Generalkapitels  ebenfalls  abgehaltene  Prior  Steinfelds  ist  Warner.  Er 
kommt  1163  als  Prior  vor.  In  diesem  Jahr  erscheint  die  ecclesia  sancti 
Potentini  Steinveldensis.  Der  Konvent  bestand  damals  aus  dem  Gervasins 
canonicos,  Everwinus  custos,  Arnoldus  conversus,  üdalricus  prepositus,  Wame- 
rus  prior,  Algerus  subprior.  (Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Nie- 
derrhein Heft  9,  S.  255.)  Als  Heinrich,  Herzog  von  Limburg,  in  einer  Ur- 
kunde 0.  D.,  welche  zu  1170  angesetzt  wird,  der  Abtei  B.  Marie  in  Stein- 
feld eine  Mühle  neben  dem  Kloster  im  Thale  nebst  Land  und  dem  Wald, 
genannt  Duvinvorst,  schenkte,  kommen  unter  den  Zeugen  Werner,  Propst  von 
Steinfeld,  Everwinus  custos  et  frater  eins  Winandus,  Letztere  jedenfalls 
Steinfelder  Manche,  vor.  (Lacomblet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  435, 
8.305.)  Warner  war  demnach  frühestens  1170  der  Nachfolger  Ulrichs  in  der 
Propstwürde  geworden,  als  welcher  er  1170—1177  in  Urkunden  erscheint. 
(Barsch,  Kloster  Steinfeld  S.  6.  —  Kremer,  Akademische  Beiträge  Bd.  III, 
Urkunde  Nr.  86.)  1177  am  24.  Mai  kommt  er  wiederum  als  Steinfelder 
Propst  vor.  (Lacombet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  Nr.  462.)  In  einer  Urkunde 
ohne  Zeitangabe,  aber  zu  1177—1197  angesetzt,  sind  Udelrich  Propst, 
Everwin  Custos,  Winand  Celerarins,  Gerhardus  laicus  frater  de  Besnich  und 
Propst  Warner  als  bereits  verstorben  erwähnt.  (Annalen  des  historischen 
Verein  für  den  Niederrhein,  Heft  23,  S.  157.)  Die  betreffende  Angelegen- 
heit geschah  unter  Propst  Ulrich,  mithin  1153—1170  und  ward  später  ver- 
brieft. Warner  starb  am  22.  März.  Das  Sterbejahr  ist  unbekannt,  dürfte 
aber  zwischen  1177  und  1178  liegen.  Arnstein  und  Romersdorf  feierten  seinen 
Todestag  am  22.  März.  (Arnsteiner  Nekrolog  S.  83.  Romersdorfer  Nekrolog, 
Hs.  zu  Wiesbaden.)  Warners  Nachfolger  in  der  Propstwürde  wurde  Tezelinus. 

*)  Die  Stelle  deutet  bestimmt  an,  dass  Ulrich  zu  Steinfeld  den  Profess 
des  Prämonstratenser-Ordens  ablegte. 

^)  Hierin  spricht  sich  eine  Billigung  der  Beschlüsse  des  Ordenskapitels 
aus.  Ulrich  spricht  hier  als  Ordensmann,  der  für  die  Ordenssache  zu  jeder 
Zeit  eintritt. 

62.   Virich  an  Erzbischof  Friedrich  von  Köln  (1156—1158). 

Friderico  dilecto  domino  ac  venerando  sancte  Coloniensis 
ecclesie  archiepiscopo  *  frater  U.  de  Steinveld  debitam  in  Christo 
sobiectionera.  Tempore  antecessorum  vestrorum  in  villa,  que 
dicitur  Tulpetum,  nos  et  nostra  magnam  pacem  habuimus,  nunc 
autem,  cum  maiorem  vestro  tempore  speraremus,  in  contrarium 
nobis  versura  est.  Nam  secus  eandem  villam  decursum  aque 
propter  quoddam  nostrum  molendinum  habemus,  quem  consensu 
popali  et  archiepiscopi  Arnoldi  cum  magno  nostro  sumptu  et 
labore  fecimus.  Ipse  etiam  archiepiscopus  super  eundem  decur- 
som  bannum  suum  fecerat,  ne  quis  in  eum  manum  mittet  sine 
nostro  consensu,  quem  iam  fere  per  XII.  annos  cum  magna  pace 
tenemus.    Nunc  autem  vester  villicus  assumptis  sibi  quibusdam 


304  F.  W.  E.  Roth 

hominibus  de  villa,  antequam  nobis  conquestus  esset  et  nobis 
inde  aliquid  indicaret,  fossatum  nostrum  f regit  et  aquam  extra 
suum  cursum  emisit.  Unde  rogamus  sanctitatem  vestram,  iit 
quod  in  nobis  male  actum  est,  in  melius  mutari  faciatis,  donec 
per  presentiam  vestram  utramque  partem  audire  possitis  et 
secundum  vestram  prudentiam  inde  iudicare. 

*)  An  Erzbischof  Friedrich  ist  auch  Brief  60  gerichtet.  Möglicher- 
weise ist  die  Angelegenheit  beider  Briefe  die  gleiche.  Ulrich  tritt  hier 
schärfer  gegen  den  Erzbischof,  gewissermassen  als  Ankläger,  auf.  Zur  Zeit 
der  Vorgänger  Friedrichs  habe  in  dem  Dorf  Zülpich  Buhe  gewaltet,  jetzt 
könne  dort,  wie  man  gehofft,  unter  Friedrich  noch  grössere  Sicherheit  sein, 
statt  dessen  trete  das  Qegentheil  ein.  Es  handelte  sich  um  den  Wasserhiuf 
einer  Mühle  des  Klosters  Steinfeld,  die  mit  Wissen  und  Willen  der  Anwohner 
sowie  des  Erzbischofs  Arnold  II.  von  Köln  von  dem  Kloster  erbaut  worden 
war.  Arnold  habe  den  Bann  auf  die  Mühle  nebst  Wasserlauf  gelegt,  und 
Steinfeld  sei  fast  zwölf  Jahre  lang  ruhig  in  Benützung  der  Mühle  gewesen. 
Nun  sei  der  Wasserlauf  von  dem  Meier  des  Erzbischofs  und  einigen  Leuten 
aus  Zülpich  durchbrochen  worden.  Ulrich  ersuchte  den  Erzbischof  um  Ab- 
hülfe und  einen  richterlichen  Schiedsspruch.  Manche  SteUen  des  Schreibens 
greifen  die  Regierungsweise  des  Erzbischofs  bitter  an,  was  bei  der  sonst 
ruhigen  Haltung  des  Briefstils  und  der  Sachlichkeit  desto  mehr  hervorsticht 
und  den  Stil  des  Schreibens  zu  einem  Meisterstüx^k  macht,  das  in  den  Zeilen 
viel,  zwischen  denselben  noch  mehr  sagt.  Hier  spricht  Ulrich  als  einfluss- 
bewusster  Mann  zu  einem  zwar  höherstehenden,  aber  im  VoUbewusstsein  des 
Rechts.  Der  Brief  ist  nach  Brief  60  geschrieben,  als  die  Erbitterung  bei 
Ulrich  wegen  Hintansetzung  des  Rechts  gewachsen  war,  und  dürfte  1158 
abgefasst  sein. 

63.   Ulrich  an  Abt  Emtctchius  von  Arnstein. 

Dilecto  domino  ac  venerabili  abbati  N.  de  Arinstein  ^  frater 
U.  de  Steinveld  salutem  et  omne  bonum.  Sicut  caritatis  fuit, 
quod  fratrem  üdonem  suscepistis,  quando  fugit  discordiam,  que 
erat  in  Richwinstein,  ita  nunc  Caritas  exigit,  ut  eum  pacatis 
Omnibus  ad  eundem  locum  remittatis.  Fratres  enim  et  sorores, 
qui  ibi  sunt,  presentiam  eins  desiderant  et  necessariam  habent. 
Ne  de  cura  eins  multum  soliciti  sitis,  quia  episcopus*  curam 
loci  mihi  commisit. 

^)  Eustachius  amtirte  1151—1159.  Er  ist  mit  dem  Empfänger  von 
Brief  2  identisch.  Eustachius  hatte  gelegentlich  eines  Streites  in  Richwin- 
stein als  flüchtig  einem  Bruder  Udo  Aufnahme  gewährt.  Ulrich  billigte  dies, 
schlug  aber  nun  vor,  den  Mönch  zurückzusenden.  Richwinstein  ist  Kloster 
Reichenstein,  das  als  Doppelkloster  mit  Mönchen  und  Nonnen  besetzt,  unter 
dem  Jus  patronatus  Steinfelds  stand.  Deshalb  auch  die  Entscheidung  Ulrichs 
dem  Abt  von  Arnstein  gegenüber. 

')  Die  Person  des  Bischofs  war  nicht  näher  festzustellen. 


Eine  Briefsammlnnp;  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.    305 

64.   lUrich  an  Abt  Oodeschalk  von  Selau. 

Godescalcho  dilecto  amico  et  patri  de  Syloe'  frater  U.  de 
Steinveld  sinceram  in  Christo  dilectionem.  Fratres  qui  cum 
presentibus  litteris  ad  vos  redierunt,  instantia  sua  et  amicorum 
suorum  a  me  extorserunt,  ut  pro  eis  vobis  scriberem.  Rogant 
enim  et  ego  cum  eis  et  pro  eis,  ut  quia  voluntatem  non  habent 
manendi  in  terra  vestra  et  raultas  occasiones  pretendunt,  quare 
ibi  manere  non  possint,  intuitu  pietatis  ne  animas  suas  perdant, 
detis  eis  licentiam  manendi  alias  in  ordine  nostro,  non  ubi  ipsi 
elegerint,  sed  ubi  nobis  placuerit  et  congruum  visum  fuerit. 

*)  Einige  Mönche  als  Uebcrbringer  des  Schreibens  Godschalks  an  Ulrich 
hatten  auf  ihre  und  ihrer  Freunde  Bitten  die  schriftliche  Verwendung  Ulrichs 
erlangt  und  waren  mit  derselben  oder  Brief  64  zu  Godschalk  zurückgekehrt. 
Diese  Mönche  waren  aus  Selau  selbst,  jedenfaUs  Deutsche  von  Geburt.  Sie 
erklärten,  nicht  länger  in  ^lähren  bleiben  zu  wollen  und  führten  Gründe 
hierfür  an.  Da  diese  Gründe  für  ihr  Ansuchen  sprachen,  schloss  sich  Ulrich 
ihren  Bitten  an  und  bat  im  Hinblick  auf  ihr  Seelenheil  den  Godschalk  um 
Erlaubniss,  dass  sie  anderwärts  und  zwar  nicht  nach  ihrem  Gutdünken,  son- 
dern nach  seiner  eigenen  (Ulrichs)  Wahl  im  Orden  lebten.  Damit  machte 
Ulrich  Steinfelds  Recht  als  Mutterkloster  Seiaus  geltend,  schickte  aber  gemäss 
den  Satzungen  des  Ordens  die  Mönche  zu  Godschalk  zurück,  sich  dort  zuerst 
dessen  Erlaubniss  zum  Austritt  zu  holen.  Das  Schreibon  wirft  auf  Selau 
und  Godschalks  Abtshandlungen  gerade  nicht  das  beste  Licht,  da  auch  hier 
Unzufriedenheit  mit  den  herrschenden  Zuständen  zur  Sprache  kommt.  Durch 
den  ganzen  Brief  geht  ein  Ton  der  Zurückhaltung,  der  jedenfalls  eine  Folge 
der  Vorgänge,  wie  sie  Brief  54  schildert,  war. 

65.  Erpo,  Abi  von  Rode,  und  Ulrich,  Propst  von  Steinfeld,  an 

Papst  Hadrian  IV. 

Adriano  dilecto  domino  ac  reverendo  universalis  ecclesie 
saramo  pontifici*.  Erpo  dictus  abbas  de  Rode  et  U.  Steinvel- 
densis  ecclesie  qualiscunque  prepositus  debitam  subiectionem  et 
devotas  orationes  in  domino.  Placuit  dignationi  vestre  committere 
nobis  controversiam  discutiendam  et  terminandara,  que  inter 
canonicos  beati  Petri  et  Franconem  sacerdotem  de  monte  sancte 
Walburgis  agebatur.  Datis  ergo  variis  induciis,  ut  veritas  nobis 
melius  innotesceret,  tandem  diligenter  auditis  hinc  inde  rationi- 
bu8  conperimus,  quod  idera  Franco  ecclesiam  sancte  Walburgis 
de  manu  episcopi  sancte  Rufine  tunc  legati  Romane  ecclesie 
»uscepit,  fundum  vero  ecclesie  eiusdem  pertinere  ad  ecclesiam 
beati  Petri,  indubitanter  co^novimus.  Nerape  preter  alia  tosti- 
monia  tres  canonici  eiusdem  ecclesie  maioris  etatis  coram  nobis 

20 


B06  F.  W.  E.  Roth 

et  pluribus  testibiis  super  sacrosancta  evangelia  iuraverunt,  se 
vidisse  et  audisse,  quod  quedani  nobilis  mulier  presentibus  here- 
dibus  suis  et  consentientibus  eandera  ecclesiam  beato  Petro 
tradidit  cum  omni  predio,  quod  in  eadem  villa  habuit.  Hinc  ergro 
debitam  reverentiam  Romane  ecclesie  exibentes  inde  timentes,  ne 
aliquam  iniuriam  ecclesie  beati  Petri  faceremus,  utramque  partem 
ad  vestram  discretionem  cum  testimonio  litterarum  nostrarum 
remisimus. 

*)  Abt  Erpo  von  Klosterrath,  Augustinerordens  bei  Aachen  (vgl.  über 
dasselbe  Caesarius  von  Heisterbach,  dialogus  miraculorum  ed.  Strange, 
Bd.  II,  S.  302),  der  Empfänger  von  Brief  27,  und  Propst  Ulrich  hatten  von 
Hadrian  IV.  den  Auftrag  erhalten,  zwischen  den  Stiftsherren  von  St  Peter 
zu  Köln  und  dem  Priester  Franco  des  Klosters  Walberberg  bei  Brühl  (mons 
sancte  Walburgis,  vgl.  Caesarius  von  Heisterbach  a.  a.  0.  Bd.  I,  S.  24,  53, 
54,  337,  Bd.  II,  S.  28,  82,  87,  117,  189,  230,  252,  295)  zu  verhandeln. 
Franco  hatte  die  Investitur  der  genannten  Kirche  Walberberg  von  dem 
KardinaUegaten  8.  Eufine  erhalten,  Grund  und  Boden  derselben  gehörte 
jedoch  dem  St.  Peterstift  zu  Köln,  lieber  diesen  Priester  Franco  war  nichts 
zu  ermitteln.  Auch  der  Name  der  edlen  Frau,  welche  die  Kirche  dem  St. 
Peterstift  schenkte,  ist  unbekannt.  Ulrich  wies  die  Parteien  an  den  Papst, 
um  dessen  Entscheidung  nicht  vorzugreifen. 

66.   Ulrich  an  Propst  Stefan  von  Jlbenstatt, 

Stephano  dilecto  domino  ac  venerando  patri  de  Elonstat' 
frater  U.  de  Steinveld  sinceram  in  Christo  dilectionem.  Scitis, 
quod  patres  nuper  in  Preraonstratensi  capitulo  vobis  commise- 
runt,  scilicet  ut  patres  nostri  ordinis,  qui  in  episcopatu  vestro 
sunt,  adiunctis  sibi  preposito  de  Cappinberg  et  de  Cella  et  me 
domino  archiepiscopo  Moguntino  loquerentur  pro  ecclesia  de 
Selbolt.  Quia  patribus  obedientiam  exibere  debemus,  quam  a 
subtitis  nostris  exigimus  et  vos  maior  estis  inter  patres  vestri 
episcopatus,  et  ecclesia,  de  qua  agitur,  ad  vos  respicit,  videtur 
mihi  ad  vos  pertinere,  ut  eos,  qui  nominati  sunt,  per  litteras 
vestras  vel  nuntios  ad  diem  et  locum  certum  convocetis,  ut 
inde  simul  ad  archiepiscopum  procedant,  ut  responsum  eins  super 
hac  re  accipiant. 

*)  Abt  Stephan  von  Ilbenstatt,  Prämonstratenser-Ordens  in  der  Wetterau, 
ist  jedenfalls  der  nämliche  Abt,  dem  die  hl.  Hildegardis,  Meisterin  von 
Rnpertsberg  0.  S. B.  bei  Bingen,  auf  dessen  Brief  antwortete  (vgl.  Schmelzeis, 
Hildegardis  S.  234).  Die  genannten  Pröpste  sind  Propst  Otto  I.  von  Cappeu- 
berg  und  der  Propst  von  Oberzeil  (unterhalb  Wirzburg,  cella  superior  filia 
Pracmonstratensis,   gegründet   im  J.  1128   von   dem   hl.   Norbert).    Otto   ist 


Eine  Briefsammliing  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.    807 

jedenfalls  eiue  Person  mit  dem  Propst  von  Cappenberg,  welcher  mit  der 
hl.  Hildegardis  in  Briefwechsel  stand  (vgl.  Schmelzeis  a.  a.  0.  S.  237).  — 
Der  Abt  von  Seibold  in  der  Wetterau  ist  wohl  jener  Abt  dieses  Klosters, 
der  mit  der  hl.  Hildegardis  Briefe  wechselte  (vgl.  Schmelzeis  a.  a.  0. 
S.  234).  Seibold  wie  auch  Ilbenstatt  lagen  im  Erzbisthum  Mainz.  Selbold 
war  nach  der  Eeformation  im  16.  Jahrhundert  in  Noth  gerathen.  Abt 
Konrad  Jäger  von  Selbold  trat  daher  das  Kloster  mit  allen  Gütern  am 
27.  Februar  1543  an  Isenburg  ab.  (Zeitschrift  des  historischen  Vereins  zu 
Kassel  Bd.  IX,  S.  21.) 

67.   Ulrich  an  Abt  Heinrich  von  Romersdorf. 

Dilecto  amico  ac  venerabili  abbati  de  Romerstorp*  frater 
U.  de  Steiovelt  sinceram  dilectionem  in  domino.  Presens  frater 
retulit  mihi,  quod  cum  ad  me  pro  consilio  miseritis,  utrum  sub 
obedientia  vestra  eum  retinere  possitis,  secundum  ea,  que  de 
se  ipse  vobis  retulit,  mihi  autem  videtur,  quoniam  deus  peccatores 
non  penitentes  repellit,  quod  cum  in  consortio  fratrum  vestrorum 
nbicunque  vobis  placuerit,  habere  possitis,  si  tamen  amodo  sub 
vobis  humiliter  ac  obedienter  conversari  voluerit. 

*)  Abt  Heinrich  von  Romersdorf,  Prämonstratenser-Ordens  bei  Koblenz, 
war  der  dritte  Abt  dieses  Klosters  und  kommt  1156  urkundlich  vor.  (Mittel- 
rheinisches ürkundenbuch  Bd.  I,  S.  654.)  Er  soll  noch  1160  gelebt  haben. 
(Brower-Masenius,  metropolis  ecclesiae  Trevericae  ed.  von  Stramberg  Bd.  II, 
S.  18.  —  Hugo,  Annales  Bd.  II,  S.  689.  —  Barsch  in  Annalen  des  histo- 
rischen Vereins  für  den  Niederrhein  Heft  3,  S.  70.)  Das  Gedächtniss  eines 
Abtes  Heinrich  von  Romersdorf  ward  am  80.  Juli  zu  Arnstein  begangen. 
(Amsteiner  Nekrolog  a.  a.  0.  S.  145.)  Ob  dieses  Gedächtniss  aber  diesem 
Abt  Heinrich  galt,  steht  dahin.  —  Das  Prämonstratenser-Kloster  B.  M.  V. 
Romersdorf  war  anfänglich  ein  Benediktiner-Kloster,  wurde  jedoch  im  J. 
1135  von  Erzbischof  Albero  von  Trier  neu  errichtet,  dem  Prämonstratenser- 
Orden  überwiesen  und  von  FlorefFe  aus  mit  Mönchen  versehen.  (Le  Paigc, 
Bibliotheca  Bd.  I,  S.  830.  —  Hugo,  Annales  Bd.  II,  Spalte  687—689.  — 
Brower-Masenius  a.  a.  0.  Bd.  II,  S.  16 f.  --  Barsch  in  Annalen  des 
bistorischen  Vereins  für  den  Niederrhein  Heft  3,  S.  69  f.  —  Marx,  Ge- 
schichte des  Erzstifts  Trier,  Bd.  II,  2,  S.  189  f.  ~  Günther,  Codex  diplom. 
Bd.  I,  S.  230—287.  —  Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  Geschichte  und 
Alter thnmskunde  Bd.  XVI,  S.  42.     -  Wegcler,  Kloster  Romersdorf.) 

68.   Ulrich  an  Richard,  Abt  vofi  Springiersbach. 

Richardo  dilecto  domino  ac  venerando  patri*  frater  U.  de 
Steinveit  debitara  subiectionera  et  sincerani  in  Christo  dileo 
ti(»neni.  Fratres  Monasterienses  retulerunt  nobis,  quod  dominus 
Reinerus  canonicus  eorum  ad  audientiam  domini  Treverensis  a 
quodam  Prumiensi  clerico  satis  temere  et  iniuste  appellatus  sit. 

20* 


308     ^  P.  W.  E.  Roth 

Quia  autem  doraino  Algero,  qui  nunc  apud  nos  est,  et  aliquando 
decanus  eorura  fuit,  tota  causa  nota  fuit  et  est,  rogaverunt 
eum,  ut  testimonium  veritati  periberet.  Testimonium  autem 
eius  hoc  est,  quod  ille  Prumiensis  omnino  falso  dicit,  se  redi- 
disse  debitum,  quod  domino  Reinero  debuit.  ünde  patet,  quod 
propterea  hominem  infirmum  ac  debilem  ad  longinquam  obedien- 
tiam  appellavit,  ut  ille  labore  vie  territus  eum  et  fideiussores 
suos  ab  iusto  debito  absolveret.  Vellent  autem  fratres  Monaste- 
rienses,  si  fieri  posset,  per  vos  obtinere,  ut  totum  negotium 
differretur  ad  illam  diem,  ad  quam  ego  vocatus  sum.  Cui  diei 
vos  adesse  raultum  desidero  et  obnixe  rogo. 

0  Unter  Bicbard   ist  jedenfaUs  Richard  I.  zu  verstehen  (1120 — 1158). 
Dann   gehört   der  Brief  vor   dessen  Tod   (1158).     Ungenannte   Mönche  zu 
Münster  i.  W.  theilten  dem  Ulrich  mit,  dass  der  dortige  Kanonikus  Reiner 
bei  dem  Erzbischof  Hiliin(y)  von  Trier  (1156  —  1170)   durch  einen  Priester 
aus  Prüm  verklagt  worden  sei.     Da  es  mehrere  Prüm  gab,  lässt  sich  nicht 
feststellen,  welches  Kloster  gemeint  ist.    Jedenfalls  ist  die  Benediktiner-Abtei 
dieses  Namens  verstanden,  welche  den  Streit  mit  Pr6montr6  hatte;  vgl.  die 
Briefe  32,  33,  37  und  39.     Alger  war  der  Dekan  der  Mönche  zu  Münster 
gewesen  und  weilte  dann  zur  Zeit  der  Abfassung  des  Schreibens  zu  Stein- 
feld.   Die  Mönche  erklärten,  dieser  wisse  um  die  Sache.    Alger  kommt  1163 
als  Subprior  zu  Steinfeld  vor.    (Annalen   des  historischen  Vereins  für  den 
Niederrhein  Heft  9,  S.  255.)    Alger  beweise  das  dem   Beiner  widerfahrene 
Unrecht.    Wegen  des  dem  Angeklagten  gesetzten  Gerichtstages  wünschten 
die  Mönche,  dass  Abt  Bicbard  von  Springiersbach  sich   verwende   und  die 
Sache  auf  den  Tag,  an  dem  Propst  Ulrich  geladen  sei,  verlegt  werde. 

69.   Ulrich  an  Abt  N,  von  Hardehausen. 

Dilecto  domino  ac  venerando  abbati  de  Hersenhusen  ^  frater 
ü.  Steinveldensium  fratrum  qualicunque  prosperari  sinceram  in 
Christo  dilectionem.  Rektum  est  nobis,  quod  quidam  frater 
noster  nomine  Albeiiius,  qui  nuper  a  nobis  dolose  recessit  et 
quendam  equum  nobis  fraudulenter  abstulit,  ad  vos  cum  eodem 
equo  venerit  et  a  vobis  susceptus  sit.  Que  si  vera  sunt,  mone- 
mus  sanctitatem  vestram,  ut,  que  ecclesie  nostre  sunt,  per  prä- 
sentem fratrem  nobis  remittatis,  sicut  exigit  fraterna  Caritas  et 
vere  religionis  simplicitas.  Si  autem  supradictus  frater  desi- 
derio  artioris  vite  apud  vos  raanere  consenserit,  nullo  in  hoc  vos 
vel  eum  molestare  sit  absolutus  a  nobis  tantum,  ut  in  vestra 
obedientia  stabilis  usque  in  finem  perseveret. 

*)  Empfänger  ist  Abt  N.  des  Klosters  Harthausen  oder  Hardehausen, 
eiste rcienser-Ürdeus,   im  Bistham  Paderborn  bei  Warburg.    Den  Namen  dca 


j 


Eine  Briefsammlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrb.    309 

Abtes  konnte  ich  nicht  feststellen.  Ucber  Harthausen  vgl.  Caesar ius  von 
Heisterbach,  dialogns  miracnlorum  ed.  Strange,  Bd.  I,  S.  69.  Ein  Mönch 
aas  Steinfeld  hatte  sich  heimlich  aus  dem  Kloster  entfernt,  ein  Pferd  mit- 
genommen und  war  in  Harthausen  bei  seiner  Ankunft  aufgenommen  worden. 
lieber  die  Person  dieses  Mönches  Albert  war  nichts  festzustellen.  Ulrich  er- 
suchte am  Bücksendung  des  Entflohenen.  Wolle  derselbe  jedoch  in  Hart- 
hausen bleiben,  dann  solle  er  von  der  Obedienz  Stcinfelds  losgesprochen  sein, 
wenn  er  sich  dort  der  Obedienz  fügen  und  bis  an  sein  Lebensende  bleiben 
wolle.  Auch  hier  blickt  die  Duldsamkeit  Ulrichs  gegen  einen  fremden  Orden 
durch.  Er  billigt  das  Bestreben  des  Mönches;  möglicherweise  hielt  er  diesen 
Weg  bei  dem  Charakter  des  Mönches  für  den  besten.  Ob  die  Sache  mit  Brief 
4  zasammenhängt,  lässt  sich  nicht  sagen.  Eine  gewisse  Verwandtschaft  ist 
allerdings  vorhanden.  Jede  Zeitangabe  fehlt,  und  lässt  sich  die  Abfassungs- 
zeit des  sonst  wenig  belangreichen  Schreibens  nicht  näher  feststellen. 

70.   Ulrich  an  Oezo,  Abt  von  Sion. 

Gezoni  dilecto  doiiüno  ac  venerando  patri^  frater  U.  de 
Steinveld  sinceram  in  Christo  dilectionem.  Dominus  Premon- 
stratensis  fratrera,  quem  ei  ad  corrigendum  misistis,  ad  nos  cum 
litteris  suis  remisit,  volens,  ut  intercessione  nostra  apud  vos 
misericordiam  obtineat,  sicut  ex  litteris  ipsius  abbatis,  quas  vobis 
traosmisimus,  cognoscere  potestis.  Quia  ergo  sie  domino  Pre- 
monstratensi  placet,  et  frater  ad  omnimodam  obedientiam  et 
satisfactionem  se  paratum  esse  dicit,  bonum  nobis  videtur,  ut 
eum  misericorditer  recipiatis,  ut  inter  fratres  suos,  quos  scandalo 
suo  offendit,  congruam  peregat  penitentiam.    Vale. 

*)  Abt  Hugo  I.  von  Pr6montr6  hatte  einen  Mönch  des  Ordens  zur  Besse- 
rung aas  Sion  erhalten  und  denselben  nach  Steinfeld  zurückgesandt.  Ulrich 
gewährte  dessen  Bitte  wegen  der  Rückkehr  nach  Sion  und  machte  dem  Abt 
Gezo  ein  diesbezügliches  Anerbieten,  damit  der  Mönch  zu  Sion  Busse  thue. 

71.   Ulrich  an  Richard, 

Kicarhdo  dilecto  domino  ac  venerando  patri^  frater  U.  de 
Stein velt  sinceram  in  ('liristo  dilectionem  et  humilem  subiec- 
tionem.  Fateor  caritati  vestre,  quod  et  vos  non  ignorare  credo, 
nie  non  parum  dolere,  quod  tam  raro  vos  video,  tam  raro  audio. 
Nunc  tarnen,  si  non  impedirent  vestra  multa  negotia  et  mea 
magna  debilitas,  que  solito  multo  gravior  est,  libenter  fruerer 
vestro  coUoquio,  non  tarnen  pro  singulari  amicicia,  qua  specialiter 
vestram  amplector  personam,  sed  et  pro  generali  negotio  uni- 
versalis ecclesie,  cui  grave  periculum  inminere  timent  omnes, 


310       .  F.  W.  E.  Roth 

qui  diligunt  deuni.  Si  ergo  prudentie  vestre  visuni  fuerit,  ut 
pro  hac  re  parvitati  mee  loqui  velitis,  mandate  mihi  diem  et 
locum,  quo  me  paternitati  vestre  occurrere  velitis,  et  pamtus 
ero  et  contra  vires  corporis  mei.  De  cetero  benivolentiain  vestram, 
que  semper  indigentibus  parata  est,  obnixe  rogo,  ut  fratribus 
nostris,  qui  de  Boemia  iuxta  vos  ad  excolendara  teiTam,  que 
sub  testiraonio  nostro  data  est  eis,  nuper  venerunt,  in  quibus 
potestis,  subveniatis.  Dictum  est  enim  nobis,  quod  quidam  miles 
notus  et  amicus  vester  quandam  vineam  eis  contra  conscientiam 
suam  auferat,  quam  speravit  sibi  restitui  vel  vestra  simplici 
ammonitione  vel  per  episcopum*  adiutorio  vestro. 

^)  Empfänger  ist  möglicherweise  ein  Abt  Richard  eines  böhmischen 
Klosters,  obgleich  die  Bezeichnung  Abt  fehlt.  Au  Abt  Eichard  I.  oder  IL 
von  Springiersbach  ist  nicht  zu  denken.  Ulrich  redet  in  dem  Schreiben  von 
Gefahren,  die  der  Kirche  drohen.  Der  Sinn  dieser  Worte  ist  dunkel.  Ulrich 
ersuchte  um  Bestimmung  eines  Tages  und  Ortes,  wo  er  den  Empfänger  sehen 
und  sprechen  könne.  Dass  der  Empfänger  in  Böhmen  weilte,  geht  auch  daraus 
hervor,  dass  die  Mönche  in  Böhmen  dem  Wohlwollen  des  Empfängers  empfohlen 
werden. 

*)  Dieser  Ritter,  welcher  den  Mönchen  einen  Weinberg  entzog,  ist  so 
wenig  als  der  Bischof,  der  Hülfe  leisten  sollte,  bekannt.  Möglicherweise 
war  es  Daniel  von  Prag  oder  Johann  von  Mähren.  Die  Stelle  ist  wichtig 
für  den  von  den  Prämonstratensem  in  Böhmen  geflegten  Weinbau,  der  jeden- 
falls vom  Rhein  dahin  gelangte.  Die  Abfassungszeit  des  Schreibens  bleibt 
unbestimmt. 

72.   Virich  an  Propst  Ludidg  in  Magdeburg  etc, 

Ludewico  dilecto  amico  ac  venerabili  sancte  Marie  in  Mage- 
denburc  preposito  et  B.  priori  ^  frater  U.  Steinveldensium  fratrura 
inutilis  servus  sinceram  in  Christo  dilectionem.  Credo  vos  scire, 
quod  frater,  qui  cum  presentibus  litteris  ad  vos  venit,  aliquando 
in  ecclesia  Cappinberc  professus  fuit,  accepta  autem  licentia 
per  hoc  biennium  sub  nostra  obedientia  satis  modeste  conver- 
satus  est  promptus  ad  oranem  obedientiam  et  humilitatem.  Nunc 
autem  nuUa  levitate  ductus,  sed  quadam  necessitate,  sicut  nobis 
secreto  indicavit,  corapulsus,  desiderat  de  cetero  in  vestra  socie- 
tate  et  obedientia  usque  in  flnem  stabilis  permanere.  Quod  ergo 
Caritas  exigit  querentibus,  que  dei  sunt,  in  quo  possiraus  sub- 
venire,  sicut  nostrura  fuit  ad  bonum,  quod  appetit  ei  licenciani 
dare,  iUi  vestrum  est,  bonum,  quod  a  vobis  petit,  misericorditer 
noii  negare.  Proinde,  (luantum  audemus  pro  eo  et  cum  eo  roga- 
mus,  ut  in  eo,  que  pro  salute  sua  querit,  manus  ei  misericordie 


Eine  Briefsanunlung  des  Propstes  Ulrich  von  Steinfeld  aus  dem  12.  Jahrh.    311 

porrigatis.  De  cetero,  si  littere,  quas  vobis  pro  fratre  Huberto  ^ 
misimus,  ad  vos  non  venerunt,  frater  iste  voluntatem  ineam 
verbis  vobis  indicabit.    Vale. 

*)  Empfänger  sind  Ludwig,  Propst  zu  Magdeburg,  und  der  Prior  B. 
Der  üeberbringer  des  Schreibens  leistete  Profess  in  Cappenberg,  lebte  dann 
zwei  Jahre  zu  Steinfeld  und  wollte  fortan  zu  Magdeburg,  wo  der  Prämon- 
stratenser-Orden  in  Blüthe  stand,  bleiben.  Ulrich  billigte  dessen  Wunsch 
und  empfahl  ihn  dem  Wohlwollen  der  Empfänger  des  Schreibens.  Der 
Name  des  Priors  B.  war  nicht  zu  ermitteln. 

*)  Dieser  Bruder  Hubert  ist  unbekannt. 

73.   Ulrich  an  Herimann. 

Herimanno  dilecto  fratri*  frater  U.  de  Steinveit  intimam 
dilectionem.  Plurimiim  gavisi  sumus,  quod  cognovimus,  te  habere 
desiderium  redenndi  ad  nos.  Unde  firmiter  tibi  mandamus,  ut 
sine  mora  te  ad  reditum  prepares  et  preparatus,  quantum  potes, 
redire  festines.    Vale. 

*)  Ueber  die  Persönlichkeit  des  Mönches  Herimann  war  nichts  zu  er- 
mitteln. An  Hermann  Josef  von  Steinfeld,  als  einer  späteren  Zeit  angehörig, 
ist  nicht  zu  denken.  Hermann  inuss  übrigens  Steinfelder  Mönch  gewesen 
sein,  da  Ulrich  ihn  zur  Rückkehr  aufforderte  und  sich  über  seinen  Willen 
hierzu  freute. 


Zur  (beschichte  der  St  Annen-Beliqnie  in  Düren. 

Voo  Otto  R.  R«dlieh. 

Auf  welche  Weise  Düren  im  J.  1501  zu  einer  besonders 
angesehenen  Stätte  der  im  15.  Jahrhundert  emporblühenden' 
St.  Annen- Verehrung  wurde,  hat  Jakobus  Polius  in  seinem  Exe- 
p^eticon  Historicum  Sanctae  Annae  (Köln  1640)  weitschweifig 
erzählt.  Der  Inhalt  dieser  Erzählung  ist  dann  in  unserm  Jahr- 
hundert in  die  bekannte  Sammlung  von  Materialien  zur  Ge- 
schichte Dürens  von  Bonn,  Bumpel  und  Fischbach  übergegangen 
und  hat  nur  durch  die  Mittheilung  von  fünf  auf  diesen  Gegen- 
stand bezüglichen  Urkunden  eine  gewisse  Ergänzung  erfahren. 
Dem  Schicksal  des  bei  der  Einnahme  Dürens  durch  Karl  V. 
(1543)  arg  geschädigten  Stadtarchivs  wird  man  es  in  erster 
Linie  zuschreiben  müssen,  dass  über  den  merkwürdigen  Vor- 
gang ein  gewisses  Halbdunkel  geblieben  ist  und  vermuthlich 
auch  bleiben  wird.  Indessen  sind  die  wenigen,  auf  jene  Er- 
eignisse sich  beziehenden  Akten  und  Rechnungen  im  Düssel- 
dorfer Staatsarchiv*  bisher  noch  nicht  verwerthet  worden.  Sie 
liegen  der  nachstehenden  Bearbeitung  und  Zusammenstellung 
zu  Grunde;  unbekanntes  wiederhole  ich  dabei  nur  insoweit,  als 
PS  der  Zusammenhang  erheischt. 

1.  Der  Streit  um  den  Besitz  des  St.  Annen-Hauptes. 

Gegen  Ende  des  Jahres  1500  wurde  die  Stiftskirche  des 
hl.  Stephanus  zu  Mainz  um  eine  ihrer  kostbarsten  Reliquien 
gebracht,  die  sie  seit  drei  Jahrhunderten  besass.  Eine  kurz- 
weg als  „St.  Annen-Haupt'*  bezeichnet^  Hirnschalenpartikel 
wurde  aus  ihrem  verschliessbaren  Verwahrsam,  als  dieses  eben 

')  Vj(l.  Schaumk(*ll,  Der  Kultus  der  hl.  Anna  am  Ausgange  des 
Mittelalters.    Freilmrg  i.  B.  und  Leipzig  1893. 

*)  Jülieh-Berg.  Geistliche  Sachen  8.  189.  Politische  Begebenheiten  Ib, 
vol.  I.     Litteralien  E.  15  und  16. 


Zur  Geschichte  der  St.  Annen-Reliquie  in  Düren.  313 

neu  ausgemauert  worden  war,  durch  einen  Handwerker  ge- 
stohlen, der  sie  zunächst  nach  Kornelimtinster  brachtet  Das 
Kapitel  des  St.  Stephansstifts  that  sofort  alles,  um  das  gestohlene 
Gut  wiederzuerlangen.  Mit  einem  Pass  des  Mainzer  Erzbischofs, 
dd.  Nürnberg,  1500  December  17.  versehen,  reisten  der  Dechant 
Johannes  Moller,  der  Kantor  Johann  Thus  mit  dem  Kanonikus 
Herrn  Richard,  im  Auftrag  des  Stifts  an  den  Niederrhein,  um 
die  Reliquie  ausfindig  zu  machen.  Vom  9.  bis  11.  Januar  ver- 
weilten sie  in  Köln  und  reisten  dann  zusammen  mit  Herrn 
Johannes  Kamberger  u.  a.  über  Bergheim  und  Aldenhoven  nach 
Aachen.  Bis  zum  16.  Januar  hielten  sie  sich  in  Kornelimünster 
auf,  wo  der  Dieb  des  Heiligthums  gefangen  sass.  Von  hier  aus 
war  die  Reliquie  an  die  Observanten  zu  Düren  abgegeben  wor- 
den und  hierhin  begaben  sich  denn  auch  die  Mainzer  Abge- 
sandten; dann  kehrten  sie  nach  einer  Audienz  beim  Herzog 
Wilhelm  11.  nach  Mainz  zurück. 

Die  Quellen  spielen  dem  Historiker  zuweilen  üble  Streiche; 
was  jene  Mainzer  Herren  verzehrt  und  verthan  haben  auf  ihrer 
Reise,  ist  uns  bis  auf  den  Pfennig  bekannt,  während  das,  was 
sie  ausrichteten,  im  Dunkeln  bleibt.  Nur  so  viel  ist  ersicht- 
lich, dass  sie  in  Köln  für  ihre  Angelegenheit  Interesse  erweckt 
hatten.  Von  dort  aus  war  von  dem  kurkölnisclien  Kanzler  und 
Rath  Dr.  Johann  Menchyn  ein  Karthäusermönch  zu  den  Obser- 
vanten nach  Düren  gesandt  worden,  um  die  Reliquie  zu  holen, 
aber  un verrichteter  Sache  wieder  zurückgekehrt,  weil  die  Bürger- 

*)  Cbronijk  der  landen  van  Ovemiaas  eu  der  aangrenzende  gowesten 
door  eenen  inwoner  van  Beck  bij  Maastricht  (Publications  de  la  soci(^t6 
historiquc  et  arch^ologique  dans  le  duchö  de  Limbourg  Tome  VII,  Rure- 
monde  1870)  S.  101  flf.  enthält  eine  eingehende  aber  gänzlich  fabelhafte 
Schilderung  des  Diebstahls.  Sie  soll  vor  allem  zeigen,  dass  der  Steinmetz 
durch  göttliche  Fügung  zum  Diebstahl  veranlasst  und  durch  direkte  gött- 
liche Einwirkung  bei  der  That  unterstützt  wurde.  Nach  dieser  Erzählung 
hätte  der  Dieb  von  seiner  Mutter  den  Rath  bekommen,  sich  mit  dem  Abt 
von  Kornelimünster  zu  verständigen,  der  aber  hätte,  als  hochfahrender 
Kirchenfürst,  den  armen  Steinmetz  gar  nicht  zu  Worte  kommen  lassen.  — 
Polius  a.  a.  0.  S.  264  schildert  den  Dieb  als  einen  25jährigen  Steinmetz 
aus  Kornelimünster,  Namens  Leonard.  ~-  Ein  St.  Annen-Altar  befindet  sich 
jetzt  noch  in  der  ehemaligen  Abtoikirche  zu  Kornelimünster.  Nach  der 
Tradition  und  älteren  chronikalischen  Notizen  liess  Abt  Binsfeld  (1491  bis 
1531)  ihn  in  Erinnerung  an  den  kurzen  Aufenthalt  des  St.  Annenhauptes 
errichten,  wobei  gleichzeitig  Gesänge  und  Gebete  zu  Ehren  der  hl.  Anna 
eingeführt   wurden.    (Gefl.  Mittheilnng  des  Herrn  E.  Pauls   in  Düsseldorf.) 


.    Zur  Geschichte  der  St.  Auiien-Reliquie  in  Düreu.  315 

Gerlach  nach  Nürnberg  zum  Mainzer  Kurfürsten  Berthold.  Schon 
vorher  jedoch  hatte  es  sich  an  eine  noch  einflussreichere  Stelle 
gewandt:  etwa  gleichzeitig  mit  der  Abordnung  des  Stephans- 
stifts empfing  der  Kurfürst  Nachrichten  aus  Rom,  die  für  die 
Mainzer  Herren  erfreulich  sein  mussten.  Johann  Fabri  aus 
Fulda,  vermuthlich  ein  Angehöriger  des  Mainzer  Kapitels,  hatte 
den  Papst  Alexander  sowohl  wie  auch  den  Kardinal  Alessandro 
Farnese  und  den  Datarius  für  das  Mainzer  Interesse  gewonnen 
und  auf  diese  Weise  zwei  päpstliche  Breven  erwirkt.  Eines, 
an  den  Durener  Magistrat  gerichtet,  befahl  diesem  bei  Strafe 
die  Reliquie  wieder  herauszugeben;  durch  das  andere  wurde 
der  Herzog  von  Jülich  ermahnt,  darauf  zu  halten,  dass  dem 
Befehl  Folge  geleistet  werde.  Beiden  Theilen,  dem  Herzog  wie 
der  Stadt,  wurde  päpstlicherseits  für  das  bisher  geschehene  Ver- 
zeihung gewährt*. 

So  kehrten  die  beiden  Abgesandten  des  Stephansstifts  mit 
den  besten  Hoffnungen  erfüllt  nach  Mainz  zurück,  machten  sich 
aber  gleich  darauf,,  am  13.  April  mit  einigen  Begleitern  wieder 
auf  den  Weg,  rheinabwärts  nach  Köln  und  von  dort  nach  Ham- 
bach  zum  Herzog  Wilhelm. 

Als  einen  Erfolg  dieser  Gesandtschaft,  über  deren  Wirken 
uns  wieder  so  gut  wie  nichts  bekannt  wird,  dürfen  wir  es  wohl 
betrachten,  dass  der  Herzog  nunmehr  die  Stadt  Düren  zur  Aus- 
lieferung des  Heiligthums  aufforderte.  Freilich  ohne  Erfolg. 
Der  Magistrat  versicherte  am  3.  Juni  allerdings  dem  Herzog, 
er  sei  zur  Auslieferung  bereit  gewesen,  indessen  sei  die  Reliquie, 
als  der  Schultheiss  sie  forderte,  sofort  in  die  Pfarrkirche  ge- 
tragen worden.  Der  Offlziant  habe  erklärt,  er  gebe  sie  nicht 
eher  heraus,  als  bis  die  Sache  rechtlich  entschieden  sei^ 


')  Der  Brief  Fabris  ist  datirt:  Rom  1501  März  17.  Kopieen  der  beiden 
Breven,  die  der  Bamberger  Propst  Eberhard  Radmer  für  den  Kurfürst  bei- 
gefügt hatte,  sind  uns  in  den  Akten  nicht  erhalten.  Ich  möchte  jedoch  ver- 
niuthen,  dass  das  in  der  Sammlung  von  Materialien  zur  Geschichte  Dürens 
S.  272  abgedruckte  Brcve  vom  letzten  Juni  mit  dem  oben  angeführten  iden- 
tisch ist.  Wenigstens  enthält  das  gedruckte  Breve  keinen  Hinweis  auf  ein 
bereits  vorher  ergangenes  und  dürfte  wohl  richtiger  mit  ultima  februarii  zu 
Satiren  sein. 

•)  Der  Herzog  weilte  öfters  in  diesen  Jahren  persönlich  in  Düren,  so 
1501  Februars— 5;  1503  April  25;  1504  März  8— 11,  Oktober  29,  Dezember  29; 
1506  Januar  8-9,  Februar  4,  7  und  8,  März  26,  Juni  20  und  28,  Oktober  12 
(mit  100  Pferden)  und  14,  Dezember  5  (mit  127  Pferden);  1507  Januar  3— 5 


;ilrt  Otto  R.  Redlich 

Kbenso  vergeblich  war  es,  dass  am  24.  Juli  die  in  Nürn- 
berg versammelten  Reichsstände  den  Herzog  und  die  Dürener 
um  Rückgabe  der  Reliquie  ersuchten.  Die  Anziehungskraft  des 
kostbai^en  Heiligthums  äusserte  sich  ja  nach  allen  Seiten  und 
hatte  Düren  mit  einem  Schlage  zum  gesuchten  Wallfahrtsort 
gemacht.  Hoch  und  Niedrig  strömte  herbei,  auch  die  Landes- 
mutter fehlte  nicht  und  bezeugte  am  2.  August  1501  dem 
^wirdigen  hilligen  heiltom**  ihre  Verehrung  ^  Kein  Wunder 
also,  dass  die  Stadt  alles  aufbot,  um  im  Besitz  der  Reliquie 
zu  bleiben. 

Da  musste  man  wohl  schliesslich  darauf  denken,  der  Stadt 
Düren  etwas  energischer  zu  Leibe  zu  gehen.  Eine  Anregung 
dazu  ging  vom  Dekan  des  St.  Stephansstifts,  Johann  Moller,  aus. 
Kr  schlug  vor  *,  dass  zunächst  Erzbischof  Berthold  dem  jülicher 
Herzog  in  Nümbei^.  falls  er  dahin  käme,  eindringliche  Vor- 
stellungen machen  sollte.  Erst  dann  würde  man  den  Prozess 
in  Rom  eroftben  können.  Ganz  im  Sinne  Mollers  scheint  der 
Mainzer  Kurfürst  voi^gangen  zu  sein.  Nach  verschiedenen 
Seiten  hin  war  er  bemüht,  die  Dürener  zu  isoliren.  So  z.  B.  for- 
derte er  den  Landgrafen  Wilhelm  von  Hessen  auf.  den  Dürenem 
kein  Geleite  mehr  zu  jrewähren,  was  dieser  allerdinsrs  in  Anbe- 
4nicht  der  zwischen  Hessen  und  Jülich-Berg  bestehenden  Einung 
erst  dann  zu  bewilligen  versprich,  wenn  Dürrii  seiD<?r  Aulf»»rde- 

imi:  v^  l^'-.ni'r!.    -itA  !'..  F-:r.:%r  !•>    m:'    i  -  K  ::.  >,*Lif:  .  Mirz   "^  jul  22 

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K:-:-s:iir: .  Xi-i  .1:  :*•-  M«-:  •.  :"•.:  Ai-if  2  ..  '  .rrf:  r>rh:^r 
Mir  4  .  V  -:  ♦'•i>:_'ri£-:::i  i- :  i-.-j..  "»e^irc::'  i"^  r.-*;\:-  ■  t  "^.iv'h5cx 
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Zur  Geschichte  der  St.  Annen-Reliquie  in  Düren.  319 

inainzischen  Ansprüchen  entgegengekommen  war,  so  hatte  sie 
sich  doch,  solange  das  Recht  der  einen  oder  anderen  Partei 
noch  nicht  in  der  feierlichen  Form  einer  Bulle  anerkannt  war, 
volle  Handlungsfreiheit  vorbehalten.  Beiden  Parteien  musste 
alles  darauf  ankommen,  eine  solche  Anerkennung  herbeizuführen. 
ITnd  das  war,  wie  die  Verhältnisse  an  der  Kurie  damals  lagen, 
zum  guten  Theil  eine  Geldfrage  ^ 

Während  die  Dürener  Interessen  in  Rom  durch  den  Priester 
Hilbrand  v.  Wevorden,  genannt  Bulver,  (aus  dem  bekannten 
zu  Drove  sitzenden  Adelsgeschlecht*)  wahrgenommen  wurden^, 
vertraten  Valentin  Snatz  und  Johann  Buren  die  Ansprüche  des 
Mainzer  St.  Stephansstifts,  dem  sie  als  Kanonichen  angehörten.  Sie 
erfreuten  sich  der  besonderen  Gunst  und  Fürsprache  des  Kar- 
dinals Famese*  und  hofften  es  durchzusetzen,  dass  Düren  nebst 
den  Nachbarstädten  Köln,  Bonn,  Lechenich,  Neuss  und  Aachen 
mit  dem  Interdikt  belegt  würde.  Als  Schiedsrichter  empfahlen 
sie  den  Dekan  des  St.  Mariengradenstifts  in  Mainz,  Johann  Jakob 
Leyst  und  erreichten  es  auch  wirklich,  dass  ihm  die  Entscheidung 
übertragen  wurde. 

Die  ganze  Angelegenheit  zog  sich  ausserordentlich  in  die 
Länge.  Der  Einfluss  des  Kaisers  scheint  schliesslich  der  aus- 
schlaggebende Faktor  gewesen  zu  sein.  Beide  Parteien  suchten 
Maximilian  auf  ihre  Seite  zu  ziehen;  aber  Düren  hat  dies  wohl 
besser  verstanden,  als  das  Mainzer  Kapitel.  Maximilian  gehörte 
zu  den  eifrigsten  Verehrern   der  hl.  Anna  und  hatte  sich  1496 


')  Vgl.  Bresslan,  Handbuch  der  Urkundenlebre  (Leipzig  1889)  Bd.  I, 
S.  252. 

•)  In  der  Pfarrkirche  zu  Drove  befindet  sich  ein  von  Hildebrand  von 
Wevorden  gestiftetes  spätgothisches  Glasgemälde,  welches  im  unteren  Theile 
die  knioende  Figur  des  Stifters  und  daneben  sein  von  einem  £ngel  gehaltenes 
Wappen  zeigt.  Vgl.  die  Beilage  zum  Verwaltungsbericbt  der  Stadt  Düren 
1888/89,  8.  31  und  Schneider  in  der  Zeitschrift  für  christliche  Kunst  Bd.  III, 
S.  202  ff. 

*)  So  berichtet  wenigstens  Polius,  und  in  der  Sammlung  von  Materialien 
etc.  wird  noch  hinzugefügt,  dass  die  Stadt  Düren  sich  urkundlich  verpflichtet 
habe,  die  Kosten  der  Reise  und  des  Prozesses  zu  tragen.  Die  mir  vorliegenden 
Akten  enthalten  über  die  Mission  Hildebrands  im  J.  1502  nichts. 

*)  1503  April  10  theilt  das  Mainzer  St.  Stephanskapitel  seinem  Ver- 
treter Snatz  mit,  dass  100  Goldgulden  für  ihn  auf  das  Fuggersche  Bankhaus 
angewiesen  seien,  um  Herrn  Eberhard  Kademar  und  andern  Freunden  beim 
Kardinal  Alexander  davon  Geschenke  zu  machen.  In  diesem  Brief  behauptet 
das  Kapitel,   was   von   Dürener  Seite  vorgebracht  werde,   sei   voller  Lügen. 


Zur  Geschichte  der  St.  Annen-Reliquie  in  Düren.  321 

sein,  neben  ihm  wirkten  Johann  von  Brempt  und  der  Kaplan 
Pastor  Hilbrands,  Bernhard  Koele.  Erst  im  J.  1506  fiel  die 
Entscheidung;  sie  kostete  der  Stadt  Düren  nicht  weniger  als 
2700  Goldgulden.  Durch  Bulle  vom  18.  März  1506  *  entschied 
Papst  Julius  IL,  dass  alle  Prozesse  über  die  Dürener  St.  Annen- 
Reliquie  erloschen  sein  sollten;  dem  St,  Stephansstift  zu  Mainz 
wurde  ewiges  Stillschweigen  auferlegt,  während  Pastor  und 
Kaplan,  Magistrat  und  Gemeinde  der  Stadt  Düren  vom  Bann 
befreit  wurden.  Das  St.  Annen-Haupt  sollte  fortan  ewiglich 
in  Düren  bleiben^. 

„It  geeft  jederman  wonder,  dass  onse  hillige  vader  die 
Paes  alsullichen  gracie  bewesen  halt**  schrieb  Enckenfoirt,  als 
er  der  Stadt  Düren  die  Abschrift  der  Bulle  überschickte,  die 
durch  Gottes  Hülfe,  den  Beistand  der  hl.  Mutter  St.  Anna  und 
durch  Gunst  etlicher  grosser  Herren  erlangt  worden  sei.  Das 
Original  der  Bulle  befand  sich  noch  in  den  Händen  eines 
Kaufmanns  Wilh.  Peters,  der  einstweilen  die  Kosten  (1600 
Golddukaten)  ausgelegt  hatte.  Mit  Seufzen  lösten  die  Dürener 
das  werthvolle  Pergament  ein;  es  hatte  sie  schon  viel  mehr  als 
1600  Golddukaten  gekostet. 

Die  Bulle  ist  bisher  immer  ins  Jahr  1505  gesetzt  worden, 
während  sie  in  Wahrheit  erst  dem  folgenden  Jahre  angehört. 
Man  rechnete  damals  in  der  päpstlichen  Kanzlei  das  Jahr  vom 
25.  März  ab,  sodass  also  der  18.  März  thatsächlich  noch  ins 
Jahr  1505  im  Sinne  des  Florentiner  Stjis  fiel.  Das  dritte  Jahr 
der  Regierung  Papst  Julius  IL  begann  mit  dem  26.  November 
1505.  Mithin  ist  die  Datirung  ganz  korrekt  und  stylgemäss. 
Dass  die  Bulle  indess  nach  unserer  Rechnung  nicht  ins  Jahr 
1505  passt,  erhellt  schon  aus  der  Thatsache,  dass  die  gesamte 
auf  die  Uebersendung  der  Bulle  Bezug  nehmende  Korrespondenz 
dem  Jahre  1506  angehört. 


>)  8.  Beilage.  4. 

')  Vgl.  Hinschius,  Das  Kirchen  recht  der  Katholiken  nnd  Protestanten 
in  Deutschland  Bd.  IV,  8.  271  f.  üher  die  Befugniss  des  päpstlichen  Stuhles, 
die  näheren  Bestimmtmgen  über  die  Verehrung  der  Heiligen  und  ihrer 
ReHquien  zu  treffen.  Manche  Kanonistcn  behaupteten,  dass  die  Reliquien 
alfl  res  sacrae  in  Niemandes  Eigenthum  stehen  könnten.  Dagegen  fuhrt 
Hinschins  u.  a.  an,  dass  mehrfach  die  Rückgabe  einer  heimlich  entfremdeten 
Reliquie  an  die  berechtigte  Kirche,  durch  die  Päpste  unter  Androhung  von 
Kircbenstrafen  angeordnet  worden  sei.    (8.  209.) 

21 


Zur  Geschichte  der  St.  Annen-Reliquie  in  Düren.  323 

Käthe  am  29.  Juni  1513  einen  neuen  Vertrag  ^  zwischen  Pastor 
Hilbrand  und  der  Stadt  Düren  aufrichten.    Indessen  war  damit 
noch  keineswegs  voller  Friede  in  Düren   hergestellt;   vielmehr 
trat  die    zwischen  Pfarrer  und  Stadt  herrschende  Verstimmung 
sehr   bald   noch   greller  zu  Tage.     Zwei  Priester,  die  von  der 
Stadt  mit  Vikarien  versehen  waren,  wurden  vom  Pastor  Hilbrand 
mit  geistlichem  Recht  verfolgt.     Unter  Androhung  des  Bannes 
hatte  er  ihnen  verboten  Messe  zu  lesen,  weil  sie  dem  Artikel  6  des 
Vertrages  vom  29.  Juni  nicht  nachgekommen  waren  und  in  jeder 
Weise  dem  Pastor  Schwierigkeiten  gemacht  hatten.    Der  Pastor 
untersagte  deshalb  auch  dem  Offermann,  ihnen  die  zur  Celebrirung 
der  Messe  nothwendigen   Gewänder  u.  s.  w.   auszuliefern,  und 
ersuchte  den  Magistrat,  ihn  bei  jenem  Vertrage  zu  handhaben. 
Dieser  verweigerte  es  jedoch,  den  Pastor  zu  unterstützen,  befahl 
vielmehr  dem  Offermann  bei  Verlust  seines  Amtes,  jenen  Priestern 
die  Ornamente  u.  s.  w.  auszuliefern.    Der  Pastor  hatte  in  Folge 
dessen  dem  Kölner  Dompropst  und  Archidiakon  die  Sache  über- 
geben, der  nun  die  Priester  durch  seinen   Fiskal   in   den  Bann 
brachte    und    der    Dürener   Gemeinde   jeden   Verkehr   mit   den 
Gebannten  untersagen  liess.  Wiederholt  bemühte  sich  der  Herzog, 
auf  dringende  Eingaben  der  Stadt,  den  Pastor  dazu  zu  bringen, 
den  herzoglichen  Käthen   die  Untersuchung  der  Angelegenheit 
zu  übertragen.  Dagegen  ersuchte  der  kölner  Dompropst  (Herzog 
Bernhard  von  Sachsen)  den  Herzog,  ihn  nicht  in  der  Ausübung 
der  geistlichen  Jurisdiktion  zu  hindern. 

An  ein  einträchtiges  Verhältniss  zwischen  Pfarrer  und  Ge- 
meinde war  vorläufig  nicht  zu  denken,  da  gegenseitige  Beschwer- 
den und  Klagen  nicht  aufhörten.  Der  Pastor  behauptete,  seine 
Auslagen  für  den  Prozess  noch  nicht  zurückerhalten  zu  haben;  er 
klagte,  dass  die  Stadt  von  dem  St.  Annen-Opfer  bisher  nichts 
angelegt  habe,  während  er  von  seinem  Drittel  zwei  Wochen- 
niessen  gestiftet  hatte;  er  verlangte,  dass  alle,  die  mit  dem 
St.  Annen-Opfer  zu  thun  hätten,  ihm  vereidigt  würden  und  dass 
er  die  Schlüssel  bekäme,  ja  er  beschuldigte  den  Magistrat  sogar, 
Kirchengeräthe  veräussert  zu  haben.  Er  sah  schliesslich  in  einer 
persönlichen  Beschwerdeführung  bei  der  Kurie  das  einzige  Mittel  * 

*)  S.  Beüage  5. 

*)  Anfang  Jnli  1514  Hess  der  Pastor  durch  seinen  Kaplan  dem  Herzog 
vorstellen,  dass  der  Kirche  durch  die  Kontraktbrüchigkeit  des  Magistrats 
Abbrnch  geschehe;  er  ratissc  das  Recht  seiner  Kirche  verthcidigen,  ^ind  dat 

21* 


324  Otto  R.  Redlich 

und  Hess  sicli  davon  trotz  aller  Gegenvorstellungen  des  Herzogs 
nicht  mehr  zurückhalten.  Am  25.  September  1514  zeigte  er 
diesem  an,  dass  er  seine  Bomreise  nicht  länger  aufschieben 
könne,  und  bezeichnete  als  seine  Vertreter  und  Bevollmächtigten 
in  dem  Streit  mit  der  Stadt  Johann  van  der  Burch,  Scholaster 
an  St.  Mariengraden,  und  Lambert  Brake,  Kanonich  an  St. 
Andreas  zu  Köln. 

Zu  einem  Verhör  der  beiden  Parteien  vor  den  herzoglichen 
Käthen  kam  es  vorläufig  noch  immer  nicht,  doch  suchte  sich 
der  Magistrat  schriftlich  gegen  die  Anschuldigungen  des  Pastors 
zu  vertheidigen.  Freilich  mit  wenig  Glück.  Denn  wenn  die 
Dürener  wirklich  den  „kleinen  silbernen  Kelch*",  der  zu  „unbequem* 
zur  Konsekration  gewesen,  durch  einen  „dreimal  besseren,  ver- 
goldeten" ersetzten,  begreift  man  es  kaum,  dass  sie  ersteren 
verkauften,  „um  die  letzte  Bulle  St.  Annen-Haupts  wegen  zu 
bezahlen**. 

Meister  Hilbrand  blieb  ein  Jahr  und  länger  noch  in  Rom. 
Im  Frühjahr  1515  hörte  man  in  Düren,  dass  seine  dem  Papst 
vorgebrachte  Klage  über  die  Stadt  an  allen  Kirchen  in  Köln 
und  ausserhalb  Kölns  angeschlagen  worden  sei.  Sie  war  eine 
vierfache:  1.  die  Dürener  hätten  ihn  des  Kirchenopfers  beraubt; 
2.  die  Kelche  aus  der  „Gerkammer"  (Sakristei)  ohne  sein  Wissen 
genommen  und  öffentlich  verkauft;  3.  in  der  Kirche  ausrufen 
lassen,  was  der  Priester  auf  der  Kanzel  gesagt  habe,  sei  erlogen ' ; 
4.  sie  bauten  neue  Altäre  in  der  Kirche  ohne  seinen  Willen  und 
ihm  zum  Schaden.  Der  Dürener  Magistrat  suchte  sich  wiederum 
in  einem  Schreiben  (vom  11.  April  1515)   vor  dem   Herzog  zu 

is  neirgens  bequemer,  dan  uf  enden  ind  steden,  dae  man  einem  jecklichen 
recht  leist  wederfaeren**.  Ein  ziemlich  deutlicher  Vorwurf  gegen  den  Herzog, 
der  beständig  von  Vermittelung  redete,  aber  eine  solche  doch  immer  hinausschob, 
lieber  die  einigermassen  schwierigen  Verhältnisse  in  den  ersten  Jahren  der 
Regierung  Herzog  Johanns  vgl.  v on  Belo  w,  Der  Streit  des  Herzogs  Johann  etc., 
in  den  Beiträgen  zur  Geschichte  des  Niederrheins  Bd.  IX,  S.  76  if. 

*)  Diese  Klage  bezog  sich  auf  folgenden  Vorfall:  der  Pastor  hatte  durch 
seinen  Kaplan  nach  der  Predigt  von  der  Kanzel  herab  verkündigen  lassen, 
die  in  der  Stiftung  des  Landgrafen  von  Hessen  (vgl.  S.  335,  Anm.  2)  geforderten 
Bedingungen  seien  in  der  Kirche  zu  Düren  nicht  vöUig  berücksichtigt  worden, 
jedoch  ohne  des  Pastors  Schuld,  dem  vielmehr  von  dem  Magistrat  die  auf  die 
Stiftung  bezüglichen  Urkunden  vorenthalten  würden.  Darauf  riefen  die 
„geschworenen  Boten '',  als  der  Kaplan  die  Kanzel  verlassen,  diese  ehren- 
rührigen Aeusserungen  seien  unwahr,  das  wollten  sie  vor  dem  Kölner  Erz- 
bischof oder  dem  Herzog  beweisen. 


Zur  Geschichte  der  St.  Annen-Reliquie  iu  Düren.  825 

rechtfertigen  und  behauptete  namentlich,  den  mit  dem  Pastor 
abgeschlossenen  Vertrag  erfüllt  und  zwei  Drittel  des  St.  Annen- 
Opfers  zum  Bau  der  Kirche  verwandt  zu  haben.  Er  hielt  es 
für  nöthig,  die  beiden  Verträge  öffentlich  anzuschlagen  und  rechtlich 
gegen  den  Pastor  vorzugehen. 

Erst  im  Spätherbst  1515  begannen  die  Verhandlungen  der 
herzoglichen  Räthe  (Dr.  Meinertzhagen,  Dr.  Peter  van  Clapis 
u.  A.)  mit  den  Parteien;  man  erörterte  die  gegenseitigen 
Forderungen,  ohne  jedoch  den  wttnschenswerthen  Ausgleich 
herbeifuhren  zu  können.  Erst  im  Beginne  des  Jahres  1517  kam 
es  zu  einem  solchen,  nachdem  Hilbrand  auf  des  Herzogs  Wunsch 
aus  Rom  zurückgekehrt  war.  Die  Verhandlungen  fanden  unter 
dem  Vorsitz  des  Grafen  von  Waldeck  zu  Köln  statt;  sie  endeten 
mit  einer  völligen  Aussöhnung  zwischen  dem  um  die  Stadt  hoch- 
verdienten Pastor  Hilbrand  und  dem  Magistrat  und  ordneten 
die  Verwaltung  des  St.  Annen-Opfers  in  der  vom  Pastor 
gewünschten  Weiset 


Beilagen. 

1.  Papst  Julius  IL  beauftragt  die  Pröpste  von  St.  Martin  zu  Kerpen^ 
St,  Kastor  zu  Koblenz  und  B,  M,  V,  zu  Wesel  mit  der  Untersuchung  der  Dürener 
Ansprüche  auf  die  St,  Ännen^Reliquie,  —  1505  März  19.    Rom. 

Julias  etc.  Dilectis  fiUis  preposito  sancti  Martini  Kerpcnsis  et  saucti 
Castoris  in  Conflnentia  ac  beate  Marie  Wcsaliensis,  decanis  ecclcsiarum  Colo- 
niensis  et  Treverenäis  diocesis  salutem  etc.  humilibus  etc.  Exhibita  siquidem 
nobb  naper  pro  parte  dilectomm  fiiiorum  rectoris  vicerectoris  sculteti  burgi- 
m&gistri  proconsulum  consolnm  ac  nniversitatis  hominnm  opidi  Düren  Colo- 
niensis  diocesis  in  hac  parte  litisconsortum  petitio  continebat,  quod  olim 
dilectis  filiis  decano  et  capitulo  ecclesic  sancti  Steffani  Maguntinensis  falso 
refereotibns  dilecto  filio  Johanni  Jacobo  Leyst  decano  ecclesie  beate  Marie 
ad  gradus  Magantinensis,  quem  jadicem  super  hoc  competentem  esse  dicebant, 
quod  certum  caput,  quod  sancte  Anne  genitricis  beate  Marie  virginis  esse  et 
in  eonim  ecclesiam  aüquamdiu  couscryatum  et  ad  parrochialem  ecclesiam  dicti 
opidi  dilatum  fuisset.  Quodqueprefatiiitisconsortes  ipsum  caput  prefatis  decano 
et  capitulo  restitnere  deberent  idem  Jo.  Jacobus  decanns  ad  falsam  relationem 
hniasmodi  nnUa  super  relatis  ipsis  cognitione  previa  et  quamquam  .sibi  de  illis 
alias  noo  constaret  prout  nee  constare  poterat  saltem  legitime  illa  non  essent 
Dotoria  neque  vera  ex  arrupto  et  de  facto  procedens  oosdem  litisconsortes  caput 

*)  S.  Beilagen  6  und  7. 


326  Otto  E.  Redlich 

prcdictum  prefatis  decano  et  capitulo  infra  certum  tunc  expressum  terminnm 
restitaerent  snb  excommunicationis  et  certis  aliis  sententiis,  censuris  et  penls 
ecciesiasticis  etiam  pecaniariis  per  certas  eins  literas  inter  alia  monuit  et  man- 
davit  eisdem,  unde  pro  parte  ipsornm  litisconsortam  sententiam  exinde  indebite 
se  gravari  fuit  ad  sedem  apostolicam  appellatum.  Sed  ipse  Jo.  Jacobns  decanus 
appellationem  huiusmodi,  cnius  uon  erat  iguarns  et  infra  cuios  prosecationis  tem- 
pus,  de  quo  non  modicmn  supererat  dicti  litis  consortis  ad  hnc  tunc  existebant 
contempta  eosdem  litisconsortes,  sententias,  ceusuras  et  penas  huinsmodi  in- 
currisse  declaravit  quamvis  de  facto  et  temere  attemptando.  Sed  ipsi  litis- 
consortes legittimo  ut  asserunt  impedimento  detenti  appellationem  buiusmodi 
forsan  non  fecerunt  infra  tempus  debitum  prosequti.  Quare  pro  parte  eoran- 
dem  litisconsortum  nobis  fuit  bnmiliter  supplicatum,  ut  eosdem  litisconsortes 
ac  singulares  personas  dicte  universitatis  a  predictis  et  quibusvis  aliis  eccie- 
siasticis sententiis  censuris  et  penis  in  eos  et  eorum  singulos  per  ipsum  Jo. 
Jacobum  decanum  et  quoscumque  alios  judices  et  personas  premissorum 
occasione  forsan  promulgatis  ad  cautelam  absolvi  mandare  necnon  lapsu 
temporis  non  obstante  appellationum  predietarum  ac  post  et  contra  illam 
forsan  atteroptatorum  et  innovatorum  quorumcumque  nullitatis  quam  monitionis 
et  mandati  excommunicationis  et  aliarum  summarum  censurarum  et  penarum 
ac  declaratiouis  buiusmodi  necnon  omnium  et  singulorum  aliorum  per  ipsum 
Jo.  Jacobum  decanum  et  quoscumque  alios  judices  et  personas  in  ipsorum 
litisconsortum  et  eorum  cuiuslibet  previdendum  circa  premissa  quemlibet 
gestarum  Qausas  aliquibus  probis  viris  in  partibus  illis  committerc  alias  quam  in 
premissis  oportunum  providere  de  benignitate  apostolica  dignaremur.  Nos 
igitur  supplicationibus  buiusmodi  inclinati  discretioni  vestre  per  apostolica 
scripta  mandamus,  quatenus  vos  vel  duos  aut  unus  vestrum  vocans  dicto 
decano  et  capitulo  et  aliis,  qui  fuerunt  evocandi  eisdem  litisconsortibus  et 
singularibus  personis  universitatis  hominum  et  eonim  cuilibet  si  hoc  humiliter 
petierunt  recepta  tamon  prius  ab  eis  cautione  idonea  super  eo,  quo  excom- 
municati  et  censuris  buiusmodi  irretiti  forsan  habentur.  Quod  si  excommuni- 
cationis et  alias  summas  ceusuras  ot  penas  predictus  vobis  constiterit  in  eos 
fore  juste  latas  nostris  et  ecclesie  maudatis  parebunt,  a  predictis  et  qui- 
busvis  aliis  ecciesiasticis  seutenciis  censuris  et  penis  huiusniudi  absolutionis 
beneficiura  ad  cautelam  si  et  prout  justum  fuerit  auctoritate  nostra  hac  vice 
durotaxat  impendatis  super  aliis  vero  si  quod  de  impedimento  buiusmodi 
propouitur  veritate  fulcitur  et  auditis  bincinde  propositis  etiam  de  negotio 
principah  buiusmodi  cognoscendum  legittime  quod  justum  fuit  appellatione 
rcmotu  decernatis  facientes,  quod  dure  rectius  per  censuram  ecclesiasticam 
firmiter  observari.  Testes  non  obstante  lapsu  temporis  huiusmodo  ac  fere  Boni- 
faeii  pape  VIII.  predeccssoris  nostri,  qua  inter  alia  cavetur,  nequis  extra 
suam  civitatem  ot  diocesim  nisi  in  certis  exceptLs  casibus  et  in  illis  ultra 
unam  dietam  a  fine  sue  diocesis  ad  Judicium  evocetur,  seu  ne  judices  ab 
eadem  sede  deputati  extra  civitatem  ot  diocesim  in  quibus  deputati  fuerunt 
contra  quoscumque   procedere  ac  alii  vol  aliis  vices  suas  committere  presu- 


Zur  Geschichte  der  St.  Anuen-Reliquie  in  Düren.  327 

mant  dammodo  ultra  dietas  aliquis  auctoritate  presentum  non  trahatur  et 
aliis  apostolicis  constitutionihus  contrariis  quibuscnmqne  ant  si  eisdem  decano 
et  capitulo  Tel  quibusvis  aliis  communiter  vel  divisim  ab  eadem  sit  sedc 
indaltiim,  qaod  interdici  suspendi  vel  excommuDicari  seu  extra  vel  ultra  certa 
loca  ad  Judicium  trahi  non  possuut  per  literas  apostolicas  non  faciendum 
plenam  et  expressam  ac  de  vcrbo  ad  verbum  de  indulto  huiusmodi  mentionem. 
Datum  Rome  apud  sanctum  Petrum  anno  incamatonis  dominice  mille- 
aimo  quingentesimo  quinto  quartodecimo  kalendis  aprilis  anno  secundo. 

St€uU9'Ärchiv  Düsseldorf.  Jülich^Berg^  Litt.  E.  15.  Kopie,  angefertigt 
von  Joh,  Buren  für  Dekan  und  Kapitel  des  Mainzer  Stephansstifts. 

2.  Joh,  Buren  an  Gelfricus  Swynde,  Vikar  der  St.  Stephans-Kirche  zu 
Mainz,  —  1505  April  8.     Born, 

S.  d.  p.  amice  singularia.  Adversarii  Durenses  in  causa  reliquiarum  sancte 
Anne  obtinuerunt  in  ultima  cancellaria  ante  festa  paschalia  quandam  bullam 
satis  soreptiTam  prout  ex  illius  (sie !)  apertissime  claret.  Temptavimus  obtinere 
aliam  et  quod  committeretur  in  partibus  cancellarie  (contrarium)  sureptionis  ante- 
dicte  bulle.  Sed  quia  pastor  erat  presens  in  curia  prout  novistis  quod  contra  pre- 
sentem  in  curia  non  conceditur  rescriptum  ad  partes  ideoque  fecimus  committi 
causam  huiusmodi  in  rota  ex  consilio  quam  plurimorum  fidedignorum  procura- 
torum  et  adTOcatorum,  semper  cum  adversarii  nos  involvissent  cum  appol- 
lationibus  et  rescriptis  ita  quod  nunquam  fuisset  finis.  Kogo  igitur  qui  estis 
expers  practico  curie  Romane  consulite  ac  dicite  ordinem  pro  honore  ecclesie 
vestre,  ut  citaciones  debite  exequantur  tarn  contra  iudices  inibi  nominatos 
quam  etiam  adversarios  Durenses.  Quod  si  forsan  adversarii  essent  absoluti 
quantotius  remittatis  executiones  citationum  et  proccssum  habitum  in  partibus 
eorum  d.  Jo.  Jacobi  Leyst  ut  constet  eos  iuste  excommunicatos  adeo  quod 
reintrudantur  in  pristinas  censuras.  Misimus  duplicatam  citationem.  ut  unani 
mitteretis  contra  judices  exequendam  et  aliam  contra  adversarios;  pcrsuaderem 
etiam,  quatenus  possibile  forct,  execucio  fieret  contra  adversarios  in  opido 
Düren  et  in  personas  adversariorum  saltem  principalium,  avisavi  dominum 
scolasticnm  successive  tribus  vicibus,  sed  nullum  hacteuus  habui  rcsponsum. 
Item  ante  cariam  mittatis  processum  habitum  in  partibus  non  obstantibus 
etiam  futnris  vacantiis  quia  obtincbimus  comraissionem  quod  procedatur  feriis 
nouobstantibus  que  de  facili  conceditur  propter  censuras.  Et  feliciter  valete. 
Rome  1505  die  viij  mensis  aprilis. 

vester  Jo.  Buren. 

Rogo  dicatis  domino  Jo.  Russ  et  Wernhero  de  Buren  ac  aliis  amicis, 
qualiter  habui  literas  eorum  datas  Franckfordie  21.  martii  et  26.,  sed  Ulis 
rettpoudere  non  potui  propter  celeritatem  huius  negotii. 

SiaatS'Archiv  Dünseldorf.  Jülich-Berg,  Litt.  E.  15.  Original  Papier. 
Sehr  unleserlich. 


328  Otto  E.  Kedlich 

3,    Joh,   Buren    an    Dr.   Petrus  Swaby    Scholaster    und   Kattoniktts    bei 
St,  Stephan  zu  Mainz,  —  1505  Mai  13,    Rom, 

Post  commendatioDcm  salutem.    Yenerabilis  vir  ac  domine  observande. 

Adversarii  Darenses  iterum    instantissime  laboraut  super  perpetno  silentio 

nobis  imponendo  in  causa  reliquiarum  s.  Anne.  Et  quia  hactenus  nichil  obtinere 

potuerunt,  intentum  eorum  mitigarunt  videlicet  quod  absolverentur  cum  rein- 

eidentja  ad  6  menses  sub  spe,  quod  Interim  nobiscum  concordarent.  Et  dubito 

multum,  quod  absolutionem  buiusmodi  obtinebunt.  Nichilominus  fortiter  resiste- 

mus  et  spero,  quod  inaniter  laborabunt.    Et  quia  incboata  est  causa  super 

sureptionem  istarum  literarum  pro  adversariis  obtentarum,  quarum  copiam 

dudum  Yobis  misi,  mitto  Tobis  hie  litteras  compulsoriales  generales,  ut  illamm 

Yigore  valeatis  extrahere  jura  si  que  saltem  babetis,  que  possent  conducere 

cause  ut  puto  antiqua  privilegia  circa  buismodi  reliquias  concessa.    Et  si  illa 

Yolueritis  extrabere  yigore  compulsorialinm  buiusmodi  debetis  illa  extrahere 

coram  domino  decano  ecclesie  sancti  Petri  extra  muros  Maguntinenses  in  eccle^ia 

Maguntinensi   et  citare  partes   adyersas  ad   tabulas  ecclesie  Maguntinensis 

ad  videudum  jurare    testimonium    super   recognitione  illorum    jurium   etc. 

prout  est  stilus.    Item  si   velletis  Colonie  extrahere  jura  debetis  hoc  faccrc 

coram  scolastico  ecclesie  sancti  Gereonis  Coloniensis  in  ecclesia  sancti  Gereo- 

nis  et  partes  adversas  similiter  citare  per  edictum.  item  si  in  Confluentlis 

coram  domino  decano  s.  Florini  et  in  ecclesia  sancti  Florini;  in  hiis  degeren- 

tibus  attendere,  ut  semper  pars  ad  versa   per  edictum  citetur  coram  dictis 

judicibus  quicquid   feceritis.    Item  vellerous  quod   mitteretis   instrumentum 

suum  declarationis    in   forma  autentica  cum  subscriptione   notarii   et   exe- 

cntionem  a  tergo;    item  instrumentum  aliarum  censurarum  etiam  in  publica 

forma  et  executiones  similiter  a  tergo,  ut  illa  produceremus  in  causa  surep- 

tionis   pro  verificatione    commissionis   uostrao   alias   possent  obtinere  contra 

nos  summam   ubsolutoriam   etiam    ad   illum   effcctum,    quod   antedictas  ccn- 

suras    facercmus  insinuari   rectori   et   vicereetori,  qui  sunt  hie  presentes  in 

curia.    Preterea  vellemus,  quod  mitteretis  totum  processnm  habitum  in  par- 

tibus  cum  sigillo  judicis  et  subscriptione  notarii,   ut  si  forsan  tempore   pro- 

cedente  necessarium  esset  illum  etiam  produceremus.    Multum  placuit  domi- 

nis  referendariis   quando   ultimo   inforraamus   contra  adversarios  quod  causa 

super  sureptionem  pendebat  in  rota  non  cum  tarn   faciliter  ipsa    imponet 

silentium  liti  pendenti  in  rota  in  vera  justificatione;  bec  que  scribo  ad  man- 

datnm  domini  Alexandri  deBononia  et  etiam  domini  Valentini  Suatz  facio.  Indaltum . 

illud,  pro  quo  domini  nostri  de  capitulo  sepius  scripserunt,  obtinere  uon  valeo. 

Dedi  illud  signandum  diversis  vicibus  etiam  domino  Valentino  ipsam  enim  rem 

sie  tarn  faciliter  dirogat  privilegiis  concessis  communitatibus  nisi  forsan  esset 

in  una  causa  dumtaxat  quam  quis  contra   unum  de  communitate  moYere  in- 

traderct  alia  non  occurrunt.    Et  feliciter  Yalete  michi. 

Precipitus  Rome,  1505  die  13.  mensis  tiaii. 

Senritor  Jo.  Buren. 

Staatü'Archiv  DUstfeldorf,     JüHch-Berg,  LiH.  E,  15,  Or, 


Zur  Geschichte  der  St.  Annen-Reliquie  in  Düren.  329 

4.  Biifle  des  Papstes  Julius  IL  über  die  Aufbewahrung  der  St  Annen- 
Reliquie  in  Düren.     1506  März  18.     Rom. 

Siaats-Archiv  Düsseldorf.  Jülich-Berg,  Geistl.  S.  189.  Originaldruck. 
D  =  coli,  mit  der  im  Dürener  Stadt-Archir  befindlichen  Hs,  des  Polius, 
Vindiciae  antiquitatum  Marcoduri,  p.  205  ff.,  welche  der  in  der  Sammlung  von 
Materialien  etc.  S.  273  ff.   gegebenen  deutschen  Uebersetzung  zu  Grunde  liegt. 

Julius  episcopus  servus  servorum  dei  ad  perpetüam  rei  memoriam.  Alti- 
tado  divini  consilii,  sine  cuius  intuitn  *  follum  arhoris  non  movetur,  unigeniti  ^ 
sni  domiui  nostri  Jesu  Christi  beatum  Petruni  apostolorum  principem  vicariura 
constituit  in  terris  curam  pastoralis  oyilis  sibi  committendo.  ünde  nos  eins- 
dem  beati  Petri   meritis  licet  imparibus  successores  effecti  ad  singnlas  oves 
nobis  commissas  quantum  cum  deo  possumus  dirigentes  nostre  considerationis 
intuitum  in  bis  potissimum,  per  quae  Christi  fidelium  devotio  augeatur  ac 
sancti  dei   in  ea  qua  convcnit   devotione   et   veneratione°  conserventur  ac 
scandalis  ne  eveniant  obvietur  libenter  inteudimus  ac  prout  in  domino  expedire 
conspicimus  officii  nostri  partes  favorabiliter  impartimur.  Saue  sicut  fidedig- 
norom   relatione  percepimus,  cum   caput  sancte  Anne  matris  gloriosissime  ** 
virginis  Marie  matris  domini  nostri  Jesu  Christi  in  ecclesia  sancti  Stephani 
Magantinensis  non  tarnen  cum  talibus  honore  et  reverentia  prout  conveniebat 
diu  conservatnm  fuisset,  quidam  laicus  murator,  ut  verisimile  est,  divina 
inspiratione  motus  dictum  caput  de  dicta  ecclesia  sancti  Stephani  (clenodiis 
tamen*   seu    illius   ornamentis   appendentibus   depositis  et  ibidem  dimissis) 
secrete   abstulit  cogitans  illud  transportare  ad  monasterium  sancti  Cornelii 
Indensis  Coloniensis  diocesis,  in  quo  cum  debitis'  honore  et  reverentia  con- 
serraretur.    Cunque  dictum  caput  ad  domum  matris  sue  portasset,  ut  deli- 
beraret,   in  qua  ecclesia  honorifice  locari"^  posset  et  mater  sua*"  intelligens 
reliquias  detulisse  ei  persuasisset,  ut  illas  ad  locum  a  quo  abstulerat  repor- 
taret,  idem  murator  caput  accipiens  ad  domum  fratrum  minorum  de  obser- 
vantia  nuncnpatorum  oppidi   Durensis  dicte    Coloniensis    diocesis   portayit. 
Cunque  dilecti  filii  decanus  et  capitulum  dicte  ecclesie  sancti  Stephani  intcl- 
lexissent  dictum  caput  de  eorum  ecclesia  ad   dictam  domum  fratrum  mino- 
rum' delatum  fuisset^  et  certum  laicum  conversum  Carthusiensis  ordinis  ad 
domum  fratrum  minorum  huiusmodi   transmisissent  ad  reportandum  dictum 
Caput   ad    eorum  ecclesiam,  dictusque  conversus  caput  huiusmodi  a  dictis 
fratribns   recepisset,   et  cum    eodem   ad    quandam*    tabernam    dicti    oppidi 
Durensis   causa  corpus  suum  reficiendi  se  contulisset,  dilecti  filii  oppidani 
dicti  oppidi  Durensis"  intelligentes,  reliquias  huiusmodi  furtim**  fuisse  abla- 
tas^  easdem  arrestari  fecemnt  et  deindei"  ad   parrochialem  ecclesiam  dicti 
oppidi  Durensis  portamut.  Cunque  in  dicto  oppido  et  locis  circumvicinis  divul- 
gatum   foret  dictum  caput  sancte  Anne  in  eadem  ecclesia  parrochiali  repo- 

•)  D:  nutti.  »»)  D:  tuld.  filii.  «)  D:  reverentia.  «>)  D:  glorioeae.  •)  D:  ono.  «)  D: 
a«bito.  f)  D:  coUocRii.  »»)  om.  I).  »)  D:  add.  de  observantU.  ^)  om.  D.  »;  D:  in  qaendam. 
■»;  D:   om.  causa  —  Darensis.     «)  D:   t'urto.     *>;  D:  aublaUis.     P)   D:  inde. 


53<)  Otto  K.  Redlich 

tfitam  eiwe,  populi  moltitudo  divina  inspirationc  (ut  pie  credendam  est)  mota 
magna  cum  devotione  ad  djctam  ecclesiam  parrochialem  dicti  oppidi*   con- 
flnxit  caiL»a  venerandi  dictum  capnt.   Et  cum  aliqnamdiu  dictum  capat  cum 
maxima  reverentia  et  devotione  ibidem  conservatom  foretj  et  quotidie  maior 
popcüi  coocomu  ad  ipsam  parrochialem  ecclesiam  fieret  mnltisqne  miracalis 
elaresceret  et  populi  devotio  et  concarsns  quotidie**  augerentur^,  decanos  et 
capitulnm  prefati '  egreferentes  quod  huiusmodi  reliquie  de  eorum  ecclesia,  in 
qua   iamdiu   antea  licet   cum  honore  et   reTerentia  non  debitis  conservate 
fuerant,  in  tam  pia  devotione  et  veneratione  apud  populum  haberentur,  post- 
quam  in  dicta  parrochiali  ecclesia  honorifice  collocate  fuerant,  dilectos  filios 
rectorem  seu  vicerectorem  dicte  parrochialis  ecclesie  ac  scultetum  proconsules 
consules  scabinos  et  universitatem  huiusmodi  oppidi  super  restitutione  die- 
tarum  reliquiarum  coram  diversis  judicibus  etiam   secularibus  multipliciter 
molestare  et  inquietare  ac  demum  snb  gravibus  etiam   excommunicationis 
maioris  ac  privationis  beneficiorum  et  officiorum  necnon  interdicti  et  pecunia- 
mra  penis,  quas  ipso  facto  incurrerent,  nisi   infra  certum  terminum   tunc 
czpressum  per  certum  judicem  a  sede  apostolica  delegatum  sive  subdelegatum 
in  civitate  Maguntinensi  *  residentem  moneri  et  requiri  fecerunt,  ut  dictum 
Caput  restituerent.    A  quibus  monitione  et  requisitionc  licet  pro  parte  rec- 
toris  sive  vicerectoris  sculteti  proconsulum  consulum  scabinorum  et  univer- 
sitatis  prcdictorum  infra  eundem  terminum  ad  felicis  recordationis  Alexan- 
drum  papam'   sextum   predecessorem    nostrum    sive    sedem    predictam  ex 
eo,  quod  ipsis  ad  civitatcm  Maguntinensem  predictam,  in  qua  dictus  judex 
delegatus  sive   subdelegatus   residebat,   tutus  non  patebat   accessus   appel- 
latum   appellatioque  huiusmodi  dicto  judice«^  delegato  vel  subdelegato  insi- 
nuata  fuisset.    Nihilominus  dictus  judex  rectorem  sive  vicerectorem,  scul- 
tetum, proconsules,  consules,   scabinos^  et  universitatem  predictos   excom- 
municationis sentcntiam   aliasque  censuras  et  penas  predictas  incurrisse  ut 
etiam  accepimus  declaravit  ac  contra  eos  ad  censurarum  et  penarum  premis- 
sarum  aggravatiouem  et  reaggravationem  ac  interdicti  appositionem  et  brachii 
secularis  invocationem  processit  ipsosque  rectorem   sive  vicerectorem,  scul- 
tetum, proconsules,  consules,  scabinos,  universitatem  uc  illius  singulares  per- 
sonas  ut  excommunicatos '  interdictos^  ac  huiusmodi  censuris  innodatos^  in 
diversis  locis  publicari  mandavit  et  fecit.    Nos  igitur  attendentes,  quod  Cor- 
pora  et  reliquie  sanctorum  juxta  dlspositionem  divinam  ^epissime  de  locis 
ad  loca  transportata  fuerunt  et  Eomanus  pontifex  pro  eins  arbitrio  illa  de 
loco  ad  locum  transferre  et  collocare  vel  transferri  facere  potest  prout  pro 
lidei  devotione  ac  populorum  pia  affcctione  et  frequentia  ac  maiori  Christiane 
roligionis  cultu  expedire  conspicit  ac  fidedignorum  et  multorum  habet  relatio, 
Caput  predictum  licet  in  dicta"  ecclesia  sancti  Stcphani  multis  annis  conser- 
vatum  fuisset,  tamen  miraculis  non  damit,  quod**  forsan  inibi  minus  hono- 


•)  D:  add.  DurensiB.  ^)  D:  om.  quotidie.  c)  D:  augeretur.  ^)  D:  prefSfttae  ecolesiae- 
•)  D:  Mog^ntiae.  0  D:  om.  papam.  e)  D:  judicL  »>)  X).  om.  scabinos.  *)  D:  exooxnmuui 
oatas.    ^)  D:  interdiotas.    »)  D:  insodatas.    «)  D:  praedioia.    »)  D:  quia. 


Zur  GeschJchte  der  St.  Annen-Reliquie  in  Düren.  331 

* 
rifice  et  ea  qua  decuit^  devotioue  non  habebatur  ac  quamprimum  ad  dictam 

parrochialem  ecclesiam  delatum  fuit.  Magnus  populi  concursus  non  sine 
dirina  inspiratione  (ut  pie  creditur)  fuit  et  est  ad  illud  vencrandum.  Quod- 
qae  propter  maximam  devotionem  populi  non  sine  scandalo  ab  eadem  par- 
rochiali  ecclesia,  in  quam  divinitus  postremo  coHocatum  fore  censendum  est, 
amoreri  non  posset^,  ac  cupientes  quantum  possumus  scandalis  ne  eveniant 
obTiare  dcvotionernque  populi  conservare  et  augere;  considerantes  quoque, 
qaod  ipse  reliquie  ex  sui  natura  in  nullius  bonis  existunt,  motu  proprio  non 
ad  alicuJus  nobis  super  hoc  oblate  petitionis  instantiam,  sed  de  nostra  mera 
deliberatione  et  ex  certa  scientia  necnon  consideratione  charissiml  in  Christo  ° 
Üüi  nostri  Maximiliani  Romanorum  regis  ülustriSf  sub  cuins  impcrio  dictum 
oppidum  Durense  situm  est,  et  quod  alias  nobis  super  hoc^  sepius  instanter 
scripsit,  statum  litis  et  cause  seu  causarum  super  restitutione  sive  repetltione 
capitis  ac  declaratione  incursus  censurarum  huiusmodi  seu  ab  eis  dependen- 
tibns  coram  quibuscumque  judicibus  seu  auditoribus  etiam  causarum  palatii 
apostolici  tam  in  Romana  curia  quam  extra  eam  per  nos  seu  etiam  per  dic- 
tum predecessorem  Tel  sedem  predictam  delegatis  seu  subdelegatis  penden- 
timn  ac  huiusmodi  causam  seu  causas  prosequentium  nomina  cognomina** 
et  qualitates  seu  conditiones'  presentibus  pro  sufficienter  expressis  habentes 
ac  illas  ad  nos  harum^  serie  advocantes  et  litcm  ac  causas  huiusmodi  peni- 
tos  extinguentes  eisdemque^  decano  et  capitulo  super  restitutione  capitis 
baiusmodi  et  aliis  omnibns  premissis  perpetuum  silentium  imponentes  ac  rec- 
torem,  Ticerectorem,  scultetum,  proconsules,  consules,  scabinos,  universitatem 
predictos  et  eorum  singulos  ab  excommunicationis  suspensionis  et  interdicti 
aliisque  ecclesiasticis  sententiis,  censuris  et  penis  supradictis,  si  quibus  forsan 
premissorum  occasione  quomodolibet  innodati  existunt.  etiamsi  illas  per 
qnattuor  menses  aut  etiam  per  annum  continuum  et  quantocunque  tempore 
irastinuerint  seu  in  illis  insorduerint  auctoritate  apostolica  harum  serie  ab- 
solyimus  ac  interdictum  ecclesiasticum,  cui  forsan  parrochialis  ecclesia  et 
oppidum  predicta  aut  alia  loca  quaecunque  premissorum  occasione  quomodo- 
libet Bupposita  fuerunt,  relaxamus.  Ac  eadem  auctoritate  statuimus,  decer- 
nimus  et  declaramus  «c  Tolumus  dictum  caput  sancte  Anne  in  prcfata  par- 
rochiali  ecclesia  dicti  oppidi  Durensis  decetero  ut  inceptum  est  honorifice 
perpetuo  conservari  et  nullatenus  inde  amoveri  debere  aut  etiam  per  dictos 
decanum  et  capitulum  repeti  posse,  mandantes  etiam  eisdem  decano  et  capitulo 
dicte  ecciesie  sancti  Stephan!  etiam'  sub  snspensione '^  a  divinis  et  interdicti 
eeclesiastici  ac  excommunicationis  sententie  penis,  quas  singulares  persona» 
eorum  si  contrafecerint  eo  ipso  incurrere  volumus.  Ne  de  cetcro  eosdem  rec- 
torem,  vicerectorem  dicte  parrochialis  ecclesie,  scultetum,  consules,  procon- 
sules,  scabinos  et  universitatem  oppidi  huiusmodi  super  restitutione  sive 
repetitione  dicti  capitis  seu  ipsius  occasione  quovismodo  vcl  causa  molestare 


•)  D:  debuit.    •>;  I):  potult.    o)  D:  domino.    <>)  D:  om.  hoc.    «•)  D:  om.  cogoomina. 
f}  D:  iwld.  in.    f)  D:  hac.    *>)  D:  om.  qne.    ')  D:  om.  otuun.    ^)  D:  siispenBionis. 


834  Otto  B.  Redlich 

Damit  sollen  alle  MissheUigkeüen  zwischen  Pastor  und  Magistrat  bei- 
gelegt sein.  Nur  hat  der  Pastor  noch  einen  Monat  Bedenkzeit  genommen 
seines  Gewissens  halber  in  beireff  der  Bestimmung,  dass  er  sein  Leben  lang 
den  dritten  Theil  des  Opfers  erhalten  soll,  während  seine  Nachfolger  nur  den 
vierten  Theil  bekommen  sollen^. 

Der  Vertrag  ist  doppelt  ausgefertigt,  von  Herzog  Johann  besiegelt  und 
jeder  Partei  in  einem  Exemplar  übergeben  worden. 

„Oeschiet  ind  geziechent  zu  Guilge  uf  sent  Peter  ind  Pauwels  dach 
apostolorom  anno  etc.  5°  ind  13.** 

StaatS'Archiv  Düsseldorf,     Jülich-Berg,  Litt.  E.  16,  Cpt, 

6,  Forderungen  der  Stadt  Düren  an  Pastor  Hilbrand  von  Wevorden 
(beim  Verhör  vor  den  herzoglichen  Ruthen)  c.  1516\17, 

1.  Die  Abgaben  an  den  Kaplan  für  Kindtau feft  sind  höher  als  früher, 
veranlassen  Klagen  der  Bürger,  2.  desgl,  für  „frauen  inzoleiden**.  3.  desgl, 
für  Verkündigung  der  „bniloften"  (Hochzeiten)*.  4.  Die  ünverheiratheten, 
welche  „gesentt  werden**,  müssen  auch  mehr  als  früher  gewöhnlich  geben*. 
5.  Der  Kaplan  nehme  viel  „ungewoenliche  nnw  vonde  mit  den  testamenten** 
vor,  6.  Etliche  Bürger,  die  „ire  missen  in  de  kirche  bestedichet  haven  ind 
die  beguet,  ind  seulden  daebeneven  gern  ire  Ornamenten  darzo  yerordenen 
ind  geven,  wanne  die  bi  der  missen  bleveu  ind  der  priester,  die  miss  bediende, 
sich  vur  deme  elter,  de  missen  geschein,  uiss  ind  ain  doin  moechte**;  das  sei 
ihm  ja  nicht  hinderlich  oder  schädlich.  7.  Etliche  Priester,  Söhne  von  Bürgertt, 
werden  ungebührlich  gehalten  mit  den  Präsentien;  „die  pügrom  herkomen  gern 
missen  gelesen  betten,  geven  ire  gelt  uiss^  ind  die  genc,  dan  die  missen  doin, 
krigen  dairvan,  wat  die  geue  willen,  dat  gelt  entfangen  haint;  ind  dat  wirt 
doch  uislendigen  priesteren,  itzt  hie  sint  in  der  kirchen,  mehe  gcgont  ind 
gegeven  ind  unser  mitburger  klndcr  misgont".  8.  Vikarien  und  andere  Priester 
halten  sich  ungebührlich  in  der  Kirche  mit  Metten  etc.  9.  U.  L.  F.  Lob  vor 
dem  Marienbilde  inmittm  der  Kirche  soll  wieder  gesungen  werden,  10.  Die 
Predigt  soll  vor  der  hohen  Messe  stattfinden.  11.  Die  PHmissarien  sollen  wie 
früher  dem  Pastor  ein  Bonnet  geben.  12.  Beklagen  sich,  dass  der  Pastor  die 
Stümpfe  der  Wachskerzen  an  sich  nimmt. 

Staats- Archiv  Düsseldorf.  Jülich -Berg,  Litt.  E.  16.  Gleichzeitige 
Niederschrift. 


<)  1513  August  1  (uf  sent  Peters  dach  ad  vincula)  erklärte  der  Pastor  dem  Herzogt 
er  möge  ihm  den  Punkt  erlassen  „antroffen  also  daeue  vorderonge  ind  anlangen  u.  f.  g. 
uudersaissen  die  van  Dniren  zo  Borne  erlanget  itzont  an  dem  rechten  des  eirwerdigen 
fnrsten  ind  heren  erzbisohof  ko  Ck>llen  beweil  gedain  ind  gescheit  isf. 

*)  „In  den  vurschr.  punten  weiss  der  pastoir  nit,  dat  er  eit  anders  dan  aa  he  dat 
van  alders  gefonden,  gehalden  hait." 

■)  „Up  dese  vurschr.  sachon  spricht  der  pastoir,  he  en  held  losledige  loide  der- 
halven  nit  froemlich,  mögen  wail  van  emo  komen  mit  einre  fleschen  win«  of  derglichen. 
dan  de  giene  van  jairen  zo  jairen  beherden,  der  mach  er  nit  so  siecht  driven  laiasen." 


Zur  Geschichte  der  St.  Annen-Reliquie  in  Btlren.  335 

7.     Vergleich  zwischen  dem  Pastor  und  der   Stadt   Düren,  durch  die 
Räthe  d€s  Herzogs  Johann  aufgerichtet,  —  1517  CJeve, 

Auf  des  Herzogs  Wunsch  ist  der  Pastor  von  Rom  zurückgekehrt ,  Die 
Verhandlungen  haben  darauf  in  Köln  unter  der  Leitung  des  herzoglichen 
SiatthalterSf  Graf  Philipp  von  Waldeck,  ihren  Anfang  genommen.  Der  Her- 
zog erklärt,  dass  er  nach  dem  Verhör  der  gegenseitigen  Ansprüche  allen 
Zwist  beilegen  will,  wie  es  ihm  als  Landesfürst  und  Patron  geziemt.  Beide 
Parteien  erklärten,  die  aufgerichteten  Verträge  strikt  halten  zu  wollen.  Würden 
je  wieder  Missver stand nisfe  vorkommen,  so  sollen  sich  beide  Theile  an  den 
Herzog  oder  dessen  Nachfolger  wenden. 

L>er  Magistrat   soll  im  Beisein  des  Pastors  Rechetischaft  ablegen  über 
das  seit  dem  ersten  Vertrag  eingenommene  Opfer;  das  soll  geschehen  Montag 
nach  Cantate  (Mai  11.)  im  Dürener  Pastorat.     In  jedem  Jahr  soll  auf  den 
genannten    Termin  weitere  Rechenschaft  erfolgen.     Der   Herzog  wird  dazu 
seine  Räthe  schicken,  tvünscht  jedoch  jedesmal  vom  Magistrat  daran  erinnert 
zu  werden,     lieber  diese  Rechenschaft  soll  der  Magistrat  dem  Pastor  „geware 
conterboiche  ind  registeren  oevergeven".    Die   Theilung  des  Opfers  und  die 
Ueberlieferung  soll   allezeit   im  Pastorat  geschehen.     Diejenigen,  welche  das 
Opfer  einnehmen,    sollen  dem  Pastor   und  dem   Roth   vereidigt  werden  und 
zwar  soll  der  Pastor  einen  Geistlichen,  der  Roth  einen  Weltlichen  dazu  ver- 
ordnen. 

Alle  Vikarien  und  Priester,  femer  Schulmeister,  Off  ermann  und  alle 
der  Kirche  Verwandten  sollen  ^in  allen  behoerligen  Sachen  dem  pastoir  ge- 
boirsam  sin,  doch  hieinne  oissbehalden  dem  raide  unser  stat  Duiren  Ire  ge- 
rechticheit,  oevonge  ind  gebmiche,  we  snlchs  vur  ankompst  des  hiigen  hilthombs 
zo  Duiren  derhalven  alda  geweist  ist**. 

Der  Opferstock  am  Gasthaus  soll  beseitigt  und  kein  neuer  ohne  Willen 
des  Pastors  aufgerichtet  werden  '. 

Der  Revers,  den  die  Stadt  dem  Pastor  gegeben  hat  „belangen  sulche 
ordenancie  unser  liever  frauwen  gezide  zo  lesen  ind  zo  singen,  personen  darzo 
zo  ordineren  ind  sulch  gelt,  as  der  hoegeboren  fürst  unse  lieve  oeheme  laut- 
graif  zo  Hessen  etc.  selige  zo  Duiren  der  heiiger  frauwen  sent  Annen  zo 
eren  zo  verordent  ind  gegeven  gehadt**,  soll  genau  gehalten  werden*.  Was 
zu  diesem  Zweck  gestiftet  ist  und  noch  gestiftet  wird,  soll  dem  Pastor  vom 
Magistrat  mitgetheilt  werden,  damit  darin  nichts  ohne  ihn  gehandelt  werde. 
Hinsichtlich  der  wegen  der  beiden  Priester  Joh.  Barss  und  Thys  Bartschere 


*)  Am  21.  Januar  1517,  Cleve,  befahl  der  Herzog  dem  SohultheiM  zu  Dtiren,  G^r- 
hart  van  Querheim,  den  Opferatock  sca  beseitigen.    (Ebenda,  Cpt.) 

*)  Ueber  die  Stiftung  des  Landgrafen  Wilhelm  von  JtÜioh  1511  vgl.  Bonn, 
Bumpel  und  Fisohbaoh  a.  a.  O.  S.  'JSß.  In  einem  undatirten  Schreiben  an  den 
Heraog  klagt«  Pastor  Hilbrand  über  die  Nachlässigkeit  der  vier  aus  der  Stiftung  des 
Landgrafen  ordinirten  Priester.  Da  die  Stiltang  sich  immer  vermehre  und  er  doch 
•einer  dem  Landgrafen  gegebenen  Verschreibang  nicht  genug  zu  thun  vermöge,  dränge 
ihn  sein  Qewiasen  dazu,  den  Dienst  ganz  aufzuschreiben  und  vorzuschlagen,  die  Mittel 
einmn  andern  Ort  zuzuwenden. 


386    Otto  R.  Eedlich,  Zur  Geschichte  der  St.  Annen-Eeliqaie  in  Düren. 

entstandenen  Streitigkeiten  erklärt  der  Herzog,  dass  Barss  bei  den  ^irei 
Messen  ungehindert  bleiben  soll  „in  maissen  der  pastoir  inne  damit  investeirt 
halt**;  ebenso  soll  Thys  bei  dem  Officium  ü.  L.  F,  bleiben.  Was  die  beiden 
Priester  in  diesem  Streit  atisgegeben  haben,  dafür  soll  einer  dem  andern  fticht 
verpflichtet  sein. 

Alle  Prozesse  zwischen  den  Parteien  sollen  erloschen  und  keine  der  ander»* 
der  Kosten  wegen  verpflichtet  sein.  Ein  freundliches  Verhältnis^  soll  fortan 
zwischen  Pastor  utid  Stadt  herrschen. 

Der  Herzog  verspricht  zum  Schluss,  beide  Parteien  bei  dem  Vertrag 
zu  handhaben  und  event.  gegen  die  übertretetide  einzuschreiten. 

Staate-Archiv  Düsseldorf     JüUch-Berg,  Litt.  E.  16.     Cpt. 


Nachtrag  zu  dem  im  15.  Bande  Seite  236  ff. 

dieser  Zeitschrift  ahgedruckten 

Aufsätze  üher  die  Aachener  Stemzunft. 

Von  Theodor  Oppenhoff. 

Herr  Major  E.  v.  Oidtman  zu  Spandau  hatte  die  grosse 
Freundlichkeit,  mir  aus  dem  reichen  Schatze  seiner  gene- 
alogischen und  heraldischen  Kenntnisse  Mittheilungen  zukommen 
zu  lassen,  welche  das  in  obigem  Aufsatze  über  die  Familien 
der  Sternherren  Gesagte  wesentlich  vervollständigen,  theil- 
weise  auch  berichtigen.  In  gleicher  Weise  war  Herr  Eberhard 
V.  Ciaer  vom  Burghause  Vilich  bei  Bonn  so  gütig,  Einzelnes  zur 
Vervollständigung  jenes  Aufsatzes  zu  meiner  Verfügung  zu  stellen. 
Aeussere  Umstände  haben  es  herbeigeführt,  dass  ich  erst  jetzt 
dazu  komme,  das  auf  solche  Weise  mir  gebotene  Material,  unter 
jedesmaliger  Benennung  des  Beitragenden  und  vermehrt  durch 
wenige  Notizen  von  meiner  Seite,  der  Oeflfentlichkeit  zu  übergeben. 
Indem  ich  Solches  thue,  benutze  ich  gleichzeitig  die  Gelegenheit, 
den  genannten  Herren  auch  an  dieser  Stelle  meinen  verbindlichsten 
Dank  wiederholt  zum  Ausdruck  zu  bringen. 

Zu  S.  241,  Z.  14.  Ein  Gegenstück  zu  dem  a.  a.  0.  erwähnten 
Festessen  bildet  das  Mahl,  welches  gemäss  z^ei  Weisthümem 
aus  dem  14.  bezw.  15.  Jahrh.  (Grimm,  Weisth.  Bd.  II,  S.  778) 
der  Abt  zu  Kornelimünster  den  Montjoier  Förstern  geben  musste, 
und  welches  dem  Herrn  E.  Pauls  den  Stoff  zu  einer  interessanten, 
in  dieser  Zeitschrift  Bd.  I,  S.  235  ff.  mitgetheilten  Abhandlung 
geliefert  hat.  Doch  dürfte  letzterem  insofern  nicht  beizupflichten 
sein,  als  er  unter  „beren",  welche  mit  Käse  den  sechsten  Gang 
des  Mahles  bildeten.  Beeren,  z.  B.  getrocknete  Weinbeeren 
versteht,  indem  hier  augenscheinlich  Birnen,  wohl  die  so  beliebten 
Mfinsterbimen  gemeint  sind  ^    Unter  dem  Viertel  einer  „vorssen", 

*)  VgL  Teuthonista  (des  Gerh.  van  der  Schueren)  s.  v.  bere,  pere 
(piram),  Niederrheinische  Annalen  Heft  54,  S.  10  (beren  ind  nasse)  und  das 

22 


838  Theodor  Oppenhoff 

welches  das  jüngere  obiger  Weisthümer  als  siebente  (letzte) 
Schüssel  für  je  zwei  Personen  auflführt,  ist  anscheinend  das 
Viertel  eines  Frosches  zu  verstehen.  Das  Auftischen  eines 
ungeniessbaren,  ja  Ekel  erregenden  Gegenstandes  war  offenbar 
ein  derber  Scherz,  welcher  zum  Zeichen  dienen  sollte,  dass 
nunmehr  das  Essen  beendet  sei  und  das  eigentliche  Trinkgelage 
seinen  Anfang  nehme. 

Zu  S.  253,  Z.  24.  ,,gefeilt''  (gefällt)  für  ,, verfällt"  ist  einer  der 
nicht  seltenen  Fälle,  wo  in  Folge  dessen,  dass  die  Präfixe  ehedem 
noch  keine  scharf  ausgeprägte  Bedeutung  hatten,  Wörter  in 
einem  völlig  anderen  Sinne  sich  angewandt  finden,  als  er  ganz 
gleichlautenden  Wörtern  gegenwärtig  beiwohnt.  Ein  charakte- 
ristisches Beispiel  dieser  Art  liefern  die  „Cölner  Chroniken", 
indem  dort^  bescheiden  für  verscheiden,  sterben  gebraucht  ist. 
Gewöhnlich  bedeutet  bescheiden  jedoch  in  der  älteren  Sprache 
entscheiden.  Das  Hauptwort  Bescheit  ist  daher  ursprünglich 
meist  synonym  mit  Entscheid,  gerichtlicher  Entscheidung, 
Rechtsspruch,  hat  dann  aber  den  abstrakten  Begriff  Recht 
angenommen,  und  es  ist  letztere  Bedeutung  nicht  allein  die 
anscheinend  vorherrschende,  sondern  auch  vielfach  die  für  die 
Familie  des  Wortes  massgebende  geworden.  Belege:  „van  eren 
ind  bescheitz  wegen"*  (von  Ehren-  und  Rechtswegen);  „weder 
got,  weder  ere  ind  alle  bescheit"  ^  (wider  Gott,  wider  Ehre 
und  alles  Recht);  „mit  Bescheide  ind  mit  geynreleye  unrechte 
halden"*;  „mit  bescheide"  (merito)^;  „sowat  uns  mit  eren  ind 
bescheide  geboerde"  ^;  „as  verre  wir  dat  mit  eren  ind  bescheide 
doen  moegen"^;    „bescheit  doin"  ®  (Recht  widerfahren  lassen). 

Aachener  Volkslied  „Schöttel  der  B6m,  dann  fallen  de  Beren,  Mädcbe,  halt 
dat  Schtteschen  op",  dessen  anmuthige  Melodie  sich  in  der  Oper  „Robert  der 
Teufel **  und  zwar  in  der  Arie  „Ach,  das  Gold  ist  nur  Chimäre  etc.",  minde- 
stens theilweise,  verwerthet  findet.  Gemäss  einer  Mittheilung  von  beachtungs- 
werther  Seite  verschaffte  dem  Komponisten,  Meyerbeer,  während  er  in  Aachen 
weilte,  der  damalige  Inhaber  des  Hotel  du  Dragon  d*or,  David,  einer  der 
bedeutendsten  Musikdilettanten,  die  Melodie  des  erwähnten  Volksliedes. 

»)  Chron.  Bd.  I,  S.  380. 

*)  Ennen  (Ennen  und  Eckertz,  bezw.  Ennen,  Quellen  zur  Geschichte 
der  Stadt  Cöhi)  Bd.  V,  S.  512  f.,  568. 

*)  Chron.  Bd.  I,  S.  340. 

*)  Ennen,  Bd.  V,  S.  162. 

*)  a.  a.  0.  Bd.  V,  S.  41,  287;  Bd.  IV,   S.   665;   Chron.  Bd.  I,  S.  380. 

•)  Chron.  Bd.  I,  S.  838. 

»)  Ennen,  Bd.  V,  8.  Iö2. 

*)  AGV.  (Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins)   Bd.  IX,  S.  124. 


Nachtrag  zu  dem  Aufsatze  über  die  Aachener  Sternzunft.  339 

Mit  Rücksicht  auf  die  ausserordentliche  Vorliebe  der  älteren 
Zeit  für  Tautologien  kann  es  nicht  befremden,  dient  es  vielmehr 
zur  Bestätigung  des  Gesagten,  wenn  sich  Recht  und  Bescheit 
nebeneinandergestellt  finden,  so  z.  B.  in  der  Redensart:  „recht 
ind  bescheit  zu  gheven  ind  zu  neymen"  ^  In  der  Bedeutung 
von  Recht  hat  bescheit  denn  auch  eine  Negative:  ünbescheit, 
oder,  da  n  vor  einem  b  gerne  in  m  übergeht,  Umbescheit; 
dieses  bedeutet  mithin  das  Gegentheil  von  Recht,  d.  h.  Unrecht 
und  speziell  Gewalt.  „Umbescheit  an  sy  keren^  ^  heisst:  Unrecht, 
Gewalt  gegen  sie  anwenden.  Dem  „recht,  bescheit  ind  gelich" 
werden  „gewalt  ind  umbescheit**  gegenübergestellte  Dement- 
sprechend ist  das  Eigenschaftswort  bescheiden  häufig,  wo 
nicht  zumeist,  auf  den  Begriff  Recht  zurückzuführen  und  bedeutet 
daher  u.  A.  rechtlich,  gerecht;  z.  B.  „die  eirsame  bescheiden 
lüde  die  stede  van  Coellen  ind  van  Aichen**  *,  ferner  rechtmässig, 
rechtsgültig;  „bescheidener  kouff"^  heisst:  rechtsgültiger  Kauf, 
„bescheydene  kuntschaf"^:  vollgültiges  Zeugniss;  mit  Münzen 
verbunden,  bedeutet  das  Wort  nicht  blos  echt,  sondern  nament- 
Hch  auch  vollwichtig,  kursfähig.  Wie  Umbescheit  mit  Gewalt,  so 
ist  umbescheiden  meist  mit  gewaltthätig  gleichbedeutend,  z.  B. 
„scheedliche  ind  unbescheidliche  ind  geweltliche  lüde**  ^  So 
erklärt  sich  der  Name  des  rheinischen  Adelsgeschlechts  v.  Umb- 
scheiden;  er  gehört  zu  den  Namen,  welche,  wie  diejenigen 
der  Landschaden  v.  Neckarsteinach,  der  v.  Zuckmantel,  v.  Quadt 
(mhd.  quät  =  böse),  v.  Wrede  (wrede  =  atrox,  ferox:  Teuth.), 
ursprünglich  schlimme,  jenen  Geschlechtern  durch  die  Volksstimme 
gegebene  Beinamen  waren,  später  jedoch  von  ihnen  selbst,  sei  es 

>)  Ennen,  Bd.  V,  S.  76,  221. 

•)  tt.  a.  0.  Bd.  V,  S.  189. 

')  a.  a.  0.  Bd.  IV,  S.  670,  571;  golich  d.  h.  gleich  ist  ebenfaUs,  wie 
noch  heute  in  der  niederländischen  Sprache  gelyk,  synonym  mit  Recht,  während 
Ungleich  sich  noch  im  18.  Jahrh.  im  Sinne  von  Unrecht  gebraucht  findet: 
AOV.  Bd.  VI,  S.  22 ;  vgl.  auch  „gein  gelich  noch  bescheidt** :  Lacomblet,  Arch., 
Bd.  I,  S.  98;  „alsulchen  ungelich  ind  gewalt":    Ennen,  Bd.  V,  S.  38. 

*)  a.  a.  0.  Bd.  IV,  S.  378. 

*)  AGV.  Bd.  III,  S.  155;  vgl.  auch  „gerechtligen  ind  bescheidentligen 
verkoaffeD*^:  Ennen,  Bd.  IV,  S.  646,  „bescheidene  rechen tschaff",  „bescheidene 
recheninge'',  a.  a.  0.  Bd.  V,  S.  260,  693. 

•)  Ennen,  Bd.  IV,  S.  899. 

»)  a.  a.  ().  Bd.  IV,  S.  445;  in  „unbescheidligen  afvangen"  (a.  a.  0.  Bd.  V, 
S.  162)  bedeutet  ersteres  Wort  wohl  nicht  gewaltthätiger,  sondern  ungerechter 
Wei«e. 

22* 


840  Theodor  Oppenhofif 

aus  Trotz,  sei  es  aus  irgend  einem  'andern  Grunde  als  wirkliche 
Familiennamen  angenommen  wurden  ^  Nicht  minder  kommt 
Bescheidenheit  in  der  Bedeutung:  Gerechtigkeit  vor:  „besein, 
of  mir  bescheidenheit  widervaren  möge"  ^;  „dat  ir  na  yren  brieven 
recht  inde  bescheidenheit  wedervaren  muge"^;  „diegeene,  die 
zu  bescheyndheit  ind  zu  besseringen  comen  willen,  weder  in  ir 
recht  setzen"^;  „der  bescheideneit  ind  dem  richte  niet  gerne 
volgen"^;  „der  wir  mit  eren  ind  beschedenheit  nyt  dun  en 
muchten"^;  „bescheidinheit  dun"  ^  (Gerechtigkeit  widerfahren 
lassen).  In  diesem  Sinne,  mithin  als  Gerechtigkeit,  ist  das  Wort 
ganz  unzweifelhaft  auch  in  dem  unter  dem  Titel  Freidanks 
Bescheidenheit  bekannten  Lehrgedichte  aus  der  Zeit  der  Hohen- 
stauffen:  „Ich  bin  genant  bescheidenheit,  diu  aller  tugende 
kröne  treit",  zu  verstehen  und  hiermit  ein  Räthsel  gelöst,  welches 
zu  sehr  verfehlten  Deutungsversuchen  Anlass  gegeben  hat. 

Soviel  bekannt,  ist  die  einstige  Synonymität  von  Bescheid 
und  Recht  trotz  obiger  Belegstellen,  denen  sich  noch  eine  grosse 
Zahl  anderer  anreihen  Hesse,  von  den  Sprachforschern  bisher 
völlig  übersehen  worden,  ihnen  völlig  fremd  geblieben,  was  um 
so  aufiälliger  erscheint,  als  sie  mindestens  in  einer  Redensart 
sich  in  die  Jetztzeit  hinüber  gerettet  hat,  nämlich  in  der  Redens- 
art „thue  mir  Bescheid"  bei  dem  Zutrinken.  Dass  gegenwärtig 
Bescheid  in  der  Verbindung  mit  thun  sonst  nie  mehr  vorkommt, 
und  dass  ersteres  Wort  hier  eine  völlig  andere  Bedeutung 
hat,^  als  die  sonst  noch  üblichen,  leuchtet  sofort  ein.  Die  Redens- 
art besagt  eben:  thue  mir  Recht.  Der  Gedankengang  ist  ein- 
fach: ich  habe  Dir  durch  den  Trinkgruss  eine  Freundlichkeit 
bezeigt  und  hierdurch  den  Anspruch  erworben,  dass  Du  dieselbe 
erwiderst;  erfülle  diesen  Anspruch,  thue  mir  Recht. 

Zu  S.  254,  Z.  3  schreibt  Herr  E.  v.  Ciaer: 

Dobeletgen  (dobilitgin,  dobelitgin,  dublit)  ist  unzweifelhaft 
dasselbe  Geföss,  welches  in  der  Löwener  Mundart  dobbelierken 


')  Dergleichen  Benennungen  deuten  stets  auf  sehr  alten  Adel,  da  der 
Anlass  zu  ihnen  augenscheinlich  in  die  Zeiten  des  Fehderechts  zurückreicht. 
")  AGV.  Bd.  IX  S.  66. 
^  Ennen,  Bd.  IV,  S.  559. 
*)  a.  a.  0.  Bd.  IV,  S.  445. 
*)  Ebenda. 

«)  a.  a.  0.  Bd.  V,  S.  139. 
^)  AGV.  Bd.  IX,  S.  65,  66. 


Nachtrag  zu  dem  Aufsatze  über  die  Aachener  Sternzunft.  341 

heisst.  Es  findet  sich  bei  Kilian,  Etymologicum  teutonicae  lin- 
guae,  so  aufgeführt:  „dobbelierken.  Lovan.  Scutella,  acetabulum, 
oxybaphum.  q.  d.  Doppelierken  a  doppen  =  doopen,  intingere"  ^ 
Scutella,  von  Du  Gange  als  patena  in  modum  cavitatis  scuti, 
unde  nomen  escuelle  (6cuelle)  erklärt,  bedeutet  eine  kleine  flache 
Schussel  von  fast  viereckiger  Form.  (Freund,  Latein.  Wörter- 
buch.) Acetabulum  und  oxybaphum,  ursprünglich  Essiggefäss, 
daher  übertragen  becherartiges  Gefäss,  Becher  als  Mass  für  nasse 
und  trockene  Dinge,  Becher  des  Taschenspielers,  Saughöhlen  der 
Polypen,  Kelch  der  Blumen.  Bei  Du  Gange  findet  sich  acitabulum: 
vas  rotundum,  ubi  vinum  iuxta  altare  servatur. 

Hat  man  sich  nun  unter  dobeletgen  oder  dobbelierken  eine 
kleine  Schüssel  oder  ein  Becherchen  vorzustellen?  Diese  Frage 
kann  aus  den  obigen  Begriffserklärungnn  allein  nicht  entschieden 
werden,  weil  das  Ergebniss  sowohl  eine  fiache  Schüssel  von 
fast  viereckiger  Form  als  auch  ein  tiefes  becherartiges  Gefäss 
war.  Man  ist  deshalb  auf  die  Etymologie  des  Wortes  dobeletgen 
angewiesen.  Es  ist  zu  trennen  in  dobe  (dobbe)  und  letgen, 
und  indem  Kilian  den  ersten  Theil  von  doppen,  intingere  ableitet 
(an  doppen  erinnert  das  rhein.  „zoppen,  einzoppen**  =  eintauchen 
oder  tunken),  wird  man  schon  die  von  Gardauns  aufgestellte  Frage, 
ob  etwa  dobeletgen  =  Tablettchen  sei  (franz.  tablette  =  Präsentier- 
teller), verneinen  müssen. 

Der  zweite  Theil  letgen,  litgin  ist  das  Diminutiv  von  lit 
(vgl.  dublit).  Lit,  goth.  leit,  angelsächs.  lith,  fränk.  lid  bedeutet 
sowohl  Getränk  (potulentum),  berauschendes  Getränk,  Sorbet 
(sicera)  und  bei  einigen  germanischen  Völkerschaften  Obstwein, 
als  auch  einen  Becher  (poculum);  daher  lithüs  eine  Schenke, 
litgebe  der  Wirth  und  litkouf  der  Gelöbnisstrank  beim  Abschlüsse 
eines  Handels  (vgl.  Wachteri  glossarium  germanicum  s.  v.  lid; 
Götzinger,  Reallexicon  der  deutschen  Altertümer,  2.  Aufi.  S.  1074). 

Fasst  man  die  in  „doppen**  und  „lit**  steckenden  Begrifio 
zusammen,  so  liegt  kaum  ein  Hinderniss  vor,  in  unserm  „dobeletgen" 
ein  Trinkgeräthe,  sei  es  ein  kleiner  Becher  oder  ein  Schälchen, 
zu  erkennen. 


')  Vgl.  auch  J.  Franc k,  Etymologisch  woordcnboek  der  nederlandsche 
t&al,  wo  auf  vermuthliche  Verwandtschaft  der  Wortfamilie  dop  (doppe),  Topf 
mit  diep  (tieO  und  auf  doppen  =  doopen  ^indompelen**  ahd.  tupfen  „indoppen, 
indoopen*"  verwiesen  wird.    (v.  Olaer.) 


342  Theodor  Oppenhofif 

Zu  S.  254,  Z.  5  schreibt  derselbe  Herr  v.  Ciaer: 
Die  Erklärung  für  hultzen  Giffschuttel  gibt  das  bei  Kilian 
a.  a.  0.  angeführte  „ghifte  =  scutella  alta  ex  solido  lig'no 
excavata",  also  eine  tiefe  aus  festem  oder  ganz  (solidus  in  der 
Bedeutung  von  integer)  aus  Holz  gehöhlte  Schüssel,  ein  hölzerner 
Kumpen,  ein  tiefer  Holznapf.  Da  die  Tiefe  ausdrücklich  betont 
.  ist,  fällt  der  Gedanke  an  eine  flache  Schüssel,  somit  auch  an  einen 
Präsentierteller  weg. 

Zu  S.  254,  Z.  6  „in  zarten  deweit  (?)  und  handtdocher".  Schon 
aus  der  Verbindung  mit  handtdocher  ist  zu  vermuthen,  dass 
„deweit"  eine  Art  Tuch  sei.  Das  Wort  ist  entweder  verschrieben 
oder  eine  in  Aachen  gebräuchlich  gewesene  Form  für  Dwele, 
Dwehle  (twele)  =  Quehle  und  Zwehle,  ein  langes  und  verhältuiss- 
mässig  schmales  leinenes  Tuch,  um  etwas  damit  abzutrocknen, 
daher  Hand-,  Küchenquehle  (Heinsius,  Wörterbuch  der  deutscheu 
Sprache  s.  v.  Quehle) ;  dweyl  =  schoteldoeck,  opneemdoeck,  d  weylen 
=  tergere  (Kilian  a.  a.  0.;  vgl.  auch  Franck  a.  a.  0.  s.  v.  dweil). 
Ueber  zweie  und  die  Nebenformen  gibt  Wächter  a.  a.  0.  s.  v. 
zweie  Aufschluss;  unter  den  Inventarstücken  eines  Bonner 
Hauses  kommen  1622  vor  „zwe  gebilte  zweien  (gemusterte 
Tücher)  mit  noch  einer  gebilten  handzwelen".  Viele  Gattungen 
von  twelen  (esz-,  haut-,  vur-,  taifeltwelen)  finden  sich  bei 
Cardauns,  Ein  Kölner  Bürgerhaus  im  16.  Jahrhundert  (Annalen 
des  h.  Ver.  f.  d.  Niederrh.  Hft.  41).  üeber  zart  =  tener,  moUis, 
delicatus  vgl.  Kilian  a.  a.  0.  s.  v.  taert  und  saerd.  „In  zarten  ^ 
dewelt*  bedeutet  also  ein  feines  Tuch  im  Gegensatz  zu  grobem 
(groflf  taifeltweelgin  bei  Cardauns  a.  a.  0.,  S.  125).  (E.  v.  Ciaer.) 
Zu  S.  263,  Z.  15  bemerkt  Herr  v.  Ciaer: 
Das  zu  Bonn  am  Markt  gelegene,  ans  Eathhaus  grenzende 
Haus  Nr.  4,  ehemals  zur  Blomen,  jetzt  em  Höttche  (Restauration 
Lambert  Schorn)benannt,  in  welchem  1609  die  beiden  Aachener 
Herren  ihren  „abstant"  nahmen,  hatte  bis  in  die  2.  Hälfte  des 
17.  Jahrh.  „die  hohe  Gastherberglichkeit"  (vgl.  Hundeshagen,  Stadt 
und  Universität  Bonn,  S.  69),  d.  h.  Reisende  von  Rang  und  Stand 
stiegen  in  der  Blume  ab  und  der  städtische  Magistrat  liess  hier 
hohen  Gästen  Quartier  bereiten.  Mit  dem  Hause  waren  ehemals 
von  rückwärts  her  verbunden  die  in  der  Neugasse  gelegenen 
Häuser  Nr.  26  und  24;  der  Platz,  auf  dem  sie  stehen,  kommt 
noch  in  der  Zeit  des  18.  Jahrh.  als  „der  Hausplatz  zur  Blomen^ 
vor,  gelegen   „neben  der  Minderbrüder  Hintergebäu  und  dem 


Nachtrag  zu  dem  Aufsatze  über  die  Aachener  Sternzunft.  343 

Stadt-  und  Bürgerhaus**.  Er  wurde  damals,  unlängst  nach  der 
lezten  Beschiessung  der  Stadt  (1703),  in  verwüstetem  Zustande 
von  dem  italienischen  Kaufhändler  Joseph  Franzano  erworben 
und  „in  wohnbaren  Stand  erbaut**.  (Protoc.  contractuum  alti 
iudicii  Bonn,  de  ao.  1720  u.  1721.) 

Vor  dem  Hause  zur  Blume,  also  auf  freiem  Markt,  wurde 
das  Marhauser  Hofesgericht  abgehalten  (1588  lautet  der  Schluss 
einer  Verhandlung  „Actum  vor  Johan  Bendell  und  Peter  Hulssman, 
beiden  scheflFen  des  Hohengerichts  zu  Bonne  und  resp.  geschworen 
unsers  gnedigsten  Churfursten  und  Herren  Mehrhauser  Hof- 
gerichts daselbst  vur  der  blomen**,  desgl.  1615  „für  der  blomen**), 
so  benannt  nach  dem  Merhauser  Hof,  dem  spätem  Maarhof 
in  der  Maargasse;  gewöhnlich  aber  hiess  es  „das  Gericht  zur 
Bloroen**.  Der  Hof  war  erzbischöfliches  Eigen,  an  ihm  hing 
die  ursprüngliche  Grundherrlichkeit  des  geistlichen  Fürsten  über 
den  grösseren  Bereich  und  die  obere  Gerichtsbarkeit  von  Bonn 
(Lacomblet,  Archiv  Bd.  II,  S.  298). 

In  der  für  Bonn  so  verhängnissvollen  Zeit,  als  Kurfürst 
Gebhard  Truchses  seinen  Abfall  vom  katholischen  Glauben  vor- 
bereitete und  schliesslich  durch  Vermählung  mit  ■  der  Gräfin 
Agnes  V.  Mansfeld  offen  bekundete,  war  das  Gasthaus  zur  Blume 
der  Sammelplatz  der  Truchsesschen  Partei,  hier  fand  auch  am 
Tage  der  Vermählung  (2.  Februar  1583)  das  Hochzeitsessen 
statt  (vgl.  Ennen,  Geschichte  der  Stadt  Köln  Bd.  V,  S.  82). 
Dass  das  Paar  sich  in  demselben  Hause  habe  copuliren  lassen, 
wird  zwar  in  einer  kleinen  Schrift,  betitelt  „Kurfürst  Gebhard 
Truchsess.  Ein  Beitrag  zur  geschichtlichen  Bedeutung  der 
Restauration  „Em  Höttche**  zu  Bonn,  ehedem  „Gasthaus  zur 
Blomen  —  Blume**  genannt.  Bonn.  Im  Selbstverlag  des  Heraus- 
gebers Lambert  Schorn,**  behauptet  (S.  11),  ist  aber  durchaus 
nicht  erwiesen. 

Im  J.  1577  und  über  die  Truchsesschen  Wirren  hinaus 
werden  als  Wirth  und  Wirthin  „zur  Blomen**  Heinrich  v.  Alden- 
roidt  und  Gertrud  Weissman  genannt.  Acht  Jahre  später  (1585) 
schenkte  das  anscheinend  kinderlose  Ehepaar  „beide  häuser  zur 
Blomen  und  zum  Wolf  beneben  der  bürger  hause,  beide  am 
Markt  gelegen,  zusambt  allen  derselben  in  und  zubehör,  haus- 
rath,  clenodien,  gülden  silbern  köpfen  und  tinnen  geschir**  u.  s.  w. 
ihrer  „schwiegerin  und  nichte**  Elisabeth  Knippungk  (Knipping), 
die  in  erster  Ehe  mit  Johann  Barholtz,  Zöllner  zu  Bonn,  in  zweiter 


a44  Theodor  Oppenhoff 

(bereits  1591)  mit  Johann  Georg  Kurtzrock,  Bargermeister  und 
Schöffen   zu    Bonn,    Schultheiss   des   Mülheimer   Hofesgerichts 
daselbst,  auch  Zollschreiber  zu  Berck  (Eheinberg)  verheirathet 
war.  Von  ihnen  ging  das  Haus  zur  Blume  auf  Valentin  Kurtzrock 
und  dessen  Gattin  Susanna  Erlenwein  über;  letztere  verkaufte 
es  nach  ihres  Mannes  Tode  an  den  Kurfürsten  Max  Heinrich, 
der  1661  gerichtlich  angeerbt  wurde.   Fünf  Jahre  später  (1666) 
erwarben  das  kurfürstliche  Haus  zur  Blume  Ihre  Hochfürstl. 
Gnaden  Franz  Egon  Bischof  zu  Strassburg,  der  es  1682  seinem 
Intendanten    und    Kammerrath   Gregor   Meyerhoff  und   dessen 
Gattin  Christina  Bomart  überliess.    Meyerhoff  verkaufte   1690 
den  Hausplatz  zur  Blume  (das  Haus  war  1689  während  der 
Belagerung  der  Stadt  in  Asche  gelegt)  an  die  Italiener  Gebrüder 
Bartholomäus  und  Johann  Mainone,  die  es  neu  erbauten.    Von 
den  Erben  Mainone  wurde  dasselbe  1739  an  den  Kölner  Kauf- 
händler Johann  Klaren  verkauft  (Protocolla  contractuum  bis  zum 
J.  1739). 

Als  man  1737  mit  dem  Abbruche  des  alten  Bonner  Rath- 
hauses  begann,  um  an  dessen  Stelle  das  noch  jetzt  bestehende 
zu  errichten,  wurde  das  Haus  zur  Blume  von  Bürgermeister 
und  Rath  für  ihre  und  der  Zwölfter  (Vorsteher  der  zwölf  Zünfte) 
Sitzungen  und  für  andere  Bedürfnisse  der  Stadtverwaltung 
gemiethet  (Bonner  Archiv  Bd.  III,  S.  23).  Später  ist  es  ins 
Eigenthum  der  Stadt  übergegangen  und  von  ihr  im  J.  1822 
verkauft  worden. 

Zu  S.  276,  Nr.  1 .  Wenn  der  Name  Buckingh  hier  (gleich  Byckel- 
gin,  Bux  Sohn  und  Bückelgen,  Bocks  Sohn)  mit  der  Familie  Bück 
(Bock)  in  Verbindung  gebracht  ist,  so  beruht  dies  auf  der  Annahme, 
dass  die  Endsilbe  ing,  welche  in  Mecklenburg  bekanntlich  noch  jetzt 
als  Verkleinerungssilbe  gebräuchlich  ist,  als  solche  zu  Zeiten 
für  das  ganze  nördliche  Deutschland  mundartlich  gegolten  habe. 
Hierfür  spricht  die  grosse  Zahl  deutscher,  insbesondere  auch 
westphälischer  und  niederrheinischer  Familiennamen  auf  ing, 
welche  aus  Vornamen  gebildet  sind,  indem  dieselben  anscheinend 
aus  einer  Zeit  stammen,  in  welcher  Familiennamen  noch  nicht 
allgemein  üblich  waren  und  es  daher  nahe  lag,  den  Sohn  nach 
dem  Vornamen  des  Vaters  durch  Zusetzung  einer  Verkleinerungs- 
form zu  bezeichnen,  woraus  dann  schliesslich  der  Namen  zum 
Familiennamen  wurde.  Als  Beispiele  mögen  dienen  Brüning 
(Bruno),  Coninx  (Conrad),  Depping  (Deppo),  Elmering  (Elmai), 


Nachtrag  zu  dem  Aufsatze  über  die  Aachener  Steriizunft.  345 

Everings  (Eberhard),  Füsting  (Fust),  Gerling  (Gerlach),  Goering 
(Georg),  Götting  (Gotthardt  etc.),  Johanning  (Johann),  Jösting 
(Jost),  Kersting  (Christian),  Oetting  (Otto),  Thomassing  (Thoraas), 
Wülfing  (Wulf),  Döring  (Theodor),  Dreising  (Andreas),  Köpping 
(Jacob),  Eensing  (Laurenz  etc.),  Theissing  (Mathias).  Hieran 
schliessen  sich  solche  Namen,  welche  anscheinend  aus  ähnlicher 
Ursache  nach  einem  Gewerbe  oder  einer  Stellung  gebildet  sind, 
wie  Essing  (Esser  d.  h.  Stellmacher),  Greving,  Grütering, 
Schmedding,  Wefing  (Wever,  Weber),  Meiering,  oder  nach 
einem  Besitzthum  oder  einer  sonstigen  Oertlichkeit,  wie  Saling, 
Büsching  (Busch),  Hecking,  Heiding  (Halde),  Knipping  (Knipp 
=  Anhöhe,  vielleicht  auch  Abhang,  mehrfach,  namentlich  in  Zu- 
sammensetzungen, als  Name  hochgelegener  Stellen  vorkommend), 
Röhrings,  Schürings  (Schür  d.  h.  Scheuer).  Vgl.  ferner  die 
englischen  Namen  Jrving,  Fieldiug,  Canning,  Manning.  Beach- 
tungswerth  erscheint  es  in  dieser  Hinsicht,  dass  im  Clevischen 
der  Volksmund  bei  den  heimathlichen  Namen  auf  ing  letzterer 
Silbe  die  dort  übliche  Verkleinerungsform  ke  (=  chen)  sub- 
stituirt  und  daher  statt  Everings,  Leitings  und  Schürings  stets 
Everkes,  Leikes  und  Schürkes  sagt.  Dass  übrigens  selbst  die 
gerade  in  süddeutschen  Ortsnamen  stark  vertretene  Form  ingen  auf 
eine  Art  patronymischen  Ursprungs  zurückzuführen  sei,  darüber 
vgl.  Grimms  Deutsche  Grammatik  (Ausgabe  1826,  Bd.  V,  S.  349). 
Auf  den  Wechsel  der  Endsilben  ich  und  chen  (bei  dem  Worte 
Richterich)  ist  bereits  im  Bande  XV  dieser  Zeitschrift  S.  319 
hingewiesen  worden,  während  Berlich,  eine  Strasse  Kölns,  sich 
im  Mittelalter  auch  Berlinc,  das  Dorf  Breidenich  (jetzt  Breinig) 
sich  auch  Breydinch^  geschrieben  findet  und  der  Pflanzenname 
Genserich  in  alter  Zeit  Grensinc  bezw.  Gensing  lautete*,  was 
unmittelbar  für  die  Identität  von  —  ich  und  —  ing  zu  sprechen 
scheint.  Ueber  die  Verkleinerungsform  ig  bei  den  aus  dem 
Slavischen  abzuleitenden  Namen  vgl.  Marjan,  IV,  S.  21. 

Zu  S.  277,  Nr.  3.  Herr  E.  v.  Oidtman  bestätigt,  dass  die 
Aachener  Drimbom  nicht  von  Dreiborn  in  der  Eifel  stammen. 
Er  schreibt: 

Die  im  Aachener  Schöffenstuhl  vorkommenden  Drimborn 
stammten  von  dem  Gut  Drimborn  zu  Forst  bei  Aachen. 
Dreibom  bei  Schieiden  hat  gar  nichts  mit  diesem  Geschlecht 

')  Lacomblet,  Urkandenbnch  Bd.  III,  S.  592. 

'}  Kluge,  Etymologisches  Wörterbuch,  s.  v.  Gänserich. 


346  Theodor  Oppenhoff 

ZU  thun.  Wohl  aber  scheint  ein  Johann  v.  Drynbornen,  welcher 
1369  Amtmann  zu  Nideggen,  1383  Ritter  und  Amtmann  zu 
Zülpich  war  und  welcher  einen  aufgerichteten  Löwen,  überdeckt 
von  Bastartbalken,  führte  ^  von  Dreiborn  in  der  Eifel  den  Namen 
erhalten  zu  haben.  Nach  seinem  Siegel  zu  urtheilen  und  da 
Dreiborn  ursprünglich  Besitz  der  Grafen  von  Jülich  war,  wird  er 
ein  Bastart  des  Hauses  Jülich  gewesen  sein^  Die  Aachener  Drim- 
born,  welche  drei  Rosen  rechts  schräge  gestellt  im  Wappen  führten, 
besassen  die  Güter  Ruhrkempen,  Graetbroich,  Born  und  Dürwiss. 

Zu  S.  277,  Nr.  4.  Des  Namens  Vincenz  v.  Schwanenberg 
gab  es  zwei  Ritter,  Vater  und  Sohn.  Der  ältere  war  der  Sohn 
Gawins  v.  Schwanenberg,  welcher  1440  den  Beinamen:  „der 
Vedder"  führt  und  aus  Böhmen  stammtet  Sein  Wappen  war 
in  rothem  Feld  ein  weisser  Schwan,  welches  auch  als  Wappen 
der  „Herrn  v.  Schwanberg"  (oder  v.  Schwanenburch  im  Grünen- 
bergschen  Wappenbuch)  im  Siebmacherschen  Wappen  buch*  ab- 
gebildet ist.  Zu  dem  Dorf  Schwanenberg  bei  Erkelenz  hat  dieses 
Geschlecht  keinerlei  Beziehung.  Der  ältere  Vincenz  v.  Schwanen- 
berg, Amtmann  zu  Limburg  und  zu  Erprade,  Marschall  des  Erz- 
stifts Köln,  war  vermählt  mit  Alveradis  v.  Palant  "(seit  1478) 
Wittwe  Heinrichs  v.  Drachenfels,  seine  Tochter  Katharina  1501 
Gattin  Wilhelms,  Herrn  zu  Renneberg  und  Winterburg;  sein 
Sohn  Vincenz,  1516  jülichscher  Hofmeister,  besass  das  Gut  Soron 
und  Erprath  in  Pfandschaft;  er  war  vermählt  mit  Jutta,  Tochter 
Peters,  Grafen  v.  Salm-Reifferscheid  und  hinterliess  eine  Tochter 
Anna,  gestorben  1543,  seit  1530  Gattin  Diedrichs  v.  Wylich 
zu  Wylich  und  Diesfort,  clevischen  Erbhofmeisters,  (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  277,  Nr.  5.  Das  Geschlecht  von  dem  Horrich  stammte 
vom  Hause  Horrich  bei  Geilenkirchen,  welches  Gut  durch  Erb- 
schaft an  die  Randerath  kam.  Das  Gut  Horrich  in  Brachein 
erhielt  erst  durch  die  Besitzer  Horrich  späterhin  den  Namen, 
(v.  Oidtman.) 

Zu  S.  278,  Nr.  7.  Gemäss  einer  Urkunde  vom  20.  Dezem- 
ber 1533  (v.  Fürth,  Beiträge  etc.  Bd.  ü,  2,  S.  118)  lag  das 
Haus  zome  Buschoflfsstave  neben  dem  noch  jetzt  die  Maus  ge- 


*)  Siegel  gezeichnet  bei  Redinghoven  Bd.  65  unter  Drimborn.  (v.  Oidtman.) 
«)  NachkomracubeiStrange,Beitr.Bd.Xri,  S.  126erwähnt  (v.  Oidtman.) 
*)  Vgl.  Borheck,  Gesch.  v.  Cleve  Bd.  I,  S.  250  u.  468.  Teschen- 
macher,  Annalen,  S.  452  u.  469,  Barsch,  Eiflia  Bd.  11,  1,  S.  141.  (v.  Oidtman.) 
*)  Ausgabe  von  1680  Bd.  I,  S.  31.    (v.  Oidtman.) 


Nachtrag  zu  dem  Aufsatze  über  die  Aachener  Sternzunft.  347 

nannten  Hause  am  Münsterplatze  (die  muyss  genant  steit  in  den 
Eadermart  neest  deme  huyse  zonie  buschoffsstave  an  eyne  ind 
neest  deme  huyse  zer  lylien  genant  an  die  andere  syden). 

Zu  S.  279,  Nr.  11.  Hier  ist  jedenfalls  Johann  v.  Bensen- 
raide  gemeint,    (v.  Oidtman.) 

Ein  Johann  v.  Bensenraide,  wahrscheinlich  derselbe,  wird 
in  der  oben  erwähnten  Urkunde  vom  20.  Dezember  1533  als 
Mitglied  des  Aachener  Schöffenstuhls  aufgeführt.  Zu  der  land- 
tagsfahigen  Ritterschaft  des  Landes  Valkenburg  gehörten  ge- 
mäss der  in  dieser  Zeitschrift  Bd.  XV,  S.  285  auszugsweise 
mitgetheilten  Handschrift  vom  J.  1560  zwei  Herren  v.  Benzen- 
rade. Ein  Bercholphus  v.  Bensenrade  kommt  bereits  in  einer 
Urkunde  vom  J.  1281  (Publ.-de  la  soci6t6  historique  de  Lim- 
bourg  Bd.  VIII,  S.  164)  unter  den  Zeugen  vor;  das  (a.  a.  0., 
Bd.  VI,  S.  173  ff.  abgedruckte)  Nekrologium  der  adeligen  Proosdy 
St.  Gerlach  bei  Valkenburg  gedenkt  mehrerer  Mitglieder  der 
Familie.  Dagegen  nennt  ein  Akt  vom  Mai  1627  (a.  a.  0.,  Bd.  XV, 
S.  382)  unter  den  Meistbegüterten  der  Hauptbank  Heerlen,  wegen 
des  Hauses  Bentsenraedt,  F.  G.  v.  Schaesberch. 

Zu  S.  279,  Nr.  16.  Die  Hoen  v.  Cartils  besassen  nicht 
Boslar  im  Kreise  Jülich,  sondern  das  Gut  Dürboslar  bei  Alden- 
hoven,    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  280,  Nr.  22.  Das  Wappen  der  vame  Driesch  hat 
grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  der  Palant,  es  ist  nur  durch  ein 
Frei  viertel  mit  Lilie  vermehrte  Slanghen,  in  seiner  Abhand- 
lung über  Hoensbroeck*  gibt  an,  das  Geschlecht  stamme  vom 
Pachthof  Driesch  in  der  Gemeinde  Voerendal.  Jedenfalls  kommen 
die  vame  Driesch  viel  früher  urkundlich  vor,  wie  die  Palant. 
(v.  Oidtman.) 

Zu  S.  281,  Nr.  27.  Ueber  die  Hurt  v.  Schöneck  handelt 
am  ausführlichsten  Dronke,  Mittheilungen  über  die  Burg 
Schönecken,  Trier  1892  (Beilage  zu  dem  Programm  des  städ- 
tischen Kealgymnasiuras).     (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  283,  Nr.  45.  Nach  „in  das  Limburgische^  ist  ein- 
zuschalten: d.  h.  in  die  heutige  holländische  Provinz  Limburg. 

Zu  S.  284,  Nr.  51.  Joliann  v.  Goir  war  Vogt  und  Herr 
zu  Eyss,  1473,  1492  (nicht  Elsse!).    Es  gab  nicht  weniger  als 

*)  Also  äbnUcb,  wie  das  Vlattcnsche  Wappen  das  Stammwappen  Merode 
vermehrt  mit  einem  Freiviertel  zeigt    (v.  Oidtman.) 
«)  8.  261,  Anm.  4.    (v.  Oidtman.) 


348  Theodor  Oppenhoff 

fünf  gänzlich  verschiedene  Geschlechter  Goer.  Dieser  Johann  ge- 
hört dem  Geschlecht  Goer  an,  welches  aus  der  Familie  v.  Hörn 
hervorgegangen  ist.    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  285,  Nr.  54.  Philipp,  Herr  zu  Esch  an  der  Salna, 
war  Herr  zu  Clausen  und  Sehlem  1488,  1532  todt.    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  286,  Nr.  58.  Hier  ist  ein  Druckfehler  zu  vermerken, 
indem  statt  Alten-Büchen  Alten-Biesen  gelesen  werden  muss. 

Zu  S.  286,  Nr.  60.  Johan  Pryck  v.  Geisbach  oder  Gitzbach . 
(v.  Oidtman.) 

Zu  S.  289,  Nr.  80.  Jedenfalls  ein  Kessel  von  der  Familie, 
welche  das  Rautenkreuz  im  Wappen  führte,  bei  welcher  der 
Vorname  Heinrich  mehrfach  vorkommt,     (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  289,  Nr.  83.  Johan  v.  Eebotraedt.  Die  Familie 
führte  ein  mehrfach  getheiltes  Wappen  mit  zwei  Löwen  belegt, 
Freiviertel  mit  Vogel,    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  290,  Nr.  84.  Peter  v.  Goslar  1506.  Noch  1613 
war  Godfried  v.  Goslar  aus  dieser  Familie  Propst  auf  dem 
Apollinarisberg  bei  Remagen.  Redinghoven  sah  noch  eine 
Fensterscheibe  mit  dessen  acht  Ahnenwappen  auf  dem  Apollinaris- 
berg.    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  291,  Nr.  105.  Es  gab  vier  verschiedene  Familien 
V.  Anxstel.  Der  Vorname  Gerhard  kommt  bei  den  Siegenhoven 
genannt  Anstel  (auch  Anxstel  geschrieben)  vor.     (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  291,  Nr.  108.  Quirin  v.  Leyck  führte  den  Beinamen 
Doinraedt  von  seiner  Mutter,  die  eine  Dobbelstein  zu  Doenrath 
war;  er  besass  1515  Muthhagen.     (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  293,  Nr.  125.  Es  gab  eine  Familie  v.  Wallum, 
genannt  Horpusch  zu  Kuckum,  welcher  dieser  Johann  angehört, 
und  eine  Familie  Hoerpesch,  auch  Hurpisch  genannt,  die  ein 
anderes  Wappen:  drei  Rauten  führte,    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  297,  Nr.  160.  Die  Reuschenberg  zu  Roschet  u.  s.  w. 
stammen  von  Reuschenberg  bei  Bergheim  und  kommen  zuerst 
unter  dem  Namen  von  Esch  vor;  zu  Reuschenberg  a.  d.  Wupper 
haben  sie  keinerlei  Beziehung,    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  298,  Nr.  173.  Franz  Voss  aus  der  westfälischen 
Familie,  von  der  dieser  Zweig  das  Gut  Schwarzenberg  bei  Kor- 
nelimünster  besass.  Das  Geschlecht  blüht  noch,  ist  aber  gänz- 
lich verschieden  von  dem  hannoverischen  mit  einem  Fuchs  im 
Wappen,    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  300,  Nr.   195.     Die  Streithagen  zu  Merzenhausen 


Nachtrag  zu  dem  Aafsatze  über  die  Aachener  Stemzunft.  d4d 

haben  mit  dem  Geschlecht  Streithagen,  aus  welchem  der  Abraham 
hervorgegangen,  welches  den  Beinamen  Judenkop  führte,  nichts 
zu  thun,  sie  führten  einen  doppeltgezinnten  Balken  im  Wappen. 
Die  Angabe  von  Fahne,  dass  die  Mutter  des  berühmten  Jan 
V.  Werth  eine  Streithagen  gewesen  sei,  ist  höchstwahrscheinlich 
unrichtig,  vielmehr  war  eine  Schwester  des  Generals,  Johanna, 
wahrscheinlich  an  einen  Streithagen  zu  Merzenhausen  verhei- 
ratbet.  Von  den  Streithagen  zu  Merzenhausen  wird  Gerhard  1426 
mit  einer  Hufe  Land,  Busch,  Benden  und  Ackerland  zu  Merzen- 
hausen belehnt;  1563  hat  diese  Hufe  Peter  Men  v.  Strythagen 
für  sich  und  seine  Geschwister  zur  Hälfte,  die  andere  Hälfte 
für  Diedrich  Hillensberg  und  seine  Erben  zur  Lehn  empfangen. 
—  Andreas  Streithagen  war  Schulmeister  und  Organist  zu 
Heinsberg,  vermählt  mit  Maria  Sylvia.  Ausser  dem  als  Schrift- 
steller bekannten  Sohn  Peter,  hatte  er  einen  Sohn  Johann,  wel- 
cher 1640  als  secretarius  oppidi  et  satrapiae  Berchemensis  be- 
zeichnet wird,  sowie  eine  Tochter,  vermählt  mit  N.  v.  Gresse- 
nich  (Wappen:  drei  Ringe),     (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  302,  Nr.  217.  Wolter  v.  d.  Arck  gehört  zu  der 
Familie,  welche  einen  Balken  von  drei  Blättern  (Seeblättern) 
begleitet,  als  Wappen  führte.  Diese  Familie  stammte  von  Arken 
oder  Ark  jetzt  Orken  bei  Grevenbroich,    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  307,  Nr.  270.  Diese  Familie  Weisweiler  hat  zu  den 
adeligen  Familien,  welche  sich  von  Weisweiler  a./Inde  schrieben, 
keine  Beziehungen.  Das  Wappen  des  Balduin,  sehr  unheraldisch, 
zeigt  auf  Siegeln  einen  Balken,  über  dem  eine  Perlenkrone  von 
drei  Perlen  steht,  unten  einen  offenen  Flug  mit  je  einer  Kugel  be- 
legt, dazwischen  eine  schwebende  Kugel,    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  307,  Nr.  272.  Die  Familie  v.  Meuthen  kommt  zu- 
erst in  Nothberg  a./Inde  urkundlich  vor.    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  309,  Nr.  280.  Das  Geschlecht  Velradt,  auch  v.  Vel- 
rath,  genannt  Meuther,  stammte  vom  Hof  Velrath  bei  Greven- 
broich und  führten  die  Velrath  die  drei  Rauten  als  Lehnsleute 
der  Edelherrn  zur  Dyck,  welche  drei  Rauten  im  Wappen  hatten, 
(v.  Oidtman.) 

Zu  S.  312,  Nr.  303.  Der  Schlusssatz  wird  durch  Anni.  4, 
S.  4,  Bd.  XV  dieser  Zeitschrift  erledigt,    (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  319,  Nr.  354.  Die  v.  Westrem  stammen  aus  der  Gegend 
von  Recklinghausen  (vgl.  Fahne,  Westph.  Geschl).  (v.  Oidtman.) 

Zu  S.  322,  Nr.  386.  Bensberg  ist  Berensberg.  (v.  Oidtman.) 


Kleinere  Mittheüungen. 


1.  Aachener  Lehrer  und  Studenten  an  der  Hochschule 
zu  Paris  im  14.  und  15.  Jahrhundert. 

Zu  denjenigen  Männern,  welche  durch  ihre  bedeutenden  Untersuchungen 
überraschend  neues  Licht  über  das  machtvolle  Geistesleben  des  Mittelalters 
in  unsern  Tagen  verbreitet  haben,  gehört  der  zweite  Archivar  des  aposto- 
lischen Stuhles,  P.  Heinrich  Denifle,  aus  dem  Orden  der  Dominikaner. 
Schon  der  erste  Band  seines  Werkes  „Die  Universitäten  des  Mittelalters  bis 
1400,"  Berlin  1885*  bekundet  die  grossen  Fortschritte,  welche  die  moderne 
geschichtliche  Wissenschaft  seit  den  Tagen  eines  Du  Boulay  und  Jourdain 
in  Frankreich,  und  von  Savignys  in  Deutschland  gemacht.  Neben  der  er- 
staunlich umfassenden  Benützung  der  deutschen,  französischen,  englischen 
und  spanischen  Archive,  insbesondere  aber  des  vatikanischen  Archivs,  in 
welchem  Denifle  seine  Domäne  besitzt,  war  es  namentlich  die  kritische  Methode 
des  Verfassers,  welche  die  Aufmerksamkeit  der  Fachgenossen  auf  sich  lenkte. 
Ist  die  Thatsache,  dass  das  epochemachende  Werk,  welches  die  Entstehung, 
Ausbildung  und  Wirksamkeit  der  mittelalterlichen  Hochschulen  in  völlig 
neuem  Licht  erscheinen  lässt,  bisher  seine  Vollendung  noch  nicht  empfangen, 
auch  geeignet,  unser  Bedauern  zu  erwecken,  dann  werden  wir  für  diesen  Aus- 
fall entschädigt  durch  eine  noch  bedeutendere  Arbeit  Deniflcs,  von  welcher 
jetzt  bereits  vier  Bände  ans  Licht  gestellt  sind. 

Mit  Unterstützung  der  französischen  Staatsregierung  und  unter  Beihülfe 
des  Conservateur  adjoint  an  der  Bibliothek  der  Pariser  Hochschule,  veranstaltet  der 
deutsche  Landsmann  P.  Denifle  jetzt  die  Herausgabe  der  Dokumente  der  alten 
Pariser  Universität*.  Nur  einem  Manne  von  seiner  gründlichen  Kenntniss 
der  europäischen  Bibliotheken,  seiner  kritischen  Begabung  und  genauen  Be- 
kanntschaft mit  den  mittelalterlichen  Geistesströmungen  auf  den  Gebieten 
der  Philosophie  und  Theologie  konnte  die  Lösung  einer  solchen  Aufgabe  ge- 
lingen. Allbereits  haben  sich  die  bedeutendsten  Gelehrten  dahin  ausgesprochen, 


1)  Vgl.  meine  Besprechungen  in  den  Hiator.-Polit.-Blättern  Bd.  XGVI,  S.  578—^88 
und  Dublin  Review,  Oktober  1885,  p.  450—451. 

*)  Chartolarium  Universitatia  Parisiensis  sub  auspicüs  oonsilii  generalis  Facultatum 
Parisiensium  ex  diversis  bibliotlieois  tabularüsqne  coUegit  et  cum  authentiois  chartis 
contulit  H.  Denifle,  O.  P.  in  arcbivo  Apost.  Sedis  Vicarius  auxUiante  Aemilio  Chatelain, 
bibliothecae  Univorsit.  in  Sorbona  adjuncto.  Tom.  1  ab  an.  1900—1286.  Tom.  II  128ft— 18öa 
Tom.  UI  1850-1894.  Paris.  Typ.  Delalain.  4»  1889—1894,  p.  XXXVI,  718  und  XXH,  808 
und  XL,  777. 


Kleinere  Mittheilungen.  351 

dass  die   Ausführung  des  schwierigen  Unternehmens  geradezu  als  muster- 
gültig bezeichnet  werden  müsse. 

Neben  dem  Chartularium,  welches  die  Urkunden  der  Universität  in 
chronologischer  Ordnung  von  1200—1394  in  den  drei  ersten  Bänden  bis 
jetzt  gebracht  hat,  spenden  die  Herausgeber  im  Auctarium,  welches  ebenfalls 
auf  eine  Reihe  von  Bänden  veranlagt  ist,  solche  einschlägige  Schriften,  deren 
bedeutender  Umfang  ihre  Einverleibung  in  das  Chatularium  nicht  empfiehlt  ^ 
Zu  diesen  gehören  die  Tagebücher  der  Prokuratoren  der  Nationen  in  der 
Artisten  -  Fakultät.  Diese  bestand  in  Paris  aus  vier  Nationen:  Natio 
Gallicana,  Picardorura,  Normannorum,  Anglicaua  (Alemanniac).  Der  letztere 
Name  findet  seinen  Grund  in  dem  anfänglichen  Ueberwiegen  des  englischen 
und  schottischen  Elements  an  der  Hochschule,  während  seit  1367  die  Bezeich- 
nung Natio  Alemanniae  aufkam,  nachdem  die  Deutschen  an  Einfiuss  ge- 
wonnen hatten  ^  Die  Natio  Anglicana  gliederte  sich  hinwiederum  in  vier 
Provinzen :  Scotia,  Alemannia,  Suecia,  Dacia.  Von  kleinen  Zeiträumen  abge- 
sehen, haben  sich  die  Amtsbücher  der  Prokuratoren  der  anglikanischen  (deut- 
schen) Nation  erhalten  und  liegen  nunmehr  im  ersten  Bande  des  Auctarium 
von  1330—1406  gedruckt  vor.  Die  Namen  der  aus  Aachen  stammenden 
Docenten  und  Scholaren  haben  wir  aus  dem  Auctarium  ausgehoben  und  unter 
Beifflgung  von  Erläuterungen  der  technischen  Ausdrücke  hier  zusammen- 
gestellt. 

(1.)  1333.  Tempus  Procuracionis  magistri  Johannis   de  Waltirstona   Scoti. 

Item  sub  magistro  Johanne  de  Scenighen  determinavit  ^  dominus  Rey- 

nerus  de  Aquisgrana,  cujus  bursa*  IIU  solidi  (p.  15). 
(2.)  1333.  Tempus  procurationis  Goeswini  de  Zutphania.    Item  licenciatus 

fuit   dominus   Reinerus  de   Aquisgrana  sub  magistro  Johanne   de 

Sceneghen,  cujus  bursa  VI  solidi  (p.  17). 

•)  Anctarium  ChartulHiii  Universitatia  Parisiensis  sub  aaspiciis  conailii  generalis 
factdtattun  Parisiensiam  ediderunt  Henricus  Denifle,  O.  P.,  in  archivo  apostolicae  Sedia 
Romanae  vioarios,  ucademiarum  Vindobonensis  PragensLs  Berollnensis  socius  et  Aemi- 
liuÄ  Chatelain  in  bibliotheca  nniversitatis  ParUiis  conservator  adjunctus  palaeograpbiae 
UtlDae  in  Sorbona  magister.  Tomus  I  Liber  Procaratoram  nationis  Anglicanue  (Ale- 
manniae) ab  anno  MCCCXXXIII  ad  annum  MCCCCVI.  Parlsäs  apud  frutros  Delaluin 
MDCCCLXXXXini  40  LXXVI.  992  col. 

*)  In  der  Glaubensspaltung  des  16.  Jahrhunderts  gingen  England  und  Schottland 
fUr  den  Katholizismus  verloren^  während  die  Iren  der  Kirche  treu  blieben.  Von  da  an 
trett»n  Engländer  und  Schotten  in  Paris  vor  den  Iren  in  den  Hintergrund.  Ein  Verzeichniss 
der  irischen  Proknratoren  der  „Constantissima  Germanorum  natio**  an  der  Pariser 
H«>chschule  im  17,  und  18.  Jahrhundert  nach  den  Begistres  de  l'ünivorsite  bei  A.  Beiles- 
heim,  Geschichte  der  katholischen  Kirche  in  Irland.    Mainz  1»K>,    Bd.  II,   S.  7H5— 742. 

*)  Determinare  ist  gleichbedeutend  mit  Ablegung  der  Prüfung  für  das  Bacoa- 
laureat.  Denifle-Chatelain,  Anotar.  I,  p.  XXIX:  Doterminantia  ac  baccalaurentus 
idem  omnino  erat.  Regelmässig  vollzog  sich  dieser  Akt  in  der  Fastenzeit.  Er  bestand 
darint  das«  der  Kandidat  bei  gewissen  Disputationen  den  Vorsitz  führen  und  in  strittigen 
Punkten  die  Entscheidung  (determinare)  geben  musnte. 

*)  Denifle-Chatelain.  Auctar.  I,  p.  XLV.  Der  Name  Bursa  bezeichnete  diejenige 
Oeldsnmme,  mit  welcher  der  Student  den  Lebensunterhalt  bestritt.  Sie  bildet<^  die 
Gmndlago  zur  Bemessung  der  Höhe  der  an  die  Fakultät  zu  entrichtenden  Gebühren. 
L.  c.  Qni  pro  bursa  nihil  vel  minus  Irt  denariis  habuemnt,  ad  snbdeterminaudum  ad- 
misti  tant. 


Kleinere  Mittheilungen.  353' 

(12.)  1354.  Procorator  Hermannus  de  RotwH.  Item  incepit  dominus  Johannes 

Beissel  *  de  Aq als  snb  magistro  Johanne  de  Aquis,  cujus  bursa_8  soL, 

floreno  valente  26  solidos  (p.  175). 
(13.)  1355.  Procurator  Johannes  de  Peblis  (Scotus).   Isti  sunt  detenninantes. 

Item   Johannes  de  Brandburg'  de  Aquis  sub  magistro  Johanne  de 

Aquis,  cujus  bursa  5  solidi  (p.  177). 

Item  Petrus  de  Geilenkirchen  sub  magistro  Johanne  de  Aquis, 

cujus  bursa  nichil,  juravit  tarnen  satisfaccre  quamcicius  posset  (p.  178). 
(14.)  1855.  (Procurator  Johannes  de  Peblis.)   Isti  sunt  determinantes.    Item 

Johannes  de  Braudburg  de  Aquis  sub  magistro  Johanne  de  Aquis, 

cujus  bursa  5  solidi  (p.  178). 
(15.)  1355.  Procurator  Arnoldus  de  Bevere  de  Embeke  (Saxo).    Item  licen- 

ciatus  fuit  dominus  Johannes  Wich  sub  magistro  Johanne  de  Aquis, 

ctgus  bursa  sex  solidi  (p.  183). 
(16.)  1356.  (Procurator)  Themo  Judei  clericus  Monasteriensis  dioc.  et  civi- 
tatis, Westfalus.  Item  electi  erant  secundum  formam  statuti  magister 

Bero  de  Suecia  et  magister  Johannes  de  Aquis  Grani  in  examinatores 

determinancium  vel  determinaturorum  (p.  190). 
(17.)  1856.  Procurator  Themo  Judei  clericus  Monasteriensis  dioc.  Isti  sunt 

qui  determiuaverunt.    Item  dominus  Johannes  de  Pavone  sub  magistro 

Johanne  de  Aquis,  cujus  bursa  dimidium  scutum,  scuto  valente  18  soli- 
dos et  4  denarios. 

Item  Johannes   de  Maguntia   sub   magistro  Johanne   de   Aquis, 

cujus  bursa  4  solidi  cum  6  denariis  (p.  190). 
(18.)  1356.  Item   28*  die  mensis  Marcii  .  .  .  substituit    nacio    magistrum 

Johannem  de  Aquis  loco  receptoris  (p.  194). 
(19.)  1356.  Item  licenciatus  fuit  dominus  Johannes  de  Bradburch  de  Aquis 

snb  magistro  Johanne  de  Aquis,  cujus  bursa  6  solidi  (p.  195). 
(20.)  1 356.  Item  licenciatus  fuit  dominus  Henricus  de  Ruremonde  sub  magistro 

Johanne  de  Aquis,  cujus  bursa  5  solidi  et  6  denarii  (p.  196). 
(21.)  1357.  Procurator  Henricus  de  Embeke.   Item  licenciatus  fuit  Hermannus 

de  Wezalia  sub  magistro  Joanne  de  Aquis,  cujus  bursa  4  solidi,  scuto 

valente  pro  16,  (p.  210). 
(22.)  1358.  Procurator  Magister  Artolfus  Lauterwech.     Isti  sunt  determina- 

tores  isti  US  anni.  Item  dominus  Wilhelmus  de  Mechlinia  prope  Aquas 

sub  magistro  Johanne  de  Aquis,  cujus  burse  9  sol.  (p.  225). 

Item  dominus  Wenemarus    de  Goye  de  Zutphauia  sub  magistro 

Johanne  de  Aquis,  cujus  burse  9  solidi. 

Procurator  magister  Artolfus  Lauterwech  de  Bavaria.    Isti  sunt 

determinatores  istius  anni.     Item  dominus  Arnoldus  de  Aquis,  sub 

magistro  Hainrico  de  Saxonia  (p.  227). 

V  A.  Heascht  Nomina  Canonioor.  Ref^al.  Eccl.  B.  M.  V.  Aquisc^raD.  Beissol  Htarb 
aU  Kanoniktu  1800. 

';  Heasoh,  Brandenburg  starb  al«  KanonikuH  VM). 

28 


354  Kleinere  Mittheilungen. 

(23.)  1358.  Procarator  Remboldus  Väner.  Item  incepit  dominus  Johannes 
de  Übach  sub  magistro  Joanne  de  Aquis  (p.  231). 

(24.)  1359.  Procuratio  magistri  Henrici  dicti  de  Eyher  de  Kalker,  Coloniens. 
dyoces.  Item  determinavit  Godefridus  Eykorn  de  Aquis  sub  magistro 
Johanne  de  Pavone,  cujus  bursa  14  solidi,  scuto  pro  30  solidis,  fide- 
jnssorem  posuit  qui  pro  eo  satisfaceret  nationi  .  .  .  (p.  243). 

(25.)  1364.  Procurator  Ricoldus  de  Haeften  (Trajectens.  dyocesis).  Item 
eadem  die  (XVI  Kai.  Martii)  determinavit  dominus  Martinus  Tienych 
de  Aquis  Leodiens.  dyoc.  sub  magistro  Marcilio  de  Ingben,  cujus 
bursa  IX  solidi. 

(26.)  1369.  Continuatio  procuratoris  magistri  Henrici  Langhals.  Item  deter- 
minavit dominus  Jacobus  de  Aquis  sub  magistro  Mersilio,  cujus 
bursa  VIII  solidi;  posuit  pignora  (p.  327). 

(27.)  1366.  Supplicavit  Gerardus  Muchart  de  Aquis  pro  dilacione  bursarum 
suae  licentiae,  positis  pignoribus  sufficientibus  penes  receptorem  .  .  . 
Primo  licenciatus  (est)  dominus  Gerardus  Muchart  de  Aquis  sub 
magistro  de  Calker  (p.  519). 

(28.)  1382.  Procuratoria  magistri  Petri  de  Catwiic.  Item  determinavit 
domicellus  Godefridus  de  Harne,  prepositus  Kerpensis^  (Colon,  dioc.) 
et  provisor  provincie  nostre  sub  magistro  Jordano  de  Clivis,  cujus  bursa 
VII  solidi,  VIII  denarii.  Solvit  (p.  616). 

(29.)  1404.  Procuratio  magistri  Hermanni  de  Ummen.  Item  determinavit 
dominus  Guillelmus  de  Dumeto  de  Aquisgranis  sub  magistro  Bernardo 
Eychof  (p.  876). 

(30.)  1406.  Procuratio  magistri  Conradi  Langh  de  Esslinga.  2^  supplicavit 
magister  Johannes  de  Berka  pro  litera  testimoniali  pro  magistro 
Gwillelmo  de  Aquisgrani  de  magisterio  suo,  cujus  supplicatio  eciam 
fuit  concessa  (p.  919). 

Aachen,  Kanonikus  Dr.  Ä,  Beilesheim, 

2.    Schloss  Jägerhof  in  Düsseldorf,  ein  Bau 
Johann  Joseph  Convens. 

Einer  freundlichen  Mittheilung  des  Herrn  Dr.  E.  Benard  in  Berlin 
verdankt  der  Unterzeichnete  einen  weiteren  direkten  Beleg  für  die  in  seiner 
Abhandlung  über  die  Architekten  Johann  Joseph  Couven  und  Jakob  Couven 
aufgestellte  Behauptung,  dass  das  kurfürstliche  Jagdschloss  J&gerhof  zu 
Düsseldorf  ein  Couvenscher  Bau  sei.  In  dem  Herrn  Eberhard  von  Ciaer  zu 
Burg  Vilich  bei  Beuel  gehörenden  Nachlasse  des  Düsseldorfer  Hofarchitekten 
Kees  befindet  sich  eine  Zeichnung,  die  einen  Plan  zu  den  Stallungen  des 
genannten  Jagdschlosses  darstellt  Der  Grund riss  des  Jägerhofs  selbst  ist 
mit  aufigeze lehnet  und  entspricht  genau  dem  Couvenschen  Plane  und  der 


')  Heusoh  4,  Qodefridus  do  Harve,  protonotarius  Papae  et  praepositos  Kerpeniis. 


Kleinere  Mittheilnngen.  355 

Wirklichkeit.  Oben  rechts  steht  auf  dieser  Zeichnung  folgende  Ueberschrift: 
«Plan  über  fernere  Fortsetzung  des  nach  dem  Project  der  Baumeisteren  tit: 
Couven  eingerichteten  Churfnrstlichen  Jäger-Hauses  Hieselbsten  und  solch  = 
ein  Entwurf  gemäss  aufzuführende  Flügelen,  auch  zu  revetirende  Düssel- 
bach.*  —  Dieser  Plan,  über  dessen  Urheber  Nachrichten  bisher  nicht  bekannt 
geworden  sind,  ist  gegen  1760  entstanden;  die  darin  enthaltene  Aussage, 
wonach  der  Jägerhof  nach  dem  Projekte  Couvens  eingerichtet  d.  h.  gebaut 
wurde,  stammt  also  von  einem  Zeitgenossen,  so  dass  jeder  weitere  Zweifel 
an  der  Autorschaft  Couvens  durch  dieselbe  hinfällig  wird.  Uebrigens  sind 
die  hier  geplanten  Stallungen  nicht  diejenigen,  die  jetzt  noch  erhalten  sind, 
denn  der  Plan  zeigt  sie  freiliegend  an  Stelle  der  jetzigen  Flügelbauten. 
Aachen,  Jos,  Buchkremef, 

3.   Die  Rechte  der  Abtei  Komelimttiister  nnd  des  Herzogs 
von  JUlich  in  dem  Dorfe  Kastenholz. 

Im  Januar  des  Jahres  1365*  überfiel  eine  Anzahl  von  Söldnern  der 
Stadt  Köln  das  Dorf  Kastenholz '.  Ehe  die  arglosen  Dorfbewohner  ihre  Habe 
an  Qeräth  und  Vieh  auf  den  Kirchhof  flüchten  konnten,  besetzten  die  An- 
greifer das  Dorf,  trieben  das  Vieh  aus  den  Ställen  und  den  Feldern  zusammen, 
raubten  aus  den  Häusern  Kleidung  und  Hausgeräth  und  traten  dann  mit  der 
ganzen  letchtermngenen  Beute  den  Heimweg  nach  Köln  an.  Die  Klagen  und 
Vorstellungen  der  Beraubten  blieben  ungehört,  sie  erfuhren  nur  thätliche 
Missbandlungen  und  Schmähungen.  Nur  wenigen  gelang  es  gegen  beträchtliche 
Geldopfer  einen  Theil  des  geraubten  Viehes  wieder  einzulösen,  den  Rest  der 
Beute'  theilten  die  Eäuber  unter  sich  nach  ihrer  Bückkehr  vor  den  Augen 
einiger  der  Geschädigten,  die  ihnen  nach  Köln  gefolgt  waren.  Auch  ein  von 
den  letzteren  erwirktes  Gebot  ies  Kölner  Bathes,  die  Beutetheilung  bis  nach 
der  nächsten Bathssitzung  zu  unterlassen,  wussten  die  Söldner  zu  umgehen^. 
Zu  dem  Raube  gehörte  auch  eine  Schafherde  von  850  Stück,  von  denen  267 ' 
Eigenthum  des  Klosters  Kornelimünster  waren.    Um  die  Bückerstattung  des 

>;  Die  Darstellung  beruht  auf  den  Akten  des  ProEesses,  den  die  Abtei  Komeli- 
mOnster  aus  Anlag«  des  Ueberfallefl  gegen  die  Söldner  vor  dem  erzbisohöfliohen  Offisialat- 
gerioht  ra  Köln  anstrengte.  Die  erhaltenen  Akten  bilden  ein  Hefb  in  A^  von  28  Papier- 
blatt«m  im  modernen  EUnband,  von  denen  die  beiden  letzten  unbeschrieben  geblieben 
sind.  (Verseichnet  durch  H.  Keussen,  Mittheilungen  ans  dem  Kölner  Stadtarohiv 
Heft  M,  a  4a) 

';  Jetct  Kreis  Rheinbach. 

>)  Der  Qesammtwerth  der  Beute  wurde  von  den  Zeugen  (vgl.  unten  S.  856)  auf 
mehr  als  800  Qld.  oder  2000  M.  pag.  col.  geschätzt. 

*)  Aussage  des  Bauern  Oodefridas  de  Cuohenheyra  (a.  a.  O.  f.  21  b):  Cum  .  .  . 
premissa  oonsulibus  civitatis  nunciarent,  .  .  .  dicti  oonsules  mandaverunt  reis,  ne  divi- 
derent  hniusmodi  spolinm  usqne  ad  diem  sequentem,  quod  et  factum  fuit,  sed  die  so- 
qaenti  hora  mane,  antequam  cives  Coloniensos  venirent  ad  consistorium,  dicti  rei  divi- 
serant  spolium  predictum. 

*)  Der  Werth  des  einzelnen  Schafes  wird  mit  BUoksicht  darauf,  dass  sie  zumeist 
trftohtig  waren  und  die  FrUhjahrschur  bevorstand,  auf  cu.  2  M.  pag.  angegeben  (f.  16  a, 
f  21a).  Einer  der  Zeugen  erklärte  (f.  22  a):  Nescit  infra  decem  leucus  tarn  speciosam 
tarmam  ovium  de  nna  cnrte  enntem  ad  pascus. 

28* 


356  Kleinere  Mittheilnngen. 

geraubten  Viehes  und  die  Bestrafung  der  Söldner  zu  erreichen,  machte  das 
Kloster  einen  Prozess  gegen  diese  vor  dem  erzbischöflichen  Ofiäzialat  in 
Köln  anhängig  und  ernannte  zu  seinen  Vertretern  den  Presbyter  Daniel, 
Rektor  der  Pfarrkirche  zu  VudeleysS  und  die  beiden  Notare  der  Kölner 
Kurie  Heinrieh  von  Westerholz*  und  Tilmann  von  Sülz.  Die  Beklagten 
erwählten  dagegen  zu  ihrem  Bechtsbeistand  den  Notar  der  Kurie  Heinrich 
von  Lintorf,  alias  de  Prato*.  Auf  den  Verlauf  der  Verhandlungen  kann 
hier  nicht  im  Einzelnen  eingegangen  werden.  Der  strittige  Punkt  war,  ob 
das  geraubte  Vieh  in  der  That  dem  Kloster  Kornelimttnster  oder,  wie  die 
Angeklagten  behaupteten,  dem  damaligen  Vogte  des  Dorfes  Kastenholz,  Bitter 
Johannes  von  Gronsfeld  gehört  habe.  Im  letzteren  Falle  hätte  es  sich  lediglich 
um  eine  nach  dem  Begriff  der  Zeit  rechtmässige  Kriegsbeute  gehandelt,  da 
der  genannte  Ritter  mit  der  Stadt  Köln,  deren  Söldner  ja  die  Angreifer 
gewesen  waren,  damals  in  offener  Fehde  ^  stand.  Zur  Klarstellung  des  Sach- 
verhältnisses ordnete  der  Offizial  die  Abhaltung  eines  Zeugenverhöres  in 
Kastenholz  selbst  an  und  betraute  mit  der  Vornahme  desselben  den  Pastor 
in  Deme,  Arnold  von  Soest  (de  Susato  ^).  Die  ausführlichen  Aufzeichnungen 
über  dieses  Verhör  bilden  einen  Theil  der  Prozessakten  •.  Unter  den  ver- 
nommenen Zeugen  befanden  sich  auch  der  Schultheiss  des  Dorfes  Kaatenholz  ^ 
und  verschiedene  dortige  Schöffen.  Da  der  das  Verhör  abhaltende  Pastor 
sich  auch  bemühte,  die  rechtlichen  Beziehungen  des  Dorfes  zu  der  Abtei  und 
dem  Vogte  festzustellen,  bieten  die  Aussagen  der  genannten  Zeugen  einen 
ziemlich  ausreichenden  Ersatz  für  ein  Weisthum,  das  ja  auch  zumeist  von 
den  örtlichen  Gerichtspersonen  ertheilt  zu  werden  pflegte.  Wir  geben  im 
Folgenden  die  in  Betracht  kommenden  Stellen  aus  der  Aussage  des  Schultheissen 
wörtlich  wieder.  Soweit  die  Angaben  der  Schöffen  ausserdem  Beacbtungswerthes 
bieten,  sind  sie  in  den  Anmerkungen  berücksichtigt.  Der  Schultheiss  erklärte 
den  Raub  für  widerrechtlich.  Cum  actores*  sint  veri  domini  ville  predicte 
et  ex  eo  ipsi  actores  babeant  respondere  et  agere  pro  dictis  ville  villanis 
et  ipsos  defendere.    Habent  enim  dicti  actores  iudicem  et  scabinos  in  dicta 

')  a.  a.  O.  f.  1  b.    Wohl  Vodelee  (Provinz  Naraur). 

*;  In  einer  den  Akten  inserierten  Vollmachtsurkunde  (f.  24  a)  werden  folgende 
Angehörige  der  Abtei  angetWhrt :  Johannes  (de  Leuendael,  vgl.  Zeitschrift,  des  Aachener 
Geschichtsvereins  Bd.  IV,  S.  120)  dei  permissione  abbtis,  Anioldus  de  Wyswylre  decanos, 
Gerlacus  de  Vreysheym  cantor,  Weynmarus  de  Visschenich  cellerarius,  Wynricus  de 
Kyntzwylre  custos,  Reymanis  de  Dorp  hospitalarius,  Sanderus  de  Hoynghen,  Herperus 
de  Alstorp,  RoU>mannu8  de  Lnpido,  Petrus  de  Gelstorji,  Arnoldus  de  Blandenberg. 
(,1361  April  1.) 

«)  Vgl.   tlber   ihn:   Stein,  Akten  zur  Verfassung   und  Vorwaltung  Kölns  Bd.  I, 

s.  cxxm. 

*)  Vgl.  unten  S.  357. 

*)  Prozessakten  f.  12  b. 

•)  Ebenda  f  13  a— 23  a. 

')  Abelo  Roedekyn,  iudex  et  scultetus  villo  et  curtis  de  Castenholtz  {f.  17  b) 
Waltherus  Giizekin.  iuratus  et  scabinus  curtis  et  indicii  in  Castenholtz.  Hermannus  Ye, 
scabinus  in  Castenholtz  und  noch  zwei  andere  Schöffen. 

9j  d.  h.  die  Abtei  Komelimünster. 


Kleinere  Mitthcilongen.  357 

Tilla  et  ludicium  sangwinis^  dicti  eciam  yillani  ad  pulsum  campane,  dictum 
dockenslach,  nallnm  tenentur  sequi,  nisi  actores.  Judex  eciam  et  scabini, 
qui  sunt  iorati  actorum,  singulis  quindenis  servant  iudicia  et  faciunt  con- 
querentibns  iusticiam  expeditam  et  advocatus  pro  tempore  existens,  sie  pronunc 
est  dominus  Johannes  de  Groensvelde,  nullum  ius  aliud '  habet  in  dicta  villa, 
sed  est  advocatus  dicte  ville,  quod  ius  habet  a  domino  duce  Juliacensi,  qui 
est  superior  advocatus  actorum^  et  est  ius  advocati  dicte  ville,  quod  feria 
tercia  post  octavas  pasche  et  aliis  duabus  vicibus  dictis  ungeboeden  dynch 
tercia  die  post  ludicium  sculteti  et  scabinorum  idem  advocatus  habet  iudicare, 
quod  dicitur  teutonice  dri  gedinchdage,  et  de  hoc  actores  solvunt  eidem 
viginti  octo  solides  dictos  voghetgelt.  Item  dielt,  quod  idem  advocatus,  ut 
dictos  iudicem  et  scabinos  defendat  a  petentatu  (!)  (f.  18  b.)  dicto  gewalt, 
habet  tercium  denarium,  ex  excessibus  enormibus  perpetratis  coram  iudicio 
predicto,  sed  excessus  minores  et  penam  ipsorum  solum  tollit  scultetus  nomine 
actorum. 

Mit  dieser  klaren  und  glaubwürdigen  Darstellung  der  Rechtsverhältnisse 
steht  eine  andere  gleichzeitige  Nachricht  in  einem  gewissen  Gegensatz.  Auch 
der  damalige  Vogt,  Ritter  Johannes  von  Gronsfeld,  machte  den  Ueberfall 
zum  Gegenstande  einer  Klage  vor  den  Geschworenen  des  Landfriedensbundes  *, 
Er  gab  den  erlittenen  Schaden  sogar  auf  3000  Mk.  an,  und  behauptete  femer, 
dass  das  hohe  und  niedere  Gericht  in  Kastenholz  ihm  zustehe,  was  den  eben 
citirten  Zeugenaussagen  direkt  widerspricht.  Er  scheint  übrigens  mit  seiner 
Angabe  bei  den  Landfriedensgeschworenen  keinen  unbedingten  Glauben 
gefunden  zu  haben,  dieselben  legten  ihm  vielmehr  die  Beweispflicht  für  seine 
Behauptung  auf,  die  er  durch  die  Schöffen  von  Kastenholz  und  zwei  Lehns- 
leute vor  dem  nächsten  Landfriedenstage  bestätigen  lassen  sollte.  Ueber  die 
endgültige  Erledigung  der  Angelegenheit  vermögen  wir  leider  nichts  zu  sagen. 
Der  Prozess  der  Abtei  scheint  ergebnisslos  verlaufen  zu  sein.    Das  zeitlich 


*)  In  der  Aussage  des  Schöffen  Waltber  Glizekin  beisst  es  (f.  14  b):  Si  quis  ibidem 
per  diotos  scabinos  indicaretur  ad  mortem,  advocatus,  qui  est  pronunc  dominus  Jobannes 
de  Oroensvelde,  debet  interesse  iudicio  ad  protep^endum  ipsos  scabinos  et  iudices  ab 
inoursu  potentatus,  quod  si  facere  non  posset,  dominus  dux  Juliacensis  superior  advo- 
catus diotorum  actorum  ipsum  iudicium  defendere  teneretur. 

*)  Kbenda:  A^^ri  eciam  ipsius  advocati  sicut  aliorum  per  actores  decimantur  et 
idem  advocatus  solvii  censum  ad  curtera  actorum  predictonun  sitam  in  dicta  viUa. 
Axuumge  des  Schöffen  Hermannus,  filius  Drude  Abelonis  (f.  17  a):  Dicit  eciam,  quod 
castnim,  in  quo  in  villa  predicta  dictns  advocatus  inhahitat,  stat  in  fundo  actorum  et 
de  hninsmodi  fundo  idem  advocatus  est  a  domino  abbate  aotore  infeodatus. 

»)  Im  J.  1233  Februar  14  (Lacomblet,  Urkundenbncb  Bd.  II,  Nr.  1^)  erhielt 
Oraf  Wilhelm  von  Jülich  von  dem  Pfalzgrafen  Otto  bei  Rhein,  Herzog  von  Bayern, 
ausser  anderen  Lehen  auch  die  ^advocatia  in  Munster"  (Lacomblet  a.  a.  O.  S.  102, 
Anm.  1).  Im  J.  1286  Januar  2B  scbloss  die  Abtei  KomcUmünster  mit  dem  Vogte  Walther 
von  KastenhohE  einen  Vergleich  Über  die  Vogtei  KastenhoLz,  den  Graf  Walram  von 
JlÜich  als  Oberlehnsherr  mit  besiegelt«.  (Vgl.  W.  Graf  von  Mirbaoh,  Beiträge  zur 
Oeschiohte  der  Grafen  von  JtQich  in  der  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins 
Bd.  Xn,  a  18B.) 

4)  Bnnen,  Quellen  zur  Geschichte  der  Sudt  Köln  Bd.  IV,  Nr.49H  (1870  Mttrz  23). 
Er  leugnet«,  Feind  der  Stadt  gewesen  zu  sein. 


358  Kleinere  Mitthellungen. 

letzte  Stück  der  Akten  bildet  eine  Eingabe  Heinrichs  von  Lintorp^  an  den 
Offizial,  worin  er  unter  Hinweis  auf  die  mittlerweile  erfolgte  Verbannung  des 
Ritters  Emund  Birklin*  und  den  Tod  der  meisten  Beklagten  die  Weiter- 
führung  des  Prozesses  als  aussichtslos  und  ungerechtfertigt  darzustellen  sich 
bemtlht.  Es  ist  deshalb  kaum  glaublich,  dass  die  Abtei  den  von  ihr  begehrten 
Schadenersatz  in  der  That  erhalten  hat. 

Köln,  Friedrich  Lau. 

4.  Ein  Stammbanm  der  Familie  Mitz. 

In  dem  reichhaltigen  Museum,  das  die  Stadt  Basel  in  der  aufs  sorg- 
föltigste  wieder  hergestellten  BarftLsserkirche  eingerichtet  hat,  wird  der 
Stammbaum  einer  niederrheinischen  Familie  aufbewahrt,  der  für  genealogische 
Nachforschungen  nicht  ohne  Interesse  sein  dürfte.  Er  ist  mit  Oelfarbe  auf 
einer  etwa  zwei  Meter  breiten  und  anderthalb  Meter  hohen  Leinwand  her- 
gestellt und  hängt  an  der  östlichen  Wand  der  zur  südlichen  Empore  führenden 
Treppe.  Die  Unterschrift  lautet:  „Genealogia  familiae  Mitz  ex  Dalen,  oppido 
ducatus  Juliacensis,  oriundae.**  Der  Stammbaum  beginnt  mit  „Serratius 
Mitz,  von  Dalen  hurtig  und  verheurathet  mit  Agnees  N.  C.  HIS''  und  endigt 
mit  „Maria  Elisabeth  Mitz  f  8.  Aprill  1819**.  Das  ihn  zierende  Wappen 
zeigt  einen  durch  einen  rothen  Querbalken  getheilten  blauen  Schild,  in  dessen 
oberer  Hälfte  zwei  weisse  Schwäne,  in  der  untern  einen  weissen  Schwan. 

Bonn.  Hugo  Loersch. 

5.  Mittheiinngen  ans  Handschriften  der  Klöster 

Bnrtscheid  nnd  Steinfeld. 

Die  Grossherzogliche  Hofbibliothek  zu  Darmstadt  enthält  unter  ihren 
Hand  Schriftenbeständen  einige  Codices  aus  dem  Kloster  Burtscheid  0.  Cist 
bei  Aachen  und  dem  Prämonstratenser-Kloster  Steinfeld.  Dieselben  entgingen, 
als  der  Heimath  entfremdet,  bisher  den  Lokalforschem  und  seien  deshalb 
nachstehend  inhaltlich  kurz  erwähnt.  Sie  fanden  sich  bei  Durchmusterung 
der  Darmstädter  Handschriften;  möglicherweise  ergeben  sich  noch  weitere 
nach  Burtscheid  und  Steinfeld  hinweisende  Stücke  zu  Darmstadt.  Diese 
Handschriften  entstanmien  den  1805  durch  Vermach tniss  in  die  Darmstädter 
Hofbibliothek  gelangten  Sammlungen  des  Barons  von  Hüpsch". 

Nr.  217.  Folio,  Papier,  15.  Jahrhundert.  Incipit  vita  beati  Gregorii 
primi  abbatis  Porcetensis  pridie  nonas  Novembris  (4.  November).  Beginnt: 
Beatus  Gregorius  magno  etc.  Enthält  auf  17  Blättern  die  Lebensbeschreibung 
des  Stifters  Burtscheids,  worin  Einiges  über  dessen  Beziehungen  zu  Kaiser 

1)  Akten  f.  7  a  auf  einem  nachträglich  eingehefteten  Blatte  (undatirt). 
»)  VgL  Ennen,  Geschichte  der  Stadt  Köln  Bd.  II,  8.  685. 

*)  Ueber  die  Sache  vgl.  Annalen  des  historischen  Vereins  fUr  den  Niederrhein, 
Heft  62,  S.  177  f. 


Kleinere  Mittheilungen.  359 

Otto  II.  und  Theophanie.  Die  Vita  Gregors  ist  jetzt  gedruckt  in  den  Acta 
Sanctorum,  November,  Bd.  ü,  1,  p.  467  ff. 

Nr.  864.  Folio,  Pergament,  15.  Jahrhundert.  Missale  des  Prämonstra- 
tenser-Klosters  Steinfeld,  mit  Hymnarium  und  dem  Officium  auf  den  hl.  Poten- 
ünus,  den  Patron  Steinfelds,  und  einem  blattgrossen  Gemälde,  vor  welchem 
die  Zahl  1501  am  Schlüsse  einer  Einschreibung  steht,  die  jünger  als  der 
Codex  selbst  ist.  Eine  Sequenz  auf  den  hl.  Potentinus  ist  bei  Roth,  Latei- 
nische Hymnen  des  Mittelalters  S.  142—148  aus  dieser  Hs.  abgedruckt. 

Nr.  868.  Folio,  Pergament,  12.— 13.  Jahrhundert  (Httpsch  622,  144), 
185  Blätter.  Graduale,  das  sich  ehedem  in  der  Prämonstratenser-Abtei  Arnstein 
a.  d.  Lahn  befand  und  am  12.  März  1670  als  Geschenk  des  Amsteiner  Abtes 
Schlinckmann  ^  nach  Steinfeld  gelangte.  Mit  Neumen  auf  vier  Linien  höchst 
sorgfältig  geschriebener  Text.  Blatt  1—125  enthält  das  Antiphonar  vom 
ersten  Adventsonntag  an,  Blatt  125,  Rückseite,  beginnen  die  verschiedenen 
Kyrics  und  Glorias,  Blatt  129,  Rückseite,  bis  167  stehen  Hymnen  auf  Heilige, 
Kirchweihe,  Apostel,  das  Kredo,  Präfationen,  Sanktus,  Agnus  dei,  Ite  missa 
est,  Marienlieder,  Requiem.  Von  Blatt  167  bis  Blatt  185  trugen  mehrere 
Hände  des  15.  Jahrhunderts  Hymnen  und  Verwandtes  ein.  An  manchen  Stellen 
ist  die  Gottesdienstordnung  beigefügt  und  bietet  hohes  liturgisches  Interesse. 
Das  Offizium  der  Palmweihe  ist  weitläufig  und  grossartig  angelegt,  wie  sol- 
ches nur  in  seiner  Prachtcntfaltung  an  Domkirchen  üblich  war;  hervorragend 
ist  namentlich  das  Offizium  auf  Gründonnerstag  und  Charfreitag. 

Von  den  Vorsatz-  und  Deckblättern  ist  eines  abhandengekommen.  Der 
Text  ist  Überschriebon  von  späterer  Hand:  „Daniell**.  Die  Hs.  selbst  ist 
schön  und  zierlich  und  entstammt  dem  12.— 13.  Jahrhundert.  Der  Inhalt 
besteht  in  einem  ununterbrochenen  Theil  eines  Bogens  aus  des  Petrus  de 
Riga  sogen.  Aurora  oder  heiligen  Schrift  in  Versen  und  zwar  Buch  Daniel, 
Kapitel  4  bis  Ende  und  Buch  Judith,  Anfang*. 

Nr.  931.  Quarto,  Pergament,  12.-13.  Jahrhundert.  Am  Anfang  defektes 
Antiphonar  aus  Burtscheid.  Mit  Neumennotation.  In  den  Rubriken  öfter  die 
Cantrix  genannt.  Am  Ende  sind  einige  Hymnen  von  einer  Hand  des  15.  Jahr- 
hunderts beigefügt.  Von  einer  Hand  des  12.-13.  Jahrhunderts  findet  sich 
eingeschrieben  folgender  Ablassbrief:  Dilectis  in  Christo  fratribus  omnibus 
presentes  litteras  inspecturls  W.  divina  miseracione  Mutinensis  episcopus  in 
vero  salutari  salutem.  Noverit  vestra  discretio,  quod  cum  in  partibus  Aquis- 
grani  quibusdam  exigentibus  causis  conversaremur  ad  tempus,  litteras  domini 
0.  sancti  Nicolai  in  cacere  (!)  Tulliano  diaconi  cardinalis  apostolice  sedis  legati 
percepimus  continentes,  quod  consecrantes  altare  sancti  Benedicti  in  monastcrio 
de  Porceto  Cysterciensis  ordinis  Coloniensis  diocesis,  faceremus  ibi  annualem 


»)  Anton  SchlinckmMm  war  Abt  1663-1697,  t  nC4. 

*)  Petras  de  Riga  f  1200.  Seine  Aurora  umfasst  Über  15  000  Verse  in  versoliiedenen 
Metno,  de  blieb  angedruckt ;  ein  Htück,  die  reoapitulatio  utrinsque  t«4stamenti  in  &2Ö  Versen 
ist  bei  P.  Leyser,  Historia  poetanun  et  poematum  medii  aevi,  Halae,  Magdeb.  172t, 
Ootavo,  8.  705 f.  gedruckt;  vgl.  Oötze,  Merkwürdigkeiten  der  Dresdener  Bibliothek 
Bd.  m,  8.  488. 


360  Kleinere  Mittheilungen. 

quadraginta  dierom  indolgentiam  perpetuo  dnraturam  omnibus  in  die  illias 
consecrationis  visitantibus  ecclesiam  sapradictam.  Quod  et  perfecimos  proxima 
dominica  post  festom  apostolorum  Philippi  et  Jacobi  statnentes  et  pnbUce 
nnntiantes,  qnod  semper  in  tali  dominica  predicta  indnigentia  obserretur. 
Karitas  dei  et  gratia  domini  nostri  Jhesu  Christi  et  gaudium  in  spiritu  sancto 
vobiscum.    Amen. 

Nr.  1210.  Quarte,  Pergament,  13.  Jahrhondert.  Martyrologiom  ans 
Bnrtscbeid  mit  nachstehenden  Einträgen  am  Bande: 

VII  idus  Jannarii  (7.  Januar).    Obiit  pie  memorie  domina  Maria  a  Frenz 
tricesima  prima  abbatissa  huins  loci. 

in  idus  Januarii  (11.  Januar).  Obiit  pie  memorie  domina  Johanna 
terciadecima  abbatissa  huius  loci. 

Pridie  ydus  Feb.  (12.  Februar).  Obiit  pie  memorie  domina  Mcttildis 
sexta  abbatissa  huius  loci. 

XIV  kalendas  Martii  (14.  Februar).  Obiit  pie  memorie  domina  Catharina 
undecima  .  .  .  (Lücke  zu  ergänzen:  abbatissa)  loci  huius. 

Xn  kalendas  Aprilis  (18.  März).  Obiit  pie  memorie  domina  Maria  de 
Reede  vicesima  quinta  abbatissa  huius  loci.     1680. 

X  kal.  Julii  (22.  Juni).  Obiit  pie  memorie  domina  Barbara  duodecima 
abbatissa  loci  huius. 

VI  kal.  Julii  (26.  Juni).  Obiit  pie  memorie  domina  Aleidis  nona  abbatissa 
loci  huins. 

XV  kal.  Octobris  (17.  September).  Item  commemoratio  patrum  nostrorum, 
matrum,  fratrum  atque  sororum  et  monachorum  Molismensium  et  Cluniacen- 
sium  ^  et  Cartusiensium  et  sancti  Benedict!  Montis  Cassini  et  aliorum,  quorüm 
commemoratio  fit  in  ordine  nostro. 

Nonas  Nov.  (5.  November).  Gregorii  primi  abhatis  et  fundatoris  loci 
huius,  cuius  vita  virtutibus  et  signis  extitit  gloriosa. 

Wiesbaden,  F.   W.  E,  Roth, 


6.  Der  päpstliche  Nnntins  Bonomi,  Bischof  von  Vercelli, 

in  Aachen  im  J.  1585. 

Die  von  Ehses  und  Meister  im  Auftrag  der  Görres-Gesellschaft  aus 
dem  Vatikanischen  Archiv  herausgegebenen  „Nuntiaturberichte  aus  Deutsch- 
land"* enthalten  über  die  Anwesenheit  des   in  der  Ueberschrift  genannten 


>)  Hs.  Conicensiam  (!) 

*)  Quellen  und  Forschungen  aus  dem  Gebiete  der  Qeachichte.  In  Verbindung 
mit  ihrem  historischen  Institut  in  Rom,  herausgegeben  von  der  Görres-GJesellschaft. 
IV.  Bd.  Nuntiaturberichte  aus  Deutachland  nebst  ergänzenden  Aktenstücken  1B86— 1660. 
Erste  Abtheilung  die  Kölner  Nuntiatur.  Erste  Hälfte.  Bonomi  in  Köln,  Santonio  in 
der  Schweiz.  Die  Strassburger  Wirren.  Herausgegeben  und  bearbeitet  von  Dr.  Stephan 
Ehses  und  Dr.  Aloys  Meister.  Paderborn.  F.  Schöningh  1896.  LXXX^  400  S.  Vgl. 
über  diese  hervorragende  Leistung  meine  Besprechung  im  Katholik  1886.    I,  568—566. 


Kleinere  Mittheihmgen.  361 

Prftlatcn   in  Aachen    einige  Notizen,  welche  der  Zeitschrift  des  Aachener 
Oeschichtsyereins  einyerleiht  zu  werdisn  verdienen. 

Jobann  Franz  Bonomi,  geboren  zu  Cremona  am  6.  Dezember  1536,  an 
den  Hochschulen  von  Payia  und  Bologna  im  Recht  ausgebildet,  gelangte 
durch  Karl  Borromäus,  den  geschäftsgewandten,  hochgebildeten  und  seelen- 
eifrigen  Neffen  und  Staatssekretär  Pius  IV.  (1559—1564)  zu  hohen  Aemtern 
an  der  römischen  Kurie.  Zum  Abte  von  Nonantula,  dann  zum  Bischof  von 
Yereelll  befördert  (1572),  hat  Bonomi  den  grossen  Erzbischof  Karl  Borromäus 
von  Mailand  auf  seinen  Visitationsreisen  in  der  Schweiz  begleitet,  wurde 
dann  durch  Gregor  XIII.  im  J.  1579  zum  Nuntius  bei  den  katholischen 
Kantonen,  und  darauf  zum  Nuntius  am  kaiserlichen  Hofe  befördert  (1581). 
Als  solcher  erschien  er  1583  in  Köln,  wo  an  Stelle  des  zum  Protestantismus 
übergetretenen  Kurfürsten  Gebhard  von  Truchsess  der  Prinz  Ernst  von 
Bayern  vom  Domkapitel  zum  Erzbischof  unter  dem  Einfluss  Bonomis  ge- 
wählt wurde.  Nach  glücklicher  Erledigung  des  für  die  Erhaltung  des 
Katholizismus  in  unseren  Landen  massgebenden  Wahlgeschäftes  nach  Wien 
zurückgekehrt,  empfing  er  seine  Ernennung  zum  ständigen  Nuntius  in 
Köln  gegen  Ende  1584.  Die  ihm  vom  päpstlichen  Stuhle  ertheilte  Instruk- 
tion lässt  erkennen,  dass  der  Hauptzweck  seiner  Sendung  in  der  Durch- 
führung der  für  die  Verbesserung  der  Sitten  von  der  allgemeinen  Kirchen- 
versammlung von  Trient  erlassenen  Bestimmungen,  sowie  in  der  Erneuerung 
des  kirchlichen  Lebens  aufging.  Mit  unermüdlichem  Fleisse  hat  Bonomi 
sich  dieser  Aufgabe  in  unserer  Gegend  gewidmet  durch  die  Visitation  der 
Klöster,  Abhaltung  von  Diözesansynoden  (in  Lüttich)  und  Predigt  des 
Evangeliums.  Den  übermässigen  Anstrengungen  seines  hohen  Amtes  ist 
Bischof  Bonomi,  einer  jener  gelehrten  und  rastlos  wirkenden  Männer,  denen 
wir  die  Erhaltung  der  Kirche  im  Westen  des  Beiches  zu  danken  haben, 
bereits  am  25.  Februar  1587  zu  Lüttich  erlegen.  Mit  unserer  Gegend  be- 
fassen sich  folgende  Briefe  des  Nuntius. 

1.  Malmedy,  4.  September  1585  ^  Bonomi  berichtet  in  zwei  Briefen 
an  den  Staatssekretär  Kardinal  Rusticucci  über  die  Sendung  des  Professors 
der  Theologie  Michael  Bajns  in  Löwen  nach  Rom,  über  die  in  Lüttich  von 
ihm  anberaumte  Diözesansynode,  sowie  über  die  Verkündigung  des  vom  Papste 
ausgeschriebenen  Jubiläums  in  der  Erzdiözese  Mainz,  und  erklärt  sich  bereit, 
gewisse  gegen  ihn  erhobene  Anschuldigungen  in  Rom  zu  widerlegen.  „Unter- 
dessen begebe  ich  mich,  je  nach  Anweisung  der  Aerztc,  um  Erleichterung 
meiner  Leiden  zu  erlangen,  in  die  Bäder  von  Spa  oder  in  die  Bäder  von 
Aachen,  die  in  der  ganzen  Welt  so  bekannt  und  belobt  sind^  (S.  184). 

2.  Aachen,  10.  Sept.  1585.  An  Kardinal  Rusticucci:  „Ich  bin  in 
Aachen  angekommen,  um  die  Bäder  zu  gebrauchen,  von  denen  Jedermann 
mir  sagt,  sie  seien  für  mein  Leiden  in  hohem  Grade  zuträglich.  Auch  hoffe 
ich  in  Sachen  der  Kirche  mich  nützlich  zu  erweisen,  und  die  Gemüther  der 


I)  Sammtliohe  Briefe  sind  in  italienischer  Sprache  geschrieben. 


B62  Kleinere  Mittheilungen. 

Katholiken  zu  befestigen,  von  denen  mir  geschrieben  worden,  sie  bedürften 
des  Trostes.  Der  Stadtmagistrat  ist  zwar  protestantisch,  doch  hat  er  mich 
mit  aller  erdenklichen  Ehrenbezeugung  empfangen,  indem  er  mir  nicht  blos 
sicheres  Geleit  gab,  sondern  auch  den  sogenannten  Ehrenwein  spendete* 
(S.  137). 

8.  Aachen,  10.  Sept.  1585.  An  Kardinal  Rusticucci.  Bonomi  legt 
seine  Ansicht  dar  über  die  Nothwendigkeit  der  Vereinigung  verschiedener 
Diözesen  in  Niederdeutschland  in  der  Hand  eines  kraftvollen  Kirchen- 
fürsten (S.  137). 

4.  Aachen,  11.  Sept.  1585.  Empfiehlt  dem  Staatssekretär  für  das  an 
St.  Georg  in  Köln  erledigte  Kanonikat  den  Eberhard  Südermann,  dessen 
Familie  sich  in  den  Wirren  des  Truchsess  um  die  Kirche  verdient  gemacht. 

5.  Aachen,  12.  Sept.  1585.  Bonomi  empfiehlt  dem  Kardinal  Busticucci 
einen  der  hervorragendsten  Geistlichen  der  damaligen  Zeit.  Es  war  der 
Engländer  Dr.  William  Allen  (Alanus),  der  berühmte  Stifter  des  englischen 
Seminars,  dem  England  die  Erhaltung  des  katholischen  Glaubens  unter  der 
Herrschaft  der  drakonischen  Strafgesetze  unter  Elisabeth  und  ihren  Nach- 
folgern bis  1794  zu  verdanken  hat.  Allen,  der  ebenfalls  in  Aachen  sich 
einer  Badekur  unterzog,  wird  von  Bonomi  als  „ein  Mann  von  ausnehmender 
Gelehrsamkeit  und  Frömmigkeit*^  (di  singolare  dottrina  e  pietä)  in  Rom 
empfohlen  und  für  seine  200  Schüler  zählende  Studienanstalt  in  Douai  eine 
noch  reichlichere  Unterstützung  als  bisher  durch  den  Papst  beantragte 

6.  Aachen,  17.  Sept.  1585.  An  Kardinal  Busticucci:  „Heute  Morgen 
habe  ich  mit  Gottes  Gnade  ein  Hochamt  nebst  einer  kurzen  lateinischen 
Anrede  gehalten,  welche  der  gute  Dechant*  ins  Deutsche  übertragen. 
Darauf  habe  ich  das  heilige  Sakrament  der  Firmung  vielen  Katholiken  jeden 
Geschlechtes  und  Alters  gespendet,  aber  nicht  solchen  unter  sieben  Jahren. 
Obwohl  sechs  und  eine  halbe  Stunde  in  der  Kirche  thätig,  vermochte  ich 
meiner  Pflicht  nicht  zu  genügen,  deshalb  werde  ich  morgen  früh  die  übrigen 
firmen.  Nach  der  Ansicht  aller  edelgesinnten  Leute  wird,  wie  mir  scheint, 
das  gute  Erfolge  zeitigen,  wie  alle  armen  Katholiken  bereits  grossen  Trost 
daraus  geschöpft  haben.  Ihre  Bekümmemiss  entspringt  nicht  blos  den 
bedrängten  Verhältnissen,  in  welchen  sie  seit  beinahe  vier  Jahren  sich  be- 
finden, sondern  auch  dem  Umstände,  dass  jetzt  28  Jahre  verflossen  sind,  seit 
das  genannte  Sakrament  in  dieser  Stadt  gespendet  wurde**  (S.  143). 

7.  Lüttich,  24.  Sept.  1585.  Bonomi  meldet  Rusticucci,  gestern  sei  am 
Münster  in  Aachen  durch  den  Tod  des  Stiftsherrn  Johannes  a  Blanchart 
ein  Kanonikat  zur  Erledigung  gekommen.  Der  Dechant,  „ein  Mann  von 
grosser  Güte   und  Gelehrsamkeit  und  Eifer  für  den  katholischen  Glauben** 


1)  Dieser  Brief  ist  nach  dem  Orif^nal  im  Vatikanischen  Arohiv  bereits  veröffent- 
licht bei:  A.  Beilesheim,  Wilhelm  Kardinal  Allen  und  die  englischen  Seminare  aof 
dem  Festlande.    Mainz  1885,  S.  274-275. 

*)  Stülsdechant  Franc  Voss.  Vgl.  H  e  u  s  c  h .  Nomina  Canonicor.  regaL  eocl.  B.  M. 
V.  Aqoisgr.    Berolini  1802,  pag.  20. 


Kleinere  Mittheilangen.  363 

habe  ihn  sofort  davon  benachrichtigt  und  schlage  als  geeignetsten  Kandidaten 
vor  den  Sohn  (Matthias)  des  Aachener  Btlrgermeisters  Schrick,  welcher  seit 
einigen  Jahren  im  deutschen  Kolleg  in  Born  mit  Erfolg  studire  ^  „Der  Vater 
ist  ein  sehr  gnter  Katholik  und  hat  während  der  in  jener  Stadt  eingetretenen 
Wirren  viel  gelitten;  weshalb  er  einen  Erweis  der  Gunst  Sr.  Heiligkeit  ver- 
dient (S.  149). 

Aachen.  A*  Bellesheim, 

7.  Aachen-Pilger  in  Köln. 

[c.  1450.J  Der  Wirth  zum  Schlüssel  am  Hof  zu  Köln  erbittet  vom 
Kölner  Rathe  die  Erlauhniaa,  während  der  Zeit  der  Aachener  Heüigthumefahrt 
für  die  Füger  auf  der  Strasse  vor  seinem  Hause,  wdches  in  einem  Winkel 
zurückliegt,  eine  Küche  einrichten  zu  dürfen,  wie  dies  auch  früher  geschehen  ist. 

Gnedige  lieve  herren.  So  myne  vurfaeren  in  vurzijden  ind  ich  darna 
van  alders  alzijt  unse  kuychen  vur  die  broedere,  die  unse  lieve  frauwe  zo 
Aiche  in  den  hiltomps  Verden  versoechen,  vur  unseren  huyseren  uff  der 
straissen  zo  haven  gewoenlichen  plegen,  wilche  broedere  nu  vast  myt  der 
meinnongen  begynnen  inzokomen,  biddcn  darumb,  naistem  myn  hnyss  ind 
woynonge  in  eyme  wynkel  wyt  van  der  gemeynre  straissen  gelegen  ist, 
omb  eynen  gnedigen  urloiff,  dat  ich  sulchen  kuyche  ind  her,  als  men  van 
alders  gewoenb'chen  plegct,  moege  upslayn  ind  zoruisten,  will  ich  myns 
Vermögens  willentlichen  ind  gerne  verdienen  ind  bidden  des  uwer  gnaden 
zo  versichtliche  gnedige  vertroistliche  antwort. 

Uwer  gnaden  getruwe  burger 
Thomais,  wyrt  zom  Sloessell 
amme  Hojrve, 

Köln,  Historisches  Stadtarchiv,  Original  auf  Papier  (Wasserzeichen: 
Hand).     Supplikationen  des  15.  Jahrh. 

Köln.  H.  Keussen. 

8.  Nachtrag  zu  Bd.  XVn,  S.  252  ff.,  der  Zeitschrift  des 

Aachener  Geschichtsvereins. 

Se.  Eminenz  der  Hochw.  Herr  Kardinal  Steinhuber  in  Rom  hatte  die 
Gewogenheit,  dem  Unterzeichneten  die  Namen  einiger  aus  Aachen  stammen- 
den Studenten  des  deutschen  Kollegs  in  der  ewigen  Stadt,  welche  in  seinem 
Werke  über  das  letztere'  übergangen  wurden,  gütigst  mitzutheilen.  Die- 
selben sollen  hier  unter  dem  Ausdruck  innigsten  Dankes  gegen  Se.  Eminenz 
zum  Abdruck  gelangen: 

Jak.  Pastor  1593—? 

Joh.  Cholin  1595—1601. 


*)  Heusob  a.  a.  O.  S.  22. 

«}  Vgl.  Z«it«ohrift  des  Aachener  Gesohichtsvereins  Bd.  XVTI,  S.  262. 


364  Kleinere  Mittheilungen. 

Jak.  Campias  1598—1603. 

Hubert  Manstems  1612—1619. 

Joannes  Ant.  de  Cholin  1641—?  0.  S.  B.  Corbeyensis. 

Melchior  Pastor  1644—? 

Nicolaus  Fibus  1662— 1669  *. 

Jo.  Lersch  1711—1712. 

Jos.  Peters  1726—1780. 

Gerard.  Gentis  1731—1734  f  1734,  optimus. 

Theodor  Kahr  1731—1735,  can.  Aquisgr.*. 

Matthias  Brammertz  1745—1748  f  1771,  can.  Aqoisgr.  „optimo  ingeuio 
et  profectu" ". 

Henr.  Ostlender  1761—1767,  can.  Xanten.,  optimus. 

Petras  v.  Schornstein  1765—1769,  can.  Aquisgran.,  optimus. 

Joannes  Christian  L.  6.  de  Woestenradt  1766—1771,  can.  Tomacen., 
yalde  bonns. 

Jos.  Heusch  1769—1770. 

Ferd.  Gislen.  de  Thymus  1780—1785,  can.  Aqoisgr.  commendatus  a 
Card.  Herzan,  mediocris. 

Aachen,  A,  Bellesheim, 


*)  A.  Heusch,  Nomina  oanonioor.  regalis  eool.  B.  M.  V.  Aquisgran.  Berolini  18fö, 
S.  84)  36. 

*)  Heusch,  ti.  ae. 
»)  Heusch,  S.  39,  41. 


Literatur. 
1. 

Scheibler,  Johann  Heinrich  Carl,  Geschichte  und  Geschlechts- 
Re^ister  der  Familie  Scheibler.  Mit  38  Illastrationstafeln  und  8  Stammtafeln. 
Köln,  Druck  von  M.  Du  Mont-Schauberg,  1895.  VI,  134  S.  4«. 

Es  ist  eine  eigenartige  Erscheinung,  dass  gerade  in  unserer  Zeit  mit 
ihren  nivellirenden  und  auf  die  Loslösung  der  Persönlichkeit  von  der  Familie 
gerichteten  Tendenzen  die  familiengeschichtliche  Forschung  besonders  beachtens- 
werthe  Leistungen  hervorbringt.  Ich  erinnere  nur  an  das  Musterstück  einer 
deutschen  Familiengeschichte,  die  im  J.  1895  von  Johann  Carl  Mylius  heraus- 
gegebene Geschichte  der  Familien  Mylius*  und  femer  an  die  im  J.  1893  von 
Albert  Weyersberg  in  Solingen  veröffentlichte  Chronik  der  Familie  dieses 
Namens  mit  ihren  lehrreichen  Beiträgen  zur  Geschichte  der  Solinger  Waffen- 
schmiedekunst. 

Die  vorliegende  Arbeit  darf  den  Anspruch  erheben,  mit  in  diese  Reihe 
bedeutsamer  familiengeschichtlicher  Publikationen  gerechnet  zu  werden.  Unter 
Benutzung  von  Urkunden  und  anderen  archivalischen  Quellen  wird  die  Aus- 
breitang und  Entwiekeluug  einer  Familie  durch  einen  vierhundertjährigon 
Zeitraum  in  ununterbrochener  Aufeinanderfolge  klargelegt,  wobei  die  acht 
im  Anhange  beigegebenen  Stammtafeln  in  übersichtlicher  Weise  die  Descendenz 
der  einzelneu  Zweige  veranschaulichen;  die  trockenen  genealogischen  Daten 
werden  durch  mehr  oder  minder  ausführliche  Nachrichten  über  den  Lebeus- 
gang  der  Familienglieder  ergänzt,  Bedeutung  und  Wirksamkeit  der  hervor- 
ragenden Persönlichkeiten  werden  hierbei  eingehender  beleuchtet,  und  zugleich 
erläutern  eine  grosse  Anzahl  vorzüglich  ausgeführter  Abbildungen  der 
verschiedensten  Art  (Grabsteine,  Porträts,  Gebäude,  Städtebilder,  Siegel, 
Autographen,  Stammbuchblätter  und  Wappen)  in  anziehendster  Weise  den 
Text  Das  vom  Verfasser  der  Familie  Scheibler  in  der  Hoffnung  gewidmete 
Werk,  „dass  ihre  jüngeren  Mitglieder  sich  an  der  mehrere  Jahrhunderte 
hindurch  in  den  verschiedensten  Berufszweigen  erprobten  Tüchtigkeit  der 
Vorfahren  ein  Vorbild  nehmen  werden **,  ist  nicht  in  den  Buchhandel  gelangt; 
der  Herr  Verfasser  hat  jedoch  auf  meine  an  ihn  gerichtete  Bitte  die 
besondere  Güte  gehabt,  der  Aachener  Stadtbibliothek  ein  Exemplar  seiner 
werthvoUen   Veröffentlichung  als   Geschenk  zu  überweisen,   und   so   bin  ich 


*>  Vgl.  Biographische  Blätter,  heranagegebeii  von  Antou  Bettelheiin,  Bd.  U, 
».328  ff. 


B66  Literatur. 

in  der  angenehmen  Lage,  auf  dieselbe  an  dieser  Stelle  hinweisen  zu  können. 

Aus  den  Altesten  Namensformen :  Schejbeler,  Scbebler,  Scheblehr,  Schibeller, 
welche  sich  in  Urkunden  aus  dem  Anfange  des  15.  Jahrhunderts  und  in 
Eechnungsbüchern  des  beginnenden  16.  Jahrhunderts  finden,  hat  sich  in  der 
zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  als  feststehend  die  jetzt  übliche  Schreib- 
weise Scheibler  entwickelt.  Unzweifelhaft  hängt  der  Name  mit  dem  Sub- 
stantivum  Scheibe  (mittelhochdeutsch  schibe)  zusammen,  und  wahrscheinlich 
weist  er  auf  einen  Beruf  hin;  er  bezeichnete  eine  Person,  welche  berufsmässig 
mit  Scheiben  irgendwelcher  Art  zu  thun  hatte.  Der  erste  bekannte  Wohn- 
sitz der  Familie  ist  das  ehemalige  Eurfürstenthum  Hessen;  hier  begegnet 
im  J.  1412  in  der  Pfarre  Todenhusen  bei  Wolfhagen  unweit  Kassel  der 
katholische  Priester  Heinrich  Scheybeler.  Als  geschlossene  Familie  erscheinen 
die  Scheibler  um  1500  in  dem  oberhessischen  Städtchen  Qemünden  an  der 
Wohra;  bei  der  Einführung  der  Reformation  in  Hessen  durch  den  Landgrafen 
Philipp  den  Grossmüthigen  ist  die  Familie  muthmasslich  protestantisch 
geworden.  Ein  Sohn  des  um  1558  zu  Gemünden  geborenen,  1597  als  lutherischer 
Pfarrer  von  Armsfeld  im  heutigen  Fürstenthum  Waldeck  gestorbenen  Magisters 
Johannes  Scheibler,  der  berühmte  Magister  Christoph  Scheibler,  der  schon 
im  Jünglingsalter  Professor  der  Philosophie  und  der  griechischen  Sprache  an 
der  neu  gegründeten  Universität  Giessen  ward  und  im  J.  1625  als  Super- 
intendent und  Leiter  des  Archigymnasiums  nach  Dortmund  übersiedelte,  ver- 
pflanzte die  Scheibler  ins  Westfälische,  von  wo  aus  sie  sich  in  die  ehemalige 
Grafschaft  Mark  und  in  die  Herzogthümer  Jülich-Klevc-Berg  verbreiteten. 
Im  17.  und  18.  Jahrhundert  begegnen  uns  hier  zahlreiche  Nachkommen  des 
Magisters  Christoph,  namentlich  im  Predigerstande;  durch  einen  derselben 
verzweigte  sich  die  Familie  ins  Brandenburgische  und  weiter  in  die  heutigen 
Provinzen  Pommern  und  Preussen.  Unter  den  Nachkommen  dieses  Ostlichen 
Zweiges  ist  der  zu  Stargard  1745  geborene  Johann  Daniel  Scheibler  besonders 
bekannt  als  eins  der  Mitglieder  der  Küstriner  Regierung,  welche  König 
Friedrich  der  Grosse  wegen  ihres  Gutachtons  in  dem  MüUer-Arnoldschen 
Prozesse  auf  die  Festung  schickte.  Von  Maximilian  Friedrich  Scheibler,  der 
als  erster  evangelischer  Pfarrer  in  Montjoie  bis  zum  J.  1640  wirkte  *,  stammt 
eine  Linie  ab,  welche  ihren  Sitz  in  Oesterreich  hat;  auch  in  Russland  blüht 
ein  Zweig,  vornehmlich  im  „polnischen  Manchester **,  der  polnisch-russischen 
Fabrikstadt  Lodz,  wo  der  in  Montjoie  im  J.  1820  geborene  Karl  Scheibler 
Baumwollspinnereien  und  Webereien  von  europäischer  Bedeutung  angelegt 
hat  (eine  Abbildung  seines  Geburtshauses  in  Montjoie,  genannt  „im  Thurm'* 
auf  Tafel  XXX). 

Während  die  Mitglieder  der  Familie  Scheibler  im  16.  und  17.  Jahrhundert 
sich  vorwiegend  dem  Gelehrten-  und  Beamtenstande  widmen,  beginnen  sie  seit 
der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  sich  mehr  der  kaufmännischen  und  industriellen 


I)  Dafl  S.  68  (gegebene  Veneiohniss  seiner  in  Dmok  erschienenen  Sohiüten  wird 
ergänzt  durch  die  Notiaen  in  der  Zeitschrift  des  Aachener  Gk^schichts Vereins  Bd.  IX V, 
-212. 


Literataf.  367 

Thfttigkeit  zuzuwenden.  Um  die  Textilindustrie  des  Jülicher  Landes  haben  sie 
sich  die  allergrössten  Verdienste  erworben,  und  in  dieser  Richtung  somit 
berührt  ihre  Geschichte  besonders  das  Arbeitsgebiet  unseres  Vereines.  In 
Montjoie  begründete  Johann  Heinrich  Scheibler,  der  als  Sohn  des  Pastors 
Bernhard  Georg  Scheibler  zu  Volberg  im  Bergischen  1705  geboren  war, 
eine  Tuchfabrik,  welche  er  zu  bedeutender  Blüthe  erhob ;  von  ihm  und  seinen 
Söhnen  ist  das  prächtige  Haus  erbaut,  welches  noch  jetzt  eine  Zierde  der 
Stadt  Montjoie  bildet  und  dessen  in  kunstvollster  Holzschnitzarbeit  ausgeführte 
Treppen  als  eine  Sehenswürdigkeit  ersten  Banges  gelten  (Abbildungen  des 
Stammhauses  und  eines  Treppenstückes  sind  auf  Tafel  XII  gegeben).  Ein 
Bruder  Johann  Heinrichs,  Wilhelm  Wimar  Gerhard,  geb.  1715,  wurde  1757 
durch  Friedrich  den  Grossen  als  Werkmeister  des  Königlichen  Lagerhauses 
nach  Berlin  berufen  (wir  werden  ihm  im  nächsten  Bande  unserer  Zeit- 
schrift in  anderem  Zusammenhange  wieder  begegnen).  Johann  Heinrichs 
Altester  Sohn,  Bernhard  Georg,  führte  die  vom  Vater  gegründeten  Etablissements 
fort;  er  machte  sich  um  die  Belebung  der  Industrie  der  Stadt  Montjoie  und 
des  ganzen  Jülichschen  Landes  so  sehr  verdient,  dass  der  Kurfürst  Karl 
Theodor  von  Pfalz-Bayern  ihm  den  erblichen  Eeichsadel  verlieh.  Ein  gleich- 
namiger Enkel  von  Johann  Heinrich  Scheibler  wurde  der  Begründer  der  bis 
heute  in  der  Seiden-  und  Sammetmanufaktur  eine  hervorragende  Stellung 
behauptenden  Krefelder  Linie  der  Familie.  Ein  weiterer  Nachkomme  Johann 
Heinrichs,  der  1848  in  Montjoie  geborene,  jezt  in  Bonn  lebende  Dr.  pbil. 
Ludwig  Adolf  Scheibler  ist  als  der  vorzüglichste  Kenner  der  altkölnischen 
Malerschule  weithin  bekannt.  Sein  reiches  Wissen  auf  diesem  Gebiete  hat 
er  der  kunstgeschichtlichen  Forschung  jederzeit  in  uneigennützigster  Weise 
zur  Verfügung  gestellt;  jetzt  gibt  er  mit  Carl  Aldenhoven  eine  „Geschichte 
der  Kölner  Malerschule.    100  Lichtdrucktafeln  mit  erklärendem  Text^  heraus. 

Ein  besonderer  Abschnitt,  der  XXVII.  des  Buches,  zu  welchem  2  farbige 
Tafeln  gehören,  ist  den  Scheiblerschen  Wappen  gewidmet;  er  ist  mit  einigen 
allgemeinen  Bemerkungen  über  bürgerliche  Wappen,  welche  Beachtung  ver- 
dienen, in  sachkundigster  Weise  von  dem  Redakteur  des  „Deutschen  Herold*^ 
in  Berlin  Professor  Ad.  M.  Hildebrandt  ausgeführt. 

Ich  erwähne  schliesslich  noch,  dass  auf  Tafel  XXII  drei  ausserordent- 
lich niedliche  Prospekte  der  Stadt  Montjoie  aus  dem  J.  1766  reproducirt  sind: 
1.  Prospect  von  der  Statt  und  dem  Schloss  Monjoje  wie  solches  Front  gegen 
Orient  macht;  2.  General-Prospect  von  denen  Gärthen  längs  der  Roer,  nebst 
oberllegenten  Situation,  wie  solche  dermahlen  anzusehen  seint.  Anno  1766 
im  Junio;  3.  Prospect  von  der  Statt  Monjoje,  wie  solche  Front  gegen  dem 
obem  Schloss  machen  thuet  u.  s.  w. 

Allen,  welche  sich  mit  familiengeschichtlichen  Studien  befassen,  kann 
die  Scheiblersche  Arbeit  als  ein  Muster  empfohlen  werden,  das  in  gleichem 
Masse  durch  wissenschaftliche  Gründlichkeit,  wie  durch  geschmackvolle  Aus- 
fObmng  sich  auszeichnet. 

Aachen,  E,  Fromm, 


368  Literatur. 

2. 

Pick,  Eichard,  Aus  Aachens  Vergangenheit.  Mit  fünf  Abbildungen. 
Aachen,  Creutzer,  1895.    VIU,  632  S.  8<>.     15  M. 

Rhoen,  Karl,  Zur  Vertheidigung  der  geschichtlichen  Wahrheit  und 
zur  Abwehr  der  Angriffe  des  Herrn  Archivars  Pick.  Mit  einer  Tafel.  Aachen, 
La  Ruellesche  Accidenzdruckerei,  1896.    IV,  52  S.  8^ 

Das  an  erster  Stelle  genannte  Werk  ist  die  Frucht  mehrjähriger  archi- 
yalischer  Studien.  Die  Zusammenstellung  von  33  sehr  fleissig  ausgearbeiteten 
Aufsätzen  kann  als  ein  Sammelwerk  bezeichnet  werden.  „Die  Reihe  von  Ab- 
handlungen'', so  sagt  der  Verfasser  im  Vorwort,  „wäre  vielleicht  zutreffender 
gesammelte  Aufsätze  zur  Aachener  Geschichte  und  Topographie  bezeichnet 
worden.  Sie  macht  nur  Anspruch  darauf,  Bausteine  zu  einer  Geschichte  der 
alten  Kaiserstadt  zu  liefern.  Die  Mehrzahl  von  ihnen  ist  bereits  früher  in 
Aachener  Tagesblättern,  freilich  ohne  alle  urkundlichen  Hinweise  und  Belege 
veröffentlicht  worden.  In  der  jetzigen  Form  haben  sie  mannigfache  Berichti- 
gungen erfahren  und,  was  jedem  Forscher  besonders  erwünscht  sein  dürfte,  ein 
reichhaltiges  archivalisches  Material  beigefügt  erhalten.  Einzelne  Abhandlungen, 
nämlich  jene  über  die  Mauern  Aachens,  den  Esel  an  den  Stadtthoren,  das 
Rathhaus  und  das  Theater  in  reichsstädtischer  Zeit  sind  neu.*^ 

Mit  diesen  Worten  kennzeichnet  Pick  die  Art  seines  Werks.  Bei 
genauem  Vergleichen  ergibt  sich,  dass  auf  die  vier  neuen  Abhandlungen  nebst 
den  Zusätzen  zu  den  ihren  Grundzügen  nach  aus  altern  Veröffentlichungen 
bekannten  29  andern  Aufsätzen  etwa  zwei  Drittel  des  Bandes  entfallen. 
Drei  dieser  29  Abhandlungen,  nämlich  „Kirchliche  Zustände  in  vorkarolin- 
gischer  Zeit,  der  angebliche  Eisenmarkt  und  der  angebliche  Stadtbrand  im 
Jahre  1146**  sind  in  einer  Aachener  geschichtlichen  Zeitschrift  (Aus  Aachens 
Vorzeit)  erschienen,  die  26  übrigen  in  theils  eingegangenen,  theils  nur  mehr 
in  sehr  vereinzelten  Exemplaren  noch  vorhandenen  Tageszeitungen.  Bei  den 
26  Aufsätzen  hat  die  ehemals  belletristische  Behandlung  in  der  Tagespressc 
einer  wissenschaftlicheren  Form  Platz  gemacht.  Der  nochmalige  Abdruck  in 
dieser  Gestaltung  bedarf  daher  keiner  Begründung,  lieber  die  Zweckmässig- 
keit der  Wiedergabe  der  drei  bereits  in  jener  Zeitschrift  erschienenen 
Abhandlungen  lässt  sich  dagegen  rechten.  Vielleicht  hätten  sich  die  seit 
der  ersten  Veröffentlichung  gefundenen  Ergänzungen  der  Mehrzahl  nach  bei 
andern  Aufsätzen  anbringen  lassen  oder  eine  gesonderte  Aufstellung  gerecht- 
fertigt, wenn  auch  zugegeben  werden  muss,  dass  die  Studie  über  Aachens 
kirchliche  Zustände  in  vorkarolingischcr  Zeit  besonders  geeignet  erscheint, 
eine  Reihe  von  Abhandlungen  zu  eröffnen,  bei  denen  die  frühmittelalterliche, 
mittelalterliche  und  neuere  Zeit  vertreten  ist. 

Die  Gruppirung  der  33  Aiffsätze  lässt  scharfe  Grenzen  vermissen.  Es 
entfallen  auf  Kirchliches  die  Nummern  1—7;  auf  Befestigungswesen  die  Nrn. 
10—14;  auf  hervorragende  Gebäude  die  Nrn.  15,  16,  19,  28,  29,  30;  auf  Besuche 
hervorragender  Persönlichkeiten  die  Nrn.  25,  26,  27;  die   übrigen  Nummern 


Literatur.  3G9 

« 
gehören   verschiedenen   anderen  Gebieten  der  ortsgeachichtlichou   Forschung 

an.  Allem  Anschein  nach  hat  der  Druck  mit  der  Fertigstellung  jedes  einzelnen 
Aufsatzes  oder  kleinen  Abschnitts  Schritt  gehalten.  Wlire  das  Manuskript 
zu  sämmtlichen  Aufsätzen  in  einer  Sendung  in  die  Druckerei  geliefert 
worden,  so  konnten,  abgesehen  von  einer  andern  Aneinanderreihung  der 
einzelnen  Abhandlungen,  sieben  Seiten  (S.  626  ff.)  Nachträge  und  Berich- 
tigungen grossentheils  im  Text  passende  Yerwerthung  finden;  auch  hätten 
in  einem  dem  Vorwort  angeschlossenen  Literatur- Verzeichnisse  abgekürzte 
Bezeichnungen  der  Quellenwerke  gewählt  und  in  den  Anmerkungen  benutzt 
werden  können*.  Dagegen  bietet  der  Umstand,  dass  die  einzelnen  Auf- 
sätze nach  und  nach  in  längern  Zwischenräumen  zum  Abdruck  gelangten 
den  Vortheil,  dass  ein  höherer  Grad  von  Korrektheit  des  Drucks  und  Stils 
weitaus  leichter  zu  erreichen  war,  als  wenn  der  Verfasser  vor  der  Aufgabe 
gestanden  hätte,  mehrere  Hundert  Druckseiten  mit  ihren  zahlreichen  Anmer- 
kungen in  kurzen  Fristen  durchsehen  zu  müssen. 

Sehr  störend  macht  sich  der  Mangel  eines  Registers  fühlbar.  Bei  der 
Reichhaltigkeit  des  Buches  und  den  theils  im  Text,  theils  in  den  Anmerkungen 
an  den  verschiedensten  Stellen  zur  Erörterung  gelangenden  Punkten,  an  die 
der  Titel  des  Aufsatzes  nicht  erinnern  kann,  wäre  ein  Register  unerlässlich ; 
für  die  rasche  Orientirung  wird  das  Buch  durch  den  Mangel  geradezu  un- 
benutzbar ^  Muss  denn  immer  noch  bei  Anzeigen  von  Geschichtswerken  die 
Klage  laut  werden,  dass  das  Fehle^^eines  Registers  die  Brauchbarkeit  nennens- 
werth  beeinträchtigt?  Ferner  würde  wohl  allen  Lesern  zu  den  Aufsätzen 
über  Aachens  Befestigungen  und  die  Aachener  Bäche  die  Beigabe  eines  altern 
Stadtplans  oder  älterer  Zeichnungen  des  Laufs  der  Bäche  willkommen  ge- 
wesen sein.  Nach  dem  Vorwort  bildete  das  Aachener  Stadtarchiv  die  Haupt- 
quelle des  Werks,  während  daneben  ausser  dem  Düsseldorfer  Staatsarchiv 
das  Archiv  des  Münsterstifts  in  Aachen  manche  Ausbeute  bot.  Auf  ältere 
Handschriften  chronikalischer  Art  beruft  sich  der  Verfasser  richtiger  Weise 
durchgehends  nur  in  den  Fällen,  in  denen  urkundliches  Material  entweder 
mangelt,  oder  aber  durch  Handschriften  zur  Geschichte  Aachens  passend 
ergänzt  wird. 

Ohne  dem  Vorwurf  einer  kleinlichen  Kritik  verfallen  zu  wollen,  möchte 
ich  doch  offen  aussprechen,  dass  namentlich  eine  Aenderung  wesentlich 
geeignet  sein  dürfte  eine  etwaige  Fortsetzung  des  Werkes  zu  fördern.  Das 
Werk  wendet  sich  nämlich  ebensowohl  an  Berufsforscher  als  an  gebildete 
Kreise,  die  Sinn  haben  für  die  Geschichte  einer  historisch  hoch  bedeutsamen 
Stadt.  Die  hierbei  schwer,  manchmal  vielleicht  überhaupt  nicht  zu  treffende 
Mitte  scheint  stellenweise  zu  Gunsten  der  Berufsforschung  zu  sehr  verschoben 
zu  sein.  Allerdings  finden  wir  nicht  längere  fremdsprachliche  Citate  oder 
Urkunden- Auszüge   im  Text,   aber   der  Verfasser  setzt  voraus,  dass  allen 

•)  Ein  Literatur- Vorreicliniss  bleibt  stet«  wUnsrlumswerth;  nbg^ekürzto  Bt'z»'ioli- 
nno^n  der  Quellenwerke  sind  manchen  Losorn  vvciüger  erwünscht. 

•)  Vgl.  die  Anxelgo  im  Literarischen  Centralbliitt,  LoipEig  IKXJ,  Nr.  45,  Sp.  1031. 

24 


Literatur.  371 

Yor  der  Fremdherrschaft  sich  nicht  erhalten  konnte.  Bestanden  dagegen  vor 
1172  Befestigungsanlagen  in  Aachen  nichts  oder  waren  sie  vor  dem  ersten 
Maacrbau  bereits  eingegangen,  so  braucht  selbstredend  nach  Ueberresten  nicht 
gesucht  zu  werden.  Und  die  fragmentarisch  kurzen  Notizen  der  Aachener 
Annalen  bieten  im  Allgemeinen  zur  Geschichte  Aachens  nur  eine  höchst  dürf- 
tige Ausbeute;  sie  schweigen  über  viele  wichtige  Ereignisse,  gegen  deren 
Bedeutung  das  Vorhandensein  oder  Nichtvorhandensein  kleinerer  Befestigungs- 
anlagen weit  in  den  Hintergrund  tritt.  Pick  folgert  aus  Vergleichungen 
mit  dem  Befestigungswesen  in  andern  Städten  und  gestützt  auf  den  in  einer 
Urkunde  Kaiser  Lothars  vom  J.  1137  für  Aachen  vorkommenden  Ausdruck 
fossatum,  dass  damals  die  Stadt  nicht  ohne  Wall  und  Graben  war;  er  ver- 
muthet  ergänzende  Vertheidigungswerke.  Fossatum  kann  kaum  anders  als 
durch  ^Befestigungsgraben**  übersetzt  werden.  Allerdings  sagt  das  grosse 
lateinische  Wörterbuch  von  Forcellini,  dass  fossatum,  ein  Wort  der  Jüngern 
lateinischen  Sprache,  einen  Graben  oder  eine  durch  einen  Graben  hergestellte 
Befestigung  bezeichne  *.  Nach  Du  Gange  ist  fossatum  ein  Wall  oder  Graben, 
und  zwar  besonders  ein  solcher,  der  um  die  Mauern  einer  Stadt  führt  ^  Aber 
die  Wörterbücher  stützen  sich  für  die  älteste  Zeit  auf  eine  Stelle  des  römischen 
Militärschriftstellers  Vegetius  '(Ende  des  4.  Jahrhunderts) '  oder  auf  ein  Citat 
in  der  Biographie  Gordians^,  wobei  in  beiden  Fällen  fossatum  Festungsgraben 
bedeutet.  Und  für  die  hier  wesentlicher  in  Betracht  kommende  mittelalter- 
liche Zeit  dürfte  es  schwer  halten,  in  deutschen  Städteurkunden  auch  nur 
ein  einziges  Beispiel  nachzuweisen,  nach  welchem  fossatum  die  Bedeutung 
eines  unbefestigten  Grabens  hat.  Bezeichnet  fossatum  in  der  Urkunde  Lothars 
vom  J.  1187  einen  Befestigungsgn^aben,  so  können  ergänzende  Vertheidigungs- 
werke nicht  gefehlt  haben.  Statt  des  in  kriegswissenschaftlichen  Werken 
nur  vereinzelt  gebrauchten  Ausdrucks  Plankenzaun  hätte  Pick  besser  den 
gleichworthigen  aber  eingebürgertem  Ausdruck  Verpalissadirung  hinter  dem 
Graben*  gewählt.  Ist  auch  die  Uebersetzung  Plankenzaun  (Palissades) 
grammatikalisch   schwer  anfechtbar  ^   so  legt  doch   das  Beiwort  Zaun   den 

*)  Posteriorin  latinitatis  vox  est,  et  significat  vel  fossnm,  vel  munimentum  fossa 
tttctaxn. 

»;  Fossatum,  vallam,  fossa:  sed  ea  pra»*8ertim,  quae  circa  xirbinm  moeuia  circum- 
dacitar. 

')  De  re  militari  lib.  IV,  cap.  XVI.  In  der  Stelle  iwt  die  Rede  vou  Orllben.  di« 
b<'i  Bela^rtiogen  g^fUllt  werden,  damit  die  BelHKorungsthtirm«-  an  die  Mam-r  ^fl>nul»t 
Worden  können.  Es  heisst:  Civitatis  tossatum  .  .  .  apportatis  lapidibun,  ligni.s  ue  terra 
. .  .  complent .  .  .  solidant,  ut  turre«  ambulat^iriae  sine  imprdimento  iunj^utiir  ad  murum. 

*;  Castra  omnia  et  iVmsata  eonim  circomibat.  Hier  citirt  nacb  A.  Riese,  Rbeini- 
hches  (lerraauien  S.  ^1. 

*  W.  Pranck  bemerkt,  da««  in  mittelalterlieber  Zeit  beider  t;erinjft»n  Tra^widt«' 
und  Wucht  der  Schusswaffen  geg<»n  den  Nahekampf  sehon  djw  eiiitucliste  Uin«lerui».s 
l^pschtitzt  habe:  ein  breiter  Wa8H««rjfrab<"n.  «'ine  niils-.!^  liobo  von  olun  \erth«i«iif;t«' 
Mauer,  mehr  no<'h  einn  hinter  «lern  Graben  befjudlieb«'  Enlunnvalhuitf  oder  Ver- 
palissadirung (Pick,  M<mat«schrifl  Bd.  VII,  S.  l\2  . 

*  PaÜModen  sind  an  einem  Ende  zugt^spitzte  Pliihlt>  von  Rund-  »Mb-r  Spaltholz, 
die  in  Reihen  vereinigt  bei  Befestigungen  als  Aini:ili«>ruii^^bit)<lerui.Hso  dienen,  al.so: 
HcbauzpfUhle,  Planken2äune. 

24* 


372  Literatur. 

Gedanken  an  lose  verbundene  und  daher  für  die  Vertheidigung  fast  werthlose 
Planken  sehr  nahe,  während  der  Leser  bei  dem  eingebürgerten  Fremd worte 
Verpalissadiruog  eher  an  eine  durch  alle  Hülfsmittel  der  Kunst  ziemlich 
dauerhaft  hergestellte  Verbindung  der  Planken  denkt. 

Ob  und  wie  Aachen  kurz  vor  1172  befestigt  war,  dies  gehört  zu  jenen 
zahlreichen  ortsgeschichtlichen  Problemen,  die  sich  wohl  einengen,  nicht  aber 
vollständig  lösen  lassen.  Bedeutet  fossatum  in  der  mehrfach  erwähnten  Urkunde 
Kaiser  Lothars  vom  22.  September  1137  einen  Befestigungsgraben,  so  bleibt 
diese  Urkunde  ein  sehr  schätzenswerther  Beweis  dafür,  dass  Aachen  damals 
mindestens  an  einer  *  Stelle  gewisse  Befestigungen  aufwies.  Bildete  diese  Stelle 
in  der  Nähe  der  heutigen  Hartmannstrasse  ein  Glied  eines  grossem  Befesti- 
gungssystems, war  dieses  System  in  sich  geschlossen  oder  jemals  geschlossen 
gewesen,  wie  war  der  Zustand  der  Einzeltheile,  ihre  Richtung,  ihre  Grenzen? 
Dies  alles  sind  Fragen,  auf  welche  die  überaus  dtlrftigen  Quellen  zur  Topo- 
graphie und  Geschichte  Aachens  im  11.  und  12.  Jahrhundert  nicht  das  mindeste 
Licht  werfen.  In  unmittelbarer  Nähe  Aachens  entstand  zu  Ende  des  10.  Jahr- 
hunderts das  Kloster  Burtscheid,  während  Aachen  selbst  im  11.  und  12.  Jahr- 
hundert die  Kirchen  zu  den  hhl.  Adalben,  Nikolaus  und  Foilan  erhielt.  Die 
starke  Bevölkerungszunahme  kann  auf  die  Befestigungsfrage  nicht  ohne  Eio- 
fluss  geblieben  sein,  doch  entzieht  sich  die  Richtung  dieses  Einflusses  jeder 
einigermassen  genauen  Bestimmung.  Da  gibt  es  eine  Reihe  von  Möglich- 
keiten, auf  welche  näher  einzugehen  sich  nicht  lohnt:  Vei-nachlässigung  oder 
Verstärkung  bestehender  Anlagen,  Neuanlagen  oder  Eingehenlasscn  einzelner 
Befestigungen  u.  s.  w.  Immer  aber  wird  damals  die  richtige  Ansicht  über- 
wogen haben,  dass  ausreichender  Schutz  nur  in  der  Anlage  eines  Mauer- 
gürtels um  die  Stadt  gefunden  werden  könne. 

Der  Schwerpunkt  liegt  nicht  in  den  Befestigungs-Verhältnissen  Aachens 
im  11.  und  12.  Jahrhundert  (vor  1172);  weitaus  bedeutsamer  ist  die  Frage, 
ob  die  Aachener  Pfalz  in  den  Tagen  ihres  Glanzes,  zur  Zeit  der  Karolinger 
und  Ottonen,  Befestigungen  aufwies.  Auch  hierbei  lassen  uns  die  Schrift- 
quellen ziemlich  vollständig  im  Stich,  über  einen  gewissen  Grad  der  Wahr- 
scheinlichkeit ist  also  nicht  hinauszukommen.  Den  für  eine  vorhanden 
gewesene  Befestigung  der  Pfalz  mit  fast  zwingender  Beweiskraft  sprechen- 
den Gründen,  die  zuerst  H.  Loersch  entwickelt  hat',  lassen  sich  ein  paar 
weitere  Beweisstützen  anreihen.  Die  Aachener  Pfalz  umschloss  nicht  bloss 
das   Reichsarchiv    und   Kunstschätze,    sondern    auch    die  Schatzkammer  des 


')  Einige  WörteibUchor  geben  an,  tlass  man  hei  fossatum  weniger  an  einen  flir 
sich  vereinzelt  bestehenden  befestigten  Graben,  als  vielmehr  an  «len  einen  Ort  um- 
schliessonden  Festungsgraben  zu  denken  habe.  Ob  dies  lUi'  Aachen  im  12.  Jahrhundert 
passt,  lasse  ich  dahin  gestellt.  In  späterer  Zeit,  längst  nach  Fertigstellung  des  Mauer» 
rings,  ftndot  sich  flir  Aachen  das  Wort  fossatum  in  der  von  mir  in  dieser  Zeitschrift 
(Bd.  VII,  S.  201,  Anm.  3)  erwähnten  Urkunde  Karls  IV.  vom  U.  Februar  1057.  Der 
Kaiser  gestattete  damals  den  Aachenern,  ihre  Sta<lt  mit  muris,  turribus,  portis,  vallis, 
fossatis  et  aliis  quibusvis  modis  ...  zu  befestigen. 

»;  Westileutsehe  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst  Bd.  VII,  S.  380  ff. 


Literatur.  373 

Reichs  *,  den  Königshort.  Seit  den  Tagen  der  germanischen  Volkskönige  bis 
aber  die  Zeiten  der  Karolinger  hinaus  war  aber  der  Königshort  vom  Begriff 
Königthum  geradezu  untrennbar.  Geschichte  und  Sage  legen  auf  ihn  das 
grösste  Oe wicht:  Hort  und  Reich  gewinnen,  hiess  die  Herrschaft  ergreifen*. 
Ist  es  nun  denkbar,  dass  es  vor  tausend  und  mehr  Jahren,  als  man  den 
Reichsschatz  in  der  Aachener  Pfalz  aufbewahrte,  unterlassen  wurde,  sie  ent- 
sprechend den  anderweitig  vielfach  zur  Anwendung  gebrachten  Regeln  der 
Befestigungskunst,  wenigstens  gegen  einen  Handstreich  zu  sichern?  Ein  zu 
Köln  zur  Zeit  Karl  Martells  aufbewahrter  grosser  Schatz,  welcher  dem  Zu- 
sammenhang der  Erzählung  nach  zu  schliessen  ein  königlicher  war,  befand 
sich  in  einem  befestigten  Orte.  Pippins  Gemahlin  Plektrud  lieferte  den 
Schatz  aus,  um  von  der  Belagerung  befreit  zu  werden*.  Bezüglich  der 
Aachener  Pfalz  legen  femer  die  lauten,  unter  Karl  dem  Grossen  oder  Lud- 
wig dem  Frommen  erhobenen  Klagen*  über  die  drückende  Last  der  Hof- 
bauten  in  Aachen,  den  Gedanken  an  Befestigungsarbeiten  sehr  nahe.  Eben 
solche  Arbeiten  waren  ja,  wie  auch  Rhoen  (S.  6)  bestätigt,  ungemein  mühsam 
und  zeitraubend  zu  einer  Zeit,  in  der  man  die  gewaltigen  heutigen  Hülfs- 
mittel  der  Technik  nicht  kannte  ^  Das  Aufführen  einfLcher  Gebäude  konnte 
doch  wohl  kaum  zu  Klagen  Anlass  geben,  die  in  eindringlichster  Weise 
(Tbrftnen  der  Armen  I)  an  den  Herrscher  sich  wandten.  Dass  endlich  selbst 
dAs  Aachener  Marienmünster  einer  Festung  ähnelte,  folgt  aus  einer  zum 
J.  989  berichteten  Thatsache.  Damals  liess  der  Bischof  von  Metz  eine 
nach  dem  Muster  des  Aachener  Münsters  gebaute,  theilweise  vollendete 
Kapelle  zerstören,  damit  sie  nicht  als  Befestigung  benutzt  würde*.  Es  ist 
fast  undenkbar,  dass  die  Aachener  Pfalz  im  Zeitalter  der  Karolinger  und 
Ottonen  unbefestigt  gewesen  sei.  Worin  die  Befestigung  bestand  und  welche 
Theile  der  in  der  Nähe  der  Pfalz  gelegenen  Ansiedelung  sie  umschloss,  das 
lässt  sich  mit  Bestimmtheit  ebenso  wenig  ermitteln,  als  der  Zustand  der 
Befestigung  Aachens  im  11.  und  12.  Jahrhundert  (vor  1172). 

Das  durch  seine  Lage  zu  einer  starken  Festung  ungeeignete  Aachen 
hatte  wiederholt  grösseren  Heeresabtheilungen  erfolgreichen  Widerstand 
selbst  in  jenen  Zeiten  nicht  zu  leisten  vermocht,  als  mächtige  Herrscher 
mit  Vorliebe  in  der  Pfalz  verweilten.  Die  Frage,  ob  Aachen  nach  dem  Sinken 
des  Ansehens  der  Pfalz,  ungefähr  100—150  Jahre  vor  dem  ersten  Mauerbau, 


*)  Haaren,  Geschichte  Acheiis  von  s*» inen  An Olrißen  bi«  1^)24.    Aachen  IH68.  S.  2B. 

»}  Brunner,  Deutw-ho  Reehtsgeschichte.    Leipzig  1887—1892.    Bd.  II.  S.  07. 

»)  Th.  Breyaig,  Jahrbücher  dts  frilnkiöchen  Beiclis  711—741.  Die  Zeit  Karl 
M*rt«lli.    Leipzig  IH69,  S.  2». 

*)  L.  Sifnfon,  Jahrbttrher  «lea  fränkischen  Reichs  unter  Ludwisj  dorn  Frommen. 
Bd.  IL  8.  Ätt,  Anm.  2  und  a. 

*)  Vor  etwK  hundert  Jahren  b«'seli werte  sich  auf  das  lebhafteste  jahraus 
jahrein  der  grosse  Aachener  Bezirk  üb«'r  die  von  den  Reiniblikanern  fUr  dif  Btfesti- 
gnng  Jtllichs  geforderten  Geldbeitrilge  «xler  Arboit.sloistungcn.  Hamala  jilso  in  Jülich 
genAa  dasselbe,  was  fast  ein  Jahrtausend  frtlher  in  Aachen  sich  aV>spi<dte. 

•)  L.  Simson  a.a.O.  S.  2H3;  Beeck,  A<iuiijgranum  162l>,  S.  24.  Bffcfetin;te  Kirch  t-u 
lassen  sich  für  «Ue  fränkische  und  inittoluUerliche  Zeit  vielfach  nachweisen. 


874  Literatur. 

mindestens  gegen  Ueberrumpeluugen  durch  kleine  Schaaren  irgendwie  geschützt 
war,  mag  eine  interessante  sein,  steht  aber  an  Bedeutung  hinter  dem 
Räthsel  der  Befestigungsverhältnisse  der  Aachener  Pfalz  zur  Zeit  der 
Karolinger  und  Ottonen  jedenfalls  weit  zurück. 

In  der  Aachener  Ortsgeschichte  nimmt  die  Eathhausbaufrage  einen 
hervorragenden  Platz  ein.  Unbestritten  erhebt  sich  das  Rathhaus  auf  dem 
Marktplatze  an  der  Stelle  des  ehemaligen  Palastes  Karls  des  Grossen.  Der 
Granusthurm  entstand  im  13.  Jahrhundert,  während  der  übrige  Rathhausbau 
im  zweiten  Drittel  des  14.  Jahrhunderts  begonnen  wurde  und  im  J.  1370  im 
Wesentlichen  beendet  war.  Der  üeberlieferung  nach  hat  der  Ritter  Gerhard 
Chorus*,  welcher  zwischen  1827  und  1356  wiederholt  als  Bürgermeister  in 
Aachen  vorkommt  und  im  J.  1367  starb,  um  den  Bau  des  Eathhauses  die 
grössten  Verdienste,  gilt  sogar  als  Bauherr  oder  Erbauer.  Seit  vielen  Jahr- 
zehnten bemühte  sich  die  Forschung,  die  vorstehend  angeführten  spärlichen 
Einzelheiten  passend  zu  ergänzen,  so  namentlich  festzustellen,  wann  im  14. 
Jahrhundert  der  Rathhausbau  begann,  welche  Betheiligung  dabei  dem  Ritter 
Chorus  zuzuschreiben  ist,  und  besonders  auch,  wie  das  neben  domus  consilii, 
domus  civium  u.  s.  w.  häufig  in  den  Aachener  Stadtrechuungen  und  Geschichts- 
quellen vorkommende  Wort  aula  erklärt  werden  muss.  Der  Raum  der  Besprechung 
gestattet  es  nicht,  auf  diese  Fragen  hier  näher  einzugehen.  Ich  beschränke 
mich  deshalb  darauf  hervorzuheben,  dass  Pick  unter  Zugrundelegung  von 
Angaben  des  Todtenbuchs  des  Aachener  Marienstifts  und  der  ältesten  Aachener 
Stadtrechnungen  zu  beweisen  versucht,  dass  unter  aula  (Saal,  Palast)  das 
Rathhaus  zu  verstehen  sei.  Im  gleichen  Sinne  sprach  sich  vor  einer  Reihe  von 
Jahren  schon  H.  Loersch  aus,  während  C.  P.  Bock,  23  Jahre  vor  dem  Erscheinen 
der  Stadtrechnungen  des  14.  Jahrhunderts,  für  die  aula  ein  gesondertes 
Gebäude  an  der  Ostseite  des  Marktes  annahm,  K.  Rhoen  in  seiner  neuesten 
Schrift  dagegen  die  aula  auf  den  Hof  in  die  Nähe  der  Krämerstrasse  ver- 
setzt. Allem  Anscheine  nach  hat  Pick  das  in  Aachen  und  anderswo  vorhandene 
urkundliche  Material  zu  dieser  Frage  herangezogen,  so  dass  von  einer  neuen 
Ausgabe  des  Todtenbuchs  der  Marienkirche,  der  Stadtrechnungen  und  der 
Aachener  Urkunden  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  eine  wesentliche  Bereicherung 
der  zur  Zeit  vorhandenen  urkundlichen  Angaben  zur  Lösung  des  „Aula- 
Problems**  kaum  zu  erwarten  sein  dürfte.    Eine  die  von  C.  P.  Bock,  Laurent, 


')  Vgl.  ausor  der  bekanat«n  Monographie  von  Quix  über  Chorus  den  Aafsatx  in 
J.  Laareut,  Aachener  Stadtrochnungen  S.  80  ff.  Laurent  (S.  84)  findet  das  Schweigen 
der  Grabschrift  über  das  Baugenie  des  Chonis  schwer  erklärlich.  Die  Grabschrift  ist 
abor  wenig  entscheidend^  da  sie  in  seltsame  Beime  gezwängt  erscheint:  Choros  sonoms, 
ninltum  innltum  u.  s.  w.  Hätte  Chorus  nm  das  Münster  nicht  ganz  besondere  Ver- 
dienste, so  wäre  er  schwerlich  dort  beerdigt  worden.  Die  nach  dem  Tode  Laurents 
von  W.  Hnrless  veröffont lichte  Urkunde  über  den  Aachener  Münsterbau  (Bonner  Jahr- 
bücher Heft  42,  S.  |07;  vgl.  H  aagens  Geschichte  Achons  Bd.  I,  S.  289)  stütxt  in  wichtiger 
Weise  die  Ueberlioferung  über  die  Verdienste  des  Bitters  Chorus  um  den  Münster-  und 
damit  wohl  auch  um  den  Rathhausbau.  Vgl.  Beeck,  Aquisgranum  1620  p.  48  und  die 
im  Aachener  Stadtarcliiv  aufbewahrte,  von  Quix  Chron.  Ms.  Aquens.  genannte  Hand- 
schrift p.  171  ff. 


Literatur.  375 

Loersck,  Pick,  Ehoen  u.  a.  zum  Eathhausbau  im  14.  Jahrhundert  gemachten 
Angaben  kritisch  zusammenfassende  Arbeit  bleibt  eine  mühsame,  aber  im 
Interesse  der  Geschichte  eines  der  bedeutsamsten  deutschen  Baudenkmäler 
überaus  wünschenswerthe  Aufgabe.  Nicht  ermittelt  scheint  es  bis  jetzt  zu 
sein,  wann  für  das  Grashaus,  Aachens  ältestes  Rathhaus,  die  bekannte 
Bezeichnung  „Kurie,  Curia''  zuerst  auftritt,  und  ob  auch  für  das  Rathhaus 
auf  dem  Marktplatze  die  Benennung  Curia  mitunter  vorkommt  K 

Zu  den  Einzelaufsätzen  des  Pickschen  Buches  hier  die  folgenden  ergänzen- 
den Bemerkungen:  1.  Kirchliche  Zustände  in  vorkarolingischer 
Zeit.  Die  Weihe  der  Aachener  Münsterkirche  (S.  1  und  107)  gehört  zu  jenen 
wesentlichen  ortsgeschichtlichen  Problemen,  zu  welchen  zahlreiche  Einzel- 
äusserungen,  nicht  aber  eine  abschliessende  Arbeit  vorliegen.  Auch  die 
Zu:jammenstellung  bei  Rauschen  (Legende  Karls  des  Grossen,  S.  187—140) 
hat  die  interessante  Frage  nicht  erledigt.  2.  St.  Foillanskirche.  S.  23: 
Die  von  Quuc  an  verschiedenen  Stellen  als  Chron.  Ms.  Aquense  citirte,  jetzt 
im  Aachener  Stadtarchiv  befindliche  Handschrift,  gibt  1193  als  das  GrUndungs- 
jahr  an.  Es  heisst  pag.  138:  Circa  annum  1193  tcmplum  sancti  Foilani 
conditum  aut  innovatum  potius  atque  ex  angustiorc  sacello  ad  maiorem 
amplitudinem  deductum  creditur.  3.  St.  Adalbertskirche.  Verfasser 
scheint  die  Acta  SS.  Bolland.  ad  diem  23.  Aprilis  nicht  benutzt  zu  haben. 
Dieselben  bieten  zwar  im  Wesentlichen  wenig  Neues,  immerhin  aber  einiges 
Bemerkens  wer  the,  so  namentlich  den  Hinweis  auf  ein  der  ortsgeschichtlichen 
Literatur  unbekanntes  Martjrologium  Aquisgranense,  nach  welchem  ich  in 
mehreren  grössern  Martyrologien  vergebens  suchte.  4.  Jesuiten-Kollegium. 
Bei  der  Aufhebung  im  September  1773  empfahlen  sich  die  Jesuiten  der 
Gnade  des  Fürstbischofs  von  Lüttich;  ihre  Güter  lagen  in  verschiedenen 
Herrschaften  zerstreut  und  waren  mehrfach  mit  Schulden  belastet.  (Kaiserl. 
Reichs-Postaratszeitung  zu  Aachen  1773  Nr.  73;  ebenda  Jahrgang  1775  Nr.  13 
ein  Erlass  des  Pfalzgrafen  Karl  Theodor  zu  Gunsten  der  im  Amte  Wilhelm- 
stein gelegenen  Güter  der  Aachener  Jesuiten.)  Zahlreiche  Verkaufsanzeigen 
betreffend  das  Besitzthum  der  Aachener  Jesuiten  in  der  Stadt-Aachener 
Zeitung:  1774  Juni  25,  1776  Juli  13,  1776  März  13,  1776  Oktober  12  und 
Oktober  26,  1782  März  27.  Erlass  des  Aachener  Baths  über  die  Güter  der 
Jesuiten  vom  14.  Januar  1774  in  Sammelband  Nr.  883  der  Aachener  Stadt- 
bibliotbek.  In  ihrer  Chronik  (Du  Chateau)  bezeichnen  die  Aachener  Jesuiten 
ihr  Kollegium  als  das  ärmste  des  ganzen  Reichs.  5.  Karmeliterinnen. 
S.  73:  Vielleicht  irrt  Poissenot,  wenn  erden  17.  (statt  16.)  August  1804  als  den 

()  In  dem  seltenen  «Leo  Belg^cus^  (1595)  von  Michael  Eyasin^er  findet  sich 
eine  In  lateinischer  Sprache  abgefasste  Scbildemng  der  EoligioiLsstreitigkeiten  zu  Aachen 
am  Ende  des  16.  Jahrhundert«.  Die  Darstellung  stimmt  im  Wesentlichen  mit  Meyer 
und  Noppios,  denen  Eyzioger  zu  Grunde  liegt,  enthält  aber  doch  einiti^fs  Neue.  So 
heisst  es  bei  der  Erwähnung  der  wichtigen  Ereignisse  in  den  letzten  Tilgen  des  Mai 
16^1  (Meyer,  Aaohensoho  Geschichte  Bd.  I,  S.  474):  forom  curiamque  occupaverunt. 
Cori*  kann  hier  wohl  nur  dasBathhaos  auf  dem  Aachener  Markte  bezeichnen.  Femer: 
n««d  curiam  anschlagen"  war  noch  im  vorigen  Jahrhundert  bei  Anschlagen  am  Aachener 
Bathhtni  ein  bekannter  Ausdruck. 


376  Literatur. 

Tag  des  Besuchs  der  Kaiserin  Josephine  und  damit  als  den  Geburtstag  einer 
der  ersten  Wohlthätigkeits- Anstalten  Aachens  bezeichnet.  Ein  im  J.  1805  zu 
Aachen  gedrucktes  Festprogramm  weist  den  Titel  auf:  F6te  solemnelle  du 
16  Aout  1805,  C616br6e  ä  l'Institut- Josephine  d*Aix-la-Chapelle,  jour  auquel 
S.  M.  rimp6ratrice  Reine  Josephine,  honora  de  sa  visite  les  divers  6tablissemens 
de  charitß  ....  et  donna  son  nom  ä  celui  ....  nomm6  depuis  Institut- 
Jose  phine.  6.  Kapuzinerkloster.  S.  81:  Akten  über  die  Anlage  eines 
Badepalastes  und  den  Ankauf  des  Kapuzinerklosters  zu  Aachen  1811—1815 
finden  sich  im  Königl.  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf.  (General-Gouvernements- 
Kommissariat  4.  Division  Nr.  49.)  S.  89:  Eine  Abhandlung  über  die  Weg- 
führung der  Kunstschätze  nach  Paris  und  deren  Zurückbringung  nach  Aachen 
vermisst  man  in  der  ortsgeschichtlichen  Literatur  Aachens;  Material  hierzu 
ist  nicht  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv,  wahrscheinlich  aber  im  Königl.  Geheimen 
Staatsarchiv  zu  Berlin  vorhanden.  S.  93:  Der  Kapuzinerpater  Philadelphus 
von  Aachen  gab  im  J.  1711  ein  Erbauungsbuch  für  Kranke  heraus.  (Quix, 
Gelehrtes  Aachen  in  der  Rheinischen  Flora  1825);  Kapuziuerpater  Pacificus 
Höcker  wurde  von  den  Republikanern  gemassregelt  und  des  Landes  verwiesen: 
Anzeiger  des  Ruhrdepartements  1799  Nr.  24  vom  23.  Februar;  über  den- 
selben P.  Höcker  und  einen  angeblich  im  Aachener  Kapuzinerkloster  in  einem 
unterirdischen  Kerker  gefundenen  gefangenen  Mönch  vgl.  Aachener  Zuschauer 
(ein  paar  Nummern  im  ersten  Quartal)  1798,  sowie  die  um  dieselbe  Zeit 
erschienene  Entgegnung  der  Kapuziner  zu  Düsseldorf  in  den  Wöchentlich- 
Jülich- Bergischen  Anzeigen.  Das  Einnahme -Verzeichniss  des  Aachener 
Kapuzinerklosters  schliesst  mit  Juni  1802.  Die  armen  Mönche,  deren  Ein- 
kommen ein  überaus  kärgliches  war,  hatten  obendrein  zuletzt  alltäglich 
gehungert,  um  einen  ihnen  schliesslich  noch  vorenthaltenen  Nothpfennig  zu 
sparen  de  quoi  vivre  au  moment  de  leur  dissolution  (Königl.  Staatsarchiv  zu 
Düsseldorf).  7.  Linzenshäuscheu.  Der  Aufsatz  ist  ein  schätzenswerther 
Beitrag  zur  Geschichte  des  Eremiten wesens  in  den  Rheinlanden,  über  welches 
bis  jetzt  fast  nichts  veröflTentlicht  wurde.  Reiches  Material  hierzu  besitzt  Herr 
Pfarrer  Füssenich  in  Lendersdorf.  Linzenshäuschen  oder  Maria-Hülf  im 
Aachener  Walde  ist  nicht  zu  verwechseln  mit  Mariahülf  in  dem  nahe  gelegenen 
Moresnet,  auch  wohl  Maria  Hilf  am  Eichschen  genannt.  Ein  Haus  zu  Marien- 
Hülf  lag  noch  im  J.  1777  in  der  Peterstrasse  in  Aachen.  (Stadt- Aachener 
Zeitung  1777  Dezember  17.)  8.  Sachsen  nach  Aachen  verpflanzt. 
Vgl.  den  Aufsatz  von  E.  Seclmaun  „Wiederauffindung  der  von  Karl  dem 
Grossen  verpflanzten  Sachsen"  in  den  Nummern  890  f.  der  Kölnischen  Zeitung, 
Oktober  1895.  Seelmann  vermuthet  Ansiedlungen  in  den  Ardennen  und 
Nach  bargebieten.  S.  106:  Die  Sage  vom  Ländchen  von  der  Heiden  findet 
sich  in  erweiterter  Form  (Bardenberg  von  Barden,  Grube  Teut  von  Tut)  in 
A.  Schreiber,  Aachen,  Spaa  und  Burtscheid.  0.  J.  S.  68.  10.  Aachens 
Befestigung.  ürbs  Carolina  als  Bezeichnung  für  den  vom  inneren 
Mauerring  umschlossenen  Theil  der  Stadt  steht  in  Amus.  des  eanx  d'Aix-la- 
Chapelle  1736  tom.  1,  p.  16  und  in  Lettres  sur  la  ville  . .  d*Aix-la-Chapelle 


Literatur.  377 

1786  pag.  11.  S.  166:  Um  45-50  Jahre  ältere  Alarm-,  Brand-  und  Wacht- 
ordnnngcn  (3  verschiedene  Reglements)  sind  gedruckt  in  Eines  Erbaren  Ratbs 
Policey-Ordtnung  .  .  .  Aachen  bei  Henr.  Hulting  1650.  Der  Aufsatz  hätte 
vertieft  werden  können  durch  eine  üebersieht  über  die  Belagerungen  und 
BeijchiessuDgeu  Aachens,  durch  Mittheilungen  über  das  Loos  und  den  Ver- 
bleib der  Schlüssel  der  Stadt  und  der  städtischen  Kanonen,  sowie  durch  einige 
näheren  Hinweise  auf  die  zahlreichen  Verfügungen  gegen  das  LTobersteigen 
der  Stadtmauern  und  die  Beseitigung  der  Decksteine,  zum  Schutz  der  in  die 
Wallgräben  gepflanzten  Bäume  u.  dergl.  11.  Scherpthor.  S.  180:  Der 
Prinzenhof  hiess  auch  Fürstlich  Salmscher  Hof  (Stadt-Aachener  Zeitung  1781 
August  25);  in  ihm  war  nach  Ligny  und  Waterloo  im  Juni  1815  ein  Hospital 
für  verwundete  Krieger  eingerichtet  (Aachener  Wahrheitsfreund  1815  Juni 
27).  16.  Rathhaus.  S.  279,  Anm.  2:  Eine  Heizung  mit  Steinkohlen  war 
bis  tief  ins  17.  Jahrhundert  hinein  wenig  gebräuchlich,  obschon  es  keinem 
Zweifel  unterliegt,  dass  die  längst  bekannte  Steinkohle  neben  Holzkohle  als 
Brennmaterial  benutzt  wurde.  In  mehrern  Inventaren  aus  der  Aachen- Jülicher 
Gegend  (16.  und  17.  Jahrhundert)  finde  ich  nur  „Waldkohle"  unter  den  Vor- 
räthen  verzeichnet.  Erwähnung  verdient,  dass  sich  im  Aachener  Rathhauso 
im  J.  1496  ein  Saal,  die  Pylcamer  genannt,  befand.  (Quix,  Wochenblatt  für 
Aachen  und  die  Umgegend  1838,  Nr.  37,  S.  149.)  17.  Eisenmarkt.  Der 
Name  Eisenmarkt  für  eine  Ortsbezeichnung  innerhalb  Aachens  kommt  auch 
in  dem  reichhaltigen  auf  Aachen  bezüglichen  Material  des  Düsseldorfer  Staats- 
archivs nicht  vor.  20.  Weinberge.  Picks  Erklärung  der  Textstelle  zum 
J.  1397  ist  richtig.  Ein  Weinberg  (Weingarten)  des  St.  Adalbertstifts  in 
Aachen,  anscheinend  in  der  Nähe  des  Stifts  gelegen,  wird  zum  J.  1485 
in  der  bei  Haagen,  Gesch.  Achens  Bd.  II,  S.  95  erwähnten  Urkunde  angeführt. 
21.  Johann  I.  von  Heinsberg.  S.  370:  Ein  Begleitbrief  zum  Inventar 
de«  neben  der  Propstei  in  Aachen  gelegenen  Hauses  aus  dem  J.  1581  nennt 
dieses  Haus  „uff  der  Cloister"  gelegen.  (Königl.  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf, 
Marienstift  Aachen,  Nr.  3**.)  S.  373:  Kaum  abweichende  Darstellung  des 
Einfalls  der  Heinsberger  in  dem  oben  erwähnten  Chron.  Ms.  Aquense  pag. 
177  mit  dem  Schluss:  qua  facti  insolentia  licet  graviter  commota  sit  civitas, 
quae  tarnen  apud  plerosque  primates  pollebat  gratia  et  filii  praesertim  Ebu- 
ronum  antistitis  interpositione  facile  motus  oninis  aestusque  deferbuit.  23. 
Aachener  Theater.  Hervorgehoben  sei  hier  eine  Verfügung  des  Aachener 
Ratbs  vom  16.  Februar  1776,  nach  welcher  Schaustellungen  unter  dem  Namen 
von  Christkrippchcn,  Fasten-  und  Bittcrleidon,  Marionetton  etc.  verboten 
werden.  (Sammelband  Nr.  883  der  Aachener  Stadtbibliothek.)  Im  Düssel- 
dorfer Staatsarchiv  fand  ich  die  auch  auf  die  Zeit  vor  der  Fremdherrschaft 
passenden,  im  J.  1815  amtlich  gemachen  Aeussorungon,  dass  ein  Schauspiel- 
Direktor  wegen  der  geringen  Zahl  von  Zuschauern  in  Aachen  nicht  viel 
gewinnen  könne,  und  dass  das  bisherige  Komödienhaus  eine  üble  und  böse 
Lage  zwischen  zwei  der  interessantesten  Monumente  unserer  alten  Kaiser- 
stadt habe.    S.  487—490:    Die  Zusammeustelluug  hätte  wohl  durch  eine  auf 


378  Literatur. 

Zeitungs-Anzeigen,  Flugblättern  u.  dergl.  beruhende  Fortsetzung  bis  zum 
Ende  der  reichsstädtischen  Zeit  geführt  werden  können,  lieber  Verhand- 
lungen des  Aachener  Schauspiel-Direktors  wegen  eines  Gastspiels  zu  Düren 
im  J.  1783  vgl.  Bonn,  Kumpel  und  Fischbach,  Materialien  zur  Geschichte 
Dürens  S.  619.  24.  Bildnisse  im  Rathhaus.  S.  510;  Die  Ueberlieferung, 
nach  welcher  im  Aachener  Rathhause  am  18.  Oktober  1748  der  Friede  unter- 
zeichnet wurde,  war  schon  vor  etwa  80  Jahren  in  Aachen  lebendig.  (Vgl. 
K.  F.  Meyer,  Aachen  und  der  Monarchen-Kongress  im  Jahre  1818,  S.  49 
und  das  Chronogramm  S.  50) ;  auch  der  Friedenssaal  im  Aachener  Rathhaus, 
dessen  im  Journal  des  Nieder-  und  Mittelrheins  vom  9.  Dezember  1815  S.  1192 
gedacht  wird,  darf  wohl  im  Sinne  dieser  Ueberlieferung  gedeutet  werden. 
Viele  Mittheilungen  über  den  Aachener  Kongress  —  ob  über  das  Lokal,  in 
welchem  man  den  Frieden  unterzeichnete,  vermag  ich  nicht  anzugeben  —  ent- 
hält die  Gazette  de  Cologne  des  Jahres  1 748.  Ein  ehemals  im  Aachener  Rath- 
haus vorhandenes  Bild  von  einem  Schüler  (?)  van  Dycks  „Der  St^dtrath  vor 
Karl  IV.**  scheint  Pick  unbekannt  geblieben  zu  sein.  (Quix,  Wochenblatt  für 
Aachen  und  die  Umgegend  1837  Nr.  90, S.  360.)  28.  Haus  Löwenstein.  S.  558: 
Ein  Haus  zum  kleinen  Weyenberg  lag  auch  in  späterer  Zeit  der  St.  Peterskirche 
gegenüber ;  ein  gleichnamiges  Haus  in  der  Pontstrasse  beim  Karmelitessenkloster ; 
die  Bezeichnung  „auf  dem  grossen  Weyenberg  gegen  Peterskirch  über**  kommt 
noch  im  J.  1791  vor.  (Stadt- Aachener  Zeitung  vom  25.  November  1778, 
12.  Dezember  1789  und  25.  Mai  1791.)  31.  Schulfibel.  Für  die  reichs- 
städtische Zeit  und  die  ersten  Jahre  der  Fremdherrschaft  finde  ich  nur 
folgende  von  Aachenern  verfasste  Schulbücher  verzeichnet:  Crümmel,  Joh. 
Joseph,  Mathematiker  und  Banquier  geb.  1729  zu  Aachen,  gest.  1799: 
Nutzen  der  Algebra.  Aachen  1756;  Johann  Peter  Carlier,  Notar  in  Aachen: 
Rechenbuch,  1719,  Selbstverlag  Aachen,  Mostardgasse;  Franz  Jos.  Winands, 
Elementarlehrer  geb.  zu  Aachen  1763,  gest.  1805:  a)  Vollständige  Ver- 
gleichungstafeln, Aachen  1802;  b)  Dezimal-Rechenbuch  mit  Tabellen.  Aachen 
1803.  (Quix,  Gelehrtes  Aachen  in  der  Rheinischen  Flora  1825.)  Ferner 
gehört  wohl  hierher:  ABC  und  Lesebuch.  Versuch  für  Kinder.  Aachen 
1794.     (Stadt- Aachener  Zeitung  vom  22.  März  1794.) 

Düsseldorf.  E.  Pauls. 


Literatur-Uebersicht  für  die  Jahre  1895  und  1896. 

Zasammengestellt  von  F.  Wissowa. 

Di«»  Herren  Verfasser  werden  gebeten,  Sonderabzüge  ihrer  in  Zeitschriften  und  Zeitungen 
ercliienenen  Aufsätze,  welche  sie  an  dieser  Stelle  berücksichtigt  wünschen,  der  Stadt- 
bibliothek Aachen  freundlichst  einzusenden. 

I.  Bibliographisches;  Allgemeine  Darstellungen. 

1.  Ritter,  Franz,  Katalog  der  Stadtbibliothek  in  Koeln.  Abtheilung 
Rh.  Geschichte  und  Landeskunde  der  Rheinprovinz  1.  Bd.  Koeln,  Du  Mont- 
Schauberg,  1894.  (Veröffentlichungen  der  Stadtbibliothek  in  Koeln  Heft  5.  6.) 
S.  73  flf.  und  92  Literatur  über  Jülich-Cleve-Berg,  89  über  Burtscheid,  148  ff., 
173  «f.  über  A.,  Comelimünster  u.  a.    Rec:  KB  WZ  1894  Sp.  45  f.  Nr.  14. 

2.  Pick,  Richard,  Aus  Aachens  Vergangenheit.  Beiträge  zur  Geschichte 
der  alten  Kaiserstadt.  Mit  5  Abb.  Aachen,  Creutzer,  1895.  (Die  33  zum 
Theil  bereits  früher  in  Aach.  Tagesblättern  erschienenen,  jetzt  erweiterten 
Abschnitte  des  Werkes  enthalten  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  in  Mittel- 
alter und  Neuzeit;  neu  hinzugekommen  sind  die  Abhandlungen  über  Aachens 
Befestigung  im  Mittelalter,  den  „hasinus**  an  den  Aachener  Stadtthoren,  das 
Bathhaus  und  das  Theater  in  reichsstädtischer  Zeit.)  Rec.:  KBWZ  1896 
Sp.  64  Nr.  24;  LCBl  1896  Nr.  45;  Rhein.  Geschichtsbl.  2,  286  ff.;  HJb  17, 
388.  Gegen  einzelne  Theile  des  Werkes  wendet  sich  „(/.  Rhoen,  Zur  Vertheidi- 
gung  der  geschichtlichen  Wahrheit  und  zur  Abwehr  der  Angriffe  des  Herrn 
Archivars  Pick'*  Aachen,  Druck  von  La  Ruelle,  1896.  Gegen  diese  Schrift 
wiederum  richtet  sich  ein  Aufsatz  „Lokalgeschichtliche  Plaudereien  L  II." 
Volksfreund  1896  Nr.  224,  236.     Vgl  auch  oben  S.  368  ff. 

3.  Fromm,  £.,  Aachen,  eine  geschichtliche  Skizze.    (Festschrift  zur 


Erklärung  der  Abkürzungen:  AAV  =  Aus  Aachens  Vorzeit;  AHVfN  = 
Annalen  des  historischen  Vereins  fUr  den  Niedorrhein;  AHsfrd  =  Aachener  Hausfreund, 
Beilage  znm  Echo  der  Qegenwart;  AP  =  Aachener  Post;  EO  =  Echo  der  Gegenwart; 
GV  =  Geschichtsvorein;  HJb  =  Historisches  Jahrbuch;  HZ  =  Historische  Zeitschrilt; 
JVARh  =  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altcrtliunisfreunden  im  Rheinlando;  KBWZ  =^ 
Korrespondenzblfttt  der  Westdeutschen  Zeitschrift;  LCBl  -—  Literarisches  Centralblatt; 
LHW  =  Literarischer  Handweiser;  MIÖG  =  Mittheilungen  dos  Instituts  für  cisterr. 
Geschichtsforschung;  NA  =  Neues  Archiv  der  Gesellsehart  f.  ältere  deutsche  (Jt^schiebts- 
kande;  FT  ss=  Aachener  Anzeiger,  Politisches  Tageblatt;  StML  =  Stimmen  aus  Maria 
JjuLch;  WdZ  =  Westdeutsche  Zeitschrift;  ZbK  =  Zeitschrift  für  bildende  Kunst.  Die 
Abktlrzung  ZA  I  bedeutet  den  ersten  Band  der  auf  der  Aachener  Stadtbibliothek  an- 
gelegten SamnUnng  von  Zeitungsausschnitten,  welche  sich  auf  die  Aachener  Geschichte 
beziehen. 


SSO  Literatur-Üebersicht  für  die  Jahre  1895  und  1896. 

XXXVI.   Hauptversammlung    des   Vereins    deutscher    Ingenieure.      Aachen, 
1895  S.  1  ff.) 

4.  Schjerning,  Wilhelm,  A.  und  seine  Umgebungen.  E.  geograph.  Skizze. 
Aachen,  Mayer,  1895. 

5.  Schönneshöfer,  Bernhard,  Geschichte  des  bergischen  Landes.  Hrsg. 
mit  Unterstützung  des  Bergischen  Geschieh ts Vereins.  Mit  1  Titelbild.  Elber- 
feld,  Baedeker,  1895.    Rec:  Ztschr.  d.  Berg.  GV  31,  158  ff. 

II.  Mittelalter. 

A.  Quellen  und  Urkunden. 

6.  Potthast,  August,  Bibliotheca  historica  medii  aevi.  Wegweiser 
durch  die  Geschichtswerke  des  europäischen  Mittelalters  bis  1500.  2.  Aufl. 
Bd.  I.  II.  Berlin,  Weber,  1896.  (I,  30,  52.  Verzeichniss  der  Handschriften 
und  Ausgaben,  sowie  der  neueren  Literatur  über  Albert  v.  A.  und  Annales 
Aquenses,  vgl.  auch  I,  801,  Chronik,  Aachener.) 

7.  Basler  Chroniken.  Hrsg.  von  der  histor.  und  antiquar.  Gesellschaft 
in  Basel.  5.  Bd.  bearb.  von  A.  BernouUi.  Leipzig,  Hirzel,  1895.  Rec.; 
LCBl  1896,  182  f.  (S.  152,  165,  166:  König  Sigmund  in  A.,  S.  537  eine 
Ergänzung  zu  dem  in  Basler  Chroniken  4,  854  f.  abgedruckten  Bericht  des 
Basler  Chronisten  Erhard  von  Appenwiler  über  den  Zug  Karls  des  Kühnen 
gegen  A.) 

8.  Keussen,  Brief-Eingänge  des  14.  und  15.  Jahrb.  B.  Undatirte 
Stücke.  (Mittheilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von  Köln  Heft  26,  1  ff.,  27, 
159  ff.  Die  in  Regestform  mitgetheilten,  im  Kölner  Stadtarchiv  beruhenden 
Urkunden  beziehen  sich  zum  grossen  Theil  auf  die  Geschichte  des  Veroins- 
gebiets.) 

9.  Kuipping,  Richard,  Die  Papierurkunden  des  15.  Jahrb.  und  die 
städtischen  Urkundenkopiare.  I.  1210—1450.  (Mittheilungen  aus  dem  Stadt- 
archiv von  Köln  Heft  27,  222  ff.  Die  hier  wiedergegebenen  Regesten  be- 
treffen zum  Theil  die  Geschichte  Aachens  und  Jülichs.) 

10.  778.  Aachen  als  Ausstellungsort  einer  nur  im  Auszuge  erhaltenen 
Urkunde  Karls  d.  Gr.  zu  Gunsten  eines  Abtes  Otto  erwähnt.    MIÖG  16,  219. 

11.  798  Juni.  Alcuin  an  den  Erzbischof  Arno  v.  Salzburg:  theil t 
diesem  u.  a.  seine  bevorstehende  Reise  nach  A.  mit.  Monum.  Germ,  historica 
Epistolae  4,  285. 

12.  798  Juli  22.  Alcuin  an  Karl  d.  Gr.:  erwähnt  die  von  letzterem 
im  Aach.  Münster  errichteten  Säulen.    Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.  4,  244. 

13.  798—803.  Alcuin  an  seinen  Schüler  Fredegisus,  genannt  Nathanael: 
beauftragt  ihn,  Karl  d.  Gr.  eine  Handschrift  des  neuen  Testamentes  am 
Weihnachtsfestc  in  A.  zu  überreichen  erwähnt  auch  die  Aach,  warmen 
Quellen.    Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.  4,  419  f. 

14.  800,  vor  März  19.  Alcuin  an  den  Erzbischof  v.  Salzburg:  wird 
Mitte  Mai  auf  Wunsch  des  Kaisers  in  A.  eintreffen.    Monum.  Germ,  historica 


P.  Wissowa  381 

a.  a.  0.  4,  319  ff.,  in  ähnlicher  Weise  wird  A.  in  den  Jahren  800,  801,  802, 
814,  815  und  824  öfters  erwähnt;  vgl.  a.  a.  0.  S.  343,  387,  410,  583,  594 
and  609. 

1 5.  800  Juni.  Felix,  früher  Bischof  von  ürgel,  an  verschiedene  Priester 
der  Diözese  ürgel:  theilt  ihnen  mit,  dass  er  auf  der  Synode  zu  A.  in  Gegen- 
wart Karls  d.  Gr.  seine  Irrthümer  widerrufen  habe.  Monum.  Germ,  historica 
a.  a.  O.  4,  329;  andere  Anspielungen  auf  dieselbe  Synode  a.  a.  0.  S.  346,  415. 

16.  806  Aug.  17.  A.  als  Ausstellungsort  einer  von  Karl.  d.  Gr.  für 
St.  Denis  ausgestellten  Urkunde  erwähnt.    MIÖG  16,  209. 

17.  809.  A.  als  Ausstellungsort  einer  von  Karl  d.  Gr.  für  das  Kloster 
von  St.  Val6ry  ausgestellten  Urkunde  genannt.    MIÖG  16,  219. 

18.  870  März  6.  A.  als  Ausstellungsort  eines  Theilungs -Vertrages 
zwischen  Ludwig  dem  Deutschen  und  seinem  Bruder  Karl  erwähnt.  Publi- 
kationen ans  den  k.  preuss.  Staatsarchiven.    Bd.  65  Nr.  11. 

19.  878  Juni  18.  A.  als  Ausstellungsort  einer  von  König  Ludwig  dem 
Deutschen  für  das  Kloster  Lamspringe  ausgestellten  Urkunde  erwähnt.  Publ. 
a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.    Bd.  65  Nr.  18. 

20.  1108  Januar.  A.  als  Ausstellungsort  einer  von  Kaiser  Heinrich  V. 
zu  Gunsten  der  Hildesheimer  Kirche  ausgestellten  Urkunde  erwähnt.  Publ. 
a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.    Bd.  65  Nr.  164. 

21.  1166.  A.  als  Ausstellungsort  einer  von  Graf  Philipp  v.  Flandern  zu 
Gunsten  des  Klosters  AfSighem  beurkundeten  Schenkung  erwähnt.  Analectes 
p.  s.  ä  rhistoire  ecclösiastique  de  la  Bclgique.    II*'  Section  2.  fasc.  S.  191  f. 

22.  1198  nach  Juli  12.  Fünf  Briefe,  nämlich  des  Königs  Ottos  IV.,  der 
Wähler  Ottos  IV.,  des  Erzbischofs  Adolf  v.  Köln,  des  Grafen  Balduin  v.  Flan- 
dern und  des  Grafen  Albert  v.  Dagsburg  an  den  Papst  Innocenz  IIL  über 
die  soeben  in  A.  erfolgte  Wahl  und  Krönung  Ottos  IV.  Monum.  Germ,  historica 
Legnm  sectio  IV.,  Constitutionos,  T.  II,  23  ff. 

28.  1202  März.  Innocenz  III.  an  den  Herzog  v.  Zähringen:  hebt  n.  a. 
die  Unrechtmässigkeit  der  Wahl  Philipps  v.  Schwaben,  der  nicht  an  dem 
gesetzlichen  Orte,  und  die  Rechtmässigkeit  der  Wahl  Ottos  IV.,  der  an  dem 
vorgeschriebenen  Orte,  nämlich  zu  A.,  gekrönt  worden  sei,  hervor.  Monum. 
Germ,  historica  a.  a.  0.  II,  505  ff. 

24.  1202  Sept.  Abmachung  zwischen  König  Otto  IV.  und  Erzbischof 
Adolf  V.  Köln:  enthält  in  §  VI  Bestimmungen  über  die  „moneta  Aquensis^. 
Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.    II,  28  f. 

25.  1206  Juni.  Rechtfertigungsschreiben  König  Philipps  v.  Schwaben 
an  Papst  Innocenz  III.  Darin  u.  a.:  Auf  dem  Wege  zur  Krönung  in  A. 
sei  er  durch  die  Hinterlist  seiner  Gegner  umgangen  und  zur  Entlassung 
seines  Heeres  gezwungen  worden.  Vgl.  Nr.  28.  Monum.  Germ,  historica 
a.  a.  O.    II,  12. 

26.  1222  Mai.  Erlass  des  Königs  Heinrichs  (VII.)  zu  A.  über  Bestimmungen 
des  Lebnsrechts.    Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.    II,  393. 


382  Literatur-Uebersicht  für  die  Jahre  1895  und  1896. 

27.  1226  Juli.  Erzbischof  Albert  v.  Magdeburg  ernennt  an  seiner  statt 
Alberich  v.  Arneburg  zum  Grafen  der  Romagna,  wodurch  die  früher  anderen 
Personen,  darunter  auch  einem  „Nicolaus  de  Aquisgrani"  ertheilten  Befug- 
nisse erlöschen.    Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.    II,  120. 

28.  1227  April  6.  König  Heinrich  (VII.)  an  die  Stadt  Verdun:  widerruft 
die  im  März  d.  J.  der  Stadt  Verdun  von  A.  aus  gewährten  Privilegien. 
Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.    II,  410. 

29.  1229  nach  März  19.  Der  Hochmeister  Hermann  v.  Salza  erwähnt  in 
einem  Schreiben  an  einen  ungenannten  Freund,  welches  von  dem  Krouzzugc 
Kaiser  Friedrichs  II.  handelt,  dass  dieser  sich  seiner  Zeit  in  A.  zum  Kreuz- 
zuge verpflichtet  habe.    Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.    II,  167. 

30.  1231  April  80.  König  Heinrich  (VII.)  an  den  Herzog  Heinrich  IV.  v. 
Limburg:  erinnert  ihn  eindringlich  an  sein  ihm,  dem  Könige,  (Mai  1222)  zu 
A.  gegebenes  Versprechen,  die  Kirche  des  hl.  Servatius  in  Maastricht  *  nicht 
ferner  mit  Zöllen  auf  den  in  ihrem  Gebiete  wachsenden  Wein  zu  belästigen. 
Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.    II,  417  f. 

31.  1232  Mai.  Erneuerung  des  Bündnisses  zwischen  Kaiser  Friedrich  II. 
und  König  Ludwig  IX.  von  Frankreich.  Als  einer  der  beiden  Stellvertreter 
für  den  Eid  des  Kaisers  wird  sein  Kämmerer  Heinrich  „de  Aquisgrano**  auf- 
geführt   Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.    II,  216. 

32.  1242  Mai  2.  König  Conrad  IV.  bekennt  sich  gegenüber  dem  Burg- 
grafen Gerhard  v.  Sinzig  zu  einer  Schuld  von  78 Va  Mark;  darunter  be- 
finden sich  auch  3  Mark,  die  Gerhard  in  A.  (wohl  im  Interesse  des  Königs) 
verausgabt  hatte.    Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.   II,  446  f. 

33.  1248  August.  König  Wilhelm  an  die  Stadt  Mailand:  da  sein  Zag 
nach  Italien  durch  die  Belagerung  von  A.  sich  verzögert  habe,  ernennt  er 
Rainaldus  v.  Suppino  zum  Vikar  in  der  Lombardei.  Monum.  Germ,  histo- 
rica a.  a.  0.    II,  462  f. 

34.  1249  Februar  19.  Unter  den  Zeugen,  welche  bei  der  Ablegung  des 
Sekuritätseides  des  Königs  Wilhelm  von  Holland  an  Papst  Innocenz  IV.  in 
Ingelheim  zugegen  sind,  befindet  sich  auch  „Willelmus  advocatus  Aquensis**. 
Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.    II,  464. 

35.  1254—1256.  Relatio  de  conventibus  confoederationis  pacis  Bhenanae. 
Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.  II,  579  if.  (S.  585,  587  und  593  wird  auch 
A.  unter  den  Theilnehmern  des  rheinischen  Städtebundes  erwähnt). 

36.  1256  Nov.  26.  Johann  de  Avesnes  stellt  dem  Pfalzgrafen  bei 
Rhein  für  die  Zahlung  einer  Geldsumme  eine  Anzahl  Bürgen,  darunter  auch : 
„Ottonem  prepositum  Aquensem".    Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.  II,  480. 

37.  1256  Dec.  15.  Vertrag  zwischen  Richard  v.  Cornwales  und  dem 
Erzbischof  Kourad  v.  Köln:  §  3.  Item  dabit  (sc.  Ricardus)  litteras  suas  pa- 
tentes ipsi  archiepiscopo,  quod  ofliciales  seu  iusticiarios,  quos  ipse  dominus 

')  Der  Herausgeber  L.  Weiland  identificirt  allerdings  im  Register  das  in  der  Ur* 
kundf  i^nannte  ^Traioctum"  mit  Utrecht;  die  Erwälinung  de»  Kapitals  des  hl.  Serva- 
tius liUst  aber  wohl  nur  die  Ueborsetzung  „Maastricht**  zu. 


f.  Wissowa  88B 

B,  in  regem  promotus  voluerit  infra  Mosellam,  Aqnisgrani  et  Tremoniam 
ordinäre,  de  consilio  et  voluntate  ipsius  archiepiscopi  idoneos  ordinabit. 
Monum.  Germ,  historica  a.  a.  0.  II,  483. 

88.  1263  c.  Aug.  27.  Papst  ürban  IV.  an  Richard  v.  Comwalcs:  hebt 
o.  a.  hervor,  dass  die  Krönung  innerhalb  Jahresfrist  nach  der  Wahl  zu 
Frankfurt  in  A.  zu  erfolgen  habe,  nachdem  ein  mehrtägiger  Aufenthalt  des 
zu  Krönenden  in  A.  vorangegangen  sei;  nach  ErftUlung  auch  dieser  Be- 
dingung (moram  apud  Aqnisgrani  quantum  decuit  faciens)  sei  auch  Richard 
ohne  Widerspruch  zu  finden  gekrönt  worden.  Monum.  G^erm.  historica  a.  a.  0. 
II,  522  ff.  (Die  angezogenen  Stellen  auf  S.  525  und  526;  vgl.  auch  a.  a.  0. 
S.  631  über  die  Rechtmässigkeit  der  Wahl  und  Krönung  Wilhelms  von 
Holland.) 

89.  c.  1400.  Register  der  städtischen  Accisen  in  Köln  XX.  Rolle  der 
Thorzölle.  §  9  betrifft  die  Zollpflichtigkeit  der  Aach.  Kaufleute.  Stein, 
Akten  zur  Geschichte  der  Verfassung  und  Verwaltung  der  Stadt  Köln 
II,  115. 

40.  1423  Aug.  15.  Dam  v.  Palant,  Herr  zu  Rulant  an  Herzog  Adolf 
und  Johann  v.  Loon:  ist  im  Nothfalle  bereit,  wegen  der  Gefangenen  von  A. 
zu  einem  Gerichtstage  nach  Jülich  zu  kommen.  (Abgekürzt  wiedergegeben 
bei  Below,  Landtagsakten  von  Jülich-Berg  I,  224.) 

41.  1447  Juni  26,  wiederholt  1454  Juni  19  und  1461  Juni  11.  Beschluss 
der  Kölner  Morgensprache,  betr.  die  Behandlung  der  zur  Aach.  Heiligthums- 
fahrt  pilgernden  Fremden.  Stein,  Akten  zur  Gesell,  der  Verfassung  und  Ver- 
waltung der  Stadt  Köln  II,  343. 

B.  Neuere  Literatur. 

42.  Stein,  Walther,  Akten  zur  Geschichte  der  Verfassung  und  Verwal- 
tung der  Stadt  Köln  im  14.  und  15.  Jahrhundert.  IL  Bd.  Bonn,  Behrendt, 
1895.  (Publikationen  der  Gesellschaft  für  rheinische  Geschichte  X.)  Rec: 
KBWZ  1895  Sp.  134,  Nr.  57.  (Das  Werk  kommt  auch  für  die  Ge- 
schichte Aachens,  Dürens,  Jülichs  und  anderer  Orte  des  Vereinsgebietes  viel- 
fach in  Betracht). 

43.  Schmitz,  Ferdinand,  Der  Neusser  Krieg.  (Rhein.  Geschichtsbl.  II, 
1  flf;  die  auch  separat  erschienene  Abhandlung  ist  abgesehen  von  gelegent- 
lichen Erwähnungen  Aachens  für  die  Politik  der  Herzöge  von  Jülich  von 
Wichtigkeit). 

III.    Neuzeit. 

A.  Quellen  und  Aktenstücke. 

44.  Dresemann,  Otto,  Aus  einer  Chronik  des  Karthäuserklosters  Vogel- 
sang  bei  Jülich.  (AHVfN  61,  79  ff.;  die  hier  im  Auszuge  wicdergegebeno, 
im  Aach.  Stadtarchive  beruhende  Chronik  ist  verfasst  von  Bruno  Gülich, 
Prior  des  Karthäuserklosters  Vogelsang,  im  vorigen  Jahrhundert;  die  mitge- 
theilten  Auszüge  umfassen  die  Jahre  1478—1770). 


384  Literatur-Üebersicht  für  die  Jahre  1895  und  1896. 

45.  Dresemann,  Otto,  Die  Jülichsche  Fehde  1542—1543.  Zeitgenössischer 
Bericht  des  Michael  zo  Louif,  Johanniters  in  Kieringen.  (Abdruck  der  einem 
Rentbache  der  Johanniterkommonde  Kieringen  bei  Jülich  entnommenen  and 
von  Michael  zo  Louff,  geb.  1473,  verfassten,  jetzt  im  Aach.  Stadtarchiv  be- 
ruhenden Beschreibung  der  Kriegsdrangsale  der  Länder  Jülich  u.  s.  w.  1542 
und  1543.  AHVfN  61,  57  ff.) 

46.  Scliollen,  Mathias,  Handschriftliche  Aufzeichnungen  (1758—1785) 
im  Stadtarchiv  zu  A.    (AAV  9,  41.) 

47.  Verzeichniss  der  Handschriften  im  preussischen  Staate  I  Hannover 
3  Göttingen  Bd.  1—3.  Berlin,  Bath,  1892—1894.  (Aus  dem  Register  zu 
den  bisher  erschienenen  3  Bänden  ergibt  sich,  dass  in  diesen  verschiedene 
Handschriften  verzeichnet  sind,  welche  sich  auf  A.,  z.  B.  auf  Religionsstreitig- 
keiton  im  J.  1580,  auf  die  Aach.  Mäkelei  u.  a.  beziehen.  Noch  zahlreicher 
sind  die  Jülich  betreffenden  Handschriften.) 

48.  Quellen  und  Forschungen  aus  dem  Gebiete  der  Geschichte  hrsg. 
von  der  Görres-Gesellsehaft.  IV.  Bd.  Nuntiaturberichte  aus  Deutschland 
1585—1590  I,  1  hrsg.  von  Stephan  Ehses  und  Aloys  Meister.  Paderborn, 
Schöningh,  1895.  (Die  Berichte  beschäftigen  sich  auch  vielfach  mit  dem 
Stande  der  religiösen  Angelegenheiten  in  A.  und  Jülich.)  Rec:  Rhein.  Ge- 
schieh tsbl.  2,  221  ff. 

49.  1542  März  15.  Erwähnung  der  Stadt  A.  unter  den  zu  Speier  ver- 
sammelten Gesandten  des  niederländisch-westphälischen  Kreises.  Below, 
Landtagsakten  von  Jülich-Berg  I,  382. 

50.  1546  März  80.  Instruktion  des  Herzogs  Wilhelm  v.  Jülich  für 
seine  zum  Reichstag  von  Regensburg  abgesandten  Räthe:  Es  wird  den  Ge- 
sandten auferlegt,  bei  vorkommenden  Klagen  des  Abtes  v.  Kornelimünster 
sich  mit  dem  Maugel  an  Instruktion  zu  entschuldigen  und  etwaige  Massregeln 
in  Betreff  der  Stadt  A.  bis  zur  Ankunft  des  Herzogs  am  Reichstage  hinaus- 
zuschieben oder  die  Abseuduug  von  Kommissarien  zu  ihm  zu  erwirken. 
(Auszugsweise  abgedruckt  mit  Nachweis  des  Originals  Below  a.  a.  0. 1,  570  ff.) 

51.  1547  Nov.  28.  Verhandlung  des  Herzogs  Wilhelm  v.  Jülich  mit 
seinen  Ständen.  Der  Herzog  will  sich  auf  ein  Bedenken  der  Stände  wegen 
der  Ordnung  betr.  die  Dienstboten  und  Tagelöhner  mit  den  Städten  Köln 
und  A.,  sowie  mit  dem  Administrator  von  Köln  berathen.  (Auszugsweise 
abgedruckt  mit  Nachweis  des  Originals  Below  a.  a.  0.  I,  580,  587.) 

52.  1552  Mai  31  und  Juni  7.  In  zwei  abgekürzt  wiedergegebenen 
Aktenstücken  wird  die  Vorladung  des  Herzogs  von  Jülich  durch  die  Regentin 
der  Niederlande  zu  Verhandlungen  in  A.  und  Maastricht,  das  Nichterscheinen 
des  ersteren  und  seine  dafür  vorgebrachte  Entschuldigung  mitgetheilt.  Below 
a.  a.  0.  I,  649  ff. 

58.  1553  Sept.  28.  Verhandlung  der  Räthe  des  Herzogs  Wilhelm  v. 
Jülich  mit  den  Jülicher  Geistlichen.  Das  Ergebniss  ist  eine  Besteuerung  der 
einzelnen  Stifter,  auch  der  Aachener.  (Auszugsweise  mitgetheilt  von  Below 
a.  a.  0.  I,  687  Anm.) 


F.  Wissowa  385 

54.  c.  1556.  Klagen  des  Herzogs  v.  Jülich  über  die  Aachener.  Below 
a.  a.  0.  I,  728  Anm. 

55.  1556  März  8.  Beschluss  der  Stände  des  niedcrländisch-westphä- 
liscben  Kreises  über  Beschaffung  von  Geschütz  für  den  Kreis.  A.  soll, 
wie  Dortmund,  je  „1  Falkenitbn  (Zweipfünder  s.  Qrimm,  Wörterbuch)  in 
Bereitschaft   stellen**.  (Regest  und   Nachweis   des  Originals.   Below  a.  a.  0. 

I,  736.) 

56.  1558  Dez.  28.  Instruktion  des  Herzogs  Wilhelm  v.  Jülich  für  seine 
zum  Reichstage  in  Augsburg  gesandten  Räthe:  In  einer  Nebeninstruktion 
trägt  der  Herzog  seinen  Gesandten  auf,  die  Hülfe  des  Kaisers  gegen  das 
wiedertäuferische  Unwesen  in  A.  zu  erbitten.  (Auszugsweise  mitgetheilt  mit 
Nachweis  des  Originals.    Below  a.  a.  0.  I,  775  f.) 

57.  1609  Juli  31.  Reversal  des  Markgrafen  Ernst  und  des  Pfalzgrafen 
Wolfgang  Wilhelm  für  Bürgermeister  und  Rath  der  Stadt  Düren  betr.  die 
Aufrechterhaltung  der  katholischen  Religion  und  die  Zulassung  anderer  im 
Reiche  gestatteter  Konfessionen  (theUweise  abgedruckt  Publikationen  a.  d.  k. 
preuss.  Staatsarchiven  Bd.  62,  147  Nr.  63). 

58.  1609  Nov.  3.  Brief  eines  Ungenannten  in  Köln  an  den  Grafen 
Johann  v.  Nassau:  erwähnt  u.  a.  einen  auf  die  Stadt  A.  geplanten  Ueberfall. 
(Ausführliches  Regest  und  Nachweis  des  Originals  Publik,  a.  d.  k.  preuss. 
Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  160  Nr.  84). 

59.  1610  Mai  29.  D.  Johann  Peil  in  Heinsberg  an  den  Markgrafen 
Ernst  V.  Brandenburg:  warnt  ihn  unter  Hinweis  auf  die  Ermordung  Hein- 
richs IV.  von  Frankreich  vor  Menchelmördern.  (Theilweise  abgedruckt 
Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  168  Nr.  99.) 

60.  1610  August  17.  Beschlüsse  des  ausserordentlichen  Konvents  refor- 
mirter  Gemeinden  in  Düren:  Es  wird  ein  Entwurf  zur  Einberufung  einer 
General-Synode  der  reformirten  Kirchen  in  Jülich-Cleve-Berg  nach  Duisburg 
beschlossen.  Als  Aach.  Bevollmächtigter  wird  Engelbert  Breberin  genannt. 
(Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  170  Nr.  103;  auf  der  am 
7.  Sept.  1610  zu  Duisburg  abgehaltenen  General-Synode  erscheinen  als  Aach. 
Depntirte  der  eben  genannte  Engelbert  Breberinus  als  Prediger  der  „Teut- 
sehen**  und  Petrus  Niset  „Eltister  der  französischen  Gemeinden  daselbst" 
a.  a.  0.  S.  173.) 

61.  1611  c.  Juli  15.  Die  evangelische  Bürgerschaft  zu  A.  an  die 
brandenburgisch-neuburgischen  Kommissare:  berichtet  über  die  Schicksale 
der  evangelischen  Bürgerschaft  in  A.  und  die  Ursache  zu  dem  letzten  Auf- 
stande. (Mitgetheilt  nach  Meteren,  niederländische  Historien  in  I^iblik.  a.  d. 
k.  preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  189  Nr.  118.) 

62.  1611  Okt.  1.  Kaiserliches  Pönal-Mandat  wider  die  Stadt  A.:  Der 
Kaiser  befiehlt  unter  Aufzählung  der  vorgefallenen  Uebergriffe  der  Bürger- 
schaft die  Wiederanerkennung  des  vom  Kaiser  angestellten  Magistrates. 
(Theilweise  wörtlicher  Abdruck  mit  Nachweis  dos  ()ri(?inals  Publik,  a.  d.  k. 
preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  195  Nr.  128.) 

25 


886  Literabur-tJebersicht  für  die  Jahre  1895  und  1896. 

63.  1611  Dez.  17.  Protest  der  evangelischen  Bürgerschaft  zu  A.  gegen 
die  Weigerung  der  Katholiken,  die  Artikel  vom  8.  Oktober  anzuerkennen. 
(Regest  und  Nachweis  des  Originals  Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch. 
a.  a.  0.  S.  197  Nr.  130.) 

64.  1611  Dez.  30.  Erzherzog  Albrecht  an  Markgraf  Ernst  v.  Branden* 
bürg  und  Pfalzgraf  Wolfgang  Wilhelm  über  die  Streitigkeiten  in  der  Stadt 
A.    (Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  197  Nr.  131.) 

65.  1612  April  3.  Erzherzog  Albrecht  an  Pfalzgraf  Johann:  Der 
Pfalzgraf  solle  den  Ungehorsamen  zu  A.  nicht  willfahren.  (Regest  und  Nach- 
weis des  Originals  Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  199 
Nr.  138.) 

66.  1612  April  18.  Pfalzgraf  Johann  an  Markgraf  Joachim  Ernst  v. 
Brandenburg:  theilt  ihm  mit,  dass  er  als  Reichsvikar  eine  Kommission  zur 
Herstellung  des  Friedens  nach  A.  abgesandt  habe.  (Regest  und  Nachweis 
des  Originals  Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  199  Nr.   134.) 

67.  1612  Mai  9.  Beschlüsse  der  von  Kurpfalz  kraft  des  ihm  zustehen- 
den Reichsvikariates  nach  A.  entsandten  Kommission:  Die  Religionsfreiheit 
wird  gewährleistet  und  die  Aufnahme  der  Evangelischen  in  den  Rath  ge- 
stattet. (Theilweise  wörtlicher  Abdruck  und  Nachweis  des  Originals  Publik, 
a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  199  Nr.  135.) 

68.  1614  Februar  24.  Christian  v.  Anhalt  an  Joachim  Ernst  v. 
Brandenburg:  ist  besorgt  über  die  Lage  der  Dinge  in  A.,  da  die  dortigen 
Katholiken  die  Absetzung  des  jetzigen  und  die  Wiedereinsetzung  des  vorigen 
Rathes  bei  dem  Kaiser  durchgesetzt  hätten.  (Theilweise  wörtlicher  Abdruck 
und  Nachweis  des  Originals  Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  224 
Nr.  161.) 

69.  1614  Aug.  21.  Der  Bürgermeister  Johann  Kalkbrenner  zu  A.  an 
einen  Unbekannten  für  den  Prinzen  Moritz  v.  Oranien :  Hülfe  gegen  Spinola 
sei  dringend  nöthig.  (Theilweise  wörtlicher  Abdruck  und  Nachweis  des 
Originals  Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  232  Nr.  169.) 

70.  1614  Sept.  12.  Der  vertriebene  Bürgermeister  von  A.,  Johann 
Kalkbrenner  an  Landgraf  Moritz  v.  Hessen:  berichtet  die  Uebergabe  der 
Stadt  und  seine  Flucht  aus  A.  (Theilweise  wörtlicher  Abdruck  und  Nach- 
weis des  Originals  Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.  a.  a.  0.  S.  232  Nr.  170.) 

71.  1614  Sept.  17.  Markgraf  Georg  Wilhelm  v.  Brandenburg  an  Land- 
graf Moritz  V.  Hessen:  betr.  u.  a.  die  Uebergabe  von  A.  (Fast  wörtlicher 
Abdruck  und  Nachweis  des  Originals  Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch. 
a.  a.  0.  S.  234  Nr.  172.) 

72.  Brüning,  Wilhelm,  Aktenstücke  aus  dem  Aach.  Stadtarchiv 
(1795—1805).     AAV  9,  92. 

B.  Neuere  Literatur. 

73.  Franz,  A.,  Ostfriesland  und  die  Niederlande  zur  Zeit  der  Regent- 
schaft Albas  1568—1573.   (Wichtig  für  die  Stellungnahme  des  niederländisch- 


F.  Wissowa  387 

westfölischen  Kreises  und  besonders  der  Herzöge  von  Jülich  gegenüber  Ost- 
friesland. Jabrbueh  der  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische 
Alterthümer  in  Emden  11,  72  if.)    Rec:  KBWZ  1895  Sp.  237  Nr.  113. 

74.  Müller,  Johannes,  Der  Konflikt  Budolfs  II.  mit  den  deutschen 
Reichsstädten.  (Sehr  eingehende  Berücksichtigung  der  Aach.  Verhältnisse 
von  1571  an.     WdZ  14,  257  ff.) 

75.  Lossen,  Max,  Die  Yerheirathung  der  Markgräfin  von  Baden  mit 
Herzog  Johann  Wilhelm  von  Jülich-Kleve-Berg  1581—1585.  (Zuerst  ab- 
gedruckt in  den  Sitzungsberichten  der  philos.  philol.  Klasse  der  Münchencr 
Akademie  1895,  88  ff.;  später  wiederholt  und  durch  den  Abdruck  einer  An- 
zahl Aktenstücke  erweitert  in  Zeitsehr.  d.  Berg.  GV  31,  1  ff.;  unter  diesen 
befindet  sich  auch  ein  Brief  des  Jülichschen  Landdrostes  Werner  v.  Gimnich 
an  den  Aach.  Dechanten  Franz  Voss  vom  9.  Aug.  1572,  welcher  bei  der  Heiraths- 
angelegenheit  mitgewirkt  hat.) 

76.  Oppenhoff,  Franz,  Die  Anwesenheit  einer  hanseatischen  Gesandt- 
schaft an  König  Philipp  III.  von  Spanien  im  Dezember  1606.    AAV  9,  47. 

77.  Keller,  Ludwig,  Die  Gegenreformation  in  Westfalen  und  am 
Niederrhein.  Aktenstücke  und  Erläuterungen.  III.  Theil.  1609—1623. 
Leipzig,  Hirzel,  1895.  (Publik,  a.  d.  k.  preuss.  Staatsarch.  Bd.  62;  das 
erste  Buch,  die  jülich-clevisehen  Länder  behandelnd,  ist  für  die  Geschichte 
der  Gegenreformation  in  A.  und  den  jülich-clevisehen  Ländern  von  äusserster 
Wichtigkeit.) 

78.  Bodemann,  Eduard,  Briefe  der  Herzogin,  späteren  Kurfürstin 
Sophie  V.  Hannover  an  ihre  Oberhofmeisterin  A.  K.  v.  Harling  geb.  v.  üffeln. 
(Zeitsehr.  des  histor.  Vereins  für  Niedersachsen  1895,  1  ff.;  S.  86  ff.  werden 
drei  aus  A.  datirte  Briefe  vom  21.  und  30.  September  und  6.  Oktober  1700 
mitgetheilt) 

79.  Wacker,  C,  Spottgedicht  auf  die  Franzosen  aus  dem  J.  1793. 
(AAV  8,  94.) 

80.  Poullet,  Prosper,  La  Belgiquc  et  la  chutc  de  Napol6on  P^  SA 
aus:  Revue  gän^rale  1895.  (Beruht  auf  den  amtlichen  Berichten  der  Prä- 
fekten  und  zeigt,  mit  welcher  Freude  die  Beseitigung  der  französischen 
Herrpcbaft  ersehnt  und  aufgenommen  wurde.  Der  Präfekt  des  Dyle-Departe- 
mentfl  schreibt  am  20.  November  1818:  Les  bords  du  Rhin  qui  furent  r^unis 
depois  la  Revolution  sont,  dit-on,  tout  allemands,  surtout  Aix-la-Chapelle.) 

81.  Geschichtlicher  Atlas  der  Rheinprovinz,  hrsg.  von  der  Gesellschaft 
für  rheinische  Geschichtskunde.  1.  Karte  der  Rheinprovinz  unter  französischer 
Herrschaft  im  J.  1818  entw.  u.  gez.  von  Constantin  Schultheis s.  2.  Karte 
der  politiBehen  und  administrativen  Eintheilung  der  heutigen  Rheinprovinz 
im  J.  1789,  entw.  u.  bearb.  von  Wilhelm  Fabricius,  gez.  von  Georg 
Pfeiffer.  3.  Erläuterungen  zum  geschichtlichen  Atlas  der  Rheinprovinz. 
1.  BdL  Die  Karten  von  1813  und  1818  von  Constantin  Schultheiss.  Bonn, 
Behrendt,  1894,  1895.    Publik,  d.  Gesellsch.  f.  rhein.  Gcschichtsk.  XII. 

25* 


388  Literatur-Üebersicht  filr  die  Jahre  1895  und  1896. 

82.  Stern,  Alfred,  Geschichte  Europas  seit  den  Verträgen  von  1815 
bis  zum  Frankfurter  Frieden  von  1871.  Bd.  1.  Berlin,  Hertz,  1894.  (S.  460  ff. 
eine  auf  neuen  archivalischen  Quellen  beruhende  Darstellung  des  Aach.  Kon- 
gresses  von  1818,  S.  646  f.  ein  Brief  des  französichen  Ministers  Richelieu  an 
Ludwig  XVin.  aus  A.  vom  19.  November  1818.) 

83.  Blum,  Hans,  Fürst  Bismarck  und  seine  Zeit.  1.  Bd.  München, 
Beck,  1894.    (S.  42  über  Bismarcks  Aufenthalt  in  A.  1836/37.) 

84.  Acta  betr.  den  Eammergerichts-Auscultator  Herrn  Leopold  Eduard 
Otto  V.  Bismarck.  Regierungs-Präsidium  zu  A.  (Vom  28.  Januar  1836  bis 
9.  November  1837.    Bismarck- Jahr  buch  III,  1  ff.) 

85.  Clauswitz,  P.,  Zu  einigen  angeblich  von  Herrn  v.  Bismarck- 
Schönhausen  herrührenden  Artikeln  der  Kreuzzeitung  aus  dem  J.  1848. 
(Schriften  des  Vereins  für  die  Geschichte  Berlins  Heft  32,  99;  die  zum  Theil 
äusserst  scharfen  Artikel  sind  gegen  den  damaligen  Finanzminister  Hanse- 
mann gerichtet;  dass  sie  von  Bismarck  herrühren,  ist,  wenn  auch  möglich, 
doch  nicht  sicher.) 

86.  Riemann,  Ein  von  den  Jesuiten  erfundenes  Königswort.  (Preuss. 
Jahrbücher  79,  334  ff.;  betrifft  den  Aufenthalt  Friedrich  Wilhelms  IV.  in  A. 
1855  und  eine  von  ihm  aus  dieser  Zeit  überlieferte  Aeusserung.) 

87.  A.  während  des  Krieges  1870/71.  (AP  1895  Nr.  174,  175,  178,  181, 
188,  198,  201,  211,  222  =  ZA  I,  162  ff.) 

IV.  Zar  Geschichte  der  Kirchen,  einzelner  Gebäude  and  Familien. 

88.  Acta  Sanctorum  Novembris  collecta  digesta  illustrata  a  Carolo  de 
Smedt,  Josepho  de  Backer  etc.  T.  II,  1.  Brnxelles  1894.  (S.  458  ff.  Aus- 
gabe der  Vitae  des  hl.  Gregor  von  Burtscheid  nebst  einer  Einleitung  über 
sein  Leben  und  seine  Verehrung,  sowie  über  die  Gründung  des  Klosters 
Burtscheid.) 

89.  Bosbach,  F.  A.,  Der  selige  Gregorius  von  Burtscheid,  sein  Leben 
und  seine  Verehrung.    Rheydt,  Selbstverlag  des  Vfs.,  1895. 

90.  Heimbucher,  Max,  Die  Orden  und  Kongregationen  der  katho- 
lischen Kirche  Bd.  1.  Paderborn,  Schöningh,  1895.  (S.  479  ff.  über  die 
Aloxianer  in  A.) 

91.  Riegl,  Alois,  Ueber  Renaissance  der  Kunst.  (Mittheilungen  des 
K.  K.  österr.  Museums  N.  F.  10,  342 ff.;  S.  344 f.  über  die  karolingische 
Renaissance,  besonders  das  Aach.  Münster.) 

92.  Rhoen,  Carl,  Der  ehemalige  malerische  und  plastische  Wand- 
schmuck im  karolingischen  Theile  des  Aach.  Münsters.    (AAV  8,  113.) 

93.  Bock,  Franz,  Der  Königsstuhl  zu  A.  in  seiner  beabsichtigten 
Wiederherstellung.  (PT  1896  Nr.  65— 68  =  ZA  I,  182  ff.,  auch  separat  er- 
schienen Aachen,  Druck  v.  La  Ruellc,  1896.) 

94.  Bock.  Franz,  Die  ehemalige  Krönungsstätte  deutscher  Könige  im 
Aach.  Münster.     (PT  1896  Nr.  33  =  ZA  I,  173.) 


F.  Wissüwa  389 

95.  Bock,  Franz,  Die  projektirte  Wiederaufnahme  der  musivischen 
Restaurations- Arbeiten  im  Aach.  Münster.    Aachen,  Druck  v.  Kaatzer,  1895. 

96.  Eingesandt.  (Ein  gegen  Dr.  F.  Bock  gerichteter  Aufsatz  betr. 
die  Auswahl  der  16  in  Mosaik  auszuführenden  Gestalten  im  Aach.  Münster.) 
(EG  1895  Nr.  781,  II;  785,  IV  =  ZA  I,  170.) 

97.  Bock,  Franz,  Nochmals  die  musivischen  Bestaurationsarbeiten  im 
hiesigen  Oktogon.  (EG  1895  Nr.  800,  IV;  802,  11;  805,  11;  808,  11  =  ZA 
I,  171  ff.) 

98.  Y.  Swenigorodskoi,  Alexander,  Gutachtliche  Aeusserung betr.  die 
mnsivische  Ausschmückung  des  Oktogons  im  Aach.  Münster.  I.Januar  1896. 
(EG  1896  Nr.  112  =  ZA  J,  175  f.) 

99.  Y.  Swenigorodskoi,  Alexander,  Sondergutachten  betr.  die  musi- 
Yische  Ausschmückung  des  Oktogons  im  Aach.  Münster  aus  Anlass  der  durch 
die  Sachverständigenkommission  in  ihrer  Sitzung  vom  3.  Januar  d.  J.  ge- 
fassten  Beschlüsse.    (EG  1896  Nr.  112  =  ZA  I,  176.) 

100.  Loersch,  Hugo,  Gutachten  der  vom  Vorstande  des  Karls  Vereins 
zur  Restauration  des  Aach.  Münsters  in  seiner  Sitzung  vom  1.  Dezember  1895 
ernannten  Kommission  zur  Bezeichnung  der  für  die  bildnerische  Ausschmückung 
des  Innern  des  Münsteroktogons  passenden  Darstellungen.  21.  Januar  1896. 
(EG  1896  Nr.  112  =  ZA  I,  174  f.) 

101.  Bock,  Franz,  Die  wiederhergestellte  Eingangshalle  am  Münster- 
Umgänge.  (EG  1895  Nr.  94  =  ZA  I,  154.) 

102.  Z.  Die  Hubertuskapelle  am  Aach.  Münster.  (PT  1895  Nr.  291  = 
ZA  I,  173.) 

103.  Dr.  Bfock],  Franz,  Die  St.  Hubertus-Kapelle  am  hiesigen  Münster 
und  ihre  heutige  Wiederherstellung.    (EG  1896  Nr.  129,  II  =  ZA  I,  176  f.) 

104.  Brüning,  A.,  Der  Kronleuchter.  (Kunstgewerbeblatt  1896  S.  97  ff. 
Der  die  Kronleuchter  im  Allgemeinen  behandelnde  Aufsatz  beschreibt  auch 
die  Lichterkrone  des  Aach.  Münsters  und  enthält  verschiedene  Abbildungen 
nach  Cahier  und  Martin,  M^langes  d*arch6ologie  Bd.  III.) 

105.  Lersch,  B.  M.,  Der  Reliquienbehälter  des  hl.  Anastasius  im  Aach. 
Dom.  (AAV  8,  74.) 

106.  Fey,  J.,  Theodor  Zimmers.  (Domorganist,  geb.  6.  12.  1781  t24.  8. 
1861.     AAV  9,  46.) 

107.  Bock,  Franz,  Die  textilen  Byssus-Reliquien  des  christlichen  Abend- 
landes, aufbewahrt  in  den  Kirchen  zu  Köln,  A.,  Korneliraünster,  Mainz  und 
Prag.     Aachen,  Dnick  v.  La  Ruelle,  1895. 

108.  Lennartz,  Joseph,  Festschrift  zur  Erinnerung  an  die  Aach.  Heilig- 
tbumsfahrt  vom  Jahre  1895  nebst  Beschreibung  der  Reliquienschiitze  von  A., 
Bnrtscheid  und  Komclimünster.     Dülmen  i.  W.,  Lauraann,  1895. 

109.  Gedenkschrift  zur  Aach.  Heiligthurasfahrt  für  das  Jahr  1895. 
Aachen,  Jos.  Kessels,  1895. 

110.  Die  Heiligthttmer  zu  A.,  Burtscheid  und  Komelimtinster.  Aachen. 
Debey-Crolla,  1895. 


390  Literatur-Üebersicht  für  die  Jahre  1895  und  1896. 

111.  Pilgerführer  zur  Aach.  Heiligthamsfahrt.  Die  Heiligthümer  zu 
Burtscheid  und  Eomelimnnster.    Aachen,  Schweitzer,  1895. 

112.  Die  Heiligthümer  zu  A.,  Burtscheid  und  Kornelimünster.  Aachen, 
ürlichs,  1895. 

113.  Die  Aach.  Heiligthumsfahrt.    Aachen,  Franz  Jos.  Ulrichs,  1895. 

114.  V.  -d.  Fuhr,  W.,  Die  Heiligthümer  Aachens,  Burtscheids  und  der 
ehemaligen  Abtei  Kornelimünster.  Festschrift  zur  Aach.  Heiligthumsfahrt  vom 
10.  bis  24.  Juli  1895.    Aachen,  Verlag  des  Volksfreunds,  1895. 

115.  Geleitbüchlein  für  die  Besucher  der  Aach.  Heiligthumsfahrt.  Köln, 
Theissing,  1895. 

116.  Heiligthumsfahrt.  (Schilderung  der  H.  in  A.  und  Kornelimünster 
mit  historischen  Rückblicken.  AP  1895  Nr.  186,  188,  140,  142,  144,  145, 
147,  149,  150,  151.) 

117.  de  Noue,  Arsöne,  P6lerinage  aux  reliques  d*Aix-la-Chapelle.  Mal- 
m6dy  1895. 

118.  ürlichs,  Franz  Joseph,  Beliquienschat  der  kerk  van  Onze-Lieve- 
Vrouw  te  Aken.     Aken  1895. 

119.  Saget,  P.,  De  heiligdommen  te  Aken,  Burtscheid  en  Comelimunster, 
benevens  die  van  St.  Servaas  en  van  0.  L.  Vrouwe-Kerk  te  Maastricht.  Kerk- 
rade  1895. 

120.  Dr.  Teich  mann,  E.,  Kulturgeschichtliche  Bedeutung  der  Aachen- 
fahrten im  Mittelalter.     (EG  1895  Nr.  449,  II,  452,  II.) 

121.  L[erschl,  B.  M.,  Fragmentarisches  zur  Geschichte  der  Heilig- 
thumsfahrten  und  Aachenfahrten.    (EG  1895  Nr.  489.) 

122.  Stiftungen  für  arme  Pilger  gelegentlich  der  Aach.  Heiligthums- 
fahrt.   (Aach.  Sonntagsblumen  1895  Nr.  27.) 

123.  Ueber  die  wirthsehaftliche  Bedeutung  der  Heiligthumsfahrt.  (Aach. 
Sonntagsblumen  1895  Nr.  27.) 

124.  Dr.  H.,  Die  neue  Orgel  in  der  Jesuitenkirche  zu  A.  (EG  1895 
Nr.  518  =  ZA  I,  161.) 

125.  Schollen,  Zur  Geschichte  des  Kreuzherren-Klosters.  (AAV  9,  96.) 

126.  Buchkremer,  Joseph,  Freilegung  des  Chores  der  Nikolauskirche 
zu  A.    (AAV  8,  92.) 

127.  Hansen,  Joseph,  Rheinische  Akten  zur  Geschichte  der  Jesuiten 
1542—1582.  Publikationen  der  Gesellschaft  für  rheinische  Geschichtskunde 
XIV.  Bonn,  Behrendt,  1896.  (Das  nicht  nur  für  die  Geschichte  der  Jesuiten, 
sondern  überhaupt  zeitgeschichtlich  sehr  interessante  Werk  ist  für  A.,  noch 
mehr  aber  für  andere  Orte  des  Vereinsgebietes  z.  B.  Jülich  und  Maastricht 
von  erheblicher  Wichtigkeit.) 

128.  Lingens,  Joseph-  Die  Thätigkeit  der  Jesuiten  in  A.  (EG  1894 
Nr.  262  =  ZA  I,  153.) 

129.  Sieberg,  Nikolaus,  Geschichte  des  Aach,  katholischen  MissioDs- 
vereins  „Sonntags-Gesellschaft**.    Aachen,  Druck  von  Och,  1895. 


F.  Wissowa  391 

150.  Hess,  Johannes,  Der  hl.  Marculphus,  Abt  von  Nanteull.  Sein 
Leben,  die  Geschichte  seiner  Verehrung  und  einige  Gebete.  Aachen,  Selbst- 
yerlag  des  Vfs.,  1895.  (Der  hl.  Marculphus  wird  auch  in  der  Pauluskirche 
zu  A.  verehrt.) 

151.  Paulas,  N.,  Matthias  Sittardus  (in  A.  gebildet  und  in  das  Domini- 
kanerkloster eingetreten:  Histor.-polit.  Blätter  Bd.  116,  237;  828). 

132.  Ingold,  A.  M.  P.,  Grßgoire  et  r(5glise  constitutionnelle  d'Alsace. 
Paris  et  Colmar  1894.  (Das  Werk  enthält  auf  S.  61ff.  14  Briefe  des  späteren 
Bisehofs  von  A.,  Marc  Anton  Berdolet,  an  Gr6goire,  Bischof  v.  Blois,  vom 
12.  Juni  1796  bis  11.  Nov.  1801,  sowie  ein  Porträt  Berdolets.)  Rec:  ß6vue 
B^n^dictine  Annäe  12,  95. 

133.  Der  selige  Pater  Johannes  Höver  und  seine  Stiftung:  die  Ge- 
nossenschaft der  armen  Brüder  vom  hl.  Franziskus.  Mit  dem  Bildniss  des 
Stifters.    Aachen,  Cremer,  1896.   Vgl.  Ztschr.  des  Aach.  GV.  17,  276  Nr.  53. 

134.  Hayn,  Kasimir,  Aus  den  Annaten-Registem  der  Päpste  Eugen  IV., 
Pius  n.  und  SixtusIV.  1431—1447.  1458—1484.  (Gelegentliche  Erwähnungen 
einzelner  Kirchen  des  heutigen  Regierungsbezirks  A.,  z.  B.  Keyenberg  bei 
Erkelenz,  Malmedy,  Kirchberg  bei  Jülich,  Lammersdorf  u.  a.  AHVfN  61, 129  flf.) 

135.  Eubel,  Konrad,  Die  deutschen  Aebte  in  den  libri  obiigationum 
et  solutionum  des  vatikanischen  Archivs  während  der  Jahre  1295—1378. 
(Studien  und  Mittheilungen  aus  dem  Benediktiner-  und  Cistercienser-Orden 
Jahrg.  16,  84  ff.;  S.  88  Mon.  Bruwilren.,  S.  92  Mon.  Stabulen.  et  Malmedianen.). 

136.  Albers,  Bruno,  Das  Verbrüderungsbuch  der  Abtei  Deutz.  (Studien 
und  Mittheilungen  aus  dem  Benedictiner-  und  Cistercienser-Orden  Jahrg.  16, 
96 flf.;  S.  100  Steinfeld,  Kornelimünster.) 

137.  Piper,  Otto,  Burgenkunde.  Forschungen  über  gesammtes  Bau- 
wesen und  Geschichte  der  Burgen  innerhalb  des  deutschen  Sprachgebietes. 
München,  Ackermann,  1895.  Rec:  LCBl  1896,  552  f.,  KB  WZ  1896  Sp.  92. 
AUg.  Zeitung,  Beilage  1895  Nr.  198.    HZ  77,  284  flf. 

138.  Rhoen,  Carl,  Oflfener  Brief  an  Herrn  Dr.  Heinrich  KeÜeter, 
Archiv-Assistent  in  Köln.  (Vf.  wendet  sich  gegen  eine  Recension  seiner 
Schrift  „Der  sogenannte  karolingische  Gang  in  A.**  durch  Heinrich  Kelleter ; 
PT  1895  Nr.  114,  115  =  ZA  T,  155.) 

139.  Kelleter,  Heinrich,  Vorkarolingische  Bauten  zu  A.  (Ueber  die 
Ausgrabungen  auf  dem  Katschhofe;  Vf.  entscheidet  sich  dafür,  dass  das 
Grab  Karls  d.  Gr.  in  einem  Anbau  der  Pfalzkapelle  zu  suchen  sei.  (KBWZ 
1895  Sp.  6  Nr.  3.) 

140.  Rhoen,  Carl,  Der  Marktbrunnen  zu  A.  Ursprünglich  im  Politi- 
schen Tageblatte,  später  separat  erschienen  Aachen,  Druck  von  LaRuolle,  1896. 

141.  Rhoen,  Carl,  Der  grosse  Brand  zu  A.  am  2.  Mai  1656.  Ursprüng- 
lich im  Politischen  Tageblatte,  später  separat  erschienen  Aachen,  Druck 
von  La  Ruelle,  1896. 

142.  Oppenhoff,  Franz,  Die  Familie  v.  Friesheira  in  A.  im  17.  und 
18.  Jahrhundert.    (AAV  8,  97.) 


392  Literator-Uebersicht  für  die  Jahre  1895  und  1896. 

143.  Buchkremer,  Joseph,  Baogeschichte  des  Hauses  Friesheim  (seit 
1717  Annenhaus)  Aachen,  Bergdnsch  Nr.  2.    (AAV  8,  1  ff.) 

144.  Buchkremer,  Joseph,  Abbrach  der  Hänser  des  Josephinischen 
Instituts  und  des  Waisenhauses  in  der  Pontstrasse.    (AAV  8,  90  ff.) 

145.  Sehnock,  Heinrich,  Die  Neubedachung  des  Marschierthores. 
(AAV  8,  16.) 

1 46.  Sehollen,  Mathias,  Die  Servielsbuig  als  Korrektionshaus.  (AAV  8,1  €.) 

147.  Scheibler,  Johann  Heinrich  Karl,  Oeschlchte  und  Geschlecbts- 
register  der  Familie  Scheibler.  Köln,  Druck  yon  Du  Mont-Schauberg,  1595. 
Rec:  FT  1895  Nr.  228,  ü.    Ztschr.  d.  AGV  18,  365. 

y.  Sprache,  Sehnlwesen,  Literatur  und  Wissenschaft. 

148.  Koulen,  Josef,  Der  Stabreim  im  Munde  des  Volkes  awischen 
Bhein  und  Bur.  Beigabe  zum  Programm  des  Gymnasiums  zu  Düren.  Düren, 
Hamelsche  Druckerei,  1896. 

149.  Moldenhauer,  Franz,  Geschichte  des  höheren  Schulwesens  der 
Eheinprovinz  unter  preussischer  Begierung.  Köln,  Neubner,  1895.  (Aus  der 
seitens  der  höheren  Lehranstalten  Kölns  der  43.  Versammlung  deutscher 
Philologen  und  Schulmänner  überreichten  Festgabe.)   Bec. :  LCBl  1896,  311  f. 

150.  Bahlmann,  Paul,  Jesuiten-Dramen  der  niederrheinischen  Ordens- 
provinz. XV.  Beiheft  zum  Centralblatt  für  Bibliothekswesens.  Leipzig, 
Harrassowitz,  1896.  (unter  den  502  verzeichneten  Jesuiten-Dramen  befinden 
sich  51  aus  A.  aus  den  Jahren  1601—1772,  8  aus  Düren  aus  d.  J.  1709—1761 
und  119  aus  Jülich  aus  d.  J.  1676—1773.)  Rec:  LCBl  1896  Sp.  1359. 

151.  Sommervogel,  Biblioth^que  de  la  Compagnie  de  J6sus  le  partie: 
Bibliographie  Nouv.  Edition  T.  VL  VTL  Bruxelles,  Schepens,  1895.  1896. 
(Die  beiden  Bände  verzeichnen  folgende  aus  dem  Vereinsgebiete  stammende 
Jesuiten  und  ihre  Schriften:  Heinrich  Pütz  aus  Düren  1568—1596,  Johann 
Kamirez  aus  Maastriebt  1593—1640,  Johann  Rosenthal  aus  Herzogenrath 
1612—1655,  Paul  Bosmer  aus  Maastricht  1605-1664,  Theodor  Rosmer  aus 
Maastricht  1580—1645,  Antoine  de  Rougemont  aus  Maastricht  1615—1652, 
Fran^ois  de  Rougemont  aus  Maastricht  1624—1676,  Matthias  Schrick  ausA. 
1567—1646,  Louis  Seccard  aus  Jülich  1736 — 1806,  Johann  Seidel  aus  Schieiden 
1632—1697,  Martin  Sibenius  aus  Dahlem  1604—1688,  Peter  Steinfünder  aus 
A.,  1637—1694,  Johann  Sterck  aus  A.  1630—1692,  Philipp  Stobsen  aus 
Montjoie  1684—1757,  Heinrich  Thenen  aus  A.,  1607—1696,  Alexander  Tho- 
massen  aus  Maastricht  1725—1780  und  Matthias  Thomassen  aus  Maastricht 
1719—1788). 

152.  Berichte  über  den  Aach.  Geschichtsverein  (AP  1894  Nr.  286,  1895 
Nr.  45,  126,  289.  1896  Nr.  38,  169,  diese  beiden  letzten  von  Dr.  W.  Brüning, 
PT  1895  Nr.  243,  1896  Nr.  124.  EG  1896  Nr.  397  =  ZA  I,  154,  159,  170, 
173,  176,   187,  188,  191). 


F.  Wissüwa  893 

153.  Zeitschrift  des  Aach.  Geschichts Vereins  Bd.  XVII.  Register  zu 
Band  VIII— XV.  bearb.  von  Philipp  Nottbrock,  1895.  Rec:  EG  1896  Nr. 
497  =  ZA  I,  190.  Lit.  Rundschau  1895,  121  f.  (Bd.  XVI),  184  (Bd.  XVII). 

154.  Ausflüge  des  Vereins  für  Kunde  der  Aach.  Vorzeit  nach  Burg 
Schimpcr  und  Burg  Wühelmstein.  Berichte  von  Dr.  W.  Brüning.  AP  1896 
Nr.  181.    Volksfreund  1896  Nr.  236  =  ZA  I,  192. 

VL  Verfassangs-  und  Wirthschaftsgeschichte,  Volksgebräuche, 

Verschiedenes. 

155.  Below,  Georg  von,  Zur  Entstehung  der  Rittergüter  im  Herzog- 
thum  Jülich-Berg.  (Jahrbücher  für  Nationalökonomie  und  Statistik  64, 
526,  837.) 

156.  Erwerb  eines  Wasserbezugrechtes  aus  einer  städtischen  Wasser- 
leitung durch  unvordenkliche  Verjährung.  (Betrifft  den  Wasserbezug  des 
Aach.  Hauses  „zum  Löwenstein**  aus  der  Marktwasserleitung;  Zeitschr.  f. 
franz.  Civilrecht  26,  261;  vgl.  25,  265.) 

157.  Evert,  Georg,  Die  Staats-  und  Gemeindewahlen  im  preuss.  Staate. 
Mit  zwei  Taf.  kartograph.  Darstellung  XVII.  Ergänzungsheft  zur  Zeitschrift 
des  kgl.  preuss.  statistischen  Bureaus.  Berlin  1895.  (Eingehende  statistische 
Mittheilungen  nach  den  verschiedensten  Gesichtspunkten,  selbstverständlich 
auch  mit  Berücksichtigung  von  Stadt  und  Regierungsbezirk  A.) 

158.  Schollen,  Mathias,  Anordnung  einer  Procession  durch  den  Rath 
1552.     (AAV  9,  96.) 

159.  Schollen,  Mathias,  Veranstaltung  von  Maskenbällen  bei  festlichen 
Gelegenheiten  im  vorigen  Jahrhundert.    (AAV  9,  95.) 

160.  Schollen,  Mathias,  Fleisch  verkauf  in  der  Fastenzeit  1731. 
(AAV  9,  96.) 

161.  Raacke,  J.,  Elektrische  Strassenbahnen.  (Mit  besonderer  Be- 
zugnahme auf  die  A.-Burtscheider  elektrische  Strassenbahnanlage.)  (PT  1895 
Nr.  154,  169  =  ZA  I,  159.) 

162.  Festschrift  zur  XXXVI.  Hauptversammlung  des  Vereins  deutscher 
Ingenieure.  Aachen  1895.  (Ausser  Nr.  3  enthält  die  Festschrift  folgende, 
theilweise  historischen  Beiträge:  Arbenz,  Glasfabrikation;  Beermann, 
Wasserwerk;  Bei  s  sei,  Thermalquellen;  Drory,  Gasanstalt;  Dürre, 
Hüttenwesen;  Hasenclever,  Chemische  Industrie;  Heuser,  Städtisches 
Tiefbauwesen;  Heuser  und  Laurent,  Schlacht-  und  Viehhof;  Kern,  Kratzen- 
industrie; Laurent,  Neubauten:  Corneliusbad,  Volksbad,  Archiv-  und 
Bibliothekgebäude,  Oberrealschule,  gewerbliche  Schulen;  Lehmann,  Nadel- 
industrie;  Lütgen,  Industrie  der  feuerfesten  Steine;  Lynen,  Messing- 
fabrikation; Mehler,  Maschinenbau;  Piedboeuf,  Dampfkcsselfabrikationt 
Radermacher,  Feuerwehr;  Ritter,  Tuchindustrie;  Schulz,  Bergbau; 
Tal  bot,  Eisenbahnwagen  bau;  Wüllner,  technische  llnterrichtsanstalten.) 
Rec.:  EG  1895  Nr.  630  =  ZA  I,  166. 


894  Literatur-Üebersicht  für  die  Jahre  1895  und  1896. 

163.  Festschrift  zur  Jubelfeier  des  25  jährigen  Bestehens  des  Allgemeinen 
Turnvereins  Aachen  am  12.  und  18.  Januar  1895.  Aachen,  Druck  von  La 
Buelle. 

164.  Pick,  Richard,  Aach.  Sitten  und  Gebräuche  in  älterer  Zeit.  Aus 
handschriftlichen  Quellen  gesammelt.    (Rhein.  Geschichtsbl.  1,  8;  2,  177,  307.) 

165.  Gierlichs,  Hubert,  Kirmesbräuche  in  den  Rheinlanden.  (Rhein. 
Geschichtsbl.  1,  361.) 

166.  Gierlichs,  Hubert,  Das  Martinsfeuer  in  der  Eifel  und  am  Nieder- 
rhein.   (Rhein.  Geschichtsbl.  1,  302.) 

VII.  Kunstgeschichte. 

167.  Giemen,  Paul,  Die  Denkmalspflege  in  der  Rheinprovinz.  Düssel- 
dorf, Schwann,  1896. 

168.  Kölnische  Künstler  in  alter  und  neuer  Zeit.  Johann  Jakob  M erlös 
neubearbeitete  und  erweiterte  Nachrichten  von  dem  Leben  und  den  Werken 
Kölnischer  Künstler,  hrsg.  von  Eduard  Firmenich-Richartz  unter  Mit- 
wirkung von  Hermann  Keussen.  Mit  zahlr.  bildl.  Beilagen.  Düsseldorf, 
Schwann,  1895.  Publikationen  der  Gesellschaft  für  rbein.  Geschichtskunde  IX.  (Da 
dem  Werke  ein  ausreichendes  Register  fehlt,  welches  allerdings,  wenn  es  allen 
Ansprüchen  gentigen  sollte,  einen  ganz  unverhältnissmässigen  Raum  beansprucht 
hätte,  sind  im  Folgenden  die  Namen  der  in  dem  Werke  genannten  Künstler, 
welche  entweder  aus  A.  und  Umgegend  stammen  oder  sich  mit  A.  künst- 
lerisch beschäftigt  haben,  einzeln  mit  Angabe  ihrer  hier  in  Betracht  kommen- 
den Arbeiten  aufgeführt:  1.  Aachen,  Balthasar  von,  17.  Jahrb.,  Steinmetz. 
2.  Aachen,  Johann  von,  1552— 1615,  Maler.  3.  Aachen,  Reinhard  von,  17.  Jahrb., 
Bildhauer.  4.  Altzenbach,  Wilhelm,  17.  Jahrb.,  Kupferstecher;  Die  Lieb- 
frauenkirche in  A.  und  die  Aach,  fleiligthümer.  5.  Ark,  Friedrich,  geb.  ca. 
1808,  Aach.  Stadtbaumeister.  6.  Baum,  Johann  Kaspar,  1813—1877,  Litho- 
graph: Bildniss  von  Smets.  7.  Begas,  Karl,  1794—1854,  geb.  zu  Heinsberg, 
Maler.  8.  Brend'amour,  Richard,  geb.  1831  zu  A.,  Xylograph.  9.  Butgyn, 
Godart,  15.  Jahrb.,  Maler  in  A.,  später  in  Köln.  10.  Cranz,  Thomas,  1 1853, 
Zeichner:  A.  und  seine  Umgebungen.  11.  Ditzler,  Anton,  f  1845,  Land- 
schaftsmaler: Aachen.  12.  Engels,  Wilhelm,  19.  Jahrb.,  Kupferstecher:  An- 
sicht von  Düren.  13.  Goflfard,  Johann  Peter,  18.  Jahrb.,  Kupferstecher: 
Abbildung  der  Abtei  Steinfeld.  14.  Hogenberg,  Abraham,  17.  Jahrb.,  Maler 
und  Kupferstecher:  vier  Kupfer  in  einigen  Exemplaren  der  Aach.  Chronik  des 
Noppius  von  1632.  15.  Hogenberg,  Franz,  t  1590,  Kupferstecher:  Kupfer- 
stiche zu  dem  Braunschen  Städtebuch  und  die  „ Jülichsche  Hochzeit",  Titelblatt 
zu  einer  1585  erschienenen  gleichnamigen  Schrift.  16.  Hollar,  Wenzel, 
1607—1677,  Kupferstecher:  zwei  Kupferstiche  in  der  Ausgabe  des  Noppius 
von  1632,  die  Liebfrauenkirche  zu  A.  und  die  Heiligthümer  derselben  dar- 
stellend, femer  fünf  Dürener  Ansichten.   17.  Holtmann,  Gottfried,  aus  Jülich, 


F.  Wissowa  395 

t  1720,  Kanstschreiner.  18.  Holtmann,  Theodor,  17.  Jahrb.,  Kupferstecher: 
Zwei  Kupferstiche,  die  Heiligthtimer  zu  A.  in  29  Abtheilungen  und  Karl 
den  Grossen  mit  dem  Modell  des  Aach.  Münsters  in  der  Hand  darstellend. 
19.  Leydel,  Michael,  1 1841,  Baumeister,  vorübergehend  in  A.  thätig.  20.  Löffler, 
Johann  Heinrich,  17.  Jahrb.,  Kupferstecher:  Abtei  Steinfeld.  21.  Mastricht, 
Heinrich  von,  14.  Jahrb.,  Baumeister.  22.  Osterwald,  Georg,  1803—1884, 
Maler :  Bildniss  des  zu  A.  geborenen  Kölner  Kanonikus  Johann  Peter  Schaff- 
rath.  23.  Passe,  Crispin  de,  t  16^7,  Kupferstecher:  Die  Bildnisse  des  her- 
zoglich Jülicbschen  Stammes  und  ein  Brustbild  des  Herzogs  Wilhelm  von 
Jülich;  femer  widmete  er  der  Stadt  A.  eine  während  eines  vorübergehenden 
Aufenthaltes  in  ihr  gestochene  Folge  von  6  Blättern,  die  Geschichte  des 
verlorenen  Sohnes  darstellend.  24.  Porcher,  Friedrich  Joseph,  19.  Jahrb., 
Bildhauer:  Büste  des  Dr.  Monheim.  25.  Stubben,  Hermann  Joseph,  geb.  1845, 
Stadtbaumeister  in  A.:  Wiederherstellung  der  gothischen  Rathhausfa^ade, 
Badehaus  „Zur  Königin  von  Ungarn**,  zahlreiche  Schriften  auch  über  A. 
26.  Weber,  Joseph,  19.  Jahrb.,  Maler:  Bildniss  des  Dr.  Andreas  Gau,  Stifts- 
herm  in  A.  27.  Wiethase,  Heinrich,  1833—1898,  Architekt:  Die  neue  Jakobs- 
kirche in  A.,  Kirche  in  Düren.  28.  Anton  von  Worms,  16.  Jahrb.,  Maler 
und  Xylograph:  Wappen  des  Herzogs  von  Cleve,  Jülich  und  Berg  und 
Druckerzeichen  des  Johann  von  Aich  (Johannes  Aquensis).  29.  Wünsch, 
Anton,  1800— 1888,  Lithograph:  Frankenberg.  30.  Wyon,  Everhard,  18.  Jahrb., 
Kupferstecher:  Abtei  Steinfeld.  31.  Der  Meister  des  Marienlebens,  15.  Jahrb., 
Maler:  Gemälde  im  Chor  und  in  der  Schatzkammer  des  Aach.  Münsters.) 

169.  Braun,  Edmund,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Trierer  Buchmalerei 
im  früheren  Mittelalter.  Trier,  Lintz,  1896.  Ergänzungsheft  IX  der  West- 
deutschen Zeitschrift.  (Vf.  zieht  gelegentlich  den  Aach.  Ottonencodex  zum 
Vergleich  heran.) 

170.  Valentin,  Veit,  Zum  Gedächtniss  Alfred  Rethels.   (ZbK  7,  1  ff.) 

171.  W.,  Ein  Schreiben  Alfred  Rethels  an  den  Zeichenlehrer  Marzorati 
in  Eupen,  4.  Juli  1838.     (EG  1896  Nr.  486  =  ZA  I,  190.) 

172.  Schnorr  von  Carolsfeld,  Franz,  Aus  Julius  Schnorrs  Tage- 
büchern. (Aus  den  Tagebüchern  des  am  24.  Mai  1872  verstorbenen  Malers 
werden  lebhafte  persönliche  Beziehungen  zwischen  ihm  und  Rethel  ersicht- 
lich.    Dresdner  Geschieh tsblätter  Jahrg.  4,  S.  165,  196,  211,  229.) 

173.  Ausgewählte  Briefe  von  David  Friedrich  Strauss,  hrsg.  von  Eduard 
Zeller.  Bonn,  Strauss,  1895.  (Enthält  22  Briefe  von  Strauss  an  den  in  A.  ge- 
borenen, am  16.  Dezember  1893  als  Direktor  der  Gemäldegalerie  des  Berliner 
alten  Museums  verstorbenen  Kunsthistoriker  Julius  Meyer.) 

174.  Dr.  — n..  Ein  Besuch  bei  einem  Meister  der  Orgelbaukunst.  (Eine 
rühmende  Schilderung  der  Stahlhuthschen  Orgelbauanstalt  in  A.  Aach.  Sonn- 
tagsblumen 1894  Nr.  47  =  ZA  I,  153.) 

175.  B[ockj,  Franz,  Romanisches  Reliquiar  mit  einer  Partikel  des 
hl.  Kreuzes,  im  Auftrage  des  Herrn  Aug.  Beissel  angefertigt  von  B.  Witte 


'.iUh  Lit4;rntar-(Jeber»klit  fUr  die  Jahre  1895  und  1896. 

(In  A,},  (hiUlm'MmUid  t^r.  Heiligkeit  des  Papstes.  (EG  1896  Nr.  188  = 
ZA  I,  IHft.) 

170.  Hf'.hwnriii((,  Julius,  Zur  Gesehichte  des  niederländischen  and 
M|iAMU('tiou  Drtimiifi  in  DoutHcbland.  Neue  Forschungen,  Münster  in  W^ 
(!o|»)i4'iirulli,  1H05.  (Vt.  berichtet  über  eine  Aufführung  des  niederländischen 
HplnitiH  von  LuiKMflut  in  A.  U12.)    Eec:  LCBl  1896,  94. 

177.  Itorndt,  Fritz,  Städtisches  Suermondtmuseum.  WdZ  14,  404. 

VIII.  Di«  Ubriif^en  Orte  des  Gebietes  des  Aachener 

OeHohichtsvereins. 

I7N.  HrUll,  Wilholin,  (Chronik  der  Stadt  Düren.  Mit  12  Holzschn. 
u.  0.  lllhoKr.  Stadtplan.  Dttnm,  L.  Vetter  u.  Co.,  1895.  Rec;  KBWZ  1895 
S|K  Hld.     \M.  UumWhuu  1890,  181  f. 

l  lU.  Schoop,  AugUHt,  Gosohiehto  der  Ewaldus-Schtttzengilde  in  Düren, 
hurtm  IHm»,     HtH\;  KBWZ  1896  Sp,  210  Nr.  74. 

180,  Kousson,  Das  Dürtmer  SudUrchiv.  (KBWZ  1895  Sp.  67  Nr.  33.) 

181,  Votft.  IVr  Nrtiuo  Kifol.    (Rhein.  Geschichtsbl.  1,  329.) 

IS^.*,  Xy  W'Wt  dio  Kutstohung  des  Wortes  Eifel  (Rhein.  Geschichtsbl 
l,  8,%:;  Mil  a,  «,  (\  3.  »as.^ 

l  Si*.  G  j  0 1  h  0  h  s ,  HuU^rt^  Sprichworter  aus  der  Eifel.  (Rhein.  G^scfakhtsbL 

\S*.  G\i  rUohs,  Hutvrl^  Ph»  Siiizvvom  RC^nK^rfcaaal  in  der  EifeL  * 
l  S\  S  0  h  o  r  tt ,  K ,,  Bv^ruhni t  e  M  j* nae r  i a  .1  e r  a» : : t  Uh  e  rlicfcen  G«s< 
S  >>    U  0  \  ,1 , -  j:  0  r,  .' ,  W  ..   ;  ,^^  i-ü  V  >  r^ir:   Kjia.  R^^t:  yr  i^r  Ka|iel> 

N.     >,1-L,     t,     V.    .*.     ^  TAT  > -'i-j:   i,r    ^  :•;.-:. uct. 
v^c"^.^"'    \  *\  v^.  N  '»'^    l '»  *   ::•-    **^''>:    '**^   i  ■>  Ni2n2r?  7  iliri- 
V     \       s     *       *  *     ? 

*  >-      \ '^    ;■       ,  •  ' .     ^-^         '"->^. '^    "  -1    1  • :    '    -r    '  -i    -i!*!* — 'SÄ 


F.  Wissowa  397 

Jftlich  und  Berg;  ein  Bruder  von  ihm  war  Amtmann  zu  Düren,  ein  anderer 
Scholaster  zu  Xanten  und  A.    Allgemeine  deutsche  Biographie  40,  87  ff.) 

191.  Belew,  Georg  von,  üeber  die  militärische  Unterstützung  des 
Herzogs  von  Jülich-Cleve-Berg  durch  Franz  I.  von  Frankreich  im  geldrisehen 
Erbfolgestreite  1541.    (Zeitschr.  d.  Berg.  GV  30,  1  fif.) 

192.  Below,  Georg  von,  und  Geich,  J.,  Quellen  zur  Geschichte  der 
Behördenorganisation  in  Jülich-Berg  im  16.  Jahrhundort.  (Zeitschr.  d.  Berg. 
GV  30,  8  ff.) 

193.  Wächter,  Franz,  Briefe  niederrheinischer  Humanisten  an  Eras- 
mus  1529—1536.  (Zeitschr.  d.  Berg.  GV  30,  201  ff.;  unter  den  in  der  Bres- 
lauer Stadtbibliothek  beruhenden,  hier  abgedruckten  Briefen  befinden  sich 
auch  zwei  Briefe  des  Jungherzogs  Wilhelm  von  Jülich-Cleve-Berg  und  des 
späteren  Propstes  zu  A.,  Johann  von  Vlatten.) 

194.  Below,  G.  von,  Massnahmen  der  Theuerungspolitik  im  Jahre 
1557  am  Niederrhein.  (Zeitschr.  für  Social-  und  Wirthschaftsgesch.  III, 
468  ff.;  theilt  u.  a.  anch  eine  im  Jahre  1558  von  der  Stadt  Aachen  an  den 
Kaiser  eingereichte,  die  Theuerung  betreffende  Denkschrift  mit.) 

195.  Küch,  Friedrich,  Die  Lande  Jülich  und  Berg  während  der  Be- 
Ugerung  von  Bonn  1588.    (Zeitschr.  d.  Berg.  GV  80,  213  ff.) 

196.  Büttgcnbach,  Franz,  Klosterrath,  Rolduc,  die  alte  Abtei 
des  Roder  Ländchens.    Geilenkirchen,  im  Selbstverlage  des  Vf.,  1896. 

197.  Bock,  Franz,  Ky  11  bürg  und  seine  kirchlichen  Bauten  des  Mittel- 
alters. Mit  14  Abb.  Kyllburg,  Schulte,  1895.  Rec:  LCBl  1896  Sp.  629, 
Volksfreund  1895  Nr.  150.    PT  1895  Nr.  150. 

198.  Rhoen,  C,  Schloss  und  Kapelle  inLemiers.  (PT  1895  Nr.  219, 
222,  225  =  ZA  I,  167  ff.;  auch  separat  erschienen  Aachen,  Druck  von  La 
Rnelle,  1896. 

199.  Die  Malmedyer  Mineralquellen.  (AHrfrd  1896  Nr.  15  =  ZA 
l  186  f.) 

200.  Vrancken,  Jac,  Der  hl.  Lambertus,  bisschop  van  Maastricht 
en  martelaar.  Zijn  leven,  werken  en  sterven,  naar  Godescalc.  (Limburgs 
Jaerboek,  Roermond,  1896,  Bd.  IV,  Lfg.  1.  2.) 

201.  Altenburg,  W.,  Das  Kreidegebiet  in  Süd-Limburg  und  im 
Haspengau.  Aachen,  Creutzer,  1895.  (Betr.  bes.  auch  die  Gegend  von 
Maastricht  und  Valkenburg.) 

202.  Scheins,  M.,  Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  der  Stadt 
Münstereifel  und  ihrer  Umgebung.  Bd.  1.  Bonn,  Hanstein,  1894.  Rec: 
Rhein.  C^schichtsbl.  1,  163. 

203.  Schiffer,  Hubert,  Die  Kunsttöpfer  von  Raeren.  Ein  Sang  aus 
Raorens  Vorzeit.    Enpen,  Druck  von  Heinrich,   1805.     Rec:  StML  49,  566. 

204.  Schiffer,  Hubert,  Die  Töpferkunst  in  Raeren.  (Fidelio,  Beilage 
zum  Volksfreund,  1896  Nr.  24  =  ZA  I,  189  f.) 


398 


Literainr-Ueberäiclit  für  die  Jahre  1895  und  1896. 


205.  Gross,  H.  J.,  Schönaa.  (AAV  9,  1,  49.) 

206.  Gross,  H.  J.,  Reinhard  Ton  Schönaa,  der  erste  Herr  von  Sdi'> 
forst.    (AAV  8,  17.) 

Berichtigung. 

Zu  der  Bibliographischen  üebersicht  in  Bd.  17,  267  ff.  dieser  ZeitÄhrir 
sind  folgende  Berichtigungen  nachzutragen:  Verfasser  der  Nrn.  120,  122,  1^' 
161,  175,  214,  221,  298,  300,  315,  566,  567,  575—577,  581,  583  und  584  m 
R.  Pi  ck  (nach  gel  Mittheilung  des  Herrn  Verfassers),  der  Nr.  516  H.  Schnoek. 
hingegen  ist  bei  Nr.  638  und  Nr.  761—763  der  in  Klammem  hinzugefügt- 
Verfassemame  zu  streichen. 


400  Chronik  des  Aachener  Geschiehtsvereins  1895/96. 

1895  sind  24  Mitglieder  ausgetreten,  verstorben  7:  nämlich  die  Herren  Heinrich 
Nutten  in  Wernigerode,  Sanitätsrath  Dr.  Radermacher  in  Montjoie,  Jnstizrath 
Schauer  in  Jülich,  Pfarrer  und  Dechant  Straub  in  Burtscheid,  Kreis-Thierarzt 
Strerath  in  Doveren,  Fabrikant  Dobbelstein  und  Fabrikant  Arthur  Loersch 
in  Aachen.  Neu  beigetreten  sind  25  Mitglieder.  —  Der  stellvertretende  Vor- 
sitzende gedachte  insbesondere  des  leider  zu  frtlh  dahingeschiedenen  Herrn 
Arthur  Loersch,  der  Mitglied  des  Vereins  von  dem  Tage  seiner  Grund ang^ 
war;  es  dürfte  wohl  kaum  eine  General  Versammlung  stattgefunden  haben, 
an  der  er  nicht  Theil  genommen  hätte.  Besondere  Verdienste  um  den  Verein 
hat  er  sich  dadurch  erworben,  dass  er  lange  Jahre  hindurch  als  Kassen- 
revisor die  Vermögensverwaltung  des  Vereins  auf  ihre  Richtigkeit  geprüft 
hat.  Die  Versammlung  ehrte  das  Andenken  der  verstorbenen  Mitglieder 
durch  Erheben  von  den  Sitzen. 

Der   Schatzmeister,    Herr    Stadtverordneter    Ferdinand    Kremer,   trug 
folgende  Uebersicht  über  die  Geldverhältnisse  des  Vereins  im  Jahre  1895  vor. 

Die  Einnahmen  umfassen 

1.  den  Kassenbestand  aus  dem  Vorjahr      .... 

2.  den  Beitrag  der  Stadt  Aachen  für  die  Zeit  vom 
1.  April  1895  bis  31.  März  1896 

3.  die  Beiträge  von  573  zahlenden  Mitgliedern  für  1 895 

4.  rückständige  Beiträge  aus  1893  und  1894.    .    . 

5.  den  Ertrag  aus  abgesetzten  Exemplaren  der  Zeit- 
schrift und  der  Sonderabdrücke     

6.  die  Mehrzahlung  eines  Mitgliedes 

7.  die  Zinsen  der  Sparkasse 138 

zusammen     .     .  8139  M.  97  Pf. 
Die  Ausgaben  umfassen 

1.  Druckkosten  für  Bd.  XVII  der  Zeitschrift,  für 
Register  zu  Bd.  VIII  bis  XV  und  anderes    .     .  3299  M.  17  Pf. 

2.  Honorare 2370  „  65  „ 

3.  Inserate 68  „  36  „ 

4.  Portoauslagen,  Frachtspesen  und  Botenlohn   .     .  275  „  25  „ 

5.  Beitrag     zum     Gesammtverein     der     deutschen 
Geschichts-  und  Alterthums vereine 15  „  —  „ 

6.  Verschiedenes 29  .  64  , 


4586 

M. 

82 

Pf. 

1000 

n 

— 

1? 

2292 

n 

-— 

» 

24 

n 

— 

T? 

146 

n 

30 

» 

2 

n 

n 

138 

» 

85 

» 

zusammen    .     .     6058    M.    07   Pf. 

Es  verblieb  demnach  ein  Kassenbestand  von  2081  M.  90  Pf.  Das 
Vereinsvermögen,  welches  Ende  1894  4536  M.  82  Pf.  betrug,  hat  sich  also 
im  Laufe  des  Jahres  1895  um  2454  M.  92  Pf.  vermindert. 

Die  Herren  Gustav  Kesselkaul  und  Wilhelm  Math6e  haben  dem  ihnen 
in  der  Generalversammlung  vom  16.  Oktober  1895  ertheilten  Auftrage  ge- 
mäss die  Kassen  Verwaltung  für  das  Jahr  1895  im  September  1896  geprüft. 
Dem  Herrn  Schatzmeister,  dem  die  Versammlung  für  das  Jahr   1895  Ent- 


1 


404  Chronik  des  Aachener  Geschieh  tsver  eins  1895/96. 


veröffentlichte  Darstellung  mehr  oder  weniger  als  Vorlage  diente.    Die  Spnrea 
des   grossen    Stadtbrandes   sind   erst  auf  den   Ende   des   17.   JahrhunderH 
erschienenen   Ansichten    sichtbar.     Die  Abbildungen    des    Eathhauses      sin^ 
besonders  werthvoU,  weil    sie   ein   Bild  von  den  vielfachen  Veränderangn» 
geben,  denen  Fa^ade,   Dach  und  Thürme  dieses  historischen  Bauw^erkes   in 
Laufe  der  letzten  8  Jahrhunderte  unterworfen  wurden.    Daran  knüpfte   der 
Vortragende  noch  einige  Bemerkungen  über  die  Ansichten  des  Münsters,   der 
alten  Befestigungs werke  und   einzelner  bekannter  Gebäulichkeiten    ans   der 
nächsten  Umgebung  Aachens  und  sprach  den  Wunsch  aus,  dass  die  Sammlung 
sich  in  Zukunft  noch  vervollständigen  möge,  um  vielleicht  einmal   bei  der 
Veröffentlichung  eines  grösseren  Prachtwerkes  über  Aachens  Vergangenheit  füT 
die  künstlerische  Ausstattung  eines  solchen  Unternehmens  ein  wichtiges  und 
unentbehrliches  Hülfsmittel  bieten  zu  können. 


Druck  von  Herrn.  Kaatzer  in  Aiichen. 

\ 


t)0 

ühJ     A^f  ZEITSCHBIBT 


v.H 


"-'   AAGHENEE  GESCHICHTSVEREINS 


NkuNzuhntkr  Band.' 


FESTSCHRIFT 

.AUS  ANUASS  DER  ERÖFFNUNG 

BIBLIOTHEKGEBÄUDES  DER  STADT  AACHEN 

IM  AUl'TriAQ  ÜFU  WlSSMNSCHAFTI.iriiüK  KOMMISSION 

MIT  LNTMtSTUTZilNti  DKR  STAlJTViniWAI/J'U.NÜ 

Hi:UAUS4H;(li:UKN 

I>i-.  EMIL  FK03IM, 

IlIUMiiTlIKKArt,  r>KH  STAH'l'  A.VCIIJC.N.  /''-■' 


AAC'llUX. 

VKI[l,Ali  lPi;rH.UKllKH.SC[IK\  III''II11A\IIL( 

IS«)  7. 


Mit  5  Tafeln  und  18  Abbildungen  im  Text 


acliichtsvereina,  Bd.  XIX. 


Arcbiv-  und  Bibliothek -He  bände. 


ZEITSCHBIBT 

DBS 

AACHENEE  GESCHICHTSVEREINS 

Neunzehntek  Band, 

FESTSCHRIFT 

AUS  ANLASS  DER  ERÖFFNUNG 

BIBLIOTHEKGEBÄUDES  DER  STADT  AACHEN 

IM  AÜPTBAO  DER  WISSENSCHAFTLICHEN  KOMMISSION 
MIT  UNTEBSTÜTZ0NO  DEK  STADTVKBWALTüNG 

HSRAUSGESEBEN 

Dr.  EMIL  FROMM, 

BIBLIOTHEKAR  DER  STADT  AACHEN. 


AACHEN. 

VEBLAQ  DEB  CREHEBSCHEN  BUCHHANÜLl'NG  (C.  CAZIK). 

1897. 


Hit  5  Tafeln  nnd  18  Äbbildnngeu  im  Text. 


^b 


YOBWOBT. 


Der  Aachener  Geschichtsverein  wendet  der  Stadtbibliothek 
seit  seiner  Gründung  regelmässige  und  werthvoUe  Geschenke 
zu,  indem  er  ihr  die  durch  den  Schriftenaustausch  mit  in-  und 
ausländischen  Vereinen,  Anstalten  und  Redaktionen  gewonnenen 
Druckschriften  als  Eigenthum  überweist.  Die  Zahl  der  Ver- 
öflFentlichungen,  welche  jährlich  auf  diesem  Wege  der  Stadt- 
bibliothek zugehen,  beträgt  gegenwärtig  nahezu  zweihundert. 
Die  Stadtbibliothek  sieht  es  ihrerseits  als  eine  ihrer  Hauptauf- 
gaben an,  die  ortsgeschichtliche  Forschung  durch  die  möglichst 
vollständige  Sammlung  des  für  sie  in  Betracht  kommenden 
gedruckten  Materiales  und  durch  die  Art  der  Anschaffungen  auf 
historischem  Gebiete  im  Allgemeinen  zu  unterstützen  und  zu 
fordern. 

Bei  dieser  engen  Verbindung  zwischen  Bibliothek  und  Verein 
lag  es  nahe,  die  Festschrift,  deren  Veröffentlichung  aus  Anlass 
der  Vollendung  des  Bibliothekgebäudes  der  Stadt  Aachen  an- 
gemessen erschien,  an  die  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichts- 
vereins anzuschliessen.  Dem  bereitwilligen  Entgegenkommen 
des  Vorstandes  des  Vereins,  sowie  dem  Wohlwollen  der  städti- 
schen Behörden  und  der  Stadtverordneten- Versammlung,  welche 
für  die  Drucklegung  der  Festschrift  einen  erheblichen  Zuschuss 
bewilligt  haben,  ist  es  zu  danken,  wenn  der  vorliegende  Band 
der  Oeflfentlichkeit  übergeben  werden  kann. 


Inhalt. 

Erste  Abtheilung. 
Die  Stadtbibliothek  in  Aachen. 

Seite 

1.  Das  neu  errichtete  Archiv- und  Bibliothek-Gebäude  der  Stadt  Aachen. 

Von  J.  Laurent,  Stadtbaurath  in  Aachen.    (Mit  4  Tafeln  und 

7  Text-Abbildungen.) 1 

2.  Geschichte  der  Stadtbibliothek.   Von  Dr.  Emil  Fromm,  Bibliothekar 

der  Stadt  Aachen.    (Mit  1  Text-Abbildung.) 

Einleitung 21 

I.  Die  Rathshandbibliothek  im  17.  und  18.  Jahrhundert     ....  25 

IL  Die  Dautzenbergsche  Schenkung 30 

IIL  Die  Stadtbibliothek  von  ihrer  Eröffnung  (1831)  bis  zum  J.  1889  35 

IV.  Die  Verwaltung  der  Stadtbibliothek  seit  dem  J.  1889   ....  44 

3.  Astrologische    Volksschriften    der    Aachener    Stadtbibliothek.      Von 

Dr.   Arthur  Richel,   wissenschaftlicher  Hülfsarbeiter  an  der 
Stadtbibliothek  in  Aachen.    (Mit  5  Text-Abbildungen.)  ....      49 

4.  Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Reumon tischen  Bibliothek.    Von 

Dr.  E.  Fromm. 

Einleitung 94 

A.  Allgemeines. 

I.  Bibliographisches 99 

II.  Sammelwerke 101 

IIL  Vermischtes 102 

B.  Besonderes. 

I.  Schriften  ttber  Zeitalter,  Leben  und  Werke  Dante's. 

1.  Historisches  und  Kritisches 103 

2.  Poetisches 111 

IL  Dante'8  Werke. 

1.  Allgemeines.     BibliographiHchos 112 

2.  Göttliche  Komödie. 

a)  Bibliographisches 112 

b)  Ausgaben 113 

c)  Uebersetzungen 117 

d)  Erlänterungsschriften 121 


VI  Inhalt. 

Seit« 

3.  Kleinere  Werke. 

a)  Allgemeines 133 

b)  II  Convivio 135 

c)  Lyrische  Gedichte 135 

d)  Briefe 136 

e)  De  Monarchia 137 

f)  La  Vita  Nuova 138 

g)  De  Vnlgari  Eloquentia 139 

Verzeichniss  der  Verfasser  und  Künstler 139 

5.  Zur  Geschichte  des  Puppentheaters  in  Deutschland  im  18.  Jahr- 
hundert.   Von  Dr.  Arthur  Eichel 142 

Zweite  Abtheilung. 
Abhandlangen  and  Mittheilangen  ortsgesehichtlichen  Inhaltes. 

Seite 

1.  Das  Wappen  der  Stadt  Aachen.    Von  E.  von  Oidtman,  Major  im 

Königin  Augusta-Garde-Grenadier-Regiment  Nr.  4  in  Berlin.  (Mit 

1  Tafel  und  2  Text-Abbildungen.) 1 

2.  Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert. 

Von  Dr.  Otto  R.  Redlich»  Assistent  am  Königl.  Staatsarchiv 

in  Düsseldorf 18 

3.  Zur  Geschichte  des  Archivs  des  Roerdepartements  in  Aachen.  Von 

E.  Pauls  in  Düsseldorf 72 

4.  Zur  Fabel  von  der  Bestattung  Karls  des  Grossen.    Nachtrag.    Von 

Geh.  Regie rungsrath  Dr.  Th.  Lindner»  o.  ö.  Professor  an  der 
Universität  in  Halle.    (Mit  1  Text-Abbildung.) 93 

5.  Gründung  und  Gründer  der  Burtscheider  Benediktiner- Abtei.    Von 

F.  X.  Bosbach ,  Kaplan  an  der  Pfarrkirche  zu  St.  Johann  Baptist 

in  Burtscheid 97 

6.  Beiträge  zur  Geschichte   Aachens    im    16.  Jahrhundert.    Von  Dr. 

theol.  et  juris  utr.   Alphon s  Bellcsheim,  Kanonikus  an  der 
Münsterkirchc  in  Aaclien  und  päpstlicher  Hausprälat. 
I.  Die  Stadt  Aachen  in  den  Nuntiaturbcrichten  aus  Deutschland  im 

16.  Jahrhundert 105 

II.  Zwei  ungedruckte  Briefe  des  Nuntius  Girolamo   Aleaudro   vom 

J.  1520 115 

7.  Zur  Geschichte   der  Familie   von  Trier.     Von   Dr.   Max  Schraid, 

Professor  der  Kunstgeschichte  an  der  Königl.  Technischen  Hoch- 
schule in  Aachen.  (Mit  2  Text-Abbildungen.) 120 

heu  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.  Von 
Dr.  Wilhelm  Brüning»  Hülfsarchivar  am  Stadtarchiv  in 
Aachen 171 


Inhalt.  Vn 

Seite 

9.  Kleinere  Mittheilnngen. 

1.  Inventar  des  Schlosses  zu  Montjoie  aus  dem  J.  1436.    Von 

E.  Pauls 211 

2.  Der  Prämonstratenseraht  Simon  Braunman  aus  Aachen  (1673 

his  1747).    Von  Dr.  A.  Bellesheim 216 

3.  Anfertig^ung  einer  Monstranz  für  die"  Klosterkirche  der  Abtei 
Burtscheid  durch  den  Aachener  Goldschmied  Dietrich  von  Rodt 

im  J.  1618/19.     Von  E  Pauls 217 

4.  Das   „Liedtlein*  des   Stadtbuehes   von  Gangelt.   Von  Dr. 

W.  Brüning 221 

5.  Propst  Gottschalk  von  Aachen.    Von  Dr.  A.  Beilesheim    .    223 
10.  Literatur. 

1.  E.  Liesegang,  Niederrheinisches  Städte wesen  vornehmlich 
im  Mittelalter.  Breslau  1897.  Angezeigt  von  Dr.  G.  von 
Below,  o.  ö.  Professor  der  Geschichte  an  der  Universität  in 
Marburg 227 

2.  J.  Jeiler,  Die  gottsei.  Mutter  Franziska  Schervier.  2.  Aufl. 
Freiburg  i.  Br.  1897.    Angezeigt  von  Dr.  A.  Bellesheim   .    241 


Verzeichniss  der  Tafeln  und  Text- Abbildungen. 

A.  Tafeln. 

Tafel 

I.  (Titelbild.)  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäude.   Froutraauer  am  Fisch- 
markt. 
II.  (Titelbild.)  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäude.    Hofansicht. 
in.  Zu  Abthl.  I,  S.  2;  Frontmauer  am  Fischmarkt  vor  der  Wiederher- 
stellung. 
IV.  Zu  Abthl.  I,  S.  17:  Lesesaal  der  Bibliothek. 
V.  Zu  Abthl.  II,  S.  16:  Adlerschilde  als  Beispiele  für  die  Darstellung 
des  Adlerwappens  der  Stadt  Aachen. 

.   B.  Textabbildungen. 

Piffur  Abthl.  I,  Seite 

1.  Qefängnisszellen  hinter  der  Grasfa^ade 2 

2.  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäude.   Lageplan  und  Grundriss  des  Erd- 

geschosses    8 

3.  Schnitt  durch  den  Urkundensaal  des  Archivs  nebst  Hofansieht   .    .  9 

4.  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäude.    Obergeschoss 10 

5.  Schnitt  durch  das  Büchermagazin  und  den  Lesesaal  der  Bibliothek  12 

6.  Urkundensaal  des  Archivs 14 

7.  Treppenhaus  des  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäudes 16 

8.  Bücherzeichen  des  Begründers  der  Stadtbibliothek  Franz  Dautzenberg  33 

9.  Titelblatt  von  Hebenstreits  Kometen-Büchlein,  Wittenberg  1556     .  68 

10.  Titelblatt  von  Joachim  Hellers  Practica,  Nürnberg  1556    ....       70 

11.  Kometenstellung  aus  Erasmus  Flocks  Kometen-Büchlein,  Nürnberg 

1558 72 

12.  Titelblatt  von  Schönfelds  Prognostic<m  astrologicum,  Wittenberg  1567       80 

13.  Titelblatt  von  Job.  Hebenstreits  Prognosticon  historicum,  Erfurt  1568       82 

Abthl.  II,  Seite 

14.  Adlerschild  vom  Rücksiegel  der  Stadt  Aachen  an  der  Landfriedens- 

bund-Urkunde  von  1351 9 

15.  Siegel  des  Aachener  Werkmeistergerichts 10 

16.  Leiche  des  1897  gestorbenen  griechischen  Patriarchen  von  Jerusalem 

in  sitzender  Stellung 94 

17.  Unterschrift  des  Glockengiessers  Peter  von  Trier  aus  einem  Kon- 

trakt vom  J.  1566 126 

18.  Wappen  des  Glockengiessers  Franz  von  Trier  (gest.  um  1672)  .     .     143 


Erste  Abtheilung. 

Die  Stadtbibliothek  in  Aachen. 

Das  neu  errichtete  Bibliothek-Qebäude.    Geschichte  der  Stadtbibliothek. 
Mittheilangen  aus  den  Beständen  der  Stadtbibllothek. 


Das  neu  errichtete 
Archiv-  und  Bibliothek-Öebäude  der  Stadt  Aachen. 

Von  J.  Laurent. 

(Mit  4  Tafeln.) 

Die  Stadt  Aachen  besitzt  ein  in  ihrem  Mittelpunkt  gelegenes, 
ungefähr  36  ar  grosses  Grundstück,  welches  einerseits  vom  Fisch- 
markt, andererseits  von  der  Jesuitenstrasse  aus  zugänglich  ist. 
Hier  standen  vordem  ein  Salzmagazin  und  eine  ausgedehnte 
Kornhalle,  welche  Gebäude  jedoch  schon  längst  ihrer  ursprüng- 
lichen Bestimmung  nicht  mehr  dienten  und  nur  theilweise  zu 
geringen  Preisen  vermiethet  waren;  ein  weiteres  Gebäude  benutzte 
das  städtische  Aichamt,  während  der  übrige  grosse  Hofraum  als 
Lagerplatz  für  städtische  Baumaterialien  verwendet  wurde.  Gegen 
den  Fischmarkt  war  dieses  wegen  seiner  Lage  sehr  werthvoUe, 
aber  seinem  Werthe  keineswegs  entsprechend  ausgenutzte  und 
den  Stempel  der  Verwahrlosung  tragende  Terrain  durch  eine 
höchst  merkwürdige  Ruine  abgegrenzt.  Die  Frontmauer  dieser 
Ruine  bildete  den  Ueberrest  des  unter  der  Regierung  des  deut- 
schen Königs  Richard  von  Cornwallis  erbauten  ältesten  Rath- 
hauses  der  Stadt,  welches  früher  Bürgerhaus  genannt  ward, 
später  die  noch  heute  gebrauchte  Bezeichnung  „das  Gras**  erhielt. 
Hinter  der  Frontmauer,  welche  mit  den  unteren  Theilen  der 
beiden  Giebelmauern  von  dem  ursprünglichen  Gebäude  nur  mehr 
erhalten  war,  befanden  sich  Kerkerzellen,  die  noch  bis  Ende 
des  vorigen  Jahrhunderts  benutzt  wurden.  Wann  diese  Kerker 
erbaut  worden  sind,  ist  bis  heute  nicht  festgestellt;  da  jedoch, 
wie  sich  beim  Abbruch  ergab,  die  aus  bearbeiteten  grossen  Blau- 
8teinquadem  hergestellten  Mauern  weder  mit  der  Frontmauer, 
noch  mit  den  aus  gänzlich  anderem  Material  bestehenden  Giebel- 

1 


2  J.  Laurent 

mauern  in  Verbaod  standen,  so  kann  wohl  mit  Sicherheit  an- 
genommen werden,  dass  die  Kerkerraauern  einer  späteren  Zeit 
zngehören.  Die  nebenstehenden  Zeichnungen  und  Abbildungen 
geben  den  Zustand  der  Ruine  wieder,  wie  dieselbe  im  J.  1885 
noch  bestand. 

Schon  zu  wiederholten  Malen  hatten  sich  gewichtige  Stimmen 
für  die  Erhaltung  und  Restaurirung  der  Frnntraauer  erhoben 
und  auf  die  architektonische  wie  archäologische  Bedeutung  des 


^fß/>firi*tii 


OmMArade. 


I 


hochinteressanten  Ueberrestes  deutscher  Profanarchitektur  hin- 
gewiesen ». 

Von  der  Stadtverwaltung  waren  diese  Stimmen  nicht  über- 
hört worden,  und  bereits  aus  den  fünfziger  Jahren  finden  sich  Pro- 
jekte und  Vorschläge  zur  Ausnutzung  des  Grundstücks  unter 
Verwendung  der  alten  Frontmauer  vor.  In  diesen,  wie  auch 
in   manchen    der  später  ausgearbeiteten  Projekte,    welche    die 


')  J.  P.Bachcra  in  f 
0.  r.  Bock,  Das  Rathhau 
dciilimulc;  Armiii  di  Mir 


n  Rheinisclien  ProT.-BläUcrn  1839,  Nr.  67  und  68; 
zu  Aachen  S.  110;  Fr.  Boclt,  Rheinlands  Batt- 
nda,  Richard  von  Cornwuliis. 


uhenet  (l^Bchlchtsvc 


Frontmauer  am  Pbch markt 


Das  neu  errichtete  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäude  der  Stadt  Aachen.    8 

merkwürdigsten  Ziele  hatten,  wie  die  Errichtung  eines  Gebäudes 
für  die  Armenapotheke  oder  Armenverwaltung,  eines  Museums 
und  sogar  die  Erbauung  einer  Schwimmanstalt,  war  zur  Ge- 
winnung von  Licht  für  die  hinterliegenden  Räume  meist  der 
untere  Theil  der  Mauer  durch  Fensteröffnungen  durchbrochen; 
es  kann  nur  als  erfreulich  bezeichnet  werden,  dass  keines  der 
Projekte  zur  Ausführung  gelangt  ist,  da  der  eigenthümliche 
Reiz  und  die  mächtige  Wirkung  des  Baues  nicht  zum  geringsten 
Theile  der  hohen  ungegliederten,  aus  regelrecht  behauenen 
Steinen  hergestellten  unteren  Mauermasse,  die  dem  übrigen  reich- 
gegliederten Aufbau  als  Sockel  dient,  zugeschrieben  werden  muss. 

Die  Ausführung  all  jener  Projekte  scheiterte  meist  an  dem 
hohen  Kostenpunkte,  dann  aber  auch  wohl  daran,  dass  noch 
immer  nicht  eine  der  Würde  des  Gebäudes  entsprechende  Zweck- 
bestimmung gefunden  war.  Ausserdem  trat  den  Vorschlägen 
die  Frontmauer  mit  ihren  geringen  Fensteröffnungen  hindernd 
in  den  Weg,  auch  genügten  die  Abmessungen  des  Terrains 
selbst  nicht.  Während  der  fast  ein  halbes  Jahrhundert  dauern- 
den Berathungen  kam  der  allen  Stürmen  und  Einflüssen  der 
Witterung  von  beiden  Seiten  ausgesetzte  Ueberrest,  einer  der 
wenigen  noch  erhaltenen  Verkündiger  einstiger  Herrlichkeit, 
immer  mehr  in  Verfall  und  schien  dem  Untergange  geweiht, 
wenn  nicht  baldigst  Hand  ans  Werk  gelegt  wurde. 

Endlich  im  J.  1885  wurde  seitens  des  damaligen  Ober- 
bürgermeisters Geheimen  Regierungsrathes  Ludwig  Pelzer  der 
Auftrag  zur  Ausarbeitung  eines  einheitlichen  Bebauungsplanes 
des  grossen,  fast  nutzlos  daliegenden  Grundstücks  ertheilt,  und 
in  richtiger  Erkenntniss,  dass  hinter  der  ehrwürdigen  Frontmauer 
nur  ein  Gebäude,  welches  „idealen  Zwecken"  diene,  errichtet  wer- 
den dürfe,  die  Projektirung  eines  Gebäudes  zur  Unterbringung 
der  werthvoUen  Bestände  des  Stadt-Archivs  und  der  Stadt- 
Bibliothek  angeordnet.  Dieser  Plan  fand  umsomehr  Anklang, 
als  die  beiden  wissenschaftlichen  Institute  bis  dahin  in  voll- 
ständig unzureichenden  und  keineswegs  ihrer  Bedeutung  ent- 
sprechenden Räumen  untergebracht  waren,  sodass  nur  der  Ein- 
geweihte ihre  Existenz  kannte  und  die  Benutzung  sich  auf 
Wenige  beschränkte. 

Nach  einstimmiger  Genehmigung  des  Gesammt-Planes  durch 
die  Stadtverordneten-Versammlung  und  nach  Beschaffung  der 
Mittel  im  Wege  einer  Anleihe  konnte   schon  im  Herbst  1886 

1* 


4  J.  Laurent 

der  Bau  begonnen  werden,  wodurch  zugleich  der  weitere  Fort- 
bestand des  alten  Gebäudetheiles  gesichert  war.  Jedoch  sollten 
zunächst  nur  die  Räume  für  das  Archiv,  bei  welchem  die  Miss- 
stände sich  ganz  besonders  bemerkbar  machten,  zur  Ausführung 
gelangen,  die  Erbauung  der  Bibliothek  hingegen  sollte  einer 
späteren  Zeit  vorbehalten  bleiben. 

Das  Archiv  war  im  Rathhause  in  einem  durch  Einziehen 
einer  gewöhnlichen  Balkenlage  hergestellten  Zwischengeschoss 
während  vieler  Jahrzehnte  untergebracht,  und  zwar  in  dem 
oberen  Theile  eines  mit  Kreuzgewölben  tiberspannten  Raumes. 
Der  Fussboden  lag  in  Kämpferhöhe  des  Gewölbes,  so  dass  es 
nur  möglich  war,  im  mittleren  Theile  des  Raumes  aufrecht  ein- 
herzugehen. Die  Beleuchtung  erfolgte  durch  ein  am  Fussboden 
beginnendes  Fenster,  welches  dort  etwa  schon  endigte,  wo 
gewöhnlich  die  Fenstersohlbank  zu  liegen  pflegt.  Der  Raum 
war  in  Folge  dessen  in  ein  beständiges  Halbdunkel  gehüllt,  so 
dass  das  Auge  sich  erst  eine  Zeit  lang  an  das  Dämmerlicht 
gewöhnen  musste,  um  allmählich  die  Person  des  Archivars  von 
den  sie  umgebenden  Akten  unterscheiden  zu  können.  Eine  steile 
Holztreppe  führte  zwischen  Bretterwänden  zu  dem  einer  Gefäng- 
nisszelle ähnlichen  Räume  und  eine  sinnreiche  Einrichtung  ermög- 
lichte vermittels  Schnüren  das  Zuziehen  der  mitten  im  Treppen- 
lauf gelegenen  gewöhnlichen  Holzthüre.  Der  unter  dem  Zwischen- 
boden gelegene  Raum,  in  welchem  sich  die  gesammte  Registratur 
der  Verwaltung  befand,  wurde  durch  einen  gewöhnlichen  eisernen 
Ofen  geheizt,  dessen  bis  zum  Fussboden  des  Archivs  geführtes 
Rohr  diesem  einige  Wärme  mittheilen  sollte.  Wie  bei  diesen 
Zuständen  nicht  allein  die  Feuersicherheit,  sondern  auch  die 
Diebessicherheit  beschaffen  war,  braucht  wohl  nicht  weiter 
erwähnt  zu  werden,  nur  zu  verwundern  ist,  dass  eine  solche 
Einrichtung  mehr  denn  50  Jahre  ertragen  worden  ist  und  dass 
sich  so  viele  bescheidene  Menschen  gefunden  haben,  denen  man 
einen  derartigen  Raum  für  ihre  wissenschaftlichen  Studien  hat 
anbieten  dürfen. 

Bei  der  Bibliothek  lagen  die  räumlichen  Verhältnisse  inso- 
fern weit  besser,  als  dieselben  wenigstens  nicht  den  Anforderungen, 
die  füglicher  Weise  in  Bezug  auf  Licht,  Luft  und  Heizung  gestellt 
werden  müssen,  spotteten. 

Die  Bibliothek,  welche  nach  mehrfachen  Wanderungen  Ende 
der  fünfziger  Jahre  endlich  eine  für  ihre  damalige  Ausdehnung 


Das  neu  errichtete  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäude  der  Stadt  Aachen.    5 

tibersichtliche  und  würdige  Aufstellung  in  dem  im  Hofe  gelegenen 
grossen  Saale  des  jetzigen  Museums  auf  dem  Terrain  der  früheren 
alten  Redoute  gefunden  hatte,  konnte  auf  die  Dauer  aus  tecli- 
nischen  und  praktischen  Gründen  daselbst  nicht  verbleiben.  Durch 
hochherzige  Schenkungen  waren  namentlich  in  den  letzten  Jahren 
die  Bestände  so  bedeutend  vermehrt  worden,  dass  zur  Aufstel- 
lung die  Büchergerüste  hätten  erweitert  und  näher  zusammen- 
geschoben werden  müssen.  Bautechnische  Bedenken  traten  jedoch 
diesem  Vorhaben  in  den  Weg,  weil  durch  die  vorhandenen  Bücher 
die  Konstruktionstheile  des  Gebäudes,  welches  für  derartige 
Lasten  überhaupt  nicht  erbaut  war,  bereits  maximal  beansprucht 
wurden.  Die  werthvoUen  Schenkungen  mussten  daher  zum 
Theil  jahrelang  in  Kisten  verpackt  bleiben.  Da  ferner  seitens 
der  Museums-Verwaltung  auf  die  Ueberweisung  der  Bibliothek- 
räume, die  unstreitig  für  Museumszwecke  mehr  geeignet  sind, 
gedrängt  wurde  und  man  sich  noch  nicht  entschliessen  konnte, 
an  den  Bibliothekbau  heranzutreten,  so  war  eine  nochmalige 
Verlegung  vor  dem  Einzug  in  das  definitive  Heim  unvermeidlich. 
Zur  Unterbringung  wurden  die  im  Erdgeschoss  des  Museums- 
gebäudes zu  beiden  Seiten  des  Thorweges  gelegenen  Räume 
überwiesen,  in  welchen,  obgleich  sie  in  ihrer  räumlichen  Aus- 
dehnung den  früheren  nachstehen,  vermöge  ihrer  Lage  im  Erd- 
geschoss sämmtliche  Bücher  zwar  Aufstellung  finden  konnten, 
in  denen  jedoch  eine  übersichtliche  Ordnung  sich  nicht  ermög- 
lichen Hess.  Auch  fehlte  ein  besonderes  Lesezimmer;  es  musste 
dazu  das  zugleich  als  Arbeitsraum  für  die  Bihliothekbeamten 
dienende  Zimmer  gebraucht  werden. 

Wenn  auch  anerkannt  werden  muss,  dass  durch  die  Ver- 
legung der  Hauptübelstand  in  Bezug  auf  die  Aufstellung  der 
Bücher  beseitigt  war,  so  machten  sich  auf  der  anderen  Seite 
die  übrigen  Missstände  doch  so  fühlbar,  dass  der  Zustand  nur 
als  ein  Provisorium  von  möglichst  kurzer  Dauer  angesehen  werden 
konnte. 

Angesichts  dieser  Verhältnisse  beschloss  man  nunmehr  auch 
den  Bibliothekbau  auszuführen  und  die  Fertigstellung  nach  Mög- 
lichkeit zu  beschleunigen,  worauf  dann  nach  Ausarbeitung  und 
Genehmigung  der  definitiven  Pläne  im  Frühjahr  1805  die  Bau- 
arbeiten begannen. 

Bevor  jedoch  an  die  Ausarbeitung  der  definitiven  Baupläne 
herangetreten  werden   konnte,   handelte  es   sich   zunächst   um 


6  J.  Laurent 

Aufstellung  eines  Bauprograrams,  weil  die  Grundlagen,  aufweichen 
die  früheren  Skizzen  ruhten,  vollständig  andere  geworden  waren, 
einmal  dadurch,  dass  inzwischen  der  Bestand  durch  den  jähr- 
lichen Zuwachs  und  durch  reiche  Schenkungen  sich  in  ungewöhn- 
licher Weise  vermehrt,  dann  aber  auch  dadurch,  dass  die 
Benutzung  der  Bibliothek  seit  dera  J.  1889  sich  in  erfreulichster 
Weise  gehoben  hatte. 

Dieses  Bauprogramm,  welches  in  Gemeinschaft  mit  der 
Bibliothek- Verwaltung  aufgestellt  wurde,  enthielt  die  folgenden 
Leitsätze : 

I.  Bauplatz.  Der  in  Aussicht  genommene  Bauplatz  im  Anschluss  an 
das  bestehende  Archivgebäude  gewährt  die  günstigsten  Vorbedingungen,  da 
er  inmitten  der  Stadt  gelegen  und  doch  dem  geräuschvollen  Strassenverkehr 
entrückt  ist,  und  da  er  ausserdem  die  erwünschte  äusserliche  Verbindung 
zwischen  Archiv  und  Bibliothek  ermöglicht. 

II.  Räumlichkeiten  des  Neubaues.  In  Ansehung  der  zur  Zeit 
bestehenden  und  in  absehbarer  Zeit  zu  erwartenden  Bedürfnisse  werden  die 
folgenden  Räume  als  nothwendig  zu  erkennen  sein: 

1.  Die  eigentlichen  Bücherräume  in  der  unten  näher  bezeichneten  Aus- 
dehnung. 

2.  Ein  gesonderter  Raum  zur  Aufbewahrung  von  grossen  Kartenwerken 
und  Kupferwerken,  Mappen,  Atlanten,  Kartons  u.  s.  w. 

3.  Ein  Lesesaal. 

4.  Arbeitsräume  für  das  Verwaltungspersonal. 

5.  Ein  Arbeitsraum  für  den  Bibliothekdiener. 

Ad.  1.  Die  eigentlichen  Bücherräume.  Als  das  für  Bibliothek- 
gebäude zweckentsprechendste  System  ist  neuerdings  das  sogenannte  Magazin- 
system allgemein  anerkannt  worden,  weil  es  bei  grösster  Sicherheit,  Raum- 
crsparniss  und  Ausdehnungsfähigkeit  zugleich  die  Bedingungen  leichtester 
Uebersichtlichkeit  und  Zugänglichkeit  der  Bestände  erfüllt,  und  es  ist  die 
Wahl  dieses  Systems  daher  auch  hier  zu  empfehlen. 

Der  augenblickliche  Bücherbestand  der  Stadtbibliothek  beläuft  sich 
nach  den  augestellten  Ermittelungen  auf  rund  82  000  Bände  und  die  Biblio- 
thek wird  somit  einen  Bestand  von  rund  85  000  Bänden  bis  zum  Einzug 
in  den  Neubau  in  etwa  V-\^  Jahren  erreicht  haben.  Der  jährliche  Zuwachs 
hat  in  den  letzten  Jahren  900 — 1000  Bände  betragen;  da  die  Zugänge 
einer  in  normaler  Entwickelung  befindlichen  Bibliothek  sich  erfahrungsgemäss 
in  kurzen  Zwischenräumen  steigern,  so  müsste  für  die  nächsten  25  Jahre 
ein  durchs<rfinitt lieber  Zuwachs  von  mindestens  1200  Bänden  vorausgesehen 
werden.  Wenn  demnach  den  Bedürfnissen  des  nächsten  Vierteljahrhunderts 
Rechnung  getragen  werden  soll,  so  müsste  das  Magazin  auf  115  000  Bände 
berechnet    werden;    es    wird    aber     auch    auf    unvorhergesehene    grössere 


Das  neu  errichtete  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäude  der  Stadt  Aachen.    7 

Erwerbungen  und  Zuwendungen  Kücksicht  zu  nehmen  und  es  werden  daher 
zweckmässig  schon  jetzt  Räumlichkeiten  für  einen  Bestand  von  etwa  125000 
bis  130000  Bänden  herzustellen  sein. 

Ad.  2.  Der  zur  Aufbewahrung  von  grossen  Karten-  und 
Kupferwerken  u.  s.  w.  bestimmte  Raum,  welcher  zugleich  als  Aus- 
stellungsraum dienen  könnte,  wird  nicht  dem  Magazinbau  einzufügen,  sondern 
von  diesem  zu  trennen  und  in  nähere  Verbindung  mit  dem  Lesesaal  und 
den  Verwaltungsräumen  zu  bringen  sein. 

Ad  3.  Der  Lesesaal  ist  so  einzurichten,  dass  er  von  den  Verwaltungs- 
räumen aus  unmittelbar  erreicht  werden  kann  und  nur  von  denjenigen  Be- 
suchern der  Bibliothek  betreten  zu  werden  braucht,  welche  sich  in  ihm  zu 
beschäftigen  wünschen.  Für  absehbare  Zeit  wird  es  genügen,  dass  er  etwa 
20  Sitzplätze  enthält.  Für  eine  kleine  Handbibliothek  wird  eine  Wand  mit 
Büchergestellen  zu  besetzen  sein. 

Ad.  4.  Arbeitsräume  für  das  Verwaltungspersonal.  Es  ge- 
nügen zwei  Räume,  von  denen  der  eine,  das  Arbeitszimmer  des  Bibliothekars, 
zweckmässig  hinter  den  Lesesaal,  der  andere,  das  Arbeitszimmer  des  Hülfs- 
arbeiters,  vor  denselben  zu  legen  sein  wird.  Der  letztere  Raum  würde  dann 
zugleich  als  Ausleiheraum  dienen,  und  von  ihm  würde  der  das  Ausleihe- 
geschäft besorgende  Beamte  zugleich  den  Lesesaal  beaufsichtigen  können, 
wenn  die  Trennungswand  nach  dem  Lesezimmer  zu  aus  Glas  hergestellt  wäre. 

Ad.  5.  Arbeitsraum  für  den  Bibliothekdiener.  Derselbe  würde 
am  zweckmässigsten  von  dem  ad  2  genannten  Räume  abzutrennen  sein. 
Der  Diener  würde  hier  die  geringeren  Buchbinderarbeiten  und  Reparaturen, 
die  Vorbereitung  der  zum  Binden  bestimmten  Werke,  das  Heften  der  Akten, 
das  Bekleben  und  Signiren  der  Bücher  u.  s.  w.  besorgen  können. 

in.  Heizung  und  Beleuchtung.  Für  die  eigentlichen  Bücherräume 
wird  es  genügen,  wenn  durch  die  Centralheizung  eine  Temperatur  von 
-f  10^  C.  erreicht  werden  kann,  allen  übrigen  Räumen  muss  eine  normale 
Erwärmung  zugeführt  werden  können,  da  sie  vom  Publikum  oder  den  Beamten 
beständig  benutzt  werden. 

Für  die  ad  2  bis  5  genannten  Räume  würde  die  Einführung  elektrischer 
Beleuchtung  zu  empfehlen  sein. 

Im  engsten  Anschluss  an  vorstehendes  Programm  wurde 
das  Projekt  entworfen  und  der  Bau  ausgeführt,  wie  er  in  den 
folgenden  Grundriss-  und  Schnitt-Zeichnungen  sowie  in  den 
photographischen  Aufnahmen  wiedergegeben  ist. 

Der  bis  zur  Linie  AB  (vgl.  Gnindriss  des  Erdgeschosses) 
bereits  im  J.  1889  ausgeführte  und  seitens  der  Archiv  Verwaltung 
in  Benutzung  genommene  Theil  bildet  mit  dem  nunmehr  er- 
richteten Bibliothekbau   ein   einheitlich  ausgestattetes  Gebäude. 

Zunächst  dem  Fischmarkt,  also  hinter  der  alten  Frontmauer, 
liegt  im  Erdgeschoss  ein  grösserer  gewölbter  Raum  zum  Auf- 


Das  new  errichtete  Arcbiv-  und  Bibliothek-Qcbändc  der  Stadt  Aachen.    9 

was  aus  dem  Fehlen  jeglicher  Yorspränge  an  der  alten  Mauer 
gefolgert  werden  musste,  und  welche  Folgerung  später  durch 
aurgefnodene  Kragsteine,  die  zum  Tragen  von  Balken  bestimmt 
waren,  als  richtig  sich  erwies.  Er  hat  eine  flache,  feuersicher 
hergestellte  Decke  erhalten,  die  dem  Stile  entsprechend  als 
Holzdecke  mit  sichtbaren  Balken  ausgebildet  wurde. 

Bis  hinter  der  Thurmtreppe  stehen  die  Mauern  auf  alten 
Fundamenten,  von  hier  an  jedoch  auf  neuen,  was  im  Aeueseren 
sowohl  durch  verschiedenes  Material  als  auch  durch  geänderte 
Formen  zum  Ausdruck  gekommen  ist. 


SHuiltt  duTfM  jfn  Urtattäe/tMal  nrtit  Jft/bntliM. 

ir    '        '        i  T-«- 

Die  Räume  für  das  Archiv  endigen  mit  dem  Haupttreppen- 
hause; an  der  anderen  Seite  desselben  sthlicssen  sich  diejenigen 
der  Bibliothek  an.  Das  Treppenhaus  scheidet  somit  die  beiden 
Institute  von  einander,  enthält  aber  die  für  beide  vom  Publikum 
zu  benutzende  Zugangstreppe*. 


')  Nach  ErüffnuDg  der  Bibliolhektänme  soll  die  iwiwlien  dem  Arehiv- 
raam  Me^^ndc  Wendest  lege  nicht  mehr  vom  Pabljhum  benutzt  iterdi.n,  numlern 
nur  lar  Verbindung  der  ver*c hiedunen  Äuri)cw ah run«-- räume  ditutn,  wie  das 
im  generellen  Projekt  bereits  Torgwii^hen  war  Es  wird  liierdurrh  die  Sicher- 
heit der  Archivalicu  wesentlich  erhöht. 


Das  neu  errichtete  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäude  der  Stadt  Aachen.   11 

bibliotheken  gewählt  worden.  Dieses  System,  welches  bei  fast 
allen  neueren  Bibliothekgebäuden  zur  Anwendung  gelangt  ist, 
bietet  gegenüber  den  Saalbibliotheken,  bei  der  völligen  Trennung 
der  Büchersanimlung  von  allen  übrigen  Räumen,  abgesehen  von 
den  weitaus  billigeren  Herstellungskosten,  den  Vorzug  der  gröss- 
ten  Raumersparniss,  der  besseren  Uebersicht,  der  leichteren  und 
bequemeren  Erreichbarkeit  der  Bücher,  sowie  der  grösseren  Sicher- 
heit gegen  Feuersgefahr  und  Entwendung. 

Als  Vorbild  zu  dem  Projekte  haben  namentlich  die  in  den 
letzten  Jahrzehnten  neuerbauten  Bibliothekgebäude  in  Stuttgart, 
Halle,  Kiel,  Greifswald,  Frankfurt  a.  M.  und  Wolfenbüttel  gedient. 
Die  bei  diesen  Gebäuden  gemachten  Erfahrungen  sind  soweit 
dieses  möglich  war,  berücksichtigt  worden;  ebenso  entsprechen 
die  Abmessungen  in  Bezug  auf  die  Breite  und  Höhe  der  Bücher- 
gerüste, die  Breite  der  Zwischengäuge,  die  Höhe  der  Geschosse 
und  die  Art  der  Lichtzuführungen  denjenigen,  welche  bei  den 
vorgenannten  Gebäuden  zur  Ausführung  gekommen  sind,  und 
zwar  ist  jedes  Mal  ein  Mittelmaass  genommen,  da  die  einzelnen 
Bibliotheken  mit  mehr  oder  weniger  Komfort  ausgestattet  sind. 
Namentlich  ist  auf  die  bei  der  Universitätsbibliothek  in  Halle 
angewandten  Abmessungen  Rücksicht  genommen  worden,  da  das 
Gebäude,  obgleich  eines  der  älteren,  noch  immer  als  muster- 
gültig anerkannt  wird.  Naturgemäss  kann  unser  Gebäude  mit 
keinem  der  vorgenannten,  die  zur  Aufnahme  von  die  hiesigen 
wenigstens  um  das  fünffache  übersteigenden  Beständen  bestimmt 
sind,  und  die  als  Universitätsbibliotheken  zum  Theil  ganz  andere 
Nebenräume  und  weit  grössere  Lesesäle  haben  müssen,  direkt 
in  Vergleich  gezogen  werden. 

Das  eigentliche  Wesen  der  Magazinbibliotheken  besteht 
darin,  soviele  Zwischenböden  in  einer  solchen  Entfernung  von 
einander  herzustellen,  dass  ohne  Leiter  jedes  Buch  bequem 
heruntergelangt  werden  kann.  Zwischen  diesen  Böden  stehen 
die  Büchergestelle  senkrecht  zu  den  Fensterwänden.  Dieselben 
gehen  bei  mehreren  Bibliotheken  bis  zum  Dach  ununterbrochen 
durch  und  dienen  zugleich  zum  Tragen  der  Zwischenböden  und 
des  Daches.  Die  Zwischenböden  sind  soweit  dies  die  Beleuchtung 
erfordert,  aus  durchbrochenen  gusseisernen  Platten,  im  Uebrigen 
massiv  hergestellt.  An  manchen  Orten  hat  man  die  durch- 
brochenen Böden  sogar  bis  auf  drei  und  mehr  übereinander 
gesteigert.    Jedoch  ist  man  in  der  letzteren  Zeit  wieder  davon 


18  J.  Laurent 

abgegangen,  wegen  der  vielen  damit  verbundenen  Unzuträglich- 
keiten, besonders  wegen  der  Schwierigkeit  der  Reinhaltung  und 
wegen  der  Unsicherheit  beim  Begehen,  und  man  hat  wiederum 


Stimitt  du/TA  i/mt  Mä/Afjynayaji/t   itnd  den  Leseeattl. 

-4(4=j=t=i  I  I  I  I  I  I T  T"""- 

in  gewissen  Abständen  massive  Zwischenboden  angeordnet. 
Wie  üben  erwähnt  sind  stellenweise  die  Büchergerüste  als 
tragende  Konstruktionstheile  ausgebildet,  wie  iu  Stuttgart  und 
Frankfurt,  jedoch    findet  sich    auch    an   mehreren  Bauten    die 


Das  neu  errichtete  Archiv-  und  Bihliothek-G^häude  der  Stadt  Aachen.    13 

Konstruktion,  dass  unabhängig  von  den  Büchergerüsten  die 
tragenden  Theile  durch  besondere  Säulen  hergestellt  sind  und 
die  Büchergerüste  lose  dazwischen  gestellt  werden,  wie  in  Halle 
und  Leipzig,  wo  speziell  die  Büchergerüste  ganz  aus  Holz  her- 
gestellt sind. 

In  der  Aachener  Bibliothek  ist  letztere  Konstruktion  zur 
Anwendung  gekommen.  Auf  vier  Säulen,  welche  wegen  des 
besseren  Anschlusses  der  Büchergerüste  mit  quadratischem  Quer- 
schnitt gestaltet  sind,  ruhen  die  sämmtlichen  Zwischenböden  sowie 
das  Dach.  Das  ganze  Gebäude  ist  in  drei  Etagen  von  je  5  m 
Höhe  getheilt  und  jede  Etage  durch  einen  massiven  Fussboden 
abgeschlossen.  Zwischen  diesen  massiven  Böden  ist  immer  ein 
Zwischenboden  von  durchbrochenen  Platten  angeordnet,  sodass 
ein  durchbrochener  Boden  mit  einem  massiven  Boden  abwechselt. 
Die  Büchergerüste  sind  in  Holz  hergestellt  und  gehen,  frei 
zwischen  dem  durchbrochenen  Boden  stehend,  von  massivem  zu 
massivem  Boden  ununterbrochen  durch. 

Das  Büchermagazin  erhält  von  beiden  Seiten  auf  jedem 
Geschoss  durch  je  sechs  Fenster  reichliches  Licht.  Auch  ist  jede 
Bücherfläche  direkt  beleuchtet.  Bei  dieser  reichlichen  Beleuchtung 
konnte  von  der  Verwendung  von  Oberlicht,  welches  vielfach  zu 
Unzuträglichkeiten  Veranlassung  gegeben  hat.  Abstand  genommen 
werden.  Zwischen  den  Büchergerüsten  ist  auf  jeder  Etage  wie 
auf  jedem  Zwischenboden  in  der  Mitte  ein  3,50  m  breiter  Gang 
freigelassen.  In  diesem  Gang  befindet  sich  eine,  die  verschiedenen 
Etagen  verbindende  eiserne  Treppe,  zu  deren  beiden  Seiten  auf 
jedem  Boden  zwei  Tische  Aufstellung  gefunden  haben,  die  zum 
Ablegen  der  ein-  und  ausgehenden  Bücher  dienen  sollen.  Diese 
Tische  sind  zugleich  so  eingerichtet,  dass  sie  zum  Aufbewahren 
von  Kartenwerken  verwendet  werden  können. 

In  dem  jetzt  ausgeführten  Magazin  können  bei  sehr  be- 
quemer Anordnung  120000  Bände  Platz  finden;  hierzu  kommen 
noch  ca.  10000  Bände,  welche  in  Büchergerüsten,  die  an  den 
Wänden  in  den  'übrigen  Räumen  Aufstellung  gefunden  haben, 
untergebracht  werden,  sodass  sich  mindestens  130000  Bände 
aufstellen  lassen.  Wie  in  dem  Grundrissplane  angedeutet,  erlaubt 
die  Baustelle,  dass  das  Büchermagazin  um  */g  seines  jetzt  aus- 
geführten Theiles  erweitert  werden  kann,  und  wird  diese  Ver- 
grösserung  für  weitere  86000  Bände  Raum  bieten,  so  dass  nach 
dem  vollständigen  Ausbau  216  000  Bände  untergebracht  werden 


14  J.  LanreDt 

könne».  Sowohl  Aas  Magazin  als  auch  die  übrigen  Grebäude 
sind  sämmtlich  unterkellert.  Der  Keller  unter  dem  Magazin 
ist  als  Weinkeller  verniiethet,  während  die  übrigen  Keller  als 
Heizkeller  und  für  die  Zwecke  de.s  Archivs  und  der  Bibliothek 
dienen. 

Zum  Beheizen  ist  eine  Niederdruckdampfheizung  in  dem 
neuem  Theile  und  eine  Luftheizung  in  dem  altern  eingebaut. 


Urkundenaasi  des  Archivs 

Elektrisches  Licht  ist  in  dem  Treppenhans,  dem  Lesesaal  und 
den  Arbeitsränmen  der  Bibliothekbeamten  eingeführt. 

Was  die  innere  Ausstattung  betrifft,  so  sind  sämmtliche 
Räume  mit  Oelwacbsfarbe  stilgerecht  ausgemalt. 

In  dem  Urkundensaal  des  Archivs  wurden  die  Portraits 
des  ersten  und  des  zweiten  Gründers  der  Stadt,  Karls  des  Grossen 
"ind  Friedrich  Barbarossas  in  Medaillonform  in  der  Wandmalerei 
ngebracht;  im  übrigen  wurden  die  Wände  mit  Sprüchen  ge- 


Das  nea  errichtete  Archiv-  nnd  Bibliothek-Gebäade  der  Stadt  Aachen.    15 

schmückt.  Die  Fenster  im  Urkundensaal  erhielten  musivische 
Verglasung  und  folgenden  Wappenschrauck :  In  den  Oberlichtern 
sechs  grössere  Wappen:  Krönungsstift  in  Aachen,  Stadt  Aachen, 
Herzogthura  Jülich,  Bisthum  Lüttich,  Herzogthum  Brabant,  Altes 
Deutsches  Reich;  in  den  Flügeln  12  kleinere  Wappen  älterer 
Städte  in  der  Umgegend  von  Aachen,  welche  mit  letzterem 
im  Mittelalter  in  Verbindung  standen :  Düren,  Jülich,  Heinsberg, 
Erkelenz,  Geilenkirchen,  Linnich,  Burtscheid,  Randerath,  Ni- 
deggen, Malmedy,  St.  Vith,  Montjoie. 

Auf  den  Wänden  der  Wendeltreppe  findet  sich  gegenüber 
der  Eingangsthür  der  auf  die  Schätze  des  Archivs  hinweisende 
Spruch  Alcuins: 

Illic  invenies  veterum  vestigia  patrum; 

auf  dem  Treppenabsatz  vor  dem  Eingang  zum  Urkundensaal 
der  aus  einer  Urkunde  Friedrich  Barbarossas  für  Aachen  vom 
J.  1166  entlehnte  Spruch: 

Aquisgranum  omnes  provincias  et  civitates 
dignitatis  et  honoris  prerogativa  precellit. 

In  den  Oberlichtern  der  Fenster  der  Wendeltreppe  sind 
folgende  Wappen  von  Ritterfamilien  aus  der  Aachener  Gegend 
angebracht:  Schönau,  Frankenberg,  Heiden,  Merode-Rimburg, 
Stolberg-Setterich-Frenz,  Montjoie-Falkenburg  K 

Der  Urkundensaal  hat  vollständig  neues,  der  Würde  des 
Raumes  sowie  dem  Werthe  der  aufbewahrten  Gegenstände  ent- 
sprechendes Mobiliar  erhalten.  Dasselbe  ist  ganz  in  Eichenholz 
mit  geschnitzten  Füllungen  hergestellt  und  besteht  aus  vier 
hohen  Urkundenschränken,  zehn  niedrigeren  Schränken,  die  zum 
Auslegen  und  Besichtigen  der  werthvoUsten  Urkunden  mit  Glas 
gedeckte  Auslegekasten  tragen,  und  einem  grösseren  Bücher- 
schrank, ferner  aus  einem  Arbeitstisch  mit  Schemel.  Weitere 
Gelegenheit  zum  Sitzen  bieten  die  in  den  tiefen  Fensternischen 
angebrachten  Ruhebänke. 

Im  Gegensatz  zu  vorstehender  Ausfühnmg  harren  die  Arbeits- 
räume des  Archivs  noch  auf  die  Ausstattung  mit  definitivem 
und  dem  Orte  angepasstem  Mobiliar.  Vorderhand  hat  man  sich 
grösstentheils  mit  solchem  aus  alten  Beständen  begnügt,  jedoch 

')  Sowohl  die  Sprüche  wie  die  Wappen  sind  seitens  der  Archiv-Verwal- 
tang  aasgewählt  worden,  welche  sich  auch  der  Mühe  unterzogen  hat,  die 
einzelnen  Wappen  in  heraldischer  Beziehung  genau  festzusteUen  und  dje 
korrekte  Ausführung  zu  überwachen. 


Das  neu  errichtete  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäude  der  Stadt  Aachen.    17 

Das  Treppenhaus  ist  mit  einem  mit  reichem  Rankenornament 
bemalten  Sterngewölbe  geschlossen.  Ebenso  sind  die  Wände 
bemalt  und  mit  folgenden  Sprüchen  geschmückt  worden.  Unter 
dem  grossen  Fenster  steht  der  Spruch  von  Manso: 

Drei  und  viermal  beglückt  ist  der  Sterbliche,  welcher  die  Weisheit 

Sich  zur  Führerin  wählt,  und  zur  Gefährtin  die  Kunst, 

Würde  verleiht  die  Eine  dem  Leben,  und  Freude  die  And're, 

Jene  sichert  den  Schritt,  diese  verschönert  den  Pfad. 

Auf  dem  oberen  Treppenabsatz  vor  den  Eingängen  zum 
Archiv  und  zur  Bibliothek  ist  der  lateinische  Spruch  angebracht: 

Vita  sine  litteris  mors  est  et  vivi  hominis  sepultura^ 

Wenn  auch  die  übrigen  Räume  der  Bibliothek,  wie  das 
Zimmer  für  den  Hülfsarbeiter,  der  Lesesaal  und  der  Arbeits- 
raum des  Bibliothekars  stilgerecht  ausgemalt  wurden,  so  sind 
sie  doch  in  ihrer  architektonischen  Ausbildung  weit  bescheidener 
gehalten,  dagegen  ist  grösseres  Gewicht  auf  die  Mobiliaraus- 
stattung gelegt  worden.  Das  Mobiliar  in  diesen  Räumen  ist 
wiederum  allenthalben  in  Eichenholz  hergestellt.  Der  Lesesaal 
enthält  drei  Tische  mit  je  acht  Sitzplätzen.  Zwei  Tische  sind 
zum  bequemeren  Arbeiten  an  beiden  Seiten  pultförmig  abge- 
schrägt, während  einer  zum  Auflegen  grösserer  Illustrations- 
und Kartenwerke  glatt  hergestellt  ist. 

Die  Grösse  jedes  Sitzplatzes  ist  äusserlich  durch  eingelegtes 
grünes  Tuch  gekennzeichnet,  wobei  eine  Tischfläche  von  1  m 
Länge  und  0,60  m  Tiefe  vorgesehen  wurde.  Sollten  die  vor- 
handenen Plätze  bei  erhöhter  Inanspruchnahme  des  Lesezimmers 
nicht  mehr  ausreichen,  so  erlaubt  der  Raum  auch  noch  die  Auf- 
stellung eines  weiteren  Tisches  in  gleicher  Ausdehnung.  Jeder 
Tisch  wird  durch  zwei  mit  elektrischen  Glühlichtern  versehene 
Lampen  beleuchtet,  ausserdem  dient  eine  von  der  Decke  herunter- 
hängende mit  10  Glühlichtern  versehene  Krone  zur  allgemeinen 
Erhellung  des  Raumes.  An  den  Wänden  stehen  zwei  im  unteren 
Theile  mit  Schränken  eingerichtete  Büchergestelle  zur  Unter- 
bringung der  Handbibliothek.  Ebensolche  Gestelle  befinden  sich 
in  dem  Zimmer  des  Hülfsarbeiters  und  des  Bibliothekars. 


*)  Die  Auswahl  der  Figuren  in  dem  Olasfenstcr,  sowie  die  der  Sprllche 
ist  durch  die  Bibliothek -Verwaltung  erfolgt. 

2 


Das  neu  errichtete  Archiv-  und  Bihliothek-Gebäude  der  Stadt  Aachen.   19 

theile,  wie  der  Figuren  mit  ihren  Sockeln  werden  ira  Museum 
aufbewahrt,  so  dass  jederzeit  die  richtige  Wiederherstellung 
nachgewiesen  werden  kann.  Unter  dem  Gurtgesims  befand  sich 
eine  zum  Theil  zerstörte  Inschrift.  Bei  der  Restauration  wurde 
dieselbe  ergänzt  und  wiederhergestellt,  sie  lautet  nunmehr: 

„Urbs  aquensis  urbs  regalis  regni  sedes  principalis  prima 
regum  curia,  hanc  domum  fecit  magister  Henricus  anno  Domini 
MCCLX  septimo  regnante  rege  Ricardo  ^" 

Zur  Erläuterung  der  vorstehenden  Ausführungen  ist  eine 
Abbildung  der  Front  sowohl  vor  wie  nach  der  Restauration 
beigefügt.  Im  gleichen  Charakter  erfolgte  die  Ausbildung  der 
Hinterfront  einschliesslich  des  Treppenthurmes,  wo  die  in  Bruch- 
stein hergestellte  Verblendung  endigt.  Von  da  ab  sind  die  Fronten 
in  Ziegelrohbau  ausgeführt,  und  nur  die  Gliederungen  und  Fenster- 
pfosten in  Hausteinen  hergestellt.  Die  verhältnissmässig  lange 
Front  längs  des  Durchganges  wird  durch  ein  stark  vorspringendes, 
in  einem  Giebel  endigendes  Risalit,  in  welchem  der  Haupteingang 
durch  einen  kleinen  Portalvorbau  betont  ist,  belebt.  Dieser  starke 
Vorsprung  war  einerseits  durch  die  erforderliche  Ausdehnung  der 
inneren  Treppe  bedingt,  andererseits  verdeckt  und  vermittelt  er 
die  verschiedenen  Geschosshöhen,  welche  in  den  Räumen  des 
Archivs  durch  die  frühere  Fussbodenhöhe  des  ürkundensaales 
und  in  denjenigen  der  Bibliothek  durch  die  Geschosshöhe  des 
Magazins  gegeben  waren. 

Im  Uebrigen  wurde  bei  der  Projektirung  und  Ausführung 
der  Aussenarchitektur  immer  im  Auge  behalten,  dass  die  Fronten 
an  einem  Binnenhof  liegen,  ihre  Ausstattung  daher  über  den 
Rahmen  einer  Hofarchitektur  nicht  hinausgehen  darf,  sowie  ferner, 
dass  der  alte  ehrwürdige  Gebäudetheil  am  Fischmarkt  die  Haupt- 
front bildet,  welcher  naturgemäss  alle  übrigen  untergeordnet 
werden  mussten. 

Der  für  die  Gesammtanlage  einschliesslich  Heizung,  Beleuch- 
tung u.  8.  w.  sowie  einschliesslich  des  Mobiliars  bewilligte  Kredit 
betrug  226  200  M.,  welche  Summe  bis  auf  einen  verschwindend 
geringen  Rest  auch  erforderlich  gewesen  ist. 


*)  Bei  der  Ausftthrunjj  sind  die  ergänzten  Buchstaben  mit  rother  Farbe 
gekennzeichnet  worden.  Die  Ergänzung  hat  Herr  Stadtarchivar  Pick  in  sach- 
gemässer  Weise  vorgenommen. 

2* 


20  J.  Laurent,  Das  neue  Archiv-  und  Bibliothek-Gebäude  der  Stadt  Aachen. 

Das  in  allen  Theilen  fertig  eingerichtete  Bibliothekgebäude 
wurde,  nachdem  während  des  vergangenen  Winters  eine  gründ- 
liche Austrocknung  durch  fortgesetztes  Heizen  erzielt  worden 
war,  seitens  des  Herrn  Oberbürgermeisters  Veltman,  der  mit 
gleichem  Interesse  wie  sein  Vorgänger  den  Bau  gefördert  hat, 
und  Dank  dessen  thatkräftigem  Eingreifen  die  Ausstattung  und 
Einrichtung  in  der  vorbeschriebenen,  der  Bedeutung  des  Gebäudes 
entsprechenden  Weise  hat  erfolgen  können,  im  Mai  1897  der 
Bibliothek- Verwaltung  überwiesen. 


Geschichte  der  Stadtbibliothek. 

Von  E.  Fromm. 

Einleitung. 

Seit  der  Mitte  unseres  Jahrhunderts  ist  das  gesammte 
Bibliothekswesen  von  einer  tiefgehenden  Bewegung  ergriffen 
worden,  welche  noch  andauert  und  welche  so  bald  voraussichtlich 
nicht  zum  Abschluss  gelangen  wird.  Gewiss  hat  auch  vordem 
über  den  Nutzen  und  die  Bedeutung  öffentlicher  Büchersaramlungen 
für  den  Fortschritt  der  Wissenschaftenund  für  die  allgemeine 
Bildung  kaum  jemals,  wenigstens  nicht  unter  den  erleuchteteren 
Geistern,  ein  Zweifel  bestanden;  preist  doch  bereits  an  der  Wende 
des  17.  Jahrhunderts  der  grösste  und  vielseitigste  deutsche 
Denker  jener  Zeit,  Gottfried  Wilhelm  Leibniz  ihre  Wichtigkeit 
mit  Worten,  wie  sie  treffender  und  beredter  auch  heute  nicht 
gefunden  werden  könnten.  „Weil  bei  den  Menschen",  sagt  er 
als  Bibliothekar  der  Wolfenbütteler  Bibliothek  in  einer  amtlichen 
Eingabe*,  „nächst  der  Gottesfurcht  und  Gesundheit  nichts  edler 
noch  besser  als  Verstand  und  Wissenschaft,  solche  aber  unter 
vielen  Menschen  verstreuet  oder  zertheilet  und  nicht  anders  als 
in  einer  grossen  Bibliothek  beisammen  zu  linden,  so  ist  daraus 
zu  erachten,  wie  hoch  ein  solcher  Schatz  zu  halten  und  wie 
glorios  es  fürnehmen  Herrn  und  Potentaten  sei,  denselben  in 
ihrer  Gewalt  zu  haben**;  dann  vergleicht  er  eine  Bibliothek, 
wie  er  sie  sich  dachte,  einer  Versammlung  der  grössten  Menschen 
aller  Jahrhunderte  und  aller  Nationen,  die  uns  ihre  auserlesensten 
Gedanken  mittheilen,  und  schildert  sie  als  die  Schatzkammer 
aller  Reichthümer  des  menschlichen  Geistes,  zu  der  man  seine 
Zuflucht  nimmt  für  die  Künste  des  Friedens  und  des  Krieges, 
für  die  Erhaltung  des  menschlichen  Körpers,  für  die  Kenntniss 


*)  Vorstellung  an  die  Herzöge  Rudolph  August  und  Anton  Ulrich  vom 
Juni  1695;  vgl.  Bodemann,  Leihnizena  Briefwechsel,  in  der  Zeitschrift  des 
hiätorUchen  Vereins  für  Niedersachsen,  Jahrg.  1888,  S.  119  f. 


22  E.  Fromm 

der  Mineralien,  Pflanzen,  Thiere,  überhaupt  für  die  Geheimnisse 
der  Natur,  für  die  Bewegungen  der  Gestirne,  für  bürgerliche 
und  militärische  Baukunst,  für  Verschönerungen  und  öffentliche 
Anlagen,  für  Gesetze,  Polizei  und  gute  Staatsordnung,  für  alte 
und  neuere  Geschichte,  für  die  Angelegenheiten  der  Fürsten, 
für  alles  das  menschliche  Interesse  reizende  Schöne,  kurz  für 
das  Angenehme  sowohl  wie  für  das  Nützliche  und  Nothwendige  *. 
Trotz  solcher  üebetzeugungen  bedeuteten  diese  „Schatz- 
kammern** aber  doch  während  des  ganzen  17.  und  18.  Jahr- 
hunderts für  die  AUgemeinhwt  noch  recht  wenig;  denn  mit 
ängstlichem  Argwohn  wurden  ihre  Bestände  vor  der  Berührung 
mit  der  Aussenwelt  möglichst  behütet;  man  meinte  eben,  wie 
in  Cimelienkabinetten  die  Gegenstände  wohl  besichtigt,  aber  nur 
in  besonderen  Fällen  benutzt  werden  dürfen,  die  alten  Bücher 
verschliessen  zu  müssen,  weil  sie  schon  alt  seien,  und  die  neuen 
ebenso,  weil  sie  noch  neu  seien.  Erst  im  Zusammenhange  mit 
dem  modernen  Kulturfortschritt  ist  man  allgemein  zu  der  weiteren 
Einsicht  gelangt,  dass  die  Daseinsberechtigung  der  Bibliotheken, 
die  aus  Staats-  und  Gemeindegeldern  unterhalten  werden,  doch 
eigentlich  mit  ihrer  faktischen  Benutzung  steht  und  fällt,  dass 
sie  darum  nicht  nur  auserwählten  Kreisen,  sondern  der  breiteren 
OeflFentlichkeit,  für  welche  sie  nicht  weniger  wichtig  sind,  wie 
für  jene,  zu  dienen  haben.  Und  unter  dem  Einflüsse  dieser 
Erkenntniss  sind  nun  in  allen  civilisirten  Ländern  der  Erde  die 
Bibliotheken  an  Ausdehnung  und  an  Zahl  seit  den  fünfziger 
Jahren  dieses  Jahrhunderts  gewachsen  wie  kaum  zuvor.  Sie 
gelten  in  England,  in  Frankreich  und  in  den  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika  heute  im  weitesten  Masse  als  regelmässige 
Biidungsanstalten  für  alle  Volksschichten;  in  diesen  Ländern 
sind  Alle  sich  darüber  einig,  „dass  es  keine  Bildungsanstalt 
gibt,  die  bei  gleich  geringen  Kosten  so  viel  Schlechtes  ver- 
hütet und  so  viel  Gutes  stiftet,  keine  Anstalt,  deren  Samen  so 
vielfältig  aufgeht,  wie  die  öfl'entliche  Bibliothek**  *.    Aber  auch 

*)  In  einem  französisch  geschriebenen  Brief  an  den  Wolfenbütteler 
Minister  v.  Steinberg.  Bo  de  mann  a.  a.  0.  S.  79;  vgl.  auch  0.  v.  Heine- 
mann, Die  herzogliche  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel.    Aufl.  2,  1894,  S.  116  fF. 

*)  C.  Nörrenberg,  Die  Volksbibliothek,  ihre  Aufgabe  und  ihre  Eeform. 
Berlin  1895,  S.  22.  —  Aus  der  umfangreichen  Literatur  über  die  moderne 
Bibliothekbewegung  hebe  ich  nur  noch  den  vortrefflichen  Aufsatz  von  0.  Hart- 
jÄrig  „Die  Bewegungen  auf  dem  Gebiete  des  internationalen  Bibliothekswesens** 
der  Zeitschrift  „Cosmopolis"  1897  Mai-Heft,  S.  547  flf.  hervor. 


Geschichte  der  Stadtbibliothek.  28 

in  Deutschland,  welches  von  Anbeginn  freilich  eine  leitende 
Stellung  in  diesen  Dingen  nicht  eingenommen  hat,  sind  wie  auf 
allen  Gebieten  so  auch  im  Bibliothekswesen  die  grössten  Fort- 
schritte seit  der  Wiederherstellung  des  Reiches  zu  verzeichnen. 
„Der  bessere  Theil  der  Nation  weiss,  wie  befruchtend  das 
höchste  geistige  Schaffen  bis  in  die  Tiefen  des  sozialen  Lebens 
zurückwirkt;  er  weiss,  dass  wir  uns  selber  untreu  würden,  wenn 
wir  unsere  neugewonnene  politische  Machtstellung  nicht  durch 
den  Adel  unserer  Gesittung  sittlich  zu  rechtfertigen  vermöchten": 
der  Glaube  an  den  unverwüstlichen  Idealismus  der  Deutschen, 
der  in  diesen  Worten  Heinrich  von  Treitschkes  sich  ausspricht*, 
er  hat  durch  die  Förderung,  welche  die  Bibliotheken  seitdem 
bei  uns  erfahren  haben,  sich  sicherlich  nicht  an  letzter  Stelle 
als  berechtigt  erwiesen.  Zahlreiche  und  stattliche  neue  Gebäude 
sind  für  Bibliothekszwecke  in  den  letzten  Jahrzehnten  errichtet 
worden,  überall  hat  man  die  Mittel  für  die  einzelnen  Institute 
recht  erheblich  gesteigert,  die  Universitätsbibliotheken  haben 
namentlich  in  unserem  engeren  Vaterlande,  in  Preussen,  eine 
durchgreifende  Reorganisation  erfahren,  sogar  die  alten  Stadt- 
bibliotheken sind  aus  ihrer  Grabesruhe,  in  der  sie  so  behaglich 
schlummerten,  erweckt  worden,  um  den  allgemeinen  Interessen 
zu  dienen,  und  auch  sie  bekennen  sich  wohl  alle  heut'  zu  dem 
Grundsatze,  dass  sie  der  wissenschaftlichen  Arbeit  und  der 
ernsten  Belehrung  dienen  und  dabei  auch  den  Bedürfnissen  eines 
grösseren  Publikums  Rechnung  tragen  wollen.  Indem  man  die 
zopfigen  Bestimmungen  der  alten  Bibliothekordnungen,  welche 
oft  die  Benutzung  geradezu  böswillig  hintertreiben  zu  wollen 
schienen  *,  aufgab^  indem  man  die  Zahl  der  öffentlichen  Stunden 
nach  Möglichkeit  erhöhte,  indem  vor  Allem  aber  die  Beamten  sich 
mehr  und  mehr  mit  der  Ueberzeugung  erfüllten,  dass  es  eine  hohe 
und  lohnende  Aufgabe  sei,  mit  gründlicher  Kenntniss  der  Literatur 
auf  allen  in  Betracht  kommenden  Gebieten  die  Bestände  einer 
Büchersammlung  in  sachgemässer  Weise  zu  mehren  und  sie  durch 
verständige  Einrichtungen  und  durch  bereitwillige  Unterstützung 
der  Benutzer  immer  weiteren  Kreisen  zugänglich  zu  machen, 
hat  die  Benutzung   thatsächlich   überall   einen   geradezu  über- 


*)  Die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin.  (Abdr.  aus  dem  53.  Bande  der 
Prcoääischen  Jahrbücher.)    Berlin  1884^  S.  4. 

•)  Man  vgl.  nur  die  unten  (8.  35  f.)  angeführten  Bestimmungen  der  alten 
Aachener  Bibliothekordnung. 


Geschichte  der  Stadthibliothek.  25 

ihnen  Gift  statt  nährenden  Brotes  zuschiebt,  heisst  die  furcht- 
barsten Folgen  freiwillig  heraufbeschwören";  hier  eben  sieht 
die  Gesellschaft  ihre  Interessen  durch  die  Bibliotheken  geschätzt, 
die  der  Hintertreppen-  und  Schundliteratur  und  ihren  verderb- 
lichen Folgen  ara  wirksamsten  dadurch  entgegenarbeiten,  dass 
sie  gute  Bücher  und  Zeitschriften  unentgeltlich  für  Jedermann 
bereit  stellen. 

In  einer  Zeit  so  allgemeiner  Theilnahme  für  bibliothekarische 
Dinge  wird  es  gestattet  sein,  bei  der  üebersiedelung  einer  Biblio- 
thek in  das  erste  eigene  Heim,  einen  aus  kommunalen  Mitteln 
und  nach  modernen  Grundsätzen  errichteten  Neubau,  ein  Bild 
ihrer  Entstehung  in  weiterem  Rahmen  zu  entwerfen  \  auch  wenn 
seit  ihrer  Begründung  erst  zwei  Menschenalter  verstrichen  sind 
und  sie  daher  weder  durch  die  Eigenthümlichkeit  ihrer  Ent- 
wickelung  noch  durch  ihre  Bedeutung  für  die  wissenschaftliche 
Welt  einen  besonders  hervorragenden  Platz  unter  ihren  Genos- 
sinnen beanspruchen  darf. 

I.  Die  Rathshandbibliothek  im  17.  und  18.  Jahrhundert. 

Die  Aachener  Stadtbibliothek  ist  erst  im  Jahre  1830  durch 
die  Verschmelzung  zweier  Sammlungen,  der  „Rathsbibliothek** 
und  der  durch  testamentarische  Verfügung  an  die  Stadt  über- 
gegangenen Bibliothek  des  Stadtrathes  Peter  Joseph  Franz 
Dautzenberg  entstanden. 

Es  ist  bekannt,  dass  seit  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts schon  allgemein  in  den  Städten  Sammlungen  angelegt 
wurden,  welche  als  sogen.  Rathsbibliotheken  den  Stadtschreibern 
und  Rechtsbeiständen,  dem  Stadtphysikus  und  überhaupt  den 
Zwecken  der  städtischen  Verwaltung  förderlich  sein  sollten,  so 
1413  in  Braunschweig,  in  Danzig  1465,  in  Hamburg  1480  und 
etwa  um  die  gleiche  Zeit  auch  in  Frankfurt  a.  M.;  in  Köln 
lässt  sich  das  Vorhandensein  einer  solchen  Rathshandbibliothek 
erst  vom  Jahre  1602  an  nachweisen.  Für  Aachen  wissen  wir 
nur,  dass  vor  dem  grossen  Stadtbrande  vom  Jahre  1656  eine 
Bibliothek  auf  dem  Rathhause  existirt  hat;  wie  weit  ihre  An- 
fänge zurückreichen  und  welchen  Umfang  sie  gehabt  hat,  dar- 

*)  In  flttchtigen  Umrissen  habe  ich  die  Geschichte  der  Stadtbibliothek 
in  einem  auf  der  General- Versammlung  des  Aachener  Gcschichtsvercins  im 
Jahre  1890  gehaltenen  Vortrage  behandelt,  der  dann  auch  im  Druck  erschienen 
iat  (Aachen,  Rud.  Barth,  1891.  12.  S.  S''). 


26  E.  Fromm 

Über  ist  uns  keine  Nachricht  erhalten.  Durch  den  Brand  ist 
die  Bibliothek  theil weise  zerstört  worden ';  zur  Vervollständigung 
des  noch  Vorhandenen  hat  man  dann  im  Jahre  1658  den  Ankauf 
einer  in  Köln  befindlichen  Bibliothek  beschlossen*.  Natürlich 
kann  es  sich  bei  dieser  Erwerbung  nur  um  eine  Sammlung  von 
unentbehrlichen  Hülfs-  und  Nachschlagebüchern  für  die  VerwaN 
tung  gehandelt  haben,  da  die  Stadt  unter  den  schweren  materiellen 
Schädigungen,  welche  der  Brand  von  1656  verursacht  hatte, 
nur  füi'  dringend  nothwendige  Dinge  Mittel  zur  Verfügung 
gestellt  haben  wird.  Erst  während  der  dreissiger  und  vierziger 
Jahre  des  18.  Jahrhunderts  kam  es  zu  einer  wesentlichen  Ver- 
mehrung der  städtischen  Büchersammlung,  über  deren  Bestand 
wir  denn  auch  genauer  unterrichtet  sind. 

Die  Stadtbibliothek  bewahrt^  einen  handschriftlichen  „Catha- 
logus  librorum  juris  publici,  civilis,  canonici,  feudalis  et  crimi- 
nalis  nee  non  librorum  miscellaneorum,  id  est  theologicorum, 
historicorum,  politicorum,  geographicorum  etc.,  emptorum  et 
respective  renovatorum  sub  regimine  amplissimorum  dominorum 
ddrum.  consulum  von  Broich  et  de  Lonneux,  nee  non  succes- 
sive  sub  regimine  amplissimorum  dominorum  consulum  Oliva 
et  Jacobi  Niclaas  et  directione  domini  syndici  Heyen- 
dall". Die  Anordnung  des  Kataloges  ist  alphabetisch;  vorauf- 
geschickt ist  demselben  auf  35  Folioblättern  eine  „Kurtze 
doch  gründliche  Nachricht  von  denen  Bücheren  und  Authoribus 
juris  publici,  so  in  der  Stadt-Aachischer  Bibliothec  angeschafft 
worden.  Undt  zwarn  zuerst  von  denen  Collectoribus  actorum 
publicorum,  alss  welche  zum  BegriflF  des  juris  publici  die  mehreste 
Acta   publica   imperii   zusammen   getragen.     So   dan   zweytens 


*)  Meyor,  Aachensche  Geschichten,  Aachen  1781,  S.  653  berichtet  zum 
Jahre  1656:  Bei  der  aUgemeinen  Verwüstung  verlor  das  Rathhaus  „nicht 
nur  sein  Dachwerk,  sondern  auch  aUe  innere  Kostbarkeiten,  hauptsächlich 
aber  eine  auserlesene  Bibliothek  mit  den  beiden  unschätzbaren  Raths- 
und  Scheffen-Archiven,  so  dass  mehr  nicht  als  nur  jene  Urschriften  und 
Briefschaften,  die  in  einem  Gewölbe  des  Granus-Thurmes  verschlossen  lagen, 
der  Stadt  übrig  blieben". 

*)  Die  Beamten  der  Stadt  beschlossen  am  11.  März  1658,  dass  „die  zu 
Colin  vorhandene  bibliothecq,  weswegen  man  vor  diesem  in  kauf  gestanden, 
nunmehr  vor  266  rthlr.  und  52  albus  angeschlagen  und  darauf  vorerst  ein 
Pfenning,  damit  man  derselben  sicher  seye,  gegeben  werden  solle"  (vgl.  Mit- 
theilungen des  Vereins  für  Kunde  der  Aachener  Vorzeit,  Jahrg.  I,  1888,  S.  95.) 

')  Handschriften-Sammlung  Nr.  38  (fol.). 


Geschichte  der  Stadtbibliothek.  27 

von  denen,  so  ad  leges  imperii  fundamentales,  alss  die  güldene 
Bull,  die  Landtfrieden,  die  Religionsfrieden,  die  Executions- 
Ordtnung,  die  Keyserl.  Wahl-Capitulation,  die  Reichs-Abschey- 
den,  den  Westpfalischen  Frieden-  und  andere  Frieden-Schlüssen, 
Commentarios  geschrieben,  fort  drittens  von  denen  dogmatischen 
Scribenten,  so  particulaire  tractatus  juris  publici  ediret  haben. 
Schliesslich  folget  eine  unpartheyische  gründtliche  Beurtheilung 
obbemelten  Büchern  und  kurtzer  Unterricht  deren  Authoren 
Religion,  Bedienungen,  Chargen,  Vatterlandt,  Condition  undt  in 
summa,  wass  von  jeden  Buch  undt  dessen  Authore  in  particulari 
zu  halten  seye/  Das  Manuskript  ist  mit  grosser  Sorgfalt  fast 
ganz  von  einer  Hand  geschrieben;  im  Katalog  finden  sich  einige 
Nachträge  von  einer  zweiten  Hand  aus  späterer  Zeit.  Das 
jüngste  in  dem  Kataloge  von  der  ersten  Hand  aufgeführte  Buch, 
ein  Atlas,  gehört  dem  Jahre  1741  an;  wir  haben  uns  also  das 
Ganze,  d.  h.  das  Bücherverzeichniss  und  die  vorangestellte 
Staats-  und  reichsrechtliche  Abhandlung  als  um  diese  Zeit  ent- 
standen zu  denken.  Bearbeiter  und  Verfasser  ist  der  in  der 
oben  citirten  Aufschrift  des  Kataloges  als  Leiter  der  Bibliothek 
genannte  Syndikus  Heyendall;  in  der  Abhandlung  heisst  es  näm- 
lich auf  S.  6:  „dahero"  —  um  zur  richtigen  Beurtheilung  der 
Literatur  des  öffentlichen  Rechtes  anzuleiten  —  „habe  von  denen 
Bücheren  und  Authoribus  juris  publici,  so  ich  von  etlichen 
Jahren  zu  hiessiger  Bibliothec  eingekaufft  habe,  beson- 
ders von  deren  Eigenschafft,  Religion,  Vatterlandt,  und  wass  von 
den  Ein  undt  den  anderen  zu  halten  seye,  Ein  undt  anderes  melden 
.  .  .  wollen."  Heyendall  fungirte  seit  dem  Beginne  der  dreissiger 
Jahre  als  Syndikus  der  Stadt  unter  den  regierenden  Bürger- 
meistern Johann  Werner  von  Broich,  Martin  Lambert  de  Lonneux, 
Alexander  Theodor  von  Oliva  und  Jakob  Niclaas^;  in  dieser 
Eigenschaft  hat  er  die  vorhandenen  dürftigen  Bücherbestände 
nach  und  nach  in  ansehnlicher  und  zugleich  sachgemässer  Weise 
vermehrte  Die  Sammlung,  wie  sie  sein  Katalog  uns  darstellt, 
umfasst  im  Ganzen  etwa  1850  Bände,  darunter  die  werthvollsten 


')  Ueber  die  Reihe  der  liürgermeister  seit  1731  vgl.  Janssen»  Historische 
Notizen  bei  v.  Fürth,  Beiträge  und  Material  Bd.  III,  S.  65. 

*)  Alle  durch  HeyendaU  angeschafften  Bücher  tragen  auf  den  Vorsatz- 
blättern die  Aufschrift:  „Emptus  sub  regimine  dominorum  consulum  von 
Broich  et  de  Lonneux  (oder  d'Üliva  et  Jacobi  Niclaas)  nee  non  directione 
domini  Syudici  HeyendaU." 


28  E.  Fromm 

Werke  aus  dem  Gebiete  der  Staats-  und  Rechtswissenschaften 
und  die  wichtigsten  Quellensammlungen  zur  Profan-  und  Kirchen- 
geschichte, wie  Lünigs  Reichs-Archiv,  Londorps  Acta  publica, 
Fabers  Staatskanzlei,  das  Theatrum  Europaeum,  Hortleder, 
Pufendorf  u.  s.  w.  Als  Amanuönsis  stand  ihm  bei  der  Ver- 
waltung der  Bibliothek  ein  Kanzlist  oder  Sekretär  zur  Seite. 
Das  erfahren  wir  aus  einer  Notiz  in  den  Beamten-Protokollen 
der  Stadt  vom  24.  Februar  1740;  dort  heisst  es:  „Auf  erlesung 
der  von  selten  hiesigen  cancellisten  Danielis  Petri  *  Michaelis 
Beckers  eingekommener  unterthäniger  supplication  und  bitt  pro 
augmentatione  salarii,  so  ist  durch  herren  beambten  überkommen, 
dass  demselben  in  ansehung  seines  gering  habenden  salarii,  darbei 
aber  bis  hiehin  bezeigten  fleissigen  diensten  sein  gehalt  ins- 
künftig mit  10  rthlr.  courant  quartaliter,  absque  tamen  prae- 
judicio  successorum  suoruni,  vermehrt  und  dabei  ihnen  das  prae- 
dicat  des  judicii  consularis  secretarii  gegeben  werden  solle, 
wohingegen  aber  auch  er  alle  morgens  von  zehn  bis  zwölf  uhren 
hiesiges  audienzzimmer  zu  frequentiren  und  die  alda  vorkommende 
Sachen  zu  protocolliren,  wie  imgleichen  mit  observirung  und 
regulirung  der  Stadtbibliothek,  wie  bis  hiehin  geschehen  ist 
sub  directione  domini  syndici  Heyendahl  fleissig  zu  continuiren 
schuldig  und  gehalten  sein  sollet" 

Ueber  die  Art,  wie  die  Anschaffungen  durch  Heyendall 
bewirkt  worden  sind,  enthält  seine  Abhandlung  zwei  charak- 
teristische Stellen.  Er  sagt  an  der  einen:  es  ist  zu  bedauern, 
„dass  bey  uns  Catholischen  das  jus  publicum  gar  schlecht  excoliret 
werde,  und  ist  eine  geringe  Anzahl  der  catholischen  Scribenten 
juris  publici,  so  dass  eine  miserable  Bibliothec  juris  publici  herauss- 
kommen  würde,  wan  man  nur  darin  Bücher  von  catholischen 
Publicisten  anschaffen  wolte,  dahero  bey  Ankauffung  deren  Büche- 
ren  ich  hierauff  eben  nicht  sehen  können,  sonderen  die  beste 
beyzubringen  gesuchet  habe**;  an  der  anderen  urtheilt  er  über 
Johann  Jakob  Moser  wie  folgt:  „er  hat  vieles  ad  jus  publicum 
dienliches  und  guttes  geschrieben,  es  ist  aber  zu  betauern,  dass 
fast  überall  der  Religionscyffer  contra  catholicos  praedominirt. 
Da  aber  er  unter  denen  annoch  lebenden  undt  jetzigen  Scribenten 
mit  unter  denen  besten  zu  halten  ist,  so  habe  fast  alle  dessen 
Tractaten  angeschafft". 


*)  Mitgethcilt  in  der  Aachener  Post,  Nr.  280  vom  2.  Dezember  1891. 


Geschichte  der  Stadtbibliothek.  29 

Die  in  so  verständiger  Weise  von  Heyendall  besorgte  und 
auf  einen  für  die  damalige  Zeit  recht  stattlichen  Umfang  ge- 
brachte Rathshandbibliothek  ist  dann  in  der  Folge,  unter  der 
französischen  Herrschaft  und  bis  zum  Jahre  1813,  wieder  zu- 
sammengeschmolzen; manch'  werthvoUes  Werk  ist  verschwunden, 
so,  um  nur  ein  Beispiel  anzuführen,  die  16  Folianten  des  Corps 
universel  diplomatique  du  droit  des  gens  von  Duraont  und  Rousset 
mit  den  dazu  gehörigen  Supplementen  (Amsterdam  1726  fiF.)? 
„ein  Zierath  undt  merkwürdiges  Stück  in  unser  Bibliothec^". 
Durch  die  politischen  Ereignisse  war  der  Werth  des  noch  Vor- 
handenen, wenigstens  nach  der  praktischen  Seite,  ausserdem 
erheblich  gemindert;  im  Beginne  des  19.  Jahrhunderts  konnte 
A.  G.  Camus  daher  von  der  „auf  einem  grossen  Saale  des  Rath- 
hauses  stehenden  Stadtbibliothek"  nicht  unzutreffend  sagen,  sie 
bestehe  nur  in  einer  Sammlung  von  Schriftstellern  über  das 
römische  und  das  Lehnrecht,  die  die  Vertheidiger  der  Stadt  in 
den  zahfreichen  Prozessen  nützten,  die  sie  führen  musste,  um 
ihre  Gerichtsbarkeit  und  ihre  Rechte  als  kais.  freie  Reichsstadt 
zu  behaupten,  und  so  sei  sie  „heutigen  Tages  ein  sehr  unnützes 
Zeughaus***.  Dass  eine  öffentliche  Bibliothek  im  eigentlichen 
Sinne  aber  für  die  Stadt  von  wesentlicher  Bedeutung  sein  würde, 
das  ist  ebenfalls  von  französischer  Seite,  in  dem  im  Jahre  1808 
erschienenen  „Coup  d'oeil  historique  et  statistique  sur  la  ville 
d'Aix-la-Chapelle**  des  Unter präfekten  der  hiesigen  Präfektur 
J.  B.  Poissenot  ^  ausgesprochen  worden;  in  einem  solchen  Institute 
würden  wenig  begüterte,  aber  wissensdurstige  junge  Männer  — 
so  wird  ganz  im  Sinne  unserer  heutigen  Anschauungen  ausge- 
führt —  unentgeltlich  einen  würdigen  Lesestoff  finden,  und  sie 
würden  dabei  nicht  Gefahr  laufen,  eine  grosse  Menge  neuer 
Romane  zu  lesen,  die  ihnen  Geist  und  Herz  verderben,  und  die 
eine  Leihbibliothek  vorräthig  halten  müsse,  um  dem  Geschmacke 
ihrer  Abonennten  zu  genügen. 

Erst  zwei  Jahrzehnte  später  ist  es  durch  die  Opferfreudig- 
keit eines  Aachener  Bürgers,  des  am  17.  März  1828  verstorbenen 
Stadtrathes  Franz  Dautzenberg,  möglich  geworden,  ein  solches 
Institut  zu  begründen. 

»)  HeyendaU  S.  8. 

')  Reise  in  die  Departemente  des  ehemaligen  Belgiens  und  des  Unken 
Rheinnfers  ...  am  Endo  des  X.  Jahrs  der  Republik.  Uebers.  von  A.  Chr. 
Bor  heck  Bd.  I,  Köln  1805,  S.  107. 

»)  S.  139  ff. 


30  E.  Fromm 

n.  Die  Dautzenbergsche  Schenkung. 

Peter  Joseph  Franz  Dautzenberg  ist  in  Aachen  als  Sohn 
des  Goldschmieds  Gerhard  Dautzenberg  geboren.  Er  hat  in  dem 
literarischen  Leben  und  in  der  politischen  Geschichte  seiner 
Vaterstadt  eine  nicht  unbedeutende  Rolle  gespielt;  wohl  würde 
es  der  Mühe  lohnen,  der  Thätigkeit  und  den  Schicksalen  des 
eigenartigen  Mannes  in  allen  Einzelheiten  nachzugehen,  es  hiesse 
das  aber,  zugleich  eine  Geschichte  der  Franzosenzeit  in  Aachen 
schreiben,  was  hier  nicht  beabsichtigt  werden  kann.  Ich  be- 
schränke mich  darauf,  die  nothwendigsten  und  charakteristischsten 
Daten  zusammenzustellen.  —  Mit  19  Jahren  hat  Dautzenberg 
bereits  zwei  kleine  Schriften  veröffentlicht,  welche  sich  mit  den 
verrotteten  politischen  und  sozialen  Zuständen  seiner  Vaterstadt 
beschäftigten';  er  verlangte  in  der  einen  namentlich  auch  die 
Aufliebung  des  in  der  Reichsstadt  geduldeten  Bankspiels,  welches 
er  als  „ein  gegen  alle  Menschen-Satzungen  laufendes*  Hyänen- 
Institut,  als  ein  höllisches  Industrie-Produkt**  mit  Freimüthig- 
keit  brandmarkte.  Im  April  1790  begründete  er  den  dreimal 
wöchentlich  in  Aachen  erscheinenden  „Politischen  Merkur  für 
die  Niedern  Reichslande",  der  seit  dem  Juni  1791  unter  dem 
Titel  „Aachener  Zuschauer**  erschien  und  bis  um  die  Mitte  des 
Jahres    1798   von   ihm   fortgeführt  wurdet     Die   französische 


*)  a)  Meine  Gedanken  über  die  in  unserer  Vaterstadt  vorzunehmende 
Verbesserung,  vermittelst  Abschaffung  wnrklicher  Misbräuche  insbesondere, 
und  Befestigung  unserer  Demokratischen  Verfassung  im  ganzen  Umfange. 
Aachen,  im  Oktober  1788.  25  S.  kl  4^  Auf  S.  25  unterzeichnet:  P.  J.  F. 
Dautzenberg.  (Vgl.  Haagen,  Geschichte  Achcns  Bd.  II,  S.  399,  Anm.,  wo 
der  Titel  ungenau  wiedergegeben  ist.)  —  b)  Ein  Wort  an  das  Publikum. 
Aachen,  im  Hornung  1789.  11  S.  4^  (Vgl.  Ha a gen  a.  a.  0.  Bd.  II, 
S.  400,  Anm.) 

*)  lieber  Dautzenbergs  journalistische  Thätigkeit  hat 'E.  Pauls  ein- 
gehendere Mittheilungon  gemacht  in  der  Zeitschrift  des  Aachener  Geschicbts- 
vereins  Bd.  XV,  S.  139  ff.  In  ehrender  Weise  gedenkt  derselben  bereits 
J.  von  Schwarzkopf,  üeber  politische  und  gelehrte  Zeitungen  ...  zu 
Frankfurt  a.  M.  1802,  S.  3:  „Um  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  entstand 
auch  die  grössere  Anzahl  der  Zeitungen  und  Nachrichtsblätter  in  den  übrigen 
Beichsstädten.  Aachen  und  Ulm  versahen  sich  damit  fast  zu  gleicher  Zeit, 
obgleich  in  der  erste ren  Stadt  Dautzenbergs  verdienstliches  Beispiel  reichliche 
Früchte  trug,  und  im  politischen  Merkur  vom  Bürger  Offermanns  und  den 
Staats-Nachrichten  aber  von  Martin  Leistin,  wiewohl  unter  republikanischen 
Formen,  befolgt  wurde.  Dagegen  blieb  von  den  Ulmer  Blättern  nur  noch 
das  Wohlersche  Intelligenzblatt  übrig. '^ 


Geschichte  der  Stadtbibliothek.  ^     81 

Revolution  und  ihre  freiheitlichen  Ideen  wurden  von  Dautzen- 
berg  mit  jugendlicher  Begeisterung  begrüsst,  und  sein  Blatt 
wurde  daher  durchaus  in  franzosenfreundlichem  Sinne  redigirt, 
bewahrte  aber  dabei  doch  eine  gewisse  gemässigte  Haltung. 
Als  kurz  nach  dem  ersten  Einzüge  der  Franzosen  im  Dezember 
1792  die  auf  dem  Marktplatze  dem  Aufrührer  Joh.  Kalkberner 
im  17.  Jahrhundert  errichtete  „Schandsäule"  von  den  Republi- 
kanern umgestürzt  wurde,  da  hat  Dautzenberg  thätig  mit  Hand 
angelegt  und  dann  in  seinem  Blatte  berichtet,  wie  auf  den 
Trümmern  jenes  Denkmals  der  Freiheitsbaum  unter  dem  Jubel 
des  Volkes  aufgepflanzt  worden  sei^  Im  Jahre  1793  wurde 
er  Sekretär  des  im  Januar  unter  dem  Namen  einer  Gesellschaft 
der  Freunde  der  Freiheit,  Gleichheit  und  Brüderlichkeit  ge- 
bildeten Jakobinerklubs,  1798  begegnet  er  uns  als  Mitglied  des 
„Reunions-Zirkels";  mehrere  Reden,  welche  er  in  dieser  Ver- 
einigung gehalten   hat,  sind  auf  der  Stadtbibliothek  erhaltend 


M  Vgl.  Haagen  a.  a.  0.  Bd.  II,  S.  418  und  dazu  Milz,  Aachen  unter 
französischer  Herrschaft,  Thl.  I  (Programm  des  Königl.  Gymnasiums  zu 
Aachen,  1870/71),  S.  18,  wo  Dautzenbergs  Nachricht  über  den  Jubel  des 
Volkes  als  eine  Entstellung  der  Thatsachen  nachgewiesen  wird.  Ferner 
Pauls  a.  a.  0.  S.  145,  Aum.  2. 

')  a)  Auszug  des  Rapports,  vorgetragen  in  der  Sitzung  des  Reunions- 
Zirkels  zu  Aachen,  am  30.  Nivose  6**"  Jahrs,  durch  den  Bürger  F.  Dautzen- 
berg, Mitglied  des  Zirkels.  —  b)  Adresse  des  Reunions-Zirkels  zu  Aachen, 
an  den  Regierungs- Kommissair,  Bürger  Rudier,  votirt  auf  Vortrag  des 
Bürgers  F.  Dautzenberg,  Moderateurs  des  Zirkels,  am  5.  Pluviose  6*'^" 
Jahrs.  (Beides  auch  in  französischer  Sprache.)  12  S.  kl.  8^  (In  dem  Aus- 
zage heisst  es  u.  a.:  „Ich  habe  zugleich  das  unaussprechliche  Vergnügen, 
Bürger!  euch  eine  Denkmünze  darzubringen,  welche  der  Kommissair  des 
vollziehenden  Direktoriums  bei  der  Verwaltung  des  Roer-Departements,  Br. 

Dorsch mir  durch  den  Br.  Estienne  für  euch  hat  zustellen  lassen. 

Selbige  führt  das  getreue  Gepräge  des  Italischen  Helden,  des  unsterblichen 
Buonaparte,  welchem  Frankreich,  unser  künftiges  gemeinsames  Vaterland, 
einen  so  ansehnlichen  Theil  seines  Ruhmes,  und  die  Menschheit  den  Frieden  des 
festen  Landes  zu  verdanken  hat.  Lasst  uns  in  seinen  Zügen  den  grösstcn 
Mann  der  Geschichte  bewundem**;  die  Adresse  beginnt  mit  dem  Satze:  „Ha! 
wie  sie  wiederhallen  —  die  Roer-Ufer  --  von  dem  Jubel  des  Volks,  das  von 
neuem  vereinigt  ist  mit  der  grossen  Nation,  zurückges«:henkt  seiner  Ur- 
Familic!"  und  schliesst:  „Wir  schwören  Hass  dem  Königthume  und  der 
Anarchie,  Anhänglichkeit  und  Treue  der  Republik  und  der  Konstitution  vom 
Jahre  III.")  —  c)  Rede  bey  Eröfnung  der  Sitzung  des  Reunions-Zirkels  zu 
Aachen,  am  20.  Pluviose  6.'*""  Jahrs,  von  F.  Dautzenberg,  Moderatcur  des 
Zirkels  (französisch  und  deutsch).  4  S.  kl.  8°.  —  d)  Rede  bey  Eröfnung 
der  Sitzung  des  Reunions-Zirkels  zu  Aachen  am  80.  Pluviose  6^<^  Jahrs,  von 


82  E.  Fromm 

Bis  zum  Schluss  des  Jahres  1798  scheint  er  auch  das  Amt 
eines  Notars  bekleidet  zu  haben,  dann  war  er  eine  Zeit  lang 
Postmeister  (directeur  des  postes)  in  Aachen  ^  Als  Aachener 
Stadtrath  ist  er  un vermählt  im  Jahre  1828  im  Alter  von 
59  Jahren  gestorben*.  Durch  Testament  vom  2.  Dezember 
1825  hatte  er  in  treuer  Gesinnung  seiner  Geburtsstadt,  deren 
reichsstädtische  Misere  er  in  seiner  Jugend  beklagt  hatte  und 
die  er  nun  nach  den  Wirren  des  Revolutionszeitalters  unter  den 
Fittichen  des  preussischen  Adlers  sich  zu  frischerem  Leben 
erheben  sah,  seine  gesammte  Bibliothek  von  nahezu  20000 
Bänden  vermacht  und  zwar  mit  der  Bestimmung,  dass  durch 
die  Vereinigung  seiner  Bücherschätze  mit  der  noch  vorhandenen 
alten  Rathsbibliothek  eine  öffentliche  Stadtbibliothek  errichtet 
werden  solle. 

Der  reichbegabte  und  vielseitig  gebildete  Mann  hatte  in 
einem  langen  Leben  als  ein  wahrer  Bibliophile  mit  Fleiss  und 
mit  literarischem  ürtheil  eine  Sammlung  für  alle  Gebiete  des 
Wissens  —  darunter  zahlreiche  Inkunabeln  und  alte  Drucke 
von   höchstem   Werth^   —   zu  Wege  gebracht,   wie  sie  nicht 

F.  Dautzenbcrg,  ....  (französisch  und  deutsch).  8  S.  kl.  8^  —  e)  Rede, 
gehalten  in  der  üffentUchen  Sitzung  des  Reunious-Zirkels  zu  Aachen,  am 
30.  Ventose  6**"  Jahrs,  bey  der  Feyer  der  Volks-Souverainetät  von  F.  Dautzcn- 
berg,  Mitgliede  jenes  Zirkels.  1 1  S.  kl.  8  ^  (Den  glühenden  Republikanismns 
des  Redners  charakterisirt  die  folgende  Stelle:  ,,Mdgen  andere  sich  weiden 
an  dem  Flitterkram  eines  Herrschers  und  Götter-Aehnlichkeit  dichten  zur 
Karakteristik  eines  Szepterträgers!  Mögen  andere  zu  den  Thaten  posaunen, 
worin  das  Auge  des  Gedankenlosen  eine  übermenschliche  Grösse  sucht,  ob- 
gleich nur  Stolz,  Glück,  Zufall  daran  Schuld  waren !  Wir  feyern  die  Volks- 
Souverainetät,  die  auf  ihren  Mausoleen  der  Ewigkeit  trotzt,  und  deren  Züge 
originaler  Würde,  ohne  künstliches  Kolorit,  sich  uns  darsteUen  in  ihrer  Hoheit, 
wie  die  Würde  des  Menschen.")  —  Es  findet  sich  endlich  auch  noch  ein 
„Prodrome,  lü  k  Touverture  du  Concours  des  aspirans  aux  places  d'Institu- 
teurs  et  Institntrices  des  6coles  primaires  des  Cantons  de  Tarroudissement 
d'Aix-la-Chapelle,  dans  la  s^ance  publique  du  Jury  d*Instruction,  le  25.  Nivösc 
an  7.  de  la  R^publique  Frangaise,  par  le  Citoyen  F.  Dautzenberg,  Directeur 
du  dit  Jury.    8  S.  4  «. 

*)«Vgl.  Pauls  a.  a.  0.  S.  147,  Anm.  3  und  Pick,  Aus  Aachens  Ver- 
gangenheit, Aachen  1895,  S.  627. 

')  Todesanzeige  in  der  Stadt- Aachener  Zeitung  1828,  Nr.  68  vom  19.  März. 
Dautzenberg  wohnte,  nachweisbar  seit  1794,  in  dem  Hause  Markt  Nr.  1805 
=  spätere  Lit.  B,  Nr.  764  =  heutige  Nr.  33;  in  diesem  Hause  ist  er  auch 
gestorben.    (Vgl.  Pauls  a.  a.  0.  S.  139,  Anm.  3  und  Pick  a.  a.  0.) 

*)  Ein  von  dem  Assistenten  Dr.  Arthur  Richel  bearbeiteter  Katalog 
Bämmtlicher  Inkunabeln  und  der  werthvolleren  alten  Drticke  der  Stadtbiblio- 


Gesuliichtc  der  fitAdtbibliothck.  SS 

häufig  im  Besitze  eines  Privatmauncs  gefunden  werden  dürfte. 
Ein  überraschender  Reichthum  an  guten  und  seltenen  Werken 
aus  allen  Jahrhunderten  war  hier  vereinigt,  eine  in  jedem  Sinne 
gediegene  Grundlage,  wie  sie  besser  für  ein  neu  zu  gründendes 
Institut  kaum  gewünscht  werden  kann.  Der  noch  erhaltene 
systematische  Katalog  umfasst  nicht  weniger  als  400  von 
Dautzeuberg  selbst  mit  grüsster  Sorgfalt  eng  geschriebene  Foüo- 
seiten;  einer  grossen  Zahl  seiner  Bilcher  hatte  er  das  hier 
wiedergegebene  Ex-übris  eingefügt. 


Man  wird  liarin  kein  Familienwappen  zu  erblicken  haben, 
vielmehr  annehmen  müssen,  dass  es  erst  von  Dautzeuberg  ange- 
nommen worden  ist,  da  die  Form  der  ganzen  Darstellung  der 
Ende  des  vorigen  und  Anfang  des  jetzigen  Jahrhunderts  üblichen 
entspricht.  Der  Adler  ist  wohl  dem  Stadtwappen  entlehnt  und 
halbirt  worden,  um  ein  geviertetes  Wappen  bilden  zu  können; 
den  Berg  im  vierten  Felde  wird  man  auf  die  Schliissendung 
des  Namens  Dantzenberg  beziehen,  den  Baum  als  Freiheits- 
oder aucli  als  Lebensbaum  deuten  können '. 

thck  bis  zum  Jahre  I5ö0  liegt  im  -Manuskript  vollendet  vor  und  wird  vorana- 
sicbtlicb  im  nächsten  Jahre  verüffeulliclil  werden  künnen. 

')  Ich  ätiltzc  mieh  bei  der  Deutuni;  des  Wappens  auch  anf  das  siicb- 
kundigc  Urlheil  de»  Herrn  Mbjum  von  Oiilttnan,  welches  mir  derselbe  auf  meine 
Bitte  zur  Verfügung  zu  stellen  die  grosse  Liebenswürdigkeit  gehabt  liat. 


Geschichte  der  Stadtbibliothek.  35 

der  Lokalien  und  Besoldung  des  Bibliothek-Personals,  das  noch  forner  Erforder- 
liche um  so  weniger  aus  den  Einkünften  der  Stadt  allein  bestritten  werden, 
als  noch   dringendere  Bedürfnisse  die  Mittel  derselben  in  Anspruch  nehmen. 

Es  ergeht  daher  an  alle  Freunde  und  Beförderer  vaterländischer  Cultur 
hiermit  unsere  Bitte,  die  städtische  Bibliothek  durch  Beiträge  an  Büchern, 
Landkarten,  Manuscripten  aller  Art  und  sonstigen  literarischen  Merkwürdig- 
keiten bereichern  zu  wollen. 

Die  desfallsigen  Einsendungen  geschehen  an  uns  selbst,  mit  dem  Zusätze: 
„für  die  städtische  Bibliothek.« 

Bei  bedeutenden  Schenkungen  wird  der  Name  des  Gebers,  auf  einem 
gedruckten  Zettel,  auf  den  innern  Einbanddeckel,  als  ein  Zeichen  dfinkbarer 
Erinnerung,  aufgeklebt. 

Ein  Institut,  wie  das  gegenwärtige  in's  Leben  treten  zu 
sehen,  dürfte  für  Jeden,  der  nicht  ganz  theilnahmlos  für  das 
Aufblühen  von  Kunst  und  Wissenschaft  im  Vaterlande  ist,  eine 
zu  erfreuliche  Erscheinung  sein,  als  dass  sich  nicht  rechtViele 
beeifern  sollten,  das  Ihrige  nach  Kräften  zur  Unterstützung 
einer  Anstalt  beizutragen,  die,  nicht  bloss  für  den  Augenblick 
berechnet,  noch  auf  die  späten  Enkel  ihren  wohlthätigen  Ein- 
fluss  ausüben  wird. 

Und  so  halten  wir  un»  denn  zu  der  angenehmen  Erwartung  berechtigt, 
dass  die  städtische  Bibliothek,  wenn  auch  vor  der  Hand  noch  nicht  mit  den 
nöthigen  Mitteln  versehen,  sich  doch  durch  die  rege  Theilnahme  des  Publikums 
einer  dauernden  Blüthe  und  gedeihlichen  Wirksamkeit  erfreuen  werde. 

III.  Die  Stadtbibliothek  von  ihrer  Eröffnung  (1831) 

bis  zum  Jahre  1889. 

Die  eigentliche  Eröffnung  des  neuen  Institutes  zog  sich  noch 
etwas  hinaus;  sie  erfolgte  mit  der  gleichzeitigen  Publikation  des 
„Reglements  über  die  öffentliche  Benutzung  der  Stadtbibliothek  in 
Aachen**  erst  am  18.  Juli  1831.  Zum  Lesen  und  Nachschlagen  im 
Lesezimmer  waren  durch  die  Bibliothekordnung  die  Nachmittags- 
stunden von  2  bis  4  Uiir  an  allen  Wochentagen  bestimmt,  Niemand 
sollte  „mehr  als  ein  Werk  auf  einmal  un<l  von  einem  aus  mehreren 
Bänden  bestehenden  Werke  mehr  als  zwei  Bände**  verlangen 
dürfen;  über  das  Entleihen  der  Büclier  war  gesagt:  „eigentlich 
sollen  keine  Bücher  aus  der  städtischen  Bibliothek  ausgeliehen 
werden.  Eine  Ausnahme  von  dieser  Regel  soll  aber  zu  (Gunsten 
derjenigen  Personen  gemacht  werden,  denen  ihre  wichtige  amt- 
liche St^jllung  nicht  erlaubt,  die  Bibliothek  zu  den  festgesetzten 
Stunden  zu  besuchen,  sowie  derjenigen,  die  sich  gelehrten  Arbeiten 
widmen.**  Natürlich  wurde  dabei  der  Kreis  der  „wichtigen  Amts- 

8* 


Geschichte  der  Stadtbihliothek.  37 

er  sich  mit  aller  Entschiedenheit  gegen  die  beabsichtigte  Druck- 
legung aus,  die  dem  Institute  wenig  Gedeihen  bringen  würde. 
„Denn  abgesehen  davon**,  sagte  er,  „dass  die  Kosten  eines 
solchen  Katalogs  nach  einer  darüber  angestellten  Berechnung 
über  500  Thaler  würden  zu  stehen  kommen,  die  wohl  schwerlich 
in  einer  langen  Reihe  von  Jahren  durch  den  Verkauf  des  Ver- 
zeichnisses könnten  gedeckt  werden,  würde  dieses  höchstens 
zur  Befriedigung  der  Neugierde  dienen  können  und  späterhin 
bedauern  lassen,  dass  man  nicht  diese  Kosten  auf  die  An- 
schaffung nützlicher  Werke  und  die  dadurch  bewirkte  Ausfüllung 
grosser  Lücken  in  den  wichtigsten  Fächern  verwendet  habe. 
Wenn  man  überdies  bei  grossen  Bibliotheken,  die  sich  schon  zu 
einer  gewissen  Vollständigkeit  erhoben  haben,  die  Kataloge  zu 
drucken  nicht  für  nöthig  und  rathsam  erachtet,  so  dürfte  es  noch 
weit  mehr  bei  der  unserigen  der  Fall  sein,  die  doch  erst  als  eine 
Grundlage  zu  einer  künftigen  Bibliothek  zu  betrachten  ist." 
Am  1.  August  18B2  nahm  Cazin  seine  Entlassung  aus  seiner 
amtlichen  Stellung.  Er  hatte  bereits  vorher,  im  Juli  1830,  die 
Cremersche  Buchhandlung  in  Aachen  erworben;  als  deren  In- 
haber ist  er  hochbetagt  nach  einem  thätigen  und  rechtschaffenen 
Leben  am  17.  August  1883  gestorben. 

Cazins  Nachfolger  im  Amte  wurde  im  August  1833  Christian 
Quix,  geboren  am  8.  Oktober  1773  zu  Hoensbroich,  1792  Novize 
im  Karmeliterkloster  in  Köln,  dann  Weltpriester  und  seit  1805 
Lehrer  an  der  Ecole  secondaire  communale  in  Aachen,  seit 
1814  an  dem  von  der  preussischen  Verwaltung  eingerichteten 
Gymnasium.  An  Letzterem  hatte  er  bis  zu  seiner  Pensionierung 
im  Jahre  1823  gewirkt;  1828  hatte  er  sich  bereits  neben  Cazin 
eifrig  um  die  Bibliothekarstelle  beworben,  w^ar  jedoch  wegen 
Schwerhörigkeit  und  weil  er  des  Französisclien  nicht  mächtig, 
abgewiesen  worden.  Während  Cazin  ein  Jahresgehalt  von  200 
Thalern  erhalten  hatte,  erachtete  man  für  Quix  150Tlialer  als 
ausreichend,  gestattete  aber  auch,  dass  die  Bibliotliek  künftighin 
nur  an  drei  Tagen  der  Woche  und  zwar  Morgens  von  10-12 
und  Nachmittags  von  2 — 4  Uhr  geöffnet  sein  sollte.  „Die 
schleunigst  zu  beendigende  Anfertigung  dos  Kataloges"*  wurde 
Quix  zur  besonderen  Pflicht  gemacht,  und  in  der  That  hat  er 
sie  in  einjähriger  Arbeit  vollbracht.  Schon  im  Oktober  1834 
war  die  Drucklegung  des  lang  ersehnten  Werkes  abgeschlossen. 
Es  lohnt  der  Mühe  nicht,  in  eine  Kritik  des  Systems  oder  der 


38  E.  Fromm 

Einzelheiten  hier  einzutreten;  in  15  Hanptgruppen  mit  je  einigen 
Unterabtheilungen  wurden  die  Titel  in  denkbar  kürzester,  oft 
auch  für  den  Bücherkundigen  völlig  unverständlicher  Form  und 
in  meist  regelloser  Folge  aufgeführt;  innerhalb  der  Abtheilungen 
waren  die  Bücher  nach  Formaten  (foL,  4^  und  8*^)  getrennt: 
man  denke,  in  ein^m  systematischen  gedruckten  Kataloge  eine 
Trennung  der  Bücher  nach  ihren  Grössen  Verhältnissen!  Joh.  Fr. 
Böhmer  hat  in  einem  Briefe  an  G.  H.  Pertz^  von  Quix'  histo- 
rischen Forschungen  einmal  gesagt:  „Seine  Arbeit  ist  freilich 
hier  und  da  sehr  schlecht,  indess  muss  man  dem  alten,  kranken, 
und  wenig  bemittelten  Manne  das,  was  er  thut,  immer  noch 
danken,  denn  sonst  geschähe  gar  nichts."  Böhmers  Urtheil  ist 
auch  filr  diesen  Katalog  keineswegs  zu  hart,  nur  wäre  es  viel- 
hiicht  besser  oder  mindestens  doch  gleichgültig  gewesen,  wenn 
in  diesem  Falle  eben  nichts  geschehen  wäre.  Der  Katalog  wurde, 
wie  Cazin  sehr  richtig  vorausgesehen  hatte,  wenig  beachtet, 
die  Benutzung  der  Bibliothek  durch  sein  Erscheinen  in  keiner 
Weise  gehoben.  Nach  einem  Jahrzehnt  waren  von  den  500  zur 
Ausgabe  gelangten  Exemplaren  des  Kataloges  erst  134  im  Buch- 
handel abgesetzt. 

Die  unbestreitbaren  und  grossen  Verdienste,  welche  Christian 
Quix  sich  um  die  lokalgeschichtliche  Forschung  durch  seine  Ur- 
kundenrettungen und  durch  seine  zahlreichen  Schriften  erworben 
hat  ^,  sind  in  etwa  hinreichend,  um  ihm  dasjenige  nachzusehen, 
was  er  auf  bibliothekarischem  Gebiete  geleistet  oder  vielmehr 
nicht  geleistet  hat.  Im  August  1833  hatte  er  sein  Amt  ange- 
treten, mit  Eifer  hatte  er  sich  sogleich  daran  gemacht,  die 
Doubletten  und  alle  ihm  überflüssig  erscheinenden  „schöngeistigen, 
aber  nicht  wissenschaftlichen  Werke"  auszusondern,  die  dann 
zur  Versteigerung  gebr'acht  wurden.  Im  Dezember  1833  konnte 
er  stolz  berichten:  „so  wäre  denn  die  Stadtbibliothek  ziemlich 
gereinigt".  Man  wird  füglich  bezweifeln  müssen,  dass  ein  Mann 
von  so  mangelhafter  allgemeiner  Bildung  wie  Quix,  dessen  Studien 
sich  auf  einem  so  engen  und  beschränkten  Gebiete  bewegten, 
zu  einer  solchen  Reinigungsarbeit  berufen  gewesen  ist;  und  was 
die  „Doubletten"  angeht,  so  stellte  sich  nach  Drucklegung  des 


M  Vom  18.  Dezember  1840;  vgl.  Janssen,  Böhmers  Leben,  Briefe  etc. 
Bd.  II,  S.  308. 

^)  Ich  verweise  hierfür  auf  C.  Wacker,  C'liristian  Quix.  Sein  Leben 
und  seine  Werke,  in  „Aus  Aachens  Vorzeit"  Jahrg.  IV,  1891,  S.  41  ff. 


Geschichte  der  Stadtbibliothek.  39 

Kataloges  heraus,  dass  gar  manche  derselben  gar  keine  Dou- 
bletten  gewesen  waren. 

Als  Qiiix  im  Januar  1844  gestorben  war,  folgte  als  Dritter 
in  der  Reihe  der  Aachener  Stadtbibliothekare  Joseph  Gerhard 
Laurent.  Er  war  am  S.Januar  1808  in  Aachen  geboren,  hatte 
in  Bonn  Philologie  studirt,  später  eine  Zeit  lang  als  Erzieher 
im  gräflich  Hatzfeldschen  Hause  gewirkt  und  sich  schliesslich 
als  Privatgelehrter  in  seiner  Vaterstadt  niedergelassen.  Unter 
ihm  musste  die  Bibliothek  ihre  bisherigen  Räume  im  Kaisersaale 
des  Rathliauses  verlassen;  sie  wurde  im  Jahre  1847  zunächst 
in  einem  Privathause  am  Marktplatz  untergebracht,  wanderte 
dann  in  das  Kurhaus,  um  endlich  im  Jahre  1860  in  die  sogen, 
alte  Redoute,  das  heutige  Museum,  in  der  Komphausbadstrasse 
verlegt  zu  werdend 

Noch  vor  der  ersten  Umsiedelung  war  der  Bibliothek  eine 
bedeutende  Schenkung  durch  den  am  1.  August  1840  im  jugend- 
lichen Alter  von  34  Jahren  zu  München  verstorbenen  Freihen*n 
August  von  Fürth  zugewendet  worden.  Derselbe  war  als  Sohn 
des  Freiherm  Bernhard  von  Fürth  in  Aachen  geboren,  hatte  in 
Heidelberg  studirt  und  1836  die  mit  grossem  Beifall  aufge- 
nommene Schrift  über  die  Ministerialen  herausgegeben  ^  Mit 
vielseitigen  Interessen  begabt  hatte  er  einen  Bücherschatz  von 
mehreren  Tausenden  von  Bänden  zusammengebracht,  der  aus 
fast  allen  Wissensgebieten,  namentlich  aber  aus  der  schönwissen- 
schaftlichen Literatur  aller  Länder  ein  geradezu  klassisches 
Material  bot.  „Unter  den  grössten  Entbehrungen  oftmals**,  so 
äussert  er  sich  selbst  über  die  Entstehung  seiner  Bibliothek, 
„mit  Entsagung  der  Freuden  meiner  Altersgenossen,  mich  vielen 
Einschränkungen  gern  unterziehend,  habe  ich  von  dem  zu  meinen 
Studien  bestimmten  Gelde  und  meinem  Taschengeld,  daneben  aber 
auch  durch  sauer  im  Schweisse  meines  Angesichtes  erworbene 
Summen,  durch  gelöste  Preisanfgaben,  literarische  Arbeiten, 
Honorare  für  meine  Arbeiten  zu  einer  beabsichtigten  Zeitung 
u.  8.  w.  den  bei  weitem   grössten   und   schönsten  Theil   meiner 

*)  Vgl.  oben  S.  4  ff. 

*)  Die  Stadtbibliothi'k  bewahrt  drei  Briefe  Jakob  (irimms  an  von  Fürth 
ans  den  Jahren  1835  nnd  1839,  welche  einen  Beitra«;  zur  Entütehungs- 
gcschichto  der  Griramschen  Weisthümer  liefern.  In  dem  einen  Briefe,  vom 
Februar  1839,  bezeichnet  (irinim  die  Fürthschc  Schrift  als  ^eine  schöne  und 
belehrende  Abhandlung".  Ich  habe  die  Briefe  zuerst  veröffentlicht  in  der 
Zeitschrift  für  deutsches  Alterthura,  35.  Bd.,  1891  S.  179  ff. 


40  E.  Fromm 

Bibliothek  erworben;  ein  kleiner  Theil  rührt  aus  Schenkungen 
verschiedener  Personen  her.**  Diese  an  werthvoUen  und  ge- 
diegenen Werken  überaus  reichhaltige  Sammlung  ging  gemäss 
den  Bestimmungen  seines  am  1.  Januar  1844  errichteten  Testa- 
mentes an  die  Stadt  Aachen  über;  als  „von  Fürth'sche  Biblio- 
thek** sollte  sie  getrennt  von  jeder  anderen  Büchersamralung 
aufgestellt  werden,  in  sorgfältiger  Bewahrung  bleiben,  „doch 
dem  gebildeten  Publikum  nicht  verschlossen  sein**. 

Einem  Berichte  Laurents  vom  Jahre  1849  zufolge  war  die 
Benutzung  der  Stadtbibliothek  in  dieser  Zeit  noch  eine  äusserst 
geringfügige;  im  Durchschnitt  wurden  jährlich  etwa  56  Bücher 
ausgeliehen.  Laurent  war  ein  gründlicher  und  verdienter  Ge- 
lehrter^ und  eine  liebenswürdige  Persönlichkeit;  die  überaus 
spärliche  Frequenz  der  Bibliothek  kann  daher  nicht  durch  ihn 
verschuldet  worden  sein;  sie  lässt  sich  vielmehr  aus  der  Un- 
gunst der  Verhältnisse,  unter  denen  er  zu  wirken  hatte,  dem 
Mangel  ausreichender  und  das  Publikum  anziehender  Räumlich- 
keiten und  vor  Allem  aus  der  Unzulänglichkeit  des  vorhandenen 
Materials  erklären.  Denn  eine  Bibliothek,  welche  für  Vermeh- 
rung und  Ergänzung  des  Bücherbestandes  auf  ein  jährliches 
Budget  von  200  Thalern  angewiesen  war,  müsste  hinter  den 
Fortschritten  der  Wissenschaft  immer  weiter  und  weiter  zurück- 
bleiben, sie  musste,  um  mit  den  Worten  jenes  Ediktes  vom 
Jahre  1830  zu  reden,  allmälig  zu  einem  blossen  Schaugepränge 
werden.  Daran  konnten  auch  mehrere  kleinere  Sammlungen 
medizinischen  und  naturwissenschaftlichen  Inhaltes,  welche  nach 
und  nach  an  sie  übergingen,  nichts  ändern. 

Laurent,  welchem  seit  dem  Jahre  1862  auch  die  Funktionen 
eines  städtischen  Archivars  übertragen  worden  waren,  ist  am 
24.  Januar  1867  gestorben.  Sein  Nachfolger  wurde  der  geist- 
liche Rektor  August  Schwan,  welcher  die  Verwaltung  der  Biblio- 
thek durch  mehr  als  zwanzig  Jahre  geführt  hat  und  im  Juli 
1889  in  den  Ruhestand  getreten  ist.  Schwan,  der,  ein  hoch- 
betagter würdiger  Priester,  noch  in  unserer  Mitte  lebt,  hat  die 
ihm  anvertrauten  Bestände  mit  Treue  und  Gewissenhaftigkeit 
zusammengehalten.    Nur  der  Unverstand  könnte  ihm,  wie  seinen 


0  Man  vgl.  seine  verdienstvolle  Ausgabe  der  „Aachener  Stadtrechnungen 
aus  dem  14.  Jahrhundert"  (Aachen  1866),  welche  im  Jahre  1876  unter  dem 
Titel  „Aachener  Zustände  im  14.  Jahrhundert,  auf  Grund  von  Stadtrechnungen 
.  .  .  mit  Einleitung,  Registern  und  Glossar"  neu  ausgegeben  wurde. 


Geschiebte  der  Stadtbibliothek.  41 

Vorgängern,  einen  Vorwurf  daraus  konstruiren,  dass  sie  die 
BiMiothek  nicht  einer  reicheren  und  lebendigeren  Wirksamkeit 
entgegengeführt  haben.  Sie  führte  eben  das  beschauliche  und 
stille  Dasein,  wie  es  bis  vor  nicht  langer  Zeit  die  provinzial- 
städtischen  Institute  bei  uns  eben  zu  führen  gewohnt  und  auch 
verurtheilt  waren.  Denn  die  Leiter  dieser  Bibliotheken  würden 
ebensowenig  Verständniss  für  etwaige  reorganisatorische  Bestre- 
bungen bei  ihren  Mitbürgern  gefunden  haben,  als  sie  durch  solche 
sich  den  Dank  ihrer  vorgesetzten  Behörde  erworben  hätten. 
Eine  Bibliothek  galt  nun  einmal  als  eine  Bagatelle,  für  welche 
fachwissenschaftliche  Vorbildung  nicht  unbedingt  erforderlich 
erschien,  deren  Verwaltung  man  neben  anderen  Geschäften  be- 
sorgen konnte  und  für  die  vor  Allem  ein  möglichst  geringer 
Aufwand  zu  machen  war.  Ein  frischerer  und  freierer  Geist 
konnte  hier  überhaupt,  wie  in  den  einleitenden  Bemerkungen 
ausgeführt  worden  ist,  erst  unter  dem  Einflüsse  der  modernen 
Kultur  sich  geltend  machen,  und  wenn  dann  ein  glückliches 
Geschick  einer  salchen  provinzialstädtischen  Bibliothek  besonders 
umfangreiche  und  werthvolle  Schenkungen  zuführte,  dann  war 
für  sie  allerdings  ein  Wendepunkt  der  Entwickelung  gekommen. 
Der  Aachener  Stadtbibliothek  haben  die  Jahre  1887  und  1888 
einen  Zuwachs  gebracht,  der  sie  mit  einem  Schlage  in  die  Reihe 
der  mittelgrossen  Bibliotheken  erhob;  dass  ihr  nun  auch  alsbald 
innerhalb  der  städtischen  Verwaltung  die  den  veränderten  Ver- 
hältnissen entsprechende  und  ihr  gebührende  Stelle  zugewiesen 
wurde,  das  ist  das  Verdienst  des  damaligen  Oberbürgermeisters 
Geheimen  Regierungsrathes  Ludwig  Pelzer,  der  die  Bedeutung 
einer  öffentlichen  Büchersammlung  für  die  geistigen  Interessen 
der  Stiidt  vollauf  zu  würdigen  verstand  und  die  weitere  Ent- 
wickelung des  Institutes  mit  Energie  und  mit  Wohlwollen  in 
jeder  Richtung  gefördert  hat. 

Die  ausserordentlichen  Zuwendungen  der  Jahre  1887  und 
1888  knüpfen  sich  an  die  Namen  Cornelius  Peter  Bock,  Alfred 
von  Reumont  und  Hermann  Ariovist  Freiherr  von  Fürth. 

Die  wissenschaftliche  Stellung  des  an  erster  Stelle  genannten 
Mannes  ist  im  fünften  Bande  der  Zeitschrift  des  Aachener  Ge- 
schichtsvereins  von  Alfred   von  Reumont  gezeichnet  worden  *. 

')  1883,  S.  157  ff.  —  Im  Annuairc  do  i'Academic  R.  de  Belgiquc  hatte 
Reuraont  bereits  1872  (Jahrg.  38)  eine  „Notice  sur  Corneille  Pierre  Bock" 
geliefert  (auch  separat,  Brüsüel  1872,  35  8.  kl.  8^). 


42  E.  Fromm 

Cornel  Peter  Bock  war  zu  Aaclien  am  8.  Juni  1804  geboren; 
er  hatte  in  Bonn,  Heidelberg  und  Freiburg  im  Breisgau  Philo- 
sophie und  Philologie  studirt,  war  an  letzterer  Hochschule  im 
Februar  1827  auf  Grund  der  Abhandlung  „De  origine  carminis 
elegiaci''  promovirt  worden  und  hatte  nach  mannigfachen  Wander- 
ungen  vom  Jahre  1859  an  bis  zu  seinem  im  Jahre  1870  erfolgten 
Tode  als  Professor  lionorarius  der  philosophischen  Fakultät  der 
Universität  Freiburg  angehört.  Als  solcher  hatte  er  zahlreiche 
historische,  kunst-  und  literaturgeschichtliche  Vorlesungen  ge- 
halten; vorzüglich  erstreckten  sich  seine  Studien  auf  das  Gebiet 
der  Literatur,  der  Kunst-  und  Kirchengeschichte  der  ersten 
christlichen  Jahrhunderte,  auf  die  Geschichte  der  letzten  Periode 
des  weströmischen  Reiches,  dann  aber  auch  auf  mittelalterliche 
und  neuere  Geschichte  und  französische  wie  italienische  Literatur. 
Aus  allen  diesen  Gebieten  enthielt  die  von  ihm  hinterlassene 
ansehnliche  Büchersammlung,  welche  er  letztwillig  einer  gelehrten 
Anstalt  bestimmte,  ein  überaus  reiches  und  vortreffliches  Material. 
Seitens  seines  in  Aachen  lebenden  NeflFen,  des  Keichstagsabge- 
ordneten  Dr.  Adam  Bock,  wurde  sie  im  Jahre  1887  der  Stadt- 
bibliothek überwiesen,  deren  Bestände  sie  in  der  dankenswerthe- 
sten  Weise  bereicherte  und  ergänzte. 

lieber  den  berühmten  Geschichtschreiber  der  Stadt  Rom, 
Alfred  von  Reumont  bedarf  es  hier  keiner  biographischen  Daten. 
Es  genüge,  daran  zu  erinnern,  dass  er  ein  Sohn  der  Stadt 
Aachen  gewesen  ist  und  dass  er  in  ihr  am  27.  April  1887  sein 
an  Arbeit  und  an  wissenschaftlichen  Erfolgen  so  überaus  reiches 
Leben  beschlossen  hat.  Zu  den  vielen  schönen  und  edlen  Zügen 
seines  Charakters  zählte  die  stete  Liebe  zur  engeren  Heimath; 
er  hat  sie  auch  dadurch  bethätigt,  dass  er  den  grössten  Theil 
der  Bücherschätze,  die  er  mit  hingebender  Sorgfalt  gesammelt 
hatte,  der  Bibliothek  seiner  Vaterstadt  durch  testamentarische 
Verfügung  zuwies.  Man  wird  begreifen,  dass  es  sich  hier  um 
eine  Erbschaft  von  ungewöhnlicher  Bedeutung  handelte.  Neben 
einer  Reihe  von  werthvollen  Werken  der  deutschen  historischen 
Literatur  und  einer  bedeutenden  Dante-Sammlung  umfasstc  die 
nicht  genug  zu  schätzende  Zuwendung  einen  nach  vielen  Tausen- 
den von  Bänden  zählenden  Bestand  an  grösseren  Werken,  Bro- 
schüren und  Gelegenheitsscliriften  zur  italienischen  Geschichte, 
wie  sie  wohl  nirgends  sonst  in  dieser  Reichhaltigkeit  an  einer 
Stelle  vereinigt  sein  dürften.    Und  diese  einzigartige  Sammlung, 


Geschichte  der  Stadtbibliothek.  43 

welche  nur  bei  Reumonts  Beziehungen  zu  den  hervorragenden 
italienischen  Zeitgenossen  hat  zu  Stande  kommen  können, 
zeidmete  sich  zudem,  was  nicht  unerwähnt  bleiben  darf,  durch 
eine  vortreffliche  Erhaltung  und  durch  eine  grosse  Menge 
kunstvoller  italienischer  Pergament-Einbände  in  hervorragender 
Weise  aus. 

Durch  das  Testament  des  am  27.  Dezember  1888  in  Aachen 
verstorbenen  Landgerichtsrathes  a.  D.  Hermann  Ariovist  Frei- 
herrn von  Fürth  endlich  sind  der  Stadtbibliothek  mehr  als  7000 
Bände  als  Geschenk  zugewendet  worden.  Freiherr  von  Fürth 
war  am  21.  März  1815  geboren,  hatte  das  Gymnasium  in  Aachen 
besucht,  dann  an  den  Universitäten  Bonn  und  Berlin  Juris- 
prudenz und  an  der  Universität  in  Löwen  Kirchenrecht  und 
theologische  Fächer  studirt.  Als  Richter  und  Rath  hatte  er  dem 
Landgericht  in  Bonn  angehört  und  zugleich  durch  viele  Jahre  mit 
Hingebung  im  preussischen  Landtage  und  im  Reichstage  gewirkt; 
die  letzten  Jahre  seines  Lebens  hat  er  in  Aachen  verbracht. 
Der  charakterfeste,  ritterliche  Mann  hatte  sich  ein  reiches  und 
umfassendes  Wissen  in  den  verschiedensten  Disciplinen  erworben; 
mit  besonderem  Interesse  wandte  er  sich  der  Erforschung  der 
Geschichte  seiner  Vaterstadt  und  namentlich  der  Geschichte  der 
adeligen  und  patrizischen  Geschlechter  der  alten  Reichsstadt  zu. 
Im  Jahre  1882  veröffentlichte  er  unter  dem  Titel:  „Beiträge  und 
Material  zur  Geschichte  der  Aachener  Patrizier-Familien"  den 
zweiten  Theil  eines  grösseren  Werkes;  der  erste  und  dritte  Theil 
sind  aus  seinem  Nachlass  durch  Hugo  Loersch  im  Jahre  1890 
herausgegeben  worden  *,  der  seine  einleitenden  Worte  im  ersten 
Bande  mit  dem  zutreffenden  Hinweise  schliesst,  dass,  wer  immer 
das  Werk  benutze,  des  seiner  Vaterstadt  so  treu  ergebenen  Mannes 
nur  in  Dankbarkeit  werde  gedenken  können.  Seine  Bibliothek 
enthielt  werthvolle  Werke  aus  allen  Wissensgebieten,  vorzüg- 
lich neuere  Schriften  aus  der  theologischen,  geschichtlichen, 
natur-  und  schönwissenschaftlichen  Literatur;  gerade  durch 
ihren  vielseitigen  Inhalt  war  sie  als  ein  besonders  willkommener 
Zuwachs  zu  begrüssen.  Der  hochherzige  Geber  hat  übrigens 
testamentarisch    auch    noch    bestimmt,    dass    die    Erträge   aus 

^)  Bd.  11:  Bonn,  Cominissions-Verlaj;  von  P.  Hauptmann  (vgl.  die  Anzoipfe 
von  H.  Loorsch  im  4.  Bande  der  Zeitschrift  des  Amdiener  (icschichtHvereins 
iS.  353  ff.);  Bd.  1  und  111:  Aachen,  Commissions-Vcrlag  der  Creracrschen 
Buchhandlung. 


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IV.  I'ir   ^' -z-m  ■,','."., j    itt  >:i'itbibli».»thek 
i  ^  -    i  - 1.   r  1  _  r  "T   1  >  S  y. 

if.-  :-:.  :..■■.;  >- •  >-  1     "Tr-il:"4r.j:  der  .Staillbibli'itliet 

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•:■::.  l-.fi.:'  • --  !.!■ -..kri..  :;-.  :..-..  Zwr-.kv  eir^er  Be«.fraraiiisatioü 
•!-:r  lil'ü' •':.►:?;  «iir  ':.--:  :!--'e  :  r  wir:.:rstriis  in  Angriff  se- 
:..:::'<;:.'=•:.  Ar'-i'^:.  :.  i  M  *--:  .r.:. r:.  •*^>.-  «iie  HaiiptereiiTuiSfie 
'Ä>i*;re:.  i  •!;-*  :.  ;n'  -  :.r  l.-  :.'■■:.::-:  ..  Zr'.'rÄ'i.irs  kurz  zu  berühren. 
K-  V .^r  liv  'hT^'-:  A::.:  .*  •:  '.vr  i.-:"-^:.  Vr-nvaltung*.  die  Bucher- 
h(:<yi:A''  :ii-  •!':■::=  :\.  H  r.-  _:>}'.•  .•.::'.:,  .rr  ss^.-n  Saale  des  jetzigen 
>fi':r:r*  :i'l»'-M  i*-::-:.-  :.\:\.  -':.-:.  ;:.  i:!'  S:r:i><e  betindlichen  Räumen 
'l':--e!li»jii  iJV':iz',:!i::rr:..  \v  >:  -  Viszii  F^-rt:i^>teIInnär  des  Biblio- 
rh'ki'*:^;i'iiK;-  v*i"  !-it  vü  >'.!>.-.  Willen  tliese  Säume  iTir  die 
ZAfrrk»;  f;;:.-r  BiMi«»t!irk  .i  ;o!.  «'  -i.z.i'  •:  uLiZurcichenti  und  unge- 
f'\'jui:i.  *;  h  .r.«':ri  si^'-  •!■  i;};  \ve:.ii:>T».!i>  «Ivn  •iiirii  Voriheil.  dass  sie 
'I;i-  Ii,-ririir  il»;;!.  p'i).lik«i:ii  •  t wli^  Li\:rv  rüi.ktrn,  und  «Hoser  ausser- 
I;':li<:  f':i-f.i:.tl  •.=..ir  iVn-  lü»:-  -    w;..-  :.  i.-w.  irli.-  roirere  Benutzung 

'i' :"''*;:i   k'iiif'-i.ill-   z  ;   i;:.tv:-'i.' "/o:..     L-:*>ozinimor  und  Auv 

;'ili'-l;iiMMii  'i-r  l;!!  !:  ri:^•k  >  ■ll^»'^  kii!.rij:.i:i  iiiit  Au:<nahino  ilor 
S»f..',-  Dii'l  F'ri••I^l_r'^  r;ii:lii.'li  v  •:!  li»--l  riir  Vifinittaffs,  Miti- 
v.^rli-  UM'I  S;iii,-T;ij>  an^-'i .!»!:i  v..:i  4 — »;  Ihr  Nachmittags  irc- 
•  'ttii*:i  -*'iri:  <li*'  ij<:ih-  I)il-lititl,vk-<.»r'l::iiii-r  vmui  7.  l>i*/.on\ber  l'^>'.' 
l>".-tiiMi.t«-  ;iii--f-r.l.i[i.  .!;i->  i\\>'  l^'lill^/ullL^  «1.  li.  natürlich  auch 
'l;i  Kiitl^-ihi'ij  V'.ii  I'.iic'lit'rn.  j«-«]«'!-  ri-Wiiilisriivii  Per>nn  uncntL'oll- 
li'-fi  /ji  wi>-r'ri-ch;il"tlir|it'ii  ZwiM-k«'.!  i»ilfr  zu  t-rnstor  Bolchnui;;: 
'jf''t;i]\('\.  >i-i.  W'fMiii  ilio  '»tiV.'iitlii-lii'ii  SiuiHlfii  /uiiäciist  nur  vnn 
I  :^  ;iiir  ij'j  w'»rh*-iitlic|)(^  Stiiinlrii  (.'?'h«"'hr  wunlrii.  >o  ist  zu  l»e- 
Mirkirlitj^-i'ii.  (la>N  (It'iii  l:5il.li(.tli»'kar  ^v(.MU•r  ciuo  wissenschaft- 
lirlic  i,(»(li  ciiir  -iil»altenn'  lliilt>kiart  zur  Sriir  >ta!id  uutl  dass, 
;il,t.M-  (.|i(.|i  von  t\i']\  umlani^rcichrn  I\atal'»i:i>sjruiiL'"^arbL'iton.  welche 
liir  dir   nädisicn  .hilirc   lM'Vi»r>lau(lon.   auch  eine  irereirelto  i-Ie- 

'»  h-r  /in-i'itiau  iH-liiiHt  .>ii*h  auf  Jiilirlirh  »-twa  210  Mark. 


Geschichte  der  Stadtbibliothek.  45 

scliäftsführung  in  allen  Zweigen  der  Verwaltung  erst  einge- 
richtet werden  musste.  Die  vorhandenen  Geschäftsbücher  — 
ein  Ausleihebuch  und  ein  Accessionsregister  —  entsprachen  in 
keiner  Weise  in  ihrer  äusseren  Einrichtung  den  für  eine  ge- 
ordnete Verwaltung  nothwendigen  Erfordernissen;  so  enthielt 
der  Accessionskatalog  neben  der  fortlaufenden  Nummer  nur  den 
Titel  des  betreflFenden  Werkes  und  gewährte  daher  die  Auskunft, 
die  er  zu  geben  gerade  bestimmt  ist,  in  Wirklichkeit  nicht.  Es 
wurde  ein  neuer  Accessionskatalog  angelegt,  dessen  Einrichtung 
sich  im  Wesentlichen  an  die  auf  der  Königl.  Bibliothek  in  Berlin 
eingeführten  Zugangsregister  anschloss,  ferner  wurden  eine  be- 
sondere Kontrole  der  regelmässig  eingehenden  Periodica  und 
Fortsetzungswerke,  ein  Einbandregister,  ein  Korrespondenzjournal 
u.  s.  w.  eingerichtet. 

Was  die  vorhandenen  Kataloge  der  Bibliothek  angeht,  so 
konnte  ein  Zweifel  darüber  nicht  bestehen,  dass  sie  durchweg 
durch  neue  zu  ersetzen  seien.  Ein  in  den  achtziger  Jahren 
entstandener  systematischer  Bandkatalog  (12  Foliobände)  war 
seiner  ganzen  Anlage  nach  verfehlt;  das  ihm  zu  Grunde  gelegte 
wissenschaftliche  Eintheilungssystem  war  vollständig  veraltet, 
und  die  Titelaufnahmen  wie  die  systematische  Einreihung  waren 
offenbar  nicht  nach  einer  Einsicht  in  die  Bücher,  sondern  nach 
dem  vorhandenen  älteren  Zettelmateriale  bewirkt  worden.  Der 
alphabetische  Hauptkatalog  (in  Buchform),  der  neben  dem  syste- 
matischen Kataloge  sich  vorfand,  war  ohne  jedes  Princip  in  der 
Auswahl  der  Stichworte  geführt  worden,  ja  ohne  die  für  der- 
artige Arbeiten  erforderlichen  elementarsten  Vorkenntnisse,  er 
war  ausserdem  in  seinen  Einzelheiten  durchaus  unzuverlässig 
und  endlich  einer  Fortführung  allein  wegen  seines  äusseren 
Zustandes  unwerth  K  So  dringend  eine  Neubearbeitung  dieser 
Kataloge  nun  auch  erwünscht  erscheinen  musste,  so  waren  zu- 
nächst doch,  um  eine  Uebersicht  über  den  Bestand  zu  gewinnen, 

*)  Zur  Charakterisirung  der  Katalog;e  mögen  aus  der  Fülle  der  verfüg- 
baren Beispiele  nur  einige  wenige  genügen.  In  der  Abtheilung  „Geschichte" 
de»  erst  genannten  Katalogcs  figurirt  unter  den  „QuellenschriftsteUem'*  ein 
in  allen  Bibliotheken  diesseits  und  jenseits  des  Oceans  sonst  wohl  unbekannter 
Autor  „Endamus";  man  liest  da:  „Endamus  (als  Stichwort  in  grosser  Schrift 
vorangestellt)  chronicon,  divinum  plane  opus  eruditissimorum  auctorum,  repe- 
titum  ab  ipso  mundi  initio  ad  annum  usque  salutis  1512:  Eusebii  Pamphili 
Caesaricnsis  .  .  .,  D.  Hieronjrai  presbyteri,  Prosperi  Aquitanici,  M.  Anrelii 
Cassiodori,  n.  s.  w.   Basileae  1529.   fol.**,  es  sind  also  die  Einleitungsworto 


Geschichte  der  Stadtbibliothek.  47 

sogar  auf  nahezu  8500  Bände.  Als  Maximalziffern  können  diese 
Ziffern  aber  noch  keineswegs  angesehen  werden;  bei  dem  Um- 
fange und  der  Bedeutung  der  Bibliothek  und  bei  der  Grösse 
der  Stadt  ist  vielmehr  eine  weitere  Steigerung  zu  erwarten, 
und  sie  wird  mit  Sicherheit  in  sehr  erheblichem  Masse  ein- 
treten, sobald  die  Bibliothek  in  den  neuen  Räumen  an  mehreren 
Tagen  der  Woche  auch  während  der  Abendstunden,  wie  beab- 
sichtigt ist,  dem  Publikum  zugänglich  gemacht  werden  wird. 

Die  etatsmässigen  Positionen  für  Anschaffungen  von  Büchern 
und  für  Einbände  betrugen  im  Etatsjahre  1888/89  im  Ganzen 
2100  Mark;  sie  sind  jetzt  auf  jährlich  3900  Mark  erhöht,  wozu 
aus  der  von  Fürthschen  Stiftung  ca.  200  Mark  treten,  daneben 
ist  noch  bis  auf  Weiteres  ein  ausserordentlicher  Betrag  von 
800  Mark  pro  Jahr  für  Einbände  der  älteren  ungebundenen 
Bestände  gewährt.  Bei  diesen  Summen  wird  man  natürlich  nicht 
stehen  bleiben  können,  sie  werden  vielmehr  noch  weiter  erhöht 
werden  müssen,  wenn  die  Bibliothek  auch  nur  einigermassen 
den  Fortschritten  der  Wisäenschaft  folgen  und  den  Bedürfnissen 
derer  in  etwa  entgegenkommen  soll,  welche  für  wissenschaft- 
liche Studien,  für  die  verschiedenen  Seiten  des  bürgerlichen 
und  gewerblichen  Lebens  und  für  ernste  Belehrung  auf  die 
Stadibibliothek  angewiesen  sind. 

Die  Gesammtaufwendungen  für  die  Bibliothek  beliefen  sich 
im  Etatsjahr  1888/89  auf  rund  3550  Mark;  für  das  Etatsjahr 
1897/98  sind  an  ordentlichen  Ausgaben  13  475  Mark  angesetzt, 
wozu  noch  2000  Mark  an  ausserordentlichen,  für  mehrere  Jahre 
festzuhaltenden  Ausgaben  kommen.  Die  jährliche  vVermehrung 
des  Bücherbestandes  aus  Ankäufen  und  Geschenken  betrug  seit 
1890  im  Durchschnitt  etwa  1100  Bände.  Aus  der  Reihe  der 
Zugänge  der  letzten  Jahre  verdienen  zwei  grössere  Erwerbungen 
besondere  Erwähnung.  Aus  dem  Nachlass  des  Obertribunals- 
rathes  a.  D.  Dr.  Peter  Reichensperger  konnte  die  Bibliothek 
ein  mit  grosser  Sorgfalt  gesammeltes  vollständiges  Exemplar 
der  Verhandlungen  des  Reichstages  und  beider  Häuser  des  Land- 
tages zu  einem  ungewöhnlich  niedrigen  Preise  ankaufen.  Dank 
den  besonderen  Bemühungen  des  Geheimen  Justizrathes  Professor 
Dr.  Hugo  Locrsch  in  Bonn,  welcher  der  Bibliothek  seiner  Vater- 
stadt auch  sonst  das  grösste  Interesse  entgegenbringt  und 
fortdauernd  regelmässige  und  werthvolle  Geschenke  überweist. 
Eine  höchst  werthvolle  Sammlung  von  etwa  700  Bänden  wurde 


48  E.  Fromm,  Geschichte  der  Stadtbibliothek. 

ihr  ferner  durch  Se.  Excellenz  den  kalserl.  russischen  wirklichen 
Staatsrath  und  Ehrendoktor  der  Universität  Strassburg  Alexander 
von  Swenigorodskoi  übergeben;  zwar  sollen  die  Bücher  vorläufig 
noch  Eigenthum  des  Herrn  von  Swenigorodskoi  bleiben,  jedoch 
der  öffentlichen  Benutzung  zugänglich  sein  und  späterhin  in  den 
Besitz  der  Stadt  Aachen  übergehen.  Die  Sammlung  schliesst 
eine  Reihe  der  kostbarsten  und  seltensten  Werke  in  sich  und 
zeichnet  sich  zugleich  durch  eine  erhebliche  Anzahl  musterhafter, 
zum  Theil  geradezu  künstlerisch  ausgeführter  Einbände  aus. 

Die  üeberführung  der  Bibliothek  in  den  Neubau  ist  im 
Mai  d.  J.  begonnen  und  innerhalb  sechs  Wochen  zu  Ende  geführt 
worden.  Während  des  Umzuges  wurde  die  Benutzung  nur  an 
drei  Tagen  unterbrochen;  sie  wurde  in  -den  neuen  Räumen  so- 
gleich wieder,  zunächst  noch  nach  den  bisherigen  Grundsätzen, 
aufgenommen.  Die  feierliche  Eröffnung  des  Bibliothekgebäudes 
soll,  nach  Abschluss  der  durch  die  Uebersiedelung  bedingten 
inneren  Ordnungsarbeiten,  in  der  zweiten  Hälfte  des  Oktober 
1897  erfolgen;  qs  wird  dann  voraussichtlich  zugleich  eine  Ver- 
mehrung der  öffentlichen  Stunden,  wie  oben  bereits  angedeutet 
worden  ist,  eintreten. 

Wenn  die  Stadtbibliothek  in  den  letzten  Jahren  für  die 
Bürgerschaft  Aachens,  wie  hier  gezeigt  werden  konnte,  eine 
erhöhte  Bedeutung  gewonnen  hat,  so  ist  das  allein  durch  die 
thatkräftige  Unterstützung  erreicht  worden,  welche  alle  Vor- 
schläge der  Bibliothek  Verwaltung  seitens  der  leitenden  Stelle 
der  Stadt  gefunden  haben.  Gleich  seinem  Vorgänger  hat  auch 
Herr  Oberbürgermeister  Veltman  die  Angelegenheiten  der  Biblio- 
thek mit  grösstem  Interesse  und  Wohlwollen  vom  Tage  seines 
Amtsantrittes  an  gefördert;  ihm  gebührt  auch  der  Dank  dafür, 
dass  diese  Festschrift  aus  Anlass  der  Eröffnung  des  neuen  Biblio- 
thekgebäudes der  Oeffentlichkeit  übergeben  werden  kann. 


Astrologische 
Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek. 

Von  Arthur  Ricliel. 

Die  Aachener  Stadtbibliothek  besitzt  eine  Sammlung  von 
astrologischen,  der  Flugschriftenliteratur  des  16.  Jahrhunderts 
angehörenden  Volksbüchern,  die  der  uralten  abergläubigen  Vor- 
stellung von  der  Einwirkung  der  Himmelskörper  auf  irdische 
Naturereignisse  und  menschlisches  Schicksal  ihre  Entstehung 
verdanken.  Einst  als  gewinnbringende  Marktwaare  ungeheuer 
verbreitet,  sind  diese  Schriften  heute  äusserst  selten  geworden, 
weil  auf  ihre  Erhaltung  lange  Zeit  wenig  Werth  gelegt  wurde; 
mancher  der  hier  zu  beschreibenden  55  verschiedenen  Drucke 
mag  nur  mehr  in  einem  Exemplar  vorhanden  sein.  Sind  doch  in 
der  einzigen  umfassenderen  Bibliographie  über  diesen  Gegenstand, 
in  Professor  Hellmanns  Repertorium  der  deutschen  Meteorologie  *, 
zu  dessen  Abfassung  die  Kataloge  der  grösseren  deutschen  und 
einiger  ausländischen  Bibliotheken  als  Quelle  dienten,  von  diesen 
Schriftchen  nur  16  erwähnt!  Erst  in  jüngster  Zeit  hat  man 
diesem  Zweige  der  populären  Literatur  eine  grössere  Aufmerksam- 
keit geschenkt  und  die  noch  erhaltenen  Reste  sorgfältig  zu  sammeln 
begonnen,  weil  sie  neben  den  astrologischen  Prophezeihungen 
manche  für  die  heutige  astronomische  Wissenschaft  werthvoUe 
Aufzeichnungen  über  merkwürdige  Phänomene  des  Sternen- 
himmels enthalten. 

Während  einige  dieser  Flugblätter  den  Verlauf  und  die  Be- 
deutung gewisser  aussergewöhnlicher  Erscheinungen  beschreiben, 
gehört  die  Mehrzahl  derselben  zu  den  sogenannten  Praktiken 
oder  Prognostika.     Solche  Volksschriften  wurden  in   Deutsch- 


')  Repertorium  der  deutschen  Meteorologie.  Leistungen  der  Deutschen 
in  Schriften,  Erfindungen  und  Beobachtungen  auf  dem  Gebiete  der  Meteorologie 
und  des  Erdmagnetismus  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zum  Schlüsse  des  Jahres 
1881.    Von  Q.  HoUmaun.    Leipzig  1883. 

4 


50  Arthur  Eichel 

land  schon  im  15.  Jahrhundert  durch  den  Druck  verbreitet. 
Ihre  Blüthezeit  fällt  in  das  Ende  des  16.  Jahrhunderts.  Von 
1590  führt  Hellmann  19  und  von  1597  allein  20  verschiedene 
Praktiken  an;  aus  dem  16.  Jahrhundert  überhaupt  sind  über 
500  bekannt.  Trotz  der  grossen  Entdeckungen  auf  dem  Gebiete 
der  Sternkunde  konnten  sie  sich  noch  längere  Zeit  behaupten, 
weil  sie  unter  dem  Schutze  der  Obrigkeiten  und  in  Ansehen  bei 
dem  gewöhnlichen  Volke  standen,  das  nach  dem  Grundsatze 
„mundus  vult  decipi"  auf  den  Jahrmärkten  keinen  Kalender  ohne 
Wetterprophezeihungen  kaufen  wollte.  Als  die  Professoren  der 
Mathematik  an  der  Universität  Wien  das  Schreiben  von  Praktiken 
eingestellt  hatten,  wurden  sie  1592  durch  ein  Dekret  aufgefordert, 
der  Sitte  ihrer  Vorgänger  gemäss,  die  jährlichen  Kalender  wieder 
mit  einer  Praktik  zu  versehen.  Weil  nun  jeder  nach  seinem 
Belieben  weissagte,  wuchs  die  Zahl  dieser  Schriften  bald  derart, 
dass  man  sich  genöthigt  sah,  den  Missbrauch  vollständig  ab- 
zuschaffen. 

Die  Anordnung  des  Inhaltes  war  in  den  meisten  Praktiken 
dieselbe.  Manche  Verfasser  schickten  eine  Abhandlung  über  die 
das  Regiment  des  Jahres  führenden  Planeten,  deren  bildliche 
Darstellungen  häufig  das  Titelblatt  zierten,  voraus  mit  einer 
allgemeinen  Uebersicht  über  den  Charakter  des  kommenden  Jahres. 
Daran  schlössen  sich,  gewöhnlich  unter  dem  Titel:  „Von  dem 
Gewitter  der  vier  Zeyten"  die  Wetterverkündigungen  für  die 
einzelnen  Jahreszeiten  oder  Monate.  Ein  besonderes  Kapitel 
handelte  von  den  Finsternissen,  bösen  Aspekten  der  Planeten 
und  deren  Bedeutung.  Dann  folgten  Prophezeihungen  allgemeiner 
Natur,  von  der  Fruchtbarkeit  des  Jahres,  von  Krankheiten,  von 
Krieg  und  Unfrieden.  Einige  Praktiken  haben  am  Schluss  noch 
eine  Zusammenstellung  der  Glück  und  Unglück  bedeutenden  Tage 
und  ein  Register  über  die  Vertheilung  der  Städte  und  Länder 
unter  die  Zeichen  des  Thierkreises.  Einen  besonderen  Theil  für 
sich  bildete  der  eigentliche  Kalender,  auch  Schreibkalender  ge- 
nannt mit  den  Tagen  der  Heiligen,  Auf-  und  Untergangszeit  vpn 
Sonne  und  Mond,  Tag-  und  Nachtlängen,  Planetenaspekten,  Mond- 
phasen und  einem  Verzeichniss  der  zum  Heirathen,  Kaufen,  Bauen, 
Holzfällen,  Haarschneiden,  Kinderentwöhnen  u.  s.  w.  günstigen 
Tagen,  nebst  dem  sogenannten  Aderlassmännchen,  einer  von  den 
12  Zeichen  des  Thierkreises  umgebenen  menschlichen  Figur.  Die 
Stadtbibliolhek   besitzt   zwei   solcher  Schrei bkalendor  aus  dem 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  51 

17.  Jahrhundert,  von  Joh.  Cäsius  aus  Soest  auf  das  Jahr  1614 
(Frankfurt,  S.  Latomus)  und  von  Joh.  Krabbe  aus  Münden  auf 
das  Jahr  1617  (Erfurt,  M.  Spangenberg).  Der  letzte  mir  zu 
Gesicht  gekommene  Kalender,  der  noch  eine  Praktik  mit  den 
astrologischen  Zuthaten,  wenn  auch  in  sehr  abgeschwächter 
Form,  enthält,  ist  ein  „Churpfalzbaierischer  Praktik-Kalender 
auf  das  Jahr  1790**,  verfasst  von  Reginald  Marbacher  in  München, 
mit  Witterungsvoraussagen  fürs  ganze  Jahr  und  einer  allgemeinen 
Aderlasstafel  am  Schlüsse 

Die  ältesten  Praktiken  erschienen  oftmals  in  lateinischer 
und  deutscher  Sprache;  sie  sollten  dem  gemeinen  Manne,  nament- 
lich dem  Bauer  die  für  ihn  so  wichtigen  Witterungsverhältnisse 
und  die  ungewöhnlichen  Ereignisse  des  nächsten  oder  einer  Reihe 
von  Jahren  voraussagen,  damit  er  seine  Thätigkeit  darnach  ein- 
richte. Verfasst  wurden  sie  meist  von  Geistlichen  und  Aerzten 
oder  von  Astrologen,  die  im  Dienste  von  Fürsten  oder  Reichs- 
städten standen  ^  Selbst  berühmte  Astronomen  versahen  ihre 
jährlichen  Kalender  nach  dem  Brauche  der  Zeit  mit  einer  Praktik, 
in  der  sie  nach  den  Regeln  der  Astrologie  die  künftigen  Ereig- 
nisse vorausbestimmten,  häufig  allerdings  nur  in  der  Absicht, 
sich  durch  die  Erträge  dieser  Schriftstellerei  eine  Nebeneinnahme 
zu  verschaffen.  So  Hess  der  unter  die  bedeutendsten  Astronomen 
seiner  Zeit  zu  zählende  Ingolstadter  Professor  der  Mathematik, 
Peter  Apian  (1495 — 1552),  Jahr  für  Jahr  eine  Praktik  erscheinen. 
Auch  Keppler  wurde  durch  Nahrungssorgen  genöthigt,  Prognostika 
zu  schreiben,  trotzdem  er  nach  manchen  Aeusserungen  in  seinen 
Schriften  über  die  Astrologie  sehr  gering  dachte.  Man  kann 
solche  Erscheinungen  verstehen,  wenn  man  bedenkt,  wie  mächtig 
neben  andern  abergläubigen  Ideen,  Teufels-  und  Hexenglauben, 
Traumdeuterei  etc.  die  Astrologie  die  Gemüther  der  Menschen 
beherrschte.  Italienische  Universitäten  hatten  besondere  Lehr- 
stühle für  die  Astrologie;  auch  in  Wittenberg  wurden  nach  einer 
Angabe  des  fränkischen  Pfarrers  Georg  Cäsius  Vorlesungen  über 
astrologische  Schriften  des  Alterthums  gehalten  ^.  Luther  schrieb: 
„Ob  wol  die  Astrologia  viel  aberglaubiges  Ding  hat,  ist  sie  doch 


')  Aus  der  Sanuulang  des  Herrn  Franz  G.  Mcssow  in  Aachen. 

*)  Vgl.  unten  Nr.  50  S.  11:  „wie  dann  fast  alle  König,  Fürsten  und 
hohen  Potentaten,  auch  die  fümembsten  Reichsstett,  jre  Astrologos  vnd 
Calender  Schreyber  haben.** 

')  Nr.  60  S.  12. 

4* 


52  Arthur  Eichel 

nicht  gar  zuuerwerfen"  ^  Melanchthon,  der  Abends  und  Morgens 
die  Gestirne  fleissig  beobachtete^,  war  ein  grosser  Freund  der 
Stemdeuterei. 

Die  meiste  Unterstützung  fand  die  trügerisclie  Kunst  an  den 
Höfen,  bei  Fürsten  und  Grossen;  einer  ihrer  eifrigsten  Anhänger 
war  Kaiser  Rudolph  II.,  der  Keppler  nach  Prag  berief  und  sicli 
von  ihm  die  Nativität  stellen  Hess.  Wallensteins  astrologische 
Grillen  sind  durch  Schiller  bekannt  geworden.  Dem  Franzosen 
Nostradamus,  der  als  Arzt  Hunger  gelitten  hatte,  brachten  seine 
Aufsehen  erregenden  Prophezeihungen  an  dem  abergläubigen 
französischen  Hofe  die  grössten  Ehren  ein.  Noch  im  Jahre  1816 
schrieb  ein  deutscher  Professor  J.  W.  Pfaff  ein  Lehrbuch  der 
Astrologie,  um  die  in  Verruf  gekommene  Kunst  wieder  zu  Ansehen 
zu  bringen. 

Die  astrologischen  Wahrsagereien  entbehrten  nicht  eines 
religiösen  Momentes.  Unter  Berufung  auf  die  Bibel  und  die 
Schriften  der  Kirchenväter  erklärten  die  Sterndeuter  die  Ein- 
wirkung der  Gestirne  auf  die  Erde  für  eine  göttliche  Ordnung 
und  die  verschiedenen  Erscheinungen  am  Himmel  für  Zeichen, 
durch  welche  Gott  den  Menschen  seinen  Willen  kundgibt.  So 
heisst  es  in  der  Einleitung  zu  einem  Prognostikon :  „Nun  ist 
ye  das  gewiss,  das  die  Liechter  am  Firmament  des  Himels, 
Son  vnd  Mondt  sampt  andern  Planeten  vnd  Sternen  nicht  darumb 
allein  erschaffen,  Das  sie  nur  leuchten  vnd  scheinen  sollen,  vnnd 
vns  anzuschawen  für  gestellet,  sonder  das  sie  auch  jre  bedeutung 
haben,  wie  juen  dan  Gott  im  ersten  buch  Mose  nit  allein  das 
ampt  zuschreibt  vnd  gibt,  das  sie  leuchten  vnd  scheinen,  die 
Zeiten,  Jar,  tag  vnd  nacht  etc.  vnterscheiden,  sonder  das  sie 
auch  zeichen  sein  sollen,  sind  sie  aber  zeichen,  so  müssen  sie 
ye  etwas  bedeuten"  ^  Indem  sich  die  Astrologen  auf  diese 
Vorstellung,  dass  die  Stellung  der  Gestirne  den  Willen  Gottes 
offenbare,  stützten,  suchten  sie  durch  ihre  Praktiken  eine  mora- 
lische Wirkung  zu  erzielen  und  besonders  der  unter  ihren  Zeit- 
genossen eingerissenen  Sittenverderbniss  zu  steuern,  auf  die  sie 


*)  Allerdings  scheinen  Beobachtung  und  Erfahrung  ihn  zur  Erkennt- 
niss  der  Nichtigkeit  astrologischer  Wahrsagereien  geführt  zu  haben;  nach 
seinen  Tischreden  äusserte  er  im  Jahre  1542:  „Ich  bin  so  weit  konimen, 
und  beredt  in  der  Astrologia,  dass  ich  glaube,  sie  sey  nichts/ 

«)  Nr.  9  S.  23. 

^)  Nr.  U  S.  5. 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  53 

alles  Unheil  zurückführten.  Zu  den  verbreitetsten  und  deshalb 
von  ihnen  am  meisten  bekämpften  Lastern  des  16.  Jahrhunderts 
gehörte  die  Unmässigkeit  im  Essen  und  Trinken;  die  Klagen 
darüber  wiederholen  sich  fast  in  jeder  Praktik.  Hörte  doch 
Wolmar  bei  seinem  Aufenthalte  am  französischen  Hofe  seine 
Landsleute  nur  die  trunkenen  Deutschen  nennen  *,  und  der  Erfurter 
Professor  Hebenstreit  klagt:  „Was  hilffts  vns  Deudschen,  das 
wir  so  viel  Gerichte  aufsetzen,  aufF  ein  Mahl,  fressen  den  gantzen 
tag,  wie  die  Mast  Sewe,  trincken  darnach  nicht  darzu,  sondern 
sauffen  .  .  .  Machen  aus  dem  Tage  die  Nacht,  aus  der  Nacht 
den  Tag,  vnd  wer  nicht  weidlich  sauffen  kan,  den  helt  man 
•schier  nicht  vor  einen  redlichen  Man"  ^ 

Den  Prophezeihungen  der  Sterndeuter  lag  die  auf  morgen- 
ländischen Ursprung  zurückzuführende*,  in  der  angeblichen  Schrift 
des  Ptolemäus  „Tetrabiblos*'  und  in  dem  darüber  geschriebenen 
Kommentar  des  Neuplatonikers  Proklus  Diadochus  weiter  aus- 
gebildete abergläubige  Idee  eines  Zusammenhanges  zwischen  astro- 
nomischen Erscheinungen  und  meteorologischen  und  geschichtlichen 
Vorgängen  zu  Grunde.  Die  sichtbare  Einwirkung  von  Sonne  und 
Mond  auf  die  Natur  der  Erde  hatte  die  irrige  Vorstellung  erweckt, 
dass  auch  andere  Himmelskörper,  namentlich  die  unseres  Sonnen- 
systems, einen  nach  bestimmten  Gesetzen  geregelten  physischen 
und  moralischen  Einfluss  auf  die  Erde  ausübten,  und  dass  der 
dieser  Gesetze  Kundige  am  gestirnten  Himmel  die  Wechselfälle 
der  Zukunft  lesen  könne.  Jedem  der  7  Planeten  —  einschliess- 
lich Sonne  und  Mond  —  des  Ptolemäischen  Systems  und  den 
Sternbildern  der  Ekliptik  wurden  bestimmte  Eigenschaften  bei- 
gelegt und  in  der  Natur  und  im  menschlichen  Leben  gewisse 
Gebiete  zugewiesen.  Das  Zusammenwirken  der  Planeten  nach 
ihren  Aspekten  (den  Hauptstellungen  im  Thierkreise)  sollte  die 
Witterungsverhältnisse  und  das  Schicksal  der  Menschen  bestimmen. 
Nach  dieser  Vorstellung  war  die  Natur  der  Sonne  heiss  und 
trocken,  die  des  Mondes  feucht  und  kalt,  des  Jupiters  und  der 
Venus  warm  und  feucht,  des  Saturn  kalt  und  trocken  und  des 
Merkurs  veränderlich.  Widder,  Löwe,  Schütz  galten  als  heiss 
und  trocken,    Stier,  Jungfrau,  Steinbock  als  kalt  und  trocken, 


»)  Nr.  5  S.  15. 

»)  Nr.  35  S.  27. 

•)  Vgl.  Bemer  Taschenbuch  40,  1891  S.  193. 


54  Arthur  Eichel 

Zwillinge,  Waage,  Wassermann  als  warm  und  feucht,  Krebs, 
Skorpion,  Fische  als  kalt  und  feucht.  Jeder  der  7  Stände,  in 
die  man  die  Menschheit  eintheilte,  war  der  Gewalt  eines  Planeten 
unterworfen;  dem  Saturn  die  alten  Leute,  dem  Jupiter  Redner, 
Juristen  und  Geistliche,  dem  Mars  Zornige  und  Krieger,  der 
Sonne  die  Obrigkeit,  der  Venus  die  Jugend,  dem  Merkur  Künstler, 
Handel-  und  Gewerbetreibende  und  dem  Mond  das  gewöhnliche 
Volk.  Die  Bilder  des  Thierkreises  beherrschten  einzelne  Theile 
des  menschlichen  Körpers,  der  Widder  den  Kopf,  der  Stier  den 
Nacken,  die  Zwillinge  die  Arme  u.  s.  w. 

Eine  besondere  Bedeutung  legte  man  den  selten  eintretenden 
Konjunktionen  der  oberen  Planeten  und  den  Finsternissen  bei. 
Das  ständige  Kapitel  der  Praktiken  „Von  den  Finsternissen"  ent- 
hielt eine  Beschreibung  der  im  Laufe  des  Jahres  zu  erwartenden 
Sonnen-  und  Mondfinsternisse  mit  genauer  Orts-  und  Zeitangabe, 
soweit  man  solche  mit  den  vorhandenen  Hülfsmitteln  voraus- 
bestimmen konnte,  femer  Erörterungen  über  ihren  Einfluss  auf 
die  Witterung  und  die  politischen  Verhältnisse.  Die  Dauer  der 
erst  eine  bestimmte  Zeit  nach  dem  Verlauf  der  Finsterniss  in 
Kraft  tretenden  Wirksamkeit  sollte  von  der  Dauer  der  Erscheinung 
abhängen  und  zwar  so,  dass  der  Einfluss  einer  eine  Stunde 
sichtbaren  Sonnenfinsterniss  ein  Jahr,  der  einer  Möndfinsterniss 
von  derselben  Zeitdauer  einen  Monat  anhielt.  Zwei  Fälle  zur 
Erläuterung.  Für  den  13.  November  1574  wurde  eine  Sonnen- 
finsterniss angekündigt,  die  2  Stunden  32  Minuten  währte;  ihre 
Wirkung  sollte  dementsprechend  sich  über  die  Zeit  von  2  Jahren 
6  Monaten  erstrecken;  den  Anfang  setzte  man  in  den  November 
1575,  das  Ende  in  den  Mai  1578.  Die  Möndfinsterniss  vom 
7.  Oktober  1576  war  3  Stunden  52  Minuten  sichtbar,  sie  musste 
demnach  3  Monate  26  Tage  wirken,  vom  23.  April  bis  15.  August 
1577.  Den  Finsternissen  schrieben  die  Astrologen  fast  durch- 
weg einen  nachtheiligen  Einfluss  auf  die  irdischen  Verhältnisse 
zu.  Eine  Probe  möge  genügen.  Von  der  für  den  31.  Januar 
1580  im  Sternbilde  des  Löwen  angekündigten  Möndfinsterniss 
heisst  es:  „Es  bedeut  erstlich  im  Lufft  grosse  hitz  vnd  dürr, 
vud  darbey  hefi'tige  erschreckliche  Wetter  von  Sturmwinden, 
Blitz,  Donner,  Einschlagen,  Hagel  vnd  durch  solch  Ungewitter, 
Verderbung  der  Früchte  .  .  .  Unter  den  Menschen  bedeut  es 
gross  Uneinigkeit,  Krieg  vnd  Auff'ruhr,  heiftigen  Zorn  vnd  böss 
fürnemen   der  Hohen  Potentaten,  durch   welchs  sie  jnen  selbs 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  55 

Schaden,  schnelle  Kranckheiten  vnd  den  jehen  Todt  verursachen. 
Es  verkündigt  auch  dise  Finsternuss  im  Löwen  hitzige  Fieber, 
entzündung  der  Glieder,  sonderlich  Onmacht,  den  Schlag,  Hertz 
zittern,  etc.  Proclus  Lycius  ein  alter  Astrologus,  schreibt  von 
solchen  Finsternussen  im  fewrigen  zeichen,  dass  sie  in  gemein 
bedeuten,  abgang  des  Viechs,  der  Pferd  Kühe  Sew  Schaf,  etc. 
vnd  grossen  gewaltigen  Potentaten  vil  Anfechtung  durch  Krieg 
oder  Kranckheiten,  ja  wie  Proclus  redet,  einem  König  oder  Fürsten 
Gefengnuss,  das  Elend  oder  den  Todt:  Item  zwischen  dem  gemeine 
Pöfel  vnd  grossen  Herren,  oder  den  Vnterthanen  wider  jre 
Obrigkeit  heimliche  Feindschafft  vnd  Meuterey,  grausame  Kriegss- 
rüstung.  Feldschlachten,  Item  Diebstal,  Rauberey,  Verwüstungen, 
darzu  erschreckliche  Brünsten,  hitzige  Kranckheiten,  Missgeburt, 
Item  ein  gemeine  Seuch  oder  Pestilentz,  auch  vnfruchtbarkeit 
vn*  Thewrung"  ^ 

Manche  Gelehrte  beobachteten  das  Wetter  nach  Finster- 
nissen und  Planetenaspekten  genau  und  schrieben  die  Resultate 
ihrer  Beobachtungen  nieder,  um  sie  in  späteren  Jahren  zur 
Vorhersage  der  Witterung  verwenden  zu  können.  Man  findet 
daher  in  den  Praktiken  zahlreiche  meteorologische  Aufzeichnungen, 
namentlich  über  extreme  Erscheinungen,  aussergewöhnliche  Kälte, 
Trockenheit  etc.  So  hat  Cäsius  nach  seiner  Praktik  zum  Jahre 
1502  die  Witterungsvorgänge  des  Jahres  1571  „fleissig  auff- 
gezeichnet**  *,  während  er  1580  „die  wirckung  Saturni  durch 
alle  12.  zeichen,  als  welcher  in  30.  (eigentlich  nicht  ganz  29  V2) 
jarn  nur  ein  mal  herumb  laufft,  noch  nicht,  alters  halben  obseruirn 
vnd  auffzeichnen  konnte"  ^  Schönfeld  bemerkt  in  seinem  Pro- 
gnostiken auf  1567,  dass  er  18  Jahre  hindurch  täglich  meteoro- 
logische Beobachtungen  notirt  und  auf  Grund  derselben  eine 
vierjährige  Periodicität  der  Witterungsverhältnisse  konstatirt 
habe,  die  nur  durch  den  Einfluss  aussergewöhnlicher  Vorgänge 
am  Himmel  unterbrochen  würde*.  Es  ist  zu  bedauern,  dass 
dieses  bis  1548  zurückreichende  Wetterjournal  nicht  mehr  vor- 
handen ist,  da  es  vielleicht  die  älteste  derartige  Arbeit  eines 
deutschen  Gelehrten  ist;  bisher  galt  als  das  älteste  deutsche 
Witterungstagebuch  ein   in  der  Königl.  Bibliothek  in  Dresden 


>)  Nr.  49  S.  20. 

*)  Nr.  54  S.  8. 
»)  Nr.  48  S.  11. 
«)  Nr.  31  S.  27. 


56  Arthur  Eichel 

befindliches  aus  dem  Jahre  1576  ^  Derselben,  angeblich  empirisch 
bestätigten  Annahme,  dass  der  Witterungs verlauf  eine  vier- 
jährige Periode  habe,  begegnen  wir  auch  in  dem  schon  erwähnten 
Churpfalzbaierischen  Praktik-Kalender  auf  das  Jahr  1790,  in 
dessen  zweitem  Theil,  der  Praktik,  die  1786  gemachten  meteorolo- 
gischen Beobachtungen  aufgenommen  sind. 

Eine  besondere  Rolle  spielen  in  den  volksthümlichen  Schriften 
der  Sterndeuter  alle  aussergewöhnlichen  Erscheinungen  des 
Himmels,  die  man,  weil  ihre  Ursachen  unbekannt  waren,  nicht 
vorhersagen  konnte  und  deshalb  für  die  Vorboten  bedeutsamer; 
meist  unheilvoller  P>eignisse  hielt.  Hebenstreit  schreibt  darüber: 
„Gleich  aber  wie  es  mit  den  Finsternissen  zugehet,  also  findt 
sichs  auch  mit  den  Coniunctionibus  magnis  Planetarum,  mit 
den  Cometen,  allerley  Metheoris,  auch  anderen  Zeichen,  so  beyde 
occultam  causam,  &  effectum  haben.  Fürnemlich  aber  sein  die 
Zeichen  magis  ominosiora,  welche  langsam,  oder  gantz  selten 
geschehen "  ^.  Besonders  die  Kometen,  deren  plötzliches  Erscheinen, 
ungewöhnliches  Aussehen,  und  anscheinend  unregelmässige  Be- 
wegung von  jeher  Aufmerksamkeit  und  Befürchtung  der  Menschen 
in  hohem  Grade  erregten,  riefen  die  abergläubigsten  und  ein- 
faltigsten, selbst  von  bedeutenden  Astronomen  getheilten  Vor- 
stellungen von  ihrer  Natur  und  ihrem  Einfluss  auf  irdische  Vor- 
gänge hervor.  In  Bezug  auf  die  physische  Beschaffenheit  dieser 
Himmelskörper  hielt  man  noch  immer  an  der  Anschauung  des 
Aristoteles  fest,  der  ihnen  in  seiner  Meteorologie  atmosphärischen 
Ursprung  zuschrieb  und  sie  für  brennbare  Dünste  erklärte,  die, 
in  die  Luft  aufgestiegen,  konsistent  werden  und  Feuer  fangen. 
In  den  vorliegenden  Praktiken  begegnen  wir  öfter  der  Behauptung, 
die  Kometen  sind  keine  Sterne,  sondern  eine  feste,  zähe  und 
giftige,  den  in  Bergwerken  sich  entwickelnden  schädlichen  Gasen 
ähnliche  Materie,  die  sich  in  Folge  von  Finsternissen  und 
bestimmten  Planetenaspekten  von  der  Erde  erhebt  und  von  der 
Sonne  oder  einem  andern  Stern  entzündet  wird.  Da  die  Ansichten 
der  meisten  Astrologen  über  die  Natur  der  Kometen  überein- 
stimmen, so  wird  es  genügen,  wenn  ich  nur  eine  darauf  bezüg- 
liche Stelle  anführe:  „Ein  Cometa*',  lehrt  der  schon  erwähnte 
Hebenstreit,  „ist  ein  dunst  der  erden,  welche  heiss,  dürre,  feist, 
vnd  zehe  ist,  hart  aneinander  hanget,  paulatini  &  particulatim, 

^)  Hcllmann,  Repert.  S.  878. 
«)  Nr.  35  S.  10. 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  57 

in  die  oberste  regionem  Aeris,  gezogen  wird,  da  sie  austrucknet, 
vnd  endlich  von  der  hitze  der  Sonnen,  vnd  andern  gestirn,  dilatirt, 
vnd  entzündet  wird,  bewegt  sich  circulariter  wie  das  astrum, 
dauon  er  entspringt,  oder  wie  der  motus  supreme  regionis 
Aeree,  bedeudet  grosse  dürrung,  sterben,  krieg,  hunger,  vnd 
seltzarae  verenderung  der  Reiche"  ^  Ueber  die  Frage,  ob  die 
nach  ihrer  Ansicht  aus  irdischen  Dünsten  bestehende  Materie 
eines  Kometen  zu  ihrer  Ansammlung  und  Entzündung  eines 
längeren  Zeitraumes  bedürfe  oder  nicht,  gingen  die  Meinungen 
der  Sterndeuter  auseinander.  Während  Hebenstreit,  Flock  und 
andere  die  Theorie  vertraten,  dass  zur  Ansammlung  einer  solchen 
Materie  wegen  der  längeren  Dauer  der  Kometenerscheinung  ge- 
raume Zeit  erforderlich  sei,  im  Gegensatz  zu  andern  atmos- 
phärischen Erscheinungen  wie  Regen,  Schnee,  Hagel,  von  denen 
man  sagen  könne,  was  bald  wird,  vergeht  bald,  entscheidet  sich 
Heller  in  seiner  Beschreibung  des  Kometen  von  1556  für  die  ent- 
gegengesetzte Ansicht  und  vergleicht  die  Entstehung  eines  Ko- 
meten mit  der  Wolkenbildung.  „Ich  möchte",  sagt  er  zu  seinen 
Gegnern,  „gern  das  trühelein  sehen,  darein  sie  mir  einenn  solchen 
dürren,  warmen,  zehenn,  fewerschlechtigen  dampf,  der  schon  in 
seinen  gang  bewegt  ist,  in  lüfften  einsperren  vud  ein  Jar  oder 
zwey  eins^mlen  möchten,  da  er  nit  aussbrech  sonder  wol  auss^ 
gederret  würde.  Ein  solcher  dampff  wi  dises  Cometen  schwefe- 
licher  vnnd  fewerschlechtiger  dampff,  auss  oberzelten  vrsachen 
gewesen  ist,  darff  nicht  lang  derrens,  sondern  so  bald  er  den 
vnternn  kalten  vnd  mitlern  temperirten  lufft  durchdringet,  vnnd 
den  obernn  fewerigen  teyl  gegen  des  Mohns  sphera  erreicht, 
wirdt  er  vngezweyfelt  von  der  vbergewaltigen  hitz  vnnd 
vngestümikeyt  desselben  fewers  an  dem  orte  da  ers  erlangt 
angetzündet"  ^.  P>st  Tycho  Brahe  gelang  es  diese  irrige  An- 
sicht zu  widerlegen  und  die  Vorstellungen  über  die  Kometen  in 
richtigere  Bahnen  zu  lenken.  So  lange  man  diese  Sterne  als 
Objekte  der  irdischen  Atmosphäre  betrachtete,  in  der  sie  ent- 
stehen und  vergehen,  glaubte  man  auch  an  eine  unmittelbare 
Einwirkung  ihrer  Erscheinungen  auf  irdische  Vorgänge,  auf 
Wetter  und  Wachsthum,  auf  Leben  und  Treiben  der  Menschen. 
Ein  Komet  galt  als  göttliches  Warnungszeichen  zur  Ankündigung 
eines  bevorstehenden   Strafgerichts.     „Die    Cometen",  schreibt 

»)  Nr.  9  s.  13. 
*)  Nr.  10  S.  18. 


58  Arthur  Eichel 

Cäsius,  „sind  heimliche  verborgene  werck  Gottes,  vnd  werden 
ein  Zeitlang  vns  Menschen  zur  warnung  fürgestellt,  das  wir,  in 
betrachtung  zukünftiger  straffen  vnd  grosser  verenderungen, 
vns  warhafftig  zu  Gott  bekeren,  vnd  vnser  sündlich  leben  bessern 
sollen"  ^  Auf  eine  Kometenerscheinung  musste  nach  ui'altem 
Glauben  der  Tod  eines  mächtigen  Fürsten  oder  ein  verheerender 
Krieg  folgen,  wenn  nicht  unmittelbar,  so  doch  in  dem  Zeitraum 
der  nächsten  12  Jahre.  Joachim  Heller  führte  den  im  Jahre  1560 
erfolgten  Tod  des  Königs  Franz  II.  von  Frankreich  auf  eine 
Wirkung  des  grossen  Kometen  von  1556  zurück*.  Die  weit- 
verbreitete Kometenfurcht  veranlasste  die  Praktikenschreiber 
zu  genauer  Beobachtung  eines  sichtbar  gewordenen  Kometen, 
um  aus  seiner  Stellung  und  Bewegung  die  Art  seiner  Wirkung 
vorausbestimmen  zu  können.  In  Folge  dessen  enthalten  die 
astrologischen  Volksschriften  eine  Reihe  von  historischen  Mit- 
theilungen über  Kometenerscheinungen  aus  der  vorteleskopischen 
Zeit,  deren  Bedeutung  nicht  zu  unterschätzen  ist.  In  unserer 
Sammlung  befinden  sich  meist  auf  eigenen  Beobachtungen  der 
Verfasser  beruhende  Aufzeichnungen  über  die  Kometen  der  Jahre: 

1531.  (Nr.  9.  13.)» 

1532.  (Nr.  9.) 

1533.  (Nr.  9.  54.) 

1538.  (Nr.  9.) 

1539.  (Nr.  9.) 

1556.  Vom  5.  März  bis  18.  April  von  Hebenstreit  (Nr.  9.) 
und  vom  27.  Februar  bis  19.  April  von  Heller  (Nr.  10.)*  täglich 
beobachtet.  „In  gestalt  eines  spitzigen  schwerts  mit  geringem 
vnd  dünnen  schwantz  vnd  glantz  erschinen."  Hebenstreit  taxirt 
die  Länge  des  Schweifes  auf  180  Meilen.  Die  Kometenbahn 
ist  in  beiden  Schriften  abgebildet. 

1557.  Im  Mai  zu  Mailand  und  Lyon  gesehen.  „Fewrroth 
und  gewaltig  erschinen  zwischen  der  constellation  Scorpij  vnd 
Serpentarij.«  (Nr.  12.) 

1557.  Mitte  Oktober  in  Nürnberg  entdeckt  aber  schlechter 


»)  Nr.  54  S.  25. 
«)  Nr.  18  S.  4. 

•)  Der  HaUeysche  Komet,  dessen  periodische  Wiederkehr  dieser  Gelehrte 
1C82  berechnete;  vgl.  Newcomb-Engelmann,  Popul.  Astronomie  S.  446. 

*)  Ein  Ilrtheil  über  HeUers  Beobachtungen  gibt  Wolf,  Geschichte  der 
Astronomie  S.  408. 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  59 

Witterung  wegen  nicht  genauer  beobachtet.  „Ein  dückisch 
tunckels  vnd  bleiches  Liecht/  Gegen  3  Wochen  sichtbar.  (Nr.  12.) 

1558.  Vom  17.  August  ab  beobachtet  und  in  seiner  Stellung 
am  18.  und  19.  August  abgebildet  von  Flock.  Bleifarben  und 
bleich.  Der  Schweif  nahm  an  Länge  ab  und  zu.  „Er  war 
vngefehr  eines  raisspies  lang  wenn  er  am  lengsten  war,  denn 
er  der  leng  vnstet,  yetzt  lenger,  yetzt  kürtzer,  doch  durchauss 
schmal  vnd  gleich  gross  schin."  (Nr.  13.  16.) 

1569.  14  Tage  lang  gesehen.  Wailer  beobachtete  ihn  vom 
8.  bis  11.  November  in  Passau  und  berechnete  die  Länge  des  sich 
über  15  Grad  erstreckenden  Schweifes  auf  225  deutsche  Meilen. 
„Blaych,  mit  roten  brinnenden  Fewrflammen  gefunkelt."  (Nr.  37.) 

1577.  Beinahe  4  Monate  gesehen.    (Nr.  53.  54.) 

1580.  Am  2.  Oktober  entdeckt,  vom  11.  Oktober  bis  20. 
Dezember  von  Cäsius  beobachtet;  rückläufig.  „Dunkel,  bleich 
vnd  traurig  anzusehen.*'  (Nr.  53.  54.)^ 

Ein  ungewöhnlicher  Vorgang  am  Sternenhimmel,  das  Er- 
scheinen eines  neuen,  wegen  seines  unerwarteten  Auftretens  von 
vielen  für  einen  Kometen  gehaltenen  Sternes  erregte  die  Auf- 
merksamkeit der  Astrologen  in  hohem  Grade  und  gab  ihnen  Ver- 
anlassung  zu  den  thörichtsten  Ausführungen  über  die  Bedeutung 
dieses  Wundersternes.  Der  durch  die  in  einer  besondern  Schrift 
niedergelegten  Beobachtungen  Tycho  Brahes  bekannt  gewordene, 
selbst  am  Tage  sichtbare  Stern  ^  erschien  im  November  1572 
und  wurde  „gar  stillstehend,  vnd  für  sich  vnbeweglich,  in  der 
Cassiopea,  wunderbar,  vnd  vber  ein  gantz  jar,  noch  3  Monat 
gesehen **  ^  (Nr.  43.  44.  45.  53.  54.  u.  oft.)  Ueber  die  Bedeutung 
dieses  Sternes  äussert  sich  Cäsius  in  folgenden  Worten:  „Wie- 
wol  es  GOtt  allein  bewust,  was  der  New  stern,  der  so  lange 
zeit  erschienen.  Dergleichen  ich  von  keinem  finde  weil  die  Welt 
gestanden,  bedeute  vnd  trohe:  So  ist  doch  jetzundt  durch  lange 
erfarung  dieses  für  bekandt  vnd  gewiss  angenommen.  Das  Newe 
Cometstem  neben  seltzamer  verenderung  in  Regimenten  vnd 
andern  zufellen,  auch  grosse  thewrung  vnd  vnfruchtbarkeit,  ent- 
weder durch  vbrige  hitz  vnd  dürre,  oder  sonst  durch  vngewitter. 


')  Die  beiden  letzten  Kometen  sind  von  Tycho  Brahe  genauer  beobachtet 
worden;  Tgl.  Mädler,  Oeschichte  der  Himmelskunde  Bd.  I,  S.  197  f. 

•)  Der  sogenannte  Tychonische  Stern;  vgl.  Newcomb-Kngelmann, 
Popul.  Astronomie  S.  502. 

»)  Nr.  53  S.  16. 


60  Arthuf  ßichel 

als  Hagel,  Wolckenbrüch,  schedliche  nebel  vnd  langwirige  kelt 
etc.  verursacht,  bedeuten"  ^ 

Von  andern  Phänomenen  des  Himmels,  deren  Eintreten  in 
den  vorliegenden  astrologischen  Volksbüchern  aufgezeichnet  ist, 
weil  sich  der  Aberglaube  ihrer  bemächtigte,  um  sie  als  Wunder- 
zeichen von  übler  Vorbedeutung  mit  allerlei  unheilvollen  Ereig- 
nissen in  Verbindung  zu  bringen,  verdienen  noch  einige  atmosphä- 
rische Erscheinungen  besonders  genannt  zu  werden,  die  wegen 
ihre&  unerklärlichen  Ursprungs  und  ihres  merkwürdigen  Aus- 
sehens die  in  abergläubigen  Vorstellungen  befangene  Menschheit 
ängstigten.  Es  wurden  beobachtet:  Nebensonnen  am  19.  April  1568, 
(Nr.  35.)  20.  März  1573,  25.  April,  24.  und  25.  Juli  1581,  (Nr.  54.) 
Nebenmonde  am  16.  und  20.  Januar  1581.  (Nr.  54.)  Nordlichter, 
als  Zeichen  bevorstehender  schwerer  Unglücksfälle  besonders 
gefürchtet,  wurden  in  schrecklichen  Bildern  beschrieben.  Eine 
solche  Erscheinung  waren  die  von  Geldenhauer  geschilderten 
blutigen  Schwerter,  die  am  11.  Oktober  1527  ^U  Stunden  am 
Himmel  wahrgenommen  und  für  einen  Kometen  gehalten  wurden. 
(Nr.  4.  9.)  Besonders  reich  an  Nordlichterscheinungen  waren 
die  Jahre  1580  und  1581.  Der  Pfarrer  Cäsius,  der  seine  eigenen 
Beobachtungen  mittheilt  (Nr.  54),  bemerkt,  dass  er  in  1^2  Jahren 
mehr  Zeichen  gesehen  habe,  denn  sein  ganzes  Leben,  und 
kündigt  auf  grund  dieser  Wunderzeichen  grosse  Veränderungen 
für  das  Jahr  1582  an,  den  Tod  mächtiger  Fürsten,  gefährliche 
Welthändel,  ja  mit  Hülfe  der  damals  stark  verbreiteten  Zahlen- 
mystik und  gestützt  auf  eine  Aeusserung  Melanchthons  das 
Nahen  des  letzten  Gerichts.  Am  5.  März  1580  sah  er  nach 
Sonnenuntergang  „ein  schröcklich  Chasma  oder  Fewrzeichen  vnd 
fewrige  Balcken,  dazu  Kriegssrüstung,  lange  Spiess  vnd  Büchssen 
gegen  Aufgang  vnd  Mitternacht";  desgleichen  am  6.  und  9. 
April.  Am  10.  September  bemerkte  er  im  Norden  und  Osten 
feurige  und  blutrothe  Wolken  und  am  21.  September  desselben 
Jahres  um  Mitternacht  von  den  Wächtern  geweckt,  sah  er, 
„dass  der  Himel  abermal  gegen  Auflfgang,  Mitternacht  vnd 
Nidergang,  so  voll  blutiger  strich  vnd  Wolcken,  voll  Kugeln, 
Pfeilen  vnd  langer  Spiess,  sampt  anderer  Kriegssrüstung,  vil 
schröcklicher  dann  zuuor  jemals  war,  das  es  nicht  zubeschreiben: 
Jedermenniglich  der  es  sähe,  erzittert,  vnd  war  nicht  anders 
anzusehen,  denn  es  würde  Fewer  vom  Himel  fallen,  vnd  alles 

')  Nr.  43  S.  15. 


Astrologische  Volksschriftcn  der  Aachener  Stadtbibliothek.  61 

verbrennen".  Aehnliche  Beobachtungen  machte  er  am  26.  und 
27.  Dezember  1580,  3.  und  4.  Februar,  4.  5.  27.  28.  und  29. 
März  1581.  Am  4.  April  1581  wurde  in  Brabant  ein  grosses 
Nordlicht  gesehen.  (Nr.  52.)  Die  Nordlichterscheinungen  des 
Jahres  1580  vermerkt  auch  Rosa  in  seiner  Praktik  auf  1582. 
(Nr.  53.)      • 

•  Gegen  die  Prophezeihungen  der  Sterndeuter,  die  zwischen 
allen  diesen  Erscheinungen  und  den  darauf  folgenden  Witterungs- 
vorgängen und  politischen  Ereignissen  einen  ursächlichen  Zu- 
sammenhang annahmen,  erhob  sich  schon  frühe  von  Seiten  mancher 
Gebildeten  ein  Widerspruch.  Im  15.  Jahrhundert  schrieben  die 
Italiener  Savonarola  den :  Tractato  contra  li  astrologi  und  Picus 
von  Mirandola  seine:  Disputationes  adversus  astrologiam^  In 
den  Vorreden  der  Praktiken  kehren  die  Klagen  über  zunehmende 
Zweifel  an  der  Wahrheit  astrologischer  Prophezeihungen,  über 
Verachtung  und  Spott  seitens  vieler  Gelehrter  beständig  wieder. 
Die  Verfasser  wetteifern  in  der  Bekämpfung  solcher  Verächter 
ihrer  Kunst,  nach  der  Sitte  der  Zeit  ihre  Gegner  aus  Mangel 
an  Beweisgründen  mit  persönlichen  Schmähungen  überschüttend. 
So  schreibt  Christ.  Heiden  in  seiner  Praktik  auf  1569:  „Wie 
dieser  Zeit  der  grobe  vnkünnende  verloffne  gottlose  Wolffs  vnd 
Hunds  Münnich,  neben  andern  Seuköpffen  vnuerschembt  lestert, 
vnd  die  löbliche  kunst  nach  jrem  verstand  wie  auch  die  gantze 
Philosophiam  verhönen  vnd  versprechen,  vnd  bey  jres  gleichen 
verwegen  lestern  der  sie  allein  darumb  also  teuflisch  feind  sind, 
das  sie  mit  jren  Sewhirn  das  geheimniss  solcher  hohen  kunst 
nicht  fassen  mögen,  sich  auch  jhr  lebenlang  als  vnuernünfftige 
Schweinen  DroUen  vernünflftiger  nie  geachtet"  u.  s.  w.  Nur  wenige 
sind  so  aufrichtig  wie  Georg  Cäsius,  einzugestehen,  dass  das 
vorausgesagte  Wetter  zuweilen  nicht  eintrifft;  schuld  daran  ist 
ein  unmittelbares  Eingreifen  Gottes  in  den  natürlichen  Lauf  der 
Dinge.  Durch  die  Gebete  der  Frommen,  wie  einst  durch  die 
Busse  der  Bewohner  Ninives,  gerührt,  fühlt  Gott  Erbarmen  und 
zögert  mit  dem  durch  himmlische  Zeichen  angedrohten  Straf- 
gericht. Aber  auch  aussergewöhnliche  Erscheinungen  können 
das  Misslingen  der  Prophezeihungen  herbeiführen,  da  „vber- 
natürliche  wunderzeichen  die  Natürlichen  bedeutung  auss  des 
Himcls  lauf  der  Stern  vnd  Planeten  wirckung  genommen,  viel- 

0  Seine  Ausführungen  sucht  Christ.  Stathmio  in  seiner  ^Practica  auff 
das  Jar  1559"  zu  widerlegen;  vgl.  Nr.  11,  S.  2  f. 


62  Arthur  Hichel 

mals  hindern"  ^  Ein  solches  Hinderniss  sind  z.  B.  die  Kometen, 
„welche  jre  heimliche,  kreiFtige,  besondere  bedeutung  haben, 
dadurch  die  gemeine,  natürliche  Regel  vnd  vrsachen  verhindert 
werden**  *.  Unter  den  deutschen,  den  Wetteraberglauben  be- 
kämpfenden Schriftstellern  sind  besonders  hervorzuheben  Thomas 
Murner  wegen  seines  dem  Kaiser  Maximilian  gewidmeten  Trak- 
tats: Jnvectiva  contra  astrologos  (1499)  und  Johann  Fischart, 
der  eine  seiner  geistreichsten  und  vielgelesensten  satyrischen 
Schriften:  Aller  Praktik  Grossmutter  (1572)  gegen  das  Unwesen 
der  Kalendermacher  und  Wahrsager  richtete.  Auch  Moscherosch 
liebt  es,  in  seinen  Gesichten  die  Sternkucker  und  Kalender- 
schreiber, die  den  Himmel  mit  ihren  Brillen  stehlen,  zum  Gegen- 
stand seines  Spotts  zu  machen.  Beim  letzten  Gericht  lässt  er 
sie  mit  vielen  Prognosticis,  Globis,  Sphäris,  Astrolabiis  etc. 
einhertreten.  „Einer  vnter  jhnen,  so  das  wort  thate,  sprach: 
Mann  hätte  sich  im  calculo  vnd  in  der  zahl  vnd  abrechnung 
der  Jahren  gewiss  Verstössen,  vnd  wäre  nicht  möglich,  dass 
dieser  der  Jüngste  tag  noch  sein  solte.  .  .  .  Aber  ein  Teuffei, 
der  fleissige  achtung  auff  die  Herren  Astrologos  gäbe,  nam  einen 
bey  dem  Bart  vnd  sprach,  herumb  jhr  Herren,  mit  ewrem  Carten- 
papier,  vnnd  anderem  gutem  dürrem  Holtz,  solches  alles  kan  vns 
an  statt  Schwebelhöltzlein  dienen:  vnd  mit  lachen  sprach  er 
ferner,  mich  wundert  jhr  Herren  Inijcientes  weil  jhr  zeit  lebens 
de  futuris  contingentibus  eine  so  determinativam  veritatem  gehabt, 
dass  Ewere  vnfehlbare  demonstrationes  euch  dissmahl  so  hess- 
lich gefehlet P  vnd  die  jhr  so  von  vielen  Himmeln  gelehret  vnd 
geschrieben,  dass  jhr  auffs  wenigste  euch  nit  einen  nach  ewerem 
tod  reserviret  hätten!  hoffe  also,  dass  in  mangel  dessen,  jhr  dass 
centrum  Terrae  speculiren  werdet:  dessen  sie  also  geruhen  musten." 
Die  Kalendermacher  und  Nativitätensteller,  welche  die  Menschen 
durch  ihren  Trug  fangen,  dass  sie  nicht  fahren,  nicht  schiffen, 
nicht  säen,  nicht  kaufen  mögen,  ob  es  schon  die  höchste  Noth 
ist,  sieht  er  in  der  Hölle  einander  die  Hände  besehen  und  wahr- 
sagen. „Einer,  der  mit  Sphäris,  Globis,  Astrolabiis  etc.  umgeben, 
vnd  verboUwercket  als  wie  das  Castell  zu  Metz,  oder  Wolffeu- 
büttel  mit  Pasteyen  vnd  Wällen,  zwischen  welchen  er  auff  allen 
vieren  herumkröche,  einen  Zirckel  vnd  Winckelmass  in  der  Hand 
habend,  die  longitudines,  latitudines  .  .  .  Coelorum  abmessend, 

>)  Nr.  43  S.  8. 
«)  Nr.  44  S.  7. 


Astrologische  Volksschrifteii  der  ÄmeheiteT  Staidtbibliothek.  63 

wie  hoch  der  Himmel,  wie  weit  der  Himmel,  wie  breit  der 
Himmel,  wie  vnd  wo  der  HimmeL  bald  vber  sich,  bald  vnder 
sich,  bald  vor  sich,  bald  hinder  sich,  bald  aaffstnnde,  bald 
schrye  vnd  sprach:  Was  vnfials  ist  das,  so  ich  eine  halbe  stunde 
ehe  zur  Welt  kommen  wäre,  so  wäre  ich  der  Hölle  entgangen 
vnd  Seelig  worden."  Dass  dieses  Verfahren,  die  astrologischen 
Thorheiten  durch  geistvollen  Spott  zu  geissein  und  lächerlich 
zu  machen  nicht  erfolglos  war,  zeigen  die  häufigen  Auflagen, 
welche  die  sogenannten  Spottpraktiken  erlebten,  die  Weller  in 
seinem  Aufsatz  über  , Scherzkalender  und  Spottpraktiken**  zu- 
sammenstellt. Eine  derselben,  die  bei  dieser  Gelegenheit  abge- 
druckt wurde,  fuhrt  den  Titel:  ^Practica  Teutsch.  gemacht 
durch  Eselberti  trinckgem.  yn  beyden  rechten,  Trinck  aus, 
Schenck  ein,  Doctoris  auff  das  jar,  Tausendt  groschen,  Funff 
hundert  massweins  vnd  Sibenundzwantzig  pratwürst.*  Eine 
audere  Spottpraktik  auf  das  Jahr  1509  „Practica  Johannis  Ross- 
schwantz*  und  eine  von  Joh.  Weiermann  auf  1565  sind  wörtlich 
abgedruckt  in  der  Vierteljahrsschrift  für  Litteraturgeschichte 
Heft  3,  1890,  S.  201  f.* 

Vergleicht  man  die  Druckorte  der  vorliegenden  und  sonst 
bekannten  astrologischen  Volksbücher  des  16.  Jahrhunderts,  so 
findet  man,  dass  der  grösste  Theil  dieser  für  weitere  Kreise 
bestimmten  Literatur  von  Nürnberger  Pressen  hergestellt  wurde. 
Ausser  Nürnberg  kommen  nur  noch  einige  Universitäts-,  Reichs- 
und Residenzstädte  in  Betracht,  namentlich  Erfurt,  Leipzig, 
Wittenberg  und  Magdeburg,  weniger  Stassburg,  Augsburg  und 
Frankfurt  a.  M.;  ausserdem  noch  einige  kleinere  deutsche  Städte. 
Vertrieben  wurden  diese  Schriften  mit  anderer  Jahrmarkts- 
literatur, neuen  Zeitungen,  schönen  neuen  Liedern  und  ähnlichen 
Erzeugnissen  der  volksthümlichen  Literatur  zur  Zeit  der  Messen 
durch  hausirende  Männer,  Weiber  und  Knaben,  deren  Absatz- 
gebiet Gassen  und  Wirthshäuser  bildeten. 

Die  einzelnen  Drucke,  welche  die  interessanten  statistischen 
Angaben  Hellmanns*  über  die  jährliche  Produktion  auf  dem 
(Jebiete  der  älteren  meteorologischen  Literatur  ergänzen,  sind 
in  chronologischer  Reihenfolge  aufgeführt  unter  genauer  Wieder- 
gabe der  Titel-  und  Schlussschriften.    Das  Format  ist  überall 

»)  Serapeum  Bd.  XXVI,  8.  236  f. 

*)  Vgl.  über  diesen  Gegenstand  auch  W.  ühl,  Unser  Kalender  S.  86  f. 

')  Hellmann,  Rep.  S.  978  f. 


64  Arthur^Richel 

Kleinquart.  Sämmtliche  Schriften  sind  mit  Ausnahme  der  drei 
lateinisch  geschriebenen  (Nr.  2,  3,  4)  mit  gothischen  Typen  ge- 
druckt. Wo  nichts  anderes  bemerkt,  zeigen  die  Titelholzschnitte 
der  Praktiken  die  symbolischen  Darstellungen  der  von  den  Ver- 
fassern als  Jahresregenten  aufgestellten  Planeten. 

1. 

Practica  Teutsch  Meyster  Simonn  |  Eyssenman  von  Dillingen 
auff  das  M.  CCCCC.  xvj.  Jare  ge- 1  macht,  zu  eren  dem  erwirdigen 
in  got  vater  vnd  herren,  herrn  Gre-  |  gorio  Abt  zu  Grunhayn 
bey  sant  Annen  berg  gelegen  in  Meyssen.  1 1  Ein  nützlich  regiment 
am  Ende  diser  Practica  vor  die  grausam  |  vnd  erschrecklich 
kranckheyt  der  pestilentz,  auss  den  hochberümbten  1  raeystern 
Auicenna  vnd  Galieno  gezogen,  zu  trost  allen  menschen.  \\  Item 
ein  nützliche  lere  wie  man  die  Lasstafel  recht  vernemen  sol. 
Holzschnitt  mit  der  Inschrift:  Mars  dominus  anni  Venus  adiutrix. 

[Leipzig,]  o.  Dr.  [1515.]     8  Bl.  Sign.  B. 

Weller,  Repertorium  typographicum  936.   He  11  mann,  Rep.  Sp.  123. 
Von  demselben  Verfasser  sind  noch  ähnliche  Schriften  für  1518  und 
1520  erhalten;  vgl.  Weller,  Rep.  typogr.  1257.  4083. 

2. 

PRACTICA  trium  Annorum  CHRISTI  |  se  subsequentium, 
uidelicet  |  1522.  1523.  1524.  ||  Nisi  conuersi  fueritis,  gladium 
suum  uibrauit,  arcum  suum  tetendit,  |  &  paravit  in  eo  uasa  mortis. 
Holzschnitt:  Gott  Vater,  drei  Pfeile  abschiessend;  ein  furchtbares 
Unwetter,  Untergang  der  Menschen,  Trümmer  einer  Stadt.  Cautum 
est  edicto  CAESARIS,  ne  quis  |  denuo  edat,  ad  sexennium.  Schluss: 
Jo.  Schotus  Argentorati  edidit.    Darüber  ein  Holzschnitt:  Luc.  21. 

[1521.]  12  Bl.f  das  letzte  her.     Sign,  aij—ciij.    Einige  Holzschnitte. 

Eine  deutsche  Ausgabe  dieser  Schrift  wird  erwähnt  bei  Weiler,  Rep. 
typogr.  1929  und  Repertoire  bibliographiquc  Strasbourgeois  2,  65.  Verfasser 
ist  Konrad  Gallianus,  Mathcmaticus  und  Licentiatus  theologiac. 

3. 

PROGNOSTICON.  |  SVPER  NO  VIS  STV-  j  dendis  &  prius  uon 
visis  Planetarum  coniunctiouibus  magnis  |  Anno  domini  M.Daxiiii. 
futuris,  In  honorem  Domini  |  mundi  diui  Caroli  Caesaris  &  Romanorum 
Imperatoris  |  Inuictiss.  semper  augusti  &c.  ac  nonnullorum  princi  | 
pum  electorum,  sub  quorum  alis  protectionis :  Et  pre-  |  cipue 
illustrissimi  principis  Ludouici  co-  |  mitis  Palatini  Rheni  electoris 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  65 

Impe- 1  rij  &c.  Ipse  auctor  magister  Joannes  |  Virdungus  Hasfui*den- 
sis  Ma-  I  thematicus  cleraentissi-  |  me  fouetur.  Editum  |  Anno 
Domini  |  M.D.xxi.  An  den  Seiten:  Durabit  hoc  Pro-  |  gnosticon 
ad  Annos  |  vsque  domini  1560.  aut  ad  |  1563.  annos  fere.  Holz- 
schnitt: Doppeladler,  umgeben  von  6  Wappen,  Edicto  Caesaris 
Caroli  Quinti  vetitum  est  sub  pena  decem  |  Marcarum  Auri, 
ne  quis  hoc  Prognosticon  denuo  impri-  |  mat  aut  imprimi  faciet  in 
spacio  Sex  annorura:  quare  sint  auisati  |  Librorum  Impressores, 
ne  Cacsareum  mandatura  infringant.  |  OPPENHEYM. 

Oppenheim,  [Jakob  KöheL]  1521,  16  Bl,  Sign,  Äij^DHj.  29  UolzschniUe, 

Den  Drucker  erkennt  man  an  den  in  Holz  geschnittenen  Zierbachstaben, 
die  wie  ein  Seite  11  befindlicher  Holzschnitt  schon  in  dem  von  Köbel  1518 
gedruckten  Calendarinm  romanum  Stöfflers  vorkommen.  Auf  dem  Titelblatt 
Roth-  und  Schwarzdruck. 

Die  deutsche  Ausgabe  dieses  Prognosticons  beschreibt  Well  er,  rep. 
typogr.  1961.  Job.  Virdung  aus  Hassfurt  in  Unterfranken,  Mathematicus 
des  Kurfürsten  Ludwig  von  Bayern,  starb  um  1550. 

Dieses  wie  das  vorhergehende  Prognostiken  des  Gallianus  gehören  zu  der 
grossen  Anzahl  der  Schriften,  welche  die  Sintfluthprophezeihung  des  Tübinger 
Professors  der  Mathematik,  Johann  Stöffler,  hervorgerufen  hat.  Für  den 
25.  Februar  des  Jahres  1524  hatte  dieser  Gelehrte  in  seinem  1499  gedruckten 
Almanach  als  Folge  einer  Konjunktion  der  oberen  Planeten  im  Sternbilde  der 
Fische  eine  allgemeine  Sinttluth  angekündigt  und  dadurch  die  ganze  gelehrte 
und  ungelebrte  Welt  in  Aufregung  gebracht.  Die  bedeutendsten  Astrologen" 
innerhalb  und  ausserhalb  Deutschlands  nahmen  Stellung  zu  StöfHers  Prophe- 
zcihung  und  setzten  ihre  Federn  in  Bewegung,  um  sie  zu  bekräftigen  oder 
zu  widerlegen  *.  Das  Volk  gerieth  in  die  grösste  Angst.  Als  der  verhängniss- 
volle Tag  herannahte,  flohen  viele  auf  hohe  Berge,  andere  bauten  sich 
Archen,  während  nach  Luthers  Tischreden,  der  Bürgermeister  Hendorf  von 
Wittenberg  den  obersten  Boden  seines  Hauses  aufsuchte,  wo  er  sich  mit  Bier- 
vorräthen  für  die  Dauer  der  Sintfluth  verproviantirt  hatte.  Virdung,  auf 
Seiten  Stöfflers  stehend,  sieht  in  der  Stellung  der  Planeten  des  Jahres  1524 
die  von  Gottes  Hand  am  Himmel  gcoffenbarten  Vorzeichen  schrecklicher  Natur- 
ereignisse und  fordert  seine  Leser  auf,  durch  Gebet  die  göttliche  Hülfe  zur 
Abwendung  der  im  Februar  1524  beginnenden  Sintfluth  herbeizurufen.  Gallianus 
bestreitet  das  Eintreten  einer  allgemeinen  Sintfluth  und  kündigt  nur  eine  durch 
ungeheuere  Regengüsse  verursachte  theilweise  Uebcrschwemmung  der  Erde  an, 
verbunden  mit  Erdbeben  und  andern  schrecklichen  Erscheinungen.  In  spätem 
Praktiken  kommen  die  Astrologen  häufig  auf  diese  Planetenkonjunktion  zurück 
und  betrachten  als  eine  Folge  derselben  den  Bauernaufstand  von  1525  und 

*)  Vgl.  Schriaen  dea  Voreins  zur  Oegchicht«  des  Bodonsecs  H,  lö77,  S.  81  f.    Hell- 
m»nn,  Metoorologisolie  VolkabUclier  S.  42.  f. 


66  Arthur  Richel 

die  Niederlage  der  Franzosen  bei  Pavia,  da  die  gefürchtete  Sintfluth  aus- 
blieb; doch  scheinen  grosse  Niederschläge  stattgefunden  zu  haben,  denn  Heiden 
berichtet,  dass  1524  „erschreckliche  vnd  vbergrossc  Wassergüss  mit  grossem 
Schaden  durch  Teutschland  der  grössten  Fliiss,  Brücken  hinweg  gerissen"  K 

4. 

De  terrifico  Cometa,  cui  a  condito  orbe  similis  uisus  non 
est,  qui  ap-  |  paruit  Anno  M.D.xxvii.  mense  Octobri,  Epistola 
ad  Ca  I  rolum  V.  Irape.  Caes.  August.  P.  F.  Victorem  Gall. 
Pont.  P.  P.  Kolorirter  Holzschnitt 

0,  0.  M.  Dr.     [1527.]     6  BL,  das  letzte  leer.     Siffn.  Äij—B. 
Verfasst  von  Gerhard  Geldenhauer  aus  Nimwegen  (Noviomagus).    Die 
beobachtete  Erscheinung  war  ein  Nordlicht  von  aussorgewöhnlicher  Pracht. 

5. 

Vier  wunderliche  jar.  |  1541.  1542.  1543.  1544.  ||  Practica 
oder  Pronostication  auflf  die  vier  |  nechstuolgenden  Jar,  Die  wol 
mügen  die  |  wunderlichen  Jar  genent  werden,  vmb  |  der  seltzamen 
vnd  wunderlichen  ding  wil  |  len,  die  in  den  selben  Jaren  geschehen 
sol-  1  len,  durch  Johan  Wolmar  in  den  freyen  |  Künsten  vnd 
Medicinen  Doctor,  Physi  |  cus  der  ehrnreicheu  stat  Hamburg. 

0.  0.  u,  Dr.  [1540.]  12  El.,  das  letzte  her.     Sign,  aij — eiij. 

Eine  Praktik  auf  das  Jahr  1546  in  niederdeutscher  Sprache  von  Joh. 
Wolmar  beschreibt  Beckmann,  Bey träge  zur  Geschichte  der  Erfindungen 
Bd.  I,  S.  116. 

6. 

Practica  auffs  M.D.xliiij.  |  Jar.  Darinnen  werden  vier 
erschröckliche  |  Finsternussen,  eyn  der  Sonnen  vnd  drei  dess 
Mones,  sampt  eim  |  grewlichen  Cometeu,  so  auch  diss  jar  erscheinen 
wirt  an  die  vier  ecken  der  weit,  |  auss  den  alten  Astronomls 
angezeygt,  sampt  dieses  gantzen  jars  lauff,  durch  |  den  Schreiber 
Esdram  an  tag  bracht,  j  |  Es  ist  auch  hierinnen  ein  schön  erörterung 
vnd  aussteylung  dess  xxiiij.  |  Capittels  Matthej  auflf  diese  gefer- 
liche  zeyt.  '  |  Kauflfs,  Hess,  es  wirt  wol  bessern  den  guten  acker. 
6  HohschniUe,  die  Finsternisse  darstellend.  Getruckt  zu  Strassburg 
bey  M.  Jacob  Canimer-  |  Lander.  Anno.  D.M.xLiij.  Letzte  Seite 
Drtickerzeichen. 

12  Bl.     Sig.  Aij—Ciij.     Holzschnitte. 

«)  Nr.  28  S.  a 


Astrologische  Vo!ksschriftcn  der  Aachener  Stadtbibliothek,  67 

7. 

Practica  Joachim  Hei-  |  lers,  verordenten  Astronom!  zu 
Nurn-  I  berg,  nach  der  geburth  Jesu  Chri-  |  sti  vnsers  Heylands, 
von  neuem  geprac-  |  ticiert,  auff  das  Jahr,  ||  D.  M.  LIIII.  || 
Mars  vnd  Mercurius  Regierende  |  Herren  dieses  M.  D.  Liiij  Jars. 
2  Holzschnitte.  Gedruckt  zu  Nürnberg  bey  Magister  |  Joachim 
Hellem. 

[1553,]  8  Bl.y  das  letzte  leer.     Sign,  B, 

Joachim  Heller,  1 518  za  Weissenf  eis  geboren,  war  Professor  der  Mathematik 
am  Ägidiengymnasiam  zu  Nürnberg.  Seiner  religiösen  Ansichten  wegen  ans 
Nürnberg  vertrieben,  wurde  er  später  kurfürstlich  sächsischer  Astronom  zu 
Leipzig.  Etwa  8  Jahrzehnte  lang  gab  er  jährliche  Praktiken  heraus;  obige, 
die  älteste  der  vorliegenden  Sammlung,  ist  für  das  Jahr  1554  berechnet;  er 
war  aber  schon  früher  als  Kalenderschreiber  thätig,  da  er  auf  seine  „vorigen 
Practicken  des  2  vnd  53  Jars"  verweist.  Seine  letzte  bekannte  Praktik  ist 
fftr  das  Jahr  1580  geschrieben*.  Besondere  Verdienste  erwarb  sich  Heller 
durch  seine  genauen  Kometenbeobachtungen.  Wir  besitzen  seine  Aufzeichnungen 
über  die  Kometen  von  1556  (Nr.  10.)  und  1557.  (Nr.  12.)  Für  beide  Jahre  hatte  er 
in  seinen  Praktiken  Kometen  vorausgesagt,  allerdings  in  einer  sehr  vorsichtigen 
Form :  ,,es  mag  sich  nach  naturlicher  Vermutung  etwan  widerum  eine  Materia 
eines  Cometen  oder  feurigen  zeychens  in  lüfften  samlen  oder  villeicht  auch 
entzünden'*  *.  Er  hatte  aber  deshalb  durchaus  nicht  nöthig,  bei  jeder  Gelegen- 
heit in  seinen  spätem  Praktiken  auf  diesen  Erfolg  seiner  Prophezeihungen  zu 
pochen,  da  er  fast  für  jedes  Jahr  in  derselben  vorsichtigen  Weise  eine 
Kometenerscheinung  ankündigte,  wovon  natürlich  die  meisten  nicht  eintrafen. 
So  schreibt  er  z.  B.  für  das  Jahr  1560:  „es  gibt  mir  solche  Constellation  . . . 
nicht  geringe  Vermutung,  Das  sich  vmb  solche  zeyt  widerumb  ein  Comet . . . 
samlen  oder  entzünden  werde** '.  Femer  für  1562:  „Es  ist  auch  wol  vermut- 
lich, das  beide  durch  krafft  ofiftbemelter  Finsternus  der  Sonnen,  vnd  ober- 
zeltcn  zusamfügung  der  Planeten,  sich  etwan  ein  Materia  eines  Cometen, 
versamlen  vnd  entzünden  müg'*^  Ebenso  für  1563:  „zu  besorgen  ...  Es 
werdt  auch  die  krafft  solcher  grossen  Coninnction,  vnd  mechtigen  Configuration 
so  vilfeltiger  Stern,  Planeten  vnd  finsterais,  schwerlich  ohne  Cometen  vnnd 
Erdbidem,  auch  grosse  Sindtflut,  gifftigc  lufft  vnd  kranckheiten  vergehen**  ^ 
In  Nürnberg  drockte  Heller,  wie  sein  grosser  Vorgänger  Regiomontan,  seine 
Kalender  selbst;  er  starb  1590  zu  Eisleben. 

8. 

Practica  Magistri  Jo-  [  ach  im  Hellers  verordenten  Astronom! 
zu  I  Nürmberg,  auss  warer  Rechnung  vnd  grundt  |  der  Himlischen 
bewegung  vnd  Influentz,  |  von  newem  Practiciert.  |  Auff  das.  \  \ 

')HeUm»nn,B«p.8p.  IHS.   «)Nr.  loas.   »;Nr.  1GS.9.   ♦;  Xr.  17  8.  9.   »;Nr.  18  8.  la 

6* 


es  Arthur  Richel 

MDLV.  1 1  Jar.  1 1  Regirende  Planeten  diss  Jars.  |  Mars  vnrl 
Saturnus.  3  Holzschnitte.  Gedruckt  zu  Nürinberg  durch  ]  Magister 
Joachim  Heller.  Sckluss:  Gedruckt  zu  Nürnberg,  durcli  Magister  | 
Joachim  Heller.  |  Mit  Römischer  Keyserlicher  Mayestet  freyheyt, 
nicht  nach  zudrücken. 

fl55i.]     12  Bl.     Sign.  Aij—CiiJ. 


\fi^  Stometm/  fo  Mefctf  1776.  '^aref  eon 

rfim  r.idäCKnrriiaii/Wß  «uff  ^m  lo.apridsju'TOittmibfl^tr« 

r4NaKii/MlKuiung.   Kaatmt MOjfeut manaag/ (o fa>ttn i.omt* 
t(n  gf Oi^t  /  gdmOhO}  tcfiintt  tiKtO  V  tm<b 

SB.  3o&aniifln.Orf*n(lwitjuniOTflnSrp^orl>mrrnt. 


PHILrPPVS    MELANTHON. 

•^  Cum  «Timm ,  <rduni  h„  f.uo»  IXo  Ipftpnrrtt  ^ol.iturtiß  inh.bi«  t■ol'n^^^ 

N«  D(iu  ta  nuintO  Paiaium  orttrc  Oiulun,  Ipte  udiu  (iopuloi  flimiualM«  »"»• 

Sckluss:  Gedruckt  zu  Wittciiiberg.  |  M.  D.  LVI. 

U.  Dr.     UO  Bl,  da»  lelite  leer.     Sign.  Aij-FiiJ. 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  69 

Vor  und  hinter  dem  Text  stehen  griechische  und  lateinische  Verse 
von  Joh.  Caselius,  Fr.  Raphael  von  Hettstedt,  Hier.  Osius,  Z.  P.  (Zachar. 
Praetorius?)  und  Matth.  Schickrad  von  Bitterfeld. 

Johann  Hebenstreit  aus  Erfurt  war  Leibarzt  des  Herzogs  Erich  von 
Braunschweig,  dann  Stadtphysikus  und  Professor  der  Medizin  zu  Erfurt.  Er 
unterhielt  freundschaftliche  Beziehungen  zu  Wittenberger  Gelehrten,  so  zu 
Melanchthon,  „seinem  lieben  .Präceptor**,  und  zu  dessen  Schwiegersohn  dem 
kurfürstlichen  Leibarzt  Kaspar  Peucer,  „seinem  günstigen  Herrn  und  Freund". 
Den  Kometen  von  1556,  dessen  Lauf  er  beschreibt,  beobachtete  er  in  Witten- 
berg; auf  Grund  dieser  Erscheinung  prophezeit  er:  „es  wird  viel  feuriche 
Meteora,  wunderliche  gesiebte,  stern  schiessen,  gewaltige  starcko  Sturmwinde, 
erdbeben,  vergifftung  der  lufft,  vnd  viel  vngestum  wetter  geben.  Vnd  were 
nicht  vnnatürlich,  wenn  ein  ander  Cometa  folgete.**  Gleichzeitig  zählt  er 
eine  Anzahl  schon  eingetrofifener  Naturereignisse  des  Jahres  1556  auf,  u.  a. 
ein  grosses  Erdbeben  in  KonstantinopeP  und  eine  in  Stockholm  am  3.  Mai 
Abends  zwischen  8  und  9  Uhr  wahrgenommene,  ihm  schriftlich  mitgetheilte, 
wanderbare  Erscheinung.  In  einem  besonderen  Abschnitt  wendet  er  sich 
gegen  die  von  dem  polnischen  Astrologen  Peter  Prosuossczwice  ausge- 
sprochene und  auch  von  andern  getheilte  Ansicht,  dass  der  im  April  wahr- 
genommene Komet  mit  dem  zuerst  beobachteten  nicht  identisch  gewesen  sei, 
weil  die  Erscheinung  vom  16.  bis  81.  März  nicht  gesehen  wurde.  Er  führt 
den  Beweis,  dass  beide  sich  in  derselben  Bahn  bewegten  und  von  einer  Farbe 
waren.  Die  Ursache  der  zeitweisen  Unsichtbarkeit  sieht  er  in  der  Ungunst 
der  Witterung. 

Von  Hebenstreits  Praktiken  und  Kalendern,  die  er  „seinem  gebrauche 
nach**  jährlich  in  deutscher  und  lateinischer  Sprache  herausgab,  sind  nur 
wenige  bekannt;  Hellmann  zählt  4  Stück  auf,  für  die  Jahre  1565—1568. 
Nach  seinen  eigenen  Angaben  in  den  beiden  in  unserer  Sammlung  befindlichen 
Schriften  ist  die  Zahl  seiner  Praktiken  viel  grösser.  Schon  auf  das  Jahr  1556 
verfasste  er  ein  deutsches  und  ein  lateinisches  Prognostiken,  das  1555  in 
Erfurt  und  in  Wittenberg  gedruckt  wurde;  ausserdem  verweist  er  auf  seine 
Praktiken  der  Jahre  1560,  1564,  1565,  1566  und  1567.  Ferner  erwähnt  er 
eine  von  ihm  herausgegebene  sonst  nicht  bekannte  Schrift,  tractatus  de  pareliis, 
„80  bis  ins  1567.  Jar  ersehen",  worin  er  nach  seinen  eigenen  Angaben  die 
Bedeutung  der  Nebensonnen  erörtert  und  frühere  ihm  bekannt  gewordene 
Erscheinungen  mit  gewissen  geschichtlichen  und  elementaren  Vorgängen  in 
Verbindung  bringt'.    Hebenstreit  starb  1569. 

')  Auf  diosGS  Erdbeben    beziehen  sich  xwci  Fhighlilttor  von  LTiB;    vj?l.  Weiler, 
I>io  ersten  duntaoh<'n  Zeitungen  f Publik,  this  litiT.  Vereins  in  Stuttgart  111,  lS72y  2()6. 
•;  Nr.  85  8.  17. 


}>ractica/auf  Da^  m.dlvii. 

(uuor  atigrtfp^lm  (Tomf tcn/  ^m  fffba  «nB  l^iifftigPfm 

^argcrojffti/ünO  brtfutrt  ^bt-Sufj  rojrfm  gtmiM 

ta  2(f1ronDnic9  vi>n  nnom  'P^adicirt 

»nö  gfpfllel  Öurrfj 

ÖH.  3oot&im  -Odltr  ccrorDcnrrrt  aiironomura^u  TTfintitn^ 


Schluss:  Gedruckt  zu  Nürmberg;,  |  bey  Joachim  Heller,  Mit  | 
Kayserlicher  vnd  Chur-  |  fürstlicher  zu  Sach-  |  sen  Freyheit  nit  | 
nachzudru  ]  cken. 

[1556.J    20  Bl.  das  hlzte  leer.    Si^n.  B—E3. 

Hellmnun,  Rep.  8p.  IBS. 

Der  2,  Theil  dieser  Schrift  enthält  die  genaaen  Aufzciuhnnngen  über  de» 
Kometen  von  1556,  den  der  Verfasser  auf  einer  Reise  im  Fichtelgcbirge  am 
27.  Februar  eotdcclite  nnd  nach  seiner  Heimliehr  nach  Nürnberg  Nacbt  für 
Nacht'bis  zum  19.  April  mit  seinen  Instrumcutcu  bcobnclitctc. 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  71 

11. 

Practica,  durch  Chri-  |  stophorum  Stathmionem,  oder  Mass,  | 
der  Artzney  Doctorem  vnd  Physicum  |  zu  Coburg  mit  fleiss 
gestellet,  |  auff  das  Jar  1 1  M.  D.  LIX.  |  { 1 1  Herren  vnd  regierer 
dises  Jars,  sind  |  Venus  Sonn  vnd  Juppiter.     3  Holzschnitte. 

[DiUingen,  Sebald  Mayei\  155S.]     8  Bl.     Sign.  Aij—BiiJ, 

Typen  und  Planetenbilder  des  Titels  sind  dieselben  wie  Nr.  23. 

Der  Verfasser,  ein  Arzt  in  Koburg,  gab  jährlich  Praktiken  heraus,  die 
er  mit  einer  Widmung  an  seine  Freunde  und  Gönner  versah'.  Obige  ist 
seinem  Schwager  Johann  Pfister,  Bürgermeister  von  Koburg,  gewidmet. 


12. 


Practica  M.  Joachim  Hei  |  lers  verordenten  Astronomi  zu 
Nürmberg  |  auf  das  M.  D.  LIX.  Jar,  darin  die  zu-  |  künfftige  ver- 
enderung  des  gewitters  vnnd  |  etlicher  Regiment,  auss  den 
Eeuolutionibus  vnd  \  Regirenden  Finsternissen  sarapt  dreyer 
nechst  |  erschinenen  Cometen  bedeutung.  |  trewlich  angezeygt  | 
werden.  Holzschnitt:  Nürnberger  Stadiwappen.  Mit  Kayserlicher 
May.  Freyheit  |  nicht  nachzudrucken.  Schlms:  Gedruckt  zu 
Nürmberg,  bey  |  Magister  Joachim  |  Heller.  Kleiner  Holzschnitt: 
Nürnberger  Stadtwappen. 

[1558.]     10  BL     Sign,  A2—B4, 

In  dieser,  dem  Kurfürsten  August  von  Sachsen  dedicirten  Schrift  theilt 
Heller  seine  Beobachtungen  mit,  die  er  an  dem  1557  im  Oktober  erschienenen 
Kometen  in  Nürnberg  gemacht  hat.  Ferner  gibt  er  den  ihm  zugegangenen 
glaubwürdigen  Bericht  über  einen  im  Mai  1557  zu  Mailand  und  Lyon  beob- 
achteten Kometen  wieder.  Eine  dritte  Kometenerscheinung  vom  Frühjahr 
1558  ist  unsicher. 

13. 

Von  dem  jüngsten  vnnd  |  achten  Cometen,  deren,  so  von  dem 
Jar  I  M.  D.  XXXI  an,  biss  auflf  das  yetzig  |  lauflfend  M.  D.  LVIII. 
Jar,  er-  |  schinen  sein,  im  Augstmonat  |  gesehen.  \  \  Christus  Luce 
am  21.  Cap.  |  Auch  werden  schrecknuss  vnd  grosse  |  zeychen 
vom  Himmel  |  geschehen.  |  j  Eras.  Flock  Doctor.  |  \  Nürnberg.  1 1 
M.  D.  LVIII.  Zierleiste.  Seite  3  Stellung  des  Kometen  am  18.  und 
19.  August. 

')  Vgl.  Nr.  2i  S.  2:  „wiy  ich  meme  lieben  Herrn  vnd  freunde  jHrlich  ruverehren 
pflege,  mit  meinem  Prognostico''. 


72 


Artbar  Bichel 


crrd)titen(ff/tc. 


Schluss:  Gedruckt  zu  Nürnberg  durcli  |  Valentin  Neuber. 
Zierleiste. 

16  BLf  das  letzte  leer.  Sign,  Aiij — Diij, 

Erasmus  Flock,  am  1.  Januar  1514  geboren,  wurde  1543  Professor  der 
Pbilosopbie  und  Mathematik  in  Wittenberg  als  Nachfolger  des  Georg  Rhäticus; 
1545  kehrte  er  nach  Nürnberg  zurück,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode,  21.  Juli 
1568,  als  Arzt  thätig  war.  Obige,  dem  Bischof  Friedrich  von  Würzburg 
zugeeignete  Schrift  enthält  seine  Beobachtungen  vom  18.  bis  20.  August,  die 
am  21.  August  durch  ungünstiges  Wetter  unterbrochen  wurden.  Flock  beruft 
sich  in  seinen  Ausführungen  auch  auf  den  hochberühmten  und  hochgelehrten 
Herrn  Nicolaus  Kopernicus  und  bezeichnet  als  dessen  Wahlspruch:  Merus 
mathematicus,  merus  idiota.  Flocks  Biographie  und  Schriften  findet  man  bei 
Adelung,  Forts,  und  Ergänz,  zu  Jöchers  Gelchrten-Lox.  Bd.  II,  1132. 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  73 

14. 


Bedeutung  vnd  Offen  |  barung  warer  Hymlischer  Influxion, 
Nemllch  der  Finsternissen,  so  die  folgenden  Sie  |  ben  Jar  nach- 
einander geschehen,  Auch  von  der  |  grossen  Coniunction  Saturni 
vnnd  Jovis  im  |  1563.  Jar  Conunction  (!)  Saturni  vnd  |  Jovis 
im  1564.  Jar  zukünflftig,  dar-  |  rinn  "grosse  verenderung  der 
Reych  |  vnd  anderer  ding  angezeigt  wer-  |  den.  Vom  1559. 
Jhar  bis  |  jns  1565.  Jar  werende,  |  Gestellet  durch  ||  Nicolaum 
Cäsareura  |  Leucopeträura.  2  Holzschnitte,  Fhistemisse  darstellend. 
Schluss:  Gedruckt  zu  Nünnberg  bey  Georg  Kreydla. 

[1568,]     8  Bl,     Sign»  Aij — Biij.     Kleine  Hölzschnitte, 

15. 

Practica,  M.  Joachim  |  Hellers,  verordenten  Astronom!  zu 
Nürn-  ]  berg,  auflf  das  M.  D.  LX.  Jar,  darinn  '  die  zukünflftige  ver- 
enderung des  Gewitters,  vnd  |  andere  künflftige  zufeil  auss  den 
Eeuolu-  I  tionibus,  vnd  regierenden  Finster-  |  nussen  trewlich 
ange-  |  zeigt  werden.  1 1  Regierende  Planeten  dises  Jars.  4  Holz- 
schnitte: Saturnus.  Jupiter.  |  Mars.  Mercurius.  |  Mit  Keyserlicher 
Maiestat  Freyheit.  Schluss:  Gedruckt  zu  Nürmberg,  durch  | 
Valentin  Gey ssler. 

[15r,0.J  12  El     Sign,  Äij^Ciij, 

Hellmaun,  Eep.  Sp.  188. 

Die  Schrift  ist  dem  Bischof  Friedrich  von  Wtirzburg  gewidmet. 

16. 

Practica,  Joachim  Hellers,  \  verordenten  Astronom!  zu  Nürm- 
berg, Auflf  das  I  M.  D.  LXI.  Jar,  Nach  der  Geburt  |  vnsers  lieben 
HERRN  vnd  Hey-  |  lands  Jhesu  Christi.  \\  Auss  warem  grundt 
der  Astronomey  mit  fleiss  |  Practicirt,  Zu  Ehren  Dem  p]hrnuesten 
Für-  I  nichtigen,  Erbarn  vnd  Weysen  Käthe,  der  |  löblichen 
Reychstadt  Nürmberg.  Regierende  Planeten  dieses  Jars.  3  Holz- 
schnitte: Saturnus.  Mars.  \  Mercurius.  Schluss:  Gedruckt  zu  Nürm- 
berg, durch  Valentin  |  Geyssler,  vnd  Jeremias  Portenbach.  Mit 
Keyserlicher  Mayestat  freyheit  nicht  nach  zu  drucken. 

[1560,]     12  Bl,     Sign,  Aij~    C, 

Portenbach  druckte  1564  in  Erfurt.  Ein  aus  seiner  Presse  hervor- 
gegangenes Gedicht  wird  erwähnt  im  Archiv  für  Geschichte  des  deutschen 
Buchhandels  10  8.  91. 


74  Arthur  Richol 

17. 

Practica,  Magistri  Jo-  |  achim  Hellers,  Astronomi  zu  Nürin- 
berg  I  vber  das  M.  D.  LXII.  Jar,  nach  der  Ge-  j  burt  Jesu  Christi 
vnsers  lieben  HEREN  vnd  |  Heylandts,  Auss  warem  grundt  der 
Astro-  I  nomey,  mit  fleiss  von  newem  gestellet,  | '  Zu  Ehren  Dem 
Ehrenuesten,  Fürsichti-  |  gen  Erbarn,  Weysen  Käthe,  der  lob- 1 
liehen  Reychstadt  Nürmberg.  ||  Regierende  Planeten  des  1562. 
Jars.  4  Holzschnitte:  Jupiter.  Mars.  |  Mercurius.  Saturnus.  Schluss: 
Gedruckt  zu  Nürmberg,  durch  Valentin  Geyssler,  Mit  Keyser- 
licher  |  Mayestat  freyheit  nicht  nach  zudmcken. 

[1561.J    2  Bl.    Sign,  Aij—Bij, 

18. 

Practica,  Joachim  Hei-  |  lers,  verordenten  Astronomi  zu 
Nürmberg,  |  auflf  das  M.  D.  LXIII  Jars,  von  zu-  |  nahenden 
grossen  verenderung,  auss  warem  |  grund  der  Astronomey,  mit 
fleyss  ge-  |  rechnet  vnnd  Prognosticirt.  j'  Regierende  Planeten 
des  1563.  Jars.  4  Holzschnitte:  Jupiter.  Saturnus.  |  Mercurius. 
Mars.  Schluss:  Gedruck  (!)  zu  Nüremberg,  durch  Valentin  : 
Geyssler.  Mit  Römischer  Kayserli-  |  eher  Mayestat  Freyheyt 
nit  I  nach  zu  drucken.    Zierleiste. 

[1562.]     12  Bf.,  das  letzte  leer.     Sign.  Aij — Ciij. 
Hellmaniif  Ecp.  Sp.  188. 

19. 

Practica.  ||  Newe  zeytunge,  Von  der  bedeutun-  |  ge,  die  da 
folgen  werden,  auss  dem  obgemelten  |  Constellation  vnd  der 
Finsternussen,  Von  wegen  |  jetzt  vnserer  schweren  Sünden, 
Sonderlich  ]  in  diser  trübseligen  zeyt  zu  lesen.  1 1  Per  Paulum 
Seuerum  |  Matematicum.  Holzschnitt:  Segnender  Christus,  Schluss: 
Zu  Nürnberg,  bey  Bemhart  Fischer. 

[1563?]     4  Bl.     Sign.  AiJ—Aiij. 

Weller,  Die  ersten  deutschen  Zeitungen  (Publikation  des  liter.  Vereins 
in  Stuttgart  111,  1872)  272. 

Die  Prophezeihungen  dieser  Praktik  gelten  für  die  Jahre  1564—1570. 
„Das  vnglück  wirt  die  gantze  Welt  durchwandern,  Vnd  wirdt  sich  im  M.  D. 
LXIIII  Jar  anheben,  vnd  wirdt  weren,  biss  in  das  M.  D.  LXX  Jar." 

20. 

Practica  Magistri  i  Joachim  Hellers  von  Weissenfeis  1  Astro- 
nomi, etc.  Auflf  das  M.  D.  |  LXIIII.  Jar,  nach  der  geburt  vnsers 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadthibliothek.  75 

lieben  HEiren  vnd  Heylands  Jhesu  Chri- 1  sti,  aus  warem  Grund t 
der  Astrono-  |  mey  von  newem  fleissig  gerech-  |  net  vnd  Practi- 
ciert.  '  Zu  Ehren  dem  Wolgebornen  Grauen  |  vnd  Herrn,  Herrn 
Philipsen  Grauen  zu  Eber-  |  stein,  etc.  Römischer  Keyserlicher 
Maie-  |  stat  Rath,  vnd  Königlicher  Maiestat  |  in  Hispanien 
Oberster,  Meinem  |  gnedigen  Herrn,  etc.  Holzschnitt:  Wappen. 
Schltiss:  Ein  Hoch,  Achtbar,  Gestrenger  Em-  |  uester,  Erbar 
vnd  Weiser  Rath  dieser  Stadt  Collen,  hat  auflf  an-  |  suchen  des 
Erbam,  wolgelerten  Magistri  Joachim  Hellers  die  |  begnadung 
vnd  befreiung,  seinen  Calendern  vnd  Practiken  decre  |  tiert  vnd 
zugelassen,  das  dieselbe  niemandts  in  dieser  Stad,  |  dann  Niclaus 
Schreiber,  dem  ers  zutrucken  vergünt,  |  nachtrucken  solle  oder 
möge,  bei  hochge-  |  meltes  Raths  ernstlicher  straff.  Holzschnitt: 
Wappen. 

[1563.]     8  BL     Sign,  Äij—Biij. 

21. 

PROGNOSTICON  ASTROLOGICUM. !  Nicolai  Gugler.  Doctor, 
etc.  Auff  das  .  M.  D.  LXIIII.  Jar  nach  der  geburt  vnsers  Herren  | 
vnd  haylandts  Jesu  Christi,  auss  der  leer  des  |  hoch  berumptem 
Ptholomei  |  gezogen.  |  Zu  Eefen  dem  Wolgebornen  Grauen  vnnd 
Herren  Herren  Friderich  |  Grauen  zu  Lewen  stein  vnd  Scharpf- 
neck  etc.  Rhö.  Kay.  Ma.  |  Camerrichter  etc.  meinem  gnedigen 
herren.  I  Ptholo.  8.  verb.  Centiloqui.  |  Sapiens  Anima  confert 
celestl  operationi  quemadmodum  optimus  |  agricola,  arando,  expur- 
gandoque  confert  naturae.  2  Holzschnitte:  Jupiter.  Mercurius. 
Schluss:  Getruckt  in  der  Churfürstlichen  Stat  !  Heydelberg,  Durch 
Michael  Schirat. 

[1563.]     8  El.     Sign.  A2—A  (statt  B)  3. 

Wie  aus  den  Bemerkungen  „davon  ich  vergangen  jars  geschriben  hab** 
oder  „wie  ich  vor  eim  jar  angezaigt"  zu  schliessen,  schrieb  Gugler  auch  auf 
das  Jahr  1563  eine  Praktik.  In  der  Vorrede  zu  obiger  Schrift,  führt  er 
Beschwerde,  dass  so  viele  Unerfahrene  Prognostika  schreiben  und  vorlangt, 
dass  von  Reichswegen  nur  berufsmässigen  Astrologen  die  Veröffentlichung 
von  Praktiken  gestattet  werde. 

22. 

Practica:  |  Durch  Christophonim  |  Stathmion,  oder  Mass, 
der  Ertzney  |  üoctorn,  vnd  Medium  zu  Co-  |  bürg,  mit  fleyss 
gestelt,  I  Auff  das  Jar:  |  D.  M.  LXIIII.     Herren  oder  Regenten 


76  Arthur  Eichel 

dises  Jars  sind,  |  Mars.  Venus.  Mercurius.  3  Holzschnitte,  Schluss: 
Getruckt  zu  Augspurg,  durch  |  Mattheum  Francken. 

[1563.]     8  Bl,  Sign.  Äij—Biij, 

Die  Schrift  ist  dem  Stadtschreiber  und  Syndikus  Georg  Offen  in  Coburg 
gewidmet. 

23. 

Practica  |  Auflf  das  Jar  M.  D.  LXIIII.  Auss  |  waren  funda- 
menten  Astronomie  mit  fleyss  |  gestelt,  vnd  beschriben,  zu 
ehren,  einem  Er-  |  baren.  Fürsichtigen,  Wolweisen  Rath,  der  | 
Statt  Forcheim,  etc.  Durch  Georgium  |  Winckler  Forchemium, 
der  freyen  |  künsten,  und  Artzney  |  Studiosum.  !  Regierende 
Planeten  vnd  Herrn  dises  64.  Jars,  seind  |  Jupiter.  Mars.  Venus. 
3  Holzschnitte,  Mit  Rom.  Kay.  May.  Freyheit.  1]  Getruckt  zu 
Dilingen  durch  Sebal-  |  dum  Mayer.  Schhm:  Ich  halts  auch 
mit  Got. 

[1563.]     8  El.     Sign.  Äij—Biij. 

Georg  Winckler  aus  Forchheim  war  später  Arzt  zu  Bietigheim  in 
Würtemberg. 

24. 

Practica:  |  Durch  Christopliorum  |  Stathmion,  oder  Mass, 
Der  Ertz-  |  ney  Doctorn,  vnd  Medicum  zu  |  Coburgk,  mit  fleyss 
gestelt,  I  Auff  das  Jar:  |  M.  D.  LXV.  |  Herren  oder  Regenten 
dises  Jars,  sindt.  |  Saturnus,  vnd  Venus.  2  Holzschnitte.  Schluss: 
Gedruckt  zu  Nürnberg,  Durch  |  Valentin  Newber.     Zierleiste, 

[1564.]  8  Bl.  Sign.  Äiij—Biij. 

Einem  Herrn  Sebaldus  Buchner  in  Coburg  gewidmet. 

25. 

Practica,  oder  Progno-  |  sticon,  Auff  das  M.  D.  LXV.  Jar, 
Nach  regierung  der  Planeten,  vilfeltigen  Aspecten,  |  Finsternuss, 
vnd  anderen  vorgehenden  zufellen,  |  trewlich  vnnd  mit  fleyss 
gestellet,  | '  Durch :  |  Andream  Rosam,  der  Artzeney  |  Doctorem, 
des  jungen  Burggraffen  zu  |  Meissen,  etc.  Physicum  zu  |  Schle- 
witz.  Herren  vnd  Regenten  \  dises  Jars.  Sonn,  Jupiter  vnd 
Mars.  3  Holzschnitte.  Schluss:  Gedruckt  zu  Nürnberg,  durch  | 
Valentin  Newber. 

[1564.]     10  Bl.     Sigft.  Aiij—(\ 

Andreas  Rosa,  Arzt  und  Astronom,  geboren  in  Schweinfurt  1530,  schrieb 
über  30  Jahre  Kalender  und  Prognostica.   In  vorliegender,  der  Mutter  seines 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  77 

Herrn,  Fürstin  Klara  von  Anhalt  gewidmeten  Schrift  verweist  er  auf  seine 
Praktik  für  1564.  Hellmann,  der  schon  eine  für  1563  kennt,  erwähnt  bis 
1596  im  Ganzen  12  Stück'.  Rosa  bemerkt  wiederholt  in  den  Vorreden,  dass 
es  seine  Gewohnheit  sei,  jedes  Jahr  eine  Praktik  zu  veröffentlichen.  Seine 
letzten  sind  aus  Amberg  datirt,  wo  er  am  22.  August  1602  gestorben  ist^ 

26. 

Practica  nach  der  Ge-  |  burt  vnsers  lieben  HErren  vnd  | 
Heylands  Jesu  Christi,  |  M.  D.  LXV.  |  Jar.  ,  Auss  warem  grundt 
der  Astrono-  mey  mit  fleiss  Practiciert,  Durch  Wolffen  Geussen, 
Astrolo-  I  gum  zu  Nürnberg. ,  i  Regierende  Planeten  dises  Jars.  \ 
Jupiter  vnd  Mars.    2  Holzschnitte. 

[Nürnberg,  Valentin  Neuber,  1564.]  8  BL,  das  letzte  leer.  Sign,  AiJ — Btj, 
Bl.  7  fehlt. 

Den  Drucker  lassen  die  Typen  und  die  Planetenbilder  des  Titels  erkennen; 
es  sind  dieselben  wie  Nr.  29. 

Der  Verfasser,  der  zugleich  Arzt  war,  bemerkt  in  dieser  Schrift,  dass 
er  auch  auf  das  Jahr  1564  ein  Prognostiken  geschrieben  habe;  von  ihm  ist 
noch  eine  medizinische  Schrift  bekannt:  Methodus  curandorum  morborum 
mathematica.    Frankfurt.     1613  ^ 

27. 

Practica  Deutsch,  Auff  |  das  M.  D.  LVX.  Jar,  Nach  der  i 
Geburt  vnsers  lieben  HERren  vnd  |  Heylandts  Jesu  Christi, 
Mit  fleyss  |  und  kurtz  beschrieben,  Durch  Gre-  |  goriura  Fabri- 
ciura  Lutzensem,  |  der  Artzney  Doctorem  zu  |  Schweinfurt. 
Regierende  Planeten  dises  Jars  sindt.  |  Saturnus.  Mars.  Venus. 
3  Holzschnitte.  Schluss:  Gedruckt  zu  Nürnberg  |  durch  Valentin  ' 
Newber.     Zierleiste. 

[1564,]     8  Bl.     Sign,  Ai/^BiiJ, 

t 

Hollmann,  Rep.  Sp.  594  erwähnt  eine  in  Augsburg  gedruckte  Ausgabe 
dieser  Schrift.  Trotzdem  keine  andern  Praktiken  des  Greg.  Fabricius  bekannt 
sind,  muss  er  doch  schon  vor  1564  welche  g(*schricbeu  haben.  Denn  er  bemerkt 
in  der  an  Veit  Ulrich  von  Schaumburg  gerichteten  Vorrede:  „Dieweil  nun 
günstiger  Juncker,  ich  auch  widerumb  meinem  vorigen  brauch  nach,  auff 
dise«  65.  Jar  ein  Prognosticum  gestellet,  habe  ich  dasselbige  E.E. . .  dediciren 
vnd  zuschreiben  wollen.* 


»)  Hellmftnn,  Rt»p.  Sp.  4U. 

«)  Jöohor,  Allgemeines  Oolelirton-I^x.  Bd.  III,  2217. 

•)  Ebend«  Bd.  U,  975. 


78  Arthur  Riehel 

28. 

PRActica,  Christiani  Heidens  verordneten  Mathematici  zu 
Nürm-  I  berg,  Auflf  das  M.  D.  LXVI.  Jar,  Nach  |  der  Heyligen 
Geburt  Jhesu  Christi.  |  Allen  guthertzigen  zu  trewer  War- 1  nung 
geschrieben.  | ,  Regenten  diss  Jars,  Mars  mit  hilff  Saturni.  2  Holz- 
schnitte.   Gedruckt  zu  Nürraberg,  durch  (  Nicklaus  Knorrn. 

[1565.J     14  Bl,     Sign,  AitJ—D, 

Christian  Heiden  oder  Heyden,  Sohn  eines  bekannten  Nürnberger  Schul- 
mannes Sebald  H.  *,  geboren  am  2.  Mai  1526,  gestorben  am  9.  Februar  1576, 
studirte  in  Leipzig  und  Wittenberg;  seit  1564  war  er  Professor  der  Mathe- 
matik in  seiner  Vaterstadt  Nürnberg  und  verfertigte  als  solcher  verschiedene 
künstliche  Instrumente.  Er  schrieb  jährlich  deutsche  Praktiken,  in  welchen 
er  sich  in  die  theologischen  Streitfragen  in  einer  Weise  einliess,  die  ihm  den 
Hass  vieler  Theologen  zuzog;  er  rächte  sich,  indem  er  seinen  Gegnern  alles 
Unheil  prophezeite;  so  schreibt  er  einmal:  „Mars  drohet  auss  dem  achten 
hauss  allen  ehrgeitzigen  vnnd  zenkischen  Theologis,  entweder  vntergang  oder 
ja  entzetzung  jres  Ampts,  Sonderlich  aber  den  Gehürneteu,  so  vnter  den 
Zwillingen,  dann  diewcil  beide  Finsternus  der  Sonnen  vnd  Mond  inn  Gehürnete 
zeichen  einfallen,  werden  derselben  viel  so  hefftig  gestössig,  vnd  doch  nicht 
Hirschen  art  jre  Hörner  abstossen,  vnd  jnen  Eselohren  wider  wachsen,  vnd 
also  dem  Mercurio  mit  solchen  verrhatcn  werden,  der  diss  Jar  vnnd  volgend 
Jar  dem  Satnrno  seiner  Esel  viel,  so  jm  ein  lange  zcyt  entloffen,  vnd  hin 
vnd  wider  in  die  Doctorschauben  vnnd  lange  Rock  sich  verschloffen,  wider 
mit  schänden  aussbeltzen,  vnd  inn  jren  alten  Eselstal  dahin  sie  gehören, 
wider  eintreiben"  *.  Heidens  Prophezeihungen  sind  meist  in  einer  bilder- 
reichen, schwer  verständlichen  Sprache  gehalten,  mögen  aber  gerade  deshalb 
auf  Ungebildete  einen  besonderen  Eindruck  gemacht  haben.  In  seinen  Schriften 
tritt  häufig  der  ganze  astrologische  Unsinn  zu  tage  und  man  lernt  verstehen, 
wie  solche  thörichte  Wahrsagereien  den  Spott  vernünftig  denkender  Menschen 
herausfordern  mussten.  Ich  will  nur  eine  Stelle  aus  der  oben  beschriebenen 
Praktik  citircn,  zugleich  als  Beweis,  bis  zu  welchen  Albernheiten  die  Stern- 
deuter sich  verstiegen  und  welchen  Grad  von  Dummheit  sie  bei  ihren  Lesern 
voraussetzten.  Zu  den  Finsternissen  des  Jahres  1566  bemerkt  Heiden:  „solche 
werden  mit  jrer  gifftigkeit  bede  dem  Wild  vnd  Heimischen  groben  Viech 
sich  hefftiger  vnd  schedlicher  erzeygen,  mit  grösserm  abgang,  dann  diss  1565. 
Dann  alles  Viehe,  hoch  vnd  nider,  so  das  1566.  gefallen,  wirdt  schindheriger 
an  gewechs  bleiben,  mit  grossem  missrath  vnnd  vugeschlechten,  vor  allem 
aber,  werden  die  Rosse  diss  Jar  viel  hefftiger  abgehen,  vnd  jhding  vmbfallcn, 
sampt  allen  andern  vierfüssigen  Thiern,  so  vngcspaltene  Huff  haben,   vnd 


>)  Vgl.  Allgomeine  deutsclio  Biographie  Bd.  XII,  352. 
«)  Nr.  82  8. -9. 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  79 

nicht  wider  kürffen,  von  wegen  der  zusammenfügung,  Martis  mit  Saturn  i  in 
dem  letzen  graden  des  Löwen,  die  auch  dem  gespaltenen  Viech  durch  den 
geulerden  schein  dest  schedlicher  ist. 

Dessgleichen  was  kleinere  Visch,  vnd  vor  andern  allen  raub-Visch,  auch 
Krebs,  werden  diss  jar,  sich  nicht  wie  zu  gemeinen  jaren  vberflüssig  erzeigen, 
von  wegen  hefftiger  feulung,  vnd  erstockung,  so  diss  jar  verursachen  werden, 
die  gifftigen  stinckenden  Nebel,  so  die  Scorpionische  Finsternus  verursachet, 
Die  wasser  vergifften,  doch  mehr  die  stehenden,  als  Weyer  vnd  See  als  die 
fliessenden,  nicht  on  schaden  alles  Vischwercks  durchauss,  welche  Nebel  wie 
sie  vil  schedlicher  Miltaw  gebern,  wird  diss  jar,  sonderlich  zu  vberschwelligen 
ünzifer  mehr  gneigt  sein  als  Rauppen,  Kefer,  Heuschrecken,  vor  welchem 
plagen,  vns  Gott  gnedig  behüten  wolle,  vnd  durchauss  alle  Obrigkeit  mit 
grossem  ernst  darob  sein,  das  alles  Geschmeiss  so  viel  müglich  bey  rechter 
zeyt  hinweg  geraumbt  werden.** 

In  Hellmanns  Kepertorium  werden  keine  Praktiken  Heidens  genannt; 
in  unserer  Sammlung  befinden  sich  8  Stück  für  die  Jahre  1566  bis  1573, 
sämmtlich  bei  Nikolaus  Knorr  in  Nürnberg  gedruckt. 

29. 

Practica  |  Durch  Christophorum  |  Stathmion,  oder  Mass,  Der 
Ertz-  I  ney  Doctorn,  vnd  Physicura  |  der  zeyt  zu  Coburgk,  mit ! 
fleyss  gestellet,  Auff  |  das  Jar:  !|  M.  D.  LXVII.  ,|  Herren  oder 
Regenten  dises  Jars  sindt:  |  Mars  vnd  Juppiter.  2  Holzschnitte. 
Schbiss:  Gedruckt  zu  Nürnberg,  durch  [  Valentin  Newber.  Zierleiste, 

[1566.]    8  Bl.     Sign,  Aij^BHj, 

Einem  Herrn  Hans  von  Hessberg  gewidmet. 

30. 

Practica,  oder  Prognosti-  |  con,  auff  das  M.  D.  LXVII. 
Jar.  I  Nach  regirung  der  Planeten,  Aspecten,  Finster-  |  niss  vnd 
anderen  vmbstenden,  be-  |  sonders  fleiss  gestellet.  |  Durch: 
Andream  Rosam,  Suinphordianura,  |  der  Artzeney  Doctorera,  vnd 
des  Jüngern  |  BurgrafiFen  zu  Meyssen  etc.  Physi-  |  cum,  zu 
Schlewitz.  Dises  Jars  Herr  vnd  Regent  |  ist  die  Sonne  neben 
Venus.  2  Holzschnitte,  Decreta  Astrorura  nemo  praetoria  ducat,  \ 
Ponere  fata  Dens,  tollere  fata  potest.  Schluss:  Gedruckt  zu 
Nürnberg,  |  durch  Valentin  |  Newber.    Zierleiste. 

[1566,]    8  Bl.     Sign,  Aiij—Biij, 

Der  Fürstin  Klara  von  Anhalt  gewidmet.  Der  Verfasser  verweist  auf 
seine,  sonst  nicht  bekannte  Praktik  für  das  Jahr  1566. 


Arthnr  Itiohel 


'P'!(pGmSTlCOK  JSTlipLOGICyM. 
Stuffbf«  tf  itrSfltm  wtb  anbew  5c^mf  utt«  bo*  'plowttm 

9t»  J<u»/VW  '0*r  (Btburt  vrib  (8naOnirdc))«n  nr^nßlTwntwna 
vn|cis  oniflfli  eA6(ttt  vnbfrligmoditre/ 

Hunune  ^uft/iw  conßwgii  /Imiumcrftofrtfp«, 


O   VOS  OMNESQ.VI  TRANSITIS  AVDITB  DOLOREM  MEVM. 

^  vnotenttcn  mAi'cnm  vnM11i]tt>cnuti'oini  b«  fi^l"^"  i>nt>  l^V< 
»?iHnnt>cr3.    M.     D.    LXVIi. 
Schluss:  Gedruckt  zu  Witteniberg,  Durch  |  Peter  Seitz.  ,  1 567. 

16  Bl.    Sign.  Aij^lHij. 

Hellmunn,  Bcp.  Kii.  444. 

Victorin  ScbiSnfelJ,  geboren  1525  in  Üniitzco,  war  Professor  iler 
Mathematik  seit  1567  nnil  der  Medizin  seit  1568  an  der  Univcrsitüt  Marbur»;; 
er  starb  am  13.  Juni  1591.  Ocorg  Oäsins  zählt  ilin  neben  Schoner,  Relnbold 
Bh&ijcns  n.  a.  zu  den  lierflhmtesten  Astronomen  seioer  Zeit '.  Schiinfcld  gab 


Astrologische  Volksschriftcu  der  Aachener  Stadtbibliolhek.  81 

bis  zu  seinem  Tode  über  30  Jivhre  lang  Praktiken  herAUS  ^  In  der  vor- 
liegenden berechnete  er  nach  den  verschiedenen  astronomischen  Tafeln  den 
Eintritt,  das  Mittel  und  Ende  der  Finsternisse  für  Marburger  Breite  und 
fordert,  um  den  Mängeln  der  vorhandenen  Planetentafeln  durch  genaue 
Beobachtung  abzuhelfen,  seine  Leser  auf,  „zur  zeit  der  Finsternis  recht- 
schaffene vnd  eigentliche  obseruationes  anzustellen.  Damit  man  endlich  erfahre 
welche  tabulae  oder  Rechnung  den  augenscheinlichen  obseruationibus  am 
nächsten  zufallen.^ 

Dem  Text  geht  ein  Widmungsgedicht  des  Professors  und  gekrönten 
Poeten  Peter  Paganus  in  Marburg  voraus. 

32. 

PRactica  Christiani  |  Heidens  verordneten  Mathemati-  |  ci 
zu  Nürmberg,  Auff  das  M.  D.  LXVII.  Jar.  |  Nach  der  heyligen 
Geburt  Jhesu  Christi.  |  In  gutem  zu  trewer  warnung  |  geschrie- 
ben. Regenten  diss  Jars,  |  Mars.  Saturnus.  Mercurius.  5  Holz- 
schnitte: S  Planeierthilder,  eine  Sonnen-,  eine  Mondfinsternisse  Ge- 
druckt zu  Nürmberg,  durch  |  Nicolaum  Knorrn. 

/i56*6\7     12  Bf.     Sign,  Aii—Ciij, 

Heiden  berichtet  in  dieser  Schrift  von  verheerenden  durch  ausser- 
gewöhnliche  Niederschläge  verursachten  Ueberschwemmuugen  im  Jahre  1566. 

33. 

PRactica  Christiani  |  Heidens  verordneten  Mathemati  |  ci 
zu  Nürmberg,  Auff  das  M.  D.  LXVIII.  Jar.  |  Allen  guth^rtzigen 
zu  trewer  warnung  geschrieben.  Regenten  diss  Jars.  |  Jupiter. 
Mars.  2  Holzschnitte:  Wer  nicht  kan  die  Warheyt  leydn,  |  Der 
sol  all  vnser  Schriften  meidn.  |  Dann  wir  durchauss,  nur 
Chribti  ehr  |  Suchen,  wie  sichs  befindt,  nicht  mehr.  Gedruckt 
zu  Nürmberg,  durch  |  Nicolaum  Knorrn. 

[1^7,]     14  BL     Sign,  Aij—D, 

Diese  Schrift  beschäftigt  sich  fast  nur  mit  den  zu  jener  Zeit  entbrannton 
dogmatischen  Streitigkeiten  und  zeigt,  mit  welcher  Leidenschaft  diese  Känipte 
auch  in  Nürnberg  geführt  wurden. 

34. 

PRactica  Christia-  |  ni  Heidens  verordneten  Mathe-  |  matici 
zu  Nürmberg,  Auffs  kürtzte  aussgezogen,  Auff  das  M.  I).  LXVIIII. 
Jar,  nacl»  der  |  heiligen  Geburt  vnsers  erlösers  |  Herrn  Jesu 
Christi,  etc.     '  Principal  Regent  diss  Jars.       Saturnus.     Holz- 


')  Utiber   sein  Leben   und   seine  Scliriftuu   vgl.  Allgomeiue   deutäche    Biugraphio 
B«l.  XXXII,  908. 

6 


83  Anhnr  ßichel 

schnitt.  Gedruckt  zu  Nurmberg,  '.  durcli  Nicolauni  Knon-n.  Sch/uss: 
Ende  dieser  Practickcu. 

[laUH.]     8  Bl.     Sign.  Aij—Bij. 

35. 

PROCNOSTICON 
^tlioruttm  /  aug  sMd^  wxst^txn 

^('<^  /  @<impt  brauff  ttfolsttm  (i:rnnp(ln 

g<j»9m/ auff«  3^ar  m.  d.  lxix. 

JStriniuiiuct  incpnr  anMr  3n4i<n  i" 


Philofoph«  BC  Mcdicini  Do<ftorem ,  Phyficum  dC  Lt. 
Äortm  ordinarJum/&(r  $ri(tr|?fll>(  Srf^rfcf. 

Schluss:  Gedruckt  zu  Erifordt,  durcli  Oonra-  |  dum  Dreher, 
zum  buiidteu  Lawen  |  bcy  Sanct  Paul. 

//a.N./      16.  lif.     Sign.  Mj—Dij. 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  83 

Diese  den  Herren  Lndolph  und  Hans  Christoph  von  GOtfordt  (Qottfarth) 
gewidmete  Praktik  erschien  mit  den  dazu  gehörigen  Kalendern  zugleich  in 
lateinischer  Sprache.  Eine  am  26.  Juli  1568  vom  Verfasser  beobachtete 
Feuerkugel  gibt  ihm  Veranlassung  auf  frühere  Phänomene  dieser  Art  zurück- 
zukommen.' So  sollen  an  den  Tagen  vor  den  Schlachten  bei  Pavia,  23.  Februar 
1525,  und  bei  Mühlberg,  23.  April  1547,  solche  Erscheinungen  gesehen  worden 
sein.  Aus  einem  alten  in  Beimen  abgefassten  Prognostiken  citirt  Hebenstreit 
die  Verse:  „Weil  M.  D.  LX.  wird  gezelt,  —  Pestilentz,  Krieg,  schreckt  die 
gantze  Welt,  —  W.  H.  Franckreich  leiden  noth,  —  In  Orient  wird  thewr 
das  Brodt,  —  Vnfried  in  Deutschland  wird  entstehn,  —  Die  anheber  ver- 
lieren Land,  Leut  und  Lehn,  —  So  auch  der  Adel  aus  vbermuth  —  Auffrhur 
anrieht,  so  kosts  sein  Blut,  —  Ein  altes  müdes  weisses  Boss  —  Wird  kranck, 
bekümpt  ein  tödtlichen  stoss.'^  Letztere  Prophezeihung  bezieht  er  auf  den 
Tod  des  Herzogs  Heinrich  des  Jüngern  von  Braunschweig  (1568),  der  ein 
weisses  Ross  im  Wappen  führte.  Am  Schluss  der  Praktik  stehen  lateinische 
Gedichte  von  Job.  Pecelius,  G.  Fabricius  und  J.  Hebenstreit. 

üeber  den  Drucker  Konrad  Dreher,  der  von  1560  ab  zu  Erfurt  im  Haus 
zum  bunten  Löwen  bei  Sanct  Paul  druckte,  vgl.  Archiv  für  Geschichte  des 
deutschen  Buchhandels  Bd.  X,  91. 

36. 

PRactica  Christia  |  ni  Heidens  verordneten  Mathe-  |  raatici 
zu  Nürnberg,  AiifF  das  M.  D.  LXX.  |  Jahr,  Nach  der  heiligen 
Geburt  vn-  |  sers  Erlösers  vnd  Heilands  |  JHESV  Christi,  etc.  1 1 
Regenten  diss  Jahrs.  |  Saturnus  vnd  Mars.  2  Holzschnitte.  Ge- 
druckt zu  Nürniberg,  |  durch  Nicolaum  Knorrn. 

[156iK]     12  Bi.,  das  letzte  her.     Sign.  Aij—Cij, 

37. 

Von  dem  Effect  vnd  war-  |  ckung,  des  Newen  erschinen 
Cometen,  im  1569.  Jar,  den  |  achten  Nouembris.  Auch  von  der 
bedeutung  bayder  Finsternuss  des  |  Mons,  so  in  disem  1570. 
Jar  geschehen,  Mit  allem  fleiss  |  zu  lieb  vnd  Ehren,  Auch  trewer 
Warnung  |  beschriben  worden.  '  Durch.  |  Benedictum  Wailerum 
Mathe-  |  maticum.  '  Den  Edlen,  Ehrnuestcn,  Hochachtbarn,  Er- 
samen,  Für-  |  sichtigen  vnd  Weisen  Herrn,  Burgermaister  vnd 
Rathe  des  |  heyligen  Römischen  Reichs  Statt  Augspurg,  Meinen 
günstigen  lieben  |  Herren.  Holzschnitte:  Der  Komet  umge/jen  von 
zwei  Mondfinstemisseti, 

O,  0.  u,  Ih\     11570.J     4.  Dl.     0.  Sign. 

38. 

PRactica  Christia  |  ni  Heidens  verordneten  Mathe-  |  matici 
zu  Nürmberg,  Auff  das  M.  D.  LXXI.  |  Jahr,  Nach  der  heiligen 

6* 


84  Arthujr  Richcl 

Geburt  vn-  |  sers  Erlösers  vnnd  Heilands  |  Jhesu  Christi,  etc.  '  i 
Regenten  diss  Jahrs.  |  Mars.  Holzschnitt.  Gedruckt  zu  Nürm- 
berg,  durch  |  Nicolaum  Knorrn. 

[I570.J     8  BL     Sign,  Aij—B, 

39. 

Practica  Teutsch,  auff  |  das  Jar  nach  vnsers  Herrn  vnd 
Selig-  I  machers  Jesu  Christi  Geburt,  M.  D.  LXXI.  |  Nach  er- 
schaffung  der  Welt,  |  5533.  i;  Gestelt  zu  Ehren:  II  Den  Ehrn- 
uesten,  Er-  |  barn,  Fürsichtigen  vnd  Weisen  Herrn,  |  Burger- 
meister vnd  Rathe  der  Keyserlichen  |  vnd  Löblichen  Reichstadt 
Roten-  I  bürg  vff  der  Tauber,  etc.  i  Durch  ;  M.  Georgium 
Coesiuni,  |  Rotenburgensem.  i ;  Regenten  diss  Jars.  Jupiter, 
Venus,  MithelflFer  |  Satumus.  I  Gedruckt  zu  Nürmberg,  Durch  | 
Valentin  Fuhrman.  Schluss:  Gedruckt  zu  Nürmberg,  Durch  | 
Valentin  Fuhrman. 

[1570.]     8  Bl.     Sign.  Aij—Biij. 

Die  über  das  Leben  des  Georg  Cäsius  oder  Cösius  verbreiteten  Angaben 
bedürfen  nach  den  zahlreichen  in  seine  Praktiken  eingestreuten  persönlichen 
Bemerkungen  der  Richtigstellung.  Cäsius  war  1543  oder  1544*,  nicht  1542, 
wie  Jöchcr  u.  a.  behaupten,  zu  Rothenburg  a.  d.  Tauber  geboren.  Denn  nach 
einer  Notiz  in  seiner  Praktik  fürs  Jahr  1582  (Nr.  54.)  konnte  er  im  Frühjahr 
1553  noch  keine  Beobachtungen  anstellen  „weil  er  zur  selben  zeit  noch  nicht 
gar  10  Jar  alt  gewesen**.  In  Rothenburg  genoss  er  den  Unterricht  seines 
Vorgängers,  des  magisters  philosophiac  und  Rektors  Abdias  Wickner,  eines 
nicht  unbedeutenden  Mannes.  Seine  Studien  vollendete  er  in  den  Jahren 
1563—1565  zu  Wittenberg;  dort  erwarb  er  sich  astrologische  Kenntninsc  in 
den  Vorlesungen  des  Mathematikers  Sebastian  Theodorich  aus  Windsheim. 
Seine  theologische  Laufbahn  begann  er  in  seiner  Heimathstadt  Rothenburg, 
wo  er  bis  1573  als  Diakon  wirkte,  dann  bekleidete  er  dieselbe  Stellung 
einige  Jahre  in  Ansbach;  von  1578  bis  1580  war  er  Pfarrer  zu  Leuters- 
hausen;  seit  1581  bis  zu  seinem  am  4.  September  1604  erfolgten  Tode  lebte 
er  in  gleicher  Eigenschaft  in  Burgbernheim,  zwischen  Rothenburg  und  Winds- 
heim gelegen.  Cäsius  Hess  unermüdlich  Jahr  für  Jahr  bis  in  sein  Alter  ein 
Prognostiken  erscheinen;  das  älteste  ist  nach  seinen  eigenen  Angaben  für 
das  Jahr  1566  geschrieben;  so  bemerkt  er  1580:  „meine  Prackticken  diese 
15.  Jar  vber,  vom  66.  biss  auflf  diss  81.  fürbrachf*  (Nr.  50.)  und  schon  1574 
„wie  ich  dann  nun  in  das  9  Jar  Calender  vnd  Prognostica  geschrieben'*.  (Nr.  44.) 
Die  Notiz  über  eine  Praktik  zum  Jahre  1561  *,  die  er  etwa  17  Jahre  alt  ver- 


>)  Na<h  OottingtT,  Moniteur  »loa  Dntfs,  S.  146  am  17.  Mai  l.'Oa 
«)  Hell  mann,  Rep.  Sp.  71. 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  85 

fasst  haben  müsste,  beruht  daher  wohl  auf  einer  Verwechselung.  Sein  letztes, 
von  Hellmann  erwähntes  Prognostiken  ist  für  das  Jahr  1601  bestimmt.  Cäsins 
gesteht,  dass  er  io  der  astrologischen  Kunst  nicht  besonders  bewandert  sei 
„dieweil  er  alters,  der  zeit  vnd  armut  halben,  auch  durch  mangel  der  Bücher 
diss  Studium  Mathematices,  wie  auch  andere  Künsten  vnd  Sprachen  besser 
vnd  vollkommener  zu  lernen  vnd  zu  studieren  verhindert  worden**;  er 
täuscht  sich  selbst  nicht  über  den  Werth  seiner  Erzeugnisse  und  bittet  die 
Leser  keinen  allzu  strengen  Massstab  an  seine  Prophezeihungen  zu  legen. 
„Wir  fehlen  vnd  jrren",  schreibt  er,  „in  geringem  sachen,  damit  wir  auch 
teglich  vmbgehn.  Wie  viel  weniger  ist  es  wunder,  das  wir  hie  in  dieser 
kuust  nit  allwegen  zutreffen,  da  in  erforschung  der  natur  so  viel  zu  bcdenckcn 
ist,  das  auch  die  aller  geiertesten  nicht  ergrunde'n  mögen".  Er  gründet 
seine  Wetteranzeigen  zum  Theil  auf  frühere  Erfahrungen,  da  er  die  meteoro- 
logir»chen  Vorgänge  regelmässig  aufzuzeichnen  und  die  Witterungsnotizen 
älterer  Chroniken  für  seine  Prognosen  zu  benutzen  pflegte. 

Mit  seinem  öfter  citirten  Kometenbüchlein  meint  er  wohl  den  nach  .Töcher  * 
von  ihm  zusammengestellten  Katalog  aller  bis  1570  erschienenen  Kometen. 

40. 

Practica  Christiani  |  Heidens  verordneten  Mathematici  |  zu 
Nürmberg,  Auif  das  M.  D.  LXXII.  |  Jar,  Nach  der  Heyligen 
(lebnrt  vnsers  P>-  |  lösers  vnd  Heylands  Jesu  Christi,  i  I  Regent 
diss  Jars.  |  Jupiter.  Holzschnitt,  Gedruckt  zu  Nürmberg,  durch  I 
Nicülaum  Knorrn. 

[157LJ     10  BL     Sign,  Aij—C. 

41. 

PRactica,  auif  das  Jar  |  nach  Christi  vnsers  Heylands  vnnd  | 
Seligmachers  geburt,  M.  D.  LXXII.  gestel-  |  let,  durch  M.  Hiero- 
nimum  Wilhelm  Pfarr-  |  herren  zu  Winterohausen  |  zu  Ehren.  | 
I)p]m  Edlen  vnd  Wolgebornen  Herren  |  Gottfriden,  Herrn  zu 
Lympurgk,  des  Heyligen  |  Römischen  Reichs  Erbschencken  vnd 
semper  |  Frey  etc.  seinen  gnedigen  Herrn.  |  Regenten  diss  Jars.  ! 
Jujyter  vnd  Venus.  2  Holzschnitte.  Schluss:  Gedruckt  zu  Nürm- 
berg, durch  I  Valtin  Fuhrman. 

11571.J     S  Bt,     Sign.  AiJ—BiiJ. 

42. 

Practica  Christiani  |  Heidens  verordneten  Mathematici  zu 
Nürmberg,  Auff  das  M.  D.  LXXII I.  |  Jar,  Nach   der  Heyligen 


')  AUgemeines  Golchrttiu-Lex.  Bd.  I,  1!>44. 


86  Arthur  Richel 

Geburt  vnsers  Er-  |  lösers  vnd  Heylands  Jesu  Christi.  '  I  Regent 
diss  Jar,  Mars.  2  Holzschnitte:  Mondfinstemiss  und  Planetenbild, 
Gedruckt  zu  Nürmberg,  durch  |  Nicolaum  Knorrn. 

[1572.]     12  Bl,     Sign.  Äij—Cij. 

43. 

Prognosticon  Astrologicum,  Oder  |  Practica  Teutsch,  Von 
der  I  Witterung  vnd  andern  geraeinen  zufellen,  des,  |  Nach  Jesu 
Christi  vnsers  Herrn  vnd  Seligmachers  geburt.  |  M.  D.  LXXIIIL 
Jars,  nach  erschaffung  der  weit  5536.  |  Auss  warera  grundt  der 
Astronomey  mit  fleyss  vnd  auff  das  |  kurztst  beschriben,  vnd 
gestelt,  Zu  ehren  vnd  wolgefallen.  |  Dem  Ehrnuesten,  Erbarn, 
Fürsichtigen  vnd  wei  |  sen  Herrn,  Bürgermeistern  vnd  ^Rathe, 
der  Keyserlichen  |  vnd  Löblichen  Reichsstadt  Rottenburg  an  der 
Tauber:  |  Meinen  günstigen  vnd  gebietenden  Herrn.  Durch  I 
M.  Georgium  Caesium  Rotenburgensem.  2  Holzschnitte:  Mer- 
curius.  Mars.  Esaie  24.  Das  Land  stehet  jemerlich  vnd  ver- 
derbt, der  Erdboden  nimbt  ab  |  vnd  verdirbt,  die  Höhesten  im 
land  nemen  ab.  Der  fluch  frisset  das  Land,  denn  I  sie  Verschuldens 
die  drinnen  wohnen,  etc.  Schltiss:  Gedruckt  zu  Nürnberg,  durch 
Valentin  Fuhr-  |  man  auff  S.  Lorentzen  Blatz. 

[1573.]     10  BL     Sign.  Aij—C. 

44. 

Prognosticon  Astrologicum,  Oder  |  Practica  Teutsch,  Von 
den  I  vier  Zeiten  vnd  andern  zufellen  des,  nach  Jesu  |  Christi 
vnsers  HErrn  geburt.  M.  D.  LXXV.  Jars,  |  Nach  erschaffung 
der  Welt  5537.  Auss  warem  grundt  der  Astro-  |  nomey  mit  fleiss 
vnd  auff  das  kürtzst  beschrieben,  vnd  gestellt  zu  vnter-  |  the- 
nigem  gefallen  vnd  Glückseliger  Regierung.  |  Dem  Durchleuch- 
tigen Hochgebornen  Für  I  sten  vnd  Herrn,  Herrn  Georg  Friderich 
Marggraffen  zu  |  Brandenburg,  in  Preussen,  zu  Stetin,  Pomern, 
der  Cassuben  vnd  |  Wenden,  AuTih  in  Schlesien  zu  Jegerndoi-ff 
vnd  etc.  Her-  |  tzogen,  Burggraffen  zu  Nürnberg,  vnd  Fürsten 
zu  I  Rügen:  Meinem  Gnedigen  Fürsten  vnd  Herrn.  Durch  (Holz- 
schnitt:  Wappen.)  M.  Georgium  Caesium  Rotenburgensem.  j  Esa: 
24.  Das  Landt  stehet  jemerlich  vnd  verderbt.  Der  |  Erdboden 
nimpt  ab  vnd  verdirbt.  Die  Höhesten  im  Landt  |  nemen  ab,  Der 
Fluch  frisset  das  Landt,  dann  sie  verschul-  |  deps  die  drinnen 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek.  87 

wohnen.     Schluss:   Gedruckt    zu  Nürnberg,  |  Durch  Valentin  | 
Fuhrman.     Zierleiste, 

[1574,]     14  BL     Sign,  Aij—D, 
Hellmann,  Eep.  Sp.  71. 

.        45. 

Prognosticon  Astrologicura,  Oder  |  Practica  Teutsch,  Von 
den  I  vier  zelten  vnd  andern^  zufeilen  des,  nach  Jesu  |  Christi 
vnsers  HERRN  vnd  Seligmachers  geburt,  |  M.  D.  LXXVI.  Jars, 
Nach  erschaflfung  der  Welt,  5538.  |  Auss  warem  grundt  der 
Astronomey  mit  fleiss  vnd  auif  das  kürtzte  |  beschrieben,  vnd 
gestellt  zu^Gnedigem  gefallen  vnd  |  Glückseliger  Regierung.  II 
Dem  Durchleuchtigen,  Hochgebornen  Für-  |  sten  vnd  HeiTn, 
Herrn  Georgen  Friderichen,  Marggraffen  zu  Bran-  |  denburg, 
zu  Stetin,  Pomern,  der  Cassuben  vnd  Wenden,  Auch  in  Schle- 
sien zu  Jegerndorff,  vnd  etc.  Hertzogen,  Burggraflen  zu  Nürn- 
berg, vnd  Fürsten  zu  Rügen:  Meinem  Gne-  |  digen  Fürsten  vnd 
Herrn.  |  Durch  M.  Georgium  Caesium  Rotenburgensem.  Hoh- 
schnitt:  Wappen.  Mars  Regent  diss  Jars.  Schluss:  Gedruckt  zu 
Nürnberg,  |  Durch  Valentin  |  Fuhrman. 

fl575.J     14  BL     Sign.  Aij—D. 

Hollmann,  Rep.  Sp.  71. 

In  der  Einleitung  zu  dieser  Praktik  versucht  der  Verfasser  die  auf 
Orund  gewisser  Bibelstellen  von  manchen  aufgestellte  Behauptung,  dass  die 
Sterndeuterei  schriftwidrig  sei,  zu  widerlegen. 

46. 

Prognosticon  Astrologicum,  Oder  ]  Practica  Teutsch,  Von  I 
den  vier  Zeiten  vnd  andern  zufeilen,  des,  nach  |  Jesu  Christi 
vnsers  HERRN  vnd  Seligmachers  Ge-  |  hurt,  M.  D.  LXXVII. 
Jars,  Nach  erschaffung  der  Welt,  |  5539.  Auss  warem  grundt 
der  Astronomey  mit  fleiss  vnd  auff  das  kürtzte  |  beschrieben, 
vnd  gestellt  zu  Gnedigem  gefallen  vnd  |  Glückseliger  Regie- 
rung. I  Dem  Durchleuchtigen,  Hochgebornen  Für-  |  sten  vnd 
Herrn,  Herrn  Georgen  Friderichen,  Marggraffen  zu  |  Branden- 
burg, zu  Stetin,  Pomern,  der  Cassuben  vnd  Wenden,  Auch  in 
Schle-  I  sien  zu  Jegerndorff,  vnd  etc.  Hertzogen,  Burggraffen 
zu  Nürn-  |  berg,  vnd  Fürsten  zu  Rügen:  Meinem  Gne-  |  digen 
Fürsten  vnd  Herrn.  |  Durch  M.  Georgium  Caesium  Rotenburgen- 
sem. Holzschnitt:  Wappen.  Mars  mit  Saturno,  Regent  diss  Jars. 


88  Arthur  Richel 

Schluss:   Gedruckt  zu  Nürnberg,   durch  |  Valentin   Fuhrmann. 
Zierleiste)}, 

[1570,]     12  BL     Sign.  Äij—Ciij. 
Hellmann,  Rep.  Sp.  71. 

47. 

PRACTICA  I  Auflf  das  M.  D.  |  LXXVIII.  |  Jar.  .  1  Gestellet 
vnd  gerechnet  |  Zu  ehren  dem  Durchlauch-  |  tigen  Hochgeboruen 
Fürsten  vnd  Herrn,  |  Herrn  Christiano,  Hertzogen  zu  Sachssen, 
Landgraifen  in  Düringen,  vnd  Marggraflfen  |  zu  Meissen,  Meinem 
gnedigen  Herrn.  1 1  Durch  M.  Joachim  Heller,  |  Churfürstlichen 
Sechsischen  |  Astronomum.  1 1  Zu  Leipzig  ,bey  Nickel  Nerlich  . 
Formschneider. 

[1577.]     12  Bl.     Sign,  Aij-Ciij, 
Hellmann,  Rep.  Sp.  188. 

48. 

PROGNOSTICVM  ASTßOLOGICVM  |  Oder  Practica 
Teutsch,  Von  |  den  vier  Zeitten,  vnd  andern  zufellen,  Auff 
das  Jar,  nach  vnsers  Herrn  vnd  Seligmachers  Jesu  |  Christi 
geburt  M.  D.  LXXIX.  Nach  erschaifung  der  Welt  5541.  |  Auss 
A\'arem  grund  der  Astronomey,  mit  fleiss  vnd  auffs  ktirtzest  auss 
vnterthe-  |  nigen  schuldigen  gehorsam  beschrieben  vnd  gestellt, 
Zu  ehren  vnd  |  bester  wolfahrt:  |  Dem  Durchleuchtigen,  Hochge- 
bornen  Fürsten  vnd  |  Herrn,  Herrn  Georgen  Friderichen,  Marg- 
graffen  zu  Branden-  |  bürg,  in  Preussen,  zu  Stetin,  Pomern,  der 
('assuben  vnd  Wenden,  auch  in  Schle-  ]  sien,  zu  Jegemdorff,  vnd 
etc.  Hertzogen,  Burggrafen  zu  Nürmberg,  vnd  |  Fürst  zu  Rügen, 
etc.  Meinem  gnedigsten  Fürsten  vnd  Herrn.  Durch  (Holzschnitt: 
Wappen.)  M.  Georgium  Caesium  Rotenburgensem,  Pfarherr  zu 
Leutershausen.  1  \).  vnd  cf.  Fames  super  vniversam  terram  inci- 
piet.    Schluss:  Gedruckt  zu  Nürnberg,  Durch  Valentin  Fuhrman. 

[1578.]     12.  Bl.     Sign.  AiJ—Cij. 

Hellmann,  Rep.  Sp.  71. 

In  der  8  Seiten  langen  Einleitung:  wendet  sich  Cäsius  gegen  eine  im 
Druck  erschienene  Schrift  eiues  geistlichen  Doktors,  der  erklärt  hatte,  „Man 
sol  der  Sternseher  vnd  Practickmachcr  Weissagung  müssig  gehen,  Dann  es 
sey  ein  Abgötterey,  vnd  solche  Teufflische  Prackticant^n,  erraten  es  ohngefehr, 
vnd  liegen  so  jcramerlich,  jhre  Calender,  Practicken  vund  deutung,  sein  so 
voller  lügen,  das  sie  sich  vor  Gott,  vnd  allen  fromen  Leuten  Schemen  soltcn.** 


Astrologische  Volksschrifteii  der  Aachener  Stadtbibliothek.  89 

49. 


Prognosticon  Astrologicum,  I  Oder  ]  Teutsche  Practica,  Von 
eleu  vier  Zeiten,  Finsternussen  vnd  andern  zu-  |  feilen,  dises 
nach  Christi  vnsers  Herrn  vnnd  Seligma-  |  chers  Geburt  M.  D. 
LXXX.  Jars,  Nach  Erschaffung  der  Welt,  |  5542.  Auss  warem 
grund  der  Astronoiney  mit  sonderm  fleiss  vnd  auff  |  das  kürtzst 
bejschriben  vnd  gestellet,  zu  Glückseliger  Regierung,  i  I  Dem 
Durchleuchtigen,  Hochgebornen  Für-  |  sten  vnd  Herrn,  Herrn 
Georgen  Friderichen,  Marggraflfen  zu  ]  Brandenburg,  inPreussen, 
zu  Stetin,  Pomem,  der  Cassuben  vnd  Wenden,  Auch  in  |  Schle- 
sien zu  Jegerndorff,  vnd  etc.  Hertzogen,  Burggraffen  zu  Nürn-  1 
berg,  vnd  Fürsten  zu  Rügen,  etc.  Meinem  Gne-  |  digen  Fürsten 
vnd  Herrn.  ,  i  Durch  M.  Georgium  Caesium  zu  Leutershausen. 
Ilohschnitt:  Wappen,  Mars.  Finsternuss  des  Mons  im  Löwen,  i 
Gedruckt  zu  Nürnberg,  durch  Valentin  Fuhrman. 

[1579,]     12  BL     Sign.  Aij^Ciij. 

Diese  Praktik  ist  von  Heihnann  in  seiner  Schrift:  Meteorologische  Volks- 
bücher, Berlin  1895,  nach  einem  Exemplar  beschrieben,  bei  dem  Drucker-  und 
Ortsangabe  fehlen.  Im  übrigen  stimmt  das  dort  wiedergegebene  Titelblatt, 
2  Druckfehler  ausgenommen,  mit  dem  unsrigen  genau  ttberein.  Mit  seiner 
für  den  Oktober  1580  angekündigten  Kometeuerscheinung  hatte  Cäsius  mehr 
Olück  wie  mit  seinen  ähnlichen  Prophezcihungen  für  1575  und  1576,  da  in 
der  That  1580  von  Mitte  Oktober  bis  Dezember  ein  Komet  beobachtet  wurde. 

50. 

PROGNOSTICX)N  ASTROLOGICVxM  |  Oder  Teutsche  Prac- 
tick,  von  den  |  vier  Zeiten,  Finsternussen  vnd  andern  zufellen,  | 
dises  nach  Christi  vnsers  Herrn  vnd  Seligraaohers  Geburt  |  M. 
D.  LXXXl.  Jars,  Nach  Erschaffung  der  Welt  5548.  Auss  wa-  | 
rem  grund  der  Astronomey,  mit  sonderm  fleiss  vnd  auf  das 
kürtzst  be-  |  schriben  vnd  gestelt,  zu  Gnedigem  gefallen  vnd  ' 
glückseliger  Regirung  Dem  Durchleuchtigen,  Hochgeboimen 
Für-  I  sten  vnd  Herrn,  Herrn  Georgen  Friderichen,  Marggraffeu  I 
ZU  Brandenburg,  in  Preussen,  zu  Stetin,  Pomem,  der  Cassuben 
vnd  I  Wenden,  Auch  in  Schlesien  zu  JägerndorfF,  vnd  etc.  Her-  I 
tzogen,  Burggraflfen  zu  Nürnberg,  vnd  Fürsten  zu  Rügen,  Meinem 
Gnedigen  Fürsten  |  und  Herrn:  Durch  (Ilolzschniit:  Wappen.) 
M.  Georgium  (Jaesium  Rotenburgensem,  jtzt  zu  Leutershausen. 
Schluss:  Gedruckt  zu  Nürnberg,  durch  Valen-  ]  tin  Fuhrman. 

[iryHO.J     16  Bl     Sign.  Aij—Diij. 


90  Arthur  Eichel 

Hellmann,  Rep.  Sp.  71. 

In  der  Vorrede  gibt  der  Verfasser  eine  historische  TJebcrslcht  über  alle 
Freunde  der  Astrologie  von  Ptolemäus  Philadelphus  an  und  zählt  die  unter 
seinen  Zeitgenoscen  hervorragenden  Astronomen  auf. 

51. 

[Practica  Teutsch,  auff  das  Jar  1581,  gestellt  durch  M. 
Georgium  Mederum.] 

[Nürnberg,  Valentin  Fuhrmann.  15S0.J  12  BL,  dös  letzte  leer,  Titel- 
blatt fehlt.     Sign.  Aij—Ciij, 

Hellmann,  Rep.  Sp.  326. 

In  der  vorliegenden,  einem  Herrn  Friedrich  Albrecht  von  Hessberg 
gewidmeten  Schrift  verweist  der  Verfasser,  ein  Astronom  in  Kitzingen,  auf 
seine  Praktiken  für  die  3  letzten  Jahre.  Zu  Regenten  des  Jahres  1581 
bestimmt  er  die  3  obern  Planeten. 

52. 

PROGNOSTICON  |  Oder  Practica  Teutsch,  |  Auflf  die  vier 
Zeiteu  vnd  andere  bedeutung  der  |  Planeten,  Finsternussen, 
böser  Aspecten  vnd  dergleichen,  |  AufF  das  Jar  nach  Jesu  Christi 
vnsers  einigen  Erlösers  vnd  |  Heilands  geburt  1582.  Mit  son- 
dern fleiss  warnungs  |  weis  gestellt:  Durch  1 1  M.  Georgium 
Mederum  Francum,  P.  L.  |  Auff  Polus  höhe  49.  grad  46.  min.  1 
Regirende  Planeten  diss  Jars  sind,  I  i  Saturnus.  Venus.  Mars. 
2  Holzschnitte:  Saturn  und  Mars.  Gedruckt  zu  Nürnberg,  Durch  ' 
Valentin  Fuhrman. 

flöSl.J     12.  Bl.     Sign.  Aij-Ciij. 
Hcllmanu,  Rep.  8p.  326. 

53. 

Practica  oder  Progno-  |  sticon,  nach  der  Geburt  vnsers 
Herrn  vnd  Hey-  |  lands  Jesu  Christi,  dess  M.  D.  LXXXII.  Jars,  I 
Auff  der  Planeten  Dignitet,  widerwertige  der  Gestirn  Aspect, 
ver- ,  lauffene  vnd  gegenwertige  Finsternussen,  ergangene  Wunder- 
zey-  I  chen,  viel  gesehene  Cometen.  vnnd  auff  andere  von  Gott 
erwiesene,  I  Zornszeychen,  mit  allem  fleiss  gestellt.  Neben  klarem 
vnnd  gründli-  |  chem  Bericht,  dass,  vnd  wie  die  Cometen,  nicht 
allein  Gottes  ernste  |  Straffe  portendiren,  vnd  vns  drowen.  Son- 
dern Selbsten  mit  |  wircken,  auss  natürlichen  vrsachen,  vnd 
gemey-  |  nen  der  Natur  Exempeln  j  erwisen.    I  Durch  I  i  Andream 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbihliothek.  91 

Rosam  von  Schweinfurt,  der  Ar-  |  tzeney  Doctorem,  vnd  der 
Churftirstlichen  |  Statt  Amberg  jetzo  Physicum.  Holzschnitt: 
Wappen.  Gedruckt  zu  Nürnberg,  durch  Valentin  I  Newber,  Wohn- 
haflft  im  obern  Wehr.  1 1  Cum  Gratia  &  Priuil.  Caes.  Maiest. 

[15S1.]     12  Bl     Sign.  Aij'-Ciij. 

Hellmann,  Rep.  Sp.  414. 

Auf  der  Rückseite  des  Titelblattes  sind  die  Jahresregenten  Venus  und 
Saturn  abgebildet.  Darunter  stehen  die  Verse:  „Der  Venus  Stern  steht  wol 
vnd  gut,  —  Aber  Saturn  jm  einhält  thut,  —  Noch  herrschet  mehr  Venus, 
vnd  zwar  —  Neygen  sie  beyd,  ein  mittel  Jar,  —  Das  leydlich  wirdt  am 
Wetter  sein,  —  Von  Früchten  reich,  vnd  gut  an  Wein,  —  In  frid  vnd  gsund 
solchs  zu  erlebn,  —  Auss  Gnaden,  Gott,  vns  nur  wöll  gebn.**  Die  Praktik 
ist  dem  Kurfürsten  Ludwig  VI.  von  der  Pfalz  gewidmet  Der  Verfasser 
bemerkt,  dass  er  1574  über  den  1572  erschienenen  neuen  Stern  geschrieben  habe. 

•   54. 

Practica  |  von  den  vier  Zeiten,  Fin-  |  sternussen,  Cometen, 
etc.  vnd  derselben  bedeu-  |  tungen,  Auff  das  Jar  nach  Christi 
vnsers  Herrn  vnd  Se-  j  ligmachers  Geburt  M.  D.  LXXXII. 
Nach  erschaffung  der  |  Welt  5544.  Auss  warem  grund  der 
Astronomey  mit  sonderm  |  fleiss  vnd  auff  das  ktirtzst  beschriben, 
vnd  zu  glück-  |  seliger  Regierung  dedicirt  |  Dem  Durchleuch- 
tigen, I  Hochgebornen  Fürsten  vnd  Herrn,  Herrn  |  Georgen 
Friderichen,  MarggrafiFen  zu  Brandenburg,  in  Preus-  |  sen,  zu 
Stetin,  Pomern,  der  Cassuben  vnd  Wenden,  Auch  in  Schlesien 
zu  I  Jegerndorff,  vnd  etc.  Hertzogen,  BurggrafiFen  zu  Nürnberg, 
vnd  I  P^tirsten  zu  Rügen,  Meinem  Gnedigen  Fürsten  |  vnd  Herrn: 
Durch  (Holzschnitt:  Wappen.)  M.  Georgiuni  Caesium,  Roten- 
burgensem,  jtzt  zu  Burckbernhaim.  Schluss:  Gedruckt  zu  Nürn- 
berg, durch  I  Valentin  Fuhrman. 

fl5Sl.]     16  Bl.     Sign.  Aij-Diij. 

Hcllmann,  Rep.  Sp.  71. 

In  dieser  Schrift  beschreibt  der  Verfasser  den  Kometen  von  1580  sowie 
einige  von  ihm  beobachtete  atmosphärische  Erscheinungen. 

55. 

Feldtbaw  |  vnd  Ander  Theil  des  |  Prognostici  Astrologici, 
In  welchen  kurtzer  |  vnd  eigentlicher  Bericht,  Wie  vnnd  zu 
welcher  |  zeit,  das  Fehlt  in  gegenwertigen  Herbst  bestel-  |  let, 
Auch  der  Weitz  vnnd  Rocken,  sampt  an-  |  dern  Früchten  vnnd 


92  Arthur  Bicbel 

Gewecbssen,  recht  |  ausgeseet  werden  solle,  j  Dieses  Jahrs.  ]  M. 
D.  LXXXn.  Allen  Hausvätern  vnnd  Aekersleu-  ten,  gethaner 
zusage  nach,  Zur  besondern  nütz-  [  liehen  nachrichtung,  auff 
die  grosse  Practica,  |  weil  es  daselbst  der  leng  halben,  alles  so 
wol  nicht  I  zuuormelden,  nach  dem  Gewitter,  sampt  1  rechten 
Astronomischen  vnd  natür-  j  liehen  vrsachen,  mit  fleis  ge-  |  setzt 
vnd  beschrieben.  Durch  M.  Tobiam  Mollerum  Crimnicensem. 
Astronomum.  ]  Cum  Gratia  &  Priuilegio.  &c.  Schluss:  Gedruckt 
zu  Jhena,  durch  |  Donat  Kichtzenhan,  ]  Anno  1582. 

16  Bl.     Sign,  Aij — Diij, 

Tobias  MüHer  aus  Krimmitzschau  gebürtig,  Astronom  in  Zwickau,  steUt 
iu  obiger  Schrift  die  Behauptung  auf,  dass  die  von  ilim  in  7  Klassen  ein- 
getheilten  Feldfrüchte,  wie  nach  der  3Ieiuung  der  Alchimisten  die  7  Metalle, 
vom  Einflusä  der  Planeten  abhängig  seien  und  berechnet  nach  dem  Stand  der 
Planeten  die  für  das  Säen  der  verschiedenen  Getreidearten  günstigsten  Zeiten. 
So  empfiehlt  er  z.  B.  den  Niederländern  zum  Weizensäen  ,den  27.  Augusti 
zu  Mittag  vmb  10.  Vhr,  bis  aufi  11.  Vhr,  vnd  nachmittag  zwo  viertel  stunden 
nach  5.  Vhr,  bis  auflF  zwo  viertel  stunden  nach  6.  Vhr**  und  den  Oberländern 
„den  5  Septembris  zu  mittag  >Tnb  11.  vhr  bis  zu  12.  vhr,  vnnd  den  6.  Septembris 
frtie  eine  viertel  stunde  vor  acht  vhr,  bis  auff  10.  vhr,  vnnd  nach  mittag  eine 
viertel  stunde  nach  3.  vhr,  bis  zu  vntergang  der  Sonnen".  Wer  diese  Rath- 
schläge  befolgt,  soU,  „wofern  anders  der  Acker  auch  nicht  zu  ganu  mager 
vnd  vbel  l>cschickt  worden",  auf  eine  reiche  Ernte  zu  rechnen  haben.  Zwei 
ähnliche  Schriften  Müllers,  der  auch  j«ihrliche  Praktiken  herausgab,  für  1583 
und  1584  erwähnt  Jücher'  unter  dem  Titel:  Winter-  und  Sommer-Feldbau, 
ein  Sackbüchlein  auf  die   Garten-Gewächse   und   Sommer-Früchte  gerichtet. 

Der  Drucker  Donat  Ritzenhavn  war  nach  Grässe*  1564  bei  Christ. 
Rödinger  in  Jena  als  Gehilfe  thätig. 


Verzeichniss  der  Verfasser. 

Ciisareus,  Nikolaus,  14. 

Cäsius,  Georg,  39.  43.  44.  45.  46.  48.  49.  50.  54, 

Esdra,  6. 

Evssenmann,  Simon,  1. 

Fabricius,  Georg,  27. 

Flock,  Erasmus,  13. 

Gallianus,  Konrad,  2. 

Geldenhaucr,  Gerhard,  4. 

Geuss,  Wolf,  26. 


^)  Allgemeines  Gelehrten- Lex.  Bil.  III,  742. 
»■  AUgemeine  LiU'rärgeschichte  Bd.  V,  191. 


Astrologische  Volksschriften  der  Aachener  Stadtbibliothek. 


93 


Gugler,  Nikolaus,  21. 

Hebenstreit,  Johann,  9.  35. 

Heiden,  Christian,  28.  82.  33.  34.  36.  38.  40.  42. 

Heller,  Joachim,  7.  8.  10.  12.  15.  16.  17.  18.  20.  47. 

Meder,  Georg,  51.  52. 

Müller,  Tobias,  55. 

Rosa,  Andreas,  25.  30.  53. 

Schönfeld,  Viktorin,  31. 

Severus,  Paul,  19. 

Stathraion  (Mass),  Christoph,  11.  22.  24.  29. 

Virdung,  Johann,  3. 

Wailer,  Benedikt,  37. 

Wilhelm,  Hieronymus,  41. 

Winckler,  Georg,  23. 

Wolraar,  Johann,  5. 


Verzeichniss  der  Druckorte  und  Drucker. 


Augsburg: 
Dillingen : 
Erfurt: 


Matthäus  Frauck  22. 
Sebald  Mayer  [11.]  23. 
Konrad  Dreher  35. 


Heidelberg:    Michael  Schirat  21. 


Jena: 
Köln: 
Leipzig: 

Nürnberg: 


Donat  Ritzenhayn  55. 

Nikolaus  Schreiber  20. 

0.  Dr.  1. 

Nikolaus  Nerlich  47. 

Bernhard  Fischer  19. 

Valentin  Fuhrmann  39.  41.  43.  44.  45.  46.  48.  49.  50.  51.  52.  54. 

Valentin  Geissler  15.  17.  18. 

Valentin  Geissler  und  Jeremias  Portenbach  16. 

Joachim  Heller  7.  8.  10.  12. 

Nikolaus  Knorr  28.  82.  33.  34.  36.  38.  40.  42. 

Georg  Kreydla  14. 

Valentin  Neuber  13.  24.  25.  26.  27.  29.  30.  53. 
Oppenheim:    Johann  Köbel  3. 
Strassburg:    Jakob  Kammerlander  6. 

Johann  Schott  2. 
Wittenberg:  0.  Dr.  9. 

Peter  Seitz  31. 
0.  O.  und  Dr.  4.  5.  37. 


Die  Dante -Sammlmig 
der  Alfred  von  Bemnont'schen  Bibliothek. 

Von  E.  FroMm. 

Auf  dem  Gebiete  der  Dante-Forschung  hat  Deutsehland  in 
un5*ereni  Jahrhundert  durch  lange  Zeit  unstreitig  eine  führende 
Stellung  eingenommen.  Man  darf  nur  an  die  Namen  Kanne- 
giesser  und  Streckfuss,  Kopisch  und  Braun,  Paur  und  Francke, 
Philalethes  und  Witte,  Hettinger  und  Ruth  erinnern,  um  die 
Fülle  dessen  anzudeuten,  was  für  die  Erklärung  und  das 
tiefere  Verständniss  des  grossen  italienischen  Dichters  von 
deutscher  Seite  geleistet  worden  ist.  Mit  dem  Dahinscheiden 
des  unvergesslichen  Königs  Johann  und  Karl  Witte's,  des  hoch- 
verdienten Präsidenten  der  deutschen  Dante -Gesellschaft,  ist 
diese  Führung  seit  den  achtziger  Jahren  zum  grossen  Theil 
wieder  an  Italien  zurückgefallen;  die  deutsche  Dante-Gesell- 
schaft hat  sich  zwar  noch  nicht  aufgelöst,  sie  hat  aber  seit  dem 
Erscheinen  des  vierten  Bandes  ihres  Jahrbuches  so  gut  wie 
nichts  mehr  von  sich  hören  lassen,  und  an  die  Zeiten  der  hoch- 
gehenden Dante-Begeisterung  in  Deutschland  erinnert  eigentlich 
nur  noch  die  von  dem  königlichen  Gelehrten  in  der  Prinzlichen 
Sekundogenitur-Bibliothek  in  Dresden  begründete  Dante-Samm- 
lung, deren  Bestand  von  etwa  800  Nummern  im  Jahre  1882 
Julius  Petzholdt  in  vortreflBicher  Weise  beschrieben  hat*.  Neuer- 
dings hat  man  den  Gedanken  angeregt,  die  beinahe  entschlafene 
deutsche  Dante -Gesellschaft  zu  neuem  Leben  zu  erwecken; 
Hermann  Grauert  und  Franz  Xaver  Kraus  haben  im  Historischen 
Jahrbuch^  ihre  Meinungen  über  die  Möglichkeit  und  Zweck- 
mässigkeit solcher  Absichten  ausgetauscht  und  dabei  den  Beweis 
erbracht,  dass  das  Dante-Studium  bei  uns  doch  noch  nicht  völlig 


*)  Catalogus  bibliothecae  Danteae  Dresdeusis  a  Philalethc  b.  rege  Joanne 
Saxoniae  conditac,  auctae,  relictae.    Lipsiae  1882.  VI,  126  S.  S®. 
»)  Bd.  XVIII,  München  1897,  S.  58  ff.  und  520  ff. 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Reumont'schen  Bibliothek.       95 

erloschen  ist.  Der  Freiburger  Kirchenhistoriker  hat  selbst  ein 
grosses  Werk  dem  Abschluss  genähert,  welches  bestimmt  ist, 
zu  zeigen,  dass  Dante  in  der  Geschichte  und  Literatur  der  christ- 
lichen Völker  eine  ganz  einzige  und  mit  keiner  andern  zu  ver- 
gleichende Stellung  einnimmt,  dass  er  für  seine  Zeit  eine  grosse 
und  herrliche  Mission  hatte  und  dass  diese  Mission  auch  noch 
für  die  Gegenwart  gilt.  Seit  Jahren  verfolgt  Kraus  auf  das 
genaueste  die  in-  und  ausländische  Dante-Literatur,  und  in  seinem 
Freiburger  Heim  hat  er  eine  Dante-Bibliothek  von  nicht  gewöhn- 
lichem Umfange  und  Werthe  angesammelt. 

Die  auf  den  folgenden  Blättern  verzeichnete,  224  Nummern 
umfassende  Dante-Sammlung,  welche  aus  dem  Nachlasse  Alfred 
von  Reumont's  und  als  ein  Theil  von  dessen  Bticherschätzen  an 
die  Aachener  Stadtbibliothek  übergegangen  ist^,  kann  weder 
mit  der  Dresdener  noch  wohl  auch  mit  der  Kraus'schen  Samm- 
lung in  Vergleichung  gesetzt  werden ;  gleichwohl  ist  sie  in  hohem 
Masse  beachtenswerth,  und  im  Hinblick  auf  jene  oben  ange^ 
deuteten  Bestrebungen,  welche  eine  Wiederbelebung  des  Dante- 
Studiums  in  Deutschland  zum  Ziele  haben,  wird  ihre  Beschrei- 
bung daher  vielleicht  nicht  unzeitgemäss  erscheinen. 

Reumont  ist  gegen  Ende  des  Jahres  1829  in  der  bescheidenen 
Stellung  eines  Hauslehrers  nach  Florenz,  dem  Geburtsorte  Dante 
Allighieri's,  gekommen;  hier  war  er  bei  der  Einweihung  des 
Ehrendenkmals  zugegen,  welches  am  24.  März  1830  dem  Dichter 
in  der  Kirche  S.  Croce  errichtet  ward.  Als  40  Jahre  später 
die  Ausgabe  der  Divina  Oommedia  von  Paolo  Costa  in  seinen 
Besitz  kam,  welche  am  Einweihungstage  erschienen  war,  da 
setzte  er  unter  den  bezüglichen  Hinweis  des  Schlussblattes  in 
lebendiger  Erinnerung  an  das  Ereigniss  die  Worte:  „Lo  scrivente 
trovossi  presente  a  tale  inaugurazione^.  In  Florenz  lernte  er 
im  September  1831  den  um  acht  Jahre  älteren  Karl  Witte 
kennen,  dem  er  in  Freundschaft  für  das  Leben  verbunden  ge- 
blieben ist.  Als  den  Kernpunkt  in  dem  Wirken  der  beiden 
Männer  darf  man  die  Vermittlerrolle  bezeichnen,  welche  ihnen 
zwischen  zwei  grossen  Nationen  zugefallen  ist;  Witte  hat  sie 
auf  anderem  Gebiete  wie  Reumont  übernommen,  ihm  war  es 
beschieden,  die  Riesengestalt  Dante's  mit  grossem,  klarem  Blick 
verstand niss voll  und  sicher  zu  durchdringen  und  uns  mit  unver- 


')  Vgl.  oben  S.  42  f. 


96  E.  Fromm 

gleichlicUer  Kenntniss  der  Sprache  und  echt  dichterischer  »\n- 
eiTipfindung:  wiederzugeben.  Man  wird  vielleicht  nicht  fehlgehen, 
wenn  man  Reumont's  nie  endendes  Interesse  an  Italiens  grösstem 
Dichter  auf  den  in  Florenz  geschlossenen  Bund  mit  dem  späteren 
Führer  der  deutschen  Dante-Forschung  zurückleitet,  wie  dieser 
andererseits  die  mannigfachsten  Anregungen  durch  den  ruhm- 
vollen Erforscher  italischer  Geschichte  erfahren  hat.  Als  Witte 
im  Jahre  1869  den  ersten  Band  seiner  Dante -Forschungen 
(vgl.  Nr.  11)  veröffentlichte,  da  hat  er  ihn  Eeumont  als  „dem 
einsichtigen  und  unermüdlichen  Förderer  seiner  Studien **  ge- 
widmet. 

Einen  ersten  Beitrag  zur  Dante-Literatur  hat  Reumont  selbst 
im  Jahre  1838  geliefert,  indem  er  sich  sogleich  der  wichtigsten 
Frage  der  gesammten  Dante-Forschung  zuwandte;  für  das  von 
ihm  herausgegebene  Jahrbuch  „Italia",  welches  Arbeiten  von 
A.  Hagen,  Kopisch,  Heinrich  Leo,  v.  Eumohr,  Karl  Witte,  Geibel 
u.  A.  enthielt,  lieferte  er  einen  Aufsatz  unter  dem  Titel  „Bea- 
trice.  Aus  Dante's  Jugendleben"  ^  Im  Jahre  1846  folgten  die 
„Dichtergräber.  Ravenna,  Arquä,  Certaldo"  ^  ein  Werkchen, 
welches  auch  in  Italien  nicht  unbeachtet  blieb;  in  einem  die 
Dante-Forschung  der  Deutschen  seit  dem  Jahre  1767  beleuch- 
tenden Artikel  hat  Pietro  Mugna^  schon  1847  des  Verfassers 
in  ehrender  Weise  gedacht:  „Del  nostro  poeta",  sagt  er,  „tratto 
pure  Alfredo  Reumont,  nome  g\ä  noto  e  caro  all'  Italia, 
tanto  benemerito  delle  nostre  lettere  in  Germania, 
in  una  bella  operetta  ,1  sepolcri  di  poeti',  e  sono  Dante,  Petrarca 
e  Boccaccio,  glorioso  triuravirato,  in  Ravenna,  Arquä  e  Certaldo". 
Mit  Aufmerksamkeit  hat  Reumont  weiterhin  die  neueren  Er- 
scheinungen der  Dante-Literatur  verfolgt,  wie  seine  bibliogra- 
phischen Arbeiten  und  Referate  im  „Archivio  storico  italiano***, 
in  der  „Allgemeinen  Preussischen  Zeitung"-^,  in  seiner  „Biblio- 
grafia  dei  lavori   pubblicati  in  Germania  sulla  Storia  dTtalia***^, 

')  Jahrgang  I,  Berlin,  A.  Duncker,  S.  65—103;  ein  zweiter  Jahrgang 
der  „Italia"  erschien  1840. 

=»)  Berlin,  A.  Duncker.     IV,  87  S.  8^ 

')  Vgl.  unten  Nr.  4. 

*)  tom.  III,  Firenze  1846,  Appendicc  p.  424  f.  u.  tom.  IX,  1854,  Appen- 
dice  (vgl.  Nr.  34). 

*)  Zur  italienischen  Literatur.  I.  Dante  und  Ariosto;  II.  Dante,  Trecento 
und  Quattrocento:  Berlin  1847,  Nr.  26,  28,  29;  1848,  Nr.  6  und  8. 

•)  Vgl.  Nr.  7. 


Die  Dante-Sammlang  der  Alfred  von  Reumont'schen  Bibliothek.       Ö7 

in  der  „Augsburger  Allgemeinen  Zeitung"^  und  in  der  „Litera- 
rischen Rundschau*'  beweisen.  Drei  selbständige  Aufsätze  hat 
er  dann  noch  im  Jahrbuch  der  deutschen  Dante-Gesellschaft 
über  „Dante's  Exil",  über  „Dante's  Familie"  und  über  „Rom 
in  Dante's  Zeit"  geliefert^. 

Zu  den  Koryphäen  der  Dante-Forschung  hat  Reumont  zweifel- 
los nicht  gehört,  und  man  darf  daher  nicht  erwarten,  dass  der 
Dante -Bestand  seiner  Bibliothek  etwa  an  den  Dante -Besitz 
Witte's,  der  im  Jahre  1850  bereits  106  Ausgaben  der  Divina 
Commedia  gesammelt  hatte  (vgl.  unten  Nr.  76)  irgendwie  heran- 
reiche. Aber  er  hat  mit  Sorgfalt  alles  gesammelt,  was  ihm 
an  kleinen  Schriften  aus  dem  weiten  Kreise  der  in  Literatur, 
Kunst* und  Diplomatie  hervorragenden  Männer,  mit  denen  er  in 
freundschaftliche  Berührung  treten  konnte,  zugegangen  ist,  und 
gerade  diese  kleineren  Schriften,  die  zahlreichen  Gelegenheits- 
schriften, welche  meist  nur  in  wenigen  Exemplaren  gedruckt 
worden  sind,  die  Ausschnitte  aus  Journalen  und  Zeitungen  (wie 
Nr.  4,  44,  166,  200,  209),  welche  kaum  noch  sonst  irgendwo 
sich  erhalten  haben  dürften,  verleihen  seiner  Sammlung  ihren 
eigenthüralichen  Werth.  Man  wird  in  ihr  vielerlei  finden,  was 
selbst  in  Petzholdt's  Catalogus  der  Dresdener  Sammlung  vom 
Jahre  1882  nicht  aufgeführt  ist,  und  sogar  einige  Schriftchen, 
welche  Scartazzini's  bewunderungswürdige  Arbeit  über  die 
deutsche  Dante-Literatur  (Nr.  8)  unerwähnt  lässt. 

Um  die  Bedeutung  der  hier  beschriebenen  Sammlung  zu 
kennzeichnen  hebe  ich  nur  einige  Nummern  besonders  hervor: 
unter  den  bibliographischen  Werken  begegnet  man  an  erster 
Stelle  der  jetzt  äusserst  selten  gewordenen  „Bibliografia  Dantesca" 
von  Colomb  de  Batines,  unter  den  Ausgaben  und  Uebersetzungen 
der  Göttlichen  Komödie  der  berühmten  fünfbändigen  Lombardi- 
Ausgabe  (Nr.  79),  der  Londoner  Miniatur-Ausgabe  vom  Jahre 
1823  (Nr.  80)  ^  der  Ausgabe  von  Foscolo  (Nr.  86),  der  Quart- 
Ausgabe  Witte's  von  1862  in  ihrem  prächtigen  Originaleinband 
(Nr.  91),  Scartazzini's  vierbändiger  Ausgabe  (Nr.  93),  dann  den 
Uebersetzungen   von  Kopisch  (Nr.  96  und  109),  Witte  (Nr.  100, 


^)  1866,  Heilage,  Nr.  145  und  146. 

»)  Bd.  I,  S.  37Ö— 83;  II,  S.  331-53;  III,  S.  369-422. 

')  Das  kleinste  Buch  der  Sammlung  von  nur  H,j  cm  Höhe  und  4,;  cm 
Breite;  die  Turiner  Quart-Aunpibe  von  1886  (Nr.  95)  dacrei^cn  36  cm  hoch 
und  27  cm  breit. 

7 


Ö8  E.  Fromm 

101  und  106),  Kannegiesser  (Nr.  105),  und  Philale thes  (Nr.  102). 
Das  Exemplar  der  letzteren  ist  Reumont  von  dem  königlichen 
Autor  gewidmet;  das  Vorsatzblatt  trägt  von  der  Hand  des  Königs 
die  Worte:  „dem  tiefen  Kenner  Italiens  von  dem  Verfasser^. 

Aus  der  Reihe  der  Erläuterungsschriften  zur  Divina  Comme- 
dia  seien  erwähnt:  Cancellieri's  Osservazioni  (Nr.  118)  von  1814, 
welche  Batines  bereits  als  selten  und  schwer  auffindbar  bezeichnet; 
die  Abhandlung  „del  comento  su  la  D.  C*  appellato  Pottirao" 
(Nr.  131)  von  Batines,  mit  handschriftlichen  Zusätzen  des  Ver- 
fassers; die  Abhandlung  von  Audin  de  Rians  (Nr.  136)  mit  hand- 
schriftlichen Bemerkungen  von  Batines;  Jacobus  Dantis  „Chiose 
alla  Cantica  delP  Inferno",  hrsgb.  von  Lord  Vernon  (Nr.  164), 
nur  in  100  Exemplaren  gedruckt;  Witte's  „Correzioni  al  teste 
delle  Opere  Minori"  und  „Nuova  Centuria"  von  1853  und  1854, 
welche  nur  in  50  und  150  Exemplaren  gedruckt  worden  sind, 
und  schliesslich  Witte's  „observationes"  vom  Jahre  1855,  die 
nur  in  25  Exemplaren  zur  Ausgabe  gelangten. 

Was  die  Titelaufnahmen  angeht,  so  sind  dieselben  unter 
Heranziehung  der  nöthigen  und  erreichbaren  bibliographischen 
Hülfsmittel  erfolgt;  alle  Zusätze  zum  eigentlichen  Titel,  wie 
ergänzte  Verfassernamen,  Vornamen  u.  s.  w.  sind  in  eckige 
Klammern  gesetzt,  die  Schriftgattung  des  Originals  ist  bei- 
behalten. In  den  den  einzelnen  Titeln  beigefügten  Bemerkungen 
beziehen  sich  die  Verweise  „Batines"  und  „Scartazzini"  auf  die 
Bibliografia  Dantesca  (vgl.  Nr.  1)  und  auf  „Dante  in  Ger- 
mania" (vgl.  Nr.  8);  die  Bemerkungen  suchen  ausserdem  über 
den  Inhalt  der  Schriften  überall  da  genauer  zu  orientiren,  wo 
der  Titel  das  nicht  in  ausreichender  Weise  thut,  und  besonders 
beachtenswerthe  Publikationen  als  solche  in  aller  Kürze  zu 
kennzeichnen.  Der  systematischen  Titelfolge  ist  ein  alphabe- 
tisches Namenverzeichniss  zur  Erleichterung  der  Benutzung  des 
Kataloges  beigefügt. 

Die  verzeichneten  Schriften  bilden  als  „ Dante-Sammlung ** 
eine  besondere  Abtheilung  der  von  Reumont'schen  Bibliothek  in 
der  hier  gegebenen  Nummernfolge;  als  Signatur  ist  überall: 
V.  R.  D.  S.  zu  ergänzen,  bei  den  in  Sammelbänden  enthaltenen 
Schriften,  wie  Reumont  solche  unter  dem  Titel  „Miscellanea 
Dantesca**  mit  grosser  Sorgfalt  zusammengestellt  hat,  ist  ausser- 
dem am  Schluss  der  Beschreibung  jedesmal  die  Nummer  des 
Bandes  in  Klammern  (M.  D.  I — VII)  hinzugefügt. 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Renmont*schen  Bibliothek.       99 

Die  von  Reumont'sche  Bibliothek  ist  neben  der  Dautzen- 
berg'schen  Schenkung  unstreitig  der  werthvollste  Bestandtheil 
der  Aachener  Stadtbibliothek.  Es  wird  vielleicht  möglich  wer- 
den, späterhin  einen  Gesammtkatalog  ihrer  auserlesenen  Bestände 
zur  italienischen  Geschichte  im  Allgemeinen  und  zur  Geschichte 
Toskanas  im  Besonderen  der  Oeffentlichkeit  zu  übergeben;  in 
dieser  Festschrift  war  es  eine  Ehrenpflicht,  wenigstens  in  etwa 
den  Reichthum  dessen  anzudeuten,  was  der  hochherzige  Geber 
seiner  Vaterstadt  als  Geschenk  hinterlassen  hat.  Möge  zunächst 
die  deutsche  Dante-Forschung  aus  dem  Hinweis  auf  die  hier  für 
sie  vorhandene  Literatur  einigen  Nutzen  ziehen. 

A.  Allgemeines. 

I.  Bibliographiaches. 

1.  (Batines.  1845—46.)  —  Bibliografia  Dantesca  ossia  Cata- 
logo  delle  edizioni,  traduzioni,  codici  manoscritti  e  comenti  della 
Divina  Commedia  e  delle  opere  minori  di  Dante,  seguito  dalla 
Serie  de'  biografi  di  lui,  compilata  dal  sig.  Visconte  Colomb 
de  Batines.  Traduzione  italiana  fatta  sul  manoscritto  francese 
deir  autore.  .  .  .  Tomo  I — II.  Prato  tipografia  Aldina  editrice. 
1845—46.  Vm,  769  u.  IX,  388  S.,  1  Bl.  8». 

Bd.  U  schliesst  mit  den  Worten :  „Finito  di  stampare  nella  industriosa 
cittä  di  Prato,  il  di  XXX  di  Agosto  delP  anno  MDCCCXXXXVm.  A  spese 
della  tipografia  Aldina."  —  Das  berühmte  und  bis  heute  noch  immer  be- 
deutendste, mit  grösster  Sorgfalt  bearbeitete  bibüographische  Dante- Werk 
ist  unvollendet  geblieben;  es  umfasst  nur  die  Handschriften,  Ausgaben  und 
Erklärungen  der  Divina  Commedia.  Es  ist  jetzt  äusserst  selten, 
nahezu  unauffindbar  geworden  [vgl.  Scartazzini,  Dante  (Geistcshelden. 
Eine  Sammlung  von  Biographieen.  Hrsgb.  von  A.  Bettelheim.  Bd.  XXI), 
Berlin  1896,  S.  230  und  Witte,  Dante-Forschungen.     Bd.  I,  S.  231  ff.] 

2.  (Petzholdt.  1844.)  —  Catalogus  Bibliothecae  Danteae 
edidit  Julius  Petzholdt.  .  .  .  (A.  u.  d.  T.:  Catalogi  biblio- 
thecae secundi  generis  principalis  Dresdensis  speciraen  sextum 
Joanni  serenissimo  Duci  Saxoniae  .  .  .  oflfert  Julius  Petzholdt.) 
Dresdae,  sumptu  editoris  typis  expressit  B.  G.  Teubner.  1844. 
IV,  16  S.  8«. 

Scartazzini  II,  67  u.  129.  —  (M.  D.  II.) 

3.  (Petzholdt.  1855.)  —  Catalogus  Bibliothecae  Danteae 
edidit  Julius  Petzholdt.  Nova  editio.  (A.  u.  d.  T.:  Catalogi 
bibliothecae  secundi  generis  principalis  Dresdensis  specimen  nonum 


Joanni  potentissirao  regi  Saxoniae  .  .  .  rite  pie  grate  oflFert  .  . . 
Julius  Petzholdt.)    Dresdae,  Rud.  Kuntze.  1855.  VI,  56  S.  8^ 

Scartazzini  II,  67  u.  130.  —  (M.  D.  IV.) 

4.  (Mngna.  1847.)  —  Pietro  Mugna,  Dante  in  Germania. 
Abdruck  aus:  „Cafffe  Pedrocchi"  anno  II,  Padova,  tip.  Crescini, 
1847,  Nr.  40.  1  Bl.  fol. 

Würdigt  mit  Begeisterung  die  Danteforschung  der  Deutschen  seit  der 
Bachenschwanz'schen  üebersetzung  vom  J.  1767.  —  (M.  D.  V.) 

5;  (Witte.  1856.)  —  Karl  Witte,  Deutsche  Dante-Studien 
im  Jahre  1855.  (Blätter  für  literarische  Unterhaltung,  Leipzig, 
Brockhaus,  1856,  Nr.  2  vom  10.  Januar,  S.  29—32.) 

Wieder  abgedruckt  in  W.'s  Dante-Forschungen  Bd.  I,  S.  213  f.  — 
Scartazzini  II,  109  u.  138.  —  (M.  D.  V.) 

6.  (Witte.  1856.)  —  Italienische  üebersetzung  von  Witte's 
Artikel  „Deutsche  Dante-Studien  im  Jahre  1855"  in  den  Blättern 
für  literarische  Unterhaltung  1856,  Nr.  2  vom  10.  Januar. 
(Ausschnitt  aus:  ;,Lo  Spettatore**  anno  II,  Firenze  1856,  Nr.  18 
vom  4.  Mai,  S.  209—211.) 

(M.  D.  V.) 

7.  (Renmont.  1863.)  —  Bibliografia  dei  lavori  pubblicati  in 
Germania  suUa  storia  d'Italia  di  Alfrede  Reumont  d'Aquis- 
grana,  dottore  di  filosofia  e  di  legge,  accademico  corrispondente 
della  Crusca,  delle  regle  accademie  delle  scienze  di  Berlino, 
Brusselles,  Monaco,  Torino.  Berlino,  Ridolfo  Decker.  1863. 
IX  S.,  1  Bl.  467  S.  8«. 

Enthält  S.  41—43  eine  ücbersicht  über  die  hauptsächlichsten  in  Deutsch- 
land veröffentlichten  Dante*Arbeiten.  —  Vgl.  Scartazzini  I,  125  u.  II, 
73  u.  132. 

8.  (Scartazzini.  1881 — 83.)  —  Dante  in  Germania.  Storia 
letteraria  e  bibliografia  Dantesca  alemanna  per  G[iovanni] 
A[ndrea]  Scartazzini.  Parte  prima:  Storia  critica  della 
letteratura  Dantesca  alemanna  dal  secolo  XIV  sino  ai  nostri 
giorni.  —  Parte  secunda:  Bibliografia  Dantesca  alfabetica  e 
sistematica.  Napoli-Milano-Pisa,  ülrico  Hoepli.  1881—83.  1  Bl., 
312  S.  u.  360  S.  gr.  8«. 

Enthält  eine  nahezu  erschöpfende  üebersicht  über  die  gesammte  deutsche 
Dante-Literatur.  In  der  „Bibliografia  alfabetica"  des  2.  Bandes  sind  den 
Autorennamen  biographische  Notizen  hinzugefügt;  im  Anhang  (Bd.  11,  267  f.) 
findet  man  eine  Abhandlung  „Di  alcuni  punti  controversi  risguardanti  la 
vita  e  le  opere  di  Dante  Alighieri". 


Die  Dante-Sammlang  der  Alfred  von  Reumon tischen  Bibliothek.     101 

9.  (Witte.  1881.)  —  Karl  Witte,  Anzeige  von  Scar- 
tazzini's  „Dante  in  Germania.  Partei."  (Separatabdruck  aus 
dem  Literaturblatt  für  germanische  und  romanische  Philologie, 
Heilbronn  1881,  Nr.  12,  S.  444—48.)     1  Bl.  4». 

Scartazzini  H,   112  u.  140.  —  (M.  D.  VII.) 

n.  Sammelwerke. 

10.  (Jahrbuch.  1867 — 77.)  —  Jahrbuch  der  Deutschen 
Dante-Gesellschaft.  Bd.  I.  Mit  einer  lithographirten  Tafel.  — 
Bd.  IL  Mit  Dante's  Bildniss  nach  einer  alten  Handzeichnuug. 
—  Bd.  III.  Mit  einer  photographischen  Tafel  (Ausstellung  von 
Dante's  wiederaufgefundenen  Gebeinen  in  der  Kapelle  Braccio- 
forte  zu  Ravenna  am  24.  Juni  1865)  und  einem  Plan  von  Rom. 
[Bd.  I — in  herausgegeben  von  Karl  Witte.]  —  Bd.  IV.  Im  Auf- 
trage des  Vorstandes  herausgegeben  durch  J[ohann]  A[ndreas] 
Scartazzini.  Leipzig,  F.  A.  Brockhaus.  .1867,  1869,  1871  und 
1877.  2  Bl,  410  S.  mit  1  Tafel;  VIII,  446  S,  mit  1  Tafel; 
1  Bl.,  545  S.  mit  2  Tafeln  u.  IX  S.,  1  Bl.,  676  S.  8^ 

Vgl.  Scartazzini  II,  120  ff.,  wo  der  Inhalt  der  Bände  im  Einzelnen 
angegeben  ist. 

11.  (Witte.  1869—79.)  —  Dante-Forschungen.  Altes  und 
Neues  von  Karl  Witte.  [Erster  Band.]  Mit  Dante's  Bildniss 
nach  Giotto,  nach  dem  1840  wiederentdeckten  Frescobilde  im 
Palazzo  del  Bargello  (Pretorio),  bevor  dasselbe  1841  übermalt 
ward,  in  Kupfer  gestochen  von  Julius  Thaeter.  Halle,  Verlag 
von  G.  Emil  Barthel.  1869.  XVI,  511  S.  mit  1  Tafel.  8«.  — 
Zweiter  Band.  Mit  Dante's  Bildniss  nach  einer  alten  Hand- 
zeichnung und  dem  Plan  von  Florenz  zu  Ende  des  13.  Jahr- 
hunderts. Heilbronn,  Verlag  von  Gebr.  Henninger.  1879.  X, 
604  S.,  1  Bl.  mit  2  Tafeln.  8« 

Scartazzini  II.  110  u.  124  ff. 

12.  (Gnbematis.  1883.)  —  Carteggio  Dantesco  del  Duca 
di  Sermoneta  con  Giambattista  Giuliani,  Carlo  Witte,  Alessandro 
Torri  ed  altri  insigni  Dantofili  con  ricordo  biografico  di  Angelo 
de  Gubernatis.    Milano,  Ulrico  Hoepli.  1883.  179  S.,  1  Bl.  8«. 

S.  118/19  ein  Brief  Reumont*s  an  Michelangelo  Oaetani  Duca  die  Scrrao- 
neta,  vom  11.  September  1852. 

13.  ( — .  1865.)  —  Lavori  su  Dante  pubblicati  a  cura  del 
Municipio  di  Perugia  in  occasione  delle  feste  celebrate  in  Firenze 
nel  sesto  centenario  dalla  nascita  delP  altissimo  poeta.  Perugia, 
Stabilimento  tipografico-litograflco  in  San  Severe.  1805.  46  S.  8". 


102  E.  Fromm 

Enthält:  „Yarianti  alla  prima  cantica  della  Diyina  Commedia^  (nach 
den  Codices  der  Biblioteca  Comunale  in  Perugia  sec.  XIV  u.  XV;  Ygh 
Bat  in  es  11,  S.  212  f.,  Nr.  397—99)  und  Due  sonetti  che  il  codice  Perugino 
attribuisce  a  Dante  Alighieri  dati  nuovamente  in  luce  ed  illustrati  dal  Prof. 
Adamo  Bossi. 

ni.  Vermischtes. 

14.  (Centofanti.  1857.)  —  Di  un  Plagiario  maraviglioso. 
(Estratto  dallo  Spettatore,  Anno  III,  Nr.  18.)  Firenze,  Tipografia 
di  Federigo  Bencini.  1857.  15  S.  8^ 

Verf.  ist  Silvestro  Centofanti  (vgl.  Petzholdt,  Catalogus  bibliothecae 
Danteae  Dresdensis,  Lipsiae  1882,  S.  28);  die  Schrift  richtet  sich  gegen 
ProudnikofTs  „Elucubrazione  intomo  alP  Opera  Dantesca"  (Petersburg  1856), 
welche  aus  älteren  Arbeiten  Centofanti's  zusammengesetzt  ist.  (Bat  in  es  I, 
457  Nr.  361.)  —  (M.  D.  VI.) 

15.  (Witte.  1864.)  —  „Zum  Dante- Jubiläum."  Sonderab- 
druck eines  von  Karl  Witte  verfassten  Aufrufes  aus  der 
Beilage  zu  Nr.  154  der  Augsburger  Allgemeinen  Zeitung  vom 
2.  Juni  1864.  2  S.  8«. 

Kegt  die  Gründung  einer  Dante-Bibliothek,  einer  Dante-Zeitschrift  und 
eine  kritische  Ausgabe  der  kleineren  Schriften  Dante's  an.  —  Fehlt  bei 
Scartazzini  IL  —  (M.  D.  VII.) 

16.  ( — .  1864.)  —  Consiglio  provinciale  di  Firenze.  Atti 
del  comitato  promotore  della  Esposizione  Dantesca.  Firenze, 
coi  tipi  di  M.  Cellini  e  C.  1864.  24  S.  8°. 

(M.  D.  VI.) 

17.  (Bonaini.  1865.)  —  Esposizione  Dantesca  in  Firenze. 
Maggio  MDCCCLXV.  Cataloghi.  I.  Codici  e  documenti.  II. 
Edizioni.  III.  Oggetti  d'arte.  [Hrsgb.  von  Francesco  Bonaini.] 
Firenze,  tipografia  dei  Successori  Le  Monnier.  1865.  1  Bl., 
112  S.,  70  S.  und  36  S.  8^ 

18.  (Boehmer.  1867.)  —  Generalversammlung  der  deutschen 
Dantegesellschaft.  1867.  Bericht  von  Ed.  Boehmer  in  Halle,  o. 
0.  u.  Dr.  2  S.  4«. 

(M.  D.  V.) 

"^  19.  (— .  1867.)  —  Bericht  über  die  Thätigkeit  der  Deutschen 
Dante-Gesellschaft.  Februar  1867.  Leipzig,  Druck  von  F.  A, 
Brockhaus.  4  S.  8 «. 

(M.  D.  V.) 


Die  Dante-Sammlang  der  Alfred  von  lieumont 'scheu  Bibliothek.      103 

B.  Besonderes. 

I.  Schriften  über  Zeitalter,  Leben  und  Werke  Dante's. 
1.  Historisches  und  Kritisches. 

20.  (Villani.  1823.)  —  Cronica  di  Giovanni  Viliani  a 
miglior  lezione  ridotta  coli'  aiuto  de'  testi  a  penna.  Tom.  I — 
VIII.  Firenze,  per  il  Magheri.  1823.  XXVIII,  318  S.,  1  Bl. 
mit  Villani's  Bildniss  nach  F.  Montier  gest.  von  Lasinio ;  406  S., 
1  El.;  222  S.,  1  BL;  372  S.,  1  BL;  312  S.;  285  S.,  1  BL;  288 
S.,  1  Bl.  u.  CXXXni,  130  S.  8^. 

Im  neunten  Buch  ist  das  136.  Kapitel  (Tomo  IV,  128  ff.)  Dante  ge- 
widmet: „Chi  fu  il  poeta  Dante  Alighieri  di  Firenze". 

21.  (Galletti.  1847.)  ^  Philippi  Villani  liber  de  civitatis 
Florentiae  faraosis  civibus  ex  codice  Mediceo  Laurentiaoo  nunc 
primum  editus  et  de  Florentinorum  litteratura  principes  fere 
synchroni  scriptores  denuo  in  lucem  prodeunt  cura,  ut  studio 
Gustavi  Camilli  Galletti  Florentini  J,  C.  Florentiae,  Joannes 
Mazzoni  excudebat.  1847.  VIII,  268  S.  u.  76  S.,  2  BL  4«. 

Villani,  de  vita  et  moribus  Dantis:  S.  8—13;  enthält  ausserdem  S. 
43-51:  „Le  vite  di  Dante  e  del  Petrarca  scritte  da  Lionardo  Bruno" 
und  S.  58  ff.:  „Dantis,  Petrarchae  ac  Boccaccii  vitae  ab  Jannotio  Manetto 
scriptae."  Angehängt  ist  mit  neuer  Seitenzählung:  Francisci  Bocchii 
elogiorum  quibus  viri  doctissirai  nati  Florentiae  dccorantur,  quae  libris  duobus 
primum  Florentiae  ann.  1609.  1607.  prodierunt,  editio  altera  emendatior 
(Florentiae  1844)  (Tgl.  „Dantes"  S.  44—50). 


22,  (Lnngo.  1879.)  —  Dino  Corapagni  e  la  sua  cronica 
per  Isidoro  Del  Lungo.  JVolume  I,  parte  1.  2.  —  Volume 
II,  contenente  il  testo  della  Cronica  riveduto  sui  manoscritti  e 
commentato.  Col  facsimile  del  manoscritto  del  secolo  XV.  — 
Volume  III;  contenente  gli  indici  storico  e  filologico  a  tutta 
Topera  e  il  testo  della  Cronica  secondo  il  codice  Laurenziano 
Ashburnhamiano.  Firenze,  successori  Le  Monnier.  1879 — 1887. 
VIII,  1245  S.  u.  LXXXVI  S.,  1  BL;  XXXV,  643  und  XIX, 
217  S.,  1  BL  8^ 

23.  (Hillebrand.  1862.)  —  Dino  (Jompagni,  ötude  histori- 
que  et  litt^raire  sur  Tepoque  de  Dante  par  Karl  Hillebrand  . . . 
Paris,  A.  Durand.     1862.     XVI,  439  S.  8^ 

Scartazzini  11,  44  u.  150  f. 


104  E.  Fromm 

24.  (Grion.  1871.)  —  La  cronaca  Dino  Compagni  opera 
di  Antonfrftncesco  Doni  dimostrata  per  Giusto  Grion.  Verona, 
H.  F.  Munster  (M.  Nussbaum),  Tanno  XI  del  regno  d'Italia 
coi  tipi  di  Antonio  Rossi.     60  S.,  1  BL  8^ 

,  25.  (ScheflFer-Boichorst.  1874.)  —  Florentiner  Studien  von 
Paul  Scheffer-Boichorst.  Leipzig,  S.  Hirzel.  1874.  IX, 
270  S.  8«. 

Behandelt  S.  45—210:  „Die  Chronik  des  Dino  Compagni  eine  Fälschung" ; 
vgl.  Scftrtazzini  II,  S.  81. 

^.  (Hegel.  1875.)  —  Die  Chronik  des  Dino  Compagni. 
Versuch  einer  Rettung  von  C[ari]  Hegel,  .  .  .  Leipzig,  S.  Hirzel. 
1875.  VIII,  112  S.  8«. 

27.  (Scheffer-Boichorst.  1877.)  —  3um  2)tno:^©trcit.  5Bon 
5ßaul  ©d^cffcr^Soid^orft.  (®cparat^2t6brucf  au§;  bcr  §iftorifc^cn  ^t\U 
fc^rift.     18770    8  S.  8«. 

28.  (Scheffer-Boichorst.  1883.)  — P.  Scheffer-Boichorst, 
Noch  einmal  Dino  Compagni.  Erster  Artikel.  (Sonderabdruck  aus 
der  Zeitschrift  für  romanische  Philologie  VII,  Halle  1883.)  S. 
66—93.  8^  

29.  (Pelli.  1823.)  —  Memorie  per  servire  alla  vita  di  Dante 
Alighieri  ed  alla  storia  della  sua  famiglia,  raccolte  da  Giuseppe 
Pelli  patrizio  Fiorentino.  Seconda  edizione  notabilmente  accre- 
sciuta.  Firenze,  presso  Guglielmo  Piatti.  1823.  1  Bl.,  218  S., 
1  BL,  mit  einer  genealogischen  Tafel.  8^ 

Zwei  dazu  gehörige  Kupfertafeln  (vgl.  Petzhold t,Catalogus  bibl.  Danteae 
Dresdensis,  1882.  S.  28)  fehlen  in  unserra  Exemplar. 

30.  (Balbo.  1839.)  —  Vita  di  Dante  scritta  da  Cesare 
Balbo.  Volume  I.  [Dante  in  patria«^;  Volume  II.  [Dante  in  esilio.] 
Torino,  presso  Giuseppe  Pomba  e  C.  1839.  302  S.,  1  Bl.  u. 
383  S.,  8  S.,  1  Bl.  8«. 

„Das  ausgezeichnet  geschriebene  Buch  hat  jahrzehntelang  die  Haupt- 
quelle der  Dante-Biographen  gebildet.**  —  Vol.  II,  S.  363—83  als  Anhang: 
„Canti  I.  e  IL  dell'  Inferno  con  un  commento  critico."  -  Petzholdt,  Cata- 
logus  bibl.  Danteae  Dresdensis,  Lipsiae  1882,  gibt  als  Zahl  der  Seiten  für 
Bd.  1  u.  2  unrichtig  370  und  492  S.  an;  oder  ist  1839  noch  eine  zweite 
Ausgabe  erschienen? 

31.  (Artand  de  Moiitor.  1841.)  —  Histoire  de  Dante  Alig- 
hieri, par  M.  le  Chevalier  [Alex.  Fr.]  Artaud  de  Montor,  .  .  . 
Paris,  librairie  d'Adrien  Le  Clerc  et  Cie.  1841.  1  Bl.,  VI,  635  S., 
1  Bl.  mit  5  Tafeln.  8^ 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Reumont'schen  Bibliothek.      105 

Tafel  I:  Dante^s  Bildniss  (Raphael  d'ürbin  piux.,  M.  F.  Dien  sculp.); 
Taf.  V:  Dante*s  Bildniss  „d^aprös  le  Masque  en  terre  cuite  monU  &  Ravenne 
le  joar  de  la  mort  de  Dante,  et  eonserv^  dans  lo  Palais  dcl  Nero  ä  Florence", 
darunter  die  Wappen  der  Alighieri,  Portinari  und  Bardi. 

32.  (Fraticelli.  1861.)  —  Storia  della  Vita  dl  Dante  Alighieri 
compilata  da  Pietro  Fraticelli  sui  documenti  in  parte  raccolti 
da  Giuseppe' Pelli,  in  parte  inediti.  Volume  unico.  Firenze,  G. 
Barbara,  editore.     1861.    VII,  371  S.  8». 

Pelli's  „Memorie  per  servire  alla  vita  di  Dante"  etc.  erschienen  in 
2.  Ausgabe  im  J.  1823  in  Florenz  (vgl.  die  kommentirte  Ausgabe  der  Divina 
l'ommedia  von  Scartazzini  vol.  IV,  1890,  S.  13  u.  oben  Nr.  28). 

33.  (Wegele.  1879.)  —  Dante  Alighieri's  Leben  und  Werke. 
Im  Zusammenhange  dargestellt  von  Dr.  Franz  X.  Wegele,  .  .  . 
Dritte  theilweise  veränderte  und  vermehrte  Auflage.  Mit  einer 
Abbildung  des  Dante-Denkmals  zu  Florenz.  Jena,  Verlag  von 
Gustav  Fischer  (vormals  Fr.  Mauke).    1879.    XIV,  629  S.,  8". 

Scartazzini  II,  103  f.  u.  165  f. 

34.  (Witte.  1853.)  —  Karl  Witte,  Besprechung  von  Franz 
X.  Wegele  „Dante's  Leben  und  Werke.  Culturgeschichtlich 
dargestellt"  (Jena  1852).  (Blätter  für  literarische  Unterhaltung, 
Leipzig,  Brockhaus,  1853,  Nr.  23  vom  4.  Juni,  S.  529—36.) 

Fehlt  bei  Scartazzini  IL  —  Wieder  abgedruckt  in  W.*s  Dante- 
Forschungen  Bd.  I,  S.  72  ff.  —  (M.  D.  V.) 

35.'[Reumoiit/1854.]  —  Dante'sLeben  und  Werke.  Cultur- 
geschichtlich dargestellt  von  Franz  X.  Wegele.  (Vita  ed  opere 
di  Dante,  nella  loro  connessione  colla  Storia  deir  incivilimento.) 
Jena,  1852,  pag.  VlII  e  462  in  fol.  Angezeigt  von:  Alfredo 
Reumont.  (Estr.  dair  Appendice  all'  Arch.  Stör.  Ital.,  Vol.  IX.) 
Firenze,  Tipografia  Galileiana  di  M.  Cellini  e  C.    1854,  7  S.  8^ 

(M.  D.  III  u.  VI.) 

36.  (Fabroni.- 1800.)  —  Elogj  di  Dante  Alighieri,  di  Angelo 
Poliziano,  di  Lodovico  Ariosto  e  di  Torquato  Tasso.  [Di  Angelo 
Fabroni.]  Parma,  dalla  stamperia  reale.  1800.  2  Bl.,  379  S., 
1  Bl.  8«. 

S.  3--78:   Elogio  di  Dante;   79-92:   Lettera  di  Tommaso   Puccini, 
neUa  quäle  si  considora  Üante  e  il  Poema  di  lui  dal  solo  aspetto  lettrrarlo.  - 
Vgl.  Batines  I,  S.  379,  Nr.  95  u.  S.  446  f.,  Nr.  322. 

37.  (Troya/  1826.)  —  Del  Veltro  allegoric(»  di  Dante  .  .  . 
[del  conte  Troya  di  NapoliJ.     Firenze,  presso  Giuseppe  Molini 


106  E.  Fromm 

air  insegna  di  Dante.    1826.    (4),  216  S.  mit  dem  Bildniss  des 
Uguccione  della  Faggiola,  in  Kupfer  gest.  von  Paolo  Lasinio.  8^ 

S.  201—216:  „Appendice  tratta  da  un  autichissimo  codiee  Mediceo,  il 
qnale  appartiene  oggi  alla  Biblioteca  Laarenziana  segnuto  col  num.  YIII 
nel  Baneo  XXIX.  —  „II  sig.  conte  Troya,  uno  de'  piü  valorosi  storici  viventi 
d'Italia,  ö  forse  il  primo  che  pensasse  a  studiare  la  Div.  Com.  col  lurae 
della  storia.  La  sua  opera  che  6  delle  migliori  scritte  su  Dante,  contiene 
preziosi  documenti,  ed  6  molto  importante  per  la  storia  della  vita  e  delle 
opere  di  Dante  e  massimamente  del  suo  secolo"  :  Batines  I,  S.  534;  vgl. 
auch  S.  480,  Nr.  424. 

38.  (Missirini.  1830.)  —  Delle  Memorie  di  Dante  in  Firenze 
e  della  gratidudine  de'  Fiorentini  verso  il  divino  poeta  commen- 
tario  di  Melchior  Missirini.  Firenze,  tipografla  all'  insegna 
di  Dante.     1830.     1  Bl.,  46  S.  4^. 

Erschienen  bei  Gelegenheit  der  Errichtung  des  Ehrendenkmals  Dante*s 
in  der  Kirche  S.  Croce  in  Florenz. 

39.  (Centofanti.  1838.)  —  Un  preludio  al  Corso  di  Lezioni 
SU  Dante  Alighieri.  .  .^  Verfasser  nach  dem  WidmungsbUtU:  Sil- 
vestro  Centofanti.  Firenze,  coi  tipi  della  Galileiana.  1838. 
LXX  S.,  1  El.,  50  S.  1  Bl.  8». 

S.  1 — 50  enthalten:  „Stanze  su  Dante  Alighieri  giä.  scritte  in  occasionc 
del  monumento  inalzato  in  S.  Croce  a  questo  grande  italiano"  und  „A  Vittore 
Hugo  Ode";  vgl.  Batines  I,  S.  400  ff.,  Nr.  202.  —  (M.  D.  III.) 

40.  (Perticari.  1838.)  —  Opere  del  Conte  Giulio  Perti- 
cari  di  Savignano,  patrizio  Pesarese.  Volume  I.  II.  Bologna, 
tipografla  Guidi  all'  Ancora.  1838/39«.  XXIV,  44  S.,  1  Bl.  u. 
VI  S.,  1  Bl.,  500  S.,  1  Bl.  8«. 

Vol.  I  enthält  S.  35—158  die  Abhandlung  „Degli  scrittori  del  trecento 
e  de'  loro  imitatori";  in  dieser  finden  sich  die  folgenden  auf  Dante  bezüg- 
lichen Kapitel:  S.  38—40,  Della  opinione  di  Dante  intoruo  gli  scrittori  del 
300;  S.  46—48,  Quali  Dante  intendesse  per  Vocaboli  Plebei;  S.  77—82,  Come 
Dante  non  istimö  perfezionata  la  lingua  del  suo  secolo,  e  com*  egli  stesso 
coUc  parole  de'  suoi  libri  risponda  a  molte  false  opinioni  de'  posteri.  — 
Ferner  enthält  Vol.  I,  S.  161—425  die  8chrift  „Dell'  araor  patrio  di  Dante 
e  del  suo  libro  intorno  il  volgare  eloquio.  Apologia"  (Thl.  11,  S.  195  f. 
mit  der  besonderen  Ueberschrift :  „Della  difesa  di  Dante,  in  cui  si  dichiarano 
le  origiui  e  la  storia  della  lingua  comune  italiana");  S.  425-442:  „Appendice 
di  osservazioni  critiche  suU'  Apologia  di  Dante  del  Conte  G.  Perticari"  von 
L.  C.  Ferruzzi.  —  Vgl.  Batines  I,  S.  447  f.,  Nr.  326. 

41.  (Ozanam.  1839.)  —  2)autc  et  la  Philosophie  catholique 
au  treizifeme  sifecle;  par  A.-F.  Ozanam.  .  .  .  5J5ariö,  Deb6court, 
libraire-^diteur.     1839.     1  Bl.,  411  S.  8^ 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Reumont'schen  Bibliothek.      107 

Batines  1,  S.  513  f.,  Nr.  538;  über  die  1858  erschienene  deutsche 
Uebersetzung  vgl.  Scartazzini  11,  S.  231  f. 

42.  (Rocco.  1843.)  —  Dante  cuoco  ec.  ec.  Bizzarria  raedico- 
legale  di  Emmanuele  Rocco  socio  di  nessuna  accademia. 
Napoli,  tipografia  deli'  Aquila  di  V.  Puzziello.  1843.  14  S. 
1  Bl.  8^ 

,Si  legge  un  estratto  di  queste  scritto  nel  Salvator  Rosa  di  Napoli, 
n.  32  dcl  1844**:  Batines  I,  S.  567,  Nr.  715.  —  „In  csso  egli  dimostra  chi- 
aramente,  ma  ironicamentc,  quante  cose  insulse  si  potrebbero  dire  interno 
a  Dante,  quando  si  ha  la  smania  d'interpetrare  il  suo  poema  come  certi 
dotti  fauno":  Bat  ine  s  in  dem  unter  Nr.  43  aufgeführten  Zeitungsausschnitt. 
—  (M.  D.  III.) 

43.  (Vernon.  1847.)  —  Dantis  Alighieri  legatio  pro  Fran- 
cischino  Malaspina  ad  ineundam  pacem  cum  Antonio  Episcopo 
Lunensi  et  constitutio  pacis  ann.  MCCCVI,  denuo  recognita  et 
iterum  in-lucem  edita  consilio  et  sumptibus  G.  J.  Bar.  Vernon. 
[Extract.  ex  tabulario  pub.  civitatis  Serazanensis,  serie  342,  tit. 
3.  instniment.  Notarii  pub.  Parentis  Stupii.]  Pisis,  ex  officina 
Nistriana.  1847.  XH  S.  4«.      . 

44.  (Batines.  1848?)  —  Dante  Allighieri.  Giuocatore  di 
Scaccbi.  Unterzeichnet:  Colomb  de  Batines.  [Ausschnitt  aus 
einer  italienischen  Zeitung  vom  J.  1848  oder  1849.] 

B.  behandelt  Dante  als  Schachspieler  im  Anschluss  an  eine  Notiz, 
welche  sich  in  dem  in  Bologna  1677  erschienenen  „Museo  Cospiani  di  Bo- 
logna, descritto  da  Lorenzo  Legati,  Cremonese**  findet.  —  (M.  D.  V.) 

45.  (Litta.  1850.)  —  Famiglie  celebri  Italiane  di  Pompeo 
Litta.  Fase.  LXIX:  Alighieri  di.  Firenze,  famiglia  estinta  nel 
1558.  Milano,  dalla  tipografia  del  Dottore  Giulio  Ferrario.  1850. 
1  Tafel  gr.  fol.,  enthaltend  die  genealogisch-heraldischen  Notizen. 

Vgl.  Petzholdt,  Catalogus  bibliothecae  Danteae  Dresdensis,  Lipsiae 
1882,     S.  24  f. 

46.  (Torri.  1852.)  —  La  grafia  del  casato  di  Dante  Allig- 
hieri rivendicata  alla  legittima  originaria  lezione  contra  Tuso 
erroneamente  invalso.  Lettera  al  cav.  Davide  Bertolotti  .  .  . 
Edizione  II  con  appendice  delP  autore  dott.  Alessandro  Torri 
.  ,  .  {A.  u.  d.  T.:  Nuova  serie  di  Aneddoti  Danteschi  raccolti 
e  compilati  dal  dottore  Alessandro  Torri  in  continuazione  a 
quella  pubblicata  da  Monsig.  Canonico  Gian-Jacopo  March.  Dio- 
nisi  dal  1785  al  1806.  Aneddoto  I.)  In  Pisa,  tipografia  Pros- 
peri.  1852.  VII,  31  S.,  1  Bl.     8«. 

(M.  D.  IIL) 


108  E.  Fromm 

47.  (Andin  de  Riaiis.  1853.)  —  Del  casato  e  dell'  arme 
(li  Dante  esercitazione  filologica  di  S.  L.  G.  E.  Audin  de  Rians 
.  .  .  Firenze,  tipografia  di  Toramaso  Baracchi.  1853.  16  S.  u. 
IV  S.  mit  5  Abbildungen.    8«. 

(M.  D.  III.) 

48.  (Fabricatore.  1856.)  —  Del  Veltro  allegorico  de'  Ghi- 
bellini  con  altre  scritture  intorno  alla  Divina  Commedia  di  Dante. 
[Pubbl.  da  Brnto  Fabricatore.]  In  Napoli,  dalla  stamperia 
del  Vaglio.  1856.  VIII,  452  S.,  2  Bl.     S^ 

Enthält:  a)  S.  3-110:  Del  Veltro  allegorico  del  Ghibellini  [Verf.: 
Carlo  Troya,  zuerst  veröffentlicht  im  „Progresso  di  Napoli**  1882,  H,  S. 
258—321;  vgl.  Batines  I,  S.  534];  b)  S.  113-93:  De'  dae  Veltri  dl  Dante 
Alighieri  e  de'  suoi  affetti  verso  lo  Scaligero  discorso;  c)  S.  197 — 224:  Dell' 
anno  in  cui  pubblicossi  la  Cantica  dell'  Inferno  e  della  cronologia  in  generale 
della  Div.  Com.  discorso  (zuerst  veröffentlicht  1845;  vgl.  Batines  I,  S.  534 
am  Schluss);  d)  S.  227—50:  Della  lettera  di  frate  Ilario  del  Corvo;  e)  S. 
253—59:  D'alcune  pretensioni  d'essere  del  Sangue  Latino  ricordate  da  Dante, 
discorso  [Verf.  von  b— e:  C.  Troya];  f)  S.  265— 380:  Docomentl  con  appen- 
dice;  g)  S.  385—407:  Vita  inedita  di  Uguccione  della  Faggiuola  scritta  dall' 
Ab.  D.  Silvano  Eazzi  Camaldolese  tratta  da  un  manoscritto  autografo 
della  Magliabechiana  proveniente  dal  Convento  degli  Angeli  di  Firenze  per 
le  eure  di  Giuseppe  Canestrini;  g)  S.  411—30:  De' presenti  studii  Dan- 
teschi in  Italia  e  particolarmente  intorno  ai  dubbii  mossi  da  aicuni  suU' 
autenticitä  della  lettera  di  Frate  Ilario  del  Corvo,  discorso  di  Saverio 
Baldacchini,  pubbl.  la  prima  volta  nel  Museo  di  scienze  e  di  letteratura 
in  Agosto  dell'  anno  1840;  h)  S.  433—43:  Della  dottrina  che  si  asconde 
neir  ottavo  e  nono  canto  dell'  Inferno  della  Divina  Commedia  .  .  .  esposi- 
zione  nuova  di  Michelangelo  Caetani  Duca  di  Sermoneta. 

49.  (Witte.  1861.)  —  Viro  perillustri  Ludovico  Pernice 
philosophiae  et  juris  utriusque  doctori  .  .  .  octavum  laureae  docto- 
ralis  lustrura  faustis  auspiciis  condituin  gratulatur  Carolus 
Witte  .  .  .  Inest:  De  Bartolo  a  Saxoferrato,  Dantis  Alligherii 
Studioso,  commentatiuncula.  Halis  Saxonum,  typis  expr.  Heyne- 
manni.  IV.  ante  id.  Februar.  1861.  12  S.  8^ 

Nur  in  60  Exemplaren  gedruckt;  wieder  abgedruckt  in  W.'s  Dante- 
Forschungen  I,  461  ff.  —  Scartazzini  11,  109  u.  125.  —  (M.  D.  IV.) 

50.  (Witte.  1861.)  —  :Santc  unb  btc  ttalicntfd)cn  fragen.  6in 
äJortrag  üon  tarl  SBtttc  gehalten  im  SWära  1861.  ^allc,  K*  (S.  SR. 
Pfeffer.  1861.  47  S.     8<>. 

Scartazzini  II,  S.  109  u.  125.  —  Abgedruckt  auch  in  W.'s  Dante- 
Forschungen  (vgl.  Nr.  11.)  Bd.  n,  S.  237—73;  Nachtrag  dazu  ebenda  S, 
581—95.  —  iM.  D.  IV.) 


l)ie  l)ante-Sammlung  der  Alfred  von  fteumont'sehen  Bibliothek.      109 

51.  (Branchi.  1865.)  —  Sopra  alcune  particolaritä  della 
vita  di  Dante.  Lettere  di  Eugenio  Branchi  a  Pietro  Fraticelli 
seguite  da  un  documento  inedito  delP  anno  1301.  Firenze, 
tipografla  all'  insegna  di  S.  Antonino.  1865.  48  S.,  1  Bl.  Index.  8^ 

Inhalt  der  Briefe:  I.  Sulla  lettera  di  fratre  Ilario  del  Corvo  a  ügucci- 
one  della  Faggiuola;  IL  Snl  vero  Morello  Malaspina  ospite  e  amico  di  Dante; 
m.  ültime  parole  sul  vero  Morello  Malasjfina  ospite  e  amico  di  Dante.  — 
(M.  D.  IV.) 

52.  (Capponi.  1865.)  —  II  Popolo  di  Toscana  a  tempo  di 
Dante.  Cenni  di  Gino  Capponi.  [Sonderabdrnck  aus:  Dante  e 
il  suo  Secolo  XIV  Maggio  MDCCCLXV,  Firenze,  Cellini  e  Co., 
1865,  Vol.  I,  S.  435—442.]  8  S.  4« 

(M.  D.  V.) 

53.  (Passerini.  Milanesi.  1865.)  —  Del  ritratto  di  Dante 
Alighieri  che  si  vuole  dipinto  da  Giotto  nella  Cappella  del  Po- 
testä  di  Firenze.  Memoria  presentata  al  Ministro  della  Pubblica 
istruzione  in  risposta  alle  opposizioni  fatte  al  Rapporto  intorno 
al  piü  autentico  ritratto  di  Dante,  unterzeichnet  auf  S.  24: 
Luigi  Passerini.  Gaetano  Milanesi  relatore.  Firenze,  coi 
tipi  di  M.  Cellini  e  C.  1865.  24  S.  80. 

Ueber  das  Giotto-Bildniss  vgl.  Scartazzini,  D.-Handbuch  S.  264.  — 
(M.  ü.  IV.) 

54.  (Passerini.  1865.)  —  Della  Famiglia  di  Dante.  Unter- 
zeichnet (S.  32):  Luigi  Passerini.  o.  0.,  Dr.  u.  J.  32  S. 
[S.  1 — 4:  2  Tafeln  mit  der  Aufschrift  „Albero  della  famiglia 
Alighieri«.]  4^ 

Sonderabdrack  aus:  Dante  e  il  suo  Secolo  XIV  Maggio  MDCCCLXV, 
Firenze  1865/66,  vol.  I,  S.  53  ff. 

55.  (Centofanti.  1866.)  —  Dante  autore  e  maestro  alla 
Italia  della  sua  nazionale  letteratura.  Discorso  detto  da  Sil- 
vestro  Centofanti  il  di  XXVI  maggio  MDCCCLXV  nella 
tomata  solenne  dell'  accademia  della  Crusca  a  onore  deir  Alig- 
hieri. (Estratto  dall'  Opera  monumentale  „Dante  e  il  suo  secolo**, 
Firenze.)  Firenze,  tip.  Galileiana  di  M.  ('ellini  e  Co.  1866. 
8  S.  4^ 

Abdruck  aus  Bd.  2  der  genannten  Publikation,  S.  934  f.  —  (M.  D.  V.) 

56.  (Ginliani.  1872.)  —  Dante  e  il  vivente  linguaggio 
Toscano.  Discorso  di  Giambattista  Giuliani,  letto  neir 
adunanza  solenne  della  R.  Accademia  della  Crusca  il  15  di 
setterabre  1872.    Firenze,  Stamperia  Reale.  1872.  27  S.  4^ 


110  E.  I*romm 

57.  (Sforza.  1873.)  —  Dante  e  i  Pisani.  Sludi  storici  di 
Giovanni  Sforza.  Seconda  edizione  accresciuta  dall' autore. 
Pisa,  co'  torchi  di  Angelo  Valenti.  1873.  (6),  182  S.  einschl.  3 
Holzsclinitttafeln,  mit  dem  Bildniss  des  ügolino  Gherardesca  in 
Holzschnitt  auf  besonderer  Tafel.  8^. 

58.  (Ancona.  1874.)  —  I  Precursori  di  Dante  per  Ales- 
sandro  d'Ancona.  Lettura  fatta  al  Circolo  filologico  di  Fi- 
renze  il  18  maggio  1874.  In  Firenze,  G.  C.  Sansoni,  editore. 
1874.  114  S.  8^ 

59.  (Lungo.  1874.)  —  Un  documento  Dantesco  deir  ar- 
chivio  Mediceo.  (Estratto  dall'  Archivio  Storico  Italiano  serie 
terza,  tomo  XIX,  dispensa  I.  Firenze,  coi  tipi  di  M.  Cellini  e 
C,  1874.)   Unterzeichnet:  Isidore  Del  Lungo.  6  S.,   1  Bl.  8<^. 

Vgl.  Scarlazzini,  D.-Handbuch  S.  165  f.,  170.  —  (M.  D.  VI.) 

60.  (La  Mantia.  1879.)  —  L'etä  maggiore  in  Firenze  ai 
tempi  di  Dante.  Unterzeichnet:  Vito  La  Mantia,  Palermo,  22 
luglio  1879.  (Ausschnitt  aus  der  Zeitschrift  „La  Legge,  Moni- 
tore giudiziario",  anno  XIX,  Roma  1879,  Nr.  36,  S.  283—84.  4^.) 

(M.  D.  VII.) 
'  61.  (Hartwig.  1880.)  —  Eine  Chronik  von  Florenz  zu  den 
Jahren  MCCC— MCCCXIII  nach  der  Handschrift  der  Biblioteca 
Nazionale  [Cl.  XXV.  Nr.  19]  zu  Florenz  zum  ersten  Male 
herausgegeben  [von  Otto  Hartwig],  Halle,  Druck  von  E. 
Karras.  1880.  30  S'.,  1  Bl.  8^. 

S.  1/2,  Vorsatzblatt:  „Eine  Florentiner  Chronik  zur  Zeit  Dante'»; 
3/4,  Widmung:  „Herrn  Carl  Witte  zum  80.  Geburtstage  .  .  .  überreicht  am 
1.  Juli  1880  von  A.  Boretius,  A.  Dochow,  E.  Erdmann,  H.  Fitting,  0.  Hart- 
wig, M.  Kahler,  H.  Knoblauch,  G.  Kramer,  G.  Lastig,  E.  Meier,  A.  Pemice, 
H.  Ulrici;"    5/6,  Vorrede  von  0.  Hartwig.    —    Scartazzini  11,  40  u.  150. 

62.  (Witte.  1880.)  —  Die  älteste  italienische  Lyrik  und 
ihr  Verhält niss  zu  Dante.  (Rodolfo  Renier:  La  Vita  Nuova  e 
la  Fiammetta.  Torino  1879.  Loescher.)  Von  Karl  Witte. 
(Magazin  für  die  Literatur  des  Auslandes.  Hrsg.  von  Ed.  Engel. 
Leipzig  1880,  Nr.  48,  S.  671—75  u.  Nr.  49,  S.  688—90.) 

Scartazzini  II,  111  u.  139.  —  (M.  D.  VII.) 

63.  (Witte.  1880.)  —  Neue  und  neu  festgestellte  Daten 
zu  Dante's  Lebensgeschichte.  Von  Karl  Witte.  (Beilage  zur 
Allgemeinen  Zeitung,  Augsburg  1880,  Nr.  15  u.  16,  S.  209—10 
u.  227—28.) 

Scartazzini  II,  111  u.  168.    -  (»f.  D.  VII.) 


Die  Dante-Sammliing  der  Alfred  von  Reuinont'schen  Bibliothek.     111 

64.  (Lungo.  1881.)  —  Deir  esilio  di  Dante,  discorso  com- 
memorativo  del  27  gennaio  1302  letto  al  circolo  filologico  di 
Firenze  il  27  gennaio  1881  da  Isidoro  Del  Lungo.  Con  docu- 
menti.    Firenze,  Successori  Le  Monnier.  1881.    210  S.  8*^. 

65.  (Witte.  1881.)  —  War  Dante  adeliger  Herkunft?  Von 
Karl  Witte.  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  Augsburg 
1881,  Nr.  140—42  vom  20.— 22.   Mai,  S.   2949/51,   2066/67  u. 

2082/84.) 

Kritischer  Bericht  über  Scartazzini's  „Abhandlungen  über  Dante" 
(Frankfurt  a.  M.  1880).  —  Scartazzini  II,  112  u.  168.  —  (M.  D.  VII.) 

66.  (Lungo.  1882.)  —  La  Gente  nuova  in  Firenze  ai  tempi 
di  Dante.  Studio  storico  di  Isidoro  del  Lungo.  (Estratto 
dalla  Rassegna  Nazionale.)  Firenze,  üffizio  della  Rassegna  Nazio- 
nale.     1882.  47  S.     8^. 

67.  (SchefFer-Boichorst.  1882.)  —  Aus  Dantes  Verbannung. 
Literarhistorische  Studien  von  Paul  Scheffer-Boichorst. 
Strassburg,  Verlag  von  Karl  J.  Trübner.  1882.  VIII,  254  S.  8^ 

Inhalt:  I.  Die  letzten  Jahre  des  Dichters;  II.  Die  Abfassungszeit  der 
Monarchie;  III.  Der  Brief  an  Cangrande  delia  Scala;  IV.  Eine  Frage  der 
Echtheit  und  der  Chronologie;  V.  Boccaccios  Vita  di  Dante;  VI.  Der  Brief 
des  Bruders  Hilarius.  —  Vgl.  Scartazzini  II,  S.  161  f.  u.  263  f. 

2.  Poetisches. 

68.  ( — .  1840.)  —  Per  un  Accademico  Convegno  a  Gargonza 
neir  Aretino  in  memoria  delP  Alighieri  ottave.  Capolago,  cantone 
Ticino,  tipografia  e  libreria  Elvetica.     1840.     27  S.  8^ 

(M.  D.  VI.) 

69.  (Bon  Brenzoni.  1854.)  —  Dante  e  Beatrice.  J  (VxeW. 
A.  Mrs.  Mary  Somerville.  Canti  due  di  Caterina  Bon  Brenzoni 
di  Verona.  Seconda  edizione  illustrata  dal  Professore  Eugenio 
Rezza.  In  Casale,  dalla  Tipografia  Corrado  diretta  da  G.  Scrivano. 
1854.     106  S.  8^ 

Ausser  zwei  einleitenden  Abband hiujj^cn  Rezza's  und  den  im  Titel  ge- 
nannten Gedichten  entbftlt  die  Scbrift  S.  95  ff.  c^ine  poetische  „Epistola  sulla 
lingua  Italiana*'  von  Carlo  Maria  Nay. 

70.  (Raab.  1865.)  —  (?in  aJUiitag.  Ein  Gedicht  zur  Feier 
des  sechshundertsten  Geburtstages  Dante's  von  Franz  Raab. 
Triest,  F.  H.  Schimpffs  Buchhandlung.     1865.     23  S.  8». 

Scartazzini  II,  71  und  171.        (M.  D.  VI.) 


IIÖ  E.  Fromm 

71.  (Pucci.  1868.)  —  In  lode  di  Dante.  Capitolo  e  sonetto 
di  Antonio  Pucci  poeta  del  secolo  decimoquarto.  Pisa,  dalla 
tipografia  Nistri.     1868.    XV,  16  S.,  1  Bl.  8^ 

Herausgegeben  von  Alessandro  d'Ancona  „per  nozze  Bongi-RanalH 
XV  Gennajo  1868".  —  (M.  D.  IV.) 

II.  Dante's  Werke. 
1.  Allgemeines.     Bibliographisches. 

72.  (Fanfani.  1874.)  —  Studj  ed  osservazioni  di  Pietro 
Fanfan i  sopra  il  testo  delle  Opere  di  Dante.  Firenze,  tipo- 
grafia cooperativa.     1874.    XV,  356  S.  8«. 

73.  (Schlosser.  1824.)  —  Ueber  Dante.  Von  6[^riftop^] 
5[ricbri(^]  Sc^Ioffcr.  . .  .  Aus  den  Heidelberger  Jahrbüchern  der 
Literatur  besonders  abgedruckt.  Heidelberg,  Druck  und  Verlag 
von  August  Osswald's  Universitäts-Buchhandlung.  1824.  36 
S.  8«. 

Die  Schrift  enthält  eine  Anzeige  der  Fr.  von  Oeynhansen'schen  Ueher- 
setzung  der  Vita  nuova  (Leipzig  1824)  und  der  K.  Streckfuss'schen  Ueber- 
setznng  und  Erläuterung  der  Hölle  (Halle  1824);  vgl.  Scartazzini  11,  S.  85 
und  238,  wo  als  Druckjahr  fälschlich  1825  angegeben  ist.  —  (M.  D.  III.) 

74.  (Witte.  1833.)  —  Karl  Witte,  Besprechung  von  Ca- 
vazzoni  Pederzini's  Ausgabe  vom  Convivio  (Modena  1831),  der 
von  dem  Buchhändler  Nobili  veranstalteten  Ausgabe  der  Vita 
nova  (Pesäro  1829)  und  der  Torri 'sehen  Ausgabe  des  „L'Ottimo 
commento  della  divina  commedia**  (Pisa  1827).  (Jahrbücher 
für  wissenschaftliche  Kritik.  Jahrg.  1833,  Bd.  I,  Nr.  91—93, 
S.  727—42.) 

Fehlt  bei  Scartazzini  Bd.  II  unter  den  Wittc'schen  Arbeiten.  — 
(M.  D.  V.) 

75.  (Renmont.  187G.)  —  A.  v.  Keumont,  Besprechung  von 
Scartazzini's  Ausgabe  der  Divina  Commedia,  Leipzig,  Brock- 
liaus  1874/75,  vol.  I  und  II  und  von  Witte's  Ausgabe  der  Vita 
Nuova,  Leipzig,  Brockhaus,  1876.  (Literarische  Kundschau,  red. 
von  J.  Köhler,  Aachen  1876,  Nr.  4,  S.  131  —  138.) 

Scartazzini  II,  73  und  182.    -  (M.  D.  VII.) 

2.   Göttliche  Komödie, 
a)  Bibliographisches. 

76.  (Witte.  1850.)  —  p:dizioni  della  Divina  Commedia  di 
Dante  Allighieri   (testo   italiano),   possedute  da  Carlo  Witte, 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Renmon tischen  Bibliothek.     113 

profess.  di  leggi  all'  universitä  di  Halle  (Prussia).  [Halle],  Druck 
von  Ed.  Heynemann.     1850.    4  S.  8^  n 

Verzeichnet  106  Ausgaben  aus  der  Zeit  von  1477  bis  1849.  Im  J.  1847 
besass  W.  erst  87  Ausgaben;  über  den  Sammeleifer  des  berühmten  Dante- 
forschers  findet  sich  eine  interessante  Stelle  in  dem  unter  Nr.  4  citirten 
Artikel  von  Mugna:  „il  dott.  C.  Witte  ...  ha  nella  sua  scelta  e  preziosa 
libreria  non  meno  di  87  edizioni  differenti  della  divina  commedia;  e  ad  nn  mio 
amicOf  da  me  raccomandatogli,  disse  con  gioia  e  quasi  con  entusiasmo,  mostran- 
dogli  quei  suoi  tesori  danteschi:  il  giorno  che  le  saran  cento,  sarä  per  me 
di  gran  festa  e  come  un  gran  giubileo".  —  (M.  D.  IV.) 

77.  (Fnlin.  1865.)  —  I  Codici  Veneti  della  Divina  Commedia 
descrittl  da  Rinaldo  Fulin  .  .  .  Venezia,  P.  Naratovich.  1865. 
229  S.,  1  Bl.  8«. 

78.  (Witte.  1854.)  —  Karl  Witte,  Vier  neue  Ausgaben  von 
Dante's  „Divina  commedia **.  (Blätter  für  literarische  Unter- 
haltung, Leipzig,  Brockhaus,  1854  Nr.  48  vom  30.  November, 
S.  878—81.) 

Wieder  abgedruckt,  mit  einem  Zusatz,  in  W.'s  Dante-Forschungen  Bd.  I, 
S.  183  f.  —  Scartazzini  II,  108,  138  u.  182  f.  —  (M.  D.  V.) 

b)  Ausgaben. 

(Mit  und  ohne  Erläuterungen.) 

79.  (Lombardi.  1822.)  —  La  Divina  Commedia  di  Dante 
Alighieri  col  comento  del  P.  Baldassarre  Lombardi  M.  C.  ora 
nuovamente  arricchito  di  molte  illustrazioni  edite  ed  inedite. 
Vol.  I — V.  In  Padova,  della  tipografla  della  Minerva.  1822. 
XXXIV  S.,  1  BI.,  747  S.  mit  1  Tafel;  799  S.  mit  1  Tafel; 
845  S.  mit  1  Tafel;  2  Bl.,  430  S.  und  XII,  574  S.  mit  Dante's 
Bildniss.  8«. 

Herausgeber  sind:  Giuseppe  Oampi,  Fortunato  Federici  und 
Giuseppe  Maffei.  —  Vol.  IV  mit  dem  besonderen  Titel:  „II  Rimario  della 
Divina  Commedia  di  Dante  Alighieri.  L*Indice  delle  voci  del  poema  citate 
dalla  Crusca  e  quello  de'  nomi  proprj  e  dclle  cose  notabili".  —  Vol.  V  mit 
dem  Titel:  „La  Biografia  di  Dante  Alighieri,  varie  illustrazioni  della  Divina 
(.'ommedia  ed  il  catalogo  deUe  edizioni**.  --  Eine  ausführliche  Beschreibung 
der  berühmten  Ausgabe  findet  man  bei  Batines  I,  S.  153—156. 

80.  ( — .  1823.)  —  La  Divina  Commedia  di  Dante  Alighieri 
.  .  .  Londra,  presso  C.  Corrall;  a  spese  di  G.  Pickering.  1828. 
1  Bl.,  S.  1—191,  1  Bl.  (Titel  wie  oben  mit  dem  Zusatz  „Tomo 
secundo"  und  der  Jahreszahl  1822),  S.  193—374.  kl.  8^. 

8 


114  E.  fromm 

Mit  dem  Bildniss  Dante's  nach  Morghen  gestochen  von  R.  Grave  und 
mit  gestochenem  Vortitel  (ebenfalls  mit  der  Jahreszahl  1822).  Die  zierliche, 
mit  mikroskopisch  kleinen  Typen  gedruckte  Ausgabe  bildet  den'  Theil  einer 
unter  dem  Titel„  Miniature  classics**  erschienenen  Sammlung.  —  VgL  Bat  Ines 
I,  S.  156  f. 

81.  (Costa.  1830.)  —  La  Divina  Commedia  di  Dante  Alig- 
hieri con  note  bi  $ßaoIo  ßofta,  da  lui  per  questa  edizione 
nuovamente  riviste  ed  emendate.  Firenze,  tipografia  all'  insegna 
di  Dante.  1830.   1  Bl.,  888  S.,  2  Bl.  kl.  8^ 

Mit  gestochenem  Vortitel  und  einem  Stahlstich  (Scene  Inf.  V,  136), 
nach  Franc.  Pieraccini  gestochen  von  Marco  Zignani.  Auf  dem 
Schiassblatt  Dante^s  Bildniss  mit  der  Unterschrift:  „Pabblicato  il  di  24  marzo 
1830,  giorno  della  solenne  inaugurazione  del  mausoleo  inalzato  a  Dante  nella 
Chiesa  di  S.  Croce  in  Firenze";  darunter  von  Reumont's  Hand  die  Worte: 
„Bonna  sul  Beno,  24.  Marzo  1870.  Lo  scrivente  trovossi  presente  a  tale 
inaugurazione**.  —  Vgl.  Batines  I,  S.  173  f. 

82.  (Borghi.  1833.)  —  La  Divina  Commedia  di  Dante 
Alighieri  con  nuovi  argomenti  e  annotazioni  di  G.[iuseppe] 
B.[orghi].  Firenze,  tipografia  Borghi  e  Oompagni.  1833.  255  S. 
mit  Dante's  Bildniss  (E.  Cateni  dis.,  Lasinio  figlio  ine.)  und 
gestochenem  Vortitel  (mit  Vignette:  F.  Nenci  inv.  e  dis.,  M. 
Zignani  ine).    8^. 

Bildet  einen  Theil  des  ersten  Bandes  der  „Biblioteca  portatile  del 
Viaggiatore**,  der  ausser  Dante  noch  Petrarca,  Ariosto  und  Tasso  enthält, 
und  ist  ein  Neudruck  der  1828  erschienenen  Ausgabe.  Der  Vortitel  des 
Neudruckes  trägt  die  Jahreszahl  1832.  —  Vgl.  Batines  I,  S.  170  f.  u.  178  f. 

83.  (Niccolini.  Capponi.  1837.)  —  La  Divina  Commedia 
ridotta  a  miglior  lezione  coli'  aiuto  di  vari  testi  a  penna  da 
Gio.  Batista  Niccolini,  Gino  Capponi,  Giuseppe  Borghi 
e  Fruttuoso  Becchi.  Vol.  I — II.  Firenze,  Feiice  Le  Monnier 
e  Compagni.  1837.  1  Bl,  600  S.,  1  Bl.  u.  1  Bl.  XXVIII, 
298  S.  u.  3  Bl.  mit  Dante's  Bildniss  (Del  Bene  dis.,  P.  Viviani 
ine).     8^. 

Vol.  II,  S.  I— XXVIII:  Prefazione  e  avvertiraenti  di  Fruttuoso  Becchi. 
—  Batines  L,  S.  183  f. 

84.  (Tommaseo.  1837.)  —  La  Commedia  di  Dante  AUig- 
hieri  col  comento  di  N[iccolö]  Tommaseo.  Volume  I — ^III. 
Venezia,  co'  tipi  del  Gondoliere.  1837.  272,  265  u.  256  S.    8«. 

Batin-es  I,  S.  182  f. 

85.  Venturi.  1837.)  —  La  Divina  Commedia  di  Dante 
Alighieri  col  comento  del  P.  Pompeo  Venturi.    Nuova  edizione 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Keumont^schen  Bibliothek.      115 

a  miglior  lezione  ridotta,  ed  arricchita  d'inedite  postille  del  dottor 
Giovanni  Lami  e  di  P.  J.  FraticeJli.  Volume  I — III. 
Firenze,  presso  Giuseppe  Formigii.  1837.  XL,  432  S.;  432  u. 
448  S.,  1  Bl.  mit  Dante's  Bildniss  u.  3  Plänen,    kl.  8^ 

Vol.  I,  S.  m— IX  Vorrede  von  Pietro  Fraticelli;  S.  X— XL:  „Della 
prima  e  principale  allegoria  del  poema  di  Dante  discorso,*'  von  demselben; 
S.  1—5:  Prefazione  del  P.  Pompeo  Ventnri  air  edizione  di  Lucca  del  1732; 
S.  7—24:  Vita  di  Dante  scritta  da  Leonardo  Aretino.  —  Vgl.  Batines 
T,  S.  18 1  f. 

86.  (Foscolo.  1842.)  —  La  Commedia  di  Dante  AUighieri 
illustrata  da  Ugo  Foscolo  .  .  .  Torao  I — IV.  Londra,  Pietro 
Rolandi.  1842—43.  XXX  S.,  1  Bl.,  467  S.;  395  S.;  560  und 
418  S.  8^ 

Mit  den  folgenden  Illustrationen:  Tom.  I,  mit  dem  Bildniss  Ugo  Fos- 
eolo's  (H.  Robinson  scalp.),  dem  Kirchhof  zu  Ohiswick  und  einem  Facsimile 
der  Handschrift  Foscolo^s;  tom.  II,  mit  Dante's  Bildniss  in  Stahlstich  und 
einem  Plan  des  Inferno;  tom.  III,  mit  Dantc^s  Bildniss  „air  etä,  di  25  anni, 
dipinto  da  Giotto  verso  il  1290  nella  Cappella  del  Potest4  a  Firenze,  scopcrto 
il  21  luglio  1840"  und  zwei  Plänen  des  Purgatorio  und  Paradiso;  tom  IV, 
mit  2  Tafeln:  ,,Tomba  di  Dante  in  Kavenna*^  und  „Interne  della  tomba  di 
Dante**.  —  Bd.  I  enthält  den  „Discorso  sul  teste  e  su  le  opinioni  diverse 
prevalenti  intorno  alla  storia  e  alla  emendazione  critica  della  Commedia 
di  Dante**.  —  Bd.  IV  enthält:  „Cronologia  di  avvenimenti  connessi  alla  vita 
e  alla  commedia  di  Dante,  avverata  su  gli  annali  d^Italia  e  documentata 
con  citazioni  dalle  operc  del  poeta**  (S.  1—47);  „Notizie  e  pareri  diversi 
intorno  a  forse  duecento  codici,  e  alla  serie  dellc  edizioni  della  Commedia 
di  Dante  (S.  49—140);  „Indice  de'  vocaboli,  nomi,  avvenimenti  storici  e 
aliusioni  riferiti  con  dichiarazioni  a'  versi  del  teste**  (S.  141—418).  — 
Eine  eingehende  Beschreibung  der  Ausgabe  findet  man  bei  Batines  I, 
S.  193—196. 

87.  (Bianchi.  1854.)  —  La  Commedia  di  Dante  Alighieri 
Fiorentino  novamente  riveduta  nel  testo  e  dichiarata  da  Bru- 
none  Bianchi.  Quarta  edizione,  corredata  del  Rimario.  Edi- 
zione stereotipa.  Firenze,  Feiice  Le  Monnier.  1854.  XXIV, 
743  u.  112  S.  80. 

S.  XI— XXIV  ist  die  „Vita  di  Dante  scritta  da  Leonardo  Aretino** 
abgedruckt. 

88.  ( —  1856.)  La  Divina  Commedia  di  Dante  Alighieri. 
Firenze,  Barbara,  Bianchi  e  Comp.  1856.  VII,  537  S.  mit 
Dante's  Porträt  nach  Giotto  in  Stahlstich,     kl.  8^ 

8* 


116  E.  Fromm 

„II  testo  da  noi  segnito  ö  quello  proposto  da  quelP  argato  interprete 
della  Divina  Commedia,  qnale  si  moströ  11  can.  B.  Bianchi;  i  Oenni  intomo 
alla  vita  sono  atati  scritti  per  questa  edizione  da  Filippo  Ugolini;  e  nella 
difficil  cura  della  correzione  avemmo  per  aiuto  Silvio  Giannini'*  (p.  III/IV). 

89.  (Bianchi.  1857.)  —  La  Commedia  di  Dante  Alighieri 
Fiorentino  novamente  riveduta  nel  testo  e  dichiarata  da  Bru- 
none  Bianchi.  Quinta  edizione,  corredata  del  Riraario.  Edi- 
zione stereotipa.  Firenze,  Feiice  Le  Monnier.  1857.  XXIV, 
744  u.  112  S.  8^ 

90.  (Fraticelli.  1860.)  —  La  Divina  Commedia  di  Dante 
Alighieri  col  comento  di  Pietro  Fraticelli.  Nuova  edizione 
con  giunte  e  correzioni,  arricchita  del  ritratto  e  de'  cenni 
storici  intorno  al  poeta,  del  rimario,  d'un  indice,  e  di  tre  tavole. 
Firenze,  G.  Barbara,  editore.  1860.  XLIII,  811  u.   136  S.     8^. 

91.  (Witte.  1862.)  —  La  Divina  Commedia  di  Dante 
Allighieri  ricorretta  sopra  quattro  dei  piü  autorevoli  testi  a  penna 
da  Carlo  Witte,  Berlino,  Ridolfo  Decker  stampatore  del  Re. 
1862.  LXXXV  S.,  1  Bl.,  725  S.,  1  Bl.  mit  dem  Bildniss  Dante's 
in  Photographie.  4*^. 

Scartazzini  II,  109  und  188—190. 

92.  (Witte.  1862.)  —  La  Divina  Commedia  di  Dante  Allig- 
hieri. Edizione  minore  fatta  sul  testo  delP  edizione  critica 
di  Carlo  Witte.  Berlino,  Ridolfo  Decker  stampatore  del  Re. 
1862.  537  S.,  1  Bl.  8^. 

Scartazzini  II,  109  u.  190. 

93.  (Scartazzini.  1874 — 90.)  —  La  Divina  Commedia  di 
Dante  Alighieri.  Riveduta  nel  testo  e  commentata  da  G[iovanni] 
A[ndrea]  Scartazzini.  Volume  I.  L'Inferno.  —  Vol.  IL  II 
Purgatorio.  —  Vol.  III.  II  Paradiso.  —  Vol.  IV.  Prolegoraini. 
[a.  u.  d.  T.:  Prolegomini  della  Divina  Commedia.  Introduzione 
allo  studio  di  Dante  Alighieri  e  delle  sue  opere].  Leipzig,  F. 
A.  Brockhaus.  1874—1890.  X  S.,  1  Bl.,  444  S.;  XXII,  817 
S.;  XII,  905  S.;  X,  560  S.  8^. 

Vgl.  Scartazzini  II,  190  ff. 

94.  (Giuliani.  1880.)  —  La  Commedia  di  Dante  Allig- 
hieri raflfermata  nel  testo  giusta  la  ragione  e  Tarte  delF  autore 
da  Giambattista  Giuliani.  Firenze,  successori  Le  Monnier. 
1880.  C,  622  S.,  1   Bl.  kl.  8^ 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Reumont'schen  Bibliothek.      1 1 7 

95.  (Talice  da  Ricaldone.  1886.) —  La  Commedia  dl  Dante 
Alighieri  col  commento  inedito  di  Stefano  Talice  da  Rical- 
done,  pubblicato  per  cura  di  Vincenzo  Promis  .  .  .  e  di 
Carlo  Negroni.  .  .  .  In  Torino,  colle  stampe  di  Vincenzo 
Bona.    1886.    XIX,  593  S.  4^    (27  cm  breit,  36  cm.  hoch.) 

Der  im  J.  1474  aus  Vorlesungen  entstandene  Kommentar  ist  wenig  mehr 
als  ein  knapper  Auszug  ans  Benvenuto  Rambaldi. 

c.  üebersetzungen. 

Deutsch. 

96.  (Kopisch.  1842.)  —  5Dic  göttlid^e  Äomöbic  bcg  35antc 
aiUg^ieri.  aWctrifc^c  Uebcrfcfeung  ncbft  bcigcbrurftem  Drigindtejtc  mit 
©rlftutcrungcn,  Stb^anblungcn  unb  SWegiftcr.  S3on  Sliiguft  Äopifc^. 
3n  einem  33anbe.  9Jlit  2>anteg  SBilbnife  [J.  Caspar  sc]  unb  ^m\ 
ftarien  feinet  SBeltf^ftemg.  »erlin.  enölin^fdie  »uc^^anblung  (gerbi* 
nanb  aJlüaer)^  1842.  IV  S.,  2  Bl,  509  S.  4^ 

Angebunden  ist  der  später  vom  Uebersetzer  umgeänderte  und  erweiterte 
erste  Bogen  (Hölle  I  u.  II,  1—64)  im  ersten  Druck.  —  Scartazzini  II, 
54  u.  206;  Batines  I,  S.  276  f. 

97.  (Witte.  1861.)  —  3)em  J&od^öere^rten  greunbc  ,^errn 
^tofeffor  u.  f.  ttj.  Dr.  ßubloig  ©ottfrieb  33Ianc  sur  5cier  be§  19.  ®cps 
tember  1861.  3)ie  erften  ®efänge  öon  S)ante'g  göttlicher  Äomöbie  al8 
$robe  einer  neuen  Ueberfefeung  öon  Äarl  SBitte.  ^alk,  2)rucf  öon 
eb.  ^e^nemann.  1861.  32  S.  8^ 

Scartazzini  II,  109  u.  209.  —  üebersetzung  von  Inf.  I— VI.  —  (M, 
D.  IV.) 

98.  (Braun.  1863.)  —  3?ante  Sllig^ieri.  ®ie  göttliche  S!omöbie. 
5fir  baS  beutfd^e  SoK  bearbeitet  öon  Suliug  Sraun.  ©rfter  Sanb. 
3^er  a>i4ter  unb  feine  3eit.  Die  ^öüc.  [a.  u.  d.  T.:  35ante  Stlig^ 
^ieri.  2)ie  ipötte.  gür  baö  beutfc^e  SBotf  bearbeitet.]  öerlin,  Sßerlag 
üon  Zij.  6^r.  5r.  ©nglin  (?tboIf  ©nSlin.)  1863.  356  S.  8^ 

Mehr  nicht  erschienen.  ~  Scartazzini  II,  18,  144  u.  211. 

99.  (Hoffinger.  1865.)  —  Dante^iJ  göttliche  ßomöbie.  ^]\ix 
3ubelfeier  be8  Dichters  metriW  überfeftt  öon  3of.[ep^a]  uon  .^of- 
finger.  L  »anb.  2)ie  fQbüt.  —  II.  33anb.  2)aö  ^^Jurgatorium.  — 
ni.  »anb.  3)ag  SParabie^.  2Bien,  miltjtlm  »raumflaer.  1865.  VII, 
247  S.,  1  Bl.;  239  S.;  245  S.,  3  Bl.  8^ 

Scartazzini  II,  44  u.  213. 


118  E.  Fromm 

100.  (Witte.  1865.)  -  3)antc  attig^icri'S  ®5ttlie^c  Somöbic. 
Uebcrfcfet  öon  Satt  SBi tte.  Scrlin,  5ci  SRubolp^  ßubmig  öon 
2)crfcr.  1865.  3m  fcc^ftcn  ©öcularja^r  nac^  bcS  3)ic^tcrg  ®c5urt. 
40  u.  728  S.  mit  Dante's  Bildniss  (nach  Rapbael)  in  Photo- 
graphie. 8^. 

Scartazzini  II,  109  u.  209. 

101.  (Witte.  1865.)  —  3)antc  JiHig^icri*«  Oöttlic^c  Äomöbic. 
Ucbcrfcfet  üon  Äarl  SBittc.  »crlin,  bei  SHuboIp^  Submig  öon 
S)ccfcr.  1865.  3m  fccöftcn  Säcularja^r  mij  bc5  ©id^tcriJ  ©cburt. 
40  u.  727  S.  mit  Dante's  Bildniss  nach  Raphael  in  Photo- 
graphie, kl.  8^ 

Scartazzini  II,  209  f.  —  Die  beiden  Ausgaben  von  1865  unterscheiden 
sich  von  einander  nur  in  Format  und  Typen. 

102.  (Philalethes.  1865.)  —  Dante  Alighieri's  Göttliche 
Comödie.  Metrisch  übertragen  und  mit  kritischen  und  histo- 
rischen Erläuterungen  versehen  von  Philalethes  [König 
Johann  von  Sachsen].  Erster  Theil.  Die  Hölle.  Neue 
durchgesehene  und  berichtigte  Ausgabe  nebst  einem  Portrait 
Dante's  [nach  Giotto  gest.  von  Weger],  einer  Karte  und  zwei 
Grundrissen  der  Hölle.  —  Zweiter  Theil.  Das  Fegefeuer. 
Neue,  durchgesehene  und  berichtigte  Ausgabe  nebst  einem 
Titelkupfer  von  J.  Hübner,  einer  Karte  und  einem  Grundrisse 
des  Fegefeuers.  —  Dritter  Theil.  Das  Paradies.  Neue  durch- 
gesehene und  berichtigte  Ausgabe  nebst  [einem  Titelkupfer  von 
E.  Bendemann],  einem  Grundriss  von  Florenz,  einer  Darstellung 
des  Sitzes  der  Seligen  und  einer  Karte.  Leipzig,  Druck  und 
Verlag  von  B.  G.  Teubner.  1865—66.  X,  274  S.  mit  4  Tafeln; 
VIII,  312  S.  mit  3  Tafeln  und  XIII,  398  S.  mit  4  Tafeln.  8«. 

Scartazzini  II,  70  u.  203  f.  —  Das  Exemplar  trägt  auf  dem  Vor- 
satzblatt von  der  Hand  des  Königs  die  Aufschrift:  „Dem  tiefen  Kenner 
Italiens  von  dem  Verfasser". 

103.  (Witte.  1866.)  —  Karl  Witte,  Das  Dante  werk  von 
Philalethes.  [Besprechung  der  Uebersetzung  der  Göttlichen 
Comödie,  Neue  Ausgabe,  Leipzig  1865,  Thl.  1.  2.]  (Wissen- 
schaftliche Beilage  der  Leipziger  Zeitung,  1866,  Nr.  1  vom 
4.  Januar,  4  S.  4^) 

Scartazzini  II,  109  u.  138.  —  Die  Besprechung  ist  abgedruckt  in 
W.'s  Dante-Forschungen  Bd.  I,  S.  837—53.     -  (M.  D.  V.) 

104.  (Doerr.  1867.)  —  Dante  3raigI)icri'S  ®öttlid)c  «omöbic. 
2)ic  $öUe.    Ucbcrfc^t  Don  2lboIf  2)oerr.     1.  iJiefcrung:  (Srftc  ^älftc, 


Die  Dante-SammluDg  der  Alfred  von  Reumout'i3cheu  Bibliothek.      1 1 9 

©cfang  I— XVII.    2)armftabt,   »erlag  öon  g,  2.  ec^ortopf,     1867. 
107  S.  8^ 

Mehr  nicht  erschienen  (Doerr  ist  im  Januar  1868  gestorben).  —  Scar- 
tazzini  II,  S.  25  u.  -213  f. 

105.  (Kannegiesser.  1873.)  —  3)ic  göttliche  Äom5bic  be§ 
2)antc  Alighieri.  3luö  bcm  Stalicnifci^cn  überfefet  unb  erflärt  uon 
Sari  ßubmig  Äanncgicfecr.  ?fünf tc  umgearbeitete  Sluflagc,  ^rSgb. 
öon  Sari  SBittc.  1.  SE^eil.  9Jlit  2)antc*^  Silbnife,  bem  5ßlane  bcr 
fobüt  unb  einer  Sarte  t)on  Ober*  unb  aWitteI:=3taIicn.  —  2.  X^cil. 
aWit  bem  5ßlane  beg  Fegefeuers.  —  3.  J^eil.  9Jlit  bem  $ßlane  be§ 
5Jarabiefc5.  Seipgig,  g.  31.  »rocf^aug.  1873.  LXX,  257  S.;  262 
u.  268  S.  8^ 

Scartazzini  II,  50  u.  199  f. 

106.  (Witte.  1876.)  —  5Dante  Slllig^ieri^g  ©öttlid^c  Somöbie. 
Ueberfe^t  öon  Sari  SBitte.  dritte  Sluggabe.  (Srfter  »anb.  Scjt. 
aWit  einem  Sitelbilbe  in  sp^otograpl^ie.  —  3wciter  SBanb.  ©rläuterungen. 
9Jlit  einem  SOäeltpIan  nac^  35ante'ö  Slnfc^auung.  Serlin,  Sßerlag  ber 
Sgl.  ©e^eimen  Dber^^ofbudibrurferei  (91.  ö.  Derfer).  1876.  XII,  536 
S.  u.  373  S.    8^ 

Die  üebersetzung  ist  gegenüber  der  früheren  Ausgabe  nicht  unwesentlich 
verändert,  die  Erläuterungen  sind  fast  auf  das  Doppelte  vermehrt.  —  Scar- 
tazzini II,  111  u.  210. 

107.  (Bartsch.  1877.)  —  ©ante  Mig^ieri^ö  ©öttlidie  Somöbie. 
Ueberfefct  unb  erläutert  öon  Sari  SBartfd).  (Srftcr  J^eil.  S)ie  ^öüe.  — 
Smeiter  £^eil.  ^a^  tjegefeuer.  —  dritter  Ü^eil.  2)aö  ^arabicfii. 
fieipsig,  »erlag  bon  g.  ß.  SB.  SSogel.  1877.  XXXIV  S.,  1  Bl., 
207  S.;  X  S.,  1  Bl.,  212  S.;  VIII  S.,  1  Bl.,  215  S.  8«. 

Scartazzini  II,  10  u.  215. 

108.  (Reumont.  1877.)  —  A.  vonReumont,  Anzeige 
der  üebersetzung  der  Göttlichen  Komödie  von  Karl  Bartsch 
(3  Bde.,  Leipzig,  Vogel,  1877.)  (Literarische  Rundschau,  red. 
Ton  J.  Köhler.    Aachen  1877,  Nr.  3,  S.  82—92.) 

Fehlt  bei  Scartazzini  IL  —  (M.  D.  VII.) 

109.  (Kopisch.  1882.)  —  Dante^ö  ©öttli^e  Äomöbic.  Ucbcr^^ 
fe^ung,  ftommentar  unb  Slb^anblungen  über  Zeitalter,  Ücbtn  unb 
Sdjriften  3)ante'ö.  Sßon  2luguft  Sopifc^.  35rittc  Auflage,  burd)auö 
reüibirt,  berichtigt  unb  ergänst  öon  X^eobor  $aur.  W\i  2  Silbnife* 
tafeln  [Dante.  Bronzebüste  des  Museo  Borbonico  in  Neapel.  — 
Jugendbild    nach   Giotto's  Freske  und  Bronzene  Medaille   aus 


120  E.  Fromm 

der  2.  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts].    Scrtin  unb  Scipgig,  SJcrlag 
üon  3.  ©uttcntag  (2).  Sottin.)  1882.  XV,  730  S.  1  Bl.  8^ 

Vgl.  Scartazzini  II,  53  f.,  206  f.  u.  264  f. 

Englisch. 

110.  (Longfellow.  1867.)  —  The  Divine  Comedy  of  Dante 
Alighieri,  translated  by  Henry  Wadsworth  Longfellow. 
Authorized  edition.  Vol.  I — III.  (A.u.  d.  T.:  Collection  of  British 
Authors.  Vol.  901—903.)  Leipzig,  Bernhard  Tauchnitz.  1867. 
420,  411  u.  447  S.  8^ 

„Ma  di  tutte  quante  le  namerevoli  traduzioni  inglesi  della  Commedia 
la  piü  celebre  e  la  piü  diifusa  h  oggidi  quella  del  poeta  americano  Longfellow 
in  versi  sciolti  corredata  di  un  eccellente  commento":  Scartazzini  in  der 
kommentirten  Ausgabe  (Nr.  93)  vol.  IV,  S.  542. 

Lateinisch. 

111.  (Piazza.  1848.)  —  Dantis  Alligherii  Divina  Comoedia 
hexametris  latinis  reddita  ab  abbate  dalla  Piazza,  Vicentino. 
Praefatus  est  et  vitani  Piazzae  adiecit  Carolus  Witte.  .  .  . 
Lipsiae,  sumtibus  Joan.  Ambros.  Barth.  1848.  XLVIII,  399 
S.  8^ 

Scartazzini  II,  70  a.  215. 

112.  (Witte.  1848.)  —  Praefatio  [ad  Caetani  dalla  Piazza 
versionem  latinam  Divinae  Comoediae].  Unterzeichnet:  Carolus 
Witte,  Halis  Magdeburgicis  d.  XVI.  Januarii  1848.  Angefügt 
ist:  „Cajetani  dalla  Piazza  vita."  o.  0.,  D.  u.  J.     32  S.  8^. 

Vgl.  Scartazzini  II,  80  u.  108.  -  (M.  D.  IL) 

113.  (Renmont.  1849.)  —  Anzeige  von  Gaetano  Dalla 
Piazza's  lateinischer  Uebersetzung  der  Göttlichen  Komödie  [hrsgb. 
von  K.  Witte,  Leipzig  1848;  vgl.  Nr.  111],  unterzeichnet: 
Alfrede  Reuinont.  [Ausschnitt  aus  der  Zeitung  „Statuto** 
vom  5.  August  1849;  6  Feuilleton-Spalten.] 

(M.  D.  V.) 

114.  (Provedi.  1882.)  —  Cenni  storici  del  cav.  Agostiuo 
Manfrin  Provedi,  consigliere  di  corte  d'appello,  sulla  tradu- 
zione  in  versi  esametri  latini  della  Divina  Commedia  di  Dante 
Alighieri  esegulta  dair  Abate  Don  Gaetano  dalla  Piazza,  susse- 
guiti  dalla  Vita  del  Dalla  Piazza  con  aggiuntevi  alcune  sue 
lettere;  dalla  Prefazione  che  lo  stesso  aveva  divisato  di  pub- 
blicare  insieme  alla  di  lui  versione,  e  da  un  saggio  di  questa 
consistente  in  due  tratti  di  ciascuna  delle  tre  cantiche  col  testo 


Die  Dante-Sammlang  der  Alfred  von  Reumon tischen  Bibliothek.      121 

italiano  a  fronte  secondo  la  edizione  Fiorentina  del  Le  Monnier 
e  C.  anno  1837.  Venezia,  tip.  del  commercio  di  M.  Visentini. 
1882.  107  S.  8<>. 

115.  (Provedi.  1883.)  —  Ricordi  e  documenti  relativi  all' 
opuscolo  del  cav.  Agostino  Manfrin  Provedi  intitolato 
Cenni  storici  sulla  traduzione  in  versi  esametri  latini  della  Di- 
vina Commedia  .  .  .  eseguita  dalP  Abate  Don  Gaetano  dalla 
Piazza.  .  .  .  Venezia,  tip.  del  commercio  di  M.  Visentini.  1883. 
64  S.  8«.  

116.  (Grieben.  1867.)  —  Dante  in  Holland.  De  Komedie 
van  Dante  Alighieri.  In  Dichtmaat  overgebracht  door  Dr.  J.  C. 
Hacke  van  Mijnden  .  .  .  Haarlem,  A.  C.  Krusemann  1867.  .  .  . 
I.  De  Hei.  Bericht  an  die  deutsche  Dante-Gesellschaft  von 
Dr.  Herrn.  Grieben  in  Köln.  Köln,  Druck  von  M.  Du  Mont- 
Schauberg.  4  S.  4^ 

Scartazzini  II,  37  u.  178,  wo  aber  nicht  angegeben  ist,  dass  es  sich 
um  eine  Besprechung  der  van  Mijnden'schen  Uebersetzung  handelt.  —  (M.  D.  V.) 

d)  Erläuterungsschriften. 

117.  (Cesare.  ?)  —  Poche  altre  parole  suir  allegorico 
Veltro  del  canto  primo  della  Divina  Commedia.  Unterzeichnet: 
Cav.  Giuseppe  di  Cesare  o.  0.,  Dr.  u.  J.  4  S.  8®. 

Nicht  erwähnt  bei  Batines  (vgl.  daselbst  I,  707  u.  480,  Nr.  424—41.)  — 
(M.  D.  I.) 

118.  (Cancellieri.  1814.)  —  Osservazioni  intorno  alla 
questione  promossa  dal  Vannozzi,  dal  Mazzocchi,  dal  Bottari 
e  specialmente  dal  P.  Abate  D.  Giuseppe  Giustino  di  Costanzo 
sopra  r  Originalität  della  Divina  Commedia  di  Dante,  appoggiata 
alla  Storia  della  Visione  del  Monaco  Casinese  Alberico ;  ora  per 
la  prima  volta  pubblicata  e  tradotta  dal  Latino  in  Italiano  da 
Francesco  Cancellieri.  Roma,  presso  Francesco  Bourlie. 
1814.  XII,  263  S.  mit  1  Tafel:  „vSaggio  de'  (\aratteri  del  Codice 
Casinese  Nr.  512  secondo  il  Testo  dell'  Inferno  del  Dante  Canto 
XIV.  ^    8^ 

Der  Titel  des  dem  Kardinal  Lorenzo  Litta  gewidmeten,  wichtigen 
Werkes  ist  gestochen  von  G.  B.  Cipriani  (mit  einer  Vignette  nach  einer 
Dante-Medaille).  Bat  in  es  I,  S.  465  f.,  Nr.  383  bezeichnet  es  bereits  als 
selten  und  schwer  auffindbar  („essa  6  di  grandissimo  raomento  percht"» 
racchiude  nna  aerie  di  documenti  singolari  relativi  alla  vita  ed  alle  opere  di 
Dante.    Di  questo  lavoro  diventato  rare  e  diüicile  a  procacciarsi,  il  Cancellieri 


122  E.  Fromm 

lasciö  un  esemplare  con  molte  correzioni  manoacritte,  che  vien  ricordato  nel 
,Catalogo  di  tutte  le  produzioni  letterarie  edite  ed  inedite  del  Cancellieri', 
Roma  1827**). 

119.  (Azzolino.  1837.)  —  Sul  Veltro  di  Dante.  Lettera 
al  chiarissimo  Marchese  Gino  Capponi  del  Marchese  Pompeo 
Azzolino.  Firenze,  stamperia  di  Luigi  Pezzati.  1837.  78 
S.  mit  1  Tafel:  Spaccato  dell'  Inferno  tratto  dal  vol.  11  della 
Divina  Commedia  col  commento  di  Gabr.  Rossetti.  8  ^.  In  einem 
Anhange  mit  besonderer  Paginirung  (2  Bl.,  37  S.)  findet  man 
einen  Neudruck  der  1835  von  Azzolino  herausgegebenen  ^Pen- 
sieri  sullo  spirito  della  Divina  Commedia  di  Dante." 

Vgl.  Batines  I,  S.  481,  Nr.  432.  —  (M.  D.  I.) 

120.  (Arrivabene.  1838.)  —  II  secolo  di  Dante.  Com- 
mento storico  necessario  alP  intelligenza  della  Divina  Commedia, 
scritto  da  Ferdinando  Arrivabene,  coUe  illustrazioni 
storiche  di  U  g  o  F  o  s  c  o  1  o  sul  poema  di  Dante.  Terza  edizione. 
Monza,  tipografia  Corbetta.  1838.  XIX,  239  S.  8«. 

Batines  I,  523  f.,  Nr.  555. 

121.  (Azzolino.  1839.)  —  Introduzione  alla  storia  della 
filosofia  italiana  ai  tempi  di  Dante,  per  la  intelligenza  dei  con- 

cetti   filosofici   della   Divina  Commedia V^f*  t^och  der 

Widmung  (BL  1.):  Pompeo  Azzolino.     Bastia,  o.  Dr.  1839. 
1  Bl.,  124  S.,  1  Bl.  8«. 

Inhalt:  Cap.  I.  Considerazioni  generali  sul  carattere  della  filosofia 
italiana  ai  tempi  di  Dante;  Cap.  II.  Idea  del  Sistema  filosofico  di  Dante; 
Cap.  III.  Del  metodo  da  seguirsi  per  la  interpretazione  ed  esposizione  della 
filosofia  di  Dante.    -  Vgl.  Batines  I,  513,  Nr.  536.  —  (M  D.  I.) 

122.  (Naunucci.  1839.)  —  Sopra  la  parola  Coto  usata  da 
Dante  nel  canto  XXXI  dell'  Inferno  e  nel  canto  III  del  Para- 
diso. Osservazioni  del  prof.  Vincenzio  Nannucci.  Firenze,  Tipo- 
grafia Feiice  Le  Monnier  e  Comp.  [1839.]  22  S.,  1  Bl.  8«. 

Inf.  XXXI,  77  u.  Par.  III,  26.  ~  Batines  I,  S.  735,  Nr.  1118.  — 
(M.  D.  II.) 

123.  (Mendelssohn.  1840.)  —  Bericht  über  Rossetti's  Ideen 
zu  einer  neuen  Erläuterung  des  Dante  und  der  Dichter  seiner 
Zeit.  In  zwei  Vorlesungen.  [Verfasser:  Josepli  Mendels- 
sohn.]    Berlin,  bei  Alexander  Duncker.  1840.  82  S.  8**. 

Vgl.  Scartazzini  II,  59  u.  230;  Petzholdt,  Catalogus  bibliothecae 
Danteae  Dresdensis,  1882,  S.  82;     Bat  Ines  I,  505,  Nr.  503.   —   (M.  D.  II.) 

124.  (Nannucci.  1840.)  —  Intorno  alle  voci  usate  da  Dante 
secondo  i  commentatori  in  grazia  della  rima.    Osservazioni  del 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Reumont'schen  Bibliothek.      123 

prof.  Vincenzio  Nannucci.   .  .  .     Corfu\  dalla  Tipografia 
del  Governo.  1840.  76  S.,  1  Bl.  8«. 

(M.  D.  II.) 

125.  (Boccaccio.  1843.)  —  Rubriche  della  Commedia  di 
Dante  Allighieri  scritte  in  prosa  da  Giovanni  Baccacci  e  breve 
raccoglimento  in  terzine  di  quanto  si  contiene  nella  stessa  com- 
media. scritto  dal  medesimo  Boccaccio.  Venezia,  co'  tipi  di 
Giovanni  Cecchini  e  Comp.  1843.     72  S.  8^. 

Qelegenheitsschritt:  „per  le  anspicatissime  nozze  Milan-Massari  — 
Comello;'*  mit  einer  Vorrede  von  Emmanuele  Cicogna.  —  Vgl.  Batines 
I,  S.  282.  —  (M.  D.  I.) 

126.  (Giuliani.  1844.)  —  La  Divina  Commedia  di  Dante 
Allighieri  Dipinto  del  sig.  Carlo  Vogel  di  Vogelstein.  Discorso 
del  P.  Giambattista  Giuliani  C.  R.  Somasco.  .  .  .  [Estratto 
dal  giornale  Arcadico  Vol.  XCIX.]  Roma,  tipografia  Salviucci. 
1844.  27  S.  mit  einer  Tafel  (Abbildung  der  Vogelstein'schen 
Arbeit,  mit  1  Bl.  Erläuterung).  4^ 

Vgl.  Batines  I,  S.  316  f.  und  die  eingehenderen  Mittheilungen  über 
Vogelstein  bei  Scartazzini  II,  S.  95  if. 

127.  (Petrus  Dantis.  1845.)  —  Petri  Allegherii  super 
Dantis  ipsius  genitoris  comoediam  Commentarium,  nunc  primum 
in  lucem  editum  consilio  et  sumtibus  G.  J.  Bar.  Vernon, 
curante  Vincentio  Nannucci.  Floren tiae,  apud  Guilelmum 
Piatti.  1845.  19,  XXXI,  741,  CLII  S.,  2  Bl.  mit  2  Facsimile- 
Tafeln.  8^ 

Dem  Kommentar,  der  mit  den  Worten  „Explicit  Commentum  Oomoediae 
Dantis  Alegcrii  1475"  S.  741  schliesst,  sind  vorangestellt:  S.  9—19,  „Di 
Pietro  di  Dante  e  del  suo  commento**  [von  Nannucci];  S.  I~XXIII,  „Sul 
Commento  di  Pietro  di  Dante  osservazioni  del  P.  Marco  Giovanni  Pont a"; 
S.  XXV  -XXXI,  „Canzone  moralo  di  Messer  Piero  Dante  contro  a*  pastori. 
Auf  den  Kommentar  folgen  mit  neuer  Seitenzählung:  1.  Varianti  del  cod. 
Vatic.  segnato  n.  4782;  2.  Correzioni  dei  passi  degli  antichi  scrittori  citati 
nel  commento  e  che  si  leggono  nei  codici  o  guasti  o  travisati;  3.  Indicc  degli 
autori  eitati  nel  commento.  —  Batines  I,  S.  635  f. 

128.  (Parenti.  1845.)  —  Anzeige  der  Schrift  „Della  rive- 
renza  che  Dante  Allighieri  portö  alla  somma  Autoritä  Pontificia, 
Discorsi  del  P.  Gio.  Battista  Giuliani,  .  .  .  Lugano  1844**. 
(P^stratto  del  Tomo  I.  della  Serie  Terza  delle  Memorie  di  Reli- 
gione,  di  Morale  e  di  Letteratura.)  [Modena  1845.]  4  S.  8^ 

Verfasser  nach  Batines  I,  S.  506,  Nr.  509  Anm.:  Marc*  Antonio 
Parenti.        (M.  D.  Vil.) 


124  E.  Fromm 

129.  (Ponta.  1845.)  —  Saggio  di  critica  a  i  nuovi  studi 
sopra  Dante  Allighieri  del  chiarissimo  Sig.  Giuseppe  Picci  .  .  . 
fatto  da  Marco  Giovanni  Ponta.  Roma,  tipografia  delle 
Belle  Arti.  1845.  344  S.  8«. 

Vgl.  Batines  I,  688  f.  —  (M.  D.  I.) 

130.  (Ponta.  1845.)  —  Nuovo  esperimento  sulla  principale 
Allegoria  della  Divina  Commedia  di  Dante  Allighieri  fatto  da 
Marco  Giovanni  Ponta  .  .  .  Seconda  edizione  rivista  e 
corretta  dall'  Autore.  Novi,  dalla  tipografia  Moretti.  1845. 
275  S.  mit  2  Tafeln.    8^. 

Mit  beigeheftetem  eigenhändigem  Dedicationsschreiben  Ponta's  an  Eeu- 
mont  vom  1.  April  1848.  —  Die  erste  Auflage  des  Werkes  war  1843  er- 
schienen (vgl.  Batines  I,  S.  479,  Nr.  420). 

131.  (Batines.  1846.)  —  Del  Comento  su  la  Divina  Comme- 
dia appellato  TOttimo  e  di  quello  attribuito  a  Jacopo  della  Lana, 
fatti  e  congettiire  scritte  al  Sig.  Seymonr  Kirkup  dal  Visconte 
Colomb  de  Batines.  In  Pirenze,  per  l'Agenzia  Libraria. 
1846.     1  Bl.  u.  S.  133—158. 

Abdruck  aus  den  „Studi  inediti  su  Dante**,  vol.  I,  Firenze  1846  (vgl. 
Witte,  Dante-Forschungen,  Bd.  I,  S.  401),  mit  handschriftlichen  Zusätzen 
des  Verfassers  zu  S.  136  u.  147.  —  (M.  D.  IL) 

132.  (Centofanti.  Torri.  1846.)  —  Sopra  frate  Ilario  del 
Corvo  e  su  le  interpretazioni  a  vari  passi  della  Divina  Comme- 
dia. Lettere  filologiche  del  prof.  Silvestro  Centofanti  e  del  dott. 
Alessandro  Torri.  In  Firenze,  per  l'Agenzia  Libraria.  1846. 
129  S.  8^ 

(M.  D.  IIL) 

133.  (Falso  Boccaccio.  1846.)  —  Chiose  sopra  Dante, 
testo  inedito  ora  per  la  prima  volta  pubblicato  [a  spese  di 
Lord  Vernon  e  per  cura  del  sig.  Vincenzo  Nannucci]. 
Firenze,  nella  tipografia  Piatti.  1846.  IX,  899  S.  mit  2 
Tafeln.    8^ 

Der  unter  dem  Namen  „Falso  Boccaccio"  bekannte,  durch  Lord  Vemon 
veröffentlichte  Kommentar  ist  1375  von  einem  Unbekannten  geschrieben.  — 
S.  1-14  der  Ausgabe  wiederholen  einen  von  Luigi  Rigoli  zuerst  in  der 
„Äntologia  di  Firenze**  XXXV,  S.  35—44  veröffentlichten  Artikel:  „Lezionc 
letta  ncir  Aduuanza  della  Crusca  il  di  10  Marzo  1829,  sopra  un  testo  a 
pcnna  di  Pier  Segni,  col  titolo  di  Cliio?e  sopra  Dante,  esistente  nella  Libreria 
Riccardiana,  creduto  smarrito  dal  Vocabolario  del  1729,  falsamente  attribuite 
al  Boccaccio."         Vgl.  Batines  I.  640  u.  642. 


Die  Dante-Sammlang  der  Alfred  von  Reumont'schen  Bibliothek.      125 

134.  (Martini.  1847.)  —  Quäle  sia  lo  scopo  che  Dante 
mostra  essersi  proposto  nello  scrivere  la  Divina  Commedia.  Dis- 
corSo  del  canonico  Vincenzo  Martini  letto  la  sera  degli 
11  ottobre  1846  nelP  Accademia  Ernica  in  Alatri.  Roma,  tipo- 
grafia  delle  Belle  Arti.  1847.     27  S.,  1  Bl.  8^ 

Abdruck  aus:  Giornale  Arcadico  tom  CXIII.  —  (M.  D.  II.) 

135.  (Witte.  1847.)  —  Quando  e  da  chi  sia  composto 
rOttimo  Comento  a  Dante.  Lettera  al  sign.  Seyraour  Kirkup, 
pittore  inglese  a  Pirenze  di  Carlo  Witte.  CoUa  giunta  di  alcuni 
supplimenti  alla  Bibliografia  Dantesca  del  sign.  Visconte  Colomb 
de  Batines.    Lipsia,  appr.  Ambr.  Barth.  1847.  52  S.,  1  Bl.  8**. 

Abgedruckt  (ohne  Supplement)  in  W.'s  Dante-Forschungen  Bd.  I, 
S.  399  fif.  —  Scartazzini  II,  240.  —  (M.  D.  IL) 

136.  (Audin  de  Rians.  1848.)  —  Delle  vere  chiose  di 
Jacopo  di  Dante  AUighieri  e  del  Comento  ad  esso  attribuito 
notizie  di  S.  L.  G.  E.  Audin  de  Rians  .  .  .  Firenze  tipo- 
grafia  di  Tommaso  Baracchi,  successore  di  Guglielmo  Piatti. 
1848.  1  BL,  23  S.  8^  .  . 

An  Reumont  überreicht  von  Colomb  de  Batines,  der  auf  dem  Vor- 
satzblatt auf  seine  „Bibliografia  Dantesca"  II,  p.  282—88  verweist  und  mehr- 
fache bandschrifüiche  Bemerkungen  (auf  S.  1,  8,  4,  5  u.  8)  hinzugefügt  hat. 
-  (M.  D.  IL) 

1B7.  (Giuliani.  1851.)  —  Alcune  prose  del  P.  Giam- 
battista  Giuliani  .  .  .  Savona,  presso  l'Editore  Luigi  Sam- 
bolino.    (Genova,  tipografia  Ferrando.  1851.)  1  Bl.,  346  S.  8«. 

Enthält:  Del  cattolicismo  di  Dante  e  del  veltro  allegorico  della  Divina 
Oomedia  (discorso  pubblicato  in  Roma  nel  1845  e  ristampato  con  aicuna 
giunta  in  Torino  nel  1847),  S.  3—58;  La  Comedia  di  Dante  AUighieri  Di- 
pinto  del  sig.  Carlo  Vogel  di  Vogelstein  (Ragionamento  pubblicato  in  Roma 
nel  1844),  S.  57—110;  Dante  spiegato  con  Dante  ossia  proposta  e  saggio  di 
un  nuovo  comento  della  Comedia  di  Dante  AUighieri,  S.  149—346. 

138.  (Giuliani.  1851.)  —  Della  propria  maniera  di  commen- 
tare  la  Divina  Commedia.  Ragionamento  di  Giambattista 
Giuliani.  [Estratto  dal  Giornale  arcadico  tomo  OXVII,  1851.] 
S.  65—105.  8«. 

(M.  D.  IL) 

139.  (Ponta.  1851.)  —  Francesco  di  Bartolo  da  Buti, 
pubblico  lettore  del  Dante  a  Pisa  dal  1385  al  1394,  pubblico 
il  suo  comento  nel  1397.  Pensieri  di  Marco  Giov.  Ponta. 
[Aus:  Giornale  arcadico  tomo  OXVII,  1851.J  S.  106—115. 

(M.  D.  U.) 


126  E.  Fromm 

140.  (Blanc.  1852.)  —  Vocabolario  Dantesco  ou  Diction- 
naire  critique  et  raisonnö  de  la  Divine  Com6die  de  Dante  Alli- 
ghieri  par  i^[ubmig]  ©[ottfrlcb]  Slanc,  .  .  .  Leipzic,  chez  Jean  Am- 
broise  Barth.  1852.  VIII  S.,  1  EL,  562  S.,  1  Bl.  8^ 

Scartazziiii  II,  14  u.  218. 

141.  (Giuliani.  1854.)  —  Dante  spiegato  con  Dante.  Com- 
menti  alla  Divina  Commedia.  Nuovo  saggio  del  P.  Giam- 
battista  Giuliani  Somasco  .  .  .  Firenze,*  Tipografia 
Nazionale  Italiana.  1854.  101  S.,  1  Bl.   8^ 

142.  (Caetani.  1855.)  —  La  materia  della  Divina  Commedia 
di  Dante  Allighieri  dichiarata  in  Yl-tavole  da  Michelangelo 
Caetani  [Duca  di  Sermoneta].  Roma  1855.  2  S.  u.  6  kolorirte 
Tafeln,  gr.  fol. 

Taf.  I.:  Figura  universale  della  Div.  Commed.;  II:  Ordinamento  delle 
materie  del  trattato  morale  contenuto  nell*  Inferno  sotto  le  forme  del  poema; 
III:  Planta  deir  Inferno  e  itinerario  di  Dante;  IV:  Veduta  interna  dell' 
Inferno;  V:  Ordinamento  del  Purgatorio;  VI:  Ordinamento  del  Paradiso. 

143.  (Gigli.  1855.)  —  Studi  sulla  Divina  Commedia,  di 
Galileo  Galilei,  Vincenzo  Borghini  ed  altri;  pubblicati 
per  cura  ed  opera  di  Ottavio  Gigli.  Firenze,  Feiice  Le 
Monnier.  1855.  XXXVII,  364  S.,  1  BL,  mit  mehreren  in  den 
Text  gedruckten  Abbildungen.  8^. 

Petzholdt,  Catalogus  bibl.  Danteae  Dresdensis,  1882,  S.  77  gibt 
eine  üebersicbt  des  Inhaltes. 

144.  (Land.  1855/56.)  —  De'  Spiritali  tre  Regni  cantati 
da  Dante  Alighieri  nella  Divina  Commedia.  Analisi  per  tavole 
sinottiche  di  Fortunato  Lanci.  Roma,  a  speae  dello  Autore. 
26  S.,  1  Bl.,  2  Tafeln  und  66  S.,  4  Tafeln,  gr.  fol. 

Enthält  zwei  Theile:  I.  Degli  ordinamenti  onde  ebbe  informata  Dante 
Alighieri  la  prima  cantica  della  Divina  Commedia,  invcstigazioni  di  F.  Lanci. 
Roma  1855.  —  II.  Degli  ordinamenti  ond'  ebbe  contestc  Dante  Alighieri  la 
seconda  e  la  terza  cantica  della  DeUa  Divina  Commedia,  investigazioni  di 
F.  Lanci,  Roma  1856. 

145.  (Betti.  1856.)  —  Scritti  vari  diSalvatoreBetti. 
Volume   unico.      Firenze,    tipografia    di    Emilio    Torelli    1856. 

448  S.  8*>. 

Enthält  S.  351—441:     Lettere  Dantcsche. 

146.  (Bianciardi.  1857.)  —  Dante  Alighieri.  Discorso 
d'introduzione  ad  un  corso  di  letture  sulla  Divina  Commedia. 
Estratto  dair  Appendice  alle  Letture  di  Famiglia,  Febbrajo  1857. 


Die  Pante-Sammlung  der  Alfred  von  Roumont'schen  Bibliothek.      127 

[Firenze.]  [Verf.  nach  von  Eeumont:   St.  Bianciardi.]  18  S., 
1  Bl.  8<>. 

(M.  D.  IV.) 

147.  (Blanc.  1860—65.)  —  Versuch  einer  blos  philo- 
logischen Erklärung  mehrerer  dunklen  und  streitigen  Stellen 
der  göttlichen  Komödie  von  Dr.  L[udwig]  G[ottfried]  Blanc. 
I.  Die  Hölle.  Heft  1—2.  II.  Das  Fegefeuer.  (Gesang  I— XXVII.) 
Halle,  bey  Eduard  Anton ;  später  Verlag  der  Buchhandlung  des 
Waisenhauses.  1860—65.  IV,  154  S.,  1  Bl.;  S.  155—310; 
Vm,  108  S.  8«. 

Scartazzini  II,  14  u.  218.  f. 

148.  (Giuliani.  1861.)  —  Metodo  di  commentare  la  Com- 
media  di  Dante  Allighieri  proposto  da  Giambattista  Giu- 
liani .  .  .  Firenze,  Feiice  Le  Monnier.  1861.  VI  S.,  1  Bl., 
555  S.  8^. 

S.  1 — 146:  „Studl  critici  sulla  epistola  di  Dante  a  Canp^rande  della 
Scala"  u.  8.  w.;  S.  149  ff.:  „Dante  spiegato  con  Dante,  nuovi  commenti  suUa 
Diyina  Commedia'^. 

149.  (Aqaarone.  1865.)  —  Dante  in  Siena;  owero  Accenni 
nella  Divina  Commedia  a  cose  Sanesi  per  B[artolommeo]  Aqua- 
rone.    Siena,  Ignazio  Gati  editore.  1865.  IX,  146  S.,  1  Bl.  8^ 

Besonders  abgedruckt  aus:  Dante  e  11  sno  Secolo  XIV  Maggio 
MDCCCLXV,  Firenze  1865/66,  vol.  II,  S.  881  ff.;  bezieht  sich  auf  Inf. 
X,  XIII,  XXIX,  XXXI,  XXXII  u.  Purg.  V,  VI,  XI,  XIII. 

150.  (Barozzi.  1866.)  —  Accenni  a  cose  Venete  nel  poema 
di  Dante,  discorso  di  Niccolö  Barozzi.  (Estratto  dair  Opera 
monumentale  „Dante  e  il  suo  Secolo**,  Firenze,  1866.)  20  S.  4*^. 

Abdruck  aus  Bd.  II,  S.  793—812  der  genannten,  von  Mariano  Cellini 
und  (}aetano  Ohivizzani  herausgegebenen  Publikation  (Florenz,  Cellini  u.  Co. 
1865/66,  2  Bde.). 

151.  (Busson.  1869.)  —  Die  Floren tiuische  Geschichte  der 
Malespini  und  deren  Benutzung  durch  Dante.  Von  Dr.  Arnold 
Busson,  .  .  .  Innsbruck,  Verlag  der  Wagnerischen  Universitäts- 
Buchhandlung.  1869.  1  Bl.  89  S.  8<>. 

Scartazzini  II,  S.  20  u.  220. 

152.  (Schneider.  1869.)  —  Ueber  den  Reim  in  Dante's 
Divina  Commedia.  Inaugural-Dissertation  zur  Erlangung  der 
Doctorwtirde  bei  der  philosophischen  Fakultät  zu  Bonn  einge- 
reicht und  mit  Thesen   vertheidigt  am    10.  August   1869  von 


128  E.  Fromm 

Carl  Ferdinand  Schneider.     Bonn,  gedruckt  bei  J.  F. 
Carthaus.  (2),  40  S.  8«. 

Scartazzini  II,  86  u.  239.    --  (M.  D.  IV  u.  VI.) 

158.  (Lange.  1873.)  —  Diporto  Dantesco.  Gl'invidiosi 
nello  stige.  —  Le  tre  regioni  infernali.  —  Gli  sconoscitori  della 
divinitä.  (Estratto  dalla  Nuova  Antologia.  Firenze,  Aprile 
1873.)     Unterzeichnet:  J.  Del  Lungo.     24  S.     8^ 

(M.  D.  VI.) 

154.  (Venturi.  1874.)  —  Le  Simüitudini  Dantesche  Ordi- 
nate, illustrate  e  confrontate,  saggio  di  studi  di  Luigi  Ven- 
turi. In  Firenze,  G.  C.  Sansoni,  editore.  1874.  XVIII  S., 
1  Bl.,  411  S.  8^ 

155.  (Hettinger.  1876.)  —  ©runbibec  unb  S^araftcr  bcr 
göttlid^cn  Äomöbic  üon  2)antc  SKigJ^icri.  ©in  SSortrag  gcl^altcn  %\x 
Sonn  am  9.  2)cccmbcr  1875  üon  '^xani  ^ctttnger  .  .  .  Sonn, 
Scriag  oon  21.  ^cnr^.     1876.     76  S.    8^ 

Besonderer  Abdruck  aus  dem  „Katholik*  (Mainz.)  —  Scartazzini  II, 
43  u.  225.  —  (M.  D.  VI.) 

156.  (Witte.  1877.)  —  Dante's  Sündensystem  in  Hölle  und 
Fegefeuer.  Von  Karl  Witte.  [Aus:  Jahrbuch  der  deutschen 
Dante-Gesellschaft,  Bd.  IV,  1877.]  S.  373—403.  8^ 

Wieder  abgedruckt  in  W.'s  Dante-Forschungen  Bd.  II,  8.  121—160.  — 
Scartazzini  II,  241.  —  (M.  D.  VI.) 

157.  (Labin  1877.)  —  Scena  della  terza  cantica  e  sua 
ragione,  saggio  di  un  nuovo  commento  della  Divina  Commedia. 
[Verfasser:  Antonio  Lubin.]  Venezia,  tipografia  di  Giuseppe 
Antonelli.     1877.     87  S.     8^ 

158.  (Hegel.  1878.)  —  Über  den  historischen  Werth  der 
älteren  Dante-Commentare.  Mit  einem  Anhang  zur  Dino-Frage 
von  C.[arlJ  Hegel.  Leipzig,  Verlag  von  S.  Hirzel.  1878.  1  Bl., 
115  S.  8^ 

Scartazzini  II,  41  u.  225. 

159.  (Witte.  1878.)  — Dante-Commentare  und  Dino-Frage. 
Von  Karl  Witte.  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung,  Augs- 
burg 1878,  Nr.  344  vom  10.  December,  S.  5077—78.) 

Mit  Bezug  auf  C.  Hegel,  üeber  den  bist.  Werth  der  älteren  Dante- 
Commentare,  Leipzig  1878.  —  Scartazzini  II,  111  u.  241.  —  (M.  D.  VII.) 

160.  (Hettinger.  1880.)  —  Die  ©öttUc^c  Somöbic  beS  2>antc 
Jlligöicri  nad&  i^rcm  mcfcntlic^cn  ^nl^alt  unb  ß^avaftcr  bargcftcHt  üon 
Dr.  3  V  a  n  5  .^  c  1 11  n  g  c  r.  ©in  Settrag  3U  beren  Söürbigung  urtb  äJcr* 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Eeumon tischen  Bibliothek.      129 

ftänbnife.  Wt  S)antc*§  Silbni^  [nach  Giotto  gest.  von  Weger- 
Leipzig],  gfrciburg  im  Sövciögau,  $crbcr*fciöc  SBcrlagS^anblung.  1880. 
XII,  586  S.  8^ 

Scrartazzini  II,  43  u  226  f. 

161.  (Gietmaim.  1885.)  —  S)ic  ©öttlidöc  tomöbtc  unb  i^r 
^ic^tcr  a^antc  Sllig^icd.  SSon  ©erwarb  ©ictmann  S.  J.  [a.  u. 
d.  T.:  Älafftfc^c  Dichter  unb  Dichtungen.  Son  (ScrI&arb  ©ictmann, 
S.  J.  ©rftcv  Xijcil.  2)ag  Problem  bce;  ntcnfc^lic^cn  Scbcnö  in 
bic^tcrifd^cr  Söfung:  3)antc,  5ßargiüal  unb  gauft.  .  .  .  ßrftc  ^älftc: 
S)ic  (Söttlic^c  Äomöbfc  unb  i^r  S)ic^tcr.]  grctburg  i.  33r.,  gerben 
1885.     Xn,  426  S.  8^. 


Inferno. 


162.  (Mercuri.  1847).  —  Sopra  una  parafrasi  in  prosa  dell' 
Inferno  di  Dante  Alighieri  pubblicata  in  Firenze  [von  Selmo  Car- 
panetti]  coi  tipi  di  Feiice  Le  Monnier  nel  MDCCCXLVII. 
Osservazioni  del  professore  Filippo  Mercuri.  Koma,  tipografia 
di  Alessandro  Monaldi.  1847.  8  S.  S^. 

(M.  D.  II.) 

163.  (Anonymus.  1848.)  —  Comento  alla  Cantica  delF 
Inferno  di  Dante  Allighieri  di  autore  anonimo,  ora  per  la  prima 
volta  dato  in  luce  [per  cura  di  G.  G.  Warren  Lord  Vernon]. 
Firenze,  tipografia  di  Tommaso  Baracchi  successore  di  Gug- 
lielmo  Piatti.  1848.  VIH,  274  S.  8^ 

üebersetzung  der  lateinischen  Glossen  des  Kanzlers  von  Bologna  Gra- 
zinolo  de'  Bamhaglioli;  vgl.  Scartazzini,  Dante-Handbuch  1892,  S.  468 
u.  487. 

164.  (Jacobus  Dantis.  1848.)  —  Chiose  alla  Cantica  deir 
Inferno  di  Dante  Allighieri  attribuite  a  Jacopo  suo  flglio,  ora 
per  la  prima  volta  date  in  luce  [da  G.  G.  Warren  Lord 
Vernon].  Firenze,  tipografia  di  Tommaso  Baracchi  successore 
di  Guglielmo  Piatti.    1848.   XI,  122  S.,  1  Bl.  8^ 

Nar  in  100  Exemplaren  gedruckt.  -  Die  dem  Jacopo  zugeschriebene 
Erklärung  des  Inferno  ist  1323  oder  1324  verfasst;  vgl.  Bat  in  es  II, 
S.  282  f. 

165.  (Torri.  1855.)  —  Sul  verso  9  della  Cantica  I  di  Dante 
Allighieri,  esercitazione  accademica  del  dottore  Alessandro 
Torri  per  rAccademia  Valdarnese  del  Poggio  1846,  riveduta 

9 


130  E.  Fromm 

nel  1855.    (Dalle  Memorie  Valdarnesi  parte  letteraria,    vol.  4, 
l)ag.  73—85.)    Pisa,  Tip.  Prosperi.  1855.   15  S.  8». 

Inf.  I,  9.  —  (M.  D.  m.) 

166.  (Barzilai.  1872.)  —  Intorno  ad  un  celebre  verso  della 
Divina  Commedia.  (Estratto  dal  „Corriere  Israelitico"  Nr. 
15 — 16,  10  Dicembre  1872.)      Unterzeichnet:  G.  Dr.  Barzilai. 

0.  0.  8  S.  8^ 

Inf.  VII,  1.  -  (M.  D.  VI.) 

167.  (Caetani.  1852.)  —  Della  dottrina  che  si  asconde 
neir  ottavo  e  nono  canto  dell'  Inferno  della  Divina  Commedia 
di  Dante  Allighieri,  esposizione  nuova  di  Michelangelo 
Caetani  Duca  di  Sermoneta.  ....  Roma,  tipografia  Menieanti. 
1852.     21  S.,  1  El.  8«. 

Inf.  VIII  u.  IX.  -  (M.  D.  III.) 

168.  (Mercuri.  1843.)  —  Lezione  terza  sulla  Divina  Co- 
media.  [Verf.:  Filippo  Mercuri.]  [Aus:  Giornale  Arcadico 
tom.  XCV.]  0.  0.  u.  Dr.  [1843.]     16  S.  8^ 

Inf.  XIV,  79—81.     -  Vgl.  Batines  I,  S.  539,  Nr.  605.  —  (M.  D.  III.) 

169.  (Mercuri.  1844.)  —  Conghiettura  sopra  due  versi  di 
Dante  nel  Canto  XIV  delP  Inferno  del  professore  Filippo 
Mercurj.  (Estratto  dal  Giornale  Arcadico  tomo  XCVIII.) 
Koma,  tipografia  delle  Belle  Arti.     1844.     16  S.  8<>. 

Inf.  XIV,  79  f.  —  Bat  Ines  I,  S.  539,  Nr.  605.  —  (M.  D.  III.) 

170.  (Lanci.  1858.)  —  Della  forma  di  Gerione  e  di  molti 
particolari  ad  esso  demone  attinenti  secondo  il  dettato  della  Com- 
media di  Dante  Alighieri.  Lettera  al  chiarissimo  professore 
cavaliere  Salvatore  Betti.  Unterzeichnet  (S.  37):  Fortunato 
Lanci.  (Estratto  del  t.  VII  della  nuova  serie  del  Giornale 
arcadico.)  Roma,  tip.  Ajani  via  della  Guglia  n.  69.  1858. 
37  S.,  1  Bl.  mit  1  Doppeltafel.    4^ 

Inf.  XVII. 

171.  (Barzilai.  1872.)  —  Rafel  mai  amech  zabi  almi. 
Discorso  di  G[iuseppe]  Dr.  Barzilai  tenuto  al  Gabinetto 
di  Minerva  nel  febbraio  1872.  Trieste,  tipografia  Peternelli 
&  Morterra.     1872.     22  S.  S^ 

Inf.  XXXI,  67.  Vgl.  die  Ausgabe  der  Divina  Commedia  von  Scar- 
tazzini  (Nr.  93)  vol.  I,  S.  382  f.  —  Widmung:  „A  Filalete  il  quäle  tradu- 
cendo  il  divino  pooma  ueir  idioma  di  Goethe  e  di  Schiller  acquistava  a  Dante 
Tammirazione  deUa  dotta  Germania,  a  s^  la  gratidudine  degP  Italiani.*^  -- 
(Auch  M.  D.  VI.) 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Eenmont^schen  Bibliothek.      131 

Purgatorio. 

172.  (Ciccolini.  1822.)  —  Sülle  quattro  stelle  ricordate  da 
Dante  Allighieri  nel  primo  canto  del  Purgatorio:  osscrvazioni  [!] 
di  Lodovico  Ciccolini.  .  .  .  Con  alcune  note  di  M.  G. 
Ponta  editore.  AI  eh.  barone  di  Zach,  Torino  il  27  di  luglio 
1828.  (Estratto  dal  giornale  arcadico  tomo  CVII,  1846.) 
S.  181—198  u.  1  Bl.  80. 

Purg.  I,  22—27  u.  VIII.  85—93.  —  Ciccolini*8  Brief  erschien  ur- 
sprünglich in  der  „Corrispondence  astronomique  geographique  du  baron  de 
Zach**,  vol.  Vn,  Genua  1822,  S.  26—42;  in  dem  von  Ponta  besorgten  Neu- 
druck ist  in  der  Datirung  statt  1822  fälschlich  1828  gesetzt;  vgl.  Batines 
I,  S.  563  f.  —  (M.  D.  IL) 

173.  (Mercuri.  1842.)  —  Lezione  prima  sulla  Divina  Com- 

raedia,  illustrazione  d'un  terzetto  del  Canto  Vn  del  Purgatorio 

del  professore  Filippo  Mercurj.  Koma,  tipografia  delle  Belle 

Arti.  1842.     12  S.  8^ 

Purg.  VII,  127—29.  —  Batines  I,  S.  552,  Nr.  658  (wo  der  Titel  un- 
genau verzeichnet  ist).  —  (M.  D.  III.) 

174.  (Vernaccia.  1837.)  —  Lezione  sopra  i  sette  P.  ricor- 
dati  da  Dante  nel  Canto  IX  del  Purgatorio,  detta  nella  societä 
Colonibaria  Fiorentina  neir  adunanza  del  di  10  settembre  1837, 
dal  M.  Cav.  Francesco  Riccardi  del  Vernaccia.  .  .  . 
Firenze,  stamperia  di  LuigiJ^Pezzati.  1837.     16  S.  8^ 

Purg.  IX,  112.  -  Batines  I,  745,  Nr.  1177.  —  (M.  D.  VI.) 

175.  (Cesis.  1869.)  —  L'orazione  domenicale  volgarizzata 
da  Dante,  illustrata  con  riscontri  delle  ss.  scrltture  e  del  ss. 
padri.  Verf,  nach  dem  Vorwort:  F.  Calori  Cesis.  Bologna, 
tipografia  al  Progresso  ditta  Fava  e  Garagnani.  1869.  15  S.  8". 

Purg.  XI,  1—24.  —  (M.  D.  IV.) 

176.  (Caetani.  1857.)  —  Matelda  nella  divina  foresta  della 
Commedia  di  Dante  Allighieri.  Disputazione  tusculana.  [Verf. : 
Michelangelo  Caetani,  Duca  di  Sermoneta.]  Roma, 
nella  tipografia  Salviucci  1857.  24  S.  u.  2  Bl.  8«. 

Purg.  XXVIII.  -  Auf  dem  Titelblatt  das  Bildniss  Heinrichs  IL,  ebenso 
auf  dem  vorletzten  Blatt,  hier  mit  der  Unterschrift:  S.  Enrico  Imperatore, 
pronepote  dcUa  Beata  Matelda,  quaP  h  dipinto  in  una  vetriera  del  Secoio  XII 
nella  ('attedralo  di  Ötrasburgo.  —  Ueber  die  Literatur  zur  Matelda-Fragc 
vgl.  die  Ausgabe  der  Divina  Commedia  von  Scartazzini  (Xr.  98)  vol.  II, 
8.  595  ff.  —  (M.  I).  IV.) 

177.  (Betti.  1858.)  -  La  Matelda  della  Divina  Commedia. 
Dialogo  di  Salvatore   Betti.     [Estratto  dal  üiornale  Arca- 


132  £.  I^romnl 

dico  t.  VI  della  Nuova  Serie.]     Roma,  tipografia  delle  Belle 
Arti.     1858.     20  S.,  1  Bl.  8». 
Purg.  XXVIII. 

178.  (Betti.  0.  J.)  —  Appendice  al  mio  dialogo  sulla  Ma- 
telda  della  Divina  Commedia.  (Dali'  Album  anno  XXV,  Distri- 
buzione  31.)     Unterzeichnet:  Salvatore  Betti.  o.  0.  u.  J.  8  S.  8^ 

Purg.  XXVin.  -  (M.  D.  VI.) 

179.  (Betti.  1860.)  —  Appendice  al  mio  dialogo  sulla  Ma- 

telda  della  Divina  Commedia.    (Estratto  dal  t.  IX.  della  nuova 

Serie  del  Giornale  arcadico.)    Unterzeichnet:  SalvaTore  Betti. 

0.  0.  [1860].    12  S.,  1  Bl.  8». 

Abdruck  des  vorgenannten  Artikels  mit  einigen  Erweiterungen.  — 
(M.  D.  VI.) 

180.  (Lubin.  1878.)  —  Osservazioni  di  Antonio  Lubin 
sulla  Matelda  svelata  del  Dr.  J.  A.  Scartazzini.  Graz,  tipografia 
di  Leykam-Josefsthal.  1878.     55  S.  8^ 

Purg.  XXVIII,  40;  XXXI,  92;  XXXII,  28,  82;  XXXIII,  119.  — Gegen 
Scartazzini*s  Aufsatz  im  Jahrbucli  der  deutschen  Dante-GeseUschaft  Bd. 
IV,  S.  411  f.:  „Zur  Matelda.F^age^ 

181.  (Pacchiani.  1865.)  —  Della  voce  Caribo  adoperata 
dair  Alighieri  nuova  interpetrazione  di  Francesco  Pac- 
chiani accademico  della  Crusca.  (a.  u.  d.  T.:  Della  Miscellanea 
Pratese  di  cose  inedite  o  rare  antiche  e  moderne  Nr.  11.)  In 
Prato,  dalla  tipografia  Guasti.  1865.     14  S.,  1  Bl,  8^ 

Purg.  XXXI,  132.  —  Nur  in  200  Exemplaren  gedruckt 

182.  (Fransoni.  1857.)  —  Un  segreto  carpito  a  Dante. 
Indagini  di  Domingo  Fransoni.  Firenze,  per  Luigi  Manu- 
elli  libraio-editore.    1857.   40  S.  8^ 

Bezieht  sich  auf  Purg.  XXXIII,  84—45.  —  (M.  D.  IV.) 

Paradiso. 

183.  (Ponta.  1848.)  —  La  Rosa  Celeste  ossia  il  Paradiso 
di  Dante  AUighieri  delineato  secondo  l'ordine  del  testo  e  breve- 
mente  descritto  da  Marco  Giovanni  Ponta.  (Estratto  dair 
Album  anno  XV.)    Roma  1848.     16  S.  mit  1  Tafel.  8^ 

(M.  D.  II.) 

184.  (Ponta.  P)  —  La  Rosa  Celeste.  Appendice  di  M.  6. 
Ponta.    0.  0.,  Dr.  u.  J.     16  S.  mit  1  Tafel.  8<>. 

(M.  D.  IL) 

185.  (Zamboni.  1864.)  —  Gli  Ezzelini,  Dante  e  gli  schiavi. 
Pensieri  storici  e  letterari  del  dott.  prof.  Filippo  Zamboni. 


Die  Dante-Sammlang  der  Alfred  von  Reumont'schen  Bibliothek.      133 

Con  documenti  inediti.    Firenze,  presso  Giacomo  Molini.    1864. 
1  Bl.,  S.  73—292.  80. 

Parad.  IX,  25  ff. ;  vgl.  Petzholdt,  Catalogus  biblioth.  Danteae  Dresdensis, 
Lipsiae  1882,  S.  92.  —  Scartazzini  II,  113  u.  169,  wo  unrichtig  1865  als 
Drück  jähr  angegeben  ist.  —  (M.  D.  IV.) 

186.  (Palermo.  ?)  —  Gioacchino  da  Celico.  (Polizia  civile. 
Storia:  S.  167 — 173.)  [Verf.  nach  Reumont:  Francesco  Palermo.] 
0.  0.,  Dr.  u.  J.  8^ 

Nicht  erwähnt  bei  Bat  in  es  (vgl.  das.  I,  557);  über  den  Abt  Joachim 
von  Celico,  den  Dante  Par.  XII,  140  nennt,  vgl.  die  Ausgabe  der  Div.  Comm. 
von  Scartazzini  (Nr.  93)  vol.  III,  S.  333.  —  (M.  D.  I.) 

187.  (Caetani.  1852.)  —  Di  una  piu'  precisa  dichiarazione 
intomo  ad  un  passe  della  Divina  Comedia  di  Dante  Alighieri 
nel  XVIII.  canto  de!  paradiso  proposta  agli  amici  di  questi 
studj  da  Michelangelo  Caetani  [Duca  di  Sermoneta].  [Roma, 
Menicanti.     1852.]     10  S.  mit  4  Textflguren.  8*^. 

Parad.  XVIII,  100  ff.  —  Zum  Theil  abgedruckt  bei  Scartazzini, 
La  Div.  Commedia  (Nr.  93)  vol.  III,  S.  494  ff.  —  (M.  D.  II.) 

188.  (Mercuri.  1843.)  —  Lezione  seconda  siilla  Divina 
Commedia  di  Dante  Alighieri  de!  professor  Filippo  Mercurj. 
Roma,  tipografia  delle  Belle  Arti.  1843.  (Articolo  estratto  dal 
Giornale  Arcadico  tomo  XCIV.)     16  S.  8^ 

Parad.  XXXII,  61—72.  —  Batines  I,  S.  765,  Nr.  1298.  —  (M.  D.  III.) 

3)  Kleinere  Werke. 

a)  Allgemeines. 

189.  (Witte.  1853.)  —  Cento,  e  piü  correzioni  al  teato  delle 
Opere  Minori  di  Dante  AUighieri,  proposte  agli  illustri  signori 
accademici  della  Crusca  da  un  loro  socio  corrispondente.  [Verf.: 
Karl  Witte.]    Halle,  coi  tipi  di  Otto  Hendel.    1853.    18  S.  4<>. 

Nur  in  50  Exemplaren  gedruckt.  —  Scartazzini  II,  108  u.  243.  — 
(Auch  in  M.  D.  V.) 

190.  (Fanfani.  1856.)  —  Cento  e  piü  correzioni  al  testo 
delle  Opere  minori  di  Dante  AUighieri  proposte  da  Carlo  Witte. 
Halle,  1853.  (Estratto  dal  gioniale  la  Rivista  Ginnasiale,  fasci- 
colo  primo  1856.)  Unterzeichnet:  Pi et ro  Fanfani.  o.  0.  u.  Dr. 
16  S.  80. 

(M.  D.  III.) 


134  E.  Fromm 

191.  (Praticelli.  1856.)  —  U  Canzoniere  di  Dante  Ali- 
ghieri annotato  e  illiistrato  da  Pietro  Fraticelli,  aggiuntovi 
le  Rime  sacre  e  le  Poesie  latine  dello  stesso  Autore.  [a.  u.  d.  T.: 
Opere  minori  di  Dante  Alighieri.  Volume  I.]  Firenze,  Barbera, 
Bianchi  e  Comp.     1856.    VIII,  458  S.,  1  Bl.  8^. 

Enthält  S.  1—74  eine  „Dissertazione  sulle  poesie  liriche". 

192.  (Fraticelli.  1857.)  —  La  Vita  Nuova  di  Dante  Ali- 
ghieri i  trattati  De  vulgari  eloquio,  De  Monarchia  e  la  questione 
De  Aqua  et  Terra,  con  traduzione  italiana  delle  opere  scritte 
latinamente,  e  note  e  illustrazioni  di  Pietro  Fraticelli. 
[a.  u.  d.  T.:  Opere  minori  di  Dante  Alighieri.  Volume  IL] 
Firenze,  Barbara,  Bianchi  e  Comp.  1857.  1  Bl.,  465  S.,  1  Bl.  8<>. 

193.  (Fraticelli.  1857.)  —  II  Convito  di  Dante  Alighieri 
e  le  Epistole,  con  illustrazioni  e  note  di  Pietro  Fraticelli  e 
d'altri.  [a,  u.  d.  T.:  Opere  minori  di  Dante  Alighieri.  Volume  III.] 
Firenze,  Barbara,  Bianchi  e  Comp.   1857.     563  S.,  2  Bl.  8^ 

194.  (Giuliani.  1868.)  —  La  Vita  Nuova  e  il  Canzoniere 
di  Dante  Allighieri,  ridotti  a  miglior  lezione  e  commentati  da 
Giambattista  Giuliani  espositore  della  Divina  Commedia 
neir  istituto  di  studi  superiori  in  Firenze.  Firenze,  Successori 
Le  Monnier.     1868.    XII,  411  S.  8^ 

S.  157—68  eine  Uebersicht  über  die  Ausgaben  der  „Vita  nuova**  seit 
dem  Jahre  1576. 

195.  (Giuliani.  1882.)  —  Le  Opere  latine  di  Dante  Alli- 
ghieri, reintegrate  nel  testo  con  nuovi  commenti  di  Giambat- 
tista Giuliani  .  .  .  Volume  I.  De  vulgari  eloquentia  et  De 
Monarchia.  —  Volume  II.  Rpistolae,  Eclogae  et  Quaestio  de 
Aqua  et  Terra.  Firenze,  successori  Le  Monnier.  1882.  VII, 
454  u.  III,  516  S.  8  ^ 

196.  (Witte.  1879.)  —  Karl  Witte,  Anzeige  von:  „Dante 
Allighieri,  le  opere  latine,  reintegrate  nel  testo  ...  da  Giamb. 
Giuliani.  Vol.  I:  De  vulgari  eloquentia  e  de  Monarchia.  Firenze 
1878'^  (Jenaer  Literaturzeitung.  Hrsgb.  von  A.  Klette.  Leipzig 
1879,  Nr.  27  vom  5.  Juli,  S.  376—83.) 

Scartazzini  II,  111  u.  139.  —  (M.  D.  Vn.) 

197.  (ScheflFer-Boichorst.  1882.)  —  Paul  Scheffer- 
Boichorst,  Besprechung  von  Giamb.  Giuliani,  Le  opere  latine 
di  Dante,  reintegrate  nel  testo,  con  nuovi  commenti.  I/II.  Firenze 
1878  u.  1882.  (Sonderabdruck  aus  der  Zeitschrift  für  romanische 
Philologie  VI,  S.  636—648.) 


Die  Dante-Sammluns:  der  Alfred  von  Reumont'scheu  Bibliothek.      135 


'o 


198.  (Witte.  1846.)  —  Karl  Witte,  Besprechung  von 
K.  L.  Kannegiesser's  üebersetzung  der  prosaischen  Schriften 
Dante's  (Leipzig  1845).  (Blätter  für  literarische  Unterhaltung, 
Leipzig,  Brockhaus,  1846,  Nr.  33  vom  2.  Februar,  S.  130—132.) 

Fehlt  bei  Scartazzini  II.  —  (M.  D.  V.) 

b)  II  Convivio. 

199.  (Witte.  1854.)  —  Nuova  Centuria  di  correzioni  al 
Convito  di  Dante  AUighieri  [proposte  da  Carlo  Witte].  Omaggio 
per  il  felice  ritorno  del  giorno  natalizio  del  piü  illustre  e  piü 
profondo  fra  i  cultori  di  Dante,  Sua  MaesU  il  Re  Giovanni  di 
Sassonia.  Nr.  103.    Lipsia,  T.  0.  Weigel.    1854.     48  S.  4«. 

Nur  in  150  Exemplaren  gedruckt.  —  Scartazzini  II,  108  u.  253. 

200.  (Arcangeli.  1855.)  —  Besprechung  von  Witte's  „Nuove 
correzioni  al  Convito.di  Dante"  (Leipzig  1854)  und  von  B,  Veratti's 
„Annotazioni  sopra  i  primi  capitoli  del  Convito"  (Modena  1854); 
unterzeichnet:  Giuseppe  Arcangeli.  [Ausschnitt  aus:  „Lo 
Spettatore"  Nr.  12  u.  13  vom  23.  und  29.  April  1855,  S.  135/36 
u.  149/51.] 

201.  (Giuliani.  1874.)  —  II  Convito  di  Dante  AUighieri, 
reintegrato  nel  testo  con  nuovo  commento  da  Giambattista 
Giuliani.  .  .  .  ün  volume  in  due  parti.  Firenze,  Successori 
Le  Monnier.    1874—75.   XL  S.,  1  Bl.,  399  S.  u.  S.  401—877.  8«. 

202.  (Vassallo.  1876.)  —  II  Convito  di  Dante  AUighieri 
[reintegrato  nel  testo  con  nuovo  commento  da  Giambattista  Giu- 
liani, vol.  2,  Firenze  1875].  Discorso  del  Prof.  Carlo  Vassallo. 
Estratto  dalla  Rivista  Europea  anno  VII  —  Fase.  II.  Firenze, 
Tipografia  Editrice  deir  Associazione.     1876.     19  S.  8^ 

*(M.  D.  VI.) 

c)  Lyrische  Gedichte. 

203.  (Caranenti.  1823.)  —  Amori  e  rime  di  Dante  Ali- 
ghieri. Mantova,  co'  tipi  Virgiliani  di  L.  Caranenti.  1823.  XVIII 
S.,  1  Bl.,  CCCXXI  u.  207  S.  mit  den  Bildnissen  Dante's  und 
Beatrice's.  8^ 

S.  I— XIII:  Prefazionc,  von  Luigi  Caranenti.  —  S.  I— OCC'V  eine 
Abhandlang  von  Ferdinando  Arrivabene:  „Oli  Araori  di  Dante  e  Boa- 
trice,  tolti  d'allegoria  ed  avverati  con  autentiche  testimonianzo." 

204.  (Kannegiesser.  Witte.  1842.)  —  Xank  mx0cxVi 
I^rifc^c  ©cbtc^tc.    Übcrfc^t  imb  crflärt  bon  fiarl  2 üb U) ig  ffannc^ 


136  E.  Fromm 

gtcfecr  unb  Äarl  SBtttc.  2.,  üemtcl^rte  unb  ücrbcffcrtc  Auflage, 
©rftcr  2:^ctl:  Jejt.  —  3ti)cttcr  Jl&cil:  änmcrfungen  öon  Äarl  aSttte. 
ßcipsig,  5.  St.  »rodt^auS.  1842.  XXIV,  252  S.  u.  LXXXII, 
240  S.  8^ 

Scartazzini  II,  49  u.  245  f. 

205.  (Pieralisi.  1853.)  —  Canzone  di  Dante  Allighieri 
pubblicata  da  Sante  Pieralisi,  bibliotecario  della  Barberiniana. 
Roma,  nella  tipografia  Salviucci.     1853.     19  S.  8^ 

(M.  D.  VI.) 

d)  Briefe. 

206.  (Torri.  1842.)  —  Epistole  di  Dante  Allighieri  edite 
e  inedite,  aggiuntavi  la  dissertazione  intorno  alP  acqua  e  alla 
terra  e  le  traduzioni  respettive  a  riscontro  del  testo  latino,  con 
illustrazioni  e  note  di  diversi,  per  cura  di  Allessandro  Torri. 
.  .  .  [a.  u.  d.  T.:  Delle  prose  e  poesie  liriche  di  Dante  Allig- 
hieri prima  edizione  illustrata  con  note  di  diversi.  Volume  V. 
Epistolario  e  dissertazione  fisica.]  In  Livorno,  coi  tipi  di  Paolo 
Vannini.     1842.    XLIII,  196  S.,  1  BL  8^ 

Vgl.  über  die  Ausgabe  Witte,  Dante-Forschuugen  Bd.  I,  S.  488  f(, 

207.  (Witte.  1843.)  —  Karl  Witte,  Besprechung  von  AI. 
Torri's  Ausgabe  der ,, Epistole  di  Dante  Allighieri,  edite  e  inedite", 
Livorno  1842.  (Blätter  für  literarische  Unterhaltung,  Leipzig, 
Brockhaus,  1843,  Nr.  341  vom  7.  Dezember,  S.  1369—72.) 

Wieder  abgedruckt  in  W.*8  Dante-Forschungen  Bd.  I,  S.  488—99.  — 
Scartazzini  II,  108  u.  137  u.  Dante-Handbuch  S.  366  f.  —  (M.  D.  V.) 

208.  (Muzzi.  1845.)  —  Tre  Epistole  latine  di  Dante  Alli- 
ghieri  restituite  a  i)iü  vera  lezione,  annotate  e  tradotte  da  Lufgi 
Muzzi  .  .  .  Con  la  giunta  di  altre  cose  relative  al  detto  poeta. 
Prato,  fratelli  Giachetti.     1845.    91  S.,  1  Bl.  8^. 

Enthält  ausser  den  Briefen:  Nuova  opinione  sulla  Beatrice  di  Dante; 
sovra  un  passo  della  Div.  Comm.  nel  canto  XVII  dell'  Inferno;  sopra  un 
altro  passo  nel  canto  XXVIII  deir  Inferno;  sovra  un  passo  di  Dante  nella 
sua  Vita  nuova;  Incidenza  sopra  un  passo  deir  Inferno  c.  31  analogo  a  quello 
qui  preceduto;  Di  uno  straordinario  espositore  di  Dante.  —  (M.  D.  IL) 

209.  (Batines.  1846?)  —  Colomb  de  Batines,  Delle 
Lettere  di  Dante  Alighieri.  [Ausschnitt  aus  der  Zeitung  „La 
Patria.    Giornale  politico  e  letterario",  Firenze,  S.  574.] 

(M.  D.  V.) 

210.  (Torri.  1848.)  —  Su  TEpistolario  di  Dante  Allighieri 
impresso  a  Livorno  nel  1842 — 43,  dichiarazione  e  protesta  deir 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Renmont'schen  Bibliothek.      137 

editore  verso  un  bibliografo  fraDcese  [Colomb  de  Batines].    Unter- 
zeichnet: AUessandroTorri.    In  Pisa,  dalla  tipografla  Pros- 

peri.  1848.     8  S.,  1  Bl.  8^ 
(M.  D.  IL) 

211.  (Witte.  1855.)  —  Viro  summe  venerando  et  doctissimo 
Lud.  Godofr.  Blanc  sacrae  theo!,  doctori  rell.  decimum  in 
sacris  muneribus  administrandis  lustrum  feliciter  absolutum  pie 
gratulatur  Carolus  Witte.  (Insunt  observationes  de  Dantis 
Epistola  nuncupatoria  ad  Canem  Grandem  de  la  Scala.)  Nr.  6. 
(7).    Halis  Saxon.,  typis  Ed.  Heynemann.  1855.    8  S.  8^ 

Nur  in  25  Exemplaren  gedruckt;  wieder  abgedruckt  in  W.*s  Dante- 
Forschungen  Bd.  I,  S.  500  ff.  —  Scartazzini  II,  S.  108  u.  255.  —  (M.  D. 
III  u.  VI.) 

212.  (Giuliani.  1856.)   —   Del  metodo  di   commentare   la 

Divina  Commedia  epistola  di  Dante  a  Cangrande  della  iScala 

interpretata    da    Giambattista   Giuliani    Soinasco.    .    .    . 

Savona,   dai  tipi   di   Luigi   Sambolino.     1856.    XLVII,    80  S., 

1  Bl.  8<>. 

(M.  D.  III.) 

213.  (Squilloni.  1865.)  —  Epistola  di  Dante  Alighieri  al 
popolo  Fiorentino.  Firenze,  a  spese  deir  editore  AI essandro 
Squilloni.  (Tipografia  all'  insegna  di  S.  Antonino.)  1865. 
203  S.,  1  Bl.  8^ 

e)  De  Monarchia. 

214.  (Torri.  1844.)  —  Dantis  Alligherii  De  Monarchia 
libri  III,  editio  XII  cui  accesserunt  variantes  ex  mmss.  codd. 
et  Marsilii  Ficini  italica  interpretatio,  e  schedis  Laurentianis 
nunc  primum  deprompta  ab  Alexandro  Turrio  Veronensi. 
[a.  u.  d.  T.:  Delle  prose  e  poesie  liriche  di  Dante  .  .  .  prima 
edizione  illustrata  con  note  di  diversi,  vol.  III.]  Liburni,  ex 
Artificura  Typographeo.  1844.    XL  VI,  186  S.  8«. 

Italienischer  Nebentitel:  „La  Monarchia  di  Dante  AUighieri  col  volga- 
rizzamento  di  Marsilio  Ficino  tratto  da  codice  inedito  della  Mediceo-Lau- 
renziana  di  Pireuze  con  illustrazioni  e  note  di  diversi  per  cura  del  dott. 
Alessandro   Torri"    u.  s.  w. 

215.  (Witte.  1863/71.)  —  Dantis  Alligherii  de  Monarchia 
libri  tres  rasstorum  ope  emendati  per  Carolum  Witte.  Halis 
Saxonura,  o.  Dr.  1863—1871.     29  S.,  VI,  44  u.  1  Bl.,  50  S.  4». 

Zusammenfassung  dreier  Üniversitäts-Programme  von  1863,  1867  u. 
1871.  —  Vgl.  Scartazzini  II,  110  u.  249  f. 


138  E.  Fromm 

216.  (Witte.  1874.)  —  Dantis  Alligherii  De  Mönarchia 
libri  III  codicum  manuscriptorum  ope  emendati  per  Caroluin 
Witte.  Editio  altera.  Vindobonae,  sumptibus  Giiilielmi  Brau- 
müller. 1874.     1  Bl.,  LXXXIII,  144  S.  8«. 

Scartazzini  II,  110  u.  250. 

217.  (Azzolino.  1839.)  —  Sul  libro  De  Mönarchia  di  Dante 
Alighieri.  Lettera  al  Marchese  Giorgio  Teodoro  Trivulzio. 
Unterzeichnet  (S.  20):   Pompeo   Azzolino.     Bastia,  o.  Dr.  1839. 

20  S.  8«. 

(M.  D.  I.) 

218.  (Boehmer.  1866.)  —  Über  Dante's  Monarchie.  Von 
Eduard  Boehmer.  Halle,  Verlag  der  Buchhandlung  des 
Waisenhauses.  1866.     24  S.  8«. 

Scartazzini  II,  16  u.  251. 

f)  La  Vita  Nuova. 

219.  (Machirelli.  Ferrucci.  1829.)  —  Vita  Nova  di  Dante 
Alighieri  secondo  la  lezione  di  un  Codice  inedito  del  secolo  XV. 
Colle  varianti  delP  edizioni  piü  accreditare.  [Edizione  curata 
dal  conte  Odoardo  Machirelli  e  da  Luigi  Grisostomo 
Ferrucci.]  Pesaro,  dalla  tipografia  Nobili.  1829.  VIII,  74  S. 
2  Bl.  8<>. 

Vgl.  Gamba,   Testi  di  Lingua,  4.  ed.,  Venedig  1839,  p.  134  Nr.  416. 

220.  (Torri.  1843.)  —  Vita  nuova  di  Dante  AUighieri  edi- 
zione XVI  a  corretta  lezione  ridotta  mediante  il  riscontro  di 
codici  inediti  e  con  illustrazioni  e  note  di  diversi  per  cura  di 
Alessandro  Torri  Veronese  .  .  .  [a.  u.  d.  T.:  Delle  Prose 
e  Poesie  liriche  di  Dante  .  .  .  prima  edizione  illustrata  con  note 
di  diversi  volume  primo.]  Livorno,  coi  tipi  di  Paolo  Vannini. 
1843.     CV,   160  S.  80. 

221.  (Witte.  1876.)  —  La  Vita  Nuova  di  Dante  AUighieri. 
Eicorretta  coli'  ajuto  di  testi  a  penna  ed  illustrata  da  Carlo 
Witte.    Leipzig,  F.  A.  Brockhaus.    1876.    XLVII,  120  S.  8<>. 

Scartazzini  11,  111  u.  243. 

222.  (Förster.  1841.)  —  5)aö  neue  2cbcn  bon  I>antc  SHiö^ieri. 
2(U0  bem  3taltenifd}en  flbevfe^t  unb  erläutert  öon  S*arl  J^örfter.  .  .  . 
(A.  u.  d.  T.:  iBibtiot^et  ttalienifdjcr  Gtafftfer.  23.  »anb,  acipjig, 
S.  21.  S3ro(f^ait^.     1841.     XIV,  158  S.  8«. 

Scartazzini  II,  30  u.  244. 


Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  von  Renmont'schen  Bibliothek.      139 

g)  De  vulgari  Eloquentia. 

223.  (Torri.  1850.)  —  Dante  AUigherii  de  Vulgari  Elo- 
quentia sive  idiomate  libri  duo  cum  Corbinelli  editione  principe 
ac  trium  vetustorum  codicum  lectione  nunc  primum  comparati, 
quibus  accedit  Joannis  Georgii  Trissini  italica  interpretatio 
notis  variorum  adiectis,  opera  et  studio  Alexandri  Turrii.  .  .  .  [A. 
u.  d.  T.:  Delle  prose  e  poesie  liriche  di  Dante  Allighieri  prima 
edizione  illustrata  con  note  di  diversi.  Volume  quarto.  La 
Lingua  Volgare.]  Liburni,  typis  Fabbreschi,  Pergola  et  sociorum. 
1850.     XLin,  182  S.  80. 

Italienischer  Nebentitel:  Della  Lingua  Volgare  .  .  .  libri  due,  tradotti 
di  latino  da  Giangiorgio  Trissino  e  ridotti  a  corretta  lezione  col  riscontro 
del  testo  originale.  Ed.  XVII  aggiuntevi  le  note  di  diversi  per  cura  del 
dottore  Alessand ro  Torri.     Livorno,  presso  la  librcria  Niccolai-Gamba. 

224.  (Boehmer.  1867.)  —  Ueber  Dante's  Schrift  de  vul- 
gari eloquentia.  Nebst  einer  Untersuchung  des  Baues  der  Dante- 
schen  Canzonen.  Von  Eduard  Boehmer.  Zur  Begrüssung 
der  Romanistischen  Philologen  und  der  Mitglieder  der  Deutschen 
Dantegesellschaft  im  October  1867  in  Halle.  Halle,  Buchhand- 
lung des  Waisenhauses.     1867.    50  S.  8^.^ 

Scartazzini  II,  16  u.  252.  —  (M.  D.  IV.) 


Verzeichniss  der  Verfasser  und  Künstler. 


Ancona,  A.  d\  58.  71. 
Aquarone,  B.  149. 
Arcangeli,  G.  200. 
Arrivabene,  J.  120.  203. 
Azzolino,  P.  119.  121.  217. 
Balbo,  C.  SO. 
Baldaccbini,  S.  48. 
Barozzi,  N.  150. 
Bartsch,  K.  107.  108. 
Barzilai,  G.  166.  171. 
Batines,    Colomb    de.    2.    44. 

136.  209. 
Becchi,  Fr.  83. 
Bendemann,  E.  102. 
Bene,  Del.  83. 
Betti,  8.  146.  177.  178.  179. 
Bianchi,  Br.  87.  88.  89. 
Bianciardi,  St.  146. 
Blanc,  L.  G.  140.  147. 


131. 


Boccaccio,  G.  125.  133. 

Boccbi,  Fr.  21. 

Boebmer,  E.  18,  218,  224. 

Bonaini,  Fr.  17. 

Bon  Brenzoni,  0.  69. 

Borgbi,  G.  82.  83. 

Borgbini,  V.  143. 

Brancbi,  E.  51. 

Braun,  J.  98. 

Bruni,  Leonardo  (aus  Arezzo).  22. 
85.  87. 

Busöon,  A.  151. 

Caetani,  Micbelangelo,  Duca  di  Ser- 
moneta. 12.  48.  142.  167.  176.   187. 

Carapi,  G.  79. 

Cancellieri,  Fr.  118. 

Canestrini,  G.  48. 

Capponi,  (},  52.  83. 

Caranenti,  L.  203. 


140 


E.  Fromm 


Caspar,  J.  96. 

Cateni,  E.  82. 

Cellini,  M.  150. 

Centofanti,  S.  14.  39.  55.  132. 

Cesare,  G-.  di.  117. 

Cesis,  F.  C.  175. 

Ciecolini,  L.  172. 

Cicogna,  E.  125. 

Cipriani,  G.  B.  118. 

Compagni,  Dino.  22.  23.  24.  25.  26. 

27.  28. 
Costa,  P.  81. 
Dien,  M.  F.  31. 
Doerr,  A.  104. 
Fabricatore,  B.  48. 
Fabroni,  A.  36. 
Fanfani,  P.  72.  190. 
Federici,  F.  79. 
Ferruzzi,  L.  C.  40.  219. 
Ficino,  Marsilio.  214. 
Foerster,  K.  222. 
Foscolo,  ü.  86.  120. 
Fransoni,  D.  182. 
Fraticelli,   F.  J.  32.   85.   90.    191. 

192.  193. 
Fulin,  R.  77. 
Galilei,  G.  143. 
Galletti,  G.  21. 
Ghivizzani,  G.  150. 
Giannini,  S.  88. 
Gietmann,  G.  161. 
Gigli,  0.  143. 

Giotto.  11.  86.  88.  102.  160. 
Giuliani,  G.  B.  12.  56.  94.  126.  128. 

137.   138.   141.   148.  194.    195.   201. 

212. 
Grave,  R.  80. 
Grieben,  H.  116. 
Grion,  G.  24. 
Gubernatis,  A.  12. 
Hacke  van  Mijnden,  J.  C.  116. 
Hartwig,  0.  61. 
Hegel,  K.  26.  158. 
Hettinger,.Fr.  155.  160. 
Hillebrand,  K.  23. 
Hoffinger,  Josepha  von,  99. 
Hübner,  J,  102. 
Hugo,  Victor.  39. 


Jacobus  Dantis.  164. 

Eannegiesser,  K.  L.  105.  204. 

Kopisch,  A.  96.  109. 

La  Mantia,  V.  60. 

Lami,  G.  85. 

Lanci,  F.  144.  170. 

Lasinio.  20.  37T  82. 

Litta,  P.  45. 

Lombardi,  B.  79. 

Longfellow,  H.  W.  HO. 

Lubin,  A.  157.  180. 

Lungo,  J.  Del.  22.  59.  64.  66.  153. 

Machirelli,  Ed.  219. 

Maffei,  G.  79. 

Manctti,  G.  21. 

Martini,  V.  134. 

Mendelssohn,  J.  123. 

Mercuri,  F.  162.  168.  169.  173.  188. 

Milan  esi,  G.  53. 

Missirini,  M.  38. 

Montor,  A.  de.  31. 

Morghen,  R.  80. 

Montier,  20. 

Mugna,  P.  4. 

Muzzi,  L.  208. 

Nannucci,  V.  122.  124.  127.  133. 

Nay,  C.  Maria.  69. 

Negroni,  C.  95. 

Nenci,  F.  82. 

Niccolini,  G.  B.  18.  38. 

Ozanam,  A.  F.  41. 

Pacchiani,  Fr.  181. 

Palermo,  Fr.  186. 

Parenti,  M.  A.  128. 

Passerini,  L.  53.  54. 

Paur,  Th.  109. 

Pelli,  G.  29.  32. 

Perticari,  G.  40. 

Petrus  Dantis.  127. 

Petzholdt,  J.  2.  3. 

Philalethes,    (König  Johann    von 

Sachsen)  102. 
Piazza,  C.  dalla.   111.  112. 
Pickering,  G.  80. 
Pieraccini,  F.  81. 
Pieralisi,  S.  205. 
Ponta,  M.  G.    127.    129.    130.    139. 

172.  183.  384. 


E.  Fromm ,  Die  Dante-Sammlung  der  Alfred  v.  Reumon^schen  Bibliothek.  141 


Promis,  V.  95. 

Proudnikoff,  M.  14. 

Provedi,  A.  114.  115. 

Pucci,  A.  71. 

Puccini,  T.  36. 

Raab,  F.  70. 

Raphael  Urbin.  31.  löO.  101. 

Bazzi,  S.  48. 

Renmont,  A.  von.    7.    12.    35.    75. 

108.  113. 
Rezza,  E.  69. 
Rians,  Andin  de.  47.  136. 
Rigoli,  L.  133. 
Robinson,  H.  86. 
Rocco,  £.  42. 
Rossi,  A.  13. 

Scartazzini,  J.  A.  8.  9.  10.  93. 
Scheffer-Boichorst,  P.  25.  27.  28. 

67.  197. 
Schlosser,  Fr.  Chr.  73. 
Schneider,  C.  F.  152. 
Sforza,  G.  57. 
Squilloni,  A.  213. 
Talice  da  Ricaldone,  St.  95. 
Thaeter,  J.  11. 


Tommaseo,  N.  84. 

Torri,  A.    12.  46.  132.  165.  206.  210. 

214.  220.  223. 
Trissino,  G.  G.  223. 
Troya,  C.  37.  48. 
Ugolini,  F.  88. 
Vassallo,  C.  202. 
Venturi,  F.  85.  154. 
Vernaceia,  Fr.  R.  del.  174. 
Vernon,  G.  G.  Warren.  43.  127.  133. 

163.  164. 
Villani,  F.  21. 
Villani,  G.  20. 
Viviani.  83. 

Vogel  V.  Vogelstein,  K.  126. 
Wegele,  Fr.  X.  33.  34.  35. 
Weger,  102.  160. 
Witte,  K.    5.  6.  9.   10.   11.  12.  15. 

34.   49.   50.  62.  63.  65.  74.  76.  78. 

91.  92.  97.   100.  101.  103.  105.  106. 

111.    112.    135.  156.   159.  189.   196. 

198.    199.   204.  207.  211.  215.  216. 

221. 
Zamboni,  F.  185. 
Zignani,  M.  81.  82. 


Zur  Geschichte  des  Puppentheaters  in  Deutschland 

im  18.  Jahrhundert. 

Von  A.  Richeh 

Bei  den  Neukatalogisirungsarbeiten  der  Stadtbibliothek  sind 
jüngst  in  dem  Einbände  des  im  J.  1779  gedruckten  13.  Theiles 
von  Büschings  „Magazin  für  die  neue  Historie  und  Geographie*' 
zwei   Anschlagzettel    einer  Puppenspielergesellschaft  gefunden 
worden,  die  in  Aachen  Vorstellungen  gegeben  hatte.    Obgleich 
die   beiden  Zettel  keine  Jahresangabe  enthalten,  so   stammen 
sie  doch  ohne  Zweifel  aus  dem  Erscheinungsjahr  des  Buches, 
in  dessen  Deckel  sie  sorgfältig  eingeklebt  waren,  da,  wie  aus 
der  Art  des  Einbandes  zu  ersehen  ist,  jeder  Band  des  in  der 
Bibliothek  vorhandenen  Exemplars  von  Büschings  Magazin  ein- 
zeln und  gleich  nach  seinem  Erscheinen  gebunden  wurde.   Auch 
weisen  die  angegebenen  Wochentage  und  das  Monatsdatum  auf 
das  J.  1779    hin,   in  welchem   der  29.  Juli    auf  Dienstag  and 
der  8.  Juli  auf  Donnerstag  fielen.    Die  einzelnen  Theile  der  in 
mehrere  Stücke  zerschnittenen,  wegen  ihrer  Seltenheit  und  ihres 
über  hundertjährigen  Alters  merkwürdigen  Zettel  sind  mit  Sorg- 
falt  und  nicht  ohne  grosse   Schwierigkeit  aus   ihrem  dunkeln 
Versteck  losgelöst  und  dann  auf  einer  Unterlage  so,  wie  sie  ur- 
sprünglich zusammengehörten,  aufgeklebt  worden,  so   dass  es 
möglich    wurde,    den    noch   vollständig   erhaltenen   Inhalt  hier 
wiederzugeben.    Zu  seiner  Erläuterung  seien  noch  einige  allge- 
meine Bemerkungen  vorausgeschickt. 

Die  beiden  Ankündigungszettel  gehören  einer  Zeit  an,  wo 
das  Puppenspiel  noch  in  voller  Blüthe  stand  und  die  grösseren 
deutschen  Städte,  wie  Berlin,  Köln,  Frankfurt,  Hamburg  u.  a. 
stehende  Marionettenbühnen  hatten,  deren  Vorstellungen  von 
Personen  jeden  Standes  und  Alters  besucht  zu  werden  pflegten. 
Ausserdem  gab  es  wandernde  Puppenspieler,  die,  von  Ort  zu 
Ort  reisend,  ihr  Theater  in  Scheunen  oder  Buden  aufschlugen 
und    durch    njarktschreierische    Ankündigungen    das    Publikum 


Zur  Geschichte  des  Pappentheaters  in  Deutschland  im  18.  Jahrhundert.    143 

ZU    ihren  Vorstellungen    lockten.     Manche   dieser   wandernden 
Truppen  wussten  sich  durch  ihr  vortreffliches  Spiel  ein  gewisses 
Ansehen  zu  verschaffen,  wie  die  bekannte  Gesellschaft  Schütz 
und  Dreher,  in  deren  Theater  in  Breslau  und  Berlin  sich  nach 
zeitgenössischen  Berichten  die  gelehrtesten  Männer  und  Frauen 
jener    Zeit   einzufinden    pflegten  ^     Wie  aus  dem  Hinweis  auf 
den  in  anderen  Orten  geernteten  Beifall  hervorgeht,  gehörten 
die  Spieler,  welche  in    Aachen   ihre   Künste  zeigten,   einer  in 
Deutschland  umherreisenden  Gesellschaft  an.    Da  beide  Zettel 
über  deren  Namen  keine   Auskunft  geben,   so  müssen  wir  an- 
nehmen,   dass    die    angekündigten    Stücke    von    einer    Truppe 
niederen  Ranges  gespielt  wurden  und  mehr  für  das  gewöhnliche 
Volk  berechnet  waren.    Dafür  sprechen  auch  das  für  den  Be- 
such  des  Theaters   geforderte   Eintrittsgeld  und  der   Ort  der 
Vorstellung.      Während    nämlich    bei    den    Vorstellungen    der 
Schauspieler  im  Komödienhause  damals  nach  den  noch  erhaltenen 
Theaterzetteln*  für  den  billigsten  Platz,  die  Gallerie,  stets  5 
oder  6  Aachener  Mark  entrichtet  werden  mussten,  kostete  der 
1.  Platz  des  Puppentheaters  8,  der  2.  Platz  4  und  der  3.  Platz 
2  Aachener  Mark,  ein  ziemlich  niedriger  Preis,  da  man  zu  jener 
Zeit  auf  den  Reichsthaler  54  Aachener  Mark  rechnete^.     Ihre 
Bühne  hatten  die  Puppenspieler  in  der  Krämerleube,  dem  auf 
dem  Hühnermarkt  gelegenen  Zunfthaus  der  Krämer,   errichtet, 
wo  vor   Errichtung  des    neuen    Komödienhauses  (1748 — 1751) 
öfter  Komödianten  aufgetreten   waren  ^,  später  aber  nur  noch 


«)  Vgl.  Karl  Engel,  Deutsche  Pappenkomödien  Bd.  XU,  S.  XIV. 

•)  Ein  Zettel  befindet  sich  im  Original  in  der  Stadtbibliothek,  einige 
andere  sind  nachgedmckt  in  der  Klageschrift,  die  aus  Anlass  des  sonder- 
baren zwisdien  dem  kurpfälzischen  Vogtmajor  und  dem  Magistrat  der  Stadt 
Aachen  wegen  des  Rechtes  der  Erlaubnisserthoilung  zu  Schaustellungen  ent- 
standenen Streites  von  kurpfälzischer  Seite  aufgesetzt  wurde:  , Gründliche 
Ausführung  deren  eigenthätigen  Unternehmungen  der  Stadt  Aachen  wider 
der  Chur-Pfalz  Gülichischo  Vogtei-Majerei-Herrlichkeiten,  und  der  Rerhtser- 
laubter  Gegenwehr  etc."     1769. 

')  Vgl.  Abdruck  des  .  .  .  zwischen  Ihre  Kuhrfürstl.  Durchlaucht  zu 
Pfalz  als  Herzog  zu  Gülich  so  dann  dem  Königlichen  Stuhl  und  des  H.  Rom. 
Reichs  Frejer  Stadt  Aachen  ...  am  10.  April  1777  geschlossenen  .  .  . 
Vertrags  etc.,  (Aachen  1782)  S.  40.  Nr.  8,  wo  der  Reichsthaler  zu  54 
Aachener  Mark  angenommen  wird. 

*)  Vgl.  R.  Pick,  Das  Aachener  Theater  in  reichsstädtischer  Zeit. 
(Aus  Aachens  Vergangenheit)  S.  450  und  461.  Zeitschrift  des  Aachem^r 
Gescbichtsvereins  Bd.  II,  S.  14. 


144  A.  Eichel 

Schaustellungen  niederer  Art  stattfanden.  Es  war  dasselbe 
Lokal,  das  während  der  Besetzung  Aachens  durch  brandea- 
burgische  Truppen  den  Protestanten  zur  Abhaltung  ihres  Gottes- 
dienstes vom  Magistrat  überlassen  worden  war.  In  einem  prote- 
stantischen Kirchenbuch  findet  sich  darüber  folgende  gleichzeitige 
Notiz:  „Ref.  und  Luther.  Gemeinde  geniessen  das  exercitium 
publicum  religionis  unter  faveur  der  churf.  brandenb.  Garnison 
Gouverneur  General  Major  von  der  Heyden.  Sonntag  13.  Nov. 
1689  erste  Predigt  im  Saal  der  Behausung  Abr.  Leyendeckers, 
Am  17.  dito  allda  kontinuirt.  Magistrat  zu  solchem  Ende  die 
Krämer  Laube  eingeräumt  liat^"  1793  diente  die  Krämerleube 
einem  Jakobinerklub  als  Versammlungsorte 

Mit  dem  Marionettentheater  verbunden  war  eine  Ausstellung 
von  Kunstgegenständen,  deren  Besichtigung  dem  Spiel  voraus- 
ging. Dergleichen  Beigaben  zu  den  Vorstellungen  waren  nichts 
ungewöhnliches  und  dienten  dazu,  mehr  Abwechslung  in  das 
Spiel  zu  bringen  und  dadurch  das  Publikum  anzuziehen.  Um 
sich  einen  Begriff  von  der  Art  der  Vorstellungen  zu  machen, 
braucht  man  nur  die  Schilderung  zu  vergleichen,  die  sich  in 
Ahns  „Jahrbuch  für  den  Regierungsbezirk  Aachen  auf  das  Schalt- 
jahr 1828"  S.  135,  über  das  Auftreten  älterer  Schauspieler- 
gesellschaften in  der  Krämerleube  vor  Errichtung  eines  besonderen 
Komödienhauses  findet.  Dort  heisst  es:  „Die  in  den  Rhein- 
gegenden damals  von  Ort  zu  Ort  ziehenden  Winkeltruppen,  auf 
welche  der  damals  und  noch  bis  zu  den  siebziger  Jahren  ge- 
bräuchliche Name:  Bande,  der  jetzt  unsern  Ohren  ziemlich 
fremd  geworden  ist,  volle  Anwendung  finden  mochte,  spielten, 
wenn  sie  auf  ihren  Kreuz-  und  Querzügen  auch  einmal  die  Stadt 
der  heissen  Bäder  erreichten,  in  dazu  schnell  mit  Hülfe  eines 
Schreiners,  der  Dekorateur,  Baumeister  und  Maschinist  zugleich 
sein  musste,  eingerichteten  Privathäusern  (zu  diesem  Gebrauche 
war  die  sogenannte  Krämerleuve,  der  Versammlungsort  der 
Krämerzunft,  auf  dem  Hühnermarkte,  wo  noch  jetzt  Wachs- 
kabinette, Kunstreiter  u.  dgl.  zu  sehen,  bestimmt)  oder  wohl 
gar  in  Holzbuden,  wo  sie  ihre  Possenreissereien  und  Hans- 
wurstiaden  zum  grössteh  Jubel  der  hoffnungsvollen  Jugend  auf- 
führten, und  die  Preise    wahrscheinlich    für    die  Balkonlogen 

^)  Vgl.  auch  Haagen,  Geschichte  Aachens  Bd.  II,  S.  298  f.  Pick  a.  a.  0. 
S.  455,  Anm.  5. 

*)  Vgl.  Perthes,  Polit.  Zustände  S.  160. 


146   A.  Eichel,  Zar  Gesch.  des  Puppentheaters  in  Deutschland  im  18.  Jahrh. 

2. 

Mit  gnädigster  Erlaubnüss 

wird  heute  Donnerstag  den  8.  Julii 

Das  Kunst-Cabinet, 

in  welchem  eine  Abwechselung  mit  andern  sehenswürdigen 

Stücken  zum  Vorschein  kommt,  gezeiget  werden; 

Aisdan  aber  folget: 

die  Comödie, 

unter  dem  Titul: 

dass  glücklich  gewordene 

Müller-Mädel, 

oder  aber 

die  nach  verstellten  Todt 

glückliche  Vermählung, 

wobey 

Hanns -Wurst 

mit  modester  Lustbarkeit  ein  geneigtes  Auditorium  suchen  wird 

bestens  zu  vergnügen. 


Der  Schauplatz  ist  in  der  Krämerläuf. 

Eine  hohe  Noblesse  zahlet  nach  Belieben,  sonst  wird  auf 
den  ersten  Platz  8.  Mark,  auf  den  zweyten  4.  und  auf  den 
dritten  2.  Mark  bezahlt  werden. 

Der  Anfang  ist  um  8.  Uhr  Abends. 


Zur  Geschichte  des  Puppentheaters  in  Deutschland  im  18.  Jahrhundert.    145 

1  Mark  und  für  die  übrigen  Plätze  (das  stiramführende  Parterre 
machte  mit  dem  applaudirenden  und  hervorrufenden  Paradiese 
dieselbe  Person  aus)  3  Buschen  Aachener  Währung  betrugen." 
Die  beiden  aufgefundenen  Anschlagzettel  vom  J.  1779  haben 
folgenden  Wortlaut: 

1. 

Mit  gnädigster  Bewilligung 

dienet  zur  ergebensten  Nachricht, 

dass  heute  Dienstag  den  29.  Junii  zu  einer  an- 

müthigen  Abwechselung 

das  Holländische  Kunst-Cabinet 

mit  einigen  Stücken  gezeiget  wird, 

Aisdan  aber  folget: 
Ein  mit  wohlgekleideten  Marionetten 
und  schönen  Veränderungen  des  Theaters  versehene        , 

Comödie 

unter  dem  Titul: 

Der  durch  Eigensinn  sich  selbst  die  grösste  Verwirrung 

und  Verdruss  zuziehende 

Alte  Gebhardt, 

oder 

Das  Reich  der  Todten 

Mit 

Hanns -Wurst, 

Welcher  vorstellet  einen  lustigen  Kroaten,  brutallen  Haudegen, 

und  närrischen  Haderlump,  wo  dan  bey  jeder  Verkleidung 

eine  Aria  gesungen  wird. 


Avertissement 

Obwohl  dieses  nur  Marionetten  sind,  so  werden  wir  uns 
doch  bestreben,  den  an  andern  Orten  erlangten  Beyfall  hier 
ebenfalls  zu  erhalten,  und  jedermänniglich  nach  Standesgebühr 
zu  vergnügen,  indem  diese  Comödie  mit  abwechselnder  Lust- 
barkeit versehen  ist.  

Der  Schauplatz  ist  in  der  Krämerläuf. 
Eine  hohe  Noblesse  zahlet  nach  Belieben,  sonst  wird  auf 
den   ei^sten   Platz  8.  Mark,   auf  den   zweyten  4.  und   auf  den 
dritten  2.  Mark  bezahlt  werden. 

Der  Anfang  ist  um  8.  Uhr  Abends. 

10 


Zweite  Abtheilung. 

Abhandlungen  und  Mittheilungen 

ortsgeschichtlichen  Inhaltes. 


Das  Wappen  der  Stadt  Aachen. 

Von  E.  von  Oidtman. 

(Mit  1  Talel.) 

Karl  der  Grosse  hatte  auf  der  östlichen  Seite  seiner  Pfalz 
zu  Aachen  an  höchster  Stelle  einen  ehernen  Adler  mit  aus- 
gebreiteten Flügeln  anbringen  lassen  ^  Dieser  Adler  stellte 
das  Sinnbild  des  Sieges,  der  Herrschaft  und  Stärke,  der  höchsten 
weltlichen  Fürstenmacht  und  Majestät  dar,  entlehnt  der  alten 
römischen  Kaiserherrlichkeit.  Bereits  Cyrus  führte  den  Adler 
auf  seinen  Münzen  und  auf  seinem  Kampfschild  ^,  die  Griechen 
gaben  ihn  dem  Zeus  zum  Begleiter.  Münzen  Alexanders  des 
Grossen  zeigen  den  Zeus  thronend  den  Adler  auf  der  rechten 
Hand  ^  Auch  die  Könige  von  Pergamon  führten  den  königlichen 
Vogel  auf  ihren  Münzen.  Besonders  schön,  aber  sehr  natura- 
listisch dargestellt  zeigt  ihn  eine  Münze  des  Königs  Ptolemaios 
vom  J.  305  V.  Chr.'*     Von  den   Griechen   gelangte  der  Adler 

')  So  berichtet  der  Chronist  Thietmar,  Lothar  König  von  Frankreich 
habe  im  J.  978  die  Pfalz  zu  Aachen  eingenommen  und  dem  Adler  auf  der- 
selben eine  entgegengesetzte  Richtung  geben  lassen;  „denn  es  war  von  jeher 
Brauch,  dass  alle,  welche  diesen  Ort  im  Besitz  hatten,  ihn  (den  Adler)  ihrem 
Reich  zuwendeten."  (Thietmari  Chron.  lib.  III,  c.  6.  Mon.  Oerm.  bist. 
SS.  III,  761.)  —  Der  Chronist  Rieh  er  sagt:  „Den  ehernen  Adler  mit  aus- 
gebreiteten Flügeln,  welchen  Karl  der  Grosse  auf  den  Gipfel  seiner  Pfalz 
hat^e  stellen  lassen,  drehten  sie  um  und  wendeten  ihn  nach  Osten,  denn  die 
Deutschen  hatten  ihn  nach  Westen  gewendet,  um  auf  feine  Weise  anzudeuten, 
dass  wohl  noch  einmal  die  GaUier  von  ihrem  Kriegsherrn  besiegt  werden 
könnten.«*  (Histor.  lib.  III,  c.  71.  Mon.  Germ.  bist.  SS.  III,  622;  vgl. 
Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  III,  S.  54  und  68.)  —  Wenn 
sich  die  beiden  Chronisten  hier  in  Bezug  auf  die  Wendung  des  Adlers  wider- 
sprechen, so  stimmen  sie  doch  darin  überein,  dass  sich  der  Adler  auf  der 
Pfalz  befand  und  als  Zeichen  der  Herrschaft  gewendet  wurde.  Der  Adler 
wird  späterhin  bei  einem  der  vielen  Brände,  von  wehhen  die  Pfalz  im  12. 
und  13.  Jahrhundert  heimgesucht  und  zerstört  wurde,  vernichtet  worden  sein. 

')  Bernd,  Wnppcnwesen  der  Griechen  und  Römer  S.  240,  nach  Xenophon, 
Cyrop.  VII.  1,  IV. 

')  Abgebildet  in  Spamer,  Illustrirte  Weltgeschichte  Bd.  II,  S.  27. 

*)  Ebenda  S.  45. 

1 


Das  Wappen  der  Stadt  Aachen.  3 

hunderts.  König  Heinrich  II.  führte  um  1003  das  Thronsiegel 
ein,  d.  h.  der  König  ist  auf  dem  Thron  sitzend,  Zepter  und 
Weltkugel  haltend,  dargestellte  Auf  dem  Siegel  Konrads  II. 
vom  J.  1031  ist  das  Zepter  mit  einem  Adler  geschmückte 

Von  dieser  Zeit  an  erscheinen  denn  auch  Wappenbilder, 
^noch  keine  Wappen  als  Beigaben  auf  den  Siegeln ;  so  zeigt  das 
Siegel  König  Heinrichs  V.  (1106—1125)  den  Thron  vorn  mit 
Adlerköpfen  geziert,  während  das  Zepter  oben  in  eine  heral- 
dische Lilie  endet.  Wappenbilder  werden  auf  Waffen  und 
Kleidung  angebracht.  Das  Ceremonienschwert  des  hl.  Mauritius, 
für  Kaiser  Heinrich  VI.  (1190—1197)  von  maurischen  Gold- 
schmieden zu  Palermo  angefertigt,  zeigt  auf  der  Scheide  heral- 
dische Adler  ^  Auf  dem  ThiH)nsiegel  Fciedrichs  II.  (1215 — 1250) 
gewahrt  man  auf  dem  Leibrock  des  Königs  eingestickte  Adler  \ 
Um  diese  Zeit  beginnen  auch  die  Wappen  erblich  zu  werden. 
Bis  dahin  wurden  Wappenbilder  willkürlich  geführt.  Reiter- 
siegel zeigen  meist  im  12.  Jahrhundert  den  Schild,  welchen  der 
Ritter  hält  leer  oder  mit  Schildbeschlag,  aber  nicht  mit  eigent- 
lichen Wappenabzeichen  ^ 


0  Seylcr  a.  a.  0.  S.  67. 

*)  Die  Siegel  der  Kaiser  sind  abgebildet  bei  Stacke,  Deutsche  Geschichte 
Bd.  I,  S.  2  im  Text;  vgl.  auch  Deutsche  Monatshefte  1873,  Bd.  I,  Heft  1: 
Deutsche  Kaisersiegel,  eine  Abhandlung  mit  Abbildungen,  die  neben  manchen 
richtigen,  auch  mehrfach  unrichtige  Angaben  enthält;  ferner  C.  Heffner, 
Die  deutschen  Kaiser-  und  Königssiegel,  Wttrzburg  1875,  wonach  erst  in 
Sekretsiegeln  Ludwig  des  Bayern  heraldische  Adler  vorkommen  sollen. 

')  Vgl.  Bock,  Die  Kleinodien  des  h.  römischen  Reiches  Deutscher 
Nation.  Wien  1864,  S.  131  u.  Tafel  23;  abgebildet  auch  bei  Henne  am 
Rhyn,  Kulturgeschichte  des  deutschen  Volkes  Bd.  I,  Tafel  zu  S.  234. 

*)  Heffner,  Kaisersiegel  S.  59.  ^ 

*)  So  führt  Kremer,  Akademische  Beiträge  Bd.  I,  S.  105,  Anm.  b.  an, 
dass  die  Pfalzgrafen  von  Aachen  Heinrich  III.  von  Laach  f  1095,  Siegfried 
t  1113  und  Wilhelm  f  H^O  (fragwürdige  Genealogie  bei  Fiihne,  Geschichte 
der  Herren  von  Bocholtz  Bd.  I,  1,  S.  275;  vgl.  auch  Groll  ins,  Reihe  der 
Pfalzgrafen  zu  Aachen  oder  in  Nieder- Lothringen  bis  auf  Heinrich  v.  Lach. 
Zweybrücken  1762),  deren  Siegel  bei  Tolner,  Hist.  Palat.  S.  364  abgebildet 
seien,  leere  Schilde  geführt  haben.  Die  Gemahlin  Heinrichs  von  Laach, 
Adelheid,  siegelt  1097  mit  Brustbild,  ein  Buch  und  ein  Zepter  haltend,  ohne 
Wappen  (abgebildet  in  Seyler,  Geschichte  der  Siegel  S.  76).  Auf  dem  in 
der  Kirche  zu  Laach  noch  befindlichen  Grabdenkmal  des  Pfalzgrafen  Heinrich 
von  Laach  f  1095,  welches  Abt  Theoderich  (1256—1295)  errichtet  haben  soll, 
sind  die  Wappenschilde  Mjj^FAieTu  zu  beid(;n  Seiten  des  Kopfes  flach  ange- 
bracht, der  pfälzische  goratoM  Löwe  in  schwarzem  und  der  weisse  Adler  der 

1* 


Das  Wappen  der  Stadt  Aachen.  5 

bei  Rhein  (ältester  Sohn  Heinriclis  des  Löweii)  in  den  Jahren 
1196  und  1197  ^  Die  Zeit  der  Heraldik,  des  Wappenwesens 
hatte  begonnen.  Im  Allgemeinen  ist  die  Annahme  sehr  ver- 
breitet, dass  erst  in  Folge  der  Kreuzzüge  und  der  Turniere 
die  Wappenbilder  in  Deutschland  aufgekommen  und  erblich 
geworden  seien.  Letzteres  trifft  auch  was  die  Zeit  anbelangt 
zu,  wie  die  Siegel  beweisen.  Indess  müssen  die  bei  den  Römern 
dauernd  sowohl  für  Städte  wie  Provinzen  —  Rom  die  säugende 
Wölfin,  Sicilien  das  Dreibein  ^  — ,  sowie  auch  von  einzelnen  Ge- 
schlechtern erblich  geführten  Wappenbilder  bereits  den  Ger- 
manen bekannt  gewesen  sein  ^.  Jedoch  hat  die  Völkerwanderung 
im  Allgemeinen  den  Gebrauch  der  Wappen  verwischt,  und  Karl 
der  Grosse  nahm  erst  den  Kaiseradler  des  Römerreiches  als 
Zeichen  höchster  Macht  wieder  auf.  Späterhin,  als  sich  um 
die  königlichen  Pfalzen  Städte  gebildet  hatten,  das  Wappen- 
wesen sich  entwickelte,  derkaiserliche  Aar  auf  Münzen^,  Siegeln, 
Waffen  und  Kleidung  erschien,  erkoren  diese  Reichsstädte  den 
Kaiser- Adler  zu  ihrem  Wappenbild  ^,  während  sie  vorher  in  ihren 
Siegeln  ^,  auf  Münzen  und  Bannern  den  Schutzheiligen,  die  Stifter 


*)  Nach  Warnecke,  Heraldisches  Handbuch  S.  12,  Anm.  5. 
')  Bernd   a.   a.   0.   S.   50  und   126.     Wohl   das  nachweisbar  älteste 
Wappenzeichen,  welches  sich  bis  zur  Jetztzeit  in  Europa  erhalten  hat. 

')  Ich  möchte  auch  für  einzelne  Oeschlechter  des  Niederrheins  annehmen, 
wenn  es  sich  auch  nicht  urkundlich  nachweisen  lässt,  weil  eben  die  Urkunden 
fehlen,  dass  sie  als  römische  Edele  auf  ihren  Besitzungen  auch  nach  Auf- 
hören der  Römerherrschaft  geblieben  sind.  Man  berücksichtige  nur  die 
mannigfachen  Beziehungen,  welche  germanische  Völkcrstärame  zum  römischen 
Beich  hatten.  Arminius  war  in  Rom  erzogen,  römische  Kaiser  waren  geborene 
Germanen.  In  Köln  behauptete  die  Tradition  es  u.  a.  von  den  Mommersloch. 
In  Deutschland  treten  erst  Ende  des  12.  Jahrhunderts  wieder  erbliche  Familien- 
namen auf.  Napoleon,  Geschichte  Julius  Cäsars  Bd.  I,  S.  238,  Anm.  1  gibt 
eine  Stammtafel  des  Geschlechts  Julius  Cäsars,  welche  beweist,  dass  als  i.  J. 
102  V.  ('hr.  Cäsar  geboren  wurde,  Familiennamen  in  unserem  Sinne  vorhanden 
ren.  Man  vgl.  hierzu  Annalcu  des  Vereins  für  Nassauische  Alterthums- 
kunde  Bd.  IV,  1,  S.  464:  Die  ältesten  Familien  in  den  Rheinlandeu. 

*)  Sicher  nachweisbar  erst  unter  Kaiser  Friedrich  I.  Barbarossa.  Vgl. 
weiter  unten. 

*)  Aachen,  Frankfurt  a.  M.,  Goslar,  Wetzlar,  Oppenheim  u.  A.  Köln, 
welches  wie  Trier  den  hl.  Petrus  in  Banner  und  Siegel  geführt  hatte,  nahm  ver- 
anlasst durch  die  Ueberführung  der  Gebeine  der  hl.  drei  Könige  i.  J.  1D>4,  die 
drei  Königskronen  zu  seinem  Stadtwappen  und  wählte  nicht  den  Reichsadler. 

*)  Soyler  a.  a.  0.  S.  302,  führt  den  Anfang  des  städtischen  Sicgel- 
wesens  auf  die  Rheinlande  zurück.    Er  erwähnt,  dass  die  Siegolstempel  der 


6  E.  von  Oidtman 

oder  Beschützer  der  Stadt  geführt  hatten  ^  Die  Städte  gebrauchten 
häufig  ihre  alten  Siegel  weiter  fort,  während  ihre  Münzen  und 
Banner  bereits  ein  eigentliches  Stadtwappen  zeigten  *.  Letzteres 
wird  manchmal  als  Gegensiegel  und  als  Sekretsiegel  verwendet', 
so  zeigt  z.  B.  das  Siegel  der  Stadt  Zütphen  im  J.  1312  eine 
Burg  mit  zwei  Thürmen,  auf  dem  Gegen-(oder  Rück-)siegel 
erblickt  man  einen  Löwen,  während  das  Sekretsiegel  im  J.  1359 
das  eigentliche  Stadtwappen,  einen  gekrönten  Löwen,  darunter 
ein  Ankerkreuz  aufweist*.  Es  liegt  daher  auch  kein  Grund 
vor,  anzunehmen,  dass  die  Stadt  Aachen  erst  als  Wappen  den 
Adler  geführt  habe,  seitdem  derselbe  auf  ihrem  Siegel  erscheint  ^ 
Auf  Münzen  der  Stadt  Aachen  soll  der  Adler  bereits  zu  Karl 
des  Grossen  Zeit  dargestellt  worden  sein  ^,  was  nicht  zutreffend 
ist.  Die  ältesten  Kaisermünzen,  welche  einen  Adler  zeigen,  sind 
Pfennige  Kaisers  Friedrich  Barbarossa,  in  Mastricht  geprägte 
Münzen  desselben  Kaisers  zu  Aachen  geprägt,  zeigen  auf  der 


Städte  Köln,  Trier  undMaiuz  bereits  1149,  1172,  1175  urkundlich  nachzuweisen 
sind.  Ich  mochte  mit  Seyler  S.  306—307  für  das  älteste  Siegel  Aachens 
auch  diese  Zeit  annehmen.  Vgl.  auch  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichts- 
vereins Bd.  XII,  S.  56;  F.  Hauptmann  a.  a.  0.  S.  117  f. 

^)  Köln  und  Trier  den  hl.  Petrus,  Mainz  den  hl.  Martin,  Aachen  Karl 
den  Grossen. 

*)  So  führten  z.  B.  die  Städte  Danzig,  Elbing  und  Thorn  noch  ihre 
Schiffssiegel  weiter,  während  ihre  Banner,  die  seit  der  Schlacht  bei  Tannen- 
berg 1310  im  polnischen  National-Dom  zu  Elrakau  als  Siegesbeute  prangen, 
bereits  heraldische  Stadtwappen  zeigen.  Magdeburg  führt  im  Siegel  die 
Befestigung  mit  der  Magd  bis  1631;  Stadtmünzen  zeigen  aber  bereits  1550 
ein  heraldisch  genaues  Wappen.    (Deutscher  Herold,  Jahrg.  1884,  S.  123.) 

*)  Hierüber  und  über  die  bildlichen  Darstellungen  in  Städtesiegeln  vgl. 
Br esslau,  Handbuch  der  ürkundenlehre  Bd.  I,  S.  946,  947  und  970. 

*)  Die  Stadt  veränderte  1573  ihr  Siegel,  was  durch  Statthalter,  Kanzler 
und  Käthe  von  Gelderland  gestattet  wurde.  (Nyhoff,  Gedenk w.  Bd.  I, 
S.  135,  Anm.  und  Urk.  135;  Bd.  II,  S.  6,  Anm.) 

*)  Endrulat,  Niederrheinische  Städtesiegel  S.  2.  Endrulat  setzt  das 
erste  Vorkommen  des  Siegels  in  das  Jahr  1351,  gemeint  ist  wohl  das  Rtick- 
sicgel  an  der  Landfriedeusbunds-Ürkunde  von  1351.  Der  Originalstempel 
befindet  sich  noch  im  Stadtarchiv  zu  Aachen. 

«)  Meyer,  Aachensche  Geschichten  Bd.  I,  S.  861  und  S.  89,  Tafel  l, 
Nr.  20,  Abbildungen.  Kaiser  Friedrich  Barbarossa  verlieh  erst  1166  dem 
Königlichen  Ort  Aachen  das  Münzrecht.  (Urkunde  abgedruckt  bei  Quix, 
Cod.  dipl.  S.  37,  Urk.  51.    Lacomblet,  Üb.  I,  Nr.  412.) 

')  Im  Königl.  Münzkabinet  zu  Berlin.  Vgl.  auch  A.  v.  Sallet,  Zeit- 
schrift für  Numismatik,  Berlin,  Weidmann  sehe  Buchhandlung  1874,1.  Aachener 
Münzen. 


Das  Wappen  der  Stadt  Aachen.  7 

einen  Seite  das  Kaiserbildniss,  auf  der  anderen  die  Münsterkirche. 
Seit  dem  Jahre  1165,  in  welchem  Kaiser  Karl  der  Grosse  heilig 
gesprochen  wurde,  erscheint  meist  sein  Bild  auf  dem  Revers 
der  Kaisermünzen  an  Stelle  des  bis  dahin  vorkommenden 
Gebäudes.  Späterhin  kommt  unterhalb  des  Gebäudes  eine 
Königskrone  vor  z.  B.  auf  Münzen  Kaiser  Rudolphs.  Erst  unter 
Kaiser  Ludwig  dem  Bayer  sind  auf  den  Münzen  kleine  Adler, 
einer  auf  dem  Revers  über  dem  Andreaskreuz  und  Kugeln,  einer 
oberhalb  des  Kopfes  des  Kaisers  in  der  Umschrift  angebracht. 
Auf  den  Münzen  der  Reichsstädte  erscheint  durchgängig  früher 
wie  der  Adler  eine  kleine  Krone  ^  Seit  Ludwig  dem  Bayer  ist 
dann  der  Adler  dauernd  auf  Aachener  Münzen  nachzuweisen  ^. 

Die  Siegel  von  Aachen^  und  Frankfurt  a.  M.*,  der  Rivalin 
und  Nachfolgerin  Aachens  als  Krönungsstadt,  zeigen  eine 
ganz  ähnliche  Entwickelung.  Das  älteste  bekannte  Siegel  von 
Frankfurt,  bereits  1223  in  Gebrauch,  stellt  das  Hüftbild  eines 
Kaisers  mit  Lilienzepter  und  Reichsapfel  in  den  Händen  dar. 
Die  Umschrift  lautet:  Frankenvort  Specialis  Domus  Imperii. 
Ein  zweites  Siegel,  dessen  Stempel  bereits  vor  dem  J.  1559 
wiederhergestellt  worden  ist,  zeigt  dasselbe  Bild,  darunter  einen 
ungekrönten  Adler  im  Schild  mit  der  Umschrift:  S.  Oppidi 
Franckenfurdensis  Specialis  Domus  Imperii  Ad  Caus(as).  Ein 
im  J.  1637  angefertigter  Siegelstempel  enthält  das  Hüftbild  des 
Kaisers,  darunter  einen  gekrönten  Adler  im  Schild.  Das  spätere 
Wappen  zeigt  1706  einen  gekrönten  weissen  Adler  mit  goldenen 
Kleestengeln  auf  den  Flügeln,  mit  goldenen  Fängern  und  dem 
goldenen  Buchstaben  F  auf  der  Brust  in  rothem  Feld.  Jetzt 
wird  der  Adler  gekrönt  ohne  weitere  Beizeicheu  geführt*. 

Die  ältesten  Darstellungen  des  einköpfigen  Adlers^  in  Deutsch- 
land finden  sich  auf  Münzen,  welche  zu  Andernach  geprägt  sind 


')  Mittheilang  des  Herrn  Professor  Mcnadier  im  Königl.  Münzkabinet 
za  Berlin. 

»)  Meyer  a.  a.  0.,  Abbildungen  Tafel  II  f. 

')  Die  von  Aachen  abgebildet  bei  Endrulat  a.  a.  0. 

*)  Die  von  Frankfurt  abgebildet  in  v.  Lersner,  Cronica  der  Stadt 
Franckfurth  1734  Bd.  II,  1,  S.  122,  Abbildungstafel  und  Bd.  I  vom  J.  1706, 
Titelblatt. 

*)  Die  Adler  auf  den  Thalern  der  freien  Stadt  Frankfurt  vor  1866 
sind  heraldisch  korrekt  und  schön. 

•)  Den  Doppeladler  soll  bereits  Kaiser  Friedrich  II.  als  Wappen  geführt 
haben.    (Seyler  a.  a.  0.  8.  309.) 


8  £.  von  Oidtman 

zur  Zeit  des  Königs  Otto  III.  (1002)  ^  Aus  dem  11.  oder  12. 
Jahrhundert  zeigen  Münzen  des  Bischofs  Otbert  von  Lüttich 
(1091—1119)  den  Adler  ^  Mit  den  in  Mastricht  geprägten 
Münzen  des  Kaisers  Friedrich  Barbarossa  sind  gleichalterig, 
heraldisch  besonders  schön  ausgeführte  Adlerdarstellungen  auf 
Brakteaten  der  Edelherren  von  Arnstadt  am  Harz  ^  Auf  Münzen 
des  Bischofs  Heinrich  IL  von  Lüttich  1145 — 1165  ist  auf  dem 
Revers  ein  flugbereiter  Adler  mit  der  Umschrift  A(quila)  victrix 
angebracht*.  Weitere  Vorbilder  für  Adler  begegnen  uns  auf 
der  Dalmatica  der  Krönungsinsignien^  der  deutschen  Kaiser, 
welche  nachweisbar  schon  1350  vorkommt,  sowie  auf  der  Reliquiar- 
Büste  Karls  des  Grossen  im  Domschatz  zu  Aachen^.  Darstellungen 
des  Adlers  auf  Fahnen  geben  in  Farben  das  Balduineum  im 
Staatsarchiv  zu  Koblenz  um  1313  und  die  Handschrift  des 
Wilhelm  von  Oranse  von  1334  in  der  Landesbibliothek  zu 
Kassel^  Für  die  spätere  Zeit  stehen  zahlreiche  Adlervorbilder 
in  Stein,  Glas  und  Leinwand-Malerei  zur  Verfügung  ^  aber  nicht 
alle  sind  mustergültig,  denn  es  hat  zu  allen  Zeiten  unter  den 
Künstlern  Stümper  gegeben. 

In  Aachen  selbst  haben  sich  verhältnissmässig  recht  wenig 
ältere  Adlerwappen  erhalten.  Auf  Stadtsiegeln  ist  der  Adler- 
schild bis  jetzt  nachweisbar  erst  auf  dem  Siegel,  welches  die 
Krönung  und  Salbung  Karls  des  Grossen  darstellt,  vorhanden  ^ 

')  Es  sind  keine  Kaisennünzen  sonderu  Andcrnacher  Denare.  Originale 
im  Königl.  Münzkabinet  zu  Berlin,  abgebildet  bei  Danneuberg,  Die  deut- 
schen Münzen  der  sächsischen  und  fräukiscbeu  Kaiserzeit,  Berhn  1876,  Weid- 
mannscho  Buchhandlung,  Nr.  434. 

2)  Ebenda  Nr.  214, 

^)  Originale  im  Königl.  Münzkabinet  zu  Berlin. 

*)  Abgebildet  bei  de  Cbestret,  Numismatique  de  la  Princii).  de  Lidge, 
Bruxelles,  Hayez  1890,  PL  VI,  Nr.  103. 

^)  Vgl.  Bock  a.  a.  0.  8.  53  u.  Tafel  11;  abgebildet  auch  bei  Henne 
am  Rhyn  a.  a.  0.  Bd.  I,  Tafel  zu  S.  234. 

®)  Abgebildet  bei  Kessel,  Geschicbtlicbe  Mittheilungen  über  die  Heilig- 
thümcr  der  Stiftskirche  S.  57.  Kessel  setzt  die  Anfertigung  der  Büste  in 
die  Zeit  Rudolfs  von  Habsburg.  Vgl.  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichts- 
vereins Bd.  XII,  S.  55  und  59. 

')  Abbildungen  bei  Stacke  S.  585  und  598. 

*)  Schöne  Vorbilder  besonders  im  Dom  zu  Köln  auf  den  alten  Glas- 
fensteru  und  auf  einer  Tumba  im  Chor. 

^)  Abgebildet  bei  Endrulat  a.  a.  O.  Tafel  1,  Nr.  2  und  v.  Ledebur, 
Archiv  für  deutsche  Adelsgeschichtc  Heft  2,  Tafel  3,  Nr.  9. 


Das  Wappen  der  Stadt  Aachen.  9 

Dieses  Siegel  ist  dem  grossen  Stadtsiegel ',  welches  die  Land- 
friedensbund-UrkuncIe  von  1351  beglaubigt,  als  Riickaiegel  auf- 
gedrückt*. Eine  stark  vergrösserte  Abbildung  des  Adlerscliildes 
nach  photographischer  Aufnahine  von  einem  Siegelabdnick  wird 
hier  beigefügt. 


Ein  altes  Adlerwappen  findet  sich  als  Siegel  des  Werk- 
meistcrgcrichts  an  einem  Gesellenbrief  vom  J.  1739^.  Die  Form 
der  Buchstaben  der  Umschrift,  welche  lautet:  S.  Magistrorum 
iudicii  Aqu.,  lässt  die  Annahme  zu,  dass  der  Stempel  aus  dem 


')  AbgeWldet  bei  Eudralat  a.  a.  Ü.  Taftil  1,  Nr.  1;  v.  Ledcbur  a.  a.  ü. 
Heft  2,  Tafel  3,  Nr.  2;  Seylcr  a.  a.  ü.  S.  90e  und  Quix,  Coi.  dipl.  Aquen^. 
S.  144.  Die  Dan) teil  ungen  weichen  alle  vun  einnudei  ab,  was  beweist,  dasa 
nur  eine  photograpbischc  Wiedergabe  Gcitaaigkeil  verbürgt. 

•)  V,  Ledelur  a.  a.  0.  Heft  2,  S.  182  crwfthnt  ein  Rücksiogel  der 
Stadt  Aachen  mit  Adler  und  der  angcbliehco  UmscbriTt  Aijuila  Aqueiisis  Ad 
Causnä  nach  einem  Gipsabgus»  in  der  damaligen  Künigl.  Kunstkaiumcr  zu 
Itcriin.  Dieser  Oipsabgnss  befindet  sich  naebweisbar  jetzt  in  der  Gru^sen 
Siegclaammlung  des  Geh.  Staatsarchivs  Nr.  1124'J,  er  ist  aber  weder  vun 
einem  Kfleksiegel  genommen,  noch  bat  er  die  von  Ledcbut  angeführte  Legende, 
sondern  ist  das  Siegel  des  Wilhelmus  Aqnensis  Advueatus  wie  die  Umsekrift 
denllich  besagt  und  stellt  einen  stellenden,  rechts  gewendeten,  tlugbereiten, 
wiedersehenden  Adler  diir,  welcher  an  rümisehc  Qemnicnsicgel  erinncrr.  Dieser 
Vogt  Wilhelm  besiegelt  I32ö  eine  Urltunde  au  Aachen  mit  einem  Adler. 
tUriginiil-Urkunden  nnd  Nachrichten  wie  das  Durf  Biirtsckeid  u.  h.  w.  Aachen 
IT75,  ä.  29.     Urkunde  mit  Hesebreibung  der  Siegel.) 

'I  Urkunde  im  Stadtarchiv  zu  Aachen.  .Nach  Mittheilung  des  Herrn 
Archivars  R.  Pick. 


10  E.  von  OidtniHn 

14.  Jahrhundert  stammt,  jedoch  ist  es  auch  iiiclit  ausgeschlossen, 
dass  er  bereits  in  der  zweiten  Hälfte  des  )3.  Jahrhunderts 
in  Gebrauch  gewesen  ist.  Eine  Nachbildung  des  Siegels  in  natür- 
licher Grösse  ist  hier  ebenfalls  nach  photographischer  Aufnahme 
nach  einem  Siegelabdruck  beigefugt.     Weiter  findet  sich  der 


Aachener  Adlerschild  auf  dem  vor  1364  in  Gebrauch  gewesenen 
Siegel  des  Landfriedeiisbundes  zwischen  Maas  und  Rhein'. 

Darstellungen  des  Adlerschildes  auf  den  vorhandenen  Stadt- 
plänen   und  Stadtansichten*  kommen,   da  sie  aus  verhältniss- 

')  Ein  Land  Tri edcnsbnud-Siegcl  ündL'tsich  in  der  Grossen  t^iegehammlung; 
dea  Küni^l.  Geh.  Staatsarchivs  zu  Berlin  Nr.  UI68;  es  umfasst  4  Wappcn- 
schilde;  1.  Erzslift  Küln,  2.  Br«baul,  3,  Stadt  Kijln,  4.  Stadt  Aachen.    Von 

der  Legende  ist  noch  leshar:  .  .  DEN  GE ES  DES  VERBON  .... 

Dieses  ältere  Siegel  des  Verbundes  war  vor  1364  in  Gebrauch.  Vgl. 
Keltcter,  Die  LandfriedunsbUnde  zwischen  Maas  und  Rheio  im  14.  Jahr- 
hundert (Münstcrischc  Beiträge,  Paderborn  1888)  S.  12,  Ann».  1,  wo  das 
spätere  Siegel  nach  1364  bcsvbriebeu.  Es  enthielt  5  Schilde,  den  Schild  der 
Herzoge  von  Jülich  iu  der  Mitte,  die  Legende  lautete:  ,S.  pacis  generalis 
dominornin  et  civitatum  ad  causas."  Ein  drittes  Siegel  ist  abgezeichnet  in 
ciiiciD  Fotioband  des  Geh.  Staataarcbivs  zu  Berlin,  in  welehciu  Archivrath 
Baj'cr  s.  Z.  aus  verschiedenen  Archiven  Siegel  sehr  genau  abgebildet  hat. 
Das  Siegel  zeigte  in  Rundung  einen  heraldischen  Adler,  in  der  Rechten  ein 
Schwert  haltend.  Umschrift;  „S.  Pacis  general.  Reg.  Roman,  int.  Renum  et 
Mosam  t'"  Dieses  Siegel  scheint  mir  das  eigentliche,  die  beiden  anderen 
nur  Siegel  ad  causa s  gewesen  zu  sein. 

')  Braun  und  Hogenberg,  Civitates  orbia  terrarnm  1572,  Henr.  van 
Steonwyck  I&76,  Quicciardini,  La  description  de  tous  les  Rays  Bas  1SB3, 


Das  Wappen  der  Stadt  Aachen.  11 

massig  später  Zeit  sind,  nicht  in  Betracht,  zumal  der  Adler, 
meist  unheraldisch  sich  wenig  schön  zeigt. 

Aeltere  Stadtfahnen,  auf  deren  Tuch  das  Adlerwappen  ein- 
gewirkt oder  gemalt  dargestellt  sein  könnte,  sind  leider  nicht 
mehr  vorhanden  ^  Indess  berichtet  eine  Notiz  auf  losem  Zettel 
von  der  Hand  des  älteren  Archivars  Meyer  ^,  dass  das  Feld  der 
grössten  Fahne  des  Marienstifts  mit  Adlern  besät  war.  Als 
die  Fahne  erneuert  wurde,  traten  an  die  Stelle  der  Adler  Lilien, 
und  es  wurden  nur  auf  beiden  Seiten  des  auf  der  Fahne  darge- 
stellten Kapitel-Wappens  einzelne  Adler  angebracht. 

In  Stein  ausgehauen  ist  ein  Adlerschild  (in  Stech-  oder 
Tartschen- Schild -Form)  mit  gut  stilisirtem  Adler  noch  am 
Marienthurm  in  Aachen  vorhanden,  dadurch  aber^  dass  er  sich 
ziemlich  hoch  befindet,  nicht  sonderlich  sichtbar^. 

Ein  alter  Grenzstein  der  Aachener  Landwehr  in  der  Nähe 
des  Linzenshäuschens  soll  ebenfalls  den  gut  stilisirten  Adlerschild 
noch  tragen.  Bei  Erdarbeiten  innerhalb  der  Stadt  sind  mehr- 
fach Thonfliessen,  welche  den  Adler  im  Stil  des  15.  und  16. 
Jahrhunderts  zeigen,  zu  Tage  gefördert  worden. 

In  spätester  Zeit  wurde  das  Stadtwappen  mit  einem  wilden 
Mann  als  Schildhalter  dargestellt.  Zur  Zeit  des  Verfalles  der 
Heraldik,  vom  16.  Jahrhundert  an,  wurde  es  allgemeiner  Gebrauch, 
Schildhalter  dem  Wappen  beizugeben  und  dieselben  mehr  hervor- 
treten zu  lassen  wie  den  Wappenschild  selbst.  Schildhalter 
finden  sich  auf  Siegeln  bereits  in  frühester  Zeit,  entweder  Heilige 
als  Patrone*  oder  die  Siegelinhaber   selbst   oder    symbolische 


ßlaca,  Theatrum  urbium  Belgiae  regiae  1659,  Merian,  Beschreibung  der 
vornehmsten  Städte  im  westfälischen  Kreise  um  1645.  Ueberall  entspricht 
hier  dem  einkOpfigen  Adler  des  Stadtwappens  der  ihm  gegenüber  dargestellte 
zweiköpfige  Reichsadler.  Vgl.  über  die  Aachener  Stadtpläne  C.  Rhoen  in 
„Aus  Aachens  Vorzeit**  IL  Jahrg.  1888,  S.  4  f. 

*)  Mittheilung  des  Herrn  Archivars  Pick.  Köln  ist  in  der  Hinsicht 
glücklicher;  in  dem  Hahnen thor-Museum  befinden  sich  eine  Anzahl  Stadtfahnen 
mit  dem  Wappen.  Helmzier  und  Schildhalter  des  Kölner  Wappens  sind  schon 
auf  den  alten  gemalten  Fenstern  im  Dom  dargestellt. 

')  Im  Stadtarchiv  zu  Aachen. 

')  Pick,  Aus  Aachens  Vergangenheit  ö.  161,  Anm.  2,  wo  das  muth- 
massliche  Alter  1512  oder  18  angegeben  ist. 

*)  Das  Siegel  eines  Hermannus,  dccanus  beatae  Mariae  Aquensis,  vom  J. 
1336  zeigt  Karl  den  Grossen  einen  Schild  haltend,  worin  ein  Kreuz,  belegt  mit 
Herzschild,  welcher  vier  Pfähle  enthält,    (ürk.  1509  im  Stadtarchiv  zu  Köln.) 


12  E.  von  Oidtinan 

Figuren  \  z.  B.  Engel,  wenn  der  Siegelinhaber  Lehnsträger  oder 
Beamter  eines  geistlichen  Würdenträgers^  war,  oder  endlich 
willkürliche  Figuren,  welche  der  Siegelschneider  des  Mittelalters 
ursprünglich  nur  zur  Ausfüllung  des  Raumes  zwischen  Wappen 
und  Rundung  oder  in  der  Kleeblattumfassung  verwendet  hatte  ^ 
In  ganz  später  Zeit  wurden  Schildhalter,  z.  B.  Löwen,  ganz 
willkürlich  gewählt. 

Beim  Wappen  der  Stadt  Aachen  kann  uns  als  Schildhalter, 
zuerst  auf  Münzen,  kein  anderer  begegnen  als  Karl  der  Grosse, 
und  so  findet  sich  der  Adlerschild  auf  zahlreichen  Münzen  der 
Stadt  zu  den  Füssen  des  thronenden,  Scepter  und  Weltkugel 
haltenden  Kaisers.  Aus  dieser  Darstellung  scheint  sich  das 
spätere  Wappen  der  Stadt*  entwickelt  zu  haben.  Jedenfalls 
erscheint  in  ganz  ähnlicher  Weise  auf  einer  Aachener  Münze 
an  Stelle  des  Kaisers  ein  auf  dem  Thron  sitzender  wilder  Mann^ 
den  Adlerschild  zwischen  den  Füssen,  die  rechte  Hand  auf  den 
Oberschenkel  gestützt,  in  der  Linken  eine  Fahne  haltend,  worin 
ein  rechtsstehender  mit  Kleestengeln  auf  den  Flügeln  belegter 
Adler;  hinter  dem  Adlerschild  steht  rechts  eine  entsprechende 
Fahne.  Der  sichtbare  Kopf  des  wilden  Mannes  ist  mit  einem 
Helm  bedeckt,  geziert  mit  Bügelkrone,  worüber  ein  rechts 
gewendeter,  wiedersehender,  zum  Fluge  bereiter  Adler  steht  *^. 

')  z.  B.  behn  Wappen  der  Stadt  Köln  „der  kölsche  Bur**,  da  zahlreiche 
Bauernhöfe  innerhalb  der  Stadtmauern  lagen. 

*)  So  siegelt  z.  B.  1470  Heinrich  Udman,  Schultheiss  des  Propstes  des 
Aachener  Münsterstifts  zu  Erkelenz  (Pergament- Urkunde  im  Staatsarchiv  zu 
Düsseldorf). 

')  Zahlreiche  Siegel  im  Archiv  der  Stadt  Köln  und  in  anderen  Archiven 
beweisen  dies. 

*)  Meyer  a.  a.  O.  Bd.  I  vom  J.  1781  vor  dem  Register. 

*)  Meyer  a.  a.  0.  Tafel  V,  Nr.  8.  Ein  wilder  Manu  wird  heraldisch  meist 
ganz  behaart  dargestellt.  In  ganz  ähnlicher  Weise  mit  über  den  sichtbaren 
Kopt  gestülpten  Helmen  treten  wilde  Männer  als  Schildhalter  des  Wappens  der 
Herzoge  von  Pommern  auf.  Die  Zeit  verschiedener  Münzen  ist  offenbar  von 
Meyer  viel  zu  früh  augesetzt.  Vgl.  R.  Lietzmann  in  Zeitschrift  für 
Numismatik  Bd.  II,  1  (mit  3  Tafeln),  welcher  Meyers  Angabe  verbessert 
und  ergänzt. 

^)  Aeltere  Abbildungen  des  Wappens  des  römischen  Kaisers  zeigen  eine 
ganz  ähnliche  mit  fast  gleichem  Adler  gezierte  Krone,  wie  der  wilde  Mann 
des  Aachener  Wappens  sie  trägt,  u.  a.  in  dem  alten  Wappenbuch  der 
Redinghüvenschen  Sammlung  zu  München  Bd.  XXXVIII,  welches  um  1450 
gemalt  sein  soll,  „Der  Kaiser  von  Rom**  Blatt  311a,  wiedergegeben  vou 
K.  Frhrn.  v.  Neuensteiu,  Wappenkunde  3.  Jahrg.  1895,  Heft  6  und  7,  S.  31, 


Das  Wappen  der  Stadt  Aachen.  13 

Die  bis  jetzt  nachweisbar  älteste  Darstellung  des  wilden  Mannes 
mit  dem  Adlerwappen  findet  sich  in  dem  um  1588  gemalten, 
sogenannten  Burtscheider  Wappenbuch  ^  Der  wilde  Mann  ist  hier 
sitzend  mit  sichtbaren  Beinen  dargestellt.  Weiter  findet  er  sich 
in  Noppius  Aacher  Chronick,  Ausgabe  vom  J.  1632,  auf  dem  Titel- 
blatt und  der  beigegebenen  Stadtansicht.  Es  heisst  daselbst-: 
„Von  Zeit  an  aber  die  Otthones  diese  Länder  beständig  beym 
Reich  erhalten,  hat  der  weltlich  Magistrat  alhie  sich  nur  allein 
dess  Adlers  in  signum  subiectionis  Rom.  Imperij  gebrauchet, 
wie  in  Fronte  Libri  zu  sehen  ist"  ^  In  Goldpressung  ist  das 
Wappen  mit  dem  wilden  Mann  auf  den  Einbanddeckeln  einer 
Reihe  in  Pergament  gebundener  städtischer  Rechnuugsbücher 
von  dem  J.  1646  an,  gemalt  um  1661  in  dem  „Attelerei  Boch 
Anno  1646"  bezeichneten  Band*  dargestellt.  Ferner  ist  die 
spätere  Form  des  Wappens  bei  Blondel,  Thermae  Aquisgranenses 
et  Porcetanae,  1688,  zweimal  abgebildet.  Auf  dem  Titelbild 
sogar  in  sehr  drastischer  Auffassung:  der  wilde  Mann  sitzt  rittlings 
auf  einer  Brunnenröhre,  den  Adlerscliild  auf  dem  Schooss,  stützt 
sich  mit  den  Händen  rechts  und  links  auf  Wassergötter,  welche 
auf  Bmnnenröhren  sitzend 

An  Gebäuden  angebracht,  befand  sich  früher  das  erwähnte 
Wappen  an  der  Front  des  Gebäudes  „die  Acht"  ^.  Quix^  sagt 
darüber:  Die  Hauptfti^ade  (der  Acht)  war  verziert  mit  der  Figur 
des  Granus  in  sitzender  Stellung,  in  jeder  Hand  eine  Fahne 
haltend  und  mit  der  linken  auf  das  Stadtwappen  sich  stützend. 
Unter  der  Figur  stand  S.  P.  Q.  A.  (Senatus  Populusque  Aquensis). 
Auch  das  Rathhaus  war  vormals  mehrfach  mit  dem  Stadtwappen 
äusserlich  gezierte     Noppius   berichtet^:    „Inmassen   auch   die 


')  Von  H.  A.  Frhra.  v.  Fürth  dem  Stadtarchiv  zu  Aachen  geschenkt. 

*)  Buch  I,  8.  32,  nachdem  vorher  die  Rede  von  den  „inaigna  eines 
Ehrwürdigen  Capituls"  gewesen. 

•)  Vgl.  oben  wegen  der  Münzen  Kaiser  Ottos  III. 

*)  Alle  hier  genannten  Handschriften  im  Stadtarchiv  zu  Aachen.  Die 
ältesten  Bände  zeigen  den  wilden  Mann  mit  Oberkörper  und  sichtbaren  Füssen, 
die  jüngeren  nur  den  Oberkörper  ohne  Beine  und  Füsse. 

*)  Bei  dieser  Darstellung  soll  der  wilde  Mann  wahrscheinlich  Oranus 
vorstellen,  was  auch  Qu  ix  annimmt. 

•)  Vgl.  Pick  a.  a.  0.,  Abbildung  auf  S.  448. 

*)  Historisch-topographische  Bt^schroibung  der  Stadt  Aachen  S.  105. 

•)  z.  B.  auf  dem  bei  Pick  a.  a.  O.  S.  217,  Anm.  2  erwähnten  Schildchon. 

•)  Aacher  Chronick,  Ausgabe  von  1632  Buch  I,  S.  103. 


14  E.  von  Oidtman 

vor  4.  oder  5.  Jahren  renouirte  Zinnen  am  obersten  Tachwerk 
(less  Rahthauses  sehr  schön  zwischen  beyden  mit  den  Churf. 
Colin-  tind  Mayntzischen  Wapffen,  wie  auch  nicht  weniger  dess 
Reichs  dublen,  und  der  Statt  einfachen  Adler,  und  alles  in 
güldine  Felder  verzieret  seynd/  Eine  alte  Ansicht  des  Rath- 
hauses  in  Rothdruck  aus  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  * 
zeigt  das  spitze  Dach  des  Treppenvorbaues  des  Haupt^inganges 
mit  einem  rechtsgewendeten  flugbereitenAdler  auf  Kugel  gekrönt. 
Im  J.  1793  war  vor  dem  Rathhause  ein  vergoldeter  Adler 
aufgestellte 

Viele  der  späteren  Abbildungen  des  Stadtwappens  mit 
dem  wilden  Mann  umgibt  noch  ein  Spruchband  mit  der  Legende 
Urbs  Aquensis,  Urbs  Regalis.  Häufig  sind  hinter  dem  wilden 
Mann  groteske  Helmdecken,  welche  nicht,  wie  es  heraldisch 
richtig  ist,  zwischen  Helmzier  und  Helm,  sondern  hinter  dem 
Rücken  des  Mannes  hervorgehen,  angebracht.  Im  18.  Jahrhundert 
begegnet  uns  der  wilde  Mann  mit  dem  Stadtwappen  in  der 
1727  bei  Johann  du  Vivier  in  Leiden  erschienenen  Beschryving 
van  de  .  .  .  Stad  Aken^  auf  dem  ersten  Titelblatt,  1736  im  ersten 
Band  der  (von  Pöllnitz  verfassten)  Amusemens  des  eaux  d'Aix 
la  Chapelle,  auf  der  mit  Nr.  I  bezeichneten  Ansicht  der  Stadt, 
sowie  bei  Meyer  Aachenscfie  Geschichten  1781  auf  dem  mit 
der  Stadtansicht  gezierten  Widmungsblatt.  Hier  hält  ein  Merkur 
mit  beiden  Händen  um  den  wilden  Mann,  welcher  den  Adler- 
schild vor  sich  hat,  einen  Wappenmantel.  In  Stein  ausgehaueu 
ist  das  Wappen  mit  dem  Schildhalter  (dessen  Beine  sichtbar 
sind)  noch  an  der  Frontmauer  des  Gasthauses  auf  dem  Münster- 
platz erhalten. 

Das  Stadtwappen  mit  dem  wilden   Mann  als  Schildhalter 
wurde  bis  zur  französischen   Zeit  geführt.    Kaiser  Napoleon* 


*)  In  meiDem  Besitz.  Dieselbe  ist  bezeichnet:  La  Maison  de  Ville 
D'Aix  La  ChapeUe  —  Stadhuijs  van  Aeken.  In  der  oberen  linken  Ecke  ist 
der  Karlsbrunncn  besonders  abgebildet.  Die  Ansiebt  weicht  von  der  Merian- 
scben  Abbildung  vor  dem  Stadtbrand  165r>  wesentlich  ab. 

')  Zeitschrift  des  Aachener  Geschieh ts Vereins  Bd.  X,  S.  205. 

')  Holländische  Uebersetzung  des  Blondel. 

*)  Napoleon  hatte  bekanntlich  eine  ganz  neue  Heraldik  eingeführt. 
Alle  Städte  erster  Ordnung,  die  sogen,  bonncs  villes,  führten  das  Schildes- 
haupt mit  den  Bienen ;  um  den  Schild,  auf  welchem  ein  Merknrstab  liegt,  ein 
von  rothen  Bändern  mit  abfliegenden  Enden  umflochtener  goldener  Kranz, 
rechts  Oel-,  linkt»  Eicheuzweige,  über  dem  Schilde  eine  hohe  goldene  Mauer, 


Das  Wappen  der  Stadt  Aachen.  15 

hatte  die  alte  Krönungsstadt  den  sogenannten  bonnes  villes  seines 
Reiches  zugesellt  und  ihr  ein  von  St.  Cloud,  16.  Juin  isil  datirtes 
Wappendiplom  ertheilt,  wonach  die  Stadt  folgendes  Wappen 
fuhren  sollte.  Unter  rothem  Schildeshaupt,  worin  3  steigende 
goldene  Bienen  nebeneinander,  in  goldenem  Feld  eine  Weltkugel 
mit  Tatzenkreuz,  begleitet  von  vier  gestttmmelten  ^  schwarzen 
einwärts  gewendeten  Adlerji,  oben  je  einer,  unten  zwei  neben- 
einander ^  Als  nach  der  preussischen  Besitzergreifung  der  Rhein- 
lande die  Städte,  welcTie  Napoleon  mit  neuen  Wappen  beglückt 
hatte,  durch  die  Kabinetsordre  vom  22.  Dezember  1817  die  Erlaub- 
niss  erhielten,  ihre  alten  Wappen  wieder  anzunehmen,  machte 
auch  Aachen  hiervon  JGrebrauch  und  kehrte  zum  Adler  zurück. 
Was  nun  die  zutreffendste  Darstellung  eines  Wappens  der 
Stadt  Aachen  anbelangt,  so  sollte  entweder  der  Adlerschild  allein 
mit  Mauerkrone^  geziert  geführt  werden  oder  man  kann,  um  ein 
mehr  der  geschichtlichen  Vergangenheit  Rechnung  tragendes 
Wappen  zu  wählen,  Karl  den  Grossen  auf  dem  Thron  sitzend,  zu 
seinen  Füssen  den  Adlerschild  (ohne  Mauerkrone)  darstellen,  indem 
ältere  Siegel  und  Münzen  der  Stadt  hierbei  als  Vorbilder  dienen. 
Der  wilde  Mann  als  Schildhalter  ist  ganz  zu  verwerfen.  Als  An- 
halt für  die  Darstellung  des  Adlerwappens  gebe  ich  auf  der  bei- 
gehefteten Tafel  einige  Beispiele  von  Adlerschilden  verschiedener 
Zeiten^.     Ich  bemerke  dazu  folgendes:     Bei  Wiedergabe  eines 

darüber  eine  sicbenzinnige  Mauerkrone,  aus  welcher  der  Napoleonischc  Adler 
wächst.  (Nach  Oritzner,  Handbuch  der  heraldischen  Terminologie.  Nürn- 
berg 1890,  S.  184.) 

*)  Die  gestümmelten  Adler  sind  eine  ironische  Anspielung  auf  das  ver- 
stümmelte deutsche  Reich. 

*)  Abgebildet  bei  Simon,  Armorial  General  de  l'Empire  fran^ais. 

')  Die  verschiedenen  Mauerkronen  sind  abgebildet  bei  Gritzner  a.  a.  0. 
Tafel  35.  Die  Stadt-  oder  Mauerkrone  kommt  in  der  alten  Heraldik  nicht 
vor,  findet  aber  in  der  Neuzeit  vielfach  Anwendung,  um  den  Wappenschild  als 
städtischen  zu  kennzeichnen.  Die  Mauerkrone  muss  auf  dem  oberen  Schildes- 
rand stehen,  darf  nicht  schweben  und  nicht  so  breit  sein,  wie  der  Schild  und 
muBs  verhältnissmässig  kleiner  wie  dieser  sein.  Einzelne  Städte  führen  Helm 
und  Helmzierdc  über  ihrem  Wappenschild  z.  B.  Köln,  Hamburg.  Amsterdam 
soll  1490  von  Kaiser  Maximilian  als  besondere  Auszeichnung  die  Kaiserkrone 
als  Helmschmuck  seines  Stadtwappens  erhalten  haben,  es  führt  dieselbe  noch 
heute.  Streng  heraldisch  ist  aber  für  eine  Stadt  als  Gemeinwesen  ein  Helm 
nebst  Helmzier  ein  Unding,  da  beides  doch  nur  persönlich  geführt  worden  ist. 

*)  Ausgesucht  aus  dem  heraldischen  Mustorbuch  von  Hilde brand  und 
dem  heraldischen  Handbuch  von  Warnecke.  Die  Darstellung  des  jetzigen 
Beichsadlcrs  auf  den  Reichsmünzen  von  1872  bis  1890  sowie  auf  den  Reichs- 


16  E.  Yon  Oidtmao 

heraldischen  Adlers  kommt  es  darauf  an,  dass  die  Adlerfigur 
möglichst  den  ganzen  Schild  ausfüllt;  der  Adler  darf  nur  streng 
heraldisch  \  also  nicht  der  Natur  entsprechend,  abgebildet  werden. 
Der  Kopf  ist  heraldisch  rechts  (vom  Beschauer  gesehen  nach  links) 
gewendet,  für  die  Zeit  des  Mittelalters  mit  fast  geschlossenem 
Schnabel  ohne  Zunge,  für  spätere  Zeit  mit  geöffnetem  Schnabel 
nnd  ausgeschlagener  Zunge,  der  Rumpf  stets  schlank,  we4ler  zu 
dick  noch  zu  hager.  Die  Schwungfedern,  abwärts  gespreizt, 
sollen  *  gewöhnlich  in  der  Zahl  von  sieben  für  jeden  Flügel  dar- 
gestellt werden,  in  alten  Darstellungen  wechselt  die  Zahl.  Die 
Fänge  kommen  in  älterer  Zeit  meist  senkrecht,  wenig  abgespreizt, 
der  Schweif  weder  zu  steif  noch  zu  sehr  gekünstelt  vor. 

In  Farben  darf  der  Adler  des  Aachener  Wappens  für  ältere 
Zeit  nur  ganz  schwarz,  für  spätere  Zeit  Zunge  und  Krallen 
leuchtend  roth  (bewehrt),  das  Auge  möglichst  sichtlmr  erscheinend, 
in  gelbem  oder  goldenem^  Schild  dargestellt  werden*. 

Die  Schildesform  ist  heraldisch  am  gefalligsten  wenig  aus- 
gerundet, annähernd  dreieckig;  für  die  Renaissancezeit  ist  eine 
geschwungene    Form    der   Linien    zulässig.      Die    Grösse    des 

banknoten,  kann  bedauerlicher  Weise  nicht  zu  Mustern  für  den  Aachener 
Adler  empfohlen  werden.  Die  letzten  Jahrgänge  des  von  0.  Hupp  mit  Wappen- 
zeichnungen verliehenen  Münchener  Kalenders  enthalten  verschiedentlich  recht 
hübsche  Adlerdarstellungen,  auch  der  neue  von  Doepler  d.  j.  entworfene  Reichs- 
adler auf  den  Münzen  (jedoch  ohne  Herzschild,  Ordenskette  und  Krone)  eignet 
sich  als  Vorbild  für  neuere  Zeit,  wobei  zu  berücksichtigen  bleibt,  dass  sich 
der  Adler  der  Form  des  Schildes,  nicht  der  Schild  der  Form  des  Adlers  anzu- 
passen hat.  Die  hier  wiedergegebenen  Adlerschilde  erscheinen  mir  korrekter 
und  geföUiger  wie  die  noch  in  Aachen  überlieferten;  vgl.  die  oben  S.  9 
gegebene  Abbildung. 

*)  Die  ältesten  heraldischen  Darstellungen  haben  grosse  Aehnlichkcit 
mit  der  unbeholfenen  Ausführung  der  Adler  durch  wilde  Völkerschaften, 
wofür  ein  riesiger  Holzadler  aus  Amerika  im  Museum  für  Völkerkunde  zu 
Berlin  Zeugniss  ablegt. 

*)  Gritzner  a.  a.  0.  S.  88. 

")  Deshalb  ist  eine  Färbung  des  Schnabels  und  der  Fänge  mit  Gelb 
oder  Gold  zu  vermeiden,  da  Metall  auf  Metall  heraldisch  im  Allgemeinen 
unzulässig  ist. 

*)  Die  älteren  Ausgaben  des  grossen  Siebmacherschen  Wappenbuches 
enthalten  das  Wappen  der  Stadt  Aachen  unter  den  Reichsstädten  fehlerhaft, 
nämlich  den  Adler  gekrönt  in  weissem  Schild;  ebenso  fehlerhaft  ist  das 
Wappen  in  Mosers  Staatsrecht  der  Stadt  Aachen  1740,  S.  5,  in  Triers 
Wappenkunst  1744,  S.  713  und  auf  der  Tafel  Städtewappen  des  deutschen 
Reichs,  2.  verbesserte  Auflage,  Frankfurt  a.  M.   bei  W.  Rommel. 


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Dms  Wappes  der  Stadt  Aacken.  17 

Sdiildes  darf  weder  aofdriDglich  noch  za  Terschwindeod  sein, 
mass  vielmehr  im  harmoDischen  Verfaältiiiss  za  dem  Gegenstand 
stehen,  an  oder  aaf  welchem  der  Schild  angebracht  werden  soll. 
Will  man  Kaiser  Karl  als  Schildhalter  darstellen,  so  ist  eine 
freie  Tndividaali^irung  durchaus  zulässig,  auch  eine  UmÜELSSung 
des  Ganzen  durch  ein  richtig  stilisirtes  Spruchband  mit  der  alten 
Legende:  Urbs  Aquensis,  nrtis  regalis.  Eine  Sch«matisirung 
der  Darstellung,  welche  nur  auf  die  Dauer  ermüdend  wirken 
und  langweilig  sein  würde,  ist  möglichst  zu  vermeiden. 

Ich  schliesse  mit  dem  Wunsche:  möge  der  kaiserliche  Aar, 
das  tausendjährige  Wahr-  und  Wappenzeichen  der  alt-ehrwurdigen 
Kaiser-  und  Krönung>-Stadt  Aachen  weiter  schirmend  seine 
Fittige  über  die  Stadt  Karl^  de»  Grossen  breiten  bis  zum 
Ende  aller  Zeiten. 


2 


20  Otto  B.  Redlich 

die  Wittwe  des  Peter  von  Louvenberg  zu  heirathen.  Trotzdem 
nun  das  Sendgericht  sein  Urtheil  dahin  aussprach,  dass  die 
Gültigkeit  des  Testaments  keinem  Zweifel  unterliege  (Nr.  2), 
verzichtete  Winand  am  2.  Oktober  1413  auf  den  Besitz  der  Vogtei 
zu  Katharineus  Gunsten  (Nr.  8),  deren  Gemahl,  Wilhelm  von 
Linzenich,  fortan  die  Vogtei  verwaltete,  indem  ersieh  am  folgenden 
Tage  verpflichtete,  ohne  Zustimmung  des  Scliöffen  Cuno  von  Eich- 
horn ^  und  Gerhards  von  Haren  dieses  Amt  weder  zu  verkaufen 
noch  zu  verpfänden  (Nr.  4).  Im  Anschluss  an  diese  Verpflichtung 
sicherte  Herzog  Reinald  am  29.  August  1417  noch  in  besonderer 
Weise  die  Rechte  Gerhards  von  Haren,  det  vermuthlich  die 
finanziellen  Rechte  auf  die  Vogtei  durch  eine  uns  nicht  näher 
bekannte  Manipulation  an  sich  gebracht  hatte.  Ihm  oder  seinen 
Erben  sollte  nämlich  bei  einer  Einlösung  der  Pfandschaft  die 
ganze  Lösesumme  zufallen  (Nr.  5). 

Inzwischen  verwaltete  Wilhelm  von  Linzenich  nach  wie  vor 
die  Geschäfte  eines  Vogts  und  Meiers.  Wenn  er  erst  am  1.  Juli 
1421  durch  Eid  sich  der  Stadt  gegenüber  verpflichtete,  für  Schutz 
des  Schöff'enurtheils  und  der  städtischen  Rechtspflege  zu  sorgen 
(Nr.  6),  so  ist  das  wohl  nur  so  zu  erklären,  dass  die  Stadt  bis- 
her eine  derartige  ausdrückliche  Erklärung  des  Vogts  überhaupt 
noch  nie^  verlangt  hatte.  Irgend  ein  äusserer  Anlass  wird 
zweifellos  für  die  Stadt  vorgelegen  haben,  von  dem  Vogt  die 
Wahrung  des  städtischen  Rechts,  insbesondere  die  absolute 
Gültigkeit  der  Sprüche  des  sogenannten  Kurgerichts'  zu 
fordern.  Vielleicht  darf  man  diesen  Anlass  erblicken  in  dem  im 
J.  1420  geschlossenen  Vertrag  der  Städte  Aachen,  Herzogen- 
rath, Falkenberg,  Born,  Rurmond,  Heinsberg,  Düren  und  Gangelt, 
durch  welchen  die  Berufung  der  Bürger  genannter  Städte  vor 


*)  Ueber  die  Verwandtschaft  der  Familie  Louvenberg  und  Eichhorn 
vgl.  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  XV,  S.  7,  Anm.  1. 

*)  In  der  Urkunde  des  Carsilius  von  Palant  vom  18.  Mai  1390  (Loersch, 
Achener  Rechtsdenkmäler  S.  179  ff.)  findet  sich  allerdings  schon  ein  Anklang 
au  diesen  Eid,  indem  Palant  als  Inhaber  der  Vogtei  versprechen  muss,  alle 
einer  gerichtlichen  Entscheidung  unterliegenden  Sachen  durch  das  Schöffen- 
gericht oder  im  Kurverfahren  entscheiden  zu  lassen. 

^)  Das  war  schon  in  der  Urkunde  König  Wenzels  vom  28.  Juli  1396 
ausgesprochen  worden  (Loersch  a.  a.  0.  S.  191  ff.).  Später  wurde  durch 
ein  Privileg  Karls  V.  ausdrücklich  anerkannt,  dass  eine  Appellation  vom 
Spruch  des  Aachener  Kurgerichts  nicht  statthaft  sein  solle.  Vgl.  Noppius, 
Aucbcr  Chronick  Bd.  III,  Nr.  27. 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     21 

ein  auswärtiges  Gericht  verhindert  werden  sollte  *.  Bis  zum 
J.  1458  blieb  Wilhelm  von  Linzenich  im  Amt;  dann  übertrug 
er  es  seinem  Sohne  Heinrich  *.  Dieser  sollte  jedoch  schon  im 
folgenden  Jahre  einem  andern  Platz  machen.  Nach  Auslieferung 
der  auf  die  Verpfändung  und  den  Rückerwerb  der  Aachener 
Vogtei  und  Meierei  sich  beziehenden  Dokumente  durch  die 
Wittwe  des  Schöffen  Adam  von  Haren  wurde  Gerhard  von 
Haren  am  9.  Mai  1459  von  Herzog  Gerhard  und  von  dem 
Mitbesitzer  des  Herzogthums  Jülich,  Gerhard  von  Loen,  zum 
Vogt  und  Meier  ernannt,  nachdem  er  sich  den  Landesherrn 
durch  ein  Darlehen  von  800  Gulden  verpflichtet  hatte  (Nr.  38 
und  39).  Da  jene  Dokumente  doch  wohl  nur  nach  Einlösung 
der  Pfandschaft  zurückgegeben  werden  konnten  (vgl.  Nr.  5),  so 
wird  anzunehmen  sein,  dass  eine  solche  thatsächlich  erfolgt  war. 

Freilich  muss  es  gesagt  werden,  dass  alle  diese  Verhält- 
nisse noch  völlig  im  Dunkeln  liegen.  So  z.  B.  erwähnen  diese 
beiden  Urkunden  vom  9.  Mai  1459  mit  keinem  Worte  den  bis- 
herigen Vogt  Heinrich  von  Linzenich  oder  dessen  Vater.  Auch 
bleibt  es  unklar,  weshalb  die  letztern  nicht  im  Besitz  der  Ver- 
pfändungsurkunden  u.  s.  w.  waren,  sondern  die  Familie  von 
Haren.  Es  wäre  sehr  zu  wünschen,  dass  die  ältere  Geschichte 
der  Aachener  Vogtei,  zu  welcher  die  von  mir  mitgetheilteu 
Urkunden  einiges  nicht  unwesentliche  Material  bieten  dürften, 
von  berufener  Seite  einmal  genauer  untersucht  würde. 

Neben  diesen  auf  die  Vertretung  der  richterlichen  Befug- 
nisse des  Jülicher  Herzogs  in  der  Stadt  Aachen  sich  beziehenden 
Urkunden  kommen  unten  verschiedene  Korrespondenzen  zum 
Abdruck,  die  des  Herzogs  Thätigkeit  als  Schirmherr  der  Stadt 
zum  Gegenstand  haben  (Xr.  7—20,  22,  40,  45—48).  Sie 
berühren  folgende  Episoden  der  Aachener  Geschichte:  Fehde 
mit  Adam  von  Palant  (1423 — 24),  Zwist  der  Stadt  mit  dem 
Kapitel  wegen  Aufbewahrung  der  Reliquien  (1424),  Streitigkeiten 
zwischen  Herzog  und  Stadt  u.  a.  wegen  Pflichtversäumniss  der 
Werkmeister  des  Wollenamts  (1427),  Niederwerfung  der  Zunft- 
herrschaft durch  den  Erbrath  (1429),  Ausweisung  angeschener 
Bürger  (1476)  und  Streitigkeiten  zwischen  Johann  und  Andreas 
von  Merode,  Herren  zu  Frankenberg,  mit  den  Aachener  Schöffen 
wegen  der  Schöffen  zu  Burtscheid  (1493 — 94).    Hierhin  gehören 

*)  Haagen  a.  a.  0.  8.  19. 

')  Vgl.  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  XV,  S.  329. 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.      23 

ZU  verfolgen,  so  Hess  er  es  auch  nicht  daran  fehlen,  eine 
gütliche  Vereinigung  der  beiden  Parteien  durch  Vermittelung 
seiner  Räthe  zu  vei^suchen  (Nr.  15).  Erst  als  er  selbst  durch 
das  Verhalten  der  Werkmeister  des  Wollenamts  mit  der  Stadt 
in  Konflikt  gekommen  war,  lehnte  er  es  ab,  weitere  Schritte  in 
jener  Eichtung  zu  unternehmen  (Nr.  18).  Somit  kann  jetzt  aus 
diesem  neu  hinzugekommenen  Quellenmaterial  mit  Sicherheit 
festgestellt  werden,  dass  Herzog  Adolph  gemäss  jener  kaiser- 
lichen Aufforderung  seine  Pflichten  gegen  die  Schutzbefohlene 
Stadt  in  ausreichender  Weise  erfüllt  hat. 

Mit  dem  Kapitel  des  Krönungsstifts  hatte  die  Stadt,  noch 
während  die  Fehde  mit  Palant  tobte,  sehr  unerquickliche  Aus- 
einandei-setzungen.  Der  Stolz  Aachens,  die  kostbaren  Reliquien, 
ein  Anziehungspunkt  für  Tausende  von  Pilgern  und  deshalb 
auch  für  den  materiellen  Wohlstand  der  Stadt  von  unschätz- 
barem Werthe,  befanden  sich  in  einem  ihrer  Bedeutung  nicht  im 
mindesten  entsprechenden  Verschlusse.  Zwar  ruhten  die  Heilig- 
thümer  in  dem  künstlerisch  hervorragenden  Marienschrein,  der 
^übergoldeten  Kass**,  wie  er  in  Urkunden  jener  Zeit  genannt 
wird.  Da  dieser  Schrein  überhaupt  kein  Schloss  hatte  und 
wegen  seiner  Kleinodien  auch  noch  eines  besonderen  Schutzes 
bedurfte,  war  die  „Kasse*'  mit  einem  Holzwerk  umkleidet,  das 
aber,  wie  der  Rath  in  einem  Rundschreiben  *  behauj)tete,  so  durch- 
nägelt,  durchbrochen  und  durchgerissen  war,  dass  man  darin  gar 
keine  Nägel  mehr  befestigen  konnte.  Der  Rath  drang  deshalb 
beim  Kapitel  auf  bessere  Aufbewahrung  und  erbot  sich  zur  Her- 
stellung eines  sichern  Behälters.  Das  Kapitel  Hess  sich  nun 
zwar  unter  Vermittelung  jülichscher  Räthe  zu  einem  Abkommen  * 
herbei,  dass  ein  „neues  Werk**,  ein  kupferner  verschliessbarer 
Behälter  im  Innern  des  Marienschreius,  geschaffen  werden  sollte, 
bestritt  jedoch  das  Aufsichtsrecht  des  Rathes;  es  verliess  schliess- 
lich die  Stadt  und  siedelte  nach  Lüttich  über,  ohne  für  bessere 
Aun)ewahrung  gesorgt  zu  haben.  Im  folgenden  Jahre  erst 
kam,  wie  Herzog  Adolph  am  18.  Januar  1425  von  Köln  aus 
bekundet^,  ein  Vertrag  zwischen  Stadt  und  Kapitel  zu  Stande, 


*)  Vom  2.  November  1424.   Vgl.  Hansen  in  der  Zeitschrift  des  Aachener 
ÜCöchichtsvefcins  Bd.  VIII,  S.  273  ff. 

«)  Quix,  Münsterkirche  S.  147,  Urk.  14. 

*)  Ebenda  S.  151,  Urk.  15. 


24  Otto  R.  Redlich 

durch  den  die  Ansprüche  des  Rathes  vollkommen  bestätigt 
wurden  ^ 

Wie  aus  dieser  kurzen  Darlegung  des  Sachverhalts  hervor- 
geht, war  eine  gewisse  Theilnahme  des  Jülicher  Herzogs  an 
diesen  Händeln  aus  dem  bisher  veröffentlichten  Material  schon 
erkennbar.  Aus  dem  unten  Mitgetheilten  werden  wir  jedoch 
viel  genauer  über  die  einzelnen  Phasen  des  Streites  und  vor 
allem  über  den  Verkehr  der  streitenden  Parteien  mit  dem 
Herzog  orientirt.  Herzogliche  Räthe  weilten  Ende  September 
1424  in  Aachen,  um  wegen  dieser  Angelegenheit  und  auch  wegen 
des  Zwistes  mit  den  Palant^  zu  vermitteln.  Am  1.  Oktober 
sollte  eine  Verhandlung  zwischen  Rath  und  Kapitel  stattfinden. 
Aber  noch  ehe  sie  zu  Stande  kam,  suchten  die  KapitelsheiTcn 
das  Weite.  Unterwegs,  in  Conzen,  ereilte  sie  ein  Bote  des 
Herzogs  mit  dem  Befehl,  die  „kupferne  Kasse"  machen  zu  lassen. 
In  ihrem  Schreiben  vom  5.  Oktober  aus  Lüttich  (Nr.  11)  legten 
sie  nun  die  Gründe  dar,  die  sie  zum  Verlassen  der  Stadt  bewogen 
hatten  und  die  sie  an  der  Ausführung  jenes  Befehls  hinderten. 
Gekränkte  Ehre  hatte  vor  allem  ihren  Entschluss  herbeigeführt; 
zudem  fürchteten  sie  auch  für  ihre  persönliche  Sicherheit.  Ja, 
sie  erklärten,  ohne  genügende  Garantien  für  ihren  Schutz  zu 
haben,  könnten  sie  nicht  zurückkehren.  Forderte  nun  der  Herzog 
die  Stadt  auf,  den  Kapitularen  Geleite  zur  Verhandlung  zu  geben, 
so  erklärte  sich  wiederum  die  Stadt  für  nicht  befugt,  den  Herren 
Geleite  zu  geben,  weil  diese  doch  ein  Recht  hätten,  in  Aachen  zu 
wohnen  (Nr.  12).  Die  herzogliche  Vermittelung  stiess  also  auf 
erhebliche  Schwierigkeiten;  das  Kapitel  zeigte  sich  um  so  weniger 
nachgiebig,  als  der  Propst  Johann  von  Bueren  in  schroffstem 
Gegensatz  zu  den  Wünschen  des  Rathes  stand  und  seinerseits 
wieder  von  dem  Herzog,  als  von  seinem  Pati*on,  Wahrung  seiner 
Rechte  forderte  (Nr.  13-15). 

Alle  unsere  auf  diesen  Gegenstand  sich  beziehenden  Korres- 
pondenzen sind  undatirt,  können  aber  wohl  nur  ins  J.  1424 
gesetzt  werden. 

Als  ein  Anzeichen  der  beginnenden  Gährung  in  den  Zünften 


')  Vpcl.  zu  der  ganzen  Angelegenheit  noch  Kessel,  Geschieh tliche  Mit- 
theiluugen  über  die  Heiligthünicr  der  Stiftskirche  zu  Aachen  S.  202  und 
Haagen  a.  a.  0.  Bd.  II,  S.  29  if. 

*)  Das  zeigt  ein  Schreiben  Winands  von  Roer  an  den  Herzog  vom 
25.  September  [1424].    Jülich-Bcrg,  Undat.  Litt.  Nr.  203. 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     25 

und  deren  Widerstands  gegen  das  bisherige  Regiment  darf 
man  vielleicht  das  oppositionelle  Verhalten  der  Werkmeister  des 
^Vollenambachts  im  J.  1427  betrachten,  durch  das,  wie  schon 
oben  angedeutet,  eine  Verstimmung  zwischen  Herzog  und  Stadt 
hervorgerufen  wurde.  Von  dieser  Angelegenheit  hören  wir  hier 
zum  ersten  Male.  Allerdings  sind  die  mitgetheilten  Zeugnisse 
(Nr.  16,  18,  19  und  20)  auch  nicht  ergiebig  genug,  um  volle 
Klarheit  über  den  ganzen  Vorgang  zu  gewähren.  Das  aber 
dürfte  wohl  unzweifelhaft  daraus  hervorgehen,  dass  der  Rath  erst 
nach  monatelangem  Drängen  des  Herzogs  und  seiner  Räthe  sich 
dazu  entschloss,  die  Werkmeister  zur  Erfüllung  ihrer  Pflichten 
gegen  den  Herzog  (Rückgabe  widerrechtlich  zurückbehaltener 
Brüchten  und  Urkunden)  anzuhalten. 

Bekanntlich  kam  es  bereits  im  folgenden  Jahre  zur  Herr- 
schaft der  Zünfte,  die  jedoch  im  Oktober  1429  vom  Erbrath 
mit  Gewalt  wieder  beseitigt  wurde.  Die  Quellen  zu  diesen 
Ereignissen  liegen  anscheinend  ziemlich  vollständig  Wor  und  so 
vermag  das  unten  mitgetheilte  Aktenstück  ^  vom  28.  Dezember 
1429,  ein  Schreiben  des  Königs  Sigmund  an  Herzog  Adolph, 
keine  wesentlichen  Ergänzungen  zu  bringen  (Nr.  22). 

Von  grösserer  Bedeutung  sind  die  urkundlichen  Beiträge 
aus  den  Jahren  1493  und  1494  über  den  bisher,  wie  es  scheint, 
ganz  unbekannt  gebliebenen  Streit  der  Herren  von  Frankenberg 
mit  den  Aachener  Schöff'en.  Veranlassung  dazu  bot  der  Anspruch 
der  Aachener  an  die  Burtscheider  Schöffen  auf  Zahlung  einer 
Rente,  deren  Berechtigung  der  Burtscheider  Vogt  bezweifelte. 
Dieser,  Ritter  Johann  von  Merode,  wurde  jedoch  von  den  herzog- 
lichen Räthen  Gottschalk  von  Harff,  Emond  von  Palant  und 
Wilhelm  Wyerstraisse  auf  Grund  der  vorgebrachten  Verschrei- 
bungen^  angewiesen,  die  Schöffen  von  Burtscheid  nicht  an  der 
Zahlung  zu  hindern;  er  versprach  es  auch,  hielt  es  aber  nicht*. 
Aus  den  zahlreichen  über  diese  Angelegenheit  erwachsenen 
Korrespondenzen  theile  ich  nur  die  wichtigsten  Stücke  mit  (Nr. 

*)  Literatur  und  Quellen  s.  unten  unter  Nr.  22. 

*)  Es  schliesst  sich  eng  an  das  bei  von  Fürth,  Beiträge  Bd.  I,  S.  «J2 
abgedruckte  Stück  an. 

')  Vielleicht  die  l'rkunde  vom  9.  Dezember  1367  (Noppius  a.  a.  O. 
Bd.  III,  Nr.  24),  durch  welche  die  Schoflen  von  Burtscheid  sich  verpflichten 
mussten,  den  Aachener  Schöff'en  jährlich  einen  Nobel  zu  zahlen. 

*)  So  stellten  es  wenigstens  Schöff'enmeister  und  Schöff'en  zu  Aachen  in 
ihrem  Schreiben  vom  15.  März  1403  an  den  Herzog  dar. 


26  Otto  R.  Redlich 

45 — 48),  die  besonders  um  deswillen  interessant  sind,  weil  sie 
zeigen,  wie  die  Aachener  Schöffen  sich  durch  einen  Prozess  am 
geistlichen  Gericht  zu  helfen  suchten,  auf  Veranlassung  des 
Jülicher  Herzogs  aber  diesen  Prozess  zurücknehmen  und  der 
Entscheidung  der  herzoglichen  ßäthe  sich  unterwerfen  mussten. 
Das  bei  dieser  Gelegenheit  mit  zum  Abdruck  gebrachte  Bann- 
Plakat  dürfte  eine  archivalische  Seltenheit  sein. 

Bisher  ist  von  den  Beziehungen  des  Herzogs  zum  Aachener 
Krönungsstift,  abgesehen  von  den  auf  die  Sichening  der  Reliquien 
Bezug  nehmenden  Korrespondenzen  des  Jahres  1424,  noch  nicht 
die  Eede  gewesen.  Auch  in  dieser  Hinsicht  werden  die  unten  mit- 
getheilten  Stücke  nicht  ohne  Interesse  sein.  Der  Jülicher  Herzog 
hatte  bekanntlich  im  J.  1357  das  vom  Reich  abhängige  Präsen- 
tationsrecht zu  den  Propsteien  und  geistlichen  Stellen  in  Aachen 
erhalten  ^  Unsere  Urkunden  (Nr.  21,  35  und  36)  zeigen  nun 
das  Bestreben  der  Herzöge  Adolph  und  Gerhard,  in  Bezug 
auf  die  Propstei  des  Marienstifts  jenes  Recht  sich  zu  sichern. 
Ueber  die  Kollation  der  Scholasterie  an  demselben  Stift,  die  der 
Jülicher  Herzog  gleichfalls  kraft  jener  kaiserlichen  Autorisation 
für  sich  in  Anspruch  nahm^,  kam  es  bei  der  im  J.  1438  ein- 
tretenden Vakanz  zum  Streit  zwischen  Herzog  Gerhard  und  dem 
Aachener  Propst  Gerhard  von  Sayn.  Ersterer  präsentirte  den 
Propst  von  St.  Georg  in  Köln,  Johann  Bauw,  während  Propst 
Gerhard,  ohne  den  Herzog  zu  fragen,  dem  Frambach  von  Birgel 
diese  Dignität  verliehen  hatte  (Nr.  24 — 26).  Der  Herzog  er- 
mahnte Dechant  und  Kapitel  am  14.  Januar  1439  Niemanden 
anders,  „wer  der  auch  wer**  zur  Scholasterie  zuzulassen,  als 
Johann  Bauw,  und  befahl  dem  Vogt  Wilhelm  von  Linzenich, 
die  Scholasterierenten  nur  an  Bauw  auszuliefern  (Nr.  29  und  30). 
Trotzdem  blieb  der  Propst  bei  seinem  Anspruch,  den  er  durch 
urkundliche  Beweise  zu  stützen  suchte  (Nr.  28),  erklärte  sich 
jedoch  bereit,  der  Entscheidung  des  Kapitels  sich  zu  fügen 
(Nr.  27).  Eine  solche  scheint  indessen  gar  nicht  erfolgt  zu  sein. 
Vielmehr  procedirte  der  vermuthlich  in  Frambachs  Stelle  einge- 
tretene Tilman  van  Lyns,  Propst  zu  Koblenz,  mit  Mandaten  des 
geistlichen  Gerichts  gegen  Bauw  (Nr.  32).  Letiiterer  scheint  in  den 


0  Lacomblet  a.  a.  0.  Bd.  III,  Nr.  575. 

*)  Die  Stadt  Hess  dieses  Recht  des  Herzogs  bei  ihren  Streitigkeiten 
mit  ihm  im  J.  1591  unangefochten.  Vgl.  Kcussen  in  der  Zeitschrift  des 
Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  XV,  S.  60. 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     27 

nächsten  Jahren  allerdings  noch  mit  Schwierigkeiten  gekämpft 
(Nr.  33),  aber  sich  doch  schliesslich  behauptet  zu  haben,  da 
ein  von  Propst  Gerhard  erbetener  (Nr.  31)  Vergleich  nicht 
erfolgte  und  Herzog  Gerhard  nach  Bauws  Tod  (12.  Dezember 
1451)  den  Kanonikus  Johann  von  Nesselrode  dem  Kapitel 
präsentirte^  Es  mag  noch  erwähnt  sein,  dass  schon  im  14. 
Jahrhundert  der  Anspruch  des  Aachener  Propstes  auf  Vergebung 
der  Scholasterie  durch  Papst  Johann  XXII.  zurückgewiesen 
worden  ist^ 

Hinsichtlich  der  Stellung  des  Herzogs  in  Aachens  kirch- 
lichen Angelegenheiten  kommen  noch  die  Nummern  23,  34  und  44 
in  Betracht.  Letzteres  Stück  hat  ein  gewisses  kunsthistorisches 
Interesse.  Herzog  Wilhelm  II.  von  Jülich  hatte  in  der  Domini- 
kanerkirche ein  grosses  Chorfenster  gestiftet,  das  durch  die 
Reparaturen  am  Chor  beschädigt  worden  war.  Nun  wurde 
Herzog  Wilhelm  IV.  (etwa  im  J.  1485)  um  materielle  Unter- 
stützung bei  der  Wiederherstellung  des  Fensters  angesprochen, 
da  der  Orden  für  den  Bau  des  Chors  schon  zu  viel  Mittel  auf- 
gewandt hatte. 

Interessant  sind  die  Bestimmungen,  welche  der  Aachener 
Magistrat  an  die  Koncession  zum  Bergbau  knüpfte  (Nr.  41). 

Ueber  die  Fehde  der  Stadt  mit  den  Herren  von  Argenteau 
ums  J.  1482,  befinden  sich  zahlreiche  Korrespondenzen  im  jülich- 
bergischen  Archiv,  Klagen  der  Aachener,  hauptsächlich  über  die 
Ausfälle  jener  Raubritter  aus  ihrem  Schlupfwinkel,  dem  „Loch** 
zu  Argenteau,  und  Bitten  an  den  Herzog,  dem  Unwesen  zu 
steuern.  Ich  bringe  hier  nur  den  Sühnevertrag  vom  11.  Juni 
1482  zum  Abdruck,  da  er  eine  gewisse  Periode  des  Kampfes 
abschliesst,  der  allerdings  einige  Jahre  später  von  neuem  los- 
brach (Nr.  43). 

Ich  bemerke  noch,  dass  sämmtliche  Urkunden  und  Akten- 
stücke nach  den  bewährten  Editionsgrundsätzen  der  Deutschen 
Reiehstagsakten  normalisirt  worden  sind. 

.  Zum  Schluss  möchte  ich  nicht  versäumen,  Herrn  Geheim- 
rath  H.  Loersch  in  Bonn  und  Herrn  E.  Pauls  in  Düsseldorf 
meinen  verbindlichsten  Dank  für  manchen  gütigen  Hinweis  aus- 
zusprechen. 


')  Nesselrodc   resignirte   sehr  bald   und  so  präsentirte  der  Herzog  am 
7.  Februar  1453  den  Kleriker  Albort  von  Lützcnrode. 

»)  Zeitschrift  des  Aachener  Ucschichtsvercins  Bd.  XIV,  S.  219  und  22(5. 


28  Otto  R.  Redlich 

1.  Das  Aachener  Schöffengericht  bekundet ^  daas  Wt'nand  von  lioh'f  dem 
von  den  Testamentse^ecutoren  Peters  von  Loucenberg  die  Vogtei  utid  Meierei 
übertragen  worden  ist,  sich  verpflichtet  habe,  das  Urtheif  des  Sendgerichts  zu 
St,  Foilan  oder  des  Schöffengerichts  über  die  Gültigkeit  des  Testaments 
anzuerkennen^  mittierweile  aber  für  die  Venvaltung  der  Vogtei  Sorge  zu  tragen, 
1406  Juli  15. 

Wir  richter  ind  scheffen  des  konnenclicbs  stoils  van  Aichen,  der  namen 
herna  beschreven  steiu,  doin  kant  allen  luden  mit  diesen  brieve  ind 
kennen  oflfenber,  want  her  Reynart  van  Moircke  onse  mitecheife  ind  Gerart 
van  Haren  als  mombcr  ind  truwehender  wilne  hern  Peters  van  Louvenbcrg 
vur  ons  upgedragen  ind  gegeven  haint  Wynant  van  Royr  die  voitdiie  ind 
meieriie  van  Aichen,  darumb  so  hait  der  vurschreven  Winant  van  Royr  vur 
ons  mit  siinen  guiden  vurroide  ind  moitwillen  bekant  ind  kent,  deme  vur- 
genanten  hern  Reynart  ind  Gerart  als  mombern  ind  truwehendera  des  vur- 
schreven wilne  hern  Peters  van  Louvenberg  ind  mallich  vur  all  in  urber  ind 
in  behuif  alsullichs  tcstaments,  as  derselve  wilne  her  Peter  gemaicht  hait, 
so  wat  ordels  als  van  des  testaments  weigen  vurgenant  dem  vurschreven 
hern  Reynart  ind  Gerart,  as  truwehendern  of  den  dat  testameut  antreffen 
mach,  zu  sent  Folien  of  in  gerichte  des  konnenclicbs  stoils  binnen  Aichen,  in 
wilgen  den  gorichten  sich  dat  van  reicht  geburt,  mit  reichte  zu  gewiist 
wirt,  dat  bekent  der  vurschreven  Winant  nutze  ind  stede  zu  halden  ind  zu 
voldoin  acn  ind  up  die  vurschreven  voitdiie  ind  meieriie  van  Aichen  mit  alle 
dem,  dat  darzu  behoirt  ind  vort  aen  ind  up  allet,  dat  der  vurschreven  Winant 
hait  ind  geweunen  mach.  Weirt  euch  sache,  dat  der  vurschreven  Winant 
van  Royr  die  vurschreven  voitdiie  ind  meieriie  of  einich  van  in  Sonderlingen 
na  datum  dis  briefs  selve  in  siine  hant  behalden  wolde,  of  dat  he  iman  voidt 
ind  meier  maichde,  so  wie  dat  were,  also  dat  Winant  of  de  voidt  ind  meier 
gemaicht  wurde,  sal  die  vurschreven  voitdiie  ind  meieriie  in  iere  maicht 
behalden  as  reicht  sal  siin,  mallich  scheffenordel  ind  der  steide  ind  des  koireu 
reicht  sal  loissen  widdervaren  bis  zer  ziit,  dat  dat  vurschreven  ordel  da  sich 
dat  geburt,  als  van  des  vurschreven  testaments  weigen  zumoile  ussgewiist 
is  ind  bis  zer  ziit,  alle  diese  vurwerden  ind  kennisse  vurschreven  genzligen 
voldoin  ind  geschiet  siin,  wie  vur  becleirt  steit  gemelt,  euch  also,  dat  der 
gen,  de  voidt  ind  meier  were,  binnen  diesen  vurschreven  ziidc,  ee  dat  vur- 
schreven ordel  gewiist  ind  alle  punten  vurschreven  genzligen  volbraicht  ind 
geschiet  woren,  wie  vurschreven  steit,  sturve  ind  aflivich  wurde,  so  sal 
Winant  einen  anderen  vaidt  ind  meier  in  des  aflivigen  stat  setzen,  de  dat 
gericht  bewaren  sal,  in  alle  der  maissen  vurschreven  sonder  argeliste.  In 
Urkunde  der  woirheit  so  hain  wir  Wilhem  van  Strythaigen,  de  des  richtcrs 
stut  bewart,  Heinrich  Chorus  \  Johan  van  den  Berge  *,  Johan  van  Hokirchen  *, 
Johan  Bertolff,  Coen  van  Punt  \  Herman  Doirtzant',  Coen  van  den  Eichom^ 


')  Vgl.  Zeitscbritl  des  Aachonor  Geschichtövereins  BiL  I,  S.  162. 
»)  Kl.eudrt  ß(l.  X,  S.  2H6. 
8j  Ebeudu  Bd.  II I,  S.  16S. 


urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     29 

Johan  van  den  Canel,  Wilhelm  van  Punt,  Johan  Bücke,  Cloiss  van  Roide  ind 
Gerart  van  Wylre*,  scheffen  des  konnenclichs  stoils  van  Aichen  vurschreven 
umme  bceden  wille  der  partiien  up  beiden  siiden  onse  siegele  aen  diesen 
brief  gehancgen. 

Gegeven  int  joir  unss  hern*  dusent  vierhundert  ind  seiss  joir  zu 
nuin  ziit  des  vnnfzienden  daichs  in  den  heumoint. 

J ff  lieh- Berg.  Urk.  Nr.  1508.  Orig.  Pet^.  Von  den  13  Siegeln  sind  alle  bis 
auf  ein  Fragment  von  Nr.  10  abgefallen.  Ebenda  der  lierers  Winands  rom 
li.  Julif  mit  besiegelt  von  dessen  Oheim  Rutger  van  Drogre,  Propst  zu  Kaisers- 
werthy  und  dessen  Bruder  Ritter  Goidart  ran  Roir^j   Vogt  zu  Schon forst. 

2.  VrtheU  der  Sendschöffen  des  geistlichen  Gerichts  der  St.  Foilanskirche 
zu  Aachen  über  die  Gültigkeit  des  von  dem  Aachener  Schöffen  Peter  ran 
Louvenberg  aufgesetzten  Testaments* ,  veranlasst  durch  Peters  Tochter  Katha- 
rina wegen  ihrer  Streitigkeiten  mit  Winand  van  Roire  um  den  Besitz  der 
Aachener  Vogtei.     1413  September  4, 

Wir  .  .  viceproffiaen  ind  seynscheffen  des  konnenclichs  stoils  des  geist- 
ligen  gerichts  der  kirchen  sent  Folien  zu  Aichen,  der  namen  herna  beschrevon 
stein,  doin  kunt  allen  luden  mit  diesem  brievc  ind  kennen  offenbar,  dat  vur 
ons  vnr  gerichte  komen  ind  ersehenen  is  Katlicrijne,  elige  doichter  wilne 
hcrn  Peters  van  Louvenberch,  schcflFen  zu  Aichen,  mit  irem  vurspreichgor 
ind  hait  ons  irzalt  ind  gesaicht,  so  wir  etzlige  punten  dos  testaments,  dat 
der  vurschreven  her  Peter  iere  vader  gemaicht  ind  ordoniret  hettc,  ierc  an- 
gincgen  ind  zu  staden  komen  soliden,  na  dorne  dat  testament  lange  ziit  were 
gemaicht  ind  noch  lange  stoin  muchte  ind  die  saichen  vergenklich  ind  buissen 
gedeichtnis  komen  muchten,  darumb  sii  des  testaments  ein  verveirnisse* 
gesan,  dat  up  zu  doin,  zu  besien,  zu  overleisen  ind  vort  die  gezuigen  zu 
ovcrhoiren,  of  dat  ein  reicht  testament  wcrc  ind  bliven  soilde,  ind  dieselve 
Katheryne  darumb  manen  dede,  dat  reicht  darup  zu  wiisen.  Also  wart  iere 
gewiist  vur  reicht,  na  deme  siis  gesan  ind  wilne  her  Peter,  iere  vader  was, 
ein  euch  wiif  Hesse  na  siinen  doide,  mit  namen  Lysen  van  Kurtenbach,  die 
Winant  van  Roire  zu  eime  wiifo  genomen  hait,  dat  man  dit  as  van  des 
gerichts  ind  seynts  weigen  den  vurschreven  Winant  sal  loissen  wiisson,  dat 
he  ind  die  vurschreven  Kateryne  up  den  eirsten  dinkligen  dage,   as  man  zu 

•)  Zeitschrift  des  Aachener  (lesclüchtsvereins  Bd.  I,  S.  l(xi,  164. 

»)  Kbeuda  Bd.  VI,  S.  145. 

*)  I>ie  «wei  Punltte,  die  in  dieser  un«l  den  folgenden  Urkunden  im  Original  vor 
der  Jahreszahl  und  vor  dem  Beginn  grösserer  AVtschnitte  stehen,  sind  beim  Abdruck 
*'®KK<*lft**®o  worden,  je<loch  so,  dass  die  Trennung  grösserer  .\bschnitte  von  einander 
kenntlich  geblieben  ist. 

•)  Aehnlicho  Urkunden  des  Hendgerichts  besitzen  wir  aus  dem  Jahre  1474  und 
14W7.  VgL  Loersch  in  der  Zeitschrift  des  Aachener  (Jesehichts Vereins  Bd.  I,  S.  170  ü. 
und  Loersch,  Achener  R<'chtsdenkmlller  S.  22f»  fi'. 

*j  Hier  s.  v.  a.  Knndschaft,  da  „verfaren"  auch  für  ^erfahren**  gebrancht  wird 
(vgl.  Buch  Weinsberg  ed.  Höhl  bäum  Bd.  1,  S.  HH)).  Von  „verveirniss"  Sehrecken, 
Furcht  kann  ja  hier  nicht  die  Beile  sein. 


30        •  Otto  R.  Redlich 

gerichte  seisse,  darbii  komen  soliden,  man  solde  dan  wiisen  allet,  dat  reicht 
were.  Ind  want  des  iersten  daigis  van  den  moind  September  Icstc  leden 
ein  denklich  dach  was,  da  Katheryne  van  Louvenbcrch  aen  eine  siide  lud 
Winant  van  Roire  as  momber  siins  wiifs  vurschreven  aen  dandcr  siide  iere 
ieclich  mit  siinen  gebeden  vurspreichger  vur  gerichte  komen  sunt  ind  iere 
ieclich  hait  den  anderen  aensproichgich  gemaicht  ind  ant werde  gegeven,  as 
van  des  vurschreven  testaments  weigen,  as  verre  dat  der  vnrgenanten  Kathe- 
rijnen  aengoin  muchte,  as  van  des  gelts  weigen  vier  dnsent  vier  hundert 
ind  nuinzien  gülden,  davur  o.  g.  h.  van  Guilghe  ind  van  (relre  die  voitdiie 
ind  meieriie  van  Aichen  vur  verbondeu  ind  versat  soilde  hain  deme  vur- 
schreven wilne  hern  Peter,  na  formen  der  brieve  van  den  vurgenanten  her- 
schaf  darup  gegeven,  dat  inhaldende  siin  up  den  vurschreven  hern  Peter 
spreichende,  as  die  vurschreven  Kateryne  vur  ons  irzailt  hait,  dat  dat  testa- 
ment  inhaldende  sii.  Ind  also  wart  in  ointgeinwert  beider  partiien  dat  testa- 
ment  upgedoin  ind  offenber  overleisen  so  wie  dat  inhaldende  was  ind  hcrna 
beschreven  steit: 

In  deme  joire  ons  hern  dusent  vierhundert  ind  vunf  joir,  des  eirstcn 
daigis  in  den  moind  September  so  is  dit  alsuUich  testament  ind  leste  willc, 
as  ich  Peter  van  Louvenberch  scheffe  zu  Aichen,  gemaicht  hain  overmits 
minen  proifiiaen  zcr  ziit  ind  deme  notario  ind  den  gezuigen,  der  namen 
hema  beschreven  stein,  ind  wille  alle  diese  nageschreven  punten  hain  ge- 
geven ind  gehantreikt  van  miiner  gereitster  have  ind  guide,  die  ich  na 
minen  doide  loisscn  sal,  as  up  einen  iecligen  personen  geschreven  steit.  Zu 
deme  eirsten  so  bevelen  ich  Peter  vurschreven  Goide  van  hiemelrich  mine 
scle  ind  kiesen  mine  graicht  zu  den  Preitgern,  ind  wille  hain  bezailt  mine 
scholt,  die  ich  schuldich  bin  van  minre  gereitster  haven  ind  guide,  die  ich 
na  minen  doide  loissen  sal.  [Folgen  Vetmächtnisse  für  den  Bau  der  St.  Lam- 
bertskirche  zu  Lütttchy  für  Memorien,  für  den  Minoriten  Johann  Kempen,  die 
fünf  Orden  in  Aachen ,  die  Armen,  Goidart  ran  Herten,  WVhem  van  Stryt- 
haigen,  Ilencken  ran  Sinche,  Peter  Rennens  Eidam,  für  sein  Gesinde,  für 
Katharine  Tochter  Johanns  von  Bree,  für  seine  mit  dieser  Kathan'ne  erzeugten 
natürlichen  Söhne  Peter  und  Cloisgi/n,  für  Reynart  van  Moircke  und  Oerart 
van  Haren,  für  .<eine  mit  der  Schwester  des  Predigers  Johann  Beissef  erzeugte 
natürliche  Tochter  Katharine,]  .  .  Vortme  so  begercn  ich  Peter  van  Louven- 
berch vurschreven,  of  ich  sturve  ind  aflivich  wurde,  dat  asdan  Lyse  van 
Kurtenbach,  mine  eligc  huisvrouwc,  sullc  bliven  woinen  ind  sitzen  in  deme 
huise  zu  Louvenberch  *  ind  zu  der  Dunen  bis  zer  ziit,  dat  Katheryne,  mine 
elige  doichter,  van  wilne  Tulen  minen  wiiffe  geboiren  zu  ieren  mondigen 
dagen  ind  bescheiden  joiren  komen  is,  ind  in  dieser  manieren,  of  die  vur- 
schreven Lyse  miin  wiif  alsus  sitzen  bliift  in  den  vurschreven  huisercn,  da- 
rumb  so  geven  ich  Peter  vurschreven  ind   besetzen   der  vurschreven  Kathc- 


')  \irht  z!i  vorwoohseln  mit.  ilom  Sohloss  TiOUV«»nbprg  bei  Weiiaa.  (Vgl.  Zoitschrifl 
des  Aftclioner  Gesohiclitsvereins  Bd.  XV,  S,4a.)  Nähere«  über  diese  Ort«bexeichnnngen 
wnr  uicht  tu  ermittelu. 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     31 

rynen  miinre  eliger  deich ter  vurschreven  zweihundert  swoire  gülden  eins  zu 
geven  van  miinre  gereitster  have  ind  guide,  die  ich  na  minen  doidc  loissen 
sal,  wilger  zweihundert  gülden  her  Reynart  van  Moirck  ind  Geran  van  Hairen 
in  urber  der  vurschreven  Katherynen  momber  siin  suUen  ind  bliven  ind  die 
vort  in  ieren  urber  zu  keren.  Vortme  so  hain  ich  Peter  van  Louvenberch 
vurschreven  Sonderlingen  gemaicht  ind  ordoniert,  want  ich  die  voitdiie  ind 
meieriie  van  Aichen  als  vur  vierdusent  vierhundert  ind  nuinzien  gülden 
haldende  bin  na  formen  der  brieve,  die  miin  genedigc  heirschaf  van  Guilgc 
ind  van  Gelre  darup  besiegelt  ind  gegeven  mir  haint,  die  vierdusent  ind  vier- 
hundert ind  nuinzien  gülden  sullen  her  Reynart  van  Moircke  ind  Gerart  van 
Hairen  aen  erve  ind  aen  erfrenten. beieigen  ind  darumb  gelden  na  ieren  besten 
guitduncken,  willich  vurschreven  erve  die  upcomingen  ind  die  erfrenten  also 
gegolden  Lyse  van  Kurtenbach  miin  elich  wiif  ind  iere  gehurt  ind  kent  van 
mir  irkreigen,  dat-  si  nu  dragen  is,  sementligen  haven  ind  upheven  sullen, 
dat  is  zu  wiissen  der  vurschreven  Lysen  ein  halfscheit  van  diesen  erve,  up- 
comingen ind  erfrenten  vurschreven  die  dage,  die  Lyse  vurschreven  leift  in 
leven  mach  ind  niet  langer.  Ind  dat  ander  halfscheit  van  diesen  vurschreven 
erven,  upcomingen  ind  renten  sullen  die  vurschreven  her  Reynart  van  Moircke 
ind  Gerart  van  Haren  als  momber  ind  als  truweheldcr  miins  Peters  van 
Louvenberch  \w\  Lysen  miins  wiifs  in  urber  ind  behuif  des  kents  ind  gehurt, 
van  T)n3  beiden  erkreigen  ind  geboiren  sal  werden,  upheven  ind  behalden,  des 
kents  ind  der  gehurt  beste  damit  zu  dein.  Sturve  euch  dit  vurschreven  kent 
ind  gehurt  ee  die  vurschreven  Lyse  siin  moider,  so  sal  die  vurschreven 
Lyse  die  dage,  sii  leven  mach  ind  niet  langer  die  vurschreven  renten,  up- 
comingen van  derae  erve  ind  erfzense  zumoile  in  ieren  urber  upheven  ind 
behalden.  Weirt  euch  sache,  dat  die  vurschreven  Lyse  sturve  ind  aflivich 
wurde,  ee  die  geburt  ind  kent,  dat  die  vurschreven  Lyse  van  deme  hem 
Peter  ieren  manne  as  nu  dragende  is,  so  sal  euch  dat  vurschreven  kent  dit 
vurschreven  erve  ind  erfrenten  ind  upcomingen  zumoile  haven,  dat  euch  die 
vurschreven  her  Reynart  ind  Gerart  in  urber  des  kents  ind  geburt  uphaven 
sullen.  Vortme  so  ist  gevurwert,  of  die  vurschreven  Lyse  van  Kurtten- 
bach  ind  iere  kent  ind  geburt,  dat  sii  nu  dragende  is,  beide  sementligen 
sturven  ind  aflivich  wurden  ind  Katheryne,  mine  elige  doichter  van  wilne 
Talen  minen  wiiffe  erkreigen,  leifde,  so  sullen  die  vurschreven  erfzense,  erve 
ind  upcomingen  ersterven  ind  Valien  up  die  vurschreven  Katheryne  ind  up 
ire  elige  geburt,  die  sii  erkrigen  muchte  ind  up  nieman  anders  me.  Sturven 
ouch  die  vurschreven  Lyse  miin  wiif  ind  iere  geburt  ind  kent  van  mir 
erkreigen,  dat  sii  nu  dragende  is,  ind  Katheryne  mine  doichter  vurschreven 
ouch  asdan  aflivich  were,  so  sal  asdan  dit  vurschreven  erve,  erfzense  ind 
guit  Valien  ind  ersterven  up  der  vurschreven  Katherynen  miinre  doichter 
elige  kender  ind  geburt,  of  sii  die  levende  hette  ind  dit  ersterfnis  erleveden. 
Ouch  ist  vortme  gevurwert:  sturve  die  vurschreven  geburt  ind  kent,  die  Lyse 
un  is  van  mir  draigende,  of  dat  Lyse  ouch  sturve  ind  Katheryne  mine  elige 
doichter  sii  noch  iere  geburt  ind  elige   kender  der  vurschreven  Lysen  miins 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     33 

geschag.  Du  sprach  her  Peter  zu  Lysen  siinen  wiiffe,  so  wanne  her  Reyna<rt 
ind  Gerart  der  brieve  gesonnen,  dat  sii  in  die  soilde  overgcven.  Du  antwerde 
sii:  gerne,  so  wanne  si  der  brieve  gesinnende  wem,  dat  sii  in  die  gerne  soilde 
hantrciken  ind  overgeven.  Ind  want  alle  diese  sachen  vur  ons  viceproiffiaen 
ind  seynscheffen  alsus  geschiet,  becleirt  ind  gezuicht  sunt  ind  die  vur- 
achreven  Katheryne  na  inhalt  des  testaments  ind  der  gezuichschaf  as  vur- 
schreven  steit  manen  deide,  of  dat  ein  guit  ind  ein  reicht  testaraent  were 
ind  sii;  also  wart  du  mit  guiden  wiisen  vurroide  darup  mit  ordel  gewiist 
na  inhalt  der  cedulen,  die  wilne  her  Peter  selve  mit  siinen  siege!  ind  mit 
siegele  siins  understen  proiitiaens  besiegelt  hatte,  ind  na  der  künden  ind 
gezuigen,  die  darup  overhoirt  siin  ind  gezuicht  haint.  So  wart  gewiist  vur 
reicht,  dat  dat  ein  guet  testament  ind  ein  reicht  testament  is,  siin  sal  ind 
bliven,  so  wie  dat  vur  steit  beschreven  ind  mit  der  künden  bii  braicht  is. 
Ind  du  dit  ordel  alsus  ussgewiist  was,  so  gesans  ind  bat  die  vurschreven 
Katheryne  van  Louvenberch  zu  beschrivcn  ind  zu  besiegelen  mit  siegelen 
des  viceproiflSaens  ind  der  seynscheffen,  der  namen  herna  beschreven  stein, 
want  diese  Sachen  lange  stein  muchten,  dat  die  niet  vergeslich  noch  ver- 
genklich  en  wurden.  Ind  also  wart  iere  gcwiist  mit  ordel  na  deme  diese 
Sachen  alsus  irgangen  sunt,  so  wie  vurschreven  steit,  so  wat  man  schuldich 
were  van  reicht  herup  zu  beschriven  ind  zu  besiegelen,  dat  man  iere  dat 
gerne  dein  soilde  up  den  cirsten  dinkligen  daige,  de  komen  soilde  ind  sii 
des  dan  soilde  gesennen.  Ind  also  is  up  datum,  dat  was  des  vierden  daigis 
in  den  moind  september,  die  vurschreven  Katheryne  mit  ieren  vurspreichger 
vur  gerichte  komen  ind  ersehenen  ind  bat  ind  gesan  dieser  sachen  zu  be- 
schriven ind  zu  besiegelen,  as  sii  vurmoils  hatte  gedoin.  Ind  also  wart  iere 
du  gewiist  mit  ordel,  na  deme  siis  gesonnen  halt  ind  diese  sachen  alsus 
richtligen  irgangen  sunt  in  alle  derjnanieren  wie  vurschreven  steit,  dat 
man  iere  diesen  brief  billigen  ind  mit  reichte  herup  schriven  ind  besiegelen 
soilde  sonder  argeliste.  Ind  dis  zu  Urkunde  der  woirheit  so  hain  wir  Johan 
Bortelkyn  canonich  zu  Onscr  Vrouwen,  zer  ziit  viceproiffiaen  ind  als  ein  rcctor 
der  kirchen  sent  Jacob,  Johan  Schirmer  rector  sent  Peter ',  Geirlach  Welter 
rector  sent  Ailbret,  Johan  Pistoris  rector  sent  Johannen,  priester,  Coen  van 
den  Eichhorn,  Wilhem  van  Punt,  Johan  Elreborn,  Heinrich  Heicke,  Hcirman 
Doirtzant  ind  Clois  van  Hairen,  seynscheffen  des  geistligen  gerichts  zu 
Aichen,  onse  siegele  aen  diesen  brief  gehangen. 

Qegeven  in  deme  joir  ons  hem  dusent  vierhundert  ind  druzien  joir  des 
vierden  daigis  in  den  moind  september. 

JüNch'Berg,  Urk.  Nr.  1644.  Orig.  Perg,  Von  den  10  Siegeln  sfnd  Nr,  2 
und  3  abgefalfen,  Nr.  6  rerletzi,  die  übrigen  gut  erhalten. 

3.  Winand  ran  Eoir  ah  Momber  seiner  Ehefrau  Lyse  van  Kortenbach 
verzichtet  zu  Gunsten  der  Katharine  von  Louvenberg  auf  die  Vogtei  von 
Aachen,     1413  Oktober  2, 

>)  Vgl.  ZeiUohrift  des  Aachener  Gescbicbttvereins  Bd.  XIII,  S.  &a,  Anm.  I.  K>,  107. 

8 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     85 

spreicheude  in  egeinre  wiis  niet  versetzen,  veranderen,  begeven,  verkouffen  noch 
besweren  en  sal,  dau  mit  willen  ind  gehenknis  des  vurschreven  hern  Coynen  ind 
Gerarts  .  .  Ind  want  die  vurschreven  voitdiie  ind  meieriie  van  Aichen  zu  loisen 
stcit  na  formen  ind  Inhalt  der  brieve  darup  gemaicht,  ind  weirt  sache  oi  die 
voitdiie  ind  meieriie  vurschreven  geloist  wurde,  dat  man  asdan  dat  gelt 
darvan  körnende  binnen  die  stat  van  Aichen  in  geweirte  haut  leigen  sal  ind 
dat  gelt  mit  roide  ind  guitdunkcn  hern  Coynen  ind  hern  Gerarts  vurschreven 
aen  erve  ind  aen  erfreuten  binnen  deme  riiche  ind  stat  van  Aichen  beieigen 
sal  ind  darumb  sal  gelden.  Ind  der  cgenante  Wilhem  van  Lintzenich,  de  en 
sal  des  erfs  ind  erfreuten  vurschreven  nict  verkouffen,  veranderen,  besweren 
noch  begeven,  idt  en  sii  mit  willen  ind  gehenknis  hern  Coynen  ind  hern 
Gerarts  vurschreven.  Mer  dat  erve  ind  erfreuten  vurschreven  dat  sal  siin, 
bliven  ind  vallen  in  alle  der  maniercn,  als  die  hillichs  brieve  tuschen  Wilhem 
ind  Katherynen  gemaicht  dat  cleirligen  inhaldende  sunt,  sonder  argeliste. 
In  Urkunde  der  woirheit  so  hain  wir  Gerart  Mulrepesch,  de  des  richters 
stat  bewairt,  Johan  van  Hokirchen,  Wilhem  van  Punt,  Oerart  Lewe,  Cloiss 
van  Roide,  Gerart  van  Wylre,  Wolter  Volmer,  Statz  van  Segroide  ind  Johan 
Beissel  schaffen  des  konnenclichs  s teils  van  Aichen  umme  beeden  wille  doir 
partiien  up  beiden  siiden  onse  siegele  aen  diesen  brief  gehangen. 

Gegevcn  int  joir  ons  hern  . .  dusent  vierhundert  druzien  joir,  des  dirden 
dagis  in  deme  moind  october. 

JiUich'Berg,  ürk.  Kr.  1649.  Orig.  Pevg.  Von  den  9  Siegeln  fehlen  Nr.  2, 
4  und  6;   die  übrigen  6  sind  im  wesentlichen  gut  erhalten. 

5.  Herzog  Reinald  ton  Jülich  und  Geldern  gelobt^  die  Lösesumme  der 
Aachener  Vogtei  und  Meierei^  es  sei  bei  Lebzeiten  oder  nach  dem  Tode  der 
Lyse  von  Kortenbaeh^  nur  an  Gerhard  von  Haren  oder  dessen  Erben  gelangen 
zu  lassen.     1417  August  29. 

Wir  Reynalt  van  der  genaiden  Goids  herzouge  van  Gulge  ind  van  Gelre 
ind  greve  van  Zutphen  doen  kunt  allen  luden  ind  bekennen,  als  Wilhem  van 
Lyntzenich  vurziiden  vnr  richter  ind  scheffcn  des  kuniglichs  stoils  van  Aiche 
hern  Coynen  vamme  Eychorne  ind  hern  Gcrart  van  Haren  bekant  hait,  die 
vaigdiie  ind  meieriie  van  Aiche  noch  egeine  der  brieve  darup  sprechende 
buissen  ire  wist  ind  wille  niet  zu  begeven,  zu  veranderen  noch  zu  besweren  *, 
ind  si  denselven  Wilhem  des  nu  verhengt  ind  in  die  vaigdiie  ind  mcit'riie  in 
onse  haut  haint  laissen  setzen  ind  updragen,  so  is  oevcrdrageu  ind  gedodingt, 
dat  wir  die  vaigdiie  ind  meieriie  sunder  argelist  of  eingen  invall  in  onse 
haut  haven  ind  die  zu  Aiche  besetzen  ind  ver waren  of  doen  verwaren  sollen 
ind  mallich  reicht  wiedervaren  laissen,  as  dat  van  alden  herkomen  gehurt, 
Lysen  leefdage  lank  van  Kortenbach  of  des  giens,  den  dat  van  reicht  an- 
treffen mach.  Ind  wanne  die  selve  Lyse  of  der  gin,  dem  dat  antreeffe,  van 
den   leiven  zer  doit  komen  sin  sal,  so  seilen  wir  die  vaigdiie   ind   meieriie 

»;  Vgl.  Nr.  4. 

8* 


36  Otto  R.  Redlich 

on verzogen tlich  wiederkeren  ind  oevergeven  deme  vurgenanten  Gerhart  van 
Haren,  sincn  erven  of  den  gienen,  den  dat  dat  van  reicht  geburt.  Ind  weirt, 
dat  wir  die  vaigdiie  ind  meieriie  in  leivenden  live  Lysen  van  Kortenbacb  of 
des  giens,  den  dat  van  reicht  antreffen  mach,  of  na  dere  einichs  doide  loesden, 
dat  seilen  wir  alziit  doen  an  den  vurgenannten  Gerart  van  Haren,  an  sinen 
erven,  of  an  die  gienc,  den  dat  dan  van  reicht  gebnrt  na  innehält  unss 
broiders  seligen  gedaicbt  herzouge  Wilheras  vcrsetzinge  *  ind  unser  confir- 
macienbrieve '  darup  gegeven  mit  der  summen  vierindvierzich  hundert  ind 
nuinzieu  swoiren  Rynschen  gülden,  dat  die  vur  versat  steit,  den  wir  dat  gelt 
zer  haut  keren  doen  seilen,  also  dat  ons  asdan  alle  brieve  up  die  vaigdiie 
ind  meieriie  sprechende  wieder  gelevert  sollen  werden.  Dis  zu  vestingen 
ind  kennisse  der  woirheit  hain  wir  unsen  segel  mit  unser  reichter  wissenheit 
an  desen  brief  doen  hangen. 

Gegeven  in  den  iaem  unss  heren  duisent  vierhundert  ind  scvenzien 
iaer,  up  den  29ten  dach  augstmaentz. 

JCtlich-B.  ürk.  Nr,  1731,  Orig,  Perg.  Mit  dem  anhängenden  rothen 
Siegel  des  Herzogs,  Auf  dem  umgeschlagenen  Theil  des  Pergaments  steht 
folgendes:  Per  dominum  ducem  presentibus  de  consilio  dominis  Andrea  de 
Lyessingcn'  domino  in  Tzevel,  Goisswino  Rrent*  de  Vemich,  Engelberte  de 
Oirsbeke*  militibus  et  Wynando  de  Rore  seneseallo  Juliacensi. 

6.  Gelöbniss  des  Aachener  Vogts  ^  Wilhelm  von  Linzenich,  dem  Schöffen-' 
gericht  keinen  Eintrag  thun  zu  wollen,     1421  Juli  1. 

Ich  Wilhcm  van  Lyntzenich,  vaidt  ind  meye^  des  konnentlichs  stoils 
der  stat  van  Aichen,  bekennen  mit  diesen  brieve,  dat  ich  geloift  hain  ind 
gelaven  onsen  hern  den  scheflfen  des  vurschreven  stoils,  dat  ich  ind  die 
geine,  die  van  minen  weigen  miine  stat  bewarren,  den  bürgeren  ind  vort 
manlich  zu  Aichen  scheflFenordel  ind  des  koyren  reichte  sullen  geschien  laissen 
ind  Widder  vairen,  sonder  argeliste.  In  Urkunde  der  wairheit  so  hain  ich 
Wilhem  van  Lyntzenich  minen  siegcl  aen  diesen  brief  gehangen. 

Gegeven  int  jare  ons  hern  dusent  vierhundert  einindzwenzich  jare,  des 
eirsten  daigis  heumointz. 

Aachener  Schöffenstuhl  Kr,  1.  Orig.  Perg,  Mit  dem  theilweise  verletzten 
Siegel  des  Ausstellers, 


*)  Siehe  oben  S.  19,  Anm.  1. 

';  Siehe  oben  S.  19,  Anm.  4. 

8)  Gestorben  vor  1440;  vgl.  Zeitschrift  des  Aachener  Oeschichtsvereins  Bd.  VI,  S.  158. 

*)  Ebenda  Bd.  U,  S.  180. 

»)  Ebenda  Bd.  VKI,  S.  280  f. 

«)  Der  Text  dieses  Eides  blieb  auch  in  der  Folgezeit  unverHndert.  Vgl.  s.  B.  das 
Qelübnisa  des  Wilhelm  von  Nesselrode  vom  30.  Juni  1479.  (Knapp'soho  Sammlung  Bd.  I, 
Fol.  12Ö.)  Später  erst  MTirde  durch  den  Hauptvortrag  vom  J.  1660  der  Text  bedeutend 
erweit<»rt.  (Darstellung  der  Seiner  Churftirstlichen  Durchlaucht  zu  PfalKbayem  als 
Herzog  zu  Jülich  zustehenden  kaiserlichen  Vogtej^en  und  Meyereyen  binnen  Aachen 
etc.  Düsseldorf  1792,  S.  16  der  AuUgen.) 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhandert.     37 

7.  Ih'e  '*^tadt  Aachen  beklagt  sich  beim  Herzog  Adolph  von  JüHch-Berg 
über  Beschädigung  ihrer  Bürger  durch  Adam  von  Palant.    1423  Dezember  21. 

.  .  .  Als  wir  verstanden  haven,  dat  ure  hoicheit  ind  onse  genedigc  herrc 
Tan  Heynsberg  lest  hat  doeu  bestellen  an  uren  lantdroisset  van  Gulge  *  ind 
ouch  an  den  droisset  van  Wilhelmstejme  *,  ons  ind  ousc  burger  in  uren  landen 
van  Gulge  zo  beschudden  ind  ons  egeinen  schaden,  dae  dorch  vort  noch  wieder 
zu  laissen  geschieu,  so  begeren  wir  u.  g.  zo  wissen,  dat  Daeme  van  Palant " 
ind  sine  hulper,  onse  viandc,  als  wir  verstaen,  ziidelichs  in  den  selven  urem 
laude  und  sunderlingen  zo  Lancklair  ind  dae  herumb  af  ind  zu  komen  ind  sehe- 
digcn,  rouveu  ind  vangen  ons  ind  onse  bürger,  dae  dorch  vort  ind  wieder,  dat 
ons  g.  h.  doch  hart  zo  liden  is.  Bidden  darome  u.  f.  h.  nmb  ouss  ewigen  dienstz 
wilie,  sint  sie  urc  hoichheit  noch  u.  g.  h.  van  Heynsberg  dae  an  niet  en  unt- 
sient  ons  Z9  orloven,  die  selve  onse  viande  in  urem  vurschreven  lande  wieder 
anzogriiffen,  zo  soccken  iud  zo  schedigen,  geliich  sii  ons  ind  onse  burger 
doeut,  up  dat  ons  soilgen  grois  schade  ind  onwille  van  in  niet  also  zugekeirt 
en  werde. 

Bitten  um  Antwofi. 

Gegeven  op  sent  Thomas  dach  anno  etc.  23  ^ 

Jülich'Berg.     Undatirte  (!)  Litt.  Nr.  249.     Orig.  Pap. 

8a.  Stadt  Aachen  an  Herzog  Adolph  von  Jülich-Berg.  0.  J.  [1424?] 
Januar  5. 

(Beklagt  sich  über  Daem  und  Werner  von  Palant.) 

.  . .  Als  u.  g.  ind  0.  g.  h.  van  Heyusberg  nu  ure  vrunde  zo  uns  geschickt 
hain  umb  des  overdraigs  wille  zu  slicssen  umb  die  Sachen,  da  wir  u.  h.  zo 
willen  ons  gerne  ind  vorder  in  bcwiscn  sohlen,  dan  wir  itzund  vermögen,  so 
sin  hudistaigs,  as  die  sclve  ure  vrunde  ind  wir  in  dedingen  samen  staen, 
onse  burger  in  uren  landen  op  vrie  lantstraissen  op  der  Wynauwcn  gevangon 
ind  in  ire  pert  ussgespannen  ind  genomen  wurden  van  onscn  vianden,  die 
Daeme  van  Palant  zo  Kulant  enthelt,  die  selven  ouch  onse  burger  op  urre 
straissen  vau  Düren  gevangen  ind  der  einen  zo  Kulant  zer  doit  mishandelt 
haint,  als  wir  u.  h.  me  geclaigt  haint,  ind  onthaldent  sich  zidelichs  in  urem 
laude  ind  ouch  in  dem  ampt  van  Wilherasteyne  ind  da  herumb,  ind  sunder- 
lingen zo  Lancklair  ind  zo  Berge  in  der  heirlicheit,  die  her  Weriiher  van 
Palant  van  Seger  inne  hait,  as  wir  verstaen,  van  dem  selven  hern  Wernher 
ons  ind  onsen  bürgern  ouch  seir  zo  kort  ind  grois  schade  geschiot  is,  des 
u.  g.  as  wir  meinen  ons  mit  reicht  lange  zo  ussdrage  geholpen  solden  hain. 


•)  Winand  von  Boer. 

*)  Johann  von  Drohten  kommt  14Ä)  als  Drost  vor.  (Jülich- B.  l'rk.  Nr.  ITMl.j  Nach 
der  Zeitschrift  des  Aachener  Oeschichtsvereins  Bd  IX,  S.  81,  Anm.  4  wHre  um  dieso 
Zeit  Emmerich  von  Droeten  Drost  zu  Wilhclmst«in  gewesen. 

*;  Vgl.  K.  V.  Mir ba eil.  Geschieht©  der  Herren  u.  s.  w.  von  Pallant  f Berlin  IH??, 
8.  10  f.  und  Lacomblot,  Urk.  Bil.  IV,  Xr.  154.  Auf  den  Fehdebrief  Adams  von  Palant 
vom  81.  August  14215  hatte  die  Ktudt  nm  9.  Oktober  geantwortet.  ''Zeitschrift  des  Aachener 
Oevcbicht« Vereins  Bd.  IX,  8.  1K>— 112.; 


38  Otto  R.  Redlich 

Ind  nu  mit  sinre  moideren  in  van  dem  dat  her  Wernher  ind  si  ons  ouch 
seir  zo  kort  gedaen,  dat  si  onse  viande  op  Palant  den  onsen  vur  onthaldeu 
haint.  Ind  solde  alsns  mit  ons  ind  den  onsen  in  uren  landen  ind  van  den 
urcn,  g.  h.,  zidelichs  umbgegangen,  ind  ir  noch  ure  amptlude  da  an  niet  unt- 
sien  werden,  so  dacht  ons,  dat  wir  onbillich  eiuich  gelt  herumb  ussgevcn. 
Bidden  u.  g.  dit  zo  docn  bestellen,  dat  wir  dis  einen  wandel  ind  kerunge 
krigen,  as  verre  it  in  urre  maicht  is.  Ind  en  moeht  ons  des  niet  geschieu, 
so  meinen  wir  ouch,  dat  ir  ons  umb  einge  Sachen  niet  vorder  besweren  en 
sollt.  Ind  begern  dis  u.  g.  antwerde.  Onse  herre  Got  beware  ure  hoicheit 
umberme. 

Gegeven  op  den  heiligen  13den  avent. 

Jülich'Berg.  Undatirte  Litt,  Nr,  249.  On'g,  Pap,  Das  aufgedruckte 
grosse  Stadt  sieget  ziemlich  beschädigt. 

8  b.  Antwort  des  Herzogs  auf  vorstehendes  Schreiben,  o.  J.  [1424] 
Januar  6.     Köln. 

Will  dem  durch  seine  Räthe  mit  der  Stadt  abgescJdossenen  „overdrag" 
nachkommen  und  ihnen  betveisen,  dass  er  bereit  sei,  sie  vor  Gewaltthätigkeiten 
zu  schützen.  In  diesem  Sinne  habe  er  dem  jüUchschen  Landdrost,  dem  Drost  von 
Wilhelmstein  u,  A.  die  nöthigen  Anweisungen  gegeben.  Dan  vort  mit  den 
Sachen  tuschen  hern  Wernher  und  siner  moder  vurschreven  und  ueh,  da  wiit 
uch  ein  wenich  inue  verbiden,  want  wir  itzund  zur  zit  mit  vaste  unmoisseu 
beladen  sin  und  denken  ons,  of  Got  wilt,  kurzlich  selve  in  onse  laut  van 
Guyige  zo  vuegen  und  up  de  Sachen  zo  beraden  und  der  asdan  in  redelicheit 
zo  ussdragc  zo  helpen,  so  dat  wir  getruwen,  dat  ir  des  wail  zo  freden  sin 
sullen,  as  onse  frunde  uch  dat  ouch  allet  wail  clerlicher  undersagen  suUen, 
dan  wir  uch  süss  können  dune  schriven.  Herna  wist  uch  zo  richten;  onse 
herre  Got  si  mit  uch. 

Gegeven  zo  Coelne  up  den  heiligen  druitzienden  dach. 

Ebenda,     Konzept, 

9.  Herzog  Adolph  von  Jülich-Berg  an  den  JüUchschen  Landdrost  Winand 
van  RoerK  o.  J.  (1424)  Januar  6*. 

Lieve  frunt  und  rait.  Wir  vernemen,  dat  die  stat  und  burger  van  Aicbe 
in  onsen  landen  und  up  unser  straissen  allgegriffen  und  groeflich  geschedigt 
werden  van  ihren  vianden,  die  sich  zidelichs  under  dime  ampte  und  da  herumb 
enthalden  soelden  und  ons  da  an  niet  entsient.  Dat  wir  niet  gerne  en  haven, 
as  du  wail  rairks,  dat  wir  in  onsen  landen  und  up  unser  straissen  so  erschcmpt 
und  die  entwriget*  wirt.     Want  wir  ouch  wail  verstaeu,  dat  des  bii  onsme 


*)  Ob  er  identisch  ist  mit  dem  Gemahl  der  Lyse  von  Kortenbaoh  vermag  ich  eicht 
SU  sagen. 

")  entvrigen,  sonst  in  der  Bedeatuug  helreieu,  entledigen,  sclioint  hier  grade  in 
der  entgegengesetzten  Bedeutung  zu  stehen.  Oder  sollte  es  mit  wrigon  =^  helfen  in 
Zusammenhang  zu  bringen  sein 


Urkundliche  Beiträge  znr  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     39 

lieven  oemen  und  herren  scUger  gedechte  gein  noit  geweist  si,  besonder  na 
suieher  heimlichcit.  As  uns  dan  die  vurschrevcn  stat  bcwant  is  und  zo 
sehnten  und  zo  beschirmen  geburt,  so  bevclen  wir  dir  darombc  nocli  vestlich 
mit  ganzem  ernste,  so  lief  wir  dir  gesin  mögen,  dat  du  die  stat  und  burger 
van  Aiche  vurschreven  in  onsem  lande  beschütz  und  beschirmes  gl|chs  unss 
selfs  landen  und  luden.  Und  wa  du  ire  viande  in  onsen  landen  ankörnen 
macht  of  weist,  die  up  unser  straissen  angetast  und  si  geschediget  haint,  of 
noch  dune  wurden,  dat  du  die  antastes  und  der  liif  und  gud  haldes  bis  an 
uns  und  darombe  ouch  in  dime  ampte  de  furder  zo  zu  sehen  und  des  war 
zo  nemen  und  also  darzu  doen,  dat  wir  des  einen  schiin  vernemen  mögen, 
want  wir  dat  gedain  willen  haven  und  dues  uns  darane  dcnkligen  dinst. 
Ouch  sulch  zutast,  as  up  diesen  neisten  vurlieden  dinxstach  up  unser  straissen 
geschach,  haven  wir  vernomen,  dat  onso  frunde  und  die  onse  undcr  dirac 
ampte  gesessen  die  gicne,  die  den  zotast  gedaen  und  den  burger  van  Aiche 
gefangen  hatten,  ankomen  wcren  und  si  semeutlichen  gefangen  betten  und 
die  und  den  burger  van  Aiche  mit  sinre  have  zosament  in  onse  laut  gebracht 
betten  und  wurden  do  na  der  haut  zo  raede,  dat  sii  die  quit  gaven  und  weder 
rüden  Hessen  mit  der  have,  die  sii  so  up  unser  straissen  genomen  hatten, 
und  der  burger  van  Aiche,  der  entquam  in  van  ungeschichte,  anders  woldcu 
sii  in  den  ouch  weder  gelevert  hain.  Dat  ons  ein  ungeburlich  dink  dunkt, 
dat  man  die  giene,  die  so  up  unser  straissen  angetast  haint,  der  man  mcchtich 
is,  ledich  leist.  Darombe  so  wils  ansehen  dis  briefs  darbii  riden  und  die 
Sachen  verheeren  und  dat  mit  allen  den,  die  da  bii  geweist  sint  und  gehant- 
hayet  haint,  van  onsen  weigen  so  ussrichten  bis  an  ons,  as  du  wail  besinnos, 
dat  sich  dat  geburt.  Herna  wisse  dich  genzlich  zo  richten,  dan  engeschege 
dis  niet,  dat  en  nemen  wir  van  dir  niet  zo  danke. 

Gegeven  under  unsen  siegelen  up  den  heiigen  13.teu  dach. 
Jülich'Derg.     Undat,  Litt,  Nr.  249,     Kopie, 

10.  Die  Stadt  Aachen  an  Herzog  Adolph  von  JtVich-Berg.  (1424) 
September  4. 

,  ,  ,  Als  wir  nu  unsc  vrunde  zo  u.  g.  zo  Birckcstorp  geschickt  haint 
gehat  umb  der  Sachen  wille  van  Daemen  van  Palant  ind  onser  bürgere  wegen, 
da  wir  van  den  selven  onsen  vrunden  verstanden  haven,  dat  u.  h.  mcinunge 
wer,  den  vurgenanten  Daemen  noch  vort  zo  doen  schriven  ind  versoeckon, 
as  ernstlich,  as  sich  dat  geburde,  g.  1.  h.  so  bidden  ind  vermancn  wir  des 
u.  g.  umb  onss  dienstz  wille,  uren  ernst  trefflich  dar  in  zo  doen  geschien  ind 
ons  genedcnkligen  zo  wissen  laissen,  wes  u.  h.  van  Daemen  vurschreven  in 
den  Sachen  wiedervert.    Der  almechtige  Got  gespare  u.  g.  mechtich  ind  gesont. 

Gegeven  des  maendaigs  vur  onser  liever  vrauwen  dach  nativitas. 
Jülich-Berg,     Undat.  Litt,  Nr,  249,     Orig, 


40  Otto  R.  Redlich 

11.  Dechant  und  Kapitel  der  Marienkirche  zu  Aachen  an  Herzog  Adolph 
von  Jülich-Berg.  8.  a,  [1424]  Oktober  5.     Lüttich. 

(Streitigkeiten  sfwisehen  dem  Marien-Kapitel  und  der  Stadt,) 

Durchluchtige  furste,  hogeboren  genedige  lieve  herre.  Wir  haint  u.  g. 
brief  nu  lestworf  uns  gesant  *  mit  alre  werdicheit  ontfangcn  in  deme  dorpe 
zu  Coutzen  up  satersdage  zu  vesperziit  neestlcden,  inhaldende,  wie  u.  g. 
bcgcren,  dat  wie  die  kufferen  kaißs  van  stonden  dein  bestain  zu  machen  etc. 
ind  dairumb  u.  g.  haint  doin  schriven  der  stat  van  Achen  alsulgeu  stoiss, 
die  allwile  tuschen  die  stat  ind  uns  is,  in  bestände  zu  verbalden  ind  laissen 
zustain,  bis  u.  g.  selve  liiflich  dairbi  quemen  of  treflich  schickden,  umb  den 
neder  zu  leggen  etc.  mit  meer  woirden.  Wairup  g.  1,  h.  wir  begeren  u.  g. 
willen  gewerdigen  zu  verstain  ind  zu  unser  kenlicher  ind  noitlicher  unscholt 
gelieveu  zu  ontfangen,  dat  wie  die  stat  van  Achen  gelaissen  hadden,  ecr 
u.  g.  brief  ain  uns  quam,  ind  dat  suuderlingen  umb  besorgungen  wille  unser 
live  ind  guede,  die  uns  umb  bedeu  wille  u.  g.  vrunde  niet  lang  vervurwart 
ind  besorgt  en  moichten  bliven  van  der  stede  wegen,  up  den  losten  dage 
tuschen  uns  gehalden  dan  bis  sondage  sinte  Remeisdage  neestlcden  ind  den 
daich  all,  die  uns  sorglich  weer  geweest,  up  dat  uisserste  zu  verbeiden  *.  Ind, 
g.  1.  h.,  wi  wale  wir  uns  suuderlingen  up  den  lösten  dage  hergaevcn  des 
stoiss,  als  van  der  stede  werkluden  ind  den'  unsen,  dat  nuwe  werk  up  ind 
zu  zu  wirken,  zu  bliven  ain  recht  uiswisunge  ind  ramunge  ^  uro  rede  geistlich 
ind  werndlich,  so  ontsient  wir  uns  doch,  al  deden  wir  na  Inhalt  u.  g.  brief 
dat  nuwe  werk  bestain  zu  machen,  daer  viele  zu  gehoirt  zu  besinnen,  als 
maissen  zu  nemen,  die  van  binnen  des  alden  werks,  als  wir  vermoden, 
geburden  zu  nemen,  na  deme  dat  dat  aide  werk  oever  dat  nuwe  beslossen, 
of  gewirkt  saldo  bliven,  dat  quaelich  geschieden  moichte  sonder  dat  heildom 
zu  besien  of  zu  roern.  Ind  solde  dat  gestien,  so  is  zu  voerten,  dat  die  stat 
ire  werklude  dairbi  ind  oever  wirkende  wolde  haven  geliich  wir  die  unse,  ind 
des  en  stoende  uns  dan  niet  zu  gestaden  umb  verboctz  wille  unss  hern  des 
proists  ind   ander  Sachen,   so  dat  sich  dit  niet  geliich  dragende  cn  wurde. 

Herumb  g.  1.  h.  were  noit,  dat  die  puncto,  dat  u.  g.  meinden  in  den 
besten  zu  verhalden,  in  den  alre  irsten  vereinicht  wurde,  eer  wir  ain  dat 
werk  ict  deden  bestain  zu  wirken,  daer  uns  umbers  niet  en  steit,  ain  eiuich 
werk  doin  zu  verandern  sonder  beliefniss  ind  offenbair  gehenkeniss  uns  hem 
des  proists.  Mer  g.  1.  h.  die  alre  meiste  sache  uns  dringende  ain  liif,  ere 
ind  guet  is,  daer  uns  Oot  inne  unschuldich  weis,  dat  wir  van  der  stede 
wegen  of  etzligen  van  in  bedragen^  ind  beschult  sin  ain  u.  g.  ind  anders 
wae,  dat  dat  heiige  heildom  bii  unsen  ziidcn  of  zodoin  geminret  sulde  siin  *. 


»)  1424  Oktober  3.  Vgl.  ^Ausführung  Sr.KurfUrstl.  Durchlaucht-  etc.  tMannheim  1798.) 
S.  29,  Nr.  2. 

*)  verboidcn  s.  v.  a.  warton. 

';  raroungü  s.  v.  a.  Festttotzung,  Beschluss. 

•j  bt'drugon  s.  v.  a,  anklagten. 

»)  Vgl.  hierzu  die  Aoutwerung  des  Eberhard  Windecke.  (Uaagen  Bd.  11,  S.  30f.) 


Urkundliche  Beiträge  zur  Ge'schichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     41 

Des  eu  steit  uns  niet  zu  laissen  of  zu  liden  umb  unse  cre  zu  verwaren,  unse 
onscholt  en  come  dair  van  voirder  iud  ciairre  vur  vursten,  hern,  stede,  laut 
ind  lüde,  dan  ire  bedragen,  die  wilghe  unse  onscholt,  wir  och  mit  diesen 
brieve  doent,  also  verre  wir  können  ind  voirt  bereit  sunt  ind  bliven  suUen 
unse  leveu  lank  zu  dein,  so  wie  sich  dat  gebuert  ind  gueden  luden  zu  gehoirt, 
junk  ind  alt  ind  eher  besunder,  dat  wir  doir  mit  zer  groisser  onscholt  icmer- 
lich  ind  quaelich  bedragen  sunt.  G.  1.  h.  kenliche  noit  dringt  uns,  u.  g. 
etzwat  lank  zu  schriven,  daerinne  wilt  uch  gclicvcn  zu  geliden,  Gode  ind 
unser  Liever  Vrauweu  zer  eren,  den  wir  umbcrs  zu  alrc  werdichcit  bestalt 
haven  vur  unse  uisvaert,  als  wir  beste  vermoichten  ind  also  verre,  als  in 
uns  was,  dat  si  geloeft  ind  geert  sullen  werden  in  deme  heilgcn  monster, 
vroegc  ind  spaede,  mit  gewoenlichem  dienst,  dair  en  geschege  dan  gewalt, 
doer  Got  vur  sii,  so  dat  wir  hoffen,  dat  uns  Got  daer  ain  niet  ziien  cn  sal 
üf  siin  dienst  niet  also  hoeglichen  en  gesciet,  als  plegclichen  is,  as  wir  bii 
der  haut  sunt.  Bidden  herumb  g.  1.  h.,  dat  u.  g.  uns  gewerdigen  willen  vur 
ougen  zu  haven  ind  umb  Goitz  wille  also  sicherlich  besorgen,  eer  wir  oramer 
wieder  in  comen,  dat  wir  eins  vur  all  stcetlichen  vur  alsulge  besorgunge 
ind  dreuunge  unser  live  ind  guedc  ind  dorre  gelich,  die  in  zucomenden  ziiden 
gescien  moichten,  van  der  stede  wegen  verdedingt  werden,  also  dat  sii  uns 
in  unser  vriheit  laissen  ind  wir  si  in  egeincn  sachen  en  verkurten,  gelich 
en  deils  die  notule  begriiffen  mach,  die  tuschen  in  ind  uns  oevermitz  rede 
unser  genediger  hem  van  Coellen  ind  van  Luytgcn  ind  unser  beider  vrundc 
vornotelt  ind  besiegelt  is,  der  wir  gerne  naevolgich  siin  willen  in  allen  iren 
begriff.  G.  1.  h.  unse  licve  herre  Got  sie  ure  huede  ind  sine  benediide  moeder 
Maria. 

Gescreven  zo  Luytgen  des  donresdaigs  na  sint  Reraeis  dagc,  daer  wir 
unse  capittel  alwiile  haldende  siin  mit  wille,  orlof  ind  gehenkeniss  u.  g.  h. 
van  Luytgen. 

JüUch-Berg,     Undat,  Litt.  Nr.  277.     On'g.  Pap.     Siege/spuren. 

12.  Statz  (Atmstasius)  von  detn  Bongarde  an  Herzog  Adolph  von  Jülich- 
Berg.     o.  J   (1424)  November  7. 

.  .  .  Also  as  u.  g.  mir  zo  Aichen  gesandt  hadden,  tuschen  den  herren 
van  den  goitzhuise  ind  der  stat  eine  velicheit  ind  bestant  zu  dedingen,  also 
haen  ich  overmitz  den  meier  van  Aichen  ind  u.  g.  rentmeistcr  van  Guilge ' 
den  herren  van  der  stat  u.  g.  boitschaff  ind  meinonge  anbracht,  as  dat  si 
den  herren  dechen  ind  capittel  velicheit  ind  geleide  desen  kirsdach  geven 
woulden.  Die  Stadt  erkhlrty  dafür  nicht  zuständig  zu  sein^  want  des  nie 
vemomen  en  si,  dat  si  mit  velicheit  of  geleide  zo  Aichen  gesessen  haven, 
ind  Segen  gerne  ind  wer  in  lief,  dat  si  weder  zo  Aichen  quemen  ind  wisten 
si  iemann,  die  sie  argwillen  wolde,  dat  woulden  si  na  irre  macht  warnen 
ind  vorhucdeu,  dan  om  den  stoiss  van  des  heildoms  wegen,  wie  u.  g.  tuschen 


V  Johannes  Kurnut.    \q\.  Nr.  19. 


42  Otto  11.  Redlich 

dit  iud  kirsmisse  ee  darbi  queme  wie  iu  licver  werc,  dat  sie  des  zo  vreden 
queraen  also  dach  of  si  inne  komen  willeu,  dat  si  danne  zer  stont  die  casse 
soelen  bestaen  zo  machen. 

Der  Herzog  hatte  ihm  geschrieben^  er  solle  Montag  in  Hambach  sein; 
nun  sei  er  aber  doch  in  Aachen  geblieben,  da  der  Magistrat  erklärte^  er  wolle 
einen  eigenen  Boten  mit  Antwort  zum  Herzog  senden,  Ind  ich  haen  ouch 
den  herren  van  dem  gotzhuise  ir  brieve  voirt  zo  Luytghe  gesant,  die  mir 
desen  brief  van  u.  g.  wegen  zer  antworden  gesant  haven;  wilchen  brief  ich 
u.  g.  voirt  senden,  as  u.  g.  wael  sicne  soelen.  ünse  lieve  hcrre  Got  gespaar 
u.  g.  gcsont  zo  langen  ziiden.    Geschreven  des  dinxtdach  na  alreheilgen  dach. 

Jtilich-Berg.     Undat.  Litt.  Nr.  61.     Orig. 

13.  Johann  von  Eueren,  Propst  zu  Aachen,  an  den  Herzog  (Adolph) 
von  Jülich'Berg.    o.  J.  (1424)  November  30. 

Der  Herzog  hatte  ihm  geschrieben,  er  habe  gehört,  dass  auf  Geheiss  des 
Propstes  Dechant  und  Kapitel  der  Kirche  zu  Aachen  dem  zwischen  ihnen  und 
der  Stadt  durch  den  Herzog  geschlossenen  Vertrag  wegen  Aufbewahrung  des 
Jleiligthunts  *  nicht  nachgekommen  seien.  Demgegenüber  erklärt  er,  dass  er 
den  decen  end  capittel  voirschr.  niet  neemliick  verboden  en  heb,  u.  g.  uitsprake 
niet  gevolgliick  te  siin,  doch  sii  trefflick  daerom  gebeden  end  bekoert  hebben, 
st)e  ver  alst  in  miiner  macht  gewest  is,  dat  sii  niet  en  woelden  gchengcn 
of  laten  geschien  in  geenre  wiis,  dat  die  leieu  voerder  gewalt  of  moigenthcit 
over  dat  weerde  heilichdom  kregen,  dan  sii  die  neesten  hondert  jaer  gehat 
hebben,  waut  daer  mit  der  kirken  vriheidc  geminret  woirdcn,  des  ic  beheltliick 
müns  eides  billicker  niet  en  mach  toe  laten  gaen.  Ende  soe  als  u.  g.  voert 
scriiven,  wie  dat  ic  die  proestie  van  u.  tc  Icnen  halden  solde  ende  u.  g. 
voert  van  dem  ßoemscheu  riiche  etc.,  des  bekenne  ic  end  hoep  daerom  genslick 
aen  allen  twivel,  dat  u.  g.  des  te  voerder  mi  bchulplic  end  bistendich  wesen 
Süllen,  der  proestie  end  kirken  voirgenaut  in  hoern  olden  rechten  ende  vriheide 
tc  behalden  ende  te  beschermen,  soe  dat  sii  daer  iu  irblieven  moigeu  ende 
daer  weder  niet  sich  anders  laten  informieren  of  toe  onrecht  aenbrengen  .  .  . 
Gescreven  tot  Gyen  op  sonte  Andreas  dach  des  heiligen  apostels. 

Nachschrift: 

Voert,  g.  1.  h.,  soe  mein  ic,  dat  Vyde  Voyse  u.  g.  van  miinrc  wegheue 
wael  cleerlicke  gesacht  ende  te  kenne  gegeven  heeft,  wie  dat  die  stat  van 
Aken  groite  smaheit  ende  scheemte  ende  oeck  verkortinge  in  vecl  puucten 
der  proestien  aentreflfende  mi  onmoiglick  gedaen  hebben,  daerom  ic  in  voirtiideu 
duck  end  mauuichwerf  miincm  lieven  beer  end  oem  van  Hcynsberch,  doe  u. 
g.  uitleiidich  waern,  vervolget  heb  end  altijt  overbodich  gewest  heb  end  noch 
bin,  daervan  eeren  end  rechts  te  bliven  bii  u.  g.  end  bii  m.  1.  h.  ende  oem 
voirschrcven  eude  dae  bii  te  gcven  aftelatcn  off  tc  ncmen,  als  sich  dat  irvinden 
solde,  op  dat  mi  ennige  richtnnge  end  beteringe  van  der  stat  van  Aken  weder- 


n  Vgl.  Qaix,  Münaterkirche  S.  151. 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     43 

vaeren  moichte.  Des  sü,  g.  1.  h.  nochtertiit  niet  bcraden  hebbcn  gcwest  te 
doen.  Ende  soc  ver  als  u.  g.  sii  anders  niet  berichten  of  onderwiisen  knnneu, 
so  moit  ic  doen,  dat  ic  niet  gern  en  dede,  wan  mi  kenlicke  noit  niet  daer 
toe  en  dronge  .... 

Jülich'Bei-g,     Undat.  Litt,  Nr.  74,     Orig. 

14.  Herzog  Adolph  von  Jülich  an  (die  Stadt  Aachen),  o.  J.  (1424  nach 
November  30.) 

Eirsamen  bcsundem  guden  frunde.  Als  ir  uns  nu  avcr  geschreven  hait 
van  des  hogeloifden  heildoms  und  der  caissen  weigen,  wie  dat  van  den  dachen 
und  capittei  noch  niet  darzu  gedaen  cn  si,  als  dat  punt  urs  briefs  vort  uss- 
wiset  etc.  haven  wir  wail  gesehen  und  verwundert  uns  des  sere  und  enhaven 
iss  ouch  niet  gerne,  dat  sii  in  unse  usspruche  einich  verzoch  of  wedcrrcde 
leigen,  want  uns  unse  nevc,  der  proist  van  Aiche,  ouch  in  etzlicher  maissen 
darup  geschreven  hait,  wie  dat  he  den  dechon  und  capittei  niet  nemlich  ver- 
boden  cn  havc,  uusem  uisspruche  niet  gevolgich  zo  sin  etc.  Nu  werdcut 
etzliche  unse  frunde  uiss  unsme  lande  van  Guyige  kurzlich  na  diesem  hoge- 
ziide  in  den  heilgcn  dagen  zo  uns  komende,  as  dan  so  willen  wir  uns  mit 
den  und  anderen  unseu  reden  davan  ernstlich  besprechen  und  darzu  furder 
dat  beste  dein.  Ouch  als  ir  begert,  dat  wir  unse  vrunde  zo  dem  dage,  der 
van  unser  weigen  tuschen  uch  und  Daemen  van  Palant  verraempt  sii,  schicken 
willen,  so  haven  wir  Wynaude  van  Royre  unsem  lantdroisten  und  etzlicheu 
anderen  unsen  redun  in  unsme  lande  van  Guyige  doiu  schriven  van  unser 
weigen  up  dem  dage  zo  sin  und  in  dem  besten  darzu  helpen  zo  raeden,  of  ir 
gutlich  under  einander  vereiniget  moget  werden. 

Jülich'Berg.     Undat,  Litt.  Nr.  249.     Konzept, 

15.  Dechant  und  Kapitel  der  Marienkirche  zu  Aachen  an  Herzog  Adolph 
von  JUlich-Berg.     o.  J.  (1424)  Dezember  12. 

Durchluch tigc  hogeboeru  fürst,  geuedigc  lieve  herrc.  Also  u.  g.  vrunde 
ind  rede  nu  lest  werf  van  uns  gesonnen,  die  kassc  entliehen  ind  sonder  ver- 
zoch doin  zu  machen,  na  inhalt  u.  g.  ussprachen,  niet  wederstaindc  consent 
uns  hem  des  proistz,  aingesien,  dat  u.  g.  gichter  wern  der  proistien  ind 
eins  proistz  oevcrste  ind  dat  die  kirchc  ind  dat  werde  heildom  den  sehen 
u.  g.  bevolen  wercn  van  des  heiigen  richs  wegen,  ind  ou,ch  want  sich  die 
stat  van  Aichen  vermees  einre  notulen  vurziids  hervan  gedadingt,  oevermitz 
vrunde  u.  g.  h.  van  C'ollen  ind  van  Luytghen,  dairinne  unss  hern  des  proistz 
consent  niet  gewagen  en  si,  mit  meer  worden  ind  wir  doe  u.  g.  v runden  ind 
reden  antwerden  mit  den  kursten  (!),  diese  u.  g.  versuechunge  unsen  hern  den 
proist  zu  kündigen  ind  dan  u.  g.  voechlichen  zu  antwerden.  So  haint  wir 
sinen  viitzdom  dairumb  ain  ieme  geschict,  die  uns  in  siinre  wederkoempst 
ainbracht  hait,  wie  derselve  unse  herre  der  proist  u.  g.  hervan  siine  meinunge 
gescreven  have  ind  uns  bidde,  diese  sachen  willen  zu  verhalden  bis  zu  siinre 


44  Otto  R.  Redlich 

zukoempst,  die  wir  hoffen  dat  kort  gescicn  soclc,  hie  wille  asdan  in  diesen 
Sachen  dat  beste  helpen  voegen,  as  her  Godart  Durtzant,  unse  mitcanonche 
u.  g.  cleerlicher  ainbrengen  sal,  den  u.  g.  genslich  geleavcn  gewerdigen  willen, 
so  wes  hie  den  dairvan  aiubringende  wirdt,  ind  vort  dese  unse  antwerde  int 
guet  gewerden  zu  nemen  ind  uns,  want  wir  in  groissen  croede  ind  sorgen  in 
diesen  Sachen  steent,  ind  unse  kirche  in  schirnisse  ind  haede  u.  h.  g.  guetiich 
zu  halden,  Gode  ind  sinre  gebenediider  moeder  zu  werdicheit,  die  dieselve 
u.  g.  gespaem  moesse  in  seligen  segc  iauglivich. 

Gescreven  uuder  unser  kirchen  siege!  des  dinsdaigs  na  Unser  Vrauwen 
daich  coneeptio. 

JüHch-Berg,     Undat,  Litt.  Nr.  277.     Griff,  Pap.     Sieyelspuren. 

16.  Herzog  Adolph  von  Jülich-Berg  beauftragt  die  Stadt  Aachen,  die 
Werkmeister  des  WoUenamts  zur  Erfüllung  ihrer  Pflichten  gegen  ihn  anzu- 
halten,    1427  Juli  4,     Siegburg. 

Eirsamen  guden  frunde,  burgermeister,  schefFen  und  raide  des  koning- 
liehen  stoils  der  stat  van  Aichen.  Als  wir  uch  vur*  vaste  me  haven  dein 
schriven  und  ersoichen,  ure  mitburger,  die  Werkmeister  van  dem  wuUenampte  * 
zo  Aichen  zo  underwisen,  uns  die  geweltlichc  brüchde,  sii  uns  an  unser 
heirlicheit  daeselfs  overfaren  haint,  zo  besseren  und  unse  brievc  weder  zo 
geven,  want  uns  die  erlediget  sint  etc.  Und  als  unse  frunde  dan  nu  kürtz- 
lieh  darumbe  tgaiu  die  Werkmeister  vurschreven  in  unser  stat  zo  Guyige  up 
eime  dage  geweist  sint,  so  en  haint  sii  nnsen  frunden  unse  brieve  niet  weder 
gegeven,  noch  uns  euch  geine  richtonge  und  besseronge  umb  soliche  brüchde 
gedain.  Warumbe  wir  an  uch  gesinuen  mit  ganzem  ernste,  die  vurschreven 
Werkmeister,  ure  mitburger,  zo  underwisen  und  darzu  zo  halden,  uns  noch 
unverzogintlich  binnen  den  neisten  echt  of  zien  dagen  na  ^ft  dis  briefs  unse 
brieve  weder  zo  gevcn  und  die  geweltliche  brüchde  uns  an  unser  heirlicheit 
overfaren,  als  vurgerurt  is,  zo  richten  und  zo  besseren,  als  uns  dan  darumbe 
uoit  geburt.  Wa  des  aver  niet  en  geschege,  so  beduchte  uns,  dat  uns  darane 
sere  unrecht  und  ungeburlich  van  uch  geschege,  und  mussten  uch  asdau  unse 
geleide  upsagen  und  willen  uch  ouch  solich  unse  geleide  kuntlich  mit  diesem 
sclven  unsem  brievc  ufgesaget  haven,  so  wa  wir  dieser  Sachen  binnen  dieser 
vurschreven  ziit  geine  ussrichtouge  noch  ende  en  vernemen.  In  Urkunde 
unss  segeis. 

Gegeven  zo  Syberg,  des  neisten  vridages  na  unser  Liever  Frauwen  dach 
visitacionen,  anno  etc.  27. 

Jtllich'Uerg.     Litt.  1427  Xr.  3S.     Konzept. 


*)  Z.  B.  war  ein  Rhnlichos  Schreiben  <les  Herzogs  am  22.  Joni  desselben  Jahres 
an  die  Staidt  gerichtet  worden,  wie  das  vorstehende.  (JUlich-B.  Undat.  Litt.  Nr.  249: 
^Gegoven  ro  Hambach  des  neisten  sondages  na  unss  lierren  lichams  dage.**) 

*)  Ueber  die  einflussreiche  St^sllung  dieser  Werkmeister  vgl.  Zeitscbritl  des  Aachener 
Geschichtsvereins  Bd.  IX,  S.  65,  Anm.  2. 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     45 

17.  Staat  Aaclieii  bittet  Herzog  Adolph  von  Jülich -Berg  um  Geleit, 
U27  Juli  16. 

. .  .  Wir  begern  u.  g.  zo  wissen,  wie  der  hoigeboiren  onse  genedige  herre 
Tan  Virnenburg*  ous  geschrevcn  hait,  onse  vrunde  en  niesten  zokomenden 
vridagc  zo  eimc  guitligen  dage  zo  schicken  binnen  uire  stat  van  Düren  umb 
Bachen,  die  wir  mit  Daemen  von  Palant  gaends  haven.  Darumb  wir  ure 
homechticheit  dienstlich  biddeu,  onsen  vrunden,  die  wir  zo  deme  dage 
schicken  werden,  u.  g.  geleide  zo  verleinnen,  vort  ind  wieder  zo  komen,  den 
dach  zo  leisten,  als  wir  ons  des  zo  den  selven  u.  g.  genslich  versien.  Bitten 
um  Antwort. 

Gcgeven  des  niesten  daigs  na  der  12  apostel  dach,  anno  etc.  27"***. 
Jülich-Berg,     Litt.  1427  Nr.  46.     Orig.  Pap.     Siegelreste. 

18.  Antwort  des  Herzogs  Adolph  auf  vorstehendes  Schreiben.  1427 
Juli  16.     Hamhach. 

Eirsaraen  guden  frunde.  Als  ir  uns  geschreven  hait  begercnde,  uren 
frnnden  en  neistcn  vridage  in  unse  stat  Düren  zo  eime  dage  zo  rüden,  den 
uch  unse  lieve  neve  van  Virnenberg  dargeschreven  have  antreffende  Daemen 
van  Palant,  unse  geleide  zo  geven  etc.  haven  wir  wail  gesehen  und  laissen 
uch  weder  wissen,  dat  uns  unse  neve  vurschreven  van  dem  dage  niet  geoffen- 
bairt  enhait.  Und  ir  wist  euch  wail,  in  wat  maissen  wir  uch  unse  geleide 
vur  up  haven  dein  schriven,  umb  bruchs  willen,  wir  zo  uch  und  ouch  uren 
mitbürgem  hain. 

Gegcven  zo  flambach  des  neisten  gudenstages  na  divisionis  apostolorum 
under  unsem  secrete,  anno  etc.  27°. 

Ebenda.     Konzept. 

19.  T>i€  Betolhn/i  cht  igten  des  Herzogs  Adolph  von  Jülich-Berg  vertagen 
die  Besprechung  der  zwischen  diesem  und  der  Stadt  Aachen  schwebenden  Streit- 
punkte bis  zu  einer  am  19.  November  in  Köln  zu  eröffnenden  Konferenz^. 
1427  November  4. 

So  is  zo  wissen,  dat  as  hude  des  dinstaigs  na  alreheilgcn  dage  in  den 
jaeren  14  ind  27  jaer  her  Ailbrecht  Zobbe,  proist  zo  Kerpen,  Statz  van  dem 
Boncgarde  ind  Clois  van  Tzyssen  van  wegen  onss  genedigen  heren  van  Guilge 
ind  van  dem  Berghe  etc.  die  Sachen  ind  dedinge,  die  s.  g.  mit  der  stat  van 
Aiche  gaentz  haven,  wir  ussgesat  ind  verlengt  haven  van  hude  disselven 
dinstaigs  zo  veirzien  dagcn,  datz  nemlich  bis  des  dinstaigs  na  sent  Merthijns 
dach  niest  körnende,  in  der   maissen,   dat  derselve  o.  g.  h.  sine  vrunde,  mit 

•)  Uober  dio  St<^llang  «los  Gmfon  Ruprecht  von  Vimenburjf  zn  Aaohen  vgl.  Zoit- 
Hchrift  des  Aachener  Qeschichtsvereins  B<1.  IX,  8.  1*22  nntl  123. 

*;  Der  QUio  des  Herrn  öehoimriithH  Loeraoh  verdanke  ich  die  Abachrifl  dieser 
Urkunde. 


46  Otto  R.  Redlich 

nameu  den  proist  van  Kerpen,  Wernhcr  van  Vlattcn^  Statz  van  den  Bonc- 
garde  ind  Johannes  Karnot,  sine  rentmeister,  ind  die  stat  van  Aiche  ire 
vrunde,  mit  namen  heren  Johan  van  der  Haghen,  zerziit  hurgerraeister,  hercn 
Johan  Beyssel,  heren  Johan  Elreborn,  heren  Merthijn  Bertolff,  scheffenen,  ind 
hercn  Wilhem  van  der  Haghen  *,  desselven  dinstaegs  z'avent  na  sent  Merthijns 
dage  vurschreven  zo  Goclne  in  der  herbergen  schicken  ind  haven  sollen  urab 
des  gudestaigs  zo  morgen  die  sachen  ind  dedinge  bi  desen  vrunden  vurschreven 
zo  sliesscn  ind  zo  vollenden  in  alle  der  maissen,  als  mau  zo  sent  Johanne  zo 
Coelne  darvan  gescheid en  is,  da  die  sachen  overdragen  wurden.  Ind  sollen 
0.  g.  h.  vrunde  van  Guilgc  ind  van  Heynsberg  mit  namen  Bulver  ind  Daeme 
van  Hetzingheu  ouch  mit  up  deme  egenanten  dage  darbii  siin,  ind  sollen 
alle  Sachen  desc  veirzieu  dage  lank  in  gude  dingen  staen  bliven,  geliich  die 
bisher  ufgestanden  haint,  sunder  argeliste. 

Stadtarchiv  Aachen.     (A.   VII.  20)  Orig.  Pap, 

20.  Vetirag  des  Herzogs  Adolph  von  Jülich-Berg  und  Johanns  von  Loen, 
Herrn  zu  Jülichf  Heinsberg  und  Löwenherg,  mit  der  Stadt  Aachen  zur  Aus- 
gleichung der  Streitigkeiten  mit  den  Werkmeistern  und  Geschtcorenen  des 
WoUenambachts,     1427  November  24, 

Wir  Adolph,  van  Goids  genaden  herzöge  zo  Guilge  ind  zo  deme  Berghe 
ind  greve  zo  Ravensberg,  ind  wir  Johan  van  Loen,  herre  zo  Guilge,  zo 
Heynsberg  ind  zo  Lcwenberg,  doen  scmentlich  kunt  allen  luden  mit  desen 
brieve:  Also  tuschen  ons  an  eine  side  ind  den  vursichtigen  eirbem  onsen 
lieven  vrunden  den  burgermeistern,  scheffen,  raide,  den  burgern  ind  onderseessen 
der  stat  van  Aiche  an  die  ander  siide,  stois  ind  misshelle  gewecst  is  umb 
punten  ind  sachen,  da  ons  verdochte,  dat  si  ind  besonder  die  Werkmeister  ind 
gcswoiren  des  wollcnambachtz  daselfs  zo  Aiche  ons  ind  onser  heirlicheit,  der 
vaichtdiien  ind  meieriien  zo  Aiche,  an  verkurt  heddeu  ind  ouch  an  soilgen 
gescheftze,  als  etzlige  ire  burger  op  onser  lantstraissen  van  Guilge  mit  deme 
proiste  van  den  Wisscuvrauwen '  van  Aiche  binnen  onsen  geleide  vortgckeirt 
hadden,  so  bekennen  wir  offenbeirligen,  dat  wir  soilgs  stoiss  ind  misthclle 
ind  vort  alles  gebrechs,  tuschen  in  ind  ons  bis  op  dach  datum  dis  briefs 
ergangen,  niet  da  an  ussgescheiden,  bi  raide  ind  guitdunken  onss  selfs  ind 
onser  rede  ind  vrunde  mit  den  burgermeistern,  scheffen,  raide,  burgern  ind 
onderseessen  van  Aiche  ind  mit  den  Werkmeistern  ind  goswoireneu  daselfs  vur 
uns,  vur  alle  onse  ervcn  ind  nakoemlinge  guitlich  geliehen,  gesucht  ind 
gescheiden  siin  ind  alziit  bliven  sollen  sunder  argeliste,  lud  alle  ire  Privilegien 
ind  brieve,  die  in  van  onsen  lieven  hcrren  ind  vurvaren  herzogen  van  Guilge 
ind  van  Gelre  ind  besonder  van  herzöge  Wilhelm  ind  herzöge  Reynalt  seliger 


*)  U««bf'r  Wernor   von  Vlatten   vgl.   Zeitschrift   dos   Aachenor   Oescliicbtsvere ins 

Bd.  VI,  S.  139  und  Bd.  VII I,  S.  135. 

•)  Im  J.  14;i6  pibt  es  einen  Sohüfft^n  gleichen  Namens.    Vgl.  ebenda  Bd.  IX,  S.  97  a, 
*)  Ueber  diese  Persönlichkeit  und  die  ganze  Angelegenheit  hat  sich  leider  nichts 

ermitteln  lassen. 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     47 

gedacht  ind  oueh  van  onser  iecligem  besonder  verleint  ind  gegeven  sint  ind 
die  wir  in  gecoufirmiert  haven,  seilen  alle  in  irre  volkomenre  macht  sin  ind 
bliven;  ind  wir  willen  in  die  mit  allen  puntcn  ind  articulen  da  inne  begriffen 
gestentlich  halden  ind  gehalden  haven  van  ons,  van  alle  onser  erveu  ind 
nakoeralingen  ind  van  alle  den  geneu,  den  dat  van  onsern  wegen  einichssins 
antreffen  mach  sunder  alle  wiederrede.  Dis  zo  kennissc  ind  gezuge  der 
wairheit  so  hain  wir  herzöge  van  Guilgc  ind  van  dem  Berghe  ind  wir  herre 
van  Guilge,  van  Heynsberg  ind  van  Lewenberg,  ouse  segele  mit  onser  reicbter 
wist  ind  willen  an  desen  brief  doen  hangen. 

Gegeven  in  den  jaern  unss  hern  dnisent  vierhundert  ind  sieven  ind 
zwenzich  jaer,  op  sent  Katherinen  avent  der  heiiger  junfren. 

Jfdich-Berg.     Litt.  1427  Nr.  74.     Kopie. 

21.  Erklärung  des  Johann  von  Loen^  Herrn  zu  Jülich  u.  s.  u\,  dass  Herzog 
Adolph  von  Jülich- Berg  ihm  zugesagt  habe,  dem  Junggrafen  Gerhard  rott 
Sagn  die  Aachener  Propstei  zu  verleihen,  jedoch  unter  Vorbehalt  seiner  Rechte 
auf  die  Kollation.     1429  November  6. 

Wir  Johan  von  Loen,  herre  zo  Guylche,  zo  Heynsberch  ind  zo  Lewenberg, 
bekennen  mit  diesrae  offenen  brieye  vur  uns,  unse  erven  ind  nakomelinge,  dat 
wir  gebeden  haven  ind  bidden  bi  diesme  selven  brieve  den  hogeboem  fnrsteu, 
unsen  lieven  herren  ind  neven,  hern  Adoulph  herzongen  zo  Guylche,  zo  dem 
Berge  etc.  ind  greven  zo  Ravcnsberg,  dat  hie  deme  edein  nnsme  lieven  neven 
Gerard  junge  greven  zo  Seyne  die  prostie  z'Aiche  geven  willc  na  dode  des 
eirwerdigen  unss  lieven  herren  ind  neven,  hern  Gerartz  van  dem  Berge  nu  zor 
zit  doiroproistz  zo  Coelne  ind  proistz  z*Aiche '  etc.,  dat  derselve  unse  lieve  her  ind 
neve  herzoug  vurschreven  umb  unser  bedon  wille  deme  vurgonanten  unsme  neven 
van  Seyne  euch  also  zugesacht  ind  verschreven  hait  zo  doin,  dat  ouch  mit  wiste 
ind  willen  is  ind  sin  sal  unss  Johans  herren  zo  Guylche  etc.  unsere  erven  ind 
nacomelinge  vurschreven,  also  verre  uns  dat  anlangen  mach,  doch  also,  dat 
wir,  unse  erven  ind  nacomelinge  umb  diesere  vurschreven  gifte  ind  beden  wille 
die  nnseme  neven  van  Seyne  geschiehen  sal,  as  vurschreven  ist,  an  den  vur- 
schreven unsen  lieven  herren  ind  neven  herzougen  zo  Guylche  etc.,  sine  ervon 
odir  nacomelinge  vurschreven,  nu  of  hernamails  zo  geinen  ziden  geinreleie 
anspraiche  noch  vordcronge  legenen  solen.  Ind  wir,  unse  erven  ind  nacomelinge 
en  solen  ouch  dairinne  engeinen  vurstant  haven  noch  suechen  untg^ain  den 
vurschreven  unsen  lieven  herren  ind  neven  herzougen  zo  Guylche  etc.,  sine 
erven  ind  nacomelinge  nu  of  hernamails  in  geiureleiwise,  sonder  alle  geverde 
ind  argeliste.  Dis  zo  Urkunde  han  wir  Johan  van  Loen  lierre  zo  Guylche,  zo 
Heynsberg  ind  zo  Lewenberg  vurschreven  vur  uns,  unse  erven  ind  nacomelinge 
unse  Siegel  an  diesen  brief  doen  hangen. 


'j  Oorlmrd  von  Berg,  «l^r  jUngoro  Briulor  «los  HtTzogs  Adolph,  war  erst  am  H.  Mai 
1429  als  Propst  vereidigt  word«*n.  (Staatsarchiv  Dikssoldorf,  Aacheuer  KrOnungi^tift  R  2.) 


Urknndliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     49 

den  Turgenanten  tag  zu  uns  zu  Nuremberg  körnest,  da  wir  soliche  und  andere 
grosse  der  heiligen  Kristenheit  und  des  richs  notdurft  mit  diner  und  anderer 
unser  und  des  richs  kurfursten  und  fursten  rate  für  hand  nemen  wollen,  die  uss- 
zurichten.  Ouch  schriben  wir  andern  unsern  fursten,  herren  und  steten,  uf  den 
vorgcnanten  tag  zu  uns  zu  komen,  und  wir  bitten  dine  liebe  mit  sunderm  flisse, 
das  du  soliche  brieve,  die  wir  dir  ouch  senden,  wollest  furbass  senden  on 
verziehen  den,  die  soliche  brieve  lauten,  doran  tut  uns  dein  liebe  sunder 
wolgefallen.  Ouch  haben  wir  den  vurgenantcn  Peter,  deinen  caplan,  umb 
des  besten  willen,  hie  etwelang  bi  uns  bchalden,  lenger,  denn  sein  wille  ist 
gewesen,  dem  wollest  das  nicht  für  übel  haben. 

Gteben  zu  Prespurg  am  nechsten  fritag  vor  dem  heiligen  Weyhnachten 
tag,  unser  riebe  des  Hungrischen  etc.  in  dem  43.,  des  Romischen  in  dem  20. 
und  des  Bchemischen  im  10.  jaren. 

Ad  mandatum  domini  regis 
Caspar  Sligk. 

Jülich-Berg,     Litt,  1429.  Nr.  40.     Orig. 

23.  Herzog  Adolph  von  JHiich-Berg  benachrichtigt  DechatU  und  Kapitel  der 
Marienkirche  zu  Aachen^  dass  er  dem  Theodericiis  Sngdewant  *  die  erste  dort 
fällige  Prähende  zugesagt  habe.    1432  JSoveniher  7.     Bensberg. 

Wir  Adolph  etc.  doin  kunt.  Also  as  wir  zwa  halve  provenden  in  unser 
Liever  Frauwen  kirchen  zo  Aiche  zo  geven  haven,  der  wilcher  halvere  pro- 
venden her  Reynart  van  Wylre*  eine  und  die  ander  her  Qerlach,  ietzont 
canoniche  aldair  haint  etc.,  des  so  bekennen  wir  öffentlich  mit  desem  brieve, 
dat  wir  Theoderico  Snydewant  van  Heynsberg  durch  beden  und  begerden 
wille  uns  lieven  geminden  neven  hern  Johans  van  Loen,  herren  zo  Guyige, 
zo  Heynsberg  und  zo  Lewenbergc,  die  erste  van  den  zween  halven  provenden 
vurschreven  ledich  wirt  und  gevallen  sali,  gcgeven  haven  und  geven  mit 
diesme  brieve.  Und  herumbe  so  begern  wir  ernstlichen  van  uch,  den  eirbem 
dechen  und  capittel  der  kirchen  vurschreven,  wanne  und  dat  erste  der  vur- 
genantcn halvere  provenden  einche  ledich  wirt,  dat  ir  asdan  den  vurgenanten 
Theoderico  und  niemantz  anders  darup  inleidt  und  entfangt  oevermitz  desen 
selven  unsen  brief.     Brauchen  weitere  Präsentation  nicht  abzuwarten. 

Gegeven  zo  Baensbur  des  neisten  vridages  na  Alreheilgen  dagc,  anno 
domini  1482. 

Per  commiösionen  domini  Alberti  Sobbe,  prepositi  in  Kerpen  etc. 

Roricus  de  Beldekusen. 

Jülich-Berg,     Litt.  1432  Nr,  63.     Konzept. 


*)  In  dem  Necrolojfium  des  Klosters  der  Winde»lieimor  Chorherr€»n  zu  Aachen 
Ist  cam  3.  November  <ler  Tod  eines  Theodriciu?  Snywynt,  c.  ecclesie  b.  Marie  Aquensis, 
eingetragen;  sweifellos  ist  es  der  oben  genannte.  Vgl.  Zeitsrbrit\  de«  Aachener  Ge- 
8chicht«vereins  Bd.  XIII,  S.  80  nnd  lOK. 

*)  142H  Mai  8  war  er  es,  der  von  Heinsbergisoben  Kriegsknechten  vor  dem  Altar 
verwundet  ^vurde.    Ebenda  Bd.  XI,  S.  5. 


50  Otto  R.  Redlich 

24.  Gerhard  Herzog  von  JiUich-Berg  an  Gerhard  von  Saytt,  Propst  zu 
Aaclien,     1438  Dezember  25,     Bensherg, 

Eirwirdige  und  edele  lieve  neve.  Der  hochgeborne  furste,  unse  gemindc 
lieve  oeme,  herzouge  Adolph,  wilne  herzonge  zu  Guilge  und  zo  dem  Berge 
etc.  seliger  gedechtnisse,  hait  dem  eirbern  hem  Johan  Bauwe,  proiste  zo  sent 
Joeris  in  Coelne,  doctoir  etc.,  unsen  lieven  raide  und  getruwen,  vurziiden  die 
scholasterie  in  unser  Liever  Frauwcn  kirchen  zo  Aiche  gegeven,  da  he  doch 
mit  indracht  meister  Johans  van  Loinen  bis  herzo  vaste  ane  gehindert  wor- 
den, dat  dem  vurschreven  unscn  lieven  oemen  seligen  und  uns  nie  leif 
geweist  en  is  und  wir  den  vurschreven  hem  Johan  Bauw  ouch  alles  bii  der 
renten  darzo  gehoerende  in  unsen  landen  beieigen  gehalden  haven  et«.  Want 
nu  der  vurschreven  meister  Johan  von  Loenen  van  doedes  weigen  verfaren 
is,  so  haven  wir  demselven  vurschreven  hem  Johan  Bauwe  ernstlich  zogesaget 
und  gctroist,  in  vortan  bii  des  vurschreven  uns  lieven  oemen  seligen  gift 
der  scholasterien  vurschreven  uns  leen  zo  halden.  Bittet  den  Propst,  Baute 
dabei  förderlich  zu  sein. 

Gegeven  zo  Baensbur  up  den  heiigen  Kirsdach  under  unscm  secret  segel 
anno  etc.  38. 

Jiilich'Berg,  Litt.  N.  Nr.  5.  Konzept.  Darauf  enviderte  der  Propst  am 
28.  Dezember,  dass  er  die  Scholasterie  schon  vor  Empfang  des  herzoglichen 
Briefes  vergeben  habe  ^     (Orig.) 

25.  Dietrich,  Erzbischof  von  Köln  an  Herzog  Gerhard  von  Jülich-Berg, 
1439  Januar  6.     Brühl 

Hogeboiren  besonder  lieve  neve.  Uns  hait  zo  wissen  gedain  der  eirber 
unse  lieve  andechtige  Werner  van  Seyne  greve  zo  Witgensteyne,  proist  zo 
sent  Gereone  in  Coelne  *,  so  wie  der  eirber  proist  zo  Aiche  ime  die  scholasteriie 
dasclfs  gegeven  have,  ind  hait  uns  gebcden,  dat  wir  ouch  u.  1.  vur  in  schriven 
willen.  Also  lieve  neve  bidden  wir  u.  1.,  dat  ir  dem  solven  proiste  van  sent 
Gereone  umb  Goltz  willen  zo  voerentz  ind  unser  beden  willen  die  scholasterie 
ouch  van  u.  1.  wegen  geven  willen  ind  uns  disser  beden  nit  weigern,  dat 
willen  wir  gerne  umb  u.  1.  verschulden. 

Gegeven  zom  Bmle  under  unserm  sigel  up  der  hilliger  Drier  Koningen 
dage,  anno  domini  etc.  tricesimonono. 

Jillich-Berg.     Litt.  N.  Nr.  5.     Orig. 

26.  Herzog  Gerhard  von  JiÜich-Berg  ef^cidert  dem  Erzbischof  auf  das 
vorstehende  Schreiben,  dass  es  dem  Aachener  Propst  nicht  gebühre,  die  Scholasterie 


*)  Thatsftchlich  war  die  Prftsentation  schon  am  24.  Dezember  erfolgt,  (Vgl.  Macr. 
B  I5H,  p.  '29.)  Die  PrftsontAtion  des  Herzogs  datirt  erst  vom  81.  De«ember.  Wem  er  die 
Sobolast^rie  gegeben  habe,  sagt  der  Propst  in  seinem  Schreiben  vom  28.  Deisember  nicht. 

•)  Werner  von  Sayn  Graf  zn  Wittgenstein  ist  in  den  Jahren  1486—1468  als  Pro|>«t 
zu  St.  GJereon  nachweisbar. 


urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     51 

zu  vergeben,  sondern  ihm  ah  Herzog  von  Jülich,  Er  gedetike  den  von  seinem 
Vorgänger  berufenen  Scholaster  Johann  Bauw,  Propst  zu  St,  Georg  in  Köln, 
bei  der  Scholasterie  zu  behalten. 

Datum  Hamboich  ipso  die  Epiphanie  domini.    (1439)  Januar  6  Hambach, 

Ebenda,     Konzept, 

27.  Gerhard  Graf  zu  Sayn,  Propst  zu  Aachen,  an  Herzog  Gerhard  von 
JüUch'Berg,     (1439)  Februar  11, 

,  .  .  Ich  begern  u.  g.  zo  wissen,  wie  dat  ich  heren  Frambach  van 
Birgelen  providiert  und  preseutiert  han  zo  der  scholasterien  in  unser  Lieven 
Vrouwen  kirchen  binnen  Aiche,  want  die  erlediget  is  van  dode  meister  Johans 
van  Loenen,  der  die  leste  scholaster  zu  Aiche  gewest  is.  So  is  mir  zo  ver- 
stain  gegevcn,  dat  u.  g.  auch  die  scholasterie  gegeven  have  dem  proisto 
zo  sento  Goeris  in  Colne  ind  darumb  heren  Frambach  vurgenant  in  sine 
Sachen  ind  mir  in  mine  provisie  gedragen  werde.  Da  ich  doch  nit  anders 
enweis  und  des  auch  underwist  bin,  dat  mir  alleine  gcburt  van  miner  proestie 
wegen  omme  beqwemlichen  zo  prescntercn  und  dat  capittel  sulle  in  dem 
rechten  den  eutfangen,  gnediger  lieber  her,  bin  ich  van  u.  g.  begeren,  mich 
bi  mime  rechten  zo  laissen.  Ind  uf  dat  man  moege  wissen,  wat  rechten  ich 
hie  inne  have,  bin  ich  van  n.  g.  begeren,  dat  man  dat  capittel  zo  Aiche  wille 
laissen  vragen,  so  wem  si  bekentlich  sin,  die  scholasterie  zo  geven.  So  wem 
si  da  inne  bekennent,  da  will  ich  ein  gud  gnoegen  inne  haven,  oder  dat  man 
die  Sachen  liesse  komen  vur  meister  in  dem  rechte,  so  wer  miit  der  schola- 
sterien have  mit  rechte  zo  disponeren,  da  wulde  ich  auch  ein  gnoegen  inne 
haven.     Bittet  um  gnädige  Antwort, 

Jülich-Berg,  Litt.  N,  Nr.  5,  Konzept,  Ebenda  der  Entwurf  zu  einem 
Briefe  an  Frambach  von  Birgel,  Kanonich  zu  Aachen,  dd.  14.19  April  13, 
Betisberg  (Montag  nach  Quasitnod.)  mit  dem  Ersuchen,  Johann  Bauw  nicht 
an  der  Scholasterie  zu  hindern  und  die  Hand  davon  zu  lassen.  In  demselben 
Sinne  wurde  auch  an  Frambachs  Vater,  Johann  von  Birgel,  geschrieben. 

28.  Gerhard  Graf  zu  Sayn,  Propst  zu  Aachen,  an  Herzog  Gerhard  von 
Jülich-Berg,     (1439)  Februar  22, 

Beklagt  sich,  duss  dem  von  ihm  zur  Scholasterie  berufenen  Frambach 
von  Birgel  Eintrag  genchehe  und  dass  er  auf  sein  Schreiben  an  den  Herzog 
keine  Antwort  empfangen  habe.  Also  senden  ich  u.  g.  eine  aifschrift  eins  briefs, 
den  der  hoegeboren  herzöge  Wilhelm  van  Guilge  und  van  Gelre,  dem  (Jot 
gnade,  vur  etzlichcn  ziden  gegeven  hat  dem  edelen  hern  Wilhelme  greven 
zo  Wide  und  preiste  zo  Aiche  *,  in  wilcher  aifschrift  uwer  gnaide  wail  hoeren 
und  vernemen  sali,  wie  sich  der  hoegeboren  herzöge  Wilhelm  und  sine  huis- 

*)  "Wilhelm  von  Wied  tat  in  den  Jahren  13^—1410  als  Aaohoner  Propst  nach- 
'weisbar.  Eine  Urkunde  der  Herzöge  Wilhelm  II.  oder  III.  über  die  Verleihung  tb-r 
Schola»t«>ne  durch  den  Propst  hat  sich  dagegen  nicht  feststellen  lassen. 

4* 


&8  ÖUo  R.  Redlich 

fnnwe  ericennent  und  tut  ire  erfen  öffentlich,  dat  ein  proist  zo  Aiche  die 
seholasterie  daselhs  so  geTen  halt,  als  dicke  und  yil  si  ledig  wirt  Bittet^ 
ihn  in  Beinern  Bttkt  nicht  gu  hindern  etc. 

Datum  meo  sab  rigneto,  dominica  InTocavit. 

jmich^Berg.    LiU.  N.  Kr.  5.     Ong. 

m 

29.  Wilhelm  von  Linzenich,  Vogt  und  Meier  zn  Aachen,  an  Herzog 
Gerhard  von  Jülich-Berg.    1439  Juni  12. 

AU  er  dee  Herzogs  BefM,  den  der  Schotatierie  zu  Aachen  gehdrigtn 
Zehnten  dem  Propst  Johann  Bauw  zu  überliefern,  ausführen  wollte,  hat  ihm 
Propst  Gerhard  von  Sagn  erldOrt,  wie  dat  croe  Tan  wegen  siinre  proistiien 
die  scholasteriie  zo  Aiche  gebnerc  zo  geven  ind  dat  he  die  hcrn  Frambach 
▼onchreTen  gegeren  have,  de  up  die  ziit  darbi  stund,  ind  dechte  in  ooch 
darbi  zo  behalden;  ind  gesonnen  an  mir  ser  ernstlich,  solche  vurgenant  zienden 
ind  wes  darzo  gehoirde  in  miinem  ampte  gelegen  nieroant  zo  hantreiken  noch 
overzogeven,  dan  alleine  hem  Frambach  vurschreTen,  ind  of  ich  dat  darenbovcn 
dedOt  dat  en  wer  in  van  mir  niet  zo  willen,  ind  dechten  dat  dan  an  ire 
herren,  maighe  inS  Trnnde  also  zo  bringen  ind  die  daromb  anzoroiffen,  dat 
ich  Tinden  snlde,  dat  si  dat  van  mir  niet  vnr  gaet  en  snlden  nemen.  Da 
er  Niemand  bärommen  känns,  der  die  zicndc  begacn  ind  inyncren  darre 
nmb  drenwongen  wille,  bitte  er  um  nähere  Anweisung. 

Gegeven  des  12.  den  daigs  in  jnnio  anno  etc.  39®. 

JUlich-Berg.    Litt.  N.  Nr.  5.    Orig.     Besiegelt. 

^.  Herzog  Gerhard  von  Julich-Berg  an  Wilhelm  ro»  Linzenich,  Vogt 
und  Meier  zu  Aachen.     {1439)  Juni  If^.     Betishetf/. 

Als  Antwort  auf  den  Brief  rom  l'J.  laisscn  wir  dich  wissen,  dat  wir 
dich  vur  unsen  amptman  ind  meier  zo  Aichon  havcn  ind  halden^  und  meiueii 
daemmb,  dat  dn  unse  schrift  ind  gebot  billif^or  haldoii  ind  doin  snltz,  dan 
du  van  drcuwe  wegen  des  vurschrevcn  proistz  oder  anders  iemantz  sullichs 
laisseu  suis,  want  du  ouch  wail  weis,  dat  wir  overmitz  unsen  neven  van 
Guilgc  ind  van  Blankenheym  dem  vurschrevcn  proist  van  sent  Jooris  de 
epcnante  scholasteriie  gegeven  haveu  ind  in  ouch  billigen  dabii  behalden 
Hulh^n,  want  uns  dat  ouch  also  geburt  zo  doin.  Der  Meier  soll  denhalh 
keinem  anderen  den  Zehnten  gehen  und  wird  noch  weitere  Weisung  erhalteUy 
wenn  der  Herzog  mit  seinen  Bäthen  konferirt  hat. 

JUlich-Berg,     Litt.  N.  Nr.  5.     Konzept  und  Heinkonzept. 

31.  Gerhard  Graf  von  Sagn,  Propst  zu  Aachen,  an  Herzog  Gerhard 
von  Jülich'Berg.    1439  September  13. 

.  .  .  Also  as  ich  lest  mit  her  Frambach  van  ßirgcl  zo  u.  g.  gereden 
waz  zo  Haonboech  van  der  scholasterien   wegen   zo  Aiche,  also  bedachte 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     53 

mich,  daz  sich  u.  g.  ungutlich  zo  mir  koerde,  daz  ich  doch  ungern  tgen  u. 
g.  verdient  wolde  haeben,  want  ich  umber  zu  der  ziit  von  keime  Unwillen 
niet  gewist  enhan  zuschent  u.  g.  und  her  Frambach,  ich  wolde  in  anders 
node  zo  u.  g.  gefort  han.  Also  hette  ich  zu  der  zit  gerne  mit  u.  g.  geredt 
und  minen  gebrech  erzalt,  des  u.  g.  niet  hören  wolde.  Do  schickte  ich  mine 
frunde  zu  u.  g.  frunden  mit  namen  zu  her  Johanne  von  Lantzberg  und  dem 
Vettern,  mit  in  darumb  zo  reden.  Also  verstonden  mine  frunde  van  in,  daz 
u.  g.  vurbracht  wer,  ich  solde  wort  gehat  und  u.  g.  ungeburliche  schrifte 
gethain  haeben,  daz  u.  g.  niet  zo  willen  were.  Mochte  ich  doe  zu  der  ziit 
mit  u.  g.  darumb  zu  reden  sin  komen,  u.  g.  solde  weil  verstanden  haben, 
daz  ich  node  vur  mich  nemen  wolde,  daz  u.  g.  zo  Unwillen  und  mir  niet 
geburlich  wer.  Also  biden  ich  u.  g.  seer  flelich  und  dinstlichen,  mir  einen 
unverzogon  gutlichen  tag  zo  bescheiden  van  der  scholastrien  wegen  und  daz 
zu  eime  gütlichen  u istrage  laissen  zo  komen  zo  Aiche  oder  zo  Colne  vur  den 
jenen,  die  sich  des  rechten  daruf  versteen.  Dittety  ihm  das  nicht  ahzuschlagefi, 
Datum  nostro  sub  sigillo  dominica  proxima  post  festum  nativitatis  beate 
Marie  virginis  anno  etc.  39°. 

Jülich'Beig.     Litt,  N.  Nr.  5.     Ong. 

32.  Tilman  van  Lyns,  Propst  der  St,  Floritiskirche  zu  Koblenz  an  Herzog 
Gerhard  von  JiHich-Berg.     1439  Oktober  18. 

Min  oitmodich  gebet  und  willigen  bereiten  dinst  zuvor.  Hochgebom 
fürst  gnedige  lieve  herre.  Ich  han  hude  einen  u.  g.  brcif  entphangon,  da 
inne  ir  mir  schrift,  so  wie  ir  van  dem  eirsamen  uren  raeden,  hern  Johan 
Bauw,  proest  zo  scnt  Öorys  zo  Colne,  verstanden  haeft,  dat  ich  in  have  doen 
laden  van  der  scolastericn  wegen  zo  Aiche,  die  u.  g.  ieme  verleent  have, 
und  dat  ure  erfschaft  sii  an  mich  gesinnen,  sulche  ladunge  afzodoin  und  uch 
des  mine  antwort  zo  scriven  etc.,  as  u.  g.  breif  dat  mit  anderen  werten  iu- 
haldende  ist.  Begeren  ich  u.  f.  g.  zo  wissen,  dat  die  scolasterie  zo  Aiche 
mir  recht  und  redelich  verleent  is,  as  ich  meinen  und  getruwen,  dat  ich 
ouch  mc  dan  zo  eime  mail  dem  vurgenanten  u.  g.  raede  gesaget  und  in 
vruntlichen  gebeden  hain,  mich  darzo  laissen  zo  komen  of  in  eime  vruntlichen 
rechten  laissen  bi  geloirten  versteudichen  luden  zo  beseen,  wecr  van  uns 
beiden  dat  beste  recht  darzu  have  und  wer  erkant  wurde,  recht  da  ane  zo 
haven,  dat  der  ander  den  reeden  und  dedingen  erleiss.  Dat  mir  doch  nit 
gedihen  moechte  und  heit  mich  noit  darzo  gedrungen,  sulche  ladunge  zo  doen. 
Und  want  nu  u.  g.  sich  erfschaft  und  rechts  an  der  vurgenanten  scolastrien 
vormist,  so  wil  ich  u.  g.  zo  eren  und  willen  sulche  ladunge  eine  bequemlich 
ziit  nfstellen,  also  dat  da  einbinnen  u.  g.  ure  geleirte  vrundc  uf  einen  guit- 
lichen  dag  binnen  Colne  schicke,  dar  zo  ich  auch  den  selven  u.  g.  zo  walge- 
fallen gerne  komen  wil,  guitlichen  laissen  zo  besiehen,  af  der  vurgenaute 
proest  af  ich  recht  zo  der  obengenanter  scolastrien  haven  soellen.  Und  wat 
80  guitliche  durch  u.  g.  und  vrunde,  die  ich  alsoe  darbi  brengen  werden 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     55 

meistern  imme  rechte  uns  vurbracht  ind  gezoent  van  Coelne  ind  ouch  van 
Luytge  ind  vort  up  vast  schrift  ind  versoike  darop  an  uns  geschiet  ind 
gesonnen  van  wegen  des  howirdigen  fursten  unss  genedigen  her  reu  van  Luytge 
ind  8.  g.  geistiigen  prelaiten,  so  wir  under  deme  criesdom  van  Luytge  gelegen 
sin,  hern  Diederich  pastoir  der  kirchen  van  sent  Jacob  binnen  onser  stat 
gelegen  siins  rechtz  van  der  vurgenanten  siinre  kirchen  wegen  an  den  novalien 
zo  gönnen  ind  ungehindert  zo  laissen  gebruichon.  Daromb  mit  eme  overkomen 
siin,  eme  jairs  darvur  einen  pacht  zo  geven,  wilche  composicie  ind  overdrach 
tuschen  deme  pastoir  ind  uns  also  geschiet,  unse  geistlige  vader  der  paifs 
van  Romen  verhoirt,  belieft  ind  bestediget  hait,  mit  sulchen  undcrscheide:  of 
unse  hcrre  der  proist  van  Aiche  of  ieman  anders  die  burger  van  Aiche  of  die 
giene,  die  dat  lant  wiuncn,  umb  die  nuwezienden  vur  einen  behoirligen  richtcr 
anspreche  of  kroiden  weulde,  dat  asdan  der  pastoir  der  kirchen  van  sent  Jacob 
vurschreven  als  principail  die  saiche  darvan  an  sich  nemen,  die  vurgenanten  burger 
ind  winre  verantwerden  sal  ind  we  datz  dat  recht  darvan  wonne  ind  behieldc,  dat 
wir  ind  unse  burger  deme  dan  vort  umb  die  novalien  siins  rechtz  gunnen  sulden. 
Ind  der  cgenant  unse  gcnedige  herre  van  Luytge,  so  dan  hem  Diederich  vur- 
schreven sine  bezalonge  van  dem  pacht  umb  der  vurgenanten  zweiongen  wüle 
ctzwat  verhalden  ind  verzoige,  geweist  is,  uns  vast  schriftlich  ind  overmitz  s.  g. 
canceller,  segeler,  reden  ind  frnnden  ernstlich  versoicht  halt  ind  doen  versoiken, 
ind  ouch  lest,  do  unse  herre  der  proist  vurschreven  selve  zo  Triecht  was,  unsen 
vrunden  aldae  dede  sagen  ind  ermanen,  hern  Diederich  vurschreven  van  sime 
jairpachte  ind  achterstelle  zo  voldoen,  naist  deme  he  sin  recht  bcschiniget 
bette  ind  urboedich  wer  umb  der  novalien  wille  mit  unsen  herren  deme  proist 
vurschreven  vur  sinen  hognaiden  als  behoirligen  richter  van  wegen  siure 
jnrisdictien  van  Luytge  rechtz  zo  plegen  ind  des  volcoemlich  gehoirsam  zo 
siin,  dat  s.  h.  ouch  daselvc  zo  Triecht  overmitz  etzligen  sinen  frunden  unsmc 
herren  dem  proist  dae  deden  sagen,  als  wir  dan  verstanden  haven.  Genedige 
lieve  herre,  so  mögen  u.  g.  darbi  wail  mirklich  proovon,  so  dan  unse  herre 
der  proist  vurschreven  sin  vermessende  recht  noch  niet  beschiniget  noch 
gewonnen  cn  hait,  dat  uns  dan  niet  ensteit,  die  nuwc  ziendcn  in  den  veldo 
zo  doen  ind  zo  laissen  ligen  ind  hern  Diederich  vurschreven  afzogaen,  des 
wir  vur  in  maissen  vurschreven  mit  eme  overkomen  sin,  darbi  zo  bliven,  bis 
zo  der  zit,  dat  die  scheillonge  tuschen  unsme  herren  dem  proist  ind  eme 
mit  recht  sal  ussgedragen  siin,  dae  sich  dat  gcbuert.  Biddcn  ind  getruwen 
lunmer  hcrumb  u.  g.,  so  wir  dienstlichste  können  ind  mögen,  unsen  herren 
den  prost  vurschreven  heruss  in  den  besten  zo  underwisen,  umb  dese  unse 
antwerde  darup  in  den  besten  upzonemen  ind  zo  verstaen  ind  uns  herover 
niet  anders  zo  bedenken.  Dan  wes  wir  u.  g.  ind  ouch  siinre  liefden  in 
einchen  Sachen  zo  willen  vermuchten,  darzo  wem  wir  alzit  willich  ind  bereit, 
kenne  Got,  de  u.  h.  gcspaern  muesse  wailvarend  ind  gesont  zo  langen  ziden. 

Datum  mensis  junii  die  16*.  anno  etc.  49"*. 
Jülich-Berg,    Litt.  N,  Nr.  4.     Orig, 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert     57 

36.  Gumprechty  Graf  voii  Neuenahr,  verpflichtet  sich,  eine  päpstliche  Bulle 
zu  erwirken  zur  Sicherstellung  des  Präsentationsrechts  des  Herzogs  von  Jülich- 
Berg  auf  die  Aachener  Propstei,    1452  April  2, 

Ich  Gumprecht  greve  van  Nuwenair  dein  kunt,  also  als  der  hogeboern 
furste  ind  herre  her  Gerart  herzouch  zo  Guyige  ind  zo  dem  Berge  etc.  ind 
greve  zo  Ravensberg,  min  besunder  lieve  gnedige  herre,  nu  van  sincn  sundcr- 
lingen  gnaden  gunst  ind  guden  willen  overmitz  sinen  besegelden  brieve  sulche 
gift,  as  sinen  gnaden,  sinen  erven  ind  nakomelingen  gebueren  wirt  an  der 
proistien  van  Aiche,  als  die  ledich  of  overgeven  wurde  van  dem  greven  van 
Seyne  ietzont  proist  zo  Aiche,  zo  henden  unss  heiligen  vaders  des  paess 
gestalt  halt  zo  behoef  minre  zweier  sone  einen,  mit  namen  Frederichs  of 
Johans,  wilcher  van  in  van  mir  of  den  minen  darzo  genant  wurde,  so  be- 
kennen ich  vur  mich  ind  mine  erven,  dat  ich  demselven  mime  gnedigen  herren 
herzogen  vurgenant  zo  gesacht  hain,  eine  bulle  zo  werven  ind  zo  bestellen 
van  unsem  hiligen  vader  dem  paess,  dat  s.  g.,  sinen  erven  noch  nakoem- 
lingen  suliche  brief  noch  stellonge  vurbass  in  zokomenden  ziden  an  der 
giften  ind  presentacien  der  proistien  vurgenant  niet  zo  hinder  noch  zo  achter- 
deille  komen  en  sali  sunder  argelist.  Ind  dis  zo  Urkunde  ind  gezuge  der  wair- 
heit  so  hain  ich  min  segel  vur  mich  ind  mine  erven  an  desen  brief  doin  hangen. 

Gegeven  in  den  jaeren  unss  hern  duisent  vierhundert  zweiindvunfzich 
up  den  hiligen  palmdach. 

JOlich'Berg,    Urk,  2590.    Orig,    Mit  dem  verletzten  Siegel  des  Ausstellers, 

37.  Herzog  Gerhard  von  Jülich- Berg  verschreibt  aus  den  Einkünften  seines 
Lombardenhauses  zu  Aachen  dem  Bitter  Goedard  vamme  Bongard  30  Guldett 
jährlicher  Rente,     1452  Mai  0,     Hanibach. 

0 

Wir  Gerhart .  .  .  bekennen  .  .  .  dat  wir  mit  gudem  vurraede  und  willen 
gegeven  und  bewist  haven,  geven  und  bewisen  oevermitz  desen  brief  unscrn 
lieven  raet  und  getruwen,  hern  Goedarde  vamme  Bongarden  ritter,  unsen 
crfkemerer  unss  lantz  van  Guyige  und  sinen  erven  drissich  overlentsche 
rynsche  gülden  münzen  der  kurfürsten  an  dem  Ryne  uss  und  van  solichen 
anderhalf  hondert  Philips-Bourgundischen  Schilden,  as  wir  jairlichs  up  sente 
Johans  baptisten  dach  zo  mitzsoemer  zo  unsem  geboere  an  Victor  und  Johan 
Barbiaen  gebroedern  und  Anthonys  van  der  Gassen  genant  van  der  Smytten, 
unsen  lombarden  zer  ziit  zo  Aiche,  van  unss  lombarden  huiss  und  bank 
wcigen  daselfs  geldens  haven  und  uns  geven  sullen.  Also  dat  der  vur- 
schreven  her  Goedart  und  sine  erven  die  vurschreven  drissich  gülden  van 
nu  fortan  alle  jaere  up  den  vurschreven  termin  sente  Johans  dach  an  dem 
vurschreven  unsem  lombarden  huise  und  bank  restlich  und  vredclich  haven 
und  upboeren  sullen  etc. 

Hamboich  in  den  jaern  unss  hern  dusent  vierhondert  zwei  und  vunf- 
zich,  des  neisten  dinxstages  na  dem  sondage  cantate. 

De  mandato  domini  ducis  Roricus  de  Beldekusen. 

Jülich' Berg.    Litt.  B.  I  3,  vol.  3.     Konzept. 


58  Otto  R.  Redlich 

38.  Herzog  Gerhard  von  JiHich-Berg  und  Gerhard  von  Loen,  Herr  zu 
Jülich  und  Graf  zu  Blankenhehn  quittiren  der  Witlwe  des  Aachener  Schöffen 
Dam  von  Haren,  Agnes  von  Wier,  über  Auslieferung  der  auf  die  Verpfändung 
und  den  Rüchei^werb  der  Aachener  Vogtei  und  Meierei  sich  beziehenden  Doku- 
mente.    1459  Mai  9. 

Wir  Gerhart  von  Gottes  gnaden  herzöge  zu  Güliche,  zu  dem  Berge 
etc.  greve  zu  Ravensberg,  und  Gerhart  von  Lhon,  her  von  Güliche  und  greve 
zoe  Blankhem,  doin  koind  und  bekennen  overmitz  desem  brive  vur  uns,  unse 
erven  und  nachkomlinge,  dat,  want  die  erbare  Agnese  van  Wier,  nachgelassene 
witwe  wilne  her  Damen  van  Haern,  scheffen  was  zu  Aiche,  zo  unsen  henden 
gestalt  und  overgeven  halt  etzliche  bricve  und  segele,  darinne  unse  vorfahre 
wilne  herzogen  zu  Güliche  vurzeitz  unse  voidie  und  meierie  zu  Aiche  versat 
und  verschreven  hatte,  mit  me  andern  Schriften,  testamente  und  brive,  die 
na  der  haut  darup  und  over  gemacht  ind  gegeven  waren,  dardurch  wir  dan 
diesclve  unse  voidie  und  meierie  wederumb  zu  unsen  henden  kregen  haven, 
darumb  so  han  wir  hcrzoch  und  here  vursehreven  vur  uns,  unse  ervc  und 
nachkomlinge  genzlichen  und  gründlichen  Vorzeichen  und  verziehen  auch 
in  desem  breve  up  alle  und  jechliche  forderonge,  anspräche  und  gebreche, 
wir  zu  derselver  Agnessen,  wilne  heren  Damen  ihren  mannen  vursehreven, 
of  iren  vur  of  nae  erven  of  jemantz  anders  van  iren  weegen  in  einige  weis 
gehat  oder  möchte  haven,  van  innigen  vurledenen  Sachen  of  zieden  biss  up 
datum  diss  briefs,  nit  davon  ausgescheiden,  also  dat  wir  si  der  ader  des 
achtermails  geine  weis  entgelden  lassen  oder  si  darumb  argwilligen,  kroeden, 
beschweren  noch  bededingen  willen  noch  en  sollen  overmitz  uns,  unse  erven 
of  nachkomlingen  selfs,  noch  niemand  anders  van  unsen  wegen  sonder 
argclist.  Vort  hain  wir  derselver  Agnessen  vur  sich  und  ire  erven  zugesagt 
und  gelaift,  zusagen  und  gelaven  auch  in  desem  brive  vur  uns,  unse  erven 
und  nachkomlinp^e,  of  sach  were,  das  deselve  Agnese,  ihre  erven  of  dat  ire 
nu  of  heruamals  umberrae  in  innicher  weiss  angelangt,  gekroedt,  bededingt 
oder  beschwert  würden,  of  innigen  last  of  schaden  betten  of  leiden  umb  der 
brive  und  schrifte  wille,  sie  uns  in  maessen  vursehreven  übergegeben  hatten, 
dat  wir,  unse  erven  ind  nakomlinge  alsdan  zurstont,  als  duck  ind  vil  des 
uoet  geboerde  ind  si  uns  darumb  ersuchten,  up  uns  selbst  koste  und  angst 
allen  last  afstellen  und  si  entheven  sullen,  ind  auch  unse  rede  ind  vrunde 
darzu  stellen  und  ordiniren*  willen  ind  sullen,  die  sie  ahn  den  gerichten  up 
den  dage  und  dagiugen,  darumb  bescheiden  oder  gehalden  würden,  darinnen 
verdedungen,  verantworten  ind  in  solchs  afstellen  na  alre  nottorft,  allet  uf 
uns  selfs  koste.  Und  of  wir  des  nit  deden  of  gedoen  kunten,  ind  in  die- 
selve  brive  oder  testament  daruver  dan  ein  dele  of  zumale  mit  recht  af- 
gewonnen  würde,  wie  dat  auch  zuqueme,  so  willen  ind  sullen  wir,  unse  orve 
of  nachkomlinge  in,  iren  erven  of  beheldere  diss  briefs  mit  iren  wellen  dic- 
selve   brieve   of  wat   in   der  also   mit  recht  afgewonnen   wurde  zu  ihrem 


*)  So  statt  des  unverständlichen  „ordingen*'  der  Vorlage. 


Urkundliche  Beiträge  zur  Geschiebte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     59 

gesinnen  weder  overgeven  und  Icveren  in  ire  vrie  sicher  behalde  und  gewalt 
binnen  Aiche,  unbeschwert  und  unbekommert  van  alremallich,  umb  sich 
damit  deshalben  van  dem  gerichte  zu  ledigen  ind  zu  quiten.  Ind  of  wir 
der  vorschreven  leverongen  nit  en  dedcn  binnen  dem  neisten  mainde,  nach- 
dem wir  darumb  ersucht  wurden  und  daran  imc  theile  of  zu  male  verbrechen 
of  verseumlich  wurden,  das  Gott  nit  en  wille,  so  geloven  wir  beide  heren 
vurschreven  vur  uns,  unse  erven  und  nakomlinge  zu  der  erster  manunge 
der  ehegemelter  Agnesse,  ire  erven  of  helders  vurschreven,  wa  of  wie  uns 
of  unser  einleben  auch  der  manunge  schriftlich  of  mundlich,  zu  haus  of  zu 
bove  geschege,  sonder  unser  einich  sich  mit  dem  anderen  of  sunst  irgent 
anders  mit  zu  beschulden  of  zu  entschulden,  als  jeder  von  uns,  unsen  erven 
of  nakomlingen  einen  guten  schiltwürdigen  (!)  mau  mit  zweien  knechten 
und  dreien  reisigen  pferden  in  leistonge  zu  schicken  und  zu  senden  binnen 
der  stede  eine*  Collen  of  Aiche  zu  irer  kur  in  eine  herberge,  die  uns 
zu  der  manunge  gezeichnet  wurde,  ind  darinnen  erbare  leistonge  dein  zu 
halden  nach  leistonge  rechte  und  gewaende  up  uns  selfs  koste  ind  purde, 
die  wir  auch  als  duck  in  lange  des  noit  geburde  quitten  und  ersetzen  willen 
und  snllen  und  nummermehr  leistes  updoen  noch  lassen  zu  hören  noch  daraus 
zu  scheiden,  wir,  unse  ervc  of  nachkomlinge  en  haven  irst  die  vurschreven 
brieve  of  testamenten  of  wat  in  der  of  davon  mit  rechte  afgewonnen  were, 
weder  zu  iren  henden  overgelievert  in  aller  massen  als  vurschreven  steht. 
Ind  vurbrochen  wir,  unse  erven  of  nakomlinge  oder  unser  inniger  auch  an 
der  leistonge  vurschreven,  wat  sie,  ire  erven  of  heldere  vurschreven  da  darzu 
doen  wtlrden,  id  were  uns,  unse  erven  of  nakomlinge  darumb  na  iren 
willen  zu  scheiden,  zu  beklagen,  up  zu  schlaen  zu  kaexe  und  zu  malen  ind 
anders  umb  uns  darzu  zu  bringen  ind  zu  halden  na  lüde  dis  briefs,  des 
snllen  sie  allet  erleuft  sein  ind  dat  na  iren  willen  doen  moegen  van  macht 
dis  briefs,  bis  wir  in  die  vurschreven  brief  weder  übergeven  ind  in  iren 
schaden  gericht  haven,  den  sie  umb  unser  vertrückong  willen  derselben 
brieve  gedaen  ader  gebeden  betten.  Und  of  sie  auch  umb  derselven  brieve 
willen  van  jemand  geveedt  of  geweltlichen  vorgenommen  oder  geschedigt 
wurden,  so  mögen  Agnese,  ire  erven  of  heldere  vurschreven  sich  weder  die- 
selven,  die  sulchs  mit  in  vurncmmen,  aus  und  wieder  in  uns  lande,  darinnen 
dieselve  Agnese,  ihre  erve  of  helder  vurschreven  auch  unse  vurwerde,  velich- 
keit  ind  geleit  haven  ind  sulche  irer  wederparthie  geine  vurwerde,  velicheit 
noch  geleit  haven  noch  gebrechen  suUen,  sich  bebelpen  und  weron  und 
ihren  schaden  keren  moegen,  war  ind  wie  sie  des  zukomen  konten,  sonder 
overmitz  desselven  Gerbard,  seine  erven  of  heldere  vurschreven  damit  ent- 
gaen  uns  of  unse  laut  oder  leude  zu  wrechen  oder  zu  niissdoen,  want  wir 
in  des  erleuft  haven  ind  erleuven  auch  in  desera  breve  vur  sich  und  die  ire 
nach  aller  noturft.  Und  sie  zo  wissen,  dat  Agnes  vurschreven  vur  siib, 
ihre  erven  of  helder  vurschreven  warhaftige  copien  ind  afschrifte  hinder  sich 


•j  In  der  Vorlage  das  anvor»tändlicbo  ^Rliyno", 


urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     61 

ind  inheldt,  as  hcrna  geschrieven  steit:  Wir  Gerhart  yan  Götz  gnaden  her- 
«ouge  zo  Guyige  etc.  ind  Gerhart  van  Loyn  etc.  doen  kant  ind  bekennen 
oevermitz  diesen  brief,  dat  wir  umb  guetz  vermoedens  wille,  wir  haven  ind 
dragen  zo  unsme  lieven  gctruwen  Gerhart  van  Hairen,  ind  euch  umb  getruwes 
dicnstz  wille,  hei  ind  sine  aldern  uns  ind  unsern  vurfacni  bewist  ind  gedaen 
haint  ind  vurbass  doen  moigen,  denselvcn  Gerhart  gesät  ind  gemacht  hain, 
setzen  ind  machen  ouch  tgainwordeclichen  oevermitz  diesen  brief  unsen  vaidt 
ind  mcier  zo  Aiche,  as  wir  herzouge  zo  Guyige  vurschreven  vur  unse  dri 
deile  ind  wir  herre  zo  Guyige  vurschreven  vur  unse  vierdeil,  also  dat  der- 
selve  Gerhart  van  Hairen,  sine  erven  of  helder  dis  briefs  mit  sinem  willen 
die  vurschreven  unse  vadie  ind  meierie  zo  Aiche  mit  alle  ind  ieclichen  up- 
komingen,  rentcn,  nutzen,  forfeiten  \  bruchten  ind  vervellen  darzo  dienende 
ind  gehoerende,  die  beide  binnen  der  stat  Aiche  ind  ouch  dair  enbuissen  in 
dem  riebe  van  unsen  weigen  innehaven,  upheiven  ind  untfangen  ind  uns  dae 
van  nu  vertan  ieclichs  iairs  zo  unsme  oder  der  gienre,  den  wir  dat  beveilen 
wurden,  gcsinnen  ungeverliche,  erbere,  getruwe  rechenschaf  doin  ind  daevan 
zo  vocmtz  afrechenen  sullen  scheffenconreit,  kneichtc,  kleidonge  ind  ander 
ungelt,  man  gewoinlich  daevan  zo  doen  ind  zo  geven  pliet.  Ind  wes  dan 
dairemboiven  oiverde,  daevan  sullen  si  uns,  unsen  erven  of  nakomclingen 
of  den  gienen,  wir  dat  bevelen  wurden,  as  mallich  van  uns  zo  unsme  geboer 
vurschreven  vur  uns  jairs  drideile  hantricken  ind  volgen  laissen;  ind  dat 
andere  virdedeil  sullen  derselve  Gerhart,  sine  erven  of  helder  dis  briefs  vur- 
genant  vur  iren  last,  koste  ind  moetnisse  der  selver  ampte  vurschreven  haven 
ind  innehalden.  Ind  wir,  unse  erven  ind  nakomelinge  en  willen  noch  en 
sullen  ouch  den  egenanten  Gerhart  van  Hairen,  sine  erven  noch  helder  dis 
briefs  vurschreven  van  der  vurschreven  unser  vadien  ind  meierien  niet  wisen, 
entsetzen  noch  entweldigen,  noch  verhengen  oder  geschien  laissen  umb  eincher 
Sachen  wille,  die  geschiet  weren,  geschiegen  of  umberme  geschien  mocchten, 
wir  en  haven  in  dan  ierst  an  einre  alinger  summen  in  ire  vri  sicher  behalt 
ind  gewalt  loss,  ledich,  kummerlois  ind  vri  van  allen  sachcn  ind  alremallich 
binnen  Coelne  of  Aiche  der  steide  eine  zo  irre  kuer  gegeven,  verriebt  ind 
wail  bezailt  eichthondert  ovcrlensche  rinsche  gülden  der  kurfursten  münzen 
bi  Kinc,  die  wir  in  schuldich  sin  ind  zogesacht  ind  geloift  hain  zo  geven 
vur  ind  van  mannicherleie  laste,  koste,  arbeit  ind  moitnisse  wille,  die  des- 
selvcn  Gerhartz  aldeni  umb  der  vurgcnanten  unser  vadien  ind  meierien  wille, 
dat  uns  allet  zom  besten  komen  is,  gedaen  ind  gelieden  haint.  Ind  mit 
bezalongen  derselver  eichthondert  gülden  in  maissen  vurschreven  moigen 
wir,  unse  erven  of  nakomelinge  die  vurschreven  unse  vadie  ind  meierie  eine 
mit  diesem  brieve  wieder  an  uns  ledigen  ind  loesen,  wanne  wir  willen,  doch 
alsoe  wanne  wir,  unse  erven  of  nakomelinge  die  loesonge  ind  bezalonge  in 
maissen  vurschreven  doen  weulden  achter  desem  iersten  zokomenden  jaire 
nae  datum  dis  briefs,  so  wir  des  niet  ee  doen  sullen,  dat  willen  ind  sullen 


*)  Von  dem  französischen  forfuit  (Preveltlmt,  Verbrechen;;  also  vermuthlich  gleich- 
bedeutend oiit  Brttchien. 


62  Otto  R.  Redlich 

wir,  unse  erven  of  nakomelinge  in  achter  demselven  iersten  iairc  zom  minsten 
ein  half  jaire  mit  unsen  offenen  besiegelten  brieven  zo  voemz  verkundigen 
ind  upschriven.  Dat  wir  herzouch  ind  herre  etc.  vurgenant  vur  uns,  unse 
erven  ind  nakomelinge  allet  also  geloeft  hain  ind  geloiven  ouch  in  diesem 
brieve  bi  unser  fürstlicher  eren  ind  wirden  in  gueden  truwen  ind  reichter 
wairheit  vast,  stede  ind  unverbrüchlich  zo  halden  ind  zo  voUenziehen  ind 
her  wieder  niet  zo  komen*  noch  zo  doen  mit  gerichte,  reichte,  gewalt  noch 
anders  in  geinrehandewis,  sonder  alre  könne  argelist.  Ind  dis  zo  Urkunde 
der  wairheit  so  hain  wir  herzouch  ind  herre  etc.  vurschreven  vur  uns,  unse 
erven  ind  nakomelinge  unse  siegele  vur  an  diesen  brief  doen  hangen.  Ind 
want  diese  sachen  mit  unser  Sophia  van  Sassen  van  Götz  gnaden  herzoginne 
zo  Guyige,  zo  dem  Berge  etc.  grevinnen  zo  Ravensberg,  ind  Wilhem  junge 
herren  zo  Guyige  ind  zo  Blankenheym  vurschreven  alsus  mit  unsen  wissen 
ind  gueden  willen  geschiet  sint,  so  hain  wir  des  zo  gezuige  ouch  unse  siegele 
mit  an  diesen  brief  doen  hangen.  Ind  wir,  herzouch  ind  herre  vurschreven 
hain  darzo  geheischen  ind  bevoilen  unsern  lieven  reden  ind  getruwen  hem 
Goedart  van  Harve  etc.  unserm  lantdrosten  zo  Guyige,  hem  Johann  vamme 
Geysbussche,  herren  zo  Boilhem,  rittere,  Bertoult  van  Plettemberg,  Bertoultz 
son,  ind  Baldewyn  van  Berge  genant  van  Blensse,  dat  si  ire  segele  zo  ge- 
zuige mit  an  diesen  brief  gehangen  haint.  Des  wir  Goedart  van  Harve  etc. 
lantdroste  zo  Guyige,  Johann  vamme  Geysbussche,  herre  zo  Boilhem,  ritter, 
Bertoult  van  Plettemberg,  Bertoultz  son,  ind  Baldewyn  van  Berge  genant 
van  Blensse  vurgenant  also  zugen  ind  bekennen  gerne  gedain  haven  van 
geheische  ind  beveile  unser  gnediger  liever  herren  vurgeschrieven.  Gegeven 
im  jair  unss  herren  duisentvierhondert  nuinindvonfzich  des  nninden  dagen 
in  dem  meie.  So  bekennen  ich  Gerhart  van  Hairen  vurschreven  vur  mich 
ind  mine  erven  ind  ouch  vur  behelder  mins  vurgenanten  heuftbriefs,  dat  ich 
minen  gnedigen  herren  vurschreven  vur  gesichert  ind  nae  mit  minen  up- 
ge reckten  vingem  gestaiftz  eidtz  liflichcu  zo  Goide  ind  den  heiligen  geswoiren 
hain,  sichern  ind  sweren  ouch  in  diesem  brieve,  die  vurgeschreven  i.  g.  vadic 
ind  meierie  mit  irmc  reichten  nae  minre  macht  ind  besten  sinnen  truwe- 
lichen  zo  hanthaven  ind  zo  bewaren,  der  loesen  nae  luide  dis  vuringeschrievenen 
briefs  gehoirsam  zo  sin  ind  vort  allet,  dat  dae  inne  up  mich  zo  doen  ind  zo 
halden  geschrieven  steit,  vast,  stede  ind  unverbrüchlich  zo  halden  ind  dar- 
wieder  niet  zo  komen  noch  zo  doen  in  eincher  hande  wis  umb  eincher  sachen 
Wille,  die  geschiet  were,  geschiege  of  umberme  geschien  moechtc,  sonder 
alrekonne  argeliste  ind  indracht.  Ind  hain  des  zo  Urkunde  der  wairheit  vur 
mich,  mine  erven  ind  helder  vurschreven  min  Siegel  vur  an  diesen  brief  ge- 
hangen ind  hain  darzo  gcbeiden  den  vroimen  ind  vesten  hem  Goedart  van 
Harve,  lantdroste  des  lantz  van  Guyige,  ritter,  ind  Goedart  van  Deynss- 
bur,  dat  si  ire  siegele  zo  meirre  gezuge  mit  an  diesen  brief  gehangen  haint. 
Des  wir  Goedart  van  Harve,  lantdroste  des  lantz  van  Guyige,  ritter,  ind 
Goedart  van  Deynsbur  vurschreven  also  zugen  ind  bekennen  gerne  gedain 
haven  umb  beden  wille  Gerhartz  van  Hairen  vurgenant. 


Urkundliche  Beitrüge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     63 

Gegeven  im  jaire  unss  herrcn  ind  up  dcnselven  dach,  as  der  hie  vur 
ingeschrieven 'brief  steit  ind  inneheldt. 

Jülich-Bei'g.  ürk.  Nr.  2643.  (h'ig.  Perg.  Alle  drei  Siegel  gut  erhalten» 
Ebendaselbst  das  Original  der  oben  inserirten  Bestallungsurkunde ;  an  dieser 
fehlen  die  Siegel  Nr.  1,  2,  5  und  6,  die  Hörigen  vier  sind  alle  etwas  lädirt. 

40.  Bitter  Engelbrecht  Nyt  van  Birgellj  Erbmarschall  des  Lands  von 
Jülich,  berichtet  dem  Herzog  Wilhelm  von  JtVich-Berg  über  Ausweisung  ver- 
schiedener Aachener  Bürger.     1476  Oktober  15. 

.  .  .  Ich  meinen,  Peter  van  Adenauwe  der  have  u.  f.  h.  wail  zo  kennen 
gegeven,  wie  u.  f.  h.  rede  nu  lestleden  van  burgermeister  ind  raetzvrunde 
der  stat  van  Aichen  zo  Guilge  gescheiden  sind.  Genedige  lieve  herre,  so 
haint  der  rait  van  Aichen  disse  hernae  beschreven  up  saettersdach  niest 
vurleden  [Oktober  12]  uiss  der  stat  van  Aichen  verkourt  nae  innehält  des 
kurbogs  eider  up  sine  bruchge,  dat  soelde  nae  lüde  des  kurbogs  komen 
np  246  mark  Eghs,  ind  si  sint  vort  verwist  uis  der  stat  ind  deme  riche 
van  Aichen  mallich  ein  jair  zo  bliven,  ind  als  dat  jair  umb  is,  so  in 
suUen  si  noch  niet  in  die  stat  noch  rieh  komen,  si  in  haven  sich  eirst 
mit  deme  herren  ind  der  stat  van  Aichen  vereinichet.  Item  dit  sint  die 
gene,  die  sus  *  gewist  sint:  Item  Jacop  van  Valkenberg,  Johan  van  der 
Hagen',  Johan  Kumpstaff,  Johan  zo  deme  Birboeme,  Wilhem  Elrebron  ind 
Peter  Elrebron,  Peter  Buck^  Johan  Vyn,  Peter  van  Roedo.  G.  1.  h.  so  sint 
disse  vurschreven  noch  zo  Burtzit  in  maissen  u.  v.  h.  in  dissem  ingelaichten 
brieve  her  Johan  van  Franckenberg  mir  geschroven  hait.  G.  l.  h.  so  duchto 
mich,  dat  beste  sin,  die  wille  dat  disse  lüde  noch  bi  einander  sint,  dat  u. 
V.  h.  darbi  liest  schicken  ind  liest  besein,  of  si  gedaedingen  künden.  Komen 
si  van  ein  ander,  so  zugt  der  ein  her  ind  der  ander  dar  wonneu,  war  si  Got 
bereit,  so  in  sali  man  sune  mit  in  niet  so  wail  kunnen  gedaedingen,  als 
man  nu  dede.  Ich  hain  verstanden,  cre  goit  sulle  in  volgen.  Is  dat  so,  so 
is  sich  zo  vermoeden,  dat  si  under  ander  hem  of  in  ander  steede  zein 
werden,  so  in  sulle  man  dan  die  brughen  niet  so  wail  van  in  kunnen  krigen, 
als  man  nu  dede.  G.  1.  h.  wat  u.  v.  h.  nu  hie  inne  dat  beste  dünken  sin, 
dat  willen  mir  u.  v.  h.  schriven  bi  brenger  dis  mins  briefs.  Ich  bin  eitzunt 
zo  Aichen  gereiden,  umb  voirder  van  dissen  sachen  zo  vernemen.  Der 
allemeichtige  Got  der  gespare  u.  v.  h.  zo  allen  ziden  lanklivich  ind  gesont 
zo  gebeden  over  all  min  vermoegen. 

Gegeven  under  mime  segel  up  dinstdach  niest  nae  sent  Gereoins  dach, 
anno  etc.  Ixx  sexto. 

Jülich-Berg.     Litt.  N.  Nr.  4,  vol.  IL     Orig. 


•)  Hior  wie  in  alsas:  „so". 

«)  Vgl.  Ä'itsclirift  (log  Aachenor  OoHohiohtsvereiiis  B.l.  VIIT,  H,  2!i7,  245  und  247. 

•}  Ein  Peter  Back  i«t  WiO  SchÖffo  in  Auoh«>n.     Vgl.  Ebiuda  Bd.  XV,  8.  2H8. 


64  Otto  R.  Redlich 

41.  T^er  Aachener  Magistrat  verleiht  dem  Steinmetz  Simon  an  den  Thutfn 
uml  seinen  Geicerhen  das  Recht  des  Bergbaus  auf  Mineralien  M  einem  Felde 
ron  20  Morgen  beim  Kalkofen  zu  Haaren.     147S  Oktober  15. 

Wir  burfjermeister  schefifen  ind  rait  des  koninclichen  stoils  ind  stat 
Aiche  doin  kant  allen  laden  ind  bekennen  oevennitz  diesen  brief,  dat  wir 
zer  vlisslicher  beden  ind  begerden  Symons  an  den  Thnyn  steinmetzerS  dem- 
selvcn  Symon  ind  sinre  mitgeselleschaft,  hei  zo  sich  neiroen  wirt,  up  berch- 
reicht  yerlient  hain  unser  gemeinden  zwenzich  morgen  in  sime  Vierkant,  zo 
wissen  omb  Beghyntzell  irre  irster  koiien  *,  si  aldae  anfangen  werden  an 
iederre  siden  Tan  den  vier  siden  vonf  morgen,  gelegen  in  nnserm  riebe  bi 
Hairen  nmbtrint  den  kalkoiven*,  dae  men  den  kalk  bemt,  also  dat  si  ind 
niemant  anders  bnissen  iren  willen  aldae  graven,  berchwerk  machen,  eirzsaechen 
ind  vinden  moigen,  darzo  si  ouch  des  vliessende,  wassers,  ire  Sachen  zo 
reinigen  ind  sust  zo  irre  noittorft  gebmichen  sollen  moigen  sonder  iemantz 
an,  np  oder  in  sime  erve  einchen  schaiden  daemit  zo  doin  oder  zozofuegen. 
Ind  so  wat  eirz,  idt  si  goult,  silver,  kaffer,  zin,  bli,  iser  of  einich  ander 
eirz,  wie  man  dat  noemen  moecht,  hei  oder  sine  geselleschaft  aldae  darch 
Goltz  verhenkeniss  winnen  oder  erkrigen  wurden,  wurde  idt  gesmalt, 
dae  van  sullen  si  uns  ind  unser  stede  dat  zwenzichstc  pont  loss  ind  Tri 
geven  ind  Ueveren,  ind  wurde  idt  ro  Terkouft,  so  sullen  si  uns  ind  unser 
stede  den  zwenzich<^ten  pennink  darvan  loss  ind  Tri  geTen  ind  lieTeren. 
Were  ouch  sache,  der  Turgenant  Symon  ind  sine  mitgeselleschaft  binnen 
den  Turgenanten  zwenzich  morgen  Tan  boiTen  nieder  durch  iemantz  enre 
graTen  wurden,  dat  sullen  si  doin  moigen  ind  doch  dat  irst  an  den 
erfgenamen  des  erfs  oder  der  erTen  gelden  ind  Tergueden,  as  berch- 
werks  reicht  is.  Ind  wer  sache,  der  TurschreTen  Symon  ind  sine  mit- 
gesellen die  Turschreven  zwenzich  morgen  berchwerks  ungewordt  ligen 
Hessen  seiss  wechen  ind  dri  dage,  asdan  sullen  wir  ind  unse  naekomelingc 
dieselTe  zwenzich  morgen  berchwerks  wieder  nae  uns  neimen  ind  daemit 
unsen  willen  zo  behoif  unser  stede  doin  moigen,  sonder  argelist.  Urkonde 
unser  stede  gemeinen  siegeis  herane  gehangen,  des  Tonfzienden  daigs  octobris 
im  jacr  unss  herren  duisent  Tierhondert  eichtindsieTenzich. 

Aachen,  Schöffen  stuhl  (!)  Xr.  9.  Orig.  Perg.  Mit  detn  anhängenden 
etwas  verletzten  Stadtsiegel. 

42.  Martin  ran  Pelleten^  Diener  des  Aachener  Lombardenhauses  an 
Herzog  [Wilhelm]  ron  JiHich-Berg.     [c.  1480]  Februar  16. 

...  As  wir  u.  g.  guitlich  geschreven  ind  gebeden  haTen  um  beschudde 
ind  beschirmenisse  an  der  guder  stat  Tan  Aichen,  dat  wir  in  onser  reichten, 
Privilegien  ind  herkomen  neit  Terkurt  en  wurden.  Dar  u.  g.  uren  Tait  Tan 
Aichen  up  geantwert  sulden  haTen,  dat  wir  u.  g.  herkomen  neit  Toldain  en 


•'  knie  8.  V.  a.  Orub<*,  Schacht. 

*;  VgL  Zeitschrift  des  Aachener  Qeschicht«v«reiiia  Bd.  XV',  S.  dUl 


Ürkoudliche  Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     65 

sulden  hayen  ind  gebrechlich  da  sulden  sin.  Dat  ons  neit  en  stunde  zu  doin, 
want  wir  u.  g.  rentmeisteren  of  dieneren  alle  jair  guitlich  bezailt  haveu, 
der  wir  gudc  qnitance  af  haven.  Ind  want,  g.  1.  h.,  onse  overste  nu  zer  zit 
in  Engelaut  is  ind  lange  zit  da  intboden  is  geweist  bi  den  hogeboeren  vurste 
den  herzöge  van  Orlyens,  ind  ons  neit  en  steit  zu  doin  buissen  bevele  ind 
consent  ons  oyersten,  so  wir  diener  sin  des  huis  ind  ouch  wail  wissen,  dat 
onse  overste  diese  sachen  neit  wail  versonnen  en  hait,  so  bidden  wir  u.  g. 
sere  vruntlich,  dat  u.  g.  dese  sachen  willen  laissen  upstain,  bis  onse  overste 
binnen  lants  komen  is,  den  wir  dan  also  guitlich  nnderwisen  willen,  dat  u.  g. 
reicht  ind  herkomen  genoich  voldain  ^al  werden;  ind  vorder  der  guder  stat 
van  Aichen  doin  schriveu  ind  underwisen  wilt,  dat  wir  vestelich  in  unsen 
Privilegien  ind  herkomen  bliven  mögen,  angesien,  g.  1.  h.  den  verderflichen 
schaden,  den  wir  dagelix  hiebi  liden.  Erbittet  Äutwoti  und  erbietet  sich  zu 
alten  Diensten, 

Gescreven  16.  den  dag  in  februario. 

JiVich-Berg,     Litt»  D,  L     Orig. 

43.  Jakob  Herr  von  Argenteau,  Bitter,  mit  seinem  Sohn  Reinhard  er- 
klären, mit  der  Stadt  Aachen  ausgesöhnt  zu  sein  *,  und  versprechest,  die 
Aachener  Bürger  nicht  mehr  zu  schädigen.     1482  Juni  11. 

Wir  Jacob  herre  zo  Arckenteell  ind  zo  Hermaill,  ritter,  ind  ßeynart 
sin  clige  eltste  son,  doin  offenbierlichen  kont  allen  luden  vur  uns  ind  unse 
erven  oevermitz  diesen  brief  bekennende,  dat  wir  ind  unse  erven  alre  ind 
ieclicher  forderongen,  anspraichen  ind  heischongen,  wie  wir  die  van  allen 
vnrliedenen  ziden  bis  zo  diesem  hudigen  daghe  zo  data  dis  briefs  an  die 
ersame  wise  burgermeister,  scheffen  ind  rait  des  konincllchen  stoils  der  stat 
Aiche,  vort  ire  vurschreven  stat  ind  die  ire  gelaicht,  geheischt  ind  gefordert, 
ouch  si  ind  die  ire  darumb  uiss  dem  loch  zu  Arckenteell  geschedicht,  doin 
ind  laissen  schedigen,  ind  wat  si  darumb  wieder  an  ons  gefordert  gehat 
haven  ind  wes  sich  dairinnon  mit  worden  ind  werken  heimelich  ind  offenbaer 
gemaicht  ind  ergangen  hait  ind  haven  mach,  niet  dairaf  uissgescheiden  mit 
den  vurschreven  burgermeistern,  scheffen,  raide  vort  irre  stat  ind  den  iren 
ind  si  wieder  mit  uns  genzlichen  durch  unser  beider  side  vrunde  gesoint, 
geliehen,  gescheiden  ind  vereingct  sin  ind  bliven  willen  ind  sullen  zen 
ewigen  ziden  zo.  Darumb  alre  vurgeroirter  sachen  halven  an  die  vurschreven 
burgermeister,  scheffen  ind  rait,  vort  ire  stat  ind  die  ire  nuramer  forderonge 
noch  anspraiche  me  zo  haven  noch  zo  behaldeu,  zo  legen  noch  zo  kieren 
schaffen,  geschie  heimelich  noch  offen baire.  lud  umb  de  foirder  ind  ewige 
frnntschaft  tuschen  uns  zo  allen  siden  zen  ewigen  ziden  zo  voeden*  ind 
zo  halden,   so  en  willen   noch   en  sullen  wir  nocl}   unse  erven  umb  einche 

»)  Ueber  die«*»  Fehdo  vgl.  Haagen  o.  a.  O.  Bd.  IT,  S.  KM)  ff.  und  Qnix,  Biitrttffe 
zur  Gogcliichtü  der  Stadt  und  des  U^üchs«  von  Aiu-hon  Bd.  III,*  S.  91  ff, 

*)  voden  i.  v.  a.  nähren,  grosaciehen;  hier  also  in  bildlichem  Sinne. 

5 


44  Oao  B.  R«tilkii 

«A^r&ett«  vAtkouMrn  die  ondk  wer^n  ifri  vir  si;  'ieoielT^n  Inirgeriiieistenu 
trfc^ifeii  rnd  nt^i^  Tort  iirp-  «xai  Mer  d-n  irrü  ^nurm^iLs  s^haffeii.  kriecen 
ffder  ^ewosB^a,  Eoch  sxl*«  niss  cni^m  *1*>?^.  h«ii5r,  Ivdi  ind  hierlichrit 
Af<rk*iiterIL  n<>^h  aiää  andeni  nns^en  ?I>*5rii  n-Kh  iüriikb^ideo  die  Tiirschn?Ten 
bun^ermfrbl^r.  «^Iwrffen  icd  nii  irrir  stat  cv-^-h  dir  ir^  nnmmer  ceschedigen 
doift  nfxrb  Ui^s^m  *<rh*:dig»:-ii  &i>ch  arehwilli^rer.,  wir  ind  unser  erren  en  holten 
in  dat  ir*l  mit  ans^rrn  offen»rn  fce-i«i^»rld'e-3  trirvea  Mnnen  irre  «tat  in  hende 
irre  »t^^  (lars^ermeister  dan  zktzii  <ZK<chlrkt  ein  vienlel  jair?  zo  voerentz 
genoirbsamlirb  rerkondi^  ind  apee>rhri^-ven.  ind  in  darz«>  mit  derselver 
rerkondigen  ind  ap<cbrift  in  irre  st«t:«le  Airbe  renckamer  gcsant  doin 
'^verliereren  ind  bezailen  alsokbTn  h«'ndertindzwenzich  culden,  as  Tur- 
zitz  durcb  t^eordinierde  commi>sanen  dos  raitz  van  Brabant  oisgespnxrben 
i»t  worden,  wir  in  wiederkier*--n  ind  U?railen  s«»uld»?n,  de>  >i  oach  uns  a>dun 
wr  jjcrw/>enlige  qnitancie  ind  verzichbrief,  daemit  wir  ind  nn>e  erven  verwari 
«in,  treven  tJoUen.  Ind  norbtant  en  will»?n  noch  *.n  sollen  wir  noch  un>e 
erven  niet  wieder  rfü,  ire  »tat  noch  die  in.-  doin,  doin  noch  schaffen  geschie, 
dat  ((emelte  vierdel  jairs  en  were  dan  irst  vullich  umb.  Niet  de  min  en 
HuIIen  norbtant  alle  boivengeroirte  vurlieden  >achen  genzlichen  gesoint^  j?e- 
lirhen,  ge.scbeiden  ind  vereiniget  Miven,  in  m.iissen  vnrschrevcn  steit,  gelich 
wir  Jacob  ind  Revnart  vader  ind  son  vurschreven  dit  allet  also  nae-  lüde 
dirf  briefs  geloift  hain  ind  vur  uns  ind  onse  erven  in  kraft  dis  briefs  geloiven 
vante,  stede  ind  anverbmchlich  zo  Iialden  ind  zo  voUenzien  sonder  argelist 
Di.H  zo  arkondc  der  wairheit  hain  wir  Jacob  herre  zo  Arckenteell  ind  Beynart 
vader  ind  son  viir.-jchreven  as  mallich  van  uns  sinen  siegel  vur  uns  ind  unse 
(TV»'n  an  di<'Son  brief  irehangen.  Ind  hain  vort  tr«*brdcn  die  strenge  ind  vesie 
h<Tn  Friedorich  lierre  zo  Witham  ritten  t-rfinarsohalk  ind  burcbgrave  tslantz 
van  Lyniburg,  ind  Wember  van  Witham.  burchgreve  tslantz  van  l»ailhem, 
dat  si  in;  siegeb*  zo  foirder  geziigi*  mit  herane  irehangen  haven.  Dat  wir 
Fri«!derieh  ind  Weniher  vurschreven  umb  vunremolter  beden  wille  kennen 
t^ernf  gedacn  hain.  Des  eiiften  daigen  junii  im  jaire  unss  berren  duisent 
vifrhondert  zweiind»:ichtzich. 

JiHich-Iierg.      Litt.  X.   Xr.  0.     Kopie. 

44.  Pf'ior  und  Konvent  des  Predifj*  rordens  zu  Aachen  an  den  Herzog 
rWilhlm  IV.J  von  Jülich- JUrg.     c.   U^'>. 

/Jurrh  mangelhaftf.s  Fundament  sei  der  Chor  ihrer  Kirche  haufdUig 
grirorden.  So  is  die  rechte  heuftgela>rvinster,  as  dersolve  cboire  ierst  nuwe 
trrbiiwct  was,  van  ein(.'m  u.  f.  g.  vurfadt-r  grnant  herzöge  Wilhem  van  Guiige 
rirhliclHT  g<Mb'rht«'iiiss  dar  doin  machen  ind  gegi'Ven  geweist,  dae  van  die 
waiinnfigiiren  ind  bihlonge  noch  im  glase  ste'it '.    Wulden  wir  gerne  u.  g.  ind 

'  hi«sc  N'iiti/.  üImt  «1»'1i  Hjui  ilts  Cliorrs  ist  um  s<)  wert li voller,  iils  wir  bishtT 
iilirr  (Ii«>  Kiitstrlmn^  der  St.  l'aulHkir<lic  s«»  ^ut  v\  !«•  ki-iiu-  Ntu-lmcliten  bcÄissen.  l)« 
•  lir  Chor  „i«'rst  nuw<>  ^«'Imwct  was",  ist  unzun<hiiM'ii.  «Ijiss  «t  unter  tler  Rfgieninjj 
WillicIiDH  III.  von  .IUli(.h  (i:iili}— 14(>2i  entHtandon  war.    Die  Annahme  von  Kaplan  Ueii 


Urkundliche  Beiträge  zar  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     67 

richlieher  gedechteniss  u.  g.  vurfederen  zo  cren  die  selve  vinster  darbl  be- 
halden  haven;  is  die  vurscreven  vinster  durch  gebreeh  desselven  bouwes  sere 
gequat,  dat  wir  si  sunder  nuwe  zo  machen  doin  niet  darbi  behalden  können, 
haint  uns  ouch  as  mirklich  aiu  den  vurscreven  choire  verbuwet,  dat  id  uns 
dieselve  vinster  so  zo  vemuwen  zo  sweirllch  vallen  sulde.  Bidden  darumb 
n.  f.  g.  so  wir  demoidichste  moigen  u.  g.  Gode  zo  eren  also  vi!  doin  willent 
unserm  vurscreven  goitzhuise  ind  cloistcr  zo  stuire  ind  hulf,  dat  die  vur- 
screven heuftgelasevinster  mit  u.  g.  figuren  ind  waipen  widder  nuwe  gemaicht 
moige  werden.     Des  ind  alles  guetz  getruwen  wir  gcnzlich  etc. 

JüUch-Berg.     Litt,  K  13.     Orig. 

45.  Bitter  Johann  von  Merode  zu  Frankenberg  *  beklagt  sich  beim  Herzog 
Wilhelm  IV.  von  Jülich-Berg  über  die  Aachener  Schöffen,    o.  J.  [c.  1493]. 

Durchluchtige  hoegcboern  furste,  genedige  alreleifste  her.  Minen 
schuldigen  willigen  dienst  sii  u.  f.  g.  alziit  zo  voern  bereit.  Geven  u.  f.  g. 
demodich  zo  kennen,  das  etzlige  missel  tuschen  den  scheffen  der  stat  Aichen 
ind  den  scheffen  des  dorps  Boirscheit  belegen,  in  wilchen  mich  bedenkt  mir 
ind  den  scheffen  zo  Boirscheit  verkurtz  werde,  doch  mich  derselver  gebrech 
vur  ind  nae  an  u.  f.  g.  rede  in  der  saichen  uns  zo  beiden  deillen  darusser 
sprechen,  id  wer  in  billicheit  ader  guetlicheit,  will  ich  gern  dabi  laissen. 
Sulchs  mir  biiss  noch  verslagen  ind  werden  gewarnet,  dat  gericht  van  Achen 
die  scheffen  zo  Boirtscheit  mit  geistlichen  rechten  ind  anders  vumemen 
sullen,  ouch  bestanden  haven,  ind  sulche  min  vurschreven  geboden  neit 
annemen.  Ist  dairumb  min  demodige  bede,  u.  f.  g.  dem  raidc  van  Aichen 
willen  doin  schriven,  der  saichen  in  vurschrevencr  maissen  an  u.  g.  reden 
zwein  ader  drii  zo  verbliven  ass  vurschreven,  u.  f.  g.  willen  de  dairzo  geven 
laissen,  in  dem  sii  dair  zo  verstain  willen.  Ind  uf  dat  u.  f.  g.  wissen  die 
oirsach,  wat  de  gebrech  sint,  geven  ich  sii  u.  f.  g.  hernae  beschreven  zo 
kennen: 

Hain  ich  up  ein  ziit  zo  Boirtscheit  gesessen  und  der  scheffen  van 
Boirtscheit  sass  drii  of  veir  bii  mir  ind  zerden.  Qwacm  einer  ind  reif  die 
scheffen  uss  der  kamer  ind  hat  vil  harder  worden  mit  in.  So  sii  in  qwaemen, 
vraigt  ich  de  scheffen,  wer  dae  geweist  were,  saichten  sii,  idt  were  Wilhem 
Wettzeil,  der  scheffen  diencr  up  Bruysselt*.  Vraigt  ich,  wat  hei  in  wolt; 
sii  saichten,  hei  wull  gelt  van  in  hain.    Saicht  ich,  siit  ir  den   hcrn  schul- 


in der  Festschrift  zur  fiOOjährigrn  Jubelfeier  der  Dominikaner-  und  Hauptpfarrkirche 
vom  hl.  Paulus  in  Aachen  1CJ9B,  S.  9,  dnss  die  Kirche  bereit»^  129B  entstandt^n  ist,  dUrfte 
damit  widerlegt  »ein.  Dagegen  stimmt  seine  Beobachtung  S.  8,  dass  da«  MaasBwerk  der 
Chorfenster  auf  das  Ende  des  15.  Jahrhunderts  hinweist,  völlig  mit  den  in  Nr.  44  mit- 
getheilt^m  Thatsachen  überein. 

»)  Die  Herren  von  Frankenberg  waren  Vögte  von  Bartsoheid.  Trotz  des  Vergleichs 
vom  8.  Februar  ISTj^  (vgl.  Qu  ix,  Die  Frankenburg  etc.  Aachen  IKÄ»,  S.  145  ff.)  ist  in 
diesen  Streitigkeiten  von  einem  Schiedsgerieht  nicht  die  Redt . 

•;  Ueber  Bruysselt  als  Aachener  SchöttVnhaus  vgl.  Zeitschrift  des  Aa<*hener 
aeschiobUvereins   Bd.  UI,  S.  92;  VI,  S.  5,  44;  X,  S.  118;  XI,  S.  292;  XV,  S.  256  und  344. 

5* 


68  Otto  E.  Redlich 

dich,  wairumb  laist  ir  uch  so  smelich  heischen,  stellet  af.  Sprach  einer  van 
den  scheflfen,  ich  cn  weiss  neit  wail,  of  wirt  schuldich  sint,  wie  wail  en 
moissen  wirt  geven.  Doc  fraigt  ich  in,  wie  dem  were?  Saichten  sii  mir,  wie 
de  schcffen  van  Aichen  alle  jair  van  in  gehaven  hedden  zwelf  Eichs  mark. 
Doe  wolde  ich  wissen,  wae  van  sii  dat  gegeven  hedden?  Saichten  mir,  si 
hedden  iren  stoilbroedern,  de  doit  weren,  hoeren  sagen,  idt  were  lange  jairen 
lidden,  dat  die  scheflfen,  zo  der  ziit  waern,  ein  houftvart  zo  Aiche  gehoilt 
hedden,  die  anders  uiss  gewist,  dan  in  geleirt  wass;  ind  dairumb  hedden  de 
Schelfen  zo  der  ziit  dairvur  geloift  un  breif  ind  sigel  gegeven,  den  scheflfen  van 
Aiche  alle  jair  die  zwelf  mark  zo  geven,  ind  ouch  die  scheflfen,  nae  zo  Boirt- 
scheit  werden  suUen,  dat  sii  dat  ouch  geloevcn  sulden,  in  der  gelicher  brief  mit 
iren  siegelen  geven.  Doe  ich  dit  gehoirt  hain,  fraigt  ich,  of  sii  ouch  gesigelt 
hedden?  Sii  saichten  nein,  sii  heddens  duck  an  un  gesonnen,  sii  heddens  sich  allet 
mit  gueden  reeden  intslagen,  ind  sachten  ja,  as  wir  bii  einandern  sint,  dan  wir 
haven  dat  gelt  allewege  gegeven  sonder  nu.  So  ich  disse  reeden  gehoirt  hain, 
bin  ich  vur  den  raide  van  Aiche  gegangen  ind  hain  den  burgermeistcr  ind  vier 
of  vonf  uisgeheischt,  die  neit  scheflfen  en  waern.  Haint  si  zo  mir  geschickt 
her  Peter  van  Gymmenich  zerziit  burgemeister,  her  Johan  Elreborn,  her 
Lambrecht  van  Richtrichen^  her  Godert  van  Hosert,  her  Johannes  van 
Guylghe,  Johan  Kompstaflf,  ind  hain  densolven  diese  vurschreven  reeden 
erzalt  ind  hain  nu  mit  gesaicht,  wie  eime  raide  van  Aiche  ind  mir  dae  vil 
mit  verkürzt  sii,  want  wer  zo  Boirscheit  gel)ruieht  hedde,  sulde  nieman 
besseren,  dan  den  raide  van  Aiche  ind  mir.  Ir  hcrn,  ich  geven  uch  diit  zo 
kennen,  mir  wirt  also  vil  ungelichs  vurgelaicht  van  uch,  ich  moisse  ein  bii 
dat  ander  stellen.  Sii  en  haint  mir  egein  antwort  noch  bescheit  hierup  gegeven. 

Jiilich'Berg,     Litt,   N,   Nr.  4,   roh  II.     Orig.  (?)     Ohne  Adresse  und 
Unterschrift. 

46.  Bannbrief  gegen  die  Schöffen  von  Bmischeidf  veranlasst  durch  die 
Aachener  Schöffen.    1494  Januar  20.  dem  Herzog  von  Jülich-Berg  iibersandt. 

Hie  werden  van  peesliger  macht  durch  herrn  Johan  van  Eyck,  dechen 
sent  Pauwels  zo  Luytge,  gebannen  Haus  van  Vorsbach,  Paisschen  Luyr, 
Paisscheu  Kronenberg,  Thomas  Schieflfeler,  Jacob  Kokart,  Huygh  Konyncks 
ind  Nyll  Donckelman,  scheflfen  zo  Boirtscheit,  van  wegen  scheflfenmeistere 
ind  scheflfen  gemeinlich  der  stat  des  koninclichen  stoils  Aiche,  want  die  ge- 
nanten scheflfen  van  Bortsceyt  wieder  dcrselver  scheflfenmeistere  ind  scheflfen 
friheit  gerichticheit  gedain  ind  des  vurscreven  herrn  Johans  van  Eyck  dechens 
brieven,  van  poisliger  gewalt  tgen  sii  uissgegangen  ind  in  verkondigt,  unge- 
hoirsam  geweist  sin  ind  die  veracht  haven. 

Jülich'Berg.  Litt.  N.  Nr.  4,  vol.  IL  Originalplakat  in  grossen  treit- 
hin  sichtbaren  Schriftziigen. 


*)  Noch  dorn  N*»kn)log  der  Windesbeimor  Chorlicrm  war  or  lungere  Zeit  Bürger- 
meister 2a  Aachen.    (Ebenda  Bd.  XIII.  S.  90  und  104.) 


Urkimdliche  Beiträge  zar  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhuudcrt.     69 

47.  Vertrag  zwischen  Dreis  von  Merode  und  den  Schöffen  zu  Aachen 
aufgerichtet  durch  herzogliche  Räthe,    1494  Februar  3.     Aachen, 

Zo  wissen,  dat  tuschen  Dreyss  van  Franckenberg  ind  den  scheffen  van 
Aichen  beroeren  de  scheffen  van  Burtscheit  mit  dem  verboide  ind  dem  banne 
verdraegen  ist,  dat  Dreyss  van  Franckenberg  dat  verbot,  he  zo  Burtscheit 
den  scheffen  gedain,  afs teilen  sali,  desgelichen  sullen  de  scheffen  van  Aichen 
den  bann,  up  den  scheffen  zo  Burtscheit  gedain,  euch  afstellen.  Ind  umb  der 
principail,  saichen  as  van  dem  gelde,  de  scheffen  van  Burtscheit  den  scheffen 
van  Aichen  geven,  sullen,  Dreyss  vurschreven  ind  de  scheffen  van  Aichen 
ieder  zwccn  irre  scheidber  frunde  up  donrestach  na  dem  sondaige  oculi  neist- 
komend  [März  6]  zo  8  uren  vurmittage  in  der  stat  Aichen  bi  einandern  haven, 
zo  understain,  si  der  gebrechen  zo  entscheiden.  Ind  darup  sali  dat  gelt  van 
den  scheffen  van  Burtscheit  bis  halffasten  dama  ungegeven  bliven,  ind  fle 
scheffen  van  Aichen  ind  Dreyss  sullen  mallich  einen  zo  Luytgen  schicken  umb 
de  absolucien,  ind  den  de  scheffen  van  Aichen  dar  schicken,  sali  sprechen  vur 
dat  gienc,  de  absolucien  kosten  sali.  Ind  wilche  parthie  up  dem  daige  vur- 
schreven im  unrechten  bevonden  wirt,  de  sali  dat  gelt  van  der  absolucien 
bczailen. 

Gezechent  up  maendach  neist  nae  unser  Liever  Frauwen  daige  purifi- 
cationis  anno  etc.  94.  • 

Gededingt  as  rede  oevermitz  dem  marschall  ind  Emont  van  Palant. 
Dit  ist  alsus  upgeziechent  ind  egeine  parthien  davan  zedeln. 

Jülieh-Berg,    Litt.  N.  Nr,  i,  vol.  II.     Konzept. 

48.  Uebereinkunft  zwischen  Dreis  von  Merode  und  den  Schöffen  zu  Aacheny 
durch  herzogliche  Räthe  vereinbart.     1494  März  11.     Aachen.  . 

Anno  etc.  94.  Item  uf  dinxtach  na  dem  sondag  letare  halffastcn  haven 
min»  g.  h.  rode  in  der  stat  Aichen  mit  Dreyss  van  Franckenberg  ind  etligen 
der  scheffen  van  Aichen  gesprochen,  beroerend  de  gebrechen  tuschen  den 
selven  scheffen  in  den  scheffen  von  Burtscheit,  ind  ist  afschcit  ind  zo  beiden 
deilen  ingegangen,  dat  Dreyss  vurschreven,  euch  der  rat  ind  scheffen  van 
Aichen  igliger  zwein  of  dri  ire  scheidber  vrundc  darzo  geven  ind  uf 
gudestach  na  dem  hilligen  paschdage  ueistkomend  [April  2]  zo  8  uiren 
vur  mitdage  zo  Aichen  bieinandern  koemen  sullen,  umb  de  gebrechen,  so 
zusehen  Dreyss  ind  dem  raide,  oucb  zusehen  Dreyss  ind  den  scheffen  belegen 
mögen  sin,  zo  verhoern  ind  understain,  si  undereinander  gutlich  zo  ver- 
einigen ind  zo  entscheiden.  Ind  of  si  so  nit  gutlich  entschiden  mochten 
werden  ind  ofs  van  noden  wer,  so  sullen  de  parthien  vurschreven  sulchs 
m.  g.  h.  zo  kennen  geven,  will  s.  f.  g.  dan  s.  g.  rede  na  s.  g.  gelcgenheit 
darbi  schicken  ind  durch  de  in  den  dingen  handeln  ind  understain  lassen, 
si  oevermitz  de  selver  de  gebrechen  zo  vereinigen.  Up  de  vurschreven 
masse  seuldcn  ouch  de  gemelto  parthien  na  der  bekallonge  mins  g.  h.  rede. 


70  Otto  R.  Redlich 

am  Icsten  si  zo  Aichen  waren  tuschen  in  gedain,  uf  donrestach  na  dem 
sondach  oculi  nest  vergangen  [März  6]  mit  iren  vrunden  zo'  beiden  deilen 
bi  einander  gewcst  sin,  wilcht  verbleven  ind  nit  gcschiet  ist,  dan  Driess 
sprach,  hedde  sin  vrunde  zo  Aichen  gehat,  si  an  eme  nit  gesant  worden. 
De  scheffen  sprachen,  si  en  haven  sulchs  nit  anders  verstanden  noch  behalden, 
dan  m.  g.  h.  rede  dabi  seulden  gewest  sin,  ind  so  de  nit  hi  up  vurschreven 
vergangen  donrestach  en  wern,  haven  si  de  dingen  so  anstain  laissen. 

Jülich' Berg,  Litt  N,  Nr,  4,  vol.  IL  Registratur  des  Kanzlers  W,  Lünynck. 

49.  Johann  van  der  Meer,  Milmmeister^  der  Stadt  Aachen,  macht  dem 
Herzog  Wilhelm  IV,  von  Jülich-Berg  Vorschläge  zur  Umgestaltung  des  Münz- 
wesens.    o.  J,  [c,  1495.] 

Doorluchtige  hogeboren  furste,  genedige  lieve  herc.  So  u.  h.  g.  eine 
moinse  hait  zu  Schoinfurst  in  n.  g.  lande,  dat  sere  schedelich  is,  die  nit 
gebruicht  in  wirt  in  name  inde  profit  mins  heren  gcnade  inde  wailkomen 
der  lande.  Biddcn  darurab  u.  h.  g.  mir  zu  bewilligen,  dat  ich  darof  zu 
Bortscheit  umb  felicheit  willen  moinsen  moige.  Ich  wille  dar  einen  fromen 
Stapel  *  pennink  maichen,  dar  m.  g.  h.  inde  die  lande  mit  geeirt  inde  verwart 
suUeu  sin.  Inde  der  pennink  sal  12  einen  goltgulden  gelden,  der  sal  sin 
77  stuck  op  die  mark,  inde  die  mark  darvan  sal  halden  9  d.  fins  wiss 
inde  uissbereit,  darnae  dan  24  einen  goltgulden,  der  sal  sin  78  stuck 
op  die  mark,  inde  die  mark  darvan  sal  halden  4Vs  d.  fins  wiss  inde 
uissbereit,  inde  ain  ieder  mark  werkz  sal  der  moinsmeister  haven  IVt 
greine'  remediums,  wilche  penning  sullen  heischen  dubbel  inde  halvc 
Marienpenninge.  Inde  darnae  sal  man  al  ander  gelt  setzen,  dat  dem  Stapel- 
pennink  gelich  si  inde  dat  op  gehalt,  gewichte  ind  van  werde,  so  die  heren 
van  Aichen  zum  neisten  gemoinst  haven,  of  besser,  niet  arger,  dat  doch  niet 
wale  zu  verbesseren  in  is  op  dese  zit  na  dem  kouf  van  den  silver.  Vort 
so  sal  mins  heren  genade  zu  slitzschatz*  haven  van  jeder  mark  werkz  2 
albus,  mach  jars  bi  brengen  noch  umbtrent  300  gülden,  wanne  die  moinse 
naimkundich  werde.  Vort  begeren  ich  van  m.  g.  h.  zu  setzen  zwene  generails- 
heren,  darvan  einre  sin  sal  ein  reintmeister,  inde  sullen  versien  die  gebrechen 
der  lande  beroercnde  der  moinsen  inde  des  geltz  vurschreven,  op  dat  sulch 
gelt  oprecht  gehaldei^  werde,  dat  wilche  geschien  sal  zwen  male  des  jars  of 
so  decke  des  noiit  is  zu  geschien,  die  heren  probacie  zu  halden,  op  dat  dat 
goede  gelt  niet  uiss  dem  lande  gefoert  in  werde,  inde  bidden  u.  h.  g.  herop 
zu  besprechen  inde  mir  des  dan  u.  h.  g.  troistliche  antwerde. 

Item  m.  h,  g.  believe  zu  wissen,  wie  der  stat  gelt  von   Nuysse  die 


')  Bekanntlich  hat  Friedrich  I.  der  Stadt  das  MUnzreoht  verliehen  (U6B  Januar  9). 
*)  Stapel  wird  zuweilen  fUr  den  Mllnablock  gebraucht;  hier  g.  v.  a.  vollwichtig. 
«)  grein  s.  v.  a.  koru,  gran. 

*)  lieber  daa  Schlagsobatsrecht  des  Herzogs  von  Jülich  vgl.  Zeitschrifl  des  Aachener 
Geschichts Vereins  Bd.  XV,  S.  56. 


Urkundliche  Beiträge  zar  Geschichte  Aachens  im  15.  Jahrhundert.     71 

braspenninge  ^  der  goit  74  stuck  op  die  mark  inde  die  mark  fins  dorvan  hilt 
dan  4  d.,  dat  is   grois  ein  undcrscheit  tuschen  der  heren  gelt  van  Ajchen. 

Julich'Berg,     Litt.  X.  AV.  4,  vol.  II, 

50.  Johann  von  BoiVingen,  Goldschmied  zu  Aachen*,  an  den  ßtlich- 
hergischen  Kanzler  Wilhelm  Lüngnck,  1500  Mai  19.  Aachen  (Dienntag 
nach  St.  Servals). 

.  .  .  Johann  van  der  Meir  halt  mir  einen  befelsbrief  van  m.  g.  L  h. 
gezont,  ich  eim  etliche  monz  issen  zo  sniden  ind  machen  sollen.  So  L  h.  bin 
ich  in  den  gnant  befels  brif  mit  namen  indc  zonamen  neit  geschreben  noch 
ouch  mir  eigcnkiichen  nit  befolen,  ich  de  sniden  snllen,  so  sulche  van  rechte 
gehurt  zo  doin  ind  ouch  geburt  den  issersnider,  dem  fursten  oder  steden, 
die  des  snidens  begeren  sint,  geburlichen  hulden  ind  eiden  davan  zo  doin 
ind  forder  befeien,  wem  hi  de  gesniden  eiser  sali  alzit  owerleifren,  so  de 
nit  einem  monzmcister  geboren  zo  laissen,  dan  allein  einem  fromen  wardin, 
demc  dasampt  van  der  heren  wegen  befolen  wirt,  ouch  darzo  sine  gebur- 
lichgc  hulden  eide  gedain  haven.  Geven  uch  L  h.  dese  mine  guede  meinoge 
in  allem  gueden  zo  kennen,  ind  it  mime  g.  1.  h.  belle vet,  wille  ich  gerne  s.  g. 
issersnider  alzit  sin  ind  ouch  geburiiche  hulden  ind  eid  deme  meier  alhi  zo 
Auch  darvan  doin,  mich  fromlich  ind  eirberlich  alzit  darin  haven,  so  eime 
fromen  fursten  issersnider  geburt.  Anders  L  h.  buissen  sulchs  befclsbrif  van 
m.  g.  h.  ist  mir  nit  doenlichen  noch  keinem  fromen  gcäcllen,  einchs  fursten 
wapen  in  der  gestalt  zo  sniden.  Bittet  um  weitere  Nachricht,  auch  wegen 
d€8  Kaisers,  von  dem  er  Ungnade  befürchtet,  want  de  sigcl  langer  ewech 
solden  sin;  auch  bedürfe  er  Geld. 

Julich'Berg.     Litt.  P.  Nr.  23.     Orig. 


*)  braspennink  eine  brahantische  Silbermünjce. 

')  Naohweitbar  vom  13.  April  141^  bis  2.  Mai  15^22.    Siegelschneider  Maximilians  I. 
und  KbtIb  V.    Vgl,  ZeiUchriit  des  Aachener  OescbichUivereins  Bd.  XV,  S.  92. 


Zur  Geschichte  des  Archivs  des  Roerdepartements  in  Aachen.         73 

Kiegel  vorgeschoben,  und  noch  günstiger  fiel  später  der  Um- 
stand ins  Gewicht,  dass  bei  der  Aufhebung  der  Klöster  im 
J.  1802  die  Vorschrift  der  Uebermittelung  der  Klosterarchive 
an  den  Staat  unter  den  Ausführungsbestimmungen  des  Gesetzes 
Platz  fand. 

Vom  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  an  bis  zum  Schluss  der 
Fremdherrschaft  befand  sich  in  Aachen  das  Roer-Departement- 
archiv,  das  bei  der  Vertreibung  der  Franzosen  im  Januar  1814 
überraschend  reiche  Bestände  aufwies.  An  die  Förderung  ge- 
schichtlicher Studien  dachten  aber  die  Republikaner  bei  der 
Errichtung  solcher  Archive  kaum.  „Den  an  den  Hauptorten 
der  neuen  Departements  entstandenen  Präfekturarchiven",  sagt 
treffend  W.  Harless*  in  seiner  inhaltreichen  Abhandlung  über 
den  Entwicklungsgang  des  Düsseldorfer  Staatsarchivs,  „war 
es  zunächst  darum  zu  thun,  die  Besitztitel  der  eingezogenen 
Güter  und  die  Nach  Weisungen  über  die  Veräusserungen  der- 
selben zu  vereinigen.  Die  älteren  Urkunden  der  Landesarchive 
hatten  begreiflicher  Weise  für  die  französische  Administration 
weit  geringeres  Interesse  als  die  currenten  Verwaltungspapiere, 
Renteirechnungen  und  Heberegister,  und  es  waren  daher  nicht 
sowohl  jene  Urkundenvorräthe  als  vielmehr  Kameral-,  Hoheits-  oder 
auch  Amtsregistraturen,  die  man  nächst  den  successive  von  den 
Domainenbeamten  eingelieferten  Stifts-  und  Klosterarchiven  der 
Aufbewahrung  werth  erachtete.  Die  französischen  Behörden 
gingen  in  der  Ermittlung  und  Einforderung  der  Besitztitel  mit 
grosser  Strenge  zu  Werke." 

Wie  allenthalben  im  grossen  französischen  Reiche,  so  auch 
in  Aachen.  Bis  in  die  letzten  Tage  der  Fremdhen'schaft  hinein, 
sahen  die  Franzosen  in  dem  umfangreichen  Präfekturarchiv  kaum 
etwas  anderes,  als  eine  Bewahranstalt  für  Amtspapiere  bei  den 
laufenden  Verwaltungsgeschäften,  während  ältere  Archivbeständo 
nur  insoweit  hoch  gehalten  wurden,  als  sie  zur  Ermittlung  von 
Eigenthumsrechten  beitrugen  ^  Die  kriegerische  Zeit  des  ersten 
Kaiserreichs  liess  geschichtliche  Studien  nicht  recht  aufkommen^; 

*)  Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins  Bd.  III,  S.  311  f. 
»)  Vgl.  Beilage  Nr.  1  und  2. 

* 

^)  Gachard,  Les  Archives  du  Vatican,  Bruxelles  1874,  erzählt,  dass 
in  den  Jahren  1810—1813,  während  welcher  die  Archive  des  Vatiivans  und  des 
Madrider  Hofes  in  Paris  lagerten,  kein  einziger  Gelehrter  bei  der  französischen 
Regierung  um  die  Erlaubuiss,  Nachforschungen  anstellen  zu  dürfen,  einge- 
kommen  sei. 


74  £.  Pauls 

wir  fintleo  deshalb  auch  im  Roerdefjartement  uur  weuige  hieniuf 
f>der  auf  Arcliivwesen  bezöglicho  amtliche  Erlasse  verzeichuet. 
Wohl  zur  Fülluug  der  Departementsarchive,  mehr  aber  D<K-h 
des  grossen  Raublagers  in  Paris,  besuchte  im  J.  1803  der  Bürger 
Maugerard  die  Stätten  der  aut'geliobeuen  Klöster,  Abteien  und 
Kapitel,  um,  wie  es  in  der  amtlichen  Bekanntmachung  heisst. 
von  den  dort  vorhandenen  Büchern,  Handschriften  und  sonstigen 
Kunstgegenständen  Einsicht  zu  nehmen  *.  Drei  Jahre  spater 
forderte  Pi-äfekt  Lameth  wiederholt  unter  Androhung  scharfer 
Strafen  verschiedene,  im  Archiv  der  Präfektur  fehlende  Kloster- 
arcliive  von  den  unbekannten  Inhabern  zurück*,  damit  der  Staat 
nicht  länger  betrogen  und  die  Domainen-Verwaltung  in  Stand 
gesetzt  werde,  auf  eine  Menge  von  Grundrenten,  Kapitalien  und 
unbeweglichen  Gütern  Beschlag  zu  legen  (rendre  le  sequestre). 
Zwei  Verfügungen  aus  dem  J.  IS  10  schärfen  den  Bürgermeistern 
ein,  auf  die  (iemeindearchive  sorgsam  zu  achten';  weitere 
allgemeine  Bestimmungen  sucht  man  für  das  Eoerdepartement 
vergeblich. 

So  selten  aber  auch  auf  Archivwesen  bezügliche  Verord- 
nungen für  das  Eoerdepartement  sein  mögen,  die  Geschichte 
seines  Archivs,  das  in  den  Akten  bald  Departement-,  bald 
Präfekturarchiv*,  bald  einfach  Archiv  genannt  wird,  ist  nichts 
w»Miiger  jils  eine  arme.  Fielen  doch  die  Gründung  und  das 
Waclisthiuii  der  grossen  Saninihmir  in  eine  Zeit,  in  welcher 
eine  Reihe  der  günstigsten  rnistände  dazu  beitrug,  das  Archiv 
dem  Umfange  iiacli  zu  eint^m  Pn^vinzial-Archiv  ersten  Ranges 
zu  gestalten.  Zunächst  nahm  das  Aarliener  Präfekturarchiv 
hei  seiner  Anlage  neben  den  kurz  vorher  auf  die  Republik  über- 
gegangenen Archiven  einiger  früherer  Landesherren  jenen  Unge- 
heuern  Stoss   von    Aktcnbümh^ln    in   sich   auf,   der    den    ersten 

')  U(jcui'il  des  actcs  du  la  preltvtuit*  du  d«''i)artement  de  hi  Roer  toni.  I, 
1>.  IJIO. 

■-')  A.  a.  ().,  an  ISO«;  ;».  ,")»;:»  vi  [).  ♦UM.  In  dvr  ersten  dieser  Verl uü^uniron 
halte  rriit'ekt  fiainetli  die  (In-nzeii  seiner  3ra«'litl)et'uij:nisse  übersrhritt»Mi; 
daher  dir   niihlt*rt'  Fassuni;   der  >trat'androhun<^^   bei  der  zweiten  Verfugfiuiir. 

■'•)   A.  a.  (>.,  an   1810  p.  :r2*J  «M    p.   'M'>2. 

■•)  Im  vurliei^endeii  Aulsatze  hetrat'hte  ieh  ebenfalls  Präfektur-  und 
I{M(»r-l)«'i)artenientsarchiv  als  «^lididibedcutend.  Aeltere  aus  dem  Departement 
nai'h  Aaehen  p'k(»min(^ne  arehivaliselie  I>e.>tände  lauerten  hier  vielfach  unter 
den  Pr:if(dvturakten  der  laufenden  Verwaltung:.  Eine  genauere  Grenze  lässt  sieh 
also  nieht  ziehen. 


Zur  Geschichte  des  Archivs  des  Roerdepartementa  in  Aachen.         75 

wildbewegten  Zeiten  der  Fremdherrschaft  zwischen  Rhein  und 
Maas  entstammte.  Kaum  ein  paar  Jahre  später  brachte  die 
Aufliebung  der  Klöster  und  geistlichen  Genossenschaften  einen 
Zuwachs,  dessen  Fülle  und  Bedeutung  heute,  nach  fast  hundert 
Jahren,  noch  nicht  genügend  überblickt  ist.  Manches  im  J. 
1802  Verheimlichte  wurde  nach  vier  bis  fünf  Jahren,  infolge  der 
bereits  erwäjmten  scharfen  Verfügung  Lameths,  eingeliefert; 
überaus  bedeutend  war  aber  ein  weiterer  Zuwachs  im  J.  1812. 
Daraals  wurden  ausser  Akten  von  Preussisch-Geldern,  Mors  u.  s.w. 
ein  Theil  der  kurkölnischen  Archivalien,  und  zwar  die  Registraturen 
des  Offizialatsgerichts,  des  Kölnischen  Oberappellations-Gerichts, 
die  Hofkammer-  und  Kellnereiverhandlungen,  die  geheime  Kanzlei- 
registratur, das  Lehenarchiv,  Stücke  des  sogenannten  Haupt- 
archivs und  viele  Papiere  der  inneren  Landes  Verwaltung  nach 
Aachen  an  die  Präfektur  des  Roerdepartements  ausgeliefert, 
dazu  noch  fünf  Verschlage  mit  Archivalien  des  Domkapitels  und 
vier  Verschlage  mit  dem  Archiv  des  Kölner  Kunibertstiftes,  so- 
wie nach  und  nach  viele  Urkunden  kölnischer  Klöster.  Was  man 
von  Klosterarchiven  der  linken  Rheinseite  noch  vermisste,  wurde 
in  dem  nämlichen  Jahre  gleichfalls  eingefordert,  und  zu  dem  Ende 
auf  Grund  der  von  der  Präfekturbehörde  aufgestellten  Listen  die 
amtliche  Vernehmung  der  Mitglieder  sämmtlicher  Korporationen 
verfügt».  Zum  Grundstock  und  dem  für  die  Jahre  1802, 1806-1807 
und  1812  nachweisbaren  Zuwachs  sind  die  jedenfalls  nach  vielen 
Tausenden  zählenden  Aktenstösse  hinzuzurechnen,  welche  während 
der  dreizehnjährigen  Verwaltung  eines  bedeutenden  Departemente 
allmählich  sich  gebildet  hatten.  So  der  Umfang  des  Präfektur- 
archivs  zu  Aachen  kurz  vor  der  Besetzung  der  Stadt  durch  die 
Verbündeten.  Um  die  Ordnung  des  grossen  Ganzen*  war  es 
aber,  die  Akten  aus  der  Zeit  von  1800—1813  vielleicht  aus- 
genommen, denkbar  ärmlich  bestellt:  umsichtige  Ordnungsarbeiten 
genügend  geschulter,  in  ausreichender  Zahl  vorhandener  archi- 
valischer  Kräfte  sind  der  Aachener  Präfektur  stets  fremd  ge- 
blieben. Zu  spät  erkannte  der  letzte  französische  Präfekt  den 
Werth  solcher  HülfsKräfte;  und  als  er  endlich  um  Weihnachten 
1813   eine  besondere  Archiv- Abtheilung  bei  der  Präfektur   ins 


')  W.  Harless  a.  a.  0.  S.  313  f.  Damals  fehlten  noch  die  Archi Valien 
von  48  Stiftern  und  Klöstern  ganz  oder  grossentheils. 

*)  W.  Harless  nennt  es  treffend  „ein  riesiges  Conglomerat,  aber  einen 
lebensunfähigen  Torso **, 


76  E.  Pauls 

Leben  rief,  da  standen  bereits  die  Sieger  von  Leipzig  an  der 
Schwelle  des  Departements,  um  bald  nachher  die  Rheinlande 
dem  alten  Vaterlande  zurückzugeben. 

Trotz  des  Fehlens  einer  eigenen  Archiv- Abtheilung  gab  es 
doch  stets  bei  der  Aachener  Präfektur  Beamte,  denen  staat- 
licherseits  der  Titel  Archivar  (archiviste)  beigelegt  war.  Vor- 
wiegend besorgten  diese  Beamte,  denen  meist  Hülfsarbeiter  zur 
Seite  standen,  die  Buchung  und  Einregistrirung  gewisser  von 
Tag  zu  Tag  eingehender  Schriftstücke  im  Verwaltungsgebiete 
ihrer  nächsten  Vorgesetzten,  des  General-Sekretärs  und  des 
Direktors  der  Domainen.  Einer  andern  Hauptaufgabe,  dem 
Heraussuchen  (triage  et  di^pouüleinent)  älterer  Besitztitel  aus 
ganzen  Bergen  vergilbter  Aktenbestände  konnten  sie  freilich  bei 
der  Fülle  der  ihnen  obliegenden  Arbeiten  unmöglich  auch  nur 
annähernd  gerecht  werden.  Ein  Blick  auf  das  seit  1810  alljähr- 
lich andeutungsweise  veröffentlichte  ^  Arbeitspensum  des  Präfek- 
turarchivs  lehrt  uns  sofort,  dass  dei  der  unbestimmten  Fassung 
der  Dienstanweisung,  je  nach  dem  Ermessen  der  Vorgesetzten, 
eine  geradezu  erdrückende  Arbeitslast  den  Schultern  des  Archi- 
vars aufgebürdet  werden  konnte.  Dem  Geiste  der  im  Allge- 
meinen gut  geschulten  französischen  Verwaltung  entsprechend  *, 
mag  eine  solche  Ueberlastung  mitunter,  und  namentlich  zu  der 
Zeit  eingetreten  sein,  als  für  Frankreichs  Sache  bei  uns  Alles 
verloren  war  und  es  sich  für  die  französische  Verwaltung  nur 
mehr  darum  handelte,  ehrenhaft  bis  zum  letzten  Augenblick 
ihres  Amtes  zu  walten. 

Die  höchste  Spitze  des  Archiv wesons  bei  der  Aachener 
Präfektur  bildete  selbstredend  der  jeweilige  Präfekt  des  Departe- 

*)  Im  Annuaire  du  departement  de  la  Roer,  der  von  1809  bis  1813 
regelmässig  erschien,  heisst  es  in  den  Jahrgängen  1810,  1811,  1812  und  1813 
unter  Secretariat  gen6ral-Ar<',hiviste  tibereinstimmend:  Enregistrement  et 
distribution  aux  divers  burcaux  des  pieces  relatives  aux  trois  premi^res 
divisious.  —  Transcription,  traductiou,  envoi  des  lois,  decrets,  rt^glemens  de 
l'autorite  superieure,  actes  de  la  prefeeture.  —  Prestation  de  sermeut.  — 
Triage,  repertoire,  inventaire  et  classement  des  papiers,  titres  et  documens.  — 
Delivrance  des  expeditions,  extraits  et  titres  k  qui  de  droit.  Recherches, 
indications,  certificats  de  d^pöt.  —  Repertoire  des  actes  sujets  ä  Tenregistre- 
ment.    Tout  ce  qui  est  relatif  aux  archives. 

*)  Grundsatz  war,  wie  es  im  Reglement  für  die  Präfektur-Bureaux 
heisst:  Les  employös  ne  formant  qu'uue  famille,  sur  la  demande  du  chef  de 
division,  les  burcaux  sc  secondent  mutucllement;  en  eas  d'urgence,  le  prüfet 
autorisc  les  divisious  ii  8*aider  entr'elles. 


Zur  Geschichte  des  Archivs  des  Roerdepartements  in  Aachen.         77 

ments.  Die  eigentliche  Leitung,  und  damit  die  Verantwortlich- 
keit für  Arbeiten  archivalischer  Art,  fiel  dagegen  Jahre  lang 
dem  General-Sekretär  zu,  zu  dessen  Amtsbezirk  das  Archiv- 
wesen gehörte.  Nachdem  sich  später  herausgestellt  hatte,  dass 
der  Direktor  der  Domainen  und  Einregistrirungen  am  wesent- 
lichsten dabei  betheiligt  war,  dass  die  Ermittlung  von  Besitz- 
titeln nach  Möglichkeit  beschleunigt  wurde,  tibertrug  um  Weih- 
nachten 1813  diesem  derPräfekt  Ladoucette,  indem  er  sich  das 
Oberaufsichtsrecht  und  die  Ernennung  der  Beamten  vorbehielt, 
die  Leitung  des  Archivwesens  *.  Als  Archivbeamte  der  Aachener 
Präfektur  finden  sich  für  1804  verzeichnet:  Körfgen,  von  Asten, 
Victoris  und  Holzmacher. 

Körfgen  war  archiviste;  durch  Dekret^  Napoleons  L  (Köln 
1804,  September  15)  zum  General-Sekretair  des  Roerdepartements 
ernannt,  blieb  er  als  solcher  bis  zum  Ende  der  Fremdherrschaft 
thätig. 

von  Asten  wird  als  Eegistrator  und  Uebersetzer  aufgeführt. 
Er  wird  zuweilen  als  van  Asten  bezeichnet  und  ist  nach 
dem  mir  vorliegenden  Todtenzettel  der  am  7.  April  1831  im 
Alter  von  66  Jahren  zu  Aachen  verstorbene  Johann  Gerhard 
Joseph  von  Asten,  „gewesener  Angestellter  bei  dem  vormaligen 
hiesigen  reichsstädtischen  Schöflfengericht,  später  unter  der  fran- 
zösischen Regierung  in  verschiedenen  Zweigen  derDepartemental- 
Verwaltung  und  nachherigen  Präfektur  des  Roerdepartements 
thätig,  und  zuletzt  Forscher  Alterthums-  und  diplomatischer 
Urkunden**  ^ 

Victoris  und  Holzmacher  fungiren  als  Hülfsbeamte  bei  der 


«)  Vgl.  Beilage  Nr.  2  b,  Artikel  2—4. 

*)  Wortlaut  in  R^cueil  des  Actes  de  la  pröfccture  du  d^partement  de 
la  Roer,  an  XIII,  p.  69.  M.  (?)  Körfgen  stammte  aus  Bürvenich  (Haagcn, 
Geschichte  Achens  Bd.  II,  S.  450)  und  erwarb  sich  zu  Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts grosse  Verdienste  um  die  Bcpflanzung  und  Verschönerung  des  Lous- 
bergs  bei  Aachen.  (Zeitschrift  des  Aachener  (feschichtsvereins  Hd.  XVIII, 
S.  26  ff.)    Sein  Todesjahr  habe  ich  nicht  ermittelt. 

*)  Ein  mir  vorliegender  Privatbrief  von  Astens  aus  dem  J.  1830  besagt, 
dasB  von  Asten  zur  Zeit  der  Präfektur  unter  Anleitung  des  berühmten  Herrn 
Hoff  das  Urkundenwesen  erlernt  habe.  Ferner:  Herr  Quix,  welcher,  sowie  sein 
Freund,  der  Regier  ungsrath  Herr  Rita,  sich  mit  der  Bearbeitung  und  Herausgabe 
alter  Dokumente  befasst,  lässt  mich  wichtige  Urkunden  abschreiben  .  . .  Herr 
Quix  hat  im  Regierungs- Archiv  zu  Dttsscldorf  drcissig  alte  Aktenstücke, 
welche  anf  Frankeubcrg  Bezug  haben,  gefunden. 


78  E.  Pauls 

Ermittlung  der  Besitztitel  (Commissaires  au  triage)  ^  Holzmacher 
—  Vornamen  fehlen  meist  in  den  französischen  Akten  —  wird, 
wohl  nicht  ganz  genau,  schon  zum  J.  1801  als  Eräfektur- 
archivar  bezeichnet.  Den  Titel  archiviste  hat  er  vermuthlich 
erst  viel  später  erhalten;  als  solcher  ist  er  von  1810  ab  im 
Jahrbuch  (Annuaire)  des  Roerdepartements  angeführt.  Um 
Weihnachten  1813  (vgl.  unten)  übertrug  ihm  der  Präfekt 
Ladoucette  die  Stelle  des  ersten  Archivars  an  der  in  Aachen 
gegründeten  Archiv-Abtheilung.  Bald  nachher  trat  Holzmacher 
als  Archivar  in  deutsche  Dienste,  siedelte  später  mit  dem  Präfektur- 
archiv  nach  Köln  über  und  starb  dort  im  J.  1832  ^ 

Für  die  Jahre  1805 — 1810  fehlen  in  den  bis  jetzt  ermit- 
telten Akten  und  Druckwerken  Namen  von  Archivbeamten  der 
Aachener  Präfektur,  woraus  geschlossen  werden  darf,  dass  im 
Wesentlichen  das  Archivpersonal  lange  dasselbe  blieb.  Victoris 
scheint  während  dieses  Zeitraumes  ausgeschieden  zu  sein,  Holz- 
macher dagegen  den  Titel  archiviste  erhalten  zu  haben. 

In  den  Jahren  1810—1812^  werden  genannt:  Holzmacher, 
Archivar,  von  Asten,  Registrator  und  Uebersetzer,  Hoflf  und 
Somya,  Vorsteher  bei  der  Auswahl  (triage)  der  Papiere. 

Wie  es  scheint,  ist  keine  dieser  vier  Persönlichkeiten  schrift- 
stellerisch nennenswerth  thätig  gewesen;  auch  enthalten  die 
Akten  des  Düsseldorfer  Staatsarchivs  über  deren  amtliche  Thätig- 
keit  keine  näheren  Angaben.  Das  Einzige,  was  über  Hoflf,  den 
von  Asten  einen  berühmten  Mann  nennt  (vgl.  S.  77,  Anm.  3), 
ermittelt  werden  konnte,  ist  eine  Notiz  in  den  Niederrheinischen 
Annalen  (Heft  26/27,  S.  332).  Demnach  war  Hoflf  Benediktiner, 
dann  Leiter  (?)  des  Aachener  Präfekturarchivs  und  zuletzt  Kano- 
nikus. Nach  seinem  im  J.  1848  erfolgten  Tode  kamen  gemäss 
letztwilliger  Verfügung  zahlreiche  Urkunden  aus  dem  Nach- 
lasse in  eine  Kölner  Sammlung. 

Im  September  1813^,  ehe  noch  irgendjemand  ahnen  mochte, 
dass  eine  verlorene  Hauptschlacht  den  Thron  des  für  unüber- 
windlich gehaltenen  Kaisers  zu  stürzen  im  Stande   sein  werde. 


^)  Almanach  du  d^partement  de  la  Rocr,  an  XIII,  Aix-la-ChapeHe  chez 
J.  G.  Beaufort,  p.  117. 

*)  Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins  Bd.  III,  S.  319,  322—324. 

')  Annuaire  du  departement  de  la  Roer  pour  Tann^e  1810,  p.  192;  1811, 
p.   116;  1812,  p.  177. 

*)  Vgl.  die  Beilagen  Nr.  1—4. 


Zur  Geschichte  des  Archivs  des  Roerdepartements  in  Aachen.         79 

kam  die  Frage  der  Errichtung  einer  Archiv- Abtheilung  bei  der 
Aachener  Präfektur  aufs  neue  inFluss.  In  einer  an  denPräfekten 
Ladoucette  gerichteten  Eingabe  erklärte  der  Direktor  der  Ein- 
registrirungen  und  Domainen,  dass  er  sowohl  im  J.  1811  als 
im  J.  1812  gebeten  habe,  in  Paris  Massregeln  zur  Ordnung  des 
Departement- Archivs  in  Vorschlag  zu  bringen.  Der  Auswahl 
und  Ermittlung  der  Besitztitel  wegen  werde  eine  solche  Ordnung 
für  den  Staat  von  grossem  Vortheil  sein. 

Wenige  Tage  später  arbeitete  Ladoucette  einen  Entwurf  aus, 
der  bereits  am  19.  September  an  das  Finanzministerium  in  Paris 
zur  Genehmigung  abging.  Der  Präfekt  wies  darauf  hin,  dass  im 
Roerdepartement  eine  grosse  Menge  von  zum  Schaden  des  Staates 
verheimlichten  Renten  und  Kapitalien  bestehe,  dass  die  bisher  zur 
Ordnung  des  Archivs  verwendeten  Kräfte  infolge  der  anderweitig 
ihnen  obliegenden  Dienstarbeiten  es  nicht  vermöchten,  die  Ord- 
nungsarbeiten vollständig  zu  bewältigen,  und  dass  deshalb  die  Bil- 
dung einer  eigenen  Archiv- Abtheilung,  die  auschliesslich  mit  dem 
Heraussuchen  und  Ordnen  aller  Besitztitel  sich  zu  beschäftigen 
habe,  sehr  im  Interesse  des  Staates  liege.  Er  (der  Präfekt) 
schlage  darum  vor,  eine  solche  Abtheilung  auf  vorläufig  vier 
Jahre  zu  errichten  und  mit  fünf  Beamten:  einem  Archivar,  zwei 
Hülfsarbeitern  (commis  aux  extraits)  und  zwei  Schreibkräften 
(commis  aux  expMitiom)  zu  besetzen.  Da  der  Archivar  und  die 
Htilfsarbeiter  Latein,  Französisch  und  Deutsch  verstehen  müssten, 
sei  deren  Gehalt  wohl  auf  2400  Francs,  bezw.  2000  Francs,  das 
der  Abschreiber  uagegen  auf  1000—1200  Francs  zu  bemessen, 
ausserdem  kämen  noch  etwa  600  Francs  Bureau-Unkosten  in 
Betracht.  Am  16.  Dezember  1813  erklärte  der  Finanzminister  mit 
den  Vorschlägen  Ladoucettes  sich  einverstanden;  nur  Hess  er  es 
nicht  gelten,  dass  von  vornherein  die  Dauer  der  neuen  Abtheilung 
auf  vier  Jahre  festgesetzt  werde,  machte  aber  über  eine  kürzere 
oder  längere  Frist  keinerlei  Andeutungen.  Jedenfalls  wollte 
man  höheren  Orts  die  Entwickelung  des  Ganzen  abwarten.  Durch 
Erlass  vom  25.  Dezember  1813  ernannte  Ladoucette  hierauf 
Holzmacher  zum  Archivar.  Hoff  und  Dubigk  zu  Mitarbeitern 
Somya  und  Blees  zu  Bureauschreibern.  Bei  der  Regelung  der 
Geiialtsfrage  traf  der  Präfekt  zum  Vortheil  der  Staatskasse  die 
Einrichtung,  dass  ein  Theil  des  Einkommens  in  zum  Jahres- 
schluss  fälligen  Gratifikationen  bestand.  Es  sollten  erhalten: 
der  Archivar  2200  Francs  festes  Gehalt  und  200  Francs,  jeder 


Zur  Geschiebte  des  Archivs  des  Roerdepartements  in  Aachen.         81 

es  in  andern  Verwaltungszweigen  zu  ^  Da  wurde  natürlich  die 
Bergung  des  Präfekturarchivs  nicht  übersehen,  wenn  auch  eben 
hier  der  Präfekt  Ladoucette  vor  einer  sehr  schweren  Aufgabe 
stand.  Wo  das  Archiv  geborgen  werden  sollte/  konnte  freilich 
nicht  fraglich  sein.  Die  militärischen  Unternehmungen  der 
Verbündeten  hatten  bald  nach  Neujahr  1814  mit  einer  solchen 
Schnelligkeit  sich  abgespielt,  dass  die  an  verschiedenen  Stellen 
angegriffenen  und  zurückgedrängten  Franzosen  ausser  Stande 
gewesen  waren,  über  die  Stärke  und  Marschlinie  der  gegnerischen 
Truppen  zuverlässige  Nachrichten  nach  Aachen  gelangen  zu 
lassen.  Hier  wusste  man  um  die  Mitte  des  Januar  wenig  mehr, 
als  dass  bereits  Kosaken  zwischen  Aachen  und  Jülich  streiften  ^ 
In  letzter  Stunde  konnte  daher  das  Archiv  nicht  in  Jülich 
geborgen  werden,  und  es  blieb  somit  als  andere  in  der  Nähe 
gelegene  Festung  nur  das  damals  stark  geschützte  Mastricht 
übrig.  Sicherlich  hätte  Ladoucette  am  liebsten  dort  das  ganze 
Präfekturarchiv  untergebracht,  aber  die  Bergung  eines  so 
Ungeheuern  Bestandes  mag  aus  vielen  Gründen  unthunlich 
gewesen  sein.  Wahrscheinlich  waren  kurz  vor  der  deutlich 
nahenden  „Sündfluth**  die  Transportmittel  knapp,  zudem  auch 
wäre  es  wohl  unmöglich  gewesen,  in  Mastiicht,  wo  die  Gefahr 
einer  Belagerung  drohte,  passende  Räumlichkeiten  für  die  Unter- 
bringung des  Ganzen  aufzutreiben.  Es  musste  also  eine  Auswahl 
getroffen  werden,  wobei  vorwiegend  Domanial-  und  Stempel- 
steuerpapiere ^  gewählt  wurden.  Was  zur  Zeit  der  Republik 
die  Kontributionen  gewesen,  das  waren  unter  dem  ersten  Kaiser- 


')  Zu  Ende  Februar  1814  gab  der  GouvernemenW-Kommissar  Boelling 
in  Aachen  Auftrag,  die  Amtsräume  der  verschiedenen  ehemaligen  französischen 
Aemter  und  Behörden  (Domainen-Direktion,  Hypotheken- Amt,  Einregistrirungs- 
Bnreau,  Stempelpapier-Amt, •  Verwaltung  der  dixekten  Steuern,  General- 
Empfang,  Payeurs,  Cadastre  und  Bureau  des  contributions)  nach  den  zurück- 
gelassenen Amtspapieren  zu  durchsuchen.  Das  Ergebniss  dieser  Nachfor- 
schungen enthält  das  Aktenbündel  „Gouvernements-Kommissariat  dos  Roer- 
Departements  4.  Division  Nr.  7**  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv. 

•)  Vgl.  Ladoucettes  eigene  Angaben  in  seiner  anonym  erschienenen 
Schrift:  Voyage  fait  en  1813  et  1814  dans  le  pays  entre  Meuse  et  Rhin, 
Pari«,  S.  247.  In  Jülich,  wohin  der  Präfekt  zuerst  flüchten  wollte,  wären 
ihm  die  Lasten  einer  Belagerung  nicht  erspart  geblieben. 

')  Es  heisst  in  den  Akten  des  Düsseldorfer  Staatsarchivs  wiederholt, 
dass  der  grösste  Theü  des  Präfektur-Archivs,  ttberwiec:end  aus  Domainial- 
und  Stempelsteuerakten  bestehend,  nach  Mastridit  geflüchtet  worden  sei. 
Vielleicht    waren    die    Archivräume    der    Aachener    Präfektur    vollständig 

6 


82  ,  £.  Pauls 

reich  die  Domainen-Heberegister  und  die  Stempelsteuer*:  ein 
Hauptnerv  des  Staates,  vielfach  freilich  fast  so  verhasst  und 
gefürchtet,  wie  die  Zauberei  im  Zeitalter  des  Hexenwahns. 
Dass  löan  den  grossten  Theil  des  Präfekturarchivs  dem  Feinde 
nicht  sofort  in  die  Hände  fallen  Hess,  darf  um  so  weniger 
befremden,  als  die  Franzosen  in  der  durch  das  Vordringen  der 
Verbündeten  nöthig  gew^ordenen  Eäumung  Aachens  weiter  nichts 
als  eine  vorübergehende  Besitzstörung  erblickten.  Immer  wieder 
hatten  sie  nach  der  Völkerschlacht  bei  Leipzig  das  schon  bei 
der  Durchreise  des  entthronten  Westfalenkönigs  Hieronyraus 
gefallene  Wort  wiederholt,  dass  kein  vorübergehendes  Ereigniss 
Frankreichs  Herrschaft  auf  dem  linken  Rheinufer  beseitigen 
könne*,  und  Ladoucette  selbst  soll  beim  Abschied  von  Aachen 
von  seiner  Rückkehr  nach  drei  Monaten  gesprochen  haben.  Wohl 
um  dann  die  Verwaltungsmaschine  sofort  wieder  in  den  ge- 
wohnten Gang  setzen  zu  können,  flüchtete  man  vorwiegend  die 
Akten  der  allerjüngsten  Zeit  und  betrachtete  ältere  Archivalien 
als  nebensächlichere.  Unter  den  mit  dem  Hauptarchiv  nach 
Mastrlcht  geflüchteten  Akten  befanden  sich  auch  zwei  Fuhren  — 
Konskriptionslisten,  einem  anderen  Hauptnerv  des  Napoleonischen 
Regiments.  Ein  kleiner,  doch  lange  nicht  der  uninteressanteste 
Theil  der  Archivbestände,  dürfte  damals  weder  nach  Mastricht 
geflüchtet  worden,  noch  in  Aachen  verblieben  sein.  Während  sich 
nämlich  ziemlich  genau  nachweisen  lässt,  dass  im  grossen  Ganzen 
das  Archiv  des  Roerdepartements  an  die  preussische  Staats- 
regierung in  der  Vollständigkeit  überging,  wie  sie  um  Neujahr 
1814  bestand,  scheinen  alle  Akten  über  die  Besuche  Napoleons  I. 
und  der  Napoleoniden  im  Roerdepartement,  über  hervorragende 


^ 


ausgeräumt,  und  das  nicht  nach  Mastricht  Geflüchtete  den  einzelnen  Präfektur- 
Abtheilungen  überwiesen  worden,  wo  es  später  (vgl.  S.  84)  die  deutschen 
Verwaltungsbehörden  in  Empfang  nahmen.  Einer  nicht  ganz  klaren  Stelle 
in  den  Akten  nach  zu  schliessen,  hatte  man  viele  Akten  der  Domainen- 
Direktion  des  Roerdepartements  schon  vorher  nach  Mastricht  in  Sicherheit 
gebracht.  Nähere  Untersuchungen  lohnen  sich  nicht,  da  unzweifelhaft  die 
zu  Verwaltungszwecken  wesentlichen  Bestände  des  Roer-Präfekturarchivs 
für  Deutschland  nicht  verloren  gegangen  sind. 

')  Die  Einkünfte  ans  den  -Domainen  und  der  Stempelsteuer  gehörten 
mit  denen  der  Zollverwaltung  (douanc)  und  Einregistrirung  (enrcgistremenl) 
zum  Gebiete  der  indirekten  Steuern. 

')  Findet  sich  mehrfach  in  gedruckten  und  handschriftlichen  Angaben 
aus  der  damaligen  Zeit  verzeichnet. 


Zur  Geschichte  des  Archivs  des  Roerdepartements  in  Aachen.         Ö3 

militärische  Ereignisse,  über  die  Besetzung  der  höheren  Ver- 
waltungsstellen und  einiges  ähnlich  Wichtige  jetzt  zu  fehlen. 
Dies  legt  die  Erinnerung  daran  nahe,  dass  seit  jeher  manche 
für  die  jüngste  Zeitgeschichte  wichtige  Schriftstücke  das  Loos 
traf,  unmittelbar  vor  dem  Umsturz  bestehender  Regierungen  von 
den  Steuermännern  des  sinkenden  Staatsschiflfs  vernichtet  oder 
bei  Seite  geschafft  zu  werden. 

Zu  Beginn  der  ersten  Hälfte  des  Januar  1814  hatte  das 
Aachener  Präfekturarchiv  für  die  französische  Verwaltung  „zu 
existiren  aufgehört".  Präfekt  Ladoucette  zog  sich  am  17.  Januar 
nach  Lttttich  zurück,  nachdem  er  Tags  vorher  —  es  ist  an- 
scheinend die  letzte  bedeutendere  Verfügung,  die  er  auf  rheini- 
schem Boden  erliess  —  den  Vorsteher  der  Aachener  Militär- 
Kanzlei  A.  J.  Reinckens  beauftragt  hatte,  den  Transport  der 
Archivalien  und  Präfekturakten  bis  zu  deren  Ankunft  in  Mas- 
tricht  zu  überwachen,  dort  aber  neue  Befehle  vom  Präfekten 
des  Unter-Maasdepartements  entgegen  zu  nehmen  \  Das  weitere 
bemerkenswerthe  Geschick  des  Archivs  ersehen  wir  zum  grossen 
Theil  aus  einem  mehrere  Monate  später  geführten  amtlichen 
Schriftwechsel  zwischen  A.  J.  Reinckens  und  dem  deutschen 
Nachfolger*  Ladoucettes,  dem  General-Gouvernements-Kommissar 
Boelling  in  Aachen.  Nachstehend  ein  kurzer  Auszug  aus  den 
hierüber  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv  beruhenden  Akten  ^. 

Infolge  eines  nicht  näher  klar  gelegten  Versehens  waren 
in  der  allgemeinen  Verwirrung  am  16.  Januar  die  Archivalien 
des  Roerdepartements  statt  nach  Mastricht  nach  Lüttich  ge- 
langt. Von  hier  aus  befahl  am  18.  Januar  Präfekt  Ladoucette*, 
unter  Bezugnahme  auf  eine  ausdrückliche  Anweisung  des  Ober- 
befehlshabers der  französischen  Armee,  des  Herzogs  von  Taren t, 
das  Archiv  nach  Mastricht  zurückzuführen;  zwei  berittene 
Gensdarmen  wurden  dem  langen  Zuge  zur  Bedeckung  mitgegeben. 
Kaum  hatte  dieser  Lüttich  hinter  sich,  als  das  Gerücht,  dass 


«)  Vgl  Beilage  Nr.  5. 

•)  Als  Nachfolger  Ladoucettes  wird  Boelling  amtlich  bezeichnet  in  der 
(gedruckten)  Sammlung  der  Verordnungen  des  General-Gouvernements  vom 
Niederrhein  Bd.  I,  vom  10.  März  1814  bis  15.  Juni  1814,  Nr.  1,  S.  3. 

■)  Gouvernements  -  Kommissariat  des  Rocr- Departements  4.  Division» 
Nr.  6.  Die  in  diesem  Aktenbündel  ausserdem  enthaltenen  Angaben  über 
Archivalien  des  Lippe-Departements  bleiben  liier  unberücksichtigt. 

♦)  Vgl.  Beilage  Nr.  6  a  und  6  b. 

6* 


84  E.  Pauls 

die  Kosaken  in  Anzng  seien,  alles  in  Schrecken  setzte.  Als- 
bald nahmen  die  französischen  Gensdarmen,  wie  Reinckens  buch- 
stäblich schreibt,  „den  Reis  aus",  während  die  20  Fahrleute 
des  Zugs  unverzüglich  sich  anschickten,  alle  Eisten  von  den 
Wagen  zu  werfen,  um  nach  Hause  zu  eilen.  Erst  nach  vielem 
Zureden,  und  nachdem  Reinckens  jedem  Fuhrmann  eine  beson- 
dere Vergütung  im  Betrage  von  zehn  Francs  ausbezahlt  hatte, 
gelang  es,  die  Fuhrleute  zu  beruhigen  und  das  Archiv  in  Mas- 
tricht  zu  bergen.  Ausserdem  hatte  Reinckens  für  den  von  ihm 
zwischen  Lüttich  und  Mastricht  benutzten  Wagen  nicht  weniger 
als  60  Francs  bezahlt.  „Ich  musste  mich",  so  schreibt  er,  „allen 
Preisen  fügen,  da  jede  Verbindung  zwischen  beiden  Städten 
aufgehoben  war."  Reinckens  kehrte  nach  dreimonatigem  Auf- 
enthalt in  Mastricht  im  April  1814  nach  Aachen  zurück,  wo 
er  für  jeden  dieser  Monate  180  Francs  in  Rechnung  brachte*. 
Unter  seiner  Aufsicht  vollzog  sich  hierauf  im  Mai  und  Juni  1814 
die  Zurück führung  des  Archivs  nach  Aachen,  nachdem  über 
die  Beschaffung  der  Transportmittel  ein  längerer  Schriftwechsel 
zwischen  den  Aachener  und  Mastrichter  Behörden  vorher- 
gegangen war.  Ueber  den  Umfang  des  Archivs  enthält  ein 
Schreiben  von  Reinckens  an  Boelling  (Mastricht,  30.  Mai  1814) 
interessante  Aufschlüsse.  „Am  16.  dieses  Monats",  so  heisst 
es,  „habe  ich  sieben  Fuhren  mit  Akten  des  hier  befindlichen 
Roer-Departementarchivs  und  andern  Papieren  der  Domainen- 
Direktion  nach  Aachen  gesandt;  gestern  ist  die  zweite  Sendung 
in  der  Stärke  von  acht  zweispännigen  Fuhren  von  hier  abge- 
gangen. Nach  der  Rückkehr  dieser  acht  Fuhren  erfolgt  eine  gleich 
starke  Sendung  nach  Aachen,  und  so  fort  bis  zur  gänzlichen  Er- 
ledigung, wozu  noch  dreissig  Fuhren  vonnöthen  sind."  Demnach 
hat  es  zum  Transport  mindestens  40 — 45  zweispänniger  Fuhren 
bedurft;  die  letzte  Versendung  erfolgte  von  Mastricht  aus  nach 
Aachen  am  23.  Juni  1814.  Hier  hatten  inzwischen  die  Archiv- 
bestände der  Verwaltungsbehörden  einen  bedeutenden  Zuwachs 
durch  die  Urkunden  und  Geschäftsbücher  erhalten,  die  man  in 
den  Amtsräumen  der  früheren  französischen  Beamten  vorfand*. 


')  Ganz  glatt  gin^  die  Regelung  der  Reinckensschen  Entschädigungs- 
ansprüche  später  nicht  vor  sich;  grösste  Sparsamkeit  war  ein  Hauptgruud- 
satz  der  deuUchen  Behörden. 

*)  Vgl.  oben  S.  81,  Anm.  1.    In  Einzelfällen  haben  damals  bei  Unter- 
rmten  der  ehemaligen  Präfektur  in  Aachen  znr  Ermittelung  rückständiger 
en  Haoj^suchungen  stattgefunden. 


Zur  Geschichte  des  Archivs  des  ßoerdepartements  iu  Aachen.         85 

Wie  ans  mehreren  späteren  Verfügungen  hervorgeht,  legte 
die  Verwaltung  der  Verbündeten  auf  die  Vervollständigung  und 
Ordnung  des  Archivs  nicht  geringen  Werth.  Zu  Ende  Juli  1814 
setzte  der  General-Gouverneur  Sack  bezüglich  der  nach  Frank- 
reich geflüchteten  Archivbestände  bei  den  rheinischen  Behörden 
Fragebogen  in  Umlauf ^  Gefragt  wurde:  Was  weggeschickt 
sei,  durch  wen  und  wann  die  Fortschaffung  erfolgte,  und  wohin 
das  Weggeschickte  adressirt  war.  Die  aus  zahlreichen  Bezirken  ^ 
vorliegenden  Antworten  versichern,  dass  die  Franzosen  bei  ihrem 
Rückzuge  keine  Akten  mit  nach  Frankreich  genommen  hätten. 
Dass  aber  schon  verschiedene  französische  Unterbeamte  des 
Roerdepartements  aus  praktischen  Gründen  bei  der  Ankunft 
der  Verbündeten  einzelne  Personalakten,  oder  nicht  ganz  regel- 
recht geführte  Geschäftsbücher  auf  Seite  brachten,  bedarf  keines 
Beweises.  So  hiess  es  in  Aachen  bei  den  Nachsuchungen  in 
den  Amtsräumen  der  ehemaligen  französischen  Beamten  in  einem 
Falle,  einige  Register,  Journale  und  Borderaux  seien  mit  nach 
Frankreich  genommen  worden  ^  Und  im  Januar  181G  spricht 
ein  Erlass  Sacks  von  einer  aus  Paris  eingelaufenen  Kiste  mit 
Akten  über  die  Schifffahrtstrassen  und  Brückenbau-Angelegen- 
heiten im  Roer-,  Rhein-,  Mosel-  und  Saardepartement*. 

Ein  kurzesVerzeichniss  fehlender  älterer  Archivalien,  welches 
im  August  1814  der  Archivar  Holzmacher  dem  Gouvernements- 
Kommissar  Boelling  einreichte,  ist  ziemlich  unwesentlich  l  Dem- 
nach fehlten  damals  aus  dem  Kölnischen  zwei  oder  drei  Kisten 
kurfürstlicher  „Kämmerey- Akten"  sowie  die  älteren  Kellnerei- 
Rechnungen,  Kapitular-Akten,  Lagerbücher,  Rentenbriefe  und 
Obligationen  verschiedener,  nicht  näher  bezeichneter  Stifter 
und  Klöster. 

Verschiedentlich  wird  in  den  Akten  darüber  geklagt,  dass 
wohl  infolge  der  Ueberhastung  beim  P^inpacken  das  Roer- 
Departementarchiv  wenig  geordnet  sei.  Im  August  1814  erklärte 
der  Kreisdirektor  Biergans  in  Aachen  dem  Gouvernement  gerade- 

')  Düsseldorfer  Staatsarchiv:  General -Gouvernement  des  Nieder-  und 
Mittelrhcins  I,  18. 

*)  Bonn  meldete,  dass  einige  in  der  zweiten  Hälfte  des  Januar  1814 
vermisste  Domainial-Akten  später  meist  zurUckgeliefert  worden  seien. 

•)  Düsseldorfer  Staatsarchiv:  Gouvernements -Kommissariat  des  Koer- 
Departemonts  4.  Division,  Nr.  7,  Fol.  27  flf. 

*)  A.  a.  0.  4.  Division,  Nr.  6. 

*)  A.  a.  0.  4,  Division,  Nr.  10. 


86  E.  Pauls 

heraus,  die  verlangten  Protokolle  über  die  Verkäufe  der  Gemeinde- 
guter  vorläufig  nicht  liefern  zu  können,  da  die  Papiere  in  zu 
grosser  Unordnung  seien.  General-Gouverneur  Sack  ordnete 
hierauf  unter  Empfehlung  grösster  Sparsamkeit  die  Ordnung 
des  Archivs  auf  Staatskosten  an  \  worauf  der  frühere  Präfektur- 
Sekretär  Viqueray  mit  den  ürdnungsarbeiten  betraut  wurde. 
Jedenfalls  handelte  es  sich  hierbei  nur  um  bald  beendigte,  in 
grossen  Umrissen  gehaltene  Ausfühningen,  auf  deren  Ablieferung 
die  Behörde  schon  zu  Anfang  Oktober  desselben  Jahres  drängte. 
Im  J.  1816  kam  das  Koer-Präfekturarchiv  aus  den  Hän- 
den der  rheinischen  Oberverwaltung  an  die  für  den  Regierungs- 
bezirk Aachen  mit  dem  Sitz  in  Aachen  gebildete  Königliche 
Regierung.  Als  zwei  Jahre  später  die  Bildung  von  Provinzial- 
archiven  in  Aussicht  stand,  ordnete  der  Staatskanzler  Fürst 
V.  Hardenberg  die  Ueberführung  des  Archivs  nach  Köln  an, 
welche  in  den  Monaten  Februar  bis  Mai  1819  sich  vollzogt  Die 
auf  den  Aachener  Regierungsbezirk  bezüglichen,  für  die  laufenden 
Geschäfte  der  Verwaltung  nothwendigen  Papiere  blieben  aber 
in  Aachen  zurück.  Von  Köln  aus,  lange  bevor  noch  das  dort 
gebildete  Provinzialarchiv  im  J.  1832  einging,  wurden  zahlreiche, 
meist  der  französischen  Zeit  entstammende  Bestände  an  die 
Regierungen  in  Düsseldorf,  Kleve*  und  Köln  abgegeben;  den 
geschichtlich  bedeutendsten  Rest,  den  eigentlichen  Haupttheil, 
erhielt  das  Düsseldorfer  Staatsarchiv^.  Die  an  die  rheinischen 
Bezirksregierungen  gekommenen  Bestände  haben  wahrscheinlich 
allenthalben  durch  Abgaben  an  Gemeindearchive  Verminderungen 
erfahren.  Für  den  Regierungsbezirk  Aachen  folgt  dies  aus  einer 
Verfügung  des  Landrathsamtes  des  Landki'eises  Aachen  aus  dem 
J.  1880^ 


*)  A.  a.  0.  4.  Division,  Nr.  8. 

*)  Näheres  bei  W.  Harless  a.  a.  0. 

^)  Ein  Regierungsbezirk  Kleve  bat  bekanntlich  von  1816  ab  wenige 
Jahre  bestanden. 

*)  Vgl.  Th.  Ilgen,  Rheinisches  Archiv.  Westdeutsche  Zeitschrift, 
2.  Ergänzungsheft.  Trier  1885,  S.  37  f.;  viele  andere  Bestände  des  Düssel- 
dorfer Staatsarchivs,  deren  Herkunft  Ilgeu  nicht  angibt,  stammen  ebenfalls 
aus  dem  ehemaligen  Roer-Präfekturarohiv. 

^)  Verwaltungsblatt  des  Landkreises  Aachen,  Jahrgang  1830,  Nr.  24. 
In' diesem  Erlasse  vom  16.  .\ugust  1830  benachrichtigt  der  Landrath  von 
Strauch  die  Bürgrcrmeister,  dass  in  dem  von  der  ehemaligen  Präfektur  auf 
die  Königliche  Regierung  zu  Aachen  übergegangenen  Archiv  noch  viele  ältere 


Zur  Geschichte  des  Archivs  des  Roerdopartemeuts  iu  Aachen.         87 

Theodor  Joseph  Lacomblet,  der  grosse  Kenner  der  Geschichte 
des  Niederrheins,  deutet  in  der  Vorrede  zum  Schlussbande  seines 
Urkundenbuchs  bezüglich  der  Behandlung  reicher  Archivschätze 
das  Herausschälen  des  Kerns  aus  weiten  saftlosen  Hüllen  an. 
Den  Kern  des  Eoer-Departementarchivs  haben  berufene  Hände 
schon  vor  mehr  als '  zwei  Menschenaltern  herauszuschälen  ver- 
sucht. Ob  sie  hierbei  stets  glücklich  zu  Werke  gingen,  ob  nicht 
mit  der  umhüllenden  Spreu  auch  manches  Weizenkorn  dem 
Zufall  preisgegeben  wurde,  dies  braucht  heute  nicht  mehr  unter- 
sucht zu  werden.  Jedenfalls  vermag  der  zur  Zeit  gut  geborgene, 
leicht  zugängliche  Haupttheil  des  grössten  Archivs  aus  den 
Tagen  französischer  Gewaltherrschaft  am  Rhein,  noch  auf  Jahre 
hinaus  der  heimischen  Geschichtsfofschung  Stoff  zu  lohnenden 
Studien  zu  bieten. 


Beilagen '. 

la.  Darabiat,  Direktor  der  EinregUtrirungen  und  der  Domainen  im 
Roerdepartementj  beantragt  beim  Präfekten  Ladoucette,  das  Departement' 
Archiv*  ordnen  zu  lassen, 

Aachen,  15.  September  1813, 

Darabiat  wandte  sich  bereits  am  1,  Oktober  1811  und  am  8.  Oktober' 
1812  an  Ladoucette  ....  pour  vous  prier  de  soUiciter  auprös  du  gouvernement 
i*autorisatiün  de  prcndre  les  mösnres  nt^cessaires  pour  ctablir  Tordre  dans 
les  archives  du  d6partement  par  le  triage  et  le  classemcnt  des  titres  qui  y 
ont  6te  r^unis  .  .  .  Diese  Arbeit  »V<  unerlässlich  .  .  .  pour  faire  »ervir  ccs 
titres  au  recouvrement  de  ce  qui  est  du  ä  T^tat,  ce  qui  pourra  procurer 
de  grandes  ressourccs. 

Urschrift   mit  eigenhändiger    Unterschrift   Darabiats  (?)  (Darrabiats). 


abgeschlossene  Gemeinderechnungen  und  andere  Kommunal -Verhandlungen 
ruhten.  Für  die  Regierung  hätte  die  Aufbewahrung  solcher  Aktenstücke 
keinen  Nutzen,  für  die  Gemeinden  seien  sie  dagegen  von  Interesse  und 
würden  deshalb  gegen  Empfangsbescheinigung  den  Bürgermeistern  zur  Auf- 
bewahrung in  den  Gemeindearchiven  übersandt  werden. 

*)  Die  SchreibwoUe  der  Vorlageil»  die  meist  etwas  angenua  gelmltono  Absolirirti'n 
oder  Entwürfe  sind,  pauste  icii  hier  JiinsichtlicU  der  Interpunktion,  der  Anfungsbucli- 
staben  und  der  Aecente  der  Schreibweise  in  den  gedruckten  Präfektuniktj'ii  dos  ehe- 
maligen Roerdepartcments  an. 

*;  Wie  ans  dem  Zussmmenhong  und  dem  Sprach gobniuch  unwiderlegbar  hervor- 
geht, verstehen  Darabiat  und  Ladoucett«  unt<'r  den  Archiven  (les  Archivts)  die  im 
Aachener  Präfekturarohiv  vereinigten  Archivalien  einiger  linksrheinischer  früherer 
Landesherren  und  zahlreicher  aufgehobener  geistlicher  (lenossensciiatten.  Der  Singulur 
von  les  Archives  iat  im  Französischen  nngubräuchlich. 


88  E.  Pauls 

Ib.  AfitwoH  Ladoucettes  (auf  la)  an  den  Direktor  Darabiat. 

Aachen,  23,  Septetnber  IS  13. 

Ladouceite  hat  auf  die  Eingabe  vom  15.  September  hin  dem  Finanz- 
minister in  Paris  einen  Plan  zur  Errichtung  einer  Archiv- Äbtheilung  in 
Aachen  unterbreitet. 

Entwurf.  Düsseldoi'fer  Staatsarchiv:  Gouvernements-Kommissariat  des 
Boerdepartements,  4.  Division,  Nr.  10, 

2a.  Ladoucette,  Präfekt  des  Roerdepartements,  beantragt  beim  Finanz- 
minister  in  Paris  die  Genehmigung  eines  beigefügten  Plattes  zur  Errichtung 
einer  Archiv- Abtheilung  beim  Präfekt urarchiv  in  Aachen. 

Aix-Ia-Chapellc,  le  19  scptembre  1813. 
A.  S.  Exe.  le  ministre  des  fiuances.    Monseigncur. 

Les  archives  de  plusieurs  ancieus  princes  de  la  rive  gaucbe  du  Bhin, 
et  Celles  d\m  trös  grand  nombre  d'6tabUssemens  religieux  sont  r^unies  k 
Aix-la-Chapelle;  ellcs  forment  un  d6pöt  considßrable  et  tres  pröcieux  pour 
radrainistration  des  doiuaitics  dt^puis  longtemps.  Cettc  administration  a  senti 
la  neccssit6  d'en  faire  op^rer  uu  d($pouilleraeat  g6n6ral,  tant  pour  d6couTrir 
les  domaines  qui  sont  encore  rt^celös,  que  pour  se  procurer  les  moyens  de 
mettre  en  recouvrement  et  de  conserver  par  des  inscriptious  hypoth6caires 
un  grand  nombre  de  rentes  et  de  capitaux  qui  restcut  en  souflfrance  ä  d^faut 
de  titres  ou  de  documens  suflisans.  On  avait  pens<$  d'abord  que  les  employ<^s 
supörleurs  des  domaines  pourraieut  se  livrer  ä  cette  Operation,  mais  eile  ne 
peut  pas  se  concilier  avec  leurs  fonctions  ordinaircs. 

Le  directeur  ayant  ^te  cbarg^  par  son  administration  de  me  faire  un 
rapport  d  ce  sujet,  j'ai  reconnu  la  nöcessitö  d'ötablir  aux  archives  un  bureau 
qui  fut  cbarg^  du  triage  et  du  d^pouillement  de  tous  les  titres  qui  peuTent 
intercsser  le  domaine  de  Tötat.  On  assure  que  cette  mesure  a  produit  ies 
plus  hcureux  eifets  dans  le  dOpartement  des  Forsts  et  dans  celui  de  la  Lippe. 
J'ai  rhonneur  de  proposer  ä  V.  Exe.  de  Petendre  au  döpartement  de  la  Roer, 
et  je  soumcts  ä  son  approbation  un  arr^t^  que  j'ai  pris  pour  r^tablissement 
et  Torganisation  d'un  bureau  aux  archives;  je  Tai  m6me  comroent^  (?)  avec 
monsicur  Calmonn  inspecteur  gönoral  des  domaines  en  mission*. 

La  quantit6  des  titres  ü  classer  et  ä  extraire  6tant  tr6s  consid^rable, 
il  m'a  paru  nöcessaire  de  composer  ce  bureau  d'un  archiviste,  de  deux  commis 
aux  extraits  et  de  deux  expMitionnaires.  Je  propose  k  V.  Exe.  de  fixer  le 
traitement  de  Tarchiviste  ä  2400  francs  par  an,  et  celui  des  commis  aux 
extraits  (ü  2000  francs  par  an).  Ces  traitemens  ne  vous  paräitront  pas  trop 
(Hcv^s  si  vous  daigncz  consid^rer  que  le  travail  dont  il  s'agit  ne  pent  ßtre 
confi6  qu'ä  des  hommes  probes  et  connaissant  le  latin,  le  frangais  et  Talle- 
mand.    Quant  aux  cxpeditionnaires  je  pense  qu'il  suffira  de  leur  accorder  ä 


*}  Die  lotKtt'D  Wörter  sin«!  in  der  Handschrilt  abgekürzt.  Naoli  dem  Annuair« 
de  la  Boör  pour  l'anu^e  1H13  war  Calmon  einer  der  sechs  Qeneral-Inspekiorea  Frauk- 
reiclis  bei  der  Administration  de  Ten  regist  rement  et  des  domaine. 


Zur  Geschichte  des  Archivs  des  Bocrdepartements  in  Aachen.         69 

chacun  an  traitement  annucl  de  inille  k  douze  cent  francs.  II  conyiendra 
d*ajoatcr  ä  ces  traitemens  nne  somme  de  600  francs  pour  achat  de  papier 
et  autres  frais  de  bureau. 

Le  tr^sor  imperial  scra  amplement  iudemnis<5  de  cette  fälble  dc^pense 
par  les  avantages  qui  doivent  n^Scessairement  en  r6sulter.  V.  Exe.  pensera 
Sans  doute  que  l*op6ration  dont  il  s^agit  u^ayant  pour  objet  qne  rint<5ret  de 
radminiätratioD  des  domaines,  les  d^penses  qu^elle  entraine  doivent  etre 
acquittöes  par  ses  caisses. 

2  b.  Plan  zur  Errichtung  einer  Archiv- Abiheilung  hei  der  Frdfektur  in 
Aachen;  in  Anseht uss  an  die  Eingabe  vom  19.  September  1813  (vgl,  2a)  dem 
Finanzminister  in  Paris  vom  Präfekten  Ladoucette  vorgelegt, 

Archives.    Arret6.  19.  septembre  1813. 

Le  prefet  du  d^partement  de  la  Roer. 

Vu  le  rapport  du  directeur  des  domaines  sur  la  nccessite  de  faire 
procöder  au  triage  et  au  döpouillemcnt  gen<3ral  des  titrcs  r(5unis  aux  archives. 
Considörant  qu'il  existe  daus  ce  d^pöt  une  masse  considerablc  de  titres,  qui 
doit  s'accröitrc  encore  par  Textradition  de  ceux  qui  restent  sur  la  rive  droite 
du  Rhin  et  notamment  ä  Arrensberg. 

Considi^rant  qu^ind^pendamment  des  biens  immeubles,  rcntes  et  cnpitaux 
röcel^s  dont  le  d<^poaillement  g6n6ral  des  archives  pcut  procurer  la  dt'cou- 
verte,  il  existe  selon  les  sommiers  de  receveurs  des  domaines  de  cc  duparte- 
ment  nn  grand  nombre  de  rentes  et  de  capitanx  contestös  et  pour  les  quels 
Tadministration  des  domaines  ne  peut  pas  faire  d'actcs  conservatoires  ä  döfaut 
de  titres,  ce  qui  expose  T^tat  k  des  pertes  consid6rables. 

Que  jusqu'ici  les  ptöpos^s  de  cette  admiuistration  n'out  fait  quo  des 
recherches  partielles,  et  qu^on  ne  pourrait  m^me  sans  nuire  essen tiellemcnt 
au  Service  dont  ils  sont  charg^s  les  detoumer  de  Icurs  fonctious  ordinaires 
pour  les  appliquer  cxclusivement  k  une  Operation  qui  daillenrs  exigc  le  con- 
cours  de  plusieurs  eraployös. 

Que  pour  op<5rer  le  triage  et  le  d^pouillemcnt  g^nöral  de  tous  los  titres, 
registres  et  papiers  qui  peuvent  int6resser  le  domaine  de  l'<5tat;  il  est  indis- 
pensable d'attacher  aux  archives  des  employös  qui  n^aient  k  s'occuper  que 
de  cc  travail.    Arrftte  ce  qui  suit. 

Article  1. 
II  sera  stabil  aux  archives  un  bureau  pour  faire  le  classcment,  le  triage 
et  les  extraits  des  titres,  registres,  comptcs  et  autres  papiers  rclatifs  taut 
k  la  propri6t6  qu^ä  Padministration   des   biens  des   anciens   priuces   et  des 
i^tablissemens  religieux. 

Article  2. 
Ce  bureau  sera  composö  d'un  archiviste,  de  deux  commis  aux  extraits 
et  de  deux  expöditionnaircs.    Les  employ^s   seront  nomm^s  par  nous  sur  la 
proposition  du  directeur  des  domaines. 


Zar  Geschichte  des  Archivs  des  Roerdepartements  iu  Aachen.         91 

4.  Präfekt  Ladoucette  Übersendet  detn  Direktor  der  Domainen  in  Aachen 
eine  Ausfertigung  der  Entscheidung  des  Finammin isters  in  Paris  vom 
16,  Dezember  1813,  betreffend  die  Errichtung  einer  Archiv- Abtheilung  bei  der 
Präfektur  in  Aachen.  Ladoucette  hat  auf  Grund  dieser  Entscheidung  unterm 
^5.  Dezember  1813  Holzmacher  zum  archiviste,  Uoff  und  Dubigk  zu  commis 
aux  extraitSf  Somya  und  Blees  zu  commis  aux  exp^ditiotts  ernannt.  Das 
Jahresgehalt  des  Archivars  ist  auf  2200  Francs,  das  der  commis  aux  extraits 
auf  1800  Francs,  das  der  commis  aux  expMitioiis  auf  1000  Francs  fest- 
gesetzt. An  Gratifikationen,  zahlbar  am  Jahresschluss ',  erhalten  der  Archivar 
200  Francs,  die  commis  je  200,  bezw.  je  100  Francs.  Der  nach  der  Ministerial- 
Entscheidung  ron  den  ausgeworfenen  9400  Francs  noch  bleibende  Best  im 
Betrage  von  800  Francs  dient  zur  Bestreitung  kleinerer  Bureaukosten  und  zur 
Besoldung  eines  Bureaudieners.  Das  Gehalt  des  Archivars  läuft  vom  1,  Dezember 
1813,  das  der  übrigen  Beantten  vom  1,  Januar  1814  ab.  Ixtdotu:ette  ersucht  deti 
Domaitiendirektor,  Anweisung  geben  zu  lassen,  dass  der  Archivar  sein  Monats- 
gehalt für  Dezctnber  1813  erhalte.  ...  Je  vous  prie,  monsieur  Ic  directeur, 
de  me  faire  connäitre,  si  vos  occupations  vuus  permettcnt  de  surveiller  les 
Operations  de  ce  bureau,  ou  quel  est  Temployö  que  vous  dcleguerez  ä  cet  cflfct. 

Aachen,  10.  Januar  1814. 

Entwurf.  Düsseldorfer  Staatsarchiv.  Gouvernements-Kommissariat  des 
Roerdepartements,  4.  Division  Nr.  10. 

5.  Präfekt  Ladoucette  beauftragt  den  Kanzleivordeher  Reinckens  mit 
der  Veberwachungdes  Transports  des  Prä fekturarchivs  von  Aachen  nach  Mastricht. 

Aachen,  16.  Januar  1814. 

.  . .  Charge  le  sieur  Reinckens,  employ^  principal  de  mon  burcan  milltaire, 

de  surveiller  le  transport  des  archives  et  papiers  appartenans  ä  la  pr^fecture 

de  la  Ro^r.    II  Taccompagnera  jusqu'ä  Maestrich t  ou  il  restera  jusqu'A  nouvcl 

ordre.  A  son  arriv6e  ä  Maestricht  il  prendra  les  ordres  de  monsieur  le  prüfet 

de  la  Mousc  inf^rienre. 

Aix-la-Chapelle  le  16  janvier  1814. 

Signö:  Ladoucette. 

Abschrift.      Düsseldorfer    Staatsarchiv.      Gouvernements  -  Kommissariat 

des  Roerdepartements,  4.  Division  Nr.  6. 

6  a.  Präfekt  Ladoucette  befiehlt  dem  Kanzleivorsteher  Reinckens,  das  Roer- 
Präfekturarchip  von  Lüttich  nach  Mastricht  zurückzuführen. 

Lüttich,  18.  Januar  18J4. 

II  est  ordonn^  ä  monsieur'  Reinckens  fils,  cbof  du  burcau  militairc  de 
la  pr6fecture  de  la  Roer  de  retrograder  sur  Maestricht  avec  les  archives  de 

>)  Us.  hat  einfach :  &  la  fin  de  TannÄe;  f^emeiut  ist  hierbei  unzweifelhaft  der  Schlus» 
eines  Pien»tjalire8. 

*)  £8  fällt  auf«  daiiH  der  i'rttfekt  hier  die  Bezeichnung  monsieur  statt  des  zwei 
Tage  früher  gebrauchton  sieur  wählt.  Walirsclieinlich  hatte  Ladoucette  während  seines 
kaum  eintägigen  Aufenthalts  in  Lütticli  über  die  für  Frankreicli  hoflfnungslose  Sach- 
lage  richtigere  Aofschltls^e  erhalten,  als  er  sie  in  Aachen  gewinnen  konnte. 


92  E,  Pauls,  Zur  Geschichte  des  Archivs  dos  Roerdepartemeuts  in  Aachen. 

la  pr^fecture,  qui  en  ont  6t6  6vacu6e8,  attendn  que  d'aprös  l'ordre  formel  de 
monsieur  le  duc  de  Tareute  elles  doivent  etre  mises  en  süret6  dans  cette 
place.  Monsieur  Reinckens  est  antorisö  conforniement  ä  Pordre  du  chef  de 
r^tat-major  de  monsieur  Ic  marßchal  .  .  dont  la  copie  se  trouve  ci  apr6s  k 
requörir  la  gendarmerie  et  la  force  publique  pour  Tox^cution  de  la  präsente 
et  de  nos  instructions. 

Fait  k  Li6ge  le  18  janvier  1814. 

Le  prüfet  de  la  Roor.    Signe:  Ladoucettc. 

Abschrift,  Düsseldorfer  Staatsarchiv»  Gouverttentents- Kommissariat  des 
RoerdepartementSf  4.  Division  Nr,  6. 

6  b.  (Ist  Ergänzung  zu  6  a.)  BefeJU  an  den  Oben^t  Georgeofi  in  Lüttich, 
zwei  Gensdarmen  zur  Bedeckung  des  Transports  des  Roer-Präfekturarchits 
nach    Mastincht  zur  Verfügung  des   Kanzleivorstehers   Reinckens   zu    stellen, 

Lüttich,  18,  Januar  1814. 

Monsieur  le  g6n§ral  chef  d*6tat-major  ordonne  a  monsieur  le  coloncl 
Georgeon,  de  mcttre  dcux  gendarmes  h  la  disposition  de  monsieur  Reinckens 
(fils),  chef  du  bureau  militairc  ^e  la  pr6fecture  de  la  Roer  pour  faire  rentrer 
k  Maestricht  les  archives  de  cc  däpartemcnt  qui  doivent  y  rester  d6pos6es '. 

Liege  le  18  janvier  1844.   Sign6:  Grandler. 

Pour  copie  conforrae,  le  prüfet  de  la  Roer.    Sigu6:  Ladoucette. 

Abschrift.  Düsseldorfer  Staatsarchiv.  Gouvernements- Kommissar i€U  des 
RoerdepaticmentSf  4.  Division  Nr,  6. 


*)  Hs.:  dei>os6s. 


Zur  Fabel  von  der  Bestattung  Karls  des  Grossen. 

Nachtrag. 

Von  Theodor  Lindner. 

Das  grosse  Beweismittel,  mit  dem  die  meisten  Zweige  der 
Naturwissenschaften  Richtigkeit  oder  Falschheit  einer  Behaup- 
tung erproben  können,  das  Experiment,  ist  der  Geschichte  ver- 
sagt. Doch  sind  auch  die  geschichtlichen  Dinge  an  die  natürliche 
Möglichkeit  gebunden;  über  allen  Quellenberichten  stehen  die 
physischen  Bedingungen. 

In  meiner  Untersuchung  über  die  Beisetzung  Karls  des 
Grossen,  im  14.  Jahrgang  dieser  Zeitschrift,  habe  ich  daher  die 
in  Betracht  kommenden  Verhältnisse  erwogen,  um  aus  ihnen 
die  Nichtigkeit  der  landläufigen  Fabel  darzuthun.  Ich  sprach 
als  Ergebniss  aus,  allen,  welche  an  sie  glaubten,  hätte  die 
Phantasie  einen  Streich  gespielt.  Sie  beseelte  in  ihrer  Vor- 
stellung den  in  seiner  Majestät  prangenden  Kaiser  und  verhüllte 
mit  romantischem  Schleier  die  hässliche  Wirklichkeit.  Hätte 
die  reine  Vernunft  sich  air  die  Einzelheiten  klar  gemacht,  nimmer- 
mehr hätte  sie  ein  solches  Trugbild  bestehen  lassen. 

Im  letzten  Jahrgang  dieser  Zeitschrift  wies  ich  die  Ver- 
muthung  Grauerts  zurück,  die  Bestattungsweise  griechischer  Geist- 
licher wäre  damals  in  Aachen  nachgeahmt  worden.  Ich  zeigte,  dass 
abgesehen  davon,  ob  sie  schon  zu  jener  Zeit  bestand,  ihr  Zweck 
lediglich  der  einer  Ehrung  des  priesterlichen  Charakters  des  Ver- 
storbenen sei.  Ich  konnte  mich  dabei  auf  Auskunft  von  hohen 
Würdenträgern  der  griechischen  Kirche  berufen,  die  mir  durch 
gütige  Vermittelung  zu  Theil  wurde.  Ich  verdankte  sie  dem  allen 
Palästinaforschern  w^ohl  bekannten  und  von  ihnen  hochgeschätzten 
Königl.  Württembergischen  Baurath  Dr.  C.  Schick  in  Jerusalem. 

Jetzt  hat  derselbe  Herr  die  Güte  gehabt,  mir  eingehende 
Mittheilungen  über  das  Begräbniss  des  zu  Anfang  dieses  Jahres 
gestorbenen  griechischen  Patriarchen  von  Jerusalem  zu  machen. 
Sie  beweisen  vollauf,  wie  zutreffend  meine  Ansicht  war. 

Sofort  nach  dem  Tode  wurde  die  Leiche  in  der  Kloster- 
kirche neben  der  Rotunde   der  heiligen  Grabeskirche  auf  einen 


94  Theodor  Liadner 

Stuhl  gesetzt  und  angebunden,  um  in  ihrem  Schmuck  dem  Volke 
gezeigt  zu  werden.  Eine  aufgenommene  Photographie,  welche 
etwas  verkleinert   in  Autotypie    hier  wiedergegeben  ist,  zeigt 


das  seltsame  Bild;  gleich  einem  Experiment  belehrt  es  den 
Beschauer,  wie  Karls  des  Grossen  Leiche  ausgesehen  hätte,  wenn 
man  mit  ihr  in  derselben  Weise  verfahren  wäre. 


Zur  Fabel  von  der  Bestattung  Karls  des  Grossen.  95 

Die  Bänder  und  Fesseln,  welche  den  steif  und  eng  an  den 
Stuhl  gepressten  Leib  halten,  sind  durch  die  Prachtgewänder 
verdeckt.  Das  die  Mitra  tragende  bärtige  Haupt  ruht  tief 
gesenkt  auf  der  Brust.  Mehrere  um  die  Schultern  gelegte  Schnüre 
von  Rosenkränzen  und  Schmuckstücken  halten  den  rechten  Arm 
eng  an  dem  Körper  in  die  Höhe.  Die  rechte  Hand  soll  zum 
letzten  Male  dem  Volke  den  Segen  ertheilen,  aber  die  Finger 
hängen  schlaff  herunter.  Der  linke  Arm  ist  ebenftills  durch  eine 
von  der  Schulter  herabkommende  goldene  Kette  im  rechten 
Winkel  in  die  Höhe  gebogen.  In  der  an  den  Leib  gepressten 
Hand  liegt  ein  kleines  Gebetbuch;  damit  es  Halt  findet,  sind 
Hand  und  Buch  durch  ein  weisses  Tuch  zusammengebunden. 
Beine  und  Füsse  werden  durch  Gewänder  und  Teppiche  völlig 
verhüllt.  Man  denke  sich,  wie  viele  Befestigungen  wären  nöthig 
gewesen,  um  in  den  Händen  der  Leiche  Karls  das  lange  Scepter 
und  das  schwere  Schwert  festzuhalten;  auch  sie  hätten  nicht 
in  natürlicher  Haltung,  sondern  nur  an  Stuhl  und  Leib  wie 
angeklebt  angebracht  werden  können.  Eine  zusammengebändelte 
Majestät;  keine  Spur  von  dem  gebietenden  Herrscher! 

Nach  Beendigung  der  Handlungen  in  der  Kirche  wurde  die 
Leiche  zum  Kirchhof  geführt.  Eine  zweite  Photographie. zeigt, 
wie  der  lange  Zug  der  kerzentragenden,  schwarzgekleideten 
Geistlichen  sich  eben  durch  das  enge  Thor  des  Propheten  David 
hindurch  gewunden  hat.  Thor  und  Mauern  sind  von  Zuschauern 
dicht  besetzt;  in  dem  grellen  Licht  der  Mittagssonne  schimmern 
die  weissen  Gewänder  der  zahlreichen  Frauen.  Mitten  im 
düstem  Zuge  wird  die  Leiche  auf  den  Schultern  von  Priestern 
getragen;  hoch  ragt  sie  auf  ihrem  Throne  über  die  Menge  empor. 

Das  Grab  war  wie  ein  gewöhnliches  im  Boden  hergestellt, 
aber  ausgemauert  und  hatte  am  westlichen  Ende  eine  Art  Sitz. 
Die  Leiche  wurde  vom  Stuhle  herabgenommen  und  der  Krone, 
Kostbarkeiten  und  Prunkgewänder  entkleidet;  nur  die  Unter- 
gewänder blieben  ihr;  dann  deckte  sie  ein  einfacher  Priester- 
anzug. Darauf  wurde  sie  in  das  Grab  gesenkt,  so  dass  der 
Sitz  ihr  zur  Stütze  diente.  Unmittelbar  vor  die  Kniee  zwischen 
die  beiden  Langseiten  klemmte  man  eine  Bretterwand  ein,  damit 
der  Körper,  auf  allen  Seiten  wie  von  einem  Kasten  gehalten, 
bei  der  Auflösung  nicht  umfallen  oder  herabgleiten  kann. 

Nach  längerer  Zeit  sollen  dann  das  Grab  geöffnet  und  die 
Gebeine  gesammelt  werden.    In  einem  kleinen  Sarge  geborgen 


96   Theodor  Lindner,  Zur  Fabel  von  der  Bestattung  Karls  des  Grossen. 

werden  sie  bei  den  in  gleicherweise  aufbewahrten Ueberresten 
der  vorangegangenen  Patriarchen  ihren  Platz  finden  in  einer 
Nebenkammer  der  Kirche  der  Märtyrer. 

Ich  denke,  diese  augenfällige  Schilderung  genügt,  um  allen 
Phantasieen  ein  Ende  zu  machen. 

Ich  benutze  die  Gelegenheit  zu  einigen  Bemerkungen. 

Noch  immer  wollen  Einige  mit  dem  Worte  „Solium"  den 
Begriff  des  Sitzens  verbinden.  Ich  habe  früher  eingehend  die 
mannigfache  Bedeutung  von  Solium  erörtert  und  will  nur  darauf 
hinweisen,  dass  der  Sinn  „Thron*'  durchaus  nicht  zwingend  auf 
Sitzen  hinweist.  Im  Alterthum  war  bekanntlich  die  liegende 
Stellung  sehr  beliebt,  so  dass  Solium  nur  ein  Geräth  bezeichnet, 
auf  dem  oder  in  welchem  der  Körper  ruht.  Daher  die  Neben- 
bedeutungen Badewanne,  Sarg  und  ähnliche,  welche  auf  eine 
gestreckte  Lage  des  Körpers  hinweisen. 

Wie  man  sich  den  „arcus  deauratus  cum  imagine  et  titulo**, 
der  nach  Einhard  über  dem  Grabe  Karls  errichtet  wurde,  zu 
denken  hat,  erläutern  einige  alte  Grabdenkmäler,  von  denen  ich 
hier  nur  das  Gottfrids  von  Bouillon  in  Jerusalem  erwähnen  will, 
abgebildet  bei  Kugler,  Geschichte  der  Kreuzzüge  S.  70  und  in 
Meyers  Konversationslexikon  VII  (unter  Grabmal).  Stammt  es 
auch  erst  aus  dem  12.  Jahrhundert,  so  gibt  es  doch  altgebräuch- 
liche Formen  wieder  ^  Das  gebäudeartige  Denkmal  besteht  aus 
einem  von  vier  Säulen  getragenen  Spitzdach,  auf  dem  die  In- 
schrift eingegraben  ist.  So  mag  auch  das  Grabdenkmal  Karls 
beschaffen  gewesen  sein;  trefflich  passen  dazu  Eiijhards  Worte: 
Sub  hoc  conditorio  situm  est  corpus  Karoli.  Das  Bild  des 
Kaisers  fand  passenden  Platz  in  dem  Giebelfelde. 


*)  Lindenschmit,  Handbach  der  deutschen  Alterthumskunde  Bd.  I, 
S.  94  ff. 


aründung  und  Gründer 
der  Burtscheider  Benediktiner- Abtei. 

Von  F.  X.  Bosbach. 

Erst  im  Laufe  dieses  Jahrhunderts  trat  die  Ansicht  auf, 
der  Ursprung  Burtscheids  reiche  bis  in  die  Mitte  des  siebenten 
Jahrhunderts,  bis  auf  den  hervorragenden  Bischof  Clodulf  von 
Metz  zurück.  Quix  ^  und  nach  ihm  Mooren  ^  kamen  zu  diesem  Irr- 
thura  durch  eine  missverstandene  Stelle  in  einer  Urkunde  ^  König 
Ottos  I.  vom  30.  April  948,  laut  welclier  Clodult  in  „Breotio" 
und  Littemala  klosterartige  Stiftungen  machte.  Verleitet  durch 
die  auffallende  Aehnlichkeit  zwischen  Breotio  —  durch  eine 
häufig  vorkommende  Metathesis  des  r  würde  das  Wort  „Beortio" 
lauten  —  mit  der  im  J.  1000  beglaubigten  Form  „Burci** 
für  Burtscheid  wollte  man  in  jener  Stiftung  Clodulfs  den 
Ursprung  Burtscheids  finden.  Allein  seitdem  Sickel  darauf  hin- 
gewiesen hat,  dass  in  der  genannten  Urkunde  nicht  von  Breotio, 
sondern  von  Hreotio  die  Rede  sei,  worunter  mit  historischer 
Gewissheit  Rütten  in  der  belgischen  Provinz  Limburg  zu  ver- 
stehen ist,  hat  die  von  Quix  und  Mooren  vertretene  Ansicht  ihre 
einzige  positive  Stütze  verloren  und  ist  heute  als  allgemein  auf- 
gegeben zu  betrachten. 

Ungleich  älter  und  allgemeiner  ist  die  Annahme,  die  Gründung 
der  Burtscheider  Abtei  falle  in  die  Zeit  der  Ottonen  und  sei  mit 
dem  Namen  eines  über  die  Alpen  gekommenen  Abtes  Gregorius 
verknüpft.  Um  diesen  Mann  haben  dann  die  Jahrhunderte  einen 
romantischen  Sagenkreis  gewoben.  Er  soll  ein  Königssohn  aus 
dem  fernen  Byzanz  gewesen  sein;  „treue  Bruderliebe**  habe  ihn 
getrieben,  seiner  Schwester  Theophano,  der  Gemahlin  Ottos  IL, 


')  Quix,  Oeschichtc  der  ehemaligen  Reichsabtei  Burtscheid  S.  60  ff. 
•)  Annalcn  des  bist.  Vereins  für  den  Niederrhein  Hrft  24,  S.  174. 
^)  Lacomblet,  Urkundenbuch  Bd.  I,  8.  5«,  Nr.  100;  Mon.  Germ.  dipl. 
Bd.  I,  S.  183,  Nr.  101. 

7 


Gründung  und  Gründer  der  Burtscheider  Benediktiner-Abtei.  99 

immerhin  in  die  erste  Hälfte  des  zwölften  Jahrhunderts  hinauf- 
reichen. Diese  Grabschrift  stellt  —  soweit  sich  bis  jetzt  ermitteln 
lässt  —  die  älteste  Nachricht  über  die  königliche  Abstammung 
des  Gregorius  dar. 

Suchen  wir  nunmehr  nach  urkundlichen  Nachrichten  über 
Gründung  und  Gründer  der  Abtei. 

In  merkwürdiger  Uebereinstimmung  verlegen  alle  Berichte, 
welche  Gregorius  für  einen  griechischen  Prinzen  ausgeben,  dessen 
Ankunft  in  Deutschland  in  das  J.  973  oder  974.  Die  Kombination 
ist  klar:  am  14.  (nach  anderen  am  19.)  April  972  fand  in  Rom 
die  Vermählung  Ottos  II.  mit  Theophano  statt.  Wenn  also 
Gregorius  aus  brüderlicher  Liebe  seiner  Schwester  über  die 
Alpen  folgte,  so  dürfte  er  ums  J.  973  nach  Aachen  oder 
Burtscheid  gekommen  sein.  Für  diese  Ansicht  lässt  sich  kein 
einziges  zuverlässiges  oder  auch  nur  gewichtiges  Zeugniss 
anführen;  dagegen  steht  die  Gründung  der  Abtei  unter  Otto  III. 
urkundlich  fest. 

In  einer  Urkunde^  vom  21.  Januar  1018  sagt  Kaiser 
Heinrich  IL:  quod  nos  pro  remedio  animae  nostrae  seniorisque 
nostri  atque  nepotis  Ottonis  videlicet  tercii,  imperatoris  augusti, 
qui  ipsum  locum  (Purcetum)  a  fundamento  ad  Dei  servitium 
ordinäre  cepit.  Bei  dem  geringen  Zeitabstande  zwischen  Otto  III. 
und  dem  Datum  dieser  Urkunde,  sowie  bei  der  engen  Verwandt- 
schaft zwischen  den  beiden  genannten  Herrschern  ist  ein  Irrthum 
ausgeschlossen. 

Den  Bauplatz  hatte  Kaiser  Otto  IIL  von  einem  Grafen 
Liuzo  durch  Tausch  erworben.  In  einer  Urkunde*  Heinrichs  IL 
vom  J.  1016  heisst  es:  er,  Kaiser  Heinrich,  schenke  den 
Mönchen  zu  Burtscheid  „duas  curtes,  id  est  villam  et  curtile 
quas  pius  antecessor  noster  Otto  tercius  imperator  augustus  de 
Liuzone  comite  per  concambium  acquisivit".  Man  mag  villa  et 
curtile  mit  Dorf  und  Hof  oder  sonst  wie  übersetzen,  unseres 
Krachtens  kann  dabei  nicht  an  zwei  entlegene  Höfe  gedacht 
werden,  deren  geographische  Lage  doch  näher  hätte  bestimmt 
werden  müssen,  sondern  nur  an  zwei  Besitzungen  auf  der  Stelle 
der  späteren  Abtei  Burtscheid^. 


*)  Lacomblet  a.  a.  0.  S.  93  Nr.  151. 
*)  Ebenda  S.  92  Nr.  149. 

^)  Vgl.  dieselbe  Auffassuug  in  den  Jahrbüchern  des  deutächeu  Reiches 
a.  a.  0. 

7* 


100  F.  X.  Bosbach 

Damit  stimmen  die  gegen  Ende  des  elften  Jahrhunderts 
entstandenen  Nachrichten  nber  die  Gründung  des  Klosters 
Brauweiler  überein.  Daselbst'  heisst  es  von  Otto  III.:  Monacho- 
rum  monasterium,  quod  dicitur  Burcetum,  in  honore  S.  Johannis 
Baptistae  atque  S.  Nicolai  Mirrenorura  öpiscopi  constituerat 
quod  matemo  ex  sanguine  Graecus  erat.  Der  letzte  Zusatz 
nimmt  darauf  Bezug,  dass  Ottos  III.  Mutter  eine  Griechin  war, 
also  jener  Nation  angehörte,  bei  welcher  der  h^  Nikolaus  von 
Alters  her  sich  einer  besonderen  Verehrung  erfreute. 

Endlich  ist  die  Person  des  Gregorius  als  Stifter  der  Abtei 
urkundlich  bezeugt.  In  einer  Urkunde*  Kaiser  Ottos  III.  vom 
6.  Februar  1000  heisst  es:  Monasterio  sanctorum  martirum 
Apolinaris  et  Nicolai  venerandique  confessoris  Gregorii  in  eodem 
monasterio  corporali  quiescentis  materia,  a  quo  idem  venerabilis 
locus  funditus  fuit  edificatus  non  longo  distans  a  nostro  sacrosanto 
Aquisgranensi  palatio,  commuui  vocabulo  Burci  nominato. 

Demnach  steht  als  mehrfach  verbürgte  historische  That- 
sache  fest,  dass  unter  Kaiser  Otto  in.  ein  Mann  Namens 
Gregorius  den  Bau  der  Burtscheider  Abtei  begonnen  hat. 

Wer  aber  war  dieser  Gregorius? 

Er  war  kein  Bruder  der  Theophano.  Wie  unzuverlässig  die 
alten  Nachrichten  dieser  Art  sind,  geht  schon  daraus  hervor,  dass 
sie  Theophano  und  Gregorius  für  Kinder  des  Nicephorus  Phocas 
ausgeben.  Der  Vater  der  Theophano  war  aber  Romanos  IL, 
der  von  959 — 963  den  byzantinischen  Thron  innehatte.  Romanos 
hatte  ausser  Theophano  noch  vier  Töchter:  Zoe,  Theodora,  Agathe 
und  Anna,  sowie  zwei  Söhne:  Basilius  und  Konstantin.  Allerdings 
reichte  die  Gemahlin  Romanos,  die  ebenfalls  Theophano  hiess, 
nach  der  Ermordung  ihres  Gemahls  dem  Nicephorus  Phocas  die 
Hand,  allein  auch  dieser  Ehe  enstammt  kein  Sohn  Namens 
Gregorius. 

Woher  stammte  denn  Gregorius?  Ist  seine  Beziehung  zu 
Kaiser  Otto  und  Theophano  ganz  aus  der  Luft  gegriffen? 
Auf  alle  diese  Fragen  geben  uns  die  Forschungen  Holder- Eggers 
vollkommenen  Aufschluss,  sodass  die  Persönlichkeit  des  Gregorius 
aus  dem  Halbdunkel  unkontrolii'barer  Sagen  in  das  Licht  histo- 


')  Mon.  Germ.  Script.  XIV,  p.  131,  cap.  X. 

*)  Böhmer,  Acta  imp.  sclecta  ed.  Ficker  p.  28—29,  Anm.  83.    Mon^ 
I.  dipl.  Bd.  II,  S.  777,  Nr.  848. 


Qründaug  und  Gründer  der  Burtscheider  Benediktiner- Abtei.        101 

rischer  Zuverlässigkeit  gerückt  ist.  Holder-Egger  fand  ^  nämlich, 
dass  eine  alte  Vita  Gregorii,  welche  uns  der  Sammler  des  grosaen 
Legendarium  Austriacum  aufbewahrt  hat,  nur  die  unseres  Gregorius 
von  Burtscheid  sein  könne.  Seine  Untersuchungen  wurden  von 
neuem  geprüft,  vielfach  erweitert  und  für  richtig  befunden  von 
den  Boilandisten  in  ihrem  grossen  Sammelwerke  zum  vierten 
November. 

Diese  älteste  Vita  Gregorii  ist  nicht  lange  nach  dem  Tode 
des  Abtes  entstanden.  Der  Verfasser  hat  seine  Nachrichten 
aus  dem  Munde  von  drei  mit  Namen  aufgeführten  Jugendfreunden 
des  Gregorius.  Der  Gebrauch  der  lateinischen  Sprache,  die 
Art  und  Weise,  wie  Otto  III.  „noster  piissimus  Caesar"  im 
Gegensatz  zum  byzantinischen  Herrscher  genannt  wird.  Alles  das 
lässt  keinen  Zweifel  daran,  dass  der  Verfasser  dieser  Vita  nicht 
etwa  ein  griechischer  Landsmann  des  Abtes,  sondern  ein  Abend- 
länder war,  mag  er  nun  diesseits  oder  jenseits  der  Alpen  gelebt 
haben.  Wer  konnte  aber  ein  grösseres  Interesse  daran  haben, 
Leben  und  Wirken  des  denkwürdigen  Mannes  der  Nachwelt  zu 
überliefern,  als  die  Mönche  des  Burtscheider  Klosters?! 

Diese  älteste  Vita  ist  durchaus  zuverlässig.  Sie  stimmt 
genau  mit  den  oben  angeführten  urkundlichen  Nachrichten  überein: 
Gregorius  wird  nicht  mit  Otto  IL,  sondern  ganz  richtig  mit 
Otto  III.  in  Verbindung  gebracht.  Auch  die  oben  als  falsch 
nachgewiesene  Angabe  über  die  königliche  Abkunft  des  Gregorius 
findet  sich  hier  nicht;  als  Eltern  werden  ganz  bestimmt  Bürgers- 
leute aus  Calabrien  genannt.  Dazu  kommt,  dass  die  Vita  mit 
anderen  glaubwürdigen  Nachrichten  übereinstimmt;  der  in  c.  9 
erwähnte  Einfall  der  Sarazenen  in  Calabrien  wird  auch  von 
Lupus  Protospatha^  zu  den  Jahren  986  und  987  erwähnt.  End- 
lich zeigt  sich  der  Verfasser  über  die  ihm  persönlich  jedenfalls 
unbekannten  Orte  Unteritaliens  so  genau  unterrichtet,  dass  er 
unbedingt  zuverlässige  Gewährsmänner  gehabt  haben  mu8s. 

Ausser  dieser  ersten  Vita  haben  die  Boilandisten  zum  vierten 
November  noch  eine  zweite,  jüngere  verötfentlicht,  welche  an 
Werth  zwar  tief  unter  der  ersteren  steht,  ohne  deshalb  gerade 
werthlos  zu  sein.  Sie  schliesst  mit  der  feierlichen  Erhebung 
und  Uebertragung  der  Gebeine  des  Gregorius,  welche  Abt 
Arnoldus  von  Burtscheid  um  das  J.  1180  vornahm,  und  welche 

')  Mon.  Germ.  Script.  XV,  p.  1187-99. 

•)  Ebenda  V,  p.  56.  Vgl.  Annal.  Salernit.,  ebenda  XIX,  p.  401. 


Grüuduug  und  Qrttnder  der  Burtsclieider  Bouediktiner- Abtei.        103 

begab  sich  in  das  Kloster  Buccino.  Hier  lernte  der  griechische 
Statthalter  ihn  kennen,  der  den  vortrefflichen  Mann  an  den 
Hof  von  Byzanz  zu  ziehen  versuchte.  Schon  hatte  Gregorius 
ihn  bis  Otranto  begleitet,  als  er  —  in  echt  griechischem  Wankel- 
muthe  —  seinen  Entschluss  plötzlich  änderte^,  seinem  auf- 
dringlichen Gönner  entfloh  und  nach  Rom  kam.  Dort  verweilte 
er  mehrere  Jahre,  lernte  später  —  vielleicht  durch  Vermittelung 
seiner  Landsmännin  Theophano  —  den  Kaiser  Otto  III.  auf 
dessen  ersten  Kömerzuge  996  kennen,  folgte  diesem  nach  Deutsch- 
land und  begann  bald  den  Bau  der  Burtscheider  Abtei  mit  den 
Mitteln,  die  der  kaiserliche  Freund  ihm  freigebig  gewährte. 
Bereits  am  6.  Februar  1000  war  er  laut  oben  genannter  Urkunde 
gestorben  und  in  der  Klosterkirche  begraben. 

Wenn  eine  Ansicht  um  so  mehr  Beachtung  verdient,  je 
ungezwungener  sie  alle  Schwierigkeiten  erklärt,  so  dürfte  die 
vorstehende  Darstellung  ungetheilte  Anerkennung  finden,  weil  sie 
jegliches  Dunkel  über  Gründung  und  Gründer  der  Burtscheider 
Abtei  aufhellt. 

Gregorius  war  von  Nation  ein  Grieche,  er  kam  im  Gefolge 
und  als  bevorzugter  Freund  des  Kaisers  Otto  III.  nach  Deutsch- 
land. Was  lag  näher,  als  dass  Spätere  ihn  deshalb  für  einen 
Bruder  der  Theophano  hielten?!  Aus  diesem  ersten  Irrthum 
folgte  der  zweite:  man  verlegte  seine  Uebersiedelung  unter 
Otto  IL  in  das  J.  973. 

Man  könnte  eine  Schwierigkeit  daraus  herzuleiten  versuchen, 
dass  ein  Süditaliener  Erbauer  und  erster  Abt  eines  deutschen 
Klosters  gewesen  sei.  Allein  dafür  fehlt  es  nicht  an  vollbe- 
glaubigten Analogien  aus  jener  Zeit.  So  z.  B.  machte  Erz- 
bischof Anno  von  Köln  den  Italiener  Epho,  den  er  in  Fructuaria 
kennen  gelernt  hatte,  zum  Abte  des  Siegburger  Klosters  ^ 
Sitten  und  Bräuche  der  lateinischen  Kirche  hatte  Gregorius  bei 
seinem  mehrjährigen  Aufenthalt  in  Rom  kennen  gelernt. 

Ganz  genau  stimmt  zu  allen  diesen  Aufstellungen  die 
Chronologie.  Die  Einfalle  der  Sarazenen  in  Calabricn  fanden 
in  den  Jahren  086  und  9vS7  stritt.  Nach  denselben  hielt  sich 
Gregorius  noch  eine  Zeit  lang  in  Cerchiara  und  Buccino  auf, 
bis  er  nach  Rom  entfloh.  Er  mag  also  um  das  J.  990  in 
der  ewigen  Stadt  gewesen  sein.     Um  dieselbe  Zeit  hielt  sich 

*)  Soweit  reicht  die  Vita  I. 

*)  Hcinemann,  Aus  Siegbarga  Vergangenheit. 


104  F.  X.  Bosbach,  Gründung  u.  Gründer  d.  Bartscheider  Benediktiner-Abtei. 

in  Rom  der  berühmte  Erzbischof  von  Prag,  der  hl.  Ädalbert, 
auf;  wirklich  berichtet  nun  Bruno  von  Querfurt  ^,  Ädalbert  habe 
in  Korn  unter  andern  auch  mit  einem  „Gregorius  abbas"  verkehrt. 

Im  J.  996  war  Ädalbert  wieder  in  Korn,  zugleich  mit 
Otto  III.,  auf  den  er  einen  fast  wunderbaren  Einfluss  ausübte. 
Unter  diesen  Umständen  lässt  sich  mit  einem  hohen  Grade  von 
Wahrscheinlichkeit  behaui)ten,  dass  neben  Theophano  der  grosse 
Prager  Erzbischof  den  Kaiser  auf  den  Abt  Gregorius  aufmerksam 
gemacht  habe. 

Noch  im  J.  996  kehrte  Otto  III.  nach  Deutschland  zurück. 
In  demselben  Jahre  verliess  auch  Ädalbert  Italien,  ging 
durch  Frankreich  und  traf  in  Mainz  mit  dem  Kaiser  zu- 
sammen. Ob  Gregorius  von  Rom  bis  Mainz  sich  dem  Kaiser 
oder  dem  Erzbischof  angeschlossen  habe,  darüber  lässt  sich 
nichts  ermitteln.  Jedenfalls  kam  er  im  Gefolge  des  Kaisers 
nach  Aachen.  Als  dieser  im  folgenden  Jahre  (997)  zum  Kriege 
gegen  die  Wenden  zog,  wies  er  dem  Abte  die  vom  Grafen  Liuzo 
zu  diesem  Zwecke  eingetauschten  Güter  in  Burtscheid  als  Bau- 
platz für  ein  Kloster  an. 

Im  Februar  998  kam  Otto  III.  zum  zweiten  Male  nach 
Rom  und  war  im  Januar  des  Jahres  1000  erst  bis  Regensburg 
zurückgekehrt.  Da  aber  Gregorius  laut  Urkunde  am  6.  Februar 
1000  schon  gestorben  war.  so  ergibt  sich,  dass  er  den  Kaiser 
auf  dessen  ersten  und  nicht  auf  dem  zweiten  Rümerzuge  nach 
Deutschland  begleitet  hat. 

Fassen  wir  das  Resultat  der  Untersuchung  in  einen  Satz 
zusammen,  so  ergibt  dieser  als  geschichtliche  Thatsache,  dass 
ganz  am  Ausgange  des  10.  »lahrhuiidtM-ts  unter  Kaiser  Otto  III. 
ein  süditalienischer  Abt  Namens  Gregorius  den  Bau  der  ßurt- 
schcider  Abtei  begonnen  hat. 

h  Mon.  Germ  Script.  IV,  p.  5S1   und  b'M\\  Holl.  III,  Ajiril. 


Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  16.  Jahrhundert. 

Von  A.  Beilesheim. 

I.  Die  Stadt  Aachen  in  den  Nuntiaturberichten  aus 
Deutschland  im  16.  Jahrhundert. 

Dein  freundlichen  Wunsche  der  Redaktion  dieser  Zeitschrift 
entsprechend,  habe  ich  es  übernommen,  diejenigen  Stellen  in 
den  Berichten  der  päpstlichen  Nuntien  aus  Deutschland  im 
IG.  Jahrhundert,  welche  die  Stadt  Aachen  betreffen,  auszu- 
scheiden und  in  deutscher  Uebertragung  den  Lesern  vorzulegen. 
In  eine  Darstellung  des  Kampfes  der  Aachener  Katholiken 
und  Protestanten  um  den  Besitz  des  städtischen  Regiments 
beim  Ausgang  des  16.  Jahrhunderts,  womit  die  Bericlite  der 
Nuntien  vorwiegend  sich  befassen,  hier  einzutreten,  wird  nicht 
beabsichtigt.  Das  mit  unserer  Arbeit  erstrebte  Ziel  stellt  sich 
als  bescheidener  dar.  Dem  weiteren  Leserkreis  dieser  Zeitschrift 
sollten  die  Aeusserungen  der  Nuntien  über  die  Aachener  Frage, 
welche  1582  soviel  Aufsehen  erregte  und  von  deren  richtiger 
Lösung  der  Bestand  der  katholischen  Kirche  weit  über  die 
freie  Reichs-  und  Krönungsstadt  hinaus  bedingt  war,  hier  in 
wortgetreuer  Uebertragung  unterbreitet  werden.  Es  sei  bemerkt, 
dass  sämmtliche  in  Betracht  kommenden  Urkunden,  eine  aus- 
genommen, in  italienischer  Sprache  verfasst  sind.  Der  Umfang 
der  Bände,  in  denen  die  Berichte  zerstreut  sind,  und  ihre  nicht 
leicht  verständliche  Form,  werden  die  Uebersetzung  an  dieser 
Stelle  rechtfertigen.  Das  in  der  ortsgeschichtlichen  Literatur 
vorhandene  Material  ist  in  den  Anmerkungen  zur  weiteren  Er- 
klärung herangezogen  worden. 

1.  Nuntius  Vergerio  an  Riccdcati.  Düsseldorf,  25,  Oktober  1535:^  Wollen 
Sie,  Monsignore,  Sr.  Heiügkeit  dem  Papste  sagep,  dass  die  Güte  Gottes  und 


*)  Nuntiaturbprioht«  aus  DouUchlnnd  15i}3 — 1509neb8t  orgHnzendon  AkU*nstUcken. 
Bd.  I.  Nuntiaturtin  dus  Vorgerio  15H3— 1586.  Im  Auflraf^e  dea  Königl.  Preuss.  liisto 
rUchen  Institute  in  Born  bearbeitet  vou  Walter  Friedensbarg.  Gotlia  1^2.    Ohigo 


Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  16.  Jahrhundert.  107 

3.  Portia  an  Kardinal  Conto,  Köln,  30.  Juni  1577^:  Durch  mein 
Schreiben  vom  22.  März  habe  ich  Ihnen  zur  Keuntniss  gebracht,  dass  die 
Protestanten  in  Aachen  eine  derartige  Obmacht  allmählich  sich  aneignen, 
dass  die  wohlgesinnten  Einwohner  eine  gewaltsame  Erhebung  zum  Sturz 
des  katholischen  Glaubens  befttrchten.  Jetzt  fühle  ich  mich  verpflichtet, 
meine  Bitten  bei  Ihnen  zu  erneuern,  da  nicht  bloss  der  Verdacht,  sondern 
die  offenbare  Gefahr  im  Zunehmen  ist.  Aus  diesem  Grunde  habe  ich  mir 
den  bei  der  nicht  geringen  Entfernung  des  Ortes  denkbar  genauesten  Bericht 
über  diese  Angelegenheit  verschafft.  Bei  diesem  Anlass  habe  ich  dasjenige 
zusammengestellt,  was  in  andern  Fällen  mit  Erfolg  versucht  wurde,  weil 
das  zum  Vorbild  dienen  kann,  wenn  man  dasselbe  Verfahren  entweder  gar 
nicht  oder  mit  geringerer  Abstellung  des  Uebels  anwenden  kann,  welches 
nicht  ohne  sehr  schwere  Schuld  der  Vorgesetzten  sich  verstärkt  hat.  Sie 
wollen  die  Güte  haben  und  das  anliegende  Schriftstück  prüfen  und  Sr.  Heilig- 
keit dem  Papste*  vorlegen  und  ausserdem  Sr.  Heiligkeit  die  Versicherung 
ertheilen,  dass  dasselbe  nach  reiflicher  Erwägung  und  aus  Eifer  für  die  gute 
Sache  abgefasst  ist.  Eine  Abschrift  davon  werde  ich  dem  Herrn  Nuntius 
Delfino  zusenden  ^  obwohl  er  auf  andere  in  dieser  nämlichen  Frage  an  ihn 
gerichtete  Briefe  keine  Antwort  erthcilt  hat,  was  au  der  unsichern  Beförderung 
der  Briefe  liegt. 

4.  Portia  an  Kardinal  Como.  Köln,  22,  Juni  l')77:  Der  Prinz  Ernst 
von  Bayern  hat  einen  Monat  die  Bäder  in  Aachen  besucht,  von  wo  er  nach 
Köln  zurückkehrt^. 

5.  Portia  an  Kardinal  Como.  Kiiln,  20.  Januar  1578'':  Als  Beispiel  für 
die  (iefahreny  welche  verzögertes  Einschreiten  gegen  die  Neuerung  hervorgerufen , 
wird  Aachen  angeführt,  wo,  während  man  säumig   war   in  der   Anwendung 


Beciitlicli  stand  nach  den  deutschen  Konkordaton  von  1447  und  144H  die  Wahl  des 
Dechanten  dem  Stiftskapitel  zu.  Gegen  die  Boeintrilchtigung  dieses  Rechtes  wendet 
sich  die  Kingabe  der  KurtUrsten.  Nach  Heu  seh,  Nomina  canonicor.  reg.  ec<'l.  B.  M. 
V.  Aqtiisgrai).,  Berlin  IK»2.  S.  15  liat  Pullart  doch  die  Koadjutorie  am  29.  MHrz  lolt? 
und  am  6.  Mai  1611  die  Würde  des  Dechanten  erlangt.  Was  die  Besetzung  der  in  den 
nngeratlen  Mtmaten  zur  Erledigung  gekommenen  Pfründen  betrifft,  so  hat  der  päpst- 
liche Stuhl  wenigstens  bis  zum  Ausgang  des  15.  Jahrhunderts  auch  die  Ernennung 
oder  Bestätigung  der  Dechanten  ausgeübt.  Nachmals  sclieint  freies  Wahlrecht 
bestamlen  zu  haben.  Nach  Heuscli  S.  17  lehnte  das  StitVskapitel  1524  die  pHpst^ 
liehe  Berufung  des  Otto  von  WacI»tendonck  auf  das  Dekanat  ab  und  wühlt«  stuft 
seiner  am  .S,  Dezember  1554  den  (?«'rard  von  (Jroesbeck.  Die  in  den  genaimten  Monaten 
erledigten  Kanonikate  wurden  aber  auch  später  durch  die  Päpste  vergeben,  während 
das  Stiltskapitel  die  Pfründen  der  geraden  Monate  verlieh. 

•i  Nuntiaturbericht«'  aus  Deutse^jland  1572  IT^")  Bd.  I.  Der  Kampf  um  Köln 
1576-  1>4.  Bearbeitet  von  Joseph  Hansen.  Berlin  1H«)2.  Ol»ige  SteUe  auf  S.  i:W. 
Bartolomeo  Portia,  Abt  von  Moggio  und  Nuntius.  Der  Kardinal-Staatssekretär  Tolomeo 
GalLi  wurde  gewöhnlich  nach  seiner  Ueimatb:  il  cardinale  di  Como  genannt. 

»;  Gregor  XI U  (1572  -l>s5i. 

')  Giovanni  Delfino,  Bischof  von  Torcello  und  Breseia. 

*)  Der  bayerische  Prinz  wunle  nach  dem  Uebertritt  des  Kurtilrsten  Gebhartl  von 
Truchsess  zum  Protestautismus  vom  Domkapitel  als  dessen  Nachfolger  gewählt. 

»;  Hansen  a,  a.  0.  Bd.  J,  S.  233. 


108  A.  Belicsbeim 

der  bei  deu  schweren  Abhaltungen  des  Kaisers  vorgeschlagenen  Massregcln,  die 
Neugläubigen  die  Kirche  der  Karmeliter  sich  angeeignet  und  einen  kalvinischen 
Prediger  eingesetzt  haben,  der  wüthend  sein  Amt  verwaltete,  und  das  auch 
heute  noch  thun  würde,  wenn  nach  dem  Erscheinen  der  Spanier  in  der  Umgegend 
nicht  die  massvolleren  Mitglieder  des  Stadtrathes  die  Oberhand  gewonnen, 
die  vorher  wegen  der  Nähe  des  Heeres  der  (niederländischen)  Staaten  nieder- 
geschlagen waren.  In  solcher  Lage  befindet  sich  dieser  ganze  Landstrich, 
dessen  Erhaltung  oder  Abfall  zwar  vom  Ausgang  der  Unruhen  in  Flandern 
grossentheils  abhängt,  der  aber  nichtsdestoweniger  die  Unterstützung  Sr. 
Majestät*  nachsucht. 

6.  Portia  an  Kardinal  Como,  Siegburg,  2.  Februar  1578'':  Nachdem 
ich  in  Hambach  angekommen,  suchte  ich  mich  gleich  darüber  zu  vergewissern, 
ob  und  auf  welchem  Wege  es  möglich  sei,  nach  Lüttich  zu  gelangen.  Da 
verlautete,  dass  die. Reise  leicht  auszuführen  sei,  weil  man  erfahren,  dass 
sowohl  die  Spanier,  wie  die  zwischen  Aachen,  Mastricht  und  Limburg  auf- 
gestellten Truppen  der  niederländischen  Staaten  nach  Namur  aufgebrochen, 
so  Hess  ich  dem  Bischof  von  Lüttich  ^  melden,  ich  hege  die  Absicht,  den  mir 
vom  Papst  ertheilten  Auftrag  auszuführen,  und  würde  gemäss  Anordnung 
der  Minister  des  Herzogs  von  Kleve  *  mit  sicherer  Begleitung  mich  versehen 
und  mich  nicht  nach  Aachen,  wo  ich  aus  vielen  Gründen  nicht  ohne  die 
schwerste  Gefahr  auftreten  oder  verweilen  dürfe,  sondern  nach  Herzogenrath 
begeben,  wohin  ich  ihn  um  Absendung  einer  Wache  bat,  die  mich  sicher 
nach  Lüttich  bringen  könne. 

7.  Madruzzo  *  an  Kardinal  Como.  Augsburg,  21,  JuH  1582:  Allbereits 
hatte  ich  dorthin  an  den  Dechanten  (Voss*  beim  Marienstifte  in  Aachen j 
geschrieben,  damit  er  entweder  selbst  kommen  oder  doch  angesehene  Bürger 
zur  Vertheidigung  ihrer  Angelegenheit  senden  möchte.  Darauf  habe  ich  in 
Erfahrung  gebracht,  dass  er  selber  mit  zwei  andern  auf  der  Reise  nach 
dieser  Stadt  sich  befindet,  und  dass  noch  zwei  andere  Aachener  Einwohner 
kommen,  die  es  an  Eifer  nicht  fehlen  lassen,  wie  auch  ich  nicht  ermangeln 
werde,  mit  Trost  und  guter  Hoffnung  ihnen  beizustehen  und  ihre  Sache  in 
jeder  Weise  zu  unterstützen,  von  deren  Ausgang,  wie  mich  dünkt,  das  Heil 
oder  der  Untergang  Kölns  abhängt,  da  man  jetzt  in  Erfahrung  bringt,  dass 
der  Graf  Neuenahr  nicht  weit  von  der  Stadt  öffentlich  einen  Kalviner  hat 
predigen  lassen,  unter  grossem  Jubelruf  von  übelgesinnten,  und  zum  Entsetzen 
der  gutgesinnten  Bürgert 


')  Kaiser  Rudolph  IJ. 
*)  Hansen  a.  a.  O.  S.  242. 
')  Gerhard  van  Groesbeck,  gest.  1580. 
*)  Wilhelm  J  V,,  Herzog  von  Kleve. 

»)  Ludwig,  Kardinal  Madruzzo,  Fürstbischof  von  Trient,  Nuntius,  gest.  1600. 
•)  Heusch,   a.  a.   O.   p.  20.    Anno  1579  electus  fuit  in    decanum  rev.  dorn.  .  . 
Franeiscua  Voss.     Voss  starli  am  17.  Juni  1590. 
T)  Hanaeu  a.  a.  O.  S.  817. 


Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  16.  Jahrhundert.  109 

8.  Minucci  *  an  Kardinal  Como.  Koln^  21,  Januar  1083:  Die  Protestanten 
in  Aachen  hahen  nach  verschiedenen  Richtungen  hin  und  sogar  selbst  an  den 
Kaiser*  geschrieben,  die  spanischen  Truppen  seien  in  das  Kölner  Gebiet  ein- 
gerückt, um  den  Bischof  v(tn  Lnttich^  mit  Gewalt  in  den  Besitz  des  Erz- 
stiftes zu  setzen.  Eine  Abschrift  des  Briefes  hat  der  Kaiser  hierhin  gesandt, 
sammt  einer  aus  Paris  erhaltenen  Notiz*. 

9.  Minucci  an  Kardinal  Como.  Köln,  25.  April  15/^8:  Die  aus  Aachen 
empfangenen  Nachrichten  können  Sie  aus  dem  dieser  Tage  bei  mir  eingetroffenen* 
Briefe  entnehmen.  In  demselben  berichtet  der  Dechant  des  Stiftes  St.  Kassius 
und  Florentius  in  Bonn,  Jakob  Campius,  aus  Aachen,  15.  April  1583,  über 
den  in  Aachen  bestehenden  Streit  zwischen  den  Anhängern  des  lutherischen 
uud  des  kalvinischen  Bekenntnisses  \ 

10.  Cesare  ddV  Arena  an'  Kardinal  Como.  Wien,  2.  Juli  1583:  Der 
Herr  Kanzler  erklärte  offen  den  aus  Aachen  gekommenen  Herren,  man  mü.sse 
in  der  Kölner  Angelegenheit  das  Ende  sehen,  oder  wenigstens,  welchem  Ende 
die  dortige  Frage  entgegengehe,  ehe  man  für  ihre  Sache  einen  Beschluss  fasse*. 

11.  Bonomi'*  an  Kardinal  Como.  Köln,  4.  Juli  1.^83:  Was  meine  Ab- 
reise von  hier  anlangt,  so  gedenke  ich,  trotz  der  täglich  aufsteigenden  zahl- 
reichen Hindernisse,  nach  der  Ankunft  des  Triviu8^  in  acht  oder  höchstens 
zehn  Tagen  mich  los  zu  machen.  Während  der  Reise  aber  muss  ich  grosse 
Vorsicht  anwenden,  da  mir  als  sicher  mitgctheilt  worden,  dass,  nachdem  ich 
dieser  Tage  beschlossen  hatte,  den  Herrn  Herzog  von  Kleve  in  Düsseldorf 
zu  besuchen  (welcher  mich  inständigst  darum  gebeten  und  ausserdem  den 
Dechanten  von  Aachen,  seinen  Rath,  hierher  gesandt  hatte,  um  mich  zu 
begleiten),  mir  Nachstellungen  auf  der  Reise,  die  nur  einen  halben  Tag 
dauert,  bereitet  werden.  Indess  werde  ich  nicht  wie  ein  Thor  gehen  und 
vertraue  zuversichtlich  auf  Gott,  der  mich  vor  jeder  Beschimpfung  durch 
Leute  bewahren  wird,  welche  in  höherem  Grade  seine  Feiode,  als  die 
meinigen  sind^ 

12.  Gutachten  des  Kardinals  Ludwig  Madruzzo  über  die  auf  dem  Reichs- 
tag von  Augsburg  zu  behandelnden  Gegenstände.  Rom,  c.  15.  Mdrz  1582:  Da 
ist  auch  noch  die  wichtige  f>age  von  Aachen,   welche  Stadt  gleichsam  den 

')  MiDutio  Minnrci  wurdo  IW'i  Staatssekretär  für  <lio  «lontschon  An«;i»l«»j?<«nluit«<n 
uml  Erzbiachof  von  Zara.    Er  starb  in  M Uneben  am  7.  Miins  MH.    Hansen  a.  ii.  (>.  S.  TM. 

*)  Raclolph  n. 

")  Ernst  von  Bayern,  zngleieh  Kurfürst  von  Köln,  gest.  1612. 

*)  Hansen  o.  o.  O.  S.  470. 

*)  Ebenda  S.  513. 

•)  Ebenda  S.  688. 

')  Ueber  Bonomis  Anwesenheit  in  Amöben  vgl.  Zeitschrift  des  Aaebener  Gesebiebt*- 
vemn»  Bd.  XVI 11,  S.  860  ff. 

■)  Alexander  Trivins,  Stiftsberr  in  Bonn. 

•)  Hansen  a,  a.  O.  8.  635. 


Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  16.  Jahrhundert.  111 

gestern  sprach  in  öffentlicher  Versammlung  der  Vertreter  Augsburgs  im 
Namen  aller  freien  Reichsstädte  in  sehr  bitterer  Weise  und  mit  wenig 
Hochachtung  gegen  Se.  Majestät  zu  Gunsten  der  Protestanten  in  Aachen 
und  gewisser  anderer  Angelegenheiten,  mit  der  Erklärung,  keine  Steuern 
zu  bewilligen,  wenn  die  angezogenen  Beschwerden  nicht  beseitigt  würden. 
Darüber  wurde  eine  Denkschrift  überreicht,  die  aber  weniger  herb  war,  als 
der  mündliche  Vortrag  ^ 

16.  Madrnzzo  an  Kardinal  Como,  Augsburg j  4.  August  15S2:  Zu  der 
nämlichen  Zeit,  in  welcher  ich  Ihnen  am  letzten  Samstag  schrieb,  verhandelte 
man  im  Rathe  der  Fürsten  über  die  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  auf  die 
anmassenden  Bittgesuche  der  freien  Reichsstädte  erthcilte  Antwort,  die  ich 
Ihnen  heute  sende,  weil  in  der  verflossenen  Woche  die  Zeit  mangelte.  Weil 
die  Antwort  an  die  Fürsten  und  nicht  an  die  freien  Städte  gerichtet  war, 
so  stritt  man  darüber,  ob  ihnen  das  Schriftstück  einzuhändigen  sei.  Da 
verstiegen  sich  die  Gegner  zu  der  Bemerkung,  dass  die  Aachener  Frage 
nicht  vor  den  Kaiser  allein  gehöre,  der  bei  solchen  Anlässen  parteiisch  ver- 
fahre. Dem  stellte  sich  der  Vorsteher  des  Rathes  der  Fürsten  entgegen 
und  verbot,  von  einer  Frage  willkürlich  zu  einer  andern  überzugehen.  Die 
Katholiken  beharrten  dabei,  es  dürfe  das  Aktenstück  den  freien  Städten 
nicht  gegeben  werden  und  erhielten  bei  der  Abstimmung  33  Stimmen  gegen  24  *. 

17.  Madruzzo  an  Kardinal  Como,  Augsburg,  7.  August  J582:  Gestern 
kam  von  Freiberg  (bei  Augsburg)  der  Bischof  von  Lüttich  ^,  um  mit  Sr. 
Majestät  einige  besondere,  ihn  betreffende  Angelegenheiten  zu  verhandeln, 
doch  konnte  er  keine  Audienz  erlangen.  Nach  denselben  sollte  er  auch  für 
die  Katholiken  von  Aachen  Schritte  thun,  da  der  Dechant*,  welcher  an- 
wesend ist,  seine  Sache  betreibt.  In  der  nämlichen  Richtung  wird  in  der 
ersten  Audienz  der  spanische  Gesandte  thätig  sein,  auch  ich  werde  dasselbe 
thun,  sobald  Se.  Majestät,  die  in  diesen  Tagen  etwas  unpässlich  war,  sich 
erholt  hat.  Die  Angelegeheit  ist  sehr  schwierig,  weil  der  Pfalzgraf '^  und 
Casimir*  und  viele  andere  offen  die  Gegenpartei  vertheidigen  und  die  freien 
Reichsstädte  sich  mächtiger  denn  je  erheben.  Ja,  gestern  haben  sie  im 
Senate  eine  so  scharfe  und  ausgeschämte  Denkschrift  vorgelesen,  dass  die 
Stände  sich  zur  Annahme  derselben  nicht  entschliessen  konnten  und  die 
Sache  heute  wieder  zur  Verhandlung  kommt  ^ 

18.  Madruzzo  an  Kardinal  Como.  Augsburg^  S.  August  15H2:  An- 
fangs August  fand  eine  lebhafte   Verhandlung  im  Rathe  der  Kurfürsten  über 

')  Hanson  a.  a.  O.  Bd.  I,  S.  471. 

»)  Eboncia  Bd.  II,  S.  406. 

•)  Ernst  von  Bayom. 

*)  Franz  Vom. 

»)  Pfalzgraf  Kurfürst  Friedrich. 

*)  Pfabsg^f  Johann  Caaunir. 

f)  Hansen  a.  a.  O.  8.  49H. 


112  A.  Belle<heim 

die  Angef^genheit   Aachens   statt.      In  Gegenwart  der   gtUiUchen    Kurfünften 
be^ann^n  lii«  Vertreter  des  Markgrafen  von  Brandenburg   und    des  PfaLzer> 
eine  lange  Klage  mit  Beschwerden  ihrer  Konfe?«ionsTerwaB«lten  hinsichtliob 
de»  ReligionüFfriedens.   wodurch  s«^hwere  Terwimittg  im  Laufe   der  Zeit   im 
Tieieh   entstehen   konnte.     Insonderheit   beschwerten  sie  sich    diiräber.   da5> 
man  dem  Papst  za  Tiel  Ansehen  einriiune.  dass  Manche  allzusehr  von   ihm 
abhängig  sein  wollten,  and  dass  man  ihm  aaf  geistlichem  Gebiete  mehr  Gewali 
als  passend  sei,  Terstatte.   Des  weiteren  rügten  sie,  das  Se.  Majestät  in  den 
Streitigkeiten  hinsichtlich  der  Religion  parteiisch  zn  Gonsten  der  Katholiken 
vorgehe,   insbesondere   in  der  Aachener  Frage.    Dem  entgegen   möchten  ^ie 
Se.  Majestät  bitten,  in   ähnlichen  Fällen   Kommissare  aas  beiden  Bekennt- 
nissen  za  bestellen.    Und  nach   dem  eben   erfolgten  Tode  des    katholischen 
Kammerrichters  in  Speyer  habe  der  Kaiser  wieder  einen  Katholiken  bestellt, 
desshalb   müsse   man  beantragen,  dass  man   in  ähnlichen*  Fällen   alternativ 
verfahre,  dass  man  die  neuerdings  in  den  katholischen  Kirchen  eingefohrten 
Eide'  b4*seitige,  damit  der  Zugang  zu  denselben   auch  solchen  offen  bleibe, 
welche  sich  dem  Papste  nicht  verpflichten  wollen.    Die  geistlichen  Kurfürsten 
vereinigten   sich    und    erwiderten    in    tiefer  Erregung,  'der   Religionsfriede 
werde   nur   allzugenan    von   den  Katholiken    beobachtet,   und   die    erhobene 
Beschwerde  sei  auffallend.     Dabei  setzten  sie  auseinander,  wie  viel  sie  nach 
der  katholischen  Kirchen  Verfassung  und  der  kirchlichen  Uebung  dem  aposto- 
lischen Stuhl  verdankten,  und  dass  sie  in  diesem  Punkte  ihren  Amtsvorgängem 
wwler  nachstf'hen  könnten  noch  wollten.     Die  endgültige  Antwort  befrie<ligte 
den  Kurfürsten  von  Sachsen,  wesshalb  die  anderen  zum  Rückzug  gezwungen 
wiinlen^  i 

19.  Mnfh'HZZo  au  Kaniinui  (omo.  Auifshitrg^  11.  AutjHst  l'tS'J:  Da  ich 
ilif  Unsiclu-rlHjit  und  Grfahr  in  dor  Behandluni^  «lieser  Angolegenhoit  ffn- 
nifihrh'hvli.>rh(H  Wirrtnj  (Tkaiinte,  entscliluss  ich  mich,  am  r>onnfrstair  mit 
Sr.  Maj«'st;it  »lern  K;iis<r  «IjiriibtT  zu  sprecli«'!!,  namentlich  wegen  der  schlimmen 
Folt:«;n  lür  die  Städte  Aachen  und  Kr»ln  .  .  .  Se.  Majestät  zog  die  Schultern, 
mit  dem  licun-rken,  was  Aachen  anlanu^e,  so  habe  er  nichts  von  dem,  was  in 
seinen  Kräften  {gestanden,  unterlassen  "*. 

2(K  Mddrnzzo  av  Kardlna^  ('omo.  Aurjsh}u'(f,  'J'2.  Aufjust  ITi'^^'J:  An  dein 
nämlichen  Taire,  an  dem  ich  meinen  letzten  Brief  an  Sie  schrieb,  überreichten 
die  Kommissare  der  i)rntestantischen  Fiirsten  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  eine 
laiiLTe  Ueschwerdeschrift  über  die  Kidner  Fraire,  mit  der  sie  auch  die  Aachener 
An^(de£renheit  verwictkelten.  l'nd  weitere  Schriftstücke  übertjabeu  sie,  in 
denen  sie  ihr«'  I>e>ch werden  bitter  vurt rubren  .  .  .  Kaum  hatte  ich  dieses  nieder- 
i^eschrieben,  als  ich  vernahm,  dass  man  heute  neuerdings  über  die  .\achener 

'    Das  vorn  ull;:«Min'iiii'n  Konzil  von  Trieiit   aut'ir<'st<'llt«'  Glnuhonsbokenntnis:«  i  l.'iia 
»)   llaasi'ii  :i.  a.  ().  S.  .'KM). 
•■«    Kl.cn.lii  S.  :a<\ 


Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  Im  16.  Jahrhundert.  113 

Frage  im  Rathe  der  Fürsten  abgestimmt.  Das  Ergebniss  war  31  Stimmen  der 
Katholiken,  26  ihrer  Gegner  .  .  .  Heute  wird  über  die  beiden  Beschlüsse 
Berichterstattung  statthaben  und  diese  Brücke  bleibt  dem  Kaiser  noch,  was 
die  Katholiken  für  jetzt  wünschen.  Ich  hoffe,  Se.  Majestät  werde  eine  gute 
Entscheidung  treffen,  denn  der  Kaiser  sieht,  in  welcher  Treulosigkeit  die 
Unruhestifter  ihm  entgegentreten,  dazu  kommt,  dass  der  Kaiser  wohlge- 
sinnt ist^ 

21.  Madruzzo  an  Kardinal  Como.  Augsburg,  22,  August  1582:  Wenn- 
gleich man  bei  der  am  letzten  Mittwoch  in  der  Aachener  Frage  erfolgten 
Abstimmung  dadurch  siegte,  dass  fünfzehn  (?)  Fürsten  für  die  Katholiken 
stimmten,  so  hat  der  Vertreter  (des  Pfalzgrafen)  Kasimire  mit  seinen  Umtrieben 
soviel  erreicht,  dass  die  Stimmen  im  Kath  der  Kurfürsten  gleich  auf  jeder 
Seite  waren,  sodass  man  bei  der  Korrelation  Stimmengleichheit  verkündete. 
Da  nun  hierdurch  dem  Kaiser  volle  Freiheit  eröffnet  worden,  so  habe  ich  am 
Donnerstag  eifrig  beim  Kaiser  dahin  gewirkt,  er  möchte  das  Gutachten  der 
Fürsten  bei  der  Stimmengleichheit  der  Kurfürsten  bestätigen.  Ich  zeigte 
ihm,  dass  dieses  Verfahren  nicht  blos  im  Interesse  der  Katholiken  in  Aachen 
liege,  wie  auch  der  Religion  im  Allgemeinen  diene,  sondern  auch  die  Autorität 
und  Würde  Sr.  Majestät  stütze,  welche  der  Beschluss  der  Gegenpartei  schwer 
beeinträchtige.  Auch  die  Natur  der  Sache  fordere  das.  Denn  wenn  auch  (bei 
deti  Kurfürsten)  Stimmengleichheit  vorhanden,  so  hätten  die  Katholiken 
doch  im  Rathe  der  Fürsten  die  Mehrheit.  Darauf  erwiderte  mir  der  Kaiser, 
er  wolle  den  besten  Entscheid  treffen,  der  ihm  möglich,  wobei  er  mir,  wie 
üblich,  seine  Geneigtheit  und  seinen  Willen  zur  Erhaltung  und  Vermehrung 
der  katholischen  Religion  bekundete.  Darin  herrscht  Uebereinstimmung  bei 
allen,  dass  unter  der  Hartnäckigkeit  der  freien  Reichsstädte  und  den  in  den 
Abstimmungen  der  Gegner  hervortretenden  Verkettungen  eine  tiefe  Wurzel 
verborgen  liegt,  sodass  starker  Zweifel  besteht,  ob  der  Kaiser  in  der  That 
bei  seiner  Entscheidung  sich  standhafter  zeigt,  als  man  vermuthen  könnte'. 

22.  Madruzzo  an  Kardinal  Conto,  Augsburg,  5.  September  1582:  Hier 
befinden  sich  die  Aachener  Katholiken',  denen  wir  mit  Almosen  beispringen 
müssen,  wenn  sie  ihre  Sache  nicht  preisgeben  sollen,  die  eine  Frage  (der 
Erhaltung)  des  katholischen  Glaubens  ist.  Unter  ihnen  ist  der  Dechant  (des 
Milnsters)y  ein  sehr  wohlgesinnter,  aber  sehr  armer  Geistlicher.  Da  er  bei 
der  Vertheidigung  dieser  Sache  in  erster  Reihe  steht  und  viel  leidet,  so 
würde  seine  Unterstützung  durch  den  Papst  ein  wohl  verwendetes  Almosen 
sein.  Der  Kaiser  hat  mir  seine  Lage  empfehlen  lassen,  und  die  Vertreter 
Jülichs,  die   ihn  gern  seiner  bedrängten  Lage   entreissen   möchten,   machen 


*)  Hansen  a.  a.  O.  S.  513. 

«;  Ebenda  8.  516. 

')  Di«  Vertr<'t<»r  der  katholisohf^n  Bnrg<'rsc1iiift.  Aftrlu'ns  auf  dem  Reichstag  waren 
nach  Haa gen  a.  a.  O.  S.  175:  der  StadUekretilr  Johann  von  Thonen,  der  StifUdeohant 
Franse  Voss,  Bernhard  von  Hoven,  Jakob  Pastor  und  Anton  Wimmer. 

8 


114  A.  Bellesheim 

den  Vorschlaj^,  man  möchte  ihm  die  zu  Gunsteii  des  Kapitels  nntcrdröckuj; 
beiden  Pfründen »  zuwenden  und  die  Stiftsheiren  ersuchen,  ibm  neben  den  EIb- 
klliiften  den  Dekanats  auch  die  jener  Pfründen  auf  Lebenszeit  zu  überiÄ^«»  = 

23.  Madruzzoan  Kardinal  Como.  Augsburg y  16.  September  15S2 :  Ausser- 
dem  hat   am   verflossenen   Sonntag  im  Eathe   der  Kurfürsten,    im    Bciseia 
anderer  Stellvertreter,  derjenige  des  Pfalzgrafen  eine  scharfe  Rede  grehaltea, 
wobei   er  hervorhob,  er  bemerke  die  Anwendung  geheimer  Umtriebe  gt^ 
Heine  Partei  und  den  Versuch,  die  Religion  auf  mannichfache  Art  und  We« 
zu  unterdrücken;  auch  lenkten  die  Katholiken  ihr  Auge  nach  dem  Auslände 
und  liehen  Ilathschlägcn  ihr  Ohr,  die  von  Leuten  ausgingen  (wobei  er  micfe 
im  Auge  hatte),  welche  den  Frieden  Deutschlands   nicht  sehr  liebten.    Aas 
dienern  Grunde  sei  sein  Landesherr  entschlossen,  mit  den  freien  EeichssOdWi 
zu  halten,  und  wenn  man  die  Aachener  Angelegenheit  nicht  durch  eine  gleicb« 
Zahl  von  Deputirten  der  Religionsparteien  entscheide,  so  wolle  er  VerwahruiJf 
einlegen  und  den  Beschlüssen  über  die  Erhebung  von  Steuern  seine  Zustimmung 
versugon.     Ich  sehe   voraus,   dass   der   Ausgang   des   Reichstags   stürmii<*i 
sein  wird'. 

24.  ÄU8  der  Rede  des  Kardinals  Madruzzo  vor  den  geistlichen  Fürsten. 
Augshurg,  15.  August  1582:  Die  Bischöfe  von  Lüttich  haben  in  Aachen  ihre 
liirtenpflichten  nicht  erfüllt*:  Negligi  insuper  ab  ordinariis  reliquias  catho- 
liruo  religionis.  Hoc  apparoro  praecipue  in  liberis  oppidis,  in  quibus  catholici 
pleruimino  sunt  destituti  omni  consolatione  et  cura  pastorali.  Exemplo  .  .  • 
Aqutnsos.  Contra  advorsarios  esse  diligentissimos  in  promovendis  partinin 
suarum  iucromoutis  nc  mirum  in  modum  consentire,  ut  videmus  fieri  in  Aquis- 
grani'usi  uegotio,  nam  ut  incommodent  catholicis,  etiam  ipsi  confessionisttt 
proteicunt  illius  oppidi  calvinistas  *. 

»>  W.  K,  Soll  war«.  Zt>liu  Outactiten  über  die  Lüge  der  katholisohea  Kirchein 
iViitscblHiul  ir»7;i  157a  Frtiit'iborn  IH»1.  S.  lA)— lil:  In  cougregatione  G«rm»nic«  t. 
r»77.  Uio  VI II  Jiiuuarii  ir>77.  W-  suppn-ssiont»  octo  prat^boudarum  capitnli  Aqaen*Ä 
ut  i»r\>MvUatnr  si'miuHrio  et  rtu^vatur  eiiUus  diviuus  in  occlesia.  Congregatio  censuit 
«\HUilieiulas  t'use  iToot*!»  oMpitiiU  tHoit^iulamque  esse  suppressionem  et  oiüoiiemt  modo 
crtWHtur  ut  rtHt^titus  bi  in  prv»p<>sit<^  usus  semiuarii  et  Hlianun  remin  vero  convertantur. 
Multuni  coutivlobÄut  ilo  o|>isc«.>jH>  LtHxUiusi,  sed  tan\eu  nou  aba  r©  Tismn  fuit,  si  nuntin» 
Vortiii,  quttudv>  orit  C\»U»uirto.  tid  e»*  Kh^h  et  ua  r^-iu  roitteretur.  Ueber  düae  bed«Qt«nd« 
S^tmmluui;  \ou  Akteu  v^l.  meine  Bt-spreehuii^j  im  Literar.  Handweia«r  Nr.  548. 

*  Mhu>h'u  h.  rt.  O.  S   ?x>v 

*■  Hausen  a.  a.  O.  S.  V>d.  l»ie  Ancheuer  Fru<^  kam  aat'  dem  Reichstag  in 
AiiKsbu»;;  luebt  eur  KiUdiijuiiK-  ^ei*;<Kt»lb  die  Vertr»Lter  tler  dorti^n.  Katholiken  dem 
kHiis^'i  lu  h<  u  Uore  uüoh  \Vi*n  folgten.  Uer  weitere  Verhiut"  der  An^lei^nheit  wird  in 
den   \unt  uttvu  UetiohtfU   uicht  berührt. 

*  iVr  Tndel  ites  K«irtlinAlK'|»»te»i,  wt»U'her  sieb  jiu^di«  bt^id^^n  Bischöfe  von  Lattich 
Uet-A^l  MMi  iJt^s.stvrk  IVvi  rvsi»)  vmd  Krust  von  lUyvrr.  IXV-lÖli"  b«ai«ht«  «rschant 
nur  AI  /.iwchr  ;;»rt  il'ttt  ;u^t,  \*euu  nutu  bedenkt.  dASS  1.\n>  aum  ersten  Mal  nach^Jahrvn 
dtiH  Ul  Sctk'aiinut  vb*r  Ku  nauijc  dureh  den  Niiirius  Ms;:r.  B<uiomi»  Btsehof  toq  Vercelli, 
tu     V<i.lM(i    %H'dtr   K^-*|H.«iidet    \*tird»'     \-l     Zeuget  rit\    des  AÄ«.'b*n«»r  G«ttrfatctitsv«>mni 


Ml« 


Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  16.  Jahrhundert.  115 

IL  Zwei  ungedruckte  Briefe  des  Nuntius  Girolamo 
Aleandro.    Aachen,  24.  Oktober  1520. 

Wenngleich  die  Depeschen  der  deutschen  Nuntiatur  Aleandros 
von  1521  in  zwei  von  Balan'  und  Brieger*  besorgten  Ausgaben 
vorliegen,  konnte  Walter  Friedensburg  in  der  Einleitung  zu 
seiner  Ausgabe  der  deutschen  Nuntiaturberichte  Aleandros 
1538 — 1539  auf  einige  wenige  Schreiben  des  letzteren  hinweisen, 
welche  dem  Druck  noch  nicht  übergeben  seien  ^.  Der  Freund- 
lichkeit des  ersten  Präfekten  der  Vatikanischen  Bibliothek, 
P.  Franz  Ehrle,  aus  der  Gesellschaft  Jesu,  habe  ich  es  zu 
danken,  dass  mir  alsbald  auf  meine  Bitten  genaue  und  voll- 
ständige Abschriften  jener  beiden  Briefe*  zugestellt  wurden, 
wofür  demselben  der  Zoll  innigen  Dankes  hiermit  abgetragen  wird. 

Zum  genauem  Verständniss  der  beiden  Briefe  mögen  einige 
Bemerkungen  dienen. 

1.  Girolamo  Aleandro,  geboren  1480  zu  Motta  in  der 
Mark  Treviso,  hochgebildet  in  der  Theologie  und  im  kirchlichen 
Recht,  als  Sprachentalent  allgemein  bewundert,  wurde  Professor 
der  klassischen  Philologie  an  der  Hochschule  in  Paris,  trat 
dann  in  die  Dienste  des  Bischofs  von  Lüttich,  Eberard  von 
der  Marck^,  erhielt  am  dortigen  Dom  ein  Kanonikat  und 
kam  dann  in  Angelegenheiten  seiaes  Oberhirten  nach  Rom, 
wo  der  Vizekanzler  Kardinal  Giulio  de'  Medici  (Klemens  VII. 
1523 — 1535)  ihn  in  seinen  Dienst  zog.  Im  J.  1520  erschien 
er  als  ausserordentlicher  Nuntius  bei  Karl  V.  und  auf  dem 
Reichstag  in  Worms,  wo  er  eine  gesegnete  Thätigkeit  entfaltete. 
Man  hat  es  „bezeichnend"  gefunden  „für  die  Zeit  und  für  die 
Richtung  des  Papstes  (Leo  X.)**,  dass  er  „zur  Bekämpfung  des 
Augustinermönches  weder  einen  Theologen  noch  einen  Juristen, 
sondern  einen  Philologen  ausersah®!" 

*)  MunamentA  reformationis  lutheranae  ex  tabalariia  secreiioribus  s.  Sedis  1521—1525. 
CoUeg^t  Petrug  Balan.  Batisbonae  18B4.  Vgl.  darüber  meine  Bosprecliang  im  LiU'rar. 
Hand  weiser  Nr.  35(3. 

•)  Quellen  und  Forschungen  xar  Geschichte  der  Reformation.  Aloander  und  Luther 
IWl.  Die  vervollstÄnd igten  Aleander-Dep«'8chen.  Von  Theodor  Brieger,  I.  Abtheil. 
Qotha  l^**l.  V^gl.  meine  Besprechung  im  Literar.  Handweiser  Nr.  3(i6. 

';  Nuntiaturberichte  aus  Deutschland.  I.  Abtheil.  1538  1559,  Bd.  III.  Legat ion 
Aleandert  158S-1589.  Gotha  IHÜO,  S.  83. 

*)  Aus  dem  ersten  Briefe  hat  ganz  kürzlich  A.  Wrede  in  den  Deutschen  Reichstngs- 
akten  anter  Kaiser  Karl  V'.,  Bd.  11,  (fotha  1H9(>,  S.  456  Anm.  1  einen  Passus  zum  Abdruck 
gebracht.  Vgl.  daselbst  8.  454  ff.  auch  die  beiden  an  Papst  Leo  X.  gerichteten,  aus  Aachen 
datirten  Berichte  Aleanders  vom  23.  und  25.  OktfibtT  15*3 >. 

■)  Kverard  von  der  Marck,  Bischof  von  Lüttich  15(6     1538. 

*)  Friedensburg  a.  a.  O. 


116  A.  Bellesheim 

Diese  Auffassung  wird  den  Thatsachen  nicht  gerecht.  Nach 
allen  drei  Richtungen  war  Aleandro  gleich  hervorragend.  Seine 
Reden  in  Worras  und  seine  Depeschen  sind  Aktenstücke  von 
weltgeschichtlicher  Bedeutung  und  verdienen  auch  heute  noch, 
wenn  es  sich  um  die  öffentlich-rechtliche  Stellung  der  katholischen 
Kirche  in  Deutschland  handelt,  die  eingehendste  Würdigung.  Im 
J.  1524  zum  Erzbischof  von  Brindisi  ernannt,  erhielt  Aleandro  1538 
den  Purpur,  wurde  Legat  in  Deutschland  und  starb  1542  in  Rom. 

2.  Wilhelm  von  Enckenwort^  aus  Utrecht,  Stiftsherr  am 
Münster  in  Aachen  *,  und  Propst  in  Utrecht,  bekleidete  viele 
Jahre  das  Amt  eines  Scriptors  der  apostolischen  Briefe  in  Rom, 
und  wurde  durch  seinen  Freund  Hadrian  VI.  aus  Utrecht,  den 
letzten  deutschen  Papst,  zum  Bischof  von  Tortosa  in  Spanien 
und  zum  Kardinal  befördert.  Seinem  hohen  Gönner  hat  er  in 
der  deutschen  Nationalkirche  S.  Maria  delP  Anima  in  Rom  das 
bekannte  herrliche  Grabdenkmal  gesetzt.  Hier  empfing  er  selbst 
seine  letzte  Ruhestätte  1534. 

3.  Ueber  Johannes  Copis  ist  mir  nur  bekannt,  dass  er  zu 
den  Scriptoren  der  päpstlichen  Kanzlei  gehörte,  im  Verein  mit 
sechs  anderen  deutschen  Prälaten  Leo  X.  ein  Gesuch  um  Be- 
stätigung der  Statuten  der  Bruderschaft  im  deutschen  Campo 
Santo  zu  Rom  unterbreitete  und  1527  als  Bischof  von  Terracina 
im  Kirchenstaat  verschieden  ist^ 

Geschrieben  wurden  die  beiden  Briefe  am  Tage  nach  der 
Krönung  KarPs  V.  Zum  ersten  Male  hat  damals  der  noch 
jugendliche  Habsburger  unsere  Stadt  betreten.  Am  22.  Oktober 
1520  von  Witten  kommend,  zog  er  durch  das  Jakobsthor  in 
dieselbe  ein  und  nahm  in  der  heutigen  Propstei  (Klosterplatz  2) 
Wohnung.     Tags  darauf  fand  die  Krönung  statt*. 

')  Schwankende  Schreibweisen  dieses  Namens  bei:  Job.  Knrdinal  Hprgen- 
roether  Leonis  X  Regesta  Fascic.  1.  Friburgi  1HS4.  p.  77.  Einige  von  diesen  Rege8t4»n 
soUen,  weil  Enekenvort  dem  Aachener  Stift  angehörte,  zur  Mittheilung  gelangen :  1.  Pascic. 
I.  p.  77:  Mag.  Guillermo  Enckenwort  clerico  Loodiensi  scriptori  confert  praeposituram 
ecclesiae  Wiseden,  Prägens,  dioec.  (19.  Mart.  1513).  2.  Fascic.  V— VI.  p.  523:  Omnibus  in 
digiiitate  eccles.  constitutis  mandat,  ut  defendant  bona  et  jura  Mag.  Wüh.  de  Encken- 
woirt  (1  Maji  1514).  8.  Fascic.  VII— VIII.  p.  19^:  In  favor.  Mag.  WÜhelmi  de  Enckenvoirt 
archidiac.  Campiniae  in  eccl.  Leodien.,  litterar.  apost.  scriptoris  et  famil.  sui,  derogat 
constitutioni  circa  cumulatiou.  beneficiorum  (19.  Sept.  151B).  Ueber  das  durch  den  Tod 
des  gelehrten  Kardinals  leider  unterbrochene  Regestenwerk  vgl.  meine  Besprechungen 
im  Literar.  Hand  weiser  Nr.  860,  8H8,  418,  B84. 

*j  Heuscli,  Nomina  oanonic.  p.  18. 

')  A.  de  Waal,  Der  Campo  Santo  der  Deutschen  zu  Rom.  (Froiburg  \^^9ß)  S.  76. 
iams,  SeriHS  episcopor.  (Ratish.  1H78)  p.  732.  Ti'ber  de  Waal  vgl.  meine  lieaprechung 
Tiit4'rar.  Handweiser  Nr.  059. 

*)  Vgl.  Fro  m  m  in  der  Zeitsehrill  des  Aachener  fleschichtsvereins  Bd.  XVII,  S.  2ü7  ff. 


Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  16.  Jahrhundert.  117 

1.  Aleandro  an  Copis,     Bib,   Vatic,     Cod.  Lot,  8075,  foL  222.     (Copie) 

D.  Jo.  Copis. 

Rcverende  pater  et  domine  piarimum  observande  Commendatio.  Pater- 
nus  ille  aflfectus,  qno  Reverend.  Dominatio  Vestra  me  semper  prosecuta  est, 
cffecit,  ut  quamvis  iste  nuncius  festinet  et  ego  sim  ad  pontificem  et  aliquos 
cardinales  scribendo  fessns,  non  possira  tarnen  non  de  iis  scribcre,  quae  mihi 
persuadeo  fore  Paternitati  Vestrae  grata,  sed  ignoscat  mihi  si  breviter  et 
quasi  snmmatim  ad  eam  scribaro,  alias  huberius  meo  hac  in  parte  muncre 
perfuncturus;  itaque  sciat  velim  Paternitas  Vestra,  mc  nupcr  a  Gallis  plus 
nimio  sibi  interdum  timentibus  detentum  et  mox  honorifice  remissnm  per- 
venisse  tandcm  ad  Caesarem,  qul  me  adeo  benigne  excepit,  ut  in  primo 
statim  congressu  ea  conccsscrit  commissioni  meae  opportuna,  quibus  melius 
vix  decennio  optare  potuissem.  Fuit  mihi  id  inprimis  gratum,  sed  non  illud 
minus,  quod  vidco  hunc  principem  esse  optintum  christianum  et  secus  quam 
alii  depingant,  ingeniosum  et  maxime  prudentem,  pacisquc  et  iusticiae  ama- 
torem.  Primum  adlocutns  sum  cum  Antwcrpiae;  mox  Lovanii  authoritate 
apostolica  et  regio  decreto  libri  Lutheriani  et  alii  libelli  famosi  proclamante 
praecone  in  omnibus  regnis  et  dominus  Caesaris  interdicti  sunt  et  eorum 
magnns  numerus  in  medio  foro  in  oculis  tot  tantaruroque  natiouum,  quae 
Caesarem  sequuntur,  publice  igni  combustus  est;  idcm  Leodii  factitatum  fuit 
et  fiet  Deo  favente  quacunquc  ibimus,  melioraque  in  dies  speramus.  Tertio 
abhinc  die  Caesar  armatus  magnoque  et  opulentissime  ornato  comitatu 
Aquisgrani  est  iugressus  prima  noctis  hora,  her!  summo  manc  a  quatuor 
electoribus  et  reliquorum,  qui  absunt,   oratoribus   coronatus  est  et  inunctus. 

Defuerunt  tantae  celebritati  Rex  Boemus,  Dux  Saxoniae  iuvalidus, 
et  Marchio  Brandeburgensis,  quorum  uterque  nunc  C'oloniae  est,  sed  eorum 
oratores  vices  gesserunt:  feria  sexta  proxima  (ut  speratur)  Coloniam  versus 
iter  arripiemus  sequeturque  Caesarem  Leodiensis  antistes  quacunque  ibit, 
cum  quo  quia  nihil  ob  tantas  omnium  occupationes  ad  hanc  dicm  de  rebus 
nostris  tractare  potui,  proptcrea  nihil  ad  Paternitatem  Vestram  scribo,  sed 
quum  primum  e  nostra  diocesi  exierimus,  talem  rebus  omnibus  me  daturum 
ordinem  spero,  ut  Paternitas  Vestra  de  me  contenta  esse  possit,  quo  ego  hoc 
tempore  nihil  magis  opto  et  ratio  postulat,  sed  quanto  diutius  paticntia 
Patcmitatis  Vestrae  abutor,  tanto  me  tibi  obligatiorem  rcddo.  Cui  mc 
humiliter  commendo.     Aquisgrani   xxiiii  Octobris  mdxx. 

R.  D.  Jo.  Copis  litterarum  apostolicarum  correctori. 

2.    Aleandro  an  Enckenwort,     Bib.   Vat,     Cod.  Lat.  807."),  foL  223.     (Copie.) 

D.  Willelmo  de  Enckenvoir. 

Reverende  pater  et  domine  plurimum  observande.   Nihil  post  meum  istinc 

discessum  ad  Reverendam  Paternitatem  Vestram  scripsi,  tum  quia  o<xupati8si- 

mus,  tum  quia  nihil  erat   dignum,  de  quo  Pateniitatem  Vestram   certiorem 

redderem.    Nunc  quia  dominus  Franciscus  Casularius  ad  me  scripsit,  Patemi- 


118  A.  Beilesheim 

tatem  Vestram  maxime  scire  velle,  an  octo  ducatos  W.  D.  Petro  Lamberti 
dederim,  id  a  me  longe  antequam  discederem  factam  fuit,  scd  ut  pato  de 
E*>.  D.  Philippe  de  Agnellis  Paternitas  Veatra  inteliigere  voluit,  cui  revera 
nihil  dedi,  neque  schedulam,  qaam  composuit,  accepi,  ob  cam  causam,  quia 
cnra  pontifex  discessum  meum  maxime  ärgeret  et  ego  mille  curls  essem  im- 
piicitus,  non  sane  fui  oblitus,  sed  non  potui,  nisi  ea  ipsa  hora,  qaa  discedere 
volebam,  ad  ipsius  aedes  accedere:  sed  tum  (ut  mihi  relatum  fuit)  non  erat 
domi.  Nihil  tamen  perditnm  est,  sed  omnia  adhuc  integra  sunt,  et  cum 
primum  mihi  pecuniarum  dabitur  copia,  procurabo,  ut  praedicto  domino  meo 
de  Agnellis  plene  satisfiat. 

Intellexit  iam  (ut  puto)  Paternitas  Vestra,  quemadmodum  super  commis- 
sione  mea  in  primo  statim  colloquio  ab  hoc  Christ  ianissimo  imperatore  im- 
pretrayerim  id,  quod  Romae  nullus  fere  sibi  poterat  persuadere,  immo  quo 
vix  melius  aliquid  decennio  optare  aut  cogitarc  potuissem.  Dens  cepta  huius 
optimi  principis,  quo  nihil  melius  aut  religiosius  terra  sustinet,  prosperet 
et  secundet.  Gerte  plurimum  debemus  R°^^.  D.  Cardinali  Dertusensi\  qul  tarn 
pie  tam  saucte  hunc  regem  instituit:  princeps  enim  iste  (ut  ad  Sanctissi- 
mum  Dominum  Nostrum  nuper  scripsi)  praeter  summam  illam  bonitatem  et 
integri tatem  vitae  est  ctiam  bono  ingenio  et  memoria  pollet;  testis  est 
variarum  linguarum  cognitio:  superat  item  aetatem  prudentia. 

Neque  minus  (ut  spero)  ad  Paternitatem  Vestram  fuit  perlatum,  authori- 
tate  pontiücis  et  edicto  Caesareo  Lovanii  praesente  Curia  libros  Lutherianos 
publica  proclamatione  fuisse  ab  omnibus  regnis  et  dominus  Caesaris  prohibitos, 
et  eorum  magnum  nuraerum  in  medio  foro  in  conspectu  tot  tantarumque  natio- 
num  combustos:  idem  Leodii  factum  postea  est,  et  in  dies  mellora  speramus. 
Haec  ad  Paternitatem  Vestram  scribere  volui,  quia,  quum  me  semper  amaverit 
et  optima  sit  christianae  religionis  cultrix,  et  mea  et  reipublicae  causa 
plurimum  bis  novis  gaudebit:  et  mihi  rem  gratam  in  primis  faciet,  si  eadem 
nova  R^°.  domino  praeposito  Xanthensi*  communicabit  et  orabit  Deum,  ut 
ecclesiam  suam  sanctam  non  deserat,  et  meam  ad  id  operam  in  parte  neque 
inanem  neque  irrltam  faciat. 

Reverendc  domine,  quia  ingenui  animi  est,  cui  multum  debeas  eidem 
plurimum  volle  debere,  oro  Paternitatem  Vestram  ut  quemadmodum  benigne 
mihi  pollicita  est,  ita  dignetur  ad  D.  Henricum  Canonicum  sancti  Joannis 
scribere,  ut  fructus,  quos  ex  parochiali  de  Venrede  recipiet,  procuratori  meo 
reslgnet,  sie  enim  fiet,  ut  et  ego  hac  commoditate  mihi  profecto  plurimum 
necessaria  fruar  et  adversarius  mous  facilius  ad  concordiam  condescendat. 
Hac  re  Paternitas  Vestra  mihi  in   praesentia   gratius  facere  nihil  potest 


»)  Hadrian  Florenzer  aua  Utrecht,  Lehrer  Karls  V.,  Professor  der  Theolgoie  in 
Löwen,  Bischof  von  Tortosa  in  Spanien,  Kardinal  unter  Leo  X.  und  dessen  Nachfol^r 
als  Hadrian  VL    1522-1B23.    Vgl.  Hofier.  Adrian  VL    Wien  1880. 

*)  Propst  von  Xanten  und  Dechant  von  Emmerich  war  Johann  Ingenwinckel. 
Hergenroether,  Regest«  Leonis  X.  p.  284:  Mag.  Johann i  Ingen winckel,  notArio  et 
4Miuluui  suo,  praepositnram  ecclesiae  s.  Viotoris  Xanotensis  dioecesis  confert. 


Beiträge  zur  Geschichte  Aachens  im  16.  Jahrhundert.  119 

Cum  amico  nostro*  nondum  potui  per  dimidiatam  horam  loqui,  adeo  fuit  et 
ipse  suis  et  ego  pontificis  negociis  impeditus,  dixit  tamen  gratum  sibi  fuisse 
obsequinm  Paternita  tis  Vestrae  quam  vis  dixerit  (non  culpa  tamen  nostra,  sed 
Curiae),  multam  uimis  fuisse  pecuniam  effusam,  de  hls  nunc  satis  alias  vero 
plura.  Dens  Pateruitatem  Vestram  ßeverend.  diu  incolumem  servet,  cui  me 
plurimum  commendo:  Aquisgrani  xxiiii  octobris  postridie  quam  Caesar  fuit 
coronatus  m.  d.  xx. 

R**".  D.  Willelmo  de  Enckenvoirt,  postea  Cardinali  Dertusensi. 


1)  Der  Bischof  von  Lüttich,  Eberhard  von  der  Marck,  1520  Kardinal. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier. 

Von  M.  Schmid. 

Bei  Durchsicht  einiger  Akten  des  Königl.  Staatsarchivs 
zu  Koblenz  fanden  sich  Urkunden,  welche  Bezug  haben  auf  Mit- 
glieder der  Aachener  Glockengiesserfamilie  „von  Trier*'.  Da  die- 
selben dankenswerthe  Beiträge  zu  dem  reichen,  aber  weder 
vollständigen  noch  genügend  gesichteten  Material  bieten,  das 
Böckeier  in  seiner  Glockenkunde  niitgetheilt  hat,  so  gebe  ich 
sie  im  Nachfolgenden  mit  Hinzufügung  der  weit  zerstreuten  oder 
noch  nicht  veröffentlichten  Ergänzungen'. 

Zuvor  sei  kurz  die  wichtigste  von  mir  benutzte  Literatur 
über  die  Glockengiesser  von  Trier  zusanunengestellt.  In  dem 
Glockengiesser-Verzeichniss  des  Pfarrers  Schmedinck  fehlt  die 
Familie  von  Trier*.  Grundlegend  war  die  Arbeit  von  H.  Böckeier, 
Beiträge  zur  Glockenkunde  (Aachen  1882).  Von  Vorarbeiten 
seien  genannt:  Publications  de  la  soci6t6  historique  et  archöologi- 
que  dans  le  duch6  de  Limbourg  Bd.  V  (1868),  S.  313,  Middel- 
eeuwsche  Klokken  en  klokinschriften  in  het  Bisdom  van  Roer- 
mond ;  B.  M.  Lersch  in  der  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichts- 
vereins 1880  (II),  S.  339.  Weitere  Notizen  gab  Nordhoff  in  den 
Bonner  Jahrbüchern  (1873—74,  Heft  53,  54),  S.  66—67  und  ferner 
S.  96—99;  dann  Haagen  in  Picks  Monatsschrift  1878,  S.  178; 
der  Niederrheinische  Geschichtsfreund  1879  S.  148  u.  ä.  m. 

Eine  Ergänzung  ergab  sich  bei  der  Besprechung  von 
Böckelers  Werk  im  Niederrheinischen  Geschichtsfreund  1882, 
Nr.  10,  S.  80  (31.  Mai)  und  Nr.  13,  S.  102;  ferner  in  der 
Recension  von  Loersch  in  der  Zeitschrift  des  Aachener  Geschichts- 


*)  Bei  der  Sammlung  des  Materials  haben  mich  die  Herren  Dr.  Fromm 
und  Dr.  Wissowa  von  unserer  Stadtbibliothek,  wie  bei  anderen  Arbeiten, 
bereitwilligst  unterstützt.  Ebenso  Herr  Stadtarchivar  Pick.  Dinen,  sowie 
allen,  denen  ich  Mittheilungen  und  Auskunft  verdanke,  spreche  ich  meinen 
ycrbindlicbsten  Dank  aus. 

»)  Vgl.  Organ  fUr  christliehe  Kunst  1858,  S.  151  ff. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  121 

Vereins  Bd.  IV,  S.  348;  bei  Pick  in  den  Bonner  Jahrbüchern 
1883  Heft  75,  S.  201  und  203,  Anm.  2;  ferner  in  der  Zeitschrift 
des  Aachener  Geschithts Vereins  Bd.  VI,  S.  252  ff.;  vgl.  auch 
Pick,  Aus  Aachens  Vergangenheit  S.  296,  Anm.  1. 

Die  Besprechung  in  den  Stimmen  aus  Maria-Laach  Bd.  XIII 
1882,  S.  426  ff.  gibt  keine  Zusätze.  Otte,  Glockenkunde,  erste 
Auflage  1858,  zweite  Auflage  1884,  gibt  im  Wesentlichen  das 
von  Böckeier  Gesammelte  über  die  von  Trier,  die  er  fälschlich 
als  aus  Holland  stammend  erwähnt. 

Neuerdings  sind  einerseits  durch  die  Darstellungen  der 
Geschichte  der  Pfarreien ',  vor  allem  aber  durch  das  schnell  voran- 
schreitende Inventar  der  Rheinprovinz  von  P.  Clemen^  reichliche 
Nachträge  geliefert.  Ueberhaupt  bieten  die  In  ventare  der  deutschen 
Provinzen,  wie  z.  B.  Lehfeldts  Inventar  des  Reg.-Bez.  Koblenz^, 
das  Inventar  von  Wiesbaden  (Lotz-Schneider  ^)  u.  a.  noch  Material. 
Leider  war  es  mir  bei  beschränkter  Zeit  nicht  möglich,  alle  Quellen 
zu  erschöpfen.  Doch  hoffe  ich,  da  bei  dem  stetigen  Fortschreiten 
der  Inventarisirung  ohnehin  Vollständigkeit  zur  Zeit  nicht  erreich- 
bar ist,  später  an  dieser  Stelle  weitere  Nachträge  zu  geben. 

Ueber  die  Personalien  derer  von  Trier  Hess  sich  aus  den 
Rathsprotokollen  und  Beamtenprotokollen  der  Stadt  Aachen 
einiges  feststellen.  Diese  Quellen  befinden  sich  im  städtischen 
Archiv  zu  Aachen,  wo  auch  das  „Artilleriebuch  der  Stadt 
Aachen"  bewahrt  wird,  das,  ao.  1661  begonnen,  über  Franz  und 
Jakob  von  Trier  Auskunft  gibt.  Weitere  Beiträge  in  den  Tauf- 
büchern von  St.  Foilan,  aus  denen  Macco  ^  einzelne  Auszüge  bietet. 

Ausdrücklich  sei  bemerkt,  dass  die  Kirchenbücher,  die  in 
Aachen  auf  dem  Standesamt  bewahrt  werden,  nur  so  weit  benutzt 
wurden,  als  Register  dazu  vorhanden  sind.  Hier  ist  noch  weitere 


')  Geschichte  der  Pfarreien  der  Erzdiözese  Köln  herausgegeben  von 
Dumont.  Köln  1888  ff.  Es  erschienen  bis  jetzt  XXII  Grevenbroich  (von 
Giersberg),  1883;  XXIV  Herscl  (von  (^hr.  Maassen),  1885;  VI  Brühl  (von 
\V.  Rosellen),  1887;  XXVIII  Königswinter  (von  Chr.  Maassen),  1890; 
IV  Blankcnheim  (von  J.  Becker),  1893;  XXI  M.-(Jladbach  (von  Norrcnbcrg). 

*)  P.  Giemen,  Die  Kunstdenkmäler  der  Rheinprovinz.  Düsst'ldorf  1891  fif. 

^)  P.  Lehfeldt,  Die  Ban-  und  Kunstdenkmäler  der  Rheinprovinz. 
Reg.-Bez.  Koblenz.    Düsseldorf  1886. 

*)  Lotz,  Baudenkmäler  im  Reg.-Bez.  Wiesbaden,  herausgegeben  von 
Schneider. 

*)  Macco,  Beiträge  zur  Geschichte  und  Genealogie  rheinischer  Adels- 
famOien.    Aachen  1884. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  123 

da  er  im  selbeu  Jahre  noch  zuvor  eine  grosse  Glocke  zu  Delft 
gegossen  hat.    (Urk.  I.) 

/.  Staatsarchiv  Koblenz,  Acta  miacellanea  ti.  s.  w.    I,  B.  8.    Bl,  13  und  16. 

Erwirdigen  und  wolgeporne  gnedige  herren.  Ewer  erwerden  und  gnaden 
sie  zuvorn  mein  schultiger  gehorsam  und  gautz  wiUicher  dienst,  damit  ich 
armer  underschrebener  ewcr  erwirden  und  gnaden  gantz  underthcnigen  gehen 
zu  vernemen,  wie  das  ich  in  glaubliche  erfarung  sin  komeu,  wie  das  e.  e. 
und  gnaden  in  guedeu  bedacht  und  willens  sin,  die  klock  zu  Trcier  im  hochcm 
thumstifft  zu  verandren  und  auff  ein  nuwess  laissen  geissen,  gott  dem  all- 
mechtigen  zu  eren  und  auch  c.  e.  und  gnaden  zu  einem  loblichen  testament 
und  guedem  gedechtnis,  die  weil  ich  dan  von  menen  altem  selichen  ein  ge- 
poren  kindt  der  statt  Treir  sin  und  auch  durch  gottes  gnade  die  kunst  bie 
mir  haben,  das  ich  mich  vor  einen  klockengeisser  darff  auszgeben,  nach  eines 
edern  angeben  und  wolge fallen,  groiss  und  klein,  wie  ich  dan  durch  gottes 
gnade  meno  kunst  wolbewesen  haben  durch  teusehe  und  welsche  lande  und 
sunderlich  noch  disz  jair  an  zweien  gewaltigen  klock eu  im  Nederlandt,  die 
eine  zu  Nymmigen,  die  andere  zu  Delfft,  da  eine  eder  sebontzehen  thausent 
gewegen  hait,  welche  klocken  sich  auch  wol  verglichen  mit  der  widtten  als 
die  klock  zu  Treier  im  hochcm  thumstifft  staidt,  auch  mit  sunderlichem  thoin, 
das  sich  die  herren  dem  urthen  mener  arhet  und  kunst  wol  bedancken,  dess 
sie  mir  auch  im  zeugnis  ^  der  warheit  gepurlich  urkunt  mit  getheilt  haben. 
Die  weil  mir  dan  die  kunst  durch  gotliche  verseung  alle  mene  tag  zum 
besten  geraden  ist,  wult  ich  auch  mene  kunst  noch  gern  ein  macU  im  vatter- 
landt  bewisen  zu  einem  gueden  gedechtnis  etc.  Ist  dem  nach  an  c.  e.  und 
gnaden  mene  fruntliche  bitt  und  ansuches,  ime  vall  das  e.  e.  und  gnaden  noch 
des  voraemes  werren,  dieselbige  klock  zu  verandren  und  zu  bessern,  als 
dan  mir  das  werck  zu  vergunen  vor  einem  andren,  mit  deser  mener  erbeidtung 
und  zusagung,  das  ich  dieselbige  klock  uff  menen  kosten  und  faer  will  geissen, 
dar  beneben  all  gezeug  darzustellen,  es  sie  an  ubericher  spisen,  holtz  und 
kolen  etc.  und  was  ferners  dar  zu  gehoirt,  und  das  aUes  kejnen  haller  noch 
pfenuinck  von  e.  g.  begera,  die  klock  sie  dan  nach  e.  e.  und  gnaden  wol- 
gefallen  von  lengten  und  widtten,  derglichcn  von  einem  leiblichen  thoin  wie 
sie  mir  dan  van  e.  c.  und  gnaden  wurdt  angeben,  und  wan  ich  dan  mene 
arbett  und  kunst  mit  gottes  hilff  an  der  klocken  bewesen  haben,  als  dan  mir 
mene  gepurliche  bezailung  nach  lüde  unsers  verdincknis  zu  erlegen  etc.,  sulchs 
ich  armer  alle  zitt  gegen  e.  e.  und  gnaden  gern  verthenen  will,  erkenne  gott 
allmechtig,  der  e.  e.  und  gnaden  in  selichem  regement  und  frolicher  gesuntheit 
gefristcn  wull  etc. 

ewer  erwirden  und  gnaden 

armer  underthan  und  dinst wiUicher 
mciflter  Henrich,  klockengeisser  von 
Trier,  burger  zu  Aichen. 

')  Sioho  Nr.  IV. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  126 

docken  to  gieten  van  snlcke  spyse  ende  ertz  als  ein  erber  raet  hon  luyden  dairto 
leveren  sali  mitten  gewichte  na  dieser  stat  bestellen,  de  die  clockespiese  ter 
platsen,  dair  die  docken  >gegoten  sullen  werden  ende  wederom  die  dock  dair 
van  dan  halendc  ontfangende  dicselffde  van  den  vorbenomen  meister  clocken- 
gieter  na  denselffden  gewichte,  pont  vor  pont,  alsul  dat  die  meister  docken-» 
gieter  an  hon  snllen  behalden  den  schaden  van  der  lackagie.  Die  meisteren 
sullen  alhier  komen  in  die  weke  na  paeschen  neistcomende,  nemende  hoir 
woinplatz  in  stat  Imssenhuys  ende  oick  om  die  docken  aldair  to  ghieten, 
behalven  die  spyse  vorscreven,  op  oircn  anxt  ende  kosten,  sonder  enige  to- 
daet  vorder  van  der  stat  to  hebben,  dan  die  beleninge  hiernavolgende.  Die 
groitste  ende  irste  dock  sali  wegen  vifftien  duysent  ponten  up  den  thoine 
van  nt,  die  anderde  dock  sali  wegen  seszdasent  ponden  op  den  thoin  van 
fa,  dairtho  eyn  schel  van  gel  icke  groite  alss  die  tegen  werdige  schel  ia,  noch 
cyn  vyrclock  van  sulcke  gewichte  alz  eyn  erber  raet  begeren  sali  na  eischonge 
des  Werks,  sonder  idt  vorscreven  gewichte  to  overtreden  off  excediren. 
Endo  so  fern  die  meisteren  die  vorscreven  docke  swarer  van  gewichte  leveren, 
en  snllen  sy  van  den  overensige  gewichte  vor  hon  ghieten  nyet  genieten. 
Ende  in  fall  dat  die  docken  mynder  van  gewichte  befonden  wurden,  sali  men 
na  advenant  van  den  gewichte  betalen,  ende  snllen  die  meisteren  docken- 
gieteren  allen  vlyt  vorwenden,  om  itlich  parffdl  (?  so!)  van  den  docken  oire 
wydt  ende  dickte  to  gheven,  oiren  thoin  suet  ende  volcomen  to  laten,  leverende 
dieselve  rein  schoen  geefif  gegeten,  sonder  draynghe  offte  enige  vnyshouwinge, 
hcbbende  guet  einparich  geluyt.  Ende  off  dair  enich  ongemach  geboirden  int- 
ghene  vorscreven  is  ende  bevonden  wurde,  sullen  die  meisteren  schuldich 
ende  gehalden  syn,  dieselvige  eyn  adir  meer  to  gieten  tot  oiren  last  ende 
kost,  snllen  oick  op  yder  dock  den  dato  ende  umschrifft  stellen  na  ordinatie 
myner  heren,  sullen  ingelicken  die  klocken  gegaten  wcsende  ende  in  den  torn 
hangende  eyn  jaerlanck  vryen  ende  wercn,  ende  in  dien  dair  gebreck  in  be- 
vonden wurd  by  schulden  van  den  meisteren,  tselve  sullen  sy  beteren  alst 
behoirt  ende  also  oprecht  werck  leveren  ende  volgen  laten.  Vorder  is  over- 
komcn,  dat  die  meisteren  vorscreven  van  elcke  hondert  ponds  gewichz  hoir- 
luiden  gelevert  hebben  sullen  twe  daler  in  specie,  off  dry  gefalnwirde  brabans 
gülden  tot  twyntich  gefalnwirde  brabans  Schillinge  tstuck,  ende  ghein 
tobaet  vorder  dan  als  vorscreven  staet.  Ende  die  irste  termin  van  der  summen 
vorscreven  totter  heilfften  tho  sullen  die  meisteren  vorscreven  outfangen 
ende  beeren  bynnen  twe  maenden  na  dat  die  docken  gegaten  ende  gelevert 
syn  sullen  luydende,  ende  die  ander  heilfft  bynnen  jairs  daimae  in  gcreide 
pcnnongen,  ende  by  gebreck  van  gcreide  pennongen  sal  men  den  meisteren 
alszdan  veistigen  van  jeder  hondert  viff  jairlix  up  eyn  wederloisz  ende  dair- 
van  vorschrivong  leveren  inbehoirliker  formen.  Insonderheit  is  overkomen,  dat 
die  meisteren  vorscreven  die  groite  dock  van  ut  ende  die  anderde  van  fa 
vor  irst  sullen  leveren  ende  gereit  maicken,  allz  sonder  argelist.  In  oirkond 
der  wairheit  sint  deser  cedulen  twe  alleins  ludende  mitter  secreitt  segcll 
bevesticht  ende  van  den  meisteren  vorscreven  onderteickeut  ende  yeder  par- 


126  M.  Schmid 

tbie  hefft  ejn  cedell  ontfangen.  Geschiet  den  g^deszdach  na  den  Sonnendach 
Invoijarit,  den  6  martii  anno  1500  seszendesestich. 

Bekenn  ich  peter  van  Tryer  dyt  allsz  (Siegel.) 

verschreffen 


JO<^< 


Auf  der  Rückseite:  Anno  1566  6**  Martii.  Verding  van  den  dock  to 
Nymegen  vor  M.  Peter  van  Trier. 

Endlich  hat  Heinrich  von  Trier  oflfenbar  auch  die  nach- 
folgende Abschrift  einer  Urkunde  beigelegt,  die  den  Gebrüdern 
Bürgermeister  und  Rath  der  Stadt  Nirawegen  am  24.  Mai  1567 
ausstellten.  Es  wird  das  Gelingen  des  Glockengusses  zu 
Nimwegen  ihnen  darin  bescheinigt. 

IV,  Staatsarchiv  Koblenz^  Ada  miscellanea  u,  «.  w,    I  B,  8,  Bl,  14  und  15. 

Wy  borgenneisteren,  schepen  ende  raet  der  stat  van  Nymegen  doen 
kond  allen  luyden,  dat  die  gebroideren  M.  Peter  ende  Henrick  van  Trier 
clockengicteren  int  jair  15  hondert  sess  endesestich  ende  seyen  ende  scstich  vier 
grotc  docken  ende  twe  scbellcn  mit  den  togehorenden  pannen  (gegossen  haben), 
ende  dat  van  ons  synes  dairvan  alnu  die  rekenong  gehalden  ende  eyn  gnetlick 
accord  in  vrientschap  gemackt  ende  betekent  is  om  sich  in  den  beisten  daima  to 
richten,  denwelcken  affgescheit  wy  gemeint  syn  natokomen  ende  to  voltrecken, 
want  de  gebroideren  mit  vrientschap  van  ons  gescheiden  ende  gegain  syn, 
orcoud  ons  stat  secreit  segcU  heronder  opgedmkt  der  24**"  dach  der  mey- 
maindt  ind  jair  ons  heren  dascnt  viffbondert  sevenendesestich. 

Auf  der  Rückseite  von  späterer  Hand:  (Siegel.) 

Urkandt  der  Stadt  Nimwegen 
Ergiessung  einiger  Glocken  betr. 

Als  Ergänzung  zu  dem  voi*stehenden  Kontrakte  und  dem 
Zeugniss  der  Stadt  Nimwegen  dienen  nachstehende  Notizen  aus 
dem  Rechnungsbuche  der  Stadt  Nimwegen*  vom  J.  1566  und 
1567.  Das  Schutzblatt  des  Rechnungsbuches  von  1566  enthält 
die  Notiz: 

')  Herr  (lomoinflparoliiviir  Dr.  W.  vnn  do  Poll  zu  Nimwi^geu  war  so  gütige,  mir 
UieseUien  zur  VerlUgung  zu  »tollen;  ich  spreche  demselben  ancb  an  dieser  SteUe  mttiuen 
verbindlichsten  Dank  aus. 


Zar  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  127 

In't  jair  dusent  vyfhondert  sisz  ende  sesztich  op  sint  Valentins  dach 
is  hier  den  torn  [der  St.  Stephenskerk]  affgebrannt  ende  in  datt  selve  jair 
syn  hier  dry  klocken  gegoteu  ende  den  achten  dach  in  September  heb  ick 
twce  klocken  ontfangen.  Die  cene  klock  heit  sent  Catharinen  klock  ende 
wecht  VI  dusent  800  myn  dry  pont,  die  anderde  klock  is  die  wirklich,  ende 
weicht  viff  dusent  3l3Vj  pont,  ende  op  den  Valentins  dach  een  jaer  daama 
heb  ick  die  groote  klock  ontfangen  ende  weicht  17  dusent  myn  24  pont. 

Rechnungsbuch  1566. 

S.  91,  Die  herren  hebben  .  .  iten  helen  xii  kannen  wyns,  dae  die 
klocken  verdingt  werden,  die  kan  3*/«  st.  dit  is  geschiet  ten  breeren  [hreeven?] 
11  gülden  7Va  stuver*. 

S  177,  Up  guedes  dach  betalt  an  den  meister  van  Aacken  eyne  daler 
voir  zijn  gets  penninck,  dat  hij  die  vier  klocken  aennam  to  gieten  den 
6  martii  .  .  .  84Vs  ^t. 

S,  196,  Maes  die  sackdreger  mit  noch  dry,  van  die  klockspies  des 
uirkloeks  te  bringen  in  die  waeg,  betalt  den  24  augusti  20  stuver. 

S,  196,  Dae  ick  die  klepel  verdingde  mit  dat  ijsere  werck  aen  die 
grote  klock,  verdroncken  tot  bal . .  es  aen  die  Burchport  den  sesten  dach 
augusti  8  stuver. 

S,  197,  Die  knechten  in  dat  klockhuijs  voir  drinckgelt,  do  sy  die  gan 
weynden  van  die  gerste  klock  gegeven  10  stuver. 

S.  199.  In  dat  klockenhuis  to  drinckgelt  den  x  dach  septcmbris  om 
dat  alt  ijseren  uyt  den  andere  to  suiken  10  stuver. 

S,  213,  Noch  eyn  t  an  die  klockegieter  geschenckt,  da  die  grote  klock 
gcgote  was. 

S,  226  Gerrit  Dereksen,  Arnt  (Jrubels,  Aart  die  Brouwer,  Hendrick  die 
Boes,  Jan  van  Heel,  Gregorius,  Tonis  Wilhelmsen  hebben  mijt  oer  soenen  die 
spies  van  die  grote  klock  gebrucken  den  14  dach  januari  1567.  13*/«  »t. 

S,  229,  Wilhelm  Vos  inde  Jan  Dereksen  hebben  die  klock  van  die  kar 
gedragen  in  die  schyer  op  die  Syckerport.  Betalt  elek  3*/»  stuver  dach 
januari  6.     7  st. 

S,  248.  Noch  heft  meister  Jan  van  den  Hoeff  gemaekt  die  vurwerden  van 
die  klock  to  gieten  en  van  dat  holtwerck  van  allen  betalt  14  stuver. 

S.  261.  Item  noch  twe  gelagen  bij  Johan  van  Onderen  bij  den  klocke- 
gicteren  vertert,  beloopend  acht  gülden  brabansche  vier  stuver,  ende  dieselve 
sullen  myn  heren  den  clockengieteren  meghen  schencken,  off  sal  men  die 
boeren  en  inholden  laten  an  die  vierhonderd  twolf  ('aroligr.,  so  Hendrick  van 
Trier  op  sinte  Johannesdach  nativitatis  anno  acht  en  sestich  ontvangen  soll. 

Rechnungsbuch   1567. 

S,  Hl.  Item  die  burgcmesters  Banenberch  mit  etzelicke  raitsfrunden  und 
meisteren  van  sinten  (Uaisgilde  hebben  to  Derick  van  Rijswick  mit  den  bus- 
meistcr  van  Ttrecht  vertert  als  hy  die  klocken  besien  had  13g..  wyns. 

>;  Die  Pk^iMUigaben  in  d«r  Abtohrifl  som  Theil  schwer  lesbar. 


12d  M.  Schmld 

S.  187,  Item  betalt  an  Batger  Kistemeker  . .  vanen  1  hier,  dat  meister 
Gerit  Poininck  ende  Jan  Ertpagen  dair  vertert  hadden  durch  bevelh  van  my 
der  oirsaken  halven  dat  se  den  clepel  van  sunt  Stevens  klock  in  die  klock 
dair  den  ersten  clepel  uijt  genommen  was  und  desen  weder  am  ir  gehangen 
hat,  facit  18  stuver. 

S,  204.  Item  betalt  an  Henrick  Verholt  dat  meister  Anthonis  Busmeister 
van  Utrecht  vertert  heft  myt  den   wageman  myt  dry  perd  den   24  may 

7  gülden. 

S.  205.  Item  durch  bevel  mynder  beeren  betalt  an  Henrick  van  Tryer 
clockegieter  hondert  dry  en  dertich  gülden  faluwirth  7  stuver,  na  verwijsing 
meister  Johan  van  den  Have  syn  rekening,  also  myt  den  clockengieter  gehalden. 
Facit  an  loopend  gelt,  den  gülden  ad  dry  ende  twintich  stuver  gerckent,  153 
gülden  7  stuver. 

Item  Thomas  Ciaessen  betalt  durch  uijthspreken  des  ganssen  raetz  in 
bywesen  des  clockengieters  meister  Hendrik  van  Trier  "Van  syn  moitse  ende 
weggelt  dat  hem  der  stat  in  fruntschap  geschenckt  hefft,  namenlick  den 
16  july  8V,  gülden. 

S.  207,  Item  durch  bevell  burgermeysteren,  schepen  ende  raet,  vort 
meister  van  senter  Clais  gylde  dat  ick  den  14.  april  gedaen  heb  meister  Hen- 
drick  clockegieter  op  rekening,  dat  ick  an  den  bürgeren  betalt  heb  van 
synen  wegen,  dair  hy  my  angewesen  hefft  na  luijt  syn  eigen  haut  112  gülden 

8  stuver  op  syn  rekening  van  id  gieten  van  den  docken. 

Item  betalt  durch  bevel  burgermeisteren,  schepen  ende  raet  vort  meisters 
van  Sinter  Claes  an  meister  Anthonis  busmeister  van  Utrecht  den  24  mey,  so  als 
hem  den  ersamen  raet  vorschreven  hefft  om  die  probation  van  der  docken, 
die  die  meisteren  van  Aken  gegoten  hadden,  off  zy  oprecht  gegoten  waren, 
na  vernoegen  die  furv airden  und  is  op  der  stat  kosten  gewest  acht  dach 
myt  einen  wagen  mit  3  pert,  hem  getaent  daarvon  19  gülden  11  stuver. 

Was  wir  aus  vorstehenden  Urkunden  über  Peter  und  Heinrich 
erfahren,  ist  kurz  Folgendes: 

Zunächst,  was  Böckeier  unbekannt  war,  sind  Peter  und 
Heinrich  Brüder.  Sie  bezeichnen  sich  selbst  als  solche  auf  einer 
Glockeninschrift  (s.  unten)  und  werden  in  den  Rathsurkunden  so 
bezeichnet.  Beide  sind  Bürger  zu  Aachen  (vgl.  Unterschriften 
von  Urk.  I  und  Urk.  II). 

Aber  gebürtig  sind  beide  aus  Trier  (Urk.  I),  wo  ilire  Eltern, 
die  im  J.  1567  als  verstorben  erwähnt  werden  (Urk.  I),  offenbar 
ansässig  waren.  Das  ist  insofern  nicht  unwichtig,  als  die  Frage 
noch  offen  ist,  wieweit  die  verschiedenen  Glockengiesser  des 
Namens  „von  Trier",  welche  Böckeier  ohne  weiteres  als  Ange- 
hörige einer  Familie  bezeichnet,  wirklich  als  solche  gelten 
dürfen. 


Zur  Geschichte  der  Familie  vou  Trier.  12d 

Von  den  uns  bekannten  älteren  von  Trier  ist  jedenfalls 
keiner  als  Vater  der  Gebrüder  Peter  und  Heinrich  anzusehen. 
Gregor  von  Trier  (nach  Böckeier  1483 — 1513  thätig)  kommt 
nicht  in  Fraget  Er  war  in  Aachen  ansässig,  nicht,  wie  der 
Brüder  Eltern,  in  Trier.  1483  nennt  er  sich  „Gorgus  van  Aichen* 
(Böckeier  Nr.  3,  S.  27).  Auch  chronologisch  ist  es  unwahr- 
scheinlich, dass  er  Vater  von  Peter  und  Heinrich  wäre. 

Aus  gleichen  Gründen  ist  an  Johann  von  Trier  d.  ä.  nicht 
zu  denken,  der  nach  Böckeier  seit  1510  in  Aachen  und  weiterer 
Umgebung  wirkte  ^  überdies  mehrfach  als  Bürger  von  Aachen  ^ 
beglaubigt  ist.  Uebrigens  dürften  die  Gebrüder  es  wohl  in  ihrer 
Eingabe  erwähnt  haben,  wenn  ihr  Vater  auch  Glockengiesser 
gewesen  wäre. 

Ueber  eine  sonstige  Verwandtschaft  zwischen  Peter  und 
Heinrich  von  Trier  und  einem  anderen  Glockengiesser  namens 
von  Trier  liegen  vorläufig  keine  Angaben  vor. 

Zu  der  Bewerbung  der  Gebrüder  Peter  und  Heinrich  um  den 
ümguss  einer  Glocke  zu  Trier*  sei  bemerkt,  dass  die  Eingaben 
vermuthlich  ohne  Erfolg  blieben.  Auffallend  ist,  dass  die  Brüder 
wohl  hier  nicht  an  gemeinsame  Arbeit  dachten.  Jeder  hat 
seine  Eingabe  gesondert  und  ohne  Beziehung  auf  seinen  Bruder 
eingereicht.  Es  ist  auch  ausser  dem  Nimweger  Auftrage  kein 
anderer  mir  bekannt,  den  die  Gebrüder  gemeinsam  ausgeführt 
hätten.  Auch  die  Delfter  Glocke  von  1567  scheint  Heinrich 
wieder  allein  gegossen  zu  haben.  Nebenbei  erfahren  wir  aus 
den  Eingaben  der  Gebrüder  noch  von  einer  grossen  Glocke, 
welche  Peter  von  Trier  vor  1566  zu  Mainz  goss.  Ferner  von 
jener  grossen  Glocke  des  Heinrich  von  Trier,  gegossen  1567 
zu  Delft. 

Betrachten  wir  nun  die  Thätigkeit  der  Peter  und  Heinrich 
von  Trier  in  Nimwegen.  Nach  Urk.  III  sollen  sie  in  der  Woche 
nach  dem  Osterfeste  1566  in  Nimwegen  ihre  Arbeit  beginnen. 
Der  Kontrakt  wird  von  Peter  allein  unterzeichnet,  da  vermuth- 
lich Heinrich  noch  nicht  zugegen  ist.  Er  datirt  vom  6.  März  1566. 

*)  Ueber  diesen  Gregor  von  Trier  vgl.  unten  S.  134  ff. 

')  Ueber  Jan  van  Trier  d.  ä.  vgl.  unten  8.  136  ff. 

»)  Vgl.  Böckeier  S.  31,  Nr.  27  und  unten  S.  136. 

*)  Von  der  zum  UnigUds  bestimmten  Glocke  wird  nur  gesagt,  die  grossen 
Glocken  zu  Nimwegen  und  Delft  (I70(»  Pfund  schwer)  ständen  an  Grösse  der 
Trierer  nicht  nach. 

9 


lao  M.  Schmid 

Danach  mussten  kontraktniässig  die  Arbeiten  gegen  den  25.  April 
beginnen. 

Aus  Urk.  IV  geht  hervor,  dass  am  24.  Mai  1567  derGlocken- 
guss  vollendet  und  Abrechnung  gehalten  war. 

Im  Kontrakt  werden  zwei  Glocken  und  zwei  Schellen  in 
Aussicht  genommen  (Urk.  III).  Thatsächlich  giessen  sie  aber 
vier  Glocken  und  zwei  Schellen  (Urk.  IV),  deren  eine  wohl  als 
die  in  Urk.  III  erwähnte  Feuerglocke  dient.  In  Urk.  I  gibt 
Heinrich  das  Gewicht  der  grossen  Glopke  auf  17  000  Pfund  an, 
im  Kontrakt  wird  eine  Glocke  von  1 5  000  Pfund  (auf  den  Ton  ut), 
eine  von  6000  Pfund  (auf  den  Ton  fa)  verlangt.  Diese  sollen 
zuerst  geliefert  werden. 

Vergleichen  wir  nun  damit  die  Angaben  des  Stadtrech- 
nungsbuches. Zunächst  erfahren  wir,  dass  am  Valentinstag  ^  1566 
der  Thurm  der  St.  Stephanskirche  abbrannte,  wobei  wohl  die 
vorhandenen  Glocken  schmolzen.  Am  6.  März  ist  auch  dem 
Rechnungsbuche  zufolge  der  Kontrakt  abgeschlossen  auf  vier 
Glocken,  worauflün  um  11  Gulden  7^2  Stüver  Wein  zum  Besten 
gegeben  wird. 

Am  6.  August  wird  das  Eisenzeug  für  die  grosse  Glocke 
verdingt. 

Am  24.  August  wird  die  Glockenspeise  für  die  Uhrglocke 
geliefert. 

Am  8.  September  werden  zwei  Glocken  abgeliefert,  die 
eine  heist  Sta.  Katharina  und  wiegt  6797  Pfund,  die  andere 
ist  wohl  die  vorerwähnte  Uhrglocke,  und  wiegt  5313^2  Pfund. 

Am  Valentinstage  1567,  also  am  Jahrestage  des  Thuim- 
brandes,  wird  auch  die  grosse  Glocke  abgeliefert,  die  offenbar 
identisch  ist  mit  der  St.  Stephansglocke  und  16076  Pfund  wiegt, 
also  mehr,  als  kontraktlich  vorgesehen  war  (am  6.  Januar 
schaffen  Wilhelm  Vos  und  Jan  Dereksen  die  gi'osse  Glocke  fort). 
Die  Glocken  werden  noch  durch  den  Büchsenmeister  von  Utrecht 
auf  ihre  Güte  geprüft,  wofür  derselbe  ausser  freiem  Aufenthalt 
für  sich  und  seine  Begleitung  das  übliche  Festmahl  erhält. 

Laut  Urk.  III  sollen  die  von  Trier  für  den  Glockcnguss 
pro  Centner  der  gelieferten  Glocken  erhalten  2  Thaler  in  specie 
oder  drei  „gefaluuirde^  brabantische  Gulden. 

In  Nim  wegen  erhält  Heinrich  von  Trier  153  Gulden  7  Stüver 
nach  dem  24.  Mai,  offenbar  für  die  Unkosten  des  Aufenthaltes. 

*)  Am  14.  Februar,  nicht  7.  Januar. 


Zur  Gescbiclite  der  Familie  von  Trier.  131 

Dazu  legt  derRatli  für  ihn  aus  112  Gulden  SStüver  an  Bürger 
von  Nimwegen. 

Endlich  wird  dem  Heinrich  von  Trier  für  St.  Johannistag 
1568  eine  Summe  von  412  Karolinen  zugesagt. 

Wie  mir  Herr  Dr.  van  de  Poll  freundlichst  mittheilt,  sind 
von  den  drei  vorgenannten  Glocken  der  St.  Stevenskerk  heute 
noch  erhalten: 

1.  Die  grosse  St.  Stevensglocke,  die  nur  bei  Sterbefallen 
in  der  königlichen  Familie  geläutet  wird. 

2.  Die  St.  Katharinaglocke,  die  dem  protestantischen  Kirchen- 
dienst dient. 

3.  Die  Uhrglocke,  welche  aber  vor  15  Jahren  durch  eine 
neue  ersetzt  wurde. 

Genaue  Abschrift  der  Inschriften  dieser  Glocken  konnte 
ich  vorläufig  nicht  erhalten.  Nur  soviel,  dass  die  Katharina 
neben  einer  längeren  Aufschrift  die  Bezeichnung  trägt:  Petrus 
et  Henricus  a  Treviris  fratres  me  fuderunt  anno  domini  1566  ^ 

üeber  den  Antheil  der  Brüder  am  Gusse  lässt  sich  wenig 
feststellen.  Peter  unterschreibt  den  Kontrakt.  Die  Inschrift 
sowie  das  Attest  nennen  ihn  in  erster  Linie,  er  war  also  wohl  der 
ältere  ?  Das  Rechnungsbuch  dagegen  nennt  nur  Heinrich  von  Trier. 
Dieser  hat  also  wohl  die  Geschäftsführung  in  Nimwegen,  die 
Verhandlungen  mit  dem  Rathe  der  Stadt  gehabt. 

Ueber  die  vierte  Glocke  und  die  zwei  Schellen  habe  ich 
bisher  nichts  erfahren  können.  Herr  Dr.  van  de  Poll  vermuthet, 
die  vierte  Glocke  habe  sich  in  dem  vor  einigen  Jahren  abge- 
brochenen Thurm  der  Siekenpoort  befunden. 

2.  Sonstige  Arbeiten  der  Gebrüder  Peter  und  Heinrich 

von  Trier. 

In  Urk.  I  rühmt  sich  Heinrich  seiner  Kunst,  die  er  durch 
deutsche  und  welsche  Lande  bewiesen  hat.  In  den  Stadtrech- 
nungen zu  Jülich  findet  sich  zum  J.  15()8/()9  ein  Vermerk^  „Item 
den  klockengiesser  von  Aachen  herboscheiden,  umb  die  scheel  uf 
der  Herrn  hauss'  zu  vergiessen.**  Man  wendet  sich  also  nicht  nach 

')  Herr  Dr.  van  de  PoU  hat  für  den  Sommer  die  Aufnahme  der 
InHchriften  freundlichst  in  AusHicht  gcsteUt. 

*)  Wg}.  Kühl,  Geschichte  des  Gymnasiums  zu  JiUich.  Jülich  1891,  Rd.  I, 
S.  217. 

")  Es  bandelt  sich  um  ein  GlOcklein  auf  dem  Jülicher  Rathhaus. 

9* 


134  M.  Schmid 

Da  aber  die  drei  Glocken  zuKirspenich  und  Oberiah r (Böckeier, 
Nr.  57 — 59)  doch  wohl  noch  von  ihm  stammen,  und  laut  Inschrift 
für  katholische  Kirchen  gegossen  wurden,  so  ist  aus  jener  Legende 
der  Glocke  zu  Weiler  auf  einen  etwaigen  Glaubens  Wechsel  des 
Peter  von  Trier  nicht  zu  schliessen.  Man  müsste  denn  diese 
drei  Glocken  einem  jüngeren  Peter  von  Trier  zuschreiben  wollen, 
wofür  kein  Anlass  vorliegt. 

Dass  Peter  II  auch  als  Geschützgiesser  wirkte,  erwähnt 
Böckeier  (S.  22,  Anm.  2).  Einen  weiteren  Beleg  dafür  finden 
wir  in  einer  Notiz  von  Pick  *,  der  aus  einem  Rheinberger  Proto- 
koll vom  J.  1595  mittheilt,  dass  Peter  von  Trier,  Bürger 
von  Aachen,  sich  verpflichtet,  aus  einem  zerbrochenen  Stück 
zwei  neue  Stücke  zu  giessen,  die  für  Graf  Herrmann  von  Bergh 
bestimmt  sind.  Somit  haben  die  Gebrüder  Peter  und  Heinrich 
von  Trier  im  16.  Jahrhundert  eine  ansehnliche  Stellung  als 
Giesser  innegehabt  und  dürften  in  der  That  an  Ruhm  nicht  viel 
dem  grossen  Giesserpaar  des  17.  Jahrhunderts,  dem  Franz  und 
Jakob  von  Trier,  nachgestanden  haben. 

II.  Gregor  von  Trier. 

Böckeier  stellt  als  Lebenszeit  des  Gregorius  von  Trier,  der 
sich  in  einem  Falle  auch  Gorgus  van  Aichen  nennt*,  die  Jahre 
1483—1513  fest. 

Zunächst  sei  erwähnt,  dass  für  seine  Thätigkeit  im  J.  1483 
sich  noch  ein  weiteres  Zeugniss  gefunden  hat.  In  den  Beiträgen 
zur  Geschichte  von  Eschweiler  und  Umgegend  wird  über  zwei 
Glocken  der  Pfarrkirche  von  Freialdenhoven  berichtet,  deren 
eine  1483  von  Gregorius  de  Traver,  also  wohl  unserem  Gregor 
von  Trier,  gegossen  wurde  (Anh.  Nr.  97). 

Weitere,  Böckeier  nicht  bekannte  Arbeiten  unseres  Gregor 
von  Trier  sind  die  Glocken  zu  Neurath  und  zu  Hillensberg,  beide 
von  1495  (Anh.  Nr.  98,  99),  eine  andere  zu  Neurath  von  1505 
(Anh.  Nr.  100),  von  1506  eine  zu  Htinshoven  und  zwei  zu 
Immendorf  (Anh.  Nr.  101  und  102);  1508  goss  er  drei  Glocken 
zu  Jülich  (Anh.  Nr.  103),  1509  eine  zu  Gleuel  (Anh.  Nr.  104), 
1511  eine  zu  Carweiler  (Anh.  Nr.  105)  und  eine  andere  zu  Baasem 
(Anh.  Nr.  106). 

^)  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altcrthumsfreunden  im  Rheinlande. 
Uett  75  (lb83)  S.  201. 

»)  Vgl.  Böckeier  3,  S.  27. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  135 

Böckeier  führt  dann  noch  zwei  Glocken  des  Gregor  von 
Trier  aus  dem  J.  1513  an,  beide  zu  Buchten  in  Holland. 

Es  folgt  eine  Lücke  von  25  Jahren.  Dann  treffen  wir 
wiederum  eine  Folge  von  Glocken  zwischen  1538  und  1565. 

Nämlich  1538  zu  Maischoss  (Anh.  Nr.  114),  1547  zu  Hillens- 
berg  (Anh.  Nr.  115),  1548  zu  Hahnebach  (Anh.  Nr.  107),  1564 
zwei  Glocken  zu  Dernau  (Anh.  Nr.  108,  109),  1565  zu  Lorch 
(Anh.  Nr.  110). 

Stammen  die  letztgenannten  sechs  Glocken  %uch  von  der 
Hand  jenes  vorerwähnten  Meisters  Gregor?  Auffallend  ist,  dass 
nach  dem  Verzeichniss  bei  Böckeier  Gregor  zwischen  1494  und 
1513  in  schneller  Folge  eine  längere  Reihe  von  Glocken  goss. 
Dann'  folgt  eine  Unterbrechung  von  25  Jahren,  und  nun  erst 
reihen  sich  die  obigen  sechs  Glocken  an. 

Bis  diese  Lücke  nicht  überzeugend  ausgefüllt  ist,  möchte 
ich  annehmen,  dass  die  letzteren  Arbeiten  von  einem  jüngeren 
Gregor  stammen.  Zwei  Glocken  goss  Gregor  d.  ä.  schon  1483. 
Geben  wir  ihm  nur  ein  Alter  von  20  Jahren,  was  gewiss  zu 
niedrig  gegriffen  ist,  so  wäre  er  beim  Guss  der  letzten  der 
oben  erwähnten  Glocken  102  Jahre  alt  gewesen.  Ich  glaube 
danach  die  Existenz  eines  Gregor  von  Trier  d.  j.  behaupten  zu 
dürfen. 

Böckeier  citirt  auf  Seite  32  (Nr.  30)  die  Inschrift  einer 
Glocke  zu  Oberzier  bei  Düren :  Gurris  *  un  Jan  van  Treer  guss 
mich  ann.  dni.  1546. 

Böckeier  wundert  sich,  dass  hier  der  Name  des  Gregor  von 
Trier  noch  vorkomme,  der  schon  1484  Glocken  gegossen  habe. 
Das  Räthsel  löst  sich  sehr  einfach  durch  den  Nachweis  der 
Existenz  eines  jüngeren  Gregor  von  Trier. 

Gregor  von  Trier  arbeitet  in  dieser  Zeit  mehrfach  mit  einem 
Jan  van  Trier  zusammen.    So  1538  zu  Maischoss  (Anh.  Nr.  114), 

*)  Ourris  »oh  hier  gleich  Grej^orius  sein.  In  Carweilor  (Anh.  Nr.  105) 
stehtCiorius  offenbar  fürOrep^orius,  in  Maischoss  wieder (lorgius  (Anh.  Nr.  113), 
in  HiUensbcrg  gar  Juris  (Anh.  Nr.  114),  der  ältere  Gregor  nannte  sich  1483 
zu  Simmcrath  Gorgus  (Böckcler  Nr.  3);  Gorgus,  Gorgius,  Gorius,  (lurris  und 
Jurris,  könnten  also  sehr  wohl  V^erstümmelungen  desselben  Namens  Gregorius 
sein.  xVuffallend  ist,  dass  in  Hillensberg  und  Oberzier  der  Singular  „gus 
mich"  statt  „gössen  mich**  gebraucht  wird.  Ich  vermag  es  nur  so  zu  erklären, 
dass  Gregor  die  Formel  „goss,  gois,  goes  mich*  von  seinen  Güssen  her  so 
gewöhnt  war,  dass  er  sie  beibehielt,  auch  wo  sein  Gehülfe  Johann  mit 
erwähnt  wird. 


136  M.  Schmid 

dann  1547  zuHillensberg  (Anh.  Nr,  115).  Seit  1548  arbeitet  er 
selbständig.  Man  möchte  daraus  schliesseu,  dass  Gregor  d.  j. 
um  1538—1547  Gehülfe  eines  älteren  Jan  van  Trier  war  und 
dann  selbständig  wurde.  Dem  steht  aber  entgegen,  dass  Gregor 
bei  den  drei  gemeinsamen  Arbeiten  immer  an  erster  Stelle  genannt 
wird.  Also  steht  nur  so  viel  fest,  dass  ein  Jan  van  Trier  als 
Gehülfe  des  Gregor  arbeitete.  Ueber  diesen  vergleiche  das 
Nachfolgende. 

Somit  n^me  ich  einen  Gregor  d.  ä.  (I)  von  Trier  an,  thätig 
von  1483—1513  und  einen  Gregor  d.  j.  (II).  thätig  um  1538—1566. 
Letzerer  hatte  bis  1548  zum  Gehülfen  den  Jan  von  Trier. 

III.  Jan  von  Trier. 

Die  Lebenszeit  des  Jan  von  Trier  gibt  Böckeier  auf  1 5 1 0 — 1 620 
an,  bemerkt  aber  dazu,  dass  wohl  ein  älterer  und  jüngerer  Jan 
von  Trier  anzunehmen  sei.  Wahrscheinlich  sind  sogar  mehr  als 
zwei  Johann  von  Trier  zu  unterscheiden,  ohne  dass  die  auf 
ihren  Namen  lautenden  Glocken  vorläufig  mit  Sicherheit  vertheilt 
werden  können. 

Zu  dem  Glockenverzeichniss  des  Johann  von  Trier  bei 
Böckeier  kommen  15  neue  Glocken  hinzu,  die  über  1620  weit 
hinaus  Giesser  des  Namens  Johann  bis  1686  thätig  zeigen. 
(Anh.  Nr.  116—126.) 

Zunächst  lässt  sich  ein  Johann  I  ausscheiden,  der  bereits 
um  1507  zu  arbeiten  beginnt,  wie  die  Glocke  zu  Alendorf 
beweist  (Anh.  Nr.  116).  Da  er  1534  für  Erkelenz  eine  Glocke 
in  Aachen  giesst  (Anh.  Nr.  120),  so  ist  er  jedenfalls  in  Aachen 
ansässig,  er  wird  ja  „meister  Johann,  glockengiesser  zu  Aachen** 
genannt  ^  Die  Glocke  zu  Wershofen  (Anh.  Nr.  122)  von  1561 
dürfte  wohl  die  letzte  der  ihm  zuzuschreibenden  Glocken  sein. 
Seit  1588—1548  arbeitet  dann  der  oben  erwähnte  Johann  II  mit 
dem  genannten  Gregor  d.  j.  von  Trier  zusammen;  1613  wird 
dann  ein  Johann  von  Trier  als  Vater  eines  Franz  von  Trier 
(des  berühmten?)  genannt  (vgl.  Franz  von  Trier)  (Glocke  zu 
Huisberden,  Anh.  Nr.  127),  1644  nennt  sich  ein  Johann  von 
Trier  „Huissensis",  d.  h.  aus  Huissen  (in  Holland),  vgl.  Glocke 
zu  Kranenburg  (Anh.  Nr.  124).  Ein  jüngerer  Johann  wird  endlich 


*)  1535   nennt  er  sich  auf  der  Glocke  des  Aachener  Biönsters  selbst 
civis  Aquensis. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  137 

1616  UQd  1 686  zu  Ueden  als  Sohn  des  Peter  von  Trier  genannt 
(Anh.  Nr.  161,  162). 

Ob  von  diesen  fünf  Johann  von  Trier  einige  identisch,  lässt 
sich  aus  den  Inschriften  der  Glocken  nicht  erkennen. 

lieber  einen  Giesser  Johann  von  Trier  erfahren  wir  von 
Merlo\  dass  der  Kölner  Magistrat  mit  ihm  und  seinem  Genossen 
Philipp  Edmund  im  J.  1604  einen  Vertrag  abschloss,  den  Guss 
von  Geschütz  betreffend.  Es  wird  dabei  erwähnt,  dass  die 
beiden  um  Verleihung  des  kölner  Bürgerrechtes  eingekommen 
waren.  Somit  dürfte  Johann  von  Trier  d.  j.  damals  von  Aachen 
nach  Köln  übergesiedelt  sein.  Ueber  seine  weiteren  Schicksale 
in  Köln  konnte  ich  bisher  nichts  erfahren.  Ist  er  vielleicht, 
weiter  wandernd,  nach  Huissen  gelangt,  und  so  identisch  mit 
dem  Johanes  Huissensis  von  1644? 

Endlich  findet  sich  im  Tauflmch  von  St.  Foilan  zu  Aachen 
unter  dem  19.  August  1689  ein  Joannes  als  Sohn  eines  Joliann 
von  Trier,  der  aber  wohl  kein  Glockengiesser  war:  Joannes,  p. 
Joannes  von  Trier  dictus,  quia  cognomen  ignoratur  et  non  (?) 
miles  in  castris*,  mater  autem  Margareta  con  .  .  susc.  Joannes 
Offerman.  Maria? 

IV.  Jakob  und  Franz  von  Trier. 

Als  die  hervorragendsten  Meister  der  Familie  von  IVier 
führt  Böckeier  die  Gebrüder  Franz  und  Jakob  von  Trier  an, 
„wahrscheinlich  Brüder^.  Waren  sie  wirklich  Brüder?  Dann 
ist  es  auffallend,  dass  weder  auf  Glockeninschriften,  noch  in 
Kontrakten  oder  städtischen  Protokollen,  auch  nur  einmal  sich 
diese  Bezeichnung  findet.  Man  sehe  die  nachfolgenden  Akten- 
auszüge durch.  Auch  wo  es  nahegelegen  hätte,  sie  als  Brüder 
zu  bezeichnen,  fehlt  dies  Epitheton. 

Böckeier  citirt  dafür  nur  die  Aufschrift  auf  einer  Burtscheider 

Glocke  „ refundi  curavit  per  fls  a  curia**,  und   übersetzt 

„Hess  [die  Glocke]  giessen  durch  di^  Söhne  vom  Hof*.  Ich  über- 
gehe die  Frage  nach  der  Richtigkeit  der  Uebersotzung.  Aber, 
selbst  wenn  sie  korrekt  wäre,  ist  sie  doch  nicht  mit  Sicherheit  auf 

')  Kölnischo  Künstler  in  alter  und  nener  Zoit.  (J.  J.  BlerloN  Nachrichten 
etc.).  HeraUKgegehen  von  Firmenich-Ricbartz  und  H.Keusseu.  Dossei- 
düff  1895,  8.  891;  8.  auch  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Nieder- 
rhein S.  228— 231  (1865,  Heft  16). 

*)  Der  Sinn  der  Eintragung  ist  unklar. 


188  M.  Schraid 

Franz  und  Jakob  von  Trier  zu  beziehen.  Und  selbst  wenn  diese 
„Söhne  vom  Hof"  genannt  werden,  so  ist  damit  eine  Brüder- 
schaft als  Verwandtschaftsverhältniss  nicht  ohne  weiteres  aus- 
gesprochen. Offenbar  bezieht  sich  aber  das  „a  curia"  überhaupt 
nicht  auf  die  Gebrüder  von  Triers 

So  lange  also  Beweise  fehlen,  halte  ich  sie  nicht  für  Brüder. 
Jakob  ist,  wie  wir  aus  den  Rathsakten  ersehen,  ein  Sohn  des 
Franz  von  Trier  (s.  unten  S.  140).  Franz,  den  auch  Böckeier 
für  den  älteren  hält,  ist  schon  vor  1(500  als  Sohn  eines  Glocken- 
giessers  (s.  unten  S.  142)  Johann  geboren. 

Also  auch  danach  wären  sie  nicht  Brüder,  wenn  sie  auch 
mit  höchster  Wahrscheinlichkeit  als  Verwandte  anzusehen  sind. 

lieber  Franz  und  Jakob  von  Trier  enthalten  die  Aachener 
Rathsprotokolle,  Beamtenprotokolle  und  andere  Urkunden  eine 
Reihe  von  Mittheilungen,  die  uns  zwar  über  ihre  Giesserthätigkeit 
nichts  wesentlich  Neues  melden,  aber  über  ihr  bürgerliches  Dasein 
manche  beachtenswerthe  Thatsache  berichten^  und  daher  hier 
zusammengestellt  werden  müssen. 

a)  Jakob  von  Trier. 

Von  1656—1660  hat  Jakob  von  Trier  das  Amt  eines  Fleisch- 
und  Fischmarktmeisters  inne.     Die  Rathsprotokolle  melden: 

1656.  Urbaiii  (25.  Mai)  wurden  vom  Grossen  Rath  Jakob  von  Trier  und 
Johann  Peters  zu  Fleisch-  und  Fischmarktmeistern  erwählt.  (R.-Pr. 
Bd.  I,  S.  8.) 

1657.  25.  Mai.  Die  vorgenannten  verbleiben  im  Amte  bei  der  Neuwahl 
(R.-Pr.  Bd.  I,  S.  72.) 

*)  Vgl.  Böckeier  S.  39  und  40,  Anm.  4.  Die  daselbst  citirtc  Inschrift 
einer  Glocke  der  St.  Johann-Baptist-Pfarrkirche  in  Burtscheid  lautet  nach 
Böckeier:  abatissa  me  refundi  curavit  per  fls  a  curia  1659,  was  Böckeier  über- 
setzt: Die  Aebtissin  liess  mich  giossen  durch  die  Söhne  vom  Hof,  „nämlich  Franz 
und  Jakob  von  Trier,  die  hicnach  Brüder  waren".  Die  Söhne  vom  Hof  halte  ich 
eher  für  ein  paar  Glockengiesser  aus  der  Aachener  Familie,  „vom  Hofe,  von 
den  pove",  die  um  diese  Zeit  in  den  Taufbüchern  von  St.  Foilan  erscheint. 
Ein  Andries  von  den  Hove  ist  Pathc  von  Franzens  Tochter  Katharina 
im  J.  1617.  Mit  dieser  Glocke  in  Zusammenhang  bringt  Böckeier  die  In- 
schriften einer  Glocke  der  Aachener  Münsterkirche  von  1656,  in  der, wie  mir 
Herr  Archivar  Pick  freundlichst  mittheilt,  das  „longo  sub  agro  decauo**  zu 
übersetzen  ist  mit  „unter  Dekan  Langenacker",  von  dem  z.  ß.  ein  Revers  vom 
5.  Oktober  1658  sich  bei  den  Akten  im  städtischen  Archiv  findet. 

^)  Herr  Archivar  Pick  war  so  freundlich,  diese  Notizen  ans  den  Proto- 
kollen auszuziehen  und  mir  zur  Verfügung  zu  stellen,  wofür  ich  ihm  hier 
nochmals  meinen  Dank  ausspreche. 


Znr  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  139 

1659.  25.  Mai.  Jakob  von  Trier  wiederum  vom  Grossen  Rath  zu  obigem 
Amt  gewählt.    (R.-Pr.  Bd.  I,  S.  220.) 

1660.  25.  Mai.  Jakob  von  Trier  verbleibt  im  Amte,  drei  andere  Beamte 
werden  neben  ihm  gewählt.  (R.-Pr.  Bd.  I,  S.  280.) 

1657.  12.  April  deputirt  der  kleine  Rath  den  Jakob  von  Trier  in  Rechnungs- 
streitigkeiten zwischen  Johann  Rindfuess  und  dessen  Schwager  Winandts 
und  Schwiegermutter  zum  Vorgleich.    (R.-Pr.  Bd.  I,  S.  60.) 

Im  J.  1G61  wird  dann  »Jakob  von  Trier  Kohlmeister  ^. 

1661.  n.  März.  Durch  absterben  weilandt  Niclassen  Jürgens  sohl,  erledigtes 
kohlmcister-ambt  hat  ein  ehrbarer  rath  Jacoben  von  Trier  auf  sein 
underthänig  supplicireu  grossgunstig  conferirt.    (R.-Pr.  Bd.  II,  S.  34.) 

Im  November  des  Jahres  1661  wird  aber  Jakob  von  Trier 
bereits  als  verstorben  erwähnt,  nnd  aus  dem  Artilleriebuche 
der  Stadt  Aachen  geht  hervor,  dass  er  am  11.  November  1661 
gestorben*  ist,  nachdem  er  seit  dem  6.  März  1638  als  Konstabel 
der  Artillerie  im  Dienste  der  Stadt  Aachen  gestanden  hatte  (vgl. 
auch  Böckeier  S.  25). 

Schon  am  17.  November  1661  wird  „das  durch  Absterben 
Jakoben  von  Trier  erledigte  Kohlmeisteramt  durch  den  Rath 
konferirt  dem  Andriessen  Ehlen**.    (R.-Pr.  Bd.  II,  S.  164.) 

Jakobs  Nachfolger  als  Artilleriekonstabel  wird  Jakob  Vass- 
kessel ^. 

1662.  23.  März.  In  platz  des  abgelebten  artillerio  bewahrers  Jacoben  von 
Trier  S.  hat  ein  ehrbar  rath  angenommen  Jacoben  Vasskessel.  (R.-Pr. 
Bd.  III,  S.  39.) 

Am  1.  Dezember  1661  wird  für  die  hinterlassenen  Kinder 
des  Jakob  von  Trier  Vormundschaft  eingesetzt,  und  zwar  für 
die  Kinder  aus  erster  Ehe  mit  der  verstorbenen  Anselma  Michels: 

1661.  1.  Dezember.  Ein  ehrbar  rath  hat  aber  weiland  Jacoben  von  Trier 
sei.  mit  aach  weiland  Anselma  Michelss  gezilten  nnmundigen  zu 
Vormünder  und  curatoren  ambts  und  obrigkeitshalber  angc^ordnet 
den  ultvater  Frantzen  von  Trier  und  Johannen  Wafer,  scholteissen 
zu  »Stadtkiell.     Jurarunt  den  10.  xbris  1661.     (R.-Pr.  Hd.  II,  S.  171.) 

Auftallend  ist,  dass  hier  als  Altvatter^  (irossvater,  genannt 
wird  ein  Franz  von  Trier,  während  nach  Höckelers  Angabo  der 

*)  Ueber  Franz  und  Jakob  von  Trier  als  Kohlmeister  vgl.  auch  Loersch 
in  Bd.  XIII  der  Zeitschrift  för  IJergrecht. 

•)  Nicht  11.  Oktober  wie  Böckeier  fälschlich  liest. 

')  Vgl.  auch  das  Artilleriebuch. 

*)  Altvater  ist  ausschliesslich  im  Sinne  von  Orossvater  im  (Gebrauch. 
Vgl.  Brinckmeyer,  Glossar,  diplom. 


140  M.  Schmid 

Vater  des  Jakob  von  Trier  im  Taufbuch  von  St.  Foilan  Jakob 
heisst^  In  dem  angezogenen  Kirchenbuch  steht  aber  unterm 
29.  April  nichts  von  Jakob  von  Trier,  sondern  es  wird  die 
Taufe  eines  Jakob,  Sohnes  des  Jakob  von  Triecht  und  dessen 
Gattin  protokollirt.  Diese  von  Triebt  (Triecht)  sind  eine  im 
Taufbuch  mehrfach  vorkommende  Aachener  Familie,  die  mit 
den  von  Trier  nichts  zu  thun  hat. 

Jakob  von  Trier  ist  also  Sohn  eines  Franz  von  Trier.  Aber 
er  ist  auch  nicht  1604  geboren.  Seine  Thätigkeit  als  Glocken- 
giesser  beginnt  nach  unserer  Kenntniss  1640.  Ferner  kennen 
wir  Nachkommen  des  Jakob  von  Trier,  soweit  sie  im  Taufbuche 
von  St.  Foilan  erwähnt  sind,  erst  seit  1641.  Um  diese  Zeit 
wurde  er  wohl  Meister  und  heirathete.  Er  war  also  beträchtlich 
jünger  als  Franz  von  Trier. 

Kinder:  1.  Anna  Elisabeth,  getauft  31.  Dezember  1641, 
p.  Jacobus  van  Trier,  m.  Annselma;  susc.  Herman  Hymbach, 
Elisabeth  von  Trier.  [NB.  Gattin  des  Franz  von  Trier.]  (Vgl. 
Macco  S.  158.) 

2.  Johannes,  22.  Januar  1643,  p.  Jacobus  van  Tryer,  m. 
Anna;  susc.  Aegidius  Himbach,  Helena  Creveldius  (fehlt  bei 
Macco). 

3.  Christophorus,  28.  Dezember  1645,  p.  Jacobus  van  Trier, 
m.  Anna;  susc.  Franciscus  Klocker,  Cliristina  Brewer  (Macco 
S.  159.) 

4.  Theodorus,  8.  August  1647,  p.  Jacobus  van  Tryer,  m. 
Anna;  susc.  Nicolaus  Fybus,  Sophia  Himbach.    (Macco  S.  160.) 

5.  Anna  Elisabetha,  11.  Februar  1649,  p.  Jacobus  van  Tryer, 
m.  Anna  Selma;  susc.  Antonius  Weser  [?],  Helena  Brauwer  (fehlt 
bei  Macco).  Offenbar  war  die  erste  Tocliter  Anna  Elisabeth 
gestorben. 

6.  Johannes  Jacobus,  6.  April  1651,  p.  Jacobus  von  Trier, 
m.  Anna;  susc.  Jodocus  Roust,  Anna  Fybus  (fehlt  bei  Macco). 

7.  Maria,  30.  August  1657,  p.  Jacob  von  Trier,  m.  Anselma; 
susc.  Gerlach  Priem,  Ahlet  Ehler.     (Macco  S.  165). 

8.  Johanna,  20.  Dezember  1659,  p.  Jacob  von  Trier,  m.  Anna 
Magdalena  [2.  Gattin];  susc.  dominus  Franciscus  von  Trier, 
Johanna  Lingemundt.     (Macco  S.  166.) 

Eine  Maria  Gertrudis,  Tochter  des  Jakob  von  Trier  und  der 
Katharina  Hanenbach  ist  schon  deshalb  keine  Tochter  des  obigen 

')  Böckeier  S.  25, 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  141 

Jakob,  weil  sie  erst  ara  2.  Januar  1681  geboren  ist,  Jakob  aber 
1661  starb. 

Dem  oben  vermerkten  Sohn  Johann  wurde  ein  „Geburts- 
schein**  am  19.  September  1658  ausgestellt,  worin,  ohne  An- 
gabe der  Geburtsdaten,  die  eheliche  Abstammung  von  Jakob 
von  Trier  und  Anselma  Michels  bescheinigt  wird  K  Der  Schein 
dient  oifenbar  als  Geleitsbrief  für  den  auf  die  hohe  Schule 
Gehenden.  Am  9.  Dezember  1660  verlieh  dann  der  Rath  an 
Johann  von  Trier,  Sohn  Jakobs  von  Trier,  eine  Crasselische 
vacirende  Portion  in  Bursa  montis  zu  Köln^  (R.-Pr.  Bd.  I,  S.  334.) 

Die  zweite  Gattin  des  Jakob  von  Trier,  Anna  Magdalena 
Nipel,  hatte  wegen  eines  Geschützes,  das  ihr  Gatte  noch  kurz 
vor  seinem  Ableben  mangelhaft  gegossen.  Anstände  beim  Rath. 

1661.  1.  Dezember.  Die  recbnung  der  tau  cammer  wegen  an  weiland  Jacoben 
von  Trier  sei.  wegen  giessung  einer  cartawen  gelieferter  glockenspeiss 
und  gethaner  Zahlung  ist  abgelesen,  waruf  herren  burgermeistere  und 
beambten  beschlossen,  dass  das  gegossene  stuck  der  gebühr  durch 
unpartheiliche  dess  wercks  verstendige  probirt  und,  dha  einiche  fehl 
daran  befunden,  des  Triers  wittib  zu  ergentzungdess  Schadens  angehalten 
werden  solle.     (B.-Pr.  Bd.  XXXIX,  S.  129.) 

1662.  12.  Januar.  Uf  demutiges  suppliciren  Annen  Magdalenen  Nipel, 
Wittiben  w.  Jacoben  von  Trier  s.,  und  vor  deroselben  einkommene 
intercessiouale  des  herreu  graven  von  Manderscheid  hat  ein  ehrbar 
raht  gewölt,  das  vor  allen  dingen,  damit  keinem  einig  unrecht  wieder- 
fahrc,  ein  veratendiger  stuckgiesscr  zu  probirung  des  von  dem  abge- 
lebten Trier  s.  gegossenen  groben  geschutzes  uf  ungleichs  kosten 
von  Collen  hiehin  entbotten,  und  mitler  weil  mit  dem  vpr  herren  scheflfen 
angefangenen  process  eingehalten  werden  soll.    (R.-Pr.  Bd.  III,  S.  8.) 

1662.  30.  Januar.  Stuckgiesser.  Demnach  der  Cölnischer  hiehin  entbotteuer 
Htuckgiesser  mit  Zuziehung  herren  weinmeisters  SchÖrer  und  herren 
baumeisters  Ammei  dass  von  weiland  Jacoben  von  Trier  gegossenes 
grobes  geschutz  besichtigt,  und  referirt,  dass  dasselb  wegen  binden 
in  der  cammer  habenden  koulen  gar  gefehrlich  und  darumb  er  nit 
ruhten  thete,  darüber  der  prob  halben  grosse  uncösten  zu  treiben, 
damitt  dan  in  diesem  ailv'  impartialitet  oder  nulUtet  verhuetct  (V)  werden 
mögte,  alss  haben  herren  burgermeistere  und  beambten  vor  guot  ange- 
sehen, dass  eines  ehrbaren  raths  auwaldt  mitt  selbigem  stuckgiesscr 
beyra  adtliehen  scheffcnge rieht  sich  ahnmelden  und  daselbsten  die  relatio 

*)  Original  im  städt.  Archiv  zu  Aachen. 

*)  lieber  die  (-rasselische  Stiftung  vgl.  Rianco,  Die  Universität  und 
die  (lymnasieu  zu  Köln,  Theil  II,  Studienstit'tungen  8.  81  ff. 


142  M.  Schmid 

selbigen  stiickgiessers  protocollirt  werden  solle.  (B.-Pr.  Bd.  XXXIX, 
S.  133  V.  u.  134.) 

1662.  8.  Februar.  Es  solle  die  wittib  weiland  Jacoben  von  Trier  vor  herren 
bnrgerraeistcrc  gefordert  und  muntlich  vernobmcn  werden,  was  sie 
ihrer  beschwernuss  halben  mit  dem  gegossenen  stuck  und  sunsten  zu 
thun  Vorhabens.    (B.-Pr.  Bd.  XXXIX,  S.  134  v.) 

1662.  23.  Februar.  Wittib  Trier  wirt  aller  forderung  erlassen,  üif  ein- 
koraenes  suppliciren  der  wittiben  weiland  Jacoben  von  Trier  und  dero- 
selbeu  vor  herren  burgermeisteren  am  14.  diesses  gethane  erclerung,  das 
sie  nebens  den  900  ff  empfangener  glockeuspeiss  und  50  rthlr.,  so 
ihr  ehewirth  s.  bey  lebzoiteu  empfangen,  noch  156  rthlr.,  so  sie  noch 
etwa  mochte  zu  praetendiren  haben,  nebens  den  50  handgranaten  und 
einige  eisene  bendt  missen  und  dargeben  wolle,  hat  ein  ehrbar  rath 
sie  dargegen  aller  ferner  Spruch  und  forderung  grossgunstig  erlassen. 
Benuntio  processui.    (R.-Pr.  Bd.  III,  S.  24.) 

* 

b)  Franz  von  Trier. 

lieber  die  Familie  des  Franz  von  Trier  geben  die  Tauf- 
i-egister  von  St.  Foilan  Nachrichten.  In  den  allerdings  unvoll- 
ständigen Listen  werden  sechs  Kinder  genannt,  die  er  mit  seiner 
ersten  Gattin  Elisabeth  hatte.  Da  das  älteste  derselben  1611 
getauft  wird,  muss  Franz  von  Trier  vor  1600  geboren  sein. 

1.  Jan  (Johann),  19.  September  1611,  p.  Fransz  von  Trier, 
m.  Eisgen;  susc.  Johan  von  Trier  (suppl.),  Jacob  Schleicher, 
Jörgen  (?)  Kelmiss.    (Macco  a.  a.  0.  S.  148.) 

2.  Jacobus,  7.  April  1615,  p.  Frans  van  Trier,  m.  Eisgen; 
susc.  Johannes  Creveld,  Agnes  Schliechers. 

3.  Cathar[ina]  11.  Januar  1617,  p.  Fransz  von  Trier,  ni. 
Eissgen;  susc.  Marg.  (?)  von  Veldt,  her  Andriesz  von  den  Hove, 
nob.  hr.  Franciscus  von  Eijnanthen,  her  zu  Neweubergh.  (Macco 
S.  151.) 

4.  Martinus,  14.  Januar  1619,  p.  Fransz  von  Trier,  m.  Eliza- 
beth; susc.  Joannes  Ploich  (Broich),  Margaretha  Mentgens.  (Macco 
S.  153.) 

Darunter  folgt  unmittelbar  5.  Gregor  (offenbar  Zwillings- 
bruder von  Martin),  parentes  qui  supra;  susc.  Peter  Valenthin, 
Sophia  Heinsbachs. 

6.  Name  unleserlich,  31.  Oktober  1621,  p.  Franciscus  von 
Trehr  (?),  m.  Elisabeth;  susc.  Jan  Capper,  Margarethe  Altburg. 

Ueberdies  findet  sich  Elisabeth  von  Trier  am  I.April  1618 
als  Pathc  einer  Tochter  des  Jan  van  Broich,  Franz  von  Trier 


Zur  Geachichte  der  Familie  von  Trier.  143 

am  18.  Novemlier  1640  als  Patlie  der  Tochter  Katharina  des 
Jakob  von  Collen,  im  Taufregister  von  St.  Foilan. 

Böckeier  gibt  nach  einer  Notiz  des  „Artilleriebuches  der 
Stadt  Aachen"  als  Todesjahr  des  Franz  von  Trier  J6G2  an.  Da 
er  aber  noch  bis  1672  Werke  des  Franz  v(in  Trier  selbst  an- 
führt, so  nimmt  er  für  1662—1672  einen  jüngeren  Franz  von 
Trier  an,  mit  Unrecht. 

Wie  wir  aus  dem  Nachfolgenden  erseiien,  wird  Franz  von 
Trier  1658  Kohlmeister,  1671  verzichtet  er  auf  das  Kohlmeister- 
amt, nachdem  er  schon  1666  auf  sein  Amt  als  Artilleriekonstabler 
verzichtet  hatte.  Von  einem  jüngeren  Franz  von  Trier,  der  von 
1662  bis  1671  an  Stelle  des  älteren  zum  Kohlmeister  gewählt 
wäre,  ist  nichts  erwähnt. 

Eine  Durchsicht  des  Aachener  Artilleriebuches,  dem  auch 
das  nachstehende  Wappen  entnommen  ist,  ergab,  dass  noch  nach 


dem  angeblichen  Todesjahr  1662  Franz  von  Trier  im  Artillerie- 
buche in  FnitokoHen,  Eingaben  u.  s,  w,  der  Aachener  Kapitains 
und  Konstabier  mitgenannt  wird,  was  liöckeler,  der  wohl  nur 
die  erste  Seite  gelesen,  übersah.  Im  Artillenebucli  findet  sich 
S.  21  folgende  Kingnhe  vom  24.  April  166K  kopirt:  und  weilen 
Franss  von  Trier  den  1 1.  Oktober  16«6  viir  beiden  herren  regieren- 


144  M.  Schraid 

den  burgermeisteren,  auf  Jacoben  Contzen^  resignirt,  derselb 
auch  damals  alssbalt  den  artillerie  aid  .  .  .  .  geschworen  .... 

alss  bitten  zugleich  dieses  ebenfalls  zu  ratiflciren Capitain 

und  sämbtliche  artilleriebewahrer. 

Es  folgt  abschriftlich  ein  Attest  des  „Franss  von  Trier", 
der  bezeugt,  dass  von  alters  her  bei  der  Neuwahl  von  Artillerie- 
konstablern  den  Kapitains  und  Konstablern  die  Präsentation  der 
Kandidaten  an  den  Rath  zustand.  Ein  solches  Zeugniss  konnte 
doch  nur  von  einem  schon  längst  im  städtischen  Artilleriedienst 
stehenden  Manne  ausgestellt  werden,  nicht  aber  von  einem  jüngst 
gewählten,  wie  nach  Böckeier  anzunehmen  wäre. 

Der  Irrthum  in  der  Eintragung  der  Tabelle  des  Artillerie- 
buches lässt  sich  auch  unschwer  erklären.  Offenbar  ist  die  2 
in  der  Jahreszahl  1662  der  Tabelle  radirt  und  nachträglich  zur 
2  gemacht.  Ursprünglich  stand  1661.  Es  war  also  das  Todes- 
jahr des  Jakob  von  Trier  fälschlich  auch  hinter  den  Namen 
des  Franz  geschrieben.  Beide  sind  nämlich  von  gleicher  Hand 
ursprünglich  eingetragen.  Der  spätere  Verbesserer  wollte  wohl 
1672  korrigiren,  vergass  aber  die  6  zu  radiren,  und  korrigirte 
nur  die  1. 

Ich  stelle  daher  zunächst  hier  zusammen,  was  aus  Akten 
über  Franz  von  Trier  sich  ergibt:  In  einem  Begräbnissregister 
aus  der  St.  Peterspfarre  (jetzt  auf  dem  Standesamt)  findet  sich: 

1632  in  Maio  Frantz  von  Treyers  oehm  [begraben]. 
1650.  9.  Angnst.  Franss  von  Trier  seine  frau  [begraben]. 

In  einer  Rechnung: 

1634.    Den  5.  Feb.  Franssen  von  Trier  klockengiesscr  zu  Achen  wegen  eines 
krauttstussers  [gezahlt]  12  gülden  T'/»  albus'. 

Im  Guedungsbuche,  S.  147  v. 

1653.    23.  August.    Das  Haus  zur  Sonne  in  der  Cölnstrasse  neben  Franz  von 
Trier  und  dem  Haus  zum  Rosskamp. 

Dazu  sei  bemerkt:  Franz  von  Trier  hatte  1641  von  den 
Franziskaner-Rekollekten  das  Haus  zum  Schloss,  welches  in  der 
Grosskölnstrasse  in  der  Nähe  des  Minoritenklosters  lag,  gekauft 

*)  Jakob  Contzen  ist  der  Schwiegersohn  des  Franz,  zu  dessen  Gunsten 
er  später  auch  auf  das  Kohlnicisteramt  verzichtet. 

')  Rechnung  des  Ilcntmcusters  W.  Noldcn,  Handschrift,  mitgetheilt  von 
Pick,  Zeitschrift  des  Aachener  Goschich t^vcrcins  Bd.  VI,  S.  254. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  145 

(jetzt  Nr.  35).  Es  wird  in  dem  Grafschaftsbuch  des  15.  Jahr- 
hunderts bereits  als  „huyss  zen  sloss  mit  der  halven  portze  darby" 
aufgeführt  und  gehörte  damals  Coynen  Duppengeisser.  Daneben 
lag  „dat  wiedergade,  ouch  mit  der  halven  portzen,  ist  Kathrynen 
van  Wynnenboechs**,  dann  kam  die  Minderbrüderkirche  mit  dem 
Kloster  ^ 

Franz  von  Trier  war  Kohlmeister  und  nach  dem  Artillerie- 
buch seit  dem  18.  Oktober  1636  bereits  ArtilleriekonstÄbel  der 
Stadt  Aachen;  1658  wird  er  zum  geschworenen  Aicher  der 
Stadt  ernannt: 

1658.  17.  April  Umb  eine  richtigkeith  in  dem  gewicht  zu  bringen,  hat  ein 
erbar  rahtt  vor  guet  erachtet,  einen  geschworenen  eicher  zu  stellen 
und  dazu  ahngesetzt  Frantzen  von  Trier,  welcher  ein  mutterge wicht 
von  aUem  in  seinem  bewahr  haben,  dass  andere  aber  hinder  einem 
erbarn  rahtt  beruhen  solle;  zu  der  belohnung  aber  soll  demselben  Trier 
von  ihedem  stuck,  so  er  eichen  wurde,  geben  werden  eine  märck. 
(R.-Pr.  Bd.  I,  S.  153.) 

Am  23.  Mai  1658  wurde  vom  kl.  Rath  der  von  den  Kohl- 
meistern Franz  von  Trier  und  Niklas  Jürgen  zum  Kohlwieger- 
amt präsentirte  Peter  Ryss  von  Gravenbergh  als  solcher  ange- 
nommen.    (R.-Pr.  Bd.  I,  S.  157  f.) 

Im  J.  1660  wird  Franz  von  Trier  vom  grossen  Rath  zum 
Fleisch-  und  Fischmarktmeister  gewählt,  welches  Amt  Jakob 
bereits  seit  1656  inne  hatte  (s.  oben).     (R.-Pr.  Bd.  I,  S.  280.) 

Auf  das  Kohlmeisteramt,  das  Franz  und  Jakob  von  Trier 
inne  hatten,  beziehen  sich  die  zwei  nachfolgenden  Notizen: 

1661.  28  März.  Uff  underthenig  suppliciren  Frantzen  und  Jacoben  von  Trier 
haben  herren  burgermeistern  und  bcambten  uflf  ratification  eines  ehr- 
baren raths  denselben  alss  kohUmeisteren  verganstigt,  dass  anstatt 
einer  markh,  welche  ieder  person,  so  an  einem  werk  berechtigt,  iharllchs 
zur  erkentnuss  gibt  und  mey  pfacht  (Maipacht)  genant  wirt,  hinfuhro 
ibarlichs  3  mark,  dessgleichen  auch  von  dem  bickelgelt  an  statt  einer 
3  raärk  und  an  statt  der  9  gülden  transportgeld  18  gülden,  und  dem 
Schreiber  an  statt  der  6  mark  12  mark  vor  seinen  schreiblohn  bezahlt, 
jedem  kohlmeister  auch  auss  iedem  werk  zu  seiner  hausshaltung  zwei 
kahrchen  kohlen  frey  gelassen  und  rcspective  gegeben  werden  soUen. 
(B.-Pr.  Bd.  XXXIX,  S.  102  v.  u.  103.) 

1661.  12.  April.  Auff  underthänig  suppliciren  Frantzen  und  Jacoben  von 
Trier,  halt  ein  ehrbarer  rath  jedem  von  ihnen  alss  kohlmeisteren  ihar- 

0  Vgl.  Böcke  1er,  S.  25.  Böckeier  meint,  das  Haus  trage  jetzt  die 
Nummer  62. 

10 


146  M.  Schmid 

lichs  zu  seiner  hausshaltung  zwey  karrichen  kohlen  von  iedem  gang- 
baren werk  freygesprochen,  im  übrigen  aber  liest  ess  bey  der  alten 
gerechtigkeit  verbleiben.    (R.-Pr.  Bd.  II,  S.  45  f.) 

Im  selben  Jahre  geräth  Franz  von  Trier  durch  Nachlässig- 
keit in  einen  Prozess  wegen  Unrichtigkeiten  in  seinem  Aicheramt, 
das  er  wohl  deswegen  1662  aufgibt,  aber  gleich  darauf  (unter 
besseren  Bedingungen?)  wieder  annimmt. 

1661.  24.  November.  Ob  woll  Gerardt  Bohr  und  consorteu  gebetten,  sich  von 
der  auferlegter  straff  dess  gewichts  ledig  zu  sprechen,  dannoch  Uess 
es  ein  ehrbar  rath  bey  seiner  uberkombst  bewenden,  dha  sie  suppli- 
canten  aber  bewiesen  könten,  dass  der  vcraydter  eicher  Frantz  von 
Trier  keine  richtige  waag  gehabt  haben  solle,  ist  ihnen  ihr  erfahr  ahn 
demselben  vorbehalten.    (R.-Pr.  Bd.  II,  168  f.) 

1661.  1.  Dezember.  Demnach  der  geschworner  eicher  Frantz  von  Trier 
.vor  herren  burgermeisteren  selbst  bekendt  nnd  gestanden,  dass  er  bey 
wagung  deren  gewichter  von  Gerard ten  Bohrs  und  consorten  einen 
balken  oder  waag,  so  nit  richtig  gewessen  (jedoch  unwissendt)  gebraucht, 
dahero  dan  die  bestrafte  unschuldig  dabey  leiten  solten,  alss  hatt  ein 
ehrbarer  rath  erkendt,  dass  er  Trier,  dassienig  antheil  der  straf,  so 
dem  herrn  maioren  gegeben  werden  solle,  vor  den  unschuldigen  zahlen, 
sein  dess  rathss  antheil  aber  auss  bewegenden  Ursachen  nachgelassen 
sein  solle.     (R.-Pr.  Bd.  II,  S.  172  f.) 

1661.  15.  Dezember.  Auf  suppliciren  Frantzen  von  Trier  hatt  ein  ehrbar 
rath  demselben  alss  eicheren  zum  controleur  dess  wagens  mit  adiungirt 
den  zeittlichen  waagmeistereu,  und,  damit  bey. ihrer  fürstlichen  durch- 
laucht  Pfaltz  Neuburgischen  herren  cantzler  und  rähtten  wegen  seiner 
straf  desto  besser  nachlass  erlangen  möge,  hatt  bewilligt  und  mag 
erleiden,  dass  selbiges  beylageu  mögen  sollen.    (R.-Pr.  Bd.  II,  S.  177.) 

1662.  26.  Januar.  Den  supplicirenden  Franssen  von  Trier  hat  ein  ehrbar 
raht,  weilen  er  auf  den  äichers  dienst  quitirt,  seines  aids  erlassen. 
(R.-Pr.  Bd.  III,  S.  10.) 

1662.  23.  Februar.  Dem  supplicirenden  Franssen  von  Trier  hat  ein  ehrbar 
rath  den  vacireuden  eichers  dienst  diesser  gestalt  wiederumb  gross- 
gunstig  conferirt,  das  zu  seinem  iahrlichen  gehalt  und  so  lang  er 
solchen  dienst  vertretten  wurde,  zwantzig  rdlr.  ieden  zu  48  mark  ge- 
rechnet, geniessen  solle.    (R.-Pr.  Bd.  III,  S.  25.) 

Im  J.  1662  ist  Franz  von  Trier  als  Vormund  genannt. 

1662.  13.  Juli.  Alsolchen  kauf  eines  hauses  in  Cölnerstrass  gelegen,  S.  Niclass 
genant,  so  Franss  Hall  und  dessen  haussfrau  Anna  von  Heimbach  mit 
Zuziehung  Franssen  von  Trier  und  Philipsen  Gentis  als  veraidten  vor- 
munderen  wegen  des  mit  w.  Huberten  Startz  gezielten  unmündigen, 
^i^  theils  gemacht,  hat  ein  ehrbar  raht  ratificirt  und  guetgeheischen, 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier."  147 

das  übrig  begercn  derselben  vormunder  betrefifend,  sollen  dieselbe  die 
schulden  zuvordrist  specificiren.    (R.-Pr.  Bd.  III,  S.  92.) 

Und  1664  (29.  Januar)  wird  er  als  Mitvormund  der  Kinder 
von  Abraham  Vettmenger  genannt.  (B.-Pr.  Bd.  V,  S.  13.) 

Im  selben  Jahre  wird  er  in  einem  RathsprotokoU  genannt: 

1664.  16.  Mai.  Zu  ubersehung  deren  von  herren  Ottegraven  und  baumeister 
Gade  ubergebenen  rechnungcn  hat  ein  ehrbar  raht  authorisirt  die 
herren  neumänner,  den  Franssen  von  Trier  aber,  welcher  nichts  em- 
pfangen zu  haben  ahngibt,  dafern  dem  also,  davon  absolvirt.  (R.-Pr. 
Bd.  V,  S.  81  f.) 

Dann  noch  1667  in  einer  Wasserleitungssache  erwähnt: 

1667.  14.  Juli.  Damit  den  nachbaren  in  gross,  klein  und  under  Colnerstrass 
wegen  der  nachbarfonteinen  ahn  der  Minnebröder  (Minderbrüder) 
kirchen  durch  nötigen  wasser  desto  schleuniger  geholffen  werden  möge, 
so  hat  ein  ehrbar  rath  nebens  den  vorhin  hierzu  authorisirten  herren 
baumeistern  deputirt  Henrichen  von  Thenen,  Carln  von  ScheU, 
Anton  Stucker  und  Frantzen  von  Trier.    (R.-Pr.  Bd.  VIII,  S.  101  f.) 

Endlich  1671  verzichtet  Franz  von  Trier  auf  das  Kohl- 
meisteramt (wegen  hohen  Alters?)  zu  Gunsten  seines  Schwieger- 
sohnes Simon  Bruckers. 

1671.  19.  November  Weilen  Frantz  von  Trier  uff  dass  kohlmeisters  ambt 
zu  banden  eines  ehrbaren  rahts  renuncyrt  und  gebetten,  seinen 
eythumben  Simonen  Bruckers  in  seine  platz  ahnzunehmen,  so  thut  ein 
ehrbar  rath  sothane  renunciation  approbiren,  mit  der  coUation  aber 
soU  es  conform  eines  ehrbaren  grossen  rahts  uberkombst  gehalten, 
der  Bruckers  aber  inmittels  die  vacierende  stelle  vertretten.  (R.-Pr. ' 
Bd.  XI,  S.  108.) 

1671.  3.  Dezember,  üflf  suppliciren  Simonen  Bruckers  thut  ein  ehrbar 
rath  demselben  nunmehr  dass  kohlmeisters  ambt  uff  beschehene  renun- 
ciation seines  schwiegervatters  Frantzen  von  Trier  grossgunstig  con- 
fcriren.    (R.-Pr.  Bd.  XI,  S.  110.) 

Ueber  sein  Todesjahr  steht  nur  fest,  dass  es  zwischen  1672 
und  1676  liegt,  da  in  einem  RathsprotokoU  vom  3.  Oktober  1676 
(Bd.  XTI,  S.  85)  Söhne  des  verstorbenen  Franz  von  Trier,  näm- 
lich Johann  und  Franz  von  Trier  als  ('anonici  an  der  St.  Viktors- 
kirche zu  Xanten  erwähnt  werden.  Bereits  1624  war  ein  Gregor 
von  Trier  Canonicus  und  Thesaurarius  des  Stiftes  zu  Xanten, 
der  in  diesem  Jahr  ein  Anniversar  in  der  Peterskirche  zu  Aachen 
stiftete.  (Vgl.  Böckeier  S.  21,  Anm.  2,  dazu  Loersch,  Zeit- 
schrift des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  IV,  S.  351.) 

10* 


148  M.  Schmid 

Franz  und  Jakob  von  Trier  nimmt  Böckeier  als  Giesser 
des  Beckens  für  den  Marktbrunnen  zu  Aachen  an.  Wie  er  selbst 
angibt,  ist  die  Brunnenschale  gegossen  anno  1620  von  Meister 
Frantz  von  Trier  „sampt  einem  dazu  assumirten  Meister". 
Böckeier  glaubt  den  Jakob  von  Trier  als  diesen  „assumirten 
Meister"  bezeichnen  zu  dürfen.  Jakob  ist  1604  geboren,  kann 
also  nicht  1620  „Meister"  gewesen  sein.  Hätte  Böckeier  den 
Brunnen  genauer  betrachtet,  so  hätte  er  am  Fusse  des  Becken- 
sockels ein  Bronzeband  gefunden,  mit  der  sehr  deutlichen  und 
lesbaren  Aufschrift:  „Durch  das  fewr  bin  ich  geflossen,  Frans 
von  Trier,  Peter  von  Trier  und  Daniel  Laner  haben  mich  gegossen 
anno  domini  1620."  Daniel  Laner  war  also  wohl  der  „assumirte 
Meister",  Peter  von  Trier  der  Gehülfe  des  Franz.  Ist  es 
Peter  III,  der  schon  seit  1616  Glocken  goss,  der  hier  als  Gehülfe 
des  Franz  von  Trier  auftrat? 

Ueber  die  Thätigkeit  des  Franz  von  Trier  sei  hier  einiges 
nachgetragen.  Die  älteste  von  Böckeier  erwähnte  Glocke  des 
Franz  von  Trier  ist  die  zu  Baesweiler  von  1627  (Nr.  65,  S.  35). 

Bereits  oben  erwähnte  ich  die  Glocke  zu  Huisberden,  die 
Böckeier  nicht  aufführt,  welche  Johann  und  Franz  von  Trier 
„vader  und  söhn"  gössen.  Wäre  dieser  Franz  mit  unserem  Franz 
identisch,  was  wahrscheinlich,  wenn  auch  nicht  absolut  sicher, 
so  hätten  wir  wichtige  Daten  für  sein  Leben  gewonnen.  Wir 
würden  den  Namen  seines  Vaters  kennen.  Wir  dürften  ferner 
annehmen,  dass  er  1613  wohl  noch  als  Geselle  oder  Gehülfe 
seines  Vaters  arbeitete,  also  schon  vor  1600  geboren  ist.  Das 
erklärt  dann  auch,  warum  er  1671  wohl  wegen  seines  hohen 
Alters  auf  das  Kohlmeisteramt  verzichtet.  Im  J.  1672  giesst  er  die 
letzte,  von  ihm  nachweisbare  Glocke  für  die  Marienkapelle  zu 
Burtscheid. 

Im  Anhang  tragen  wir  zu  Böckelers  Glockenverzeichniss 
nach:  von  Franz  von  Trier  eine  Glocke  zu  Odenkirchen  von 
1637  (Anh.  Nr.  173),  mehrere  Glocken  zu  Marienthal,  Dernau, 
Merkstein  (zwischen  1640 — 1649),  und  eine  Glocke  zu  Uobach 
von  1648  (Anh.  Nr.  175). 

Ueber  die  Weihe  der  von  Franz  und  Jakob  von  Trier 
neu  gegossenen  Glocken  des  Aachener  Münsters  findet  sich  in 
den  Aachener  Beamtenprotokollen  nachstehende,  von  Böckelor 
erwähnte,  aber  nicht  abgedruckte  Notiz  vom  12.  August  1659: 


Zar  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  149 

D.  D.  Consules  inTitati  ad  consecrationem  campanarum. 
Demnach  ein  ehrwürdig  capittul  Unser  Lieben  Frauen  Stifts  alhie  gestrigs 
tags  durch  den  herren  sengeren  Belven  und  herm  scholaster  und  vitz- 
thumb  Troster  die  itzrogirende  herren  burgermeistere  gegen  morgen  uff  die 
consecration  der  neuen  im  munster  hieselbst  gegossenen  glocken  und  dem 
gottesdieust,  so  darüber  gehaltt^n  werden  solle,  alss  patten  in  nahmen  eines 
ehrbaren  raths  darüber  zu  stehen,  einladen  lassen,  alss  haben  herren  burger- 
meistere und  beambten  beschlossen,  dass  zu  solchem  gottsehligem  werk  und 
actu  die  rcgirende  und  abgestandene  herren  burgermeistere  beywohnen  und 
zur  gaab  und  Verehrung  ein  zettul  vonn  ein  hundert  rdlr.  ad  48  mark  durch 
herren  renthmeistere  überschrieben  und  ex  cassa  dieselbe  en triebt  werden 
soUen.    (B.-Pr.  Bd.  XXXIX,  S.  61  v.) 

Einen  Beitrag  zur  Weihe  der  am  12.  April  1669  von 
Franz  von  Trier  gegossenen  sogenannten  Pfortenglocke  geben 
nachstellende  zwei  Notizen^: 

1669.  13.  April.  Samstag  pridie  Laetare  ist  nachmittags  umb  6  uhren 
die  von  Frantzen  von  Trier  gegossene  pfortzenglock  alhie  auff  dem 
grossen  sahl  per  d.  pastorem  ad  S.  Foillanum,  h.  Philippum  Nagel, 
consecrirt  in  honorem  S.  Caroli,  dero  patrini  gewesen  beide  regirende 
herren  burgermeistere  von  Wilre  und  Maw,  patrinae  vero  dominae 
coniuges  ipsorum,  praesentibus  et  convocatis  dominis  officiatis.  (B.-Pr. 
Bd.  XXXX,  S.  146.) 

1669.  31.  Juli.  Dem  glockengiesser  Franssen  von  Trier  sollen  wegen  der 
neugegossener  pfortzenglock  lauth  seiner  ubergebener  und  durch 
herren  baumeisteren  revidirter  rechnung  von  120  rthlr.  in  specie  die- 
selbe auss  der  maltzcassa  guotgethan  werden  mitt  condition,  was  binnen 
Jahresfrist  au  benannter  glock  beschädigt  werden  möchte,  er,  Trier, 
dasselb  seinem  erbieten  gemeess  verguten  solle.  (B.-Pr.  Bd.  XXXX, 
S.  152  V.) 

Die  „Pfortenglocke^  musste,  wie  schon  Böckeier  (S.  38, 
Anm.  1)  kurz  erwähnt,  1711  neu  gegossen  werden.  Darüber 
findet  sich  in  den  BearatenprotokoUen  folgende  Notiz: 

Hergiessung  der  pforten  glock. 
1711.    23.  Januar.    Lctzlich  seindt  herren   baumoistcrc  authorisirt  mit  dem 
klockengiessor   Frantzen   über   hergiessung  der  pfortenglock  so   gutt 
möglich  zu  accordiren.    (B.-Pr.  Bd.  XXXXVII.) 

Der  hier  erwähnte  Frantzen  ist  aber  nicht  etwa  ein  „Franz 
von  Trier",  sondern  ein  Gh)ckengiesser  Johannes  Frantzen.  wie 
aus  der  Aufschrift  der  Glocke  hervorgellt  (vgl.  Böckeier  S.  38, 
Anm.  1  und  S.  67,  Nr.  229). 

*)  Die  erste  abgedruckt  bei  Pick,  Aus  Aachens  Versrangcnheit  S.  296, 
Anm.  1.    Uebcr  einen  Xeuguss  der  Pfortenglocke  im  J.  1707  s.  ebenda. 


150  M.  Schmid 

V.  Peter  und  Heinrich  von  Trier  im  17.  Jahrhundert. 

Von  dem  Gebrüderpaar  Peter  und  Heinrich  von  Trier,  das 
im  16.  Jahrhundert  in  Deutschland  und  Holland  thätig  war, 
ist  ein  zweites  Brüderpaar  gleichen  Namens  im  17.  Jahrhundert 
zu  unterscheiden,  von  dem  Böckeier  noch  nichts  bekannt  war. 

Peter  und  Heinrich  von  Trier  gössen  1650  eine  Glocke  zu 
Hörstgen  (Anh.  Nr.  163)  im  Rheinlande;  1658  finden  wir  die 
„gebroeders  Peter  en  Henrik  van  Trier**  zu  Nijbroek  in  Holland 
thätig  (Anh.  Nr.  164). 

Ist  es  Zufall,  dass  ein  Gebrüderpaar  Johann  Peter*  und 
Heinrich  von  Trier  1650  in  der  Nähe  von  Hörstgen,  nämlich 
zu  Keppeln  eine  Glocke  gössen  (Anh.  Nr.  165)  und  dieselben 
1659  zu  Tiel  in  Holland  (Anh.  Nr.  169)  wieder  gemeinsam 
thätig  waren?  Ich  bin  geneigt,  diese  Gebrüderpaare  für  iden- 
tisch zu  halten.  Zwischen  1650  und  1659  giessen  sie  noch 
gemeinsam:  1651  zu  Kaarst  (Anh.  Nr.  166),  1653  zu  Born  (Anh. 
Nr.  167),  1654  zu  Dinslaken  (Anh.  Nr.  168).  Eine  undatirte 
Glocke  der  Gebrüder  befindet  sich  zu  Vynen  im  Kreise  Moers 
(Anh.  Nr.  170).  Vielleicht  ergeben  die  Akten  im  Pfarrarchive 
zu  Born  Näheres  über  diese  Giesser.  Sollte  ihnen  nicht  auch 
die  jetzt  zerstörte  Glocke  zu  Büderich  von  1655  (Anh.  Nr.  142) 
zuzuschreiben  sein,  angeblich  bezeichnet:  H.  H.  a  Trier  fratres. 
Ist  vielleicht  das  eine  H  als  P  zu  lesen? 

Es  ist  nicht  anzunehmen,  dass  die  Thätigkeit  dieser  Brüder 
sich  auf  die  Zeit  von  1650—1659  beschränkt  habe.  Wie  ihre 
Namensvettern  im  16.  Jahrhundert  werden  sie  neben  gemein- 
samen Arbeiten  auch  einzeln  Aufträge  übernommen  haben.  Wir 
finden  einen  Heinrich  von  Trier  1657  wieder  in  Bora  thätig 
(Anh.  Nr.  141),  wo  die  Brüder  schon  1653  zusammen  gearbeitet 
hatten,  und  im  selben  Jahre  (1657)  giesst  Heinrich  wiederum 
allein  in  Leuth  zwei  Glocken  um  (vgl.  Böckeier  im  Nach- 
trag S.  150);  1658  und  1659  ist  er  dann,  wie  oben  bemerkt, 
in  Holland  wieder  mit  Johann  Peter  gemeinsam  thätig.  Ich 
werde  nun  den  vorgenannten  Heinrich  von  Trier  als  Heinrich 
den  jüngeren,   seinen   Bruder  Peter  als  Peter  IV  bezeichnen. 

Schwierig  ist  die  Frage,  welche  Arbeiten  der  vorgenannte 
Peter  IV.  oder  Johann  Peter  allein  ausgeführt  haben  könnte.  Mit 


*)  Diesen  Johann  Peter  als  zwei  Personen,  Johann  und  Peter,  aofza- 
fassen,  liegt  wohl  kein  Anlass  vor. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  151 

den  Namen  Johann  Peter  finden  wir  überhaupt  keine  Glocke 
bezeichnet,  um  so  mehr  dagegen  mit  dem  Namen  Peter. 

Nur  die  Vergleichung  des  Schriftcharakters  und  der  Bild- 
werke der  Glocken  kann  hier  Klarheit  bringen,  um  wie  viel 
Künstler  dieses  Namens  es  sich  handelt.  Suchen  wir  aber  vor- 
läufig zu  scheiden.  Ich  nehme  zunächst  als  Gegebenes  den  Peter 
von  Trier,  Bruder  des  Heinrich  von  Trier,  der,  wie  ich  annehme, 
um  Verwechslungen  mit  anderen  Peter  von  Trier  vorzubeugen, 
mehrfach  auch  Johann  Peter  signirt.    Ihn  nennen  wir  Peter  IV. 

Wer  war  denn  Peter  von  Trier  III?  In  der  ersten  Hälfte 
des  17.  Jahrhunderts  finden  wir  Glocken  eines  Peter  von  Trier 
1616  zu  Afferden  in  Holland  (Böckeier  Nr.  60),  1619  zu  Sons- 
beck  (Anh.  Nr.  148)  im  Rheinland,  dann  in  Holland  1624  zu 
Zoelen  (Anh.  Nr.  149)  und  zu  Tiel  (Anh.  150),  1625  zu  Koot- 
wyk  (Anh.  Nr.  151).  Ein  Peter  von  Trier  erscheint  dann  mehr- 
fach im  Anfang  des  Jahrhunderts  in  Verbindung  mit  anderen 
Giessern.  Schon  bei  der  vorgenannten  Glocke  zu  Zoelen  von 
1624  wird  ein  Wilhelm  Evers  mitgenannt;  1636  zu  Anholt 
(Böckeier  Nr.  61)  und  1641  zu  Rees  (Anh.  Nr.  171)  wird  Peter 
von  Trier  von  einem  Giesser  Johann  Philipsen  unterstützt. 
Johann  Philipsen  giesst  aber  auch  selbständig,  z.  B.  1626  zu 
Rijswijk  (Anh.  Nr.  1),  1646  zu  Hurwenen  (Anh.  Nr.  2),  1647 
zu  Kleve  (Anh.  Nr.  3).  Er  war  vielleicht  ein  Giesser,  den 
Peter  von  Trier,  wie  den  W.  Evers,  zeitweise  zur  Hülfe  heranzog. 

Dabei  kommt  uns  nun  das  Taufbuch  von  St.  Foilan  zu 
Hülfe,  das  leider  in  dieser  Zeit  Lücken  aufweist.  So  konnte  ich 
nur  über  zwei  Kinder  eines  Peter  von  Trier  Notizen  finden: 

1.  1.  Juni  1609.  Prima  die  Junij  bap.  Anna  filia  Petri 
von  Trier  et  Catharinae,  testibus  Johann  von  Trier,  Catharina 
Josten,  Engen  Philipsen. 

2.  18.  März  1612.  Maria,  fil.  Petri  von  Trier  et  Catharinae; 
sus.  Wilhelm  Philipsen,  Maria  von  Trier. 

Interessant  ist,  dass  jedesmal  ein  Mitglied  der  Familie 
Philipsen  Pathe  steht.  Vermuthlich  lebte  danach  die  Familie 
Philipsen  in  Aachen  und  der  vorgenannte  Johann  Philipsen  wäre 
unter  die  Aachener  Glockengiesser  einzureihen.  Es  ist  somit  wohl 
möglich,  dass  beide  Kinder  einem  Aachener  Glockengiesser  Peter 
von  Trier  zugehören,  der  somit  wohl  im  ersten  Jahrzehnt  des 
17.  Jahrhunderts  heirathete,  und  dem  jedenfalls  aus  der  vor- 
genannten Reihe  verschiedene  Glocken,  vielleicht  seit  1616.  zuzu- 


152  M.  Schmid 

schreiben  sind.  Er  war  dann  wohl  1620  Gehülfe  des  Franz  von 
Trier  bei  dem  Gusse  des  Brunnenbeckens  für  den  Marktplat»  zu 
Aachen.  Ob  er  es  ist,  für  den  Franz  von  Trier  1 664  beim  Gusse  einer 
Glocke  zu  Broich  Bürgschaft  leistete  (der  Kontrakt  mitgetheilt 
von  Böckeier  S.  22,  23)?  Wenn  Böckeier  aus  dem  Kontrakt 
folgert,  dass  Peter  von  Trier  wenig  Vertrauen  genossen  habe, 
so  ist  das  wohl  etwas  willkürlich.  Dass  Franz  für  Peter  Bürg- 
schaft leistet,  beweist  darin  nichts. 

lieber  die  im  Anhang  Nr.  153 — 158  angeführten  Glocken 
eines  Peter  von  Trier,  von  1648 — 1693  reichend,  lässt  sich  zur 
Zeit  auch  vermuthungsweise  nichts  weiter  sagen,  als  dass  sie 
wohl  zum  Theil  auf  den  Bruder  des  oben  genannten  Heinrich  II 
zurückgehen.  Die  Reihe  wird  ergänzt  durch  drei  Glocken  bei 
Böckeier:  Nr.  62  (Helden  in  Holland  1673),  Nr.  63  (Süchteln 
bei  Kempen  1690)  und  Nr.  64  (Millingen  bei  Rees  1696). 

Bemerkt  sei,  dass  1673  ein  Peter  von  Trier  für  Haldern  im 
Rheinland  eine  Glocke  giesst,  unter  Mitwirkung  des  Rutger  Teckel 
(Anh.  Nr.  154);  dass  ferner  ein  Peter  von  Trier  1678  und  1679 
zu  Kleve  Glocken  giesst,  bei  denen  als  Mitarbeiter  Stephan  Rütgers 
von  Huissen  genannt  wird  (Anh.  Nr.  155).  Dieser  Stephan  Rütgers 
ist  ein  Neflfe  des  Peter  von  Trier.  Er  stammt  aus  Huissen  ^ 
Aus  Huissen  lernten  wir  bereits  einen  Johann  von  Trier  kennen, 
der  sich  1644  als  Huissensis  bezeichnet.  Sollte  auch  dieser 
Peter  aus  Huissen  stammen  ^?  Jedenfalls  werden  wir  auch  hier 
nicht  ohne  Weiteres  jeden,  der  den  Namen  „von  Trier**  trägt, 
als  Aachener  Bürger  ansprechen  dürfen.  Ist  es  doch  ohnehin 
fraglich,  ob  alle  Träger  dieses  Namens  überhaupt  einer  Familie 
angehören.  Bis  aber  die  Identität  dieses  Peter  mit  dem  Peter  IV 
(Bruder  des  Heinrich)  nachgewiesen  sein  wird,  möchte  ich  ihn 
vorläufig  als  Peter  V  (von  Huissen?)  noch  isoliren. 

Seit  1643  wird  als  Mitarbeiter  eines  Peter  von  Trier  sein 
Sohn  Johann  genannt.  Diese  beiden  giessen  1643  in  Holland 
zu  Lienden  (Anh.  Nr.  159)  und  zu  Ochten  (Anh.  Nr.  160). 
Dann  im  Rheinland  1666  zu  Ueden  (Anh.  Nr.  161)  und  ebenda 
1686  (Anh.  Nr.  162).  Welcher  der  vorgenannten  Meister  Peter 
ist  damit  zu  identifiziren? 


^)  Huissen,  Provinz  Gelderland,  Holland. 

*)  Der  Peter  von  Trier,  der  1636  die  Glocke  zu  Anholt  poss  (Böckeier 
Nr.  61)  soll  Bürger  von  Sevenar  in  Holland  gewesen  s^ein,  wie  Schölten  ver- 
imithet,  nur  zeitweise,  che  er  in  Huissen  ansässig  ^^^lr(^e. 


Zar  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  153 

VI.  Christoph  von  Trier. 

Christoph  und  Jakob  von  Trier  gössen  zwischen  1688  und 
1700  vier  Glocken. 

Diese  beiden  von  Trier  waren,  wie  aus  den  Taufbüchern 
von  St.  Foilan  hervorgeht,  wohl  die  Söhne  des  Jakob  von  Trier, 
getauft  am  28.  Dezember  1645,  und  am  6.  April  1651. 

Vermählt  war  Christoph  mit  Katharina  Loers.  Das  Tauf- 
register von  St.  Foilan  nennt  von  ihnen  nachstehende  Nach- 
kommenschaft, wobei  zu  beachten  ist,  dass  unter  den  Pathen  sich 
hochansehnliche  Personen  befinden,  was  auf  eine  angesehene 
bürgerliche  Stellung  des  Christoph   von  Trier  schliessen  lässt. 

Kinder  des  Christoph  von  Trier: 

1.  Johannes  Franciscus,  getauft  25.  Mai  1673,  p.  Christo- 
phorus  von  Trier,  m.  Catharina  Loers;  s.  her  Franciscus  Loers, 
Catharina  Leurs.     (Vgl.  Macco  S.  170.) 

2.  Simon,  23.  September  1674,  p.  Christophorus  Trier,  m. 
Catharina  Loers;  s.  Simon  Bröckers,  Helena  Creuellis  (Crevel- 
dius?).    (Fehlt  bei  Macco.) 

3.  Petrus,  30.  Juli  1676,  p.  Christophorus  von  Treir,  m. 
Catharina  Lohrs;  s.  Petrus  Heimbach,  Joana  von  Evers.  (Fehlt 
bei  Macco.) 

4.  Henricus  Philippus,  15.  Februar  1679,  p.  Christophorus 
von  Trier,  m.  Catharina  Loer;  s pastor  in  Broich,  Ger- 
trudis Mavers.    (Fehlt  bei  Macco.) 

5.  Maria  Catharina,  17.  Dezember  1680,  p.  Christophorus 
von  Trier,  m.  Catharina  Lohrs;  s.  herr  Antonius  Moll,  generosa 
dna.  Maria  Catharina  comtessa  de  Manderscheit,  Blanckenheim 
und  Gerolstein,  grävin  zu  Cronenberg.    (Fehlt  bei  Macco.) 

6.  Maria  Magdalena,  4.  Oktober  1682,  p.  Christophorus  von 
Trier,  m.  Catharina  Lohrs;  sus.  Caspar  Simons,  Magdalena  Klocker. 
(Fehlt  bei  Macco.) 

Doch  berichten  uns  die  Akten  seltsame  Geschäftsgebahrung 
des  Christoph  von  Trier.  Ein  angeheftetes  loses  Blatt  in  einem 
Aktenfascikel  des  Aachener  städtischen  Archivs:  Acta,  betref- 
fend Regulirherren  oder  Canonici  reguläres  enthält  nachstehende 
P^ingabe: 

WoUedele  hoch  ondt  woU  gelehrte  grossg.  gebiedende  herren  burgermeistere. 

Ais  anno  1677  den  11.  octobris  in  unserer  kirchen  der  regulier  die 
kleinste  klock   gebrochen,  hatt  anderen  tags  den  12.  unseres  cloisters  pro- 


154  M.  Schmid 

curator  den  klockengieser  beym  Cornelibadt  berüffen  lassen  umb  eine  newe 
klock  zu  tractiren,  domahlen  hab  selbigem  klockegieser  gezeigt  zween  grosse 
kupifere  kirehe  leuchtcren  newen  fassattns,  deren  ieglicher  ein  zerbrochenes 
füeslein  hatte;  diese,  sagte  der  klockengieser,  konnte  er  wieder  anlöhen. 
Wegen  der  zerbrochener  klocken  aber  sagte  er,  bette  er  eine  dergleichen  zu 
hauss,  welche  er  wolle  gegen,  die  zerbrochene  vertanschen,  ausbescheiden  den 
machlohn.  Weil  aber  der  zerbrochener  klocken  ertz  und  materi  viel  besser 
wäre,  als  des  klockcngiessers,  hab  ich  den  rath  gegeben,  des  klockengiesers 
klock  zu  kaufifen,  und  unsere  klock  zu  bewahren,  biss  dass  zeit  were  eine 
andere  zu  giessen ;  hab  auch  5  richstaller  darzu  verheischen  auss  der  Horbach- 
scher  kirchengelderen,  weil  ich  wegen  der  ertzbrüderschafft  dieselbe  ofift  muss 
gebrauchen:  Und  als  der  kauif  gemacht  umb  14  reichstalen,  habe  meine 
verheischene  5  richstaler  in  specie  alsbald t  dargelegt;  der  procurator  aber, 
weil  er  nicht  bey  geldt,  hat  seine  9  reichsdaler  in  weudigh  einem  monat  ver- 
heischen auch  gutt  zu  machen.  Dicss  horeudt  der  klockengiessor,  offerirt 
mihr  die  vorgemeldte  lüchteren  zur  danckbarkcit  umbsonsten  alsbaldt  zu 
repariren;  wan  ich  dem  procurator  seine  9  richstaler  wolle  ein  monatlangh 
vorschiesen,  auff  dass  die  14  reichstaler  konnte  er  alsbaldt  haar  bekommen; 
ich  sollte  sie  in  sein  haüs  senden,  er  wolle  sie,  alsobald  fertigh  machen, 
das  ich  sie  denselben  tagh  solle  wider  bekommen  gantz  perfect.  Dardurch 
bin  bewegt  worden,  haben  sie  alsbaldt  in  des  klockcgiessers  hauss  gesandt 
und  dem  klockegiesser  die  14  richstaller  in  speciö*  dargelegt,  ehe  er  aus 
dem  cloister  gangen,  vermcinendt  denselben  tagh  die  luchtere  wider  zube- 
kommen. Der  klockegieser  aber  seiner  verheischungh  nicht  gnugh  gethan, 
alsbaldt  er  aussm  cloister  kommen  ist  er  nach  Stephanswerth  (in  Holland) 
gangen,  eine  garr  geraume  zeit  aldar  verblieben,  mitter  zeit  wie  vorgeben 
wirdt,  ist  einer  von  den  lüchteren  gantz  zerbrochen;  welchen  er  von  newen 
widergiesen  müssen;  selbigens  vergiesens  lohn,  will  er  von  mihr  erzwingen, 
ehe  er  die  lüchteren  wolle  wider  geben.  Sed  quaestio  an  obliger  solvereP  Si 
12.  Octobris  mihi  reddidisset  perfecta  candelabra  secundum  promissum  eins, 
ni  fallor  stipulata  manu  factum,  tunc  nullum  postmodum  suo  damno  fuisset 
fractum.  Weil  er  aber  gegen  seine  verheischungh  denselben  tagh  die  lüchteren 
mir  nicht  fertigh  geliebert,  wie  er  verheischen,  so  vermeine  ich  der  gerech- 
tigkeit  gemeess  zu  sein,  weil  sua  culpa  der  schadt  geschehen  ist,  et  non 
mea,  qnod  sibi  solvendum  restet  et  non  mihi.  Ergo  mea  petitio  est  humillima : 
quatenus  eidcm  dignentur  mandare  sub  certa  poeua  specificanda  ut 
ecclesiac  Horbacensi  reddat  sua  candelabra  absque  ulla  solutione  et  insuper 
eidem  mulctam  imponant,  quod  ecclesiam  illam  defraudaverit  candelabris  suis 
per  duos  annos  et  decem  menses. 

Fr.  Joannes  Volmarus,  canonicus  regularis  sancti  Augustini  Aquensis, 
senior  jubilarius  et  rector  capellae  Horbaceusis  et  archiconfrateriae  sanctissimac 

trinitatis  de  redemptione  captivorum. 

Von  späterer  Hand  unterschrieben:  Jan  Beckers,  Esser. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  155 

Bald  scheint  es  mit  Christoph  stark  bergab  gegangen  zu 
sein.  Er  macht  Schulden  und  wird  wegen  Nichtbezahlung  der- 
selben in  städtischen  Bann  gethan,  wie  die  RathsprotokoUe 
seit  1682  melden. 

Bann.  1682.  20.  Juni.  Würde  Jacob  Kirberich,  Lennardten  Bleyenheufft, 
Christoifeln  tou  Trier  aber  Perschens  heut  dato  nit  conteutiren,  so 
soHen  -8  monatt  lang  verband t  sein.    (R.-Pr.  Bd.  XIV,  S.  30.  f.) 

Bann.  1682.  20.  August.  Weilen  aber  ChristofFell  von  Trier  den  dreymonatt- 
lichen  bann  nit  parirt  noch  Wilhelm  Puichens  contentirt,  so  solle  ihme 
der  vierihariger  bann  angekündigt  werden.    (R.-Pr.  Bd.  XIV,  S.  40.) 

Bann.  1683.  16.  März.  Wurde  ChristoffcU  von  Trier  Goddarten  Geiscn, 
Lennardt  Decker,  Niclaessen  Startz,  Johann  Jacob  Huberten  Voucken 
und  Pauluss  Jan  Laurentzcn  Hermes  heud  dato  nit  befriedigen,  so  soUen 
3  monattlang  verbandt  sein.    (R.-Pr.  Bd.  XIV,  S.  77.) 

Bann.  27/4  1683.  Wurde  Christoflfell  von  Trier  den  Gordten  Geyssen 
inner  8  tagen  nit  contentiren,  so  soUe  4  jhar  lang  verbandt  sein.  (R.-Pr. 
Bd.  XIV,  S.  84  K) 

Auch  ein  Aktenstück  des  Aachener  städtischen  Archivs  vom 
20.  Juli  1696  lässt  sich  nur  so  erklären,  dass  Christoph  in  diesem 
Jahre  wiederum  im  Bann  war.     Es  lautet: 

Ad  productionem  Annae  Catrinae  hau8fr[aue]  Christofen  von  Trier  er- 
schiene Paulus  Zimmerman  von  Nideggen  wie  dan  Drimmcr  Jan  von  Nideggen, 
welche  hieher  von  Nideggen  geschicket  umb  50  S  klockenspeiss  alhie  zu 
gelten,  und  erklärten,  dass  sie  gestern  auf  [H.  Mulstrohs  hoff]*  mit  des  gemelten 
Treirers  söhn  logirt  gewesen,  alwo  er  sich  friedlich  gehalten  und  waren  sie 
declaranten  auch  heut  mit  demselben  zur  statt  inkommen. 

1^868  Aktenstück  im  Stadtarchiv.  Auf  der  Hückseite  des  halb  gefalteten 
V,  Bogens:  Christoffen  Trier  betr.  20.  7»*"  96. 

Dieser  letzte  uns  bekannte  Giesser  der  Familie  Trier  endete 
offenbar  unrühmlich.  Er  wird  wegen  Wirthshausschulden  wieder- 
holt verklagt,  gepfändet  und  verbannt,  und  sein  Wohnhaus,  auf 
dem  Komphausbad  gelegen,  schon  1685  gerichtlich  verkauft, 
wohl  zur  geringen  Freude  seiner  Gattin  Katharina  Loers  (Lohrs)  ^ 


*)  Sonst  enthält  nach  dem  Register  R.-Pr.  Bd.  XIV  nichts  über  die 
von  Trier. 

')  rebergcsohriebcn  ist:  II.  Mulstrohs  hoff. 

^)  Im  städtischen  Archiv  zu  Aachen  findet  sich  in  den  Akten  betreffend 
Christoph  von  Trier  eine  „Taxa  über  Christoph  von  Trier  auf  dem  Comphausbad 
gelegene  behausung  hof  und  erb,  so  denen  gebr.  von  Dammerscheidt  als 
meiötbietcnden  am  23.  October  1685  verblieb.^n  für  3575  thaler  (A  26  Mark)**. 


156  M.  Scbmid 

Vn.  Andere  Trier. 

Der  von  Böckeier  als  letzter  der  von  Trier  erwähnte  Franz 
Heinrich  ist  wohl  aus  der  Liste  derer  von  Trier  zu  streichen. 
Es  ist  ein  Meister  Heinz  von  Trier,  von  dem  übrigens  auch  in 
Eschweiler  sich  eine  Glocke  von  1763  nachweisen  lässt  (vgl 
Koch,  Geschichte  der  Stadt  Eschweiler  S.  321). 

Die  Register  von  St.  Foilan  geben  uns  noch  einmal  den 
Namen  „von  Trier",  mit  einem  Vornamen,  der  unter  den  Glocken- 
giessern  nicht  vorkommt.  Mir  scheint  unsicher,  ob  es  ein  Ver- 
wandter oder  ein  zufällig  gleichnamiger  Bürger  Aachens  war. 

Heirathsregister  von  St.  Foilan  1605,  2.  Oktober:  Dionys 
van  Thrier  copulatus  Jentgen  Bautman,  testibus  Peter  van 
Neilessen,  Jan  van  Ercklens,  Jan  Thierris,  Jan  Monster. 

Id  der  Folgezeit  lässt  sich  in  Aachener  Kirchenbüchern 
der  einfache  Name  Trier  (nicht  von  Trier)  mehrfach  nachweisen. 
Ob  diese  mit  den  von  Trier  etwas  zu  thun  haben,  kann  ich 
nicht  sagen. 

1661.  Aprilis  3.  renatus  in  Chro.  Johannes,  filius  Hermanni 
Trier  et  Veronicae,  coniugum,  susceptor  erat  Cornelius  Molats  et 
Maria  Carl  .  .  .  susceptrix. 

Joannes  Ludovicus,  27.  Februar  1695,  pater  Joannes  Henricus 
Trier,  m.  Catharina  Geller;  susc.  Jacobus  Geller  et  Maria  Tieden. 

Maria  Elisabeth  Dorothea,  6.  November  1695,  p.  Bernardus 
Trier  miles  Brandg.,  m.  Catharina  Sabathina;  s.  Jödocus  Weiter, 
Maria  Kochs.  Keg.  S.  236. 

Maria  Gertrudis,  23.  Juli  1705,  p.  Friedericus  Leonardus 
Trier,  m.  Maria  Lorsch;  s.  Joes  Heribertus  Krop,  Maria  Lersch. 
Keg.  S.  318. 

VIII.  Tabelle. 

Zum  Schluss  gebe  ich  eine  korrigirte  Tabelle  der  Giesser 
des  Namens  von  Trier,  soweit  sie  sich  zur  Zeit  feststellen  lässt. 
Leider  muss  man  ja  vorläufig,  der  Einfachheit  halber,  die  Dinge 
so  darstellen,  als  ob  nie  zwei  Künstler  gleichen  Namens  gleich- 
zeitig gearbeitet  hätten.  In  Wirklichkeit  kölTnen  aber  sehr  wohl 
Peter  III  und  Peter  IV,  ebenso  verschiedene  Giesser  Namens 
Johann  neben  einander  thätig  gewesen  sein;  allein  eine  genaue 
Trennung  ihrer  Arbeiten  wäre  nur  von  der  kritischen  Unter- 
suchung und  Feststellung  aller  technischen  Eigenthümlichkeitcn 


Zar  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  157 

der  Glocken,  namentlich  des  Stils  der  darauf  angebrachten  Ver- 
zierungen und  figürlichen  Darstellungen,  nicht  am  wenigsten 
aber  von  der  paläographischen  Vergleichung  der  Formen  der 
Buchstaben,  Abkürzungen  und  Interpunktionszeichen  zu  erhoffen. 
Vielleicht  habe  ich  zu  viel  getrennt;  aber  für  den  Anfang 
schien  es  mir  günstiger,  möglichst  zu  differenziren.  Neue  Funde 
lassen  sich  damit  viel  bequemer  anreihen. 

1.  Peter  von  Trier  I,  um  1410 — 1414  thätig. 

2.  Peter  von  Trier  II,  um  1565—1595  (1616?).    Bruder  des 

Heinrich  von  Trier  des  ä. 

3.  Peter  von  Trier  III,  um  1616  (?)— 1664  (?)  thätig.  Mit- 

arbeiter des  Franz  von  Trier  und  J.  Philipsen. 

4.  Peter  von  Trier  IV,  zweite  Hälfte  des  17.  Jahrh.    Bruder 

des  Heinrich  von  Trier  d.  j. 

5.  Peter  von  Trier  V,  zweite  Hälfte  des  17.  Jahrh.    (Peter 

von  Huissen?) 

6.  Gregor  von  Trier  d.  ä.,  um  1483 — 1513. 

7.  Gregor  von  Trier  d.  j.,  um  1538—1566. 

8.  HeinricH  von  Trier  d.  ä.,  um  1556 — 1578.     Bruder  des 

Peter  von  Trier  II. 

9.  Heinrich  von  Trier  d.  j.,   um  1650—1659.     Bruder  des 

Peter  von  Trier  IV. 

10.  Johann  von  Trier  I,  um  1507  bis  gegen  1561  (?). 

11.  Johann  von  Trier  II,  seit  1538  thätig;    Mitarbeiter  des 

Gregor  von  Trier  d.  j. 

12.  Johann  von  Trier  III,  Vater  des  Franz  von  Trier,  um  1613. 

13.  Johann  von  Trier  IV,  aus  Huissen,  um  1644. 

14.  Johann  von   Trier  V,   Sohn  eines  Peter  von   Trier,   um 

1666  bis  1686. 

15.  Jakob  von  Trier  d.  ä.,   geb.   am   29.  April   1604,   gest. 

am  11.  November  1661. 

16.  Jakob  von  Trier  d.  j.,  getauft  am  6.  April  1651. 

17.  Franz  von  Trier,  geb.  vor  1600,   gest.   um  1672,  thätig 

um  1613—1672. 

18.  Christoph   von   Trier,    getauft    am    28.   Dezember    1645, 

nachweisbar  bis  um  1700. 


158  M.  Schmid 

Anhang. 

Im  Nachstehenden  gebe  ich  eine  Ergänzung  zu  Böckelers 
Uebersicht  der  Glocken  der  von  Trier,  und  zwar,  ohne  Unter- 
scheidung der  älteren  oder  jüngeren  Träger  des  gleichen  Namens, 
nur  unter  dem  Vornamen,  in  der  von  Böckeier  gewählten  Folge 
und  im  Anschluss  an  seine  Nummerirung.  Innerhalb  der  Namens- 
gruppen ist  nach  dem  Datum  geordnet.  Die  Abkürzungen  in 
den  abgedruckten  Inschriften  sind  aufgelöst  worden ;  alle  Eigen- 
namen haben  grosse  Anfangsbuchstaben  erhalten;  es  ist  auch  eine 
dem  Sinn  entsprechende  Interpunktion  hergestellt.  Der  Inschrift 
und  den  über  die  Glocke  Auskunft  gebenden  sonstigen  Angaben 
ist  der  Verweis  auf  die  vorhandene  Literatur  vorausgestellt.  Die 
ausführlichen  Titel  sind  in  der  Einleitung  bereits  angegeben. 

Auch  diese  Zusammenstellung  betrachte  ich  nur  als  eine 
vorläufige. 

1.  Gregor  von  Trier. 

97.  Freialdenhoven.   1483. 

Beiträge  zur  Geschichte  von  Eschweiler  und  Umgegend  S.  325.  Zeit- 
schrift des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  VI,  S.  253. 
Salvatori  nostro.     Vivos   voco,   mortuos  plango.     Leonardus 
pastor  ecclesiae,  decanus  Juliacensis.  Gregorius  de  Traver  (!) 
anno  domini  1483. 

98.  Neurath.   1495. 

Giersberg,  Dekanat  Grevenbroich  S.  316.    Giemen  Bd.  III,  S.  664. 
Lambertus  Urbanus  heis  ich,  de  levenden  rofe  ich,  de  doden 
beklage  ich,  Gregorius  von  Trier  goss  mich  anno  domini  1 495. 

99.  Hillensberg.   1495. 

Beiträge  zur  Geschichte  von  Heinsberg.  Jahrg.  I,  1897,  S.  21. 

In  nomine  sancti  Michaelis,  anno  domini  mccccxcv  Gregorius 

de  Treveris  me  fecit. 

100.  Neurath.   1505. 

Giersberg  S.  316.    Giemen  Bd.  III,  S.  665. 

Maria  heischen  ich,  zu  gottes  denst  rofen  ich,  den  duevel  ver- 
drieven  ich,  Gregorius  von  Trier  goss  mich  anno  domini  1505. 
(Jahreszahl  undeutlich !) 

101.  Hünshoven.   1506. 

GelL  Mittheilnng  des  Herrn  Dr.  J.  Hoffmann,  Geilenkirchen. 
Grösste  Glocke.  Umgegossen  im  J.  1882  durch  Petit  und  Edel- 
brock  in  Gescher.  Neben  der  neuen  auch  noch  die  alte  Inschrift: 


Zur  Geschichte  dei^  Familie  von  Trier.  159 

Maria,  Johannes  Baptista  heischen  ich,  die  levenden  roepen  ich,' 
die  doden  beklagen  ich,  Gregorius  van  Trier  gois  mich  anno 
domini  1506. 

102.  Immendorf.   1506. 

Gefl.  Mitthcilaug  des  Herrn  Dr.  J.  Hoffmann,  Geilenkirchen. 

a)  St.  Maria. 

b)  St.  Peter  und  Paul. 

103.  Jülich.  1508. 

Kahl,  Geschichte  des  Gymnasiums  zu  Jülich  Bd.  I,  S.  268. 

a)  Hanc  sine  defectu  tuearis  semper  Jesu,  m**  v*"  viij**.  f  Barbara 
dum  pango,  fugiat  ferus  aera  Pluto.    (2900  Pfd.) 

b)  Cunctis  insinuo  Katharina,  novata  sub  anno  milleno  quingen- 
teno  vinctis  simul  octo.    (900  Pfd.) 

c)  Anna-Glocke.  Diese  enthält  in  der  Aufschrift  die  Angabe, 
dass  Gregor  von  Trier  die  drei  Glocken  gegossen  hat. 

Dulce  dedi  manna,  non  inmerito  vocor  Anna.  Anna  dum  reso- 
nat,  auraque  nociva  recedat.  Gregorius  Treveris  facit  has  tres. 
Laus  sit  in  astris.  Anno  milleno  quingento  computes  octo. 
(600  Pfd.) 

104.  Gleuel.   1509. 
Dekauat  Brühl. 

Glocke  der  Pfarrkirche.  Anno  domini  xvcix.  Sanct  Dionysius 
heischen  ich,  des  duyfels  list  verdriven  ich,  Gregorius  von  Trier 
goss  mych. 

105.  Carweiler.   1511. 

Lehfeldt,  Kunstdenkmäler  der  Rheinprovinz.  Reg.-Bez.  Koblenz  S.  51. 
Sancta  Maria  heischen  ich,  tzo  dem  dyenst  gotz  loden  ich,  Gorios 
van  Trier  gois  mich  anno  domini  xv^^xi. 

106.  Baasem.   1511. 

Becker,  Dekanat  Blankenheim  S.  885. 

Sancta  Anna  heischen  ich,  die  leiven  roÜfen  ich,  die  doden  be- 
schrien ich,  Gregorius  van  Trier  gois  mych.  Anno  domini  mv^^xi, 
Maischoss.   1538.  Siehe  Gregor  und  Johann  Nr.  114. 
Hillensberg.   1547.  Siehe  Gregor  und  Johann  Nr.  115. 

107.  Hahnebach.   1548. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  346  und  347. 
Gregorius  van  Truer  gous  mich  anno  1548. 

108.  Bernau.    1564. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  52. 

Marienglocke  der  Pfarrkircho.    Sancta  Maria  heisschen  ich,  in 

die  ehre  godes  luden  ich,  die  lebendichg  rofen  ich,  feur  die 


160  M.  Schmid 

doden  ludt  man  mich,  Gregorius  van  IVier  gois  mich  anno 
domini  1564. 

109.  Dernau.   1564. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  52. 

Katharinenglocke.    Sancta  Katharina  heischen  ich,  Gregorius 

van  Trier  gois  mich  den  xxii  dag  Agosti  anno  domini  1564. 

110.  Lorch.   1565. 
Lotz-Schneider  a.  a.  0.  S.  305. 

Glocke  von  St.  Martin.    Gregorius  Treverensis  me  fecit  anuo 

domini  mdlxv. 

111.  Partenheim  (Rheinhessen).   1566. 

Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  VI,  S.  254. 

112.  Grevenbroich.  (Undatirbar.) 
Becker,  Dekanat  Grevenbroich  S.  141. 

Glocke  der  Pfarrkirche.  Datirung  unleserlich.  Von  Gregor  von 

Trier. 

113.  Udenbreth.  (Undatirbar.) 
Becker,  Dekanat  Blankenheim  S.  638. 

Grosse  Glocke.  Sancta  Maria  heischen  ich,  zu  dere  ehren  Gotts 
luden  ich,  Gregorius  van  Trier  gos  mich  anno  domini .... 

2.  Gregor  und  Johann  von  Trier. 

114.  Maischoss.   1538. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  66. 

Gorgius  und  Jan  van  Trier  1538. 

115.  Hillensberg.   1547. 

Beiträge  zur  Geschichte  von  Heinsberg.    Jahrg.  I,  1897,  S.  21. 
Maria  heisen  ich,  in  de  er  gotz  luden  ich.  Juris*  un  Jan  von 
Trier  gus  mich  1547. 

3.  Johann  von  Trier. 

116.  Alendorf.   1507. 

Becker,  Dekanat  Blankenheim  S.  141  *. 

Mittlere  Glocke.  Ihs.  Maria  Anna  Agatha  heische  ich,  Jan  van 
Trier  gous  mich,  diese  klock  guft  hr.  Johan  van  Kiell,  pastor  in 
Alldedorp,  sent  Agaten  zu  allen  hilge,  dat  sy  got  voir  syn  sele 
bitten,  anno  mv'^vii. 

')  Dazu  bemerkt  der  Herausgeber:  Juris  =  Juris,  Verstümmelung  dos  Ntunens 
Oregor. 

*)  Becker  hält  seltsamerweise  die  Datirung  1507  ttir  einen  Irrthum  des  Gipsers,  (!) 
da  Böokeler  den  Johann  von  Trier  1510—1620  datire.  Böckeier  kannte  eben  diese 
Olooke  nicht. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  161 

117.  Alendorf.   1528. 

Becker,  Dekanat  Blankenheim  S.  142. 

Grössere  Glocke.  Maria  heischen  ich,  den  donner  verdriven  ich, 
dye  doden  beschryen  ich,  Johan  van  Trier  gous  mich.  Anno 
domini  mv^'xxviii. 

118.  Eckendorf.   1531. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  52. 

119.  Norf.   1532. 
Giemen  Bd.  III,  S.  415. 

Glocke  der  kath.  Pfarrkirche.  Anna  et  Andreas  heischen  ich, 
in  die  eir  gotz  luden  ich,  die  levendige  roeffen  ich,  Jan  van 
Trier  gois  mich  anno  domini  mv^^xxxii. 

120.  Erkelenz.   1534. 

Annalen  des  hist.  Vereins  für  den  Niederrhein  Heft  5,  S.  10;  Zeitschrift 
des  Aachener  Oeschichtsvereins  Bd.  IV,  S.  850. 

In  der  Chronik  der  Stadt  Erkelenz  findet  sich  eine  Notiz:  „Item 
die  grote  klock  to  Ercklenntz,  die  meister  Johan,  klockengieter 
to  Aecken,  anno  domini  34  bynnen  Aecken  gegoten  and  ge- 
maeckt hait,  wogt  4914  pondt." 
Maischoss.   1538.  Siehe  Gregor  und  Johann  Nr.  114. 

121.  Clotten.   1543. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  264. 
Von  Johann  von  Trier. 

Hillensberg.   1547.  Siehe  Gregor  und  Johann  Nr.  115. 

122.  Wershofen.   1561. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  30. 

Margrita  heis  ich,  in  die  eir  gotz  lode  ich,  die  lebendigen  rofe 
ich,  die  doden  beklagen  ich,  Jan  van  Treer  gos  mich  1561. 

123.  Koffern.   1596. 

Annalen   des    hist.   Vereins   für   den   Niederrhein   Heft   82,   S.    191; 
Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  IV,  S.  351. 
Glocke  der  Kapelle,  genannt  die  Posaune.   Ich  rof  die  Christen 
bei  die  handt,  gottes  wordt  zo  leren,  und  ein  basun  bin  ich 
genandt,  sich  von  sunden  zo  bekeren.  Im  für  bin  ich  geflossen, 
Gan  van  Trier  hat  mich  gegossen  1596. 
Huisberden.   1613.  Siehe  Johann  und  Franz  Nr.  127. 
Li  enden.   1643.  Siehe  Peter  und  Johann  Nr.  159. 
Ochten.   1643.  Siehe  daselbst  Nr.  160. 

124.  Kranenburg.   1644. 

Niederrheinischcr  GeschichUfreond  1882,  Nr.  10;  Giemen  Bd.  I, 
S.  553. 

11 


162  M.  Schmid 

Kleinere  Glocke  der  katholischen  Pfarrkirche.  Anno  mcxi  fusa. 
Anno  1644  renovarunt  d.  d.  capitulares  I.  A.  Steghen  dec, 
H.  A.  Bonninghausen,  L.  Turck  can.  Deiparae  Mariae  de 
nomine  sumpsi.  Cum  sono  vos  cives  ite.  Maria  vocat.  Christo- 
phonis  Levveldiger  aedilis.  Johannes  a  Trier  me  fecit  Huissensis. 

125.  Afferden.   1663. 

Niederrheinischer  Qeschichtsfreund  1882,  Nr.  18,  S.  102  und  danach 
Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  IV,  S.  348.  Die  Auf- 
schrift abgedruckt  in  „De  vrije  Fries**,  18.  Deel,  derde  reeks.  6.  Deel, 
Afl.  1  u.  2,  S.  109. 

Ad  majorem  Dei  ac  B.  V.  Marie  sanctorumque  Urbani,  Cosmae 
et  Damiani  gloriam  hec  fusa  campana,  regente  domino  Theo- 
doro  barone  Schenk  de  Nydeggen,  domino  de  Blyenbeek,  Affer- 
den, Gribbevorst,  domino  pastore  Wilfrido  vam  Bogaert. 
Joannes  a  Trier  me  fecit  anno  domini  1653. 

126.  Grefrath.   1655. 
Giemen  Bd.  III,  S.  828. 

Laudo  deum  verum,  plebem  convoco,  diabolum  fugo.  In  hono- 
rem et  'memoriam  sancti  Stephan  i  Johannes  de  Trierm  e  fecit 
anno  1655. 

Ueden.   1666.  Siehe  Peter  und  Johann  Nr.  161. 
Ueden.   1686.  Siehe  daselbst  Nr.  162. 

4.  Johann  nnd  Franz  von  Trier. 

127.  Huisberden.   1613. 

Niederrheinischer  Qeschichtsfreund  1882,  Nr.  10.  Giemen  Bd.I,  S.  472. 
R.  Schölten,  Die  Stadt  Eleve  S.  302. 

Mittlere  Glocke  der  kath.  Pfarrkirche.  Maria  heischen  ich,  to 

der  ehren  gottes  leuden  ich,  Johan  und  Franz  von  Trier,  vader 

und  söhn,  gössen  mich  anno  1613. 

5.  Heinrich  von  Trier. 

128.  Kollig.  1556. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  893. 

129.  Cond.   1556. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S;  244. 

130.  Lorch.   1559. 
Lotz-Schneider  a.  a.  0.  S.  805. 
Glocke  von  St.  Martin. 

131.  Bornich.   1560. 
Lotz-Schneider  a.  a.  0.  S.  89. 

Hinrichcus  de  Treveris  me  fecit  anno  domini  1560. 


Znr  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  163 

132.  Ediger.   1564. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  250. 
Sogen.  Fried  zo  Ediger. 

133.  Düren.   1565. 

Anno  domini  mdlxv  sub  consule  Johann  a  Lohn.  (Siehe  oben 
S.  132,  Anm.  1.) 

134.  Nimwegen.   1566,  1567. 
Vgl  oben  S.  123. 

135.  Delft.   1567. 

Vgl.  oben  ürk.  I,  S.  123. 

136.  Delft.  1570. 

Vrije  Fries  Bd.  XVI,  S.  221. 

Sacrosanctae  individuae  trinitati,  uni  soli  deo  vero  et  vivo  s. .  . 
Dese  clock  is  gegoten  ter  eeren  des  hoechwairghe  heylige 
drievuldigheyt,  eens  waerachtichs  onverscheyden  godheijt  doer 
Heindrick  van  Trier  in't  jaer  ons  beeren  1570.  Kerkmeester 
wesende  Sasboutssoen  ende  Lambrecht  Michielssoen. 

137.  Werth.  1576. 

Die  von  Böckeier  S.  34,  Nr.  56  citirte  Glocke,  zuerst  erwähnt  von 
Nordhof;  vgl.  Bonner  Jahrbücher  Bd.  LUX  und  LIV,  S.  67  und  97. 
Nicht  zu  Werth  bei  Münster,  sondern  bei  Anholt,  nicht  1570, 
sondern  1576. 

138.  Groningen.   1577/78. 

Vrije  Fries  Bd.  XVI,  S.  221  und  222. 

Martinsthurm,  grosse  Glocke.  Do  men  schreef  1577  jaer,  in 
Martio  den  15"  dagh,  *s  nachts  oin  10  ure  verwaer :  detore  brade 
m.  &  groet  beclaech  als  de  soldate  wäre  vertrokken,  welche  do 
quade  pickvate  geschach,  etc.  etc.  H.  V.  T.  (wohl  Heinrich 
von  Trier,  der  auch  die  beiden  anderen  Glocken  dieses  Thurmes 
1573  goss.) 

Der  Omamentfries  dieser  Glocke  identisch  mit  dem  der  beiden 
anderen  Groninger  Glocken. 

139.  Groningen.   1578. 
Vrije  Fries  Bd.  XVI,  S.  222. 

Martinsthurm,  mittlere  Glocke.  Senatus  populusque  Groningen- 
öis  me  conflari  voluit.  Johanne  Thedema,  Theodorico  Schaffer, 
Regnero  Alberda  et  Johanne  Wierinck  consulibus  anno  domini 
1578,  Henricus  Treveris  me  fecit. 

140.  Groningen.  1578. 

Vrije  Fries  Bd.  XVI,  8.  222. 

Martinsthurm,  kleine  Glocke.  Senatus  populusque  Groningensis 
me   conflari  voluit.    Doctore  Joanne  Eelts  magistro  Radingo 

11* 


164  M.  Sehmid 

Coeninck,  pastore  Everardo  Simois,  Egberto  Ubkena,  Harmano 

Wierinck  juniore  et  DuardoUlger,  edilibiis  (?)  anno  doraini  1578, 

Henricus  de  Treveris  me  fecit. 

Hörstgen.   1650.  Siehe  Peter  und  Heinrich  Nr.  163. 

Keppeln.   1650. 

Kaarst.   1651.         I        Siehe  Johann  Peter  und  Heinrich 

Born.   1653.  Nr.  165—168. 

Dinslaken.  1654. 

4 

Büderich.   1655.  Siehe  H.  und  H.  von  Trier  Nr.  142. 

141.  Born.   1657. 
Giemen  Bd.  I,  S.  17. 

Kleine  Glocke  der  Pfarrkirche.  Jesus  Maria  Joseph.  Curavit 

communitas  pastore  F.  Gerardus  Ridders.  Henricus  a  Trier  me 

fecit  anno  1657. 

Nijbroek.   1658.  Siehe  Peter  und  Heinrich  Nr.  164. 

Tiel  (HoU.).   1659.  Siehe  Johann  Peter  und  Heinrich  Nr.  169. 

Vynen  (undatirt).  Siehe  daselbst  S.  170.  ^ 

6.  H.  und  H.  von  Trier. 

142.  Büderich.   1655. 
Giemen  Bd.  HI,  S.  317. 

Ad  gloriam  sanctissimae  trinitatis,  B.  Mariae  V.  nee  non  S. 
Mauritii  martyris,  patroni  ecclesiae,  consecratum.  Laudate 
dominum  in  cymbalis  bene  sonantibus.  D.  Wilhelme  Heipen- 
stein pastore,  H.  H.  a  Trier  fratres  me  fecerunt  anno  domin i 
1655  K 

7.  Peter  von  Trier. 

143.  Mainz.  Vor  1566;  vgl.  oben  S.  133. 

Nimwegen.   1566 — 1567.  Siehe  Heinrich  von  Trier  Nr.  134. 

144.  Lonnig.   1570. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  406. 

Jacobus  heissen  ich,  Peter  von  Trier  gaus  mich  anno  1 570. 

145.  Helferskirchen.   1573. 
LotZ'Schneider  a.  a.  0.  S.  221. 

146.  Mertloch.   1577. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  413. 


»)  Herr  Pfarrer  Kirschbaum  jeu  Büderich  theilt  frenndliohgt  mit,  das«  diese  Glockon 
hoi  einem  Brande  der  Kirche  bereits  1891  «erstlirt  und  tÜe  Beste  au  einem  neuen  Quss 
verwendet  ^vurden. 


Zar  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  165 

Gingelof  heisch  ich,  Peter  van  Trier  gavs  mich  anno  domini 
1577. 

147.  Weiler.   1579. 
Lehfeldt  a.  a.  0.  S.  344. 

Evangelische  Kirche.  0  here  Jesu  Christ,  kein  ander  meideller 
(Mittler)  ist.  I.  p.  m.  Peter  van  Trier,  bourger  zo  Aich,  hatt 
mich  gegossen  anno  1579. 

148.  Sonsbeck.   1619. 
Giemen  Bd.  I,  S.  317. 

Katholische  Pfarrkirche.  Petreus  Treiferensis  (!)  me  fecit  1619. 
(Und  die  Namen  der  Kirchmeister  u.  s.  w.) 

149.  Zoelen.   1624. 

Navorscher  Bd.  XXV,  S.  492.    De  vrije  Fries  Bd.  XVI,  S.  233. 
Peter  van  Trier,  Willem  Evers  göten  mij  1624.  Dor  dat  vier 
bien  ick  gevloten. 

150.  Tiel  (Holland).   1624. 

Tielsche  Cour.  27.  Juni  1881.    Vryc  Fries  Bd.  XVI,  S.  233. 

Door  dat  vijer  bijen  ick  gevloten,  Peter  van  Trijer  heft  mijn 

gegooten  anno  1624. 

151.  Kootwijk  (Holland).   1626. 
Vrije  Vries  Bd.  XVIII,  S.  110. 

Door  het  fyer  ben  ik  gevloten,  Peter  van  Trier  heeft  mij  ge- 

goten   1625. 

Rees.    1641.  Siehe  Peter  und  Johann  Philipsen  Nr.  171. 

Li  enden.    1643.    Siehe  Peter  und  Johann  von  Trier  Nr.  159. 

Ochten.   1643.  Siehe  daselbst  Nr.  160. 

152.  Rees.   1646. 

Niederrheinischer  Gchchichtsfreund  1882,  Nr.  10.  Giemen  Bd.  II,  S.  98. 
Door  dat  vier  ben  ik  gevloten,  Peter  van  Trier  heeft  my  ge- 
gooten 1646. 

153.  Appeldorn  1648. 
Clemen  Bd.  I,  S.  435. 

Katholische  Pfarrkirche.  Door  dat  vuer  bin  ick  gevlooten,  Peter 

van  Trier  heft  my  gegoten  anno  domini  1648.  Teodorus  Jan- 

senius,  pastor  in  Apeldorn,  Everardus  ther  Bruggen,  vicarius 

ibidem,  Heudrick  op  gen  Eger,  kerckmester. 

Hörstgen.  1650.  Siehe  Peter  und  Heinrich  von  Trier  Nr.  163. 

Koppele  n.    1650. 

Kaarst.   1651.  Siehe  Johann  Peter  und  Heinrich 

Born.   1653.  Nr.  165—168. 

Dinslaken.   1654. 


166  M.  Schmid 

Nybroek.  1658.  Siehe  Peter  und  Heinrich.  Nr.  164. 

Tiel  (Holland).  1659.  Siehe  Nr.  169. 

Vynen.  (Undatirt.)  Siehe  Nr.  170. 

Ueden.  1666.  Siehe  Peter  und  Johann  Nr.  161. 

154.  Haldern.  1673. 

Niederrheinischer  Qeschichtsfretind  1880  S.   24.    Giemen  Bd.  I,  S.  64. 

Drei  Glocken.    Alle  drei  mit  der  Inschrift:    Unter  Bedienung 

des  wohlgebomen  herren  drosten  Friedrich  Wilhelm  von  und 

zur  Hoeve,  herren  zu  Pollwick  und  respektive  pastoren  Petren 

Hetterscheidt,  kirchenmeisteren  aber  Diderichen  Henseler  undt 

Ohtt  Boumans.  Door  dat  vier  bin  ick  gevloten,  Peter  van  Trier 

en  Rutger  Teckel  hebben  my  gegoten  anno  1673. 

Auf  Glocke  1  ausserdem :  Tria  sunt  omnia  Jesus  Maria  Joseph« 

Salvator  mundi,  salva  nos. 

Auf  Glocke  2 :  S.  Maria,  ora  pro  nobis. 

Auf  Glocke  3 :  S.  Georgi,  intercede  pro  nobis. 

155.  Kleve.  1678,  1679. 

B.  Schölten,  Stadt  Cleve  S.  448.    Niederrheinischer  Geschichtsfrennd 
1882  Nr.  10.    Giemen  Bd.  I,  S.  530. 

Zwei  Glocken  im  nördlichen  Thurm  der  Pfarrkirche.  Die  eine 

trägt  die  Inschrift:  Soli  deo  optimo  maximo,  in  honorem  s.  a. 

virginum  Margarethae,  Christinae  et  Walbinae,  patronarum.  Sub 

perillustri,  admodum  reverendo  et  amplissimo  domino  Woltero 

Spaen,  protonotario  apostolico  et  coUegiatae  ecclesiae  B.  M.  V. 

Clivis  decano,  Petrus  a  Trier  et  Stephanus  Rutgers  me  fecerunt 

anno  1678. 

Die  zweite  ist  den  hl.  Aposteln  Petrus  und  Paulus  geweiht, 

trägt  die  gleiche  Inschrift,  aber  die  Jahreszahl  1679  ^. 

156.  Geldern.   1680. 
Giemen  Bd.  I,  S.  199. 

Grosse   Glocke    der   Pfarrkirche.     Anno    domini    1680,    den 

20.  August,  war  ik  door  dat  onweder  gebroken  en  in  datselve 

jaer  in  Octover  door  Peter  von  Trier  weder  vergoten.  God  soll 

my  bewaeren  en  nit  verlaeten,  op  dat  ik  niet  meer  mog  werden 

vergaeten.    Jacob  Nilkens,  schepen,  Theod.  Cremeren,  kerk- 

meisteren  in  der  tyt.  St.  Anna  heit  ik,  donder  en  bliex  verdrief 


1)  Im  Register  der  KuDstdenlunäler  der  Rheinprovinz  sind  die  beiden  Glocken 
Dklschlich  getrennt,  die  von  167B  dem  Peter  von  Trier  und  die  von  1679  dem  Stephan 
Batgers  Eugesch rieben.  —  Prof.  Soholten  tboilt  mit,  dass  nach  dem  noch  erhaltenen 
Kontrakte  von  1678  von  Trier  und  sein  Neffe  Stephan  Rutgers  in  Uuissen  drei  Olocken 
nmgiessen  sollten,  wegen  ungenügenden  Gusses  aber  von  dem  Umgiessen  der  dritten 
Abstand  genommen  wurde. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  167 

ik,  die  lebendige  roep  ik,  die  doode  beschrie  ik.  St.  Dionisius, 

patron  van  de  nikerk. 

Ueden.  1686.  Siehe  Peter  und  Johann  von  Trier.  Nr.  162. 

157.  Twisteden.  1693. 
Giemen  Bd.  I,  S.  217. 

Glocke  der  Pfarrkirche.  Door  dat  vier  bin  ik  gevloten,  Peter 
von  Trier  heft  my  gegooten  anno  1693.  S.  Quirinus,  Patron  in 
Twistien. 

158.  Gladbach.   1693. 
Giemen  Bd.  III,  S.  473. 

Glocke  der  Abteikirche.  Laudate  dominum  in  cimbalis  bene 
sonantibus.  Pö.  50.  Petrus  a  Trier  me  fecit  1693.  f  S.  Lauren- 
tiua.  f  A.  S.  A.  G.  (^  Ambrosius  Steingens  Abbas  Gladbacensis.) 

8.  Peter  und  Johann  von  Trier. 

159.  Lienden.  1643. 

Vrije  Fries  Bd.  XVI,  S.  244. 

Door  dat  vijer  bin  ick  gevlooten,  Peter  van  Trier  ende  Johan 
synen  soon  hebben  mi  gegooten  int  jaer  ons  heren  1643.  J. 
Hendrick  Vonck  van  Lienden.  Jan  Gerritsen  ende  Aert  de  Wit 
kerckmesters  in  der  tijt.  Comelis  Wachtendorf  v.  d.  m.  [verbi 
divini  magister]  in  Linden.  0  godt  woordt  groot  van  machten 
luyt  klaarder  dan  metaal,  geeft  ons  de  genaed  end  de  krachten, 
om  die  te  houden  altemael. 

160.  Ochten  (Holland).   1643. 
Vrije  Fries  Bd.  XVI,  S.  244,  245. 

Peter  van  Trier  ende  Johan  van  Trier  sijnen  soon  hebben  mij 
gegoten.  Door  dat  vyer  ben  ick  gevloten.  Gevert  Gysbertsen 
en  Henrick  Hendricksen  Pelz,  kerckmeysteren  in  der  tijt,  anno 
domini  1643.  Luyden  kliucken  sijn  mijn  werken,  so  roep  ick 
het  volck  ter  kercke,  ick  luydt  hard,  dat  is  wel  waer,  maer  godts 
woord  klinckt  machtig  klaer. 

161.  Ueden.   1666. 
Giemen  Bd.  I,  S.  574. 

Glocke  der  kath.  Pfarrkirche.  Door  dat  vier  bin  ick  gevloten, 
Peter  von  Trier  ende  Johan  synen  soon  hebben  my  gegooten 
anno  1666.  8.  Agatha  est  nomen  meum. 

162.  Ueden.  1686. 
Clemen  Bd.  I,  8.  574. 


168  M.  Schmid 

Glocke  der  kath.  Pfarrkirche.  Door  dat  vier  bin  ick  gevloten, 
Peter  von  Trier  ende  Johan  synen  soon  hebben  my  gegooten 
anno  1686.  S.  Maria  ora  pro  nobis.  Patronus  s.  Laurentius. 

9.  Peter  und  Heinrich  von  Trier. 

Nimwegen.   1566,  1567.  Siehe  Heinrich  von  Trier  Nr.  134. 

163.  Hörstgen.  1650. 
Giemen  Bd.  I,  S.  275. 

Glocke  der  evang.  Pfarrkirche.  Um  1650  von  Peter  und  Hein- 
rich von  Trier  gegossen.  (Inschrift  bei  Giemen  nicht  angegeben.) 

164.  Nijbroek.  1658. 

Vrije  Fries  Bd.  XVI,  S.  249. 

Guert  Gerits  ende  Franciscus  Magirus,  kerkmeesters  te  Nije- 
broek,  Peter  die  Bruyn,  vice-regter,  ende  d.  Joannes  Gotius, 
predicant,  hebben  dese  klok  doen  maaken  door  Peter  en  Henrik 
V.  Trier,  gebroeders,  anno  1658. 

10.  Johann  Peter  nnd  Heinrich  von  Trier. 

165.  Keppeln.  1650. 
Giemen  Bd.  I,  S.  508. 

Glocke  der  kath.  Pfarrkirche.  Maria,  Anna,  Bemardus  1650. 
Door  dat  vier  bin  ick  gevlotten,  Johannes  Peter  end  Hendrick 
van  Trier  hebben  my  gegotten. 

166.  Kaarst.   1651. 
Giemen  Bd.  III,  S.  334. 

Glocke  der  kath.  Pfarrkirche.  Joannes  Petrus  et  Henricus  a  Trier 

fratres  me  fecerunt  1651.  Virgo  Maria  vocor,  txirrim  templum- 

que  tuebor. 

167.  Born.   1653. 
Giemen  Bd.  I,  S.  17. 

Grosse  Glocke  der  Pfarrkirche.    Johannes  Peter  et  Hem-icus 

a  Trier,  fratres,  me  fecerunt  anno  1653  ad  honorem  dei  ac  divi 

Petri  Apostoli,  huius  ecclesiae  patroni. 

168.  Dinslaken.   1654. 
Giemen  Bd.  H,  S.  211. 

Glocke  der  evang.  Pfarrkirche.    Ik  ben  gegoten  van  Johann 

Peter  en  Hendrik  van  Trier,  gebroeder,  anno  1654. 

169.  Tiel  (HoUand).   1659. 
Vrije  Fries  Bd.  XVI,  S.  257. 

Ic  byn  gegooten,  gevlooten  door  dit  vyer  van  Joan  Peters  en 
Hendrik  van  Trier  1659. 


Zur  Geschichte  der  Familie  von  Trier.  169 

170.  Vynen  (Undatirt). 
Giemen  Bd.  I,  S.  322. 

S.  Maria  est  nomen  meum.  Pastor  Rudolphus  Gerardi.  Aedilis 

Johan  Schölten.    Van  Johan  Peter  en  Henr.  van  Trier  ich  bin 

gegoten,  gevloten  door  hat  vier.  Jahi-eszahl  fehlt.  (Vgl.  Glocke 

zu  Born  von  1653.) 

11.  Peter  von  Trier  und  Johann  Philipsen. 

171.  Rees.   1641. 

Niederrheinischer  Geschichtsfreund  1882,  Nr.  10.  Clemen  Bd.  II,  S.  98. 
Door  dat  vier  ben  ik  gevloeten,  Peter  van  Tner  ende  Johann 
Philipsen  hebbon  my  gegoeten.  Ik  roep  de  gemeende  tezamen, 
om  te  priesen  en  te  loeven  godes  namen.  Peter  Coest,  tydliker 
boergermeestcr,  Antonius  Momm  ende  Johann  Seiler,  tydliko 
kerkmeesters,  anno  1641  ^. 

172.  Rees.   1646. 

12.  Franz  von  Trier. 

Huisberden.   1613.  Siehe  Johann  und  Franz  Nr.  127. 

173.  Odenkirchen.   1637. 

R.  Wiedemann,  (beschichte  der  ehemaligen  Herrschaft  Odenkirchen. 
Odenkirchen,  Selbstverlag. 

Glocke  der  kath.  Pfarrkirche.  Franciscus  Treir  me  fudit  1637. 
Ego  sum  facta  in  honore  (!)  omnium  sanctorum. 

174.  Marienthal,  Bernau,  Merkstein.   1640—1649. 
Franqainet,   Oorkonden    en    Bescheiden    van   de  Abdij    Kloosterradc. 
Mastricht   1869,  S.  251,  Nr.  61.     Citirt   von   Loersch,  Zeitschrift  des 
Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  IV,  S.  351. 

Im   Limburger   Staatsarchiv    befinden    sich   Rechnungen   und 

Quittungen  des  Glockengiessers  Franz  von  Trier  über  Glocken, 

gegossen  in  den  Jahren  1640 — 1649  für  die  Klosterkirche  von 

Marien thal,  die  Parochialkircho  von  Dornau  (an  der  Ahr)  und 

die  Parochialkirche  von  Merkstein.    I^rkimde  vom  12.  August 

1649. 

175.  Uebach.   1648. 

Gefl.  Mittheiiung  des  Herrn  Dr.  .1.  Hoffmann,  Oeilonkirchen. 
Glocke  der  Pfarrkirche  zu  Uebach.  Den  donnor  verdriebcn  ich, 
«.  DionisiuH  heischen  ich,  zu  dem  dienst  gottes  luden  ich,  Frans 
von  Trier  gous  mich.  Godefridus  ab  Ophoven,  pastor  1648. 

I)  Boi  Cltinion  «tobt  hier  verseheutlicli  1611  Htatt  1641. 


170  M.  Schmid,  Zar  Geschichte  der  Familie  von  Trier. 

Von  Johann  Philipsen,  dem  Genossen  des  Peter  von  Trier,  füge 
ich  hier  noch  einige  Glocken  an,  die  Böckeier  unbekannt  geblieben 
waren. 

1.  Rijswijk.  1626. 

Vrije  Fries  Bd.  XVI,  S.  234. 

Nobilissimus  dominus  Wilhelmus  de  Golstein  et  Albertus  de 
Leo  wen  pro  ecclesia  Ri  jswicensi  me  fieri  fecerunt.  Jan  Philipsen 
me  fecit  1626. 

2.  Hurwenen.   1646  (?). 

G.  H.  van  Borssum-Waalkes  führt  in  „De  Vrije  Fries" 
Bd.  XVni,  S.  1 13,  eine  Glocke  des  Johann  Philipsen  von  1646 
an,  deren  Datum  nach  Angabe  des  Herrn  Regt  (zu  Hurwenen?) 
1546  zu  lesen  sei.  Van  Borssum-Waalkes  bezweifelt  die  richtige 
Lesung  von  1546  wohl  mit  Recht.  Von  Johann  Philipsen  sind 
sonst  nur  im  17.  Jahrhundert  Glocken  bekannt.  Böckeier  kennt 
eine  Glocke  des  Johann  Philipsen  von  1636  zu  Anholt  (Böckeier 
Nr.  185). 

Eine  Glocke  von  Johann  Philipsen  und  Peter  van  Trier  zu 
Rees  von  1641  gebe  ich  Anhang  Nr.  171. 

3.  Kleve.   1647. 

Gefl.  Mittheilung  des  Herrn  Prof.  Schölten,  Kleve. 
Eine  Glocke  in  der  kleinen  evang.  Kirche  zu  Kleve. 


^ 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der 

Befreiungskriege. 

Vortrag,  gehalten  in  der  General-Versammlung  des  Aachener 
Geschichtsvereins  am  21.  Oktober  1896. 

Von  W,  Brüning. 

Keine  Periode  der  deutschen  Geschichte  ist  reicher  an 
erhebenden  Momenten  als  die  Zeit  der  Befreiungskriege;  sie 
bietet  vor  allem  auch  das  ruhmreichste  Blatt  in  der  Geschichte 
der  preussischen  Monarchie.  Sie  brachte  uns  die  Erlösung  von 
dem  weltzertretenden  Despotismus  Napoleons,  der  fünfzehn  Jahre 
hindurch  seine  zerstörende  Thätigkeit  in  Europa  hatte  ausüben 
dürfen.  Einen  solchen  Völkerfrühling  hat  die  Welt  noch  selten 
gesehen  wie  in  den  Jahren  1813 — 1815.  Alle  Werke,  welche  die 
Geschichte  der  Befreiungskriege  und  insbesondere  den  Antheil 
Preussens  an  ihnen  behandeln,  sind  voll  des  Lobes  der  patrio- 
tischen Aufopferungsfähigkeit,  wie  sie  sich  zumal  in  den  alten 
Provinzen  Preussens  damals  bekundete. 

Davon,  dass  auch  in  dem  Volke  derjenigen  Provinzen,  die 
zwanzig  Jahre  unter  der  französischen  Knechtschaft  geschmachtet 
hatten,  das  deutsche  Nationalgefühl  nicht  erloschen  war,  davon, 
dass  auch  sie  in  der  Zeit  dieser  gewaltigen  Erhebung  nicht 
ihres  gemeinsamen  Vaterlandes  vergassen  und  nach  besten  Kräften 
Opfer  brachten,  wissen  sie  wenig  oder  nichts  zu  sagen. 

Auf  Befehl  des  Königs  Friedrich  Wilhelm  III.  ist  von  der 
Königlichen  (ieneral-Ordens-Kommision  unter  dem  Titel  „National- 
Denkmal**  eine  summarische  Darstellung  der  patriotischen  Hand- 
lungen und  Opfer  der  preussischen  Nation  in  den  Kriegsjahren 
1813 — 1815  herausgegeben  worden.  Das  Rheinland,  welches  erst 
1815  dem  preussischen  Staate  einverleibt  worden  ist,  konnte  in 
diesem  „National-DenkraaP  nicht  vertreten  sein.  Wenn  aber  die 
Akten  der  Archive  dieser  Provinz,  die  bisher  zum  Theil  noch 


172  W.  Brtining 

in  Staub  und  Unordnung  gelegen  haben,  erst  einmal  geschicht- 
lich verwerthet  werden  können,  dann  wird  man  auch  über  diesen 
bisher  dunkeln  Punkt,  der  oft  zu  peinlichen  Auseinandersetzungen 
Anlass  gegeben  hat,  anderer  Meinung  werden.  Sybel  sagt,  dass 
es  den  rheinischen  Landen  nicht  bestimmt  gewesen  sei,  im 
Befreiungskriege  mit  opferwilliger  That  Grosses  für  das  grosse 
Vaterland  zu  vollbringen.  Auch  Treitschke  weiss  zum  Lobe  der 
beiden  Provinzen,  die  das  Loos  der  Fremdherrschaft  getragen, 
Westfalens  und  der  Rheinlande,  nichts  zu  sagen,  dagegen  macht 
er  ihnen  wegen  ihrer  angeblich  unpatriotischen,  franzosenfreund- 
lichen Gesinnung  oft  bittere  Vorwürfe.  Er  kann  seine  Ansicht 
nicht  mehr  korrigiren,  aber  spätere  Forscher  werden,  wenn 
sie  sich  von  Einseitigkeit  in  der  Darstellung  freihalten  wollen, 
in  diesem  Punkte  einer  richtigem  Erkenntniss  die  Ehre  geben 
müssen,  selbst  wenn  dadurch  vorgefaSste  Meinungen  in  Gefahr 
gerathen. 

Man  mag  die  Konsequenzen  der  Ideen  und  Bestrebungen 
der  französischen  Revolution  noch  so  sehr  verdammen,  aber 
jeder  vorurtheilsfreie,  selbständige  Historiker  muss  den  Nutzen 
anerkennen,  den  die  Revolution  unter  den  faulenden  Zuständen, 
zumal  der  Grenzlande  des  alten  verrotteten  Reiches  gestiftet 
hat.  Es  war  Zeit,  dass  dieser  „misöre  allemande**  ein  Ende 
gemacht  wurde,  die  ein  Gegenstand  des  Schmerzes  für  alle 
denkenden  Köpfe  und  patriotisch  fühlenden  Herzen  im  Inlande 
und  des  Spottes  und  der  Verachtung  für  das  Ausland  war.  Dahin 
hatte  eine  korrupte  Verfassung  und  das  Regierungssystem  der 
Habsburger,  die  stets  über  das  Lob  erhaben  gewesen  sind,  eine 
zielbewusste  Reichspolitik  zu  betreiben,  die  Zustände  im  Reich 
gebracht. 

Ich  habe  mich  durch  die  Aktenhaufen,  die  unser  Archiv  aus 
der  reichsstädtischen  Zeit,  aus  der  Zeit  „des  Königlichen  Stuhls 
und  des  heiligen  römischen  Reichs  freiet  Stadt  Aachen**  aufbe- 
wahrt, hindurch  gearbeitet.  Ich  habe  die  Berichte  gelesen,  welche 
die  „ Stimm- Vertretter**  der  Stadt  „bey  dem  fortwährenden  Reichs- 
tag zu  Regensburg"  und  ihre  politischen  Agenten  am  „höchst- 
preysslichen  Reichs-Hof-Rath"  in  Wien  „denen  HochEdelgebohrn 
Gestrengen;  auch  WohllCdel,  Hochachtbahren,  Fürsichtigen,  Woll- 
fürnehmen, Wollweisen  und  Hochgelahrten  H.  Herrn  Bürger- 
meistern vnd  Saembtlichen  Rathsuerwandten,  den  insonders  Hoch- 
geEhrt  vnd  Grossgebietenden  Herrn  sambt  vnd  sonders**  ein* 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     173 

geschickt  haben.  Es  ist  ein  sehr  unerfreuliches  Bild,  welches 
diese  Korrespondenz  bietet:  ein  Bild  des  Stumpfsinns,  der  Thaten- 
losigkeit  und  absoluter  politischer  Impotenz  in  allen  Kreisen, 
oben  wie  unten.  Nur  auf  einem  Gebiete  leisteten  die  Mitarbeiter 
an  des  alten  Reiches  „Herrlichkeit"  etwas  Ausserordentliches: 
mit  Satzungeheuern  im  geschmacklosesten  und  lakaienhaftesten 
Kurialstil,  der  jemals  in  deutschen  Landen  verbrochen  worden 
ist,  Berge  von  Akten  zu  füllen.  Man  muss  sich  wundern,  dass 
das  alte  Reich  nicht  schon  in  dem  Tintenstrome  ertrank,  den 
die  einzelnen  Organe  seiner  „Lebensbethätigung"  über  es  ergossen, 
bevor  der  grosse  Reichstodtengräber  Napoleon  erschien  und  den 
schon  lange  in  Verwesung  übergegangenen  Reichskörper  end- 
gültig begrub. 

Einmal  hat  einer  der  Gesandten  Aachens  einen  selbständigen 
Gedanken  und  er  klagt  über  die  „Land-Zertrennungspest",  die 
im  Reich  „arg  herumschleiche".  Das  war  schon  im  Jahr  1721. 
und  welche  unglaublichen  Staatengebilde  hatte  diese  Land- 
zertrennungspest  noch  bis  zur  Zeit  der  französischen  Revolution 
geschaffen!  Dreihundert  Staaten  lagen  1789  im  Reiche  neben 
und  durch  einander.  Und  wie  war  ihr  Zustand?  Nach  dem 
allgemeinen  ürtheil  bei  der  Hälfte  derselben  ein  völlig  ver- 
kommener. In  den  jetzigen  Grenzen  des  Rheinlandes  gab  es 
damals  ein  Gewirr  winziger  Staaten:  Stücke  von  drei  Kur- 
fürstenthümern,  drei  Herzogthümer,  eine  grosse  Anzahl  reichs- 
unmittelbarer Grafschaften  und  halb  souveräner  reichsritterlicher 
Gebiete  und  zwei  Reichsstädte.  In  jedem  der  grösseren  Fürsten- 
thümer  existirten  Prälaten,  Stifter,  Klöster,  Ritter  und  Städte 
mit  mannigfaltigen  Hoheitsrechten,  politischen  Privilegien,  ver- 
schiedenartigen Behörden.  Statt  in  den  winzigen  Territorien 
eine  patriarchalisch-einfache  Verwaltung  zu  handhaben,  wurde 
auch  in  ihnen  zu  regieren  versucht.  Man  hatte  einen  Hof  — 
meist  noch  im  französischen  Solde  stehend  —  mit  allem  Zubehör 
nach  französischen  Mustern;  man  hatte  ministeriunculi,  die  die 
Rechtsflege,  das  Kirchen-  und  Schulwesen,  die  Finanzen  und 
Militärsachen  wie  umfassende  Departements  verwalteten;  man 
hatte  Polizeibüttel,  die  jeden  Zweifel  an  des  betreffenden  „Reiches** 
Herrlichkeit  niederschlugen  und  das  „Gottesgnadenthum"  ihrer 
Winkelfürsten  mit  Eifer  und  Zorn  bewachten.  Wohl  war  in  den 
Händen  solcher  Fürsten  die  souveräne  Gewalt  „ein  furchtbares 
Spielwerk,  ein  schneidend  Schwert  in  der  Hand  eines  schwachen 


174  W.  Brüning 

Kindes,  zum  Ernst  zu  wenig,  zum  Scherz  zu  viel".  Aber  es 
wagte  niemand  sich  zu  rühren,  und  wenn  mal  oin  „anzüglicher 
Zeitungsscribent"  seinen  Mund  über  herrschende  Missstände  oder 
gar  zur  „Verringerung  hochfürstlicher  Machtvollkommenheiten* 
aufzuthun  sich  erdreistete,  so  wurde  ihm  Gelegenheit  geboten, 
im  Kerker  bei  Wasser  und  Brod  über  seines  Herrn  souveräne 
Gewalt  nachzudenken.  Den  unglücklichen  Drucker  seiner  Expek- 
toration gesellte  man  ihm  bei,  denn  das  hielt  man  auch  damals 
schon  für  zweckmässig.  „Dem  grossen  Uebel  der  schmähsichtigen 
Schriften  ist  garnicht  mehr  änderst  abzuhelfen",  schrieb  einmal 
ein  Reichstagsgesandter  Aachens  an  Bürgermeister  und  Rath, 
„alss  durch  ein  allgemeines  Reichsgebott,  dass  das  Leessen  aller 
neuen,  nicht  die  Landes-Censur  passiirten  Bücher  durchaus  ver- 
botten  seyn  solle  und  die  heimliche  Anzeigen  (die  beiden  letzten 
Worte  zweimal  unterstrichen!)  neuer  einschleichendten  ver- 
dächtiger Wercke  stattlich  belohnt  werden,  welches  gar  leicht 
auf  Kosten  der  Uebertretter  geschehen  könnte." 

Diese  kläglichen  Versuche,  das  alte  Reich  vor  dem  An- 
sturm einer  neuen  Zeit  zu  schützen,  waren  erfolglos.  Die  Formen 
des  heiligen  römischen  Reiches  waren  eben  hohl  und  todt,  kein 
Geföss  politischen  Lebens,  sondern  eine  hemmende  Fessel  des 
wirthschaftlichen,  geistigen  und  nationalen  Wachsthums.  Die 
Gebilde  der  Landzertrennungspest  machten  das  Reich  wehrlos, 
störten  den  Verkehr,  beeinträchtigten  die  öffentliche  Sicherheit, 
da  durch  sie  jede  strenge  Handhabung  der  Justiz  und  Polizei 
unmöglich  wurde.  Die  Schulen  Hessen  sehr  viel  zu  wünschen 
übrig.  Wohl  aber  hausten  an  vielen  Ort^n  Diebe  und  sonstiges 
lichtscheues  Gesindel,  das  da  stahl  und  mordete,  wo  die  Gelegen- 
heit dazu  sich  bot. 

Nur  die  überaus  traurigen  staatlichen  Verhältnisse  des 
alten  Reichs  ermöglichten  es,  dass  in  unmittelbarer  Nähe 
Aachens  eine  Räubergesejlschaft  wie  die  „Bockreiter"  von 
1734 — 1770  sich  halten  und  Zustände  schreckhafter  Verwirrung 
schaffen  konnte.  Diese  „Bockreiter"  hausten  vornehmlich  im 
alten  Jülicher  und  Limburger  Land  zwischen  Roer,  Wurm  und 
Maas.  Es  war  ihnen  nicht  beizukommen,  denn  der  Rath  von 
Aachen,  der  Herzog  von  Jülich,  der  Kurfürst  von  Köln,  der 
Fürstbischof  von  Lüttich,  der  Statthalter  der  österreichischen 
Niederlande,  die  holländischen  Generalstaaten  und  noch  eine 
Unzahl  ganz  kleiner  Dynasten  theilten  sich  in  das  Land.     Die 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     175 

Bande  lief  aus  einem  „Reich"  ins  andere.  Sie  konnte  in  einer 
Nacht  in  dreien  stehlen  und  am  Morgen  im  vierten  ihren  Raub 
verzehren.  Den  armen  Bestohlenen  half  niemand.  Der  Himmel 
war  hoch  und  der  Kaiser  fern.  Sie  versuchten  sich  selbst  zu 
helfen,  und  da  ihnen  das  nicht  gelang,  wurden  sie  zum  grossen 
Theil  auch  Räuber.  Als  man  der  Bande  endlich  energisch  zu 
Leibe  ging,  stellte  es  sich  heraus,  dass  die  Begütertsten  und  Gebildet- 
sten des  Landstrichs,  sogar  der  Arzt  der  Ortschaft  Herzogenrath, 
zu  den  Führern  der  Bande  gehörten.  Sie  zählte  im  Jahre  1770 
an  500  Mitglieder,  und  Richter  und  Henker  hatten  sechs  Jahre 
hindurch  schwere  Arbeit,  um  das  Land  zu  säubern.  Es  athmete 
wie  von  einem  furchtbaren  Alp  befreit  auf.  Solche  Zustände 
waren  in  dem  heiligen  römischen  Reiche  möglich! 

Und  wie  sah  es  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  in  Aachen 
selbst  aus?  Noch  schlechter  als  in  den  andern  Reichsstädten,  von 
denen  auch  nur  noch  wenige  in  einer  gedeihlichen  Lage  sich 
befanden.  Die  Stadt  hatte  im  Laufe  des  Jahrhunderts,  da  sie 
immer  eine  Hauptstation  für  alle  nach  dem  nordfranzösischen 
und  belgischen  Kriegstheater  marschirenden  Heere  war,  viele 
Einquartirungen  über  sich  ergehen  lassen  müssen.  Besonders 
drückend  waren  die  Lasten  im  siebenjährigen  Kriege  gewesen. 
Handel  und  Industrie  waren  zurückgegangen,  das  Volk  in  ein- 
zelnen Schichten  entsittlicht  und  verwildert.  Die  öffentlichen 
Zustände  waren  nach  übereinstimmenden  Berichten  durchaus 
mangelhaft.  So  sagt  ein  Reisender  jener  Tage  dass  „die  Polizei 
hier  sehr  vernachlässigt  und  das  Volk  verlumpt  und  zügellos  ge- 
wesen sei.  Von  Bettlern  und  Dirnen  werde  man  am  lichten  Tage 
verfolgt  und  bei  Nacht  sei  es  garnicht  rathsam,  sich  in  enge  und 
entfernte  Gassen  zu  verirren,  zumal  in  den  Sommermonaten  keine 
Beleuchtung  stattfinde.  Beispiele  von  öffentlichen  Beleidigungen, 
Diebereien,  jaselbst  von  Meuchelmord,  seien  nichts  elten  .  .  ." 
Im  Jahre  1790  ging  man  hier  mit  dem  Plan  um,  dem  unerträg- 
lichen Bettlerunwesen  durch  die  Errichtung  eines  städtischen  Ar- 
beitshauses Abhilfe  zu  verschaffen.  Johann  Friedrich  Jacobi,  der 
ihn  entwarf,  schreibt  darin:  „Es  wird  viele,  besonders  Auswärtige 
befremden,  dass  eine  Stadt,  in  welcher  eine  Menge  Fabriquen 
verschiedener  Gattung  existiren,  eine  so  grosse  Anzahl  Armer 
habe;  da  an  vielen  andern  Orten  die  Manufacturen  mehr  mtissigo 
Hände  beschäftigen  können,  als  sich  deren  dazu  finden.  Hier 
lehrt  wirklich  die  Erfahrung  das  Gegentheil.  Eine  Hauptursache 


176  W.  Brüning 

davon  mag  wohl  diese  seyn,  dass  die  hiesigen  Fabriquen  oft  stark, 
oft  schwach  gehen,  welches  zur  Folge  hat,  dass  die  Arbeiter  bey 
guten  Zeiten  einen  starken  Aufwand  machen,  den  sie  bey  schlechten 
fortsetzen  wollen,  darüber  zurückkommen,  und  endlich  auf  den 
falschen  Wahn  kommen,  das  Betteln  dem  Arbeiten  vorzuziehen. 
Der  Mangel  an  wirksamen  Polizeianstalten,  zu  Verhütung  der 
Bettelei,  und  die  verschiedenen  angränzenden  Gebiete  locken  auch 
viel  loses  Gesindel  herbey.  Der  Gründe  sind  noch  mehrere;  welche 
sie  aber  auch  seyn  mögen,  genug,  niemand  der  unsre  Stadt 
kennt,  wird  in  Abrede  seyn,  dass  dieselbe  mit  Bettlern  über- 
setzt .  .  .  ist/  Die  Einahmequellen  der  Stadt  waren  dürftig, 
die  Finanzverhältnisse  deshalb  ärmlich.  An  allen  Ecken  und 
Enden  wurde  gespart,  oft  in  ganz  übel  angebrachter  Art.  Zum 
Theil  waren  die  schlechten  Finanzverhältnisse  der  Stadt  auf 
das  zerrüttete  Münzwesen  im  Reich  zurückzuführen.  Die  Berichte 
der  Gesandten  hallen  von  Klagen  über  diesen  alten  Krebsschaden 
wieder,  der  einen  allgemeinen  Niedergang  der  wirthschaftlichen 
Verhältnisse  herbeiführte.  Aachen  musste  beständig  um  Stundung 
oder  Befreiung  von  der  Eeichsmatrikel,  den  Beiträgen  zu  den 
Eeichsbedürfnissen,  bitten.  Ja  es  war  oft  kaum  in  der  Lage, 
seinen  Vertretern  in  Regensburg  und  Wien  regelmässig  das  recht 
geringe  „Salarium**  zu  zahlen.  Die  Wittwen  der  Gesandten  mussten 
die  Stadt  oft  noch  um  einen  Beitrag  zu  den  „Conducts-  und 
Funeral-Unkösten**  bitten,  um  ihren  „abgestorbenen  liebsten  Ehe- 
herren"  ein  stand esgemässes  Begräbniss  zu  theil  werden  zu 
lassen,  und  die  Kinder  der  Gesandten  noch  Jahr  und  Tag  nach 
dem  Tode  ihrer  Väter  die  Ueberweisung  „noch  rückhaftender 
wSalarien-G eider  aus  Grossmuth  und  Erbarmen"  nachsuchen. 

Auch  Aachen  musste  die  Folgen  der  im  Reiche  herrschenden 
Rechtslosigkeit  oft  genug  an  sich  verspüren,  besonders  in  seinen 
Misshelligkeiten  mit  den  Herren  von  Pfalz-Jülich,  die  stets  nach 
dem  für  damalige  Verhältnisse  immerhin  recht  fetten  Bissen, 
den  die  Stadt  bot,  lüstern  waren.  So  auch  wieder  im  Jahre  1769, 
in  dem  der  Kurfürst  von  der  Pfalz,  Karl  Theodor,  trotz  eines 
kaiserlichen  Mandat««,  das  ihm  alle  Gewaltmassregeln  verbot 
und  ihn  auf  den  Weg  Rechtens  verwies,  sich  gewaltsam  in  die 
Stadt  Eingang  verschaffte  und  sie  mit  Einquartirung  und  Ueber- 
griffen  aller  Art  schwer  bedrückte.  Der  Stadtsekretär  P.  M.  Becker 
schreibt  darüber  am  2.  Februar  1769  an  den  Vertreter  der  Stadt 
auf   dem    Regensburger    Reichstag,    von   Münsterer:     „Weilen 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     177 

aber  durch  derlei  eigenmächtige  denen  Eeichskonstitutionen 
schnurgradt  zuwieder  laufende  und  hochstverbottene  Unter- 
nehmungen und  gewaltthätige  Okkupationes  die  niedern  Stände 
von  denen  mächtigern  ohne  behörende  Rücksicht  auf  die  Kaiser- 
liche Autorität  undt  die  von  Kaiserlicher  Majestät  erlassende 
pönalisirte  Mandaten  forth  den  Landtfrieden  bedrucket,  die  gemeine 
Ruhe  gestöret,  forth  das  Band  zwischen  Haupt  und  Gliedern 
getrennet  und  also  die  ganze  Konstitution  undt  Verfassung  des 
Heil.  Rom.  Reichs  umbgekehret  wird,  hierumb  so  habe"  u.  s.  w. 
Becker  bittet  den  Gesandten  „behörigen  Orts  die  nachdruck- 
sambste  Anzeig  dieser  unverantwortlicher  Eigenmacht  willkür- 
licher Betrangnus  zu  verfuegen  und  umb  gedeihliche  Vorschrift, 
auch  nachdrückliche  Dehortatorium  zur  ungesäumter  Abstellung 
dieses  besonders  allen  und  jeden  Reichsstädten  und  schwachen 
Ständen  gemeinschädt-  und  höchst  präjudicirlichen  Vorgangs  zu 
imploriren  und  über  den  Erfolg  beliebig  zu  berichten."  Von 
einem  Erfolg  des  Gesandten  beim  Reichstag  war  natürlich  keine 
Rede  und  seiner  Weisheit  Schluss  bestand  in  den  Worten,  die 
er  am  10.  April  1769  an  die  Stadt  richtete:  es  ist  „allzeit 
zu  bedauern,  wann  Mindermächtige  mit  den  Mächtigeren  und 
Grösseren  in  Collision  gerathen,  anerwogen,  dass  erstere  gemeinig- 
lich den  kürzeren  ziehen  müssen,  womit  die  Ehre  habe,  mit 
besonderer  Estime  zu  sein  Euer  Hochwohlgebohrn  ganz  ergeben- 
ster Diener  J.  B.  von  Münsterer". 

Treffender  konnte  dieser  „ergebenste  Diener"  und  „Stimm- 
vertreter" den  traurigen  Rechtszustand  seiner  Zeit -nicht  kenn- 
zeichnen. Das  Recht  des  Stärkern  galt  noch  immer;  auch  in  der 
Bürgerschaft  selbst,  die  dadurch  der  Stadt  Wunden  schlug,  welche 
heftiger  schmerzten,  als  alle  von  äussern  Verhältnissen  und  Fein- 
den zugefügten.  Auch  hier  in  Aachen  hatte  die  Jahrhunderte  hin- 
durch der  Kampf  zwischen  den  Geschlechtern  und  Zünften,  die  die 
Masse  des  Volkes  repräsentirten,  um  den  Antheil  an  der  Regierung 
getobt  und  Opfer  gefordert.  Er  erreichte  seinen  Höhepunkt  in  den 
achtziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  und  führte  zu  einer 
förmlichen  Revolution,  die  die  alte  Reichsstadt  an  den  Rand 
politischen,  materiellen  und  sittlichen  Verderbens  brachte.  Sie 
trägt  von  dem  Stimmenkauf,  durch  den  sich  einige  ehrgeizige 
Männer  das  Regiment  der  Stadt  jahrzehntelang  zu  sichern  und 
die  Bürgerschaft  zu  einer  quantit^  n^^gligeable  herabzudrücken 
wussten,    die   Bezeichnung    „Mäkelei".     Letztere   verräth   den 

12 


178  "W".  Brüniiig 

elenden  Chaiakter  des  Kampfes,  in  dem  nicht  Kraft  und  geistige 
Ueberlegenheit  den  Ausschlag  gaben,  sondern  der  Geldsack.  Sie 
zeigt  aber  auch  aufs  handgreiflichste  den  Fluch  der  Klein- 
staaterei, in  der  «es  unmöglich  ist,  aus  dem  Bannkreis  des  eng- 
sten Privatinteresses  und  der  widerwärtigsten  Selbstsucht  zu 
den  sittlichen  Gesichtspunkten  eines  nationalen  Gemeinsinns  sich 
emporzuheben,  und  erweist  aufs  gründlichste  die  Wahrheit  des 
alten  Satzes,  dass  die  kleinen  Potentaten,  wenn  nicht  noch  ein 
Höherer  über  ihnen  steht,  noch  schlimmer  sind,  als  der  mächtigste 
Tyrann. 

In  diesen  ünrath  unhaltbarer  Zustände,  die  selbst  über  kurz 
oder  lang  zur  Katastrophe  hätten  führen  müssen,  fegte  die 
Sturmfluth  der  französischen  Revolution  hinein  und  räumte  ihn 
hinweg.  Sie  brachte  herrliche  Güter:  dem  Gewerbe  die 
Befreiung  von  einem  unsinnig  gewordenen  Zunftwesen,  das  die 
grosse  Masse  zur  wirthschaftlichen  Unselbständigkeit  verur- 
theilte,  den  frohnenden  Bauern  die  Freiheit  des  Gnindbesitzes 
und  dem  eigentlich  rechtlosen  Volk  das  köstliche  Gut  der  bürger- 
lichen Gleichheit. 

Das  muss  man,  wenn  man  rheinische  Zustände  und  Stim- 
mungen damaliger  Zeit  beurtheilen  will,  nicht  vergessen.  Es  ist 
falsch,  daraus,  dass  hie  und  da  die  Franzosen  Freunde  gefunden, 
den  allgemeinen  Vorwurf  der  Franzosenfreundlichkeit  zu  forrau« 
liren.  Aachen  kommt  in  dieser  Hinsicht  bei  der  Beurtheilung 
von  manchen  Seiten  fast  am  schlechtesten  weg.  Mit  Unrecht! 
Weder  hat  das  rheinische  Volk  im  allgemeinen,  so  sehr  es 
auch  für  die  Beseitigung  der  üebelstände,  unter  denen  es  unter 
dem  Regiment  der  feudalen  und  anderen  Privilegirten  geseufzt, 
den  Franzosen  dankbar  war,  ein  Herz  zu  der  französischen 
Regierung  gefasst,  noch  hat  im  besondern  Aachen,  obwohl  es 
beispielsweise  die  Gunst  Napoleons  seiner  bedeutungsvollen 
historischen  Vergangenheit  wegen  in  höherm  Grade,  als  die 
andern  Städte  des  Rheinlandes  erfuhr,  im  wahren  Sinne  fran- 
zosenfreundliche Gesinnungen  auf  die  Dauer  bekundet.  In 
einigen  Kreisen  der  höhern  Gesellschaft  machten  sich  aller- 
dings französische  Sympathieen  geltend,  ebenso  wie  anderswo 
auch.  Ihr  Stimmführer  war  Franz  Dautzenberg,  der  verdienst- 
volle Begründer  der  Stadtbibliothek,  ein  Mann  von  umfassender 
Bildung  und  späterhin  ein  angesehener  Bürger.  Er  half  den 
Freiheitsbaum    auf   dem    Markte    errichten    und    leitete   seine 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     179 

Zeitung,  den  „Aachner  Zuschauer"  in  franzosenfreundlichem 
Sinne.  Er  befand  sich  übrigens  mit  seinen  französischen  Sym- 
pathieen  in  sehr  guter  Gesellschaft.  Die  besten  Männer  Deutsch- 
lands begrüssten  die  Anfangsstadien  der  Revolution  mit  Freuden 
als  die  Morgenröthe  eines  schönern  Tages  für  die  Menschheit. 
Ich  brauche  da  nicht  an  die  Könige  im  Reiche  der  Gedanken, 
an  einen  Kant  und  Fichte,  zu  erinnern  oder  an  unsere  grössten 
Dichter,  die  sie  mit  den  inhaltsreichsten  Versen,  die  ihnen  je 
die  Muse  eingegeben,  begrüssten,  ich  nenne  auch  unter  den 
Rheinländern  nur  den  alten  Löwen  Joseph  Görres,  der  damals  noch 
ein  junger  Leu  war  und  mit  seinen  Pranken  den  siechen  Leib 
des  alten  Reiches  hatte  zerreissen  helfen.  Aber  wie  dieser  so 
sind  auch  Dautzenberg  und  mit  ihm  alle,  die  ihm  hier  anhingen, 
von  der  ebenso  grossen  wie  schmerzhaften  Täuschung  durch 
die  Revolution  selbst  geheilt  worden,  als  sie  sahen,  dass  diese 
sich  nur  mächtig  zeigte  im  Zerstören,  aber  nicht  vermögend 
war,  auch  nur  für  einen  Tag  ein  geordnetes  Staatswesen  her- 
zustellen. 

Die  Bürgerschaft  Aachens  im  allgemeinen  hat  für  die 
Franzosen  nicht  geschwärmt.  Sie  steht  dadurch  in  unserer 
Schätzung  um  so  höher,  als  sie,  wie  wir  gesehen,  bei  der 
Jämmerlichkeit  der  reichsstädtischen  Verhältnisse  jeden  Um- 
schwung der  politischen  Gestaltung  mit  lauter  Freude  hätte 
begrüssen  müssen.  Die  Franzosen  fanden  weder  bei  der  ersten, 
noch  bei  der  zweiten  Invasion  eine  freundliche,  geschweige  denn 
begeistert«  Aufnahme,  und  der  Einführung  der  revolutionären 
Regierungsform  setzte  die  Stadt  einen  Widerstand  entgegen, 
der  nur  der  Gewalt  wich.  Schon  aus  der  Mitte  des  Jahr- 
hunderts haben  wir  ein  werthvolles  Zeugniss  aus  dem  Munde 
eines  sehr  scharfen  Beobachters,  welches  die  fast  merkwürdige 
Antipathie  der  hiesigen  Gegend  gegen  Frankreich  beweist. 
Friedrich  der  Grosse  schreibt  im  Jahre  1742  aus  Aachen  an 
seinen  Etatsminister  Grafen  Podewils:  „Vous  ne  sauriez  vous 
imaginer  ä  quel  point  tout  le  voisinage  d'ici  est  anim6  contre 
la  France;  c'est  une  fr^n^sie  que  je  ne  congois  pas,  et  qui  va 
plus  loin  que  la  fureur  de  Roland.**  Für  die  Revolutionszeit 
kann  man  die  franzosenfeindliche  Stimmung  der  Aachener 
Bevölkerung  aus  vielen  übereinstimmenden  Berichten  von  Zeit- 
genossen und  zahlreichen  Ak^nstücken  feststellen,  und  nirgends 
hat  wohl  die  politische  Volkspoesie  dem  Volkshasse  gegen  die 

12* 


180  W.  Brüning 

Franzosen  einen  drastischem  und  kräftigern  Ausdruck  gegeben, 
als  in  der  sogen.  Aachener  Marsaillaise,  die  die  hiesige 
Strassenjugend  unter  der  Nase  von  Darapien'es  Truppen  sang. 
Zur  Kennzeichnung  der  Stimmung  der  Bevölkerung  sind  besonders 
die  Aufzeichnungen  einer  handschriftlichen  Chronik,  die  die 
Jahre  1776 — 1797  umfassen,  beachtenswerth.  Ich  ziehe  sie  hier 
heran,  da  die  Meinungen  über  die  Stellung  Aachens  zu  den 
Franzosen  noch  immer  getheilt  sind.  Jeder  neue  Beitrag,  der 
zur  Aufklärung  geeignet  ist,  darf  daher  wohl  auf  Interesse 
rechnen. 

Die  Chronik  sagt  ausdrücklich,  dass  bei  der  von  den  Franzosen 
in  Scene  gesetzten  Zertrümmerung  der  steinernen  Schandsäule, 
die  im  Jahre  1616  zum  Andenken  an  den  Führer  der  protestan- 
tischen Rebellen  errichtet  worden  war,  und  an  der  gleichzeitig 
erfolgenden  Aufpflanzung  des  Freiheitsbaumes  sich  nur  Dautzen- 
berg  und  ein  geborener  Franzose,  Sampr^,  betheiligten.  „Kein 
Frohlocken  des  Volkes  begleitete  diese  Handlung,  und  alles  zeigt 
klar  genug,  dass  die  hiesigen  Einwohner  keinen  Sinn  haben  für  die 
französische  Freiheit."  Der  von  der  französischen  Konstitution  vor- 
geschriebenen Wahl  der  Volksrepräsentanten  wurde  der  äusserste 
Widerstand  entgegengesetzt,  besonders  von  den  „Marschier- 
strässern".  Die  Hinrichtung  Ludwigs  XVI.  machte  auf  die 
Gemüther  der  Einwohner  einen  starken  Eindruck,  der  sich 
auf  ihren  Gesichtern  wiederspiegelte.  „Die  Freude  und  das 
Frohlocken  des  Volkes**  über  den  Sieg  der  Oesterreicher  bei 
Aldenhoven,  der  Aachen  für  kurze  Zeit  von  den  Franzosen 
befreite,  „ist  nicht  zu  beschreiben'',  sagt  der  Chronist.  Man 
führte  das  Piquet  österreichischer  Scharfschützen,  das  zuerst 
die  Stadt  erreichte,  „zum  Freiheitsbaum,  und  diese  Missgeburt 
lag  gleich  übern  Haufen  und  die  Freyheits-Kappe  wurde  vom 
Volke  zerrissen**.  Auch  die  Kaiser-Karls-Statue  wurde  sogleich 
von  dem  unwürdigen  Schmuck  der  Jakobinermütze  befreit.  Der 
Chronist  gibt  dann  weiter  seiner  Freude  Ausdruck,  dass  die 
Stadt  von  den  Königsmördern  gesäubert  wurde.  Dies  Ereiguiss 
wurde  durch  eine  allgemeine  Illumination  und  durch  eine  grosse 
kirchliche  Feier  im  Münster  begangen.  Man  hatte  hier  schon  bei 
dieser  ersten  Begegnung  den  wahren  Charakter  der  Franzosen 
erkannt.  Die  zweite  Invasion  führte  noch  grösseres  Unglück 
herbei,  ja  sie  hätte  beinahe  die  Existenz  der  Stadt  gefährdet. 
Mit  den  schönen  Freiheitsphrasen  und  der  Heuchelei  des  Wohl- 


Aachen  währeud  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     181 

wollens  war  es  bald  aus,  die  Freiheit  war  für  die  Revolutions- 
mäimer  nur  der  Titel,  auf  den  hin  sie  sich  die  gröbste  Ungebühr 
gegen  Jeden  ohne  Unterschied  des  Standes,  Alters  und  Geschlechts 
erlaubten.  „Es  ist  über  allen  Glauben  toll  und  thöricht**,  schrieb 
Friedrich  Heinrich  Jacobi  von  Aachen  aus  an  Goethe,  „wie  die 
Citoyens  mit  der  armen  Aachener  Bürgerschaft  umgehen,  um 
mit  ihr  einen  Maulesel  der  Freiheit  und  Gleichheit  zu  erziehen." 
Es  war  thatsächlich,  wie  es  in  der  Aachener  Marsaillaise  heisst, 
ein  „Canaillenpack",  das  hier  seinen  Einzug  gehalten  hatte. 
Es  schwelgte  förmlich  in  Ausschreitungen  und  im  Vandalismus. 
Das  kam  schliesslich  sogar  den  französischen  Befehlshabern  zum 
Bewusstsein,  die  sonst  ruhig  alle  Leidenschaften  wüthen  Hessen. 
Jourdan  sagt  in  einem  aus  Burtscheid  unterm  26.  September  1794 
gegebenen  Befehle  an  die  Generale  der  Sambre-  und  Maasarmee: 
„Des  exces  affreux  se  commettent  journellement.  Les  devoirs  de 
soldats  et  de  republicains  sont  oubliös  et  qui  plus  est  m6pris6s. 
Est  ce  donc  lä  cette  arm6e  qui  a  vaincu  ä  Fleurus  .  .  .?  Avez- 
vous  donc  prodigu6  votre  sang  dans  les  combats,  avez-vous  donc 
delivre  votre  patrie,  pour  devenir  des  brigands  eflfr^n^s?  Si  vos 
braves  fr^res-d'armes,  p^ris  au  champ  de  Thonneur  ä  Fleurus, 
pouvoient  etre  rappell^s  k  la  vie,  que  diroient-ils,  en  voyant 
qu'au  lieu  de  songer  ä  les  venger,  Tarm^e  ne  s'occupe  que  de 
pillage  et  se  souille  d'opprobres?" 

Die  materiellen  Lasten,  die  die  französische  Einquartirung 
und  das  Glück,  ein  Bestandtheil  der  grossen  Nation  geworden 
zu  sein,  Aachen  auferlegten,  waren  unerträglich.  „Freiheit, 
Gleichheit,  Verbrüderung  oder  Tod!'*  Mit  dieser  humanen  Devise 
wurden  sie  eingetrieben.  Aachen  sah  ein  Contribuiren,  Requiriren 
und  Devastiren,  wie  es  ihm  doch  trotz  allen  bisher  schon  über- 
standenen  Kriegsdrangsalen  unbekannt  geblieben  war.  P]ndlich 
ermannte  sich  die  Munizipalität,  in  ihr  Männer  wie  Othegraven, 
Contzen  und  Reuschenberg,  und  schrieb  dem  Gouvcniements- 
kommissär  Poissant  im  Juni  170():  „Si  notre  commune  k  jusciu' 
ici  fait  les  derniers  sacriftces  pour  subvenir  dans  ce  temps  de 
calamit(*  aux  charges  multipli^es  et  inombrables  auxquelles  les 
autorites  constituees  n'ont  ccss(^  de  Timposer,  il  nous  sera 
permis  au  moins  de  faire  entendre  nos  justes  reclamations,  quand 
Tarbitralit^  pr{»side  aux  Operations  qui  devraient  etre  dirig^es 
par  la  justice  quand  les  cris  du  desespoir  g6n6ral  percent  le 
coeur  de  chaque  fonctionnaire   ....   Si  nous  sommes  tombes 


182  W.  Brüning 

jusqu'au  point  d'avilisseraent  qu'on  nous  6te  mfeme  la  triste 
pr6rogative  de  pouvoir  observer  les  prenii^res  notions  de  justice 
et  d'une  proportion  dans  les  contributions  ä  payer  par  nos  con- 
citoyeus,  nous  ne  pouvons  plus  meriter  le  nom  de  fonctionaires 
publics  qu'on  nous  raye  au  moins  de  la  liste  des  municipalit^s 
afinque  la  post6rit6  ne  dise  pas,  que  nous  avons  eu  une  existence 
administrative  quand  toutes  les  notions  de  justice  ont  6te 
m^connus/  Die  Municipalen  sprechen  dann  von  dem  „pays 
conquis",  den  „contröes  malheureuses  qui  ont  6t6  le  th6atre 
continuelle  de  la  plus  cruelle  guerre  depuis  cinq  ans  qui  ont 
6t6  ecrass6es  par  les  requisitions  en  tout  genre  .  .  .  Veuill^s 
citoyen  commissaire  pour  vous  convaincre  de  cette  verit6  jetter 
un  coup  d'oeil  sur  nos  sacrifices  et  nos  souffrances  dont  nous 
vous  presenterons  les  etats  incessament.  Veuillös  ordonner  s'il 
le  faut  la  verification  des  dettes  de  nötre  commune  qui  excedent 
cinq  millions  de  livres  en  numeraire  et  veuill6s  juger  en  con- 
sequence,  si  les  cris  de  nötre  desespoir  sont  fond^s  .  .  . 

Solcher  „Verzweiflungsschreie"  könnte  ich  hier  Dutzende 
aufzeichnen.    Sie  waren  aber  auch  sehr  berechtigt: 

Denn  „es  prassten  ...  die  Obern  und  raubten  die  Grossen. 
Und  es  raubten  und  prassten  bis  zu  dem  Kleinsten  die  Kleinen, 
Jeder  schien  nur  besorgt,  es  bliebe  was  übrig  für  morgen.* 

Kein  Wunder,  dass  das  Volk  murrte  und  seiner  Abneigung 
gegen  das  Franzosenthum  Ausdruck  gab,  wo  sich  die  Gelegenheit 
dazu  bot.  Aber  die  französischen  Machthaber  wussten  solche 
Regungen  zu  unterdrücken.  Ein  Zeugniss  sei  in  dieser  Beziehung 
als  charakteristisch  für  viele  angeführt.  Am  8.  Messidor  des 
4.  Jahres  der  Republik  (27.  Juni  1796)  richtete  Morlot,  Divi- 
sionsgeneral und  Stadtkommandant,  folgende  Worte  an  die 
Aachener:  „Quel  est  donc,  habitans  d'Aix,  l'excfes  de  votre 
demence?  Voulez-vous  par  vos  discours  et  par  votre  conduite 
attirer  sur  vos  t^tes  la  s6v6rit6  des  lois  et  provoquer  le  res- 
sentiment  d'un  nation  qui  vous  a  prouv6  jusqu'-ici  quelle  veut 
^tre  votre  amie,  jusqu'ä  ce  qu'elle  soit  votre  alli^e.  J'apprends 
que  des  insinuations  perfides  et  fausses  circulent  avec  profusion 
sur  les  pretendus  revers  qu'ont  6prouv6s  les  armes  de  la  repu- 
blique:  J'apprends  que  ces  bruits  trompeurs  sont  repandus  avec 
complaisance,  quMls  sont  accueillis  avec  joie.  J'apprends  aussi, 
chose  inouie!  que  nombre  de  vos  concitoyens  attendant  ä  l'entröe 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     183 

de  la  ville  nos  valeureux  frferes  d'armes,  atteints  par  le  fer  ou 
le  ploinb  des  esclaves,  qu'ils  se  rient  de  leurs  douleurs,  qu'ils 
insultent  i  leurs  glorieux  blessures.  Ils  sont  donc  bien  cniels 
les  esclaves  dont  voiis  d^sirez  le  retour  puisque  vous  pensez 
acheter  leur  amitie  par  des  oeuvres  d'inhumanit6.  Preiiez  y 
garde!  le  regard  du  Fran^ais  vous  surveille,  il  voit  tout,  il  p^netre 
tout,  il  dösignera  le  malveillant  ou  le  capable,  il  indiquera  le 
domicile  qui  leur  sert  de  rendez-vous  et  une  punition  prompte 
et  severe,  mais  juste  les  frappera  tous/ 

Auch  diejenigen,  die  hier  noch  der  Revolution  einige  Sym- 
pathieen  bewahrt  hatten,  gaben  diese  unter  den  Einwirkungen 
eines  Regiments  auf,  das  auf  Gemeinheit  und  Niedertracht 
gegründet  war.  Am  meisten  empörten  die  Aachener  Bürger- 
schaft die  wahrhaft  fürchterlichen  Wirkungen  der  Revolution  auf 
kirchlichem  Gebiet  und  die  Verhöhnung  aller  Gottesfurcht  und 
Religion,  die,  mochten  auch  in  einzelnen  Schichten  die  sittlichen 
Zustände  zeitweise  nicht  die  besten  gewesen  sein,  für  den 
grössten  Theil  der  Bevölkerung  das  wesentlichste  Charakter- 
element bildeten.  Mit  Gewalt  suchten  die  Sendboten  der 
Revolution  das  Volk  der  Kirche  zu  entfremden  und  systematisch 
zu  korrumpiren,  aber  hierin  gab  es,  obwohl  sonst  in  mancher 
Beziehung  zu  weich  und  zu  fügsam,  nicht  nach.  Das  kirchliche 
Leben  gewann  an  innerer  Tiefe,  was  es  an.  äusserlicher  Bethä- 
tigung  verlor,  und  entzog  der  Revolution  den  Boden,  den  die 
politische  Misswirthschaft  ihr  hier  in  einigen  Kreisen  bereitet 
hatte.  Mit  Ingrimm  sah  die  Bevölkerung  die  Wegschleppung 
ihrer  kirchlichen  Schätze  und  die  Schändung  ihrer  heiligen 
Stätten. 

Wurde  hierdurch  verhindert,  dass  die  Revolution  und  das 
Franzosenthum  in  Aachen  festen  Fuss  fassten,  so  machte  der 
kirchliche  Despotismus  schliesslich  auch  die  napoleonisclie  Herr- 
schaft gänzlich  verhasst.  Zwar  kamen  mit  dieser  wieder  bessere 
Zeiten,  und  wenn  auch  in  Aachen  der  „Xapoleonszauber"  seine 
Wirkung  nicht  verfehlte,  so  beruhte  er  hier  auf  ziemlich  solider 
Grundlage.  Wurden  dem  ganzen  Rheinlande  die  Wohlthaten 
der  gesetzgeberischen  und  organisatorischen  Genialität  Napo- 
leons zu  Theil,  so  lächelte  Aachen  noch  ganz  besonders  seine 
persönliche  Huld  und  Fürsorge.  Er  brachte  die  darnieder 
liegende  Industrie  in  die  Höhe,  ja  man  kann  sagen,  dass  kaum 
jemand  mehr  für  die  Aachener  Industrie  gethan  hat,  als  Napoleon, 


184  W.  Brüiüng 

er  bahnte  ihr  die  Wege  und  erschloss  ihr  ein  gewaltiges  Absatz- 
gebiet. Er  führte  überall  in  den  rheinischen  Landen  eine 
Hebung  des  so  tief  gesunkenen  Wohlstandes  herbei,  besonders 
aber  in  Aachen.  Die  Bevölkerung  empfand  die  Wohlthaten 
der  neuen  Regierung  um  so  mehr,  als  während  der  voraufgehen- 
den provisorischen  Zustände  die  Unsicherheit  und  die  Rechts- 
losigkeit,  materielle  und  sittliche  Noth  den  höchsten  Grad  erreicht 
hatten.  Nicht  unempfänglich  war  man  in  Aachen  auch  für  den 
historischen  Ruhm,  den  der  neue  Imperator  der  alten  Kaiserstadt 
wiedergeben  wolltej  indem  er  sie  zur  Hauptstadt  seines  Weltreichs 
zu  erheben  plante.  Er  betrachtete  sich  in  einer  historisch-mysti- 
schen Anwandlung  als  den  Erben  Kaiser  Karls  des  Grossen  und 
bezeichnete  sich  auch  als  solchen.  Alle  diese  Momente  trafen 
zusammen,  um  die  Aachener,  die  den  Schrecken  der  ümwälzungs- 
jahre  von  1794 — 1802  noch  in  lebhafter  Erinnerung  hatten,  zu 
veranlassen,  dem  Kaiser  bei  seinem  Besuche  der  Stadt  im  Jahre 
seiner  Krönung  einen  glänzenden  Empfang  zu  bereiten.  Es  wäre 
aber  falsch,  daraus  eine  besonders  enthusiastische  Verehrung  Napo- 
leons zu  folgern.  Die  schreiende  oder  Pferde  ausspannende  Menge 
kommt  in  dieser  Beziehung  nicht  in  Betracht.  Wenn  man,  wie 
das  geschehen  ist,  aus  diesem  populären  Vergnügen  auf  den 
Servilismus  der  Bevölkerung  irgend  einer  „bonne  ville**  Schlüsse 
ziehen  will,  so  kennt  man  den  Mob  nicht,  der  heute  Hosianna 
und  morgen  Kreuzige  ruft.  Die  massgebenden  Kreise  Aachens 
schwärmten  nicht  für  Napoleon.  Aus  ihnen  stammt  ein  Bericht 
eines  Augenzeugen  des  Empfanges.  Der  Verfasser  versichert, 
dass  in  der  alten  reichsstädtischen  Familie,  der  er  ange- 
hörte, und  auch  in  anderen  Kreisen  der  tiefste  Widerwille 
gegen  die  französische  Okkupation  geherrscht  habe.  —  Dem 
Konsul  Bonaparte  brachte  man  als  dem  Wiederhersteller  von 
Sicherheit  und  Ordnung  mit  Recht  vielfache  Sympathieen  ent- 
gegen. Man  hatte  zudem  gehofft,  dass  der  grosse  Held  auch 
ein  grosser  Mann  sein  könnte.  Aber  die  Bewunderung  und  Ver- 
ehrung schlugen  bei  urtheilsfähigen  Männern  in  Geringschätzung 
um,  als  er  sich  mit  dem  kaiserlichen  Hermelin  behängte.  Sie  sahen 
voraus,  dass  diese  That  der  Herrschsucht  und  Eitelkeit,  durch 
die  Napoleon  sich  als  wirklicher  Parvenü  bekundete,  eine  ver- 
schlimmerte Auflage  des  durch  die  Revolution  begrabenen  Absolu- 
tismus und  seiner  verderblichen  Begleiterscheinungen  bedeutete. 
Die  Entwickelung  der  Napoleonischen  Aera  gab  ihnen  recht.  Auch 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     185 

Aachen  war  schliesslicli  nur  wieder  aus  dem  Regeu  unter  die 
Traufe  gekommen.  Der  kirchliche  Despotismus  Napoleons  und  die 
Einführung  seines  Katechismus  verletzten  das  religiöse  Gefühl  des 
Volkes  fast  noch  mehr  als  der  Veruunftkultus  der  ßevolutions- 
männer,  den  es  verspottete.  Die  fortwährenden  Konskriptionen 
und  militärischen  Lasten  wurden  auf  die  Dauer  unerträglich. 
Die  grauenhafte  Gewissenlosigkeit  seiner  Politik  und  die  brutale 
Unterdrückung  jeder  selbständigen  Regung  reizten  und  empörten 
auch  die  Schwachen  und  Duldsamen.  Die  Niederlagen  der 
deutschen  Brüder  verstärkten  die  Abneigung  der  Aachener 
Bevölkerung  gegen  Frankreich  und  seinen  Imperator  erheblich 
und  brachten  ihr  ihr  Deutschthum  immer  mehr  zum  Bewusstsein. 

Mit  Recht  darf  desshalb  ein  berühmter  Sohn  dieser  Stadt, 
Alfred  von  Reumont,  an  dessen  Wiege  neben  Klio  auch  die  Muse 
der  Dichtkunst  gestanden,  die  Charakterisirung  der  traurigen 
Epoche  der  Fremdherrschaft  in  die  Verse  zusammenfassen: 

„Sie  kamen  als  wüste  Haufen  her,  zu  hausen  in  unsrer  Mitte, 
Eine  Bande  der  Freiheit  Brüderheer,   ohne  Zügel  von  Recht 

und  Sitte. 
Wir  wurden  über  den  Löffel  barbirt,  gesotten  und  gebraten, 
Wir  haben  die  Stuben  tapezirt  mit  sauberen  Assignaten, 
Wir   sah'n  die   Bilder   nach   Paris,    die   Säulen   des   Münsters 

schicken, 
Vor  ihm,  der  Karls  Nachfolger  hiess,  sah'n  krumm  wir  tausend 

Rücken. 
Er  hat  mit  seiner  Geistesmacht  manch  weises  Gesetz  verkündigt, 
Gar  vieles  hat  er  gut  gemacht,   was  die  Ohnehosen  gesündigt. 
Fremd  blieb  jedoch,   was  fremde  war,  trotz  allem  Prunk  und 

Schimmer, 
Und    als    zu  Ende    die    zwanzig  Jahr,    da  waren    sie    Fremde 

noch  immer.** 

Nach  der  Leipziger  Schlacht  regte  sich  auch  hier  überall 
das  zwar  unterdrückte,  aber  unentwurzelte  Nationalgefühl,  das 
Bewusstsein  der  Zusammengehörigkeit  mit  dem  übrigen  Deutsch- 
land und  der  Hass  gegen  das  französische  Kaiserreich.  Wir 
besitzen  zwei  untrügliche  Zeugnisse,  die  das  beweisen.  Baron 
Micoud,  Präfekt  desOurthe-Departements  schreibt  am  (>.  November 
1818  der  französischen  Regierung:  „Si  la  ligne  du  Rhin  n'est 
bientöt  assur^e,   rennemi  se  fortiflera  de  beaucoup  de  conscrits 


186  W.  Brüuing 

et  de  tous  les  prol^taires  des  d6partements  röunis,  car  les 
peuples  qui  ne  parlent  pas  frangais  sont  en  geu6ral  contre  nous." 
Und  am  20.  November  schreibt  Baron  La  Tour  du  Pin,  der 
Präfekt  des  Dyle-Departements:  „Les  bords  du  Rhin,  qui  furent 
r6iinis  depuis  la  Revolution  sont,  dit-on,  encore  tout  allemands, 
surtout  Aix-la-Chapelle/ 

Dass  Aachen  trotz  aller  gewaltsamen  Mittel  ihm  den 
deutschen  Charakter  zu  nehmen,  zu  denen  in  erster  Reihe  der 
rücksichtslose  Kampf  gegen  die  deutsche  Sprache  und  Schule 
gehörte,  doch  eine  deutsche  Stadt  geblieben  war,  bewies  es 
während  des  grössten  Theiles  des  Freiheitskampfes  vollauf.  Zu 
verlangen,  dass  das  Rheinland  und  seine  Städte  gleich  seit 
Beginn  desselben  mit  den  altpreussischen  Provinzen  in  patrio- 
tischem Aufschwung  hätten  konkurrieren  müssen,  ist  eine  voll- 
ständige Verkennung  der  politischen  Verhältnisse  und  der  Wirk- 
lichkeit. 

Hell  aus  dem  Norden  brach  der  Freiheit  Licht!  Die  ersten 
Boten  der  neuen  Zeit  und  der  Freiheit  waren  die  behenden 
Kosaken.  Obwohl  sie  durch  die  Strapazen  der  Feldzüge  und 
des  Ritts  durch  Europa  nicht  anmuthiger  geworden  waren, 
wurden  sie  von  rheinischen  Frauen  doch  wie  erlauchte  Helden 
mit  Kränzen  und  Siegesreisern  geschmückt.  Mithin  war  trotz 
der  Vorliebe  für  die  leichte  Aumuth  französischer  Sitten,  die 
den  rheinischen  Frauen  von  einer  gewichtigen  Stelle  aus  zum 
Vorwurf  gemacht  wird,  das  Deutschgefühl  und  die  Freude  an 
dem  Freiheitskampfe  so  stark  in  ihnen,  dass  sie  sogar  an  den 
schmutzigen  Waffengenossen  aus  den  russischen  Steppen  Gefallen 
fanden. 

Am  17.  Januar  1814  besetzte  ein  Theil  der  Avantgarde 
des  russischen  Korps  Winzingerode  Aachen.  „Bei  dem  An- 
blicke dieser  fremden  Waffenbrüder, **  sagt  ein  Aachener  in 
seinen  Aufzeichnungen  über  jene  Zeit,  „deren  Ankunft  hier 
alle  Bürger  lange  sehnlichst  entgegen  gesehen  hatten,  waren 
der  Markt,  die  Köln-  und  Jakobstrasse  die  ganze  W^oche  hin- 
durch gedrängt  voll  von  Menschen,  deren  Jubel  ertönte,  weil 
ihte  Herzen  mit  Wonne  überströmt  waren,  indem  sie  diese 
Tage  als  Tage  ihres  wieder  aulljlühenden  Glücks  und  der 
Wiedergeburt  ihrer  vaterländischen  Rechte  ansahen."  Das  hier 
erscheinende  Journal  de  la  Roer,  das,  in  französischer  und 
deutscher  Sprache   geschrieben,  bis  zum    15.   Januar   nur  die 


^  Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     187 

offiziellen  französischen  Nachrichten,  die  natürlich  nichts,  was 
Napoleon  ungünstig  war,  enthielten,  raittheilen  durfte,  erschien 
am  17.  —  der  16.  war  ein  Sonntag  —  „wegen  der  vorgefallenen 
Begebenheiten"  nicht.  Die  Nummer  vom  18.  Januar  brachte 
den  Text  nur  in  deutscher  Sprache.  Zugleich  hat  der  Titel 
sich  verändert.  Aus  dem  Journal  de  la  ßoer  ist  die  „Stadt- 
Aachener  Zeitung"  geworden.  Der  erste  Artikel  gibt  der  Freude 
der  Bürgerschaft  über  die  Befreiung,  der  frohen  Hoffnung,  die 
alle  erfüllte,  und  dem  unbegrenzten  Vertrauen,  das  man  in 
die  Verfügungen  der  verbündeten  Mächte  setzte,  lebhaften 
Ausdruck.  Ein  leiser  Ton  von  Furcht  und  Besorgniss,  etwas 
Kleinmuth  ist  zwar  noch  hie  und  da  aus  dem  Artikel  heraus 
zu  hören,  aber  sie  verschwinden  bald  in  der  alles  überwäl- 
tigenden kampfes-  und  aufopferungsfreudigen  Stimmung  ^ 

Die  Opferfreudigkeit  der  Aachener  Bürgerschaft  hatte  bald 
Gelegenheit,  sich  nach  allen  Richtungen  hin  zu  bethätigen. 
Fast  beständig  hallten  die  Strassen  der  Stadt  wieder  von  dem 
Marschtritt  der  zur  Nordarmee  der  Alliirten  gehörigen  Corps,  die 
fast  alle  über  Aachen  kamen  und   hier  Quartier  nahmen.    Am 


*)  Treitschke  führt  als  Beispiel  für  die  Hinneigung  Aachens  zu  Frank- 
reich an,  dass  der  „C'ourrier  d*Aix  la  (^hapelle"  noch  fast  ein  Jahr  nach  dem 
Einmarsch  der  Alliirten  französisch  schrieb  and  dass  das  Journal  du  Bas 
Rhin  et  du  Rhin  Moyen  seine  amtlichen  Bekanntmachungen  in  beiden  Sprachen 
brachte.  Ob  das  für  den  Courier  zutrifft,  bin  ich  nicht  in  der  Lage  gewesen, 
festzustellen;  er  scheint  hier  nicht  vorhanden  zu  sein.  Auch  Pauls  erwähnt 
ihn  in  seinen  „Beiträgen  zur  Geschichte  der  Buchdruckereien»  des  Buch- 
handels, der  Censur  und  der  Zeitungspresse  in  Aachen  bis  zum  Jahre  1816" 
nicht  (Bd.  XV,  S.  97  ff.  dieser  Zeitschrift).  Da  die  sehr  verdienstliche  Arbeit 
von  Pauls  ra.  E.  an  Vollständigkeit  nichts  zu  wünschen  übrig  lässt,  muss  ich 
annehmen,  dass  Treitschke  ein  Irrthum  oder  eine  Verwechselung  unterge- 
laufen ist.  Bezüglich  des  Journals  du  Bas  Rhin  et  du  Rhin  Moyen  ist  sein 
Beispiel  gänzlich  verfehlt.  Das  Journal  des  Niederrheins  wurde  seit  dem 
15.  März  1814,  nicht  14.  Mai,  wie  Pauls  sagt,  als  amtliches  Blatt  heraus- 
gegeben. Schon  in  seiner  ersten  Nummer  brachte  es  eine  Bekanntmachung 
des  Generalgouverneurs  Sack.  Auf  seine  Anordnung  lautete  der  Titel  seit 
dem  16.  Juni  1814  ^Journal  des  Nieder-  und  Mittelrheins",  und  weil  die 
in  diese  Zeit  fallende  Erweiterung  des  Generalgouvernements  viele  nur 
französisch  sprechende  Bewohner  Sacks  Verwaltung  unterstellte,  gab  er  dem 
Blatt  den  Nebentitel  „Journal  du  Bas-Rhin  et  du  Rhin-Moyen"  und  liess 
die  Bekanntmachungen  der  Behörden,  aber  nur  diese,  auch  in  französischer 
Sprache  drucken.  Eine  sehr  verständige  Einrichtung.  Sie  hörte  auf,  als  alle 
Bewohner  seines  Gouvernements  in  deutsche  Verhältnisse  und  Sprache  sich 
wieder  eingelebt  hatten. 


188  W.  Brimiug 

18.  Januar  1814  richtete  der  kaiserlich-russische  Major  von 
Schilling  im  Auftrage  des  Generals  vqu  Winzingerode  folgendes 
Schreiben  an  das  Stadtoberhaupt:  „Ich  beauftrage  den  Maire  von 
Aachen,  Cornelius  von  Guaita,  für  den  Unterhalt  der  durch- 
gehenden kaiserlich-russischen  Truppen  zu  sorgen  und  die  nöthige 
Fourage  beitreiben  zu  lassen  und  dieses  im  ganzen  Bezirk  von 
Aachen."  Damit  begann  für  diesen  Mann  die  Zeit  einer  jahrelangen 
Arbeitslast,  von  der  man  sich  nur  witudern  kann,  dass  sie  ihn 
nicht  aufgerieben  hat.  Der  russischen  Avantgarde  folgte  im 
Februar  die  kombinirte  Nordarmee  von  Deutschland  unter  der 
Führung  des  Kronprinzen  von  Schweden.  Es  war  eine  merk- 
würdige Fügung  des  Schicksals,  dass  derselbe  Mann,  der  als 
Obergeneral  Bernadotte  am  30.  Ventose  des  Jahres  7  der  „einen 
und  unzertheilbaren  Frankenrepublik"  (20.  März  1799)  die 
Stadt  Aachen  zur  Theilnahme  an  der  Vernichtung  des  „ver- 
hassten  Hauses  Oesterreich"  aufgefordert  hatte,  nunmehr  als 
Führer  einer  Armee  der  Alliirten  in  ihre  Mauern  einzog,  um  , 
den  Sohn  der  Revolution  und  seinen  ehemaligen  Gebieter  nieder- 
werfen zu  helfen.  Bernadotte  war  neben  dem  Marschall  Oudinot 
der  einzige  unter  den  Satelliten  Napoleons  gewesen,  der  sich 
in  allen  Kriegzügen  Menschlichkeit  bewahrt  hatte.  Das  war 
wohl  ein  Grund  mit,  weshalb  er  als  schwedischer  Kronprinz 
und  Feldherr  der  Alliirten  unter  dem  Jubel  und  den  Ehren- 
bezeugungen der  Bevölkerung  seinen  Einzug  in  das  befreite 
Aachen  halten  konnte.  Nach  seiner  Ordre,  die  der  „Regie- 
rungs-Commissar  des  Aachener  Bezirks",  W.  J.  Biergans,  den 
Maires  bekannt  machte,  waren  ausser  den  Landesbehörden 
allein  die  Armeeintendanten  oder  die,  welche  von  ihnen  aus- 
drücklich dazu  autorisirt  wurden,  berechtigt,  Requisitionen  und 
Lieferungen  an  die  Gouvernements-Behörden  zur  weitern  Ver- 
fügung gelangen  zu  lassen.  Ausser  letztern  war  niemand, 
weder  Civil-  noch  Militärpersonen,  welchen  Ranges  sie  auch 
sein  mochten,  zu  Requisitionen  befugt.  Diese  wurden  hinfort 
alle  durch  den  Generalgouvernementskommissar  und  die  Bezirks- 
regierungskommis«areden  Gemeinden  mit  der  verhältnissmässigen 
Vertheilung  zugestellt.  Damit  kam  Ordnung  in  diesen  Zweig 
des  militärischen  Verpflegungswesens,  die  Aachen  während  der 
ganzen  Fremdherrschaft  nicht  kennen  gelernt  hatte.  Dem 
Requiriren  und  Devastiren,  das  unter  ihr  in  so  schamloser 
Weise  betrieben  worden  war,  wurde  von  vornherein  ein  Riegel 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     1S9 

vorgeschoben.  Stadt  und  Landgemeinden  empfanden  das  aufs 
dankbarste.  Ueberhaupt  waren  sowohl  die  Militär-  wie  Civil- 
behörden  während  der  ganzen  Zeit,  in  der  Aachen  die  un- 
geheuere Einquartirungslast  zu  tragen  hatte,  bemüht,  jede  Härte 
und  übermässige  Belastung  zu  verhüten.  Grosse  Verdienste 
erwarb  sich  auch  in  dieser  Richtung  ausser  einigen  Stadt- 
kommandanten, unter  denen  besonders  C.  von  Suckow  rühmlich 
zu  erwähnen  ist,  der  Generalgouverneur  Sack,  der  nachherige 
erste  preussische  Oberpräsident  der  Rheinprovinz,  ein  hoch- 
gebildeter, taktvoller  und  humaner  Beamter  und  ein  von  Stein- 
schem  Geiste  getragener  Staatsmann.  Er  musste  zuweilen 
sogar  den  Oberbürgermeister  zügeln,  der  in  seinem  Eifer,  ein 
Uebriges  zu  thun,  zu  weit  ging.  Er  wollte  Sparsamkeit  gehand- 
habt wissen  auch  in  Zeiten,  in  denen  Stimmung  und  Opferwillig- 
keit oft  geneigt  sind,  etwas  draufgehen  zu  lassen.  Mit  Rücksicht 
auf  die  fast  erschöpften  Einnahmequellen  der  Stadt  sorgte  er 
dafür,  dass  dieser  „ohne  höchste  Noth**  keine  Ausgabe  aufer- 
legt wurde.  Er  ging  von  dem  Grundsatz  aus,  dass  die  „Ein- 
quartirung  eine  Last  der  einzelnen  Einwohner  und  nicht  der 
(gemeinden  sei."  Jeden  übertiiebenen  Aufwand  für  die  hohen 
Militärs,  die  in  grosser  Anzahl  lange  Zeit  hindurch  in  Aachen  ein- 
quartirt  waren,  wusste  er  zu  vermeiden,  und  die  Generale  gaben 
sich  damit  zufrieden.  Diese  Art  stand  im  wohlthuendsten 
Gegensatz  zu  der  Satrapenwirthschaft  der  französischen  Befehls- 
haber. Jede  Beschwerde  über  unverhältnissmässige  Belästi- 
gung durch  Einquartirung  wurde  auf  seine  Anordnung  hin 
„auf  das  strengste  untersucht  und  selbiger,  falls  sie  begründet 
erachtet  wurde,  unverzüglich  abgeholfen**.  Er  war  für  jeder- 
mann aus  der  Stadt  zu  sprechen  und  griff  persönlich  ein,  wo 
seine  Organe  versagten.  So  schrieb  er  einmal  einem  Bürger, 
gegen  den  militärische  Exekution  eingeleitet  worden  war,  nach- 
dem er  diese  nach  Prüfung  der  Beschwerde  sofort  hatte  auf- 
heben lassen,  unter  Versicherung  seiner  Theilnahme  eigenhändig: 
„Ich  ersuche  Sie  künftig,  sofort  an  die  betreifende  Behörde, 
und,  wenn  das  nicht  hilft,  sich  gleich  an  mich  zu  wenden."  In 
seinen  Verfügungen  an  die  städtische  Behörde  machte  sich 
zum  ersten  Mal  der  amtliche  preussische  Ton  der  Dringlichkeit 
und  Energie  geltend,  der  an  manchen  Stellen,  wo  die  alte 
reichsstädtische  Gemächlichkeit  noch  nicht  überwunden  war, 
unangenehm  empfunden  wurde.   Auf  die  Dauer  aber  verschlossen 


190  W.  Briining 

sich  Beamte  und  Bürger  seinem  Einfluss  nicht.    Das  gereichte 
der  Stadt  zum  Nutzen. 

Ganz  besonders  wohlthätig  wirkte  seine  Einrichtung  der 
Platzkonimandanturen  für  die  einzelnen  Bezirke  des  General- 
gouvernements vom  Niederrhein.  Die  Platzkoraraandanten  wurden 
in  den  an  den  Militärstrassen  gelegenen  Etappenorten  angestellt 
und  hatten  die  Aufgabe,  Misshelligkeiten  zwischen  den  einquar- 
tirten  Militärpersonen  und  den  quartiergebenden  Einwohnern  zu 
verhindern,  „die  blos  deshalb  sich  erheben,  weil  eine  Instanz 
fehlt,  welche  die  gegenseitigen  Beschwerden  hören,  mit  Rücksicht 
auf  feste  Vorschriften  beurtheilen,  zur  Zufriedenheit  beider 
Theile  schlichten  und  auf  deren  Ausführung  mit  Nachdruck 
halten  kann."  Die  Kommandanten  waren  von  andern  dienst- 
lichen Verpflichtungen  befreit,  standen  allein  unter  dem  General- 
gouverneur, verwalteten  ihre  Posten  dauernd  und  fanden  dadurch 
Gelegenheit,  die  örtlichen  Verhältnisse,  Gewohnheiten  und  An- 
schauungen, die  bisher  nie  berücksichtigt  worden  waren,  kennen 
zu  lernen  und  das  Vertrauen  der  Einwohner  sich  zu  erwerben. 
Die  Bestimmungen  der  Dienstanweisung  für  die  Kommandanten 
waren  unnachsichtlich  strenge  und  machten  fast  alle  Misshellig- 
keiten und  üebergriflFe  unmöglich.  Ganz  zu  vermeiden  waren 
dieselben  natürlich  nicht,  das  hätte  Unmögliches  verlangen 
geheissen.  Aber  dem  dümmsten  Bauer  oder  enragirtesten 
städtischen  Französling  musste  der  Unterschied  zwischen  dem 
Wohlwollen,  der  Ordnung,  Strenge  und  Rechtlichkeit  der  preus- 
sischen  Militär-  und  Civilvervvaltung  und  der  Miss-  und  Raubwirth- 
schaft  des  französischen  Ungeziefers  zum  Bewusstsein  kommen. 

Das  Landvolk  hatte  früher  ganz  besonders  von  den  Nach- 
züglern der  französischen  Heere  zu  leiden  gehabt.  Von  diesem 
Gesindel,  ob  männlich  oder  weiblich,  wurden  die  Strassen 
gesäubert.  Ausserhalb  der  als  Marschrouten  vorgezeichneten 
Strassen  befindliche  Soldaten  wurden  als  Marodeurs  behandelt. 
Auch  gegen  OflSziere  wurde  bei  Verletzung  des  Einquartirungs- 
regulativs  eingeschritten.  Zur  französischen  Zeit  hatten  diese 
als  Herren  des  Landes  sich  geberden  und  Rechtsverletzungen 
und  Ausschweifungen  aller  Art  ungestraft  sich  erlauben  dürfen. 
Es  liegen  zahlreiche  Nachweise  dafür  vor. 

Der  Generalgouverneur  stand  mit  der  Bürgerschaft  immer 
in  engster  Fühlung,  ja  er  ging  so  weit,  diese  darüber  befinden 
zu  lassen,  ob  sie  einer  Einrichtung,  welche  die  Unterkunft  und 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     191 

Verpflegung  der  Truppenraassen  nothwendig  machte,  „beitreten 
wolle  oder  nicht/  Eine  ganz  besondere  Schonung  liess  er  der 
zahlreichen  armem  Volksklasse  zu  Theil  werden.  Er  hielt  von 
ihr  jede  „un verhält nissmässige  Belästigung''  fern  und  suchte 
ihr  auch  in  diesen  Kriegszeiten  alle  möglichen  Erwerbsquellen 
zu  verschaflFen.  Die  Handwerker  hatten  alle  Hände  voll  zu 
thun  und  gute  Einnahmen. 

Eine  vortreffliche  Unterstützung  in  seinen  Bemühungen  um 
das  Wohl  der  Bürgerschaft  Aachens  fand  Sack  an  dem  General- 
gouvernementskommissar Bölling,  dem  Kreisdirektor  Biergans 
und  den  Mitgliedern  der  Einquartirungskommission,  der  eine 
andere  Kommission  zum  Zwecke  der  „Abschätzung  des  Verhält- 
nisses der  Kraft  zur  Einquartirung  eines  jeden  Bewohners  der 
Stadt''  zur  Seite  stand.  Letztere  wurde  aus  den  „achtbaren 
Bürgern  einer  jeden  Hauptmannschaft"  gewählt.  Die  Mitglieder 
der  Einquartirungskommission,  welche  trotz  ihrer  bürgerlichen 
Geschäfte  „aus  rein  patriotischem  Eifer  die  so  mühsamen  und 
grösstentheils  sehr  unangenehmen  Arbeiten"  auf  sich  nahmen 
und  sich  viele  Verdienste  erwarben,  waren  der  „Oberbürger- 
meister des  Hauptortes  Aachen"  von  Guaita,  als  Präsident 
(später  HoflFstadt  und  Bock),  J.  G.  Schervier,  M.  J.  Walthery, 
T.  J.  von  Hoselt,  J.  Steichmann,  J.  Ruland,  L.  Startz,  A. 
Ludwigs,  Deusner,  J.  C.  Duffhausen,  P.  J.  Lingens,  J.  Peltzer, 
Geuljans,  C.  J.  P^monts,  Nüttens,  P.  J.  Prümm,  P.  N.  Schmetz, 
H.  B.  Priem,  Jardon,  C.  Pastor,  P.  von  Fisenue,  Franz  und  J. 
Nellessen,  Mathi  J.  Chorus,  Vv,  Brammertz  u.  a.  Sowohl  Sack 
wie  Bölling  hatten  zu  wiederholten  Malen  Veranlassung,  diesen 
verdienten  Männern  ihr  Lob  und  ihre  Zufriedenheit  zu  bezeugen. 
Spezialkommissar  der  Einquartirungskommission  war  Franz 
Dautzenberg,  der  jetzt  durch  eine  rastlose  Thätigkeit  für  das 
Gemeinwesen  die  revolutionären  Phantastereien  seiner  Jugend 
vergessen  machte.  Er  war  mit  der  beständigen  Revision  und 
Kontrolle  der  Beamten  beauftragt,  welchen  die  Ausführung  der 
Dispositionen  der  Einquartirungskommission  oblag.  Als  dritte 
P^inrichtung  zur  Bewältigung  der  p]inquartirungsarbeit  war 
neben  den  beiden  Kommissionen  die  Servisdeputation  thätig. 
Auch  ihre  Wirksamkeit  war  eine  streng  geregelte  und  über- 
wachte. 

Gemäss  dem  Grundsatz,  „die  Einquartirungslast  nach  dem 
Einkommen  und  Vermögen  zu  vertheilen",  wurde  die  Bürgei-schaft 


192  W.  Brttning 

in  16  Konipagnieen  und  jede  Kompagnie  in  8  Klassen  eingetheilt. 
Von  der  ersten  Klasse  waren  12  vorhanden,  von  der  zweiten 
Bl,  von  der  dritten  88,  von  der  vierten  168,  von  der  fünften 
204,  von  der  sechsten  674,  von  der  siebenten  673,  von  der 
achten  297.  Die  erste  Klasse  musste  je  24  Mann  aufnehmen, 
oder  doch  anderswo  vorschriftsmässig  unterbringen,  die  zweit<j 
18,  die  dritte  12,  die  vierte  8,  die  fünfte  5,  die  sechste 
3,  die  siebente  2  und  die  achte  1  Mann.  Die  ersten  4  Klassen 
enthielten  299  Häuser,  „welche  zur  Logirung  der  Offiziershäuser 
bestimmt  bleiben"  mussten.  Aachen  war  damals  eine  Stadt  mit 
etwas  über  30000  Einwohner  und  mit  2700  Häusern,  welche, 
wie  schon  aus  der  geringen  Zahl  der  für  Offiziere  geeigneten 
Häuser  hervorgeht,  nicht  sehr  wohnlich  und  geräumig  waren. 

Die  Truppenmassen  aber,  die  die  Stadt  unterzubringen  und 
zu  verpflegen  hatte,  standen  in  keinem  Verhältniss  zu  ihrer 
Einwohnerzahl.  Sie  wurde  länger  als  ein  Jahr  hindurch  von 
ihnen  förmlich  überschwemmt.  Um  eine  Vorstellung  von  der 
massenhaften  Einquartirung  zu  geben,  will  ich  nur  die  Zahl 
der  im  Sommer  1814  während  40  Tagen  hier  kantonnirenden 
Truppen  mittheilen:  83  Divisionsgenerale  oder  Generallieute- 
nants, 128  Brigadegenerale  oder  Generalmajors,  205  Obristen, 
1131  Majors  und  Hauptleute,  4559  Ober-  und  Unterlieutenants 
und  55  936  Unteroffiziere  und  Gemeine.  Dazu  kamen  22745 
Pferde.  So  ging  es  Monate  hindurch,  und  es  ging  gut,  obwohl 
es  mitunter  den  Anschein  hatte,  als  ob  die  Stadt  diesen  An- 
forderungen nicht  mehr  gewachsen  wäre.  Das  gegenseitige 
Vertrauen,  die  Tüchtigkeit  der  preussischen,  die  Arbeitsfreudig- 
keit der  städtischen  Behörden,  die  Opferwilligkeit  der  gesararaten 
Bürgerschaft  machten  diese  Leistung,  die  ebenso  hoch  steht 
wie  die  irgend  einer  altpreussischen  Stadt,  möglich.  Beschwerden 
über  P^inquartirung  liegen  sehr  wenige  vor,  und  Gesuche  um 
Befreiung  von  ihr  führen  stichlialtige  Gründe  an:  Krankheit 
oder  gänzliche  Armuth. 

Schon  einen  Monat  nach  dem  Einzüge  der  AUiirten  konnte 
der  preussische  Platz-Kommandant  Wilhelm  Volkard  an  Cornelius 
von  Guaita,  „den  Meyer  der  Stadt  Aachen",  schreiben:  „Es  ist 
mir  überaus  angenehm,  den  p]inwohnern  Aachens  das  Zeugniss 
ablegen  zu  können,  dass  Sie  alles  mögliche  gethan  haben,  um 
mich  in  meinem  Posten  zu  unterstützen;  ich  danke  dafür  hier- 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     193 

durch  herzlich,  und  rechne  darauf,  dass  Sie  in  Ihrem  Eifer  für 
die  allgemeine  Sache  fortfahren  werden,  wie  dieses  bisheran 
geschehen  ist/ 

Die  Soldaten,  denen  es  hier  gut  gefiel,  vergalten  die  freund- 
liche Aufnahme  und  Verpflegung  durch  ein  fast  durchweg 
musterhaftes  Betragen.  Schwere  Ausschreitungen,  die  während 
der  französischen  Zeit  an  der  Tagesordnung  waren,  kamen 
gar  nicht  vor  und  einzelne  Uebergriffe  wurden  streng  bestraft 
und  öffentlich  gerügt.  Es  war  nicht  die  Art  der  preussischen 
Behörden,  irgend  etwas  zu  vertuschen  und  zu  beschönigen. 
Sie  gaben  immer  der  Wahrheit  die  Ehre.  So  kann  man  auch 
ihren  Kundgebungen,  die  einfach  und  schlicht  Thatsachen  an- 
erkennen, Glauben  schenken,  wenn  sie  in  ihnen  die  gute  vater- 
ländische Gesinnung  und  die  Opferwilligkeit  der  Aachener  Be- 
völkerung rühmen.  Sie  wären  zur  Noth  auch  ohne  diese  Ge- 
sinnung der  Lage  gewachsen  gewesen,  aber  wo  sie  sie  fanden,  er- 
kannten sie  sie  freudig  an.  Wenn  Treitschke  und  Sybel  die  Ver- 
fügungen und  Bekanntmachungen  Sacks  gelesen  hätten,  würden 
sie  über  das  rheinische  Franzosenthum  anders  geurtheilt  haben. 

Das  gute  Verhalten  der  alliirten  Truppen  gab  der  Bevöl- 
kerung Aachens  Gelegenheit,  auch  in  dieser  Beziehung  Vergleiche 
anzustellen.  Wie  sehr  fielen  diese  zum  Nachtheil  der  franzö- 
sischen Soldatesca,  der  „gallischen  Insekten",  der  fränkischen 
„Lasterhorde**  aus,  wie  sie  der  Pfarrer  von  Haaren  in  seinen 
Aufzeichnungen  aus  der  Zeit  der  Fremdherrschaft  nennt. 
Aachen  hatte  im  Laufe  der  Jahrhunderte,  von  den  Spaniern 
und  Wallonen  des  Marquis  wSpinola  und  Ludwigs  XIV.  an  bis 
zu  den  Sansculottes,  Soldaten  aus  aller  Herren  Ländern  in  seinen 
Mauern  gesehen.  Aber  es  hatte  allen  Grund,  mit  Schrecken  an 
sie  zurückzudenken.  Jetzt  sah  es  zum  ersten  Mal  ein  Volks- 
heer unter  Waff'en,  ein  Heer,  das  durch  die  sittliche  Kraft  und 
den  Geist,  die  in  ihm  mächtig  waren,  von  Sieg  zu  Sieg  geführt 
worden  war.  Es  sah,  dass  die  Zufriedenstellung  des  Militärs 
bei  gerechter  Vertheilung  der  Lasten  und  gehöriger  Aufmerk- 
samkeit mit  dem  Wohle  der  Bürgerschaft  sich  vereinigen  liess. 
Es  sah  das  Wunder,  dass  gute  Soldaten  auch  gute  Menschen 
sein  können,  und  vorschauende  Geister  ahnten  das  vielleicht  noch 
grössere,  dass  die  Söhne  und  Enkel  der  strümpfestrickenden 
Pinnen,  die  sich  nach  dem  Zeugniss  einer  Chronik  niemals  an 
den  fatalen  Pulvergeruch  hatten  gewöhnen  können,  unter  dem 

18 


194  W.  Brüning 

Einfluss  dieses  Heeres  ebenso  gute  Soldaten  werden  würden. 
Das  preussische  Heer  und  Beamtenthum  der  Befreiungskriege 
machte  überall  in  den  ehemals  französischen  deutschen  Landen 
auch  moralische  Eroberungen;  nicht  in  letzter  Reihe  hier  in 
Aachen.  Dass  diese  späterhin  durch  eine  unkluge  und  unehr- 
liche Politik  zum  Theil  wieder  verloren  gingen,  war  nicht  die 
Schuld  der  kämpfenden  und  arbeitenden  und  einfach  grossen 
Männer  dieser  grossen  Zeit.  Die  Beurtheilung  der  Zustände  und 
Stimmungen  in  Aachen  und  im  Rheinlande  nach  1815  hat 
aber  die  Schätzung  der  gut  deutschen  Gesinnung  und  des  Ent- 
gegenkommens, das  Preussen  hier  während  der  Befreiungskriege 
fand,  nachtheilig  beeinflusst. 

Doch  lassen  wir  diese  unerquickliche  Reflexion,  und  stellen 
wir  lieber  fest,  wie  Aachen  es  fertig  brachte,  den  gesunden 
Hunger  der  als  „Befreier,  Retter  und  deutsche  Brüder**  freundlich 
aufgenommeneu  Krieger  zu  stillen.  Es  errichtete  zu  diesem 
Zweck  ein  grossartiges  Magazin,  zu  dem  jeder,  der  einen  Ar 
und  Halm  besass,  beisteuern  musste;  sogar  das  Oberhaupt  der 
Stadt  ist  einmal  mit  „4  Malter  und  1  Fass  Haber"  vertreten. 
Millionen  von  „Mund-  und  Fourageportionen"  sind  aus  diesem 
Magazin  verabfolgt  worden.  Den  Landgemeinden  fiel  es  oft 
schwer,  bei  der  beständigen  Inanspruchnahme  den  Anforderungen 
der  Magazinverwaltung  [gerecht  zu  werden.  Sie  hatten  auch 
meist  selbst  Einquartirung.  Der  Oberbürgermeister  war  uner- 
müdlich thätig,  um  die  rückständigen  B^uragelieferungen  bei- 
zutreiben und  die  säumigen  Lieferanten  an  ihre  Pflicht  zu 
mahnen.  Er  wurde  darin  von  dem  preussischen  Staatsrath  und 
Generalverpflegungskommissar  Grafen  Dohna-Wundlacken  aufs 
eifrigste  unterstützt.  Aus  den  Antwortschreiben  der  Lieferungs- 
pflichtigen ersieht  man  oft  die  Unmöglichkeit,  den  weitgehenden 
Forderungen  nachzukommen,  niemals  aber  Abneigung  gegen  die 
Lieferungspflicht  oder  gar  bösen  Willen.  Sie  bitten  immer  nur 
unter  dem  Ausdruck  herzlichen  Bedauerns,  dass  die  Fourage 
oder  die  dafür  fälligen  Fouragegelder  noch  nicht  eingegangen 
seien,  um  Geduld.  Dabei  war  die  Bezahlung  der  Naturalien 
für  diese  Kriegszeiten  keine  sonderlich  gute.  Das  Malter  Hafer 
kostete  durchschnittlich  15,25  Frcs.,  der  Centner  Heu  4,25  Frcs. 
und  der  Centner  Stroh  2,15  Frcs.  Auch  die  Preise  für  Viktualien 
waren  nicht  hoch.  Der  Preis  der  von  dem  Magazin  gelieferten 
„kompletten  Portion *"    für  Offiziere  wurde  auf  80  Cts.,  der  für 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     195 

Gemeine  auf  44  Cts.  festgesetzt.  Später  stieg  er  etwas,  es 
wurde  dafür  aber  ein  Unterschied  zwischen  Stabs-  und  Sub- 
alternoflSzierportionen  gemacht  und  letztere  auf  66  Cts.  herab- 
gesetzt. Man  wusste  zu  sparen.  Die  OflSzierportion  bestand 
durchschnittlich  in  2  Pfund  ungebeuteltem  Brod,  1—2  Pfund 
Fleisch,  6  Loth  Reis,  16  Loth  trockenem  Gemüse,  2  Loth  Salz 
und  Vio  Quart  Rum,  Cognac  oder  Liqueur.  Je  nach  ihrem 
Range  erhielten  die  OflSziere  mehr  oder  weniger  Portionen.  Die 
Soldaten,  Unteroffiziere  und  Feldwebel  erhielten  in  der  Regel 
nur  2  Pfund  ungebeuteltes  Brod,  V2  Pfund  Fleisch  und  Vio 
Quart  Branntwein,  „indem  die  Wirthe  verbunden  sind,  das 
Gemüse  und  Salz  dazu  zu  liefern".  „Wenn  man  kein  Brod 
hätte,  so  müsste  jedes  Pfund  Brot  durch  den  Zusatz  von  einem 
Viertelpfund  Fleisch  ersetzt  werden.  Die  Portion  Branntwein,  auf 
dem  Fusse  des  niederösterreichischen  Masses,  beträgt  ein  grosses 
Weinglas  voll.  Die  Bierportion  ist  eine  halbe  Mass  und  die 
Weinportion  ein  achtel  Mass."  Aus  den  Rationen  ersehen  wir, 
dass  auch  die  Pferde  damals  genügsamer  waren  als  heute, 
trotzdem  sie  schon  den  Weg  von  Russland  bis  hierher  zurück- 
gelegt hatten  und  ihn  noch  bis  Paris  fortsetzen  mussten.  Die 
Zeit  der  Befreiungskriege  weist,  zumal  in  Anbetracht  der 
dürftigen  Verpflegung  und  schlechten  Wege,  die  grossartigsten, 
Marschleistungen  in  der  Kriegsgeschichte  der  letzten  Jahr- 
hunderte auf. 

Sehr  hoch  war  im  Verhältniss  zu  den  geringen  Preisen  der 
Lebensmittel  die  Wohnungsmiethe.  Sie  betrug  für  einen  General 
der  Infanterie  oder  Kavallerie  im  Sommer  monatlich  141  Reichs- 
thaler, im  Winter  181  Reichsthaler,  für  einen  Regimentskomman- 
deur 63  bezw.  89  Reichsthaler,  für  einen  Kapitain  (Infanterie- 
Hauptmann)  31  bezw.  52  Reichsthaler  (für  einen  Rittmeister 
47  bezw.  68  Reichsthaler),  für  einen  Lieutenant  15  bezw.  23 
Reichsthaler.  Schon  damals  war  Aachen  eine  theure  Stadt  und 
mit  Bezug  darauf  wird  bei  der  Festsetzung  der  Durchschnitts- 
preise der  reglementsmässigen  Quartier-Bedürfnisse  der  Offiziere 
nach  den  Lokalpreisen  gesagt:  „Es  ist  allgemein  bekannt,  dass 
in  hiesiger  Stadt  als  Curort  die  Miethen  der  Quartiere  ungleich 
theurer  zu  stehen  kommen,  als  in  jedem  anderen  Orte,  wo  der 
ausserordentliche  Zufluss  von  Fremden  nicht  stattfindet.^  Die 
Hausbesitzer  machten  mithin  gute  Geschäfte  und  hatten  gegen  die 
Einquartirungen  nichts  einzuwenden.  Sie  blieben  trotz  der  Ver- 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     197 

Nicht  unerwähnt  lassen  wollen  wir,  dass  ganz  besonders 
auch  die  Besitzer  von  Pferd  und  Wagen  in  Stadt  und  Umgegend 
Gelegenheit  hatten,  den  Heeren  vortreffliche  Dienste  zu  leisten. 
Aachen  lag,  wie  bereits  erwähnt,  gerade  auf  der  Marschroute 
und  war  eine  bedeutende  Etappenstation  für  die  Militärstrasse, 
die  von  Düsseldorf  über  Neuss,  Fürth,  Linnich  hierher  und 
dann  weiter  nach  Holland  und  Belgien  führte.  Ausserdem 
erforderte  die  Belagerung  der  Festungen  Jülich  und  Mastricht, 
welche  die  Franzosen  noch  einige  Zeit  hielten,  viele  Vor- 
spanndienste. Einer  Kommission,  der  sogen.  Parkkommission, 
lag  auch  dieser  Zweig  der  Militärverwaltung  ob.  Verdiente 
Mitglieder  derselben  waren  Heyder-Bruckner,  Leonhard  Startz, 
J.  von  Fürth,  J.  A.  Wildenstein,  Geuiljans,  Conrad  Pastor, 
von  Lommes.sem,  Peter  von  Fisenne,  Vossen,  J.  Müller,  Würth 
und  wiederum  der  Oberbürgermeister  Guaita.  Sie  hatten 
viel  Arbeit,  und  die  Fuhrhalter  und  Bauern  kamen  in  Folge 
dessen  fast  ein  ganzes  Jahr  hindurch  kaum  zu  dem  Bewusst- 
sein,  dass  die  armen  Pferde  ihnen  gehörten.  Trotzdem  finden 
wir  keine  Klagen  darüber  wie  während  der  französischen  Zeit, 
in  der  mancher  Bauer  in  recht  kräftigen  Worten  seinem  Aerger 
Luft  »nacht  oder  vielmehr  machen  lässt,  denn  er  wusste  wohl 
die  Peitsche  zu  führen,  aber  nicht  den  Gänsekiel.  Einmal  wurde 
sogar  die  Munizipalität  Aachens  von  der  republikanischen  Bc- 
zirksverwaltung  aufgefordert,  die  rückständigen  Karren  binnen 
24  Stunden  bei  der  Strafe  der  Einkerkerung  auf  Wasser  und 
Brod  zu  stellen.  Die  Heftigkeit  und  Schärfe,  mit  der  die  Muni- 
zipalität, an  deren  Spitze  J.  C.  Bock  stand,  auf  diese  Drohung 
antwortete,  beweist  uns  so  recht  den  erregten  Charakter  der 
damaligen,  durch  (Jhikanen  aller  Art  gequälten  und  durch 
beständige  Anspannung  aller  Kräfte  bis  zur  Erschöpfung  in 
Anspruch  genommenen  städtischen  Beamtenwelt.  Das  war  im 
i],  Jahr  der  Republik,  1795.  Zwanzig  Jahre  später  mussten  die 
leitenden  Männer  der  Stadt  noch  weit  mehr  leisten,  aber  sie 
thaten  es  gern  und  sie  wurden  auch  nicht  chicanirt. 

Vor  Abschluss  des  ersten  Pariser  Friedens  verbreiteten 
sich  hier  von  Paris  her  Gerüchte,  dass  der  Friedensschluss  den 
Rhein  zu  Frankreichs  Grenze  gegen  Deutschland  hin  machen 
würde.  Man  beruhigte  sich  aber  mit  dem  Vertrauen  zu  der 
^Weisheit  und  Kraft  der  erhabenen  Befreier  Europas**,  dass 
dies    nicht   geschehen    würde.     Es  geschah    auch    nicht.     Der 


198  W.  Brüning 

Friedensschluss  war  trotz  der  „Weisheit  und  Kraft  der  erhabenen 
Befreier"  ohnehin  kläglich  genug.  Ueber  das  endgültige  Schick- 
sal der  Rheinlande  sollte  erst  der  Wiener  Kongress  entscheiden. 
Nun  wurde  von  Paris  aus  während  der  Dauer  desselben  mit 
Hartnäckigkeit  der  Versuch  gemacht,  die  Anschauung  zu  ver- 
breiten, dass  die  Bewohner  des  linken  Rheinufers  noch  ganz  all- 
gemein für  Frankreich,  dem  sie  bis  zum  pariser  Frieden  angehört 
hätten,  gestimmt  seien  und  sich  in  höchster  Unzufriedenheit  davon 
getrennt  sähen.  Diese  Stimmung  herrsche  vorzugsweise  in  den 
Departements  vom  Donnersberge  und  der  Roer.  Ein  Bewohner 
des  Roerdepartements  wies  im  Namen  seiner  Landsleute  diese 
Anschauung  zurück.  Er  schrieb  mit  bitterm  Hohn,  dass  die 
Bewohner  des  Roerdepartements  den  Parisern  für  die  gute 
Meinung  von  ihnen  dankten.  Sie  erinnerten  sich  allerdings  noch 
mit  grossem  Vergnügen,  ja  mit  einer  gewissen  Wollust,  der 
vereinigten  Rechte,  sowie  der  herrlichen  Conscription  und  mancher 
andern  Vortheile,  wonach  sie  sich  wieder  sehnten  wie  das  Kind 
nach  dem  Weihnachtsfeste.  Ganz  besonders  sei  ihnen  die 
väterliche  Administration  des  Hen^n  Präfekten  Ladoucette  — 
des  letzten  während  der  Occupation  —  in  dankbarem  Andenken. 
Allerdings  gebe  es  auch  einige  Leute,  die  da  meinten:  „wenn 
nur  erst  der  Druck  von  den  Folgen  des  Krieges  vorüber  und 
der  Handel  wieder  frei  sei,  so  Hesse  es  sich  für  Deutsche  am 
besten  unter  der  Regierung  eines  deutschen  Fürsten  leben,  der 
.  .  .  gerecht  und  gut  sei,  Menschenrechte  und  Religion  ehre 
und  unverwandt  das  Glück  seines  Volkes  im  Auge  habe.  Aber 
das  seien  nur  Vorurtheile  oder  die  Ideen  exaltirter  Köpfe,  die 
von  Deutschland,  Nationalsinn,  Nationalehre  und  Volfcsglück 
träumten  und  nebenbei  noch  so  keck  seien,  zu  sagen,  es  sei 
für  einen  Deutschen  ein  Unglück,  mit  einer  Nation  verschwistert 
zu  sein,  die  nach  dem  eigenen  Geständnis«  ihrer  Weisen  und 
Gelehrten  nur  leichtsinnig,  eitel,  unzuverlässig  und  habsüchtig 
sei  und  die  es  verdiene,  von  einem  Nero  oder  Napoleon  statt 
des  Szepters  mit  der  Geissei  regiert  zu  werden."  Dergleichen 
frevelhafte  Ausdrücke  höre  man  in  Aachen  und  in  Köln  .  .  . 
sehr  häufig. 

Man  hatte  hier  also  den  Charakter  des  Franzosenthums 
gründlich  erkannt  und  Hess  sich  durch  Aeusserlichkeiten  nicht 
mehr  blenden.  Eine  etwaige  Rückkehr  zu  Frankreich  betrachtete 
man  als  ein  Unglück.    Deshalb  schaute  man  hier  mit  grosser  Be- 


Aachen  wäbreud  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     199 

sorgniss  auf  dBn  Wiener  Kongress,  wo  der  widerwärtigste  Länder- 
schacher der  Diplomaten  kein  Ende  nehmen  wollte.  Und  das  Ge- 
bahren  der  Fürsten  dort,  die  vom  Napoleonischen  Alpdruck  befreit 
wieder  im  legitimen  Plaisir  schwelgten,  konnte  das  Vertrauen 
zu  dem  Kongress  nicht  vermehren.  Aber  dem  schlichten,  ernsten 
und  treuen  Preussenkönig  brachte  man  Liebe  und  Vertrauen 
entgegen.  Deshalb  wurde  hier  bereits  während  der  proviso- 
rischen Verwaltung  sein  Geburtstag  wie  der  des  Landesherrn 
gefeiert.  Als  endlich  der  Zustand  der  Ungewissheit  und  des 
Provisoriums  aufhörte,  schrieb  am  23.  Februar  1815  die  Stadt- 
Aachener  Zeitung: 

„Unser  Schicksal  ist  entschieden  und  vereinigt  mit  dem 
einer  grossen  und  aufgeklärten  Nation,  die  nicht  allein  den 
Willen,  sondern  auch  die  Fähigkeit  und  Kraft  besitzt,  ihren 
Rang  zu  behaupten.  Wir  werden  nicht  mehr  vereinzelt,  wie 
Waisen,  dastehen,  und  bald  vom  Auslande,  bald  von  über- 
müthigen  Landesgenossen  zertreten  werden.  Uns  kömmt  es  jetzt 
zu,  durch  Bürgersinn,  Gehorsam  und  Liebe  für  unsern  Souverain 
uns  des  neuen  Vaterlandes  würdig  zu  machen,  mit  verdoppeltem 
Eifer  uns  in  die  Reihen  älterer  Söhne  Bonissiens  zu  stellen 
und  durch  treue  Pflichterfüllung  uns  als  ebenbürtige  Kinder 
zu  legitimiren." 

Die  Rückkehr  Napoleons  von  Elba  gab  den  Aachenern 
vielfache  Gelegenheit  dazu.  Am  24.  März  1815  richtete  der 
Generalgouverneur  von  Aachen  aus  „an  die  braven  Bewohner 
des  Nieder-  und  Mittelrheins"  eine  Proklamation,  in  der  es  unter 
anderm  hiess: 

„Das  Wehe  ist  ausgerufen  über  den  Frevler,  welcher  wider 
alles  Recht  und  allem  menschlichen  Vertrauen  zum  Hohne  die 
Kriegsfackel  aufs  neue  unter  uns  geworfen;  wäre  es  nöthig, 
so  würde  die  Bevölkerung  von  ganz  Europa  sich  auf  Frankreich 
stürzen,  den  Unhold  in  Blut  und  Thränen  der  Seinigen  zu 
ersticken  .  .  .  Fest  müssen  die  Guten  und  Edlen  aller  Stände 
sich  jetzt  aneinander  schliossen,  eine  eherne  Mauer  wider  Bos- 
heit und  Verrath.  Herbeiströmen  möge  die  kräftige  Jugend, 
ihren  Arm  und  ihren  Muth  der  gerechten  Sache  und  dem  Vater- 
lande zu  weihen.  Denn  Deutschland  ist  Euer  Vaterland  und 
wird  es  bleiben  um  jeden  Preis.  Bewaffnen  mögen  sich  auch 
die  kräftigen  Männer  und  Hausväter  aller  Stände  unter  dem 
Panier  der  Bürger-Miliz,   nicht  zum  Angriffskriege,  aber  wolil 


200  W.  Brüning 

zum  Schutz  des  eigenen  Heerds  gegen  Feinde  und  Verräther. 
Das  Vaterland  vertraut  Euch  die  WaflFen  an,  Ihr  braven 
Männer  und  Jünglinge  am  Rhein,  der  Mosel,  Roer  und  Maas. 
Ich  selbst  bin  Bürge  für  Euch  geworden,  dass  Ihr  sie  fuhren 
werdet  mit  deutscher  Treue  und  Kraft." 

Die  französische  Republik  hatte  hier  dem  freien  Bürger  die 
Waffen  weggenommen.  Preussen  vertraute  sie  ihm  sogleich  ruhig 
an.  Männer  jeden  Alters  und  jeden  Standes  eilten  herbei  und 
unterzogen  sich  bereitwillig  den  Anstrengungen,  die  der  Dienst 
in  der  Bürgermiliz  ihnen  auferlegte.  Männer  wie  Freiherr  Joseph 
von  Fürth,  Johann  und  Stephan  Pelzer,  Heinrich  Beissel,  von 
Lommessem,  von  Pallandt  und  andere  waren  Offiziere  der  Miliz. 
Sie  war  4  Bataillone  stark.  Sie  hatte  auch  —  leider  aus  einer 
sehr  traurigen  Veranlassung  —  Gelegenheit,  ihre  patriotische 
Gesinnung  zu  bekunden.  Kurz  vor  der  Schlacht  bei  Ligny 
meuterten  die  sächsischen  Regimenter  des  Blücherschen  Heeres 
in  Lüttich.  Die  schmähliche  Haltung  ihres  Königs  Friedrich 
August  und  rheinbündlerische  Gelüste,  die  in  den  Reihen  ihrer 
Offiziere  noch  immer  nicht  erloschen  waren,  verführten  sie  zu 
der  im  Angesichte  des  Feindes  doppelt  schändlichen  That,  die 
der  alte  Marschall  Blücher,  der  sich,  um  sie  zu  beruhigen,  in 
ihre  Mitte  begeben  hatte,  beinahe  mit  dem  Leben  hätte 
bezahlen  müssen.  Die  Rädelsführer  wurden  erschossen,  die 
Fahne  der  sächsischen  Garde  vor  der  Front  verbrannt  und 
die  Truppen  mit  Schimpf  und  Schande  in  die  Heimath  geschickt. 
Sie  ernteten  in  vollstem  Masse  den  Lohn  für  ihre  That.  Ueber- 
all  in  deutschen  Gauen  empfing  und  verfolgte  sie  allgemeine 
Verachtung  und  Hass,  besonders  am  Rhein  und  in  Westfalen. 
In  Aachen  besetzte  die  Bürgermiliz  die  Wachen  und  Thore  und 
liess  nicht  zu,  dass  den  hungernden  Meuterern  auch  nur  ein 
Brod  gereicht  wurde  oder  auch  nur  einer  von  ihnen  städtischen 
Boden  betrat. 

Jünglinge  und  Männer  aus  Aachen  und  Umgegend  zeichneten 
sich  dagegen  in  hervorragender  Weise  vor  dem  Feinde  aus.  Auf 
dem  Archiv  liegen  die  Papiere  derjenigen,  die  als  Lohn  ihrer 
Tapferkeit  die  Kriegsdenkmünze  und  das  eiserne  Kreuz  nach 
Hause  brachten.  Die  Ritter  des  eisernen  Kreuzes  wurden  auf 
einer  besondern  Liste  verzeichnet,  die  aber  nicht  mehr  vorhanden 
zu  sein  scheint.  Das  ausgezeichnete  Benehmen  verschiedener  Sol- 
daten in  den  Gefechten  wird  bei  der  Verleihung  der  Dekoration 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     201 

ganz  besonders  hei'vorgehoben.  Es  fanden  auch  manche  den  Tod  bei 
Arcis-sur-Aube,  bei  Ligny  und  Belle- Alliance.  Aus  einem  Schreiben 
des  Königlichen  Kreisdirektors  Biergans  vom  12.  März  1816  an  den 
Oberbürgermeister  erselien  wir,  dass  Regierung  und  Stadt  beab- 
sichtigten, den  gebliebenen  Kriegern  in  der  Münsterkirche  ein 
Denkmal  zu  setzen.  Man  sah  aber  davon  ab,  und  der  nun- 
mehrige Oberpräsident  Sack  machte  den  Vorschlag,  in  jeder 
Pfarrkirche  eine  Gedächtnisstafel  zu  errichten,  um  die  Namen 
der  zum  Kirchspiel  gehörig  gewesenen,  im  Kriege  ehrenvoll 
gebliebenen  Vaterlands vertheidiger  darauf  einzuschreiben. 

In  dem  am  15.  April  1815,  mitten  unter  den  Vorbereitungen 
zu  neuen  blutigen  Kämpfen  erlassenen  Besitzergreifungspatent, 
das  Gneisenau  und  Sack  von  Aachen  aus  verkündeten,  hatte  der 
König  gesagt,  dass  er  einen  Theil  seines  stehenden  Heeres  aus 
der  Mitte  der  Rheinländer  wählen,  die  Landwehr  aufbieten  und 
den  Landsturm  einrichten  lassen  werde.  Sack  war  in  dieser  Be- 
ziehung unermüdlich  thätig.  Er  erliess  mehrere  Proklamationen, 
in  denen  er  die  Hoffnung  aussprach,  dass  auch  jetzt  wiederum 
die  Jugend  des  Rheinlandes  sich  beeilen  werde,  in  die  zu  errich- 
tenden Korps  einzutreten  und  zur  todesverachtenden  Abwendung 
der  dem  Vaterlande  abermals  drohenden  Gefahr  bereit  zu  sein. 
Seine  Hoffnung  ging  in  Erfüllung,  denn  in  einer  andern  Kund- 
gebung konnte  er  ausrufen:  „Mehr  denn  20000  freiwillige  Streiter 
werden  antworten  für  den  Nieder-  und  Mittelrhein,  wenn  einst 
gefragt  wird,  was  jeder  deutsche  Gau  in  diesem  Kampfe  geleistet." 
Zu  den  freiwilligen  Streitern,  die  Aachen  stellte,  gehörte  auch 
der  jugendliche  Dichter  Wilhelm  Smets,  den  seine  Verwandten 
in  allzu  ängstlicher  Besorgniss  von  der  Theilnahme  am  Kampfe 
zurückzuhalten  sich  bemühten.  Seine  Begeisterung  Hess  ihn 
aber  alle  Schwierigkeiten  überwinden.  Er  folgte  Körners  leuch- 
tendem Vorbild  und  wie  dieser  kräftigte  und  begeisterte  er 
seine  Kameraden  durch  seine  kampfesfreudigen  Lieder.  Er  focht 
als  Freiwilliger  in  der  „Niederrhcinischcn  Freiwilligenschaar** 
in  der  Entscheidungsschlacht  bei  Belle-AHiance  mit.  Auf  den 
Feldern  von  Waterloo  und  Belle-Alliance  ist  das  edelste  Blut 
aus  Preussen  und  den  Rheinlanden  geflossen.  So  war  es  denn  auch 
den  Aachenern  vergönnt,  wenigstens  im  letzten  Akte  des  grossar- 
tigsten Weltdramas  mitzuwirken.  Frohbewegten  Herzens  feierte 
man  hier  schon  zwei  Tage  nach  der  Schlacht  den  bedeutungs- 
vollsten  aller  in    diesen   Kriegsjahren   errungenen   Siege.     Der 


202  W.  Brüniiiir 


e» 


im  Frühjahr  zwischen  Rheinland  und  Preussen  geschlossene 
Bund  war  durch  das  in  diesem  letzten  Ringen  gemeinsam  ver- 
gossene Blut  noch  fester  gekittet  worden.  Auch  Aachen  konnte 
sich  an  den  stolzen  Worten  erfreuen,  mit  denen  Blücher  der 
„Armee  des  Niederrheins"  in  seiner  Proklamation  von  Genappe 
aus  dankte.  Der  Hut  und  Degen  Napoleons  lagen  auf  dem 
Tische,  auf  dem  die  Kundgebung  niedergeschrieben  wurde. 
„Empfanget  hiermit  meinen  Dank,  Ihr  unübertrefflichen  Waffen- 
gefährten. Ihr  habt  Euch  einen  grossen  Namen  gemacht.  So 
lange  es  Geschichte  gibt,  wird  sie  Eurer  gedenken.  Auf  Euch, 
Ihr  unerschütterlichen  Säulen  der  preussischen  Monarchie,  ruhet 
mit  Sicherheit  das  Glück  Eures  Königs  und  seines  Hauses.  Nie 
wird  Preussen  untergehen,  wenn  Eure  Söhne  und  Enkel  Euch 
gleichen.** 

Ja,  dieser  Sieg  Blüchers,  an  dem  die  Rheinländer  Theil 
hatten,  liess  sie  ihre  Zugehörigkeit  zu  Preussen  mit  Stolz 
empfinden.  Sie  waren  in  ihrer  Mehrzahl  nicht  engherzig  und 
kleinlich,  klebten  nicht  gerade  an  ihrem  Ländchen,  Städtchen 
und  Stämmchen  und  widerstrebten  auch  nicht  mit  lokalpatrio- 
tischer Querköpfigkeit  dem  Guten,  wenn  es  von  aussen  kam. 
Die  moralische  Kraft  Preussens  während  der  Leidensjahre  hatte 
ihm  auch  hier  viele  Sympathieen  erworben.  Es  stand  1815  auf 
der  Höhe  seines  Ruhmes  und  man  kam  ihm  voll  Hoffnung  und 
Vertrauen  entgegen.  Die  Männer,  die  es  als  Soldaten  und 
Beamte  hierher  geschickt,  hatten  das  Vertrauen  bisher  vermehrt. 

„Der  Geist  der  Zucht  und  Ordnung,  der  gehorchen  will, 
Macht  stark  den  Krieger,  segnet  Volk  und  Land." 

Man  empfand  diesen  Geist  nach  all  den  Jahren  der  Zuchtlosig- 
keit  als  eine  AVohlthat. 

Preussens  Heer  war  im  Befreiungskampfe  die  treibende 
Kraft  gewesen.  Man  verfolgte  seine  Siegeslaufbahn  mit  Bewun- 
derung. Es  war  dasselbe  Heer,  das  auch  in  den  Tagen  der 
schmachvollen  Wehrlosigkeit  des  alten  Reiches  in  den  Schlachten 
bei  Warschau  und  Fehrbellin,  bei  Rossbach  und  Leuthen  die 
deutsche  Waffenehre  aufrecht  erhalten  und  selbst  im  Lager 
seiner  deutsehen  Gegner  Freude  und  Stolz  wachgerufen  hatte. 
Dieses  Heer  half  hier  den  letzten  trüben  Rest  ehemals  herr- 
schender und  alles  verkümmernder  politischer  Beschränktheit, 
geistiger  Indolenz    und  bloss   animalischer   Daseinsfreude   ver« 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     203 

nichten.     Es  verhalf  auch  hier  der  Wahrheit  des  Wortes   zum 
Durchbruch : 

„Den  Feigling  müssen  wir  bedauern, 

Der  einzig  nur  sein  Leben  schätzt, 

Der  es  nicht  froh  mit  Wonnesschauern 

An  eine  grosse  Sache  setzt/ 

So  war  es  möglich,  dass  Vaterlandsliebe  und  Opfersinn  im 
Schlussakte  des  Befreiungskampfes  hier  noch  in  weit  höherm 
Grade  sich  bethätigten  als  schon  vorher.  Man  macht  sich  kaum 
eine  Vorstellung  davon,  wie  gross  die  Opferfreudigkeit  der 
damaligen  Zeit  war.  Ich  will  als  einziges  Beispiel  dafür  nur 
folgendes  anführen.  Danzig  war  diejenige  deutsche  Stadt,  die 
durch  die  Napoleonische  Herrschaft  wohl  am  meisten  hatte 
leiden  müssen.  Sein  Schicksal  erregte  überall  tiefes  Mitgefühl. 
Durch  die  Explosion  eines  Pulverthurms  waren  dort  viele  ums 
Leben  gekommen.  Man  sammelte  für  ihre  hülfsbedürftigen 
Hinterbliebenen.  In  kurzer  Zeit  waren  bedeutende  Summen 
aufgebracht.  Kein  Wunder!  Die  Brüder  Friedrich  und  Heinrich 
von  der  Leyen  in  Krefeld  gaben  allein  5000  Francs.  Diese 
wurden  dem  Oberpräsidenten  durch  P.  von  Löwenich  in  Burt- 
scheid  übergeben.  Sack  nahm  gern  die  Gelegenheit  wahr,  den 
schönen  Geist  zu  rühmen,  der  sich  auch  in  den  hiesigen  neuen 
Mitgliedern  der  grossen  preussischen  Familie  auch  gegen  ihre 
so  entfernten  unglücklichen  Brüder  so  wohlthätig  erwiesen. 

Recht  erhebliche  freiwillige  Beiträge  gingen,  um  nur  eines 
anzuführen,  von  vielen  Bürgern  Aachens  zur  Bildung,  Bekleidung 
und  Ausrüstung  der  Landwehr  vor  der  Entscheidungsschlacht 
1815  ein.  Ich  will  nur  einige  der  freiwilli<ren  Spender  nennen: 
den  Nadelfabrikanten  Schervier,  Kaufmann  Mauss,  Fabrikanten 
Leonard  Startz,  Wilhelm  und  Joseph  Kuetgens,  Gothard  Pastor, 
den  Kunstfärber  Gerard  Chorus,  Stephan  Beissel  und  G.  Heinrich 
van  Houtem.     Spenden  v(m  1500  Francs  waren  nichts  Seltenes. 

Die  schönsten  Blüthen  aber  zeitigte  die  Menschenliebe  und 
Opferwilligkeit,  die  zu  keiner  andern  Zeit  so  Herrliches  ge- 
geleistet hat,  auch  hier  in  Aachen  auf  dem  Felde  der  Wohl- 
thätigkeit  und  Fürsorge  für  die  Verwundeten  und  Invaliden,  die 
dieser  Kampf  in  so  grosser  Anzahl  schuf.  Man  betrachtete  auch 
hier  diese  Fürsorge  als  eine  heilige  Verpflichtung,  und  die  Frauen, 
denen  französische  Frivolität  oft  noch  grössere  Kränkungen  zu- 
gefügt hatte  als  die  Noth  des  Vaterlandes  den  Männern,  nahmen 


204  W.  Brttning 

mit  hingebender  Freude  die  Gelegenheit  wahr,  auch  ihre  Kräfte 
in  den  Dienst  der  allgemeinen  nationalen  Sache  zu  stellen. 
Schon  1814  hatte  Sack  einen  Plan  zu  einem  allgemeinen  Wohl- 
thätigkeits verein  achtbarer  Frauen  und  Jungfrauen  im  Greneral- 
gouvernement  des  Niederrheins  entworfen.  Diese  Frauenvereioe 
standen  unter  der  Protektion  der  edlen  Gemahlin  des  Prinzen 
Wilhelm,  des  Bruders  des  Königs.  Hier  konstituirte  sich  am 
1.  Mai  1815  ein  Hauptfrauenverein  für  das  ganze  General- 
gouvernement. An  der  Spitze  desselben  standen  die  Damen 
Sack,  Heyder-Bruckner,  Startz,  Bölling,  von  Fürth,  Reumont  u.  a. 

Bald  darauf  bildete  sich  auch  ein  Männerkomitee  zur  Em- 
pfangnahme und  Verwaltung  milder  Beiträge  für  blessirte  und 
kranke  Krieger.  Es  bestand  aus  dem  preussischen  General- 
konsul Berents  als  Vorsitzendem,  den  hiesigen  Bürgern  Grünther, 
van  Houtem,  Schünefeld  und  den  Offizieren  Hoyoll  und  Stark.  In 
einer  Bekanntmachung,  die  das  Komitee  erliess,  erkennt  es  dank- 
bar die  Bereitwilligkeit  an,  welche  die  hiesigen  achtbaren  Stadt- 
und  benachbarten  Landbewohner  geäussert  haben,  dem  be- 
drängten Zustande  der  an  Blessuren  leidenden  Vaterlandsver- 
theidiger  theilnehmend  zu  Hülfe  kommen  zu  wollen,  gemäss 
dem  Spruche:  „Seid  eingedenk  der  Menschheit  und  vergesset 
nie  der  Hülfsbedürftigen.** 

Am  Tage  der  Schlacht  bei  Waterloo  schrieb  der  „Militär- 
gouverneur der  Königl.  Preuss.  Provinzen  am  Rhein",  von 
Dobschütz,  an  den  „Königlichen  Oberbürgermeister  des  Haupt- 
orts Aachen":  „Es  ist  mir  angezeigt  worden,  dass  viele  Bürger 
und  Einwohner  hiesiger  Stadt,  beseelt  von  menschenfreundlichem 
und  patriotischem  Eifer,  nur  die  Aufforderung  und  Authori- 
sation  der  obrigkeitlichen  Behörden  erwarten,  um  freiwillig 
durch  Lieferung  von  Lebensmitteln  und  andern  Unterstützungs- 
gegenständen die  gegenwärtig  eintreffenden  Verwundeten  und 
Kranken  zu  erquicken,  zu  deren  Verpflegung  für  den  Augen- 
blick die  Einrichtung  des  Lazarethes  noch  nicht  ausreicht. 
Dies  veranlasst  mich,  Ew.  Hochwohlgeboreu  ergebenst  zu  er- 
suchen, Ihrerseits  die  nothwendigen  Ankündigungen  machen 
und  die  erforderlichen  Verfügungen  treffen  zu  wollen,  damit 
der  gedachte  wichtige  Zweck  auf  das  Schleunigste  und  Voll- 
ständigste erreicht  werde."  Das  geschah.  Und  fast  jeder,  dem 
Geschlecht,  Alter  oder  Krankheit  die  Theilnahme  an  dem  heiligen 
Kampfe  versagt  hatte,  eilte  herbei,  um  wenigstens  zur  Linderung 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     205 

der  durch  den  , Kampf  verursachten  Wunden  durch  Hergabe 
von  Mitteln  aller  Art  beizutragen,  sodass  trotz  der  grossen 
Arrauth  in  weiten  Kreisen  der  Bevölkerung  der  Ertrag  ein 
bedeutender  war.  Der  Wohlthätigkeitssinn  bewährte  sich  hier 
wieder  glänzend.  Schon  am  24.  Juni  konnte  der  Oberbürger- 
meister seinen  Mitbürgern  für  die  häufig  zugeschickten  Gaben 
danken,  mit  der  Bitte,  wie  bisher  fortzufahren,  da,  so 
wie  die  braven,  kranken  und  verwundeten  Krieger  ihr  Blut 
und  ihre  Gesundheit  für  den  Triumph  der  heiligen  Sache  im 
Felde  der  Ehre  aufgeopfert  hätten,  die  Bürger  Aachens  sich 
glücklich  schätzen  müssten,  durch  die  Beihülfe  ihrer  freiwilligen 
und  wohlgemeinten  Gaben  die  Gesundheit  der  Opfer  des  Krieges 
zu  bessern,  ihre  Schmerzen  zu  stillen  und  ihre  Wunden  zu 
heilen. 

Ich  könnte  manches  schöne  Beispiel  von  hingebender 
Menschenliebe  anführen,  doch  ich  will  mich  mit  einigen  wenigen 
begnügen. 

Ein  wackerer  Arzt,  Le  Fils,  schreibt  an  den  Regierungs- 
kommissar Biergans: 

„Ein  jeder  ist  wohl  verpflichtet,  in  dieser  Zeit  sein  Scherf- 
lein,  wenn  auch  noch  so  gering,  zur  Unterstützung  der  grossen 
Sache  Deutschlands  beizutragen.  Da  nun  bis  jetzt  kein  Arzt 
am  hiesigen  Militärspital  angestellt  ist,  sondern  bis  dato 
(der  Brief  stammt  aus  dem  Anfang  des  Krieges)  die  kranken 
Soldaten  sich  nur  chirurgischer  Hülfe  erfreut  haben,  so  erbiete 
ich  mich  hiermit,  die  dort  befindlichen  Kranken  unentgeldlich 
zu  behandeln  und  mit  meiner  medizinischen  Hülfe  beizustehen.** 

Dieses  Beispiel  fand  Nachahmung.  Die  an  dem  grossen 
Militärlazareth  thätigen  Aerzte  waren  fast  alle  Aachener.  Ich 
nenne  von  ihnen  Roderburg,  Degraa,  Nagel,  Borm,  Beckers, 
Pesch  Vater  und  Sohn. 

Eine  edle  Frau,  Caroline  von  Tuchsen,  geb.  von  Gontard, 
unterbreitete  dem  Oberbürgermeister  den  Plan  einer  Lotterie. 
Die  auszuspielenden  Gegenstände  waren  500  schöne  Handarbeiten 
und  ein  King,  den  der  Kaiser  von  Russland  ihr  geschenkt 
hatte.  Der  Erlös  der  Lotterie  sollte  zur  Stiftung  eines  In- 
validenfouds  verwendet  werden.  Der  Plan  fand  bei  dem  Ober- 
bürgermeister eifrige  Unterstützung  und  Föiderung,  so  dass  er 
verwirklicht    werden    konnte.     Frau   von  Tuchsen  nahm  Ver- 


206  W.  Brüning 

anlassuDg,  ihm  dafür  ihren  wärrasten  Dank  auszusprechen.  Ein 
Aachener  Bürger,  Reumont,  unterstützte  die  Bestrebungen  der 
patriotischen  Frau  auch  nach  besten  Kräften. 

Km  Geistlicher  aus  Barmen,  Rötschen  mit  Namen,  der  den 
Feldzug  mit  Verzichtleistung  auf  Gage  mitgemacht  hatte, 
sprach  in  einem  Schreiben  an  den  Oberbürgermeister  vom 
4.  Juni  1816  den  Wunsch  aus,  „seinen  unglücklichen  Brüdern 
im  hiesigen  Lazareth  zu  dienen,  da  er  sich  von  seinem  Wirken 
und  Streben  unter  den  guten  Aachenern,  sowie  aus  deren  Um- 
gange viel  Freude  und  Heil  verspreche/ 

Für  die  rühmlichen  patriotischen  Leistungen  wurde  Aachen 
sowohl  von  Seiten  der  Behörden  wie  von  allerhöchster  Stelle 
Anerkennung  und  Dank  in  vollstem  Maasse  zu  Theil. 

Der  kommandirende  General  von  Dobschütz  sagt  in  seiner 
Bekanntmachung  vom  15.  Juli  1815,  acht  Tage  nach  der  zweiten 
Einnahme  von  Paris,  die  wie  für  Preussen  überhaupt,  so  auch 
für  Aachen  ertragreicher  werden  sollte  als  die  erste:  „Den 
biedern  Bewohnern  des  Nieder-  und  Mittelrheins  hat  der 
Himmel  in  dieser  grossen  und  verhängnissvollen  Zeit  eine  herr- 
liche Gelegenheit  gegeben,  die  Tugenden  der  Vaterlandsliebe 
und  Menschlichkeit  auszuüben.  Wie  thätig  und  freudig  sie  die- 
selbe benutzten,  das  lehrt  mich  in  Aachen  der  tägliche  Augen- 
schein.^ 

Es  that  eben  auch  hier  jeder,  was  er  thun  konnte. 

Und  als  der  König,  der  die  Huldigungsdeputation  Aachens, 
die  Herren  Geuljans,  Würth,  von  Fisenne  und  Peltzer,  im  Juni 
in  Hanau  entgegenkommend  und  huldvoll  empfangen  hatte,  auf 
seiner  Rückreise  von  Paris  im  Herbst  1815  kurze  Zeit  hier 
sich  aufhielt  und  die  geweihten  und  historisch  denkwürdigen 
Stätten  aufsuchte,  zollte  er  dem  Patriotismus  und  Wohlthätig- 
keitssinn  der  Bürgerschaft  seinen  vollsten  Beifall.  Das  einfach- 
würdevolle, zwar  ernste  aber  freundliche  Auftreten  des  neuen 
Landesherrn  machte  auf  alle  Kreise  der  Bevölkerung  einen 
ungemein  wohlthuenden  Eindruck.  Keine  Mauer  von  Höflingen 
schied  ihn  vom  Volke  des  Landes,  das  er  in  seiner  Besitz- 
ergreifungsurkunde das  deutsche  Urland,  die  Vormauer  der  Frei- 
heit und  Unabhängigkeit  Deutschlands  genannt  hatte.  Freiwillig 
und  freudig  brachte  ihm  dies  Volk  seine  aufrichtig  gemeinte 
Huldigung  dar. 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     207 

In  verständiger  Schätzung  der  königlichen  Würde  schrieb 
die  „Stadt- Aachener  Zeitung"  vom  12.  Oktober  1815  die 
schönen  und  klugen  Worte:  „Der  König  zog  in  unsere  Mauern 
ein,  nicht  wie  einst  der  fremde  Herrscher,  durch  einen  Schwärm 
gewaffneter  Trabanten  angekündigt,  die  zwischen  dem  Souverain 
und  dem  Volke  eine  undurchdringliche  Scheidewand  bilden; 
keine  Obrigkeit  zwang  hier  den  Bürger,  Gefühle  zu  äussern, 
die  sein  Herz  Lügen  strafte;  seitdem  der  Deutsche  seinem 
National-Karakter  wieder  zurückgegeben  ist,  braucht  es  auch 
keines  äussern  Prunkes,  um  ihm  die  Majestät  des  Thrones  ehr- 
würdig zu  machen;  er  weiss  in  Einfachheit  Hoheit  zu  finden 
und  nur  was  wahr,  wohlthätig  und  menschlich  ist,  trägt  bei 
ihm  den  Stempel  der  Grösse.  So  zeigte  sich  unser  König  seinem 
Volke  und  mit  Rührung  ^ah  ihn  sein  Volk." 

Ich  würde  mich  einer  unverzeihlichen  Unterlassung  schuldig 
machen,  wenn  ich  in  diesem  Zusammenhange  nicht  erwähnte, 
dass  Aachen  in  diesen  Tagen  auch  die  Ehre  und  das  Glück 
hatte,  den  grössten  Helden  und  eigentlichen  Repräsentanten 
dieser  weltbewegenden  Zeit  in  seinen  Mauern  zu  sehen,  und 
Gelegenheit  fand,  ihn  mit  Beweisen  patriotischer  Dankbarkeit 
und  rein  menschlicher  Liebe  und  Verehrung  zu  überschütten:  den 
Feldmarschall  Fürst  Blücher  von  Wahlstatt,  den  Ueberwinder 
Napoleons.  Er  weilte  vom  19.  November  ab  längere  Zeit  hier 
und  freute  sich,  den  hiesigen  Behörden  gegenüber  den  Rhein- 
ländern für  ihre  erprobten  deutschen  Gesinnungen  seine  An- 
erkennung und  seinen  Dank  aussprechen  zu  können.  Bei  seiner 
Abreise  lies  er  dem  Oberbürgermeister  schreiben,  da  ihm  selbst 
der  Sturz  bei  Ligny  noch  in  den  Gliedern  lag  und  die  Feder, 
die  er  ohnehin  nicht  liebte,  nicht  zu  führen  erlaubte: 

„Ew.  Hoch  wohlgeboren  sowohl,  wie  alle  Bewohner  der 
Stadt  Aachen,  haben  mir  während  meiner  hiesigen  Anwesenheit 
so  viele  Beweise  der  freundschaftlichen  Theilnahme  gegeben, 
dass  ich  nicht  umhin  kann,  Ihnen  allerseits  meinen  wärmsten 
Dank  zu  erkennen  zu  geben.  Sehr  muss  ich  bedauern,  dass 
mich  meine  Krankheit  abhielt,  vergnügte  Tage  in  ihrer  Mitte 
zu  verleben,  jedoch  erhalte  ich  Hoffnung  in  künftigen  ruhigen 
Zeiten  durch  einen  längern  Aufenthalt  in  diesem  angenehmen 
Orte,  für  meinen  Verlust  entschädigt  zu  werden.*^  —  Diese  Hoff- 
nung ging  leider  nicht  in  Erfüllung,  aber  die  guten  Wünsche 


208  W.  Brüning 

der  Aachener  Bevölkerung  begleiteten  den  alten  Helden  und 
erflehten  ihm  vom  Himmel  einen  ungetrübten  Lebensabend  ^ 

Immer  wieder  kehrt  der  Blick  jedes  deutsch  und  patriotisch 
empfindenden  Mannes  zu  den  Tagen  des  Befreiungskampfes 
zurück,  und  jedes  Verweilen  bei  ihnen  ist  für  sein  nationales 
und  sittliches  Bewusstsein  ein  Gewinn.  Ich  könnte  noch 
manches  Erhebende  berichten,  noch  manche  schöne  That  edler 
Menschlichkeit  und  werkthätiger  Liebe,  die  hier  geschehen,  mit- 
theilen. Doch  genug!  Es  ist  aber  eine  wahre  Freude,  in  den 
Dokumenten,  die  von  diesen  unvergleichlichen  Tagen  der  Frei- 
heitskriege und  dem  Antheil  Aachens  an  ihnen  Kunde  geben, 
zu  forschen  und  die  erfreuliche  Gewissheit  ihnen  zu  entnehmen, 
dass  auch  diese  Stätte  deutschen  Bodens,  in  der  die  Anfänge 
unserer  Geschichte  wurzeln  und  die  •geweiht  ist  von  den  be- 
deutungsvollsten historischen  Erinnerungen,  in  dieser  grossen 
Zeit  auch  würdig  und  gross  befunden  worden  ist. 

Quellenverzeichniss. 

Akten  des  hiesigen  Stadtarchivs  aus  reichsst&dtischer  Zeit  (Berichte 
der  Gesandten  in  Regensbnrg  und  Wien)  und  Kriegsakten  aus  der  Zeit  der 
Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege;  ferner  eine  handschriftliche 
Chronik  des  Stadtarchivs.  (1776-1797.)  —  J.  J.  Moser,  Angemeine  Ein- 
leitung in  die  Lehre  des  besonderen  Staats-Rechts  aller  einzelnen  Stände 
des  Heil.  Rom.  Reichs  etc.  Frankfurt  und  Leipzig  1739;  ders.,  Von  der 
Reichs-Stättischen  Regiments-Verfassung  etc.  Ebenda  1772.  —  Püttcr, 
Historische  Entwickelung  der  heutigen  Staatsverfassung  des  Tentscben 
Reichs.  3  Theile.  Göttingen  1788.  —  K.  F.  Eichhorn,  Deutsche  Staats- 
und Rechtsgeschichte.  4.  Theil.  Göttingen  1836.  —  G.  V.  Schmid,  Die 
mediatisirten  freien  Reichsstädte  Deutschlands.  Frankfurt  a.  M.  1861.  — 
F.  Haagen,    Geschichte   Achens.     2   Bde.     1873/74.      -   Joseph  von  Görrea 


*)  Die  Annahme,  dass  Fürst  Blücher  am  Aachener  Kongress  theil- 
genommen  habe,  beruht  auf  einem  Irrthum.  1815  weilte  der  MarschaU 
allerdings  nicht  zum  ersten  Mal  in  Aachen.  Bereits  im  Juni  1814  besuchte 
er  auf  seiner  Rückreise  von  England  für  kurze  Zeit  die  Stadt.  -  Schon 
einmal  ist  der  Gedanke  angeregt  worden,  zur  Erinnerung  an  diesen  Mann, 
der  unter  unseren  Nationalhelden  in  erster  Reihe  steht,  eine  Gedenktafel 
zu  errichten.  Man  hat  dies  bei  Friedrich  dem  Grossen  und  Joseph  IL 
gethan,  denen  besondere  Verdienste  gerade  um  Aachen  wohl  nicht  zuge- 
schrieben werden  können.  Blüchers  Schwert  aber  hat  die  alte  Kaiserstadt 
und  die  linksrheinischen  Lande  dem  deutschen  Reiche  wiedergewonnen.  Ihm 
gebührt  deshalb  ein  Zeichen  dankbarer  Erinnerung  mehr  ab  j>dem  andern. 


Aachen  während  der  Fremdherrschaft  und  der  Befreiungskriege.     209 

gesammelte  Schriften.  Hrsg.  von  M.  Görres.  (Politische  Schriften  Bd.  II  u. 
III.)  —  Sepp,  Görres.  Bd.  XXIII  der  ^»Geisteshelden''.  Berlin  1896.  —  J. 
F.  Jacobi,  Versuch  eines  Plans  zur  Errichtung  eines  Arbeitshauses  in  der 
frejen  Reichsstadt  Aachen.  Düsseldorf  1791.  —  G.  Forster,  Ansichten 
vom  Niederrhein  etc.  l.  Thcil.  Berlin  1793.  —  M.  Scheins,  Aachen  vor 
hundert  Jahren.  Aachen  1887.  —  Mainz  im  Jahre  1863.  Ein  Bild  öffentlichen 
Lebens.  In  Briefen  skizzirt  von  E.  P.  Aachen  1863.  —  J.J.Michel,  Die 
Bockreiter  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  im  alten  Jülicher  und 
Limburger  Land.  (Zeitschrift  des  Aachener  Qeschichtsvereins  Bd.  IV,  S.  21  ff.) 
—  F.  Büttgenbach,  Klostcrrath  (Rolduc),  die  alte  Abtei  des  Roder  Land - 
chens.  —  L.  Ennen,  Zeitbilder  aus  der  neueren  Geschichte  der  Stadt  Köln  etc. 
Köln  1857.  —  C.  Tb.  Perthes,  Politische  Zustände  und  Personen  in  Deutsch- 
land zur  Zeit  der  französischen  Herrschaft.  Gotha  1862.  —  Crouenberg, 
Die  Mäkelei  oder  Stadtratbswablgeschichten  aus  dem  vorigen  Jahrhundert. 
Aachen  o.  J.  (um  1882.)  —  H.  von  Sybel,  Preussen  und  Rheinland.  (Kleine 
historische  Schriften,  Bd.  II,  S.  383  ff.)  —  H.  von  Sybel,  Geschichte  der 
Revolutionszeit.  —  Zeitschrift  für  preussische  Geschichte  und  Landeskunde. 
9.  Jahrgang  (1872),  S.  645.  —  Briefwechsel  des  Ministers  und  Burggrafen 
von  Marienburg  Theodor  von  Schön  mit  G.  H.  Pertz  und  J.  G.  Droysen. 
Hrsg.  von  F.  Rühl.  Berlin  1896.  ~  H.  von  Treitschke,  Deutsche  Ge- 
schichte im  19.  Jhdt.  3.  A.  —  H.  Taine,  Les  origines  de  la  France  con- 
temporaine,  Paris  1875—94.  5  Bde.  —  Aufzeichnungen  eines  Haarener  Kirchen- 
buches aus  den  Kriegsjahren  1792—1795.  Hrsg.  von  H.  Schnock  (Mitteilungen 
des  Vereins  für  Kunde  der  Aachener  Vorzeit,  10.  Jahrgang,  S.  33  ff.)  —  Auf- 
sätze von  Hüffcr  und  Göcke  über  die  Zeit  der  Fremdherrschaft  in  den 
Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein.  —  H.  Milz,  Die  Kaiser- 
stadt Aachen  unter  französischer  Herrschaft.  1.  2.  Programme  des  König- 
lichen Gymnasiums  zu  Aachen.  1870/71;  1871/72.  —  W.  Brüning,  Akten- 
stücke aus  dem  Aachener  Stadtarchiv  (1795-1805).  (Mitteilungen  des 
Vereins  für  Kunde  der  Aachener  Vorzeit,  9.  Jahrgang.  S.  92.)  —  E.  Fromm, 
König  Friedrich  II.  von  Preussen  in  Aachen.  (Zeitschrift  des  Aachener 
Geschichtsvereins.  Bd.  XIII,  S.  213  ff.)  —  Aachener  Liederchronik.  Mit 
einer  Chronologie  der  Geschichte  Aachens.  Aachen  1873.  —  Oatechisme  ^ 
Tusage  de  toutes  les  6glises  de  Tempire  frangais.  Paris  1806,  mit  Akten- 
stücken der  Stadtbibliotbek  betr.  Einführung  des  kaiserlichen  Katechismus. 
P.  Poullet,  La  Belgique  et  la  chute  de  Napoleon  I".  Bruxelles  1895. 
-  J.  Spoelgen,  Stimmung  der  Aachener  Bürgerschaft  zur  Zeit  der  Fremd- 
herrschaft. (Mitteilungen  des  Vereins  für  Kunde  der  Aachener  Voraeit, 
5.  Jahrgang,  S.  26  ff.)  -  Vortrag  und  mündliche  Mittheilungen  des  Herrn 
Oberlehrers  Oppenhoff  über  rheinische  Zustände  unter  der  Fremdherrschaft 
und  preussischen  Regierung.  -  Vortrag  des  Herrn  Staatsanwaltschafts- 
Sekretärs  Schollen  über  den  Empfang  Napoleons  in  Aachen  nach  dem  Be- 
richt eines  Augenzeugen  (vgl.  Echo  der  Gegenwart  1897,  Nr.  201.)  —  A. 
Dayot,  Napoleon  I.  in  Bild  uiid  Wort.    Uebertragen  von  0.  Marschall  von 

14 


210  W.  Brüning,  Aachen  während  d.  Fremdherrschaft  n.  d.  Befreiungskriege. 

Bieberstein.  Leipzig  1897.  —  Fonrnier,  Napolen*s  I.  Kampf  am  die  Welt* 
herrschaft.  —  Ans  der  Zeit  der  Freiheitskriege.  Sechs  Vorträge,  gehalten 
zn  Köln  im  März  und  April  1862.  2.  A.  KOln  1868.  —  J.  Görres,  In 
Sachen  der  Rheinprovinz  und  in  eigener  Angelegenheit.  Stuttgart  1822.  — 
—  B.  Koser,  Die  Bheinlande  und  die  preussische  Politik.  Westdeutsche 
Zeitschrift  Bd.  II,  S.  187.  —  R.  Goette,  Geschichte  der  deutschen  Einheits- 
bewegung im  19.  Jahrhundert.  —  F.  Förster,  (beschichte  der  Befreiungs- 
kriege. (Bd.  IV  u.  y  der  neueren  und  neuesten  preussischen  Geschichte.)  — 
F.  Arndt,  Die  deutschen  Frauen  in  den  Befreiungskriegen.  Halle  1867.  — 
Fünfzig  Briefe  Blüchers,  hrsg.  von  C.  Blasendorff,  im  54.  Bd.  der  EUsto- 
rischen  Zeitschrift.  —  Zehn  Briefe  Blüchers,  hrsg.  von  A.  Röschen  im  8. 
Bd.  der  Forschungen  zur  preussischen  und  brandenburgischen  Geschichte.  — 
E.  Pauls,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Buchdruckereien,  des  Buchhandels, 
der  Censur  und  der  Zeitungspresse  in  Aachen  bis  1816.  (Zeitschrift  des 
Aachener  Geschichtsvereins  Bd.  XV,  S.  97  flf.)  —  H.  Freimuth,  Aachens 
Dichter  und  Prosaisten.  8  Bde.  1882/88.  —  Friedrich  Heinrich  Jacobi^s  aus- 
erlesener Briefwechsel.  2  Bde.  Leipzig  1827.  —  Zeitungen:  1.  Journal 
de  la  Roer.  Seit  dem  18.  Januar  1814  Stadt-Aachener  Zeitung;  2.  Journal 
des  Niederrheins.  Seit  dem  16.  Juni  1814  Journal  des  Nieder-  und  Mittel- 
rbeins.    (Journal  du  Bas-Rhin  et  du  Rhin-Moyen.) 


Kleinere  Mittheilungen. 

1.  Inventar  des  Schlosses  zn  Monljoie  aus  dem  J.  1436. 

Die  etwa  35  Kilometer  südöstlich  von  Aachen  gelegene  Kreisstadt 
Montjoie  bildet  einen  Glanzpunkt  de»  an  Natnrschönheiten  überreichen  Rnhr- 
thales.  Römisches  Mauerwerk*  und  nahe  gelegene  Bömerstrassen  beweisen 
uns,  dass  die  Stätte  des  heutigen  Montjoie  schon  zu  jener  Zeit  nicht  ohne 
nennenswerthe  Bedeutung  war,  als  Roms  Legionen  Jahrhunderte  hindurch 
am  Niederrhein  eine  fast  unüberwindliche  Wacht  hielten.  Unter  welchem 
Namen  der  Ort  zuerst  in  die  Oeschichte  eintritt,  ist  nicht  ermittelt.  Nach 
J.  H.  Kaltenbach',  dessen  Angaben  vielfach  auf  die  Ritzschen  Sammlungen 
sich  stützen,  kommt  Ludwig  von  Monschauw,  Herr  von  Meryille  und  Arancy 
als  Kreuzritter  unter  Gottfried  von  Bouillon  schon  zum  J.  1096  vor.  H.  Panly' 
weist  dies  als  ungenau  nach  und  setzt  mit  J.  W.  Braun*  das  erste  urkund- 
liche Vorkommen  des  Namens  Montjoie  in  die  Jahre  1208  (?)  oder  1217. 
Ich  finde  den  Ort  unter  dem  Namen  Mons  loci  schon  zum  J.  1198  in  einer 
Exkommunikations -Verkündigung  (sententia  excommunicationis)  erwähnte 
Da  aber  die  Bezeichnung  Mons  loci  später  nicht  mehr  wiederkehrt,  liegt  die 
Vermuthung  nahe,  dass  wir  es  mit  einer  unrichtigen  Lesart  zu  thun  haben, 
oder  aber  dass  diese  Exkommunikation  eine  Fälschung  aus  jüngerer  Zeit  ist. 

Das  Schloss  Montjoie,^und  damit  auch  die  am  Fusse  des  Schlossberges 
gelegene  Stadt  des  gleiciien  Namens  hat  seit  dem  Beginne  des  13.  Jahr- 
hunderts eine  reiche  Geschichte  aufzuweisen.  Montjoies  Beziehungen  zu  den 
Limburgeru,  den  Falkenburger  Dynasten,  den  Burggrafen  zu  Schönforst,  zu 
Jülich  und  Knrpfalz,  kurz,  den  Kern  der  geschichtlichen  Vergangenheit  hat 
H.  Pauly  in  seinen  Beiträgen '  zum  Gegenstand  eingehender  Untersuchungen 
gemacht,  auf  die  hier  nur  verwiesen  werden  kann.    Im  Nachstehenden  gestatte 


*)  Zeitaohrift  des  Aachener  Gksohiobtsvereiiui  Bd.  XIV,  S.  24. 

*)  Der  Bef^enmgsbezirk  Aachen  1860  S.  104. 

')  Beiträge  Eur  Gescliiohte  der  Stadt  Montjoie  und  der  Montjoier  Lande ;  1.  Fasoikel 
Köln  1892  S.  16,  Anm. 

«)  H.  Panly  a.  a.  O.  S.  9;  Niederrheinische  Annalen,  Köln  1868,  Heft  6,  8.  10. 

*}  Hartzheim-Schannat,  Concil.  German.  tom.  III,  p.  467. 

•)  VgL  oben  Anm.  8.  Herr  Oberpfarrer  Dr.  Pauly  würde  die  rheinischen 
Geschichtsfreunde  sicher  zu  lebhaftem  Danke  verpflichten,  wenn  er  eine  neue  Auflage 
dieser  im  Buchhandel  nicht  mehr  aufsutreibenden  Beiträge  herausgeben  wollte. 

14* 


A 


Kleinere  Mittheilnngen.  213 

bezog;  sie  erhalten  anch,  ausser  genügenden  Mengen  Heu  für  ihre  Pferde,  so 
viel  Holz  als  sie  auf  dem  Schlosse  zu  ihrem  Bedarf  nöthig  haben.  Vorge- 
sehen werden  endlich  zu  Gunsten  der  Darleiher  in  der  Verpfändungs-Urkunde 
die  Fälle,  in  denen  das  Schloss  in  fremde  Hände  gerathen,  oder  durch  Unge- 
schick (ungeschichte)  ganz  oder  theilweise  abbrennen  sollte.  Nach  der  Rück- 
zahlung des  Kapitals,  dessen  Kündigung  nach  bestimmter  Frist  beiden  Theilen 
freistand  —-  für  die  Gläubiger  war  die  Wohnung  des  Pförtners  am  herzog- 
lichen Schloss  in  Hamhach  bei  Jülich  der  Ort,  wo  sie  kündigen  konnten  — , 
mussten  Schloss  und  Land  Montjoie  wieder  los,  ledig  und  frei  in  die  Hände 
des  Herzogs  von  Jülich  oder  seiner  Erben  zurückgegeben  werden. 

Allem  Anschein  nach  lag  bei  der  vorliegenden  Verpfändung  der  Vortheil 
überwiegend  auf  der  Seite  Wilhelms  von  Lintzenich.  Der  etwas  verechwende- 
rischc*,  mit  Schulden  überlastete  Herzog  Adolph  von  Jülich  starb  schon  im 
J.  1437,  und  sein  Nachfolger  scheint  sich  beeilt  zu  haben,  den  ihn  drückenden 
Vertrag  zu  lösen,  obschon  anch  er  schon  im  J.  1444  in  die  Lage  kam,  Montjoie 
aufs  neue,  diesmal  an  Johann  von  Palant,  zu  verpfänden*. 

Die  Verpfändung  des  Schlosses  Montjoie  um  Neujahr  .1436  machte  die 
Aufnahme  eines  Inventars  über  das  bei  Beginn  der  Verpföndung  dort  vor- 
handene Mobilar  noth wendig.  Ohne  ein  solches  Inventar  wären  ja  bei  der 
Rückzahlung  des  Darlehens  Weiterungen  aller  Art  ziemlich  unvermeidlich 
gewesen.  Das  am  14.  Februar  1436  aufgenommene  Inventar  liegt  der  Ab- 
schrift der  Verpfändungs-Urkunde  im  Düsseldorfer  Staatsarchiv  bei  und  wird 
nachstehend  dem  vollen  Wortlaute  nach  zum  ersten  Mal  veröffentlicht.  Da 
ist  —  ich  behalte  die  Reihenfolge  bei  —  die  Rede  von  einem  Messgewand 
und  seinem  Zubehör.  Ferner  von  nicht  weniger  als  26  theils  grossen,  theils 
kleinen  Betten,  die  theilweise  mit  Umhängen  versehen  waren.  Bei  dem  mit 
Gold  gestickten  Scharlachtuche  darf  wohl  an  die  Prunkdecke  des  Fürsten- 
bettes gedacht  werden,  worauf  die  gleichzeitig  genannten  Betttücher  (slaeflf- 
laken)  und  Kopfkissen  (orekuyssen),  sowie  die  schwer  erklärbare  „cleyspels- 
decke"*  schliesscm  lassen.  Die  Stuhlkissen  mögen  als  Unterlage-  oder  Bücken- 
kissen in  Sesseln  gedient  haben;  der  Leinwandbestand  schliesst  mit  26  bessern 
Tischtüchern  und  einigen  schlechtem  Tisch-,  Fuss-  und  Leinentüchern*.  Es 
folgen  tiefe  und  flache  Schüsseln  und  zwei  Waschbecken  (kump-  ind  platbeckon 
ind  11  hantvass).  Dann:  zinnerne  Kannen,  kupferne  Leuchter,  grosse  und  kleine 
Töpfe,  weisse  und  schwarze  Kessel  in  der  Küche  nebst  39  Pfund  zinnerner 
Schüsseln.    Ebendaselbst  zwei  drijdcssen*,  Tiegel,  Roeater,  Gänse-  und  andere 


')  Nach  J.  F.  Knapp,  Regenten-  und  Volksjfoacliichto  der  Länder  Kleve,  Mark 
Jülich  etc.,  Krefeld  1H14,  B<L  II,  S.  49H,  verschwendete  er  in  einem  Falle  da«  Einkommen 
einer  Qrafscbail  hei  einem  Festessen. 

*j  H.  Panly  a.  a.  O.  Fasoikel  1,  S.  79. 

*)  Zur  Erklärung  dieses  Wortes  f^ben  mehrere  namhafte  ältere  Wörterbücher 
keinen  Aufschi  aas. 

*)  I)anint<*r  jedenfalls  auch  Handtücher;  dwele  (twyle)  bedeutet  vorwiegend  Hand- 
tuch oder  manntergium. 

*)  Hs.* schwer  lesbar;  es  ist  wohl  eine  Art  Esse  oder  Herd  gemeinl. 


214  Kleinere  MittheilungeQ. 

Pfannen,  Brandeisen  ',  und  die  zur  Regelung  des  Herdfeuers  und  Handhabung' 
der  Küchengeschirre  nothwendigen  Vorrichtungen*. 

Sehr  bemerkenswerth  ist  die  nun   folgende  Aufzählung  der  Annimn^ 
der  Burg.    Schon  damals  war  im   Gegensatz   zu  früheren  Zeiten  bei   Be- 
lagerungen die  Vertheidigung  den  neuen  Geschützen  gegenüber  durchgehende 
sehr  schwierig,  und  ein  paar  Menscheualter  später  vermochten  nur  in  beson- 
dem  AusnahmeföUen  befestigte  Burgen  bei  Belagerungen  lauge  Stand   zu 
halten.    In  der  Armiruug  des  Montjoier  Schlosses  tritt  der  üebergang  von 
der  altern  zur  neuem  Zeit  deutlich  zu  Tage,  indem  das  Inventar  ein  Gemenge 
von  veralteten  und  jüngeren  Waflfenarten  verzeichnet.    Bei  den  Steinbüchsen 
mit  ihren  Kammem,  den  Lothbüchsen  und  dem  Vogeler  liegt  jedenfalls  eine 
Art  von  Böllern  und  Kanonen   vor',   während  die   hölzernen  und  hörnernen 
Armbrüste  mit  ihren  theils  gefiederten,  theils  ungefiederten  Eisen-  und  Stahl- 
pfeilen   die    frühmittelalterliche  Zeit    vertreten.     Unter  Kraut   (kroyt)   ist 
Pulver  zu  verstehen;  sehr  beachtenswerth  ist  die  Anführang  von  Schwefel 
und  ungestossenem  Salpeter  ^    Es  beweist  dies,  dass  man  es  damals  auch 
bei  uns  bei  Belagerungen  verstand,  innerhalb  der  Festungswerke  aus  (der 
allenthalben  vorhandenen)  Holzkohle,  Schwefel  und  Salpeter  vermittelst  Pulver- 
stampfen *  Pulver  zu  bereiten.  Die  drei  schwarzen  Harnische  kamen  wohl  haupt- 
sächlich bei  Bnndsichten  von  gefährlichen  Stellen  aus  zur  Verwendung,  wobei 
die  dunkle  Farbe  des  Harnischs  den  Träger  dem  Feinde  weniger  kenntlich 
machte.  Bei  den  Büchsensteinen  kann  man  an  sogen.  Feuersteine  zum  Schlagen 
von  Feuer  und  an  Steinkugeln   denken.    Es  ist  wenig  wahrscheinlich,  dass 
man  Feuersteine,  falls  solche  überhaupt  in  nennenswerther  Zahl  vorhanden 
waren,  eigens  sollte  inventarisirt  haben.    Ein  so  werthloses,  alltäglich  fast 
kostenlos  und  leicht  zu  ersetzendes  Material  gehörte  ebenso  wenig  ins  Inventar, 
wie  die  Holz-  oder  Holzkohlen vorräthe  des  Schlosses.    Sehr  wahrscheinlich 
sind  Steinkngeln  gemeint,  namentlich  auch  schon  deshalb,  weil  Eisen-  und 
Bleigeschosse,   von   Pfeilen  abgesehen,   nicht  verzeichnet  sind.    Steinkugeln 
erhielten  sich  vielfach  bis  in  spätmittelalterliche  Zeiten  hinein  in  Gebrauch. 
Solche  Kugeln  von  1 — 2 Vi  Fuss  Durchmesser  fanden  sich  z.  B.  in  der  Nähe 


»)  Hs.  brantreichten.  Nach  Lexor,  Mittelhochdeutsches  Handwörterbuch  Bd.  I. 
S.  B42  ist  brant-reite  =  brantisen  (andela,  tedifera). 

«)  Hs.  vargetaauwe.  Getouwe  oder  getouw  ist  Geschirr  aller  Art  Vargetsauwe 
ist  hier  wohl  ein  Sammelbegriff  im  Sinne  von:  Haken  zum  Einhängen  der  Kessel,  Hand- 
haben zum  Anfassen  heisser  Herdplatten,  Winden  aus  eisernen  Ketten  zum  Hängen 
der  Kessel  über  das.Herdfener  u.  dergl. 

*)  Näheres  über  die  hier  genannten  Geschütze  bei  A.  Dem  min,  Die  Kriegswaffen. 
Gera  1891,  S.  108  ff. 

*)  Pulver  kommt  unter  dem  Namen  Donrekruyt  schon  in  den  von  J.  Laurent 
herausgegebenen  Aachener  Stadt  rech  nun  gen  des  14.  Jahrhunderts  vor.  Salpeter  finde 
ich  für  unsere  Gegenden  hier  zuerst  erwähnt.  Er  kommt  zu  Endo  des  Mittelalt^^r«  mit- 
unter in  den  handschriftlichen  Memorabilien  des  Kanzlers  Lüninok  (DüsseldoHer  Staat«- 
arohiv)  vor.  Salpetergräber  sind  für  das  16,  bis  18.  Jahrhundert  mehrfach  bei  uns 
nachweisbar. 

■)  Abbildung  einer  Pulverstampfe  aus  dem  15.  Jatirhundert  bei  A.  De  mm  in 
a.  a.  O.  S.  105. 


Kleinere  Mitthoilangen.  215 

der  im  J.  1899  zerstörten  Feste  Tannenberg  bei  Ausgrabungen  vor;  wahr- 
scheinlich, so  hcisst  es  bei  A.  Demmin  *,  hatte  die  Frankfurter  „tolle  Grethe" 
(tulle  Griet)  sie  geschleudert  Weshalb  die  ührglocke  den  Schluss  des  Inventars 
der  Arrairung  der  Burg  bildet,  ist  nicht  recht  ersichtlich.  Vermuthlich  war 
die  Thnrmnhr  an  einem  befestigten  Thurme  angebracht  und  gelangte  so  bei 
der  Inventarisirung  unter  das  Mobilar  der  Festungswerke. 

Das  bei  jedem  Posten  wiederholte  Wort  Item  ist  im  Abdruck  nur  beim 
Beginn  der  drei  Hauptabsätze  stehen  gelassen  worden. 

Anno  domini  etc.  tricesimo  sexto,  des  vierziendcn  dages  in  dem  maende 
Februario  wart  deme  meyer  dyesere  naegeschreven  huysrait  ind  geschutze 
bewijst  und  gelevert  van  des  marschalcks  wegen  zo  Monyoe. 

Item  an  huysrait  eyn  misse  gewant  ind  de  gereitschaff  dartzo;  XXVI 
bedde  so  groyss  ind  cleyn  mit  yren  gcreitschafifen,  schaetzen,  ind  eyn  deill 
mit  umbhencgen;  XLIIII  par  slaefilaken;  eyne  scharlachen  kamer  mit  goilde 
gestickt;  eyne  cleyspebdecken;  VIII  orekuyssen,  VIII  stoilkuyssen;  XXVI 
gebyldt  dyslaken,  V  twylsdislaken,  vier  siechte  dislaken,  X  vuetzwelen;  eyn 
kumpbecken,  II  platbecken  ind  II  hantvass,  II  tynnen  quartkannen  ind  III 
tzynnen  halffkannen;  III  groyss  kufferen  luechter,  III  cleyne  luchter,  in  der 
cuchen  vier  groyss  duppen,  III  cleyn  duppen;  II  wysse  kessell,  III  groysso 
swartze  kessell,  IUI  cleyne  swartze  kesseil,  an  tzynnen  schuttelen  XXXJX 
punt,  n  drijdesse,  II  degell,  III  roesten,  II  genspannen,  V  andre  pannen, 
XIII  brantreichten,  dan  de  vargetzauwe  etc.  Diss  vurscr.  hnysraitz  hat  der 
Maess  (?)  eyn  deill  dar  geguldcn. 

Item  an  geschutze,  dat  der  marschalck  euch  da  vant:  nuyn  steynbussen 
mit  XIIII  kameren,  XIII  loytbussen,  eyn  vogeler,  XIIII  kluppell  armburster, 
VI  pleyden,  XL VIII  stoyle  pijle,  eyne  tonne  kruy tz,  salpeter  vur  eyn  tonne 
zo  machen. 

Item  dit  naegeschreven  geschutze  hait  der  marschalck  dar  dein  brencgen, 
ind  mach  id  euch  as  vort  danne  doin  voyren;  III  steynbuyssen  mit  IX 
kameren;  VI  homem  armburster,  III  kluppell  armburster,  der  sijn  II  haelff 
tzinnen;  IUI  vesgen  mit  pelen,  XXV  stoyle  stelener  pyle;  XXXIII  stoyle 
yseren  pyle;  dan  in  eym  korife  euch  pyle,  de  ungefedert  ind  euch  eyn  deill 
ungestickt  seyn;  III  aemen  ind  IIj  tonne  kruytz;  eyn  tonne  s wegeis;  eyne 
tonne  selpeters,  de  ungestoissen  synt;  dan  drij  swartze  harnyss,  V  stoetzen, 
dan  bussen  steyne,  de  oirklocke. 

Düsseldorf.  L\  Pauls. 


•)  A.  a.  O.  S.  109.  Forner  fUr  rheinische  Gegenden:  Hteinkugeln  bei  der  Bela- 
gerung von  Neuss  duroh  Karl  den  Kühnen  (1474),  sowie  hei  der  Belftg<»rung  des  Schlosse« 
Broich  durch  die  Spanier  (159h).  Vgl.  ZeitschritY;  des  Aachener  (leschichtsverein  Bd. 
XIV,  H.  'Sil,  bezw.  die  in  der  Rheinenschen  AntiijuitttUm-Sammlung  zu  MtUheim  an 
der  Ruhr  vorhandenen  Exemplare. 


216  Kleinere  Mittheilungen. 

2.  Der  Prämonstratenserabt  Simon  Brannman  ans  Aachen 

(1673-1747). 

Domkapitular  Eeusens,  Professor  der  Theologie  und  Bibliothekar  an 
der  Universität  Löwen,  veröffentlicht  in  Verbindung  mit  dem  Kanonikus 
Barbier  seit  einer  Reihe  von  Jahren  in  sehr  verdienstvoller  Weise  seine 
„Analekta  zur  Aufhellung  der  belgischen  Kirchengeschichte '^.  Mit  dem  Drucke 
wichtiger  Urkunden  der  alten  belgischen  Kirche  in  allen  Theilcn  des  Landes 
befasst,  gewinnen  die  Analekta  ein  besonderes  Interesse  da,  wo  es  sich  um 
die  Hochschule  von  Löwen  handelt,  welche  seit  dem  15.  Jahrhundert  den 
Mittelpunkt  der  geistigen  Bestrebungen  der  Niederlande  bildete.  Wie  die 
namhaftesten  Theologen  aus  dem  Stande  der  Weltgeistlichen  in  Löwen  ihre 
Bildung  empfingen,  so  gab  es  auch  kaum  einen  religiösen  Orden,  welcher 
nicht  in  Löwen  ein  besonderes  Studienhaus  besass,  in  welchem  besonders 
talentirte  jüngere  Kleriker  der  theologischen  Ausbildung  oblagen.  Unsterb- 
lich sind  die  Verdienste,  welche  die  Alma  mater  sich  durch  die  Einverleibung 
fremdländischer  Studienanstalten  in  den  Organismus  der  Universität  erworben. 
Für  die  Geschichte  des  irischen  Kollegs  zur  Heranbildung  von  Weltgeist- 
licheu,  sowie  für  die  Entwickelung  der  Kollegien  der  irischen  Franziskaner 
und  Dominikaner,  deren  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Theologie  und  in 
noch  weit  höherem  Masse  auf  dem  der  keltischen  Literatur  von  unvergäng- 
licher Bedeutung  sind,  enthalten  die  Analekta  von  Breusens  die  werth vollsten 
Beiträge.  Gewissenhaft  hat  der  Geschichtschreiber  der  irischen  Kirche  die- 
selben verwerthet*. 

Von  nicht  geringerer  Bedeutung  erwiesen  sich  die  Bursen  für  inländische 
Orden  in  Löwen.  Nach  Ausweis  der  Analekta  spielte  unter  denselben  eine 
grosse  Rolle  das  Kollegium  der  Prämonstratenser  oder  Norbertiner.  Gegründet 
1571  durch  die  drei  Aebte  Van  der  Linden,  Heyns  und  Malenius,  nahm  es 
unter  ebenso  gelehrten  als  seeleneifrigen  Leitern,  aus  deren  Reihe  wegen 
ihrer  schriftstellerischen  Leistungen  Petit  und  de  Cocq  Erwähnung  verdienen, 
einen  raschen  Aufschwung.  Zu  den  angesehensten  Rektoren  der  Anstalt 
gehörte  ein  Sohn  der  Stadt  Aachen  ^  Simon  Brannman,  Sohn  des  Rutger 
Brannman  und  der  Maria  Katharina  Petit,  erblickte  das  Licht  der  Welt  in 
Aachen  am  1.  Januar  1673.  Nach  Beendigung  der  humanistischen  Studien  nahm 
er  1695  das  Ordenskleid  in  der  Abtei  der  Prämonstratenser  in  Averbodc 
und  bezog  nach  vollendetem  Noviziat  die  Hochschule  von  Löwen  zum  Studium 
der  Theologie.    Seine  Leistungen  waren  derart,  dass  er  im  Laufe  der  Zeit 


1)  A.  Bellesheim,  Geschieht«  der  katholischen  Kirche  in  Irland  Bd.  U  (Hains 
1890),  S.  761  des  Registers,  und  Bd.  in  (Mainz  IH91),  S.  771  des  Registers. 

")  Analect«s  pour  sorvir  k  Thistoire  ecciesiastiqne  de  la  Belgiqno  pabli^  par  le 
cbanoine  Rdusens,  professeur  ä  la  facult^  de  th^ologie  et  biblioth^caire  de  roniverait^ 
catholique  de  Louvain  et  le  chanoine  Victor  Barbier.  Deuxiem©  s^rie.  Tome  sixi^me- 
Quatriöme  Uvraison.  Louvain  1H91,  png.  880 — 400.  —  Die  Angaben  bei  H.  Hnrter, 
Nomencia tor  litterarius  recentioris  tlioologiae  cathoUcae  II  (Oenipont«  1^«8),  p.  1274 
genügen  für  den  Lokalforsoher  nicht. 


Kleinere  Mitthcilangen.  817 

zum  Lektor  der  Theologie  und  1704  auf  einer  Versammlung  der  Prämon- 
stratenser-Aebte  von  Brabant  zum  Vorsteher  des  Ordenskollegs  in  Löwen 
berufen  wurde.  Volle  23  Jahre  hat  er  dieses  Amtes  gewaltet.  Zum  Pro- 
visor der  Abtei  von  Averbode  ernannt,  erhielt  Braunman  durch  die  Wahl 
der  Konventualen  nach  dem  Heimgang  des  Abtes  Panhusins  1736  die  Würde 
des  Abtes,  welche  er  bis  zu  seinem  am  22.  Dezember  1747  in  Löwen  erfolgten 
Abscheiden  bekleidete.  Seine  Vorlesungen,  welche  sich  namentlich  auf  dog- 
matischem Gebiete  bewegten,  erschienen  nach  seinem  Tode  in  acht  Bänden. 
Besonders  wurde  ihm  nachgerühmt  die  Gabe  der  Beredsamkeit  und  voll- 
ständige Enthaltsamkeit  vom  Genuss  geistiger  Getränke '. 

Aachen.  Alphorn  Bellesheim. 

3.  Anfertigung  einer  Monstranz  für  die  Klosterkirche 
der  Abtei  Bartscheid  durch  den  Aachener  Goldschmied 

Dietrich  von  Rodt  im  J.  1618/19. 

Unter  dem  Titel  „Die  Aachener  Goldschmiede,  ihre  Arbeiten  und  ihre 
Merkzeichen  bis  zum  achtzehnten  Jahrhundert"  veröffentlichten  im  15.  Bande 
dieser  Zeitschrift  H.  Loersch  und  M.  Bosenberg  eine  inhaltreiche  Abhand- 
lung, an  deren  Schluss  sie  dem  Wunsche  nach  Ergänzungen  aus  unge- 
druckten Quellen  Ausdruck  geben.  Ferner  enthält  der  kürzlich  in  einer 
Tageszeitung*  erschienene  Aufsatz  eines  ungenannten  Verfassers  „Die 
Aachener  Goldschmiedekunst  ehemals  und  heute"  zur  neuesten  Zeit  mehrere 
beachtenswerthe  Angaben.  Die  nachstehende  kleine  Ergänzung  zur  Loersch- 
Roscnbergschen  Abhandlung  beruht  vorwiegend  auf  archivalischem,  im  Düssel- 
dorfer Staatsarchive  aufbewahrtem  Material^  Es  handelt  sich  hierbei  um 
eine  Monstranz*,  die  unter  Benutzung  des  Metalls  und  der  Kostbarkeiten 
einer  altern,  unbrauchbar  gewordenen  Monstranz  in  den  Jahren  1618  und 
1619  durch  den  Aachener  Goldschmied  Dietrich  von  Rodt  für  das  Gotteshaus 
der  Abtei  Burtscheid,  die  heutige  Pfarrkirche  zum  hl.  Johannes  Baptist, 
angefertigt  wurde. 

Der  erste  Theil  der  ülwr  die  Herstellung  des  Kunstwerks  handelnden 
Notizen*  macht  uns  mit  den  Einzelheiten  der  Bestellung  bekannt,  während 
der  andere  über  die  Ablieferung  und  die  Kosten  berichtet.  Kurz  ist  der 
Inhalt  folgender.  Die  am  2.  Mai  1618  dem  Meister  Dietrich  von  Rodt 
„der  statt  Aach  inwohner  und  goldschmidt**  von  Seiten  der  Abtei  Burtscheid 
übergebene   „ganz   verbrochene,  alte   und  auseinander  gethane"  Monstranz 


';  Reuseng  p.  H99:  olariraima  eloquentia;  p.  540:  Extmia  ahstinentüi  praeditii», 
vino  cenivisiitque  ahstinuit. 

•)  Der  VoUmfreund.  Aachener  Oeneralanseigor  Nr.  108  und  Nr.  Ul  vom  13.  und 
16.  Mai  18»7. 

»)  Abtei  Burtscheid  B  102  c,  Fol.  28  und  Fol.  W. 

•)  Die  Handschrift  b«  trachtet  Ciborinm  und  MonKtranc  als  gleich be<leutend;  ich 
wähle  die  richtiger  scheinende  Bezeichnmifi;  Monstranz. 

»)  Der  genaue  Wortlaut  folgt  unten. 


218  Kleinere  Mittheilungen. 

war  zwölf  Pfund  Silber  schwer.  Dieses  Silber  übernahm  der  Meister  zum 
Preise  von  23  Aachener  Mark  für  jedes  Loth.  Die  alte  Monstranz  wies 
acht  ßosetten  mit  24  Perlon  auf,  ausserdem  acht  Einfassungen  (Kest)  *  mit 
verschiedenen  Steinen.  Die  Rosetten  und  Einfassungen  waren  in  den  zwölf 
Pfund  Silber  miteingerechnet,  die  Perlen  und  Steine  mussten  an  der  neuen 
Monstranz  wieder  angebracht  werden.  Der  goldene  sogenannte  halbe  Mond 
der  alten  Monstranz  wog  2^»  Cron*.  Nach  der  Vereinbarung  sollte  Dietrich 
von  Bodt  bei  der  Ablieferung  der  neuen  Monstranz,  „die  der  Äbtissin  (mein 
Erw.  Frau)  gefallen  und  dem  Goldschmiede  Ehre  machen  möchte",  für  jedes 
Loth  Silber  49  Aachener  Mark  erhalten.  Der  Lohn  für  die  künstlerische 
Verarbeitung  eines  Lothes  Silber  stellte  sich  also  beim  Verarbeiten  von  ein 
paar  Hundert  Loth  auf  49  weniger  23  Mark  oder  auf  26  Aachener  Mark'. 

Bei  der  Ablieferung  am  22.  April  1619  fanden  sich  die  an  dem  alten 
Kunstwerk  angebracht  gewesenen  Bosetten,  Einfassungen,  Perlen  und  Steine 
an  der  neuen  Monstranz  wieder  vor;  es  kamen  das  Pfund  mit  82  Loth,  der 
Beichsthaler  mit  46  Mark  und  der  Gulden  mit  sechs  Mark  in  Ansatz.  Die 
Bechnung  lautete: 

Gebraucht  für  die  neue  Monstranz  7^2  Pfund  oder  240  Loth  Silber, 
jedes   Loth    (Verarbeitung   und  Uebergoldung)   zu  49  Mark  oder  8  Gulden 

1  Mark  = 1960  Aachener  Gulden; 

Goldzusatz  beim  halben  Mond  der  Monstranz        6         „  „ 

Glas    für    den        »»»»  S         „  „1  Mark, 

Zwei  Holzmodelle  zu  den  an  der  Monstranz 

angebrachten  Heiligenfiguren    ....        8         „  „        2       „ 

Summa  .  .  .  1982  Aachener  Gulden  3  Mark, 
oder  258  Beichsthaler  27  Mark. 

Hierauf  abschläglich  erhalten: 

12  Pfund  oder  384  Loth  alten  Silbers,  das  Loth  zu  23  Mark  oder 
einem  halben  Beichsthaler  =  192  Beichsthaler.  Best  zu  Gunsten  Dietrichs 
von  Bodt  66  Beichsthaler  27  Mark.  Das  neue  Kunstwerk  war  somit,  jeden- 
falls nach  Absprache  und  nicht  ohne  Bücksicht  auf  den  Preis,  der  früherem 
Monstranz  gegenüber  um  4*/«  Pfund  Silber,  und  damit  um  mehr  als  ein 
Drittel  an  Gewicht  leichter  ausgefallen.  Wenn  trotzdem  die  Abtei  Burt- 
scheid  dem  keistcr  sofort  nur  die  Hälfte  seiner  Forderung  auszahlen 
konnte  und  ihn  bezüglich  der  Zahlung  der  andern  Hälfte  auf  eine  spätere 
Zeit  vertrösten  musste,  so  liegt  hierin  ein  Beweis  für  die  Geldarmuth  des 
Klosters  zu  Beginn  des  dreissigjährigen  Krieges. 


')  Kest  ist  hier  wohl  gleichbedeutend  mit  Kosteliu,  dem  Deminutivnrn  von  Käst« 
(Kasten,  Behälter,  Einfassung). 

*)  Jedenfalls  ein  sehr  kleines  Gewicht,  dn  bei  der  Ablieferung  der  neuen  Mon« 
stranz  eine  Jialbe  Cron  Gk>ld  mit  nur  36  Mark  in  Anrechnung  kam. 

*)  Ausser  Betracht  bleibt  liierbei  der  Umstand,  d^s  die  Rosetten  nnd  Einfassang^n 
in  dem  Silber  mit  eingerechnet  waren,  wobei  es  sich  jedenfalls  nur  um  einen  sehr  un- 
bedeutenden Untersohied  im  Mehr  oder  Weniger  handeln  kann. 


Kleinere  Mittheilungen.  219 

Obschon  zur  Geschichte  dÄ  Aachener  Münzwesens  für  die  erste  Hälfte 
des  1 7.  Jahrhunderts  zahlreiche  Notizen  vorliegen  \  hält  es  in  Ermangelung 
der  nöthigen  Vorarbeiten  doch  recht  schwer,  den  Geldwerth  eines  im  J. 
1619  in  Aachen  gangbar  gewesenen  Reichsthalers  auf  den  heutigen  Geld- 
werth umzurechnen.  Mit  allem  Vorbehalt  möchte  ich  den  damaligen  Reichs- 
thaler gleich  27^ — 2 Vi  Mark  heutiger  Währung  setzen;  demnach  hätte  die 
Burtscheider  Monstranz  im  April  1619  vielleicht  einen  Werth  von  570—630 
Mark  heutiger  Währung  gehabt.  Bis  zur  Fremdherrschaft  sind  Jahrhunderte 
hindurch  die  im  Handel  üblichen  Gewichtsverhältnisse  in  Aachen  im  Wesent- 
lichen dieselben  geblieben.  Und  da  vor  hundert  Jahren  nach  den  amtlichen 
Tabellen  ein  Aachener  Pfund  rund  467  Gramm  des  heute  gebräuchlichen 
Grammgewichtes  entsprach,  mag  die  ältere  Burtscheider  Monstranz  aus  ^er 
Zeit  vor  1619  rund  IV j^  Pfund,  die  jüngere  dagegen  sieben  Pfund  schwer 
nach  heutiger  Rechnung  gewesen  sein*. 

Glücklicher  Weise  hat  Dietrichs  von  Rodt  Kunstwerk  den  Stürmen  der 
Zeit  getrotzt:  die  Monstranz  befindet  sich  jetzt  noch  in  der  Pfarrkirche  zum 
hl.  Johannes  Baptist  in  Burtscheid.  Wie  mir  Herr  Kaplan  Bosbach  in 
Burtscheid  gütigst  mittheilte,  trägt  die  Monstranz  an  der  einen  Seite  des 
Fusses  den  Vermerk:  Burdtscheid  1619,  an  der  andern  den  Reichsadler  in 
kleinem  Format,  daneben  ACH  sowie  das  Merkzeichen  B^  offenbar  D.  und 
R.  Allem  Anscheine  nach  bezeichnen  die  etwas  undeutlichen  drei  Buchstaben 
vor  dem  Merkzeichen  Ach.  Bis  jetzt  waren  nur  zwei  Kunstwerke'  Diet- 
richs von  Rodt  bekannt  nämlich  ein  Kelch  in  der  Pfarrkirche  Maria  Himmel- 
fahrt in  Köln  und  ein  im  Besitze  des  Herrn  Geheimraths  Professor  Loersch 
in  Bonn  befindliches  silber vergoldetes  Trinkgefäss,  eine  freie  Nachahmung 
des  obem  Theils  des  1620  errichteten  Marktbrunnens  mit  Statuette  Karls 
des  Grossen,  Inschrift,  Wappen  und  der  Jahreszahl  1624. 

lieber  Dietrich  von  Rodt  (Rha)  verlautet  sonst  kaum  etwas  anderes, 
als  dass  er  von  etwa  1615—1624  in  Aachen  als  Goldschmied  thätig  war*. 
Die  auffällige  üebereinstimmung  des  Vornamens  legt  es  nahe,  an  eine  Ver- 
wandtschaft mit  dem  in  etwas  späterer  Zeit'  in  Aachen  ansässigen  Goldschmiede 
Dietrich  von  Orsbach  zu  denken.  Zu  einer  solchen  Annahme  liegt  indess  nicht 
die   geringste   Berechtigung   vor.    Es  ist  nicht  erwiesen,  dass    die  Familie 


M  Von  1548  ab  ungefHhr  Ittckenlos.  PUr  die  Zeit  vom  1.  Februar  1618  bis  üum 
90.  April  1619  war  in  Aachen»  nach  Mark,  Schilling  und  H«dler  berechnet,  die  amtliche 
Notirun^:  1  Goldgiilden  =  57  mr;  ein  Könij^thaler  =  50  mr;  ein  Reichsthaler  -  46 
mr;  ein  «clilechter  Thaler  =  2rt  mr;  ein  Aacliener  Gulden  -  6  mr;  eine  Aachener 
Bousch  =  2  Schilling;    ein  Schilling  =  2  Heller  oder  —    12  Pfennige. 

»)  Wahrscheinlicl»  hat  im  Laufe  von  fast  280  Jahren  die  jetzt  noch  in  der  Pfarr- 
kiroho  zum  hl.  Johannes  in  Burtscheid  vorhandene  Monstranz  Gewiohtsänderungen 
bei  Reparaturen  erlitten,  und  jedenfalls  ist  eine  Gewichtsverminderung,  ähnlicli  wie 
bei  SilbermUnzen,  darcl»  den  Jah rli undert«  langen  Gebrauch  eingetreten.  Nähere  Fest- 
setzungen lassen  sich  passend  woJtl  erst  dann  ermöglichen,  wenn  das  Kunstwerk 
grösserer  Ausbesserungen  bedürfen  wird. 

•)  Loersch-Rosenberg  in  Zeitschrift  des  Aachener  Geschieht« Vereins  Bd.  XV, 
8.96  f. 

*)  Loersoh-Bosenberg  a.  a.  0. 


220  Kleinere  Mittheilungen. 

von  Orsbach,  aus  welcher  nicht  weniger  als  vier  Mitglieder  während  des 
17.  Jahrhunderts  in  Aachen  die  Goldschmiedekunst  ausübten*,  jemals  von 
Rodt,  Rha  oder  ähnlich  sieh  genannt  hat.  Dietrich  (Theodorich)  von  Ors- 
bach siedelte  erst  im  J.  1646,  also  20—30  Jahre  nach  der  Wirksamkeit  Dietrichs 
von  Rodt,  (als  Goldschmied)  von  Köln  nach  Aachen  über*. 
Die  Notizen  über  die  Burtscheider  Monstranz  lauten: 

Ciborium  belangend. 

Den  2.  May  (1618)  hat  mein  Erw.  Fraw  dieser  abdeyen  ciborium  oder 
monstranss  von  meister  ^  Dieterichen  von  Rodt,  goldtschmitten,  weil  dieselbige 
ganz  verbrochen  gewesen,  aussereinander  thun  lassen  und  hat  dieselbig^e 
an  Silber  gewogen  zwölf  pfund  *,  davor  der  meister  jeder  loth  vor  dreyund- 
zwanzig  Aacher  marck  angenomen,  dabey  er  auch  empfangen  acht  rosen, 
darauf  vierundzwentzig  perlen  gestanden,  und  acht  kest,  dar  allerhand  stein 
eingefast  waren,  welche  rosen  und  kest  mit  in  obengenant  12  pfund  ein- 
gerechnet, die  perlen  und  stein  aber  sol  er  wiederumb  auf  die  neue  mon- 
stranss, so  ime  zu  machen  verdingt,  setzen,  der  halb  monat*  von  vorg.  alter* 
ist  gold  gewesen  und  hat  drittehalb  cron  gewogen.  Das  neues  ciborium,  so 
dem  meister  bedingt,  ist  folgender  gestalt  geschehen,  als  nemblich,  dass  er 
von  jederem  loth,  wan  dieselbe  aussgemacht,  neunundvierzig  Aacher  marck 
haben  soll,  dessen  soll  er  dieselbige  also  machen,  dass  mein  Erw.  Fraw 
daran  ein  begnügen  und  er  davon  ehr  habe. 

Lieferung  der  ciborien. 

Heut  dato  am  22.  Aprilis  (1619)  hat  meister  Dieterich  von  Rodt,  der 
statt  Aach  inwohner  und  goldschraidt  daselbst,  die  neue  ciborien,  so  ihme 
am  2.  May  1618  zu  machen  bedingt,  eingeliefert  und  ist  dieselbige  achte- 
halb pfund  schwer  gewesen,  jeder  loth  von  silber  ubergulden  und  machiohn 
ad  neunundvierzigh  marck  Eix  accordirt  zu  bezahlen,  und  machen  vorss. 
7'/»  pfund  240  loth,  welche  zu  49  marck  machen  Aachen  gülden  1960.  Noch 
hat  einbracht,  dass  an  den  halben  monath  ein  halb  cron  golds  mehr,  als  an 
dem  alten  gewesen,  ankommen,  so  ad  6  gülden  aostimirt;  das  glas,  so  darin 
kommen,  8  gülden  1  marck.  Noch  sein  zwey  hulzen  bilder  derhalben,  umb 
den  patron  davon  auf  die  monstranss  zu  machen,  geschnitten  und  haben 
gekost  8  gülden  2  marck,  macht  also  alles  zusamen,  was  zu  der  neuge- 
machten ciborien  kommen,  in  alss^  an  geld:    1982  gülden   3  marck,   welche 

»)  H.  Fr.  Mac  CO,  Beiträge  zur  Geschiclit«  und  Oonealogio  rheinischer  Adels- 
familien. 18fc4,  S.  12  ff. 

«)  H.  Fr.  Mac  CO  a.  a.  O.  S.  13. 

»)  Hs.:  mr. 

*)  Hs.  hier  und  an  den  folgenden  Stellen:  tt. 

A)  Die  Hä.  hat  hier  und  au  einer  folgenden  Stelle  diese  Bezeichnung  fUr  den 
sogen,  Mond  der  Monstranz. 

*)  Zu  orgUnzen:  Monstranz. 

')  In  allem  oder  in  Summa. 


Kleinere  MittheilnDgen.  221 

machen  reixdaler\  jeder  zu  7  gülden  4  marck  gerechnet,  258  rcixdaler 
27  marck.  Hierauf  nun  das  silber,  so  von  der  alter  ciborien  herkompt,  ab- 
gehen muss,  welches  zusammen  zwölf  pfund  gewogen,  jeder  loth  vur  drey- 
undzwanzig  marck  oder  einen  halben  reixdaler  angenomen,  macht  192 
reixdaler,  welche  von  vorss.  schuldt  abgezogen,  pleibt  Ire  Erw.  meister 
t)ietrichen  noch  schuldig  zu  bezahlen  66  reixdaler  27  marck;  darauf  alsbald 
dreyunddreissig  reixdaler  und  .  .  .'  marck  bezahlt  worden,  der  rest  sol  ime 
gleichfals  binnen  kurzen  erlegt  werden.  Die  rosen  und  kest  sein  mit  den- 
selbigen  perlen  und  steinen,  so  auf  der  altes  gewesen,  wiederumb  umb  diese 
neue  gemacht  worden. 

Düsseldorf,  E,  Pauls, 

4.  Das  „Liedtlein''  des  Stadtbaches  von  Gangelt. 

Im  9.  Bande,  S.  217  f.  dieser  Zeitschrift  bespricht  Hansen  sechs  Hand- 
schriften der  Königl.  Bibliothek  in  Brüssel,  die  das  Gebiet  des  Aachener 
Geschichtsvereins  betreffen.  Bei  einem  kurzen  Aufenthalt  in  Brüssel  habe 
ich  das  von  Hansen  unter  Nr.  6  registrirte  „Stadtbuch  von  Gangelt",  welches 
namentlich  kulturgeschichtlich  recht  brauchbaren  Stoff  bietet  (vgl.  die  Be- 
sprechung des  Stadtbuchs  etc.  von  G.  Rauschen,  Bd.  XIII,  S.  181  dieser  Zeit- 
schrift), genauer  einsehen  können.  Mit  Becht  sagt  Hansen,  dass  in  dem 
Stadtbuch  ein  „Liedtlein"  von  besonderem  Interesse  ist,  das  die  religiösen 
Kämpfe  in  Gangelt  zum  Inhalt  hat.  Dies  „Liedtlein**  ist  nicht  nur  geschicht- 
lich interessant,  sondern  auch  poetisch  werthvoll  wegen  des  uralten,  echt 
epischen  Tons,  der  in  ihm  erklingt  und  an  die  Volksgesänge  des  12.  und  IB. 
Jahrhunderts  erinnert.  Ich  theile  es  hier  mit  den  dazu  gehörigen  einleitenden 
Bemerkungen  der  Handschrift  (S.  178)  mit. 

„Zur  ewigen  gedächtnus,  wie  sich  unser  bürgermeister  und  rhat  zu 
Gangelt  beym  catholischen  glauben  bestendig  gehalten  und  den  praedicanten 
ausgetrieben,  gehört  ein  liedtlein,  so  ich  von  des  blinden  Jana  von  Birgden ' 
erben  bekommen  und  er  selbst  vielleicht  gemacht  hat,  welches  alhier  abschreibe: 

1612. 

1.  Wilt  ihr  hören  singen 
Kurzlich  ein  neu  liedt, 
Was  in  vergangenen  zeiten 
Zu  Gangelt  ist  geschiet. 
So  hait  es  sich  begeben 
Des  montags  nach  ostertag, 
Zu  Gangelt  vor  der  pfordten 
Man  sehr  viel  kalkopf  sach. 

•)  Hb.  hier  und  an  den  folgenden  Stellen  die  Abkllrznngen:  rxdlr,  rdlr  und  rsdir. 

«)  Lücke  im  Text. 

»)  Birgden,  Dorf  bei  Qangelt. 


222  Kleinere  Mittheilungen. 

2.  Gort  Dahmen,  burgermeister 
Stadtheld  er  mit  ehren  ist. 
Er  stnndt  in  seiner  thttren, 
£r  sähe  die  calvinist, 

Die  kamen  da  geloffen, 
Troz  mit  ihrem  Gewehr, 
Von  Sittard  and  von  Süstem, 
Von  andern  steden  mehr. 

3.  Der  stadthelder  hat  gesprochen 
Woll  zn  dem  prädikant: 

9  Wie  seit  ihr  binnen  kommen, 
Wer  hat  euch  her  gesandt? 
Wilt  ihr  hie  binnen  lehren, 
Seit  auch  darzu  bereit, 
Ihr  müsst  von  hinnen  weichen 
Und  holen  besser  bescheidt.** 

4.  Lehn  Mans  nahm  ein  grosser  stein 
Woll  in  die  rechte  handt, 

Damit  hat  sie  geworfifen 
Schnell  nach  dem  praedicant. 
Sie  rief  mit  lauter  stinun: 
„Wer  hat  dich  geruffen  her? 
Wir  Wille  halt  sticken*  nehmen 
Und  kloppen  dich  längs  dat  lehrr." 

5.  Da  rief  der  ungelehrte  hirt 
Sein  arm  verblendte  schaff: 
„Folgt  mir  nach  aus  dieser  statt, 
Wir  müssen  machen  aufl" 

Sie  lieffen  int  Jan  Heuchelers 
Der  komt  scheuer  und  stall. 
Da  folget  ihn  der  gantze  häuf. 
Klein  und  gross  überall. 

6.  Der  wolf  begunt  zu  heulen 
Mit  heller  stinun  und  schall. 
Sie  kamen  da  drei  meilen 
Woll  in  die  feistenfall. 

Da  goss  aus  der  böse  serpent 
Seine  feuer  und  schäum, 
*  Die  ungelehrte  leyen 

Gaben  ihm  da  den  rühm. 


1)  mad.       Stecken. 


Kleinere  Mittheilnngen.  223 

7.  Wer  soll  willen  preisen 
Den  ketzer  calvinist? 

Lass  lehrnen  von  den  weisen, 
Was  uns  seelig  ist, 
Die  werden  ans  erkleren 
Den  rechten  glanben  and  sinn. 
Da  anser  liebe  eitern 
Lang  seindt  gestorben  in. 

8.  Auf  S.  Philips  und  Jakobstag 
Zogen  sie  wieder  daheim. 

Sie  klopten  zu  Gangelt  an  die  porten: 

„Ihr  must  uns  lassen  einl*^ 

Der  portener  hat  gesprochen: 

„Das  soll  ich  sehen  gern, 

Ihr  must  noch  heut  draussen  bleiben, 

Ihr  habt  euch  bedrissen  sehr.** 

9.  Der  praedicant  sprach  zu  seinem  yolk: 
„Wo  sollen  wir  jetz  hin  gähn?** 

Da  andtwort  der  alte  heuchler: 
„Wieder  bei  meinem  söhn," 
Sie  runnen  nach  der  Heiden. 
Alda  hielt  ihr  bescheidt; 
Zu  einer  kahler  scheuren 
Waren  sie  zu  sehwezen  bereit. 

10.  Der  uns  das  liedtlein  erstmal  sang. 
Sein  nahm  bleibt  unbekandt. 
Q6tt  will  ihn  nicht  verlassen 
Allhie  auf  dieser  weit, 
Auf  dass  wir  mögen  bleiben 
Catholisch  woll  bereit. 
Das  will  uns  alle  geben 
Die  höchste  dreifaltigkeit  amen. 

NB.  Heuchler  ist  der  alte  Hamscher  auf  der  Heiden. 

Aachen.  W.  BrÜning» 

6.  Propst  Gottschalk  von  Aachen. 

üeber  Oottschalk,  den  am  24.  November  1098  verstorbenen  Vorsteher 
des  Kapitels  an  der  Münsterkirche  zu  Aachen  haben  wir  bisher  nur  ausser- 
ordentlich wenig  gewusst.  Jetzt  ist  dieser  „Praepositus  Aquensis**  Gegen- 
stand einer  ebenso  eingehenden  als  ergebnissreichen  Untersuchung  seitens 
des  auf  dem  Gebiet  der  mittelalterlichen  Hynmologie  weithin  rühmlich  bo- 


224  Kleinere  Mittheilmig^i. 

kannten  Jesaitenpaters  Gnido  Maria  Dreves  geworden.*     Das  üntene^J 
des  gelehrten  Hymnologen  mnss  als  das  nmfassendste  in  seiner  Art  bexäcb'' 
werden,  indem  Dreves  den  Zweck  verfolgt,  sämmtliche  Hymnen,  Seqwoa 
geistlichen    Gesänge    welche  vom   sechsten  Jahrhnndert   bis   etwa  155»)  " 
Bereiche  der  abendländischen  Christenheit  entstanden  sind,   durch  Drnfk  k 
gelehrten  Forschung  zugänglich  zu  machen.     Wie  mühevoll  ein  solches  Uiir: 
nehmen  sei,  das  deutet  Dreves    mit  dem  Bemerken    an,   dass  die  bisherig 
h^-mnologischen  Sammlungen  nach  seiner  Schätzung   kaum  den  f&nftea  TVi 
des  in  den  Bibliotheken  und  Archiven  aufgespeicherten    Materials  entiulte. 
AUbereits   sind   seit    1886   nicht  weniger  als   25  Abtheilungen  (fascieulii  a 
Leipzig  erschienen  —  das  Ergebniss  der  emsigsten  üntersnehun^n  in  deutscfcet 
spanischen,  englischen,   irischen,   französischen  und  Italienischen   Bnch<»reia^ 
Während   Mone   in  seinem  Werke   über  die  lateinischen  Hymnen  nur  12U 
Daniel  in  seiner  bekannten   Sammlung  bloss   ca.   1500  Nummern  darbittK 
hat  Dreves   mit  Schluss  des  IX.  Bandes  im  Jahre    1890    schon   2194  Stock: 
gesammelt.    Die   folgenden   Bände   haben  die  Zahl    in    entsprechenden  Ver- 
hältnissen  weitergeführt.      Die    steigende  Masse  des  Materials  wurde  tvi 
Veranlassung,  dass  Dreves  vom  25.  Faszikel  an  seinen  Ordensbruder  Clemei; 
Blume    als    Mitarbeiter    heranzog ^     Im    Anschluss    an    diese    noch    imoer 
wachsende  Sammlung  wird   sich   dann  das  Hauptwerk    des    Verfassers,  die 
Geschichte  der  Hymnologie  als  abschliessender  Theil  anreihen« 

Die  Art  der  Behandlung  des  hymnologischen  Stoffes  anlangend,  ä^ 
steht  der  Verfasser  vollkommen  auf  der  Höhe  der  Wissenschaft.  Die  neuest« 
Editionsprincipicn  zur  Anwendung  bringend,  berichtet  er  in  sachgemässes 
Einleitungen  über  die  Provenienz,  den  Inhalt  und  die  Bedeutung  der  Hymnen 
und  setzt  ausserdem  durch  gewissenhafte  Angabe  der  Varianten  den  Ltv^r 
in  den  Stand,  die  Ricbtigkeit  der  von  ihm  gewählten  Texte  zu  priifen 
Jedem  Bande  sind  auch  entsprechende  Inhaltsangaben  beigefügt.  Femer  M 
zu  l»«'nierk«'u,  dass  Dreves  manchmal  auf  solche  Texte  stiess,  welche  zwar 
zufolge  ihres  Inhaltes  nicht  strenge  zur  Hymnenliteratur  gehörten,  aber  i:^ 
eignet  schienen,  auf  bedeutende  Einzelfragen  neues  Licht  zu  werfen.  Di«->^ 
glaubte  der  Herausgeber  in  besondere  Abtheilungen  verweisen  zu  sclleu. 
Diese  letztern  bilden  also,  wenn  auch  keinen  wesentlichen,  so  doch  einen 
ergänzenden  Bestandtheil  der  grossartig  angelegten  Sammlung.  Eine  sol'bi- 
Abthciluiig    macht   uns   nun  mit   dem  Propst  Güttschalk  in  Aachen  bekannt. 

In  der  Einleitung  worden  abgehandelt:  1.  Der  Mönch  Gottschalk  v-n 
Jiimbur^  nach  der  Wiener  Handschrift  917.     2.   Der   Aachener   Propst  liort- 

';  Hyiiin<)l<ii,ris<>li»'  lioitrii^o.  Quellen  uiui  Forschungen  zur  Geschichte  »ier  lat.  j- 
nis<liHn  Hyiuiienili«  litun;^.  Im  Aiisrlihisse  an  ihre  Aualeeta  hyniuiea  hersinsp»-;^-!««'! 
Von  ClcnKiis  Hhuin-  un<l  (Jiiidi»  M.  Dnvi's.  Hand  I.  (lodesealrus  Iiinti»UT-;r»'n>is.  iV>>x[- 
Hchalk  Möuf  li  v<^n  Linihmt;  an  «hr  Hardt  und  l*T«»i>st  von  Aaohon  ein  J*n»Jttor 
<l«N  XI.  .Iaht  hiinth'its.  Fiint  un^^eiliiickte  Ui>u.scula  mit  historisch  er  Einleitung  luui 
einem  Anhan^^e  \i>u  S»'<|uenzen  herausy:(-;;ela'n  von  Guido  Maria  Droves  S.  J.  L4*ii«ic- 
().   R.   Rei.shmd  1H97.     211»  S.     H». 

■*,  Analeeta  liynmiia  medii  acvi.  Thl.  I,  18h6— XXV,  1097.  Leipzig.  O.  R.  BeisUnd. 


Kleinere  Mittheilongen.  225 

Schalk  nach  Wimphelings  Erudutiuncnla.  •  8.  Welches  sind  die  hervor- 
stechenden Züge  der  Gottschalkschen  Sequenzdichtung?  4.  Lassen  sich 
mittelst  dieser  Merkmale  weitere  Sequenzen  Gottschalks  auffinden?  Im  An- 
schluss  an  diese  Erörterungen  folgen  zunächst  fünf  Opuscula  und  zwar  1.  De 
sancta  Cruce.  2.  De  assumptione  b.  Mariae.  3.-4.  De  sanctis  Irenaeo  et  Ahundio. 
5.  De  s.  Maria.  Weiterhin  bringt  der  erste  Anhang  acht  Sequenzen,  welche 
unbestrittenes  Eigenthum  Gottschalks  sind,  während  vierzehn  andere  wenigstens 
mit  Wahrscheinlichkeit  ihm  beigelegt  werden  können.  Im  zweiten  Anhang 
spendet  Dreves  einige  Sequenzen  mit  den  ihnen  von  Gottschalk  verliehenen 
Melodien. 

In  seinem  Werke  „Mediaeval  Hymns'*  hat  der  Engländer  Neale  1863 
den  Satz  aufgestellt:  „Nach  St.  Notker  glänzt  Godescalcus  als  der  be- 
rühmteste Verfasser  der  nach  jenem  benannten  Prosen.**  Dreves  hat  diese 
Behauptung  erst  ins  rechte  Licht  gestellt  durch  seine  scharfsinnigen  Unter- 
suchungen, welche  zunächst  die  Person  des  Dichters  aus  Ihrem  bisherigen 
Dunkel  ablösen.  Besonders  treffend  erbracht  ist  der  Beweis  für  die  Identität 
des  Mönches  Gottschalk  in  dem  1025  von  Conrad  II.  zu  Limburg  an  der 
Hardt  gestifteten  Klosters  mit  Gottschalk,  Propst  am  Aachener  Münster, 
welcher  nach  Qnix  Nccrol.  Capellan  Heinrichs  IV.  war  und  am  24.  November 
1098  starb. 

Im  Necrol.  lesen  wir  S.  65:  „VIII.  Kai.  (Dec.)  Chrysogoni  martyris. 
Obiit  Godeschalcus  praepositus,  frater  noster  et  presbyter,  divisionem  apos- 
tolorum  celebrem  fecit,  constituens  nobis  ipso  die  marcam  de  custodia.**  Durch 
diese  Notiz  des  Nekrologs  ist  ein  nicht  misszuverstehender  Fingerzeig  ge- 
geben, welche  Person  wir  uns  unter  dem  Propste  zu  denken  haben,  eben 
den  ehemaligen  Mönch  von  Limburg,  der  nach  Ausweis  der  von  Dreves  ein- 
gehend behandelten  Wiener  Handschrift  917,  einem  Pergamenus  aas  dem  Anfang 
des  12.  .Jahrhunderts,  schon  als  Mönch  eine  Sequenz  auf  das  Fest  der  „Divisio 
apostolorum**  gedichtet  hat.  Wenn  Gottschalk  1098  oder  doch  bald  darauf, 
wie  angenommen  werden  darf,  nicht  unbetagt  starb,  so  dürfte  er  in  den 
ersten  Decenuien  des  11.  Jahrhunderts,  um  1010  oder  1020  geboren  sein.  Er 
befand  sich  unter  den  Aebten  Arnold  (gest.  1056)  oder  Einhard  (gest.  1067) 
bereits  in  Limburg,  wird  also  vermuthlich  bald  nach  Errichtung  des  Stiftes 
in  dasselbe  eingetreten  sein.  Wie  lange  Gottschalk  Propst  von  Aachen  ge- 
wesen ist  und  was  er  in  dieser  Zeit  gethan  hat,  darüber  fehlen  auch  Dreves 
alle  weiteren  Nachrichten. 

In  der  gelehrten  Einleitung  unterlnsst  Dreves  nicht  auf  gewisse  dog- 
matische EigenthUmlichkeiten  Gott^chalks  aufmerksam  zu  machen.  Erwünscht 
wäre  aber  gewesen,  wenn  er  Gottschalks  Stellung  in  der  Entwickelung  der 
mittelalterlichen  Theologie  eingehender  gewürdigt  hätte.  Ein  ähnliches  Desi- 
derium  erlauben  wir  uns  zu  äussern  hinsichtlich  der  Predigten  Gottschalks, 
welche  eine  erstaunliche  Kenntniss  der  heiligen  Schrift  bekunden  und  aufs 
Neue  die  oft  aufgestellte  Behauptung  der  Vernachlässigung  und  Missachtung 

15 


226  Kleinere  Mittheilongen. 

der  Bibel  im  Mittelalter  entkräften.  Wurden  die  Ansprachen  in  lateinischer 
Sprache,  in  welcher  sie  vorliegen,  wirklich  gehalten,  oder  bildete  der  über- 
lieferte Text,  wie  bei  den  Reden  des  Kirchenlehrers  St.  Bernard*  und  des 
hl.  Bernardin  von  Siena'  nur  einen  Entwurf  für  die  in  der  Vulgärsprache 
an  die  Gläubigen  zu  richtende  Predigt?  Wo  die  Predigt  über  die  Mutter- 
gottes (Sermo  de  beata  Maria  p.  159—168)  von  Gottschalk  gehalten  worden, 
dafür  findet  sich  im  Text  keine  Andeutung.  Da  die  Aachener  Basilika  stets 
als  eine  der  hervorragendsten  Marienkirchen  galt,  so  liegt  die  Annahme 
nahe,  dass  dieselbe  in  ihr  st^^ttgefunden.  Für  die  Geschichte  des  Aachener 
Münsters  ist  die  neueste  Drevessche  Arbeit  jedenfalls  von  besonderer  Bedeutung. 

Aachen.  A,  Beilesheim. 


')  Die  Bedentang  des  Doctor  mellifluns  fUr  die  mittelalterliclie  Predigt  ist  mit 
grosser  Sachkenntuiss  bebandelt  in  dem  von  der  Pariser  Akademie  der  Wissenschaften 
gekrönten  Werke  des  Abb6  E.  Vacandard,  Vie  de  saint  BemarJ  abbö  de  Clairvatuc 
(2  vols.  Paris  1895),  namentlich  I,  463 — 470:  Saint  Bemard  Orat«nr.  Vgl.  darüber  meine 
Besprechung  im  Literar.  Hand  weiser  Nr.  025. 

*)  Paul  Thnreau-Dangin,  de  l'acad^mie  fran^aise:  Un  pr^dicateur  popnlaire  dans 
ritaüe  de  la  renaissauce.  Saint  Bernardin  de  Sienne  138C— 1444  (Paris  1896),  namentlich 
chapitre  IV:  Les  Sermons.  Vgl.  dacn  meine  Besprechung  in  den  Histor.-Polit.  Blättern 
119  (München  1897;  156  ff. 


Literatur. 
1. 

Niederrheinisches  Städtewesen  vornehmlich  im  Mittelalter.  Unter- 
suchungen zur  Verfassungsgeschichte  der  klevischen  Städte.  Von  E.  Liese- 
gang. Breslau,  W.  Köbner.  1897.  XX  und  758  S.  Auch  unter  dem  Titel: 
Untersuchungen  zur  deutschen  Staats-  und  Rechtsgeschichte,  herausgegeben 
von  0.  Gierke,  52.  Heft. 

In  dem  vorliegenden  Buche  bietet  der  Verfasser  Untersuchungen  über 
die  zum  alten  Territorium  Kleve  gehörigen  Städte.  Der  Gedanke,  die  der- 
selben Landesherrschaft  unterworfenen  Städte  in  einer  gemeinsamen  Dar- 
stellung zu  behandeln,  ist  durchaus  zu  billigen.  Ref.  hat  selbst  früher 
einen  kurzen  Ueberblick  über  das  Städtewesen  zweier  Nachbarterritorien, 
Jülich  und  Berg*,  von  diesem  Gesichtspunkt  aus  gegeben.  Die  Vortheile 
einer  solchen  Betrachtungsweise  liegen  auf  der  Hand.  Man  gelangt  auf 
jenem  Wege  zur  Erkenntniss  des  Verwandtschaftsverhältnisses  der  einzelnen 
Stadtrechtc.  Man  vermag  femer  die  lückenhafte  Ueberlieferung  dieser  oder 
joner  Stadt  durch  die  aus  den  anderen  Städten  des  Territoriums  vorliegenden 
Nachrichten  zu  ergänzen.  Man  gewinnt  endlich  die  richtige  Anschauung, 
dass  die  meisten  deutschen  Städte  des  Mittelalters  trotz  aller  Regungen 
der  Selbständigkeit  doch  Theile  eines  Ganzen,  nämlich  Glieder  des  Terri- 
toriums, geblieben  sind. 

Obwohl  wir  also  den  Plan  dos  vorliegenden  Buches  nur  billigen  können, 
80  unterliegt  doch  die  Art,  wie  er  ausgeführt  ist,  schweren  Bedenken.  Zwar 
bedeutet  diese  Darstellung  im  Vergleich  zu  den  bisherigen  Arbeiten  Liesegangs 
einen  unzweifelhaften  Fortschritt:  während  letztere  gegenüber  weitschweifigen 
Ausführungen,  denen  jede  Realität  fehlt,  einen  eigentlichen  Inhalt  nur  wenig 
erkennen  lassen*  -  es  gilt  das  ganz  besonders  von  der  in  das  Gebiet  der 
Geschichte  des  Niederrheins  fallenden  Verfassungsgeschichte  von   Rees"  — , 


')  Hü^he  moinn  lundstündüiclie  Verfasaang  in  Jülich  and  Berg.  Theil  J,  f  8.  (Zeit- 
schrifl  des  berp^ischen  Geticbinbttfvereins  Bd.  XXI,  S.  2ü5  ff.).  Ueber  den  Rahmen  di*8 
Territoriums  goht  hioatu;  Knieke,  Die  Einwanderung  in  den  westfäliaoben  StAdten 
bU  14<K)  (Mttnster  i.  W.  IHt»). 

*>  Vgl.  das  Urtheil  von  Ublirr.  in  den  Mittheilungen  de«  Instituts  fttr  öster- 
reichische Oesoliichtsforsohung  Bd.  XVII,  8.  828.  Siebe  auch  ebenda  S.  821  und  Bd. 
XVI,  S.  588;  Hegel,  ätttdtc  und  Gilden  B«!.  II,  H.  4Hi;  Güdeke,  Osterprogramm  des 
(Gymnasiums  su  Sabcwedel  IHOl,  S.  8  f.;  G.  v.  Bflow,  Ursprung  der  deutschen  Stadt- 
verfassung 8.  XJV  f. 

';  Westdeutsohe  ZeitsohriO,  Ergänsongsheft  VI.   Trier  lb9ü. 


228  Literatur. 

stehen  wir  jetzt  auf  realerem  Boden.  Man  kann,  um  es  gleich  zu  sagen, 
vielerlei  aus  dem  Buche  lernen;  es  ist  unzweifelhaft  viel  Fleiss  darauf  ver- 
wandt. Allein  befriedigend  ist  es  doch  auch  noch  nicht,  weder  nach  Form 
noch  nach  Inhalt.  Die  Disposition  entbehrt  durchaus  der  üebersichtlichkeit ; 
ein  ihr  zu  Grunde  liegendes  Prinzip  ist  nicht  erfindlich'.  Die  Folge  sind, 
von  anderm  abgesehen,  zahlreiche  Wiederholungen.  Die  Weitschweifigkeit 
ist  auch  noch  immer  zu  gross.  Es  scheint  freilich,  als  ob  der  Verfasser 
besondere  Freude  an  breiter  und  vom  Zielpunkt  der  Untersuchung  abirrender 
Darstellung  empfiinde*.  Eine  spezielle  Ursache  seiner  Weitschweifigkeit 
liegt  darin,  dass  er  einen  präzisen  knappen  Ausdruck  nie  gebrauchen  will 
oder  nicht  zu  finden  vermag '.  Er  beschenkt  uns  mit  einem  Buche  von  fast 
800  Seiten  über  das  Städtewesen  eines  Territoriums  von  mittlerem  Umfange. 
Und  dabei  hat  er,  wie  er  selbst  im  Vorwort  hervorhebt,  noch  keineswegs 
alle  Punkte  berührt.  Anderes,  was  er  wohl  glaubt  erledigt  zu  haben,  ist 
thatsächlich  noch  nicht  erledigt.  Wohin  gelangen  wir,  wenn  wir  fernerhin 
mit  so  weitschweifigen  „Untersuchungen  zur  Verfassungsgeschichte*  der 
Territorialstädte  bedacht  werden  I  Day,  was  L.  auf  fast  800  Seiten  wirklich 
sagt,  hätte  bequem  auf  2—300  Seiten  gesagt  werden  können.  Was  den 
Inhalt  betrifft,  so  ist  anzuerkennen,  dass  er  eine  Theorie  von  Nitzsch,  die 
die  Grundlage  seiner  früheren  Arbeiten  gebildet  hat,  in  Folge  der  Kritik, 
die  sie  erfahren,  jetzt  aufgegeben  hat.  Aber  Sicherheit  der  Methode  fehlt 
auch  der  vorliegenden  Darstellung.  Dass  jede  Arbeit  sich  durch  glänzende 
neue  Ideen  auszeichne,    kann  natürlich   nicht  verlangt  werden.     Erwartet 

>)  Soeben  hat  die  Dispositionslosigkeit  des  Baches  im  Korrespondenzblatte  der 
Westdeutschen  Zeitsclirift,  1897,  S.  122  f.  lebhaften  Tadel  gefunden. 

•)  Vgl.  z.  B.  S.  127,  434.  —  Die  Weitschweifigkeit  wird  noch  erhöht  durch  die 
subjektive  Form,  die  L.  seinen  Aeusserungen  zu  geben  pflegt.  Wendungen  wie:  «irre 
ich  nicht"  (z.  B.  S.  392)  sind  bei  ihm  sehr  beliebt.  Ein  anderer  würde  da  einfach  sagen: 
vielleicht  oder  vermnthlich.  Eine  durchaus  ttberfltlssige,  wenn  auch  nicht  gerade  viel 
Raum  beanspruchende  Zugabe  sind  femer  die  zahllosen  lobenden  Prädikate,  die  L. 
ausstreut.  Da  nennt  er  eine  Abhandlung  nschön",  da  ^anregend**,  da  „lichtvoll* ;  da  hat 
Jemand  etwas  „mit  Recht"  bemerkt.  Vgl.  z.  B.  8.  459,  Anm.  8,  520,  543,  580,  Anm.  2, 
581,  Anm.  1,  654,  Anm.  8,  694,  Anm.  1.  Selbst  wo  er  auf  gangbare  Hand-  oder  Lehr- 
bücher verweisst,  schenkt  er  sich  niclit  das  „schön".  Völlig  deplacirt  ist  aber  ein 
solches  lobendes  Prädikat,  wenn  der,  der  es  austheilt,  die  betr.  Abhandlung  überhaupt 
erst  durch  einen  andern  kennen  gelernt  hat  Siehe  S.  463,  Anm.  8.  Dabei  hat  nun  ferner 
L.  das  Ungltlck,  dass  er  theilweise  sein  Lob  ohne  jeden  Grund  ausspricht.  So  rtüimt  er 
S.  79,  Anm.  5  ein  „Verdienst  der  schönen  Schrift  von  Rietschel"  (die  Civitas  auf  deutschem 
Boden).  Thatsächlich  aber  hat  sich  Rietschel  dies  Verdienst  gar  nicht  erworben;  er 
spricht  die  gerühmte  Ansicht  gar  nicht  aus.  S.  356,  Anm.  erwähnt  L.  femer,  daas 
auf  etwas  „schon  mit  Recht  v.  Below  hingewiesen"  habe.  Auch  ich  werde  hier  ohne 
Qrund  gelobt.  Ich  habe  an  der  betr.  Stelle  nur  ein  paar  Urkunden  zusammengestellt, 
nichts  bewiesen  und  auf  nichts  hingewiesen.  Eigenthümlioh  ist  die  Art,  wie  L.  Angaben 
der  von  ihm  s.  Z.  selbst  korrigirten  Ve^assungsgeschiohte  der  Stadt  Wesel  von 
F.  Rein  hold  (Breslau  1888)  berichügt.  Vgl.  8.  ?2,  75,  88,  150,  414,  490.  Gegen  den  xu 
persönlichen  Charakter  der  Citate  hat  sich  schon  ühlirz  a.  a.  O.  Bd.  XV,  S.  616  und 
Bd.  XV n,  S.  821  ausgesprochen. 

■)  S.  651  lesen  wir  z.  B.:  „Die  Gewandsohneider  wurden  mit  niohten  bewogen 
ihre  alten  Beziehungen  zum  Wollenamte  nun  kurzer  Hand  aufzugeben."  Warum  ge- 
braucht L.  hier  den  allgemeinen  Ausdruck  „Beziehungen"?  Warum  wälilt  er  nicht 
ein  Wort,  das  sofort  den  Kern  der  Sache  trifft? 


Literatur.  229 

darf  nur  worden  eine  auf  sicherer  Methode  ruhende,  gründliche,  allseitige, 
(in  gewissem  Sinne)  abschliessende  Ausnutzung  des  Stoffes.  Diese  Vor- 
aussetzungen werden  jedoch  auch  durch  die  vorliegende  Arbeit  L.*s  noch 
bei  weitem  nicht  genügend  erfüllt.  Den  Umfang  des  Buches  tadeln  wir 
keineswegs  an  sich.  Man  kann  auch  über  einige  wenige  Urkunden  eine 
durchaus  sachlich  gehaltene  Abhandlung  von  grösstem  Umfang  schreiben,  wenn 
man  nur  recht  tief  in  den  Stoff  eindringt.  Gerade  daran  jedoch  mangelt  es 
bei  L.  noch  zu  sehr,  ganz  abgesehen  von  der  Weitschweifigkeit  des  Aus- 
drucks. Kaum  ist  ein  grösserer  Gegensatz  denkbar,  als  der  zwischen  seinem 
Buche  und  der  eben  erschienenen  Arbeit  von  Rietschel,  Markt  und  Stadt  in 
ihrem  rechtlichen  Verhältniss  (Leipzig  1897),  auf  die  wir  hier  zugleich  des- 
halb aufmerksam  machen,  weil  sie  verschiedene  niederrheinische  Städte  mit- 
behandelt. Hier  wird  gelegentlich  auch  eine  einzelne  Urkunde  recht  aus- 
führlich besprochen;  aber  jede  Seite  hat  einen  wirklichen  Inhalt;  kein  Wort 
zu  viel;  alles  präzis,  sachlich.  Am  meisten  geht  L.  fehl,  wenn  er  allgemeine 
Urtheile  fällt.  Der  Weitschweifigkeit  der  Form  entspricht  die  Inkorrektheit 
des  Inhalts. 

Es  war  ursprünglich  meine  Absicht,  in  einem  Referat  die  Resultate, 
die  L.  gewonnen  zusammenzustellen.  Davon  aber  musste  ich  absehen,  ein- 
mal, weil  das,  was  er  festgestellt  zu  haben  glaubt,  mir  in  wichtigen  Punkten 
unrichtig  oder  doch  zweifelhaft  zu  sein  scheint,  sodann,  weil  er  seine  Sätze 
so  wenig  exakt  formulirt,  dass  es  sehr  schwer  ist,  seine  Ansichten  in  einem 
kürzeren  Ueberblick  genau  wiederzugeben.  Ich  beschränke  mich  deshalb 
darauf,  einige  Fragen  von  allgemeinerer  Wichtigkeit  zu  besprechen. 

Schon  in  seiner  Verfassungsgeschichte  von  Rees  (S.  7)  weiss  L. 
von  einem  Uebereinkommen  verschiedener  niederrheinischer  Orte  auf  gegen- 
seitige Zollfreiheit  aus  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  zu  erzählen. 
In  dem  vorliegenden  Buche  wiederholt  er  diese  Anschauung  nicht  nur*, 
sondern  steigert  sie  sogar  noch.  Er  berichtet  jetzt  schlechthin  von  dem  „Bunde 
niederrheinischer  Handelsplätze,  die  sich  durch  Vertrag  gegenseitig  Freiheit 
vom  Marktzoll  zugesichert  hatten**  (S.  85),  von  dem  „alten  Bunde"  (S.  36,  186), 
„alten  Vertrag**  (S.  578),  den  „Kaufleutender  „sieben  verbündeten  Plätze**,  den 
„Bundesplätzen**  (S.  580  ff.,  S.  622);  er  spricht  von  den  „Leitern  der  Stadt- 
politik**,  die  das  „Abkommen**  durchgesetzt  hätten  (S.  78).  Immer  wieder 
kommt  er  darauf  zurück.  Seine  Ansicht  von  jenem  „Bunde**  bildet  eine  der 
Hauptstützen  seiner  Darstellung.  Und  in  der  That,  wenn  sie  richtig  ist,  so 
hätten  wir  es  mit  einem  höchst  bedeutsamen  Faktum  zu  thun.  Man  denke 
sich:  in  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  schliesscn  niederrheinische 
„Handelsplätze**  —  darunter  Orte,  von  denen  wir  sonst  sehr  wenig  wissen,  wie 
Elten,  Schmithausen  —  einen  „Bund**  mit  einander;  es  gibt  in  ihnen  „Leiter 
der  Stadtpolitik**.  Wie  gross  muss  damals  schon  ihre  politische  Selbständigkeit 
gewesen  sein!    Wir  würden  danach  dem  Anfang  des    12.  Jahrhunderts  die- 

«)  Kn  ist  anffallend,  dAM  er  die  ablehnende  Kritik  von  Uhlire  «.  r.  0.  Bd.  XVTI, 
8.  327  tf.  ganz  ignorirt  bat. 


Literatur.  231 

in  die  Städte  des  Osteom,  das  die  Bathsstülile  und  möglichst  viele  sonstige 
Ehrenrechte  und  materielle  Vortheile  für  sich  in  Anspruch  nimmt".  Man  be- 
achte nur  das  eine:  dies  Element  nimmt  „die*^  Rathsstühle  in  Anspruch! 
Es  fehlt  dafür  natürlich  jeder  Schatten  eines  Beweises.  Nicht  besser  steht 
es  mit  der  anderen  Behauptung  (S.  658),  dass  das  Vorgehen  der  Kaufleute 
im  Osten  (nämlich  die  Monopolisirung  des  „Platzgeschäftes  mit  der  Elle") 
„die  Tuchfabrikanten  jeder  Art  in  hellen  Aufruhr  rersetzt",  und  dass  dies 
damit  zusammenhänge  (S.  657),  dass  „im  Osten  niederländische  und  andere 
Tuchhändler  an  nicht  wenigen  Plätzen  schon  ansässig  sind,  ehe  diese  wirklich 
in  Städte  nach  deutschem  Muster  umgewandelt  werden".  Sowohl  für  Vor- 
aussetzung wie  für  Folge  fehlt  ein  ausreichender  Beweis.  L.  generalisirt 
hier  yon  dem  Bilde  aus,  das  er  sich  von  der  Entwickelung  in  Stendal 
gemacht  hat.  Dieses  aber  ist  schon  wiederholt  als  unrichtig  erwiesen 
worden  *.  Nach  L.*s  Darlegungen  mtisste  man  annehmen,  dass  im  Osten  die 
Trennung  von  Gewandschneidern  und  Webern  uralt,  von  Anfang  an  be- 
standen habe.  Indessen  gerade  die  hier  in  Betracht  kommende  stendaler 
Urkunde  von  1231  deutet  schon  an,  dass  es  sich  um  eine  allmähliche  Ent- 
wickelung handelt.  Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  L.  S.  659  dem  „Haus- 
fleiss"  als  anderweitige  „Betriebsform"  die  „WüUenämter  mit  Kören"  gegen- 
überstellt.   Sind  denn  etwa  „Hausfleiss"  und  „Zunft"  Gegensätze? 

In  einem  Punkte  sind  die  Ausführungen  über  das  Gewerbewesen  ent- 
schieden erfreulich.  L.  hat  früher  mit  grösstem  Eifer  die  Nitzschsche  Gilde- 
theorie vertheidigt.  Seine  Verfassungsgeschichte  von  Bees  z.  B.  beruht  ganz 
und  gar  darauf.  Nach  der  Kritik,  die  jene  Theorie  gefunden  *,  hat  er  jedoch 
jetzt  sie  vollständig  aufgegeben*.  Während  er  früher  „der  Gilde"  mass- 
gebende Bedeutung  für  die  städtische  Entwickelung  zuschrieb,  kommt  eine 
solche  jetzt  in  seiner  Darstellung  gar  nicht  mehr  vor^ 

Mit  grösstem  Eifer  behauptet  L.,  dass  das  Bürgermeisteramt  älter  sei 
als  der  Stadtrath.  Wer  diese  These  vertheidigt,  muss  über  sehr  gewichtige 
Gründe  verfügen.  Denn  die  bisherigen  Beobachtungen  sprechen  dagegen. 
In  meiner  „Entstehung  der  deutschen  Stadtgemeinde"  bin  ich  zu  dem  Be- 
sultat  gekommen  (S.  109),  dass  „der  Bath  meistens  älter  ist."  Neuerdings 
hat  Bietschel  „Markt  und  Stadt  in  ihrem  rechtlichen  Verhältniss"  feststellen 
zu  können  geglaubt  (S.  164),  dass  das  Bürgermeisteramt  „überall  später 
als  der  Bath  entstanden  ist".  Wie  beweist  nun  L.  seine  abweichende  These? 
Im  Grunde  nur  durch  ein  argumentum  ex   silentio:   in  einer   Urkunde   von 

«;  Vgl.  die  Kritik  bei  Hegel,  Städte  und  Oilden  Bd.  II,  S.  4>*1  und  imAnschlus» 
danin  lu-i  Doren,    Uutoreuclmngen  rur  Oeachichte  der  Kaufmnnnsgilden  8.100  ff. 

r  Hegf^l  ji.  a.  ()  B»l.  II,  S.  4JW  ff.;  G.  v.  Below,  Die  Bodeatung  dor  Gilden 
für  dio  Entotebang  dt»r  deatscht^u  ÖtÄdtvorfuMUug,  Jahrbücher  für  Nationalökonomie 
BandöH.  H.  56  ff.;  Göttinger.  Gel.  Anz.  1892  8.  409  ff.;  Z<üt»chrift  für  Sorial- und  Wirth- 
ßrliaftsgeurhiehte  Bd.  III,  S.  4><J  f. 

»}  Auch  die  Ansicht  von  NitMch  über  die  «tädtischen  Steuern  dos  Mittelalters 
fHi«tori»che  ZeiUchritt  Heft  76,  8.  482)  vertritt  Liesegang  (8.  481)  erfreulicherweise  nicht. 

*)  Zu  L.  8.  &HÖ  f.  (Handwerksbeeeichnungen  als  Namen)  vgl.  E.  Fromm  a.  a.  O. 
8.  49,  Anm.  und  Zeitschritt  des  Aachener  Geschieht« vereint  Bd.  XVUX,  8.  2  ff. 


232  Literatur. 

Kaikar  von  1246  (S.  160)  werde  ein  Bürgermeister,  aber  kein  Rath  erwähnt. 
In  einer  andern,  welche  „die  Behörden  der  ausstellenden  Stadt  in  Voll- 
ständigkeit" aufführe  (S.  162),  einer  von  1312,  würden  „der  Richter,  der 
Bürgermeister,  die  Schöffen  und  die  gemeinen  Bürger**  als  Aussteller  ge- 
nannt —  also,  sagt  L.,  ein  Bürgermeisteramt  und  ein  Schöffenkollegiam, 
aber  kein  Rathskollegium.  Was  steht  indessen  thatsächlich  in  dieser  Ur- 
kunde? Judex,  magister  civium  totaque  nniversitas  et  coopidani  opidi 
Clevensis  * !  Von  Schöffen  also  gar  nichts  I  Sie  sind  freie  Erfindung  L.'s. 
Ebenso  gut  wie  sie  könnte  L.  auch  das  Rathskollegium  aus  jenen  Worten 
herauslesen.  Was  soll  man  ferner  dazu  sagen,  dass  er  an  jene  famose  lieber- 
Setzung  noch  die  Schlussfolgeruug  knüpft:  „Eben  daraus  geht  augen- 
scheinlich hervor,  dass  der  Bürgermeister  auch  nicht  als  Vorsteher  der 
Konsuln  seine  Machtstellung  begründet  hat.**  Er  beruft  sich  dann  weiter 
auf  die  Erhebungsurkunde  von  Griet,  die  genau  nach  dem  Muster  der  von 
Kleve  von  1242  gearbeitet  sei.  Das  ist  von  vornherein  wunderbar;  denn 
die  Urkunde  für  Griet  verleiht  der  Stadt  ausser  einem  Bürgermeister  gerade 
auch  noch  Rathmannen  (S.  48).  L.  erklärt  den  betreffenden  Passus  freilich 
für  einen  späteren  Zusatz.  Allein  wenn  es  sich  wirklich  so  verhält,  so 
würde  damit  auch  die  Erwähnung  des  Bürgermeisters  in  dem  Privileg  für 
Griet  fortfallen I  Und  ausserdem  erwähnt  die  Urkunde  von  Kleve  von  1242 
ja  auch  jar  kein  Bürgermeisteramt!  Hierauf  lässt  L.  (S.  163)  die  Sätze 
folgen:  dass  der  magister  civium  zum  mindesten  schon  1307  zu  den  selbst- 
verständlichen Verfassungseinrichtungen  einer  klevischen  Stadt  gehöre,  zeige 
eine  gräfliche  Verordnung  von  diesem  Jahre.  „Da  werden  die  magistri  civium 
noch  vor  den  Rathmannen  und  Schöffen  als  Vertreter  der  Stadtgemeinden 
aufgeführt.**  Was  soll  es  zunächst  bedeuten,  dass  L.  hier  die  Voranstellung 
der  Bürgermeister  vor  den  Rathmannen  betont?  Beweist  das  irgend  etwas 
für  ihr  höheres  Alter?  Vor  allem  aber:  dieselbe  Urkunde,  welche  die  all- 
gemeine Verbreitung  der  Bürgermeister  beweist,  beweist  ja  auch,  wie 
man  sieht,  die  allgemeine  Verbreitung  des  Stadtrathesl  Mit  andern 
Worten:  sie  beweist  für  L.*s  These  gar  nichts.  L.  hebt  auch  selbst 
späterhin  ausdrücklich  hervor,  dass  jene  Urkunde  ein  Beleg  für  die  all- 
gemeine Verbreitung  des  Stadtrathes  sei.  Um  so  wunderbarer  ist  es,  dass 
er  sie  vorher  für  seinen  Satz  von  der  Priorität  des  Bürgermeisteramtes  an- 
geführt hati  Es  ist  dies  eines  von  vielen  Beispielen  für  die  höchst  sonderbare 
Art  der  Beweisführung,  auf  der  das  L.'sche  Buch  beruht*.  Statt  all*  dieser 
umständlichen  und  unnützen  Ausführungen  wäre  einfach  zu  sagen  gewesen, 
dass  in  der  Urkunde  von  1246  (Kaikar)  wohl  ein  Bürgermeister,  aber  kein 
Rath  erwähnt  werde.  Weiter  hat  L.  nichts  thatsäch liebes  für  seine  These 
vorgebracht.    Im  allgemeinen  wird  man,  namentlich   mit  Rücksicht  auf  die 

^)  L.  theilt  diese  Worte  selbst  in  der  Anm,  unter  dem  Text  miti 
«)  S.  103   tlihrt  L.  als   Beleg  daflir,  dosa   „rum   mindesten  seit  dem    J.  1»**   In 
Xanten  ein  Rath  vorbanden  sei,  eine  Urkunde  von  1289  an  (Anm.  8\  weil  darin   «zum 
oraten    Male    magistri   civium    neben   dem   Schultheissen    und   den    Schöffen   erwAhnt 
werden**.    Was  ist  das  wieder  {\Xx  ein  Beweis? 


Literatur.  233 

Urkunde  von  1307,  wohl  zu  sagen  haben,  dass  das  Bürgermeisteramt  und 
der  Stadtrath  in  den  klevischen  Städten  etwa  gleich  alt  seien.  Ein  zu 
spezielles  ürtheil  wird  ein  vorsichtiger  Forscher,  bei  dem  Stande  unserer 
üeberlieferung,  vermeiden.  In  Bees  wird  im  J.  1280  der  Rath,  aber  kein 
Bürgermeister  erwähnt.  Wird  jemand  es  deshalb  für  erlaubt  halten,  nun 
mit  aller  Bestimmtheit  zu  behaupten,  dass  Rees  damals  noch  keinen  Bürger- 
meister gehabt  hat?!  Und  wie  steht  es  denn  noch  speziell  mit  der  Urkunde 
von  1246?  Gerade  sie  ist  von  der  Art,  dass  daraus  gar  nichts  gefolgert 
werden  kann.  Sic  ist  zunächst  keine  Urkunde  über  einen  Verwaltungsakt, 
sondern  eine  einfache  Bekundung  eines  gerichtlichen  Aktes.  Die  Aussteller 
sind  iudex  et  scabini.  Wie  darf  man  da  überhaupt  die  Erwähnung  eines 
Verwaltungsorgans  erwarten?!  Ein  magister  civium  wird  in  der  Urkunde 
zwar  erwähnt,  aber  nicht  als  solcher;  sondern  er  kommt  nur  in  der  Zeugen- 
reihe vor  (dass  Liesegang  das  ganz  verschweigt,  ist  doch  unzulässig)*. 
Das  Rathskollegium  aber  könnte  hier  ja  gar  nicht  erwähnt  werden.  L.  be- 
hauptet noch  (S.  161),  dass  der  Bürgermeister  in  Kaikar  „aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach"  nicht  zugleich  Schöffe,  resp.  Schöffenmeister  gewesen  sei. 
Gründe  dieser  „Wahrscheinlichkeit**  führt  er  natürlich  nicht  an.  Es  genügt 
zu  bemerken,  dass  die  Urkunde  von  1246  weder  dafür  noch  dagegen  spricht. 
Wenn  wir  eben  gesehen,  auf  wie  schwachen  Füssen  sehr  bestimmt 
ausgesprochene  Behauptungen  L.'s  stehen,  so  erhalten  wir  dafür  einen 
weiteren  Beleg  in  seinen  Ausführungen  über  das  Burmeisteramt  in  Wesel. 
Im  Inhaltsverzeichniss  kündigt  er*  den  Nachweis  an,  dass  „der  (Geschäfts- 
bereich der  Burmeister  während  des  14.  Jahrhunderts  enger"  wird,  dass  sie 
die  städtischen  Rentmeister  „werden**.  Im  Text  findet  man  dann  etwas 
ganz  anderes.  Hier  sagt  L.  S.  102:  „Den  Burmeistern  bleiben,  abgesehen 
von  geringen  Ausnahmen,  ihre  alten  Funktionen  (sol);  aber  ihr  Amt  nimmt 
nicht  an  Bedeutung  zugleich  mit  dem  Wachsthnm  der  Stadt  zu,  wie  das  des 
Bürgermeisters.**  Das  klingt  wesentlich  anders  als  die  Angaben  im  Inhalts- 
verzeichniss. Fügen  wir  hinzu,  dass  auch  von  jenen  „Ausnahmen**  nicht  die  Rede 
sein  kann,  dass  überhaupt  fast  alles,  was  L.  S.  95—104  behauptet,  grundlos  ist. 
Was  er  über  die  „Wandelung  des  ganzen  Amtscharakters**  (8.  100),  darüber, 
dass  die  Burmeister  „an  Bedeutung  zurücktreten**  (ebenda),  bemerkt,  schwebt 
in  der  Luft.  S.  103  sagt  L.:  „Offenbar  haben  .  .  .  noch  zu  Anfang  des 
14.  Jahrhunderts  die  Weseler  Burmeister  ...  die  Aufnahmeverhandlungen 
mit  den  Neubürgern  zu  führen.**  Dies  „noch**  ist  völlig  unberechtigt,  denn 
sie  haben  diese  Funktion  auch  später  geübt.  Die  Notiz  aus  dem  J.  1340, 
die  L.  dagegen  anführt,  beweist  gar  nichts:  es  ist  darin  nichts  weiter  gesagt, 
als  dass  die  Burmeister  während  der  Amtsführung  eines  genannten  Bürger- 
meisters gewählt   worden   seien.     Ebenso   unberechtigt  ist  das   „noch**   auf 

*)  Vaa  von  L.  (S.  UV)  ^braucht«  Wort  „amtiert**  ItUst  nicht  vormnthen,  dass  es 
■ich  um  eine  ^anz  gelej^'ntliche  Erwähnung  handelt.  -  t'ebrigens  ist  unter  dem  ma- 
f^ister  ciWum  vielleicht  auch  nur  ein  Burmeister  (kein  IJUrgermeister)  zu  verst^'hen. 
Vgl.  Bein  hold,  Vert'assungsgesehicht*.»  Vou   W'eStil  S.  27,  Amn.  iJ. 


234  Literatur. 

S.  100.  Wunderlich  ist  die  Behauptung  ebenda,  dass  die  Burmeister  „etwa 
von  der  Mitte  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  an  an  Bedeutung 
zurücktreten",  und  dass  dafftr  eine  einzelne  Urkunde  (von  1322)  „typisch**  sei. 
Was  weiss  denn  L.  über  die  Vorgeschichte  der  BurmeisterP  Gibt  es  etwa 
eingehende  Nachrichten  über  ihre  Kompetenzen  aus  der  Zeit  vor  dem  an- 
geblichen „Zurücktreten"  ihrer  Bedeutung?  Nach  S.  101  waren  sie  „früher* 
„Gehülfen**  des  Bürgermeisters  „für  die  äussere  Politik".  Woher  weiss  L. 
das?  Der  Hauptgrund  alP  dieser  Irrthümer  scheint  zu  sein,  dass  er  sich 
nicht  klar  darüber  ist,  dass  die  Burmeister  nur  ausführendes  Organ  sind. 
S.  104  führt  er  eine  Nachricht  von  1404  zum  Beweise  dafür  an,  dass  „die 
selbständige  Rolle  der  Burmeister  bei  der  Aufnahme  von  Neubürgern 
damals  längst  ausgespielt  ist".  Ja,  haben  sie  denn  jemals  eine  wirklich 
„selbständige"  Rolle  gespielt?  Ist  nicht  anzunehmen,  dass  sie  stets  an 
die  Grundsätze,  die  die  Stadt,  oder  vielmehr  Bürgermeister,  Schöffen  und 
Rath  aufstellten  (wie  eben  auch  im  J.  1404),  gebunden  gewesen  sind?  Nach 
der  Nachrieht  von  1404  soll  zwar  die  Genehmigung  von  Bürgermeister, 
Schöffen  und  Rath  bei  der  Aufnahme  einer  bestimmten  Klasse  von  Neu- 
bürgern besonders  eingeholt  werden,  aber  nur  bei  einer  einzelnen  Klasse. 
Eine  allgemeine  Einschränkung  der  Thätigkeit  der  Burmeister  liegt  darin 
ganz  und  gar  nicht,  vor  allem  nichts,  was  L.'s  Behauptung  rechtfertigt, 
dass  „überhaupt  die  selbständige  Rolle  der  Burmeister .  .  .  ausgespielt  ist*. 
Die  besondere  Genehmigung  jener  Instanz  wird  gelegentlich  auch  wohl 
schon  früher  eingeholt  worden  sein.  Nach  S.  98  „wird  das  Burmeisteramt 
als  lästige  Verpflichtung  (der  Schöffen)  angesehen  worden  sein".  Dafür  fehlt 
wieder  jeder  Beweis.  In  späterer  Zeit  (seit  1514?)  sind  die  beiden  Bur- 
meister Mitglieder  des  Raths,  vorher  des  Schöffenkollegs.  Nach  L.  findet 
sich  nun  in  einer  Urkunde  von  1307  „zuerst  eine  Spur  der  Aussonderung 
der  Burmeister  aus  dem  Kollegium  der  Schöffen";  diese  stelle  „Uebergangs- 
zustände"  dar.  Das  ganze  reduzirt  sich  darauf,  dass  die  Burmeister  unter 
den  Schöffen  zuletzt  (also  unmittelbar  vor  den  Rathsleuten)  genannt  sind. 
L.  scheint  sich  den  „üebergang"  so  vorzustellen,  dass  die  Burmeister  inner- 
halb der  Schöffenliste  allmählich  herunter-  und  dann  in  die  Rathsliste  herab- 
gerutscht seien.  Das  ist  zunächst  aus  Innern  Gründen  sehr  unwahr- 
scheinlich. Die  Burmeistcr  werden  durch  einen  bestimmten,  einzelnen  Akt 
in  den  Rath  versetzt  worden  sein.  Selbst  wenn  wir  wüssten,  dass  sie  in 
einer  gewissen  Zeit  regelmässig  unter  den  Schöffen  an  letzter  Stelle  rangirt 
haben,  würde  dieser  Umstand  noch  keinen  Anlass  für  ihre  Versetzung  in 
den  Rath  geliefert  haben.  Sodann  aber  sind  überhaupt  unsere  Nachrichten 
viel  zu  dürftig,  als  dass  wir  aus  den  Erwähnungen  an  bestimmten  Stellen 
der  Schöffeuliste  sichere  Schlüsse  ziehen  dürften. 

Nun   noch   ein  Wort  über  den   Ursprung  des   Burmeisteramtes.      Ich 
habe    s.  Z.  ^    die    Auffassung    F.   Reiuholds,    dass  wir  in  den   Burroeistem 

*)  L.  behauptet,  meine  Aeusserungen  seion  „schwor   mit  einander  zu.  vereinig;«!!". 
Ein  objektiver  Beortheiler  wird  das  nicht  tinden.    Ich  habe  mich  nur  d«s  eine  Mal 


Literatur.  285 

von  Wesel  die  Vorsteher  der  alten  Landgemeinde  W.  zu  sehen  hätten,  be- 
stritten. L.  nimmt  jetzt  diese  (wie  er  mittheilt,  von  ihm  selbst  herrührende) 
Ansicht  wieder  auf.  Beweise  hat  er  dafür  nicht  zur  Hand.  Jenes  Amt 
wird  erst  im  J.  1269  erwähnt,  und  Nachrichten  über  seine  Kompetenzen 
besitzen  wir  erst  aus  dem  14.  Jahrhundert.  In  diesem  sind  die  Burmeister 
die  Rentmeister  der  Stadt,  besorgen  die  Bürgeraufnahme  und  leiten  das 
sogen.  Burgericht  ^  üeber  dessen  Kompetenz  erfahren  wir  erst  aus  dem 
J.  1486  etwas  (Reinhold  S.  11);  es  erkennt  über  Pfändungen  von  Vieh,  das 
Feldschaden  angerichtet  hat.  Reinhold  schliesst  daraus,  dass  es  „ein  Gericht 
für  die  agrarischen  Verhältnisse"  sei,  und  L.  sagt  ohne  weiteres  (ohne 
Quellenangabe),  es  „stehe  urkundlich  fest",  dass  es  „über  Feldschäden,  über 
Streitigkeiten  beim  Anbau  oder  bei  der  Ausnutzung  der  Allmende  entscheide". 
Das  geht  natürlich  zu  weit!  Reinhold  und  L.  berufen  sich  auch  noch 
auf  den  Namen  des  Gerichts.  Gewiss  ist  eine  Benennung  wie  Burgericht 
bedeutungsvoll*.  Allein  „die  Bezeichnung  als  solche  gibt  keinen  hin- 
länglich sicheren  Aufschluss  über  die  Herkunft  der  Einrichtung"'.  Das 
Wort  Burgericht  hat  eine  mannigfache  Anwendung  gefunden*.  Zu  Gunsten 
meiner  Auffassung,  dass  die  Burmeister  späteren  Ursprungs  sind*,  hebe  ich 
folgendes  hervor.  Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dass  im  Laufe  der 
städtischen  Entwickelung  besondere  Kommissionen  für  einzelne  Verwaltungs- 
zweige (oder  auch  für  mehrere  gemeinsam)  eingesetzt  werden.  Speziell  für 
die  städtischen  Finanzen  (mit  denen  in  Wesel  die  Burmeister  als  Rent- 
meLster  zu  thun  haben)  ist  das  oft  geschehen.  Ein  Beispiel,  dass  auch  das 
Geschäft  der  Bürgeraufnahme  einer  besonderen  Kommission  übertragen 
wird,  liefern  die  beiden  Hänsegräfen  in  Bremen,  welche  ausser  andern  Ob- 
liegenheiten eben  diese  Funktion  wahrnehmen.  L.  sieht  darin,  dass  die 
Burmeister  in  Wesel  die  Bürgeraufnahme  besorgen,  ohne  weiteres  einen 
Beweis  für  ihr  hohes  Alter,  für  ihre  Identität  mit  den  alten  Wescler  Dorf- 
vorstehem*.    Indessen  das  Beispiel   Bremens  zeigt  eben,  dass   eine   solche 

bestimniter  ala  das  Hnd(*ro  aasf^edrlickt.  8.  OB  f.  wiederholt  L.  um8tlindU<'b  Aus- 
t1ihn»nj|ff»n  KUntzels  firegen  meine  AnfTassang  des  Hurmeistoruintos  in  Hamoln.  Da  er 
nichts  gelhstAndiges  bietot,  hätte  vr  sich  mit  einem  Hinweis  auf  KUntzel  bognligeu 
können.     Vf^L  gegt»n  L.  auch  Liter.  Centralblatt   IHy7,  September  4. 

')  L.  behauptet  S.  102,  dass  sie  auch  die  „ Baui>olizei'*  ül>en,  uad  beruft  sich  daillr 
auf  Beinhold,  Verfassungs-Oeschicbte  von  Wesel  S.  97.  Derselbe  bericlitet  jedoch 
<lavon  gAT  nichts. 

*i  Vgl.  meine  Srhrift:    Ursprung  der  deutschen  Stadt  Verfassung  S.  72. 

»•  R.  Sohm,  Die  Enti*tehung  des  deutschen  Städte wesens,  Anm.  104. 

*}  Ursprung  a.  a.  O. 

*j  Vgl.  zu  dieser  Frage  auch  Riet  seh  el,  Harkt  und  Stadt,  S.  164  f. 

•i  S.  104  fragt  L.:  „soll  man  wirklich  annehmen^  dass  der  Bürgermeister  .  .  .  all- 
sogleich  und  oline  weiteres  zu  Gunsten  eines  neucreirten  Beamten  auf  ein  so  wichtiges 
Recht  verziclitet  hat?"  Warum  mUsste  es  denn  allsogleich  und  ohne  weiten-s  ge- 
schehen sein?  Wir  wissen  ja  erst  seit  dem  14.  Jahrhundert,  dass  die  Burmeister  die 
Bürgeraufnahme  besorgt  liaben.  Ausserdem  braucht  njan  ja  nicht  anzunehmen,  dass 
gerade  der  Bürgermeinter  die  Bürgeraufnahme  ursprünglich  besorgt  hat.  Ks  gab  ja 
noch  andere  stä<ltische  Organe;  os  kann  ursprünglich  auch  in  der  Gemeindever- 
Sammlung  die  Aufnahme  <ler  NeubUrgcr  irrfolgt  sein. 


Literatur.  287 

doch  meistens  um  besondere  Verhältnisse '.  In  der  älteren  Zeit  ist  jedenfalls 
der  Einzelvorsteher  die  Regel.  Dagegen  ist  die  Zweizahl  gerade  bei  Raths- 
deputationen  ganz  gewöhnlich,  vielleicht  das  häufigste.  Zu  völliger  Gewiss- 
heit gelangen  wir,  wie  man  sieht,  nicht.  Allein  die  grössere  Wahrscheinlich- 
keit spricht  doch  dafür,  dass  wir  in  den  zwei  Burmeistern  eine  spätere 
Bildung  zu  sehen  haben  ^  Um  noch  über  das  Burgericht  ein  Wort  zu  sagen, 
so  wird  es  ein  niederes  Gericht  gewesen  sein^  dessen  Kompetenz  sich  gewiss 
nicht  blos  auf  Pfändungen  beschränkt,  sondern  auf  eine  Reihe  geringerer 
Fälle  ausgedehnt  haben  wird. 

Aus  Raummangel  verzichten  wir  darauf,  die  weiteren  Ausführungen 
L.'s  über  die  Entwickelung  der  Weseler  Stadtverfassung,  die  viel  proble- 
matisches enthalten,  im  Zusammenhang  zu  besprechen.  Es  sei  nur  noch 
einiges  einzelne  hervorgehoben.  S.  89  behauptet  L.,  die  Gemeinheit  in 
Wesel  habe  verlangt,  „dass  jene  Rittergeschlechter,  die  nach  der  Stadt  ge- 
zogen waren  und  von  ihren  Lehngütern  nach  der  Abmachung  von  1308 
keine  Steuern  zahlten,  zum  Rathmannenamte  nicht  zjige lassen  würden*^.  In 
der  Urkunde,  um  die  es  sich  hier  handelt  (Lacomblet  Bd.  III,  S.  55),  steht 
aber  von  „hereingezogenen  Rittergeschlechtern"  nichts  und  es  liegt  auch 
gar  keine  Nothwendigkeit  vor,  gerade  an  solche  zu  denken.  Es  ist  indessen 
überhaupt  nicht  von  „Rittergeschlechtem**  die  Rede,  sondern  nur  von  bona 
feodalia,  und  die  können  ja  auch  in  andern  Händen  sein.  Ausserdem  kommen 
hier  nicht  „Steuern"  in  Betracht,  sondern  nur  eine  ganz  bestimmte  Steuer, 
nämlich  die  exactio  (Schatz).  L.  unterscheidet  nicht  zwei  an  sich,  ver- 
schiedene Dinge.  Er  hat  bei  Harless,  Zeitschrift  des  bergischen  Geschichts- 
vereins,  Band  24,   S.  62  flf.   gelesen,   dass  Mitglieder  ländlicher  ritterlicher 


auf  höchst  künstliche  Weise  zu  erklären.  Er  macht  mir  also  eine  Unkenntniss  znm 
Vorwarf,  die  er  selbst  g^etheilt  hat!  Vgl.  dazu  literarisches  Centralblatt  1805,  Bp.  1281  f. 
L.  hätte  nun  aber  nicht  so  unvordichtig  sein  soUeu,  in  dem  Spott  Über  diejenigen,  dit* 
nur  einen  Landgemeindevorsteher  kennen,  gar  zn  weit  zu  gehen.  Denn  (s.  die  folg. 
Anm.)  die  Zweizahl  muss  doch  als  Ausnahme  gelten.  Die  Unkenntniss,  die  er  früher 
mit  mir  theilte,  war  besser  als  seine  jetzige  Hohauptung,  dass  die  Zweizahl  etwas  ganz 
gewöhnliches,  natürliches  sei.  —  Nach  L.  (vgl.  Rein  hold  a.  a.  O.  S.  10,  Anm.  3)  „ist 
die  Entwickelung  in  anderen  nie<ierrheinischon  Bauernschaften  eine  ganz  ähnliche** 
(wie  in  Wesel).  Da  er  den  klovischen  St-ä^iteu  t-ine  so  ausführliche  Darstellung  widmet, 
so  wäre  es  wohl  angebracht  gewesen,  divst>  Heliauptiing  diirrh  urkundliches  Material 
zu  belegen.  Allein  es  i«t  überhaupt  ein  Mangel  des  Ij.'schen  Buches,  dass  er  die  Ver- 
hältnisse der  Gemeinden  de»  platten  Landes  fiwt  gar  nicht  berücksichtigt,  obwohl  er 
«loch  eino  starke  Abhängigkeit  der  Stadt-  von  der  Landgemeinde  betont.  Es  wäre  z.  B. 
für  die  Frage  des  Ursprungs  der  Weseler  Buruieister  sehr  nützlich  gewesen,  wenn  er 
festgestellt  hätte,  wie  die  Vorsteher  in  den  umliegenden  Landgemeinden  genannt 
wurden.    Vgl.  hierzu  meinen  Ursprung  der  deutschen  Stadt  Verfassung  S.  40. 

')  Vgl.  Bietschel  S.  Itfi):  „An  der  Spitze  der  Dorfgemeinde  steht  regelmässig 
ein  einzelner  Beamter."  Witt  ich  a.  u.  O.,,  <ler  nur  späteres  Material  benutzt,  ftihrt 
Fälle  der  Zweizahl  an  :  es  war  etwa  ein  Bauermeist«r  aus  der  Klasse  der  Meier,  einer 
aus  der  der  Köter. 

«)  Uebriifens  ist  der  Streit  dartlber  nicht  von  grundlegender  Bedeutung  für  die 
Frage  nach  der  Entstehung  der  Stadt  Verfassung :  aus  einer  etwaigen  Theilung  der 
Befugnisse  darf  kein  Scliluss  auf  einen  Torsohiedenen  Ursprung  derselben  gezogen 
werden  (wie  ich  Ursprung  S.  t«  f.  näher  dargelegt  habe). 


238  Literatur. 

Geschlechter  sich  in  Wesel  als  Bürger  aufnehmen  Hessen  *.   Er  findet  femer 
in  jener  Urkunde  schatzfreie   Lehnsgüter  im   Gebiet   von  Wesel   erwähnt. 
Flugs  wirft  er  beides   zusammen  I     Sind   denn  etwa  jene  Personen  Bürg-er 
geworden,  weil  sie  im  Stadtgebiet  viel  Lehngüter  besassenP    Sind  sie  nicht 
vielleicht  theilweise  gerade  deshalb  in  die  Stadt  gezogen,  weil  sie  gar  keinen 
Grundbesitz  hatten?  Und  von  wo  stammen  sie  denn?  Doch  vom  Lande,  und 
zwar  vielfach  aus  Gegenden,  die  ziemlich  entfernt  von  Wesel  waren!     Da 
lag  ihr  Familienbesitz.    Unter  den  bona  feodalia  befanden  sich  gewiss  auch 
Güter  ritterlicher  Familien,  allein  gewiss  nicht  blos  solcher,  die  ins  Bürgerrecht 
aufgenommen  waren.    Von  solchen  Erwägungen  jedoch  wird  L.  nicht  beun- 
ruhigt.    Er  spricht  weiter  (S.  89)  ohne  Bedenken  von  „den  rittermftssi^en 
Patriziern,  die  von  ihren  Liegenschaften  keine  Steuern  zahlen*.    Die  Dar- 
stellung, die  Reinhold   a.  a.  0.   S.  32  ff.  von  diesen  Verhältnissen  gegeben 
hat,  ist  weit  vorsichtiger  und  eben  darum  sachlicher.  —  S.  33  f.  lässt  sich  L. 
in  sehr  wenig  präziser  Weise  über  den  Zweck  aus,  den  die  Territorialherren 
bei  der  Anlage  von  Städten  verfolgten.     Er  behauptet  da  verschiedenerlei. 
„Für   den  Territorialherrn  ist  vornehmlich  der   Gesichtspunkt  massgebend, 
die  Städte  militärisch  nutzbar  zu  machen.**     „Bei  vielen  Anlagen  ist  gegen 
Ende  des  10.  Jahrhunderts  schon  der  finanzielle  Vortheil  ausschlaggebend.** 
„Wollte  man  die  Neugründungen  etwa  vom  13.  Jahrhundert  an  .  . .  (warum 
von    da    an?)     durchgehen,    so    würde    sich    .    .   .    ergeben,    dass    in    der 
Mehrzahl  der  Fälle  die   Städte  in  erster  Linie  als  Burgen  dienen  sollen.*" 
Diese  Sätze  lassen  sich  nicht  gut  miteinander  vereinigen.     Femer  sind   sie 
(namentlich  der  zweite  und  der  dritte)  falsch.  Vor  allem  aber:  die  allgemeinen 
Betrachtungen,  der  Hinweis  auf  die  Zähringer  und  ähnliches  sind  hier  ganz 
überflüssig.    L.*s  Aufgabe  ist  ja  doch,  die  Verhältnisse  der  klevischen  Städte 
eingehend   zu   erforschen.     Eine   zusammenhängende,  quellenmässige  Unter- 
suchung darüber  verlangen  wir.    Jene  Betrachtungen  stören  nur  und   sind 
zudem,  wie  bemerkt,   falsch.    S.  38  lesen  wir:  „Die  Zahlung  von  jährlichen 
Beden    und  Leistung    eines    über    das    engste  Maass  der    Landwehrpflicht 
hinausgehenden    Waffendienstes    sind    zwei  Belastungen,    die  nach  der  An- 
schauung  der  Zeit  in    einem   gewissen   Widerspruch   zu  einander  stehen." 
Diese  Anschauung  hat  jener  Zeit  völlig  gefehlt.     Im  Gegentheil:    dieselben 
Privilegien,  die  den  Städten  Bedefreiheit  gewähren,  beschränken  oft,  vielleicht 
sogar  meistens   den   Waffendienst    auf  ein   Minimum    der   Landwehrpflicht. 
L.   hat  sich   wohl  von  einer  dunkelen  Erinnerung  an   etwas  ganz  anderes 
leiten   lassen:    an   die  Thatsache,   dass  Pflicht   zum  Reiterkriegsdienst  und 
Bedefreiheit  Korrelata  waren*.    Mindestens   ungenau   ist  der  Satz  (S.  33): 
„Etwa  von  den  Tagen  König  Heinrichs  L  an  wird  die  Errichtung  von  Stadt- 
burgen systematisch  betrieben.**     S.  36  bemerkt  L.,  seit  1190  habe  Ztttphen 


')  Meines  Ernchtens  geht  Harlosa  in  dieser  Hinsicht  etwas  zu  weit:  manche 
Namen  lassen  eine  andere  Deutung  au  als  er  sie  ihnen  gibt.  Allein  da»  ist  eine  Sacbo 
für  sich. 

«)  Vgl.  Zeitschrift  des  bergischen  Geschichtsvereins  Bd.  XXVI»  8,  la 


Literatur.  2dd 

„den  Namen  einer  Stadt"  gehabt.  Der  Leser  vermuthet,  L.  wolle  damit 
andeuten,  dass  es  eine  wirkliche  Stadt  noch  nicht  gewesen  sei,  und  andere 
seiner  Aeusserungen  bestärken  in  dieser  Vermuthung.  Bald  darauf  jedoch 
erklärt  L.:  „dieser  Versuch,  die  Erhebung  Zütphens  zum  Range  einer  Stadt, 
war  offenbar  geglückt".  Was  haben  nun  jene  vorhergehenden  Aeusserungen 
für  einen  Zweck?  Warum  sprach  L.  vorher  nur  von  dem  „Namen"?  Warum 
sagt  er  nicht  einfach  von  vornherein:  seit  1190  ist  Zütphen  Stadt?  Diese 
bei  L.  sehr  beliebte  Art,  die  Darstellung  auseinanderzuziehen,  der  völlige 
Mangel  an  Präzision  und  Eealistik,  trägt  wesentlich  dazu  bei,  die  Lektüre 
des  Buches  ungeniessbar  zu  machen.  —  S.  38:  „Die  Hauptmenge  der  Be- 
völkerung des  platten  Landes,  die  ein  besseres  Fortkommen  in  den  Städten 
erstrebte,  war  längst  von  den  geldernschen  und  kölnischen  Städten  aufige- 
sogen".  Wozu  diese  üebertreibung?  Das  „längst"  erhält  dann  noch  seine 
besondere  Illustration,  wenn  man  sich  vergegenwärtigt,  seit  wann  überhaupt 
jene  Städte  die  Bevölkerung  „aufsogen".  —  S.  61  meint  L.,  der  Erzbisehof 
von  Köln  habe  sich  „bedroht  gefühlt,  sobald  nur  das  Projekt  bekannt 
wurde,  Wesel  zum  Range  einer  Stadt  zu  erheben".  Als  Beweis  führt  er 
an,  dass  der  Erzbischof  am  23.  August  1241  —  im  September  wird  Wesel 
Stadtrecht  verliehen  —  die  Kaufleute  Dortmunds  auffordert,  die  Jahrmärkte 
in  Rees  (seiner  Stadt)  zu  besuchen.  Da  diese  Aufforderung  älter  als  die 
Stadterhebung  Wesels  ist,  so  ist  ein  Zusammenhang  hier  nicht  gerade  wahr- 
scheinlich. Sie  erklärt  sich  aber  auch  auf  andere  Weise  genügend.  Im  J. 
1240  hatte  nämlich  der  Erzbischof  der  Stadt  Rees  Jahrmärkte  verliehen*, 
und  damit  steht  es  offenbar  in  Zusammenhang,  dass  er  jetzt  die  Kaufleuto 
Dortmunds  (und  anderer  Reichsstädte)  auffordert,  die  neu  errichteten  Märkte 
zu  besuchen.  Angst  vor  der  Stadterhebung  Wesels  brauchte  da  gar  nicht 
mitzuwirken.  —  S.  385  finden  wir  das  seltsame  Urtheil:  „Die  Entwickelung 
der  Steuerverfassung  im  16.  Jahrhundert  gewährt  ein  trauriges  Bild  staat- 
licher Ohnmacht."  Ist  das  wirklich  das  Bild,  dass  sich  bei  der  Betrachtung 
der  klevischen  Steuergeschichte  dieser  Zeit  aufdrängt?!  Ebenda  behauptet  L., 
dass  der  Gesichtspunkt  „des  Bedürfnisses  des  Territoriums  .  .  .  vornehmlich 
von  den  Geschickten  der  Städte"  (auf  den  Landtagen)  vertreten  worden  sei. 
Vermag  er  bestimmte  Quellenangaben  anzuführen,  dass  die  Städte  hier  mehr 
als  andere  Stände  in  Betracht  kommen?  In  meiner  landständischen  Ver- 
fassung in  Jülich  und  Berg,  Bd.  II,  S.  58  ff.,  auf  die  er  sich  beruft,  steht 
davon  nichts.  Es  ist  ja  möglicherweise  so  gewesen,  wie  er  es  sich  denkt. 
Allein  in  einer  Monographie,  deren  Zweck  die  Ausschöpfung  eines  begrenzten 
Quellenmaterials  ist,  sollte  man  Verrouthungen,  zu  denen  dies  keinen  Anlass 
gibt,  vermeiden  *. 

»)  Liesegang,  Verfassung  von  Roog  S,  102.  L.  gibt  im  Regest  den  Inhalt  der 
Urkunde  nicht  richtig  an,  spricht  von  „Besttttigung  der  Einktintlo",  während  es  ganz 
deutlich  heisst:  stataimus  ipgo  opjiido  uundinHA. 

•)  Ich  korrigire  noch  ein  paar  unrichtige  Citato.  S.  79,  Anm.  4  lie«:  Lacomblet, 
Bd.  11,  Nr.  914;  a  81,  Anm.  8:  Lacomblet,  Bd.  II.  8.  142,  Anm.  1:  lK7ü  (Jahrbücher 
fttr  Nationalökonomie  Bd.  XXVII). 


240  Literatur. 

Sehr  interessanter  Stoff  hat  L.  für  die  Geschichte  der  ständischen 
Verhältnisse,  der  Einwanderung,  des  Bürgerrechts  zur  Verfügung  gestanden 
(vgl.  z.  B.  S.  145  ff.).  Obwohl  das,  was  er  in  dieser  Hinsicht  mittheilt, 
immerhin  dankenswerth  und  lehrreich  ist,  so  ist  doch  zu  bedauern,  dass  er 
hier  nicht  mehr  bietet.  Erstens  hat  er  nämlich  den  Gegenstand  nicht  im 
Zusammenhange  behandelt,  vielmehr  den  Stoff  auf  eine  Art,  die  man  fast 
kunstvoll  nennen  könnte,  ganz  und  gar  zerrissen,  bald  hier  bald  da  darüber 
gehandelt.  Zweitens  aber  hat  er  sein  schönes  Quelleiunaterial  anch  nicht 
genügend  ausgenuzt*.  Zu  bedauern  ist  femer  auch,  dass  er  auf  das  Ver- 
hältniss  von  Staat  und  Gemeinde  nicht  näher  eingeht'.  Gegenüber  solchen 
Mängeln  bildet  es  keinen  Ersat/:,  dass  er  in  modischer  Weise  von  „Kaaf- 
mannsrecht**  (S.  41,  43),  von  „Marktgericht"  (S.  433  f.)  spricht  —  um  so 
weniger  als  er  für  die  Berechtigung  der  Anwendung  solcher  Bezeichnungen 
Beweise  zu  erbringen  sich  nicht  bemüht*. 

Es  wäre  zu  wünschen,  dass  jemand  unter  Verwerthung  der  L.'schen 
Arbeit,  die  doch  wenigstens  auf  viel  interessantes  Material  aufmerksam 
macht  und  auch  sonst  viel  nützliches  enthält,  dasselbe  Thema  neu  be- 
arbeitete, die  vorliegende  Darstellung  berichtigte  und  verkürzte,  anderer- 
seits aber  auch  (sachlich)  erweiterte.  Als  Vorbild  könnte  dabei  die  Um- 
arbeitung dienen,  die  die  Köhnesche  Verfassungsgeschichte  von  Worms, 
Speier  und  Mainz  durch  Kolmar  Schaube*  erfahren  hat. 

Zunächst  und  vor  allem  aber  möchten  wir  dem  Wunsche  Ausdruck 
geben,  dass  L.  von  den  interessanten  Urkunden,  die  ihm  vorgelegen  haben, 
die  wichtigsten  durch  eine  Edition  der  allgemeinen  Benutzung  zugänglich 
mache. 

Marburg  i.  IL  O,  von  Beiow, 


>)  Eine  Anleitung  Air  die  Verwerthung  dieses  Mat«>rial8  hätte  ihm.  wemg»t<»ns  nacl» 
einer  sehr  wichtigen  Richtung  hin,  die  Arhtit  von  Knieke,  Die  Einwanderung  in  den 
West mi lachen  Städten  bis  14(K\  geboten.    Vgl.  auch  Ken t gen  a.  a.  O.  S.  161  flF. 

«)  Vgl.  neuerdings  hierzu  Wittich  S.  117  ft.  und  literarische«  Centralblatt  1*4«, 
Sp.  1231  f. 

*)  In  L.*s  Arbeit  über  die  Verfajisung  von  Rees  finden  sich  sehr  viel  irrig©  An- 
gilben Über  Spezialgemeinden  in  den  klevischen  Städten.  In  dem  vorliegenden  Buche 
steht  es  damit  besser.  Vgl.  zu  dieser  Frage  Ursprung  der  deutschen  Stadtverfeasung 
S.  79  flf.  und  Rietschel  a,  a,  O.  S.  109  f.  lieber  den  Wortzins  in  Kleve  s.  Biet  sc  hei, 
S.  133.  Zu  der  von  L.  wiederholt  benutzten  Publikation  von  Endrulat  tlber  die  nieder- 
rheinischen  Stildtesiegel  vgl.  die  eindrüigeude  Kritik  von  Diekamp  in  der  West- 
deutsehen Z«'itHohrift,  Jahrgang  isStt.  S.  270  ff.  Das  Stadtrecht  von  Dinslaken  datirt 
L.  unrichtig  auf  1270.  Es  ist  von  1273.  Siehe  die  neue  Edition  von  A.  Meister  in  den 
Annalen  des  historischen  Vereins  lllr  den  Niederrhein  Heft  H2,  S.  168  ff.  In  einem 
Xachtnig  weist  L.  noch  selbst  darauf  hin,  eitirt  aber  Meister  unrichtig.  Vgl.  «ucli  die 
ktlrzlicli  von  Harless  in  der  Zeitschrift  des  bergischen  Ge»chichtsverein«  Heft;  JW, 
S.  147  ff.  Iierausgegebenen,  von  L.  {vgl.  S.4H)  noch  nicht  benutzten  klevischen  Urkunden. 

*)  Vgl.  K.  Schaub«',  Zur  Entstehung  der  Stadt  Verfassung  von  Worms.  Sp<»ior 
und  Mainz.  Breslau  lH92.  —  Es  s»»ll  hiermit  selbstverstilndlich  nicht  bestritt^^n  wenlen, 
dass  die  Arbeit  Liesegangs  vor  der  Köhneschen  nmncherlei  Voretige  besitat. 


Literatur.  241 

2. 

Die  gottselige  Mutter  Franziska  Schervier,  Stifterin  der  Genossenschaft 
der  Armenschwestem  vom  hl.  Franziskus.  Dargestellt  in  ihrem  Leben  und 
Wirken  von  P.  Ignatius  Jeiler  0.  S.  Fr.,  Doktor  der  Theologie.  Mit  dem 
Bildniss  der  Seligen.  Zweite  verbesserte  Auflage.  Mit  Approbation  des  hochw. 
Kapitels -Yikariats  Freiburg  und  Gutheissung  der  Ordensobern.  Freiburg. 
Herder  1897.    8^.    XVI  und  574  S.« 

Mit  gerechtem  Stolz  rühmt  sich  die  Stadt  Aachen  ihrer  grossen  Söhne, 
des  Wirklichen  Geheimrathes  Alfred  von  Reumont  (1808—1887),  des  welt- 
bekannten Geschichtschreibcrs  der  Stadt  Eom,  dessen  Arbeiten  über  Italiens 
kirchliche  und  politische  Geschicke  einen  unvergänglichen  Schatz  des  reichsten 
Wissens  bergen,  sowie  des  ehemaligen  apostolischen  Vikars  von  Luxemburg, 
Bischofs  Johann  Theodor  Laurent  (1804—1884),  der  als  exakter  Theologe 
sein  Geschlecht  wie  ein  Saul  überragte*.  Aber  nicht  minder  ehrenvoll  und 
unauslöschlich  ist  das  Andenken,  welches  die  Aachener  Bürgerschaft  ihrer 
grossen  Tochter  Franziska  Schervier  bewahrt,  die  wie  ein  Engel  des 
Segens  helfend,  tröstend,  rettend  einhergegangen,  die  zahllose  Arme,  Kranke 
und  Elende  als  leibliche  und  geistliche  Wohlthäterin  gepriesen  haben  und  deren 
Käme  mit  der  Entwickelung  der  christlichen  Charitas  diesseits  wie  jenseits 
des  Atlantischen  Oceaus  unauflöslich  verknüpft  ist.  Mehr  als  zwanzig  Jahre 
sind  heute  seit  ihrem  Heimgange  verflossen.  Dieser  Zeitraum  erscheint 
umfassend  genug,  um  der  geschichtlichen  Forschung  die  Möglichkeit  einer 
vorurthcilsfreien  Prüfung  ihres  Lebens  und  Wirkens  zu  eröffnen,  ist  ander- 
seits aber  auch  nicht  so  gross,  dass  er  den  Biographen  des  Vortheiis 
berauben  könnte,  das  mündliche  Zeugniss  der  Genossinnen  und  SchtÜerinnen 
seiner  Heldin  in  seine  Darstellung  zu  verweben.  Es  ist  eine  Ehrensache  der 
Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins,  von  der  zweiten  Auflage  der 
Biographie  der  sei.  Franziska  Schervier  Eenntniss  zu  nehmen,  welche  eine 
über  die  Person  der  Heldin  selbst  weit  hinausgehende  Bedeutung  besitzt 
und  die  in  ihrem  vollen  Werthe  erst  dann  erfasst  werden  kann,  wenn  man 
die  geistesmächtige  Person  des  Biographen  selbst  ins  Auge  gefasst  hat. 

Ignatius  Jeiler,  ein  Sohn  der  rothen  Erde,  trägt  allerdings  das  bescheidene 
Kleid  des  heiligen  Franziskus,  aber  er  gehört  zu  den  namhaftesten  Theologen 
Deutschlands  und  Italiens  im  Ausgang  des  19.  Jahrhunderts  und  hat  bereits 
jetzt  seinen  Namen  leuchtend  in  die  Geschichte  der  Theologie  unserer  Zeit  ein- 
gegraben  als  oberster  Leiter  und  Mitarbeiter  an  der  neuen  kritischen  Ausgabe 
der  Werke  des  seraphischen  Lehrers  Bonaventura.   Die  grossartigen  Ergebnisse 


*)  Von  der  ersten  Auflage  orHohien  eine  englische  Ueberaotcong  unter  dem 
Titel:  The  Venerable  Motber  Frances  Schervier,  Foundn««  of  the  Congregntion  of  the 
Bisters  of  the  Poor  of  St.  Francis.  A  Sketch  of  hör  Life  and  Charaoter.  By  the  Rev. 
Ign»tias  Jeiler,  O.  8.  Fr.,  D.  D.  Authorised  Translation  by  the  Bov.  Bonaven- 
tare  Hammer,  O.  S.  Fr.,  With  a  Preface  by  the  Right  Rev.  C.  M.  Mat^,  Bishop  of 
Covinggton,  Ky.  St.  Louia.  Mo.    Herder  1W5.  H«,  pag.  XXVI,  492. 

*)  Karl  Möller,  Leben  und  Briefe  von  Johann««  ThecMlor  Laurent,  Titularbischof 
von  Chersones,  Apostolischer  Vikar  von  Hamburg  und  Luxemburg.   3  Bde.    Trier  UViB. 

16 


242  Literatur. 

der  Aristoteles-Philologie  in  nnsern  Tagen,  die  stets  fortschreitende  Kennt- 
nis« der  geistigen  Strömungen  im  Bereiche  der  jüdischen  und  arabischen  Welt 
des  Mittelalters,  als  deren  namhafteste  Gegner  Thomas  Ton  Aquin  und  Bona- 
ventura auftreten,  insbesondere  aber  die  Unsicherheit  und  Verwahrlosung  der 
Texte  in  den  bisherigen  Ausgaben  der  Werke  des  hl.  Bonayentura  mussten 
dem  General  des  Franziskanerordens  zum  Sporn  gereichen,  mit  Hülfe   der 
modernen  Kritik  eine  auf  eingehender  Prüfung  des  gesammten  Handschriften- 
schatzes beruhende  Neuausgabe  der  letztern  ans  Licht  zu  stellen.    Nachdem 
die  in   den   europäischen  Bibliotheken  beruhenden  Handschriften  vom  alten 
Armagh  in  Irland  bis  nach  Palermo,   und  von  St.  Petersburg  bis  Lissabon 
mit  einem  alles  Lob  übersteigenden  Fleiss  und  Erfolg  durch  den  italienischen 
Franziskaner  Fidelis  a  Fanna  untersucht  worden,  entstand  zu  Quaracchi  bei 
Florenz  das  eigens  zu  diesem  Zwecke  errichtete  Kolleg  vom  hl.  Bonaventura 
mit  eigener  Druckerei  und  Bücherei,  in  welcher  alsbald  das  grosse  Werk 
der  Nenausgabe  der  Schriften  Bonaventuras  seinen  Anfang  nahm. 

Bis  zum  heutigen  Tage  liegen  sieben  mächtige  Quartanten  vor  *,  die  in 
jeder  Beziehung  das  Staunen  der  betheiligten  wissenschaftlichen  Kreise  erregen. 
Musterhafte  kritische  Einleitungen  schildern  die  Bedeutung  und  die  Lage  der 
Handschriften  und  erläutern  die  sichern  und  einschneidenden  Editionsgrund- 
sätze det  Herausgeber.  Jede  Stelle  der  heiligen  Schrift  und  der  alten  Philo- 
sophen ist  mit  peinlichster  Gewissenhaftigkeit  verificirt.  Die  gewaltige  Summe 
von  Arbeit,  welche  schon  dieser  eine  Punkt  verlangte,  kann  nur  deijenige 
erfassen,  welchem  bekannt  ist,  dass  die  mittelalterlichen  Theologen  mit  den 
klassischen  Philosophen  des  Alterthums,  der  heiligen  Schrift  und  den  Werken 
der  Kirchenväter  auf  das  Innigste  vertraut,  durchgehends  dieselben  aus  dem 
Gedächtnisse  citiren.  Mit  dem  Vorzug  philologischer  Genauigkeit  und  kritischer 
Methode,  durch  deren  strenge  Handhabung  sämmtliche  als  unecht  erkannte 
Werke  des  seraphischen  Lehrers  ausgeschieden  wurden,  paart  sich  dann  ein 
seltener  Reichthum  von  Anmerkungen  und  Scho  ien  theologischen  und  philo- 
sophischen Inhalts,  welche  die  Stellung  Bonaventuras  im  mittelalterlichen 
Geistesleben,  seine  Thätigkeit  als  Professor  an  der  Hochschule  in  Paris  und 
die  Fortschritte  der  Theologie  im  13.  Jahrhundert,  an  denen  er  so  hervor- 
ragend betheiligt  war,  darlegen.  Einzelne  dieser  Schollen  besitzen  sogar  den 
Werth  förmlicher  Abhandlungen  über  Detailfragen,  welche,  wie  das  blendende, 
aber  unberechtigte  System  des  Ontologismus,  erst  durch  Malebranche  im  17., 
durch  Antonio  Rosmini  im  19.  Jahrhundert  zu  Bedeutung  gelangt  sind,  zu 
Bonaventuras  Zeit  aber  schon  in  ihren  zarten  Wurzeln  sich  kundgeben. 


*)  Doctoris  seraphici  Sancti  Bonaventnrae  S.  R.  E.  Episoopi  CardinaÜB  opera  omnia. 
lossu  et  auctoritat«  Beverendissimi  P.  Bemardini  a  Porta  Bomaüno  totios  ordinia  Mino 
rum  8.  P.  Fraocisoi  miniBtri  generalis  edita  studio  et  exira  P.  P.  ooUeg^i  a  «.  Bonaventara 
ud  plurimos  Codices  mss.  emendata,  aneodotis  aucta,  prolegomenis,  soholüs  Doüjsque 
illustrata.  Ad  Claras  Aquas  (Quaracchi)  prope  Florentiam  ex  typograpbia  CoUegii  o. 
Bonaventurae  4»,  vol.  I  (1882),  pag.  LXXXVI,  870;  vol.  U  (1885),  p.  XH,  1088;  voL  m 
IHH7).  p.  X,  906;  vol.  IV  (IJ«?),  p.  Vm,  1067;  vol.  V  (1891),  p.  LXIV,  606;  vol.  VI  (18B8), 
p.  XXVH,  040;  vol.  VII  (1896),   p.  XVin,  868. 


Literatur.  243 

Ein  Mann  von  der  Geistestiefe  und  klassischen  Gelehrsamkeit  .Teilers 
war  wie  kein  anderer  zur  allseitigen  Erfassung  der  mystisch  beanlagten 
Tochter  der  Stadt  Aachen  befähigt.  Seiner  Aufgabe  hat  er  sich  in  ebenso 
korrekter  wie  yolksthttmlicher  Weise  erledigt.  Als  Quellen  dienten  ihm  die 
Chronik  des  Ordens,  die  Aufzeichnungen  der  Mutter  Schervier  sowie  ihr 
reicher  Briefwechsel  mit  Personen  aller  Klassen  der  Gesellschaft.  Auch 
Jeiler  selbst  war  es  beschieden,  Franziska  Schervier  in  den  letzten  acht  Jahren 
ihres  Lebens  näherzutreten,  „doch  nicht  als  ihr  Beichtvater  und  Seelenführer". 
Nur  bei  der  endgültigen  Redaktion  der  Regeln  ihrer  Genossenschaft  hat 
Jeiler  ihr  zur  Seite  gestanden  und  ausserdem  bei  Gelegenheit  der  Abhaltung 
geistlicher  Hebungen,  die  er  im  Mutterhause  leitete,  Beziehungen  zu  ihr 
gepflogen.  Gerade  dieses  Verhältniss  zu  Franziska  Schervier  befähigte  Jeiler 
eine  Arbeit  zu  liefern,  welche  durch  die  Objektivität  der  Auffassung,  lichtvolle 
Anordnung  des  Stoffes,  sowie  durch  die  edle,  allgemein  verständliche  Dar- 
stellung eine  wahre  Bereicherung  der  hagiographischen  Literatur  unserer 
Zeit  bildet. 

Ein  besonderer  Vorzug  dieser  Lebensbeschreibung  dünkt  uns  die  auf  den 
Schriften  des  hl.  Bonaventura  beruhende  Würdigung  der  von  Jahr  zu  Jahr  sich 
kräftiger  ausgestaltenden  mystischen  Geistesrichtung  Franziska  Scherviers, 
welche  den  Feuerherd  bildete,  aus  welchem  ihr  thätiges  Leben  seine  Nahrung 
sog.  Weit  entfernt,  in  dem  Verfahren,  das  Detail  der  Einzelerscheinungen 
im  Lichte  der  letzten  und  höchsten  Prinzipien  aufzufassen,  irgend  einen 
Nachtheil  zu  erblicken,  wird  jeder  tiefer  angelegte  Beurtheiler  darin  eine 
Lichtseite  der  Darstellung  schauen. 

Was  den  Inhalt  der  Biographie  betrifft,  so  ist  derselbe  geeignet,  auf 
jeden  Leser  von  unverdorbenem  Gemüth,  er  mag  einem  Bekenntniss  oder 
einer  Weltanschauung  wie  immer  angehören,  den  tiefsten  Eindruck  hervor- 
zurufen. Die  in  bequemen  Lebensverhältnissen  aufgewachsene  Jungfrau  sehen 
wir  aus  dem  Vaterhause  sich  losreissen,  um  die  Armuth  Christi  und  seines 
treuen  Dieners  Franziskus  zum  Erbtheil  ihres  Herzens  sich  zu  wählen  und 
mit  deren  kostbaren  Gaben  Gott  und  dem  Nächsten  Dienste  zu  leisten. 
Bauhe,  harte,  für  den  natürlichen  Menschen,  insbesondere  für  das  zartbesaitete 
Herz  einer  feingebildeten  Jungfrau  abstossende  Arbeiten  zu  Gunsten  der 
Armen  und  Elenden  zu  verrichten,  und  zwar  mit  einer  an  Heldenmuth  grenzen- 
den Unverdrossenheit  und  Ausdauer,  war  fortan  das  Tagewerk,  in  welchem 
Franziska  Schervier  zur  Ordensstifterin  heranreifte. 

In  der  St.  Paulskirche  zu  Aachen  fand  am  12.  August  1851  die  erste 
feierliche  Einkleidung  statt,  nach  welcher  die  Entwickelung  der  Genossen- 
schaft unaufhaltsam  fortschritt,  so  dass  die  Statuten  1865  die  Genehmigung 
der  erzbischöflichen  Behörde  in  Köln  und  dann  die  Bestätigung  des  päpst- 
lichen Stuhles  erlangten. 

Eine  Bestimmung  der  Regeln  der  Aachener  Armenschwestem  vom 
hl.  Franziskus  ist  geeignet,  die  Aufmerksamkeit  der  Kanonisten  wie  der 
Sozialpolitiker  zu  fesseln.  Franziska  Scherviers  ideale  Geistesrichtung  drängte 

16* 


244  Literatur. 

zu  vollständigster  Beobachtung  der  Armuth,  in  welcher  sie  ein  Hauptmittel 
zur  üeberbrückung  der  sozialen  Gegensätze,  wie  sie  in  unserem  Zeitalter 
mit  erschreckender  Scbrofifheit  sich  ausgebildet,  mit  feinem  Blick  erkannte. 
Entgegen  dem  Dekrete  des  Allgemeinen  Konzils  von  Trient  (1546 — 1563), 
welches  allen  Orden,  ausgenommen  die  Franziskaner  von  der  strengen  Obser- 
vanz,  den  Besitz  von  Liegenschaften  und  festen  Einkünften  gestattet,  nahm 
Franziska  Schervier  in  ihre  Satzungen  die  Bestimmung  auf,  ihre  Genossenschaft 
als  solche  dürfe  festes  Einkommen,  sei  es  aus  Immobiliei},  sei  es  aas  festen 
Kapitalien,  nicht  besitzen.  Von  manchen  Freunden  der  Stifterin  beanstandet, 
dagegen  vom  heiligen  Stuhl  genehmigt,  hat  diese  Uebung  der  äusserstea 
Armuth  sich  in  der  Hand  der  göttlichen  Vorsehung  als  ein  Mittel  bewährt, 
das  Aufblühen  der  Armenschwestern  vom  hl.  Franziskus  in  Aachen  in  zwei 
Welttheilen  unaufhaltsam  zu  fördern.  Gerade  dort,  wo  das  moderne  Leben 
auf  dem  Gebiete  der  Gütererzeugung  seine  höchsten  Triumphe  feiert,  in  den 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika,  haben  die  Aachener  Franziskanerinnen 
die  herrlichsten  Erfolge  in  der  Pflege  der  Kranken  in  Hospitälern  und  in 
Privatwohnungen  bis  zur  Stunde  erzielt.  Zweimal  hat  Franziska  Schervier  sich 
den  Mühen  der  Oceanreise  unterworfen,  um  sich  an  Ort  und  Stelle  von  dem 
gesegneten  Wirken  ihrer  geistlichen  Töchter  zu  überzeugen.  Die  Thätigkeit 
der  letzteren  in  den  Krankenhäusern  der  Union  hätte  P.  Jeiler  bei  der  Fülle 
des  vorhandenen  Materials  eingehender  behandeln  dürfen.  Zur  Ergänzung 
seiner  Darstellung  erlaube  ich  mir  auf  den  unten  bezeichneten  Artikel 
hinzuweisen  ^ 

Die  Feldzüge  von  1866  und  1870  eröffneten  der  Stifterin  und  ihrer 
Genossenschaft  ein  neues  Feld  der  Thätigkeit  und  brachten  sie  in  Beziehungen 
zu  Ihrer  Majestät  der  hochseligen  Kaiserin  und  Königin  Augusta,  deren 
Briefe  an  Franziska  Schervier  aufs  neue  einen  Blick  in  das  edle  Herz  der 
hohen  Gönnerin  und  deren  ausserordentliche  Werthschätzung  unserer  Ordens- 
frauen gestatten.  Dass  die  Medizinalpersonen  der  Stadt  Aachen,  welche  ihr  Beruf 
Franziska  Schervier  näher  brachte,  die  tiefste  Verehrung  für  sie  hegten,  ist  auf 
vielen  Seiten  der  Biographie  bezeugt  Es  waren  das  in  ihrer  Wissenschaft 
bedeutende  Männer,  zum  Theil  Charakterköpfe  von  scharf  umrissener  Gestalt ; 
der  Chemiker  und  Apotheker  Johann  Peter  Joseph  Monheim  (1786—1855), 
hochverdient  um  die  Untersuchung  unserer  Thermalquellen,  wie  als  Stifter 
des  St.  Vinzenzspitals;  der  Geheime  Sanitätsrath  Dr.  Gerhard  Schervier 
(1821  —  1892),  der  Jahrzehnte  lang  der  Genossenschaft  seine  Dienste  zur 
Verfügung  stellte  und  deren  Stifterin,  seiner  Verwandten,  in  der  letzten 
Krankheit  beistand;  Dr.  Heinrich  Hahn,  als  medizinischer  Schriftsteller  und 
geistvoller  Verfasser  einer  trefflichen  Geschichte  der  katholischen  Missionen 
bekannt  (1800—1882)*,   welcher  ihr  Andenken  und  ihre  Verdienste  in  der 

>)  A.  Beilesheim,  Die  heutigen  Bestrehangen  der  deut«chen  Katholiken  «uf 
dem  Gebiete  der  auswärtigen  Missionen  in  der  Zeitsohrüt  der  Katholik,  MainB  1805, 
Bd.  II,  S.  iiS  ff.,  insbesondere  S.  372  ff. 

•)  Joseph  Spillmann  8.  J.,  Dr.  Heinrioh  Hahn,  Lebensbild  eines  »eelenelfirigen 
Arztes.    Freibarg  1882. 


Literatur.  245 

Sitzung  der  Stadtverordneten  feierte,  endlich  Dr.  Debey  (1815—1884)',  welcher 
mit  dem  Ruf  eines  Heilkundigen  die  Ader  eines  tiefsinnigen  Dichters  paarte. 
Die  Beziehungen  der  Mutter  Franziska  Scherrier  zum  Erzbischof  Paulus  MeU 
chers  von  Köln  und  zum  Bischof  Laurent  in  Aachen  bekunden  die  ausser- 
ordentliche Werthschätzung  dieser  Prälaten  fttr  eine  Frau,  welche  die  hohen 
Ideale,  die  beide  Kirchenfürsten  anstrebten,  in  dem  der  Frauenwelt  vom 
Christenthum  zugewiesenen  Kreise  zu  erreichen  suchte.  Für  die  höchst  be- 
deutsame, Lob  und  Tadel  gerecht  vertheilende  Charakteristik  der  Verblichenen, 
sowie  für  die  feinsinnige  Schilderung  ihres  anmuthenden  Jugendlebens  sei 
der  Leser  auf  das  Buch  selbst  verwiesen.  Dass  dasselbe  für  Vorstände 
weiblicher  Orden  eine  Fülle  der  fruchtbarsten  Winke  enthält,  braucht  hier- 
orts nur  angedeutet  zu  werden. 

In  erster  Linie  für  innerkirchliche  Kreise  verfasst,  ist  die  gehaltvolle 
Biographie,  welche  andere  Leistungen  verwandten  Inhalts  bedeutend  über- 
ragt, zugleich  geeignet,  das  Interesse  des  Staatsmannes,  des  Sozialpolitikers, 
insbesondere  aber  dasjenige  des  Lokalforschers  zu  erregen.  Dem  letztern 
wünschen  wir  sie  auf  das  angelegentlichste  und  wärmste  zu  empfehlen. 

Aachen,  Alphona  Belleaheim, 


>)  Dr.  Debey,  vgl.  Zeitschrift  des  Aachener  Qesohichtsvereins  Bd.  IX.  S.  213. 


Druck  von  Herrn.  Kaatzer  in  Aachen. 


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